Schwiegervater hat Darmkrebs - Fragen über Fragen

[In_Motion]

Hallo zusammen,

gestern war mein Schwiegervater bei der Magen- und Darmspiegelung. Eigentlich weil er Magenschmerzen (und auch Blut im Stuhl) hatte, stellte sich aber als harmlose Magenschleimhautentzündung raus. Bei der Darmspiegelung wurde ein Polyp gefunden und gleich entfernt. Jedoch auch ein Tumor ca. 9cm vorm After, angeblich ganz klein. Der wurde gleich auf Bösartigkeit untersucht. Heute bekamen wir die Nachricht, dass er eben bösartig und wohl doch nicht so klein ist. Der Arzt hält es für sehr wahrscheinlich, dass er schon gestreut hat. Morgen ist dann CT und Samstag die Auswertung. Operiert werden soll auf jeden Fall, er hat aber noch keinen Termin
Nun meine Fragen: Ich habe gelesen, dass oft der Schließmuskel mit entfernt werden muss, wenn der Tumor nah dran sitzt. Was heißt genau nah? Wenn er schon gestreut hat...hat er dann eher in Leber und co (oberhalb) oder Richtung Prostata, Blase, Hoden gestreut?

LG,
Leon

[hope38]

Hi Leon!
Willkommen bei uns! Hier wirst Du sicher immer Antworten finden und ich will gleich mal beginnen

Also, 9cm ab anal, also vom Schließmuskel aus gemessen, ist recht hoch, so daß Dein Schwiegervater recht gute Chancen hat, den Schließmuskel zu behalten. Da es sich um ein Rektum-Karzinom handeln dürfte, wird es höchstwahrscheinlich erst einmal eine Vorbehandlung, eine sog. "neoadjuvante" Therapie aus Chemo und Bestrahlung geben. Dadurch wird in der Regel ein Schrumpfen des Tumors erreicht. Dadurch wird er besser operiert werden können und auch die Erhaltung des Schließmuskels wird wahrscheinlicher.

Du fragst nach dem Streuen des Krebses. In der Regel streut der Darmkrebs zuerst in die Lymphbahnen, Lymphdrüsen und dann wandern die Metastasen am Häufigsten in die Leber oder Lunge. Er kann aber auch in die Blutbahnen metastasieren

Das CT wird eine Ausdehnung zeigen; ich allerdings drücke mal die Daumen, daß der Tumor nur lokal begrenzt ist. Und dann kriegt er eins auf die Mütze

Alles Liebe,
hope

[In_Motion]

Ja, also der Tumor sitzt im Mastdarm. Ich drück auch die Daumen, dass alles gut verläuft und er nur lokal begrenzt ist. Aber wenn erst ne Chemo und/oder Bestrahlung gemacht wird, dann hat das Ding doch auch Zeit, munter weiterzustreuen, oder?
Bei der Darmspiegelung meinte der Arzt wohl noch, dass er sehr klein sei. Heute nun aber, dass er wohl doch nicht so klein wie gedacht ist. Anhand von was hat er das festgestellt - Zelldiffernzierung? Kann es sein, dass "das kleine, was man sah" sozsuagen nur die Spitze des Eisbergs ist?

LG,
Leon

[hope38]

Hi Leon!
Hm, schwer zu sagen, woran der Arzt das erkannt haben will? Ich denke, da müßt Ihr abwarten, auch wenn das gerade sehr schwer ist.

Ich habe mir gesagt, als die Chemo und Bestrahlung lief, daß nun auf den Mistkerl geschossen wurde. Ich denke nicht, daß der die Zeit dann nutzen kann, um noch rumzumucken. Daran habe ich, glaube ich, gar nicht so gedacht. Es hat sich aber erwiesen, daß diese Vorgehensweise bei dem Rektum-Karzinom eine höhere Wahrscheinlichkeit hat, nicht wiederzukommen!!!

Alles Gute,
hope

[PantaRei]

Hallo Leon,

meine erste Frage wäre: Seid Ihr in einem guten Krankenhaus? Das scheint mir sehr wichtig zu sein, v.a. wenn die Ärzte schon überlegen zu operieren.

Es ist sicherlich nicht schlecht, sich eine zweite Meinung einzuholen, besonders wenn die Ärzte dort, wo Ihr seid, ihre Einschätzung so deutlich geändert haben.

Ich glaube dass es sehr wichtig ist, dass man einen erfahrenen Operateur hat! Gerade wenn es um eine solch wichtige Sache wie die Erhaltung des Schliessmuskels geht.

Vielleicht lohnt es, durchaus etwas weiter weg zu suchen.

Viele Grüße,

PantaRei

[hope38]

Hi Leon!
PantaRei hat Recht, gerade beim Rektum-Ca ist das Können des Operateurs immens wichtig.
Wenn Du sagst, wo Ihr in Behandlung seid, dann wissen hier bestimmt einige, ob es Alternativkliniken gibt oder ob die sogar richtig gut ist, in der Ihr seid!

Bis dann,
hope

[Jutta]

Hallo Leon,

bei der Darmspiegelung sieht der Doktor nur die Dinge, welche sich direkt IM Darm befinden. Wie weit der Tumor schon durch die Darmwand eingetreten ist, oder durchgetreten ist, ist nicht unbedingt deutlich ersichtlich. Das sieht man teilweise auf weiteren Untersuchungen, bzw. oftmals erst bei der eigentlichen OP.

