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  #1  
Alt 15.09.2011, 14:29
lilena lilena ist offline
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Registriert seit: 29.08.2011
Beiträge: 1
Standard partnerschaft nach krebserkrankung

hallo,

lange zeit habe ich vor dem thema krebs die augen verschlossen und bin durch die welt gerannt, in der annahme, dass es mich nicht betrifft. allerdings kam der krebs in einer form, die mich lähmt und ich nicht weiss, wie ich damit umgehen soll. daher bin ich in diesem forum gelandet, in der hoffnung, dass mir jemand helfen kann.

ich habe vor einem halben jahr einen mann kennengelernt, der mich sehr faszinierte und in den ich mich verliebt habe. als er mir von seiner krebserkrankung, die bereits zwei jahre zurückliegt, erzählte, begriff ich noch nicht, welche auswirkungen der krebs auf sein leben und auch meines hat. schnell wurde mir jedoch klar, dass seine angst vor der konfrontation mit seiner krankheit sein und mein leben bestimmt und unsere beziehung von beginn an auf die probe stellt.

meine täglichen gedanken sind bestimmt davon, wie ich ihm helfen und zur seite stehen kann. stunden verbrachte ich im internet, in bibliotheken und buchhandlungen, mit der aussicht auf erfahrungsberichte von menschen, die in einer ähnlichen situation sind, doch ohne erfolg. meist sind es berichte von partnern, die bereits in einer beziehung waren, als der krebs kam.

mein "freund" wird jetzt von seiner erkrankung eingeholt, sie verfolgt ihn in seinen träumen, bei seiner arbeit und in seiner freizeit. ich spüre, dass er darunter leidet, wie der krebs seine persönlichkeit verändert hat und er den meisten menschen in seinem leben etwas vorspielt. auch fällt es ihm schwer, mit mir darüber zu sprechen, ich habe das gefühl, er will mich nicht belasten. immer wieder biete ich ihm an, mit mir zu sprechen, was er auch immer öfter annimmt. doch auch ich stelle mir die frage, wie sehr darf ich mich einmischen, wie oft soll ich ihn ansprechen auf seinen gefühlszustand, wie gehe ich richtig mit ihm um? ich fühle mit ihm und verlasse mich auf meine intuition, dennoch ist die angst auch mein ständiger begleiter geworden.
wir können gemeinsam lachen und schweigen, unsere gemeinsame zeit geniessen und uns in der gegenwart des anderen wohlfühlen und zwischenzeitlich auch gemeinsam weinen und trauern.

vielleicht gibt es hier einige von euch, die mir von ihrer erfahrung berichten können. ich wäre dir sehr dankbar.

lilena
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  #2  
Alt 15.09.2011, 23:28
silverlady silverlady ist offline
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Registriert seit: 13.03.2006
Beiträge: 1.974
Standard AW: partnerschaft nach krebserkrankung

hallo Lilena

viele Betroffene können gerade mit dem menschen, den sie lieben am wenigsten reden. Da ist die Nähe einfach zu gróß.

Ich kenne deinen Partner nicht, weiß nicht an welchem Krebs er leidet. Aber eines weiß ich, bei der Diagnose wird einem der Boden unter den Füßen weggerissen. Das Vertrauen zu seinem eigenen Körper ist von einer Sekunde zur anderen weg. Das Gefühl auf sich selbst zu vertrauen ist unwiederbringlich fort.

Und dann kommt ein neuer Partner, vielleicht ein Partner mit dem man sich ein Leben, eine Gemeinschaft für das ganze Leben vorstellen kann.

Nur darf man es? Darf man einen Menschen an sich binden und weiß nicht ob man vielleicht in den nächsten Monaten einen Rückfall erleidet? Will man einen Menschen an sich binden und es könnte anstatt des Glücks eine Zukunft vielleicht voller Leid beginnen?

Diese Fragen kommen, unwillkürlich. Und gerade mit dem Menschen den man liebt kann man nicht darrüber reden. Denn es sind Fragen voller Angst.

Da hilft dann oft nur ein Gespräch oder viele Gespräche mit einem Psycholgen. Und da ist wieder die Hemmschwelle, nur Psychos gehen dahin, nur jemand mit eine Klatsche.Das Stigma der Gesellschaft.

Du kannst nur versuchen deinen Partner davon zu überzeugen das es keine Schande ist sich aus der Richtung Hilfe zu holen, das es keine Schwäche ist nicht alleine mehr weiter zu können, das es keine Feigheit ist sich den Gedanken nicht stellen zu können.

Auf dauer braucht ihr beide die Hilfe wenn eure Zukunft Bestand haben soll. Denn Krebs kann zwei Menschen aneinander binden, sie aber auch auseinander treiben.

Bitte deinen Freund sich professionelle Hilfe zu holen. Ausser versuchen sich in seine Gedanken zu versetzen kannst du sonst nicht viel tun.

Und noch eins, suche nicht zuviele Infos, auch das kann schon verarbeitete Gedanken wieder hoch holen weil deine Unbefangenheit an die Zukunft zu glauben verloren geht.

silverlady
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  #3  
Alt 17.09.2011, 15:25
Regenbogen74 Regenbogen74 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 17.07.2011
Beiträge: 5
Standard AW: partnerschaft nach krebserkrankung

Hallo Lilena,

ich schließe mich der Meinung von Silverlady an. Dein Partner braucht Unterstützung von außen.
Es gibt nichts schlimmeres als Angst vorm Leben zu haben!
Versuche glücklich zu sein, das steckt an!

