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irmgard05 30.07.2007 18:31

Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Hallo zusammen!
Ich habe nun keine Vorstellung, ob euch ein solches Thema, wie es mir vorschwebt, überhaupt interessiert. Nun ja, es wird sich herausstellen.
Ich frage mich häufiger, wie gestalten Menschen, die in einer vergleichbaren Situation wie ich durch ihre Erkrankung leben, ihren Alltag. Wie sind sie mit der Situation umgegangen aus ihrem Beruf zeitweilig oder ganz ausscheiden zu müssen ; mit der Situation ihren Aufgaben in der Familie nicht mehr gewachsen zu sein oder sie nicht mehr so auszufüllen wie vorher; wie gestaltet ihr heute euren Alltag, den Alltag mit mehr oder weniger großen Einschränkungen; banale Dinge wie euch selbst das Essen zu machen, wenn es manchmal schwer fällt überhaupt was zu essen;Haushaltführen; existentielle Dinge wie das Leben in der Partnerschaft, das sich ja doch oft anders darstellt als vorher. Gibt es neue Lebensinhalte? Wie geht ihr mit den kleinen und den ganz großen Tiefs um, den schwarzen Zeiten? Habt ihr Tage an denen die Gedanken nur um die Erkrankung kreisen, wie löst ihr euch daraus? Wie geht ihr mit den Zukunftsgedanken um, eurer eigenen und denen von Familienmitgliedern oder Freunden? Wie begegnet ihr Bekannten, Freunden, die sich nicht offen trauen(?) mit euch zu sprechen, die so tun, als sei alles so wie früher?
Wie geht ihr mit den ganz konkreten Problemen und Problemchen um, die durch Op oder Chemo/Bestrahlung entstanden sind. Welche habt oder hattet ihr? Was hat sich gebessert? Gibt es Dinge, die sich verschlechtert haben?
Wie verschafft ihr euch Positives? Bedeutet Glück heute etwas anderes als vorher, habt ihr euch verändert?
Ich denke, ich habe nur einige Punkte angesprochen, es gibt noch eine Vielzahl von Gesichtspunkten, die im Leben eines Erkrankten und dann erfolgreich Behandelten( ich sehe mich als erfolgreich behandelt, denn ich lebe und das eigentlich nicht schlecht) eine Rolle spielen, große oder kleine. Vielleicht lässt sich hier doch einiges Hilfreiche aus der Sicht der Betroffenen austauschen, auch, wenn unsere Situationen sicher sehr unterschiedlich sind.

Ich würde mich freuen, wenn einige von euch hier einen Beitrg schreiben würden! Mit lieben Grüßen Irmgard

ulla46 30.07.2007 23:37

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Liebe Irmgard,
ich finde dieses Thema sehr interessant, da ich mich selbst auch immer wieder frage, wie es anderen wohl nach Abschluss der Therapien geht, was sich ändert usw.
Ich versuche also mal auf einige deiner Fragen einzugehen. Grundsätzlich kann ich sagen, dass in meinem Lebens fast nichts mehr so ist wie vor der Krankheit, was aber nicht negativ ist! Mir war sehr schnell klar, dass ich in dem Falle, dass ich das alles überleben würde, vieles ändern würde. Ich hatte ja im KH Zeit genug darüber nachzudenken, warum mein Immunsystem wohl so versagt hat. Was hat mich so belastet? Ein Hauptübeltäter war schnell gefunden: Stress. Ich bin freiberuflich tätig, war viel unterwegs, musste mich immer um Aufträge bemühen usw. Das alles hat mir aber Spass gemacht, deshalb habe ich das nicht als belastend empfunden, nur mein etwas erhöhter Blutdruck sprach eine andere Sprache. Als Konsequenz habe ich meine berufliche Tätigkeit sehr stark eingeschränkt, anfangs auch notgedrungen, da ich durch mein "Chemohirn" für einen Text erschreckend viel länger brauchte als vorher. Das 2. war die Trennung von einem alkoholkranken FReund, der mich mit seiner ewigen Lügerei und was sonst so alles mit Alkoholismus zusammenhängt, über Jahre zur Verzeiflung gebracht hat. Ich habe mir prof. Hilfe geholt, um das zu bewältigen.
Psychologisch hat mir sehr geholfen, dass ich immer Tagebuch geführt habe (daraus wird bald eine Homepage) und eine private "Selbsthilfegruppe" von FRauen, die auch gerade eine Therapie beendet hatten.
Im ersten Jahr hatte ich, nachdem es zuerst in jeder Beziehung steil bergauf ging, jede Menge körperlicher und seelischer Probleme. Alles kreiste eigentlich um die Angst vor einem Rezidiv. Geholfen haben da die Gespräche mit den anderen betroffenen Frauen, denen es genauso ging und die Ablenkung mit meinem Enkelkind. In den eher "schwarzen" Zeiten habe ich mich sehr zurückgezogen, viel gelesen, spazieren gegangen usw. und gewartet, dass diese Zeit vorbei ging. Außer Geduld hat mir da nichts geholfen und bei gut gemeinten Ratschlägen bin ich aggressiv geworden!. Aber das waren manchmal schon sehr heftige Durchhänger! Heute ist die Angst vor einer neuen Erkrankung zwar da, aber sehr im Hintergrund, da ich wenig Beschwerden habe, die mir Angst machen könnten. Ich kann alles essen, sehr langsam natürlich. Sehr selten ( wenn ich mal hastig geschluckt habe) bleibt mal ein Stückchen hängen, das dann nicht runter, aber auch nicht oben raus will. Das ist unangenehm, aber es geht ja irgendwie vorbei.
Sichtbare Folgen der Strahlentherapie ist mein "Schlaffhals", also da bin ich um 20 Jahre gealtert!
Zu den Änderungen in meinem Leben gehört auch, dass ich mir keine großen Ziele mehr stecke, nichts großartig plane, sondern die Dinge auf mich zukommen lasse. Da ich jetzt nur noch wenige Verpflichtungen habe und Single bin, kann ich das tun, worauf ich gerade Lust habe und das ist ein echter Luxus.
Ein absoluter Lichtblick ist mein Enkelkind, das mir mein Lachen wieder geschenkt hat. Ich verbringe viel Zeit mit ihr, was mir sehr viel Sinn und Glück schenkt. Dagegen habe ich Probleme bei Geselligkeiten, die ich früher sehr geliebt habe. Nach etwa 2 Stunden kommt bei mir ein Punkt, wo ich alles nur noch als anstrengend empfinde und mich verdrücke, wenn es geht. Kennt das auch jemand??? MIch irritiert es. Auch so mancher Kleinkram im Haushalt fällt mir recht schwer und so insgesamt gesehen fühle mich schon so um 10 Jahre gealtert.
Was ich als sehr positiv empfinde, ist, dass meine Familie sehr viel enger zusammengerückt ist. Sie ist mir auch viel wichtiger geworden.
Mitterweile sind seit der Diagnose ja mehr als zwei Jahre vergangen. Mein Optimismus hat sich wieder gemeldet und ich danke Gott jeden Abend dafür, dass ich soviel Glück im Unglück hatte und das bitte noch lange anhalten möge.
So, das fiel mir zum THema ein und ich hoffe, es ist nicht zu wirr!
Ulla

irmgard05 31.07.2007 20:23

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Hallo zusammen! Hallo Ulla, schön, dass du geschrieben hast. Ich denke, deine Antwort ist nicht wirr, es ist halt schwierig all die Dinge, die einem durch den Kopf gehen zu ordnen. Das fiel mir auch sehr schwer, daher die Vielzahl von Fragen.
In meinem Leben hat sich auch recht viel gändert, allein durch die Tatsache, dass ich aufgehört habe zu arbeiten. Es ist mir schwer gefallen, auch, wenn ich sagen muss, dass ich nicht alle Aspekte meines Berufes gerne hatte, ich hatte schon mal drüber nachgedacht früher aufzuhören. Es aber aus finanziellen Überlegungen nicht weiter angegangen. Fehlendes Gehalt, 100% selbstversichern, das hätten wir nur schwer über einige Jahre schaffen können, insbesondere ,da 2 unserer 3 Kinder noch in der Ausbildung sind. Jetzt bin ich endgültig pensioniert,vom Personalrat verabschiedet(bei mir zu Hause) und habe meine Schlüssel abgegeben und auch einen kleinen, spontanen Miniausstand gegeben. So richtige Verabschiedung usw. hätte ich nicht ausgehalten.Ich bin aber froh, dass es jetzt endlich einen Abschluss gefunden hat. Mein Mann arbeitet noch bis Ende Januar und er hat sich ,glaube ich , auch mittlerweile damit arrangiert. Der Kontakt zu den Menschen fehlt mir- und er fehlt mir auch nicht. Ich freue mich, wenn ich Kollegen -ehemalige geht mir noch schwer über die Lippen/Finger- treffe und sie gehen mir nach einer Weile auf die Nerven, ich möchte eigentlich nur noch gehen. Ich denke, das liegt mit daran, dass man eben doch nicht mehr dazu gehört. Die Gespräche sind einem irgendwie doch alle bekannt, und ich fühle mich nicht mehr dazugehörig. Berufsgruppen neigen dummerweise dazu unter sich zu bleiben. Das rächt sich jetzt in gewisser Weise. Es geht mir aber auch bei ganz anderen Anlässen so.
Der Haushalt ist etwas was mir anfangs unendlich schwer gefallen ist. Natürlich wurde mir geholfen, von allen. Außerdem ist unsere ehemalige Kinderfrau immernoch als Haushaltshilfe gekommen, sie ging auch 1x die Woche zu meiner Schwiegermutter. Jetzt möchte ich das langsam ganz auslaufen lassen, ich brauche es ja nicht wirklich ,da sie selbst nicht gesund ist( sie wurde vor ca 12 Jahren an Gebärmutterkrebs operiert und hat jetzt einen extremen Lymphstau in einem Bein und kann eigentlich nicht mehr, aber sie will nicht nur zu Hause sein, denn ihr Mann ist auch krank/Dialyse). Aber, wenn man immer Haushalt und Beruf hatte, man gewohnt ist für einen 5Personenhaushalt zu sorgen, fällt es schon schwer zu sehen, dass Kochen plötztlich Schwerstarbeit ist, Wäsche und all diese Dinge.
Es hat eine Zeit gegeben, da sind mein Mann und ich fast jeden Tag essengegangen, nichts Besonderes oft bei Karstadt, ich meist eine Suppe mit meinem Zusatzpulver, weil für mich das der bessere Weg war. Kochen und dann selbst essen ging für mich zeitweilig gar nicht. Und fürs kochen war ich immer zuständig, daran hat sich nichts geändert. Wenn mein Mann "kocht", gibts was vom Imbiss o.ä.. Nicht schlimm, ist halt so.
Mein Schlafbedürfnis war lange enorm. Seit etwa 5-6Monaten bessert es sich deutlich, wie ich auch bei einigen anderen Dinge feststelle.
Das Gedankenkreisen gehört auch dazu. Lange Zeit war ich kaum in der Lage Abstand zu gewinnen, das Zentrum war Krebs. Ist es auch jetzt bis zu einem gewissen Grad, aber nicht mehr so absolut beherrschend!
Mir ist es noch nicht gelungen einen wirklich neuen Lebensrythmus zu finden, Dinge zu finden, die neue Lebensinhalte, neue Gedankengänge...wie soll ich es sagen? Früher hatte ich mir vorgenommen, ehrenamtliche Tätigkeiten aufzunehmen, wenn ich nicht mehr berufstätig bin. Heute? Zunächst war es so, dass das gar kein Thema sein konnte, war nicht zu schaffen, ich hatte genug mit mir selbst zu tun, dann habe ich immer das Gefühl dafür nicht verlässlich(gesundheitlich) genug zu sein. Dann hatte ich Dinge ins Auge gefasst, die für mich schlicht und einfach zu schwer waren, d.h. ich bin nicht realistisch genug daran gegangen. -Ich dachte, ichkönne Gebärdensprache lernen und damit etwas Sinnvolles zu tun. Damit hatte ich mich überfordert. Manchmal habe ich den Eindruck, dass ich ein halbes Jahr nach der Op mehr Elan hatte etwas Neues anzugehen, als heute. Damals dachte ich auch, ich könne wieder arbeiten, ich habe z.B. mehr Sport gemacht als heute.
Es gäbe noch viel, aber das solls für heute sein.
Morgen fahren wir nach Hannover zu "Porgy and Bess" ,ich freu mich drauf! Liebe Grüße Irmgard

