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  #1  
Alt 12.01.2008, 23:45
urlaub urlaub ist offline
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Standard und plötzlich muß ich einfach weinen

Hallo.
Vielleicht ist ja noch jemand wach, vielleicht hilft es mir auch, einfach hier meine Gedanken loszuwerden. Ich weiß gerade nicht, was los ist mit mir. Nächsten Samstag jährt es sich zum ersten mal, dass ich die Diagnose BK bekommen habe und aus meinem bisher so freien Leben ein Jahr folgte, in dem es sich nur um die Krankheit und die nächsten Behandlungen drehte. Eigentlich läuft ja alles. Ich habe endlich wieder Haare und finde mich richtig cool mit dem Kurzhaarschnitt, befinde mich in der Wiedereingliederung und sollte das Gefühl haben, es geht aufwärts. Aber heute ist so ein Tag, an dem ich nur weinen könnte und dies auch gerade tue. Ich hatte einen "auffallend starken Lymphknotenbefall" , so stand es im OP-Bericht, aber noch keine weiteren Metastasen. Seit einigen Tagen muß ich ständig an Hirnbetastasen denken und beschäftige mich viel zu sehr damit. Dabei ging es mir eigentlich richtig gut und ich hatte das Gefühl, die Angst im Griff zu haben. Aber heute ist so ein Tag.... Vielleicht liegt es daran, das ich mich so sehr nach Urlaub, Freiheit und Gesundheit sehne. Kann während der Wiedereingliederung keinen Urlaub nehmen und habe es so geliebt(vor der Erkrankung),ständig unterwegs zu sein.Schon das letzte Jahr habe ich es so vermißt. Jetzt mußte ich die Wiedereingliederung schon wieder verlängern- diesmal bis April- da ich merke, dass ich mit zur Zeit 6 Stunden schon am Rande meiner Kräfte bin. Dann nehme ich auch zur Zeit jede Erkältung mit, da meine Leukos einfach noch zu faul sind und nicht hochkommen wollen. Außerdem brauche ich bald wieder LIcht, Sonne und lange Abende und keinen Regen, Wind und frühe Dunkelheit. Freue mich eigentlich darauf , mal wieder richtig Karneval zu feiern, tanzen, Leute treffen, einfach fröhlich sen. Habe aber schon wieder Anst davor, dass ich es alles nicht so schaffe bzw. durchhalte.
Vielleicht fühle ich mich ja auch so, weil letztes Jahr um diese Zeit mein Leben noch "normal" war. Und jetzt ist nichts mehr, wie es war. Immer wieder das nicht so ganz fit sein, Leben mit der Angst, Gedanken an die nächsten Jahre und ob man noch viele hat. Versteht mich nicht falsch, eigentlich komme ich zur Zeit ganz gut klar, auch Dank einer guten Psychologin, aber heute ist so ein ABend, an dem nichts mehr geht. Mag auch niemanden von meinen Freunden anrufen, die würden wahrscheinlich aus allen Wolken fallen, da es mir doch letztes Wochenende so gut ging.
So, ich glaube, ich habe genug von der Seele geschrieben. Vielleicht kennt ja jemand von Euch diese Situationen. Vielleicht ist ja noch jemand wach und hat Lust zu schreiben. Habe auf jeden Fall das Gefühl, es hat mir gutgetan, hier einfach mal alles los zu werden. Werde es auch nicht noch einmal durchlesen, sondern einfach absenden.
Danke, dass es dieses Forum gibt. Und Morgen ist wieder ein neuer Tag mit neuer Kraft und Zuversicht.
Doro
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  #2  
Alt 13.01.2008, 00:04
urlaub urlaub ist offline
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Standard AW: und plötzlich muß ich einfach weinen

