Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Krebsarten > Brustkrebs

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 21.07.2007, 09:58
Sister50
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Krank und Arbeit?

Hallo alle zusammen,

ich habe jetzt schon öfter gelesen, dass viele von euch während der Chemotherapie arbeiten gehen.
Sorry, wenn ich jetzt etwas „dumme“ Fragen stelle, aber ich war in meiner gesamten Laufbahn so gut wie nie krank.
Seit meiner Diagnose bin ich krank gemeldet und irgendwie war es für mich selbstverständlich, dass ich erst nach der Reha wieder zur Arbeit gehe. In meinem Kollegenkreis gibt es einige Krebspatienten. Von daher kenne ich es nicht anders und darum auch diese Selbstverständlichkeit.
Je mehr ich hier lese, desto klarer wird mir, dass es scheinbar jedem selbst überlassen ist, wie er es handhaben möchte.
Mich würde interessieren wie ihr die Arbeit und die Infusionen unter einen Hut bringt. Ist es an dem Tag, an dem man die Chemo bekommt überhaupt möglich, danach in die Arbeit zu gehen (wegen der Nebenwirkungen die viele haben)? Oder bleibt ihr an diesem Tag zu Hause? Braucht man dann eine Krankenmeldung für den einen Tag oder reicht eine Bescheinigung von der Klinik?
Wenn ich das richtig mitbekommen habe, läuft später auch die Behandlung mit Herceptin (die auch auf mich zukommt) zwischen 1 bis 2 Jahre. Ich habe immer wieder gelesen, dass sich die meisten von euch an dem Tag (und teilweise auch noch am nächsten Tag) mit Müdigkeit herumschlagen.
Da stellen sich mir natürlich wieder dieselben Fragen. Bin ich an den 1 - 2 Tagen überhaupt noch arbeitsfähig? Brauche ich jedes Mal eine Krankenmeldung? Oder eine Bestätigung von der Klinik?
Für manche von euch mögen diese Fragen jetzt vielleicht lächerlich klingen, aber ich hab echt keinen Plan und wäre euch dankbar, wenn ihr mir sagen könntet, wie ihr das macht!

Liebe Grüße
Sister
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 21.07.2007, 10:43
Mona66 Mona66 ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 17.06.2007
Ort: Bonn
Beiträge: 236
Standard AW: Krank und Arbeit?

Hallo Sister,

ich hatte nicht die gleiche Behandlung und kenne daher die Wirkung der Medikamente im einzelnen nicht.
Ich habe EK und war durch die OP 6 Wochen krankgeschrieben. In der Zeit hatte ich dann auch schon die erste Chemo fast durch. Ich glaube in jeder Chemo gibt es eine Wirkzeit und eine Erholungszeit. In der Erholungszeit hab ich mich immer sehr gesund gefühlt. Was du überlegen könntest, ist, ob du dich in der Wirkzeit der ersten Chemo auf jeden Fall krankschreiben lässt bzw. krankgeschrieben bleibst und dich beobachtest, wie du dich fühlst. Wann du dich schlapp fühlst und wann du dich fit fühlst. Wenn du nachher arbeiten gehen willst, wäre es wichtig, wenn du dich in der Zeit dann auch nach draussen begibst, dich etwas bewegst, Spaziergänge machst und zu sehen, wie du dich fühlst und abzuschätzen, ob du arbeiten könntest. Wenn du ein paar Erfahrungen in Ruhe sammelst, kannst du eventuell etwas besser planen. Ich bin nach meiner ersten Chemo mit einer Art Plan in die Arbeit gekommen und habe Tage während der nächsten Monate gekennzeichnet, wo ich mit großer Sicherheit da sein werde und Tage, wo ich mich eventuell schlecht fühle und dann auch die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass ich mich da krankschreiben lasse. Das waren am Anfang viele unsichere Tage. Im Nachhinein war es viel besser als meine erste "Prognose", ich hab mich nämlich nie ungeplant krankschreiben lassen.

Was den Tag der Chemo selbst angeht: Bei mir hat die Infusion selbst ca. 4 Stunden gedauert. Es wäre also gar nicht mehr sonderlich sinnvoll gewesen, dann noch zur Arbeit zu gehen, weil der Tag schon halb um war. Ich war also alle drei Wochen einen Tag geplant krankgeschrieben. Besonders große Nebenwirkungen hatte ich am Infusionstag gar nicht, aber ich war sehr müde. Also hab ich mich dann immer ins Bett gehauen und geschlafen.

