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  #1  
Alt 03.02.2012, 20:58
fuzzi fuzzi ist offline
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Registriert seit: 01.01.2011
Beiträge: 40
Standard Meine Oma stirbt

Hi an alle! Ich habe vor ca. 1 Stunde einen Anruf meines Onkels bekommen. Die Ärzte haben ihm gesagt, dass meine Oma sterben wird. Da ist nichts mehr zu machen. Das Problem: meine Oma liegt in Mazedonien (sie lebt dort und hat zwei Häuser) und mein Onkel ist vor ca. einer Woche runtergeflogen, da es ihr nicht gut ging. Sie ist abgemagert und sehr sehr schwach. Sie kann auch nicht mehr eigenständig essen. Am Montag soll sie nach Hause kommen und eine Pflegerin wird sich um sie kümmern.
Ich bin fix und fertig und weiß nicht ob ich auf der Stelle runterfliegen soll. Einerseits will ich sie wiedersehen - das letzte Mal sozusagen aber andererseits habe ich Angst davor sie in dem Zustand zu sehen. Meine Mutter macht sich mehr sorgen um das Wetter dass jetzt herrscht. Die eiseskälte eignet sich nicht sehr zum Fliegen. Keine Ahnung. Ich habe eher Schiss davor sie zu sehen und zu wissen, dass es das letzte Mal ist. Worüber soll ich mit ihr reden? Ich weiß, dass ich dort weinend zusammenbrechen werde. Sie weiß noch nicht wie es um sie steht.
Das hat jetzt meine Wunde wieder aufgerissen. Mein Vater (61) ist vor einem Jahr an Multiples Myelom (Plasmozytom) verstorben und im Sommer ist mein Großonkel an Krebs im Magen und Hirn verstorben und jetzt meine Oma. Sie hat Krebs in der Gebärmutter. Ich habe vorhin so geweint, dass ich jetzt fix und fertig bin und ich mich am liebsten voll fressen will. Habe schon einen Schokokrapfen verdrückt und würde am liebsten eine Chipstüte leer futtern - zum Glück habe ich keine da. Mein Blutdruck ist auch gestiegen - jedenfalls fühlt es sich so an.
Was soll ich tun? Gleich runterfliegen oder erst wenn sie gestorben ist? Mein Onkel ist alleine unten und am Telefon war er auch fix und alle. Was soll ich tun? Was soll ich tun? Wenn sie hier bei uns wäre und nicht im Ausland wärs kein Problem. Was soll ich tun? Was, was, was, was .....
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  #2  
Alt 03.02.2012, 21:04
monika100 monika100 ist offline
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Beiträge: 1.780
Standard AW: Meine Oma stirbt

Hallo Fuzzi,

bin gerade durch Zufall auf deinen Beitrag gestoßen. Das ist eine schwere Situation, es tut mir leid, dass es deiner Oma so schlecht geht.

Wie war denn euer Kontakt bisher, habt ihr euch bei dieser Entfernung öfter gesehen oder ganz selten?
Natürlich wäre es gut, wenn du hinfliegen könntest. Sie würde sich sicher wahnsinnig freuen, dich nochmal zu sehen und auch für dich wäre es das Letzte, was du für sie tun kannst.

Natürlich ist es nicht schön, jemanden in einem schlechten Zustand zu sehen, aber man kann sich auch hinterher schwere Vorwürfe machen, wenn man denjenigen gar nicht mehr gesehen hat.

Meiner Meinung nach hat deine Oma auf jeden Fall mehr davon, wenn sie dich jetzt noch sieht als wenn du nach ihrem Tod fliegst.
Überleg es dir, nächste Woche soll es wieder wärmer werden.

Viel Kraft für Dich,

Monika
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  #3  
Alt 03.02.2012, 21:11
fuzzi fuzzi ist offline
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Registriert seit: 01.01.2011
Beiträge: 40
Standard AW: Meine Oma stirbt

Hi monika100! Danke für deinen Trost. Ich war letzten September bei ihr und wir haben immer wieder telefoniert und als mein Vater letztes Jahr starb war sie auch 4 Monate bei uns. Sein Tod hat sie richtig fertig gemacht - verständlich. Wir haben uns sehr gut verstanden. Ich hab vorgestern noch mit ihr telefoniert und es war ein gutes Gespräch.
Ja ich hoffe auch dass sich das Wetter bessert.
Ich glaube ich werde die Sache überschlafen und morgen sehe ich weiter. Du musst wissen seit dem Tod meines Vaters verkrafte ich Tod und Beerdigung sehr schwer. Bei der Beerdigung meines Vaters wäre ich fast 2 mal umgekippt und beim Begräbnis meines Großonkels hat mich meine Mutter fest halten müssen. Ich weiß nicht ob ich so stark sein kann um sie in dem Zustand zu sehen.
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  #4  
Alt 03.02.2012, 21:48
mischmisch mischmisch ist offline
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Registriert seit: 19.04.2008
Beiträge: 1.070
Standard AW: Meine Oma stirbt

Hi Fuzzi,

bist du nicht gerade seeeehr auf dem Egotrip?

