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  #16  
Alt 25.11.2010, 08:52
Busenfreundin Busenfreundin ist offline
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Standard AW: Fatale Diagnose nach 3 Monaten / Fehlbeurteilungen / Verzögerungen

Hallo!

Es tut mir schrecklich leid, wass deiner Mutter passiert ist!!!

Du bist wahrscheinlich aus Deutschland, oder?
In Österreich gibt es die Möglichkeit, die Krankengeschichte bei Verdacht auf Ärztefehler kostenlos von einem Patientenanwalt (z.B. in Wien: http://www.wien.gv.at/gesundheit/wppa/) überprüfen zu lassen. Es werden dann auch Gutachten mit gerichtlich beeideten Sachverständigen durchgeführt (alles kostenlos). Die müssen "die Wahrheit" schreiben (Ärzte untereinander trauen sich oft nicht ihre Meinung zu sagen bei Zweitmeinung).
Je nachdem was da dann rauskommt, kannst du dann mit dem Patientenanwalt (oder privaten Anwalt) weiter entscheiden, wie ihr vorgehen wollt (z.B. außergerichtlicher Vergleich, Klage,...).
Und glaub mir, es zahlt sich aus!!!!!

Ich wünsche deiner Mutter und dir alles Gute!!!

Liebe Grüße,
Sonja!
  #17  
Alt 25.11.2010, 09:17
Dirk-Gütersloh Dirk-Gütersloh ist offline
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Standard AW: Fatale Diagnose nach 3 Monaten / Fehlbeurteilungen / Verzögerungen

Hallo,

die Diskussion ob sich Klage oder Vergleich "auszahlt" will ich nicht abwürgen, möchte aber trotzdem nochmal zurück zur Zweitmeinung. Eine frühe Zweitmeinung von eínem kompetenten Arzt kann nicht nur den ganzen Therapieablauf ändern, sondern gibt auch mehr Sicherheit für den Betroffenen.

Für Hodenkrebspatienten gibt es das Projekt "Zweitmeinung Hodentumor" http://www.zm-hodentumor.de/ . Die kleine Hürde besteht noch darin, dass nicht der Patient die Eingaben dort machen kann, die Eingaben müssen durch den behandelnden Urologen erfolgen. Gibt es vergleichbares auch für Brustkrebs?

Gruß Dirk
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  #18  
Alt 25.11.2010, 09:44
Cameronia Cameronia ist offline
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Standard AW: Fatale Diagnose nach 3 Monaten / Fehlbeurteilungen / Verzögerungen

Liebe Sonja,

ja, ich komme aus Deutschland und ich werde mich hier zunächst an die unabhängige Patientenberatung wenden. Diesen Tipp habe ich gestern von einer Forumsteilnehmerin bekommen. Ich hoffe, dass ich dort eine Information über einen in dieser Sache kompetenten Arzt bekommen kann, der alles "objektiv" beurteilen kann, soweit das überhaupt möglich ist. Vielen Dank für Deine guten Wünsche!


@Dirk-Gütersloh

Ich habe meine Mutter gedrängt eine Zweitmeinung zur aktuellen Diagnose und Therapie einzuholen. Nachdem sie sich einige Tage dagegen gewehrt hatte, war sie dann dorch einverstanden und hat sich an ein großes Brustkrebszentrum gewandt, die sie dann an eine Uniklinik in ihrer Nähe verwiesen haben, und zufällig genau an den Professor, der sie vor knapp 2 Jahren auch operiert hatte. Sie hat sehr großes Vertrauen in diesen Mann und war am letzten Dienstag bei ihm. Leider wollte sie mit meinem Vater alleine dort hin, aber das Gespräch muss für sie sehr positiv verlaufen sein, da sie danach geradezu euphorisch klang. Doch schon am Mittwoch hatte sich das gelegt und sie brach mental wieder stark ein. Der Prof. hat sowohl Diagnose, als auch die anstehende Therapie bestätigt, wobei ich auch davon überzeugt bin, dass beides aktuell richtig gemacht wird.

Aber darum geht es mir in meinem Anliegen nicht. Mir geht es um den Weg von der allerersten Diagnose im Febraur 2009 bis zur heutigen Situation, den ich zu ergründen versuche. Dazu kann man sich natürlich nicht an involvierte Personen wenden, sondern muss versuchen jemanden zu finden, der völlig unabhängig und nur auf Basis von Fakten den Verlauf seit der Erstdiagnose unvoreingenommen bewertet.

