Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Krebsarten > Darmkrebs

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 19.02.2010, 20:09
RPW1974 RPW1974 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 12.12.2009
Ort: Schwabenland
Beiträge: 37
Standard Tumor hat sich vollständig zurückgebildet - trotzdem OP!!??

Hallo Alle zusammen,

seit einigen Wochen geistere ich in diesem Forum umher. Lese fast alle neuen Beiträge und versuche so viel wie möglich, rauszufiltern was meine viele Fragen beantworten würde. Nun muss ich mich einfach einmal an euch alle wenden:

Die Geschichte meines Mannes (41 Jahre alt): Im Nov. 2009 wurde bei ihm ein Rektum-Karzinom festgestellt, sitzt sehr nah am Schließmuskel. Nach der Untersuchung wurde meinem Mann (der noch halb in der Narkose lag) erklärt, dass dies sofort operiert werden müsste und ein Erhalt des Schließmuskels ausgeschlossen wird. Aber damit könnten wir schon leben. In einem halben Jahr würden wir nicht mehr daran denken. Wie wir uns gefühlt haben, brauch ich glaub ich nicht zu schreiben - ihr kennt das alle - es ist - sprichwörtlich die Hölle. Nachdem schon ein OP Termin festgelegt wurde (3 Tage später - das Stoma war auch schon angezeichnet) hat man uns nach Auswertung des MRT mitgeteilt, dass nun doch erst eine Chemo und Strahlentherapie durchgeführt werden sollte. So gebeutelt, waren wir schon beinah froh, dass wir dadurch Zeit gewonnen haben. Also die ganze Tortour haben wir mitgemacht. Anfänglich alles ganz gut vertragen - zum Schluß kam dann aber doch der Hammer. Ganz fürchterlich war die Hyperthermie. Aber wir sagten uns - wenns hilft. Man klammert sich irgendwann an alles.

Also: am Mittwoch war nach 3 Wochen nachdem die Therapie abgeschlossen war die CT-Nachuntersuchung. Wie wir da hin gingen, kann man sich vorstellen.... Wie Schafe die ihren Schlachter kennen lernen... Aber...
o glück - das CT brachte ans Licht, dass die ganze Quälerei Erfolg hatte. Der Tumor hat sich komplett zurück gebildet, ist auf dem CT nicht mehr zu sehen. Trotzdem will unser Chefarzt meinen Mann in 3 Wochen operieren, die Stelle soll entfernt werden. Ein Erhalt des Schließmuskel kann weiter nicht gewährt werden. Dies würde die OP ergeben - durch einen sogenannten Schnelltest.

Hat jemand so etwas ähnliches erlebt??? Wer kann uns helfen oder Tipps geben??? Warum OP?

Wir haben fürchterliche Angst vor dieser OP. Und vorallem an die Spätfolgen. Klar kann man mit einem Stoma leben, aber schöner wäres es ohne. Und wenn es sich irgendwie vermeinden lassen würde... es wäre schon schön.

Zuerst sind wir glücklich, dass die Therapie so toll angeschlagen hat, wissen aber jetzt nicht recht, wie wir weiter vorgehen sollen. Der OP Termin steht schon für den 17.03. fest.

Weiß jemand Rat?
__________________
Diagnose von meinem Schatz: T3, NX, M0, G2
--------------------------------------------------------------------------------------------------
Egal wie dunkel der Augenblick ist - Liebe und Hoffnung sind immer möglich!
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 19.02.2010, 21:21
cypher61 cypher61 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 06.01.2010
Ort: NRW
Beiträge: 76
Standard AW: Tumor hat sich vollständig zurückgebildet - trotzdem OP!!??

Hallo RPW,

ich kann eure Ängste voll und ganz verstehen. Meine Ursprungsdiagnose lautete auch T3. Für die Behandlung eines Rektumkarzinoms orientieren sich die Ärzte an den sog. S3-Leitlinien (such mal per Google). Zumindest sollten sie das wenn sie gut sind und ich empfehle jedem ebenfalls Betroffenen dringend seine Behandlung anhand dieser Leitlinien zu verfolgen weil nur so sichergestellt ist, dass "state-of-the-art" behandelt wird.

