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Marion01 10.07.2011 22:01

Ab wann Vorsorge sinnvoll?
 
Hallo zusammen.
Eigentlich bin ich für meinen Mann im Nierenkrebsforum unterwegs, aber heute habe ich eine Frage an Euch.
In meinem Bekanntenkreis ist leider eine junge Mutter unter 40 an Darmkrebs Stadium IV erkrankt :(
Zu diesem Anlaß habe ich mich intensiver mit dieser Erkrankung beschäftigt. Unter anderem habe ich gelesen, daß es eine genetische Veranlagung gibt. Bei meiner Großmutter (mütterlicherseits) wurde im Alter von 90 Jahren noch Darmkrebs diagnostiziert. Das war allerdings nicht die Todesursache, man hat auch von jeglicher Therapie damals abgesehen.
Bei meinem Vater wurden schon ein- oder zweimal Polypen entfernt, er muß regelmäßig zu Kontrolle.
Bin ich damit schon erblich vorbelastet? Ich bin bei meinen Recherchen auf die Felix-Burda-Stiftung gestoßen, die empfiehlt, bei eben einer Vorbelastung schon im Alter von 25 Jahren mit der Vorsorge zu beginnen.
Ich bin nun keinesfalls panisch deswegen, aber die vielen jungen Krebskranken im meinem nahen Umfeld geben mir sehr zu denken. Zudem haben wir einen kleinen Sohn, und da mein Mann so krank ist, muß ich jetzt auf mich besonders aufpassen.
Würdet Ihr mir zur Darmspiegelung raten?
Weiß jemand, ob die privaten Krankenversicherungen so etwas im Allgemeinen bezahlen?

Danke und Gruß Marion

p.s.: Habe jetzt erst den "Vorsorge-für-Angehörige"-Thread gesehen - wenn's hier nicht hinpasst bitte verschieben.

Jutta 11.07.2011 06:03

AW: Ab wann Vorsorge sinnvoll?
 
Hallo Marion,


von einer genetischen Vorbelastung wird erst gesprochen, wenn:

1. direkte Verwandte unter 50 Jahren an der Krebsart erkrankten
2. wenn ein nachgewiesener Gendefekt vorliegt

Leider werden Vorsorgeuntersuchungen ohne konkreten Verdacht (Blut im Stuhl oder sonstige schwerwiegende Probleme) oder o.g Kriterien nicht bezahlt. Aber da kann jeder willige Arzt sehr gut eine Überweisung für eine Darmspiegelung ausstellen. Obwohl immer mehr junge (vorwiegend) Frauen an Darmkrebs erkranken, wird die Vorsorge (Kostenfrage ;() nicht früher angesetzt..

Bezüglich einer erblichen Vorbelastung durch deine Großmutter mußt du dir absolut keinen Kopf machen. Je älter wir werden, umso mehr wird in späten Jahren zwischenzeitlich eine Krebserkrankung entdeckt.

Nun zu deinem Vater. Hat der die sogenannte FAP (Familiäre Adenomatöse Polyposis)? Es gibt unterschiedliche Arten von Polypen. Da solltest du einmal bei ihm nachhaken. Liegt ein FAP vor, dann kannst du sehr früh mit der eigenen Vorsorge auf Kosten der Krankenkasse beginnen. Die privaten Kassen sind da kulanter .... einfach anrufen und nachfragen.

Meine persönliche Meinung, durch meine langjährige Erfahrung, sobald jemand in der Familie ernsthaft am Darm erkrankt ist, sollte man spätestens mit 30 zur Darmspiegelung gehen.

Marion01 11.07.2011 10:38

AW: Ab wann Vorsorge sinnvoll?
 
Hallo Jutta,
danke für die ausführliche Antwort!
Ich werde wohl mal bei meiner Krankenversicherung anrufen und nachfragen. Vor einer Darmspiegelung habe ich keine Angst, wenn es mir Gewissheit für die nächsten Jahre gibt, gehe ich da gerne heute noch hin. :D
Und bei meinem Vater frage ich auch mal nach seinen Befunden.
Nochmal zu meiner Bekannten:
Im Stadium IV mit scheinbar massivem Leberbefall sollte man doch sicher ein Darmzentrum oder eine Uniklinik aufsuchen, oder?
Ich habe der Familie dazu geraten, weil beides im Moment nicht der Fall ist und die behandelnden Ärzte sich auch scheinbar nicht einig sind :eek:
Ich konnte heraushören, daß sie im Moment eine neoadjuvante Chemo bekommt. Eine OP steht zur Zeit wohl nicht zur Debatte. Man müsse erst die Leber "retten".
Würde man in einem Darmzentrum oder in einer Uniklinik Methoden wie LITT oder SIRT in Erwägung ziehen? Das klingt doch immer so vielversprechend... Oder ist bei solch einem fortgeschrittenen Stadium die Chemo immer das Mittel der Wahl?
Ist die "Aktion Zweitmeining" der Felix-Burda-Stiftung empfehlenswert?

So viele Fragen und schonmal danke für Eure Antworten

Gruß Marion

monschie 11.07.2011 20:52

AW: Ab wann Vorsorge sinnvoll?
 
