Werd ich jetzt langsam verrückt????

[Busenfreundin]

Hallo!

Kennt Ihr das auch: Da will man etwas unbedingt, kämpft dafür,... dann hat man es und plötzlich Tatarataaaaaaaaa: Will man es nicht mehr bzw. besser gesagt, man weiß nimmer, ob das so eine gute Idee ist .

Kurz meine Geschichte: Seit ewiger Zeit bearbeite ich meinen Arzt, daß ich diese nervige AHT (Tamox) früher (so nach 4 1/2 Jahren) beenden darf. Jetzt ist er plötzlich einverstanden und mein erster Gedanke war: Oh oooooooo !!
Ich mein, nicht daß ich die Therapie nicht beenden will - JA NACH WIE VOR UNBEDINGT - aber es ist so komisch, daß man etwas beendet, daß einem so lange begleitet hat und auch eine gewisse Sicherheit gab. Und jetzt soll das plötzlich aus sein, einfach so ?????

Ich schaffs irgendwie auch nicht, die tägliche Tablette dann doch nicht mehr zu nehmen !! Ich will ja aufhören, aber jeden Tag schluck ich weiter brav meinen treuen Freund und Feind Tamox! Wieso krieg ich nicht die Kurve???

Kennt das jemand? Wie gings Euch, wenn Ihr was abgesetzt/beendet habt?

Ich wünsch Euch noch einen schönen Sonntag!

Herzlichst,
DIE VERRÜCKTE!!!

[Ute30]

Liebe Verrückte!

Solltest Du das wirklich sein, möchte ich mich gerne in Deinem Club anmelden.

Nehme erst gut über ein Jahr Tam, aber kann Deine Unsicherheit beim Absetzen, jetzt schon, mehr als gut nachempfinden.

Unsicherheit ist mein zweiter Lieblingsvorname und ich kenne solche Entscheidungsumkehrungen auch in anderen Situationen.

Kannst Du Dich noch erinnern, mit welchen Gefühlen Du die ersten Tam's geschluckt hast? Jetzt hast Du sie über die Zeit als Helfer, der zwar mal stört, aber ansonsten seine Arbeit tut, schätzen gelernt.

Ist doch klar, dass diese "Gewohnheit" Dir eine Sicherheit gibt, die Du nun nach dem Absetzen nicht mehr zu haben glaubst.

Du wirst lernen, ohne sie sicherer zu sein. Das geht nicht von einem Tag auf den anderen.
Und andererseits: Was wäre dabei, wenn Du "wankelmütig" würdest und die weiternimmst?

Gib Dir noch ein bißchen Zeit.

Liebe Grüße
Ute

[Birgit64]

Na du Verrückte,

so schlimm und verrückt finde ich das gar nicht. Ich hatte damals, vor 6 Jahren, ein ähnliches Gefühl, als Chemo, Strahlen und Herceptin beendet waren. Einerseits war ich froh aber andererseits habe ich auch gedacht. 'Und nu?'. Das war auch ein Gefühl, der Erkrankung nun irgendwie allein gegenüberzustehen und hatte mich auch etwas an die Hilflosigkeit erinnert, die ich in der Zeit zwischen Diagnose und OP empfunden habe. Letztendlich ist das Gefühl aber nach einigen Wochen verschwunden. Bestimmt wird es dir bald ähnlich ergehen. Meine Mutter kann den Tag auch kaum abwarten an dem sie die letzte Tamox nimmt aber sie wird sie dann sicherlich ähnlich reagieren wie du jetzt und ich damals.

Also nur Mut!

Liebe Grüsse

[Ilse Racek]

Hallo Ihr Lieben

Das passt - seit 3. Juli habe ich meine "AHT-Karriere" erstmal beendet

Ein komisches Gefühl ist das schon; immerhin habe ich über 6 Jahre lang nacheinander Tamoxifen, Aromasin und Femara geschluckt


Was den Wankelmut betrifft, so habe ich die "Option", dass ich - wenn meine Nebenwirkungen nicht besser werden - in ca. einem halben Jahr wieder mit Femara "weitermachen" könnte (meint eine Nachsorge-Ärztin).


Liebe Grüße

[BarbaraO]

Hallo Du Nichtverrückte,
ich hatte Tamox, Aromasin, Arimidex, Tamox.....und vertrug doch alles nicht.
Nach 3 ½ Jahren konnte ich die NW kaum noch ertragen.
Mein Onkologe sagte, er würde das bei der Praxis-Wochenbesprechung mit den anderen Onkologen erörtern. So erhielt ich also nicht nur eine sondern gleich 5 Meinungen. Alle sagten: Aufhören.