Hallo Marco!
Lieb von Dir, dass Du mir geantwortet hast.
Da ich dich nicht kenne, weiß ich nicht, ob Du auch an Krebs erkrankt bist und deshalb bei einem Hömneopathen bist oder aufgrund anderer Erkrankungen. Ich habe die Ärzte bisher nicht so kennengelernt, dass sie nur aus Geldgier handeln(ok, Ausnahmen gab es auch in meinem Leben). ABer ich kann Deine Mutter auch verstehen. Da die Chemo nun einmal eine so krasse Behandlungsbethode ist, hat man auch das Gefühl, alles wird so richtig "ausgebrannt". Dafür nimmt man auch die Nebenwirkungen in Kauf. Ich denke, eine Kombination aus beiden ist das richtige. Ich werde in der nächsten Woche mit einer Akkupunkurbehandlung zusätzlich beginnen und nehme Seleen und Zink zur Unterstützung des Immunsystems. Es ist einfach wichtig, dass man an die Behandlung glaubt und darauf positive Kraft schöpft. Daher sei nicht ganz so streng mit Deiner Mutter. Vielleicht kannst Du sie ja zu einer Kombinierten Behandlung bringen.
Gruß Doro
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  #3  
Alt 13.01.2008, 00:14
Birgit64 Birgit64 ist offline
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Standard AW: und plötzlich muß ich einfach weinen

Ach Mensch Doro,

lass Dich mal in den Arm nehmen und drücken. Tage wie diese wird es immer mal wieder geben. Ich denke mal, Du bist ganz einfach im Moment überfordert mit der ganzen Situation. Der Jahrestag naht und Dir gehen viele Gedanken durch den Kopf, Deine Ängste von damals kommen wieder hoch, dazu die ungewohnte Feststellung, dass Dein Körper nicht mehr so will wie Du es gerne möchtest. Und das triste Wetter in Deutschland tut sicherlich ein übriges.
Vielleicht registrierst Du auch gerade jetzt erst duch die Rückkehr in den (Berufs-)Alltag, dass sich doch eine ganze Menge geändert hat und Du nicht mehr so leistungsfähig bist wie früher. Das frustriert natürlich und dauernde Frustration beeinträchtigt das Wohlbefinden und nimmt Dir die Lebensfreude.

Du musst lernen, mit Deinen Kräften besser zu haushalten und akzeptieren, dass Dein Körper (leider) jetzt ein bisschen anders tickt als früher. Bei manchen ist das mehr, bei anderen weniger ausgeprägt. Bei mir ist's ähnlich und ich musste auch erst lernen, dass ich zu den (Höchst-)Leistungen von früher nicht mehr fähig bin.
Mittlerweile habe ich das akzeptiert und gelernt mit meinen Kräften sparsamer umzugehen. Sowohl beruflich als auch privat. Seitdem geht's mir wieder gut.

Ich denke, Du bist da auch vielleicht gerade in einem Lern- und Umdenkprozess, der Dich auf den für Dich richtigen Weg bringt.

Lass den Kopf nicht hängen und versuche Dir etwas schönes zu gönnen. Wenn's schon keine Reise sein kann, dann heitert Dich vielleicht etwas anderes auf und lenkt Dich von den trüben Gedanken ab.
Bestimmt geht's bald wieder aufwärts mit Dir.

Liebe Grüße
__________________
Birgit64

במאי יש לך תמיד סיבה מספיק להתלונן
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  #4  
Alt 13.01.2008, 00:42
urlaub urlaub ist offline
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Standard AW: und plötzlich muß ich einfach weinen

Ach Mo, es ist ja irgendwie schön. Damals konnte ich Dir hoffentlich ein wenig helfen und heute hat Deine Nachricht mir richtig gut getan. Habe mich jetzt einwenig beruhigt und werde jetzt schlafen können. Du hast ja recht, wir dürfen unser Leben nun nicht ständig mit dem Gespenst der Angst im Nacken leben. Eigentlich habe ich seit der Erkrankung auch ein anderes Lebensmotto: Warum sich um Sachen sorgen, die noch nicht eingetreten sind. Es reicht, sich erst dann Gedanken zu machen, falls es wirklich geschieht. Eigentlich bin ich die letzen Monate auch sehr gut damit gefahren. Habe zur Zeit wahrschienlich einen kleinen "Rückfall". Ich habe mir vorgenommen, morgen entweder walken oder(je nach Wetterlage) schwimmen zu gehen und mich bei lieben Leuten zum Kaffee einzuladen. Du siehst, ich mache schon wieder Pläne für morgen und es geht wieder aufwärts mit der Psyche.
Ich wünsche Dir und allen , die noch nicht schlafen können, eine gute Nacht und Danke fürs "zuhören".
Wenn ich mich mal revanchieren kann...
Doro
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  #5  
Alt 13.01.2008, 00:52
Moonlady Moonlady ist offline
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Standard AW: und plötzlich muß ich einfach weinen