jani1944 03.08.2007 00:41

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Hallo Ulla und Irmgard,
schön das diese Themen hier zur Sprache kommen. Eure Beiträge finde ich schon interessant. Ich leide zur Zeit an Zeitmangel. Deshalb werde ich vielleicht in 2 - 3 Monaten etwas dazu sagen. Nur in Kurzform, auch ich bin noch berufstätig und bis zu meiner Berentung ist es max. noch 2 Jahre. Ich habe ebenfalls mein Leben lang gearbeitet. Für mich wäre ein "Nur-Hausfrauendasein" nichts gewesen. Damit will ich das nicht abwerten. Es ist mir klar, daß jemand mit mehreren Kindern durchaus genug zu arbeiten hat. Aber ich brauchte u.a. immer den Kontakt mit Menschen. Habe mir schon seit einigen Jahren über mein zukünftiges "Rentnerdasein" Gedanken gemacht. Aber durch die Krankheit meines Mannes wird meine Zukunft wohl etwas anders aussehen. Für mich steht jedenfalls fest, daß ich verschiedene Sachen noch machen möchte. Zur Zeit beschäftige ich mich mit "Ernährungsfragen". Habe schon einige Kurse absolviert. Außerdem schwebt mir vor meine Englischkenntnisse zu vervollständigen und wenn es die Gesundheit meines Mannes erlaubt, viele Reisen durchzuführen. Ich wandere gerne und Natur ist für mich sehr wichtig. Desweiteren will ich mich karitativ beschäftigen, evtl. Vorträge über Ernährung in Volkshochschulen halten, oder als Gasthörer an der Uni "Psychologie " studieren. So genau weiß ich es noch nicht. Aber zu Beginn meines Rentnerdaseins werde ich mich erstmal von dem "Stress" der letzten Jahre erholen. Was meinen Bekanntenkreis anbelangt, bin ich kritischer geworden. Mich stören die "Oberflächlichkeiten". Auch hier will ich in Zukunft manches verändern. So, nun habe ich doch mehr geschrieben als ich wollte.
Ich wünsche Dir, liebe Irmgard eine schöne Zeit in Hannover.
Liebe Grüße
Jani

Jen 03.08.2007 13:45

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Hallo,

dieses Thema anzusprechen finde ich sehr gut. Ich kann zwar "nur" aus der sicht eines Angehörigen sprechen, aber auch ich merke die enormen Auswirkungen des SPK auf das Leben meiner Eltern nach der OP!!! Es ist jetzt gut 3 Monate her, dass mein Vater operiert wurde und nichts ist mehr wie es vorher war. Der Krebs bzw. "kein Krebs" jetzt nach der OP bestimmt das ganze Leben meiner Eltern. erst jetzt, drei Monate nach dieser wichtigen OP kommen besonders bei meiner Mama viele Dinge hoch. Sie ist in den letzten Monaten sehr tapfer gewesen und hat immer "funktioniert" ist 24 Stunden am Tag für meinen Vater dagewesen. Jetzt kommt die Zeit, wo der Altag meine Eltern einholt, aber nicht der normale Altag, wie es vor der Krankheit war, sondern ein ganz neuer Altag, der sich um Kalorien, Blutuntersuchungen und die geplante Reha dreht, die in knapp drei Wochen ansteht...Beide sind nervlich ziemlich am Ende und streiten sich oft wegen unwichtiger Kleinigkeiten, das macht mir große Sorgen :(
Ich würde mir wünschen, dass auch meine Eltern psychologische Betreuung annehmen würden, aber mein Vater blockt ziemlich schnell ab, wenn wir so etwas ansprechen. Ich bin davon überzeugt, dass es beiden, meiner Mutter und meinem Vater seht helfen würde, mit der Sitaution besser umzugehen.
Mein Vater ist gerade 47 (er wird am Montag 48 Jahre) und es steht noch absolut in den Sternen, ob er überhaupt wieder arbeiten kann - das hat ihn vor einigen Wochen total aus der Bahn gehauen...doch auch darüber will er eigentlich nicht reden, nicht mit meiner Mutter und mir und schon gar nicht mit einer fremden Person!
Ich finde es ganz toll, wie Du, Irmgard und Ulla euer Leben nach dem SPK in die Hand genommen habt - ich hoffe, dass mein Vater auch irgendwann da hin kommt, sein Leben so wie es jetzt ist zu akzeptieren und das beste daraus zu machen!!!

Alles Liebe

Jen

irmgard05 03.08.2007 19:54

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Hallo zusammen, hallo Jen, ganz kurz nur etwas zu den "Streitereien". Deine Eltern sind gezwungen sich vollständig neu zu orientieren. Das lief auch bei uns nicht ganz reibungslos ab. Besonderes Problem ist die doch sehr unterschiedliche Belastung von Angehörigem und Selbstbetroffenem. Die Fixierung auf diesen neuen Lebensinhalt, die unterschiedlich bei jedem gesehen und erlebt wird. Alte Spannungen bekommen eine oft vollständig neue Rolle.
Ein Problem war z.B., ich wollte in eine Form Alltag zurückkehren, dass zog nach sich, dass ich diesen Arztterminen einen nicht so hohen Stellenwert wie mein Mann einräumen wollte. Er wollte mich unterstützen, mir helfen, immer mitgehen (auch um es selbst verarbeiten zu können), ich wollte Alltag, ich wollte ,dass er nur zu Terminen mitkommt zu denen auch wirklich Gespräche stattfanden. Daraus resultierte, dass er sich zurückgestoßen fühlte. So wars nicht gemeint, aber es war notwendig, dies auszutragen, auch wenn es anstrengend war. Ich denke nach fast 2Jahren haben wir da einen vernünftigeren Umgang für uns beide gefunden, selbst wenn dies Thema immer mal wieder auftaucht- in unterschiedlichem Gewand. Ich habe an anderer Stelle einmal versucht, das Spannungsfeld Angehörige/Betroffene zu diskutieren. Leider nicht mit großem Erfolg. Ich glaube fast, es ist zu schwierig. Man wird so leicht missverstanden, die eigenen Gedanken sind schwer so zu formulieren. Ich hoffe, es ist jetzt nachvollziehbar, was ich meine.
Mein Mann hat ein Einzelgespräch mit einer Psychologin abgelehnt, ich ein Paargespräch, während ich das Einzelgespräch gesucht habe. Je weiter Gesprächspartner emotional von mir entfernt waren (z.T. sind), desto leichter sind Gespräche für mich. Es bessert sich aber.
Bei dem Partner und dem Betroffenen greift eine extreme Anspannung und Erschöpfung. Deine Eltern brauchen jeder für sich und gemeinsam Zeit.
Ich weiß, dass ich phasenweise begriffen habe, warum sich Menschen in solch schwierigen Zeiten trennen. Und diese Trennung geht nicht immer von dem Partner aus- wie dann sooft mit erhobenem Zeigefinger gemeint wird.
Vielleicht hilft es ein bisschen einen Teil der Schwierigkeiten zu verstehen.
Liebe Grüße an alle auf diesem nicht einfachen Weg Irmgard

ulla46 03.08.2007 22:42

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Liebe Irmgard,
ich hatte gestern ein Erlebnis, das mich sehr irritiert hat. Da meine ältere Tochter im September heiratet, brauchte ich noch etwas zum "Aufstylen" und bin nach Düsseldorf mit der S-Bahn gefahren. Es war das erste Mal seit meiner Krankheit, dass ich überhaupt Lust auf diese Art Shopping hatte. Als ich in D´dorf ankam, passierte es. Ich ging durch den Bahnhof und bekam eine regelrechte Panikattacke wegen des Lärmpegels und der vielen Menschen, die mich auch anrempelten. Als ich endlich draußen war, musste ich mich erst einmal hinsetzen und tief durch atmen. Meine Lust auf Shopping war dahin, es wurde eine Kurzfassung, und ich bin schnell wieder nach Hause gefahren und war fix und fertig. Also ich weiß jetzt, was das Wort Reizüberflutung zu bedeuten hat. Gibt es eine Ursache für die Reaktion? Keine Routine mehr bei Reizen? Alterserscheinung (bin ja auch jetzt 60)? Chemofolgen? Größere Sensibilität?
Kennst du sowas auch???

Hallo Jen,
Irmgard hat ja sehr gut erklärt, wie die Erkrankung sich auf die Beziehung auswirken kann. Ich war manchmal richtig heilfroh darüber, dass ich Single bin, wenn ich so an einige Erlebnisse im KH zwischen Ehepartnern zurückdenke: MIssverständnisse und viel Stress, jeder nimmt Rücksicht auf den anderen und aus lauter Rücksicht wird gelogen, geschwiegen, verharmlost oder was auch immer (natürlich gab es auch positive Beispiele, aber wenige). Klar, alles steht auf einmal Kopf, nichts ist mehr wie vorher, jede Lebensplanung futsch und das bedeutet Krise hoch 3. Ich habe im FReundeskreis Paare, die daran gescheitert sind und solche, die eine Art Neuanfang gemacht haben. Ich hoffe, dass deine Eltern zu den letzteren gehören! Leicht ist das sicherlich alles nicht.
Ulla

PaulaGreen 04.08.2007 10:47

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Liebe Irmgard,

auch ich bin froh, dass Du dieses Thema angesprochen hast. Ich hab mich in letzter Zeit etwas aus dem Forum zurückgezogen, weil ich fand, dass meine bzw. die Probleme meiner Mutter viel zu klein(!!) seien.

