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  #1  
Alt 02.02.2008, 03:16
Liskatze Liskatze ist offline
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Standard Völlige Verleugnung des Brustkrebs

Hallo in die Runde,

bei mir geht es nicht um eine eigene Erkrankung, sondern um die Erkrankung und das Verhalten einer guten Freundin, die Situation macht mich völlig hilflos und überfordert mich. Folgendes ist geschehen:

Meine Freundin hatte vor rund 10 Jahren erstmals Brustkrebs, eine Brust wurde ihr entfernt, Chemo und Bestrahlung, dann war viele Jahre lang Ruhe. Wie lange, das weiß heute niemand mehr so genau. Denn irgendwann kam die Krankheit wieder, aber meine Freundin sprach nicht darüber und zog sich immer mehr zurück.

Sie hat nur noch hochgeschlossene Kleidung getragen, viel über Schmerzen geklagt aber immer nur von "Ausschlag" und "Jucken" gesprochen, irgendwann hatten ich und eine weitere Freundin den Verdacht, sie könnte eventuell eine chronische Gürtelrose oder etwas in der Richtung haben - hat sie aber nicht. Seit einigen Wochen ist klar, daß der Brustkrebs wieder da ist.

Meine Freundin wurde in ein KH eingeliefert, sie stand kurz vor dem körperlichen Zusammenbruch. Nachdem sie endlich in ärztlicher Behandlung war, hat sie sich ein paar Tage völlig klar verhalten, mir weinend gesagt sie werde wohl sehr schnell sterben, ihr Krebs sei sehr weit fortgeschritten. Sie beschrieb ihre Brust, die Haut unter dem Arm durch und den Rücken hoch als Blumenkohl und sprach von offenen Stellen, die übel riechen. Außerdem hatte sie einige Liter Flüssigkeit zw. Lunge und Rippenfell, die wohl die körperlichen Beschwerden in dieser Form ausgelöst haben.

Nachdem ihr im KH einige Liter Flüssigkeit punktiert wurden, war sie wieder rel. "fit", sie bekommt keine Chemo, keine Bestrahlung, eine OP ist nicht geplant, sie nimmt täglich ein Antihormon. Außerdem hat sie in der gesamten Zeit über 30Kilo abgenommen.

Ich habe in diesen Wochen Unmengen an Information mir verschafft, hier im Internet und in Büchern, inzwischen ist mir klar, daß wohl immer wieder Frauen ihren Zustand so weit verbergen wie meine Freundin es getan hat und sich der Medizin verweigern. So weit muß ich das wohl akzeptieren, meine Freundin besteht darauf, sich bewußt so entschieden zu haben und ist froh, diesen Weg gewählt zu haben.

Es ist sicher müßig darüber zu diskutieren, ob sie mit früherer Behandlung heute "gesünder" wäre, oder aber die Jahre schlechter gelebt hätte oder besser oder wie auch immer - darum geht es hier nicht bzw. nicht mehr.

In den ersten Tagen des KH-Aufenthalts sprach sie viel vom Sterben und hat viele Dinge geregelt, aber jetzt redet sie nur noch von Heilung (bitte NICHT auf mich einprügeln, das stammt wirklich nicht von mir, sondern von IHR). Sie meint es sei gut, daß der Krebs jetzt offen sei und aus dem Körper raus könne, jetzt könne alles raus und dann endlich heilen... Sie vermittelt mir immer den Eindruck sehr fröhlich und total gut drauf zu sein, ich aber bin nach allem, was ich in den letzen Wochen gelesen habe, davon überzeugt, daß sie in relativ naher Zeit an den Folgen der Krankheit sterben wird.

Was will ich eigentlich von Euch, ja, ich denke wenn es die hier geben kann, dann erstens eine Klarheit - kann es wirklich sein, daß ein in solcher Form wie oben geschildert fortgeschrittener Krebs, der in und auf Brust, Haut und Rippenfell wütet geheilt werden kann, ohne nennenswerte Therapie und obgleich meine Freundin weiter abnimmt?