Laßt euch auf alle Fälle sehr gut beraten, auf die eine oder andere Woche kommt es nicht an. Der Darmkrebs wächst meistens sehr langsam und viel kann in ein paar Tagen nicht passieren.

Wie schon geschrieben wurde, ist ein guter Chirurg wichtig, welcher erfahren in der Bauch- und Darmchirurgie ist. Ohne alle notwendigen Untersuchungen können die Ärzte nur eine eventuelle Diagnose stellen, aufgrund des vorläufigen pathalogischen Befundes und der Darmspiegelung.

[In_Motion]

Also mein Schwiegervater war heute beim CT - keine Metastasten *uff*.
Danke fürs Daumendrücken. Der Tumor ist 3x4cm groß und wohl in die Darmwand eingewachsen, vielleicht auch darüber hinaus. Angeblich konnte das Ding nur in eine Lymphbahn streuen. Sitzt wohl in so ner Ecke vom Darm. Ist 3x4 groß? T1, T2 usw? Ich kann leider die Infos, nur über zwei Ecken weitergeben, weil meine Schwiegereltern ja auch nur Laien sind, ich hab Ihnen auf jeden Fall gesagt, dass sie such alle Befunde besorgen sollen, damit sie sich auch ne Zweitmeinung einholen können.
@hope
Er ist bis jetzt im Loretto Krankenhaus in Freiburg im Br. und behandelnder Arzt ist ein Dr. Bauer. Er will sich aber nicht unbedingt dort operieren lassen, wenn es bessere Alternativen gibt. Entfernungen spielen da auch keine so große Rolle.
Liebe Grüße,
Leon

[hope38]

Hi Leon!
Supi, keine Fernmetastasen! Das ist gut. Und das vorläufige Staging ist auch mit T1 oder T 2 auch gut.

Zu dem Krankenhaus kann ich leider nichts sagen, aber ich hoffe mal, daß jemand von hier einen guten Tipp hat!!! Am Besten sind wohl die sog. "Organzentren", vielleicht gibt es da eins bei Euch in der Nähe? Über den Krebsinformationsdienst bekommst Du ganz sicher auch eine Antwort. Die kann man auch anmailen, da bekommt man in der Regel innerhalb von 2 bis 3 Tagen Antwort.
Wenn ich das richtig sehe, wird Dein Schwiegervater erstmal die Vorbehandlung bekommen?! Ist darüber schon gesprochen worden?

Und genau, es ist extrem wichtig, sich alle Untersuchungsunterlagen aushändigen zu lassen. Ich habe schon einen recht gefüllten Order hier zu Hause

Schönen Abend,
hope

[Jutta]

Hallo Leon,

das Loretto ist wohl ein KH auf Darmkrebs spezialisiert, bietet die komplette Behandlung an. Viele Menschen fühlen sich wohl, wenn das KH übersichtlich ist.

Für eine Zweitmeinung, falls erwünscht, ist die Uniklinik Freiburg sehr zu empfehlen: http://www.uniklinik-freiburg.de/tum...darmkrebs.html

Es ist schwierig genauere Informationen über 2 Ecken zu bekommen, deshalb sind einige Aussagen mit Vorsicht zu genießen. Wie wurde die Streuung in eine (?) Lymphbahn festgestellt??

Vielleicht wäre es besser, wenn jemand aus der Familie mit einem der behandlenden Ärzte spricht und sich genaue Vorbefunde erklären läßt.

[Sonnenblume001]

Habt Ihr die Befunde von der Klinik schon bekommen?
Dein Schwiegervater sollte auf die schriftlichen Befunde bestehen. Wenn, es Deine Schwiegereltern nicht schaffen sollten, sie zu bekommen, lege den Ärzten eine Entbindung von der Schweigepflicht von Dir oder Deinem Mann vor.

[meliur]

Hi Leon, hast Du meine PN bekommen?
Gruß, meliur

[In_Motion]

So, also mal ein paar Updates: Der Tumor ist von der Größe her ein T3 G2, geplant ist zunächst über 6-8 Wochen eine Radio-Chemo und anschließend eine OP. Lymphknoten sind zu 99% nicht befallen, weil um das Ding herum wohl nur Fettgewebe ist. 9cm stimmt wohl auch nicht mehr nach neusten Erkenntnissen sondern 11-13, also im höheren Mastdarm.
Der Arzt meinte, dass bei der Radiochemo kein Haarausfall auf meinen SchwiePa zukommt, stimmt das?

LG,
Leon

[hope38]

Hi Leon!
Alles in allem hört sich das noch gut an.

Ja, die meisten Darmkrebspatienten verlieren durch die Chemo die Haare nicht. Zumindest, wenn es die herkömmlichen Zytostatika sind. Allenfalls werden die Haare dünner.

Alles Gute,
hope

[In_Motion]

Also mal wieder ein paar Updates:

Mein Schwiepa hat seit vergangenen Donnerstag, also genau vor einer Woche, mit der Bestrahlung/Chemo angefangen. Er hat dieses 5 FU bekommen, hatte 5 Tage lang einen Brustbeutel, in dem die Flasche mit der Chemo war. Über einen Port lief es dann in seinen Körper. Parallel bekommt er die Bestrahlung. Seit zwei Tagen hat mein Schwiepa ziemliche Probleme mit seiner Mundschleimhaut, kann kaum noch was essen. :-( Zuerst nahm er Salviathymol in Kombi mit Dexpanthenol Lutschtabletten, seit heute Tepilta Supsension. Habt ihr ein paar Tipps was er noch nehmen oder machen kann, damits ihm schnell besser geht?

Liebe Grüße,
Leon