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Nucki 14.07.2017 11:40

Papa hat Nierenkrebs
 
Hallo ihr Lieben,
Ich hoffe ihr könnt uns ein bisschen Beistand leisten und Tipps geben.
Mein Papa ist 60 Jahre alt, fit und gut in Form.
Gestern wurde bei ihm nierenkrebs festgestellt �� er hatte seit ca einem Monat Bluthochdruck und ging am Montag zum Hausarzt. Der hat nichts gefunden ihn aber zum ct geschickt. Und dort hat man einen 3cm großen Tumor gefunden der auf der Niere sitzt. Beim restlichen durchschauen vom ct hat er keine Streuung gesehen..
Meine Frage ab euch ist: ist das jetzt noch früh erkannt worden? Ist das klein? und kann man anhand vom ct wirklich sehen, dass er nicht gestreut hat?
Wir machen uns solche Sorgen und haben uns die Augen schon wund geweint.
Ich bitte um eure Hilfe!
LG eure nucki

Rudolf 14.07.2017 13:54

AW: Papa hat Nierenkrebs
 
Hallo Nucki,
willkommen bei den Hoffnungsvollen!

Da möchte ich euch gratulieren zu dem "schön kleinen" Krebs.
Freut euch, dass der Tumor so früh entdeckt wurde!
Ich vergleiche mal mit meiner Situation vor 17 Jahren: 8 cm (~ 20faches Volumen), etliche Lungenmetastasen.

Meine Meinung/Beobachtung: bei einer Größe von 3 cm ist eine Metastasierung selten, wenn auch nicht absolut ausgeschlossen.
Je nach Lage des Tumors ist wahrscheinlich eine Teilresektion der Niere möglich, so dass vielleicht die halbe Niere erhalten bleibt.
Aber viele Menschen leben auch problemlos mit nur einer Niere.

Also: geht in ein großes Krankenhaus, das genügend Erfahrung mit dem Nierenkrebs hat.
Und: ja, ich gehe davon aus, dass der Radiologe genügend Erfahrung hat, um Metastasen zu erkennen.

Weißt du, wo in der Niere der Tumor sitzt?

Kopf hoch! Ich sehe keinen Grund zur Panik.
Rudolf

Hego 14.07.2017 16:40

AW: Papa hat Nierenkrebs
 
Hallo Nucki, ich kann mir vorstellen, wie es Euch geht.
Bei mir wurde Ende Dezember 2015 mit 64 Jahren zufällig ein Nierentumor in der linken Niere festgestellt. 4,5 x 5,5 cm groß, noch keine Metastasen.
Die linke Niere wurde Ende Januar 2016 komplett entfernt und bisher wurden bei allen Nachsorgeterminen keine Auffälligkeiten entdeckt.

Wie Rudolf schon schrieb, bei so einem "kleinen" Tumor ist die Chance recht gut, dass er nicht gestreut hat.
Natürlich lebt man immer mit der Angst, dass etwas kommen könnte. Wenn man irgendwo ein kleines Wehwechen hat, denkt man gleich ans Schlimmste.
Da können andere noch so oft sagen, die Wahrscheinlichkeit, dass etwas nachkommt, ist sehr gering.

Aber ich möchte Dir und Deinem Papa großen Mut machen.
Bei relativ kleinen Tumoren wird oft auch erst mal abgewartet.
Lasst erst mal die Untersuchungen machen und wartet ab, was für eine Therapie geplant ist.

Und geht in eine Krankenhaus, das Erfahrung mit der Nieren-OP hat, es sollte auf jeden Fall eine Urolgische Abteilung geben. Die gibt es oft in kleineren Häusern nicht.
Ich wurde in Sindelfingen operiert und war hochzufrieden, auch von der menschlichen Seite her. Daß dies wichtig ist, weiss man erst, wenn man die OP hinter sich hat,
dann kommt nämlich die Heulphase, auch bei uns Männern.

Meine beiden Kinder waren auch am Boden zerstört, aber heute geht es mir blendend und ich kann wieder alles machen, alles essen, alles trinken.
Ich spüre keine Einschränkungen.

