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  #1  
Alt 03.01.2006, 18:15
Petra3 Petra3 ist offline
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Standard AW: Papa!Du mußt jetzt gehen.Das ist schon ok

Hallo Marinchen!

freut mich auch dich kennenzulernen, wenn auch hier im Hinterbliebenen Forum.

In unseren Familien geht bzw. ging es ziemlich ähnlich zu: auch mein Papa (62 Jahre) war Frühpensionist, er hatte keinen Unfall, sondern schon vor 12 Jahren das erste mal Krebs (Tonsillen Ca)

Wir wohnen zwar nicht in einem Haus aber ganz in der Nähe zueinander.
Mein Papa hat immer auf meine Kinder aufgepasst, egal ob ich in die Arbeit ging od.etwas unternehmen wollte!
Mein Sohn (4 Jahre) sprich auch sehr viel von seinem Opa.
Neulich am Friedhof sagt er: Mama wenn Opa da unten ist grab ihn doch einfach aus...
Na was soll ich da sagen...nein Schatzi das geht nicht Opa ist jetzt im Himmel usw. er glaubt mir nicht!

Weihnachten selbst haben mein Bruder und seine Frau gerettet...sie hatten die frohe Nachricht für uns dass sie wieder Eltern werden! Somit haben die Freudentränen doch gewonnen.

Meine Mama hat uns ein tolles Bild von meinem Papa vergrössern lassen, es wurde an meinem Hochzeitstag aufgenommen. Ich darf garnicht daran denken, er war so stolz mich in die Kirche zu führen...
Mir laufen schon wieder die Tränen runter, überall wo ich hinsehe erinnert so an ihn.

Es grüsst dich Petra
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  #2  
Alt 03.01.2006, 21:23
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Marinchen Marinchen ist offline
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Standard AW: Papa!Du mußt jetzt gehen.Das ist schon ok

Hallo Petra!!!!!!
Das man zwischen durch mal gute Nachrichten bekommt,ist das einziege Licht in unsere Trauer.
Nur das man sich nicht so richtig freuen kann ist Scheße,man hat es, glaube ich,schon verlernt.
Oder man hat Angst danach, schlechtes Gewissen zu haben.
Ich weiß es einfach nicht.
Ich habe zwei Brüder ,ein wohnt noch bei meiner Mutter ,der andere wohnt weiter weg. Wir sehen uns nicht so oft.
Wir telefonieren öffters,heute bekamm ich ein Brief von ihm.
Er schreibt ,das er um mich sehr große Sorgen macht.Der hat es erkannt,das ich eine Maske trage.Er schreibt das ich mich sehr verändert habe.
Ich weiß es nicht was ich Ihm jetzt schreiben oder sagen soll.
Aber ich war die jenige,die mit Papa zur den Ärzten gefahren ist. Sehr offt sprach ich mit den ,ohne das die andere das gewusst haben.Ich konnte allen natürlich nicht alles erzehlen,nur das notwendigste.
Mein Vater hat sich auch geweigert ergentwas ohne mich zu machen.Sogar bei Essen musste ich mein ok geben,dazu muß ich schreiben das er die Ernehrung total umgestellt hat(deswegen).
Er sagte sehr oft das ich die Sekreterin,Rechtsanwalt,Steuerberater,
Ärztin ,von Ihm war.
Also am sonsten geht es mir gut.Wir sind gesund und nur das zählt.


Ein unendlich trauriger Gruß von
Marinchen
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Jenseits der Zeit, gibt es kein Leid, keine Tränen an dem Ort, den wir Himmel nennen.