Du schreibst, dass DU fix und fertig bist,
was meinst du denn, wie fix und fertig deine Oma
während ihres Sterbens ist?
Was interessiert das Wetter?
Entweder die Maschine fliegt oder eben nicht.
Fliegt sie nicht bist du gut raus, oder?
Dann kannst du dir und dem Rest sagen dass du ja fliegen wolltest.

Warum willst du dort weinend zusammenbrechen?
Weil die Oma stirbt?
Du sie nicht mehr sehen wirst, nicht mehr mit ihr sprechen kannst?
Das kann es ja nicht sein, denn unbedingt willst du sie ja LEBEND nicht mehr sehen, vielleicht doch eher wenn sie tot ist?
Aber warum denn dann?

Achte auf deine Chipstüte und deinen Blutdruck -
denk aber zwischendurch einfach mal ganz für dich nach.

Stell dir einfach mal vor, DU bist die Oma - und
hier schreibt DEIN Enkel, der sich überlegt zu dir zu kommen wenn du noch lebst oder doch erst lieber wenn du tot bist -

dann ist das ja einfacher!

Denk doch einfach mal darüber nach.

Gruss
mischmisch
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  #5  
Alt 04.02.2012, 01:27
undine undine ist offline
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Registriert seit: 16.11.2010
Ort: Elmshorn
Beiträge: 910
Standard AW: Meine Oma stirbt

Ich glaube, dieses Angehörigen-Forum ist der richtige Ort, um sich diese Gedanken zu machen.

Wenn man schlimme Nachrichten bekommt, stürzt alles auf einen ein. Man fängt an in alle Richtungen zu denken, kreuz und quer, rational und irrational. Banalitäten können riesengroß werden. Das Wichtige verschwommen.

Und ich denke auch, dass Worte oft viele Missverständnisse bergen. Und vor allem, dass jede/r von uns das Geschriebene unterschiedlich aufnehmen kann, weil unsere Verstehen immer an unsere eigene Geschichte, unsere Emotionen gekoppelt ist.

Ich habe Weihnachten meine Ma verloren. Und wenn ich lese, dass du deinen Vater letztes Jahr mit nur 61 Jahren gehen lassen musstest, dann stelle ich mir vor, dass der bevorstehende Tod deiner Oma - neben der traurigen Vorstellung, dass sie sterben wird - auch traumatisierend dir den Tod deines Vaters wieder vor Augen führt. ...zumindest wäre es bei mir so. Und mir würde das große Angst machen.

Deshalb würde ich vermutlich an deiner Stelle in mich hinein horchen und schauen, was ich für das Richtige halte; für das, was mir gut tun würde.

Ich glaube, dieser Blick darf auch sein, denn du hast deinen Vater verloren. Und deine Oma ist ja nicht alleine, (falls du dich gegen einen Flug entscheidest,) wenn ich das richtig verstehe, sie hat ihren Sohn bei sich.

Wie gesagt, das ist ganz subjektiv von mir geschrieben, halt mit meinem eigenen Hintergrund.
Vielleicht ist aber auch dein Weg, zu deiner Oma zu fliegen und dich selbst dem Thema Tod zustellen. Du musst einfach auf dein Bauchgefühl hören...

....und damit meine ich nicht die Chips Wenn du nicht gerade gertenschlank bist, sage ich Finger weg davon!
Ich musste meiner Ma versprechen, nicht wieder fett zu werden. Sie meinte, eine tote Mutter sei kein Grund für Frustessen. Es ist nur ein elendiges Selbstbestrafen. Und ich denke, sie hatte recht.

