Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Krebsarten > Lymphdrüsenkrebs (Hodgkin/Non-Hodgkin)

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 24.05.2023, 10:41
Golfsierra2 Golfsierra2 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.06.2013
Beiträge: 127
Standard AW: Meine Sorgen und ich

Hallo Kim,
gerne begleiten wir Dich die nächste Zeit hier in diesem Forum. Ich wünsche Dir auch, dass die Diagnose keinen Krebs ergeben wird, das braucht wirklich niemand. Deine Schilderung hat mich aber an meine eigene Geschichte erinnert, die ich Dir kurz erzählen möchte:

Vor etwa 10 Jahren (ich war noch aktiver Soldat) hatte ich plötzlich geschwollene Mandeln ohne sonstige Erkältungssymptome. Nach einer Woche war es nicht besser geworden, und ich ging zu meinem Truppenarzt, immer noch völlig schmerzfrei. Der runzelte die Stirn und meinte, es wäre eine Mandelentzündung, auch ohne Schmerzen, gab mir etwas zum Gurgeln und ein paar Lutschpastillen. Wenn es nicht besser werden sollte, sollte ich in einer Woche wieder vorbeischauen.

Die nächste Woche ging ins Land und meine Mandeln blieben dick. Ich hatte Probleme beim sprechen und schlucken, so groß waren sie geworden. Nun überwies mich der Truppenarzt an eine örtliche HNO-Ärztin. Ich machte brav meinen Termin und ging hin. Auch sie runzelte die Stirn und fand keine Ursache. Sie meinte, in meinem Alter könnte ich mir die Mandeln ja entfernen lassen. Also machte ich einen Termin im nächsten Bundeswehrkrankenhaus.

Ein paar Wochen später war es soweit und die HNO-Ärztin im Bundeswehrkrankenhaus in Koblenz untersuchte mich vor dem Eingriff. Dann wurde sie mistrauisch und sagte "Ihre Mandeln sind völlig in Ordnung, sie reagieren nur auf etwas anderes." Sie tastete meine Lymphknoten am Hals ab und wurde auf der rechten Seite fündig. Sie nahm mit einer Nadel eine Probe für eine erste Begutachtung im Labor. Ich sollte auf das Ergebnis warten, es könnte Krebs sein. So verlies ich das Krankenhaus und vertrieb mir die Zeit am Deutschen Eck.

Krebs? Ich? Wieso? Mir gingen tausend Dinge durch den Kopf und mir wurde flau im Magen. Die vier Stunden Wartezeit zogen sich endlos hin. Dann kehrte ich zum Krankenhaus zurück und die HNO Ärztin bestätigte ihren Verdacht. Unter dem Mikroskop waren wohl Krebszellen erkennbar. Es wäre nun eine richtige Biopsie erforderlich, dafür machte ich für die kommende Woche einen OP-Termin ab.

Unter lokaler Betäubung wurden mir ein paar Lymphknoten aus der rechten Halsseite entfernt und sie schickten mich nach Hause. Ich bekam einen Termin in der Onkologie für die nächste Woche. Dort teilte mir die Onkologin den Befund und damit die bestätigte Krebsdiagnose mit. Ich stellte Fragen zur Behandlung und zu den Heilungschanchen und es war ein gutes, sachliches Gespräch. Die Ärztin versuchte nicht, die Krankheit schönzureden.

An die Rückfahrt nach Hause kann ich mich nicht mehr erinnern. Zuhause angekommen, informierte ich meine Frau (damals schon selber seit drei Jahren in Behandlung, schwarzer Hautkrebs). Ich goß mir einen sehr großen Cognac ein, setzte mich an den Computer und googelte alles, was ich über das Lymphom in Erfahrung bringen konnte. Behandlungsmethoden, Heilungschancen, Überlebensrate.

Rückblickend kann ich sagen, dass ich nie wirklich in Panik verfallen bin, denn die Onkologin hatte mir Mut gemacht und die Behandlung (Chemo, Nachsorge) genau erklärt. Ich denke, ich blieb einigermaßen ruhig, weil ich immer eine Chance zur Heilung gesehen habe.