Und zweitens die Frage - wie gehe ich mit ihr um? Die Besuche bei ihr werden immer unerträglicher für mich, nicht die Tatsache, daß sie eventuell bald sterben könnte, sondern ihr notorisches Verdrängen der Krankheit, dieses Leugnen der vielen offen ausgebrochenen Metastasen. Es macht mich immer aggressiver, wenn ich sie dann so fröhlich von Heilung sprechen höre, wenn dieser Satz kommt wie froh sie jetzt sei, daß endlich alles "außen am Körper und innen raus sei". Ich halte das fast nicht mehr aus und möchte am liebsten aus der Haut fahren ob dieses Blödsinns, dann aber sage ich mir es ist ja schließlich ihr Recht, das so zu sehen und sich mit diesen gedanken vielleicht selber noch Hoffnung und eine halbwegs gute Zeit zu bereiten.

Mir fällt auf, daß einige andere Freunde und Bekannte sich anfangen zurück zu ziehen oder schon massiv zurückgezogen haben, eine der anderen Damen kenne ich, die ist ebenso entsetzt über die Heilungs-Äußerungen und hat klar gesagt, sie mache das nicht mehr mit.

Ich möchte meiner Freundin aber nicht den Kontakt entziehen, gleichzeitig weiß ich aber nicht, wie ich mich richtig verhalte... Mir wird immer klarer, daß sie wohl eine Anhängerin völlig obskurer "Geistheilungsfantasien" ist und sich immer tiefer darein verbeißt, das hätte ich nie für möglich gehalten. Aber wie gesagt, kann und soll ich sie in der jetzigen Situation da noch rausreißen und zum Akzeptieren der Realität zwingen, oder soll bzw. muss ich das Spiel mitmachen in ihrem Interesse?

Vielleicht ist ja irgendjemand hier in dieser großen Gemeinschaft, der so etwas ähnliches miterlebt hat, nachvollziehen kann oder sonstwie einen Rat für mich hat?

Dankbar für jede Hilfe,

Silvia
  #2  
Alt 02.02.2008, 09:10
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Tamina Tamina ist offline
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Standard AW: Völlige Verleugnung des Brustkrebs

Liebe Silvia,

wie du schreibst wird deine Freundin nicht mehr lange leben, eine Heilunng ist nicht mehr möglich.

Was würdest du damit bei deiner Freundin erreichen ihr brutal zu sagen, der Zug ist abgefahren, du liegst eigentlich im sterben ????

Vielleicht ist es ein Selbstschutz der Seele, sich vor dem was auf sie zukommt zu schützen und nicht verrückt zu werden.

Es ist eine schwere Aufgabe diese Stärke aufzubringen und zu ihr zu stehen, denn sie wird verschiedene Phasen durchmachen, dazu gehört auch die Selbstverleugnung.

Ich wünsche dir die Kraft, ihr beizustehen, denn sie wird dich brauchen auf dem letzten Stück des Weges. Sie hat sich dazu entschieden, diesen Weg zu gehen.

Du wirst dir Vorwürfe machen, wenn du ihr klar machst in welchem Zustand sie tatsächlich ist.


Hier ein paar Informationen über den Sterbeprozeß:

http://www.emmaus.de/paternoster/pat.../2_2003_21.pdf

http://www.kurpierz.net/ethiklehrer/...rbens_Text.pdf





Liebe Grüße

Brigitte

Geändert von Tamina (02.02.2008 um 09:12 Uhr)
  #3  
Alt 02.02.2008, 09:54
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
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Standard AW: Völlige Verleugnung des Brustkrebs

@ silvia

kann mich nur Taminas Meinung anschließen
Was das Verhalten von Brustkrebspatientinnen betrifft, so habe ich da in 5 Jahren einiges erlebt - inclusive meiner eigenen sehr von der "Tagesform" abhängigen Darstellung nach außen"
Eine der vielen betroffenen Frauen, die ich mehr oder weniger flüchtig während der Therapie kennenlernte, realisierte zwar w a s sie da hatte und wollte/musste sich auch im Brustzentrum behandeln lassen, aber sie wollte beispielsweise keine einzige Mitpatientin um sich herum haben Bestand auf ein Einzelzimmer und verhielt sich so, als würden andere Betroffene ihren Zustand "verschlimmern"
Ihr Ehemann war völlig ratlos und versuchte alles, um ihren persönlichen Wünschen weitestgehend nachzukommen. Wie sie ihre weitere Therapie verkraftet hat bzw. wie es ihr heute geht, kann ich nicht beurteilen, da sie ja aus unser Aller Gesichtsfeld verschwunden war..........