Ich hoffe, dass ich das schaffe. Das bin ich meiner Mutter schuldig, auch wenn es ihre Situation nicht mehr ändern wird.



Gestern war ihr Ruhepuls auf über 120bpm angestiegen. In der Nacht zuvor hat sie stark geschwitzt und konnte nicht schlafen. Normalerweise hat sie hohen Blutdruck und nimmt dafür den Betablocker Bisoprolol. Nach Rücksprache mit ihrer Kardiologin hat sie dann die Dosis verdoppelt, mit dem Ergebnis, dass sich zwar der Ruhepuls auf 90-100bpm einpendelte, dafür aber der systolische Blutdruckwert auf 100 absackte .

Heute bekommt sie nun endlich ihre "erste" Chemo. Ich hoffe so sehr, dass sich die schlimmen Symptome für sie schnell etwas bessern, damit ihre Lebensqaulität nicht so sehr leidet, wie dies jetzt der Fall ist.

Uli
  #19  
Alt 25.11.2010, 10:09
Benutzerbild von Annedore
Annedore Annedore ist offline
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Standard AW: Fatale Diagnose nach 3 Monaten / Fehlbeurteilungen / Verzögerungen

Liebe Uli,

es tut mir leide, dass sich die Krankheit bei Deiner Mutter so ausgebreitet hat. Jedoch möchte ich Dich bitten, einmal in Dich zu gehen und Dich zu fragen, warum Du so sehr nach einem Schuldigen und auch ganz allgemein nach Schuld suchst. Ich lese bei Dir "Das bin ich meiner Mutter schuldig". Bitte hinterfrage doch einmal diesen Satz. Ist das wirklich so?
Außerdem ist Deine Mutter eine mündige Person, die selbst in der Lage ist, zu entscheiden, was sie will und was nicht. Es geht um Deine Mutter und nicht um Dich. Du bist in Angst und Sorge um Deine Mutter, das ist mir klar, doch solltest Du vermeiden, Deine Meinung Deiner Mutter überzustülpen.

Nachdenkliche Grüße
Annedore
  #20  
Alt 25.11.2010, 10:23
Benutzerbild von BarbaraO
BarbaraO BarbaraO ist offline
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Standard AW: Fatale Diagnose nach 3 Monaten / Fehlbeurteilungen / Verzögerungen

Zitat:
Zitat von Cameronia Beitrag anzeigen
Leider wollte sie mit meinem Vater alleine dort hin, ......
Hallo Uli,
ich stimme Annedore voll und ganz zu.
Versuch bitte, Dich da etwas mehr herauszuhalten, denn Dein Engagement es scheint Deiner Mutter nicht zu behagen.

Einen Schuldigen zu suchen halte ich für falsch, denn über jede Behandlung gibt es auch in der Ärzteschaft unterschiedliche Ansichten und Erfahrungen und nützen würde es jetzt auch nichts mehr.

Vielleicht bist Du es Deiner Mutter auch schuldig, sie wie eine Erwachsene zu behandeln und sie nicht mit Deinen gerade sehr negativen Gefühlen anzustecken.
Sie hat jetzt einen langen beschwerlichen Weg vor sich und braucht ihre Kraft dafür. Gönn ihr das doch bitte.

Lieber Gruß
  #21  
Alt 25.11.2010, 12:52
Cameronia Cameronia ist offline
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Standard AW: Fatale Diagnose nach 3 Monaten / Fehlbeurteilungen / Verzögerungen

@ Annedore, BarbaraO

Meine Versuch den bisherigen Ablauf transparent zu machen bekommt meine Mutter nicht mit. Das wäre in der jetzigen Situaltion absolut kontraproduktiv. Ich biete ihr meine Hilfe an und halte mich ansonsten zurück. Sie ist eben mündig und muss wissen was sie tut. Nur hat sie unglaubliches Vetrauen in Menschen in weißen Kitteln, so wie das früher üblich war.

Und da ich aus eigener leidvoller Erfahrung weiß, dass dieses blinde Vertrauen sehr oft nicht berechtigt ist, und es hier um Menschenleben geht, versuche ich sie dafür zu sensibilisieren Dinge zu hinterfragen. Immerhin hat sie ja auch eine Zweitmeinung eingeholt, was gut für sie war.