In der restlichen Wirkzeit bin ich arbeiten gegangen. Mir persönlich hat es wohl gutgetan, weil es einfach die Zeit etwas strukturiert hat und ich mag meine Arbeit. Zudem war ja in der Zeit auch sonst nicht so viel los in meinem Leben. Abends raus, Kino, Kneipe, Essengehen... das war doch eher eingeschränkt. Da ist Arbeit auch eine gute Abwechslung. Es ist nicht so, dass man die Chemo während der Wirkzeit nicht merkt. Und nicht jeder reagiert gleich. Für mich war es eher so, dass es vom persönlichen Gefühl her so war, dass man manchmal, wenn man erkältet ist, ja auch noch arbeiten geht. Oder es gibt immer Tage, wo man sich nicht besonders klasse fühlt und vielleicht noch gut administrative Tätigkeiten machen kann oder Dokumente bearbeiten, aber vielleicht auf dem Meeting keine großen Reden schwingt. Solche Tage gibt es. Mein direktes Umfeld wusste was los ist und hat das auch mitgetragen. Ich denke, dass das auch wichtig ist, dass du deinem Arbeitsumfeld soweit vertraust, dass die gut damit umgehen werden. Naja, und die Tage mit den stärksten Nebenwirkungen hatte ich praktischerweise am Wochenende

Vor der Diagnose hab ich schon mal Überstunden gemacht. Das habe ich während der Chemo strikt unterlassen. Außerdem: Ich hatte noch einen kleinen Urlaubsberg von den Jahren davor, ich habe mir während der Wochen immer mal wieder einen Tag freigenommen. Das waren Tage, wo ich mich eigentlich gut gefühlt habe, nur etwas müde und lustlos und da tat es mir gut, einfach Zeit für mich zu haben. Wenn es mir wirklich schlecht gegangen wäre, hätte ich mich immer krankschreiben lassen. Ich würde dir empfehlen, dir auch vorher klarzumachen, dass du dich krankschreiben lässt, wenn es dir nicht gut geht und dass das mehr als völlilg okay ist in der Situation.

Was das Thema Bescheinigung oder Krankschreibung angeht... Bescheinigung würde bedeuten, dass der Arbeitgeber dich für etwas freistellen muss. Das ist wohl bei Reha-Maßnahmen der Fall. Oder für Sonderurlaube. Sonst ist es m.E. für jeden Arbeitgeber das einfachste, eine Bescheinigung über die Arbeitsunfäigkeit vom Arzt zu haben, das ist ja die Krankenmeldung, nur die Bescheinigung der AU. Es gibt bei den meisten Arbeitgebern die Regelung, dass es 1 Tag Kulanzzeit gibt, wo man noch keine AU braucht. Ich habe mir immer eine ausfertigen lassen, damit ich von den Regelungen her auf der sicheren Seite bin. Ich hab mich damit am wohlsten gefühlt. War auch nie ein Problem beim Arzt. Und während der OP-Zeit hat mir die Klinik die AU ausgestellt. Das können die Ärzte dort auch und es sollte kein Problem sein, frag einfach.

Das schwierigste in dem ganzen Zusammenhang war bei mir: Aus dem KH hatte ich eine Krankschreibung "auf unbestimmte Zeit". Der Arbeitgeber wollte mich nicht arbeiten lassen, ohne Gesundschreibung. Die gibt es aber offiziell anscheinend nicht. Ein informelles Schreiben vom Arzt, dass das okay ist, hat dann aber genügt. Möglicherweise ist sonst das Regelverfahren: Nach der Reha/ AHB wird die Arbeitsfähigkeit bescheinigt oder vom Arzt nochmal eine Krankschreibung auf bestimmte Zeit ausgestellt. Wie gesagt, das weiss ich nicht wirklich.

