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27.05.2002, 16:12
Hallo, ich habe vor ca.6Monaten das wunderbarste Mädchen kennengelernt, wir empfinden eine tiefe Zuneigung und Liebe. Vor ca 2 Wochen hat sie mir ihren Befund mitgeteilt, der da lautet: bösartiger Tumor im Bereich der Milz, der Schock war unglaublich tief und dazu kam noch, das sie die Beziehung beendet, weil sie der Meinung ist, das was auf uns zukommen wird würde eine so kurze Beziehung nicht überstehen. Ich bin da nicht ihrer Meinung, ich denke sie will mir nur das Leid ersparen, ich will aber unbedingt diesen Weg mit ihr zusammen gehen. Hat schon jemand ähnliche Erfahrung gemacht?

27.05.2002, 17:55
Hallo Harald!
Ich bin selber Krebskrank und weis selber,wie man sich in den ersten Wochen fühlt.
Ich bin mit meinem Mann acht Jahre verheiratet und unsere Beziehung hatte nach drei Monaten meiner Erkrankung eine Auszeit.
Es lag nicht nur an ihm,sondern vieles hatte auch mit mir zu tun.
Ich habe keinen mehr an mich heran gelassen und war sogar froh,als mein Mann für eine kurze Zeit auszog.Mir war es sogar egal,obwohl wir zwei Kinder haben.
Ich kann nur sagen wie es bei mir war.Ich hatte Existensängste,ich wusste nicht,was kommt auf mich zu,schaff ich das?
Ich fühlte mich nicht mehr dazu gehörig,obwohl das Unsinn ist.Es ist wut auf alles Gesunde.Ich habe anfänglich versucht zu verdrängen überhaupt krank zu sein.
Eure Beziehung ist noch sehr frisch.Vielleicht hat sie auch Angst,Dir eine Seite von ihr zu Zeigen die noch nicht kennst.
Krank auszusehen,zerbrechlich zu sein,eben nicht mehr perfekt zusein.Einfach auch Angst zuhaben,dass Du es doch nicht aushälst.
Du musst ihr die Zeit geben,erst Mal ihre Krankheit anzunehmen.Aber vielleicht,wenn Du ihr immer wieder vorsichtig zeigst,dass Du für sie da bist und auch akzeptierst was sie möchte,vielleicht kommt sie dann wieder auf Dich zu.
Erst zwei Wochen zu wissen,das man Krebs hat ist sehr kurz,um damit fertig zu werden.
Ich wünsch Euch alles Gute und viel Kraft,
liebe Grüsse Petra

30.05.2002, 19:35
Hi Harald,
ich bin selbst auch Krebsbetroffene. Ich finde es sehr schön von Dir, dass Du den künftigen Leidensweg mit Deiner Freundin gehen willst. Aus Dir spricht die Liebe.
Deine Freundin weiss sehr wohl - obwohl die Krankheit noch ganz frisch ist - dass ein harter Weg auf sie zukommen wird. Und das würde das selbe für Dich bedeuten.
Petra hat Dir hier von ihren Erfahrungen berichtet, und genau so könnte es auch bei Deiner Freundin sein. Ich denke jedoch noch an eine andere Möglichkeit, weshalb sie Dich wegschicken wollte: Weil Eure Liebe noch so jung und frisch ist, hat sie vielleicht aus reiner Rücksichtnahme und aus Liebe Dir gegenüber so gehandelt? Will Dir diesen Weg, diese Leid und den vermutlich kommenden Kampf nicht auch noch zumuten?

Und noch ein Gedanke von mir:
Eigentlich sollte man ihre Entscheidung und ihren Willen respektieren und ernst nehmen. - Eigentlich! Denn zu diesem Zeitpunkt, als sie Dich wegschickte, meinte sie es garantiert todernst.
Da Du sie aber ganz sicher nicht fallen lassen solltest, und Du es ja auch nicht willst weil Du sie liebst, so wird es jetzt bereits schon schwieriger für Dich, denn Du brauchst nun viel Geduld, Kraft und Verständnis für sie. Respektiere ihren Willen, aber zieh Dich nicht ganz zurück. Lass sie wissen, dass Du immer noch für sie da bist. Schicke ihr Blumen. Schreibe ihr Briefe. Besuche sie. Beschäftige Dich selber mit der Krebskrankheit durch Bücher, um ihre Krankheit zu verstehen. Lies ihr etwas daraus vor. - Aber sei in allem, was Du tust, nicht all zu sehr drängend. Lasse ihr Zeit.
Nur so wird sie es schätzen lernen, dass sie Deine Hilfe, Deinen Beistand und vor allem Deine Liebe auf ihrem kommenden Weg auch wirklich braucht.
Ich verspreche Dir, sie wird glücklich darüber sein. Und sie wird es Dir tausendmal danken.

Ich wünsche Dir viel Kraft und Deiner Freundin ganz schnelle Genesung.
Ganz liebe Grüsse
von Brigitte

31.05.2002, 09:16
Hallo,
Mein Vater (72) weiß seit 3 Tagen, dass er ein Pankreas-Ca hat.Er weiß nicht, dass es schon sehr weit fortgeschritten ist (die OP wurde sofort wieder abgebrochen). Wir warten nun auf den Onkologen.

Seine erste Reaktion auf die Nachricht "bösartig" war: "das habe ich mir schon gedacht; also Chemo oder Bestrahlung".
Seitdem spricht er dieses Thema nicht an, auf Fragen wie: machst du dir Sorgen... sagt er "nein wozu denn, das ändert ja nichts, es ist halt jetzt so, das muss man akzeptieren und das Beste daraus machen. Damit ist das Thema für ihn beendet.

Generell ist er sehr introvertiert. Wir tun uns jetzt sehr schwer wie wir mit ihm umgehen sollen.Wir trauen uns fast nicht das Thema anzuschneiden (obwohl es soviel zu sagen gäbe), fühlen uns aber auch schlecht dabei nur über Banales zu reden (auf das er allerdings wenigstens eingeht). Nach außen hin wirkt er so wie immer, fast gut gelaunt.
Was meint ihr? Auch wenn man eine solche Nachricht erwartet, muss der Schock doch tief sitzten. Wie erklärt ihr euch dieses Verhalten.
Schiebt er das Problem weg, weil es im Moment nicht zu ändern ist? Will er uns schonen? Sollen wir darauf eingehen, das Thema nicht mehr anschneiden oder es doch immer wieder versuchen?

Ich wäre euch für eure Erfahrungen oder Tipps sehr dankbar.
Grüsse
Afra

31.05.2002, 14:36
Hallo Harald,
auch ich finde Du solltest Dich nicht ganz zurückziehen, sondern einen Weg finden, der aber auch dir gerecht wird, es wird sehr viel Kraft kosten und bestimmt auch so manches Missverständnis geben, gerade weil ihr euch erst so kurz kennt und gleich in so eine Ausnahmesituation geraten seit. Vieleicht ist dieses nicht so gut kennen auch ein Vorteil, denn man geht nicht schon automatisch davon aus, zu wissen was der andere denkt oder fühlt. Es geschieht nichts ohne Sinn, vielleicht ist gerade das Eure Herausforderung, wenn auch bestimmt einer der härtesten. Wenn Du aber glaubst an Ihre Seite bleiben zu können und Dich zurücknehmen zu können, ist es für Sie einer der wichtigsten Schritte in der momentanen Situation. Vor allem kommuniziert miteinander, verdrängt nichts, seid ehrlich zueinander. Ich wünsche Euch, dass ihr diesen Weg gut meistern könnt und für Euch eine Basis findet.

Liebe Afra,
auch mein Vater ist in sich gekehrt, aber nicht nur im Bezug auf seine Krankheit sondern er war immer schon so und ich glaube, dass ist auch einer der Gründe warum diese Krankheit zum Ausbruch gekommen ist. Er zerfrißt sich mit seinen Problemen innerlich und kann sich nicht mitteilen, weil er meint es löst sich alles schon von selbst. Manchmal stimmt das bestimmt auch, aber ich glaube sie haben gegenüber den Angehörigen auch die Pflicht, sich mitzuteilen, sonst kann man ihnen auch nicht zur Seite stehen. Nur diese Einsicht müssen sie wohl von alleine haben, man kann ihnen immer wieder nur einen Stups in die richtige Richtung geben, sonst zerbricht man selber daran. Leider ist die Art mit dieser Krankheit umzugehen genauso schwierig wie die Krankheit selbst, es hat was mit Lebenseinstellung zu tun. Verschliesse Du Dich nicht, teile deine Gefühle ruhig mit, zeig wie es in dir aussieht, dass auch du Ängste hast. Auch wenn Du dich informierst und dieses weitergibst, wird dein Vater merken, wie sehr du dich mit diesem Thema auseinander setzt. Mein Vater ist z. Z. zur Kur, er hat sich von Anfang an mit Händen und Füssen gewehrt und ist nur unter der Bedingung gefahren, dass meine Mutter mitfährt. Jetzt nach 2 1/2 Wochen hat er das erste Mal zugegeben, dass er sich so gut wie lange nicht fühlt. Er weiss, dass es nie wieder so sein wird wie früher und sich ein anderes Lebensziel setzen muss. Auch natürlich mit Hilfe seiner Familie und das ist wohl das Schwerste, zu merken man ist für "nichts" mehr gut, man wird auf andere angewiesen sein und man wird kurzfristiger planen müssen und nicht mehr soweit in die Zukunft. Wir können nur immer wieder signalsieren, dass wir für sie da sind, aber wir sind auch auf die Hilfe der Betroffenen angewiesen. Es ist eben ein gemeinsamer Weg der beschritten werden muss. Vieles hört sich bestimmt sehr theoretisch an, aber ich habe wirklich festgestellt, dass auch unsere Einstellung, also die der Angehörigen, einen großen Teil zum Verlauf dieser Krankheit beiträgt, wenn auch hauptsächlich zum psychischen Verlauf. Ich wünsche Euch von Herzen, dass ihr ins Gespräch kommt, wenn schon nicht untereinander, dann wenigstes mit anderen Betroffenen und dazu ist dieses Forum bestens geeignet. Ich habe einige Aussagen in diesem Forum auch ausgedruckt, meiner Mutter gezeigt und ihr überlassen, ob sie meint sie wären auch für meinen Vater interessant und manches hat er sich glaube ich doch angenommen. Leider ist die Wirklichkeit sehr hart, aber es nützt auch nichts vor ihr wegzurennen. Viel Kraft und alles Gute Michaela