Ich suche zunächst nicht nach einem Schuldigen, sondern nur danach, den Ablauf nachvollziehbar zu machen und dann neutral bewerten zu lassen. Sollte sich dann herausstellen, dass nach dem Stand der medizinischen Erkenntnis gehandelt wurde, dann war es Schicksal und nicht zu verhindern. Aber dieses Wissen ist für mich wichtig.

Ansonsten bin ich übrigens nicht DIE sondern DER Uli.

Uli
  #22  
Alt 25.11.2010, 17:36
Elik Elik ist offline
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Standard AW: Fatale Diagnose nach 3 Monaten / Fehlbeurteilungen / Verzögerungen

Hallo Uli,

als ich mit meinem Onkologen die Nachsorge besprochen habe, kam natürlich auch die Frage auf, ob der Einsatz von bildgebenden Verfahren sinnvoll sei. Er meinte, wenn überhaupt, dann am ehesten noch eine Röntgenaufnahme der Lunge, da Lungenmetastasen, je nachdem an welcher Stelle sie sitzen, lange Zeit unbemerkt wachsen könnten. Allerdings sei es immer wieder vorgekommen, daß bei Patienten schon verhältnismäßig kurze Zeit nach einer umfassenden, negativen verlaufenden Nachsorgeuntersuchung (also auch mit bildgebenden Verfahren) dann doch metastasebedingte Beschwerden aufgetreten seien.
Ähnliches habe ich auch in Zusammenhang mit anderen Krebserkrankungen gehört.

Liebe Grüße

Elik
  #23  
Alt 25.11.2010, 20:43
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ängel ängel ist offline
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Standard AW: Fatale Diagnose nach 3 Monaten / Fehlbeurteilungen / Verzögerungen

Bei mir wurden auch Fehler gemacht, z.B. ein LK der vom Ultraschall 1,8cm gefunden wurde, wurde vom Operateur völlig ausser Acht gelassen und entwickelte sich dann weiter, meine Akte war versemmelt worden und wurde nicht an die Onkologie weitergeleitet, aber ich habe das nicht weiterverfolgt.

ûber Nachsorge haben wir ja schon oft geschrieben. Bei mir, Tumor, 2,5 cm, GIII, TNG, war als Nachsorge nur 1xjährlich Mammo eingeplant.
Mein Rezidiv wäre dabei nicht entdeckt worden.

Ich habe lange gewartet, bis es mir im Sommer zuviel wurde als mein Onkologe sich nach 3 Wochen den Bericht des Ultraschalls (lag am nächsten Tag im Computer) noch nicht angesehen hatte und keine ûberweisung zur Biopsie geschrieben hatte. Dann habe ich einen 3-Seiten langen Brief geschrieben und an den Leiter der Onkologie geschickt.
Ich habe bis heute keine Antwort, ich weiss aber dass er ihn gelesen hat, er hat die Schwester daraufhin angesprochen.

Liebe Carmonia, überleg es dir genau, ob du den bisherigen Ablauf transparent machst und welchen Nutzen es hat.
Natürlich ist es deine Entscheidung, aber du hast uns gefragt.
Ängel
__________________
Ängel
  #24  
Alt 25.11.2010, 21:53
Norma Norma ist offline
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Standard AW: Fatale Diagnose nach 3 Monaten / Fehlbeurteilungen / Verzögerungen

Lieber (männlicher ;-) ) Uli,

ich verstehe sehr gut, dass du etwas (für dich) Unverständliches verständlich gemacht haben möchtest.
Und ich glaube, du denkst zum jetzigen Zeitpunkt absolut nicht an irgendeine Klage oder sogar einen Prozess.

Genau SO erging es mir vor wenigen Jahren und ich habe den Krankheitsverlauf -in Schriftform- von einem neutralen Arzt bewerten lassen.

Ja, er hat erhebliche Untersuchungs- und auch Behandlungsfehler gefunden.
Nur bei der Kernfrage gab es keine Ungereimtheiten.
Und diese Kernfrage lautete, ob das Leben der Patientin hätte gerettet werden können, wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft worden wären.