Außerdem noch erwähnenswert. Es gibt wohl die Möglichkeit, krankgeschrieben zu sein (d.h. die Krankenkasse zahlt weiter) und im Rahmen einer "Wiedereingliederung" langsam wieder anzufangen mit der Arbeit. Nennt sich wohl "Hamburger Modell". Wenns nicht klappt, gehst du nicht mehr arbeiten und bist wieder "Vollzeitkrank". Damit kenne ich mich nicht aus, bestimmt viele andere hier. Und da fragst du am besten deine Krankenkasse.

viele Grüße
Mona
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 21.07.2007, 10:45
Benutzerbild von seepferdchen
seepferdchen seepferdchen ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 08.06.2007
Beiträge: 131
Standard AW: Krank und Arbeit?

Liebe Sister

das wird wohl ganz unteschiedlich sein, denn jeder reagiert auf seine Weise auf die Nebenwirkungen der Chemo.
Bei mir traten die Nebenwirkungen immer erst am 3.Tag auf - am Donnerstag verabreicht hatte ich dann das ganze WE Zeit, mich zu erholen. Dienstags hätte ich in meinem Beruf auf jeden Fall wieder arbeiten können.

Ich bin allerdings momentan zuhause, Elternzeit, mein Sohn ist grade zwei geworden. Wenn Kleinkind und Haushalt geht, dann geht auch Arbeit im Büro.

Aber Achtung: während der ganzen Chemozeit hat man sehr schlechte Blutwerte, das Immunsystem arbeitet schlecht, man ist hochanfällig für Infekte jedweder Art.

Arbeit, bei der man mit vielen Menschen in Kontakt kommt, würde ich dann doch meiden.

Aber wenn es Dir guttut, spircht sicherlich sonst nichts dagegen.
Liebe Grüße
__________________
BK seit 8.5.07 invasives duktales Carcinom 3,9 x 2,8 cm G2, ER 50% PR 90% HER 2-neu Score 1 ( neg )
neoadjuvante Chemo 2xFEC no-change
BET OP 7/07 Chemo ET 1x dann Abbruch der Therapie,
Bestrahlung 30 plus 6 Boost
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 21.07.2007, 11:14
Mona66 Mona66 ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 17.06.2007
Ort: Bonn
Beiträge: 236
Standard AW: Krank und Arbeit?

... das mit der Hochanfälligkeit für Infekte hat man mir auch gesagt... ich war am Anfang fast panisch.
De facto hab ich auch probiert, Menschen, die erkältet waren auszuweichen und Mindestabstand zu halten. Schadet sicher nichts.
Meine Blutwerte sind aber während der ganzen Chemozeit fast im unteren Referenzbereich, also quasi Normalwerte geblieben. Es waren einzelne Tage, wo sie leicht drunter waren... war auch ernährungsabhängig. Also auch hier: Nicht alle reagieren gleich. Man MUSS nicht SEHR schlechte Blutwerte bekommen. Im Nachhinein denke ich, ich war übervorsichtig. Aber das hat ja nicht geschadet. So hatte ich wenigstens 5 Monate nie nen Schnupfen .
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 21.07.2007, 11:39
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.07.2005
Ort: Main-Kinzig-Kreis
Beiträge: 3.390
Rotes Gesicht AW: Krank und Arbeit?

Hallo Sister,

meine Mitstreiterinnen und ich hatten beispielsweise unter der Chemo Docetaxel zeitweise echt widerliche Nebenwirkungen - u.a. auch extrem niedrige Leukos (teilweise unter tausend) und einige der Mädels mussten unter Quarantäne.

Ansonsten waren wir durchweg alle froh, wenn wir unseren Tagesablauf einigermaßen in den Griff bekommen haben (beispielsweise wg. Knochenschmerzen, Hand- und Fuß-Syndrom und dergl.) .
An arbeiten gehen war bei uns jedenfalls nicht zu denken....