31.05.2002, 16:30
Liebe Afra,
wenn Dein Vater erst seit drei Tagen von seiner Krankheit weiss, hat er diesen Schock vielleicht noch gar nicht angenommen. Vielleicht muss er sich erstmal seine eigenen Gadanken darüber machen.
Allein die Frage: Machst Du Dir Sorgen....?
Was glaubst denn Du? Sicher wird er sich welche machen. Vielleicht sagt er es nichts, um Euch nicht noch mehr zu belasten.
Ines hat mir damals unter Tränen erzählt, dass die ständigen Fragen von den Angehörigen alles noch viel schwerer werden lassen. Erst als sie nicht mehr bedrängt wurde, konnte sie über ihre Ängste reden.
Ich habe mich damals auch falsch verhalten. Wollte, dass sie redet, ja nichts reinfrisst. Teilte ihr meine Angst um sie mit. worauf sie glaubte sich SOrgen um mich machen zu müssen.
Dabei wollte ich ihr nur zeigen, dass ich bei ihr bin.
Nach unserem Gespräch redeten wir weniger über diese Krankheit. Wir unterhielten uns wieder in erster Linie um diese Dinge worüber wir uns auch vor der Krankheit unterhielten. Natürlich war Krebs und alles was damit zu tun hat ein Thema, aber nicht mehr so gezwungen. Es gab Tage da waren wir nur am heulen und traurig. Meist war sie es die als erste wieder fröhlich war. Ich hab sie dafür bewundert.
Das beste draus machen, das sagte sie auch immer.

Weisst Du Afra, wirklich mit klarkommen muss Dein Vater. Wir- die nicht direkt betroffen sind, stehen trotz allem nur daneben. Wir müssen nicht die Schmerzen aushalten und unsere evtl. Beerdigung planen. Wir machen es nur am Rande durch,ohne meiner Meinung nach, das ganze Leid was hinter dieser Sch.... Krankheit steht, wirklich aushalten zu müssen. Die Kranken müssen einen Weg finden, damit umzugehen und dabei sollten wir sie unterstützen und das was sie uns sagen, in uns aufnehmen. Sie dürfen nicht ´darin bestärkt werden, dass sie sich noch Sorgen um uns machen müssen. Sie haben genug mit sich selbst zu tun.
Gebt doch Eurem Vater einfach nur das Gefühl, wir sind für dich da. Wir halten zu Dir, du bist nicht allein. Das bedarf nicht vieler Worte und schon gar nicht ständiges Gerede über seine Krankheit. Er hat genug Lebenserfahrung. Wenn es Zeit zum Reden ist, wird er es tun. Vertrau ihm.

Afra, nimm mir meine Zeilen nicht übel. Ich kann gut nachfühlen was in Euch abgeht. Trotzdem, gebt Eurem Vater Zeit.
Alles erdenkliche Liebe
für Dich und Deine Familie

31.05.2002, 18:55
Hallo Harald,
ich selbst bin im März von der Krankheit Brustkrebs überrollt worden, da ich ja wie viele andere davon ausgegangen bin "Ich nicht". Nachdem eine Brust amputiert worden musste, ging es meiner Familie schlechter als mir. Jetzt während der Chemo-Therapie geht es mir nicht jeden Tag gut, aber die Chemo ist für mich wie eine Freundin, die mir hilft mit einem Feind fertig zu werden. Leider weiss ich nicht wie die Erkrankung deiner Freundin behandelt wird, aber ich hatte soviele Ängste im Bezug auf die Nebenwirkungen, die sich bis jetzt nicht bestätigt haben. Ich denke inzwischen nicht daran, was ich nicht machen kann, sondern nur daran, was ich machen kann!! Das tiefe Loch, in das ihr gefallen seid, hat irgendwo ein Ende!!
In einem anderen Krebs-Forum habe ich dieses Gedicht gelesen:

Heut möchte ich dein Engel sein, am Tag und in der Nacht
ich schick dir einen Sonnenstrahl, begleite dich ganz sacht
ich bin bei dir, was du auch tust, am Abend und am Morgen
ich bin bei dir, auch wenn du ruhst und blase weg die Sorgen.
Ich trockne deine Tränen sanft mit meinen weichen Flügeln
wenn du nicht kannst, dann bin ich da und übernehm die Zügel
ich leite dich, begleite dich, geh ruhig deinen Schritt!
ich schlafe nicht, ich bin dein Licht, ich gehe mit dir mit

und habe Rotz und Schnoppen geheult. Dieses Gedicht hätte mein Mann geschrieben haben können, mit dem ich nun bald 32 Jahre verheiratet bin und das macht stolz.

Ich drücke euch beiden ganz fest die Daumen, dass ihr den Feind besiegt und ganz, ganz viele Jahre für euch habt.

31.05.2002, 19:20
Hallo Li, hallo Michaela,

natürlich weiß ich, dass mein Vater sich Sorgen macht; "machst du dir Sorgen...",war auch mehr eine rhetorische Frage - zugegeben - vielleicht auch ungeschickt. Aber das ist ja der Grund, warum ich hier schreibe. Sicher kommt man irgendwann auch alleine drauf, wie man sich am Besten verhält - und sicher gibt es auch kein Patentrezept. Aber mit eurer Erfahrung hoffe ich alles aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten zu können und so leichter das Beste für meinen Vater zu finden.
Du hast sicher recht Li, dass man den Patienten nicht zu sehr mit Fagen bedrängen soll, und das möchte ich auch auf gar keinen Fall.
Aber andererseits habe ich auch Angst, dass mein Vater sich innerlich mit seinen Problemen zerfrisst - so wie du das schreibst Michaela. Und der Satz:" es ist ein gemeinsamer Weg, der beschritten werden muss" gefällt mir sehr gut.
Na ja, ich muss mir das jetzt einmal alles durch den Kopf gehen lassen.
Übers Wochenende werde ich zu meinen Eltern fahren.
Ich habe mich sehr gefreut, dass ihr so schnell geschrieben habt, denn da waren doch einige Tipps dabei die vieles erleichtern werden.

Also nochmals danke, vor allem an Michaela und Li!
Auch euch alles Gute
Afra

31.05.2002, 20:01
Hallo zusammen,
ich bin's nochmal, die Brigitte.
Als Selbstbetroffene muss ich hier Li völlig zustimmen (hallo Li! Ich bin's, die Krasse!).

Michaela, Deine Zeilen tun mir ein bisschen weh, wenn Du von einer "Pflicht" eines Krebspatienten sprichst, dass er sich Angehörigen mitteilen MUSS, damit die ihn auch verstehen können. Ah ja?
Nö, er muss überhaupt nichts. Ein Krebspatient hat schon genügend um die Ohren, das Ganze überhaupt erst mal selbst zu verarbeiten. Glaube mir, es ist die Hölle, da durch zu gehen, und die Gefühle und Stimmungen wechseln da ab zwischen Angst, Wut, Unglaube und Fassungslosigkeit. Und manchmal auch Verdrängung. Und manchmal auch plötzliches Aufgeben. Oder absoluter Kampf! Gleich ALLES!
Und wenn dann gleichzeitig auch noch die Angehörigen, Verwandte und Freunde in Dich drängen, doch bitte SO zu sein, wie SIE es gerne hätten, ... auch wenn es nur darum geht, darüber zu SPRECHEN, ... dann ist das manchmal eher noch eine zusätzliche Qual.
Ich weiss, es ist schwierig, als Angehöriger damit umzugehen, man will ja helfen, beistehen und versuchen, alles richtig zu machen. Doch alles braucht seine Zeit. Ganz besonders für den Betroffenen. Li hat recht, er muss in erster Linie alleine damit klar kommen. Er erlebt so viele Zeiten! Eine Zeit des Akzeptierens, eine Zeit der Tränen, eine Zeit des Verleugnens, eine Zeit des Lachens und des Mutes. Es ist ein langer Prozess der hin und her schwankt, mal rauf und mal runter. Und der Betroffene KANN nicht immer darüber sprechen, wie er sich fühlt, welche Aengste er hat, auch wenn es die Angehörigen doch so gerne wissen wollen. Aber manchmal spricht er auch NUR darüber, wie ängstlich er ist und was er die ganze Zeit fühlt, ... was dann aber die Angehörigen vielleicht NICHT so gerne wissen wollen!

Natürlich ist jeder kranke Mensch verschieden, und jeder reagiert anders auf seine Krankheit. Ich als Selbstbetroffene durfte ziemlich lange von allen Seiten gutgemeinte Ratschläge anhören, ... und das sonderbare daran war immer, dass jeder etwas anderes dazu sagte! Und nicht nur Ratschläge betreffend den Heilmethoden, sondern auch: "Du musst halt lernen ..." oder "Du solltest halt schon lange mal ..." oder "Warum sagst Du nichts?" oder "Mach Dir doch keine Sorgen, das wird schon wieder!" oder "Warum machst Du nur so ein Theater, es ist doch alles gut jetzt!?" oder "Hörst Du mir überhaupt zu? Warum bist Du nur so stur?" - Na, zack-peng! Und wenn ich nicht ihrer Meinung war oder nicht tat, was SIE am besten fanden, ... waren nach ein paar Wochen die Hälfte meiner Leute verschwunden! Wegen mir?
Oder weil SIE nicht damit klar kamen?

Man kann von einem Krebspatienten wirklich nicht verlangen, sich so oder so zu verhalten. Er muss da selber durch und kann nur am Rande für andere da sein. Meistens eher gar nicht, weil er zu sehr mit sich selber beschäftigt ist. Er ist gerade damit konfrontiert, sich diesem Krebs gegenüber zu stellen, ihm den Kampf anzusagen oder ihn anzunehmen. Sein Leben wird in einer Rückschau betrachtet, unzählige Fragen drängen ihn zu einer Antwort, die er kaum finden wird, und seine eigene "Endlichkeit" des Lebens wird ihm ziemlich hart vor die Nase gestellt. Vielleicht mag er die Krankheit eher akzeptieren, wenn er schon ein älterer Mensch ist und manche Jahre hinter ihm liegen? Vielleicht ist das aber auch nur eine Phase und ein paar Wochen später packt ihn sogleich der Kampf zum Weiterleben wieder?

