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  #1  
Alt 06.12.2007, 12:03
Julie C. Julie C. ist offline
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Registriert seit: 18.10.2006
Ort: Hamburg
Beiträge: 552
Standard Patienten werden USA-Kapitalgesellschaften ausgeliefert.

Hallo, zusammen !

Ich möchte bei uns im Forum weiß Gott nicht politisch werden, aber bei diesem Thema
möchte ich eine Ausnahme machen. Es geht uns alle an und ich halte es für äußerst wichtig.

Heute morgen hatte ich einen Termin bei meinem Hausarzt und ich habe ihm diese
Pressemitteilung gezeigt. Er stimmte dieser Mitteilung zu und von daher bin ich davon
überzeugt, dass es sich hier um Realität und Wahrheit handelt. Aber eigentlich war
ich auch schon vorher davon überzeugt und ich bin entsetzt.

Und ich frage mich ganz ernsthaft, was wohl als Nächstes kommt...

Die Quellenangabe findet Ihr ganz unten und wer will, kann sich den Text dann dort
downloaden.

Zitat:
20.11.2007
PRESSEMITTEILUNG

Patienten werden amerikanischen Kapitalgesellschaften
ausgeliefert – Ärzte wegrationalisiert!

Mit den letzten Änderungen im 5. Sozialgesetzbuch hat die
Bundesregierung es den Krankenkassen ermöglicht, mit
Kapitalgesellschaften Verträge zur Organisation der ambulanten
und stationären Patientenversorgung abzuschließen. So hat
bereits vor 2 Jahren die AOK Bayern mit der Ventario GmbH
einen Vertrag zur Behandlung von herzkranken Patienten
abgeschlossen. Die Leistung dieser Gesellschaft bestand im
Wesentlichen darin, den eingeschriebenen Patienten eine
Personenwaage zur Verfügung zu stellen, und deren Gewicht zu
kontrollieren. Im Falle einer Gewichtszunahme sollte das CallCenter
der Gesellschaft den Hausarzt über die Gewichtszunahme seines
Patienten informieren.

Für diese Leistung sollte nach unserer Information, die Gesellschaft
von der AOK pro Jahr für jeden eingeschriebenen Patienten € 600,00
und der Hausarzt € 60,00 erhalten. Die Hausärzte Bayerns weigerten
sich damals, an dieser Milliarden-Verschwendung zu Lasten der
Versichertengelder und zu Gunsten dieser Managementgesellschaft
mitzuwirken. Nun hat die DAK vor wenigen Tagen mit der amerikanischen
Aktiengesellschaft Healthways einen Vertrag zur Betreuung chronisch
Kranker in Bayern und Baden Württemberg abgeschlossen. Diese
Betreuung soll offensichtlich ebenfalls durch mit Krankenschwestern
besetze CallCenter geschehen.

Protegiert wird dieser Vertrag erstaunlicherweise von dem Vorstands-
vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, Dr. Axel Munte,
über dessen Nähe zu der Managementgesellschaft Ventario und der
Unternehmensberatung McKinsey in Ärztekreisen voll Sorge um die
Zukunft des niedergelassen Arztes diskutiert wird. Der Verband der
Ersatzkassen hat zeitgleich mit dem DAK Vertrag einen ersten
Versuchsballon gestartet. Er schrieb die gesamte ambulante Versorgung
seiner Versicherten der Stadt und des Landkreises Kassel
öffentlich aus.

An dieser Ausschreibung konnte sich jede Managementgesellschaft
beteiligen. Was wir hier erleben ist der Einstieg in ein amerikanisches
Gesundheitssystem, das als das unsozialste der westlichen Welt gilt.
Wer den Film SICKO von Michael Moore gesehen hat, kann sich
vorstellen was auf uns zukommt ! In einem ersten Schritt hin zu diesem
Systemwechsel soll nach unserer Meinung der Hausarzt, der Hüter unserer
Daten und unsere Vertrauensperson, zielgerichtet wegrationalisiert werden.
An seine Stelle sollen CaseManager, CareManager und ChronicalCareManager
treten. Unsere intimsten Patientendaten werden auf einer elektronischen
Patientenakte gespeichert. Diese Daten werden in zentralen Datenspeichern
gelagert. Die Lücken in diesem Datensystem wurden uns von Spezialisten
bereits aufgezeigt.