Falls es Dich doch treffen sollte, verliere nie den Mut. Solange die Ärzte noch einen Pfeil im Köcher haben, besteht immer noch eine Chance. An meinem Beispiel kannst Du sehen, dass man auch Glück haben kann und alles wieder gut wird.

Ich drücke Dir die Daumen.
__________________
17.06.13 Diagnose Foll. Lymphom IIIa Stadium I
6 x R-CHOP 21
2 x R-Mono
26.11.13 Volle Remission
Erhaltungstherapie mit Rituximab bis 12/2015
19.10.2018 12. Nachkontrolle OK

Geändert von Golfsierra2 (24.05.2023 um 10:49 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 24.05.2023, 22:21
Kim90 Kim90 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 23.05.2023
Beiträge: 8
Standard AW: Meine Sorgen und ich

Danke euch für eure Antworten!

@dirk66: Facebook ist nicht meine Plattform, dort bin ich nicht angemeldet und möchte es auch nicht tun. Trotzdem vielen lieben Dank für den Tipp! Ich glaube, es würde mir sogar reichen, hier zu schreiben ohne große Reaktionen zu bekommen. Manchmal hilft ja schon "von der Seele schreiben" sehr viel.

@Golfsierra2: Danke, dass du deine Erfahrungen hier mit mir teilst. Ich freue mich sehr, dass es dir heute wieder so gut geht.

Diese Ungewissheit und das schwanken zwischen "ich übertreibe, das wird schon nichts sein" und "was soll es sonst sein nach all den Therapieversuchen und mit dieser Symptomatik" ist für mich aktuell das Schlimmste und ich bin wirklich erstmal froh, wenn ein Lymphknoten raus ist und ich eine Erklärung für meine Beschwerden habe.
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 25.05.2023, 13:47
ReginaMM ReginaMM ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 23.05.2023
Beiträge: 3
Standard AW: Meine Sorgen und ich

Hallo liebe Kim,

vor einigen Jahren hatte ich ähnliche Symptome wie du. Aufgefallen war anfangs ein derber, leicht vergrößerter Lymphknoten im Kieferwinkel, der völlig schmerzlos war, aber nicht wieder abschwoll.

Ich konsultierte mehrere Ärzte/ Fachärzte, die den Lymphknoten als unauffällig einstuften. Einem inneren Gefühl folgend bat ich nach einigen Monaten um die Entnahme und die pathologische Untersuchung ergab, dass es sich um Plattenepithelzellen im entnommenen Lymphknoten handelte, somit eine Lymphknotenmetastasen.

Den Primärtumor fanden die Chirurgen in der rechten Tonsille. Die Diagnose war ein hpv - assoziiertes Tonsillenkarzinom.

Ganz herzliche Grüße

Regina
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 26.05.2023, 13:06
Kim90 Kim90 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 23.05.2023
Beiträge: 8
Standard AW: Meine Sorgen und ich

Danke Regina, dass du deine Geschichte mit mir teilst. Ein Plattenepithelkarzinom im HNO-Bereich ist auch meine größte Sorge, das ist für mich persönlich die Horrorvorstellung - das liegt aber mit Traumata und Erstickubgsängsten zusammen. Alles, was mir potenziell die Luft abschnüren könnte, ist bei mir mit Panik besetzt.
Ich hoffe, es geht dir inzwischen wieder besser 🫂

Ich werde so langsam etwas nervös, weil ich nun neben dem Lymphknotenstrang am Hals rechts auch etwas ca. 3cm großes, prallelastisches über dem Schlüsselbein getastet habe, bei dem ich nur tatsächlich unsicher bin, ob es ein LK oder eine Muskelverhärtung ist. Nun, heute in zwei Wochen sollte ich zumindest schon einen Knubbel los sein und auf die Patho Ergebnisse warten.

Geändert von Kim90 (26.05.2023 um 14:38 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 26.05.2023, 16:44
ReginaMM ReginaMM ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 23.05.2023
Beiträge: 3
Standard AW: Meine Sorgen und ich

Liebe Kim,

danke für die Nachfrage nach meinem Befinden!

Glücklicherweise geht es mir sehr gut und an die kleinen Einschränkungen durch die Therapie habe ich mich gewöhnt.

