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  #1  
Alt 18.03.2011, 13:51
Andi Frenzel Andi Frenzel ist offline
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Registriert seit: 21.04.2007
Beiträge: 169
Standard AW: Psychische Probleme nach Hodenkrebs

Hallo Mümmelmann,

was du erlebst, ist nicht ungewöhnlich. Mein erstes Jahr nach Behandlungsende war die Hölle: Rezidivängste vor jeder Nachsorge, die anfangs im 6-Wochen-Rhythmus stattfand, ließen mich kaum noch zur Ruhe kommen, Panik, Hypochondrie im Bezug auf jedes Zipperlein und so fort, also gewissermaßen das ganze Programm.
Man kann das aussitzen, mit der Zeit wird es weniger. Das ist aber nicht besonders schlau, weil durch diese psychischen Ausuferungen jede Menge wertvolle Lebenszeit und -energie verschwendet wird. Außerdem geht man seinem sozialen Umfeld ziemlich auf die Nerven. Und das ist es nicht wert.

Ich würde dir empfehlen, die Hilfe eines Therapeuten in Anspruch zu nehmen. Ich hatte auch einige Sitzungen, war anfangs skeptisch, habe dann aber gemerkt, dass es was bringt. Ein Therapeut wird keine Wunder bewirken, aber er kann dir helfen, die Dinge kopfmäßig neu zu sortieren und andere Perspektiven auf die eigene Situation zu entwickeln. Eine Krebsdiagnose ist immer ein Hammer, mancher steckt das besser weg und mancher schlechter. Psychoonkologie wird hierzulande immernoch viel zu stiefmütterlich behandelt. Dabei müsste es eigentlich Teil der Therapie sein.

Muskelzuckungen können übrigens durch Magnesiummangel hervorgerufen werden. Ich habe beispielsweise einen erhöhten Magnesiumbedarf seit der Chemotherapie und neige zu Wadenkrämpfen etc. Magnesiumtabletten helfen.

Viele Grüße
Andi
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  #2  
Alt 18.03.2011, 15:42
Mümmelmann Mümmelmann ist offline
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Registriert seit: 18.03.2011
Beiträge: 13
Standard AW: Psychische Probleme nach Hodenkrebs

Hi Andi,

gut zu wissen, dass es mir nicht allein so geht. Ich werde wohl in naher Zukunft mal einen Therapeuten aufsuchen.

Irgendwie ist es richtige Ironie. Während meiner Reha hatte ich noch einen Termin beim dortigen Psychologen. Und ich war während der gesamten Krankheitsphase wirklich die Ruhe in Person. Nur einmal hatte ich einen kurzen Zusammenbruch. Das war nach der ersten Chemo. Irgendwie ging es mir da ziemlich an die Nieren, dass man einfach nur so hilflos daliegt und mit anschauen muss, wie sie einem das übelste Gift in die Venen pumpen. Aber ansonsten war alles erste Sahne.
Als ich dann in der Reha vor dem Psychologen saß, da sagte ich ihm auch, dass mir klar ist, dass Hodenkrebs fast immer geheilt werden kann, Leben geht weiter, mir geht's prima etc. Der meinte dann auch, dass ich ihn nicht benötigen würde. Heute würden wir beide da sicher anders drüber denken.

Wie komme ich denn da an einen Therapeuten. Muss ich mich da überweisen lassen, oder kann ich einfach hingehen? Die Krankenkasse müsste das ja zahlen, oder?
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  #3  
Alt 18.03.2011, 20:11
DaBen83 DaBen83 ist offline
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Beiträge: 162
Standard AW: Psychische Probleme nach Hodenkrebs

Du bist mit deinen Sorgen nicht alleine!

Bin jetzt 1 Jahr nach Chemoende, hab schon 2 Kontroll MRTs gehabt und zig Blutuntersuchungen.

Mir zieht's im Bauch, mir kommt mein Hals manchmal dick vor. Kurz vor den Untersuchungen am schlimmsten. Mir ist regelrecht schlecht dann und bekomme Bauchschmerzen.

Das ziehen im Bauch nervt am meisten, da ich Lympfknotenmethas hatte bringt man das natürlich auch immer in Verbindung. Auch Rückschmerzen sind dann gleich Tumore etc.

Das blöde ist natürlich, es KANN sein, es ist aber SEHR UNWARSCHEINLICH.

Bin selbst am überlegen mal zu einem Psychologen zu gehen, da ich aber nicht glaube, dass er mir so "mal eben" weiterhelfen kann, habe ich es noch nicht weiter in Angriff genommen...
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  #4  
Alt 18.03.2011, 20:45
Nelvy_5 Nelvy_5 ist offline
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Registriert seit: 04.06.2009
Beiträge: 157
Standard AW: Psychische Probleme nach Hodenkrebs

Ich bin zwar nicht persönlich betroffen aber meinen Mann hatte es erwischt.

Trotzdem kann ich dir sagen: ich kann jeden einzelnen Satz nachvollziehen - leider :-(

Ich hatte auch schon immer Angst um meine Gesundheit (weiß auch nicht warum) .... seit mein Mann HK hatte ist es sowieso aus und vorbei.... habe gerade die Horrorwoche schlechthin hinter mir da ich einen Knoten in der Brust habe der angeblich ein gutartiges Fibroadenom ist - jetzt sind mir einseitig die LK dazu angeschwollen und ich bin DURCHGEDREHT... konnte nicht mehr essen, nicht arbeiten, mich kaum um meine Kinder kümmern, es war schrecklich ... und jetzt hab ich einen MRT Befund der Entwarnung gibt (man sieht den Knoten da nicht??? dafür einen anderen, gutartigen) aber ich bin irgendwie immer noch nicht beruhigt...

