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virtusa 20.08.2017 03:29

Zwischen Vergangenheit und Zukunft - Borderline-Tumor
 
Fakten:
Vergangenen Dienstag wurde mir der linke, stark veränderte, minimalinvasiv Eierstock entfernt - zunächst sah alles echt gut aus.

Heute dann die Ergebnisse der Laboruntersuchung: Borderline Tumor

Am Dienstag werde ich mich wohl wieder operieren lassen (großes Netz, Gebärmutter, Eierstöcke und Eileiter, Blinddarm). Der Termin ist mir persönlich ja etwas früh, da ich sehr wenig Zeit habe, mich gut einzustellen - jedoch konnte der "Operateur meines Vertrauens" mir keinen sinnvollen Alternativtermin anbieten.

Grundsätzlich schreibe ich nun hier, weil ich so durcheinander und geschockt bin und davon ausgehe, dass viele ein wenig von dem Gefühl auch kennen.
Ich weiß, dass diese Diagnose auch ein großes Glück ist (weil die generellen Prognosen nun wirklich sehr, sehr gut sind) .. jedoch fühle ich das gerade nicht, sondern bin teils tieftraurig, teils auch fassungslos.

Ich würde mich freuen, wenn ich ein wenig in Kontakt kommen könnte mit Frauen, die aktuell mit ähnlichen Herausforderungen zu tun haben oder vielleicht auch schon einen konstruktiven und gut empfundenen Umgang für sich gefunden haben. (vielleicht können wir einander etwas (unter)stützen oder ich etwas lernen)

Denn .. ändern kann ich das ja nun nicht .. aber ich möchte wirklich sehr gerne einen lebenswerten Weg damit finden und gehen ... (ich finde das Leben an sich und auch das meine nämlich oft nicht einfach .. aber insgesamt so unglaublich großartig toll :-))

Virtusa

virtusa 25.08.2017 10:09

AW: Zwischen Vergangenheit und Zukunft - Borderline-Tumor
 
.. das Forum scheint mir ein wenig verwaist ... vorerst berichte ich hier dennoch weiter bis ich vielleicht einen anderen Umgang gefunden habe.

Vor drei Nächten bin ich dann operiert worden (der verbliebene Eierstock, die Gebärmutter (nicht der Gebärmutterhals), der Bilddarm und das große Netz und zwar Minimalinvasiv)

Im Vorfeld vor der OP ist es ja ein echter Informations- und Gefühlsoverflow - insbesondere, wenn zwischen Diagnose und OP nur 3 Tag liegen - wie bei mir -

Am Tag vor der OP habe ich 6!!! stunden (meiner kosbaren Zeit) im Krankenhaus verbracht und eine noch bei meinem Gyn
(Blutbild machen, Aufklärung OP Gyn, Nieren schallen, Krankenhausaufnahme, Besprechung Anästhesie, Besprechung Chirugie (wegen des Bilddarms), Koordination und Warterei, bei meinem Gyn dann Einweisung und Abklärung Hormonstatus und folgen für Wechseljahrsbeschwerden)

Eine echt spannende Situtation war dann die Frage der Gebärmutterop.
Mir war überhaupt nicht klar, dass manche Menschen zwischen Gebärmutterhals und Gebärmutter unterscheiden und andere nicht und als ich das dann geschnallt hatte, war ich überhaupt nicht bereit noch mehr von mir herzugeben bei der Op, obwohl dann die OP etwas komplizierter wird, da der Ausgang durch den gebärmutterhals nicht möglich ist.

So entscheidet Frau dann binnen Sekunden, ob Gebärmutterhals drin bleibt und dafür dann Gebärmutter im Köerperinneren geschnitzelt wird oder über einen "Borgeschnitt" ins Äußere transporitiert wird ...
Letztendlich ist es echt eine Mischung aus abgedreht, skuril, witzig, interessant und gruselig.

Über die OP und die beiden Tage danach schreib ich hier nun nicht so detailiert. Die OP ist komplikationslos verlaufen und ansonsten ist es glaub ich eine Zeit, die überhaupt niemand braucht, die aber dann erstaunlicherweise auch wieder vorbei geht.