Hallo liebe Urlaub,

ich bin auch noch wach ... und hab grade Deinen Beitrag gelesen.

Solche Durchhänger wie Du sie gerade hast, sind nicht schön ... aber sie kommen halt von Zeit zu Zeit - und gehen auch wieder, bestimmt!

Auch bei mir beginnen in den nächsten Tagen wieder diese "Jahrestage" - und da bin auch ich wieder ganz nahe dran an dem Gefühlschaos, das die Diagnose ausgelöst hat. Und auch ich denke dann oft an die Zeit "vor Krebs".

Aber andererseits sage ich mir dann auch, dass ich diese Zeit nicht zurückholen kann und versuche halt das Beste aus der momentanen Situation zu machen.

Ich wünsch Dir ganz dolle, dass auch Dir gelingen möge, die "kleinen Freuden" intensiv zu genießen - und daraus Kraft zu schöpfen! Feiere Fasching - einfach ganz ohne die Vorab-Frage, ob Du es schaffen wirst. Wenn's zu viel wird, dann kannst Du ja immer mal ein Päuschen einlegen .

Ich drück Dich ganz lieb - und morgen früh ist ein neuer Tag, dann sieht die Welt schon wieder anders aus ... und bald kommt der Frühling mit Blumen und Licht (ich freu mich da auch schon sehr drauf und kann es kaum erwarten, die ersten Schneeglöckchen zu sehen!!!!).

Viele liebe Grüße


Barbara
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  #6  
Alt 13.01.2008, 08:02
monika57 monika57 ist offline
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Standard AW: und plötzlich muß ich einfach weinen

Hallo Urlaub,

während meiner langen Eingliederungsphase von Nov. 04 bis Juli 05 (Diagnose März 04) hatte ich auch das dringende Bedürfnis nach Urlaub. Habe das im März 05 mit meinem Rehaberater der Krankenkasse besprochen und mir wurde 1 Woche Urlaub genehmigt, die ich dann im April 05 auch sehr genossen habe. Vielleicht wäre es für dich auch eine Möglichkeit, einen Urlaub mit der Krankenkasse abzusprechen.
Weiterhin alles Gute.

Monika
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  #7  
Alt 13.01.2008, 09:29
Anwi Anwi ist offline
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Standard AW: und plötzlich muß ich einfach weinen

Hallo Urlaub,

bei mir ist die Diagnose jetzt etwas länger als ein Jahr her und auch ich hatte solche scheinbar grundlos trüben Tage ca. ein Jahr nach der Diagnose.

Geholfen hat es mir, das zu Papier zu bringen bzw. in den Computer einzutippen, was ich erlebt habe (so wie Du das ja auch mit diesem Beitrag kurz gemacht hast). Einfach für mich selbst, um die Krankheit besser verarbeiten zu können. Einfach mal zu schildern: was habe ich erlebt, wie hat sich das alles innerhalb eines Jahres entwickelt, wo stehe ich jetzt und wie gehe ich heute damit um? Welche Unsicherheiten bestehen noch und wie sehe ich die Zukunft für mich?

Das hilft ein gutes Stück weiter, sich mal alles von der Seele zu schreiben.
Es sei denn, man tanzt oder malt lieber, aber dafür bin ich nicht der Typ.
Ich hatte auch Lymphknotenbefall - wenn auch keinen starken - und gerade damit wird es enorm wichtig sein, grundsätzlich positiv zu denken. Sich Bilder von Heilung vorzustellen, einem selbst geschriebenen Bericht darüber eine positive Note zu verleihen, Bücher über Fälle mit gutem Ausgang zu lesen usw.