Mein Ma ist am 09.01.06 mit damals 75 Jahren an Sprk operiert worden. Es war damals ein langer Aufenthalt im Krankenhaus ( Lungenentzündung und Nierenversagen kamen hinzu). Nun hat sie vor 4 Wochen eine neue Hüfte bekommen, weil sie es vor Schmerzen nicht aushalten konnte.

Ich hab geglaubt, nun müsste sie doch langsam mal etwas zufriedener werden, weil sie außer einem starken Reizhusten (hat sie seit ihrer Sprk-OP), keine Schmerzen haben dürfte. Aber nichts.....

Sie wiegt nur noch eben über 40 Kilo (ist dementsprechend schwach) und keiner kann ihr etwas recht machen. Besonders bei gut gemeinten Ratschlägen, bekommt man die Breitseite. Alles, aber auch alles ist falsch. Mein Vater versucht zu helfen, wo er nur kann. Aber auch er bekommt nur ihre Aggressionen zu spüren.

Hat jemand eine Idee, wie man ihre Psyche ein wenig aufheitern kann?

Ich freue mich über jeden Ratschlag!

Auch, wenn meine Mutter diese Welt lieber verlassen würde, freue ich mich doch, dass sie es mit Ihren inzwischen fast 77 Jahren schon 1,5 Jahre geschafft hat. Deshalb sollte ich eigentlich unter "Positives" berichten!!

Viele liebe Grüße
Anke

ulla46 05.08.2007 11:25

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Liebe Anke,
bei mir ist die Situation mit meiner Mutter ähnlich, obwohl sie eine andere Erkrankung hat (Parkinson). Seit einem Jahr ist sie bei mir um die Ecke in einem (sehr guten) Altenheim. Ich besuche sie täglich undd höre von ihr nur eines: Jammern, Jammern, jammern, Dabei hat sie keine Schmerzen, ist im Kopf und auch sonst körperlich topfit, wegen Parkinson etas bewegungseingeschränkt. Sie ist auch freiweillig in das Altenheim gegangen.
Ich habe schon alles mögliche versucht wie ihren Kommandoton einfach zu irgnorieren (Satt Begrüßung "Hol mir mal..."), habe "Erziehungsmaßnahmen" getroffen ("Ich besuche dich nur noch, wenn du mich freundlich begrüßt und nicht direkt jammers, sonst gehe ich sofort wieder", hat auch eine Weile funktioniert, dann nicht mehr), ihr sehr viel Zuwendung zu geben, was alles noch verschlimmerte und habe mich dann mit dem wirklich kompetenten Pflegepersonal beraten, da mich das alles richtig fertig macht und ich mit das bei meiner Krankheit nicht erlauben will. Ich habe jetzt gelernt, meiner Mutter gegenüber eine Art professionelle Haltung einzunehmen. Ich versuche sie als Patientin zu sehen, die keine Lust mehr auf Leben hat und all ihre Ängste und Nöte nur auf dem Wege der Agression und Manipulation ausdrücken kann. Durch diesen innerlichen Abstand bin ich ruhiger geworden und habe jetzt darauf gedrungen, dass sie stationär wg. ihres Parkinsons und der Depressionen (alle diese Verhaltensweisen sind Zeichen einer Depression) behandeln zu lassen. Bei einer anderen Dame auf ihrer Station hat das klasse funktioniert. Ich vermute, auch bei deiner Mutter liegt eine Depression vor. Wird sie entsprechend behandelt? Wenn ja, dann muss die Medikamentation regelmäßig angepasst werden.
Ich hoffe, dass ihr eine Lösung findet, denn sonst gehst du selbst und vor allem dein Vater selbst schnell am Krückstock!
Alles Liebe
Ulla

PaulaGreen 07.08.2007 10:46

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Liebe Ulla,

vielen Dank für Deine liebe und umfangreiche Antwort. Meine Mutter hat schon eine Zeit lang Antidepressiva genommen. Aber da sie leider ständig Halluzinationen und andere Ausfallerscheinungen bekommt, wenn ein neues Medikament zu ihren vielen anderen verabreicht wird, hat mein Vater dieses nach 2 Wochen einfach wieder abgesetzt. Er sagt, dann hält er lieber Ihre heftigen Launen aus, als dass sie nachts auf Wanderschaft geht....

Ich hab versucht, ihm zu erklären, dass es das wahrscheinlich keinen Zusammenhang gibt, aber da ist er sehr eigen.

Ich wünsche Dir und natürlich auch Deiner Mutter (wäre schön, wenn die Behandlung bei ihr anschlagen würde!)alles Liebe und Gute ! Für Dich besonders weiterhin toi,toi,toi!!!!

Viele Grüße
Anke

estella 07.08.2007 12:37

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Liebe Irmgard,

ich finde es sehr gut, dass du einen thread aufgemacht hast, wo man sich nicht nur über "medizinische" Aspekte austauschen soll...es ist interessant und somit auch sicher hilfreich für einige, über die psychische Seite zu "sprechen". Was macht der Verlust von Arbeit mit einem? Warum mag man auf einmal nicht so viele Menschen sehen? Was für Werte sind einem wichtig?
Mit Spannung habe ich die Beiträge gelesen und finde es toll, dass du dieses Thema angepackt hast!
Liebe Grüsse!!!
e

lima-mali 07.08.2007 13:41

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Danke für dieses interessante Thema!

Mein Mann, 52, ist an Knochenmarkkrebs (Multiples Myelom) erkrankt. Diese Erkrankung ist nicht heilbar. Seither ist nichts mehr, wie es einmal war...

Wir waren beide in der gleichen Branche berufstätig, häufig auf Dienstreisen; unsere Karriere war uns wichtig. Wir hatten daher nur wenig Freizeit, haben diese aber intensiv miteinander genossen. Wir konnten uns Annehmlichkeiten leisten - ein großes Haus, einen Gärtner, die Putzfrau, etc. Unser Leben war schön und rund - es hätte von uns aus immer so weitergehen können.

Der Krebs hat uns ohne Vorwarnung mitten im Leben erwischt. Wir hatten keine Krebserkrankungen im Familien- oder Freundeskreis, waren mit dem Thema nie konfrontiert. Krebs bekommen immer nur "die Anderen"...

06. November 2006: Falsch gedacht. Peng. Aus. Weltuntergang.

Es hat uns den Boden unter den Füßen weggezogen und wir sind in ein tiefes, schwarzes Loch gefallen. Seither versuchen wir, mühsam wieder nach oben zu krabbeln. Sehr mühsam.

Alle Perspektiven, Ziele und Werte im Leben haben sich geändert, verschoben.

Wir haben schmerzhaft lernen müssen, dass wir auf unserem neuen, schwierigen Weg Menschen verlieren werden. Menschen, die leider nicht bereit sind, diesen Weg mit uns zu gehen. Wir haben aber auch Hilfe, Wärme und Zuneigung von Menschen erfahren dürfen, von denen wir das nie erwartet hätten. Unser Freundes- und Bekanntenkreis hat sich zu 2/3 verabschiedet. Aus dem Familienumfeld haben wir rd. die Hälfte Menschen verloren. Die, die jetzt noch bei uns sind, werden aber für immer bei uns bleiben - was auch kommt. Dafür sind wir sehr dankbar.

Ich habe inzwischen meine Berufstätigkeit aufgegeben. Das tut etwas weh, ist aber die einzige Möglichkeit, alle Anforderungen parallel zu meistern und immer für meinen Mann da sein zu können. Zum Glück können wir uns das - mit ein paar Einschränkungen - leisten. Auch dafür sind wir dankbar.

Wir haben erkannt, dass das Leben "jetzt" ist. Die Vergangenheit ist vorbei, die Zukunft ungewiss - es zählt nur die Gegenwart. Der heutige Tag, vielleicht noch der morgige - das sind unsere Aufgaben. So hangeln wir uns von Tag zu Tag. Hoffend, kämpfend, ängstlich, mutig, verzweifelt, tapfer, lachend, weinend, zufrieden, überfordert, liebend, leidend...

Wir waren es stets gewohnt, perfekt zu funktionieren. Auch unser neues Leben mit der Krankheit haben wir - soweit eben möglich - in kürzester Zeit perfekt organisiert. Ein bißchen sind wir stolz darauf, in so kurzer Zeit alles Notwendige auf die Beine gestellt zu haben. Niemand ahnt, welche Kraft uns das gekostet hat, wieviel Tränen, wie viel schlaflose Nächte.

Mit dem Mut der Verzweiflung und viel Liebe stellen wir uns dem Krebs in den Weg. Wir haben ihm den Kampf angesagt und die Zuversicht, diesen zumindest befristet zu gewinnen. Einen Tag, und noch einen, und dann noch einen und danach eine Woche, einen Monat, ein Jahr, ein Jahrzehnt...

Unsere Beziehung zueinander war schon immer sehr gut. Unter der Belastung ist sie tiefer geworden, enger. Wir wissen, dass wir es nur gemeinsam schaffen werden. Wir wollen nicht zulassen, dass ein paar verrückt gewordene Zellen uns beide auseinanderreissen.

Wir wollen nicht aufgeben - noch lange nicht. Wir haben gelernt, dass das ganze Leben eine Krankheit ist, die immer tödlich endet. Unsere Hoffnung ist nur, dem Schicksal Zeit abtrotzen zu können - kostbare, gemeinsame Zeit. Zeit, um auf der Terrasse einen Kaffee zu trinken. Zeit, um miteinander im Klinikgarten ein paar Hummeln beim Tanz um die Blüten zuzusehen. Zeit, um miteinander den Sternenhimmel zu betrachten und zirpenden Grillen zuzuhören. Zeit.

So wenig. So viel.

Mona66 07.08.2007 15:06

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Liebe Lima-Mali
ich fand deine Schilderung und die Einstellung dahinter sehr spannend... Besonders habe ich bei dem Satz innegehalten:

Zitat:

Zitat von lima-mali (Beitrag 443767)
Wir haben gelernt, dass das ganze Leben eine Krankheit ist, die immer tödlich endet.

Und ich versuche zu übersetzen, was du das schreibst... Es gehört zu dieser Krankheit Hoffnung zu haben, zur Krankheit, dem Schicksal Zeit abzutrotzen , zur Krankheit kostbare, gemeinsame Zeit zu verbringen. Gehört zur Krankheit, auf der Terrasse zu sitzen und einen Kaffee zu trinken. Zur Krankheit, die Zeit zu haben, um miteinander im Klinikgarten ein paar Hummeln beim Tanz um die Blüten zuzusehen. ... Denn das alles gehört ja eben auch zum Leben.

