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Vanilla 11.07.2013 13:15

Wie gehe ich damit um?
 
Liebe Frauen,

ich bin gerade ziemlich niedergeschlagen, traurig, enttäuscht....

Kurz zur Vorgeschichte: Ich bin Lehrerin und habe im letzten Schuljahr an eine andere Schule gewechselt. Aufgrund Stundenüberhangs war ich damit einverstanden, dass ich 8 Stunden wöchentlich an eine andere Schule abgeordnet wurde. War doof, aber das Jahr ging rum und ich habe nicht ein einziges Mal gemeckert ;)

Nun ist es so, dass auch im kommenden Schuljahr eine Kollegin für 6 Stunden abgeordnet werden muss. Davon ist natürlich keiner begeistert. Es greift in diesem Fall eine Sozialauswahl und danach wäre ich, da ich die Jüngste im Kollegium bin, wieder dran. Meine Chefin entschied nun, dass aufgrund meiner Schwerbehinderung und weil ich erst abgeordnet war, eine andere Kollegin "muss".

Gerade habe ich erfahren, dass diese vorhin im Lehrerzimmer ihrem Unmut darüber Luft gemacht hat, mit den Worten: "Na, wenn wir noch mehr Schwerbehinderte bekommen, kann das ja ganz toll werden. Ich hole mir jetzt auch so einen Ausweis, dann kann ich auch nein sagen." Ich habe nicht nein gesagt, sondern habe meine Stunden diskussionslos gehalten. Ich habe um mein Leben gekämpft und deshalb den Ausweis bekommen. Jetzt weiß ich auch, warum sie in den letzten Tagen so komisch zu mir war. Eine andere Kollegin hat mir das vorhin erzählt, sie hat wohl Partei für mich ergriffen, ist selbst zu 30% schwerbehindert.

Ich kann mich gerne obenrum mal frei machen, mal sehen, ob sie dann immernoch "so einen Ausweis will". Wie soll ich reagieren? Zu mir hat sie kein Wort gesagt. An meiner "alten" Schule wäre so etwas NIEMALS Diskussionsthema gewesen...

Traurige Grüße

Claudia

gilda2007 11.07.2013 13:24

AW: Wie gehe ich damit um?
 
Ich würde da einfach unter "Missgunst" abhaken. Gleiches erlebte ich in meinem alten Team, weil wir zu Gunsten einer Mutter Veränderungen vornahmen. Da kam dann "dann bekomme ich halt auch ein Kind". Das kann man auch ja nach Situation austauschen mit "dann pflege ich halt auch meinen Schwiegervater", "mein Mann arbeitet auch Schicht" etc.

Man wird dünnhäutig nach den Therapien, aber man muss sich klar machen, dass vieles nicht auf die eigene Person an sich zu beziehen ist. Solche Menschen gibt es überall und sie keilen in die Richtung, aus der sie den geringsten Widerstand erwarten.

launi.de 11.07.2013 14:26

AW: Wie gehe ich damit um?
 
Hallo,
kann mir gut vorstellen,das dich das kränkt. Aber sie weiss deine Vorgeschichte nicht und würde sich warscheinlich in Grund und Boden schämen wenn sie das wüsste.

Ich denke,es gibt nur 2 Optionen: Abhaken und weiter machen oder die Gute schnappen und Tachless reden. Ob das alleine oder vor versammelter Mannschaft,kannst nur Du entscheiden.

Ich glaube, ich wäre der Typ, der sie nach so einer Rede auflaufen lassen würde:cool:

Lg Claudia

Vanilla 11.07.2013 14:38

AW: Wie gehe ich damit um?
 
Doch, sie weiß meine Vorgeschichte. Sie weiß, warum ich die Schwerbeschädigung habe. Sie weiß, dass mir die Brust amputiert wurde. Und deshalb nehme ich das sehr wohl persönlich, weil sie ja auch mich damit gemeint hat. Ich möchte nur sehr ungern die Kollegin mit hineinziehen, die mir das vorhin gesteckt hat. :confused:

allgaeu65 11.07.2013 14:44

AW: Wie gehe ich damit um?
 