(Clemens Bittlinger)

Geändert von Marinchen (22.01.2006 um 13:50 Uhr)
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  #3  
Alt 06.01.2006, 02:38
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Marinchen Marinchen ist offline
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Standard AW: Papa!Du mußt jetzt gehen.Das ist schon ok

Hallo an alle,
Ich weiß gar nicht wie ich anfangen soll.
Heute ist wieder mal eine Nacht ,das ich nicht schlaffen kann.Es geht einem so viel durch den Kopf.Und am Ende sitzt man weinend von dem Computer.
Aber das ist sehr gut das man sich Kummer von der Seele schreiben kann.
Mein Vater fehlt mir heute wieder ganz besonders.
Tags über versuche ich mich abzulenken um nicht daran zudenken,was überhaubt passiert ist.Aber das gelinkt nicht immer.
Es tut so weh.
Papa ich vermisse dich unentlich.
Ich weiß,das hättest du nicht gewollt das
ich um dich so viel weine.
Morgen werden es genau 3 Monate sein,das du nicht mehr bei uns bist.
Ich kann es nicht begreiffen.
"Warum ?" "Warum ?" "Warum ?"
Paaaaa ich hab dich sooooo lieb.

Marinchen
__________________
Jenseits der Zeit, gibt es kein Leid, keine Tränen an dem Ort, den wir Himmel nennen.

(Clemens Bittlinger)

Geändert von Marinchen (22.01.2006 um 13:51 Uhr)
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  #4  
Alt 06.01.2006, 10:55
Petra3 Petra3 ist offline
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Standard AW: Papa!Du mußt jetzt gehen.Das ist schon ok

Ach Marinchen, ich kann ja sooo mit dir fühlen!
Es scheint alles so ungerecht, warum gerade er, warum gerade auf diese Weise?
Ich weiss man soll nicht so denken aber trotzdem: es gibt so viele Mörder, Kinderschänder die sitzen in ihren Zellen (od. haben gerade Freigang) und freuen sich des Lebens!
Ja es ist eine Sünde so zu denken aber einen so guten Menschen so zu bestrafen kann doch nicht gerecht sein....
Unser Pfarrer meinte: Unser Herr holt die besseren Menschen früher, er hat besondere Aufgaben für sie!
Sorry aber ich kann das beim besten Willen nicht verstehen!!

Mein Vater hat jahrzehnte nichts getrunken, nicht geraucht gesund gelebt, hat sich für alle einen Hax´n ausgerissen usw.
Dafür konnte er nach der zweiten Op weder essen noch sprechen!
Kannst du dir vorstellen in deinen letzten Tagen deinen Lieben nicht mehr sagen zu können wie sehr du sie liebst?
Kannst du dir vorstellen 1 Jahr lang nichts mehr schlucken zu können?
Und dann ist es ihm nicht einmal vergönnt gewesen ruhig einzuschlafen...
ich hadere sehr mit Gott, warum???

Liebe Marinchen wahrscheinlich bin ich nicht gerade eine Hilfe für dich, ich kann es ja sebst nicht verstehen warum uns das Schicksal so straft, aber vielleicht ist geteiltes Leid ja halbes Leid!

Ich drücke dich ganz fest!
lg
Petra
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  #5  
Alt 06.01.2006, 16:11
Benutzerbild von Sandra!
Sandra! Sandra! ist offline
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Standard AW: Papa!Du mußt jetzt gehen.Das ist schon ok

Hallo Marinchen!