Dir - liebe Silvia - wollte ich eigentlich damit nur sagen, dass es oft nicht nachvollziehbar ist, wie Menschen bei einer schweren Erkrankung reagieren Die Meisten machen's so wie ich - sie sind dankbar für das Gespräch mit "Gleichgesinnten" ; sie tauschen Erfahrungen aus, auch um es sich von der Seele zu reden und sind über f a s t jeden VerhaltensRatschlag froh

Ich finde Dein Engagement lobenswert und wünsche Dir und natürlich auch Deiner Freundin den richtigen Weg

LG
__________________
Ilse
  #4  
Alt 02.02.2008, 11:11
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Vegi Vegi ist offline
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Standard AW: Völlige Verleugnung des Brustkrebs

Hallo liebe Silvia,
das was du erzählst, hört sich schwer nach GNM an, germanische neue Medizin. Da werden solche Prozesse als Konfliktlösung bezeichnet und die körperlichen Zusammenbrüche als Heilungsphase bezeichnet. Leider überlebt niemand Heilungsphasen dieser Art.
Wenn es so ist wie ich vermute, ist klar das deine Freundin nichts erzählt hat, weil jeder halbwegs vernünftige Mensch versucht hätte ihr das auszureden.
In meinem Bekanntenkreis hat es auch so einen Fall gegeben, es ist ein schreckliches Sterben und man kann nichts tun.
Ich hoffe für deine Freundin das sie für Schmerzmittel zugänglich ist.
Es ist gut das du dich um deine Freundin kümmerst, begleite sie einfach liebevoll auf ihrem Weg.

Herzliche Grüße
__________________
Gertrud

Nichtstun ist besser, als mit Tun nichts zu schaffen (Laotse)
  #5  
Alt 02.02.2008, 12:51
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Eleve Eleve ist offline
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Standard AW: Völlige Verleugnung des Brustkrebs

Hi Silvia,

Wunder gibt es. Warum nicht einfach mit dran glauben? Was hast Du davon, wenn Du auf das Wahrscheinlichste schaust? Andere Leute spielen Lotto und halten sich für völlig normal, wenn sie irgendwo insgeheim auf den Hauptgewinn hoffen

Alles Liebe,
Eleve
  #6  
Alt 02.02.2008, 13:12
Liskatze Liskatze ist offline
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Standard AW: Völlige Verleugnung des Brustkrebs

Liebe Brigitte, Ilse und Vegi,

Euch allen einen ganz, ganz herzlichen Dank für die schnellen und klaren Antworten - vor allem Dir, Brigitte, für die klare Ansage, daß meine Freundin wohl nicht mehr lange leben wird.

Bitte haltet mich jetzt nicht für durchgeknallt, aber es ist tatsächlich so, daß mein klarer Verstand und die Informationen, die ich mir beschafft habe mir das natürlich auch sagen. Auf der anderen Seite erlebe ich dann meine Freundin, die völlig aufgekratzt ist und jeden fast schon mit verbaler Gewalt zwingen will, ihren derzeitigen Zustand als Heilung anzusehen. Da gibt es Momente in denen sie mich derart überzeugt, daß ich selber glaube sie würde gesund, aber dann bremsen mich mein Verstand und mein Wissen....

Ich möchte innerlich schreien, wenn sie mir so glücklich erzählt, daß die aufgebrochenen Stellen vermeintlich heilen und nicht mehr eitern - ja, seit sie medizinisch versorgt wird ist der Eiter der Entzündungen wohl weg, aber die entscheidenden Absonderungen, die fortschreitende Nekrotisierung des Gewebes, das kann niemand mehr aufhalten.

Wie gesagt, den Weg bis zu diesem Punkt kann ich nachvollziehen, jeder Mensch hat das Recht, sich einer Behandlung zu verweigern und meine Freundin hat in den letzten Wochen oft betont, daß sie erst jetzt, also nachdem durch all die offenen Stellen die "Heilung" begonnen hätte, hat ins Krankenhaus gehen können, da sie ansonsten zu den üblichen Therapien "gezwungen" worden wäre, die sie auch keinen Fall ein zweites Mal hätte erleben wollen.