Was berufliche Dinge angeht, glaube ich, dass es schädlich sein kann, bereits nach einem Jahr schon bis ans Ende seiner Kräfte oder gar darüber hinaus zu gehen. Natürlich wird das aber auch eine finanzielle Frage sein...im Endeffekt muss es jeder für sich selbst entscheiden. Aber unter "Wiedereingliederung" stelle ich mir eigentlich etwas vor, was auf die vorhergehende Erkrankung Rücksicht nimmt.

Liebe Grüße
Anwi
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  #8  
Alt 13.01.2008, 10:05
Benutzerbild von Lilli 40
Lilli 40 Lilli 40 ist offline
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Standard AW: und plötzlich muß ich einfach weinen

Hallo Doro,
bei mir war es Ende November 1 Jahr. Ich habe auch Schwankungen, sehne mich nach Frühling, Licht und buntem. Es ist nichts mehr wie es vorher war. Die Unbeschwertheit ist futsch, mit der ich vorher gelebt habe. Mir passiert es auch, daß ich bei schönen Dingen nah am Wasser gebaut habe. Aber das ist wahrscheinlich der Preis der Erkrankung, daß man das Leben nicht mehr so selbstverständlich nimmt. Ansonsten sage ich auch schon mal nein, wenn ich das Gefühl habe mich zu überfordern. Aber das mußte ich lernen. Habe aber ein verständnisvolles Umfeld icl. Chefs. Das ist schon die halbe Miete. Gehe auch bei schlechtem Wetter raus, lege mir meine Lieblingsfetzemusik auf, mache meine Entspannungsübungen, lasse aber auch mal im Kämmerlein Tränen raus , das nimmt Spannung und tut auch mal gut. Hier finde ich meist auch Beiträge, die mich aufbauen. Diese Schwankungen sehe ich als "normal" an, lebe damit .
Heute ist ein neuer Tag, hier mit Sonne
Liebe Grüße, Lilli, die eigentlich Eva heißt
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  #9  
Alt 13.01.2008, 11:56
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Heike 1963 Heike 1963 ist offline
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Standard AW: und plötzlich muß ich einfach weinen

Liebe Doro,

heut ist ein neuer Tag! Schau mal, was sich in meinem Garten nach langer trostloser Zeit hervorgewagt hat:

CIMG1570 (Small).JPG

Ist noch etwas früh, aber vielleicht schaust Du nach vorn. Der Frühling wird bald erwachen und seine Boten schicken. Nur eine kleine Kraftquelle...

Liebe Grüße
Heike
__________________
Ich habe nicht mit Krebs gerechnet,
der Krebs hat nicht mit mir gerechnet.
Nicht mit meiner Phantasie,
meiner Lernfähigkeit,
meinem Überlebenswillen...

Ursula Goldmann-Posch
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  #10  
Alt 13.01.2008, 17:50
mary254 mary254 ist offline
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Standard AW: und plötzlich muß ich einfach weinen

Hallo Doro,
ich stelle fest,wir haben einiges gemeinsam. Ich bekam meine Diagnose auch am 19.1.2007. Bis 13 Uhr 20, da hatte ich meinen jährlichen Mammographietermin, war mein Leben normal. Jetzt habe ich auch OP,einige befallene Lymphknoten,Chemo und Bestrahlungen hinter mir. Eigentlich geht es mir troztdem wieder wirklich gut. Meine Freunde bewundern immer meine positive Lebenseinstellung und meinen Humor, den ich immer noch habe. Aber diese Woche stehe ich auch neben mir. Am Donnerstag habe ich meinen Behinderungsausweis bekommen. Ich war irgendwie, obwohl ich damit gerechnet habe, geschockt. Als ich 80 % gelesen habe, wurde mir wieder bewußt, dass ich keinen einfachen Schnupfen hatte. Dazu kommen die Nebenwirkungen von Femara, die mich halt wirklich oft daran erinnern. Ich war, wie Du wahrscheinlich auch, zur Nachsorge, diesmal mit Mammographie. Es ist alles in Ordnung. Aber trotzdem denke ich z.Zt. bei jedem kleinen Hüsterchen an Lungenmetas. Wenn es um Urlaubsplanungen geht, werde ich sehr zögerlich. So kenne ich mich nicht. Aber ich denke halt, diese Phasen sind vollkommen normal und vergehen (hoffentlich)wieder wie sie gekommen sind. Wirst sehen,spätestens nach unserem Jahrestag gehts uns wieder gut. Ich wünsche Dir und allen anderen, denen es gerade nicht so gut geht, noch einen schönen Sonntag und eine gute Zeit. Wird schon wieder.
Liebe Grüße
Mary
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  #11  
Alt 13.01.2008, 20:41
urlaub urlaub ist offline
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Standard AW: und plötzlich muß ich einfach weinen