Falco11 14.07.2017 17:48

AW: Papa hat Nierenkrebs
 
Hallo Nucki,

ich möchte Euch nicht zu einem Krebs gratulieren, auch wenn er noch so klein ist.
Ein großes Glück ist es, dass ein CT so zeitnah nach diesem Montag schon gemacht werden konnte und die Diagnose feststeht. Nicht jeder hat einen so guten Hausarzt, der sofort ein CT in Auftrag gibt.

Ich gehe davon aus, dass ein Urologe die weitere Behandlung übernimmt und Euch berät, wenn er den Bericht des Radiologen vorliegen hat.

Ich drücke Euch fest die Daumen, dass alles wieder gut wird.

LG Falco

Jan64 14.07.2017 22:22

AW: Papa hat Nierenkrebs
 
Hallo Nucki,

herzlich willkommen in der "Gemeinde". Meine Vorschreiber haben eigentlich schon alles geschrieben! Der Tumor zählt noch zu den Kleinen, es ist zur Zeit auch erst noch ein Verdacht, nicht alle Tumore sind Nierenzellkarzinome, es gibt auch noch ein Paar gutartige darunter. Da aber es sehr wahrscheinlich ein Nierenzellkarzinom ist, wird so Vorgegangen, wie es bei einem Nierenzellkarzinom vorgesehen ist. http://leitlinienprogramm-onkologie....rebs_frueh.pdf .
Eine Metastierung (Streuung) ist in diesem Stadium sehr selten. Es wird jetzt die Diagnose vervollständigt werden und dann eine operative Entfernung des Tumors kommen. Da sollte man darauf achten, das der Tumor komplett ohne Rest entfernt wird, möglichst viel Restniere (wenn möglich) erhalten werden kann; erst dann sollte man sich das Operationsverfahren zum erreichen dieser Ziele entscheiden (Offen, minimalinvasiv oder gar Robotergesteuert).
Nach der Operation wird das entfernte Gewebe vom Pathologen genauestens klassifiziert (Histologie), was schon mal 10 -12 Tage dauern kann. In diesem histologischen Befund wird der Tumor und seine Eigenschaften beschrieben, das ist sehr wichtig für evtl. nachfolgende Maßnahmen. Der Aufenthalt im Krankenhaus nach einer solchen Operation beträgt im Normalfall 6 - 12 Tage.
Ich gehe jetzt mal von einem Nierenzellkarzinom aus, immerhin ca. 85% der Fälle, so erfolgen keinerlei adjuvante (der Operation folgende) Therapien. Chemotherapien im herkömmlichen Sinn wirken nicht beim Nierenzellkarzinom und Bestrahlungen nur bedingt, also bleibt dein Vater davon verschont. Es gibt Medikamente gegen Nierenzellkarzinomen, die aber erst in der metastierten Lage eingesetzt werden, darüber braucht ihr euch jetzt keine Gedanken zu machen. Also Tumor raus, schauen was es genau ist und damit sollte es gewesen sein, Garantie kann man leider nicht geben.
Bei einem 60 Jahre jungen Mann, fit und gut in Form wird auf keinen Fall zugewartet!!!!
Ihr werdet etwas Geduld brauchen wegen des ständigen Wartens auf Befunde und Ergebnisse, aber Krebs ist kein Notfall, ihr habt Zeit zum Entscheiden.
Gruß und seid zuversichtlich Jan

Das war eine kurze Zusammenfassung der Leitlinie der Behandlung des lokal begrenzten Nierenzellkarzinoms, siehe Link weiter oben. Bei Fragen bitte melden.