DAS habe ich soweit völlig verstanden und auch auf Anhieb nachvollziehen können, sicher, mein Weg wäre es niemals gewesen, mich hat fasziniert und fasziniert nach wie vor, was ich in den letzten Wochen alles über die Möglichkeiten und Chancen erfahren habe, die Krankheit zwar nicht zu heilen, aber so zu kontrollieren, daß eine durchaus langes Überleben möglich ist, wenn auch mit Therapiephasen.

Ganz besonders sage ich Euch DANKE dafür, daß Ihr mir den Mut macht den Kurs meiner Freundin weiter zu bestätigen und sie auf diesem Weg gehen zu lassen. Natürlich hat ein Gefühl tief drin mir immer gesagt "lass sie" und ich habe nie dagegen geredet. Aber mein Mann flippt aus, wenn ich ihm etwas erzähle, Verdrängung gibt es in seinem Denken nicht - dabei sage ich ihm immer wieder, gerade die Existenz von Verdrängung zu negieren ist wohl die größte Verdrängung überhaupt - dann wird er immer sehr, sehr nachdenklich... Aber dennoch meinte er immer, ich solle bei meiner Freundin gegenlenken - aber ich sage auch, wozu???

Ich für mich persönlich finde es schrecklich, daß sie ihre Zeit nicht bewußt und aktiv nutzt, um Dinge auszusprechen, die nie gesprochen worden sind. Da liegt so vieles mit ihren Kindern im Argen, sie ist noch so jung, gerade über 40, und verteufelt jegliche Aufklärung. Auf ihre Kinder ist sie losgegangen, hat das Internet und die Aufklärung verteufelt und angegriffen, will alle Angehörigen mit "Gewalt" zwingen die Augen zu verschließen und an das Überwinden der Krankheit zu glauben.

Aber wie Ihr alle ratet, ich werde den Kurs mitgehen und soweit es in meinen Möglichkeiten steht auch alle anderen, die ich kenne, dahingehend beeinflussen, daß alle mir ihr "Kurs halten" sollten, auch wenn es schwer fällt so hart gegen den eigenen Verstand zu sprechen.

Ja, dieses Wortgeschöpf "germanische neue Medizin", das ist es wohl. Ich habe diese Worte von ihr noch nicht gehört, aber sie ist fest davon überzeugt, daß sie durch Auflösung aller Konflikte den Krebs nach außen aus dem Körper drängen kann, die Krankheit durch die offenen Stellen "abfließt" und sie sie überwinden kann. Mein Gott, wo kommt so ein WAHNSINN nur her? Klar, jeder Mensch ist frei in seinem Glauben und seiner Überzeugung, aber wie kann solch ein "Wissen" entstehen, daß definitiv tödlich endet??? Oder kann man als aussichtlos Erkrankter in dieser Theorie vielleicht noch den nötigen Funken Hoffnung für sich finden? Ich weiß es nicht, werde den Blödsinn aber weiter decken, wenn es meiner Freunin hilft, das ist klar!

Mir wird natürlich jetzt in den letzten Wochen bewußt, wie oft wir über dieses Thema diskutiert, fast gepflegt gestritten haben, ich habe oft gedacht sie spinnt komplett, aber nie die Realität dahinter bemerkt, aber damit komme ich inzwischen zurecht weil ich verstanden habe, daß sie nach ihren Erfahrungen vor 10 Jahren nie mehr hätte therapiert werden wollen.

Heute morgen war ich schon zwei Stunden bei ihr, heute habe ich ein neues Detail erfahren, ich weiß jetzt, daß sie die erste aufgebrochene Stelle bereits im letzten Sommer hatte. Ich frage mich, wie man mit diesen Schmerzen ein halbes Jahr alleine klarkommen kann... Sie hat es exakt solange ausgehalten, bis die vielen Liter Flüssigkeit zw. Lunge und Rippenfell sie fast erstickt hatten und zum Handeln gezwungen haben...