Und DA musste nicht nur der Arzt passen; ich auch.
Selbst WENN alles optimal verlaufen wäre, hätte das das Leben meiner Mutter nicht retten können.
Eventuell eine Lebensverlängerung; aber auch die war zweifelhaft. Dazu hätten die (richtig) gewählten Medikamente auch wirksam sein müssen. Und ob dies so gewesen wäre, konnte man im Nachhinein ja nicht mehr feststellen.

Im Übrigen weiß ich auch, wie es in einem nagt, wenn es um die eigene Mutter geht.
DAS ist schon ein ganz besonders nahestehender Mensch.

Ich wünsche dir, dass du eine für dich nachvollziehbare Erklärung erhalten wirst und auch ganz viel Kraft, deiner Mama beizustehen.

Alle guten Wünsche der Welt sendet:
Norma
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001
Diagnose Darmkrebs Juni 2007 bei meinem Mann

Geändert von Norma (25.11.2010 um 22:01 Uhr) Grund: Ergänzung
  #25  
Alt 25.11.2010, 22:29
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BarbaraO BarbaraO ist offline
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Standard AW: Fatale Diagnose nach 3 Monaten / Fehlbeurteilungen / Verzögerungen

Zitat:
Zitat von Norma Beitrag anzeigen
Selbst WENN alles optimal verlaufen wäre, hätte das das Leben meiner Mutter nicht retten können.
Ja. Das ist genau der Trost, den wir unserem Uli spenden sollten.
Mit ein bisschen Emphatie geht doch alles besser.
  #26  
Alt 16.01.2011, 20:04
Cameronia Cameronia ist offline
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Standard AW: Fatale Diagnose nach 3 Monaten / Fehlbeurteilungen / Verzögerungen

Zweieinhalb Monate ist die vernichtende Diagnose zu den Lungenmetastasen erst her und meiner Mutter geht es inzwischen trotz Herceptin, Vinorelbin und Xeloda sehr schlecht. Subjektiv scheint die Chemo überhaupt nicht anzuschlagen. Der Husten hat sich kontinuierlich und dramatisch verstärkt. Der Onkologe hatte ihr gesagt, dass das Husten ca. 2 Wochen nach Beginn der Chemo deutlich nachlassen würde - das genaue Gegenteil war der Fall.

Hinzu kommt zunehmende Atemnot/Kurzatmigkeit. Gestern wurde es so schlimm, dass sie praktisch nicht mehr sprechen konnte und große Atemprobleme hatte. Und dann noch diese starken und zunehmenden Tumorschmerzen im Rücken- und Brustbereich. Es wurde der Hausarzt gerufen und der diagnostizierte einen kleineren Pleuraerguss. Er verschrieb ihr Ibuprofen und Tilidin (ein Opioid), was innerhalb weniger Stunden dazu führte, dass sie völlig hustenfrei sprechen konnte, einfach unglaublich. Ich habe länger mit ihr telefoniert und es war wie eine Erlösung sie nicht mehr husten zu hören. Sie sprach klar und deutlich, als wenn sie nie gehustet hätte. In der Nacht musste sie sich dann mehrfach übergeben und setzte heute, nach Rücksprache mit dem Arzt, das Tilidin wieder ab.

Psychisch ist sie in einem sehr schlechten Zustand und ich hoffe inständig, dass sie die Hilfe des Hospizes in Anspruch nimmt. Ich kann es ihr nur vorschlagen und sie dazu ermutigen, sie muss es selbst entscheiden.

Der Onkologe ist trotz dieser deutlichen Verschlechterung der Meinung, dass es jetzt noch keinen Sinn macht ein CT zur Überprüfung der Entwicklung der Metastasen durchzuführen. Dies sei erst 4 Wochen nach der letzten Chemo und damit Ende Februar sinnvoll. Wenn ich die Geschwindigkeit der Zustandsverschlechterung sehe, stelle ich mir die Frage, ob sie diesen Tag noch erlebt. Da die Chemo offenbar nicht anschlägt, hatte ich schon befürchtet, dass es gar keine Lungenmetastasen sind, sondern ein unabhängiger Lungenkrebs. Lt. Onkologe sind es aber Metastasen des BK, obwohl keine Biopsie gemacht wurde.

