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  #1  
Alt 15.08.2013, 21:09
neuling1975 neuling1975 ist offline
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Registriert seit: 13.03.2008
Ort: nahe Karlsruhe
Beiträge: 6
Standard Wie ging es euch mit der Entscheidung eures Angehörigen ?

Hallo zusammen,

meist bin ich hier nur stiller Leser aber heute habe ich mal wieder etwas auf dem Herzen bei dem meine Gefühle wirklich Purzelbäume schlagen und ich alle paar Minuten meine Meinung dazu ändere und alles wieder in Frage stelle.

Meine Mama hat seit 2002 Brustkrebs.

Inzwischen mit Metastasen an den Knochen, der Leber, der Lymphknoten (mehr ist mir aktuell nicht bekannt).

Sie hat als Folgebehandlung Aromasin, dann Arimidex, Bestrahlungen, dann Exemestan in Verbindung mit Afinitor bekommen.

Als die behandelten Ärzte sich für die letzen beiden Medikamenten entschieden haben, meinten sie, sollten diese nicht anschlagen müsste sie erneut eine Chemotherapie machen. Inzwischen sind die Tumormarker auf 3000 gestiegen und sie hat eigenständig die Afinitor abgesetzt.

Die letzten Wochen hatte meine Mama kaum noch Appetit und ich würde behaupten sie war auf dem besten Wege eine Depression zu bekommen. Sie hat was überhaupt nicht ihre Art ist viel vom Sterben gesprochen und gejammert (was ich bei ihr noch niemals ! erlebt habe.

Einige Tage nachdem sie die Afinitor abgesetzt hat, bekam sie Durchfall und danach war sie total aufgeregt. Sie meinte sie fühle sich viel besser und es wäre als hätte sie jede Menge Ballast verloren. Sie wäre irgendwie befreit und hätte wieder Hunger. Seit dem ist sie wieder lebensfroh, isst wieder, kocht sich sogar kleine Mahlzeiten.

Sie hat sich mehr oder weniger dafür entschieden, keine Chemo mehr zu machen.

Ich freue mich, dass es ihr akutell besser geht, stehe dem allerdings auch sehr skeptisch gegenüber. Oft heisst es ja, es wäre das letzte "Aufbäumen".
So reagiert auch meine Umwelt. Sie meinen alle, Du weisst ja hoffentlich was das heisst ?

Heute war sie hier und ich hatte allderings auch den Eindruck, dass sie selbst mir ihrer Entscheidung noch nicht 100 %ig im reinen ist.

Am kommenden Dienstag haben wir einen Termin im MVZ und es ist noch offen ob sie dahin geht oder nicht.

Hat sie bei der Erkrankung mit Chemo wirklich noch eine Chance oder sollen wir wirklich die Zeit die uns bleibt noch geniessen.... jetzt wo es ihr besser geht ....

Ist es wirklich so, dass Patienten im Endstadium nochmal so ein Hoch haben ?

Ich habe einfach nur Angst vor dem was auf mich und meine Kinder zukommt.

Wir lieben unsere Oma über alles !

Liebe Grüße
Diana
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  #2  
Alt 16.08.2013, 07:57
Bremensie Bremensie ist offline
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Beiträge: 758
Standard AW: Wie ging es euch mit der Entscheidung eures Angehörigen ?

Hallo Diane, natürlich könnte es ein letztes Aufbäumen sein, muss aber nicht.
Bei der Behandlung entscheidet der Erkrankte selbst was er möchte oder nicht. Wir Angehörigen sollten diese Entscheidung dann akzeptiere.
Ich glaube es ist klar das deine Mum nicht mehr vollständig geheilt werden kann. Sie hat sich nun für ein wenig mehr Lebensqualität entschieden. Sicherlich weiß auch sie das das weniger Lebenszeit bedeuten kann. Darum mein Rat aus eigener Erfahrung. Genießt die Zeit die euch noch bleibt.
Ich wünsche deiner Mum und dir mit deiner Familie ganz viel Kraft.
__________________
Jeder Tag ist der Anfang des Lebens.
Jedes Leben der Anfang der Ewigkeit.
(Rainer Maria Rilke)
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  #3  
Alt 17.08.2013, 10:53
Benutzerbild von wildcat2505
wildcat2505 wildcat2505 ist offline
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Standard AW: Wie ging es euch mit der Entscheidung eures Angehörigen ?