Dir alles Gute
mit herzlichem Gruß
__________________
Ilse
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 21.07.2007, 11:57
urlaub urlaub ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 02.05.2007
Ort: Nähe Münster/NRW()
Beiträge: 138
Standard AW: Krank und Arbeit?

hallo.
ich denke auch,es kommt darauf an, welche chemoart du bekommst. ich habe eine wie der arzt so schön ankündigte"agressive"chemo bekommen. die erste woche nach der chemo war ich total schlapp und kraftlos und konnte erst ca. 4 b5tage nach der chemo mit kleineren spaziergängen anfangen. in der zweiten woche waren meine leukozythen dann so niedrig, dass ich "menschenansammlungen" und kranke menschen auf jeden fall meiden mußte. somit wäre für mich das arbeiten in der ersten woche kräftemäßig überhaupt nicht möglich gewesen und in der zweiten woche wegen der infektionsgefahr. die dritte woche(letzte woche vor der neuen chemo) habe ich einfach für mich gebracht und genutzt, um endlich die dinge tun zu können, auf die ich zwei wochen verzichten mußte(abends mal kino oder kneipenbesuch, morgens mal mit einigen leuten frühstücken gehen.) ich habe diese woche genossen und es hat meiner psyche unendlich gut getan. ich konnte somit viel kraft für die nächste chemo aufbauen.
ich hätte auf keinen fall arbeiten gehen können bzw. wollen, obwohl ich immer gern gearbeitet habe.
so muß jeder wohl für sich entscheiden, was in der situation das beste für körper und seele ist.
alles gute
doro
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 21.07.2007, 12:18
Benutzerbild von Yvi81
Yvi81 Yvi81 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 29.12.2006
Ort: 59071 Hamm
Beiträge: 11
Standard AW: Krank und Arbeit?

Hallo

Also ich habe 8 Chemos 4xEC 4xDOC bekommen und bin während der ganzen Zeit Arbeit gewesen. Ich arbeite in einer Arztpraxis und hatte auch viel mit kranken Menschen zu tun. Ich war immer 1 Woche krankgeschrieben und war dann 2 Wochen arbeiten. Für mich war das optimal ich bin gut damit zurecht gekommen, war mir lieber als nur zu hause rum zu sitzen und mir Gedanken zu machen. Durch die Arbeit war ich abgelenkt und ich habe mich nicht mehr so krank gefühlt. Es muß aber jeder selber entscheiden in den ersten Tagen brauchte ich auch Ruhe da ich ziemlich geschwächt war.

Gruß Yvi
Mit Zitat antworten
  #8  
Alt 21.07.2007, 13:25
susaloh susaloh ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 22.01.2006
Ort: Kiel
Beiträge: 941
Standard AW: Krank und Arbeit?

Hallo!

Ich habe während der Chemo auch nicht gearbeitet. Ich hatte zwar "nur" eine halbe Stelle. Ich hatte zwar vielleicht durchschnittlich immer so 80% meiner normalen Energie, aber für Mann und Kinder, Haus, Garten und Haustiere und den Beruf (incl. längere Wege zur Arbeit) brauche ich normalerweise 120%!!!

Ich habe es während der 6 Monate Chemo - bisweilen allerdings mit einiger Überwindung und Kraftanstrengung - geschafft mein Privatleben, die Einkauferei, Fahrerei der Kinder zu ihren Hobbies, etc, gut zu managen. Einige Male ist mein Mann eingesprungen bei der Fahrerei, wenn ich mal zu schlapp war. Manchmal blieb tagelang alles liegen, aber später reichte die Energie auch wieder locker, um das wieder aufzuholen. Außerdem habe ich einige lang geplante Großaktionen und Baumaßnahmen in Haus und Garten in Angriff genommen, organisiert und Handwerker beaufsichtigt. Ach ja, und die Konfirmation meines Sohnes - großes Familienfest - war auch mitten in dieser Zeit!

Wäre der Weg zur Arbeit nicht recht weit, hätte ich mich dort wahrscheinlich öfter sehen lassen. So war ich genau einmal da - sorgfältig schick gemacht (Perücke etc) um denen zu zeigen "pack ich mit links...." - die Rechnung ist leider nicht so aufgegangen, denn von der Büroluft fingen meine Augen an zu tränen wie verrückt, so dass ich einen eher "zerrupften" Eindruck gemacht haben muss...wie ein Kollege mir liebevoll sagte.....

In der Zeit nach der letzten Chemo hatte ich eine niemals aufgeklärte Infektion mit Antibiotikabehandlung und Krankenhausaufenthalt - danach war ich zum ersten Mal richtig platt. Nach der OP dasselbe, außerdem wäre es auch undenkbar für mich gewesen ins Büro zu gehen, solange ich meine Prothesen noch nicht tragen konnte. Innerhalb des weiteren Kollegiums, das zum größten Teil gar nicht wusste, das ich krank war und was ich hatte, wollte ich nicht gerne Gesprächsthema werden....