Ein T3 Rektumkarzinom wird gemäss der Leitlinien mit einer neoadjuvanten Therapie (RCT plus Chemo), gefolgt von der OP nach 4-6 Wochen, sowie einer anschliessenden konsolidierenden Chemo behandelt. Dies geschieht unabhängig vom Ergebnis der einzelnen Behandlungsschritte, also auch bei vollständiger Remission des Tumors. Die modernen bildgebenden Verfahren wie CT oder MRT haben ihre Grenzen - wenn man dort nichts sieht heisst das nicht, dass tatsächlich auch nichts da ist. Mikroskopische Tumorzellabsiedelungen können nicht dargestellt werden, würden aber ohne OP möglicherweise zu einem Rückfall führen, der dann evtl. weitaus schwieriger zu behandeln wäre. Insofern wird bei diesem Befund immer operiert. Bei dem Standardverfahren wird das Rektum inklusive der Umgebung entfernt, um auf Nummer Sicher zu gehen, dass alle evtl. vorhandenen Tumorsatelliten erfasst werden.

Insofern macht die OP Sinn und sollte auch durchgeführt werden. Ich kann aus eigener Erfahrung berichten, dass es (zumindest in meinem Fall) in einem guten Darmzentrum "halb so wild" ist. Die OP dauerte 2.5h. Ich konnte noch am Tag der OP wieder aufstehen und abends bekam ich schon wieder Joghurt zu essen. Schmerzen traten kaum auf, weil ich eine Schmerzpumpe bekam, mit der ich mir selbst Schmerzmittel applizieren konnte. Mit dem Stoma lernt man schnell umzugehen.

Ich drück euch die Daumen. Ach ja - bei einer kompletten Remission des Tumors sind die Chancen auf eine vollständige Heilung übrigens SEHR GUT Sofern das CT also durch die Pathologie nach der OP bestätigt wird, wird sich die Quälerei für euch also sehr wahrscheinlich lohnen.

Viele Grüsse
Frank.
__________________
Adenokarzinom des Rektums, ED August 2009
Neoadjuvante Radiochemo, Oktober 2009
Operation Dezember 2009 (ypT2 pN0(0/12) G2 R0 L0 V0 cM0)
Adjuvante Chemo Januar - April 2010
Stoma RV Ende Mai 2010
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 19.02.2010, 21:27
cypher61 cypher61 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 06.01.2010
Ort: NRW
Beiträge: 76
Standard AW: Tumor hat sich vollständig zurückgebildet - trotzdem OP!!??

Ach so, nochwas was die Anlage eines dauerhaften Stomas angeht:

Soviel ich weiss ist Prof. Raab am Klinikum Oldenburg einer der besten Darmkrebschirurgen in Deutschland, und er führt auch kontinenzerhaltende Eingriffe bei Tumoren durch, die sehr nah am Schliessmuskel sitzen.

Ich weiss nicht wo ihr wohnt aber ich glaube wenn ich vor so einer OP stünde, die ja doch das ganze Leben verändern wird, würde ich zumindest vorher mal mit ihm sprechen, vielleicht klappts ja doch...

Referenz:

http://www.focus.de/gesundheit/ratge...id_227439.html

Gruss Frank.
__________________
Adenokarzinom des Rektums, ED August 2009
Neoadjuvante Radiochemo, Oktober 2009
Operation Dezember 2009 (ypT2 pN0(0/12) G2 R0 L0 V0 cM0)
Adjuvante Chemo Januar - April 2010
Stoma RV Ende Mai 2010
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 20.02.2010, 08:31
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.02.2003
Ort: Im Süden
Beiträge: 3.328
Standard AW: Tumor hat sich vollständig zurückgebildet - trotzdem OP!!??

Hallo RWP,

bei dieser Diagnose T3 ist es ratsam nach der Vorbehandlung durch Chemo/Bestrahlung eine OP durchzuführen. Wenn du weitere Historien liest, wirst du feststellen, dass fast alle mit einem Rektumkarzinom diesen „Standardweg“ gingen. Es ist ein gutes Zeichen, dass die Chemo dem Krebs schon die Tür des Zimmermanns gezeigt hat!

Bei jeder Untersuchung, sei es MRT oder CT sind nicht alle Tumorzellen sichtbar. Diese können erst ab einer bestimmten Größe bildlich dargestellt werden. Bei einem T3 Stadium ist der Krebs schon in die Darmwand eingewachsen, was bedeuten kann, dass die noch unsichtbaren Tumorzellen schon weiter gewachsen sind. Bei einer OP wird nun genügend Gewebe entfernt, um ein weiteres Wachstum dieser Zellen zu verhindern.

Vor der OP braucht ihr keine Angst zu haben. Klar, es ist eine Region, in der man eine OP nicht unbedingt haben möchte. Aber ein guter Chirurg (welche wir auch im Schwabenländle haben ) wird nur das entfernen, was notwendig ist und nur gesunde Zellen übrig bleiben. Wird nicht alles „im Guten“ enfernt, können sich die unsichtbaren Tumorzellen schnell weiter ausbreiten....
Wird dein Mann an einem Darmzentrum behandelt?