So schrecklich das alles ist, weinen kann ich im Moment fast nicht mehr um sie, dafür akzeptiere ist zu sehr ihre Entscheidung, sie hat es so und nicht anders gewollt. Zu allem Überfluß sollte ich hier erwähnen, daß sie medizinisch ausgebildet ist und mir oft sagt, daß fast alle Mediziner so handeln würden wie sie, die wüßten schließlich alle, was sie erwartet und würden sich dem verweigern... Auch darüber hatten wir oft gestritten, so ein Blödsinn!

Ich werde mich jetzt mal um die beiden Links von Brigitte kümmern und diese nachlesen, jede Wissen um die Phasen macht es einfacher, damit umzugehen. Noch einmal, Danke, daß Ihr mir Mut macht, den Kurs meiner Freundin mitzugehen.

Silvia
  #7  
Alt 02.02.2008, 13:14
Liskatze Liskatze ist offline
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Standard AW: Völlige Verleugnung des Brustkrebs

Oh, während ich hier schrieb, kamen weitere Antworten - Danke Euch allen!

Liebe Grüße,

Silvia
  #8  
Alt 02.02.2008, 13:29
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
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Rotes Gesicht AW: Völlige Verleugnung des Brustkrebs

@ silvia

Deinen letzten langen Beitrag habe ich mit großem Interesse gelesen; unter anderem, wie Du das Verhalten Deines Mannes schilderst........
Es ist wohl schon so, dass "Nichtbetroffene" oft sehr viel rationeller denken und handeln (oder sie glauben, es zu tun.......) als Betroffene.
Und dann scheinen es wohl auch noch die "Unterschiede im Wissensstand" zu sein, die das Verhalten bestimmen Seit ich selbst BK OP, Chemo, Bestrahlungen und AHT durchführ(t)e, sehe ich - je nach "Tagesform" die Dinge differenzierter........

LG
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Ilse
  #9  
Alt 02.02.2008, 16:42
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Mary-Lou Mary-Lou ist offline
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Standard AW: Völlige Verleugnung des Brustkrebs

Silvia, als meine Mutter vor 15 Jahren starb, sie hatte Darmkrebs, der bei Entdeckung bereits in die Lymphbahnen gestreut hatte, hat sie auch bis zum Schluß daran geglaubt, dass sie wieder gesund wird. - Sie wußte sehr wohl, dass sie - da nicht mehr therapiebar - sterben muss, aber ihr Verstand weigerte sich bis zum Schluß, dies auch zu akzeptieren. - Wahrscheinlich ist es so eine Art Schutzhaltung, die der Kranke dann einnimmt. Bin kein Psychologe, aber so könnte ich mir das erklären.

Hoffe, dass Du Deine Freundin auf Ihrem Weg begleiten kannst und wünsche Euch alles Gute.

Grüße
__________________

****************
„Die hellen Tage behalte ich, die dunklen gebe ich dem Schicksal zurück“
Zsuzsa Bánk
  #10  
Alt 02.02.2008, 20:27
Novemberfrau Novemberfrau ist offline
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Standard AW: Völlige Verleugnung des Brustkrebs

Hallo, Ihr lieben,
ich bin gerade richtig entsetzt über diese "neue germanische Medizin", was ist denn das für ein Unsinn?! Habe davon noch nie etwas gehört. Es leuchtet mir auch gar nicht ein, wie der Körper sich selbst davon reinigen soll. Krebs ist doch kein Eiterpickel, den man eben mal hat und der nach dem Rauseitern erledigt ist! Ich bin erstmal fassungslos.
Ich schließe mich natürlich der Meinung der anderen an, Du solltest Deine Freundin in ihrem Glauben lassen. Sie hat sich so fest dieses Gedankengebäude aufgebaut, also belasse sie auch darin. Alles andere stresst sie nur unnötig und es geht ihr ja schon sehr schlecht.
Liebe Grüße
Marion
  #11  
Alt 05.02.2008, 12:30
Liskatze Liskatze ist offline
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Standard AW: Völlige Verleugnung des Brustkrebs

Ein liebes Hallo in die Runde,

ich möchte Euch allen noch einmal für die vielen mutmachenden Antworten danken, jetzt bin ich mir absolut sicher, mit der Unterstützung für meine Freundin auf dem richtigen Weg zu sein - ich werde sie in ihrem Glauben lassen und da schon irgendwie mit durchkommen.

