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Stern1977 19.04.2019 21:55

Vater hat Bauchspeicheldrüsenkrebs: Schock
 
Mein Vater (64) hat vor 3 Wochen die Diagnose BSDK bekommen. Er ist innerhalb von ein paar Tagen immer gelber geworden, dann kam er ins KH - mit der Diagnose.
Am Folgetag stand fest, dass der Tumor am Kopf war und noch operabel schien: wir waren als Familie sehr aufgeregt und haben ihn ins UKE nach Hamburg verlegt. Dort wurde er operiert (Whipple) - die OP verlief gut und die Erholung davon scheint überraschend schnell zu funktionieren. Es waren keine Metastasen in Organen sichtbar, aber Lymphknoten befallen, Nervenbahnen, der Tumor wurde mit R1 operiert... Tja. Es war wahrscheinlich kurz vor knapp zu nicht mehr operabel.
Und jetzt warten wir. Chemo ist als nächstes dran, aber mein Vater hat leider parallel noch eine andere Baustelle (starke Durchblutungsprobleme in den Füßen bzw. unterhalb der Knie...). Da steht eigentlich auch eine OP an.

Puh... Wir sind nur noch fertig. Meine Mutter, mein Bruder, mein Vater selbst natürlich, und ich... ich habe nur noch bedrückende Themen im Kopf. Alles ist so schlimm. Ich durchforste das Netz nach positiven Nachrichten - und überall liest man nur, wie tödlich dieser Krebs fast immer ist und wie schlecht man ihn auch heute noch behandeln kann. Wir sind irgendwie alle im Schockzustand; es ist wie ein Albtraum, der nicht endet. Das muss ich euch allen wahrscheinlich nicht erklären - jeder, der hier schreibt, hat seine Gründe.

Meine Eltern nehmen jetzt beide zum ersten Mal Antidepressiva. Ich habe ständig Magenschmerzen und bin weinerlich, stehe neben mir. Alles ist anders - das Leben, was wir bis vor 3 Wochen noch hatten und was so normal und stabil schien, ist schlagartig vorbei :-(. Ich habe soeinen Schock noch nie erlebt und kämpfe damit, das irgendwie für mich zu verpacken, so dass ich damit leben kann - aber so wirklich klappt es nicht. Ich weiß auch nicht, ob es mir hilft, mich hier auszutauschen, wo es wahrscheinlich noch mehr schlimme Geschichten gibt... Ich weiß eigentlich gar nicht so richtig, was ich hier suche. Schockierend finde ich, dass ich nachschaue, wann die Leute sich zum letzten Mal eingeloggt haben, und dass das dann oft direkt nach dem letzten Posting war und das dieses vielleicht 2 Jahre zurückliegt... Tja. Soein Forum habe ich in meinem Leben noch nie besucht.

Traurige, schockierte und verwirrte Grüße...
Stern*

Tita001 19.04.2019 23:29

AW: Vater hat Bauchspeicheldrüsenkrebs: Schock
 
Hallo Stern,

es tut mir sehr Leid, dass dein Vater diese schreckliche Diagnose bekommen hat.
Ich kenne diese Gefühle der Unmacht und großer Angst nur zu gut, die du in deinem Text beschreibst. Dieser Schockzustand wird leider noch etwas bleiben.
Wichtig ist, dass ihr jetzt eine genaue Diagnose habt und das der Onkologen einen Plan entwickelt.
Auch wenn du momentan voller Sorge bist, ist es wichtig für deinen Vater da zu sein, denn er wird jetzt viel Unterstützung brauchen.
Schreiben und austauschten hilft. Zumindest mir. Von Prognosen und Statistiken würde ich mich fernhalten.Jeder Mensch reagiert anders auf eine Krebstherapie.

Ich wünsche euch wirklich sehr viel Kraft und Zusammenhalt. Drücke für deinen Vater die Daumen.

Viele Grüße
Tita001

Stern1977 20.04.2019 00:24

AW: Vater hat Bauchspeicheldrüsenkrebs: Schock
 
Oh, mein Beitrag wurde verschoben. Danke!

Danke für deine Antwort, Tita!

Ich merke momentan, ich google viel zu viel. Quasi suchtartig. Ich weiß nicht, warum ich das mache... Das ist wohl für mich zu beantworten, denn es tut mir nicht gut.