Während der Bestrahlung hatte ich dagegen vor, ganz oft mal im Büro reinzuschauen, da ich ja sowieso in die Nähe in die Stadt musste. Obwohl die Bestrahlung immer pünktlich und zügig von Statten ging, merkte ich jedoch bald, dass die tägliche Fahrerei, Suche nach Parkplatz, dann Wanderei zur Klinik, sowie die Brustkrebsgymnastikkurse, die ich 2-3x die Woche in der Klinik mitgemacht habe, meine Zeit schon beinah so auffrassen wie ein Halbtagsjob und der Job wieder hinten runterfiel.

Dann kam noch die Reha, in der Zeit wurde ich wirklich wieder fit, dann war Weihnachten, und bis ich am 3. Januar zum ersten Mal wieder im Büro war, war praktisch ein ganzes Jahr vergangen!!! Hat aber nichts gemacht - ich war nach wenigen Tagen wieder voll drin - inzwischen bin ich sogar beruflich voll durchgestartet, gehe ab September auf eine 3/4 Stelle, mit "Führungsverantwortung"! Dass ich mir das jetzt überhaupt zutraue, liegt daran, dass ich während der Chemo gelernt habe, nicht alles selber und superperfekt machen zu wollen, die Kinder selbständiger werden zu lassen und Aufgaben zu delegieren - ich gebe inzwischen über ein Drittel meines Gehaltes für "Service" aus (Haushalt) - das ist mir die Sache wert, denn die beruflichen Chancen habe ich jetzt, nicht erst in ein paar Jahren, wenn die Kinder aus dem Haus sind! Dafür verzichten wir auf einen "richtigen" Urlaub dies Jahr - aber das ist es mir allemal wert, nicht noch den Haushalt alleine schmeißen zu müssen.

Also, wie gesagt, wenn ich nicht so ein anstrengendes Privatleben hätte, wäre es durchaus möglich für mich gewesen, zeitweise zu arbeiten. Aber letztendlich bin ich froh, daß ich einen klaren Schnitt machen musste, denn es ist auch frustrierend, wenn man an einem guten Tag ganz viel Pläne und Termine macht, und ein paar Tage später dann alles wieder absagen muss, weil der Körper einen im Stich lässt.....

Liebe Grüße
susanne
Mit Zitat antworten
  #9  
Alt 21.07.2007, 13:33
Sister50
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard AW: Krank und Arbeit?

Hallo ihr Lieben,

erstmal vielen lieben Dank für eure wahnsinnig schnellen Reaktionen. Ihr seid echt super!

Meine erste Chemo habe ich am kommenden Dienstag. Die werde ich auf jeden Fall abwarten und erstmal sehen wie mein Körper die aufnimmt und um mir ein Bild über die Wirkzeit und Erholungszeit machen zu können.