Bitte nicht falsch verstehen, ich will hier nicht jammern, schließlich bin ich nicht von der Krankheit betroffen und werde vermutlich nicht bald sterben - aber es kostet jeden Tag eine große Portion Selbstbeherrschung, mir den Blödsinn anzuhören, den meine Freundin da im Moment verzapft...

Ja, Marion, genau so wie Du zurecht schreibst, daß es eben KEIN Eiterpickel ist, genau so versucht meine Freundin mir ihre Krankheit zu verkaufen. Sie verweist mit lachender Überzeugung darauf, wie schon die vielen Wunden sich jetzt entwicklen und glaubt von sich selbst, in den Augen der Ärzte ein medizinisches Wunder zu sein. Klar, daß Rötungen zurückgehen können und Wunden die fachmännisch behandelt werden erst mal besser aussehen als solche, die nicht behandelt werden, das leuchtet wohl jedem kleinen Kind ein - aber davon gehen sicherlich Eiterpickel weg, aber eben mit Sicherheit kein Krebs!

Die Äußerungen meiner Freundin erschüttern mich von Tag zu Tag mehr, es überrascht mich immer wieder, wie tief diese aberwitzige und letztlich selbstzerstörerische Überzeugung in ihr drin sitzt - so etwas hätte ich nicht für möglich gehalten. Am Wochenende habe ich zwei mit flüchtig bekannte Frauen getroffen, die sich in den letzten Wochen von meiner Freundin zurück gezogen haben - ich habe gar nicht erst versucht, diese Frauen wieder umzustimmen, es hat keinen Sinn, die packen diese irren Äußerungen einfach nicht und richten für die Psyche unserer gemeinsamen Freundin wohl weniger an, wenn sie unter fadenscheinigen Ausreden nicht mehr hingehen.

Ich habe durchaus Verständnis für diese beiden Frauen, zumal eine der beiden einen Ehemann hat, der vor vielen Jahren von genialen Ärzten vom Krebs geheilt wurde. Da fällt es dann doppelt schwer, sich diesen nach-außen-Ablaufen-lassen-Blödsinn anzuhören, der mit Sicherheit tödlich ist.

An Ilse - was meinen Mann betrifft, er hat es inzwischen geschluckt, war am Wochenende mit im Krankenhaus und hat brav die Klappe gehalten, was seine Ansichten betrifft - ich habe den armen Kerl aber auch ganz schön gebrieft... Als wir wieder draußen waren war er total entsetzt.

Das was ich jetzt sage, mag für viele hier unendlich brutal klingen - aber es ist meine und unsere Überzeugung... Meine Freundin wird wohl in den nächsten Tagen entlassen werden, aber vermutlich nie mehr in ihrem Beruf arbeiten können... Wir beide sagen nur "ZUM GLÜCK" - sie ist Heilpraktikerin, langsam aber sicher schwant mir, was sie in den letzten Jahren in ihrer Praxis gemacht haben mag und warum sie immer so hart gegen jegliche Schulmedizin geschossen hat. Ich denke es ist besser, wenn ein Mensch mit diesen medizinischen Überzeugungen seine Tätigkeit wohl nicht mehr ausüben kann.

Allerdings frage ich mich jetzt, ob das eine generelle Einstellung unter Heilpraktikern ist, oder ob meine Freundin da nur irgendwann auf ein falsches Gleis gesprungen ist - schlimm genug das alles!

Liebe Grüße in die Runde von

Silvia
  #12  
Alt 05.02.2008, 16:42
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
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Rotes Gesicht AW: Völlige Verleugnung des Brustkrebs

@ silivia

- dass Du Deinen Mann gebrieft hast finde ich gut; sicher war das bekömmlicher - für alle Beteiligten
Deine Einschätzung der "Lage" finde ich realistisch und kann mich an Deinen Befürchtungen nur beteiligen, was das Verhalten mancher HeilpraktikerInnen betrifft
Ich finde es durchaus nicht brutal, wie Du das Geschehen beurteilst !!