Liebe Grüße, Undine
__________________
_________________________

Ich habe mit Hilfe der Menschen im Krebsforum meine Mutter 2010-2011 bei ihrer Lungenkrebserkrankung (Adenokarzinom) begleitet.
Sie starb Weihnachten 2011.
Danke an alle, die mir geholfen haben. Und alles Liebe für alle, die den Kampf gegen Krebs bestreiten.
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  #6  
Alt 04.02.2012, 07:21
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
Ort: Schleswig-Holstein
Beiträge: 1.519
Standard AW: Meine Oma stirbt

Hallo Fuzzi,

ich sehe das ähnlich wie Undine. Die Nachricht vom schlechten Zustand deiner Oma reißt dir zunächst den Boden unter den Füßen weg. Und wenn du bereits deinen Papa und deinen Onkel verabschieden und gehen lassen musstest, so kommt jetzt der ganze Schmerz wieder hoch und zudem die Sorge um deine Oma.
Du solltest tatsächlich mal eine oder zwei Nächte darüber schlafen und dann eine Entscheidung treffen. Vielleicht fällt es dir dann leichter. Kennst du die Bücher der Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross? Ich habe gerade eines gelesen aus aktuellem Anlass und mir hat es sehr geholfen, mich auf den bevorstehenden Tob meines Vaters vorzubereiten. Vielleicht könnte dir das auch ein wenig von deinen Ängsten nehmen. Denn der Tod ist nur ein Übergang. Und ich denke, dass dein Oma spürt, dass sie nicht mehr allzu lange auf unserer Welt verweilen wird.
Wenn du für dich die Möglichkeit siehst, sie noch einmal zu besuchen, dann wäre das sicherlich sowohl für dich als auch für deine Oma sehr schön. Wenn du jedoch in dich hineinhorchst und spürst, dass du keine Kraft dazu hast, dann darf niemand dich deswegen verurteilen und auch du selbst solltest das nicht tun.
Alles Liebe für dich
Miriam
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  #7  
Alt 05.02.2012, 16:27
Edrich Edrich ist offline
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Registriert seit: 02.02.2012
Beiträge: 3
Standard AW: Meine Oma stirbt

Hallo Fuzzi,
mein Vater (fast 76; Prostatkrebs mit Metas im Hirn, Rückenmark, Lunge, Haut) stribt jeden Tag ein bischen mehr. Ich (37) besuche ihn fast jeden Tag und gehe jedes Mal mit dem Gefühl, dass das für immer war. Wenn er einen guten Tag hat, reden wir über alltägliches, wenn es ihm schlecht geht, weinen wir beide. Es ist furchtbar ihn so leiden zu sehen - aber er weiß, dass er nicht alleine ist.
Fliege zu deiner Oma und verabschiede dich von ihr!
Man sollte sich von den Lebenden verabschieden und nicht von den Toten - das ist einfach zu spät.
VG Edrich
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  #8  
Alt 05.02.2012, 19:52
Layna Layna ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 15.11.2011
Beiträge: 6
Standard AW: Meine Oma stirbt

Hallo Fuzzi!

Diese Entscheidung wird dir letztendlich niemand abnehmen können. Es tut mir leid, dass es deiner Oma und auch dir so schlecht geht.
Ich kann dir aber gerne meine Erfahrung schreiben: Meine Mutter hat Ende Oktober 2011 die Diagnose Speiseröhrenkrebs bekommen - nicht mehr zu behandeln. Ich wohne etwas über 600 km entfernt von ihr und habe viel mit ihr telefoniert. Im Dezember konnte ich sie dann besuchen für 2 Tage besuchen. Danach habe ich mich ganz bewusst von ihr verabschiedet. Vor 2 Wochen ist meine Mutter gestorben. Jetzt bin ich sehr froh, dass ich noch bei ihr war und mich verabschiedet habe. Meine Brüder und mein Vater die alle am gleichen Ort wohnen konnten sich nicht so bewusst verabschieden. Ich empfinde meine Situation daher als absoluten Luxus.

Wie hat schon jemand geschrieben?: Höre auf dein Bauchgefühl!

Alles Gute,
Layna
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  #9  
Alt 08.02.2012, 21:47
Jasofe Jasofe ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 08.02.2012
Beiträge: 83
Standard AW: Meine Oma stirbt

und ich kann es so gut nachvollziehen, denn meine Oma war mit das Liebste was ich hatte. Die Entscheidung kann dir leider keiner abnehmen. Jeder empfindet anders. Mach es von deinem ersten Bauchgefühl abhängig. Ich denke, so wie du dich entscheiden wirst, ist es richtig. Ich bin hier neu, ich kenne euch alle gar nicht und trotzdem kann ich mich in viele von euch, wie auch in dich, gut hineinversetzen.

Alles Liebe für dich, viel Kraft und Mut das richtige zu tun wünscht dir
Jasofe
__________________
Nachdem er viel von der Welt gesehen hat, erkundet er nun sein letztes Reiseziel - die Ewigkeit.
(mein Papa : gestorben am 31.3.2012 und ich hielt seine Hand)
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