Toll ist natürlich die relative Freude, wenn wieder was geht :-) das erste Duschen ist toll, das erste mal selbst nen Tee holen ist super und als ich gestern beim Kiosk ein Eis gekauft habe kam ich mir vor als hätte ich den Mount Everest bezwungen :-)))))


Nun hoffe ich, dass der kommende Woche folgende Histologische Befund ok geht, freu mich über jeden köperlichen Fortschritt, bleibe schön brav in Schonhaltung und wende mich dann irgendwann meiner Seele zu, die sich im Momente ein bisschen in Schutzhaltung irgendwohin verzogen hat.

Liebe Grüße an alle

Virtusa

Rima60 25.08.2017 14:10

AW: Zwischen Vergangenheit und Zukunft - Borderline-Tumor
 
Hallo Virtusa,

stimmt, hier im Forum ist nicht mehr viel los, viele haben sich zurückgezogen, schade eigentlich. Ich konnte zwar nie viel zu den Themen schreiben, da ich eine seltene Art Eierstockkrebs habe, habe aber immer alles gelesen.

Die Diagnose Eierstockkrebs, Borderline, oder was auch immer es für eine Tumorart ist, ist immer sehr schrecklich und beängstigend. Das Leben steht plötzlich Kopf und man denkt, nun ist alles vorbei. Ich weiß nur, das mit Borderline bestimmt nicht alles vorbei ist, jedenfalls habe ich das öfter gelesen.

Jetzt hast du erstmal die OP hinter dir und da hast du schon viel geschafft. Mit jedem Tag wird es dir körperlich besser gehen. Und wenn du auch noch einen guten Befund hast......besser geht es dann nicht mehr.

So, nun hab ich dir kurz geschrieben, damit du überhaupt ein Zeichen aus diesem Forum erhältst. ;)

Ich wünsche dir alles Gute, noch eine gute Erholung und ein noch bessern Befund.

Alles Liebe
Rima :winke:

virtusa 31.08.2017 10:40

AW: Zwischen Vergangenheit und Zukunft - Borderline-Tumor
 
31.08 - 9 Tage nach der OP

Ich habe ein bisschen ein schlechtes Gewissen, da ich die Abteilung Eierstockkrebs für Borderline - Tumor Erfahrungen nutze ..ich denke einiges daran ist ähnlich - jedoch sind die Hertausforderungen bei EK nochmals ungleich höher für die daran Erkrankten.

Vielen Dank für die Beiträge hier und auch die privaten, bestärkenden Nachrichten.
Besonders freue ich mich natürlich über die private Kontaktmöglichkeit zu einer Frau mit ähnlicher Diagnose, die ich nun weiterverfolgen kann.

Da es mir jedoch nicht gelungen ist ein Forum zu meiner Erkrankung zu finden und ich bisher nicht "verwarnt wurde" schreib ich hier weiter.


9 Tage nach OP und erst so langsam merke ich, wie krass so eine Erfahrung ist ...
Mein Körper und mein Geist waren absolut auf "Überleben" konzentriert/fokusiiert, die für mich erlebbare und interessante Welt wurde ganz, ganz klein (Krankenhaus, Bett, Atmen, Darm, Schmerzen, Trost, Mitmenschen, Abwarten, wieder Atmen) und so langsam, aber auch wirklich langsam weicht diese Fokusierung und lässt wieder mehr Platz.


Zusätzlichen Strapazen fühle ich mich im Moment überhaupt nicht gewachsen und es wird wohl eine Weile dauern, bis wieder sowas wie selbstverständliches Sicherheitsgefühl sich einstellt.

Die OP-Situation fand ich schwierig - frage mich, ob es sinnvoll ist das schwierige daran einfach zu vergessen .... oder mir zu gegenwärtigen und das dann zu integrieren und mich auszusöhnen ... Da frag ich mal eine Psychotherapeutin nach, die ich aktiviert habe.

Noch immer habe ich zwischendurch stärkere Schmerzen, mein Darm ist sehr sensibel und mittlerweile versuche ich mich mit Schüssler Salzen, 2 Spaziergängen am Tag, immer wieder auch einfach freudvolle Erlebnisse (das kann ein Treffen mit Freunden, ein Eis in der Hand, ein Liegestuhl in der Sonne, das Ausräumen der Spülmaschine, eine liebevolle E-Mail sein) und viel, viel Schlafen.

Herzliche Grüße an alle, die hier mit diesen Krankheiten so aktiv ihren Weg suchen .. ich bin voll Bewunderung für viel Stärke, die ich aus manchen Beiträgen lese.