Ich meine diese Übersetzung nicht ironisch. Es war einfach eine Darstellung um innezuhalten und drüber nachzudenken. Ich teile die Erkenntnis, dass das Leben immer tödlich endet... Und ich denke immer noch drüber nach, ob alles was tödlich endet, eine Krankheit ist... Irgendwas in mir sagt nein. Das Leben ist endlich. Ich vermute, die Möglichkeit zu Krebs gehört zum Leben irgendwie dazu. Vielleicht ist der Begriff Krankheit, wie er üblicherweise verwendet wird, für Krebs nicht so einfach... aber irgendwie ist doch nicht das ganze Leben eine Krankheit...

viele nachdenkliche Grüße
Mona

lima-mali 07.08.2007 19:37

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Liebe Mona,

die Sache mit der virtuellen Kommunikation ist schweirig... aber du bist schon sehr nahe dran, an dem, was ich eigentlich ausdrücken wollte. Danke dafür!

Als wir zum ersten Mal hörten "unheilbar an Krebs erkrankt", war mein Kopf leer, mir war übel, alles drehte sich und mein Herz schlug bis zum Hals. Nach ein paar Minuten der Stille und der Fassungslosigkeit sagte "unser" Professor:

"Wissen sie, wir alle sind unheilbar krank. Das Leben ist eine Krankheit, die immer tödlich endet. Das klingt zynisch, aber es ist auch tröstlich. Alle meine Patienten sind letztlich doch gestorben - sogar die, die ich heilen konnte, nur eben später. Der Sinn unserer Arbeit besteht also darin, so viel Lebenszeit und Lebensqualität zu gewinnen, wie eben möglich - mehr nicht."

Ich habe diese Sätze erst nach langem Nachdenken verstanden...

Krebs ist eine Krankheit, die sich von anderen unterscheidet: Sie kommt aus dem Inneren des Menschen, aus dem Kern seiner Körperlichkeit, aus der einzelnen Zelle. Der Krebs zerstört den Organismus, von dem er lebt - und damit letztlich sich selbst. Das Leben an sich ist immer auf Fortbestand ausgerichtet. Das Leben sucht sich immer wieder (s)einen Weg. Der Krebs handelt diesem Grundsatz zuwider. Woher kommt dieses selbstzerstörerische "Etwas"?

Und Krebs ist ein Stigma, noch immer - das Todeszeichen auf der Stirn. Die Krankheit, von der man nicht zu sprechen wagt. Die Krankheit, von der man am liebsten gar nichts wissen will. Menschen, die meinen Mann sehen, schauen erschreckt und blicken ganz schnell peinlich berührt zur Seite. Manchmal auch mitleidig mit dem Gesichtsausdruck "Oh Gott, der arme Mann." Kollegen gehen einem aus dem Weg. Nachbarn wechseln die Straßenseite. Sie sind unsicher, wissen nicht, was sie sagen sollen. Alle wollen nur eines: Abstand halten zu dieser Krankheit, vor der sich jeder fürchtet.

Und letztlich ist es so wenig, was die Ärzte tun können. Viel zu wenig, immer noch.

Aber wir, die Patienten und die Angehörigen, können viel tun: Wir können die ganze Kraft unserer Liebe einsetzen und wir können mit unseren Herzen gegen den Feind aus dem eigenen Körper ankämpfen. Wir dürfen nie vergessen: Das einzige Organ, dass nicht vom Krebs befallen wird, ist das menschliche Herz. Das sollte uns etwas sagen...

_Viola_ 07.08.2007 21:32

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Liebe Mona,

Du sprichst mir aus der Seele. Genauso sehe ich das auch.

Es tut mir sehr leid, dass auch Ihr gegen diese Krankheit kämpfen müsst.

Dass sich viele Bekannte, Freunde und Verwandte von Euch abgewandt haben, ist sehr bedauerlich. Das war bei uns zum Glück nicht der Fall. Alle waren sehr verständnisvoll. Auch wenn man manchmal gemerkt hat, dass einige etwas Schwierigkeiten hatten zu fragen bzw. nicht so richtig wussten, wie sie mit der Situation umgehen sollten, haben sie uns immer beigestanden.

Gerade als Angehöriger geht man oft an seine Grenzen. Aber wie Du geschrieben hast, man kann die ganze Kraft der Liebe einsetzen. Auch wir haben das getan und das hilft mir auch heute noch mit dem Verlust klar zu kommen.

Alles Glück der Welt für Deinen Mann und natürlich auch für Dich!

Liebe Grüße
Viola

jani1944 08.08.2007 09:27

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Liebe Lima-Mali,
ich habe schon gestern, als ich Deinen Beitrag las, überlegt ob ich etwas dazu sage. Die erste Reaktion " wie findet man die richtigen Worte ". Es läßt mir keine Ruhe doch noch etwas aus meiner Sichtweise dazu zu sagen.

<........Der Krebs hat uns ohne Vorwarnung mitten im Leben erwischt. .......Krebs bekommen immer nur "die Anderen"... >

Dieses kann ich voll bestätigen, auch mir ging es bei der Diagnose "Speiseröhrenkrebs" bei meinem Mann ähnlich. Ich dachte zuerst ich müßte jeden Moment aus einem bösen Traum aufwachen.

......Alle Perspektiven, Ziele und Werte im Leben haben sich geändert, verschoben.....

Hier ging es uns anders. Wir glauben an Gott und haben viel gebetet. Falls ihr auch an Gott glaubt, werdet ihr das verstehen.
Ich habe mal ein Buch von Maxim Gorki "Schule des Lebens" gelesen. Das hat zwar mit Glauben nichts zu tun. Aber ich sehe das Leben als "Schule" an, da ich an ein Weiterleben nach dem Tode glaube. Das heißt nicht, das ich ruhig in die Zukunft sehe. Ich wünsche mir auch, daß die Krankheit bei meinem Mann besiegt werden kann. Aber ich finde es tröstlich zu wissen das da eine höhere Macht ist, die uns hilft den vor uns liegenden Weg zu gehen. Versteht das bitte nicht falsch, ich bin schon ein realistisch denkender Mensch. Aber das schließt den Glauben an Gott nicht aus.

<......Wir haben gelernt, dass das ganze Leben eine Krankheit ist, die immer tödlich endet ..>
dieser Aussage kann ich nicht zustimmen und sie macht mich traurig. Ich entnehme ihr viel Hoffnungslosigkeit. Natürlich wissen wir, daß das "irdische Leben" einmal endet. Aber unsere "Seele" ist unsterblich, d.h. wir werden ewig leben. Das ist das was Hoffnung macht und uns unser Leid erträglicher macht.
Ich entnehme Deinem Bericht, daß ihr starke Menschen seit, die das Leben bisher wunderbar gemeistert haben und sich bestens ergänzen. Ihr habt den Kampf gegen diese Krebskrankheit aufgenommen und dafür wünsche ich Euch viel Kraft. Ich wünsche Euch noch sehr viele gemeinsame Tage , Monate , Jahre.
Liebe Grüße
Jani

lima-mali 08.08.2007 10:14

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Liebe Jani,

mit der Frage nach Gott, einem Weiterleben nach dem Tod des Körpers und dem Sinn/Ziel unseres Lebens berührst du die ewigen Fragen der Menschheit... auf die alle klugen Köpfe keine wissenschaftlich haltbare Antwort finden können und die letztlich Antworten nur in der persönlichen Glaubensvorstellung des Einzelnen finden.

Der Satz, dass das Leben eine tödlich endende Krankheit ist, war im Gesamtzusammenhang ein wenig ironisch zu verstehen und sollte verdeutlichen, dass wir alle einmal gehen müssen - ob durch eine Krebserkrankung oder durch andere Faktoren.

Insofern für dich kein Grund zur Traurigkeit - die Kommunikation im Internet hat Tücken, weil u.a. Zwischentöne und Augenzwinkern schwer übermittelbar sind.

Ich glaube an Gott und an ein Weiterleben der Seele nach dem physischen Tod. Das ist gewiss tröstlich. Trotzdem würde ich liebend gern unser altes Leben zurückhaben und mit meinem Mann gemeinsam alt werden... Wir wollten das, was alle wollen: Im hohen Alter in der Abendsonne gemeinsam auf einer Bank sitzen, auf unser Leben zurückblicken und gemeinsam lächelnd aus dieser Welt gehen. Von diesem Gedanken müssen wir uns verabschieden. Wir sind eine Einheit und allein der Gedanke an eine Trennung schmerzt uns beide unsagbar. Diesen Schmerz lindert auch der Glaube an ein Weiterleben kaum.

Das wollte ich ausdrücken.

Liebe Grüße und auch euch alles Gute,
lima-mali

jani1944 08.08.2007 13:29

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Liebe lima-mali,
<.....Ich glaube an Gott und an ein Weiterleben der Seele nach dem physischen Tod. Das ist gewiss tröstlich. Trotzdem würde ich liebend gern unser altes Leben zurückhaben und mit meinem Mann gemeinsam alt werden... Wir wollten das, was alle wollen: Im hohen Alter in der Abendsonne gemeinsam auf einer Bank sitzen, auf unser Leben zurückblicken und gemeinsam lächelnd aus dieser Welt gehen. Von diesem Gedanken müssen wir uns verabschieden. Wir sind eine Einheit und allein der Gedanke an eine Trennung schmerzt uns beide unsagbar. Diesen Schmerz lindert auch der Glaube an ein Weiterleben kaum.>

Deiner Aussage stimme ich voll und ganz zu. Das habe ich deinem ersten Bericht nicht entnehmen können. Ein Mitglied unserer Kirchengemeinde (Neuapostolisch) hat Anfang des Jahres durch Krebs den Partner verloren, er bemüht sich jeden Tag aufs neue mit dieser Situation fertig zu werden. Es ist wohl immer schlimm alleine zurückbleiben zu müssen wenn man den richtigen Partner hat oder hatte. Der Glaube hilft einem etwas dabei mit dem Verlust zu leben, den Schmerz beseitigen kann er nicht.
Auch ich hoffe daß mein Mann diese Krankheit besiegen kann . Wir kämpfen gegen diese Krankheit ebenfalls gemeinsam an (durch entsprechende Lebensweise (Ernährung , Gespräche ect, Alternativmedizin).
Liebe Grüße
Jani

estella 08.08.2007 18:55

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Liebe Lima-Mali,

deine Worte berühren mich ungemein - ich kann dieses Gefühl, das man das "alte" Leben zurück haben will, so gut verstehen. Man mag sich umdrehen und danach greifen.
Die Reaktion meiner sehr pragmatischen Mutter, als sie von der Erkrankung meines Vaters hörte, war: "Der natürliche Verlauf des Lebens ist nun mal so, dass zuerst die Eltern gehen. Wir können froh sein, dass es nicht umgekehrt ist...".
Meine Eltern leben getrennt, beide sind sehr gläubig, das mag die etwas kühl wirkende Antwort erklären. Nichtsdestotrotz kam sie, um uns zu helfen und wird im September erneut nach Berlin reisen. Mein Bruder und ich sind unglaublich traurig - wir wollen nicht, dass mein Vater stirbt, nicht so früh, nicht jetzt, nicht so lange die Kinder noch so klein sind, nicht solange er noch so viel Energie hat...Die Würfel sind in seinem Fall nicht gefallen, aber wir wissen alle, dass das was er hat, kein Schnupfen ist.
Meine Mutter hat trotzdem recht: wie unfassbar schlimm ist der Verlust eines noch jungen Partners oder eines Kindes. Wie stark muss man sein, um damit umgehen zu können?