Zitat:

Zitat von Marion01 (Beitrag 1045423)
Hallo Jutta,
Nochmal zu meiner Bekannten:
Im Stadium IV mit scheinbar massivem Leberbefall sollte man doch sicher ein Darmzentrum oder eine Uniklinik aufsuchen, oder?
Ich habe der Familie dazu geraten, weil beides im Moment nicht der Fall ist und die behandelnden Ärzte sich auch scheinbar nicht einig sind :eek:
.........
So viele Fragen und schonmal danke für Eure Antworten
Gruß Marion

Auf jeden Fall in ein Darmzentrum
http://www.onkozert.de/darmzentren/darmzentren.htm

Vor 18 Monate hatte ich ein 10cm T3 Rest 0 im Rektum
Mein Hausarzt hat sofort nach Rücksprache mich in ein

Kompetenz- und Referenzzentrum Koloproktologie <---- googeln

verwiesen. Es gibt in Deutschland nur 15 Häuser mit diesem Zertifikat.

Bloß nicht mit der Krankenhausqualität sparen.

Alles Gute monschie

Marion01 11.07.2011 21:08

AW: Ab wann Vorsorge sinnvoll?
 
Danke, monschie, das ist genau meine Meinung. Ich kenne das nur von meinem Mann. Bei metastasiertem Nierenkrebs ist es noch schwieriger, einen Spezialisten zu finden. Wir nehmen alle 3 Monate ca. 600 km auf uns (einfache Strecke).
Das nächste Darmzentrum ist von uns ca. 70 km weg.
Ich hoffe, mein Rat wird von der Familie berücksichtigt.
Gab es schonmal jemanden, der im Stadium IV mit Leberbefall noch geheilt wurde?

Gruß Marion

Ingwertee 11.07.2011 23:54

AW: Ab wann Vorsorge sinnvoll?
 
Hallo Marion,

nur als weiteres Argument für Deine Bekannte, ein Darmzentrum aufzusuchen: Dort finden regelmäßig, d.h. wöchentlich Tumorkonferenzen statt, bei denen mehrere Ärzte aus allen Bereichen, die mit Darmkrebs zu tun haben, d.h. Chirurgen, Onkologen, Radiologen etc. (auch von außerhalb des KH) jeden Einzelfall besprechen und zusammen entscheiden, welche Therapie sie vorschlagen. Dort sitzt die geballte Kompetenz! Bei der Aktion Zweitmeinung werden die Unterlagen ebenfalls an so ein Tumorboard geschickt, das dauert aber eventuell (könnte ich mir vorstellen) länger, als wenn die Familie sich im Darmzentrum einfach anmeldet und schonmal alle Befunde hinschickt. Ich selbst bin auch direkt in einem Darmzentrum behandelt worden und rate allen Darmkrebspatienten dringend dazu.
In einem Darmzentrum hätte sie eventuell auch die Möglichkeit an Studien teilzunehmen, bei denen neue Methoden ausprobiert werden (angenommen, die Standartherapie würden bei ihr nicht anschlagen).

Zur Lebenserwartung Deiner Bekannten kann man kaum etwas sagen, es gibt Stadium IV-Patienten, die geheilt wurden. Aber es hängt von so vielen Faktoren ab, ob die Chemo anschlägt, wie stark die Leber befallen ist (wieviele Metastasen und wo sitzen sie?) etc. etc. Dass die Lunge frei zu sein scheint, ist ja schonmal ein gutes Zeichen. Laut Wikipedia liegt die 5-Jahres-Überlebensrate im Stadium IV zwischen 0 und 57% - dieser große Zahlenabstand zeigt schon, wie schwer es ist, in diesem Stadium Prognosen zu machen - andererseits zeigt es auch, dass die Situation nicht hoffnungslos ist.

Marion01 12.07.2011 09:14

AW: Ab wann Vorsorge sinnvoll?
 
Hallo Ingwertee!

Das klingt ja wirklich so, als müsste man nicht alle Hoffnung direkt aufgeben! Wenn ich das richtig verstanden habe, hat man der Familie aber schon zu verstehen gegeben, daß man keine Hoffnung mehr zu haben bräuchte. :mad:
Ich kenne zwar den genauen Befund nicht und weiß auch nicht, wie stark die Leber befallen ist, aber Ärzte, die solche Aussagen abgeben, habe ich schon lange gefressen.
Ich habe gestern mit der Familie telefoniert und ich glaube, es tut sich was ;)
Sie wollen mich auf dem Laufenden halten.

Danke an Euch

Gruß Marion

monschie 12.07.2011 11:43

AW: Ab wann Vorsorge sinnvoll?
 
Zitat:

Zitat von Ingwertee (Beitrag 1045583)
Hallo Marion,
nur als weiteres Argument für Deine Bekannte, ein Darmzentrum aufzusuchen: Dort finden regelmäßig, d.h. wöchentlich Tumorkonferenzen statt, bei denen mehrere Ärzte aus allen Bereichen, die mit Darmkrebs zu tun haben, d.h. Chirurgen, Onkologen, Radiologen etc. (auch von außerhalb des KH) jeden Einzelfall besprechen und zusammen entscheiden, welche Therapie sie vorschlagen. Dort sitzt die geballte Kompetenz!.......

Jawohl das werde ich immer wieder schreiben. Bei so einer Krankheit
MUß man auf MAXIMUM gehen. Sich nicht vom Chefarzt im "Dorf " krankenhaus
einlullen lassen, alles (nicht selber ) erlebt.

Damzentrum oder besser
Kompetenz- und Referenzzentrum Koloproktologie

Dort sagte man mir nach der OP : Es war noch relativ so eben rechtzeitig.
Die Meinung von unserem " Dorf " krankenhaus 3 Monate vor OP sag ich lieber nicht.
Wie sagte Adenauer " Keine Experimente "
in diesem Sinne

gruß monschie


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