Mama (58) hat Lungenkrebs! Wie geht´s jetzt weiter?

[Jule1703]

Hallo,

ich weis ebenfalls wovon du sprichst. Ich habe diese schwere Zeit gerade hinter mir. Mein Papa erkrankte letztes Jahr im April an Lungenkrebs mit Metastasen in Knochen und Niere. Er bekam Chemo und diese vertrug er ser sehr gut und schlug auch an. Im Sommer letzten Jahres ging es ihm eigentlich sehr gut. Im Oktober kam er mit Lungenentzündung ins Krankenhaus und dann nahm alles seinen Lauf. Am 06.11.2013 ist er in unseren Armen dann eingeschlafen. Die Metastasen hatten sich explosionsartig im ganzen Körper verteilt. Am Ende war es Organversagen ....

Ich kann dir nur sagen: Gib die Hoffnung nicht auf ! Nutzt die Zeit. Wie lange ihr habt, kann dir keiner sagen. Wir haben auch alles versucht, aber diese Krankheit ist eben sehr tükkisch.

Fühl dich umarmt

[Hope0178]

Hallo Kathi,

ich danke dir für deine Antwort. Es tut sehr gut, jemanden zu haben, der mich versteht. Meine Mama wird wohl eine Chemo mit Cisplatin bekommen. Ich weiß nicht, vielleicht kennst du dich damit aus. Im Moment wirkt meine Mama sehr gefasst. Aber sie bekommt auch Beruhigungstabletten. Hat deine Schwiegermutti schon Metastasen? Wie verträgt sie die Chemo? Bekommt sie auch Bestrahlung? Kann sie ihr Leben noch genießen? Ich frage mich, ob es in Zukunft noch Tage geben wird, an denen ich meine "alte" Mama erleben darf. Ich möchte so gerne noch ein paar schöne Tage mit ihr erleben, ihr noch ein paar schöne Momente schenken. Aber wird sie das überhaupt wollen? Kann ein Mensch mit dieser Diagnose überhaupt noch Spaß am Leben haben? Ich weiß, das sind viele Fragen. Aber momentan komme ich mir so hilflos vor. Normalerweise habe ich immer auf alles eine Antwort. Aber diesmal bin ich ratlos.

Liebe Grüße!

[Hope0178]

Liebe Jule,

das mit deinem Papa tut mir sehr leid. Ihr hattet nach der Diagnose wirklich nicht mehr viel Zeit miteinander. Ich hoffe, ihr konntet trotz allem noch ein paar schöne Tage erleben? Entschuldige, dass ich so ehrlich frage, aber hat dein Papa sehr leiden müssen? Ich habe sehr große Angst davor, dass sich meine Mama ewig quälen muss. Ich habe Angst vor der Hilflosigkeit, die man als Angehöriger fühlen muss, wenn man dem geliebten Menschen nicht helfen kann. Normalerweise bin ich ein Mensch der Probleme aus den Weg schafft. Ich habe immer, für alles eine Lösung. Ich höre anderen Menschen zu und weiß immer, wie die Probleme aus der Welt geschafft werden können. Und jetzt stehe ich da und muss akzeptieren, dass ich meiner Mama nicht mehr helfen kann. Ich mache mir riesen Vorwürfe, dass ich sie nicht schon viel früher zum Arzt gebracht habe. Sie hat in den letzten 2 Jahren 30 kg abgenommen. Ich habe ihr ein paar Mal gesagt, dass ich mir Sorgen mache. Das sie daran denken soll, dass sie schon einmal an Brustkrebs erkrankt ist. Und das es auch ein schlechtes Zeichen sein kann, wenn sie so viel abnimmt. Aber sie hat meine Sorgen nicht ernst genommen. Nun frage ich mich, ob es etwas gebracht hätte, wenn ich energischer gewesen wäre. Eine Antwort werde ich auf diese Frage wohl nie bekommen.

Liebe Grüße!

[Jule1703]

Liebe Hope,

naja es sind so manche seltsame Sachen pasiert die letzten Tage bevor mein Papa eingeschlafen ist. Er hat genau 1 Woche zuvor meine Mama gefragt, warum er in einer Woche sterben muss ... Ich denke, er hat es gewusst was passiert ! Das es ihm im Sommer so gut ging, war ein Wunder. Die Ärzte meinen da hat er gewusst das wir noch nicht so weit sind ihn gehen zu lassen. Er hat gekämpft bis zum letzten Atemzug ! Gelitten - ich denke nicht ! Wir haben ihm alles ermöglicht was nur ging ! Die Ärzte haben uns hierbei wirklich geholfen.

Wir haben in der Zeit wirklich alles versucht ... Bücher gekauft, aufs Essen geachtet und und und ! Aber gebracht hat es nichts ! Mein Papa war in einer sehr sehr guten Verfassung als die Diagnose kam und trotzdem - Keine Chance !

Ich möchte dir keine Angst machen, nur denke auch an das was passieren kann. Ich wollte nie darüber nachdenken und deshalb hat es mich wie ein Schlag getroffen. Komme nicht darüber hinweg !

