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Alt 08.09.2002, 10:31
Gast
 
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Standard reaktive Depression

Hallo Ihr Mitstreiterinnen,
vielen Dank für Eure vielen Beiträge, zeigen sie doch, wie wir mit unseren Ängsten zu kämpfen haben.

Zum Thema Psychopharmaka möchte ich folgendes sagen:
Natürlich sollen und wollen wir uns nicht mit "Drogen" zuschütten, sondern selbstbestimmt durch das Leben gehen. Und natürlich müssen wir alle unsere Ängste verarbeiten und uns mit unseren jeweiligen Lebenssituationen auseinandersetzen.
Ich selbst stand Psychopharmaka - wie auch allen anderen Medikamenten - sehr skeptisch gegenüber, habe aber lernen müssen, dass man in Situationen kommen kann, wo man sich einfach helfen lassen muss !!
Ich bin nach der OP trotz des leichten Medikaments INSIDON so abgesackt, dass ich nicht nur keine Freude mehr am Leben und keinen Lebensmut mehr hatte, sondern ich hatte oft den tiefen Wunsch in mir, zu sterben, um diesen Ängsten zu entgehen. In dieser Zeit konnte ich natürlich nichts verarbeiten und habe die Zeit bei meiner Psychotherapeutin damit zu gebracht zu heulen und alles, wirklich auch alles in meinem Leben in Frage zu stellen.
Ich habe dann einen Neurologen aufgesucht, der sofort sagte, dass das INSIDON nicht ausreichend sei. Dies ist mehr ein Mittel, um allgemeinen Stress zu verarbeiten und macht auch müde und ruhig. Wir alle haben aber mehr als "allgemeinen Stress". Er hat mir dann PAROXETIN von Ratiopharm verschrieben und ganz klar gesagt, dass man dieses Mittel a) nur begrenzte Zeit 6-9 Monaten z.B. nimmt und es b) nicht abhängig macht. Es macht auch nicht müde sondern stabilisiert.
Schon nach wenigen Tagen der Einnahme (1 Tablette pro Tag) fing ich wieder an, mich wohl zu fühlen. Ich fühle mich einfach normal, bin also nicht aufgekratzt und nichts. Vielmehr ist es nun so, dass ich nunmehr überhaupt in der Lage bin, mich mit meinem Stresfaktoren und mit meiner allgemeinen Lebenssituation auseinanderzusetzen. Und das tut mir gut und gibt mir auch wieder Mut.
Mein Fazit ist also, dass wir sowieso schon eine Menge Medikamente nehmen müssen (und bei TAMOXIFEN und ZOLADEX u.ä. zweifelt ja auch fasrt keiner daran), dann sollten wir es uns und unserer Psyche auch mit Medikamenten helfen lassen.

Ich kann Dir, Dorothea, also nur empfehlen, einen Facharzt, also Neurologen aufzusuchen. Fffür die Zeit bis zum ersten Januar denke doch mal daran, Dich vielleicht einzelne Tage krank zu melden/schreiben zu lassen. Andere tun dieses auch wegen Kopfschmerzen und Erkältungen, dann darfst Du dies erst recht. Schließlich sind wir zwar gesund, haben aber genug an den Nachwirkungen und Nebenwirkungen der Medikamente zu leiden. Und glaub mir - keiner möchte mit uns tauschen.

Liebe Heike, wenn Du Lust hast, dann maile mich doch einmal direkt an, dann können wir uns über unsere Verhaltenstherapien austauschen. Ich bin sehr zufrieden und glaube, dass ich mir damit längerfristig helfe. Zu Deinem Sohn kann ich Dir nur raten, immer offen und ehrlich zu sein. Wir haben den Kindern immer die Art der Krankheit und die Therapien erklärt, ich habe sie auch mal zu den Bestrahlungen mitgenommen. Allerdings haben wir nie einen Zweifel daran gelassen, dass ich wieder gesund bin.

Alles Liebe aus Berlin von Petra
PetraBeeck@web.de
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