Die Wartezeit und Ungewissheit zerrt an den Nerven und es ist verständlich, dass du nervös bist.

Als Niemalsraucherin wurde meine Erkrankung leider sehr spät erkannt. Vor einigen Jahren waren hpv induzierte Zungengrund- bzw. Tonsillenkarzinomen noch nicht so präsent im klinischen Alltag.

Der Lymphknotenbefall zeigte ein pN 2 Stadium (7. Edition/2010) mit einer Lymphknotenmetastasen supraklavikulär, glücklicherweise ohne extrakapsuläres Wachstum.

Bei der Probeentnahme des Lymphknotens im Kieferwinkel gingen die Ärzte von einer chronischen Tonsillitis aus, deren Residuen sich ja auch derbe präsentieren.
Erst die pathologische Untersuchung brachte Licht ins Dunkel.

Es hätte also auch eine völlig harmlose Erkrankung sein können.

Deine Besorgnis verstehe ich gut und die Entscheidung für eine Biopsie ist sicher richtig.

Ich wünsche dir, dass die Zeit bis dahin schnell vergeht und du dich ein wenig von deinen Sorgen ablenken kannst.

Herzliche Grüße
Regina

Geändert von gitti2002 (26.05.2023 um 22:28 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 27.05.2023, 08:56
Kim90 Kim90 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 23.05.2023
Beiträge: 8
Standard AW: Meine Sorgen und ich

Es freut mich sehr zu lesen, dass es dir inzwischen wieder gut geht, Regina!

Vielen lieben Dank für deine Worte. Ich bin auch froh, dass mich ein Arzt ernst genommen und Biopsien/eine LK Entfernung veranlasst hat. Das traurige ist, dass ich seit etwa einem halben Jahr von HNO zu HNO renne und er ist tatsächlich der erste gewesen, der meine Lymphknoten auf meine Bitte hin mal abgetastet hat. Obwohl ich selbst Ärztin bin und eine Überweisung von meiner Hausärztin hatte, auf der als Überweisungsgrund eine gesicherte Lymphadenopathie am Hals stand. Ich habe so oft zu hören bekommen, ich solle einfach aufhören, drauf rum zu drücken. Hätte ich nicht zusätzlich noch Beschwerden und wüsste ich nicht, dass es abklärungsbedürftig ist - wahrscheinlich wäre ich gar nicht mehr zum Arzt, tut ja nicht weh ��
Meine Hausärztin war leider auch nicht besser, sie hat mir sogar ein großes Blutbild verweigert, obwohl meine Leukos erhöht sind (wenn auch nicht massiv), ich um ein Differenzialblutbild gebeten habe und ihr sogar sagte, ich zahle es selbst, wenn sie keine Indikation dafür sieht.

Nach diesem hin und her muss ich mir eher immer wieder sagen, dass eine Biopsie gut und richtig und nicht übertrieben ist und dass es auch sinnvoll war, wenn nichts Schlimmes dabei raus kommt. Ich fühle mich fast schon schuldig. Ich bin sehr froh, dass mein Chef und meine Oberärzte das genauso sehen und ich keinerlei Probleme haben werde, die Woche der Biopsie und die Woche danach im Dienstplan geschont zu werden.

Geändert von Kim90 (28.05.2023 um 17:46 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 28.05.2023, 18:16
Golfsierra2 Golfsierra2 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.06.2013
Beiträge: 127
Standard AW: Meine Sorgen und ich

Hi Kim90,
lass die dunklen Gedanken nicht gewinnen. Lenke Dich ab. Geh nach draußen und genieße den Frühling, koche Dir was Leckeres oder gehe essen, mach einfach mal Dinge, die Du schon lange machen wolltest und Dir richtig Spaß machen. Triff Dich mit Deiner Familie und Freunden, bleib nicht allein zuhause. Hab Leute um Dich. Einfach Ablenkung suchen.

Viel Glück!
__________________
17.06.13 Diagnose Foll. Lymphom IIIa Stadium I
6 x R-CHOP 21
2 x R-Mono
26.11.13 Volle Remission
Erhaltungstherapie mit Rituximab bis 12/2015
19.10.2018 12. Nachkontrolle OK
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 22:41 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55