Ich gehe meinem Mann und meinem nahen Umfeld FURCHTBAR auf die Nerven... schaffe es dann jedes mal mit meinen angegoogelten "Wissen" alle total verrückt zu machen wiel ich ja schon WEISS das da nix gutes mehr rauskommen kann.... ähm....total abgedreht.... wenn ich dann in der Panikschleife drinnen hänge werde ich auch total irrational... wenn ich dann wieder ausgestiegen bin ist mir das oft sogar richtig peinlich... naja...

Auch ich war währen der Chemo meines Mannes erstaunlich ruhig und "entspannt" - nur davor in der Zeit bis wir genau wussten wie weit fortgeschritten und so.... da war ich total daneben und als es ihm wieder gut ging gings halt bei mir los .... mal hab dieses, mal jenes... es ist echt eine Katastrophe...

Div. Gesprächstherapien hab ich immer recht schnell abgebrochen weil es mir zu "anstrengend" war und ich das GEfühl hatte die können mir eh nichts neues erzählen...

Hmmm.... also.... ich kann dir das echt nachfühlen wie es dir geht.... (leider kann ich dir auch nicht wirklcih einen Tipp geben was wirklich dagegen hilft... ich versuchs jetzt mal beim Osteopathe, Homöopathen, vielleicht mit einer Familienaufstellung oder so.... das reden drüber hat mich nicht weitergebracht hatte immer das Gefühl das kann ich mit meinen Freunden auch besprechen.....)

Alles Liebe!!!
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  #5  
Alt 19.03.2011, 08:29
Ilmarinen Ilmarinen ist offline
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Beiträge: 294
Standard AW: Psychische Probleme nach Hodenkrebs

Guten Morgen,

mit den Nachsorgen und Zipperlein komme ich eigentlich ganz ordentlich zurecht, ich kann in den Nächten vorher gut schlafen und hatte nur einmal ernsthafte Rezidivsorgen. Mir hat die Therapeutin in der Reha durch die Benennung und Einordnung meiner Ängste dabei sehr geholfen. Auch einige Bücher (vor allem "Den Krebs bewältigen") waren zum Verstehen der Ängste gut. Heute spreche ich mit ein paar nahestehenden Menschen über meine unterschiedlichen Krankheitsthemen (Nachwirkungen, Erfahrungen bei der Nachsorge, Veränderungen, Sorgen), aber auch alle vier Wochen mit einer Therapeutin. Lässt sich prima ins Leben integrieren. Das gibt mir vor allem eins - das Gefühl, mich "auskotzen" zu können, ohne dass ich jemanden nerve oder belaste, da die Therapeutin Geld dafür bekommt. Ich nutze es präventiv, da mir nach der Krankheit klar war, dass eine für mich unzureichende Bewältigung einer solchen Erahrung bzw. eines solche Traumas leicht zu schwereren psychischen Nachwirkungen wie Depressionen, Burn-out o. ä. führen kann.
Andererseits hat mir mein Urologoge sehr plausibel noch während der Krankheit gesagt, dass die ersten ca. zwei Jahre schwieriger seinen, man aber lernt, damit zu leben und die Nachsorge als normalen Teil des Lebens zu betrachten. Wahrscheinlich wird die Summe der guten Erfahrungen / Entwarnungen auch dabei helfen, wieder mehr (Selbst-) Sicherheit zu gewinnen. Vielleicht klappt es also automatisch.

Jedenfalls allen alles Gute und ein Wochenende mit wenig Sorgen und mehr Freude..

Ilmarinen
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  #6  
Alt 21.03.2011, 13:05
Mümmelmann Mümmelmann ist offline
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Registriert seit: 18.03.2011
Beiträge: 13
Standard AW: Psychische Probleme nach Hodenkrebs

Okay, es reicht. Gestern habe ich wieder einen famosen Auftritt hingelegt. Nach dem Aufstehen meinte meine Freundin zum Spaß, dass ich abgenommen hätte und eigentlich meinte sie damit meinen Hintern, der die 6 Monate fehlenden Radsport mit Formverlust quittiert hat.
Meine Reaktion: Oh Mann...unkontrollierter Gewichtsverlust => Krebs! Ich hab mir erstmal nix anmerken lassen, bin dann aber ins Bad, um mich zu wiegen. Natürlich war ausgerechnet in dem Moment kein Saft mehr auf der Waage. Aber anstatt mich einzukriegen, gehe ich allen Ernstes neue Batterien aus dem Schubfach holen. Dann rauf auf die Waage und beim Anblick der guten alten 109 kg erstmal durchgeatmet.
Das war's. Ich bin ganz offensichtlich gestört. Am Donnerstag werde ich meine Urologin darauf ansprechen.

Worauf muss man denn beim Gang zum Psychologen achten? Geht das in so einem Fall wie meinem einfach so? Brauche ich da eine Überweisung oder kann ich einfach irgendwo einen Termin machen? Werden die Kosten von der Kasse übernommen? Und wie erkenne ich, ob der/die Therapeut(in) was taugt? Ich war noch nie bei einem Shrink und da kann mir ja quasi jeder Quacksalber einen vom Pferd erzählen.
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  #7  
Alt 21.03.2011, 16:47
DaBen83 DaBen83 ist offline
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Registriert seit: 22.12.2009
Beiträge: 162
Standard AW: Psychische Probleme nach Hodenkrebs

mein links-vom-bauchnabel ziehen hört nicht auf.

Ich werd erstmal die Tage zum Arzt wenn es nicht besser wird, falls der nix findet gleich Überweisung zum Psychologen mitnehmen... der heutige Morgen hat mir ziemlich gereicht :/
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