Setz dich mit der Situation auseinander und verbringe so viel Zeit wie nur möglich mit deiner Mama .... Das einzigste was mich noch tröstet ist das ich mir keine Vorwürfe machen muss und ich alles für meinen Papa getan habe !

Die Ohnmächtigkeit die du verspürst weil du nicht helfen kannst, kenne ich nur zu gut ! Man sitzt daneben und kann nichts tun ... Nichts ! Aber du kannst für sie da sein und das bringt schon sehr sehr viel !

Fühl dich umarmt ....

Jule

[Hope0178]

Liebe Jule,

ja, ich möchte auch so viel Zeit wie möglich, mit ihr verbringen. Ich mache mit ihr Spaß und lache mit ihr, wenn sie gut drauf ist. Und ich tröste sie und weine mit ihr, wenn sie traurig ist. Ich möchte sie nicht bemitleiden. Ich glaube, dass möchte sie auch nicht. Aber ich möchte ihr so gut es geht beistehen, auch wenn ich ihr weder die Schmerzen abnehmen, noch ihr Leben verlängern kann. Heute wird noch eine Knochenszintigraphie gemacht, um festzustellen, ob schon Knochenmetastasen da sind. Sie bekommt nun erst einmal 3 Tage Chemo. Und am Montag darf sie, wenn alles gut verläuft, für 2 1/2 Wochen nach Hause. Die Ärztin sagte ihr heute, dass sie ohne Chemo nicht mal mehr 6 Monate zu leben hätte. Nun hoffen wir natürlich sehr, dass die Chemo gut anschlägt und sie die Chemo gut verträgt. Konnte dein Papa noch viel unternehmen? Ich möchte meinen Eltern gerne einen Wellnessurlaub an der Ostsee schenken, damit sie noch einmal eine richtig schöne Zeit zusammen verbringen können. Ins Ausland darf sie leider nicht. Die Ärztin meint, dass sie in der Nähe bleiben muss, falls es ihr plötzlich schlechter geht oder sich das Blutbild verschlechtert. Ich danke dir ganz, ganz doll! Das Schreiben hilft mir sehr. Ich habe das Gefühl, nicht ganz allein dazustehen. Danke!!!!!!!!!!!

Liebe Grüße!

[Natascha511]

Hallo Hope,
Deine fragen gehen mir genauso durch den Kopf... Mein Vater ist gerade mal 50 geworden, dachten nach einigen Chemo's und Bestrahlung und op wäre er geheilt, sind nach Holland gefahren um einen schönen herbsturlaub dort zu verbringen vor 3 Monaten und dann kam vor 2 Wochen die Diagnose, tumorzellen im linken Lungenflügel, Leber- und nierenmetastasen. Na toll dachte ich mir. Der Artz meinte jedoch nur zu mir, dass es sein Leben mit den Chemo's nur noch verlängern wird aber nicht für wie lange.. Heute hat er schon die erste chemo hinter sich und ich fahr später mal rüber um zu schauen wies ihm geht. Darf ich fragen, wie alt du bist ? Also ich habe mich in diesen Forum hier angemeldet weil ich es auch klasse finde Berichte von Angehörigen als auch betroffenen zu lesen. Und wie sie hier immer posten was sie schon hinter sich haben und noch am Leben sind ! Kaum zu glauben wie unglaublich stark Menschen seien können, dagegen anzukämpfen! Meine Mutter hat es nur verdammt schwer.. Hat ihre eigenen Eltern in den letzten 3 Jahren an Krebs verloren und jetzt noch den Mann.. Ach man, ich will mich daran nicht gewöhnen.. Aber der Tod gehört leider zum Leben dazu..

[Hope0178]

Hallo Natascha,

das tut mir sehr leid, dass auch du den gleichen Weg mit einem geliebten Menschen gehen musst, wie ich mit meiner Mama und sicher auch viele Andere hier im Forum. Ich bin 36 Jahre alt. Und du? Das vor allem auch deine Mama leidet, kann ich mir vorstellen. Meinem Papa geht es genauso. Er ist völlig hilflos und verzweifelt. Er weint ständig. Deshalb würde ich mir so sehr wünschen, dass meine Mama die Chemo so gut verträgt, dass sie mit meinem Papa wenigstens einmal in ihrem Leben einen tollen Urlaub im Hotel, mit allem drum und dran erlebt. Das hat sie leider bisher noch nie erlebt. Wenn meine Eltern in den Urlaub gefahren sind (und der letzte Urlaub ist schon 20 Jahre her), dann wurde eine Ferienwohnung oder ein Bungalow gemietet. Meine Mutter hat es noch nie erlebt, dass sie mal so richtig verwöhnt wurde. Wie geht deine Mama damit um? Spricht sie mit dir darüber? Mein Papa macht das Ganze leider mit sich selbst aus. Wenn er am Telefon anfängt zu weinen, dann legt er auf. Ich würde mich freuen, wenn wir in Kontakt bleiben. So können wir uns vielleicht gegenseitig ein wenig Mut machen und Erfahrungen austauschen. Ich habe das Gefühl, dass es mir sehr hilft.

Liebe Grüße!