Die Krebssicherheit dieser Medikamente sinkt mit der Zeit der Einnahme.
Nach 3½ Jahren hatte ich noch einen Schutz von etwa 2½(!!!)%.
Das gegen 100% Verlust der Lebensqualität gerechnet, geht als Gleichung nicht auf.
Ich habe die Tabletten sofort weggelassen und habe langsam wieder angefangen zu leben, auch wenn die NW zum Teil erst nach Wochen verschwanden.
Trotzdem kann ich gut verstehen, was in Dir vorgeht. Ich dachte auch "Wenn es jetzt wieder los geht, habe ich vielleicht selbst Schuld".
Ich bin eher pragmatisch und konnte schnell damit umgehen. Ein Zweifel bleibt aber immer.
Das kann Dir niemand abnehmen. Versuch das einfach, in Deinen Kopf hineinzubekommen. Wenn es nicht klappt, dann kannst Du doch immer wieder mit Tamox anfangen. DU entscheidest!

Ich wünsche Dir Erleuchtung
Lieber Gruß

[Busenfreundin]

Liebe Ute, liebe Birgit, liebe Ilse, liebe Belinda, liebe Barbara!!!

Seid einmal gaaaaaaaaaanz lieb umarmt für Eure wirklich wohltuenden Worte !!

Liebe Belinda, stimmt, ich hab auch bei der letzten Herceptin geheult und mich von ihr im Stich gelassen gefühlt !!! Ich wollte sie auch weiter!!!!

Es macht mir immer wieder Mut, wenn ich lese, daß es Frauen gibt, die den Mut haben, die AHT früher zu beenden!! DANKE liebe Barbara für Deinen Bericht!!!

Die Option, wie Du liebe Ilse, es offen lässt, nach einem halben Jahr Pause die Therapie wieder aufzunehmen, finde ich gut!! Die Entscheidung ist dann noch nicht so endgültig.

Liebe Ute, das Gefühl zur damaligen ersten Tam war eigentlich kein Negatives (so wie jetzt), sondern ich war froh und dankbar, daß es dieses Medikament gibt. Aber jetzt, glaube ich, daß es reicht. Und wieder bin ich bei der Frage: Wieso schaff ichs dann nicht aufzuhören?

Ich finde Deine Aussage, liebe Birgit, echt gut "alleine dem Krebs gegenüberstehen". Das stimmt! Wie wenn man eine Ausbildung abschließt und plötzlich im Berufsleben steht. Man fühlt sich ja gut vorbereitet, aber trotzdem ist man dann unsicher. Hey, diese Methapher gefällt mir. Kann man ja ein richtiges Gedankenexperiment daraus machen !

Ich denk mir halt, was ist, wenn das jetzt so ein Bauchgefühl ist, das mir sagt, ich soll das Zeug doch weiternehmen!?!? ABER ICH WILL JA NICHT!!!! Ich schaffs nur nicht, KEINE Tablette mehr zu nehmen!! Was ist mit mir los ???
Kämpf ich gegen ein Bauchgefühl?? Oder wogegen kämpf ich gerade??

So, und an alle, die mich jetzt nach diesem verwirrenden Gedankenspielen von mir noch immer nicht für verrückt halten, danke ich sehr für das Verständnis !

Ganz liebe Grüße,
Sonja!

[Birgit64]

Zitat von Busenfreundin

Was ist mit mir los ???
Kämpf ich gegen ein Bauchgefühl?? Oder wogegen kämpf ich gerade??

Nix ist los, Sonja. Das ist ganz normal. Ich denke, mir würde es genauso gehen. Du hast ja immerhin die 'Qual der Wahl'. Mir wurde die Entscheidung ja abgenommen als die Therapien beendet waren. Aber vielleicht nimmst du ganz einfach noch die Packung zu Ende und besorgst dir dann kein weiteres Rezept mehr.

Gutes Gelingen

[Busenfreundin]

Ich hab halt auch total Angst, daß es doch die falsche Entscheidung ist.

Ich will das eine nicht, das andere aber auch nicht!!!!

Mann o Mann, was soll ich nur tun??

Habts Ihr irgendeine Idee, wie man gut eine Entscheidung treffen kann? Die dann nochdazu die Richtige ist???

Mensch ich kenn mich überhaupt nimmer aus!