Ich weiss also aus Erfahrung, dass ein ZUVIEL an Fürsorge, Zuwendung und ... naja, Besserwisserei überhaupt nichts hilft. Und umgekehrt, wenn sich Angehörige und Freunde GANZ abwenden, ist das genau so schlimm. Es ist beides verletzend, weil man sich als Patient nicht verstanden und nicht ernst genommen fühlt.
Versucht daher die Mitte zu finden. Mit Eurer Anwesenheit. Mit Eurer Liebe. Mit Euren Gesprächen, aber auch Eurem Lachen. Fragt nicht solche Dinge wie: "Machst Du Dir Sorgen?" Wäre ja schön, wenn der Betroffene darauf antwortet: "Ich? Mir SORGEN machen? Warum sollte ich? Ist doch alles wunderbar!" Auf diese Frage könnt Ihr nur eine merkwürdige Antwort erhalten. Nämlich ein erzwungenes "Jein!". Das JA, weil es wahr ist, und das NEIN, weil es aus RUECKSICHT Euch gegenüber geschieht!
Muss er das? Rücksicht nehmen? - ER?

Lasst dem Patienten Zeit. Viel Zeit. Versucht, auf seine Stimmungen einzugehen. Fragt lieber solche Fragen wie: "Kann ich Dir irgendwie helfen?" oder "Willst Du darüber sprechen?". Oder sagt ihm ganz einfach, dass Ihr bereit seid darüber zu sprechen, wenn ER es möchte. Versucht ihm zuzuhören, ohne wenn und aber. Und wenn er nur schweigt, dann lasst ihn schweigen und haltet seine Hand.
Manchmal hilft die blosse Anwesenheit eines geliebten Menschen mehr, als seine ewigen Fragen und guten Ratschläge. Sucht nicht immer nach Gründen für ein Verhalten, welches nicht die Regel ist.

Mir hatte mal jemand gesagt, ich lebe seit dem Krebs in einer völlig anderen "Welt", die ein Nichtbetroffener gar nicht nachvollziehen kann.
Das ist in gewisser Weise richtig. Das bedeutet aber nicht, dass man mit Krebs anfängt, gaga zu werden, hm? - Im Gegenteil. Ein Krebsbetroffener lernt BEIDE Seiten kennen. Die "gesunde" und die "kranke". Man kann auch von IHM etwas lernen. Wetten?

Liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte

31.05.2002, 22:30
Hallo Brigitte,
(Du bist ein gigantischer Mensch !)

Alle Hochachtung vor Deinen Ausführungen !
Du triffst den Nagel auf den Kopf. Ich hoffe nur, daß den Inhalt Deines Beitrags so viele Menschen wie nur möglich lesen, damit mehr Verständnis für den anderen aufkommt und die Barrieren gebrochen werden, die oftmals zusätzlich belasten !

Liebe Grüsse Ute
soroka@t-online.de

01.06.2002, 11:41
hallo!
Brigitte, Du sprichst mir aus der Seele!!
Am liebsten würde ich Deinen Beitrag mehrfach kopieren und meinen Mitmenschen unter die Nase halten.
Bei mir ist heute wieder so ein Tag,wo ich den absoluten Tiefpunkt habe. Es einfach so.
Gottsei Dank hab ich wenigstens einen Mann, der dies ohne grosse Worte versteht und einfach dann nur da ist.
Ich kann dem auch nur zustimmen: ich denke nicht,ich habe die Pflicht mich mitzuteilen.Wenn ich es möchte,tu ich es.
Es tut mir auch leid ,wenn Angehörige,hilflos und Angst haben.Ich habe da auch Verständnis für.
Aber meint ihr nicht, ihr erwartet etwas zu viel von einem Krebskranken,wenn ihr glaubt er müsse sich immer mitteilen?!
Wir haben nicht die Kraft und Nerven für Euren ausglichenen Seelenfrieden zusorgen.Den hätten wir nämlich, grad am Anfang der Krankheit,gerne selber!!
Ich kann manchmal gar nicht in Worte fassen,wo durch man geschickt wird,wenn man diese Krankheit hat.
Da sind die körperlichen Beschwerden,die auch einem Angehörigem sicher nicht verborgen bleiben.
Glaubt ihr vielleicht,jemand der zu schwach ist zu laufen oder sogar kaum noch reden kann vor Schwäche,der hat die Kraft Euch mitzuteilen??
Oder wenn die Toilettenschüssel der Aufenthaltsort Nummer eins wird,dass man dann noch gut gelaunt und voller Hoffnung in den Tag rein geht???
Wir müssen erst mal selber mit unseren Ängsten und unserem Kummer klar kommen.Wie sollen wir dann bitte unseren Angehörigen Trost spenden??
Und selbst wenn es mit den körperlichen Beschwerden und der seelischen Belastung auszuhalten ist,müssen wir immer noch sehr viel Kraft und Energie aufbringen damit zuleben.
Wir sind ja nicht nur Krebskrank.Wir sind auch zum Teil Mütter und Väter mit Krebserkrankungen.
Glaubt ihr vielleicht die Kinder erziehen und versorgen sich von selber?
Der Satz" das schaffst Du schon" oder "du musst stark sein" bringt mich manchmal in Rage.
Meine Leute die so etwas zu mir sagen,bringen meine Tochter nicht in den Kindergarten,versorgen meinen Haushalt,schauen Hausaufgaben nach und gehen für meinen Mann das Geld verdienen, damit er sich um mich kümmern kann.
Und sie gehen auch nicht nebenbei dreimal die Woche zur Bestrahlung und bekommen Chemo.Sie müssen auch nicht das Auf und Ab der Krankheit durchleben.
Warum müssen wir denn immer stark sein? Haben wir nicht das Recht uns hängen zulassen und uns eine Pause einzufordern?
Woher wollt ihr denn wissen,ob wir das schaffen oder nicht?!Könnt ihr hellsehen??
Der Satz" ich weis wie Du Dich fühlst" ist sehr interesant.So?! wissen das Angehörige denn?
Ein eifaches nur da sein ohne grosse Volksreden hilft oft mehr wie alles andere.
Nicht nur Tatkräftige Hilfe anbietem,sondern sie auch geben.
Glaubt mir ein Krebskranker der sich von einem Angehörigem aufgefangen und tatkräftig unterstützt fühlt, wird sich mit Sicherheit irgentwann öffnen und euch in dieser"eigenen Welt" teilhaben lassen.

Liebe Grüsse Petra

02.06.2002, 21:20
Liebe Petra, bei Dir hört sich alles nach einer gehörigen Portion Wut an, auf die von uns, die keine Ahnung haben. Aber ich denke Afra wollte nicht sagen, ich mach das so und warum kommt da nichts, sondern sie stellt nur die Frage, wie kann ich ihm helfen. Es ist tatsächlich so, dass wir auch als nächste Angehörige, dieses Leid, diese Ängste und diese Belastung nur erahnen können. Aber wir wollen ja wirklich nur unser Möglichstes geben. Nicht nur aus dem puren Egoismus, diesen Menschen, an dem wir mit all unserer Liebe hängen zu behalten, sondern auch um wirklich zu helfen ihn aufzufangen.
Ich habe schon beide Omas an dieser Krankheit verloren und nun kämpft mein Dad seit 1 1/2 Jahren dagegen. Er ist ein wunderbarer Mensch und ich habe ihn sehr lieb und deshalb bin ich für ihn da. Ich habe in dieser Zeit gelernt, mich seinem Umgang mit der Krankheit anzupassen, d.h. wir sprechen drüber, wenn er es will. In Phasen in denen es ihm gutgeht, genießen wir dies, manchmal (liebe Afra) auch mit ganz banalen Gesprächen. Denn die braucht er auch, um (so seine Meinung) zu wissen, daß er noch dazugehört. Ansonsten helfe ich, wo (er) Hilfe benötigt.
Liebe Afra, ich denke es ist wirklich sehr unterschiedlich. Ich kann dir nur sagen, daß drei Tage ein sehr kurzer Zeitraum sind, um diesen Gedanken zu verinnerlichen. Gib deinem Paps die Zeit, die er braucht und warte ab, wie er damit umgehen wird. Nimm dir auch selber die Zeit und sprich mit lieben Freunden oder anderen Angehörigen darüber, wenn du eine Schulter brauchst. Sprich ruhig über die ganz normalen Alltagsdinge mit ihm. Ich glaube, jeder Betroffene geht durch eine gefühlsmäßige Hölle und egal wie sehr wir diesen Menschen lieben, wir können ihm nichts davon abnehmen. Wir können nur da sein und helfen und halten. Und du wirst dich auch mit dem Gedanken anfreunden müssen, dass er vielleicht auf eine Art und Weise mit seiner Krankheit umgeht, die dir unverständlich erscheint. Lass ihn dann seinen Weg gehen und unterstütze ihn dabei. Viel Kraft wünscht Euch allen Lilly.

03.06.2002, 00:07
Hallo zusammen, hallo Lilly
ich möchte da noch mal etwas ergänzen.
Es ist nämlich ganz interessant, sich hier mit Angehörigen zu unterhalten.

Wir Krebsbetroffene wissen alle untereinander ganz genau, was der andere meint. Auch ich spüre Petras Wut aus ihren Zeilen, aber die selbe Wut habe ich auch. Damit möchte ich nur aufzeigen, wie SCHWIERIG es auch für uns Patienten ist, darüber zu sprechen. Und zwar SO, dass Angehörige es auch verstehen können. Petra zum Beispiel und ich leben jetzt schon eine Weile mit dem Krebs, um ENDLICH ein paar Worte darüber zu finden und sie auch auszusprechen. Weil das so verdammt schwierig ist und sehr tief geht. Stellt Euch das mal vor. Wie LANGE es dauern kann, bis man Worte findet! - Manchmal findet man sie sogar auch schon sehr früh, ... doch dann will trotzdem gar keiner richtig zuhören! Oh, das ist ziemlich verletzend.
Zudem haben wir bereits schon unsere Erfahrungen gemacht aus der Anfangszeit nach der Krebsdiagnose, und wissen ganz genau wie es ist, wenn man in dieser Schock-Situation so bedrängt wird. Und das Bedrängen und das Nicht-Verstehen-Wollen/Können scheint offenbar manchmal nie aufzuhören. Manche Angehörige schaffen das nie. Tja, deshalb diese Wut!

