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#1
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AW: Meine Mama hat den kurzen Kampf verloren
Hallo zusammen,
heute morgen hatte ich zum ersten Mal nicht dieses erdrückende Gefühl im Magen. Ich weiss nicht, ob ihr das kennt, aber das überkommt mich immer wieder. Ich denke die ganze Zeit am Mama und frage mich immer wieder wie das nur so geschehen konnte und warum alles so schnell ging, obwohl sie ein nicht kleinzelliges Adenokarzinom hatte... Wie kann der Tumor dann innerhalb von 3 Wochen so explodieren? Ich mache mir auch Vorwürfe, dass ich mit Mama nicht mal eher zum Arzt gegangenen bin. Sie ist nie zur Vorsorge, obwohl ihre Eltern und eine Schwester auch an Krebs verstorben sind. Ich hätte mich noch besser kümmern müssen.. Ich empfinde das ganze Leben als sinnlos seitdem Mama weg ist.. Geändert von Verena_Gr (22.05.2017 um 13:27 Uhr) |
#2
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AW: Meine Mama hat den kurzen Kampf verloren
Liebe Verena.
Ich möchte Dir mein tief empfundenes Beileid zum unerwarteten Heimgang deiner Mama aussprechen. Es ist schlimm, wenn man schon so früh einen Menschen, der einem lebenslang begleitet hat, so schnell verliert. Für Deine beiden Schwestern ist der Tag unter anderem mit der Sorge um die Kinder ausgefüllt. So bleibt weniger Raum zur Trauer, abgesehen davon, dass man sie dann möglichst unterdrücken muss, um die Kinder nicht zu belasten. Bekannte oder Freunde können bei der Bewältigung des Verlustes und bei der Trauerarbeit ohnehin nicht helfen. Damit muss man allein fertig werden. Du brauchst Dir keine Vorwürfe zu machen. Die Krankheit mit ihrem rasanten Verlauf war einfach schneller. Daran hätten wahrscheinlich auch Vorsorgeuntersuchungen nichts geändert. Wichtig ist nur, dass Du so lange und so oft wie möglich für deine Mama da warst und sie bis zum Schluss begleitet hast. Ob Du in einer Trauergruppe Halt finden wirst, musst du versuchen. Für die nächste Zeit wünsche ich Dir viel Kraft. Dir bleibt die Erinnerung an die gemeinsam erlebte Zeit. Ein stiller Gruß. Wolle2. |
#3
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AW: Meine Mama hat den kurzen Kampf verloren
Das sehe ich genauso wie Wolle.
So schnell sind wir einfach nicht wie diese heimtückische Seuche. Meine Mutter ist auch nicht zur Vorsorge gegangen, auch ihr Vater und wahrscheinlich auch der Bruder sind daran verstorben. Sie selbst hatte auch schonmal "was" an der Gebärmutter und einem Eierstock, aber damals brauchte sie keine Chemo oder ähnliches. Ich denke heute, bei ihrem Husten hätten wir hellhörig werden müssen. Heute denke ich, wir hatten zwar ein schnelles Ende, aber dafür hatten wir nicht diese elendenden Chemotherapien, nicht diese bange Ungewissheit bei jedem CT, undundund. Ich kann natürlich nicht in den Patienten reinhören, aber ich persönlich hätte es lieber so, wie unsere Mütter es durchgemacht haben, wenn es denn dann unbedingt Krebs sein musste. Im Fall meiner Mutter wäre das leider auch bei STillstand des Krebses nichts mehr geworden, sie hatte nach der OP der Hirnmetastase eine Halbseitenlähmung. Aus dem Rollstuhl herausgekommen wäre sie sowieso nicht mehr. Vielleicht war es letzten Endes sogar gnädiger so. In der Situation selbst hätte ich übrigens nicht so gedacht, ich habe gehofft und gebetet, dass wir noch einen und noch einen Tag bekommen, so schlecht sie auch waren. Und am Ende, als es hieß, wir stellen die Infusionen ein, dachte ich zuerst, wir bringen sie um und alles ist zu früh. In Wahrheit wäre es nur ein In Die Länge Ziehen des Leidens. Auch das Gefühl in der Magengegend kenne ich. Auch das wird besser. Ich hatte auch einen deutlich höheren Blutdruck in den Wochen und auch die Verdauung... naja, lassen wir das. Der Körper reagiert bei Angst. Und in dem Fall war es Todesangst. Wenn du liebst, ist es unerheblich, wer in Gefahr ist. |
#4
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AW: Meine Mama hat den kurzen Kampf verloren
Hallo zusammen,
vielen Dank für die lieben und mitfühlenden Worte. Morgen habe ich meinen ersten Arbeitstag und mein Magen spielt verrückt. Es fühlt sich so an als hätte mir jemand einfach so mein Herz rausgerissen. Ich fülle momentan mein Erinnerungsbuch für Mama. Ist ganz toll, habe ich von einem Kollegen geschenkt bekommen. Es heisst "Du bleibst für immer in meinem Herzen - mein persönliches Traurr- und Erinnerungsbuch" (falls jemand Interesse hat).. Hier kann man persönlich Texte und Bilder niederschreiben / einkleben. Mir ist das sehr viel Wert, da ich Angst habe irgendwann Kleinigkeiten zu vergessen.. Um so später es wird, destso mehr Angst habe Ich, den Tag morgen nicht zu überstehen.. Ich sehe jetzt schon die mitleidigen Blicke meiner Kollegen vor mir... |
#5
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AW: Meine Mama hat den kurzen Kampf verloren
Hallo Verena,
nicht jeder kann das, einen aufmuntern, ohne plump oder neugierig, oder gezwungen zu wirken. Aber die meisten werden sich zumindest Mühe geben. Nimm es, wie es kommt. Ein wenig Alltag wird dir gut tun. Dann vergeht der Tag besser. Ich wünsche dir alles Gute. |
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