Einzelnen Beitrag anzeigen
  #4  
Alt 01.11.2007, 18:13
Benutzerbild von belle-casa
belle-casa belle-casa ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 29.08.2007
Ort: in der Nähe von Aachen
Beiträge: 36
Standard AW: Brust wurde nicht bestrahlt!

Liebe Susanne,
da ich gerade in den Deutschen "Leitlinien" unterwegs bin hab ich Dir mal den Teil zur adjuvanten Strahlentherapie rauskopiert. Vielleicht eine Argumentationsgrundlage für Dich!
Liebe Grüße nach Wien!
Carmen

A 6 Adjuvante Strahlentherapie des Mammakarzinoms
Eine Radiotherapie nach operativer Tumorentfernung kann indiziert sein, da

* eine systemische Therapie nur einen begrenzten Einfluss auf die lokale/lokoregionale Tumorkontrolle hat,
* die Verhinderung eines isolierten lokalen/lokoregionalen Rezidivs einen positiven Einfluss auf die Überlebensraten hat,
* die Verhinderung eines lokalen/lokoregionalen Rezidivs auch bei Patientinnen mit Fernmetastasen einen erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen hat (448).

A 6.1 Strahlentherapie des DCIS

Statement 22
Nach brusterhaltender Operation wegen eines DCIS kann die Nachbestrahlung der Restbrust die Rate an invasiven und nicht-invasiven Rezidiven senken. Eine Nachbestrahlung ist im Allgemeinen indiziert, hat aber bei günstigem Risiko nur einen minimalen Effekt.
(LOE 1b, Empfehlungsgrad A) (365, 506)
Bei einer Tumorgröße < 2cm, low grade und 10 mm Sicherheitsabstand im Resektat (alle Kriterien sollten erfüllt sein) kann deshalb auf eine Bestrahlung verzichtet werden.
(LOE 1b, Empfehlungsgrad A) (62, 81)

Nach brusterhaltender Operation eines DCIS sinkt bei Nachbestrahlung der Brust die Rate an invasiven und nicht-invasiven Rezidiven (89, 354, 369, 421, 572). Bei günstigem Risiko hat die Nachbestrahlung allerdings einen minimalen Effekt. Sie ist nicht erforderlich bei einer Tumorausdehnung <2 cm, bei einem Non-High-Grade-Karzinom und bei einem Sicherheitsabstand im Resektat von mehr als 10 mm. Wird nachbestrahlt, beträgt die Dosis 50 Gy in konventioneller Fraktionierung. Der Wert einer Boost-Bestrahlung ist nicht belegt (27, 55, 56, 81).

A 6.2 Strahlentherapie nach brusterhaltender Operation eines invasiven Mammakarzinoms

Statement 23
Bei invasivem Karzinom ist eine Nachbestrahlung der verbliebenen Brust nach brusterhaltender Operation indiziert.
Verbesserungen der lokalen Kontrollen sind eindeutig belegt.
(LOE 1a Empfehlungsgrad A) (217, 507)

Statement 24
Das Zielvolumen der perkutanen Nachbestrahlung schließt die gesamte verbliebene Brust und die angrenzende Thoraxwand ein. Die Dosis beträgt ca. 50 Gy in konventioneller Fraktionierung (1,8-2,0 Gy).
(LOE 1a, Empfehlungsgrad A) (766)
Eine lokale Dosisaufsättigung (Boost) des Tumorbettes kann die lokale Rezidivrate insbesondere bei Frauen mit hohem Lokalrezidivrisiko weiter senken.
(LOE 1b, Empfehlungsgrad B) (43, 609)

Mit höchster "Evidenz" belegt ist der Wert einer postoperativen perkutanen Bestrahlungstherapie der gesamten Brust bei einer BET zur Verringerung des Risikos eines lokalen Rezidivs mit zusätzlichem positiven Einfluss auf die Überlebenswahrscheinlichkeit (452). In keiner prospektiven Studie oder bei Subgruppenanalysen von größeren randomisierten Studien konnten bisher Kriterien definiert werden, die einen Verzicht auf eine Bestrahlung zulässig erscheinen lassen (252, 381, 453, 609).
Das Risiko eines intramammären Rezidivs wird auf etwa ein Viertel gesenkt, d.h. die Rate an intramammären Rezidiven innerhalb von 8-10 Jahren liegt bei alleiniger Operation plus Systemtherapie bei 30-40 % und verringert sich nach Bestrahlung auf 5-10 % (212, 217). Eine Nachbestrahlung der Brust ist daher nach brusterhaltendem operativem Vorgehen grundsätzlich indiziert.
Das Zielvolumen umfasst die Brust inkl. der Thoraxwand. Die Dosis beträgt 50 Gy in konventioneller Fraktionierung von 1,8 bis 2,0 Gy pro Tag. Durch eine lokale Dosisaufsättigung mittels eines Boostes des Tumorbettes mit ca. 10 Gy kann die lokale Rezidivrate weiter gesenkt werden.
Hierzu liegen Subgruppenanalysen vor, die besondere Vorteile für jüngere Patienten unter 40 Jahren belegen. Die Vorteile sind deutlich geringer bei axillärem N0- und positivem Rezeptorstatus sowie bei kompletter Resektion (42). Das Risiko eines lokalen Progresses bei nicht in-sano exstirpiertem Tumor kann nicht vollständig durch eine erhöhte Boost-Bestrahlung ausgeglichen werden, so dass stets eine R0-Resektion anzustreben ist (193, 525). Bei selektionierten Patientinnen mit mutmaßlich günstigen Prognosefaktoren (sehr kleiner Tumor) wird zur Zeit in Studien geprüft, ob alternative Bestrahlungsformen im Vergleich mit der perkutanen Homogenbestrahlung der gesamten Brust ebenbürtige Therapieergebnisse erzielen (466). Hierzu zählen akzelerierte Teilbrustbestrahlungen, z.B. in Form einer intraoperativen Radiotherapie (IORT) mit Elektronen- (201) oder mit niederenergetischen Röntgenstrahlen (723) sowie intra- oder postoperative interstitielle bzw. intrakavitäre Brachytherapien (399, 581, 747).
Weitere prospektive klinische Studien für ein individualisiertes und risikoadaptiertes Vorgehen sind erforderlich (43, 57, 217, 390, 391, 743)
Die postoperative Bestrahlung sollte bei adjuvanter Hormontherapie innerhalb von 4-8 Wochen postoperativ beginnen. Bei adjuvanter Chemotherapie sollte die Bestrahlung nach Abschluss der Chemotherapie erfolgen. Die Überlegenheit einer speziellen zeitlichen Sequenz von Systemtherapie und Radiotherapie ist nicht belegt (57, 537).
__________________
Gib Deinem Leben die Hand und lasse Dich überraschen, welchen Weg es mit Dir geht.
Mit Zitat antworten