Gerade DIESES Beispiel ist doch ein Teil, den wir so dringend brauchen! Petras Worte zeigen Wut, also fühlt IHR Euch angegriffen! Tut das bitte nicht. Sondern lest ihre Zeilen mit Eurem Herzen! Damit Ihr VERSTEHEN könnt!
Wir klagen doch niemanden an! Wir fühlen nur. Wir leiden nur. Wir suchen Verständnis. Wir wollen Euch bei uns haben, wollen, dass Ihr uns begleitet. Begleitet, aber nicht belehrt. Hört uns zu, denn wir sagen Euch ganz wichtige Dinge. Wir sind Euch irgendwie einen Schritt voraus, (keinen überheblichen Schritt, sondern einen Leidens-Schritt) weil wir BEIDE Seiten kennen. Ihr KOENNT es nicht wirklich nachvollziehen, aber ich könnt uns doch zuhören, hm?
Und Ihr WOLLT diese Dinge doch wissen, oder?

Gut. Ich bringe Euch jetzt ein Beispiel, welches sich fast wie ein Thriller anhört. Ich habe dieses Beispiel schon auf meiner privaten Homepage aufgeführt, und andere Krebsbetroffene fanden es exakt zutreffend. Es ist die Beschreibung dessen, wie es ist, KREBS ZU HABEN! - Ein Psychiater hat es mal so beschrieben. Keine Ahnung, woher ER diese Erkenntnis hatte, jedenfalls ist dieses Beispiel geradezu perfekt.
Denkt Euch mal rein! In die folgende Situation:

"Krebs zu haben ist ...
... wie wenn Du Dich in einem stockfinsteren Raum befindet. Es gibt keine Fenster und auch keine Türen. Nichts. Nur absolute Dunkelheit. Du kannst nichts sehen. Nur Schwärze. Und gleichzeitig weisst Du, dass sich in diesem Raum ein MÖRDER befindet! Aber Du ahnst nicht WO! Kauert er irgendwo in einer Ecke? Schläft er bloss? Oder steht er direkt vor Dir, oder hinter Dir, um jeden Moment gleich zuschlagen zu können?
Du weisst es nicht. Du wirst es nie wissen. Du wirst für den Rest Deines Lebens mit diesem Mörder in diesem Raum zusammen bleiben müssen. Es gibt keinen Ausweg. Nie. Was bleibt, ist nur die Hoffnung."

Tja. Jetzt stellt Euch vor, was Ihr in diesem stockfinsteren Raum anstellen wollt. Hm?
Keine Chance! Da nützt es auch nichts, wenn ihr von "Aussen" ein Stimmchen hört, welches Euch zuruft: "Stell Dich doch nicht so an!" oder "Machst Du Dir Sorgen?" oder "Du schaffst das schon!"
Richtig, das einzige, was Ihr in diesem Raum tun könnt, ist: Die Situation akzeptieren und hoffen. - Aber bevor es überhaupt erst so weit ist, werdet Ihr erst mal vor Angst durch die Hölle gehen ...!

Nehmt's mir nicht übel, meine Beispiele und Ausführungen sind oftmals ein bisschen krass. Aber manchmal hilft's!

Ich grüsse Euch alle ganz herzlich.
Die "krasse" Brigitte

03.06.2002, 08:12
Hallo Brigitte,
wenn ich irgendjemanden auf dem Schlips getreten habe, möchte ich mich an dieser Stelle entschuldigen. Ich wollte nicht provozieren. Mein Problem ist nur, dass ich sehe wie meine Mutter auch sehr unter der Situation leidet und auch mit vielen Situationen überfordert ist und dadurch auch krank wird. Was ich damit sagen wollte ist auch mehr, dass man 30 Jahre oder mehr verheiratet ist und man in so einer sch... Situation auch seinen Ängste und Wünsche "engsten" Angehörigen aufzeigt. Natürlich braucht es Zeit und den richtigen Moment. Nur bei meinem Vater ist es auch so, er hat die Diagnose bekommen nicht heilbar (vor ca. 4 Monaten)und ihm geht es eigentlich recht gut und nur er kann sagen wie es ihm geht. Das Wort Pflicht war eher in der Form gemeint, das wenn er einen Weg findet sich meiner Mutter mitzuteilen, dann wäre es schön, denn es sind noch soviele Fragen offen, die man klären sollte.
Du scheinst eine sehr starke Frau zu sein und deine Art mit dieser "Hölle" umzugehen gefunden zu haben, dass ist ein ganze tolle Sache für die ich dich sehr bewundere. Diese ganze Krankheit macht mich total ratlos, ich bin bei weitem nicht so gefühlskalt wie es vielleicht geklungen hat. Nur man kann einfach nicht helfen, wenn der andere sich nicht öffnet und an dieser Krankheit hängt soviel dran. Für den einen ist es eine Möglichkeit sein Leben zu ändern und für den anderen sein "Todesurteil".
Es schreiben in diesem Forum sehr viele Angehörige, eben weil sie wohl sehr ratlos sind. Mein Ausdruck "Pflicht" war wohl sehr unbedacht, aber es war wohl eher ein Vorwurf an diese Krankheit als an meinem Vater. Aber ich würde meinen Eltern von Herzen wünschen, dass sie diese Zeit noch so erleben und auch in dieser schwierigen Phase was voneinander wussten und nach 30 Jahren nicht aufeinmal an dem Punkt stehen, wir haben voneinander garnichts gewusst. Und man als Angehörige auch das Gefühl hat, er hat mich gebraucht, aber ich habe versagt. Ich merke ja selber, dass man sich einerseits viel näher ist, aber durch den Krebs auch Seiten an am Partner und auch an sich selbst entdeckt, die einem sehr fremd sind und auch nie gedacht hätte, dass man so reagiert.
Liebe Brigitte Deine Beiträge haben mir ein Stück von Deiner Welt als Betroffen geöffnet und das ist alles was ich mir für unsere Familie wünsche, dass sie sich untereinander mitteilen können. Man muss natürlich auch damit rechnen, dass es nicht nur Äusserungen sein werden, die einem nicht verletzten, aber man kann reagieren und durch meine eigentlich nicht gewollte "Provokation", hast Du uns an deinem Frust teilhaben lassen, auch das hat bestimmt einige Leute ein ganzes Stück weitergebracht.
Alles Gute für deine Zukunft
Die -unbedachte- Michaela

03.06.2002, 08:53
Morgen Michaela,
danke für Deine Zeilen. Ich verstehe Dich und nehme Deine Entschuldigung an. (Kein Problem!)
Ich weiss, dass Du nicht "gefühlskalt" bist, um Himmels Willen. Du stehst vor einer Situation, die Du unbedingt lösen möchtest.
Aber merkst Du, dass DU diejenige bist, welche das Problem "sich nach 30 Jahren endlich öffnen" lösen will? Du willst es auch für Deine Mutter tun, ich weiss. Du siehst da zu, wie auch Deine Mutter leidet, und Du glaubst zu wissen, dass das jetzt endlich aufhören muss. Als wenn es die letzte Chance wäre. - Aber ist es das wirklich?
Liebe Michaela, Du klammerst Dich jetzt sehr daran. Aber lass doch wieder los. Nicht DU kannst dieses 30-jährige "Verschliessen" der beiden lösen. Vielleicht hast ja auch DU darunter gelitten. Aber was 30 Jahre lang nicht war, kannst Du nicht plötzlich umkehren. Du wirst nur weiter in Deinen Vater "drängen", irgendwie und immer voller Hoffnung. Das geht nicht so.

Du bist nicht verantwortlich dafür. Versuche zu akzeptieren. Führe gute Gespräche mit Deiner Mutter, damit SIE nicht auch noch krank wird. Und sei für Deinen Vater da mit Deiner Anwesenheit und Liebe. Suche auf keinen Fall nach Gründen, WARUM jetzt dieser Krebs da ist. Du glaubst nämlich, dass dieses "sich nicht öffnen" zum Krebs geführt hat, nicht wahr? Lass auch da los. Das weisst Du nämlich nicht wirklich. Aber wenn Du daran glaubst, wirst Du dies Deinem Vater so "unterschwellig" immer mitteilen. Er MERKT das, glaube mir! Und Du wirst ihm damit sozusagen immer wieder Schuldgefühle geben. Die kann er jetzt nicht gebrauchen. Auf keinen Fall.

Michaela, Du hast nicht versagt. Setz Dich nicht so unter Druck. Du wirst schon den richtigen Weg finden. Stell Dir die Frage: Was ist das Schlimmste, was passieren kann, wenn es NICHT so kommt, wie ICH es gerne möchte?

Ganz liebe Morgengrüsse
von der "krassen" Brigitte

03.06.2002, 11:57
Hi an alle!

Vorerst: als ich hier geschrieben habe, hatte ich auf 1-2 Antworten gehofft. Dass jetzt hier eine so rege Diskussion entstanden ist, zeigt wohl wie schwierig dieses Thema ist, und wie wichtig es sowohl den Betroffenen als auch den Angehörigen ist.

Als Angehöriger ist man halt am Anfang auch sehr geschockt, man ist richtiggehend blockiert in seinen Gedanken, möchte nur möglichst schnell und richtig helfen, und merkt dabei wie hilflos man eigentlich ist. Vor allem auch, weil man plötztlich merkt, dass man vielleicht nur noch eine kurze Zeit zur Verfügung hat.(Inzwischen habe ich das Gefühl, man möchte am liebsten unbewußt eine Anleitung von dem Patienten selbst,wie man ihm helfen soll (- nicht ärgern Petra und Brigitte!)

Eure Beiträge haben mir jedenfalls sehr geholfen.Vor allem auch so "wütende" wie Petras oder so "krasse" wie von Brigitte! An Hand dieser Emotionen sieht man erst wieviel man unbewußt falsch machen kann. Ich für mich finde es zwar traurig, dass man überhaupt so deutlich darauf hingewiesen werden muss, und nicht automatisch erfühlt, was der Betroffene von einem braucht.

Aber wie auch immer. Habe meinen Dad am Wochenende im Krankenhaus besucht- mit all euren Tipps im Hinterkopf.
Ich habe ihn dann nach einiger Zeit gefragt ob er über seine Krankheit sprechen möchte, oder ob er etwas brauchten würde. Er verneinte und sagte er wolle jetzt mal abwarten wie er die kommende Therapie vertragen würde, und dass es ihm jetzt sowieso gut ginge.
Also sagte ich ihm noch, dass ich mich immer freuen werde, falls er jemanden zum Sprechen braucht, ich ihn ansonsten aber nicht bedrängen werde. Es folgte eine herzliche Umarmung, und im Anschluss sprachen wir eigentlich nur noch über meine Kinder (die ja Gott sei Dank immer für Gesprächsstoff gut sind).