Hallo Diane,
dem Rat von Bremensie kann ich mich nur anschliessen - geniesst die euch verbleibende Zeit.
Viel erschreckender fand ich, wie dein Umfeld reagiert...
Zitat:
Sie meinen alle, Du weisst ja hoffentlich was das heisst ?
Was für Sensibelchen
Die Angst vor dem, was auf euch zukommt wird immer da sein, egal, wie deine Mama sich entscheidet mit ihrer Krankheit umzugehen (was ich übrigens stark und toll von ihr finde) oder wenn es euch sehr bewusst ist, wie wenig Zeit ihr noch haben werdet.
Aber liebe Diane, da kann ich leider aus Erfahrung sprechen, die Angst wird irgendwann (wenn ihr seht, dass der Zeitpunkt des Abschieds sehr nahe und greifbar ist) einer Stille und liebevollen Erinnerung weichen. Angst und Schmerz liegen dicht beieinander. Am Ende aber wird der Schmerz überwiegen, weil der Verlust so immens sein wird.
Bis dahin dauert es aber für euch hoffentlich noch. Ich wünsche euch viel Kraft, schöne Momente und verliert nie die positive Ausstrahlung - egal, was "liebgemeinte" Trostworte euch auch sagen.
__________________
GlG Rika
mein Mann: Hautkrebs pT3aN1aM1c Klinisches Stadium IV, CL 4 *16.09.1963 - 26.1.13
Nicht die Zeit heilt unsere Wunden, wir gewöhnen uns nur an den Schmerz
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  #4  
Alt 18.08.2013, 14:36
J.F. J.F. ist offline
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Registriert seit: 18.04.2007
Beiträge: 1.483
Standard AW: Wie ging es euch mit der Entscheidung eures Angehörigen ?

Hallo Diana,

Deine Mutter hat so viele Metastasen. Hat so viele Therapien hinter sich. Mit den entsprechenden Nebenwirkungen. Und hat sich nun - erstmal - entschieden keine mehr zu machen. Diese Entscheidung trifft man nicht einfach mal so, sondern denkt, grübelt, sinniert für eine längere Zeit. Um dann zu einer Entscheidung zu kommen. Hat man diese Entscheidung getroffen so ist man euphorisch. Denn man hat "endlich" einen, eventuell den, Schritt gemacht. Diese Euphorie führt durch die Serotininausschüttung zu einem Wohlgefühl der - sagen wir mal - Sonderklasse. Das nennen manche auch das nochmals Berappeln, das Aufbäumen. Denn diese Hormonausschüttung hält nicht für ewig an. Kann bei Deiner Mutter auch sein. Kann, nicht muss. Sprich mit ihr.

Über die Aussage der Umfelds bin ich anderer Meinung als Rika . Es ist wie es ist. Für den betroffenen Angehörigen ein Schock, ohne Frage. Aber es ist trotzdem ggf. der Anfang vom Ende. Warum sollte man dies nicht beim Namen nennen? Das hat mit sensibel, unsensibel nichts zu tun. Jeder reagiert anders, jeder lebt anders, also sind auch die Reaktionen, die Äußerungen anders. Was wohl eher untergeht bei solchen Äußerungen ist dann das individuelle Danachgedachte, nämlich: redet nochmals über Dinge, die bisher nicht gesagt sind, sprecht Fragen aus, die bisher nicht gestellt wurden, nehmt Euch nochmals die Zeit miteinander zu verbringen, lacht nochmals zusammen, weint nochmals zusammen, zeigt Gefühle. Denn nichts ist mehr nachholbar. Es ist vielleicht die letzte Möglchkeit. Und da, wie schon geschrieben, jeder anders ist, können und werden die nachfolgenden Gedanken bei den eigenen Situationen des Abschiednehmens unterschiedlicher nicht sein. Und dies ist dann zu privat, um sie laut zu äußern, denn darüber spricht man nicht .... Noch nicht.
__________________
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