[BarbaraO]

Ach Sonja,
das ist ja auch wie eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera.
Dabei kann Dir niemand helfen. Das ist ganz alleine Deine Entscheidung.
Wie ich sehe, bist Du eben noch nicht so weit.
Dann lass Dir doch Zeit.
Nimm, wie Birgit schon vorschlug, die Packung zuende und versuche in der Zeit, etwas Ordnung in deinen Kopf zu bringen.
Oder lass Dir von Deinem Arzt sagen, wie hoch der Schutz denn jetzt nach der langen Zeit der Einnahme noch ist. Letzteres hat mich dazu gebracht, sofort aufzuhören und dabei ein gutes Gewissen zu haben.

Wie ich schon schrieb: Ich wünsche Dir Erleuchtung

Lieber Gruß

[Busenfreundin]

Ich habs geschafft!!!!! Und es fühlt sich absolut geil an!!!!!!!!!!!!!!!!!!

[Amazona]

Hallo Busenfreundin,

diese Woche habe ich meine letzte "Pille" gegessen und fühlte mich die ersten Tage richtig seltsam. Die leere Packung habe ich bewußt mitten auf den Küchentisch gelegt und es kam mir komisch vor, keine mehr davon nehmen zu müssen. Jetzt aber fühle ich mich richtig erleichtert, denn sie war nie so unbedingt meine "Freundin", mehr so eine notwendige Zweckgemeinschaft. Davon habe ich mich nun getrennt und will sie nie nie nie wieder sehen, geschweige denn einnehmen müssen !
Obwohl doch eigentlich Trennungen schmerzhaft sind, bin ich momentan nur noch froh darüber und will so`ne Pille für den Rest meines Lebens nicht mehr sehen !
Mir geht es gut ohne und ich warte nur noch darauf, daß die verdammten Nebenwirkungen endlich verschwinden.

Liebe pillenfreie Grüße
Amazona

[Busenfreundin]

Liebe Amaozona,

Ja, Du hast recht, so ganz wohl fühl ich mich mittlerweile auch nicht mehr . Ich hab die letzte Packung bewusst weggeschmissen, sodaß ich das für mich wirklich beende!

Es ist wirklich komisch, daß man die tägliche Tablette nicht mehr nimmt!

Eigentlich hätte ich es gerne so gemacht, wie Ilse in ihrem vorigen Beitrag geschrieben hat: "Die Option offen halten...". Da ich aber mittlerweile 3 Zysten am Eierstock hab (höchstwahrscheinlich durch Tamox) hat mein Arzt gemeint: "Aus mit den Tabletten und zwar SOFORT!" Das wollt ich immer hören, aber jetzt ist es doch komisch ! Ich wollte zumindest glauben können, daß ich die Tamoxes immer nehmen kann, wenn ich es wieder will !

Spätestens jetzt glaube ich wirklich, ich bin verrückt!

Alles Liebe,
Sonja!

[Birgit64]

Zitat von Busenfreundin

Spätestens jetzt glaube ich wirklich, ich bin verrückt!

Glaub ich nicht. Den Wunsch nach einer Rückversicherung oder einer Garantie haben doch die meisten. Nur leider funktioniert weder das normale Leben so noch das Leben mit der Krankheit und den Therapien.

Du wirst es schon schaffen und das komische Gefühl verschwindet auch bald wieder.

Liebe Grüsse

[Ilse Racek]

Liebe Sonja

Heute sind es bei mir genau 4 Wochen, dass ich keine FEMARA mehr einnehme und ich habe immer noch "gemischte Gefühle"

Die Nebenwirkungen ordne ich nun halt als "normale Alterserscheinungen" ein, denn mit 66 Jahren und einer "bewiesenen" Athrose sowie anlagebedingter Neigung zum Schwitzen kann ich eigentlich keine Wunder erwarten


Dir und allen Betroffenen alles Gute
und liebe Grüße

[Amazona]

Hallo Ilse,
Du weißt doch, "mit 66 Jahren da fängt das Leben an" ! Auch wenn ich dieses Alter noch nicht erreicht habe, fängt mein Leben jetzt ohne Pillen ebenfalls richtig an, trotzt Arthrose. Was ist denn schon so`ne schmerzhafte Arthrose gegen das, was wir hinter uns haben ?

Liebe "verrückte" Busenfreundin,
nach anfänglicher Unsicherheit, Euphorie und Zweifeln, geht es mir jetzt "ohne" saugut, obwohl ich vor ein paar Tagen ernsthaft überlegt hatte, meine Gyn doch um ein neues Rezept zu bitten ! (Hätte sie mir garantiert nicht gegeben) Nee, jetzt ist alles überstanden und ich fühle mich dauerhaft (hoffentlich) befreit.

Liebe Grüße
Amazona