Ein Freund schenkte mir kurz nachdem die Diagnose feststand ein Buch, über das Leben und das Sterben, so wie der Buddhismus es lehrt. Immer mal wieder lese ich darin und kann in einem den Verfasser, ein Buddhistischer Mönch namens Sogyal Rinpoche, folgen: wir im Westen können schwer loslassen. Ich kann gar nicht loslassen. Ich weine am Flughafen als gäbe es kein Wiedersehen, ich trenne mich nie von geliebten Dingen. Kinokarten, Bücher, Einpackpapier, Postkarten, besondere Kleidungsstücke, kaputte Haarspangen,Muschel , Steine, Äste, kleine Schachteln, große Schachteln, all möglicher Kram bevölktert meine Regale.
Menschen kann ich nicht loslassen, Erinnerungen begleiten mich immer überall hin. Ich lebe viel in der Vergangenheit, viel in der Zukunft. Wenig im Jetzt. Durch die Krankheit meines Vaters ist mir dies bewußt geworden. Wie kostbar das Jetzt ist. Die Sonne, die gut tut, die Schönheit der Blumen, die Gefühle, die Musik auslösen kann. Der Kuss meines Sohnes.

Ein schöner Tag mit Pablo ist mehr als ein flüchtiger Moment geworden - ich erlebe die Stunden mit den Menschen, die ich liebe als ein Geschenk. Ich glaube, dass mein Vater sein Leben seit einigen Jahren (genauer seit der Trennung von meiner Mutter) genauso empfindet und lebt. Er ist jetzt 72, er wird am 21. September 73. Dann wird er aller Vorraussicht nach keinen Magen mehr haben. Er wird auf viele gute Momente,die wie Geschenke waren zurückblicken. Und wir werden ihm dabei helfen, dass noch viele weitere Geschenke hinzukommen.

Genau das wünsche ich euch auch.

Von Herzen,
e

lima-mali 08.08.2007 21:43

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Liebe estella,

danke, das tut gut.

Wir gehörten auch zu denen, die sich möglichst viel um die Zukunft gesorgt haben. Es war uns wichtig, Vorsorge zu treffen für das Alter, für Pflegebedürftigkeit etc.

Heute wissen wir, dass das zwar schön und gut ist, aber keinen zu großen Stellenwert bekommen darf. Wissen wir alle doch nicht, ob wir diese Lebensphase überhaupt erreichen. Leben ist jetzt - nicht morgen, nicht irgendwann.

Wir haben letztes Jahr eine Traumreise gemacht - sie war eigentlich viel zu teuer für die paar Wochen und wir hatten fast schon ein schlechtes Gewissen, so viel Geld ausgegeben zu haben...

Heute sind die Erinnerungen daran das kleine Paradies, aus dem uns auch der Krebs nicht vertreiben kann. Von den schönsten Fotos habe ich Poster anfertigen lassen und damit das kahle Klinikzimmer ausstaffiert. So wird mein Mann jeden Morgen mit diesen wunderschönen Erinnerungen wach. Und ich wünschte, wir hätten noch mehr solcher Reisen gemacht - damals, als unsere Welt noch in Ordnung war.

Liebe Grüße,
lima-mali

irmgard05 10.08.2007 20:01

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Ihr Lieben alle zusammen, Ich bin ein paar Tage nicht zu Hause gewesen und freue mich riesig über die Resonanz. Ich denke, es ist gut über all diese Dinge zu schreiben, auch wenn man vielleicht keine direkte Antwort bekommt. Wenn man all die Beiträge über Neuerkrankte von Ratsuchenden liest, weiß man wirklich manchmal nicht, wie man über seine eigenen Gedankengänge, Fragen und Probleme schreiben kann. Nicht dass diese zu klein sind, sie scheinen nicht zu passen. Auch sehe ich mich manchesmal nicht in der Lage diese Beiträge von oft ganz verzweifelten ganz zu lesen-vorbeugend: ich will keinem das Wort verbieten, für mich ists halt manchmal nicht gut einen Teil dieser Beiträge zu lesen, auch wenn ich dann keinen Rat keine Hilfen geben kann. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht nur mir so geht.
Für mich ist Gottseidank noch nie die Situation so wie bei dir ,Ulla, eingetreten, dass ich auf eine solche Reizüberflutung mit einer Panikattacke reagiert habe. Ich kann es unter, das geht mir aufn Nerv, abhaken. Die Menschen kommen mir ja nicht wirklich nah, stellen keine Anforderungen an mich. Im Gegenteil "in die Stadt gehen"und shoppen, was angucken- wir waren jetzt kurz in der Eifel, fahren nächste Woche nach Norderney- gefällt mir. Ich gehe gerne, sowohl alleine,mit meinem Mann als auch mit meiner Tochter, mit Bekannten weniger. Mir ist wohl aufgefallen, dass ich in letzter Zeit häufiger zögere etwas zu kaufen oder es lustloser tue. Die Gedankengänge, die dahinter stehen, sind schwer zu formulieren, es hat mit"wozu" zu tun, es steckt eine innere Unruhe dahinter, die sehr vielseitig interpretierbar ist. Sicher hat auch das ganz normale älterwerden damit zu tun. Ich werde nächstes Jahr 60 und wenn ich meine Schwester betrachte die 20Mon älter ist , als ich, jedes Jahr macht was aus, auch wenn man es nicht wahr haben will. Es sind ja nicht nur die anderen, die älter werden und wir haben ja auch noch ein zusätzliches Paket mit zu nehmen.Ulla, vielleicht wäre ein Gespräch mit einem "Fachmenschen" für dich zu so einem frühen Zeitpunkt, ehe solche Schwierigkeiten stärker auftreten und sich auf dich auswirken können, hilfreich? Etwas was sich manifestiert ist schwieriger in den Griff zu kriegen. Wobei ich nicht meine, dass man alles in den Griff kriegen muss, aber es kann vieles erleichtern; denn es gibt ja auch sehr schöne Dinge, die mit vielen Menschen verbunden sind.
Wenn ihr über die Unduldsamkeit von kranken oder alten Menschen berichtet, ich stelle mir den Umgang mit ihnen sehr schwer vor. Ich bin selbst nie in die Situation gekommen, dass länger zu müssen. Ich habe nur manchmal Angst davor, wie werde ich mich verhalten. Ich habe die Hoffnung, etwas von meiner Tante zu haben, die war eigentlich immer ausgeglichen und zufrieden, auch zu Zeiten in denen sie es schwer hatte. Sie ist 96 geworden. Ich fänds schön!
Liebe Grüße an alle Irmgard

irmgard05 19.08.2007 17:49

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Hallo zusammen!
Liebe Ulla, ich wollte dich schon häufiger bitten ein wenig von der Gruppe, die du immer mal erwähnt hast, zu berichten. Wenn ich es recht erinnere, ist es eine Gruppe, die man als Selbsthilfegruppe bezeichnen kann? Sind alle an Krebs erkrankt? Wie bist du auf die Idee gekommen? Wie hast du sie umgesetzt???? Ich könnte mir vorstellen, dass es nicht nur mich interessiert. Ich will jetzt nicht eine Batterie an Fragen stellen, das drängt dann nur in bestimmte Richtungen und die sind vielleicht gar nicht passend. Wenn du Lust hast, berichte mal darüber. Ich würd mich freuen.
Reisen sind etwas wunderschönes, insbesondere, wenn man dann hinterher in schweren Zeiten da so von profitieren kann, wie ihr, lima-mali. Hat dein Name etwas mit der Reise zu tun? Mir hat es z.B. viel Freude gemacht über den Urlaub und die Erlebnisse von estella zu lesen. Es ist schön zu sehen, wie der Vater die Zeit genießen kann und auch in der Familie sich dadurch nicht ständig alles um Krebs dreht-selbst, wenn er beherrschend ist.
Eine so große Reise wie ihr, Jani, würde ich mir nicht zu trauen. Finde es aber toll! Wann soll es losgehen? Im vergangenen Jaht hatten wir uns für 10Tage ein Wohnmobil gemietet, das war gut. Angedacht ist es für nächsten Mai.Dann ist mein Mann auch pensioniert und wir haben beide Zeit. Wir wollen aber innerhalb von Deutschland bleiben.
Unsere paar Tage auf Norderney haben sehr gut getan, selbst, wenn ich zugeben muss, dass es anstrengend war. Ich habe nach einer kurzen Pause wieder mit der Misteltherapie begonnen und spüre doch, dass sie mich anstrengt. Ich habe das Gefühl wie bei Beginn einer Erkältung ohne eine zu bekommen, ich friere, ich schwitze. und schon denkt man, ist es überhaupt richtig? Ich schaffe z.B. meine üblichen Nordic-Walking-Gänge nicht. Mein Gewicht hat leicht abnehmende Tendenz. Also muss ich wohl doch wieder auf mein Pulver zurückgreifen.
Liebe Grüße Irmgard

Steffi2411 24.08.2007 16:51

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Hallo zusammen, mein Dad ist am 7.5.07 operiert worden, große Komplikationen, einige Wochen Intensivstation, ettliche Wochen große Erschrecken, krasser Gewichtsverlust, nervenaufreibende Reha und Sorgen aber jetzt, etwas mehr als 3 Monate danach geht es ihm richtig gut!!!

Er blüht auf, hat neue Anziehsachen gekauft, fährt mit unserem Cabrio spazieren und setzt sich auf den Balkon wenn die Sonne scheint! Er will auch im Oktober gerne mit Hamburger Modell wieder arbeiten gehen, er wird am 9.9. 57 Jahre alt!

Die Ärzte sagen es geht ihm gut, er selbst sagt es geht ihm gut und wir hoffen alle, das es so bleibt, das er gesund bleibt und wieder alles gut wird!