Dein Gedicht ist wirklich wunderschön! Denn das trifft genau so auch auf meinen Vater zu. Bei ihm kam die Krankheit auch angeschlichen und als sie im Juni 2005 entdeckt wurde, war es bereits zu spät. Dennoch hat er bis zum Schluss gekämpft und alles gegeben, aber letztendlich hat die Krankheit gesiegt. Das war genau heute vor 3 Monaten. Am 06.10.2005 wurde er von seinen Leiden erlöst und ist von uns gegangen. Obwohl es für ihn bestimmt das beste war und er nun nicht mehr unter den unerträglichen Schmerzen leiden muss; tut sein Verlust noch immer so unendlich weh. Ich war fast bis zum Schluss bei ihm und habe ihm auch unter Tränen das OK zum Gehen gegeben. Ich musste ihn einfach gehen lassen, es war so grausam ansehen zu müssen wie sehr er litt.
Wir hatten noch sooo viele Pläne. Er wollte doch noch unser neues Haus sehen und später mal den Kinderwagen von seinem Enkel schieben, wollten noch zusammen in den Urlaub fliegen ... und und und ... .
Obwohl wir uns eigentlich alles gesagt haben, gibt es doch noch sooo viel was ich ihm noch erzählen und zeigen möchte. Ich vermisse ihn und seine so liebenswerte und lustige Art so sehr, dass ich vor Schmerz laut schreien könnte. Ich bin ebenfalls so wütend, dass ausgerechnet mein Vater von dieser grausamen Krankheit getroffen wurde und dass er so schnell und rabiat aus unserem Kreis gerissen wurde. Er selbst konnte es auch kaum fassen, wie schnell und aggressiv die Krankheit bei ihm zugeschlagen hat. Man konnte wirklich zusehen, wie der Krebs seinen Körper „aufgefressen“ hat und seine Kräfte dahingingen. Es war auch sehr schwer für ihn, sich von uns zu verabschieden. Er hat uns allen noch Aufträge erteilt und wir haben natürlich unser Wort gegeben, dass wir alles in seinem Sinne erledigen werden. Allein der Gedanke an diesen Moment tut so weh. Ich weiß ja, dass er nicht freiwillig gegangen ist, sondern durch diese Krankheit gezwungen wurde. Aber dennoch ist das alles so schwer zu begreifen, daher möchte bzw. kann ich mich auch nicht mit seinem Tod abfinden. Ich frage mich auch immer wieder, warum wurde diese Scheiß Krankheit bei ihm nicht eher entdeckt? Warum erst so spät? Vor allem ... warum mein Vater? Würde es eine Möglichkeit geben, die Zeit noch mal zurückdrehen zu können, so dass ich noch mal mit ihm sprechen und ihn drücken könnte, würde ich dafür alles geben!

Wie du siehst Marinchen, du bist nicht alleine mit diesen quälenden Gedanken. Ich kann dich auch nicht wirklich trösten, aber ich finde es manchmal etwas beruhigend, dass man nicht alleine in seinem Schmerz und seiner Trauer ist und dass es anderen genauso geht. Du hast Recht, unsere Väter würden es nicht gerne sehen, dass wir hier so viel weinen, nachts nicht schlafen können etc. Schließlich haben sie uns nicht freiwillig verlassen und sie selber sind bestimmt auch nicht glücklich darüber, dass sie aus unserer Mitte gerissen wurden, aber sie hatten halt keine andere Wahl!
Ich weiß nicht, ob sie uns gerade zuschauen bzw. uns manchmal besuchen oder wo sie gerade herumschwirren und was sie nun den ganzen Tag lang so machen, aber eines weiß ich ganz bestimmt ... sie werden nicht mehr von dieser qualvollen Krankheit geplagt! Und das ist ein sehr beruhigender Gedanke!

Viele liebe und mitfühlende Grüße
Sandra
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  #6  
Alt 06.01.2006, 22:28
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Marinchen Marinchen ist offline
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Standard AW: Papa!Du mußt jetzt gehen.Das ist schon ok

Hallo Petra,!!!! Hallo Sandra!!!!
Entschuldigt mich bitte das ich nicht gleich geantwortet habe,ich war arbeiten.
Danke, Ihr habt genau das geschrieben ,was ich auch in Moment brauche.Ich weiß garnicht,was ich ohne Euch gemacht hätte.Danke das es Euch gibt.Es hielft unheimlich mit jemanden darüber zu sprächen,und wenn dieser jemand noch dazu dasgleiche emfiendet,und genau das erlebt hat ,was auch ich erlebt habe.
Liebe Petra,du hast so recht, was Mörder und Kinderschänder angeht,und das Gott zuerst die Guten Menschen zu sich hollt.
"Wir sind alle Gottes Kinder ob tot oder lebendigt,er liebt uns alle." das sagt mir oft meine Mutter.
Aber ergendwer hat mir mal gesagt das die Leute ,die sehr schmerzvoll sterben,haben schon ein Platz im Himmel.
Liebe Sandra, das tut mir so leid ,das auch du durch dieses schwere Leben auch ohne Vater gehen musst. Es ist sehr schwer.
Ich würde auch alles dafür geben um eine Möglichkeit zu haben, die Zeit noch mal zurück zu drehen.
Aber das geht leider nicht.
Wir müssen einfach versuchen ,das beste daraus zu machen,aber wie????????
Es tröstet mich unheimlich das ich nicht alleine bin.Sehr offt höre ich die Stimme meines Vaters der zu mir sagt : " Du sollst jetzt aufhören zu weinen !
-Ich habe doch gelebt !"
Mein Vater konnte fast bis zum letzt sprächen,und war auch bei vollen Verstand,das hat die Situation nicht einfacher gemacht.Drei Stunden vor seinem tod ,hat er mich angekuckt,als ich mich nicht mehr unter Kontrolle hatte und habe sehr laut geweint,er sagte nur:"Marina ,bitte höre auf der Stelle auf zu weinen.Ich kann es nicht ertragen."
Ich musste mich zusamenreißen und Ihm zeigen das ich nicht mehr weine.