Nucki 14.07.2017 23:23

AW: Papa hat Nierenkrebs
 
Vielen lieben dank für eure Antworten!! Ihr habt ein wenig diesen Schock mildern können den wir jetzt haben. Er war heute in Heidelberg und hat seine Unterlagen hingebracht und wartet jetzt auf einen Termin für die Untersuchungen.
Wir hoffen auf einen baldigen Termin damit wir weiter sehen können.
Ich danke euch wirklich für eure so lieben Rückmeldungen!
LG

Rudolf: Das ist natürlich ein ganz anderes Kaliber bei dir!!! Wie geht es dir momentan?

der Tumor sitzt oben auf der Niere (ich kann es nicht besser beschreiben) ist das eine schlechte Position?
LG

Jan64 14.07.2017 23:56

AW: Papa hat Nierenkrebs
 
Dies sollte eigentlich eine sehr gute Position für eine Teilnephrektomie (mit Nierenerhalt) sein.

Jan

Nucki 15.07.2017 00:09

AW: Papa hat Nierenkrebs
 
Jan: danke, für deine ausführliche Beschreibung. Das ist wesentlich verständlicher als das was man im Internet liest und sich seinen eigenen Kram zusammenspinnt!

Falco: danke, für deine lieben Worte!

Mit euren tollen und sehr einfühlsamen Worten und Ratschlägen kann ich heute etwas ruhiger schlafen gehen. Und wie hoffen das beste!

Rudolf 15.07.2017 09:30

AW: Papa hat Nierenkrebs
 
Hallo Nucki,
"oben auf der Niere" ist eine sehr gute Position, aus der Sicht des Nierenerhalts.
Da braucht der Operateur vielleicht nur ein Viertel, ein Drittel oder die Hälfte der Niere herauszunehmen.

Danke für die Nachfrage! Mir geht es sehr gut.
Dies eine Metastäschen unten in der Lunge, auf dem Zwerchfell stört mich nicht, ich halte es mit Mistel in Schach.
Ich habe beschlossen: Angsthaben ist blöd. Das kostet mich unnötig Kraft.
Außerdem: der Mensch ist unsterblich, nur Materie geht kaputt, nicht aber Geist oder Seele oder Bewusstsein oder wie wir das Immaterielle des Menschen nennen mögen.
(Das schreibe ich zur Begründung meiner Gelassenheit, ich will nicht missionieren.
Dieses Wissen habe ich als Naturwissenschaftler, nicht als "Religiöser".)

Euch alles Gute!
Gelassenheit macht das Leben sehr viel leichter.
Rudolf

Nucki 16.07.2017 16:40

AW: Papa hat Nierenkrebs
 
Ihr Lieben,

ich danke euch nochmals für eure tolle Unterstützung!
Die nächsten Beiträge die evtl kommen werden, werden von meinem Papa selbst und auch von mir sein. Wir werden also beide dann hier vertreten sein.
Ich habe noch eine Frage...

Ich zitiere mal den Arztbericht: Die Oberbauchorgane mit Leber, Gallenblase, Gallengängen, Pankreas, Milz, Nebennieren unauffällig, die rechte Niere ohne Befund, inhomogene Raumforderung oberer Nierenpol links, ca. 3cm, der Befund bis in die zentrale Nierenregion reichend einzelne Kapselgefäße, keine perirenalen oder paraaortalen auffälligen Lymphknoten

Könnt ihr uns dazu etwas sagen? Was bedeutet das im Klartext?

LG

Jan64 16.07.2017 17:30

AW: Papa hat Nierenkrebs
 
Hallo Nucki,

Der Radiologe hat bei dem CT des Abdomens (Oberbauch) nichts weiter Krebsverdächtiges gefunden als die Raumforderung auf der Niere. Diese Raumforderung ist nicht nur oben drauf auf der Niere, sondern auch etwas in die Niere eingewachsen, was für deinen Vater aber ohne weitere Bedeutung ist, der Operateur aber Wissen muss. Alle anderen Organe, Lymphknoten und Lymphbahnen sind frei von verdächtigen Dingen. Das ist eigentlich das Optimum in dieser Situation und eine sehr gute Ausgangslage dem Krebs den Garaus zu machen. Was noch kommen wird , ist ein CT der Lunge (Thorax) um auch dort Metastasen auszuschließen. Da dürft ihr aber auch sehr zuversichtlich sein, das dies so ist.

Einen schönen Sonntag wünsch ich euch.

Jan


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