Tita001 20.04.2019 11:08

AW: Vater hat Bauchspeicheldrüsenkrebs: Schock
 
Ja, ich hab auch sehr sehr viel Zeit im Internet verbracht. Gelesen, gelesen, gelesen..... Studien, Berichte von Betroffen usw.
Verkehrt ist es nicht, wenn man sich informiert. Dann geht man auch anders in ein Arztgespräch. Aber zu viel ist nicht gut.

Viele Grüße
Tita

Stern1977 20.04.2019 13:34

AW: Vater hat Bauchspeicheldrüsenkrebs: Schock
 
Tja. Danke... Dann geht es anderen auch so. Bei mir überschreitet es sicherlich öfter die Grenze von "zuviel", aber ich kann nicht anders gerade. Meine Mutter will alles nicht so genau wissen (verständlicherweise... Sie war allerdings Krankenschwester bis vor 1 Jahr und weiß sicherlich genug von der Sache an sich.)

Bei mir ist das Googlen wahrscheinlich eine Kompensation der Hilflosigkeit und Traurigkeit. Aber hinterher bin ich noch hilfloser und trauriger... Und wirkliche Erkenntnisse außer immer nur "viele sterben nach kurzer oder längerer Zeit - Ausnahmen bestätigen die Regel" erhalte ich nicht. Bahnbrechende Therapien gibt es aktuell nicht. In 20 Jahren ist dieser Krebs vielleicht beherrschbar - aber jetzt tut sich die Medizin da noch schwer.

Diese Traurigkeit ist stärker, wenn ich meine Eltern besucht habe und der Besuch nachhallt. Mein Vater erholt sich noch von Whipple und liegt oder sitzt auf dem Sofa oder am Küchentisch.

Daniel32 25.04.2019 20:49

AW: Vater hat Bauchspeicheldrüsenkrebs: Schock
 
Hallo Stern,
ich kann mich den anderen nur anschließen. Der Schock ist normal und auch das Suchen nach Informationen. Ich rate dir: lasse das Googlen. Im Netz stehen immer die schlimmsten Sachen, da macht man sich nur selbst verrückt. Mache dir auch keine Gedanken über andere User hier. Jeder Krankheitsverlauf ist anders.
Ich rate dir auch, nicht zu sehr herumzugrübeln. Habe die Erfahrung gemacht, dass das überhaupt nichts bringt.
Psychologische Betreuung (bzw. psychoonkologische für deinen Vater) ist denke ich hilfreicher als Antidepressiva.
Ich wünsche dir, dass du nach und nach einen Weg findest, dein Leben nach dem Schock weiterzuführen. Denn das ist sehr wichtig.
Wenn es dir gut tut, hier zu schreiben, dann mache das ruhig. Mir kannst du auch schreiben. Ich bin aber auch nicht ständig hier, daher kann die Antwort etwas dauern. Schaue aber regelmäßig rein.
Ganz viel Kraf dir, viele Grüße,
Daniel

Stern1977 14.09.2019 10:05

AW: Vater hat Bauchspeicheldrüsenkrebs: Schock
 
Mein Vater ist vor 1,5 Wochen ganz überraschend schnell verstorben. Damit hat er der Krankheit BSDK quasi nicht "den Schnitt versäumt", sondern ist ganz brav innerhalb des halben Jahres geblieben, das bei den meisten Fällen zwischen Diagnose und Tod liegt. Und er hatte wirklich gedacht, dass er es länger schafft. Aber die Krankheit hat sich gesagt, "du kommst nicht davon!" (Sorry, es klingt vielleicht unpassend, aber die letzten Wochen waren so schlimm, da kommen einem solche Gedanken...).

Es ging im verhältnismäßig gut, er war auf einem guten Weg, hatte schon wieder Pläne (Hörtest, neue Brille, Konzertbesuch)... Aber dann ging der Sterbeprozess in einer Wucht und Massivität los, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Am Wochenende hatte er Schmerzen, am Montag war er im Krankenhaus und bestand nur noch aus Schmerzen (die er nicht verorten konnte), hatte Fieber und eine Sepsis, am Dienstag hat er nur noch unter Morphium geatmet - und ist in der Nacht gestorben.

Wahnsinn... Aber es tröstet mich sehr, dass er nicht lange gelitten hat. Gerade das Leiden und die Schmerzen können ja bei dieser Krankheit ganz anders aussehen am Ende.

