Was ist bloß mit meinem Mann los?

[hohesonne]

....hier stecke ich, liebe Angie .
Danke das du nachfragst!
Ja, wir hatten ziemliche Stimmungsschwankungen in den letzten Monaten. Das hing besonders mit mir zusammen. Ich pflege Uwe ja nun schon über 11 Jahre und ich hatte einfach keine Kraft mehr.
Auch mekte ich, das meine Nerven immer dünner wurden und ich längst nicht mehr so belastbar war wie ich es sonst von mir kenne.
Zeitweise dachte ich schon, das das ganze Leben nicht mehr lebenswert sei und wollte es, gemeinsam mit Uwe, beenden.
Aber das hat sich alles gegeben!!! Ein Glück und ein großer Segen!

Aus dieser Krise habe ich viel gelernt und etliches im Alltag verändert.
Auch tue ich nun mehr für mich als vorher.

Ich habe hier im Forum lange nicht gelesen.
Ich mochte nichts von Krankheit hören und sehen.
Könnt Ihr das verstehen?

Ich grüße euch alle herzlich!!!

[HeikesFreundin]

... ja klar - manchmal geht es mir auch so

Heute habe ich mir mal ganz bewußt Zeit genommen, weil ich
mich immerzu frage, wie es den Menschen hier geht, von denen
ich eine zeitlang oft und viel las ...? Und dazu gehört auch ihr.

Zwar schaue ich öfters rein, aber das Forum ist ja schon
ziiiiiiiiiiiiiemlich umfangreich

Wichtig ist, die Zeit zu genießen, die man gemeinsam hat -
denn ich glaube: wenn man eines lernt in/ solchen Situationen
ist es, den Blick auf das Wesentliche zu lenken
und auch ZEIT bekommt einen anderen Wert!

Genießt den Frühling

Von Herzen, Angie

[hohesonne]

Laaaange habe ich hier nichts geschrieben..... ich weiß nicht, ob mich noch jemand kennt. Ich schreibe einfach drauflos. Ist ja auch so eine Art Tagebuch/Jahresbuch/Lebensbuch/Ehebuch/Liebesbuch...

Mein Uwe ist nun seit Ostern in einem Pflegeheim. Also, seit 2 Wochen.
Meine Kräfte sind einfach auf nach 14 Jahren in denen ich ihn begleite.

Wir haben mit den Spätfolgen, den Folgeschäden der Hirnbestrahlung nach OP zu tun.
Fast schleichend ging es immer weiter bergab.
Dann Stillstand und Hoffnung , dann wieder bergab.
Dann kam wieder etwas Neues hinzu, man gewöhnte sich daran, dann wieder bergab.

Erst ging das Gehen schlecht, dann weniger,dann mit Stock, dann mit Rollator, dann im Rollstuhl. Bis es dann gar nicht mehr geht. So wie heute, als ich bei ihm war und ihn nur noch umsetzten konnte, weil kein Schritt möglich war.

Erst war großes Interesse an allem noch da, dann weniger, wieder weniger, nur noch manchmal und nun nur noch sporadisch und wenn, dann nur wenige Minuten, wenn überhaupt.

Schlafen, immer schlafen. Nach Draußen? Nein, ich bin so müde. Lass mich schlafen. Ich bin wieder so kraftlos....

Anziehen, Köprperpflege, jeden einzelnen Handgriff...hab ich übernommen.
Vergessen ist, wie dies und das geht. Wie pellt man ein Ei? Und wenn es dann gepellt ist, wie ißt man es?!

Große Liebe weiterhin zu den Büchern. Über 4 tausend stehen in Regalen "...ach, wie tut es mir leid, das ich nicht mehr in meine Bücher gucke...."

Nun hat seit 2 Wochen wieder ein neuer Lebensabschnitt für uns begonnen - getrennt voneinander. Uwe im Pflegeheim, ich hier in der gemeinsamen Wohnung.
Und wie in all den vielen Jahren zuvor, wieder eine Phase heißer Tränen....

[Geliplie]

Liebe hohe Sonne. Es tut mir sehr leid. Bestrahlung wirkt lange nach....
Viel Kraft.
Herzlich..

[Auntie Little]

Liebe Hohe Sonne,

bin auch nur noch selten hier, aber erinner mich noch gut an Euch.

Tut mir sehr leid, dass Ihr es so schwer habt. Wünsche Euch Beiden weiterhin viel Kraft. Denk Du bitte auch jetzt mal mehr an DICH.
Liebe Grüße
Birgit

[HeikesFreundin]

Ich schaue auch immer mal rein, ohne was zu schreiben - aber ich habe noch teil. An euch, an anderen.

Auch wenn es abgeklärt klingen mag (so meine ich es nämlich nicht), so ist dieser Weg ein Abschied auf Raten -
immer wieder eine neue Situation, die immer wieder neue Herausforderungen mit sich bringt - psychisch,
emotional, pflegerisch ... mit allem was dazugehört.

In all dem liegt auch das Lernen. Lernen, allein in der Wohnung zu sein. Lernen, wie es ist, all das im Gegenüber
mit sich selbst auszuhalten und auszumachen - eine Vorbereitung für später, für die Zeit, wenn Uwe Dich an
Dich selbst zurückgibt, weil er Dich nicht mehr mit sich teilen kann.

Lass zu und raus alle Tränen - das ist wichtig und das weißt Du auch.
Versuche Kraft zu sammeln für alles was noch kommt und Dich vorzubereiten darauf.

Du hast so viel gekämpft für euch, jetzt muss Dein Focus nach und nach wieder auf Dich selbst gerichtet
werden - nicht nur, aber auch.

Eigentlich kannst Du Dich in all dem Schlimmen glücklich schätzen, dass Du diese Zeit und jetzt auch den
Raum dazu hast - denn diese Phase birgt auch die große Chance in sich, später ohne Verbitterung
zurückzuschauen, auf eine gemeinsame schöne, teilweise auch sehr schwere, aber auch von Liebe getragene
gemeinsame Lebenszeit.

Vielleicht kannst Du das irgendwann auch so sehen, wenn Du das hier in einigen Jahren nochmals liest.

Die Zeit ist schwer für Dich - und ich wünsche Dir die Kraft und den Mut, sie als Bereicherung für Dein Leben anzunehmen.

Ja - ich erinnere mich sehr an Dich und euch und werde auch weiterhin hier bei Dir reinschauen.

In Gedanken reiche ich Dir ein großes Taschentuch
und lege meinen Arm tröstend um Dich.

Angie

[attila7]

Hallo Hohesonne,

ich lese auch seit Jahren nur sporadisch mit...

Deine Geschichte berührt mich sehr, es erinnert mich an meine Mum... mein Vater hat damals versucht, sich das Leben zu nehmen, weil er die Pflege nicht mehr geschafft hat. Zum Glück rief er mich noch vorher an...

Meine Mum kam dann auch in ein Heim. Es waren die letzten 14 Tage ihres Lebens. Ich hatte damals ein Baby zuhause und hätte die Pflege nicht übernehmen können.
Auch war es in diesem Heim so friedlich. Befreiend für alle. Und sehr würdig.

Sie ist letztlich auch nicht an dem Tumor gestorben, sondern an dem Multiorganversagen aufgrund der Bestrahlung.

Ich sende Dir viel Kraft

attila