Es stellt sich die Frage, sind diese Lücken eingeplant ? Denn unsere Patienten-
daten sind für die Industrie sehr wertvoll ! Wir halten es für eine Veruntreuung
der Versichertengelder, wenn gewinnorientierte Kapital – und Aktiengesellschaften
unserem Gesundheitssystem durch Verträge mit den Krankenkassen horrende
Summen entziehen können. Diese Finanzmittel vertrauen wir Bürger und Versicherte
den Kassen an, um im Krankheitsfall die erforderliche Hilfe zu bekommen. Diese
sehen wir aber nicht darin, dass wir täglich von CallCentern angerufen und kontrolliert
werden.

Wer kontrolliert die Kassen Manager beim Abschluss dieser Verträge? Wer
kontrolliert endlich unsere Politiker? Man könnte den Eindruck gewinnen, die
Lobbyisten dieser Gesellschaften haben den Politikern beim Gesetzgebungs-
verfahren die Hand geführt.

Renate Hartwig
Quelle: Patient informiert sich

Da es sich hier um eine Pressemitteilung handelt, darf
der komplette Text ins Forum gestellt werden.
__________________
Viele Grüße
Julie

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(B. Brecht)
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  #2  
Alt 06.12.2007, 17:18
Benutzerbild von Christine R.
Christine R. Christine R. ist offline
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Beiträge: 251
Standard AW: Patienten werden USA-Kapitalgesellschaften ausgeliefert.

Michael Moore.........wahrlich kein Kenner des US Gesundheitswesens

Mag er Propaganda für Bush oder gegen Bush vorantreiben, in diesem Kreis hat er sich wohl etabliert und da möchte ich auch keinen Kommentar abgeben.
Oder vielleicht glaubt er zu wissen, wer für den 11. September verantwortlich ist. Ebenso kommentarunwürdig

Ich habe den Film gesehen. Und ich schreibe gerade meine Dissertation über internationales Gesundheitsmanagement.

Der Film ist schlicht unterstes Niveau und sachlich wie fachlich völlig falsch und einfach nur "unwahr" .
Propaganda im Sinn von M. Moore, nur leider reine Propaganda!

Ich schreibe dir gerne eine PN und beschreibe dir das wahre Gesundheitssystem der USA, das sooo schlecht nicht ist.In vielen Fällen ganz im Gegenteil !

Viele Grüsse aus Bayern

Christine[/QUOTE]
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  #3  
Alt 06.12.2007, 17:34
Dirk-Gütersloh Dirk-Gütersloh ist offline
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Beiträge: 1.189
Standard AW: Patienten werden USA-Kapitalgesellschaften ausgeliefert.

Hallo,

nun ja .. bei Moore scheiden sich sicher die Geister und das ist auch legitim. Aber der Film wurde in Julies Artikel doch nur beispielhaft erwähnt und daher ist eine Diskussion über Moore für mich eine Ablenkung vom Thema.

Das aber das amerikanische Gesundheitssystem kein System ist, das ich persönlich gerne selber erleben möchte, steht für mich ausser Frage. Zum Thema passt nachstehende Meldung aus dem Heise-Ticker, die mir gerade auf den Schreíbtisch flatterte:

Zitat:
Health Information Trust Alliance will medizinische Informationen sichern
In den USA haben neun Firmen die Health Information Trust Alliance gegründet. Die sektorenübergreifende Allianz von Versicherern, Krankenhausträgern und medizinischen Ausrüstern will Standards für die Sicherheit von medizinischen Informationen setzen. Im Gegensatz zu gesetzlichen Vorgaben, die auf die Vertraulichkeit medizinischer Daten abziehen, will Hitrust, so das Kürzel der Allianz, die Sicherheit im Sinne von Datensicherheit definieren. Ziel ist ein Standard, der weitgehend von lästigen Datenaudits entbindet, wenn man ihn befolgt.
Den kompletten Artikel findet Ihr hier: http://www.heise.de/newsticker/meldu...179/from/rss09


Lieben Gruss Dirk
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  #4  
Alt 06.12.2007, 21:08
Julie C. Julie C. ist offline
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Standard AW: Patienten werden USA-Kapitalgesellschaften ausgeliefert.