LG
__________________
Ilse
  #13  
Alt 06.02.2008, 01:36
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Eleve Eleve ist offline
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Standard AW: Völlige Verleugnung des Brustkrebs

Hi,

und trotzdem weiß ich nicht, was an der Überzeugung der Kranken selbstzerstörerisch sein kann...
Hat man sich als Sterbende gefälligst anders zu benehmen? Gibts da Vorschriften?

Vielleicht solltet Ihr Euch bei den Besuchen einfach über andere Dinge unterhalten. Ihr hattet doch vor Krebs und Sterben bestimmt auch anderen Gesprächsstoff.

Ich schick Dir gute Nerven

Viele Grüße,
Eleve
  #14  
Alt 06.02.2008, 11:21
ani ani ist offline
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Standard AW: Völlige Verleugnung des Brustkrebs

Hallo Liskatze und alle anderen Teilnehmer

Möchte mich auch kurz zu Wort melden, nachdem ich die Beiträge gelesen habe.
Ich denke, dass es für deine Freundin vor allem wichtig ist, das du ehrlich zu ihr bleibst. Meine Tochter (18J.) hatte auch diese Phase, wo sie trotz Aussagen der Aerzte noch an Heilung geglaubt hat, resp. das Unfassbare verdrängen musste. Sie hat alle, zu denen sie Vertrauen hatte, hin und wieder gefragt, ob wir glauben würden, dass sie geheilt würde. Ich wollte ihr die Hoffnung nicht nehmen, sagte, möglich sei alles, aber ich hätte auch grosse Zweifel, da ihr Onkologe sehr viel Erfahrung hat. So konnte sie wohl langsam aber sicher ihr Schicksal annehmen und sich damit auseinander setzen. Wichtig war vor allem, dass ich ihr nichts vormachte, und durch das dadurch erweiterte Vertrauen wuchs unsere Liebe noch mehr in den letzten Wochen, gerade weil ich nicht gescheut hatte, ehrlich zu ihr zu sein, so unglaublich hart das auch für mich war. Nichts hätte ich ihr lieber gesagt als: "Natürlich wirst du gesund mein Schatz, und wirst noch lange leben". Aber ich denke, sie hätte nicht in Ruhe ihren Uebergang vollziehen können, wenn sie kurz zuvor noch hätte feststellen müssen, dass nicht nur sie sich selbst, sondern auch noch ihre Nächsten sie belogen hätten..

Allerdings hinzufügen möchte ich noch, dass einer der Aerzte, welcher meine Tochter behandelt hat, in seinem Bekanntenkreis eine Frau kannte, die (ich glaube ebenfalls mit Brustkrebs) von den Aerzten aufgegeben werden musste und zum sterben nach Hause geschickt wurde. Sie hat nichts mehr dagegen unternommen und der Krebs ging weg, einfach so. Keiner weiss wie und warum, und das ist schon ein paar Jahre her. Das gibt es offenbar tatsächlich.

So wünsche ich dir viel Kraft, deine Freundin zu begleiten, sie in ihrer Hoffnung zu tragen, aber vielleicht auch mal zu fragen, was wenn nicht??

Ani
  #15  
Alt 06.02.2008, 22:20
Novemberfrau Novemberfrau ist offline
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Standard AW: Völlige Verleugnung des Brustkrebs

Liebe Silvia und andere Forumsfrauen,

gestern Abend habe ich mich mal bei Google zum Thema "neue germanische Medizin" informiert ... Ich wusste streckenweise nicht, ob das Entsetzen oder das Kopfschütteln die Oberhand gewinnen würden. Au weia, das war echt heftig! Ich möchte niemandem den Glauben an diesen Weg madig machen, aber der meine wäre es mit Sicherheit nicht. Aber jeder Jeck ist anders. Ich glaube, dass es, wenn deine Freundin an GNM glaubt, völlig sinnlos ist, sie aus diesem Konstrukt herauszuholen. Lass ihr diesen Glauben, so schonst du ihre und auch deine Nerven. Führt lieber noch ein paar Gespräche als Freundinnen, das ist auch für deine Erinnerung an sie, viel wertvoller.

Liebe Grüße
Marion
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