Ist die Zeit zum Loslassen gekommen?

[Lucy711]

Hallo,

ich bin neu hier, bisher habe ich alles mit mir alleine ausgemacht, aber nun ist mein Bedürfnis gross mich auszutauschen.

Es geht um meinen Grossvater. Er ist 76 Jahre und wurde im April 2003 zum ersten Mal an einen grosszelligen Bronchialkarzinom operiert, wobei ihm ein Lungenlappen entfert wurde. Lymphe waren damals nicht befallen und auch sonst keine Metastasen an Leber, Knochen, Hirn etc. Er benötigte keine Bestrahlung und keine Chemo und er erholte sich rasch von der OP.
Regelmässig ging er zu den Nachuntersuchungen, die immer völlig in Ordnung waren. Nun bekam er in den letzten Monaten einen unwahrscheinlichen Reizhusten, v.a.nachts wenn er sich hinlegt. Daraufhin wurde ein CT gemacht und erneut ein Tumor der Lunge festgestellt. Auch sind Veränderungen der Lymphe zu sehen, die jdoch noch sehr klein sind - so die Ärzte.
Der Tumor ist inoperabel und nicht mehr heilbar, so die Diagnose der Uniklinik.
Es wurde ihm nun Bestrahlung und Chemo empfohlen, wovon er und auch der Rest der Familie nicht so sehr überzeugt sind. Laut Aussage der Ärzte handelt es sich wiederum um einen langsamwachsenden grosszelligen Tumor, der momentan in etwa 2x3cm gross ist. Metastasen sind nicht vorhanden, nur die erwähnte Lymphveränderungen.

Nun sind meine Grosseltern mit den Ärzten so verblieben, dass sie erstmal NICHTS unternehmen und in 12 Wochen nochmals kontrollieren.
Ich respektiere die Entscheidung meines Grossvaters, aber ich habe auch Angst, Angst vor dem was kommt...
Ich habe Angst, dass er mir nun ganz schnell und grausam genommen wird wenn er sich nicht bestrahlen lässt und sich keiner Chemotherapie unterzieht...möchte damit umgehen, ich möchte ihm eine schöne Zeit bereiten, aber ich habe Angst die Kraft dafür nicht zu haben...

Ich weiss auch nicht auf was ich mich einstellen muss...was heisst langsamwachsend schon aus...?

Vielen Dank fürs zulesen...

Lieber Gruß
Lucy

[shahla]

Hey Lucy,

Ich muss sagen, dass ich deinen Großvater verstehen kann.
Er hatte schon mal Tumoren und hatte eine OP, musste sich erholen und weiß denke ich mal schon sehr viel mehr über diese Krankheit, als jemand, der zum ersten Mal diese Diagnose gestellt bekommt.

Sicher ist es hart, als Angehöriger nicht eingreifen zu können und man fragt sich auch: Wieso tut er nichts, wieso lässt er sich nicht behandeln etc.

Punkt ist aber, dass nur ein kleiner Teil der Chemos überhaupt anschlägt und meist mit Nebenwirkungen verbunden sind, die auch nicht so angenehm sind. Vielleicht möchte dein Opa einfach seine Zeit genießen, bei seiner Familie sein und die Krankheit nicht allgegenwärtig werden lassen, was ich sehr gut verstehen kann.

Vor allen Dingen haben die Ärzte euch ja schon eröffnet, dass der Tumor inoperabel und unheilbar ist, vielleicht möchte er dann halt einfach nur noch genießen, was er hat, ohne ständig im Krankenhaus zu sein.
Das ist vor allen Dingen für euch als Familie hart, aber wenn man drüber nachdenkt, ist es das Schönste, für euch und für Ihn. Er hat euch und ihr habt ihn und zwar zuHause und nicht während den Besuchszeiten im Krankenhaus, das ist ne Menge wert.

Ich weiß nicht, ob man das alles schon so sehen kann, aber unternehmt was zusammen, sorgt dafür, dass dein Opa Spaß hat und die Krankheit mal vergessen kann.

Ich wünsch dir und deiner Familie und speziell deinem Opa alles Liebe und dass der Tumor wirklich sehr langsam wächst und es ihm weiterhin den Umständen entsprechend gut geht.

Ganz lieben Gruß, Nina

[Jutta F.]