Zitat:
Zitat von Dirk-Gütersloh Beitrag anzeigen
Hallo,

nun ja .. bei Moore scheiden sich sicher die Geister und das ist auch legitim. Aber der Film wurde in Julies Artikel doch nur beispielhaft erwähnt und daher ist eine Diskussion über Moore für mich eine Ablenkung vom Thema.
Das sehe ich ganz genauso.

Vielen Dank für den Heise-Artikel, lieber Dirk - er ist sehr, sehr aufschlussreich.
__________________
Viele Grüße
Julie

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  #5  
Alt 07.12.2007, 14:19
inter inter ist offline
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Ort: Kassel
Beiträge: 157
Standard AW: Patienten werden USA-Kapitalgesellschaften ausgeliefert.

Guten Tag,

ich würde gern einmal an fachkompetente Leute die generelle Frage richten:

1.) brauchen wir überhaupt noch Hausärzte alten Strickmusters?
2.) wenn ja, wozu?

Ist es nicht vielmehr so, dass die Menschen sich überproportional im Internet informieren und de fakto schon die für sie bzw. ihr Wehwehchen richtigen Ärzte ansteuern?
Mir tut mein Knie weh, also gehe ich schnurstracks zum Orthopäden und nicht erst den doppelt kostenträchtigen Umweg zum/über den Hausarzt.
Das gleiche gilt für andere Krankheiten.
Heutzutage sind die Indikationen und Therapien, auch Diagnosemöglichkeiten derart vielfältig, dass sie ein einziger Arzt in Gänze gar nicht mehr überblicken könnte. Der Hausarzt als Nur-Noch-Verteiler wäre sicherlich eine horrende Budgetvergeudung.
Und der Hausarzt, der aus Gewinngründen alles an sich reißt und niemanden weiterüberweist, den will sicher auch keiner.
Und schon gar nicht den Hausarzt, der nur noch die Krankendaten sammelt und verwaltet oder Rezepte ausstellt..
Es ist wirklich erstaunlich, wie rückständig wir doch in vielen Bereichen sind und wie wenig fortschrittlich und zukunftsgewandt.
Wir leben mit einem Rentensystem von Bismarck aus dem Jahr 1870, die Schulstundenpläne sind von annodazumal usw.
Die Zeiten ändern sich nun mal und die Medizin mit ihren Medizinmännern halt auch. Da gilt es, neue Konzepte zu entwicklen, neuen Ideen Platz zu machen.
Es ist schade, daß wir mit den Wasserköpfen in aufgeblähten Verwaltungsstrukturen kaum Raum und Zeit schaffen für wirklich Innovatives.

Ich denke, der Hausarzt von gestern als Rezeptverschreiber und Alleswisser hat ein für alle mal ausgedient.
Dem trägt aber nichts und niemand Rechnung,
weil jeder in der Lobby seine Pfründe wahren will.

Es ist wahrscheinlich genauso wie in der Politik,
solange uns die Churchill's mit ihrem hohen, geistigen Potential fehlen,
müssen wir uns mit abnickenden Marionetten a la Merkel begnügen,
oder noch schlimmer: mit Schmidt's und von der Leyen's.

Da kann nichts Modernes herauskommen,
bei so viel [Vorsicht!Satire] Dummheit und Borniertheit.

SCHADE! SCHADE UM DEUTSCHLAND :-)

Nun zum eigentlich Thema hier,
Stichwort: Hausärzte.

Meine Prämisse war natürlich, daß wir anstatt zum Hausarzt, lieber gleich zum Facharzt gehen sollten.
Keinesfalls möchte ich "amerikanische Verhältnisse" im Gesundheitswesen mit irgendwelchen Managements und Agenturen.
Wenn man weiß, wieviele Millionen Amerikaner sich keinerlei Krankenversicherung leisten können,
daß man mit einem Infarkt erst einmal 20.000 Dollar berappen muß, um behandelt zu werden,
DAS WILL WIRKLICH NIEMAND.

Hedgefonds im deutschen Gesundheitswesen? Nein danke!


Seid lieb gegrüßt
von Inter :-)
__________________
"...was bleibt, ist die Erinnerung...denn nichts währet ewiglich..."

Geändert von inter (21.09.2008 um 04:12 Uhr)
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