Das nächste mal schreibe ich euch über
eine Wahrsagarin,der uns ein Gruß von meinen Vateruns bestellt hat.

Ich drück Euch aus der Ferne mal ganz fest...
Marinchen
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(Clemens Bittlinger)

Geändert von Marinchen (22.01.2006 um 13:52 Uhr)
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  #7  
Alt 07.01.2006, 16:01
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Sandra! Sandra! ist offline
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Standard AW: Papa!Du mußt jetzt gehen.Das ist schon ok

Hallo Marinchen, und natürlich auch an alle anderen!

Die Geschichte von den letzten Tagen bzw. Stunden meines Vaters ist etwas länger. 1000 mal Endschuldigung dafür. Sie hat aber auch etwas Beruhigendes an sich, da selbst diese traurigen Stunden noch etwas Trost gespendet haben und noch immer spenden.

Mein Vater hat fast bis zum Schluss noch mit uns gesprochen und uns angeschaut. Wobei man am Dienstag (04.10.) schon gemerkt hat, dass er nicht mehr so ganz aufmerksam war und hin und wieder beim Sprechen den Faden verloren hatte. Da wusste ich bereits, dass ihm wohl nicht mehr so viel Zeit auf Erden bleibt. Als ich dann weinen musste, obwohl ich mich so zusammengerissen habe nicht zu weinen, fragte mein Vater mich, warum ich denn weine. Ich sagte einfach nur, weil ich traurig bin. Er sagte mir dann, dass ich nicht weinen sollte, denn damit ändere ich nichts an der Tatsache; genauso wenig wie er noch etwas ändern kann. Und dann teilte er mir per Gedanken mit, dass er nun bald gehen müsse und dass ich nun aufhören sollte zu weinen. Das schmerzte so sehr, als hätte mir jemand ein Messer ins Herz gestoßen. Ich ging spät abends vom Krankenhaus nach Hause und legte mich direkt schlafen.