Nachdem fast alle von euch geschrieben haben "...gib ihm Zeit" wird das wohl sehr wichtig sein, und ich versuche das jetzt auch zu beherzigen. Obwohl es nicht leicht ist wenn man weiß, dass über meinem Vater ein Damoklesschwert hängt.
Aber (liebe Lilly) auch ich werde mich seinem Umgang mit der Krankheit anpassen. Und ich habe diesmal mit ihm auch gerne über die Alltagsgeschichten gesprochen (und wir waren beide fröhlich dabei), weil ich durch euch verstanden habe, dass ich dabei kein schlechtes Gewissen haben muss.

Also nochmals vielen Dank für eure Unterstützung, und alles alles Gute für euch Betroffene und für eure Angehörigen!!!
Liebe Grüsse
Afra

03.06.2002, 12:58
Hi Afra!
Jetzt hast Du eine ganz dicke Umarmung auch von MIR verdient! Boh-eh!

Ich würde Euch ja gerne eine "Anleitung" dazu geben, wie man sich verhalten soll. Aber das gibt es nicht. Eine praktische "Gebrauchsanweisung", hm? Das geht vielleicht für den neu gekauften Fernseher, ... aber nicht für einen Menschen. Tja, so ist's leider mal.

Wisst Ihr, meist sind es einfach nur diese verflixten "Erwartungshaltungen" der Angehörigen, die uns so wütend machen. Und wenn man dann so nach zwei Jahren in etwa "geheilt" ist, dann hört man die leider IMMER noch! Unsere Wut kommt deshalb immer wieder hervor.

Den "Zeitdruck" habt auch Ihr, das ist ganz klar. Ihr wollt noch schnell dies und jenes klären und lösen. Eigene Schuldgefühle kommen da vielleicht hoch und Ihr überdenkt genau so die Vergangenheit wie der Krebskranke selber. Am liebsten wollt Ihr das Zeitrad zurück drehen, und alles ungeschehen machen. Ihr seid genau so in einer Panik drin. Wenn Ihr nicht flüchten könnt, dann müsst Ihr Euch gezwungenermassen damit auseinander setzen. Und das ist schwierig.

Genau so geht es uns auch. Nur noch schlimmer, weil wir in diesem Körper mit dem Krebs drin stecken! - In diesem stockfinsteren Raum mit dem Mörder zusammen!
Es gibt da keine "Regeln" mehr für uns. Kein alltäglicher Alltag mehr. Alles ist völlig durcheinander geworfen worden. Wir müssen lernen, es zu akzeptieren und damit zu leben. (Das wissen wir selber, das braucht uns keiner zu sagen.) Manche von uns brauchen vielleicht nur ein paar Wochen dazu, andere vielleicht Monate oder sogar Jahre!
Wir erschrecken manchmal selber über unsere diversen Stimmungen. Wir können nichts dagegen tun. Sie sind einfach da. Heute. Morgen. Jahrelang.
Aber allen geht es gleich.
Auch Euch würde es genau gleich ergehen.

Noch schnell ein Tip, welcher Euch vielleicht zu guten Gesprächen mit einem Patienten führen (aus meiner eigenen Erfahrungs-Tüte!):
Wenn der Patient nicht darüber sprechen will, was er fühlt und denkt, welche Aengste er hat, ...
dann lasst es so. Macht es umgekehrt! Erzählt IHR ihm, was ihr fühlt, was ihr denkt, welche Aengste ihr aussteht. (Wenn man das nicht kann, geht es auch mit Briefen!)
Damit fordert Ihr den Patienten dazu heraus, etwas dazu zu sagen. Vielleicht öffnet er sich dann plötzlich und erzählt auch von sich?
Aber erwartet nicht zu viel. Vielleicht wird ER Euch nur beruhigen wollen, und damit ist das Thema dann für ihn erledigt.
Aber es ist doch immerhin einen Versuch wert, hm?
Immerhin weiss ER dann, wie es in Euch so ausschaut! Es wird ihm zum Denken anregen. Wenn er zum Beispiel nie gelernt hat, sich zu öffnen, braucht er EUCH vielleicht erst mal als Vorbild?

Nochmals ganz liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte

03.06.2002, 13:25
hallo,

eure beträge waren für mich persönlich die "besten" seit langem.
meistens tauscht man sich mit angehörigen aus und ich glaube, man schmort da doch in seinem eigenen saft.
meistens liest man, " aber ich will nicht, dass mein vater / bruder etc. leidet und sterben muss".
mein vater hat auch krebs und ihr habt mir echt einen spiegel vorgehalten!
wie oft habe ich gedacht:
ICH will aber, dass mein vater redet.
ICH will aber, dass mein vater die oder die therapie macht.
immer nur ich, ich, ich.
es ist ja nicht böse gemeint, ganz im gegenteil, aber am bedürfnis vorbei.
mein vater hat zu mir mal gesagt:
was willst du eigentlich? ich bin doch der gearschte und nicht du".

ich fand eure gedanken nicht krass, nicht voll wut, sondern ihr habt einfach nur recht und mir die augen geöffnet.
versuche das zu beherzigen.

liebe grüsse, dagmar

03.06.2002, 13:53
Hallo Afra,

freu mich sehr für Dich, dass Dein Besuch bei Deinem Pa auch fröhlich war. ich denke so wie Du Dich ihm gegenüber verhalten und geäusserst hast, hast Du ihm eine Menge gegeben und bestimmt war er erleichtert, dass er nicht bedrängt wurde.
Ich denke früher oder später wird er vielleicht über seine Ängste reden. Werdet nicht ungeduldig (mit ihm), wenn es EUCH zu lange dauert. Nach wie vor ist er es, der betroffen ist und alles in seinem Kopf verarbeiten muss.
Und natürlich musst Du kein schlechtes Gewissen haben, wenn ihr fröhlich seid. Ich glaube, dass Du ihm genau damit hilfst. So ist er für diesen Moment abgelenkt und lachen ist gesund- sagt man doch und ich glaube das auch. Jeder Moment, der Deinem Pa dieser Krankheit vergessen lässt, ist so viel wert.....
Es ist wie Brigitte schreibt: Wir "Angehörigen" können eine ganze Menge von den " Betroffenen" lernen und das müssen wir auch, weil wir sonst keine Hilfe sind, sondern eher eine zusätzliche Last.

Fühl Dich auch von mir umarmt,
und Du Dich auch "krasse" Brigitte
Liebe herzliche Grüße
Li

03.06.2002, 13:54
Hi Dagmar,
ein herzliches Küsschen auch an Dich!

Ich klicke mich jetzt hier raus. Schaue später wieder vorbei.
Bis dann!

Die "krasse" Brigitte

03.06.2002, 14:06
Hallo Brigitte,
einmal eine direkte Frage an Dich: Bist Du DIE Brigitte aus der Rubrik Brustkrebs? Die, die sich nicht unbedingt auf die Schulmedizin ein/verlassen wollte?????

Gruß Li

03.06.2002, 15:48
Hallöchen,
bin wieder da. Habe gerade ein Brathähnchen mit Kartoffelsalat verdrückt. Ist vielleicht nicht so GESUND ... aber lecker! Ha!

Hallo Li, stimmt, Du hast richtig getippt. Ich bin die krasse Rebellin. - Ute hat hier mal geschrieben, ich sei ein "gigantischer" Mensch. Ist wirklich ein schönes Kompliment, aber ein bisschen übertrieben. Hui! Ich bleibe daher lieber beim "krass"!
Es gibt noch eine zweite Brigitte in der Rubrik Brustkrebs, das ist auch noch ein Grund, weshalb ich manchmal mit "krasse" Brigitte unterschreibe.

Möchtest Du etwas spezielles über mich wissen?

Liebe Grüsse
von Brigitte

03.06.2002, 16:11
Hallo "krasse " Brigitte,

leider ist mein Chef jetzt da und so kann ich mich hier im Moment nicht so austoben....
Habe zu Hause leider noch kein Internet und so schau ich immer mal wieder rein, wenn ich Zeit hab.
Nein, spezielles möchte ich derzeit nicht wissen.(obwohl ich zugeben muss, dass ich neugierig auf Dich bin) Ich habe Deine Zeilen damals gelesen und habe Dich dafür sehr bewundert.Habe mich darin in gewisser Form wiedererkannt. Ich GLAUBE, ich würde ebenso handeln. GOTT SEI DANK bin ich aber nicht betroffen. Von daher hab ich natürlich gut reden.....
Ausserdem mag ich Deine direkte Art, eben das Krasse. Gleichzeitig argumentierst Du sachlich und fair, versuchst also nicht verletzend zu werden.
Kann Dir sonst nicht sagen warum, ihrgendwie bist Du mir mit Deiner Art wie und was Du schreibst vertraut. Mag sich doof anhören, ist aber so.

......Brathänchen mit Salat hört sich gut an.......Meine Familie hat sich Eierkuchen mit Bananen gewünscht....

Muss mich erstmal ausklinken.

Liebe Grüße
Li

04.06.2002, 08:43
Hallo!
Also, ich wollte mit mit meinem Beitrag keinen verletzten.Ehrlich nicht.
Aber manchmal überkommt mich eine derartige Wut.
Sie ist halt einfach da.
Gestern wurde.z.B.das dritte mal eine Haushaltshilfe abgelehnt.
Das sind so Momente,da frag ich mich,ob ich im falschen Film bin.
Mir geht es so,dass viele Verwandte und Bekannte immer einen"guten" Ratschlag parat haben, aber wenn ich sie schon um Hlife bitte,weil nichts mehr geht, haben diese Leute plötzlich keine Zeit oder haben Wechseljahrbeschwerden.
Ja ihr glaubt doch wohl nicht,dass ich da noch mal nach Hilfe frage oder ihnen meine Probleme und Ängste mitteile?!
Verletzend und wütend macht mich das diese Leute mir ihr Hilfe von sich aus versprochen haben,aber wenn es darauf ankommt,plötzlich keine Zeit haben.
Meine Schwiegermutter wollte 7,50 Euro die Stunde haben,wenn sie alle 14 Tage bei mir putzt.
Was blieb mir anderes übrig? Mir ging es schlecht, mein Mann musste arbeiten und bei zwei kleinen Kindern fällt eine Menge Arbeit an.
Es haben sich natürlich alle darüber aufgeregt,aber keiner wollte für sie einspringen.
Natürlich wundert sich jeder,weshalb ich mich zurück gezogen habe.Liegt natürlich ganz allein an mir, so wie gesagt bekomme.
Gottsei Dank sind bei mir nicht alle so.
Liebe Grüsse
Petra

04.06.2002, 09:57
Hallo zusammen,
hallo Petra,
Du beschreibst gerade so schön einen so typisch "frustigen" Alltag eines Krebspatienten!

