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Merasil 11.10.2019 17:38

Beamtenlaufbahn trotz HK und Chemo
 
Ich mache hier einfach mal einen neuen Thread auf, da es um ein ganz anderes Thema geht. Ich hoffe ich darf das hier drin fragen :/

Da sich mein Studium jetzt dem Ende neigt, bin ich aktuell auf Jobsuche. Eine Ausschreibung eines Amtes das ich hier nicht näher beschreiben möchte ist besonders interessant für mich. Da es sich dabei nicht um Eine Stelle im Vollzug handelt sind die ärztlichen Anforderungen natürlich schon einmal geringer. Trotzdem frage ich mich ob eine Bewerbung überhaupt Sinn macht.

Da die Chemo lediglich ein halbes Jahr her ist und man ja eigentlich erst nach 5 Jahren als geheilt gilt ist die Frage ja irgendwie berechtigt :(

Weiß einer wie bei sowas verfahren wird? Hat man da überhaupt ne Chance oder wird man als Schwerbehinderter/Krebspatient direkt aussortiert?

P.S. Hatte ein Seminom CS2a mit einer Lymphknotenmetase von 1,2cm

ElChupacabra 11.10.2019 19:03

AW: Beamtenlaufbahn trotz HK und Chemo
 
Hi.

Bin selbst Beamter. Grundsätzlich ist es erst mal so, dass im öffentlichen Dienst (wovon ich jetzt einfach mal bei Beamtenstellen ausgehe) Schwerbehinderte bei gleicher Eignung bevorzugt eingestellt werden müssen.

Hinsichtlich Deiner gesundheitlichen Eignung ist es so, dass es bei der Einstellung zu einer Untersuchung durch den Amtsarzt kommt. Dort soll geprüft werden, ob Du gesundheitlich für den Dienst geeignet bist. Da Dich Deine Erkrankung ja nicht einschränkt und es vermutlich nach der Chemo eh nicht mehr wiederkommt, sehe ich da keine Probleme. Dann wärst Du ja ohnehin eh erstmal Beamter auf Probe, d. h. vor der Übernahme in das Lebensverhältnis kommt es ohnehin nochmal zu einer Prüfung. Da könntest Du halt zurückgestellt werden, falls wieder was auftritt.

Ich sehe da keine Probleme. Tatsächlich ist es auch so, dass das Beamtentum mich während meiner Erkrankung ziemlich gerettet hat (finanziell), da kein Krankengeld, sondern Weiterzahlung bei vollen Bezügen.

Du kannst natürlich auch mal vor der Bewerbung Kontakt mit der Schwerbehindertenvertretung dort aufnehmen. Kann ja anonymisierten sein.

Grüße.

Derjayger 11.10.2019 23:27

AW: Beamtenlaufbahn trotz HK und Chemo
 
Gute Nachrichten:

2. Ein Beamtenbewerber ist gesundheitlich nicht geeignet, wenn tatsächliche Anhaltspunkte die Annahme rechtfertigen, dass mit überwiegender Wahrscheinlichkeit vom Eintritt einer Dienstunfähigkeit vor Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze auszugehen ist
https://www.bverwg.de/250713U2C12.11.0

Lass dir im Zweifelsfall eine Prognose vom Doc ausstellen.

Merasil 12.10.2019 09:08

AW: Beamtenlaufbahn trotz HK und Chemo
 
Ok, das liest sich eigentlich alles eher positiv. Für mich ist nur fraglich ob der Amtsarzt das auch so sieht. Im Internet liest man immer wieder Geschichten von Leuten die sich einklagen mussten (sowohl mit positivem als auch negativem Ausgang) mit der Begründung das die heilungsbewährung noch nicht abgelaufen sei und man in dieser Zeit immer mit einem Rezidiv rechnen müsse.

Ich finde direkt beim Amt keine Kontaktstelle für Schwerbehinderte. Die Bewerbung läuft aber über das Bundesverwaltungsamt in Köln. Ich vermute das ich mich dann dort an die entsprechende Vertretung wenden müsste.