Hallo und danke an Euch alle, die mir soviel liebe Worte geschrieben haben. Der heutige Morgen war immer noch sehr schwierig für mich und nach einem langen Spaziergang habe ich mich dann noch mal richtig bei einer Freundin ausgeheult. Ich hatte das Gefühl, ich wollte nur noch schreien:Ich will mein altes Leben zurück. Aber nach dem Ausheulen ging alles besser. Ich werde die nächste Woche und den "Jahrestag" durchstehen. Habe mir vorgenommen, noch ein Gespräch bei der Psychologin zu führen und an sonsten jeden Tag sehen, was für mich das beste ist. Ich habe den Weg bis hier geschafft und es werden auch wieder bessere Tage kommen. Offenbar muß das "Trauma" noch einmal durchlebt werden. Aber.. wir haben doch schon viel schlimmeres durchgestanden, wenn ich an die Chemo u.s.w. denke.
Und Mary: Habe auch das Gefüh, du schreibst meine Geschichte, nur dass meine Stunde am 19.1. um 8:30 h war. Ich habe schon abgemacht, dass ich am 19. abends mit einigen lustigen Mädels lecker Essen gehe und anschließend noch auf ein oder zwei Bierchen in die Kneipe.
Wünsche allen einen schönen Abend und viel Kraft weiterhin
Doro
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  #12  
Alt 14.01.2008, 13:24
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hope38 hope38 ist offline
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Standard AW: und plötzlich muß ich einfach weinen

Liebe Doro!
Deine Zeilen könnten von mir sein. Deine Ängste, Deine Gedanken kann ich so gut nachvollziehen! Ich möchte Dir eine kleine Geschichte hier reinstellen, die ich im letzten Jahr schrieb. Ich hoffe, sie hilft Dir ein wenig!
Liebe Grüße,
hope



Es war einmal eine kleine Frau.