Eure Berichte haben mir jetzt schon recht gut weitergeholfen.
Es gibt bei mir so viel „Für“ und „Wider“, was ich versuche abzuwägen. Aber irgendwie lande ich immer wieder in einem Zwiespalt und weiß am Ende wieder nicht was ich machen soll.
Wenn ich deinen Bericht lese, Mona, wäre es also sehr gut machbar, neben den Behandlungen arbeiten zu gehen, soweit ich mir über meine „guten“ und „schlechten“ Tage bewusst bin und es nicht übertreibe.
Auch mir gefällt meine Arbeit und vor der Diagnose habe ich ebenfalls sehr viele Überstunden geschoben. Ehrlich gesagt sehne ich mich manchmal sogar nach meinem Job. Nach der Abwechslung, nach manchen Arbeitskollegen, mit denen ich immer recht viel Spaß habe usw., aber andererseits ……..
Wir haben auch viele Zicken, die leider keinerlei Rücksicht darauf nehmen wenn jemand krank ist, oder die gar mit blöden Sprüchen kommen. Das wäre schon einmal ein Punkt vor dem es mich grausen würde, obwohl es wahrscheinlich das geringere Übel wäre.
Meine Arbeit ist im Allgemeinen sehr stressig. Wir haben wahnsinnig viel zu tun und es wird immer mehr. Seit Mai gab es 10 Neueinstellungen. Ich habe einen verantwortungsvollen Posten. Ich bin Vorgesetzte und Ansprechpartner für ca. 15 Personen, muss Entscheidungen treffen, die Arbeit ein- und verteilen und trage die Verantwortung dafür, dass alles pünktlich erledigt wird. Läuft etwas schief, muss ich den Kopf hinhalten.
Vorausgesetzt, mein Arbeitgeber würde es akzeptieren, dass ich „geplante“ Krankheitstage hätte (müsste ich erst fragen), habe ich Angst, den Anforderungen nicht gewachsen zu sein. In meinem Job ist es leider nicht möglich, sich das einzuteilen, mal mehr und mal weniger zu tun.
Zudem arbeite ich in einem Drei-Schicht-Betrieb. Darum auch meine Frage, ob ich nach einer Infusion zur Arbeit könnte. Von meinen Arbeitszeiten her wäre es schon möglich, wenn ich vormittags die Infusion hätte, dann zur Nachtschicht zu gehen, was wahrscheinlich Irrsinn wäre.
Aber ich habe wirklich Bedenken, dass ich das alles vielleicht nicht schaffe und die Aussichten, während meiner Behandlungszeit in Dauer-Frühschicht zu kommen, was natürlich vieles (die Arbeit betreffend) wesentlich erleichtern würde, stehen schlecht.
Auch Menschenmengen wären nicht vermeidbar, da ich doch auch viel im Betrieb unterwegs wäre.

Also, so langsam glaube ich, dass ich den Gedanken an Arbeit wieder verwerfen sollte.

Was meine Chemo betrifft ……… ich bekomme 3 x FEC und 3 x Paclitaxel.
Welche von den Mengen an Nebenwirkungen auf mich zutreffen werden, bleibt wohl abzuwarten.

Vielen lieben Dank euch allen, für die ganzen Informationen und auch euch alles Gute.

Ganz liebe Grüße
Sister
Mit Zitat antworten
  #10  
Alt 21.07.2007, 13:49
Sister50
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard AW: Krank und Arbeit?

Hallo Susanne,

du hattest ja ein echt komplett ausgefülltes, um nicht zu sagen "stressiges" Jahr
Ich muss dir sagen - Hut ab - wie du das alles gemeistert hast

Bei mir ist es eher das Gegenteil. Ich habe einen Lebensgefährten, mit dem ich aber (noch) nicht unter einem Dach lebe und bin kinderlos.
Von daher bleibt im Haushalt nicht viel zu tun und es ist ziemlich ruhig.
Zwar bin ich viel unterwegs, bei Freunden und Bekannten, aber irgendwie bin ich nicht ausgelastet. Teilweise ist mir sogar richtig langweilig. Darum die Idee, arbeiten zu gehen.

Lieben Gruß und Gratulation für deinen Aufstieg im Job

Sister
Mit Zitat antworten
  #11  
Alt 21.07.2007, 15:00
Mona66 Mona66 ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 17.06.2007
Ort: Bonn
Beiträge: 236
Standard AW: Krank und Arbeit?

Hallo Sister,
das was du schreibst, hört sich mindestens in Teilen so an, als wäre das nicht machbar.
Die "Zicken" bekommst du vermutlich noch gebändigt Und dass man sich monatelang über gar niemanden ärgert, ist ja fast ausgeschlossen.

Ich hab bei den Arbeitskollegen die Ansprechpartner aus meinem Bekanntenkreis gehabt (was ich vorher nicht so wusste), die die meisten eigenen Erfahrungen hatten (entweder selbst oder als enge Angehörige) und das waren auch tatsächlich Ansprechpartner, die mir in mancher Weise ziemlich geholfen haben. Die anderen waren alle ziemlich nett.

Aber mal anders gefragt: wie wird das geregelt, wenn du nicht da bist? Wie würde es geregelt werden, wenn du nach Wiedereingliederung fragen würdest, also z.B. danach nur 3-4 h täglich zu arbeiten? Eines ist sicher: du kannst während der Chemo nicht absolut die gleiche Leistung erbringen, die du vorher erbracht hast. Auch ich hab vieles versprochen, was ich nicht gehalten habe, weil ich Dinge liegengelassen habe. Der Arbeitstag war halt einfach kürzer als ich es von früher gewöhnt war.

