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morgenleben79 09.09.2014 09:26

Angst
 
HAllo
Ich hatte Glück viel viel Glück, durch viele glückliche Zufälle wurde mein Hodenkrebs sehr früh entdeckt. Es gab viele Unmtersuchungen eine OP und seitdem Wait and See. 2 Lymphknoten sind etwas suspekt aber wir wollen das erstmal beobachten.

So waren die ersten Wochen danach sehr schön, ich war glücklich soviel Glück zu haben.

Und nun ist nicht mehr viel davon übrig. Plötzlich und ich weiß nicht einmal warum ist Angst da. Angst bald zu sterben, Angst das es eben nicht vorbei ist. Und ich kann mir das nicht erklären, mir ging es seit Wochen super ich habe sogar nur noch wenig daran gedacht. Und dann ganz plötzlich Angst, ich wache Nachts auf und mein Kopf befürchtet bald zu sterben, befürchtet das der Krebs heimlich zurück gekommen ist und alles verseucht.

Und dafür gibt es garkeinen Grund weil ich werde Engmaschig unterschucht alle 3 Monate, hae in 4 Wochen meinen nächsten Tumormarker check.

Diese Angst raubt mir meine Freude, ich kann das Gefühl nicht beschreiben. Es ist so als wäre am Horizont ein Gewitter zu sehen und man wüßte man hat keine Chance dem zu entgehen egal was man auch macht.

Meine Prognossen sind Super, meine Krankheitsgeschichte ein Wunder, Der Chefarzt hat zu mir gesagt soviel Glück kann man nicht mehr ZUfall nennen. Aber trotzdem plötzlich ist dort lähmende Angst.

Meine Ärztin sagt bei ihnen kann man Super Wait and See machen weil sie so Lebensfroh sind, auch wenn 2 Lypmphknoten vergrößert sind. Das war ich auch aber nun ist irgendetwas anders. Meine Seele ruft mir etwas zu.

Ich weiß nicht wie ich mit dieser neuen Situation umgehen soll, Angst passt nicht zu mir!

Naja wollte nur mal meine GEdanken los werden. Ich weiß nichtmal ob ich mich beschweren darf weil ich soviel Gück hatte, und hier soviele Menschen so sehr leiden müssen oder mußten.

LG
Morgenleben

Suewal 09.09.2014 15:48

AW: Angst
 
Hallo Morgenleben,

mach dir mal keine Sorgen, es ist völlig normal, Angst zu haben - ob es (zu) dir passt oder nicht.

Du hast Krebs und das ist eine ganze Menge für die Psyche zu verdauen. :eek:


Ich lebe jetzt seit 3 Jahren mit der Diagnose Krebs und mir ging es ähnlich - erst nach vielen Untersuchungen, Chemo, OP.....etc. irgendwann ganz viel später kam die Angst, davor hatte ich ja immer was "zu tun".

Heute kommt und geht die Angst wie es ihr so passt. Manchmal ist das Leben fast wieder "normal" und manchmal liege ich nächtelang wach und grüble......ich lasse das dann einfach geschehen, ich weiss ja, es geht wieder vorbei.

lg
Sylvia

morgenleben79 09.09.2014 20:01

AW: Angst
 
Hi
Danke Sylvia für das Verständnis und die aufbauenden Worte. Ja das grübeln und nicht schlafen können kannte ich am Anfang garnicht doch nun ist es da und erstmal war ich doch sehr erschrocken darüber.

Ich hoffe wirklich das diese Phase auch bald wieder vorbei geht und man das 2te Leben was einem Geschenkt wurde wieder richtig genießen kann. Weil eines hat der Krebs auch bewirkt neben der Angst eine viel größere Gelassenheit und Ruhe.

Liebe grüße
Morge leben

PeterBoe 10.09.2014 13:13

AW: Angst
 
Hallo, Morgenleben.

Ich weiss wovon Du sprichst. Ich bekam im Juni 2012 nach PSA über 15 die Diagnose Prostata- UND(!) Darm-/Rektalkrebs.
Dann neun Monate Bestrahlung&Chemo/OP-künstlicher Darmausgang/Bestrahlung&Chemo/Kur.
Der Darmtumor und das letzte Stück Darm sind raus, die Prostata von der Bestrahlung ordentlich verkokelt. Natürlich ist sie noch da und wahrscheinlich auch noch Krebszellen. Aber mein PSA dümpelt seit der Behandlung so um die 0,4 herum und das ist ein gutes Zeichen.
Jetzt bin ich 63 und hab schon mal angefangen, für meinen 65. Geburtstag und den renteneintritt eine Super-Feier zu planen.
Früher dachte man ja, dass eine Krebsdiagnose das Todesurteil sei. Heute haben wir gelernt, zu akzeptieren, dass der Krebs zwar da ist, aber gleichzeitig auch, dass ein "Leben mit Krebs" nicht bloss möglich, sondern auch lebens- und liebenswert bleibt.
Mit der Angst ist es ähnlich: sie ist da und keiner kann sie wegdiskutieren. Wir müssen wohl akzeptieren, dass die Angst einfach dazu gehört und wir sollten deshalb einfach nur versuchen keine "Angst zu haben dass die Angst kommt".
Vielleicht kann ein Psychoonkologe helfen Strategien zu entwickeln, die die Angst erträglicher machen, aber wegzaubern kann er die auch nicht.
Meine Strategie (funktioniert natürlich nicht bei jedem) ist, das Schlimmste zu erwarten und mich dann über jede Kleinigkeit zu freuen, die weniger als das Schlimmste ist. Das hat in meinem ganzen Leben auch früher schon immer ganz gut geklappt.
Mein Onkologe hatte mir im Juli geraten, mich nochmal beim Urologen vorzustellen ("Sie sollten unbedingt mal wieder ....). Klar, hatte ich da ein mulmiges Gefühl: der "worst case" wäre OP, Inkontinenz, Urobeutel/Windeln.
Da ich aber mit meinem Beutel vor dem Bauch schon wunderbar klar komme, habe ich mich jetzt gedanklich auch mit der Windel "angefreundet". So wie mich "der Beutel" vor meinem Begräbnis gerettet hat, so würde auch die Windel mein Retter sein.
Aber dann ist es ja zum Glück ganz anders gekommen: PSA 0,38. Juhuuuuh!