Sie stand am Strand, in der Dunkelheit, ganz dicht am Wasser. Es ist nicht anders denkbar, als dass ihre Füße nass geworden sind, so dicht stand sie da.
Sie stand da, der Wind pustete um ihren Körper, er zerrte an ihrem Mantel, er peitschte das Wasser immer näher an sie heran- doch es schien sie alles nicht zu stören.
Sie stand da und sah hinaus auf das Meer. Sie betrachtete den Horizont. Dort hinten, wo die Sonne im Meer verschwand, Stunden war es schon her. Dort hinten, wo Meer und Himmel sich küssen, sich umarmen, eins werden. Dort hinten, wo der Regenbogen aus dem Himmel ins Meer stürzt- oder kommt er aus dem Meer empor in den Himmel?
Sie lächelte. Ein feines, leises Lächeln umspielte ihren Mund, die Mundwinkel zuckten, die kleinen Fältchen glätteten sich für einen Moment. Ihre Augen spiegelten das Meer wider. Sie blickten ruhig und irgendwie weise.
Nun bewegt sie sich. Sie zieht ihren Mantel enger um den Körper, als friere sie. Sie schabt mit den Füßen, die nackt sind, in dem nassen Sand. Dann dreht sie sich um. Ich schaue sie an, sehe ihr ins Gesicht und bin ein wenig peinlich berührt. So direkt sieht sie mich an, dass ich den Weg ihres Blickes durch meine Augen hindurch in meine Seele spüre. Auch ich ziehe meinen Mantel enger, weil mich diese Begegnung frösteln lässt.
Sie macht einen Schritt auf mich zu, lässt ihre Füße in die Sandalen gleiten, die vor ihr auf dem warmen Sand liegen. Sie kommt noch einen Schritt näher und bleibt vor mir stehen.
Ihr Mund öffnet sich und mein Herz pocht. Was wird sie mir sagen? Gedanken turnen durch meinen Kopf, überschlagen sich. Ich spüre die Spannung.
„Da bist Du ja. Ich habe auf Dich gewartet. Lange schon.“ Sie legt den Kopf schräg und sieht mich an. Sie lächelt, als sie fortfährt „Ich freue mich aus tiefstem Herzen, dass Du den Weg zu mir gefunden hast. Ich weiß, welche Schmerzen, welche Ängste, welche Furcht Du erleidest. Ich weiß, dass Dich Gedanken quälen. Ich weiß, dass Du manchmal fortlaufen möchtest, weit weit fort...“ Ihre Hand macht eine ausladende Bewegung, deutet auf die Unendlichkeit des Meeres. Ich nicke und sehe zu Boden. Ein wenig schäme ich mich.
Sie macht noch einen Schritt auf mich zu und greift nach meiner Hand. Eine unglaubliche Woge von Wärme durchströmt meinen Körper und einen Moment lang wünsche ich mir nichts mehr, als dass dieser Augenblick ewig dauern möge.
„Ja, ich habe Angst. Ich habe Angst, dass mich diese Krankheit nieder knüppeln wird. Ich habe Angst, dass ich sterben muss, bevor ich meine Aufgaben erledigt habe auf dieser Welt. Ich habe Angst vor Schmerzen. Ich habe Angst, anderen Leid zu bescheren. Ich habe Angst zu gehen!“ sage ich und muss heftig schlucken. Tränen brennen in meinen Augen und mit dem Wimpernschlag rinnt mir eine Träne die Wange hinunter und tropft an meinem Kinn herab auf den Sandboden hinunter.
Sie drückt meine Hand wieder fester und sieht mich an.
„Ich weiß“, flüstert sie. „Deswegen sind wir uns hier begegnet. Deswegen bin ich jetzt da, bei Dir.“

Wir gehen ein Stück am Strand entlang, das Meer rauscht. „Wie fühlst Du Dich hier?“ fragt sie und sieht mich von der Seite her an. „Hmm, ich spüre eine Leichtigkeit. Ich fühle mich frei.“ sage ich. Und ich frage mich, ob es wohl das war, was sie wissen wollte.
„Und wie würdest Du Dich fühlen, wenn ich Deine Hand loslassen würde?“ hörte ich sie sagen. Gedanken schossen durch meinen Kopf und ich hielt ihre Hand fester. Ich wollte sie nicht loslassen, denn seit sie da war, hatte ich keine Angst mehr. Ich fühlte mich gehalten und nicht mehr allein. Ich fühlte mich verstanden und begleitet.
„Ich würde mich verlassen fühlen, wenn Du mich losließt, jetzt, wo ich spüren durfte, wie gut es tut, wenn Du mich hältst und mit mir gehst.“ erwiderte ich.

„Ich werde nicht gehen. Ich werde Dich nicht mehr allein lassen. Oftmals wirst Du mich nicht sehen können, aber sei Dir nun sicher, ich werde immer an Deiner Seite sein. Ich werde Deine Wege mitgehen, ich werde Deine Hand halten, Dir helfen, Löcher zu überspringen. Sag´aber Deiner Angst, dass sie Dich nicht begleiten darf. Sag´ihr, dass ihr Platz nicht an Deiner Seite ist. Sag´ihr, sie soll klein bleiben, sie soll sich zurückziehen aus Deinen Gedanken, aus Deinem Herzen. Denn sonst kann ich nicht mit Dir gehen, zu wenig Platz wäre für mich noch übrig. Meine Schritte würden zu schwer werden, ich würde nicht mehr atmen können und wäre letztendlich nur eine Belastung für Dich. Versprichst Du es mir?“
Ich sah sie an, ihre lieben Augen, ihren weisen, wissenden Gesichtsausdruck, sah ihren entschlossenen Blick, spürte ihren zielstrebigen Gang- und ich spürte, auf eine seltsame Art liebte ich sie.
Ich war sehr berührt von diesem Moment und antwortete „Ja, ich verspreche es Dir. Aber sagst Du mir, wer Du bist? Falls ich Dich verliere, kann ich nach Dir suchen...“