Mir sagt man auch ziemlich oft, es läge an mir selbst, wenn ich mich mal wieder zurück ziehe. Dabei gibt es meist für dieses "Zurückziehen" einen guten Grund dazu.
Ich will dann einfach lieber alleine sein, um diesem ganzen Frust, den Erwartungshaltungen und dem Stress zu entkommen. Ruhe, Ruhe, Ruhe! Und kaum gehe ich dann wieder raus, unter die Leute, fängt der ganze Druck einer Erwartungshaltung der Leute schon wieder von vorne an.
Manchmal schweige ich da lieber. Sage erst gar nichts. Manchmal hilft's. Aber nicht immer. Denn zwischendurch höre ich ja wieder diese ewigen gutgemeinten Zusprüche: "Nimm's doch nicht so schwer!" oder "Was willst Du denn, Dir geht's doch gut!" Und manchmal glauben die Leute, wenn ich schweige und "ruhig" auf sie wirke, dass sie mich dann mit allen möglichen Fragen bombardieren können, ... wie denn die letzte Untersuchung war, wie es denn jetzt weiter geht, ... und kaum antworte ich, die Untersuchung war GUT, die nächste folgt in drei Monaten, ... dann ist das Thema für sie bereits erledigt, wobei ich dann aber null Chancen noch dazu habe, ihnen irgendwie zusätzlich zu erklären, ... wie ich mich dabei FUEHLE! - Genau DA klemmen sie ab und es folgen dann nur tröstende Beschwichtigungen wie "Also die Untersuchung war doch GUT! Freu Dich doch!"

Klar, sie haben da ja recht. Aber dass man sich als Patient eben noch IMMER in diesem stockfinteren Raum mit dem Mörder zusammen befindet (man hat ja vielleicht noch IMMER irgendwo Zweifel, ob die Untersuchung auch WIRKLICH in Ordnung war!), genau DAS können sie kaum nachvollziehen.

Man bedenke: Da war mal ein Krebs im Körper! Der hat sich einfach so da rein genistet. Ohne Vorwarnung! Ohne Schmerzen. Er kann jederzeit wieder da sein. Genau so ohne Vorwarnung. Ohne Schmerzen. Ueber Jahre hinweg! Hinterlistig. Fies. Echt fies!
Soll man ihm trauen? Kann man ihm trauen? Wohl eher nicht. Lieber aufmerksam sein. Vorsichtig. Auf den Körper achten. In ihn hinein horchen. Jedes Zwicken und Ziepen ist verdächtig. Hm-hm! Und schaut der Arzt auch richtig hin? Hat er vielleicht was übersehen? Warum kann er mir dieses Ziepen da nicht erklären? Ist vielleicht doch wieder Krebs, aber der Arzt erkennt es bloss nicht? Mist! Soll ich nochmal hin? Einen anderen Arzt aufsuchen? - Oder nein, ich lass es sein! Wahrscheinlich bilde ich mir da bloss wieder was ein! Ist doch nur ein Ziepen! Sagen meine Angehörigen schliesslich auch: "Jetzt stell Dich doch nicht so an! Es ist doch alles gut!"
Am nächsten Tag: Bombastische Stimmung bei mir! Klar, die Nachuntersuchung war ja gut!
Am übernächsten Tag: Oder doch nicht? Jetzt hat es da schon wieder geziept!

Krebs ist nicht nur eine Krankheit, die man sehen kann und aus dem Körper heraus operieren kann. Sie ist MEHR. Es ist eigentlich erwiesen, dass der Krebspatient dazu noch eine zusätzliche psychische Belastung verkraften muss. Und zwar endlos. Lebenslang.
Die Frage ist dann nur, wie wir damit umgehen.
Aber für die Gesellschaft ist man GESUND, ... wenn der ganze Krebs mal weg operiert und behandelt wurde. Den Rest, die psychische Belastung, wird jedoch kaum mehr beachtet. Obwohl da doch mal was von der Wissenschaft erwiesen wurde ...!

Sind meine heutigen Gedanken. An Euch, Ihr lieben Angehörigen.
Bis dann!
Liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte

04.06.2002, 11:30
Hallo Brigitte,
dass ich von dir eine dicke Umarmung verdient habe, fasse ich als großes Kompliment auf. (umarme dich zurück!)

Was du da über etwaige Schuldgefühle der Angehörigen geschrieben hast, stimmt sicher - will man nur nicht gerne wahrhaben.
Man merkt in dem Augenblick der Diagnose, dass die Beziehung zu dem Betroffenen vorher doch irgendwie zu oberflächlich war. Vielleicht gerade bei Verwandten deren Liebe oder Zuneigung man sich sicher ist. Es ist einfach selbstverständlich, dass sie da sind. Und man liebt sie ja auch - da muss man sich ja nicht groß um sie bemühen.Oder?
Und plötztlich der Augenblick, wo man draufkommt, man hätte schon Jahre früher öfter mal sagen und zeigen können wie VIEL sie einem doch bedeuten. Während man sich dessen bewusst wird, möchte man den jetzt Erkrankten überschütten mit Zärtlichkeiten, Hilfe und mit tiefergreifenden Gesprächen über Gefühle. Das kann ja eigentlich nicht funktionieren.
In meinem Fall habe ich wirklich ein gutes Verhältnis zu meinem Vater - trotzdem denke ich mir heute, ich kenne ihn viel zu wenig. Allein die Umarmungen sind seit der Diagnose viel inniger geworden. Warum erst jetzt?

Den Stress mit den Nachsorgeuntersuchungen kann ich euch zumindest ein bisschen nachfühlen. Bin zwar nur nierentransplantiert (die neue Niere hat mir übrigens mein Vater gespendet), aber auch ich rechne bei jeder Untersuchung damit dass die Werte wieder schlechter geworden sind, und die Zeit der Dialyse näherrückt.(Kann man natürlich nicht vergleichen, da ja nicht lebensbedrohend).
Aber ich denke man sitzt als früherer Krebskranker auf einem Pulverfass, dass zwar hoffentlich NIE hochgehen wird, aber ein kleiner Rest an Unsicherheit wird wohl im Hinterkopf bleiben.

Also ich wünsche euch eine verständnisvolle Umgebung
und alles Gute und Liebe!!!
Afra

04.06.2002, 11:40
Hallo Petra,

also was ich da von Deiner Schwiegermutter gelesen habe, ist ja ein dickes Ei.....
Macht mich echt fassungslos!
Wie alt sind denn Deine Kinder und in wie weit wissen sie Bescheid?
Dieses Hilfe anbieten und dann keine Zeit haben, habe ich bei Ines wie auch bei meinem Schwager miterlebt. Scheint überall so zu sein.
Hab diejenigen direkt drauf angesprochen und sie wurden sehr verlegen. Dann sollen sie doch lieber gar nichts sagen- oder?!
Ich könnte das nicht. Wenn Hilfe anbieten, dann ohne wenn und aber!
Als Aussenstehende finde ich das schon absolut übel, wie soll es dann euch Betroffenen dabei ergehen.

Es grüßt Dich
Li

Hallo "krasse" Brigitte,

was meinst Du eigentlich genau mit den "Erwartungshaltungen" der Angehörigen?
Waren gestern bei meinem Schwager und irgendwie habe ich gemerkt, dass Eure Kommentare mich doch irgendwo verunsichern. Ich beobachtete Micha genau und achtete sehr auf die gestellten Fragen und Antworten. Zu Hause fragte ich mich, war unser Verhalten richtig, hat ihn irgendetwas merkbar genervt? Klar haben wir uns auch über seine Krankheit unterhalten und er erzählte ganz locker.. Als dann meine andere Schwester kam mit Mann, "musste" er manches doppelt erzählen....

Weiss auch nicht, nehme ich das alles zu tief in mir auf.....?
Jetzt wo er seit 2 Wochen zu Hause ist, ruf ich auch nicht mehr jeden 2ten Tag bei meiner Schwester an...Auch sie ruft nicht mehr ständig an....Aber ich denke, sie muss sich jetzt nicht mehr so austauschen und ich kann doch nicht -jetzt wo er zu Hause ist- mit meinen Anrufen nerven....
Beide wissen, dass wir ohne wenn und aber helfen, wenn was ist. Mein Mann trägt überall sein Handy mit, damit er für Micha erreichbar ist und ihn sofort wieder nach Hannover fahren kann, wenn Komplikationen auftauchen...