Mein Vater, 79, ist restlos überfordert und derzeit das Gegenteil von einer Hilfe für sie. Er ist noch aus der Generation, wo Männer von ihrer Mutter in die Ehe wechselten und bis heute nicht in der Lage sind ein eigenes Leben zu führen. Obwohl er weder dement noch körperlich überaus gebrechlich ist, kann er sich nicht selbst versorgen (kochen, waschen, putzen, die alltäglichen Dinge halt). Er ist so eingefahren, dass er es auch jetzt, in dieser Situation, nicht "lernen" will. Inzwischen kann meine Mutter nicht mehr kochen, weil es zu anstrengend für sie ist.

Leider ist es (noch) so, dass angebotene Hilfe von mir und meiner Schwester kaum angenommen wird. Sie versucht so stark zu sein. Das mitanzusehen zerreißt mir das Herz.

Warum wird meine Mutter mit einer solchen Krankheit so bestraft? Sie hat immer nur anderen gedient und selten an sich selbst gedacht. Es ist so ungerecht.

Morgen hat sie wieder Termine beim Hausarzt und beim Onkologen. Sie hat Angst zu schwach zu sein, um die Termine wahrnehmen zu können. Sie hat heute meiner Schwester gesagt, dass sie eine eventuell weitere Chemo ablehnen werde, weil sich ihr Zustand seit dem Beginn der aktuellen Chemo so stark verschlechtert habe. Mich macht diese Entscheidung sehr traurig, aber ich habe großes Verständnis dafür. Sie beginnt jetzt noch eine Misteltherapie.

Wenn ich mich in meine Mutter versetze bin ich am Verzweifeln. Sie ist ein sehr ängstlicher Mensch und hatte auch immer panische Angst vor einer solchen Krankheit. Wie muss es jetzt in ihr aussehen, warum muss sie auch psychisch so leiden?

Uli

Geändert von Cameronia (16.01.2011 um 21:51 Uhr)
  #27  
Alt 16.01.2011, 20:54
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andile2412 andile2412 ist offline
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Standard AW: Fatale Diagnose nach 3 Monaten / Fehlbeurteilungen / Verzögerungen

Liebe/r Uli!

Das tut mir sehr, sehr leid für euch. Ich hoffe, dass deine Mama nicht allzu sehr leiden muss... das ist für die Kinder sicher schwer mit anzusehn!!?? Ich musste auch mit dem Knüppel erfahren, dass es auf dieser Welt keine Gerechtigkeit gibt!! Ich wünsche euch viel Kraft für die nächste Zeit!

Lieber Gruß, Andrea.
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Hoffnung ist die Fähigkeit, die Musik der Zukunft zu hören.
Glaube ist der Mut, in der Gegenwart danach zu tanzen.
Und Glück ist die gute Fee, die aufpasst, dass wir dabei nicht ins Stolpern geraten. (Peter Kuzmic)
  #28  
Alt 16.01.2011, 20:56
Ayesha Ayesha ist offline
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Standard AW: Fatale Diagnose nach 3 Monaten / Fehlbeurteilungen / Verzögerungen

Ach Uli ,

ich kann mir lebhaft vorstellen, wie schlimm das alles für Dich ist. Leider können wir nicht viel mehr machen, als Dir Trost zuzusprechen ...
Eine Idee, wie Du Deiner Mama das Leben vielleicht ein bißchen leichter machen kannst: wenn sie keine Hilfe von Dir und Deiner Schwester annehmen möchte (viele Mamas möchten nicht von ihren Kindern bemuttert werden, gerade aus dieser Generation!), dann nimmt sie vielleicht Hilfe von außen an? Klär doch mal mit der Krankenkasse, ob sie in ihrem Alter mit diesem Krankheitsbild nicht Anspruch auf eine Haushaltshilfe hat - und kläre mit ihr, ob sie diese auch annehmen würde, nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihren Mann. Das könnte evtl. ein bißchen Druck aus der Situation nehmen.

Liebe Grüße,

ayesha
  #29  
Alt 10.02.2011, 12:39
Cameronia Cameronia ist offline
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Standard AW: Fatale Diagnose nach 3 Monaten / Fehlbeurteilungen / Verzögerungen

Nach meinem Posting vom 16.01. hatte sich der Zustand meiner Mutter weiter verschlechtert. Ihre Kurzatmigkeit wurde immer stärker und sie konnte praktisch nur noch sitzen oder liegen. Schon ganz langsames Gehen in der Wohnung brachte sie völlig außer Atem und es dauerte auch immer sehr lange bis sie sich wieder "erholt" hatte. Sogar das Sprechen fiel ihr wegen der Kurzatmigkeit zunehmend schwer. Ich hatte ihr nach einigem Googeln empfohlen beim Onkologen bzw. Hausarzt das Thema EPO anzusprechen.