Derjayger 12.10.2019 10:42

AW: Beamtenlaufbahn trotz HK und Chemo
 
Es gibt doch Statistiken über Heilungsraten von HK je nach Stadium, Therapie und verstrichener Nachsorgezeit. Das zusammen mit dem Link (du brauchst über 50%), ist m.E. eine klare Sache. Ich vermute, dass Leute abgelehnt wurden, weil die Statistiken unklar waren.

Toby01Harv 12.10.2019 12:09

AW: Beamtenlaufbahn trotz HK und Chemo
 
Hi,

Du hattest doch ein Seminom im Stadium IIa, oder?

Nach der Chemo liegt Dein statistisches Langzeitüberleben bei nahezu 100 %. Hier im Forum gibts zahlreiche Fälle (inkl. mir) die anschließend verbeamtet wurden. Wie schon gesagt wurde, Du bist ja ohnehin erst Beamter auf Probe.

Im Zweifel würde ich mir von einem Prof. ein Kurzgutachten bgzl. Deiner Heilungschancen schreiben lassen.

Auf alle Fälle bewerben.

Viel Glück.

EggSackt 13.10.2019 09:33

AW: Beamtenlaufbahn trotz HK und Chemo
 
Die Frage interessiert mich auch. Vor allem was passiert, wenn nun doch ein Rezidiv auftauchen sollte? Löst der Staat dann das Beamtenverhältnis auf Probe einfach auf? Wie ist das dann mit dem Wechsel in die PKV? Nimmt die einen so ohne weiteres?

WienMartin 13.10.2019 13:32

AW: Beamtenlaufbahn trotz HK und Chemo
 
Ich kann jetzt nur von Österreich und um genau zu sein, von der Privatwirtschaft sprechen, aber hier ist es gesetzlich geregelt, dass jeder Arbeitgeber pro 25 Arbeitnehmer einen "begünstigten Behinderten" einstellen muss.
Bei uns HKsler sind es hier ja min. 50% Behinderung, welche anerkannt werden.

Also bei uns im Unternehmen wird jeder mit einem Behindertenpass gerne gesehen, solange er die Voraussetzungen erfüllt.

Ich nehme an, dass es im öffentlichen Dienst ähnlich ist, und meistens ähnelt es von der Gesetzgebung sehr zwischen AT und DE.

Merasil 13.10.2019 13:42

AW: Beamtenlaufbahn trotz HK und Chemo
 
Diese Regelung gibt es auch in Deutschland. Allerdings bin ich mir nicht sicher ob es auch bei öffentlichen Stellen gern gesehen wird. Man hört immer wieder das der Staat nicht will, dass man ihm wegen Krankheit auf der Tasche liegt. Kp ob ich die Behinderung überhaupt angeben soll bei der Bewerbung :/
Muss man eig beim
Amtsarzt sagen, dass man HK hatte?

Dusty 13.10.2019 23:32

AW: Beamtenlaufbahn trotz HK und Chemo
 
Zitat:

Muss man eig beim
Amtsarzt sagen, dass man HK hatte?
Ja, denn wenn das aus irgendeinem Grund hinterher rauskommt, ist das ein Entlassungsgrund!

Ich bin selber Beamter und war zum Zeitpunkt der Verbeamtung auch noch in der "Heilungsbewährung". Auch eine zweite Bewerbung zur Verbeamtung war mit der Erkrankung problemlos möglich, der Amtsarzt sagte damals zu mir, dass die Beweislast umgedreht wurde. Das heißt der Amtsarzt müsste nachweisen, dass du auf Grund deiner Krebserkrankung sehr wahrscheinlich nicht bis zum Pensioneintritt arbeiten kannst. Und da er ja kein Wahrsager ist kann er das nicht. Somit ist eine Krebserkrankung kein Einstellungshindernis! Bis 2013 war das noch andersrum, das heißt die Beweislast lag beim Bewerber, weswegen häufig keine Chance auf Verbeamtung bestand. Aber seitdem eigentlich kein Problem mehr!

Als Schwerbehinderter wird man im öffentlichen Dienst sogar bevorzugt!


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