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Alt 13.11.2007, 14:20
Kathi0412 Kathi0412 ist offline
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Registriert seit: 13.11.2007
Beiträge: 3
Standard Ich trauer (hasse) immer noch...

Hallo!

Ich bin nun seit mehr als zwei Jahren eine "Hinterbliebene".
Meine Tante, die für mich wie eine zweite Mutter war ist an Leberkrebs verstorben.

Ich hatte bisher keinen Mut um darüber zu sprechen, ich spreche mit keinem und wenn jemand etwas frat, dann blocke ich ab...

Es ist passiert am 25. Oktober 2005.... Meine Tante ist von Ihrem Leiden erlöst worden...

Ich möchte nun kurz Ihre Geschichte erzählen...

Ca. im Jahr 1995 hatte sie Ihren ersten Krebs, Darmkrebs, diesen hatte sie gott sei dank überlebt und es war eigentlich alles wieder in Ordnung und ich hätte mir nie träumen lassen, dass so etwas passiert...

Es begann Anfang September 2005 ich hatte Gastrits bekommen und meine Tante beschwerte sich über die selben Schmerzen im Magenbreich. Bei mir war es nach kurzer Zeit schon viel besser und bei ihr begann es immer schlimmer zu werden. Sie ging darauf hin ins Krankenhaus um sich untersuchen zu lassen... Dort verbrachte Sie gute 2 Wochen ohne zu wissen warum sie leidet... Auf einmal wurde sie ganz gelb am ganzen Körper und die Ärzte vermuteten, dass sie Gallensteine hatte, dem war dann aber nicht so und sie wurde entlassen. Darauf hin gingen wir in ein anderes Krankenhaus, wo sie auch schon die erste Krebsbehandlung hinter sich gebracht hatte...

Hier vergingen noch 3 weitere Wochen, ihr Zustand verschlechterte sich und auf einmal konnte sie nach Hause gehen...

Ich wusste nicht warum, mir sagt auch keiner was, jeder tat so als wäre ich dumm und wüsste nicht, dass etwas nicht stimme...

Irgendwann sagte mir meine Mutter, dass die Tante Krebs habe, aber alles wieder gut werden würde, als ich wusste welche Krebsart es war, begann ich im Internet nachzulesen. Das einzige was ich sofort raus fand, war dass die Lebenserwartung auf max. 6 Monate begrenzt ist und das die Krankheit sehr schmerzhaft ist.
Ich stellte meine Mutter zur Rede und ich hasste die ganze Welt...

Ich begann alles abzusuchen, ob es noch möglichkeiten für eine Behandlung gab, denn ich wollte mich damit nicht abfinden, dass es zu Ende war... Ich gab nicht auf...

Eines Tages wollte meine Tante mit mir sprechen und mir alles erklären und ich sagte nur, dass ich nichts wissen wolle und lief weinend hinaus...

Nun ging es Bergab...

Es wurde jeden Tag schlimmer... Sie aß nichts mehr, sie trank nichts mehr, sie konnte nicht mal mehr aufs WC alleine gehen... Sie ließ sich aber von uns nicht helfen und wir mussten eine Krankenschwester kommen lassen. Der Arzt kam auch fast jeden Tag...
Es war so schrecklich, sie wollte zu Hause bleiben und zu Hause sterben...
Wenn ich ins Zimmer kam, sah sie mich nicht mehr an, sie redete nicht mehr mit mir und wenn sie konnte zog sie ihre Decke über den Kopf...
Sie sah so schrecklich aus.... Überall Blutkrusten und so abgemagert... Ich wusste das es bald zu Ende war...

Am letzten Tag ging ich trotzdem noch mal zu ihr, der Geruch war schrecklich, ohne ein Taschentuch vor der Nase konnte man das nicht mal mehr aushalten...

Dann schickte mich meine Mutter fort, sie sagte ich solle fortgehen und sie rufe mich an, wenn etwas seie... Ich wollte nicht gehen ich spürte, dass etwas passieren würde heute Nacht... Ich stand noch mindestens eine halbe Stunde im Türstock und konnte nicht gehen... Dann endlich hatte ich es geschafft... Ich ging...

Ich versuchte mich mit meinen Freundinnen zu amüsieren, sofern man das konnte, sie lenkten mich ab, waren für mich da und ließen mich keine Minute alleine... Auf einmal wurde mir ganz schlecht und kurz darauf läutete mein Telefon, es war meine Mutter, als sie mir die Nachricht übermittelte, fiel mir alles aus der Hand und meine Füße wurden ganz weich, ich fiel hin... Ich wollte nicht mehr reden mit niemanden, ich lief weg... Als ich mich beruhigt hate ging ich zurück und trank mich so was von an, dass ich nicht mehr denkfähig war... Es war einfach schrecklich... Sie war tot... Sie war weg... Und sie würde nie mehr wieder kommen...

Danach folgte das Begräbnis, ich weiß nicht was schlimmer war, die Sekunde, als die Nachricht kam, dass sie tod war oder die Stunde am Friedhof... Ich war zuvor alleine in der Aufbewahrungshalle und weinte mich dort aus... Ich machte ihr Vorwürfe, warum sie denn genangen sei, ich hasst jeden und alles... Ich hasst die Ärzte, weil sie ihr nicht geholfen haben, ich hasste meine Mutter, weil sie gelogen hatte und ich hasste mich, weil ich mit ihr nicht mehr geredet habe...
Beim Begräbnis kamen soviel Leute, auch die, die keiner sehen wollte, denn die in ihren Lebzeiten nur grausam und gemein waren... Als dann alles vorbei war und als letzes meine Stiefmutter und mein Vater an mir vorbei kamen und meine Stiefmutter mir sagte, dass es jetzt gleich vorbei ist und ich es gleich geschafft habe, brach ich erneut zusammen...

Ich schaffe es bis heute noch nicht auf den Friedhof zu gehen... Ganz, ganz selten und wenn dann kann ich nur schnell hinein und dann wieder hinaus gehen, aber ohne weinen schaffe ich es nicht...

Ich bin sehr froh, dass ich dieses Forum gefunden habe, es ist leichter zu wissen, wie andere fühlen und dass es allen anderen gleich geht wie mir und man nicht gleich zu einem Psychater gebracht wird...

Auf alle Fälle wünsche ich allen, die mit so einer bösartigen Krankheit zutun haben, viel, viel, viel Kraft...

Kathi
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