Als ich Mittwoch (05.10.) morgens aufwachte "träumte" ich von meinem Vater. Ich sagte ihm im Traum, dass er nicht gehen soll, aber er antwortete mir, dass er gehen müsse. Ich bat ihn noch zu warten und versprach ihm, dass ich sofort nach der Arbeit ins Krankenhaus kommen würde. Dann spürte ich eine herzliche Umarmung und war plötzlich hellwach. Ich schaute rüber zu meinem Mann und erkannte sofort, dass nicht er mich soeben gedrückt haben konnte, da er viel zu weit weg von mir lag. Und da war ich mir sicher, dass mein Vater mich soeben besucht hatte. Nach der Arbeit eilte ich nachmittags sofort ins Krankenhaus und wurde auf dem Flur von der Krankenschwester und meiner Mutter abgefangen. Sie erzählten mir unter Tränen, dass bei meinem Vater das Sterben eingesetzt hat und er es wohl nicht mehr bis Freitag (07.10.) schaffen würde. Für dann war seine Entlassung vorgesehen. Wir wollten ihn wieder nach Hause holen, da mein Vater nicht in ein Hospiz verlegt werden wollte. Als ich zu ihm ins Zimmer ging, sah er bereits ganz anders als am Vortag aus. Er war so blass und abgemagert. Er kämpfte innerlich richtig mit sich und dem Tod. Es war so schlimm anzusehen. Ich fuhr schnell nach Hause um meinem Mann und meinem Bruder Bescheid zu geben, dass es nun mit ihm zu Ende geht. Telefonisch wollte ich es ihnen nicht mitteilen. Dann düsten wir nacheinander wieder ins Krankenhaus. Als ich zu meinem Vater kam waren wieder zig Ärzte und Schwestern bei ihm, die gerade dabei waren das Bauchwasser bei ihm wieder abzulassen, damit er besser Luft bekam. Bei ihm hatte sich innerhalb von nur 5 Tagen ein neuer riesiger Tumor in der Bauchdecke gebildet, der unheimlich viel Bauchwasser mit sich brachte. Man konnte ihn sogar äußerlich richtig erkennen. Und wenn er Luft holte rasselte es immer so seltsam. Es war so grausam. Nach und nach verschwanden die Ärzte und Schwestern wieder. Sie konnten halt nicht wirklich mehr was für ihn tun. Als ich dann mit meinem Mann alleine an seinem Bett saß, drehte mein Vater seinen Kopf zu mir und flüsterte, dass ihm so kalt sei. Wir schlossen sofort sämtliche Fenster, deckten ihn mit zig Decken ordentlich zu und betteten ihn noch mal richtig. Als mein Bruder auch ins Zimmer kam, schaute mein Vater uns drei noch mal an und legte sich zurück. Während ich meinem Vater mit der einen Hand sanft über die Stirn gestreichelt und der anderen Hand die seine hielt, beruhigte er sich langsam. Wir versprachen ihm, dass er nun seinen letzten Weg beruhigt antreten kann und dass wir uns um seine Frau und alles andere kümmern werden. Unter Tränen sagte ich ihm, dass er nun gehen solle und, dass er nun die Hand, die ihm von oben gereicht wurde nun annehmen solle. Er drehte sich noch ein letztes Mal zu mir und flüsterte ganz leise, dass sie ihn nun holen würden und griff gleichzeitig mit seiner rechten Hand in die Höhe, als wollte er jemandem die Hand geben. Ich fragte ihn, ob wir noch bis zu seinem letzten Atemzug bleiben sollen oder ob er lieber alleine sein wolle. Aber er regte sich nicht mehr. Doch atmete er noch leise rasselnd. Er lag da ganz ruhig, zufrieden und fast richtig entspannt, als wolle er nun auch alleine sein, um in Ruhe seine letzte Reise anzutreten. Es war Mitternacht als wir gegangen sind. Um 4:25 Uhr rief mich das Krankenhaus an und teile mit, dass er soeben ganz ruhig und friedlich eingeschlafen sein. Ich fuhr dann sofort zu meiner Mutter, um sie abzuholen. Als ich in ihr Schlafzimmer kam, war sie bereits wach und fragte mich unter Tränen, ob Papa nun gegangen sei. Ich sagte ja und sie erwiderte sofort, dass sie es bereits wüsste, da er noch bei ihr war uns sich von ihr verabschiedet hatte.