Hi Vanilla,

das ist ja erst recht unverschämt und so armselig dieses Verhalten, wenn die Kollegin das auch noch weiß.

Hebe den Kopf hoch, sie hat es jetzt zu recht verdient wie es gekommen ist. Du hast nicht umsonst dem Tod in's Auge geblickt, den Kampf aufgenommen und dem kleinen A...in den A... getreten.:megaphon:

Sei stolz und lass es die Kollegin mit einem eiskalten Blick merken was Du denkst.Sollte Sie es wagen Dich anzusprechen, dann pump ihr die Schuhe auf, bzw. dann kannst Du sie ja mal fragen, ob sie an Deiner Stelle mal alles durchmachen möchte.:eek:

In diesem Sinne, uns kann keiner was. Claudia:grin:

gilda2007 11.07.2013 14:48

AW: Wie gehe ich damit um?
 
Mit persönlich meinte ich, dass sie so auch auf jede andere Kollegin mit deiner Vorgeschichte in dieser Situation reagiert hat. Es wird sie ärgern, dass du aus ihrer Sicht Vorteile genießt, die ihr nicht zustehen sollen. So betrachtet hat es halt nichts mit Dir als Person zu tun, da auch eine andere sicherlich eine solche Tirade abbekommen hätte, wenn es sie gäbe. Verständlicher?

Ich spare mir meinen Ärger für solche Leute und ignoriere die. Meine Kraft kann ich echt für Wichtiges gebrauchen.

Vanilla 11.07.2013 15:04

AW: Wie gehe ich damit um?
 
Liebe Gilda, liebe Allgäu,

wahrscheinlich habt ihr recht :rolleyes:. Ich war/bin nur von so einer Aussage ziemlich geplättet und verletzt.
Aber es stimmt, man sollte für solche Leute keine Kraft vergeuden und seine Konsequenzen daraus ziehen. Alles Andere bringt wahrscheinlich nur wieder Aufregung mit sich.

Viele Grüße

Claudia

HeleneG 11.07.2013 15:08

AW: Wie gehe ich damit um?
 
Hallo Vanilla,
ich versuche mich in deine Lage zu versetzen und ich weiss, man kann so eine Äußerung nicht leicht ignorieren.
Aber eine Erkenntnis hat uns doch ganz sicher unsere Erkrankung gebracht:
Wir müssen auf uns achten und sorgsam mit uns umgehen !
Leider können wir nicht von allen Kollegen Rücksicht erwarten, hast du ja auch nicht, sondern hast für ein Schuljahr die zusätzliche Strapaze auf dich genommen. Aber nun ist es gut damit.
Ich wünsche dir, dass dich die Situation nicht mehr länger belastet und vor allem, dass du bei deiner Entscheidung bleibts und dich nicht noch ein Schuljahr als Springer einsetzen lässt.
Liebe Grüße
HeleneG

Billi26 11.07.2013 15:10

AW: Wie gehe ich damit um?
 
Hallo Claudia,

"ich" würde sie direkt darauf ansprechen, nach dem Motto, du hast das Gefühl, das ihr diese Entscheidung nicht passt und sie fragen, ob das so ist. Wenn sie es zugibt, rede mit ihr. Ich finde es immer schade, wenn durch so etwas ein schlechteres Arbeitsklima aufkommt und du dich letzlich damit auch nicht wohlfühlst. Vielleicht denkt sie dann nochmal darüber nach und merkt selbst, wie daneben das war.
Alles Gute für dich.
LG Billi

Pfalzlerche 11.07.2013 16:31

AW: Wie gehe ich damit um?
 
Hallo Claudia,

natürlich bist Du sehr verletzt über diese Worte und auch mit Recht.
An Deiner Stelle würde ich eine Aussprache mit der Kollegin suchen.

Ich habe festgestellt, dass die meisten Menschen denken, nach Chemo, OP und Bestrahlungen ist man wieder ganz gesund.

Da tut Aufklärung wirklich not.