Reicht es einem Betroffenen wenn er weiss, ich kann mich da bedingungslos auf wen verlassen, auch wenn diese sich jetzt nicht mehr so oft melden. Sicher sollte ich das noch einmal direkt sagen oder?
Hm...
Grüsse von Li

04.06.2002, 14:37
Hallo Petra,
dein Beitrag hat mich ein bisschen traurig gemacht.
Das mit der Hilfe von Angeh. kenne ich auch sehr
gut.Alles leere Versprechungen!
Es ist schade das Du von aussen keine Unterstütz-
ung bekommst.
Durch die Krankheit habe ich eine liebe Freundin
gewonnen.Sie ruft an und sagt diese Woche komme
ich und putze Deine Fenster.Keine Widerrede!
Sie nimmt auch nichts dafür.
NICHT WIE DEINE SCHWIEGERMUTTER!
Finde ich ganz schön krass!
Auch meine anderen Freundinnen sind für mich da.
Warum lehnt Deine Krankenkasse eine Haushalts-
hilfe ab?
Wie alt sind Deine Kinder?Meine kleine ist 6 J.
und ich möchte jetzt auch wieder einen Antrag
stellen.
Ich weiss nur das die Krankenkasse bei chronischer
Erkrankung keine Haushaltshilfe gen.
Aber wenn Dein Arzt Dir bescheinigt:
Ein akuter Schub Deiner chr.Erkrankung
darauf hin bekam ich letztes Jahr eine Haushalts-
hilfe.
Geh noch mal zur Krankenkasse oder rede mit
Deinem Arzt.
Ich wünsche Dir viel Erfolg.
Viele Grüsse
Roswitha

04.06.2002, 15:15
hallo brigitte!
jau, das kenne ich!
also, wie schon geschrieben, bin selbst
"angehörige", aber was mich trotzdem ankotzt ist dieses verhalten von freuden und bekannten.
natürlich habe ich mich durch die krankheit meines vaters verändert, ich bin nämlich ruhiger und trauriger und nachdenklicher geworden.
gaaaanz schlimm für sogeannte freude, müsste man sich ja auch drauf einstellen. haha.

ja, und diese fragen.
ich kann dich so verstehen, brigitte:
entweder fragt niemand.
oder die, die fragen, sind doch an einer ausführlichen antwort gar nicht interessiert.
oder man sitzt endlich mal entspannt in einer kneipe und dann gehts los: wie gehts deinem vater, was macht die bestrahlung?
ohne jegliches feingefühl, das ist für mich reine neugier und informationsbeschaffung.
mich nervt das schon, viele leute will ich gar nicht mehr sehen.
aber wie ihr auch als betroffene fühlt, das möchte ich gar nicht wissen!
null rücksicht auf stimmungen, gefühle oder dass man an manchen tagen reden will, morgen aber nicht, heute angst hat, übermorgen aber nicht.
und ihr habt recht, kranksein ist nicht gewollt, wird nicht drüber geredet und wenn man wieder "gesund" ist, hat man den mund zu halten und einfach wieder zu funktionieren.

also, eure sogenannte wut oder frust, den kann ich total nachvollziehen.
es läuft total falsch.
man kann nur die oberflächlichen und unsensiblen leute aussortieren und sich über den kläglichen rest freuen!
aber es ist schon traurig, aber diese diskussion hier ist zumindest sinnvoll!

lg
dagmar

04.06.2002, 18:22
Hallo Ihr alle!
Uff! Hier geht ja eine tolle Diskussion ab! Hab doch jetzt meinem Computer nur mal kurz den Rücken zugekehrt ...!

Liebe Afra, manchmal denk ich auch, dass zuerst Leid geschehen muss, um dem Menschen die Augen zu öffnen. Eigentlich ist das ziemlich dramatisch! Aber so sind wir nun mal, wir Menschen.
Wir betrachten wirklich alles als Selbstverständlich, und mit dem Thema Krankheit und Tod befassen wir uns ja kaum, weil es uns selber eben nie betrifft. Man hofft immer, dass man selber nie so was erleben muss, sieht und liest nur immer darüber, dass es ANDEREN geschieht, Schicksale und Action wie im Fernsehen oder Kino! Woaw, was für Adrenalin-Schübe! Wahrscheinlich "berührt" es uns schon gar nicht mehr, weil wir in einer Flut an Informationen und Geschichten ertrinken. Zeitungen sind voll gespickt mit Negativem, da und dort Dramas, Mord, Totschlag und Krieg, vorne und hinten Krankheit und Medizin ...
Aber man selber lebt in einer kleinen, geregelten und heilen Welt, in welcher es weder Krankheit noch sonstiges Unglück gibt. Es SIND immer nur die anderen! Man schaut auf sich, MUSS auch auf sich schauen, weil wir keine Zeit mehr haben, uns um anderes zu kümmern. ALLES sollen lieber die ANDEREN machen!
Wir lernen in keiner Schule, was es bedeutet, mit dem LEBEN klar zu kommen, mit den Mitmenschen, ... ausser vielleicht in der Religionsstunde. (Gibt es die heute noch?) Wir lernen nirgendwo, sich für andere einzusetzen und nur für sie da zu sein, sondern werden einfach irgendwann ins kalte Lebens-Wasser geworfen. All diese Erfahrungswerte FEHLEN uns meist. Und wir lernen vor allem nie, uns mit dem Leid und dem Tod auseinander zu setzen, weil es ein Tabu in dieser Gesellschaft ist. Wir leben in Zwängen, ohne es zu merken, und übersehen das Wesentliche, nämlich das LEBEN!
So eine Krebsdiagnose schockt und schüttelt uns da ziemlich heftig durch. Krebs bedeutet für uns noch immer den Tod, weil wir alle wissen, dass da die Chancen nicht besonders gut stehen. Die Angst lässt uns überreagieren, packt uns und lässt uns nicht los. Verlust-Aengste kommen auf. Für die Angehörigen und Freunde, aber auch für den Betroffenen selbst. - Man hat ganz fest das Gefühl, dass man bald ABSCHIED nehmen muss!
DESHALB sind Umarmungen jetzt herzlicher! Deshalb ist es so schwierig, darüber zu sprechen. Deshalb fragen sich alle, ob sie das Richtige tun. Deshalb bedrängen die Angehörigen die Kranken so. Deshalb haben die Kranken so verrückte Stimmungen. Deshalb ist es so schwierig, miteinander umzugehen.

Na, eigentlich doch ganz EINFACH, das Ganze, oder?
(Bin jetzt wieder krass, ich weiss!)

Afra, ich wünsche Dir ganz viel Powerkraft und Deinem Vater, dass er diese Kraft aus Dir spüren wird und sie annehmen kann, damit er bald wieder gesund wird. - Hey, umarme ihn öfters! Er hat das gern!

Hallo Li! Dein Beispiel zeigt eigentlich schon ein kleines Stück von einer dieser Erwartungshaltungen. Du bist da also bei Deinem kranken Schwager, er erzählt Dir gerade ganz locker von seiner Krankheit (ich glaube, er macht das gerne bei Dir! Würde ich auch! - Kleines Kompliment, gell?), ... und kurze Zeit später kommt Deine Schwester mit dem Mann vorbei, ... und Dein Schwager muss dann gleich alles nochmal von VORNE erzählen!
Eigentlich, so könnte man ja meinen, ist das ja nicht wirklich schlimm. IST es ja auch nicht! Aber weisst Du, trotzdem, wenn Du als Patient das immer wieder und immer wieder so erlebst, und immer wieder und immer wieder erzählen musst ..., dann bist Du eines Tages vielleicht still (hast die Nase voll!) und sagst gar nichts mehr. Oder wirst muffig. Oder wütend. Oder sagst plötzlich zu Deinen Verwandten: "Hey, was WOLLT Ihr eigentlich alle! Könnt Ihr mich nicht mal in Ruhe lassen?"

DAS ist ebenfalls eine Art Erwartungshaltung der Angehörigen. Verstehst Du, was ich meine? Das bisherige "Funktionieren" muss bei ihm noch irgendwie da sein, er hat JEDEM sofort zu SAGEN, was ihn beschäftigt, damit man ihn auch verstehen kann, (und ihn dann wieder "beruhigen" kann, weil man sich damit auch gleich SELBST noch beruhigt!), er hat noch IMMER irgendwie freundlich und fröhlich zu sein, (und ganz besonders auch STARK jetzt, denn dann kann man hinterher ganz fest stolz auf ihn sein, und auf sich SELBER gleich auch!) ...
Meist trösten sich die Angehörigen mit diesen Worten SELBST, weil sie es so haben wollen. So und nicht anders. - Aber das kommt ganz verkehrt an den Patienten heran!
Es ist ja nicht mal unbedingt der EINZELNE der Angehörigen, sondern das ... naja, Dauernde, Wiederholende, ... und alle zusammen!

Aber wie gesagt, eigentlich ist das nicht so schlimm. Der eine oder andere Patient mag dies vielleicht noch ertragen. Oder zumindest eine lange Zeit lang, weil er sich vielleicht selber nicht traut, den Mund aufzutun.
NOCH schlimmer wird es dann, wenn diese vielen Leute, die es ja gut mit Dir meinen und alles wissen wollen, Dir gute Ratschläge anfangen zu geben. Oder wenn sie anfangen, Dir "Schuldgefühle" einzupflanzen.

Ach ja, dieses Schuldgefühle einpflanzen ist ein ganz besonderes Thema. Weisst Du, die meisten Patienten fragen sich auch, WOHER dieser Krebs kommt, und ob man ihn sich den durch irgend ein blödes Fehlverhalten (ewiges Hineinfressen zum Beispiel) eingebüsst hat. Aber der Patient lässt von dieser Grübelei bald mal los und sagt sich, dass WENN es so wäre, es das nicht ALLEINE gewesen sein kann! Und er hört bald mal auf, darüber nachzustudieren, denn es bringt ja nichts, sich selber mit sowas fertig zu machen oder sich womöglich mit eigener Schuld zu belasten. Er reagiert da eigentlich in der Regel sehr weise und kann dann somit bald mit dem eigenen Lernprozess des Akzeptierens beginnen. (Das kommt von selbst. - Geht auch nicht auf Kommando!)
Das komische ist aber, dass die Angehörigen oftmals GENAU so einen Grund suchen und ihn auch schon sehr bald finden! Es könnte auch ganz ein anderer Grund sein, wie ihn der Patient selber glaubt, gefunden zu haben! - Nur ist dann da bei den Angehörigen der Unterschied: Sie GLAUBEN ganz fest daran und können diesen Gedanken überhaupt nicht mehr aufgeben!

An diesem Punkt werden sie "unterschwellig" ihre Mitteilungen dem Patienten mitteilen. So ganz lieb klingende Worte, wie: "Weisst Du mein Lieber, Du warst ja schon immer so verstockt und hast alles ganz fest in Dich hinein gefressen!"
Das GENUEGT bereits. Der Patient hat kapiert!
Er fängt an, sich schuldig zu fühlen.
Oder aber, ... er glaubt kein Wort davon und wird stinkewütend!

Ich glaube, es macht nichts, wenn man sich weniger beim Patienten meldet, so bald er mal aus dem Krankenhaus raus ist. So lange man ihm das Gefühl gibt, dass man trotzdem jederzeit für ihn da ist, oder er sich beim Angehörigen allzeit melden kann.
Hier gibt es natürlich auch wieder dieses "Ungewisse", denn das eine wie das andere kann genau so wieder ein ZUVIEL oder ein ZUWENIG sein.
Ich denke, direkte Fragen an den Patienten helfen da am besten. Zum Beispiel:
"Ist es Dir recht, wenn ich einmal die Woche anrufe?" So kann er eine Antwort darauf geben, wie es IHM am liebsten wäre. - Aber Achtung: allfällige Aenderungen jederzeit möglich!