Viele Menschen haben einen Horror vor dem Stoma, dennoch rettet genau dieses ganz ganz vielen das Leben. Es dauert seine Zeit bis man(n) sich daran gewöhnt hat. Mit der Zeit denken die wenigsten an ihren Beutel am Bauch, er gehört dazu wie alles andere auch. Auch hierfür gibt es eine supertolles Forum: www.stomawelt.de
__________________
Jutta
_________________________________________




Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 20.02.2010, 08:51
Benutzerbild von teddy.65
teddy.65 teddy.65 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.10.2005
Ort: zwischen HH und HB
Beiträge: 788
Standard AW: Tumor hat sich vollständig zurückgebildet - trotzdem OP!!??

Hallo RWP,

wie Frank und Jutta schon schrieben, selbst die besten medizinischen Geräte können euch keine 100%ig zuverlässige Sicherheit geben, dass wirklich ALLE Tumorzellen "erledigt" wurden.

Bei mir war es so, wie bei deinem Mann. Allerdings wurde mir erst nach der OP mitgeteilt, dass keine Krebszellen mehr gefunden wurden. Ein Stoma wurde auch bei mir gelegt. Nicht toll, aber andererseits gibt mir das das gute Gefühl, das wirlich gründlich alles entfernt wurde was auch nur in der Nähe des Tumors war.

Von der Klinik in Oldenburg habe ich auch schon gehört. Fragen würde ich an eurer Stelle dort durchaus.

Wie weit ist/war der Tumor bei deinem Mann vom inneren Schließmuskel entfernt? Bei mir waren es nur 2 cm, da hätte schon jemand zaubern müssen um das anders zu operieren.

Ich möchte euch keine Angst machen, aber eine OP inkl. Entfernung des Schließmuskels und Anlage eines Stomas ist etwas aufwendiger als 2,5 Stunden (sorry, Frank, dass ich dir wiederspreche ). Nach einem Tag war ich noch nicht wieder auf den Beinen, da musste ich schon ein wenig Geduld mitbringen.
__________________
glg
Sabine

Rektum CA Nov. 2004, OP im Feb. 2005 mit Anlage eines endständigen Colostomas, Chemo bis Sept. 2005. Es geht mir gut
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 20.02.2010, 10:34
RPW1974 RPW1974 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 12.12.2009
Ort: Schwabenland
Beiträge: 37
Standard AW: Tumor hat sich vollständig zurückgebildet - trotzdem OP!!??

Vielen Dank für eure Antworten. Es bringt ein wenig Licht in mein dunkles Kopf Wirr-Warr. Der Arzt hatte nämlich nur wenige Minuten Zeit am Mittwoch für uns, und da hat schon dauernd das Telefon geklingelt.wir sind in einem Darmzentrum in Reutlingen. Wir haben auch ein großes Vertrauen zu dem Arzt. Aber man sollte doch immer Hinterfragen und das Denken nicht aufhören oder? Wir sind tatsächlich noch am überlegen ob wir uns in Mannheim (spezielles ENDDARM-Zentrum) noch vorstellen und uns eine zweite Meinung einholen sollen.

Oldenburg wäre schon recht weit - aber ich werde den Link auf jeden Fall noch genauestens studieren... Herzlichen Dank dafür.

Der Tumor saß/ sitzt sehr nah am Schließmuskel, in cm wurde das bisher nicht ausgedrückt, aber ich denke es sind wohl auch nur so 2 cm, da er "tastbar" war. Im Befund hieß es:"tiefsitzendes Rektumkarzinom... Möglicherweise gelingt nach einem Down-Seizing eine kontinenzerhaltende Operation mit koloanaler Anastomose". Kann mir das vielleicht auch noch einer Übersetzen. Was natürlich kontinenzerhaltend heißen soll, weiß ich schon.... aber der rest

Jutta: wurdest du auch hier in der Nähe operiert? Welche Erfahrung hat du gemacht?

Teddy: der Arzt hat nicht gesagt wie lange die OP dauert, nur das er ca. 14 Tage im Krankenhaus bleiben muss. Diese lange Zeit macht mir die größten Horrorvorstellungen von dieser OP.

Ich findes es immer wieder bewunderstwert wie ihr alle damit klar kommt. Da zieht es doch einem völlig die Füsse weg.... und soweit ich hier lesen konnte, sind viele hier nicht sehr alt... Es ist einfach die schlimmste Zeit des Lebens...
__________________
Diagnose von meinem Schatz: T3, NX, M0, G2
--------------------------------------------------------------------------------------------------
Egal wie dunkel der Augenblick ist - Liebe und Hoffnung sind immer möglich!
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 
Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 20:27 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55