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Alt 02.02.2008, 03:16
Liskatze Liskatze ist offline
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Standard Völlige Verleugnung des Brustkrebs

Hallo in die Runde,

bei mir geht es nicht um eine eigene Erkrankung, sondern um die Erkrankung und das Verhalten einer guten Freundin, die Situation macht mich völlig hilflos und überfordert mich. Folgendes ist geschehen:

Meine Freundin hatte vor rund 10 Jahren erstmals Brustkrebs, eine Brust wurde ihr entfernt, Chemo und Bestrahlung, dann war viele Jahre lang Ruhe. Wie lange, das weiß heute niemand mehr so genau. Denn irgendwann kam die Krankheit wieder, aber meine Freundin sprach nicht darüber und zog sich immer mehr zurück.

Sie hat nur noch hochgeschlossene Kleidung getragen, viel über Schmerzen geklagt aber immer nur von "Ausschlag" und "Jucken" gesprochen, irgendwann hatten ich und eine weitere Freundin den Verdacht, sie könnte eventuell eine chronische Gürtelrose oder etwas in der Richtung haben - hat sie aber nicht. Seit einigen Wochen ist klar, daß der Brustkrebs wieder da ist.

Meine Freundin wurde in ein KH eingeliefert, sie stand kurz vor dem körperlichen Zusammenbruch. Nachdem sie endlich in ärztlicher Behandlung war, hat sie sich ein paar Tage völlig klar verhalten, mir weinend gesagt sie werde wohl sehr schnell sterben, ihr Krebs sei sehr weit fortgeschritten. Sie beschrieb ihre Brust, die Haut unter dem Arm durch und den Rücken hoch als Blumenkohl und sprach von offenen Stellen, die übel riechen. Außerdem hatte sie einige Liter Flüssigkeit zw. Lunge und Rippenfell, die wohl die körperlichen Beschwerden in dieser Form ausgelöst haben.

Nachdem ihr im KH einige Liter Flüssigkeit punktiert wurden, war sie wieder rel. "fit", sie bekommt keine Chemo, keine Bestrahlung, eine OP ist nicht geplant, sie nimmt täglich ein Antihormon. Außerdem hat sie in der gesamten Zeit über 30Kilo abgenommen.

Ich habe in diesen Wochen Unmengen an Information mir verschafft, hier im Internet und in Büchern, inzwischen ist mir klar, daß wohl immer wieder Frauen ihren Zustand so weit verbergen wie meine Freundin es getan hat und sich der Medizin verweigern. So weit muß ich das wohl akzeptieren, meine Freundin besteht darauf, sich bewußt so entschieden zu haben und ist froh, diesen Weg gewählt zu haben.

Es ist sicher müßig darüber zu diskutieren, ob sie mit früherer Behandlung heute "gesünder" wäre, oder aber die Jahre schlechter gelebt hätte oder besser oder wie auch immer - darum geht es hier nicht bzw. nicht mehr.

In den ersten Tagen des KH-Aufenthalts sprach sie viel vom Sterben und hat viele Dinge geregelt, aber jetzt redet sie nur noch von Heilung (bitte NICHT auf mich einprügeln, das stammt wirklich nicht von mir, sondern von IHR). Sie meint es sei gut, daß der Krebs jetzt offen sei und aus dem Körper raus könne, jetzt könne alles raus und dann endlich heilen... Sie vermittelt mir immer den Eindruck sehr fröhlich und total gut drauf zu sein, ich aber bin nach allem, was ich in den letzen Wochen gelesen habe, davon überzeugt, daß sie in relativ naher Zeit an den Folgen der Krankheit sterben wird.

Was will ich eigentlich von Euch, ja, ich denke wenn es die hier geben kann, dann erstens eine Klarheit - kann es wirklich sein, daß ein in solcher Form wie oben geschildert fortgeschrittener Krebs, der in und auf Brust, Haut und Rippenfell wütet geheilt werden kann, ohne nennenswerte Therapie und obgleich meine Freundin weiter abnimmt?

Und zweitens die Frage - wie gehe ich mit ihr um? Die Besuche bei ihr werden immer unerträglicher für mich, nicht die Tatsache, daß sie eventuell bald sterben könnte, sondern ihr notorisches Verdrängen der Krankheit, dieses Leugnen der vielen offen ausgebrochenen Metastasen. Es macht mich immer aggressiver, wenn ich sie dann so fröhlich von Heilung sprechen höre, wenn dieser Satz kommt wie froh sie jetzt sei, daß endlich alles "außen am Körper und innen raus sei". Ich halte das fast nicht mehr aus und möchte am liebsten aus der Haut fahren ob dieses Blödsinns, dann aber sage ich mir es ist ja schließlich ihr Recht, das so zu sehen und sich mit diesen gedanken vielleicht selber noch Hoffnung und eine halbwegs gute Zeit zu bereiten.

Mir fällt auf, daß einige andere Freunde und Bekannte sich anfangen zurück zu ziehen oder schon massiv zurückgezogen haben, eine der anderen Damen kenne ich, die ist ebenso entsetzt über die Heilungs-Äußerungen und hat klar gesagt, sie mache das nicht mehr mit.

Ich möchte meiner Freundin aber nicht den Kontakt entziehen, gleichzeitig weiß ich aber nicht, wie ich mich richtig verhalte... Mir wird immer klarer, daß sie wohl eine Anhängerin völlig obskurer "Geistheilungsfantasien" ist und sich immer tiefer darein verbeißt, das hätte ich nie für möglich gehalten. Aber wie gesagt, kann und soll ich sie in der jetzigen Situation da noch rausreißen und zum Akzeptieren der Realität zwingen, oder soll bzw. muss ich das Spiel mitmachen in ihrem Interesse?

Vielleicht ist ja irgendjemand hier in dieser großen Gemeinschaft, der so etwas ähnliches miterlebt hat, nachvollziehen kann oder sonstwie einen Rat für mich hat?

Dankbar für jede Hilfe,

Silvia
 

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