Und er hat es bis zuletzt geschafft, sich die Hoffnung aufrecht zu erhalten... Hat nie gegoogelt, was die Diagnose bedeutet. Das hätte ich nicht geschafft... Ich habe schon zum Teil Abschied genommen, als die Diagnose stand (- weil ich bei einer Freundin und ihrer Mutter das alles schon einmal erlebt hatte...). Damals als die Diagnose kam habe ich genau so viel geweint wie jetzt. Mit ihm durfte ich gar nicht so direkt sprechen, meine Mutter und mein Bruder fanden mich zu negativ. "Papa schafft das." Und jetzt ist sogar meine negative Version noch weit übertroffen worden. Ich hätte damit gerechnet, dass er noch 1-2 Jahre hat.

Es ist krass, wie wenig man diese Krankheit überhaupt beeinflussen kann. Mein Vater wurde operiert und hatte eine harte Chemotherapie - und gestorben ist er sehr wahrscheinlich (wenngleich wir es nie ganz genau wissen können) an Tumorwachstum irgendwo im Körper, welches die Organe versagen ließ. Man steht daneben, sieht fast stündlich Veränderungen - und kann es nicht fassen.

Tita001 14.09.2019 19:51

AW: Vater hat Bauchspeicheldrüsenkrebs: Schock
 
Lieber Stern1977,

Es tut mir sehr Leid das dein Vater verstorben ist.
Manchmal geht es doch so rasant, dass man sich gar nicht so darauf einstellen kann.
Diese schreckliche Krankheit gewinnt leider viel zu oft.
Der einzige Vorteil ist das er sich nicht lange quelen musste.
Ich schicke dir etwas Kraft für die Nächsten Wochen. Die Trauer überrumpelt einen von einem Tag auf den anderen.

Stern1977 15.09.2019 09:12

AW: Vater hat Bauchspeicheldrüsenkrebs: Schock
 
Danke, Tita.
Ich habe deine Geschichte gelesen... Verspätet wünsche ich dir mein Beileid.
Wie geht es dir mittlerweile?
Liebe Grüße aus dem Norden!

Beccamaus 16.09.2019 07:59

AW: Vater hat Bauchspeicheldrüsenkrebs: Schock
 
Hallo Stern,

deine Zeilen berühren mich sehr , es ist Wahnsinn was ihr da durchmachen musstet. Ich finde es immer sehr schockierend wenn alles so schnell geht, im nachhinein ist es für alle Beteiligten und vor allem für den Betroffenen selbst das allerbeste. Aber man hat halt wenig Zeit zum Verabschieden. Schön das es dir gelungen ist, sich zu verabschieden. Dieser BSDK ist echt der Hammer, es kommt aus dem nichts und man verstirbt meist so wahnsinnig schnell. Ich verstehe es bis heute nicht das die Medizin keinerlei Schritte zur Heilung gefunden hat. Milliarden werden in die Forschung gesteckt. Da zeigt sich mal wieder der Wandel der Zeit. Was wir atmen, essen, trinken, selbst die Natur ist voll von Giftstoffen. Vor 100 Jahren, als alle noch das gegessen haben was sie angebaut haben, gab es sowas in diesen Ausmaß garantiert nicht.
Naja, ich steiger mich schon wieder in etwas rein, was man leider nicht ändern kann. Ich wünsche dir und deiner Familie die notwendige Kraft die nächsten Monate durchzustehen. Haltet zusammen, redet und weint miteinander. Mir hat dieses Forum sehr viel gebracht. Ich finde es toll das es sowas gibt. glG

lunetta 16.09.2019 09:00

AW: Vater hat Bauchspeicheldrüsenkrebs: Schock
 
Hallo Stern!

Auch von mir nachträglich mein herzlichstes Beileid!

GLG

Positiv_Denken 24.09.2019 11:22

AW: Vater hat Bauchspeicheldrüsenkrebs: Schock
 
Mein herzliches Beileid. Ich wünsche Dir viel Kraft.

Tita001 24.09.2019 12:35

AW: Vater hat Bauchspeicheldrüsenkrebs: Schock
 
Ich danke dir.

Es ging mir eine Zeitlang sehr schlecht, aber mittlerweile lebe ich mit Der Trauer. Mal ist es gut mal schlecht.
Ich denke es wird so bleiben.
Wie geht's dir Stern?

Stern1977 25.09.2019 21:24

AW: Vater hat Bauchspeicheldrüsenkrebs: Schock
 
Ach es geht... Ich weiß gar nicht so recht, wie es mir geht. Ich lebe weiter irgendwie... Mache mir Sorgen um meine Mutter... Tja. Es muss sich alles neu sortieren.


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