Diese Krankheit war für uns alle eine seelische Belastung, vor allem für ihn, psychich hat er das auch immer noch nicht richtig verkraftet. Dazu kommt noch die Sorge um meine Mom, die sehr sehr stark und tapfer war und ist, aber jetzt nach den 3 Monaten auch manchmal am Maximum ihrer Kräfte ist. Mein Vater ist oft sehr launisch, war er schon immer, aber seit der Krankheit ist es oft schlimmer geworden, das ist verständlich aber auch schwierig, vor allem für meine MOm! Dann kommt noch das finanzielle hinzu, auf Dauer merkt man leider das Geld fehtl, ganz klar! Ich finde es so traurig, das man sich darüber, zur Krankheit die schon schlimm genug ist, auch noch Sorgen machen muss! Ich hoffe alles wird gut...

Ich hätte eine Frage an euch alle SPK User, denn meinem Dad geht es wirklich gut aber er hat ganz viel mit Schleim zu kämpfen! Gerade nach dem Essen (egal was) er muss oft spucken und das behindert und stört ihn im Alltag allgemein! Habt ihr Tips/Tricks dagegen?

Und noch was, wo geht ihr zur Nachuntersuchung und vor allem, wie oft?

Meinem Dad wurde gesagt alle 3 Monate CT und wenn dann was ist Magenspiegelung im KH wo die OPwar! Habt ihr vielleicht auch da Tips, denn der Hausarzt von meinem Dad hat leider überhaupt keine SPK Erfahrung und er fühlt sich dort diesbezüglich nicht so gut aufgehoben und weiß nciht wo er hin gehen soll, wenn er irgendwelche Beschwerden hat, wie der Schleim jetzt seit einigen Tagen!!! Wir kommen übrigens aus Bergisch Gladbach, OP in Köln-Mehrheim (sehr zu empfehlen, gute BEhandlung und Ärzte)!

Vielen Dank und liebe Grüße und alles Gute an alle!

Steffi

irmgard05 25.08.2007 13:16

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Hallo Steffi, mit dem Schleim hatte ich auch lange Zeit zu tun. Eigentlich ist das auch jetzt nicht ganz weg. An den Tagen an denen es mit dem Essen nicht so gut klappt, muss ich meist auch Schleim spucken. Ich sehe es als Teil von dem mit dem ich zurechtkommen muss und kann es, auch wenn es nervt. Ich habe den Eindruck, dass meine Umgebung das manchesmal höher bewertet hat als ich. Vielleicht ist das bei euch auch so? Oder klagt dein Vater? Den Würgereflex gehe ich, wenn nötig, mit MCP-Tropfen an, am Anfang habe ich SAAB-Tropfen gegen den blasigen Schleim genommen, die habe ich dann aber weggelassen, weil sie wohl sich auch kontraproduktiv auswirken. Probiert mal Peters Tipp.
Dass die Stimmung deines Vaters schwankt, kann ich gut nachvollziehen, einmal ist die Op ja noch nicht lange her und hat immer noch ihre körperlichen Auswirkungen, die psychischen sind natürlich auch immer noch und das noch lange immer wieder da, mal mehr mal weniger.
Ich gehe etwa alle 3Mon zur Kontrolle, Uschall von außen, Endosonographie(U-Schall von inne) Magenspiegelung Je nach dem mit Gewebsprobe.Je nach Befund kommen andere Dinge dazu. War im vergangene Jahr im PET, habe 1 Darmspiegelung, 1Knochenszintigramm, 1CT und 1MRT im Laufe der Zeit hinter mich gebracht. 2Mon wird das Blut kontrolliert. Ich glaube, ich habe nichts vergessen, es ist manchmal sehr viel.
Liebe Grüße alles Gute Irmgard

Mona66 30.08.2007 21:32

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Liebe Lima-Mali,

ich war gerade im Krankenhaus und bin jetzt auch "unheilbar". Im Krankenhaus hab ich öfter an unseren kleinen Dialog hier gedacht und jetzt geht es mir endlich gut genug, um Dir meinen großen Dank dafür auszudrücken, dass du mir hier einige Deiner Gedanken überlassen hast, die mir in den vergangenen Tagen sehr geholfen haben.

Da war erstmal deine Schilderung hier:

Zitat:

Zitat von lima-mali (Beitrag 443911)
Als wir zum ersten Mal hörten "unheilbar an Krebs erkrankt", war mein Kopf leer, mir war übel, alles drehte sich und mein Herz schlug bis zum Hals. Nach ein paar Minuten der Stille und der Fassungslosigkeit sagte "unser" Professor:

"Wissen sie, wir alle sind unheilbar krank. Das Leben ist eine Krankheit, die immer tödlich endet. Das klingt zynisch, aber es ist auch tröstlich. Alle meine Patienten sind letztlich doch gestorben - sogar die, die ich heilen konnte, nur eben später. Der Sinn unserer Arbeit besteht also darin, so viel Lebenszeit und Lebensqualität zu gewinnen, wie eben möglich - mehr nicht"

Ich hatte diese Worte noch ganz gut im Kopf und sie haben es mir leicht gemacht, um zu erkennen, dass ich nicht von hell und Hoffnung ins ganz tiefe Dunkel gefallen bin, sondern dass es da eben Grauzone gibt und ich nicht zu viel Zeit damit verbringen sollte, nur darüber nachzudenken, dass jetzt alles aussichtslos sein könnte... Und danke auch für Deinen Signaturspruch:

Weitergehen - und nach dem Wunder Ausschau halten.

Es war das, was ich dann gefühlt habe und es war plötzlich sehr viel Weisheit dadrin. Wirklich vielen Dank dafür.

liebe Grüße
Mona

irmgard05 04.09.2007 11:55

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Hallo zusammen, nun steht mal wieder ein Blutkontrolltermin an. Offensichtlich empfinde ich es belastender, als ich mir selbst es eingestehen wollte. Die halbe Nacht habe ich mich damit beschäftigt! Ungünstig für meine Gedankengänge ist wohl auch, dass ich einen Harnweginfekt habe, der mit Antibiotika behandelt wird. Man kann ja nichts mehr Richtung Gesundheit gelassen sehen. Mir geht es zumindest mittlerweile so. Geht es euch auch so? Ich möchte da insbesondere die Erkrankten selbst fragen. Die Angehörigen nehmen mir das bitte nicht übel, ich würde mir mehr Austausch zwischen den Betroffenen wünschen- im weitesten Sinne des Wortes. Auch da habe ich heute Nacht drüber gegrübelt. Eine wichtige Funktion des Forums ist sicher die Stütze und Hilfe für die Angehörigen, die mit der Erkrankung eines ihnen lieben Menschen leben müssen. Das ist das, was ich auch zu Hause erlebe.
Eine weitere Funktion, die ich mir wünsche, scheint mir doch manchmal etwas zu kurz zu kommen. Das Gespräch zwischen den Betroffenen! Mag sein, dass ihr, die ebenfalls betroffen seid, dieses Bedürfnis weniger habt. Mir geht es z.Zt. aber so. Ich habe schon viel Positives durch dieses Forum erlebt,ich würde es gerne weiter beibehalten. Vielleicht ist dies auch ein Grund, warum sich kaum Leute zu Wort melden, deren Ersterkrankung länger zurückliegt.
Ich hoffe, ich werde in meinem Anliegen richtig verstanden liebe Grüße an alle Irmgard

nicolebowman14 04.09.2007 19:42

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Hallo erstmal,
Mein Freund wurde am 17.07 operiert. Am Anfang konnte er ziemlich gut schlucken, es mußte halt alles ganz kleingekaut werden, aber es ging. Seit einigen Tagen aber kann er nur noch Cremesuppen und Babyglässchen essen. Alles andere, sogar seine Tabletten müssen pulverisiert werden, bleibt stecken. Nun haben wir im Krankenhaus jemanden kennengelernt bei dem 4 mal versucht wurde die Nahtstelle zu weiten und es nicht geklappt hat. Hat jemand Erfahrungen diesbezüglich gemacht? Mein Freund geht nächste Woche wieder ins Klinikum um es weiten zu lassen und wir hoffen natürlich das es klappt, möchten aber vieleicht auch über andere Behandlungsmethoden was erfahren oder vieleicht auch andere Kliniken. Vieleicht hatte ja einer von euch die gleichen Probleme und kann uns anschreiben, was bei ihm gemacht wurde. Ausserdem hat er noch massive Probleme mit Darmkrämpfen nach den Mahlzeiten. Er nimmt zwar immer vor dem Essen Mcp Tropfen, aber hat dennoch oftmals massive Krämpfe danach. Was macht ihr dagegen? Bin für jede Antwort dankbar.

ulla46 04.09.2007 23:58

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Liebe Irmgard,
als du dieses Thema aufgemacht hastm habe ich gedacht, dass die speziell für uns erkrankte ein THema wäre und ich war froh darüber, weil ich auf den Eindruck habe, dass uneser Bedürfnisse hier zu kurz kommen, aber das liegt wohl daran, daa definitiv mehr Angehörige als Betroffen hier sind. Im BK-Forum ist das ganz anders. Aber das sind halt auch Frauen, die eh kommunikativer sind. Bei uns sind ja mehr die Männer betroffen und die haben ihre Frauen als Sprachrohr. Na ja, so erkläre ich mich das eben.
Dass Ängste aufkommen vor anstehenden Kontrollen oder bei INfektionen oder sonstigen Wehwehchen, kenne ich auch. Dieses Jahr bin ich von sowas bisher ganz verschont geblieben, aber ich weiß, wenn jetzt an ungewohnter Stelle was weh täte, mein erster Gedanke in RIchtung neuen Auftretens des Krebses ginge. WIr können den Krebs ja auch nicht einfach verdrängen, weil wir immer an ihn erinnert werden, z.B. Schluckprobleme usw. Also, ich habe mir angewöhnt, bei meinem morgentlichen Spaziergang immer mal wieder zu murmeln: Es geht mir gut. Ich bin gesund." Ich habe mal irgendwo gelesen, dass solche Affirmationen gut sind. Schaden kann es mir ja nicht (außer dass man mich schief von der Seite ansieht, wenn ich das laut mache). Dann spiele ich viel mit meinem Enkelkind. Dabei denke ich NIE! an Krankheit. Andere Frauen aus meiner Gruppe haben angefangen zu malen, eine andere hat ihre NÄhmaschine wieder ausgegraben und näht Sachen, die sie bei Ebay verscherbelt, wieder eine andere will endlich den Mann fürs Leben finden. Aber alle kennen auch das mulmige Gefühl im Bauch, das einen immer mal wieder beschleicht und gegen das man nicht wirklich was tun kann.
Angst muss ja auch nicht negativ sein. Sie lässt uns ja auch wachsam sein.
VIelleicht sollten wir mal einen Tread auf machen "Nur für Betroffene"?:boese:
Aber dann bekommen wir bestimmt Probleme wegen "Diskreminierung".
Spaß beiseite: ich drücke dir die Daumen für deine Untersuchung!
LG Ulla

ela68 05.09.2007 11:39

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Hallo Ulla,

ich hoffe ich darf zu dem Thema was sagen obwohl ich Angehörige bzw. Hinterbliebene bin.