Ich drücke Dir die Daumen und vielleicht hilft es ja, den Mut zu haben die Angst zu akzeptieren.
LG
Peter

Mathias974 10.09.2014 20:29

AW: Angst
 
Hallo Morgenleben,

ja mit der Angst ist das so eine Sache.
Kurz zu mir, Gallenblasenkrebs mit Lymphknoten Metastasen. Zwei OP´s im Juni und Juli letztes Jahr, wovon die letzte es in sich hatte. Danach folgten 18 Wochen Chemotherapie.
In der Therapiezeit, hatte ich keine Zeit für Ängste, so blöd sich das auch anhört aber es war so.
Ich hatte eine denkbar schlechte Prognose, mit sehr hoher Rückfallwahrscheinlichkeit. Wie gesagt, es gab keine Angst, eher Gleichgültigkeit.
Nun ist meine letzte Chemo im November 2013 gewesen und plötzlich war sie da, die Angst.
Ich bin nach wie vor frei vom Rezidiv, das hätte man nicht erwarten dürfen und ich müsste mich eigentlich freuen, wäre da nur nicht die Angst.
Ich hab ein Super Team von Onkologen und Therapeuten, die mich immer wieder versuchen aufzurichten.
Die Angst ist für uns alle ein ganz normaler Begleiter und glaube mir, du bist nicht alleine. Wir können hier denke ich alle mit dir fühlen und kennen dieses Hoch und Runter.
Was du brauchst ist viel Geduld, vor allem aber wieder das zutrauen in deinen Körper. Denn egal wie es kommen sollte, ändern kannst du es eh nicht.

LG und alles Gute
Mathias

morgenleben79 10.09.2014 21:36

AW: Angst
 
Vielen lieben Dank für eure Antworten. Sie helfen mir gerade sehr. Weil soweit ich aktuell zur Ruhe komme klopft die Angst an. Und dabei arbeite ich wie ein Besessener um mich abzulenken. Aber das hilft nicht , und wahrscheinlich muss man es einfach akzeptieren das die Seele länger braucht um diese Krankheit zu verdauen. Aber es ist erstaunlich was diese Krankheit bewirkt plötzlich stelle ich ganz viele Dinge in Frage. Geh ich den Weg den ich wirklich gehen wollte, bin ich glücklich, genieße ich wirklich das Leben?
Jemand hat zu mir gesagt alles ist vorbestimmt. Nur wie geht es jetzt weiter? Ich würde sagen das dieses Jahr bisher ein fürchterliches ist in allen belangen.
Lg
Morgenleben

Mathias974 10.09.2014 22:11

AW: Angst
 
Hallo Morgenleben,

du musst nicht akzeptieren das die Seele länger braucht, sondern das Dinge sind, wie sie sind.
Meine Onkologin erklärte es auf vielschichtige Weise. "Sie können Angst haben und es passiert nichts, sie können aber auch Angst haben und es passiert was. Was hätte die Angst dann geholfen oder geändert."
Das schlimme ist ja, dass man immer denkt.....Krebs = Tot
Das ist aber schon lange nicht mehr so, denn selbst mit schlechter oder palliativer Aussicht, heißt das nicht, das sofort alles vorbei ist.
Es gab immer wieder Dinge in der Medizin, was man sich nicht erklären konnte. Zum Beispiel auch das Menschen mit einer Prognose von 6 Monaten 10 Jahre später fidel am Leben waren.
Es ist ein langer Weg und man muss sich der Angst stellen und lernen sie zu besiegen.

LG
Mathias

Kerejon 26.09.2014 00:26

AW: Angst
 
Zitat:

Zitat von Mathias974 (Beitrag 1284888)
Das schlimme ist ja, dass man immer denkt.....Krebs = Tod

LG
Mathias

Für mache oder manchen ist das auch so. Aber, mein lieber Mathias, so ist das Leben, zu dem leider auch der Tod gehört. Von meiner Seite aus wünsche ich Dir nur das allerbeste :-)

Chris


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