Ich wünsche Dir alles Gute

Doris

NicoleZ 11.07.2013 16:42

AW: Wie gehe ich damit um?
 
Ich habe immer so um Weihnachten rum 3 Wochen Urlaub. Und in dem Jahr 2011, das mit Chemo anfing, mit Bestrahlungen und AHT weiterging etc. und ich nie länger als 15 Minuten am Stück gepennt habe wegen Hitzewallungen, und ich durchgearbeitet hatte, hatte ich diesen Urlaub auch verdammt nötig.
Und dann eine neue Kollegin, die mich eigentlich hätte vertreten sollen, hatte auch Urlaub, hat den auch genehmigt bekommen und das war auch nicht schlimm, weil es um die Jahreszeit bei uns recht ruhig ist, also alles palletti. Ich habe das ihr gegenüber nur festgestellt, dass wir nun gleichzeitig Urlaub haben, und mir nur erlaubt zu erwähnen, dass ich den auch echt nötig habe, da keift die mich an "Ja, ich auch !"
Aha, was ihr "schlimmes Problem" war, wie sich später herausstellte : sie war schwanger. Und zwar gewollt. In der Folge war die quasi mindestens die Hälfte vom Monat wegen irgendwas krank geschrieben und jetzt seit 1,5 Jahren in Erziehungszeit. Ich hoffe wirklich , die kommt NIE WIEDER ! Ich habe so keinen Bock mehr auf die, das kann sich kein Mensch vorstellen. Von daher, ich habe leider auch keinen konstruktiven Vorschlag, wie man mit solchen Leuten umgeht. Bei mir haben die einfach für immer verschissen und fertig.

Dyara 11.07.2013 17:23

AW: Wie gehe ich damit um?
 
*winkt in die Runde*

Viele liebe Gruesse,

Es gibt bestimmte Sprüche, die immer etwas aussagen. Z.B. *Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß*.

Zutragungen von Kollegen/Kolleginnen, ist immer mit Vorsicht zu genießen. Bei Abklärung einer bestimmten Situation, wird nie die Wahrheit gesagt. Schuldzuweisungen kommen immer von beiden Seiten. Vergebene Liebesmüh.

Springer in einer Abteilung, ist meistens ein undankbarer Job. Man will allen gerecht werden, kommt aber selber zu kurz dabei. Ob Urlaub, Krankheit, Schwangerschaft, Geburt, Heirat oder sonst was, man bekommt keinen Dank, hinterher.

Wichtig finde ich, ist Dein Befinden, Vanilla. Wenn die betreffende Person Dich *Ankotzt*, dann lass es Dir nicht gefallen. Besser der Dame geht es *Schlecht* (zürnt oder dreht am Rad* wie Deine Person.

Mach ihr klar, ohne Rücksicht auf andere Personen zu nehmen, dass Du eine Höhere Stelle informieren wirst, sollte noch etwas gegen Deine Person vorkommen. Zwar wird das Betriebsklima mit dieser Person etwas leiden, aber Du wirst Dich wohler fühlen.

Ein freundlichen * Guten Tag oder Aufwiedersehen* wenn andere Kollegen anwesend sind, muss weiter drin sein. (Etwas Diplomatie ist nicht schlecht *Augenzwinkern*)

*Lacht* Oben frei machen, daran habe ich auch gedacht… jetzt kommt ein großes ABER…
Solche Personen legen es dann so aus… *Sexuelle Nötigung*. Also mit Vorsicht zu genießen.

Kläre es einfach mit freundlichen, aber bestimmten Worten ab. Sie wird sich in der Zukunft hüten, noch mal solche Äußerungen zu machen. Da sie keinesfalls beim Arbeitgeber anecken will.

Ich wünsche Dir und allen Anderen eine sonnige Woche.

Dyara

Vanilla 11.07.2013 17:35

AW: Wie gehe ich damit um?
 
Liebe Dyara,

nein, nein, ich will mich nicht wirklich frei machen, keine Bange! :tongue

Auch bin ich kein "Springer" sondern war nur 8 Stunden an einer anderen Schule. Ich gehöre hier schon zum festen Kollegium.