Sie blieb stehen, der Wind frischte auf, er pustete ihre Haare aus ihrem Gesicht. Der Mond schien auf uns herab und tausende Sterne funkelten über uns. Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände, sah mich eindringlich an und flüsterte:
„ Du wirst mich nie mehr verlieren, denn nun bin ich in Deinem Herzen. Nie mehr musst Du allein die dunklen Wege beschreiten, nie mehr wirst Du allein Tränen weinen müssen, nie mehr allein den eiligen, holpernden Herzschlag ertragen müssen, nie mehr allein mit der Angst aushandeln über jeden weiteren Schritt, über jeden Gedanken, nie mehr die eiserne Hand an Deinem Hals spüren müssen, die Dir die Luft zum Atmen nimmt. Ich werde da sein, immer und immer und immer.

Denn ICH BIN DIE HOFFNUNG“
__________________
am 02.05.2006 Rektum-Ca-Diagnose, Chemo+Bestrahlung, OP im August 2006, danach von 11/06 bis 02/07 adjuvante Chemo, Anlage eines Ileostomas, Rückverlegung in 01/09

(alle von mir im KK verfaßten Beiträge/Texte und Geschichten dürfen ohne meine Erlaubnis nicht weiterverwendet werden)
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  #13  
Alt 14.01.2008, 16:32
gimpely gimpely ist offline
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Standard AW: und plötzlich muß ich einfach weinen

Auch wenn die Tränen liefen:

Vielen Dank hope für diese wunderschöne Geschichte

Moni
__________________
Die Welt ist ein schöner Platz und wert, dass man um sie kämpft
(Ernest Hemingway)
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  #14  
Alt 16.01.2008, 12:39
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hope38 hope38 ist offline
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Standard AW: und plötzlich muß ich einfach weinen

Liebe Moni!
Danke für Deine Worte!

Liebe Grüße und alles Gute,
hope
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am 02.05.2006 Rektum-Ca-Diagnose, Chemo+Bestrahlung, OP im August 2006, danach von 11/06 bis 02/07 adjuvante Chemo, Anlage eines Ileostomas, Rückverlegung in 01/09

(alle von mir im KK verfaßten Beiträge/Texte und Geschichten dürfen ohne meine Erlaubnis nicht weiterverwendet werden)
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  #15  
Alt 16.01.2008, 14:23
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centaurus centaurus ist offline
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Standard Der ominöse 19.1.07 ? Den kenn ich doch auch...

Hallo "Urlaub"-Doro
Du kannst es mir glauben, oder auch nicht : Auch ich feiere nächsten Samstag meinen Jahrestag. Ich bekam im Dez. 06 die Diagnose Prostatakrebs im 4. Stadium. Die Geschichte erzähl ich Dir gerne mal etwas ausführlicher ausserhalb dieses Rahmens. Aber am FREITAG, 19. Jan. 07 hatte ich frühmorgens einen Harnverhalt und konnte kein Wasser mehr lösen. Dann notfallmässig ab ins Spital, 2 Wochen später Prostata-Total-OP (am 8.2.07) und heute geht es mir wieder prächtig.
Die Welt ist klein !! In der Tat.
Ich habe meiner Frau schon angekündigt, dass wir am nächsten Samstag ein schönes Fläschchen öffnen werden und am 8.2.08 gleich noch einmal !
Ach, weisst Du, ich könnt Dich so richtig toll knuddeln !
Love, Markus
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