Am 19.01. wurde ihr Zustand dann so schlecht, dass sie direkt mit meinem Vater zum Onokologen und danach zum Hausarzt fuhr. Die Befürchtung hatte sich bestätigt und ihr Hämoglobinwert lag nur noch bei 9,6. Der Arzt verordnete sofort EPO 10.000 IU und sie bekam über die nächsten 10 Tage jeweils alle zwei Tage eine Spritze. Der Hämowert stieg wieder auf 11,6, aber ihr subjektives Befinden besserte sich nur geringfügig. Nachdem der Wert wieder auf diesem Niveau war und auch alle anderen Blutwerte eine weitere Chemo zuließen, bekam sie am 27.01. ihre 4. Chemo mit Herceptin und Vinorelbine. Der Onkologe hatte auf den 4. Zyklus Xeloda verzichtet, um die Blutwerte nicht wieder zu verschlechtern.

Nach dieser Chemo war zunächst alles wie bei den vorhergehenden (sehr müde, schwach, abgeschlagen und kurzatmig, aber keine Schmerzen). Am meisten Sorgen machte mir ihre Kurzatmigkeit, die sich in meiner Wahrnehmung immer weiter verschlimmerte. Das Absetzen der Xeloda hatte für sie zu keiner Verbesserung der Lebensqualität geführt.

Am 5. Februar, also letzten Samstag, wurde ihre Kurzatmigkeit dann so stark, dass sie Angst bekam und sich entschloss sich am Montag direkt zu ihrem Onkologen fahren zu lassen. Ich schlug ihr vor sich noch an diesem Samstag für ein paar Tage ins Krankenhaus zu begeben, aber das lehnte sie ab.

Da sie eine der "jungen" 71jährigen und völlig klar im Kopf ist, respektierte ich ihre Absicht, obwohl ich große Angst hatte, dass der Montag zu spät für sie ist. Ich empfahl ihr dringend mit dem Onkologen über die Notwendigkeit der Gabe von Sauerstoff zu sprechen, was sie auch tun wollte.

Am Montagmorgen rief sie mich dann an und sagte es ginge ihr besser und sie würde deshalb doch nicht zum Onkologen gehen, da er ja dann denken würde, dass ihr Besuch überflüssig sei

Am Dienstagmorgen überschlugen sich dann die Ereignisse.

Ihr Zustand hatte sich in der Nacht zuvor so verschlechtert, dass mein Vater einen NAW rufen wollte, was meine Mutter aber ablehnte. Meine Schwester, Arzthelferin, telefonierte mit meiner Mutter am Dienstagmorgen und tat ohne ihr Wissen das einzig Richtige: Sie rief einen Rettungswagen und meine Mutter wurde sofort stationär in die Uniklink eingeliefert. Der Notarzt hatte sie noch in der Wohnung mit Sauerstoff versorgt und ein deutliches Kammerflimmern festgestellt. Zudem bestand der Verdacht auf eine Lungenentzündung

Ich bin sofort zu ihr gefahren und sie hing am Sauerstoff, was dazu führte, dass sie nicht mehr hustete und die Atemnot deutlich nachgelassen hatte. Kurz nach ihrer Einlieferung wurden die Blutwerte gecheckt und eine Thorax-Röntgenaufnahme gemacht.

Abends hatte ich dann, zusammen mit meiner Schwester, eine längeres Gespräch mit einem sehr netten Arzt, der sich sehr viel Zeit für uns nahm und alle Blutwerte und auch das Röntgenbild ganz offen mit uns besprach.

Fast alle Blutwerte waren im Normbereich. Aber 3 fielen aus dem Rahmen: Der CRP-Wert (Normbereich 0-0,5) lag bei 93 der LDH-Wert (Normbereich bis 250), der auch als Verlaufsindikator für eine Tumorerkrankung dienen kann, bei 685 , und der Hämoglobinwert wieder bei nur 10,6.