Ich habe das jetzt so für mich entschieden: Ich werde erst einmal nichts sagen. Ich glaube, das Ganze würde sich sonst vielleicht unnötig hochschaukeln. An passender Stelle werde ich in vernünftigem Ton sagen, dass ich gemerkt habe, dass sie etwas angespannt ist und dass ich das auf die bevorstehende Abordnung zurückführe. Bei der Gelegenheit kann ich dann wohl besser meine Situation erklären, ohne gleich wieder Zwietracht zu säen. Außerdem wäre ich wohl auch ohne die Schwerbehinderung nicht abgeordnet worden, da ich es eben erst war. Der GdB hat das nur noch einmal verschärft. Denke ich jedenfalls und werde ich auch nicht noch einmal hinterfragen.

So mache ich das! ;)

:winke:

Susado 11.07.2013 18:22

AW: Wie gehe ich damit um?
 
Liebe Mitbetroffenen

Als Mensch mit Behinderung hat man keine Vorteile, sondern nur Nachteilsausgleiche. Das verstehen die nicht, denen die Nachteile als solche nicht bewusst sind, und sie werden neidisch.

Leider gibt es kein Patentrezept für den Umgang mit solchen Neidern.
Vielleicht auf die Nachteile aufmerksam machen?

Vielleicht ganz sarkastisch eine Einführung geben, was man für Krankheit haben muss, um einen anerkannten Grad der Behinderung zu bekommen? So nach dem Motto, ganz easy, darauf musst Du hinarbeiten, dann bekommst auch Du einen Ausweis...
Wen das wirklich mal interessiert, die als pdf herunterladbare Broschüre "Behinderung und Ausweis" der Integrationsämter enthält Auflistungen. Brustkrebs findet sich im ersten Abschnitt des Kapitels 14 "Weibliche Geschlechtsorgane"

Zusammenleben mit Menschen ohne Behinderungen ("Inklusion") bedeutet leider auch, dass man gelegentlich ein dickes Fell braucht.
Vielleicht tröstet Dich, dass Du innerlich viel stärker bist als diese Kollegin, die wahrscheinlich andere Probleme kaschieren will. Und andere Kollegen werden das sicher auch wissen

Sollte sich das neidische Klima auf die anderen Kollegen ausbreiten und nicht ein impulsiver Einmal-Faux-Pas sein, kann man sich Hilfe bei Beratungsstellen holen, eventuell dem Integrationsfachdienst (so was gibt es zumindest in NRW)

Herzliche Grüße
Susa

Birgit64 11.07.2013 19:42

AW: Wie gehe ich damit um?
 
Zitat:

Zitat von Vanilla (Beitrag 1200264)
Doch, sie weiß meine Vorgeschichte. Sie weiß, warum ich die Schwerbeschädigung habe. Sie weiß, dass mir die Brust amputiert wurde. Und deshalb nehme ich das sehr wohl persönlich, weil sie ja auch mich damit gemeint hat. Ich möchte nur sehr ungern die Kollegin mit hineinziehen, die mir das vorhin gesteckt hat. :confused:

An deiner Stelle würde ich sie in einer ruhigen Minute zur Seite nehmen und ihr sagen, dass du von ihrer (unverschämten) Äußerung weißt. Du kannst ihr auch anbieten, dass sie gerne mit dir tauschen kann. Sag ihr aber, dass sie dann bis zu ihrem Lebensende in Ungewißheit und latenter Angst vor einer Neu-Erkrankung zubringen darf, ganz zu schweigen von den körperlichen Beeinträchtigungen, die Brustkrebs auch nach x Jahren noch mit sich bringt.

Und weise sie dezent darauf hin, dass du diesen externen Unterricht nun schon ein Jahr ohne Diskussion durchgezogen hast und es nur gerecht ist, wenn jetzt ein anderer das genauso macht. Unabhängig von Schwerbehinderung oder nicht.


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 03:09 Uhr.

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