Als wir dann ins Krankenhaus kamen, war es dieses Mal ein ganz seltsames Gefühl. Wir wussten, dass es nun das letzte Mal sein würde, dass wir dort Papa "besuchen" würden. Mir war sowieso ganz mulmig in der Bauchgegend, da ich nicht wusste, was nun eigentlich wirklich kam. Ich habe noch nie einen Toten gesehen, und zum anderen war es für mich so unglaublich, dass mein Vater nun nicht mehr da sein sollte. Irgendwie hatte ich doch immer noch so einen Funken Hoffnung, dass vielleicht doch noch mal alles gut wird. Ich war so konfus in meiner Gedankenwelt. Ich konnte und wollte es nicht wahr haben, dass er nun wirklich von uns gegangen ist. Vor gerade mal 4 Monaten war doch die Welt noch scheinbar in Ordnung!? Da haben wir noch zusammen gefeiert, gelacht und Pläne geschmiedet. Das kann doch nun nicht einfach vorbei sein?!
Als ich dann mit meiner Mutter das Zimmer meines Vaters betrat und ihn so friedlich und ruhig liegen sah, spürte ich plötzlich so eine Ruhe. Es war so unglaublich still. Mein Vater sah plötzlich so "gut" aus. Er hatte kein schmerzverzerrtes Gesicht mehr und seine Zornesfalten auf der Stirn waren weg. Er sah wirklich richtig entspannt aus. Seine Mundwinkel waren leicht nach oben gerichtet, fast schon so als würde er lächeln. Meine Mutter und ich waren durch diesen Anblick in einer doch befremdlichen Art etwas beruhigt und doch flossen die Tränen in Strömen. Wir haben uns fast drei Stunden lang von ihm verabschiedet, was uns allerdings höchstens wie 45 Minuten vorkam. Es war so seltsam. Diese plötzliche Stille und unendliche Leere, die man verspürte. Es kam mir so vor, als könne man seine Erlösung von all den Qualen und Schmerzen in diesem Moment selber fühlen.

Das alles ist nun 3 Monate her, aber all diese Eindrücke habe ich noch immer so präsent vor Augen, als wäre es erst Gestern geschehen. Ich vermisse meinen Vater ganz schrecklich. (Die anderen natürlich auch!) Und es tut so weh, wenn ich bloß daran denke, dass er nie wieder bei uns sein wird. Ich weiß, dass wir uns mit diesem Gedanken irgendwie anfreunden müssen. Aber irgendwie kam die Krankheit zu plötzlich. Sie verlief viel zu schnell und aggressiv. Und dann kam auch schon der Tod! Vielleicht lässt unser Schmerz auch irgendwann etwas nach?!

Liebe Marinchen, auch wenn es nur ein kleiner Trost ist, aber wir können wirklich dankbar dafür sein, dass wir unsere Väter noch in den letzten Stunden begleiten konnten. Wie viele Menschen sterben ganz plötzlich ohne Vorahnung durch einen Unfall oder durch eine andere plötzliche Krankheit. Von denen konnten sich die Angehörigen nicht mehr verabschieden.

Beruhigend finde ich auch den Gedanken, dass er nun nicht mehr leiden muss und ihm somit bestimmt einiges erspart geblieben ist. Mein Vater sagte zum Schluss "Sie holen mich nun!", so als ob wirklich seine bereits verstorbenen Eltern und seine Schwester auf ihn warten bzw. ihn abholen würden. Vielleicht haben die Schriftsteller Elisabeth Kübler-Ross, Raymond Moody, Bern Jakoby und wie sie alle heißen Recht, und wir treffen später wirklich unsere Lieben wieder! Nach dem Tod meines Vaters habe ich viele Bücher von den vorgenannten Schriftstellern für meine Mutter und mich gekauft und gelesen. Teilweise ist es schön zu hören, was andere für Erfahrungen – sei es Nahtoderfahrungen oder auch mit Kontakte mit Verstorbenen – gemacht haben. Vielleicht bekommen wir auch noch mal ein Zeichen oder "Besuch" von unseren Liebsten?! Wer weiß das schon so genau, was nach dem Tod wirklich passiert und was unsere Liebsten gerade machen oder wo sie gerade sind?!

Apropos, Marinchen, ich bin sehr auf deine Erzählungen von der Wahrsagerin gespannt!

Ich für meinen Teil, habe meinen Vater immer bei mir im Herzen und dort wird er auch immer bleiben. Ich bin dankbar für jeden Tag, jede Stunde und jede Minute, die ich mit ihm erlebt habe. Papa ich liebe dich!

Liebe Grüße
Sandra

PS: Noch mal Sorry, dass mein Text hier so lang geworden ist. Aber das lag mir alles so auf dem Herzen und wollte einfach mal gesagt werden.
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