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Alt 01.07.2018, 20:25
Erzsi Erzsi ist offline
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Standard AW: Es wächst mir alles über den Kopf für Hilfe und >Tipps dankbar

Liebe Lilly,
Die Ärztin teilte mir damals mit, dass man 30 oder 15 mit höherer Dosis machen kann. Dazu kamen noch 4 Boost-Bestrahlungen. Ich habe mich damals für die kurze Variante entschieden, weil ich nicht sechs Wochen lang jeden Tag ins Krankenhaus fahren wollte. Unterschied macht das laut Ärztin gar keinen.

Liebe Grüsse
Erzsi

Liebe Dabine,

Die Psychologin war aus dem Krankenhaus. Ich glaube, dass jedes Krankenhaus, das eine Onkologie hat, auch Psychoonkologen hat. Die sind auf Patienten mit Krebserkrankungen spezialisiert.

Ich kann Deine 'Sorge' mit Deinem Mann gut verstehen. Meiner hat damals den Zweckoptimismus-Modus eingeschaltet und mir immer erklärt, dass alles gut wird. Manchmal wollte ich ihn anbrüllen, dass eben nicht alles gut ist und ich sterben kann. Im Nachhinein betrachtet bin ich froh, dass er immer zuversichtlich war (oder mir das vorgespielt hat). Es war zwar oft anstrengend, aber ich hätte es nicht ertragen, wenn er verzweifelt gewesen wäre. Gelegentlich habe ich mir gedacht, dass er es fast schwerer hat als ich, weil ich ja jederzeit verzweifelt sein durfte. Aber irgendwann hab ich beschlossen, dass es um MICH geht und MEINE Gefühle wichtiger sind.

Erwarte Dir auch nicht zu viel von Menschen in Deinem Umfeld. Viele Freundinnen waren wahnsinnig lieb. Und das hat mich fast in den Wahnsinn getrieben. Eine sagte mal, ich sei ihre Inspiration, weil ich so tapfer sei. Eine Woche später habe ich bei der Psychologin geweint und gebrüllt, dass ich verdammt noch mal nicht tapfer sein will und mich so etwas überfordert.

Menschen, die selbst nie an Krebs erkrankt sind, haben keine Ahnung, wie es Dir geht und meist wissen sie auch nicht, wie sie mit der Erkrankung und Deiner Angst umgehen sollen. In meinem Freundeskreis war es die Frau eines Freundes, mit der ich nie wirklich eng befreundet war, die mir in meiner Situation die größte Hilfe war. Sie kannte die Situation von ihrer Mutter und war mir zu meiner großen Überraschung oft die größte Hilfe. Aber wirkliche Hilfe habe ich nur vom Profi bekommen (und hier im Austausch mit anderen Betroffenen).

Wenn Du sagst, Du bewunderst andere für ihre Kraft: ich bin ein feiger Mensch. Ich hatte immer Todesangst vor Brustkrebs- das war für mich das Schlimmste, das mir in meinem Leben passieren konnte. Ich war anfangs ein heulendes Häufchen Elend. Aber diese Kraft hast Du irgendwo in Dir. Du brauchst sie ja auch. Mir sagte damals eine Ärztin, sie habe Patienten, die sechs Monate lang nicht von der Couch aufstehen können. Ich sagte mir dann, ich nicht. Ich bin nicht eine von denen. Retrospektiv hab ich mich manchmal sicher übernommen. Aber as bleibt: man hat viel mehr Kraft in sich als man weiß. Auch Du! Auch wenn Du Dir das jetzt noch nicht vorstellen kannst. Denk an Dich! Sei auch mal egoistisch - jetzt zählen nur Du und Deine Bedürfnisse. Such Dir etwas, das Dich entspannt und Dir Spaß macht- spazieren gehen, wandern. Mir hat Sport sehr geholfen. Ich hatte immer das Gefühl, dabei etwas ganz wichtiges für mich und meinen Körper zu tun. Meine Ärzte haben mich immer gelobt, weil sportliche Betätigung so wichtig ist.
Jetzt bist nur Du wichtig! Und Du wirst noch überrascht sein, wie stark Du bist!

Alles Gute!
Erzsi

Geändert von gitti2002 (01.07.2018 um 23:28 Uhr) Grund: zusammengeführt
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