Hallo Lucy,

ich bin nicht ganz Nina`s Meinung, eine Chemotherapie kann durchaus Lebensverlängernd sein.
Der Tumor meines Mannes war 3x7 cm groß, ein nicht kleinzelliges Plattenephitelcarzinom, er war zu groß um operieren zu können, also schlug man vor: 3 Chemozyklen ( jeweils 1 Woche KH und dann 2 Wochen Pause )danach dann die Strahlentherapie mit anschließender OP.
Die Chemo hat mein Mann sehr gut vertragen, keinerlei Nebenwirkungen, von der Strahlentherapie kann ich das leider nicht behaupten, diese 41 Bestrahlungseinheiten haben ihn kaputt gemacht, er war vollkommen down und mußte sich bis zur OP erstmal 6 Wochen erholen.
Das war nur ein kleines Bbeispiel, wobei ich sagen muß, daß sich die Behandlungen bei jedem Patient anders auswirken.
Verbringe soviel Zeit wie möglich mit Deinem Opa, er braucht Dich und seine Familie jetzt und glaube mir, Du schaffst das, brauchst keine Angst zu haben.... sei einfach Du selbst!
Ich wünsche Dir und vor allem Deinem Opa alles, alles Gute und hoffe, daß Ihr gemeinsam den richtigen Weg finden werdet !

Liebe Grüße
Jutta

[Rainer2]

Hallo Lucy

Ich kann dich und deine Angst sehr gut verstehen mir geht es im momment nicht besser. aber ich versteh auch deinen opa. er gehört zu den glücklichen die den lungenkrebs schon 3 jahre überlebt haben und wenn er sich nun entschieden hat nichts mehr zu unternehmen dann warscheinlich weil er weiß das das schon ein geschenk war. er hat sein leben gelebt und die zeit die ihm bleibt will er nicht im krankenhaus verbringen sondern bei seiner familie.
wenn er das für sich entscheidet solltest du und dein famile das azeptieren und versuchen so viel Zeit wie möglich miteinander zu verbringen

ich wünsch dir und deinem opa alles gute und noch sehr viel zeit die ihr gemeinsam verbringen könnt

Liebe Grüße Rainer

[Lucy711]

Hallo an euch,

ich habe erst heute eure Antworten gelesen...ich war die letzten Tage nicht in der Lage hier herein zu schauen...

Mein Grossvater hat zusammen mit meiner Grossmutter entschieden: es wird keine Chemo und Bestrahung geben.
Er möchte der Natur seinen Lauf lassen und die Zeit die ihm noch bleibt ohne Klinik Aufenthalte und Nebenwirkungen von Behandlungen verbringen.
Wir alle sind nun richtiggehend erleichtert über diese Entscheidung, ich kann das Gefühl nur schwer beschreiben. Bisher hat er kaum Beschwerden (ausser einem hartnäckigen Husten) und sie haben beschlossen sich frühzeitig um einen kompetenten Schmerztherapeuten zu kümmern.

Ich kann mit dieser Entscheidung gut leben und werde die verbleibende Zeit nutzen um mich zu verabschieden...

Die Zeit des Loslassens hat für unsere Famiie begonnen...

Lieber Gruß
Lucy

[Peggy]

hallo lucy,

wenn ich deinen letzten beitrag lese, treibt es mir schon wieder die tränen in die augen.

ich weiß nicht ob ich die entscheidunng deiner großeltern akzeptieren könnte. es ist mir schon klar das du daran nicht viel ändern kannst. eine schlimme zeit die da vor euch liegt.

akzeptieren könnte ich es deshalb nicht, weil ich durch und durch ein kämpfer bin. selbst wenn deine großeltern sich gegen die schulmedizien aussprechen gibt es ja noch die alternative medizien, die nicht weh tut aber kann dennoch das leben etwas angenehmer machen und vielleicht etwas verlängernd wirkt. das weiß allerdings keiner so recht.

mein mann und ich haben es mit einer guten kombination aus beiden probiert und es hat funktioniert. nur ist mir auch klar das es eben nicht bei jedem menschen funktioniert.

ich habe trotzdem viel hochachtung vor der entscheidung die in eurer familie getroffen wurde und hoffe das du noch viele gemeinsame schöne stunden mit deinem opa hast.

liebe grüße, peggy

[Rieke K]

Liebe Lucy,

auch ich bewundere deine anpassungsfähigkeit an die gegebenheiten um deinen opi.
ich finde auch, geniesst euer miteinander so doll wie`s geht und sprecht über alles wichtige für euch.
viel kraft und trotzdem eine schöne zeit
wünscht rieke k