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NTH 02.07.2011 10:48

Chancen am Arbeitsmarkt mit Krebs
 
Hallo,

nachdem ich eigentlich nur noch selten im Forum unterwegs bin, möchte ich dennoch mal wieder einen kleinen Mutmacher hier abladen.

Während der Chemo habe ich vor 2 Jahren als selbständige Unternehmensberaterin einen Auftrag angenommen, um eine Abteilung aufzubauen. Nach einem halben Jahr wurde ich vom Arbeitgeber (auf seinen Wunsch hin) in ein Angestelltenverhältnis übernommen.

Nachdem ich nun aktuell wieder im Bewerbungsverfahren war, kam mir zwischendurch der Gedanke, ob die vorangegange Erkrankung ein Hinderungsgrund bei einer Einstellung sein könnte. Ob ich sie überhaupt erwähnen sollte, weil: es ist ja schon zwei Jahre her ?

Ich habe beschlossen, dass ich mich ebenso verhalten werde, wie ich es mir von meinem zukünftigen Arbeitgeber erwarte: ich werde offen mit dem Thema umgehen.....

Was soll ich sagen - es hat funktioniert. Mein erstes Bewerbungsverfahren war ein Treffer, obwohl es sehr viele Bewerber gab (eine strategisch sehr interessante Stelle, Anzeigenveröffentlichung in der FAZ und Frankfurter Rundschau).
Obwohl ich eine für das Unternehmen strategisch absolut wichtige Position begleiten werde, gab es keinen Ansatz, in irgendeiner Form mir weniger zuzutrauen oder darüber nachzudenken, ob es zu riskant sein könnte, mich einzustellen.

Ich möchte damit all denjenigen Mut machen, die daran zweifeln, ob sie beruflich wieder Fuß fassen können oder glauben, keine neuen Perspektiven mehr erwarten zu können.

Haut rein Mädels, und
have fun storming the castle :grin:

Nicole

Ilse Racek 02.07.2011 16:06

AW: Chancen am Arbeitsmarkt mit Krebs
 
Hallo Nicole :winke:

das finde ich Klasse.

Da könnte man glatt auf den Gedanken kommen, dass Dein neuer Arbeitgeber GERADE WEIL DU DICH NACH DIESER ÄTZENDEN KRANKHEIT stark machst Deine Einstellung betrieben hat.


Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute dafür - natürlich auch für "die private Seite" :)


Lieben Gruß :winke:

Seerose73 02.07.2011 19:24

AW: Chancen am Arbeitsmarkt mit Krebs
 
Hallo!
Das ist ja super :D freu mich für dich und wünsch dir viel Erfolg und natürlich auch viel Freude bei der neuen Stelle.

Ich war vor der Erkrankung auch selbstständig. Ich war gerade mal 4 Monate dabei als die Diagnose kam. Dann hab ich erst mal alles auf Eis gelegt und überlege jetzt, da endlich ein Ende der Therapien in Sicht ist, ob ich wieder Selbstständig arbeiten soll, oder mich doch lieber für eine Anstellung entscheiden soll (falls mich noch jemand will ;) ).
Selbstständigkeit hat halt seine Vor- und Nachteile...

Falls ich mich für einen Teilzeitjob entscheide möchte ich eigentlich auch offen mit dem Thema umgehen, aber ich schätze mal, dass das nicht bei allen Arbeitgebern so gut ankommt. Naja mal sehen.

Liebe Grüße
Seerose

NTH 03.07.2011 20:59

AW: Chancen am Arbeitsmarkt mit Krebs
 
Ilse,

ich glaube zumindest, das diese Erkrankung irgend etwas mit jedem einzelnen von uns macht.
Und ich denke, das, wie ich nun bin, war der Grund meiner Einstellung.

Die Abteilungsleiter haben mir gespiegelt, ich habe unheimlich souverän gewirkt (davon hab ich wie üblich nichts mitgeschnitten :tongue).
Ich denke, man wird wohl souverän, wenn man so etwas in seinem Leben überstanden hat.

Ich habe ebenso wie maduscha das Thema Krebs forciert.

Sicherlich steigt dann vermutlich der ein oder andere Arbeitgeber aus - aber das war dann eben nicht der richtige ;-)

Calypso 04.07.2011 08:17

AW: Chancen am Arbeitsmarkt mit Krebs
 
Genau das glaube ich auch. Wenn man es verheimlichen muss, um die Stelle zu kriegen, dann ist es nicht der richtige Arbeitgeber!

Meiner ist da übrigens auch super (mit Ausnahme meines direkten Chefs, aber der ist eh ....), ich bin von Anfang an offen gewesen. Warum auch nicht, es geht ja nicht darum, hier zu jammern. Aber wenns mir mal einen Tag nicht so gut geht, muss ich nix erfinden. Und das "glotzen" auf meine Einseitigkeit war mit einer einzigen Ausnahme praktisch nicht vorhanden.

Ich fühle mich jedenfalls besser so. Und eigentlich kann es nur gut sein, denn dadurch sieht mein AG auch, dass Krebs nicht gleich mit Siechtum und Kranksein zu tun hat. Ich habe weniger Krankheitstage als so mancher andere hier.