Bunte Grüße schickt
Regenbogen
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  #4  
Alt 21.09.2011, 10:38
Geske Geske ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.10.2007
Beiträge: 87
Standard AW: partnerschaft nach krebserkrankung

Zitat:
Zitat von lilena Beitrag anzeigen
hallo,

....meine täglichen gedanken sind bestimmt davon, wie ich ihm helfen und zur seite stehen kann. stunden verbrachte ich im internet, in bibliotheken und buchhandlungen, mit der aussicht auf erfahrungsberichte von menschen, die in einer ähnlichen situation sind, doch ohne erfolg. meist sind es berichte von partnern, die bereits in einer beziehung waren, als der krebs kam.

[...]
vielleicht gibt es hier einige von euch, die mir von ihrer erfahrung berichten können. ich wäre dir sehr dankbar.

lilena
Liebe Lilena,

ich war auch eine betroffene Angehörige. Als mein damaliger Freund mit 32 Jahren an Krebs erkrankte, war ich 21 Jahre alt. Wir kannten uns damals seit einem Jahr. Ich war also von Anfang an dabei. Mein Mann hatte Glück im Unglück, er durfte noch 37 Jahre weiterleben. Allerdings haben ihn die damaligen Bestrahlungen (mit heutigen wohl nicht vergleichbar) ziemlich zugesetzt. Die Erkrankung lief in unserer 38jährigen Partnerschaft ständig mit. Gelegentliche Rücksichtnahme auf die körperliche Befindlichkeit war deshalb erforderlich, doch insgesamt haben wir ein ganz "normales" Leben geführt.

Was mein Mann wahrscheinlich zuletzt gewollt hätte, wäre dass ich mich mit in seine Krankheit steigere und ständig neue "Therapievorschläge" mache. Man kann Erfahrungen aus einer Beziehung ja nicht auf andere übertragen, aber in meinem Fall war es wohl so, dass mein Mann am meisten an einem normalen Leben interessiert war und nicht von mir auch noch in zusätzliche Angst versetzt werden wollte. Ablenkung durch das alltägliche Leben kann auch zur Genesung beitragen, soweit es der Krankheitsverlauf zulässt.

Trotz der Jahrzehnte andauernden psychischen Belastungen durch die Erkrankung gab es auch sehr positive Erfahrungen: gegenseitige Rücksichtnahme, Entgegenkommen, unnötige Streitereien über Kleinigkeiten entfielen. Unsere Beziehung verlief sehr harmonisch, mein Mann war tolerant, vielleicht toleranter als er es ohne die Erfahrung der Krebserkrankung gewesen wäre. Ich möchte das Zusammenleben mit ihm nicht missen. Vor 3 Jahren ist er mit 69 Jahren an einer zweiten Kreberkrankung gestorben.

Deinem Freund wünsche ich von ganzem Herzen einen positiven Krankheitsverlauf, und Euch alles Gute für eine eventuelle gemeinsame Zukunft.

Liebe Grüße
Geske

Geändert von Geske (21.09.2011 um 10:41 Uhr)
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  #5  
Alt 21.09.2011, 11:05
Benutzerbild von stefuli1976
stefuli1976 stefuli1976 ist offline
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Registriert seit: 22.04.2010
Ort: Baden Württemberg
Beiträge: 209
Standard AW: partnerschaft nach krebserkrankung

hallo lilena,

ich selbst bin betroffene, mir wurde die diagnose letztes jahr gestellt...
wie schon eine meiner vorschreiberinnen geschrieben hat, wird einem, betroffener wie auch angehörige der boden unter den füssen weggezogen...
bei mir wurde die diagnose erst nach einer op gestellt da man vorher nur vermuten konnte..
es war sehr schwer einzuschätzen für mich wieviel kann und soll oder bzw darf ich meinem mann zumuten (antun) es ist doch so schon alles schwer genug...doch ich muss dazu sagen wir kennen uns jetzt seit 18 jahren und seit drei jahren sind wir verheiratet, kann ich also nicht mit euch beiden in vergleich bringen, aber es ist auch schwer denn jeder (betroffene wie angehörige ) geht anders damit um...bei mir / uns war es so dass wir viel gesprochen haben...noch im kh, danach daheim, nach den chemos...geredet haben wir bevor es wir uns gestritten haben, denn es gibt viele reibungspunkte, und wenn einer von uns gemerkt hat dass man in ein missverständnis kommen könnte haben wir versucht in ruhe das zu klären,
mir wurde auch angeraten hilfe von aussen zu nehmen...doch das habe ich aus bestimmten gründen nicht getan (aber wie gesagt jeder geht damit anders um viellleicht ist es für dich und deinen partner besser, vielleicht wenn ihr beide zusammen hilfe bekommt...eine therapie zusammen macht !?)
mir hat es unheimlich geholfen mit meiner familie und meinen freunden zu sprechen ( die es auch wissen sollten) sofern sie es zugelassen haben...und so konnte jeder das sagen was einen belastet oder auch was einem im kopf herumgeht...
so jetzt hab ich aber viel text geschrieben...sorry...

ich hoffe für euch beide dass ihr vielleicht auch wegen dieser krankheit krebs einen starken zusammenhalt in eurer beziehung findet und trotz allem noch viele glückliche momente und jahre habt...

alles gute für euch!!!!!

steffi
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