Virtusa

Marie-Christine 06.09.2017 12:53

AW: Zwischen Vergangenheit und Zukunft - Borderline-Tumor
 
Hallo Virtusa,

ich möchte Dir jetzt auch gerne schreiben. Ich war lange Zeit nicht hier unterwegs.

Ich hatte 2015 das gleiche Schicksal wie Du. Borderline Tumor, 7cm groß, linker Eierstock. Ansonsten exakt wie bei Dir das Prozedere der 2 Ops.

Heute Morgen hatte ich wieder meine 3 monatige Kontrolle, denn man ist dann ja in dem Krebsregister mit alle 3 Monate Ultraschall und Tumormarker im Blut jede 2. Mal usw.

Zum Glück war alles ok. Ist jedes Mal doch wieder ein etwas mulmiges Gefühl, ob es stabil bleibt.

Aber heute ist mein Tag wieder einmal gerettet und ich bin heilfroh, dass nichts ist.

Mich beschäftigt meine eigentliche Krankheit Multiple Sklerose viel mehr seither.

Und ich muss alle 4 Wochen deswegen in die Klinik zur Infusion.

Nichts desto trotz denke ich noch jeden Tag an die Zeit vor 2 Jahren mit dem Tumor zurück und kann Dich soooo gut verstehen!

Aber ich bin was den Borderline Tumor betrifft echt froh ihn los zu sein und ich habe zum Glück keinerlei Beschwerden mehr.

Es ist wie vor den Operationen.

Das Einzige was ist, ist, dass man bei mir eine OP Klemme im Bauch vergessen hat wie bei einem Bauch CT rauskam.

Aber die verursacht zum Glück keine Probleme, deshalb lasse ich sie drin.

Wie gesagt habe ich ja genug mit meiner MS zu kämpfen.

Ich nehme was die Bauchgeschichte angeht jeden Tag brav meine Estriol Hormontabletten und sie tun mir gut, denn ich habe dadurch keine Wechseljahresbeschwerden.

Kopf hoch, das wird sicher auch bei Dir alles wieder!

Du schaffst das!!!

Liebe Grüße,

Marie-Christine

Tibaja 10.10.2017 13:47

AW: Zwischen Vergangenheit und Zukunft - Borderline-Tumor
 
Hallo Virtusa,
bin ich froh, jemanden hier im Forum gefunden zu haben. Bei mir wurde am 13.09. ein zystenähnliches Gebilde am linken Eierstock bei einer Nachsorgeuntersuchung nach Brustkrebs festgestellt. Die Reaktion meiner Gyn. hat mich sofort verunsichert und ich habe nicht an eine Zyste geglaubt. Es wurden sofort die Tumormarker bestimmt und ein Abdomen CT terminiert. Tumormarker erhöht und im CT Verdacht auf unklar en Tumor. Vorstellung im Krankenhaus am 21.09. und OP am 25.09. .Seröser Borderline Tumor beidseitig, große Bauch OP. Nach der OP wie bei dir (atmen, Darm, Blase etc. 😋und schlafen, schlafen, schlafen). Heute 14 Tage nach OP habe ich zum ersten Mal das Gefühl, es geht aufwärts. Und das alles 6 Jahre nach Brustkrebs, hatte dieses kleine Schalentierchen aus meinem Leben verbannt , bis auf die jährliche Kontrolle. Jetzt beginnt alles wieder von vorne und das haut mich ziemlich um. Auch wenn unsere Prognose besser ist als beim EK zweifle ich an meinem Körper. Habe keine Risikofaktoren, damals nicht und heute auch nicht, das macht einfach Angst. Das wars erstmal in Kurzform. Würde mich freuen von dir zu hören. Bis bald :winke:

Tibaja 11.10.2017 15:59

AW: Zwischen Vergangenheit und Zukunft - Borderline-Tumor
 
Hallo Sandra,
meine Ärzte sagen, es sei eine neue Erkrankung, kein Zusammenhang mit dem Brustkrebs.Ich habe mir aber auch schon so meine Gedanken gemacht und weiß nicht so Recht, ob das alles richtig ist. Ein Gentest würd damals nicht, bin die Erste in unserer Familie die erkrankt ist und habe auch keine Tochter.
LG


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