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Corona85w 25.08.2015 18:15

BDSK - die Hilflosigkeit macht mich wahnsinnig
 
Hallo ihr Lieben,

ich bin bereits vor Monaten auf das Forum gestoßen und lese still im Forum mit da bei meiner Oma (77 Jahre) BDSK festgestellt wurde. Die Diagnose hat uns wie aus heiterem Himmel getroffen, da meine Oma eigentlich nur wegen eines Narbenbruchs (Blinddarmnarbe) ins KH gegangen ist.

Bei der OP, bei der ihr ein Kunststoffnetz eingesetzt wurde, wurde am Narbengewebe eine Metastase entdeckt - tja das ist jetzt schon 4 Monate (23.04.2015) her und wenn wir den durchschnittlichen Lebenserwartungen Glauben schenken können hat sie ja nicht mehr allzu lange :weinen:

Sie hat sich durch 3 Zyklen Chemo (3x im Monat Gemcitabin+Abraxane, 1 Woche Pause) gequält und hatte vor 2 Wochen ihren 2. CT Termin - der Befund ist wohl nach wie vor unverändert (Pankreasschwanzkarzinom, keine Metastasen in der Leber, aber im Bauchfell) und die gesamte Familie fragt sich, ob sie sich weiter durch die Chemo quälen soll.

In den 2 Wochen Pause ist sie fast wieder die Alte (pflegt die Blumen auf ihrer Terrasse und ich sehe sie endlich wieder lachen), aber sie geht seit dem Befund im April nicht mehr vor die Tür. Neben einer für mich recht offensichtlichen Depression hält mein Opa sie förmlich zu Hause fest und will nicht wahr haben, dass wir sie vielleicht schon in diesem Jahr gehen lassen müssen. Das schlimme an der Sache ist, dass mein Opa immer das Sorgenkind unserer Familie war und unter einen schweren Herzinsuffizienz leidet - meine Mama und ich haben unglaubliche Angst, dass er zusammenbricht wenn meine Oma von uns gehen muss und wir ihn dann auch verlieren werden :weinen:

Die Bindung an meine Großeltern ist sehr stark, da ich bei ihnen bis zum 16. Lebensjahr groß geworden bin - daher könnt ihr euch bestimmt vorstellen, dass die Situation unglaublich schwer für mich ist - auch wenn meine Oma schon 77 ist und der Tod nun mal unausweichlich.

Ich habe unglaublich Angst vor dem was noch alles kommen wird und weiß nicht was besser ist - keine Chemo und dafür ein paar schöne Wochen, oder Chemo und meine Oma leiden zu sehen (absoluter Appetitverlust, Übelkeit, starker Juckreiz, erhöhte Reizbarkeit, extreme Ödem Bildung mit schmerzenden Beinen)... das Leiden kommt doch so oder so?!

Traurige Grüße,
Corona (wie der Lichtkranz der Sonne)

Drea1971 25.08.2015 19:25

AW: BDSK - die Hilflosigkeit macht mich wahnsinnig
 
Aber deine Oma hat doch schon total viel geschafft!!! Denke positiv!! Drei Zyklen hat sie durch und keine Metastasen! Vor allem nicht in der Leber!
Ich weiß zu gut, wie du dich fühlst. Bei mir war es mein Papa, aber gleiches Alter. Aber er hatte keine Chance. Er hat gerade mal eine Chemo bekommen. Nicht einen Zyklus! Nur eine einzige Chemo. Aber sein Befund war um einiges schlechter. Und der von deiner Oma ist, bis auf dieses verdammte Schalentier im Schwanz, doch recht gut. Vertraut weiter. Denke nicht an das Ende!!!! Ich habe auch nicht an das Ende geglaubt. Auch als der Arzt uns sagte: Tumormarker über 10.000, Krebs hat sehr gestreut. Leber ist arg angegriffen. Aber Hey, ich wünschte, wir hätten vier Monate gehabt. Bei uns waren es von Diagnose bis zum Tod vier Wochen. Deswegen kämpft weiter!! Seit weiterhin positiv. Auch wenn ich diesen Krebs hasse wie sonst was, er hat mir meinen liebsten Papa genommen, so glaube ich immer noch daran, dass man Chancen hat. Sie sind klein, ja. Darüber brauchen wir nicht zu reden. Sie sind wirklich klein. Aber sie sind da!!! Und wenn er nicht gestreut hat, dann tretet diesem Schalentier weiterhin in den Arsch. Ihr habt soviel geschafft bisher. Redet gemeinsam darüber. Und versuche du mit deiner Oma hinaus zu gehen. Natürlich hat dein Opa Angst. Ich glaube, wenn es bei uns umgekehrt gewesen wäre, dann wäre mein Papa ebenso gewesen. Aber geht jeden Schritt und ihr schafft das.
Ja, sie sollte noch weiter Chemo machen. Auf jeden Fall. Es ist zwar eine Qual, aber auch eine Chance! Nutzt sie!!!
Fühle dich umarmt :knuddel:

Corona85w 25.08.2015 19:41

AW: BDSK - die Hilflosigkeit macht mich wahnsinnig
 
Liebe Drea,

vielen Dank für deine lieben Worte :remybussi! Dass dein Papa so schnell von euch gehen musste tut mir unglaublich leid...

Meine Oma hat am Donnerstag einen Termin beim Onkologen und mal schauen ob die Blutwerte so gut sind, dass sie eine Chemo machen kann. Sie hatte bisher nur 1 Bluttransfusion und musste auch keine Chemo "schwänzen" - ihr geht es wohl im Vergleich zu anderen relativ gut...

Es gibt Tage da bin ich so optimistisch dass wir noch ein paar Monate zusammen haben und dann streckt es sie so nieder und sie spricht davon nur sterben zu wollen, da will ich einfach nur weg laufen... heute ist wohl ein Tag zum weglaufen...

Drea1971 25.08.2015 21:03

AW: BDSK - die Hilflosigkeit macht mich wahnsinnig
 
Ihr habt ganz ganz bestimmt noch einige Monate!! Ich drücke die Daumen für die Blutuntersuchung und das man gut noch einen weiteren Zyklus starten kann.

Corona85w 14.12.2015 14:22

AW: BDSK - die Hilflosigkeit macht mich wahnsinnig
 
Nach langer Pause melde ich mich wieder um den Angehörigen eines Krebspatienten, so wie ich es bin, Mut zu machen. Meine Oma (78 Jahre) hat nun 15 Chemositzungen hinter sich gebracht und letzte Woche hatten sie das 2. CT seit der Diagnose - die Chemo mit Gemictabin und Palitaxel ist gut angeschlagen - der Krebs im Pankreas ist signifikant geschrumpft, keine Aszitis, keine extreme Gewichtsabnahme mehr (sie wiegt derzeit 65 kg bei 1,65m, hatte vor Diagnose 74 kg...also lieber ein paar Polster mehr für schwere Zeiten :) ) - aber leider hat sie eine kleine Lebermetastase bekommen, die aber minimal-invasiv operiert werden könnte...auch wenn die Metastasenbildung nicht das ist was wir erhofft hatten, aber das Schrumpfen des Primärtumors macht uns sehr happy...meine Oma hat jetzt 2 Monate Chemopause hat und wir Weihnachten zusammen feiern können. Viele sehen die Chemo als Feind, wenn man versucht diese Chemiekeule als "Freund" zu sehen, lässt sich vieles besser ertragen - gegen die Übelkeit hilft meiner Oma gut Granisetron und MCP und gegen die extremen Lympstauungen in den Beinen zweimal wöchentlich Lymphdrainage...Wir haben am Tag der Diagnose nur eine Lebenserwartung von 3-6 Monaten erhalten und jetzt sind es bereits fast 8 Monate ohne eine extreme Verschlechterung des Zustands...ich hoffe so sehr, dass sie uns noch etwas erhalten bleibt... Ich wünsche hier allen anderen viel Kraft auf diesem schweren Weg und eine friedliche Weihnachtszeit!


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