Ich kann dir nur voll und ganz zustimmen,Frauen sind offener und redseliger als Männer es sind,einige Ausnahmen gibt es zwar aber überwiegend sind es doch Frauen und somit sind im SPK meist Ehefrauen oder Töchter unterwegs,weil diese Krankheit doch öfters Männer als Frauen betrifft.

So sieht es auch mit der psychologischen Betreuung aus,mein Vater lag 7 Monate ununterbrochen im KH,er war mies drauf,hat meistens mich angegriffen,obwohl das vllt noch nicht mal böse gemeint war,aber ich hab mich dann an die Psychologin im KH gewand und sie war total erstaunt ,weil man ihr noch nichts von meinem Vater erzählte hatte,sie meinte wenn neue BK-Frauen eingeliefert werden,bekäme sie sofort bescheid aber bei Männern leider nicht.

Wünsche Dir alles Gute
Ela

Ich kann mir sehr gut vorstellen,dass Ihr Betroffene euch untereinander austauschen möchtet,aber ich bekomme hier in diesem Forum immer mehr das Gefühl,dass Angehörige nichts negatives schreiben sollen und Hinterbliebene am besten gar nicht mehr,weil wir können erst nichts positves berichten.
Bin leider schon seit 2002 hier im KK auch als mein Vater starb hab ich mich immer noch nicht vom KK lösen können,weil ich hier sehr viele liebe Menschen kennengelernt habe,die mir in der schweren Zeit sehr zur Seite standen,doch nun wird es doch Zeit mich aus diesem Forum zurück zu ziehen,immer mehr beschleicht mich das Gefühl,dass Hinterbliebene hier nicht willkommen sind

irmgard05 05.09.2007 13:18

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Hallo zusammen!
Mein Gedankengang beim Aufmachen dieses Themas war tatsächlich, die Betroffenen mehr ins Gespräch miteinander zu bringen. Ich find es traurig, dass auch jetzt wieder Befindlichkeiten der nun mal unterschiedlich tangierten Personengruppen dazu führen, dass sich jemand als unerwünscht fühlt. Es sind nun mal unterschiedliche Schwerpunkte, Gefühle und Probleme von Erkrankten, Angehörigen und Hinterbliebenen. Nicht jeder aus diesen 3 Gruppen möchte und kann etwas zu den anderen sagen. Ich denke, dass die Betroffenen(nur als Beispiel) durchaus hilfreiche Beiträge für die beiden anderen Gruppen schreiben. Sicher auch umgekehrt. Es läßt sich aber nun mal nicht leugnen, dass die Sichtweise und der Umgang sehr unterschiedlich ist. Dies führt je nach Situation eben dazu, dass man einige Beiträge nicht zu Ende liest, weil sie nicht gut für einen sind(ich entscheide so). Das führt aber nicht zur Konsequenz zu sagen, der oder die darf nicht mehr schreiben-ich lese es halt nicht mehr. So denke ich nun, dass ich auch stärker die (vielleicht nur vermeintlichen)Interessen der Betroffenen in diesem Thema oder auch woanders in den Vordergrund rücken möchte.
Ulla, ich hab nochmal die Bitte, kannst du mal etwas von der Gruppe berichten? Wie habt ihr zusammen gefunden, habt ihr fachliche Betreuung...? Wie das alles so läuft. Ich mache seit 1 1/2 Jahren Versuche jemanden hier in der Umgebung zu finden. Es gelingt nicht.
Ich habe den Eindruck, dass meine derzeitig etwas angeknackste Psyche auch damit zu tun hat, dass die Diagnose Ende diesen Monats(27.9.) 2Jahre her ist. Es beschäftigt mich daher doch intensiver. Ich überlege, ob ich nicht doch eine Kur bzw. Vergleichbares machen soll. Ich habe an die Habichtswaldklinik in Kassel gedacht. Kennt die bereits jemand?
Liebe Grüße Irmgard

ulla46 05.09.2007 18:17

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Liebe Irmgard,
zunächst was die Habichtswaldklinik betrifft, würde ich jederzeit dorthin gehen. Meine FReundin war 2x da und sehr zufrieden. Ich habe sie dort besucht und fühlte mich sofort heimisch, weil dort auch eine Mischung aus Schul- und Komplementärmedizin angeboten wird. Schau mal auf deren Internetseite. Du bist da unter Gleichen, hast viel Gelegenheit zum Austausch usw.
Was die Gruppe betrifft, so ist sie jetzt etwas auseinander gegangen, weil alle die Krankheit jetzt schon etwas länger hinter sich haben. Mit 2 Frauen habe ich mich aber richtig angefreundet und wir treffen uns regelmäßig.
Was die Gründung betrifft, so habe ich damals einen Text an die Lokalredaktion hier gemailt (kann ich dir als Vorlage gerne mailen), mit der Bitte, auf die Gründung eine Selbsthilfegruppe hinzuweisen, was die dann auch gemacht haben (das macht jede Zeitung). Wir haben die treffen zunächst ohne Leitung gemacht, was aber nicht so funktionierte. Eine Bekannte, die sonst Seminare leitet und schon vor langer Zeit mal Krebs hatte, hat dann geholfen. Das Moderieren war schon wichtig, da sehr unterschiedliche Charaktere in einer Krisensituation zusammenstießen, manche mit einer positiven Einstellung, andere sehr negativ. was mich dann runterzog. Also das musste jemand professionell in eine gute Bahn lenken, dann hat es geklappt.
Wen du das nicht selbst organisieren möchtest, dann frage doch mal bei der Stadt oder beim Kreis nach. Dort gibt es, jedenfalls hier bei uns, eine STelle für Selbsthilfegruppen in der Gegend und es wird einem auch geholfen, wenn man selbst eine gründen möchte. Die meisten FRauen in meiner Gruppe haben auch eine Psychotherapie begleitend gemacht, das steht uns zu. UNd klopf dir ab und zu mal auf die Schulter. Wir haben was Heftiges hinter uns und wir haben uns nicht unterkriegen lassen, sondern es gemeistert!
Alles Gute für dich!

Liebe Ela,
ich weiß nicht, woher du den Eindruck hast, dass die Beiträge von Angehörigen, aus welchen Gründen auch immer, nicht so erwünscht, weil evtl. negativ, sind. GLaube mir, jeder von uns Betroffenen weiß um die Tücke der Krankheit und dass der Tod ein ständiger Begleiter auf diesen Seiten ist. Wer den KOpf in den Sand steckt, hat schlechtere Karten. Ich mache es wie Irmgard. Sollte mich das belasten, lese ich es nicht. Jeder hat das Recht, hier zuschreiben, und das ist gut so.
LIebe Grüße
Ulla

Gabi 05.09.2007 23:02

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Liebe Ela

Natürlich sind alle Hinterbliebene hier willkommen.
Du besonders mit deinem Wissen und deinem Einfühlungsvermögen .:knuddel:
Irmgard will nur wissen ob wir Betroffenen Probleme im Alltag haben.
Ich sage solange wir nur kleine Probleme haben, ist doch alles OK.

Liebe Irmgard,
ich glaube wir alle haben angst eine Tumorrezidiv zubekommen oder auch daran zu Sterben.
Mir haben die Gespräche in der Reha, mit den
Betreuern und Betroffenen sehr gut geholfen.

Mir sieht man nicht an das mir der Magen komplett fehlt, aber manchmal
kommt dann im Restaurante die dumme frage ob mir das Essen nicht geschmeckt hat,
auch mal von meinen alten Klubkollegen. Viele meiner Mitmenschen oder auch
Angehörige vergessen meine Probleme. Wie ich muss in ruhe kauen und kann
dann nicht so sprechen beim Mittagessen. Es ist mir so oft schon passiert, dass mir
das Essen dann im Hals stecken bleibt .Meine Schwiegermutter unterhält sich
besonders sehr viel am Mittagstisch und hat meine alte Eßgewohnheit im Kopf.
( Viel und schnell):rotenase:

Liebe Grüße Gabi

irmgard05 07.09.2007 11:52

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Hallo, ja das Essen ist manchmal schwierig! Ich habe mir angewöhnt Seniorenportionen oder Kinderportionen zu bestellen. Auch bei Büfetts habe ich danach gefragt und erhalten, manchmal nehme ich auch nur Beilagen. Denn es ist nicht gut, wenn mein Mann immer meine Reste aufisst, dass bekommt seinem Gewicht gar nicht. Das langsame Esstempo einzuhalten, fällt mir auch manchmal schwer, Butterbrote mümmele ich so in mich hinein. Manchmal kann ich besser im Gehen oder Stehen essen. Ich freue mich immer sehr, wenn unsere ganze Familie+Partner bei einem Essen da sind, muss allerdings auch sagen, es bereitet miraber auch Schwierigkeiten die notwendige Ruhe für mein Essen zu finden.Z.Zt. kämpfe ich wieder mit meinem Gewicht, da ich ein reichliches Kilo abgenommen hatte, dass ich nicht wieder draufkriege. Vor 2-3Wochen hatte ich mal wieder den Versuch mit feinem Vollkornbrot gemacht. Das hat 2x zu ganz massivem Durchfall geführt und das ist jetzt das Resultat.
Den Versuch Menschen mit Speiseröhrenkrebs zu finden habe ich über die Ärzte bzw. über den Verein Leben mit Krebs gemacht. Da ist aber niemand bekannt, der bereit wäre zu reden. Demnächst, wenn wieder ein Kurs angeboten wird, will ich über den VLK einen Kurs für Betreuung u.ä. besuchen. Wann steht noch in den Sternen. Der Verein besucht so z.B. in unseren Krankenhäusern Frauen, die z.B. an Brustkrebs erkrankt sind. Das wäre mir aber zu schwierig.
Liebe Grüße Irmgard

irmgard05 19.09.2007 16:04

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Hallo, Sonntagnacht ist eine langjährige gute Bekannte von uns am Brustkrebs verstorben. 7Jahre nach der Ersterkrankung. Sie war zwar bereits darauf vorbereitet, dass bei ihr wohl nichts mehr gemacht werden konnte, aber es kam dann letztendlich doch sehr überraschend und plötzlich. 4Tage war sie im Krankenhaus, dann ist sie gestorben. Es ist schön, dass es nicht so lange gedauert hat,sie nicht so lange leiden musste auch, wenn es dadurch für ihre Umgebung so plötzlich war. Noch vor 14Tagen haben wir beide einige schöne Stunden in der Stadt verbracht. Wir wären beide nicht auf die Idee gekommen, dass wir uns nicht mehr wiedersehen. Dienstag hatte ich sie beim Chigong erwartet. Ich würde gerne zu ihrer Beerdigung am Freitag gehen, aber ich glaub, ich kann es nicht, ich schaff das nicht, ich glaube, ich würde mich damit überfordern. Ich hoffe, ihre Familie wird es verstehen. Mein Mann wird hingehen und meine Grüße und Traurigkeit mitnehmen.
Irmgard

ulla46 19.09.2007 22:34

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Liebe Irmgard,
ich glaube, wir sind nicht nur bzgl Krankheit, sondern vor allem gegenüber dem Tod besonders sensibel geworden, vor allem, wenn ein Krebskranker stirbt. Wenn man Krebs hat oder hatte, ist das Sterben eine Realität, die wir nicht verdrängen können. Als kürzlich eine tolle alte Dame, die ich während meiner KH-Aufenthalte kennen- und schätzen gelernt habe, verstarb, ist mir das sehr sehr nahe gegangen. MIr gingen immer wieder die Gedanken durch den Kopf, dass ich eigentlich ja jetzt genauso da im Grab liegen könnte. Warum sie und nicht ich? So schnell kann es gehen!usw.
Wenn dir die Beerdigung zuviel ist, kann ich das gut nachvollziehen und ich glaube nicht, dass dir jemand das Fernbleiben verübelt. Und wenn schon - wenn es dich belastet, ist es nicht gut für dich! Vielleicht besuchst du ja später das Grab und verabschiedest dich in aller Stille.
Liebe Grüße
Ulla