Die Frage ist aber wirklich, ob das die einzige Möglichkeit ist. Wie du es erzählst, ist da nur schwarz und weiss. Gibt es in deinem Job nicht auch noch was dazwischen? Wenn du drin bleiben würdest, würde vielleicht das Wiederreinkommen nachher schneller gehen? Gibt es nicht die Möglichkeit, dass du einen Stellvertreter hast, der mehr übernimmt, in der Zeit? Ich kenn deinen Job nicht gut genug, so dass ich es schlecht einschätzen kann.

LG
Mona
Mit Zitat antworten
  #12  
Alt 21.07.2007, 15:20
Benutzerbild von suze2
suze2 suze2 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 05.05.2007
Ort: österreich
Beiträge: 2.451
Standard AW: Krank und Arbeit?

also, am tag der chemo würd ich keinesfalls arbeiten gehen. und es auch nicht empfehlen. da stresst man sich ja doch und die chemo läuft ja auch sehr langsam durch, sodass man den halben tag sowieso im spital ist.
ich hab die chemo am donnerstag bekommen (FEC) und am montag war ich ziemlich okay. die ersten chemos auch schon am wochenende, aber bei den letzten beiden dafür erst am dienstag. hatte bei der sechsten ein paravasat, das musste dann auch behandelt werden.

ich hab im prinzip gearbeitet, bin aber freiberuflich und konnte es mir einteilen. die termine, die am donnerstag und freitag nach der chemo waren, habe ich alle abgesagt, ich war dann einfach zu müde und hatte auch keine lust drauf, einige konnte ich meinem (lebens)partner übergeben, so hatten wir vom geld her eigentlich keine probleme.

alles liebe wünscht euch
suzie
Mit Zitat antworten
  #13  
Alt 21.07.2007, 20:44
Sister50
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard AW: Krank und Arbeit?

Hallo Mona,

So langsam glaube ich, dass ich mir viel zu viel vorgenommen habe. Vermutlich wird meine momentane Aktivität schneller nachlassen, als ich schauen kann.

Da hast du mit deinen Ansprechpartnern aber Glück gehabt. Wenn sie aus dem Bekanntenkreis sind, macht es das um einiges leichter.

Um deine Frage zu beantworten ……….
Wir sind nur zu dritt – eine Frau auf jeder Schicht. Den Bossen ist nie in den Sinn gekommen mal eine Vertretung zu organisieren, weil wir ja immer anwesend waren. War eine von uns im Urlaub, haben die anderen beiden die Zeit mit Überstunden überbrückt. Auf die Idee, dass eine für längere Zeit krank werden könnte, sind die nie gekommen.
Jetzt, nachdem sie ihren „Salat“ haben, wurde eine andere Kollegin, die von meinem Job überhaupt keine Ahnung hat, einfach ins kalte Wasser geworfen. Zwar ist denen bewusst, dass sie mich nicht vertreten kann, aber sie soll zumindest die wichtigsten Handgriffe erledigen.

Eine Wiedereingliederung würde vermutlich nach dem „Urlaubs Schema“ geregelt werden.
Nach der Reha hätte ich die sowieso. Aber du hast recht. Ich müsste mal nachfragen, ob es vielleicht möglich wäre, jetzt schon, zwischendurch so eine Art Wiedereingliederung zu machen.

Bei meinem Job gibt es nichts dazwischen. Ist schon so wie ich geschrieben hab:
Entweder – Oder!
Wie ich schon erwähnt hab – Stellvertreter gibt es keinen. Einzige Möglichkeit wäre noch, wenn sie mir jemanden mit an die Seite stellen, dem ich immer wieder mal was zuschieben kann.
Nur würden sie mir wahrscheinlich das Mädel geben das sie jetzt „reingeschmissen“ haben und darauf kann ich liebend gern verzichten. Das ist nämlich solch eine „Zicke“.
Mir wurde heute erst erzählt, dass man sie gefragt hat ob sie weiß wie es mir geht und was ich habe.
Ihre Antwort: Nein!!! Und es interessiert mich auch nicht im Geringsten!!!
Meine Kollegen sagen, seit sie mich „vertritt“ sitzt sie auf einem hohen Ross, ist arrogant und unausstehlich geworden. Da würde mir meine Arbeit gar keinen Spaß machen.
Na ja. Gib den Menschen Macht und du lernst ihren wahren Charakter kennen!