Aber das Schlimmste war das Röntgenbild. Ich war (und bin immer noch) zutiefst geschockt und mir kamen die Tränen. Die Lunge ist vollständig metastasiert. Die Metastasierung ist so weit fortgeschritten, dass das gesamte Bild fast völlig weiß ist. Aufgrund der Metastasen konnte der Arzt auf dem Bild nicht erkennen, ob eine Lungenentzündung vorliegt. Der CEA-Tumormarker liegt übrigens bei 0,1...

Meine Mutter bekommt jetzt 24h Sauerstoff sowie ein Antibiotikum über einen Zugang.

Ganz offensichtlich hat die Chemo, die am 25.11. begann, absolut keine Wirkung gezeigt. Die Metastasierung ist schnell und weit forgeschritten und ihr Zustand hat sich bis auf das Husten immer weiter verschlechtert.

Inzwischen ist sie so schwach, dass schon der Gang auf die Toilette (ohne Sauerstoff) sie kreidebleich werden lässt.

Obwohl sie Anspruch auf ein Zweibettzimmer hat, liegt sie noch auf einem Dreibettzimmer (sonst alles belegt) und hat eine Krebspatientin neben sich liegen, die die ganze Nacht stöhnt und letzte Nacht mehr als 15x die Nachtschwester bemüht hat. Meine Mutter konnte trotz Schlaftablette nicht schlafen.

Inzwischen hat sich ihre Atmung, trotz ständiger Sauerstoffzufuhr, wieder auf ca. 30-35 Atemzüge pro Minute beschleunigt. Hinzugekommen sind seit gestern Schmerzen im gesamten linken Rückenbereich, gegen die sie Schmerzmittel bekommt. Wahrscheinlich kommen die Schmerzen von den Metas.

Ich befürchte für die nächsten Tage das Schlimmste. Es ist unfassbar schwer zu ertragen die eigene Mutter so leiden zu sehen. Sie weiß das und versucht in meiner und meiner Schwesters Gegenwart "stark" zu sein, was mich noch mehr verzweifeln lässt. Sie ist völlig klar im Kopf, aber man merkt ihr diese Angst an, die aus der Ausweglosigkeit resultiert. Ich sitze hier und heule die Tastatur voll und meine Mutter kämpft gegen das Unausweichliche. Sie versucht bei allem ihre Würde zu behalten und bis zuletzt unsere starke Mutter zu sein. Das bricht mir das Herz. Ich werde jetzt zu meinem vierjährigen Sohn fahren, der bei seiner Mutter lebt, und ihm versuchen zu erklären, wie es um seine geliebte Oma steht. Geplant war, dass er sie mit seiner Mutter am 20. Februar besuchen kommt, aber ich glaube heute nicht, dass es dazu noch kommen wird. Er wohnt 230Km entfernt von hier und ich liebe ihn über alles.

Auch möchte meine Mutter im Moment so wenig Besuch wie möglich, weil es sie belastet. Mein Vater, meine Schwester und ich versuchen in Absprache mit ihr immer so lange wie möglich bei ihr zu sein. Wir haben versucht einen Hospiz-Platz für sie zu finden, aber bisher ohne Erfolg. Alles belegt. Und auch der Hospiz-Verein konnte uns keine Lösung anbieten, außer sie auf der jetzigen Onkologie-Station zu belassen.

Ich weiß im Moment nicht wie es mit uns allen weitergehen soll. Meine Familie zerbricht und unsere Machtlosigkeit ist unbeschreiblich.

Wie in meinem ersten Posting geschrieben, war sie laut Abschlussuntersuchung ihrer BK-Erkrankung (die Anfang 2009 entdeckt wurde) Mitte August 2010 wieder völlig fit, was auch ihrem subjektiven Empfinden entsprach. Lange Radtouren waren kein Problem für sie und sie war voller Power und Lebensenergie. Nur 4 Wochen später fing sie an zu husten.

Uli
  #30  
Alt 10.02.2011, 13:40
Elik Elik ist offline
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Standard AW: Fatale Diagnose nach 3 Monaten / Fehlbeurteilungen / Verzögerungen

Hallo Uli,

daß es Deiner Mutter so schlecht geht, tut mir seeehr leid. Leider habe ich keine Tipps, wie ihr euch die Situation erträglicher gestalten könnt.

Ich wünsche Euch viel, viel Kraft für die schwere Zeit

LG

Elik
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