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Alt 08.09.2007, 21:15
Harlad Harlad ist offline
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Registriert seit: 08.09.2007
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Standard Wer hat die Bestrahlung nach der OP abgelehnt?

Hallo nochmal,

hier die Langversion:

Mama hat am im Februar 2007 von ihrem supraglottischen Kehlkopfkrebs erfahren. Zu dieser Zeit mit geringen Lymphknoteschwellungen, nicht eindeutig Metastasen. Sie lebt seit über 34 Jahren in Spanien, man empfahl ihr 6 Wochen Bestrahlung.
Sie hat 31 Jahre lang eine Pension mit Restaurant und Bar betrieben, kennt eine Menge Gäste und Freunde mit Alkoholproblemen (meist auch noch starke Raucher), das bleibt in dem Beruf nicht aus. Einige davon haben wie sie Kehlkopfkrebs, sind entweder schon tot oder laufen in erbärmlichem Zustand herum. Seit Jahren kennt sie daher die Folgen der Bestrahlung, und wundert sich, weshalb man diese Methode der "Heilung" anwendet. Deshalb hat sie sich entschlossen nach Deutschland zu gehen und eine zweite Meinung einzuholen.

Hier wurde die Bestrahlung nicht empfohlen, weil der Tumor schon weit fortgeschritten war. Die Bestrahlung würde das Gewebe so schädigen, dass man hinterher gar nicht mehr operieren könne. Auch Chemotherapie sei zwecklos, da "systemisch verabreicht sowieso wenig davon am Kehlkopftumor ankommt"; es wurde eine totale Entfernung als einzige Chance angesehen. Nach langem Zögern und "seelischem Vorbereiten" willigte sie dann im August ein. Der Histologische Befund ergab T3 N2 Mx.

Wie oben beschrieben wurde ihr erst nach der OP die Notwendigkeit einer adjuvanten Bestrahlung erläutert. Ist das normal? Warum wird man als Patient nicht schon vorher darüber informiert? Das war ein richtiger Schock, und da sie in der ersten Reaktion alles ablehnte wird ihr nun Angst eingejagt. Hier einige Zitate der Klinik-Ärzte: "Es ist nur eine halbe Sache wenn Sie sich nur auf die OP verlassen. Zusammen mit der Radio-Chemotherapie ist die Behandlung erst vollständig", "Sie wären dumm wenn Sie das nicht machen würden.", "Was ist wenn sich der Tumor neu bildet? Dann machen Sie uns Vorwürfe." usw...

Die Liste der Nebenwirkungen ist lang, ich glaube die brauche ich hier nicht aufzuzählen, ihr kennt die besser als ich. Für mich unfassbar sind die Dinge, die eventuell dauerhaft beschädigt werden (z.B. Mundtrockenheit).

Sie ist sich ihrer Situation folgendermaßen bewusst: nach der anfänglichen Zufriedenheit (fast schon Glückseligkeit!) einer gelungenen OP dominiert jetzt die Angst.
Sie lebt in Angst, wenn sie die Behandlung ablehnt, da die Ärzte die Chance auf einen Rückfall als erhöht ansehen. (Gibts darüber Statistiken?)
Sie lebt in Angst, wenn sie die Behandlung annimmt, da die Ärzte ihr die Nebenwirkungen deutlich gemacht haben. (Außerdem ohne Garantie, dass auch dann ein Rückfall ausgeschlossen ist.)

Wie immer im Verlauf einer Krebserkrankung steht man vor einer schweren Entscheidung. Ich denke die meisten Betroffenen (IHR!) standen irgendwann an dieser Stelle. Schreibt mir über eure Erfahrung, vielleicht fällt meiner Mutter der nächste Schritt dann leichter.
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