Ums Wiederreinkommen mach ich mir keine Sorgen. Bin schon seit 18 Jahren dabei und so schnell verlernt man nichts.



@suzie

Geldprobleme hab ich Gott sei Dank nicht. Mir ging‘s nur darum, beschäftigt zu sein, bevor ich hier vor Langeweile noch eingehe. Aber wie gesagt, vielleicht bekommt meine Aktivität ja nächste Woche schon einen gewaltigen Tritt.


Euch alles Liebe
Sister
Mit Zitat antworten
  #14  
Alt 21.07.2007, 20:58
Mona66 Mona66 ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 17.06.2007
Ort: Bonn
Beiträge: 236
Standard AW: Krank und Arbeit?

Hallo Sister,

also ich zähl meine Arbeitskollegen irgendwie zum Bekanntenkreis, man erzählt sich schon mal etwas Privates oder geht auch selten abends mal ein Bier trinken. Aber es sind keine Freunde... ich trenn das schon eher. Nichtsdestotrotz.. ein paar Leute haben mir wirklich gut getan.

Schade... das was du schreibst hört sich wirklich so an, als wäre das ungünstig... wenn die Kollegin, die man da ins kalte Wasser geworfen habe, so wäre, dass du mit ihr zusammenarbeiten wolltest, wäre es ja quasi ideal. Du könntest sie unterstützen (was dann ja auch gut fürs Selbstbewusstsein ist) oder zeitweise auch mal ganze Schichten übernehmen (z.B. in den Erholungszeiten) und sie könnte mal andere übernehmen und dann würde das vermutlich dazu führen, dass während deiner Chemozeit niemand mehr Überstunden machen müsste...

So fällt mir höchstens ein, dass du während deiner Erholzeiten arbeitest und während der Wirkzeit nicht. So ein bisschen wie Yvi das geschrieben hat. Das wird vermutlich funktionieren, aber ich weiss nicht, ob du dir das antun willst (gerade in den Erholungszeiten kann man natürlich viele andere schöne Dinge tun) und ob das für die Firma überhaupt nützlich ist.

Du wirst dich sicher auch anders beschäftigt bekommen. Wobei so richtig kreativ war ich während der Chemo nicht

LG Mona
Mit Zitat antworten
  #15  
Alt 22.07.2007, 10:31
Sister50
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard AW: Krank und Arbeit?

Hallo Mona,

achsooooo! Da war ich gestern wohl auf der Leitung gestanden *lach*. Solche Bekannte gibt es bei mir schon auch. Genau die meinte ich auch, als ich geschrieben hab, dass ich manche Arbeitskollegen vermisse. Und ich bin mir sicher, dass die mir auch gut tun würden. Das merke ich schon immer, wenn ich mit denen telefoniere. Die bauen mich voll auf.

Ach ja ………. telefonieren …………..
Gestern Abend hat mich noch eine Arbeitskollegin (Bekannte) angerufen. Mit ihr hab ich über mein Vorhaben gesprochen. Sie hat mir sofort abgeraten. Sie meinte zurzeit ist es sehr stressig und ich bin trotz meiner Krankheit so gut drauf, ich solle mir das nicht wieder kaputt machen lassen. Es würde vielleicht nur meine Heilung beeinträchtigen.
Stimmt schon irgendwie.

Ich glaube, ihr habt beide recht. Ich sollte mir das wirklich nicht antun. Wie du schon schreibst – man kann so viele andere, vor allem schöne Dinge tun. Und mit den „Bekannten“ kann ich mich ja schließlich auch so mal treffen. Dazu muss ich nicht unbedingt in die Arbeit gehen.

Jedenfalls weiß ich jetzt wegen den Krankenmeldungen Bescheid, für später, wenn ich nach der Reha wieder in der Arbeit bin und mir die Herceptin-Beutelchen reinziehen muss.

Liebe Grüße und dir alles Gute
Sister
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 01:46 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55