NTH 04.07.2011 08:34

AW: Chancen am Arbeitsmarkt mit Krebs
 
Calypso,
das finde ich auch einen wichtigen Aspekt.

Ich habe ja zwischen der ersten und zweiten Chemo die Projektarbeit als selbständige Unternehmensberaterin aufgenommen.
Zu diesem Zeitpunkt habe ich darauf bestanden, dass niemand im Unternehmen erfährt, dass ich Krebs habe.
Direkt nach der letzten Chemo habe ich mich im Kreis der zweiten Führungsriege "geoutet", weil ich endlich wieder ohne Perücke losziehen wollte.

Da ich auch recht viel in der Öffentlichkeit sein musste, habe ich die megakurzen (ich fand sie damals seeeeehr lang, aber wenn ich im Nachhinein die Fotos ansehe - oh jeh) Haare und auch meine Bestrahlungseinzeichnungen mit extra tiefem Ausschnitt stolz getragen.

Es war völlig normal, dass ich bei jeder Sitzung um 11.10 Uhr aufgestanden bin und eine Stunde später wieder da war (Bestrahlung).
Viele Kollegen haben sich hinterher bedankt, dass ich ihnen damit den Umgang mit dem Thema leichter gemacht habe.
Sprüche wie: "Sag mal - leuchtest du eigentlich jetzt auch nachts?" haben mich in dieser Zeit begleitet und aufgeheitert.

Ich finde überhaupt einen gewissen Humor - soweit man den aufbringen kann, geht auch nicht immer, sehr entspannend.
Beim ersten Gespräch mit meinem künftigen AG fragte man mich dann, ob man aufgrund der Erkrankung irgendetwas in Bezug auf meinen Arbeitsplatz beachten müsse. Was natürlich übersetzt hieß: "wie ist gerade dein gesundheitlicher Zustand?"
Ich habe fröhlich geantwortet, dass ich wohl gerade die einzige am Tisch bin, die definitiv sagen kann, dass sie gerade keinen Krebs hat, weil ich gerade frisch aus der Nachsorge kommen würde ;-)

Viele Grüße
Nicole

Giney 04.07.2011 09:51

AW: Chancen am Arbeitsmarkt mit Krebs
 
Zitat:

Zitat von NTH (Beitrag 1043782)
Ich habe fröhlich geantwortet, dass ich wohl gerade die einzige am Tisch bin, die definitiv sagen kann, dass sie gerade keinen Krebs hat, weil ich gerade frisch aus der Nachsorge kommen würde ;-)

:smiley1::smiley1:KLASSEE !!:smiley1::smiley1:

Ich finde es toll, wie und was du erzählst. Das macht mir mut :)

LG

PetraK 04.07.2011 10:24

AW: Chancen am Arbeitsmarkt mit Krebs
 
Hallo ihr Lieben,

ich denke, ihr hier habt mit euren Arbeitgebern auch viel Glück gehabt....ich bin nach meiner ersten Krebserkrankung entlassen worden. Ich habe mich danach in unzähligen Arztpraxen beworben (bin Arzthelferin) und habe auch immer meine Krankheit erwähnt und genau das war dann jedesmal der Grund, abgelehnt zu werden. Ausgerechnt Ärzte können damit scheinbar nicht umgehen. Die Begründung war meistens, dass sie jemanden für längerfristig suchen und man wisse ja nie, wann die Krankheit wiederkommt. Ich hab erst einen neuen Arbeitgeber gefunden, als ich das Thema beim Vorstellungsgespräch nicht mehr erwähnt habe........bin aber leider tatsächlich durch ein Rezidiv jetzt wieder arbeitslos und auch nicht mehr arbeitsfähig.....

Liebe Grüße

Petra

Ilse Racek 05.07.2011 07:58

AW: Chancen am Arbeitsmarkt mit Krebs
 
Liebe Petra :winke:


Da ich im Verlaufe meiner Therapie in die SchwerbehindertenAltersRente gegangen bin (während der ChemoZyklen wurde ich 60 Jahre alt und war festangestellt), kann ich also wohl nicht mitreden.

Trotzdem muss ich an dieser Stelle loswerden, dass ich Deine Erfahrungen sehr schlimm finde und gerade bezüglich "Ärzte als Arbeitgeber" nahezu fassungslos bin :(

Es hat sich doch eigentlich schon lange herumgesprochen, dass - wie es in Nicoles SchlussSatz deutlich wird - Jede/r morgen erfahren kann, dass er betroffen ist :rolleyes:


Alles erdenklich Gute für Dich

mit herzlichen Grüßen :winke:

krokus12 05.07.2011 11:26

AW: Chancen am Arbeitsmarkt mit Krebs
 
Das würde ich jetzt nicht unbedingt den Ärzten anlasten, sondern der Tatsache, daß viele Praxen Klein(st)betriebe sind.

Im Gegensatz zu Grossbetrieben ist bei Kleinbetrieben die Personaldecke meist nicht so gross, daß der Ausfall eines Mitarbeiters über lange Zeit kompensiert werden kann.