Gabi 21.09.2007 19:59

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Liebe Irmgard

Nach meiner OP 2003 ist eine Bekannte aus dem Motorsport
an Speiseröhrenkrebs verstorben.
Ich konnte auch nicht zur Beerdigung gehen.
Alle meine Motorsportfreunde haben das verstanden.
Ich konnte nicht gehen, mein gedankte war immer, bald werde ich
Ihr auch folgen oder so sicht vielleicht meine Beerdigung dann auch aus.

Liebe Grüße
Gabi

irmgard05 29.09.2007 19:55

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Liebe Gabi, liebe Ulla, ja diese Gedanken sind es die mich ganz besonders bewegt haben. Ganz konkret. Letztendlich hat auch niemand erwartet, dass ich gekommen wäre. Danke für eure Antwort, es hat gut getan.

Insgesamt ist meine Verfassung z.Zt. nicht so wirklich toll. Nicht falsch verstehen, ich habe keinen akuten gesundheitlichen Grund dazu. Mir fällt nur im Augenblick der Umgang mit dem Krebs und seinen Konsequenzen sehr schwer. Die Diagnose und die daran anschließenden Wochen sind jetzt 2Jahre her. Dadurch rückt das alles wohl noch mal besonders in den Fokus. Unser mittlerer Sohn geht zum Studium nach Mainz. Ich freue mich für ihn und mir macht es Angst. Auch, wenn es nicht so furchtbar weit ist, aber halt auch nicht mehr grad um die Ecke. Es löst einige Gedankengänge aus. Bislang hat er hier in der Stadt gewohnt und man hat sich doch häufiger manchmal eben nur kurz gesehen. Wir haben als Familie noch einen Teil gemeinsamen Alltag gehabt. Unser Ältester wohnt in Bremen, d.h. ist auch nicht soweit. Unsere Tochter ist noch zu Hause, z.Zt. wohnt ihr Freund bei uns, da er Probleme zu Hause hat. Mit Grauen denke ich an das Auslandsstudium unserer Tochter, das im nächsten Jahr auf uns zu kommt. Neuseeland solls wohl werden. Sie weiß nicht, welche Angst ich davor habe. Natürlich weiß sie, dass es auch für uns eine große Veränderung und Umstellung ist.
Abgesehen davon, meine Gedanken drehen und kreisen. Sie drehen ständig im Kreise um den Zeitpunkt meines Todes, was ich alles nicht mehr erleben werde, wie es dann sein wird Da ist auch die bange Frage, wie wird es sein, wenn es mir wirklich schlecht geht.u.ä. Sicher kennt ihr vergleichbare Zeiten. Ich weiß nicht, ich möchte meinen Mann nicht noch mehr belasten als er es eh schon ist. So red ich nicht mit ihm über meine derzeitige Verfassung. Nach außen erscheint, glaub ich, alles wie meist. Letzte Woche hatten wir einen sehr schönen Abend mit unseren Kindern und deren Partnern. Abschiedsessen für den angehenden Studenten. Das hat gut getan, es ist Arbeit, die ich gerne mache, auch wenns anstrengend ist. Man kann dann zwischendurch dieses Gedankenkreisen unterbrechen. Sicher wirken sich auch schon die Mitte Oktober anstehenden Kontrolluntersuchungen in meine Gedanken aus. Ich weiß nicht, ob ich mit einem helfenden Gespräch noch lange warten sollte. für November habe ich einen Aufenthalt in der Habichtswaldklinik in Kassel vor. Bei der Beihilfe habe ich es eingereicht, 4Wochen Bearbeitungszeit. Ob ich die Zeit bis dahin geregelt kriege? Vielleicht sollte ich, wenn ich es nicht alleine schaffe meine Gedanken wieder ein wenig im Zaum zu halten, doch vorher einen Termin machen.
Es hat aber schon ganz gut getan hier etwas aufzuschreiben. Nicht wirklich geordnet, aber so sind die Gedanken ja auch nicht.
Ihr Lieben, ich hoffe, dass es eurer Psyche besser geht, als es z.Zt. bei mir ist.
Ich wünsche allen die geistige und psychische Kraft mit den Schwierigkeiten, die unsere Gesundheit bzw. Krankheit uns bereitet umgehen zu können.
Liebe Grüße Irmgard

ulla46 30.09.2007 13:35

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Liebe Irmgard,
ich wünnsche dir, dass die dunlen Wolken, die derzeit deine Seele beschatten, sich ganz schnell von dannen machen. Hol dir bitte ganz schnell professionelle Hilfe. Die bekommst du auch in der Habichtswaldklinik. Wenn dein Arzt dich dort einweist, übernimmt das doch die Beihilfe, oder nicht? Leider kenne ich mich damit nicht aus. Wichtig scheint mir aber, dass du schnell auch diesem schwarzen Gedankenstrudel herauskommst. Es stellt sich dann schnell so ein Tunnelblick ein, wo man alles schöne einfach überseht.
Auch wenn deine Kinder aus dem Hause sind, bleibt da Leben doch lebenswert! Zwar geht ein Abschnitt zu Ende, aber ein Ende ist auch immer ein Neuanfang. Du musst herausfinden, wo für dich ein Sinn ist, für den du dich mit ganzem Herzen einsetzen kannst (was Handwerkliches, Künstleriches, Ehrenamtliches usw.). Du hast eine schlimme Krankheit überlebt( und du wirst sie noch ganz lange überleben!!!). Das muss doch einen Sinn haben oder?
Wahrscheinlich bedrücken dich auch die bevorstehenden Kontrollen. Das kann ich verstehen, denn ich habe sie auch Ende des Monat oder im November vor mir und ich verdränge noch ganz gut mein maues Gefühl im Magen.
Ich wünsche dir von Herzen, dass die Wolken aufreißen und du den blauen Himmel siehst :winke:
Ulla

irmgard05 30.09.2007 19:20

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Liebe Ulla, danke , dass du geantwortet hast! Heute geht es mir schon wieder ein bisschen besser. Die Gedanken kreisen nicht mehr ganz so eng und unkontrolliert. Es sind eigentlich nicht Gefühle wie sie alle Eltern haben, wenn ihre Kinder aus demHaus gehen, sondern dieses konkret mit dem Krebs gekoppelte. Die Angst und Sorge, dass vielleicht eine plötzliche negative Veränderung eintritt, das man dann nicht mehr den Kontakt aufnehmen kann. Das ist natürlich bei Mainz nicht so deutlich, aber Neuseeland rückt für mich da schon in eine andere Kategorie. Auch , wenn es bis dahin noch ein Weilchen ist. Diese ganzen Gedankengänge sind ja nicht logisch, nicht rational. Sie drängen sich einfach rein! Es ist immer die Summierung aus vielen kleineren Dingen. Ähnlich wie man auf kleine Unpässlichkeiten, ein Drücken oder ziehen oder leichtere Schmerzen heute anders reagiert als vor der Diagnose. Es ist Gott sei Dank nicht so, dass ich Schönes nicht mehr sehen könnte. Es gelingt mir im Augenblick nur deutlich schlechter diese Seite mein Leben vorrangig bestimmen zu lassen.
Ein bisschen habe ich mit dem ehrenamtlichen begonnen, beim Verein Leben mit Krebs. Auf der anderen Seite will ichmich da zeitlich nicht zu sehr festlegen, da ich das bisher immer gewesen bin(Beruf, Kinder), außerdem geht mein Mann im Februar in Pension und da wollen wir unabhängiger sein. Wir haben da so allerlei Gedankengänge um eine schöne Zeit zu verbringen. Konkret fahren wir jetzt Ende Oktober 1Woche nach Gran Canaria, ein bisschen fehlende Sonne tanken. Auch das ist sicher ein Stückchen der negativen Stimmung- das Wetter, so blöd es auch klingt.
Die Beihilfe hat eigentlich bereits zugesagt, dass sie ihren Anteil 70% wohl übernehmen wird. So brauche ich nur die restlichen 30% selbst zahlen. Die Habichtswaldklinik ist ihnen auch bekannt, so das es von daher keineProbleme geben dürfte. Sie scheint ja recht gut zu sein, eben auch was die Psychoonkologie angeht.
Das wärs erstmal, es hilft ja immer etwas zu schreiben, z.T. mache ich das auch für mich privat. Müsst ich vielleicht wieder verstärken.
Liebe Grüße auch an alle anderen Irmgard

ulla46 01.10.2007 11:24

AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten
 
Liebe Irmgard,
ich weiß, wie schwer das ist, darauf zu vertrauen, dass alles gut werden wird und der Krebs nicht wieder kommt. Ich weiß nicht, ob das jemals so ganz kann. Bei mir auf jeden Fall noch nicht 100%. Aber seit meiner Untersuchung im April, als man mir sagte, ich brauche erst in 6 Mo wieder erscheinen, ist mein Vertrauen sehr viel größer geworden. Ich weiß auch nicht, ob man aktiv was dafür tun kann, dass die Ängste verschwinden oder ob die Seele das selbst reguliert. VIelleicht erfährst du ja in Kassel etwas darüber und kannst das an uns weiter geben, wäre schön.
Ich hoffe, der Urlaub tut dir gut und ich glaube ganz feste, dass der Liebe Gott deine Tochter nichts an das Ende der Welt schickt und du dann hier wieder erkrankst. Das glaube ich wirklich!
Herlziche Grüße
Ulla


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