Altmann 05.07.2011 12:47

AW: Chancen am Arbeitsmarkt mit Krebs
 
Hallo,
muss mich auch melden.
Hatte mich im Krankenhaus (Grossbetrieb) als Buchhalterin beworben.
War sogar ein SB-Beirat dabei.
Man entlockte mir die Diagnose und wurde sofort abgelehnt.
Das war meine Erfahrung.
Gruss Altmann

Trini32 05.07.2011 13:18

AW: Chancen am Arbeitsmarkt mit Krebs
 
Hallo,

also da melde ich mich auch mal gerne zu...

Ich arbeite in einem Kleinbetrieb (Zahnarzt) und es klappte wirklich sehr gut!
Ich hatte ca. 2 Monate eine Wiedereingliederung und jetzt ist es so als ob ich nie weg gewesen bin.:)

Ich glaube es liegt auch sehr viel an den Berufserfahrungen und an den jeweiligen Qualifikationen. Das darf auch nicht außer Acht gelassen werden!

Lieben Gruß
Trini

krokus12 05.07.2011 13:50

AW: Chancen am Arbeitsmarkt mit Krebs
 
Das ist überhaupt keine Frage. Berufserfahrung, sonstige Quali, Teamfähigkeit, der ganze Rattenschwanz, der da mit dran hängt.


Und beim Eingangspost von NHT ging's glaub ich genau darum, den Eindruck zu vermitteln und auch selbst an sich zu glauben, daß man die Richtige für den (neuen) Job ist.

Trini, bei dir ist vielleicht noch der Unterschied, daß du im gleichen Betreib weitergearbeitet hast. Da wussten dein Chef und deine Kolleginnen einfach bereits was sie an dir haben. Die sagen sicher auch, es ist, als ob du nie weggewesen wärst. Du warst sozusagen eh schon eine bewährte Mitarbeiterin, die den Laden kennt.

PetraK 05.07.2011 16:11

AW: Chancen am Arbeitsmarkt mit Krebs
 
Hallo Krokus,
da stimme ich dir völlig zu. Bei meiner ersten Erkrankung habe ich zwar insgesamt etwas über ein halbes Jahr gefehlt, aber der Arzt hatte ja nur die 6 Wochen Lohnfortzahlung zu leisten, danach bekam ich Krankengeld. Er wusste auch schon, was er an mir hatte, ich konnte (zumindest damals) sehr gut arbeiten, hatte viele Jahre Berufserfahrung, Zusatzqualifikationen und war bei den Patienten sehr beliebt. Ich habe dann auch noch über einJahr bei ihm weitergearbeitet, dann hat er leider aus Altersgründen aufgehört. Sein Nachfolger hat sich dann mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, mich zu übernehmen (eben mit der Begründung: Krebskrank) und ist damit auch trotz Integrationsamt und Gewerkschaft durchgekommen. Trotz sehr guter Zeugnisse hab ich dann leider ewig nichts neues gefunden, einige sagten auch ganz offen : wir können sie ja, wenn was schiefläuft, nicht wieder loswerden. Dabei hat auch bei meinen 2 folgenden Kündigungen das Integrationsamt zugestimmt, da die Chefs sehr raffinierte Begründungen hatten, um mich loszuwerden.
Aber ich denke auch, dass es in Kleinbetrieben grundsätzlich schwerer ist, trotz Schwerbehinderung genommen zu werden, da dort andere regelungen gelten.
Trini, bei dir war es ja so, dass du eine Anstellung bei Zahnarzt hattest, ich hab die letzten Jahre ja aus Arbeitslosigkeit heraus gesucht......vielleicht sind ja außerdem Zahnärzte anders als Hausärzte, die ja mehr Hintergrundwissen zum Thema Krebs haben.....

Und an mich selbst und meine Fähigkeit hab ich schon geglaubt und das auch so rübergebracht, aber inzwischen hab ich mir das Thema eigentlich abgeschminkt, da ich mich selbst für noch nicht arbeitsfähig halte und höchstens eine Hilfsstelle als 400 Euro-Kraft eine Möglichkeit wäre....

Liebe Grüße

Petra

Seerose73 11.07.2011 11:21

AW: Chancen am Arbeitsmarkt mit Krebs
 
Hallo Zusammen!
Leider muß ich jetzt grad mal ein bisschen Frust abladen.
Heute Morgen habe ich mit einem Praktikum als Helferin in einer Praxis angefangen, da ich längere Zeit in Familienpause war.
Da meinte doch der Chef gleich zu mir: Klar ein Praktikum können sie gerne machen, aber es gibt da eine gewisse Altersgrenze und wenn die überschritten ist, hat man kaum noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt, es wird also sicher schwierig für sie...
In Anbetracht der Tatsache, dass ich demnächst gerade mal 38 werde war ich schon etwas geschockt :eek: .
Wenn dann noch dazu bekannt ist das ich Brustkrebs hatte, kann ich mir wohl jeden Job abschminken :mad:

Ich freue mich natürlich für jede bei der es nicht so besch... läuft aber ich bin echt total frustriert.

frustrierte Grüße
Seerose


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