Ich hoffe, ich habe Dir mit meinen Worten ein bisschen helfen können, Li. - Du bist schon ähnlich wie ich, das hat was! Ich nehme auch immer alles so tief in mir auf.
Bis dann, gell?

Hallo Dagmar, Du sprichst was ganz Interessantes an! Nämlich eine Art Aehnlichkeit dieses Leidensdruckes von Angehörigen durch ANDERE Leute, ... den genau auch die Patienten haben. Du fühlst da ziemlich mit! Ich hoffe, Deine Zeilen werden GUT von anderen gelesen!

Macht's gut, Ihr Lieben, bis später!
Es grüsst
die "krasse" Brigitte

09.06.2002, 02:18
Hallo Ihr Lieben, schlafwandelnd sitz ich an meinem Computer und lese Eure Mails und lerne. Liebe Brigitte, du hattest vollkommen recht, es war für mich nicht vorstellbar, das es die andere Art "Angehöriger" (dürfen die sich dann überhaupt so nennen?) gibt. 7,5 €, liebe Petra, du siehst mich hier mit aufgeklappter Kinnlade sitzen. So was macht mich fassungslos, stimmt nicht, eigentlich übersteigt es mein Fassungsvermögen. Wenn ich Euch Betroffenen hier so über Eure Erfahrungen berichten höre, fehlen mir eigentlich die Worte und ich kann Eure Wut viel besser verstehen.
Ich denke aber, dass die Angehörigen, die hier im Forum sind, nicht zu dieser Sorte gehören, sonst wären sie glaub ich nicht hier.
Ich finde es toll, das ihr HIER darüber berichtet, denn wir können hier einiges lernen und es werden Fragen beantwortet, die wir uns gegenseitig als Angehörige ja nicht beantworten können.
Liebe Afra, ich freu mich, dass es ein schöner Nachmittag für deinen Dad und Dich war. Ich bin mir sicher, ihr werdet einen Weg finden. Mein Paps sagt immer, solange wir noch mit einem Lächeln auf den Lippen zu ihm kommen und ihm noch die komischen Geschichten erzählen, weiß er, dass es ihm noch nicht so schlecht gehen kann.
Wie du von dieser Umarmung schreibst, klingt es so, als hätte allein sie Euch schon ein ganzes Stück weitergeholfen.
Eigentlich wollte ich nur ganz kurz reinschaun, jetzt bin ich schon über eine Stunde hier. In vier Stunden ist die Nacht um, es wird Zeit für mich. Ich wünsch Euch allen ein bisschen Sonnenschein, wenn schon nicht von oben, dann wenigstens in Form von guten Freunden und Angehörigen. Bis bald Lilly

09.06.2002, 09:19
Hi Lilly,
danke für Deine netten und verständnisvollen Worte. Die tun guuuut! Echt!

Ich möchte noch kurz was erwähnen.
Diese Sparte hier für die Angehörigen habe ich (als Betroffene) am Anfang selber gar nicht gross beachtet, weil sie eben ... für die ANGEHÖRIGEN ist! Also habe ich somit - zugegeben - eigentlich selbst schon "klassifiziert" und in Grüppchen "eingeteilt". Es war reine Neugier meinerseits, um nachzuschauen, was die Angehörigen hier so miteinander plaudern!
Verstehst Du, was ich meine? Wir besitzen wohl alle so ein komisches "Grüppchen-Denken".

Und wenn man es genau betrachtet, sind gar nicht so viele "Betroffene" hier in dieser Sparte, um mit Euch mitzureden, nicht wahr? Eigentlich schade.
Jedenfalls, nachdem ich mich hier bei Euch so rein gelesen habe, stellte ich fest, dass auch bei Euch noch ein grosses Unverständnis herrscht. Klar, Ihr gehört nicht unbedingt zu dieser "krassen" Angehörigen-Sorte, weil Ihr hier doch zumindest Hilfe bei anderen sucht, UM zu verstehen. Ihr seid offen und wollt Eure Erfahrungen miteinander austauschen, das ist ja auch gut so und ich finde das wahnsinnig schön. Es gibt da manche unter Euch die zuhören KÖNNEN und versuchen, die Zeilen von uns Betroffenen in sich aufzunehmen und zu verstehen. - Aber manchmal braucht's von uns Betroffenen schon ein paar "direkte" Worte an Euch, damit das geschieht. Und vielleicht auch mal ein paar wütende Worte (die Ihr zuerst mal "angegriffen" zu verteidigen versucht, obwohl sie EUCH vielleicht gar nicht persönlich betreffen. Stimmt's?).

Doch wir Betroffenen lassen ja nur DAS raus, was uns immer wieder und immer wieder widerfährt. Eigentlich nützt es uns ja nicht mal was, wenn wir HIER unsere Gedanken, Empfindungen und Meinungen aufschreiben, weil IHR ja gar nicht UNSERE Angehörigen seid.
Aber vielleicht kann man manchmal halt in "schriftlicher" Form MEHR aussagen, als mündlich? Weil diese Buchstaben hier so Geduldig sind, während man sie schreibt? Und vielleicht ist es für uns Betroffene gleichzeitig auch gerade eine Form von "Theraphie", uns Euch hier mitzuteilen? Ohne dass wir uns persönlich kennen?
Vielleicht ist es für EUCH ja genau das selbe?

Nun, offenbar hilft's ja auf BEIDEN Seiten.
Aber es braucht Kraft von uns Betroffenen, weisst Du. Viel Kraft. Es braucht viele Zeilen. Viele Worte. Viele Beispiele. - Die man mündlich und Auge in Auge vielleicht gar nicht so gut hin kriegt?
Ich wünsche mir sehr, dass MEHR Betroffene so auf Euch zukommen hier in dieser Sparte. Damit wir voneinander lernen können. Damit wir gemeinsam dieses Tabu-Thema wie Krankheit und Tod durchbrechen können. Damit wir das Wort "Gesund", welches ja in unserem Denken POSITIV, und das Wort "Krank" welches in unserem Denken NEGATIV heisst, ... auflösen und als ein Ganzes betrachten können, was ja schliesslich auch zu unserem Leben gehört.

Über den Tod und das Sterben zu reden fällt uns allen schwer. Wie schnell sagt man mal, wenn ein Betroffener über dieses Thema anfängt zu sprechen: "So darfst Du nicht reden, Du wirst nicht sterben!" Vielleicht denkt man dann ja sogar, dass das STERBEN ja gerade DANN erst eintrifft, wenn man nur schon darüber SPRICHT? Das ist Blödsinn. Jeder Mensch hat das Recht (es ist sein ureigenste Recht), sich auf den möglichen Abschied vom Leben vorzubereiten. Und es HILFT - wenn man darüber spricht - die eigenen Ängste darüber abzubauen. Auf BEIDEN Seiten.

Wir müssen ja irgendwann über diese Dinge sprechen. Denn wo Angst, Trauer und Wut ausgedrückt werden darf, verliert sie sich irgendwann auch wieder. Wenn sie aber nicht ernst genommen wird oder tabuisiert wird, fühlt sich jeder, der alles zurückhalten muss, isoliert und unverstanden.
Wenn also die Betroffenen sprechen wollen, hört ihnen zu. Aber drängt sie nicht zum Sprechen. Sie kommen meist von alleine.

Soll jetzt keine Kritik an Dich sein, Lilly, das sind nur so meine "Sonntäglichen" philosophischen Gedanken, gell?
Also, danke nochmals für Dein Verständnis hier.
Bis dann!
Ganz liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte

PS. Ob diese "anderen" Angehörigen sich überhaupt "Angehörige" nennen dürfen, fragst Du?
Naja, leider SIND sie es, und wir müssen sie aushalten! Uff!

12.06.2002, 20:00
Hallo Brigitte,
wenn auch verspätet, danke für die kleine Kopfwäsche. Es gab vor einen paar Wochen ein Gespräch mit meinem Mann, der mir vorgehalten hat, dass mein Verhalten meinem Vater gegenüber sehr egoistisch wäre, ich musste damals sehr schlucken. Wahrscheinlich ist es so, denn nach der Diagnose hat man wieder angefangen nachzudenken und man denkt an Vergangenes und an die Zukunft, aber man schafft es nicht an das momentane zu denken und vor allen Dingen zu akzeptieren. Man denkt immer darüber nach, ist es richtig, dass ich dieses oder jenes tue, man denkt und denkt, aber man ist gelähmt im Handeln. In solchen Situation lerne ich das spontane Handeln meines 6-jährigen Sohnes zu schätzen, er tut es einfach, weil ihm danach ist, er ist ehrlich in seinem Tun und er ist der Einzige der meinem Vater z. Z. zum Lachen bringt, weil sie nichts voneinander erwarten, sondern sich aneinander erfreuen. Wenn ich mit meinem Vater zusammen bin ist immer eine Spannung vorhanden, man ist immer in Wartestellung, wird sich heute was klären, gibt es was Neues. Du hast in einem Deiner Artikel von Lernen in der Schule gesprochen, alles was man lernt, wenn man überhaupt in diesem Bereich was lernt ist halt Theorie, doch die Praxis sieht immer anders aus und man kann sich auf die Krankheit nicht wie auf eine Prüfung vorbereiten. Dir gegenüber ist es einfach seine Gefühle auszudrücken, weil Du anscheinend, Deinen Weg mit den Dingen umzugehen gefunden hast. Es ist sogar so, dass man hofft Denkanstösse von dir zu bekommen auch wenn sie mit Kritik verbunden sind, denn man kann sich entsprechende Gedanken dazu machen und reagieren. Aber es ist halt super schwierig mit jemanden umzugehen, der garnichts von sich preis gibt und dem man emotional so nahe steht. Auch als Angehöriger kann man nicht in seine normale Welt zurück, auch weil man weiss, dass man selbst morgen der nächste mit dieser Diagnose sein kann.
Für mich persönlich muss ich sagen, liegt auch das Problem darin: Mein Schwiegervater ist von heute auf morgen gestorben, man konnte sich zu Lebzeiten eben nicht von ihm verabschieden. Jetzt steht die Diagnose da: ca. noch ein halbes Jahr, also hätte man jetzt die Gelegenheit sich zu verabschieden, aber wie ohne jemanden zu verletzten und nicht immer im Hinterkopf zu haben es könnte das letzte Mal sein und wie wird es enden. Natürlich kann es immer das letzte Mal sein auch ohne diese Diagnose, trotzdem ist es ein Kampf gegen die Zeit.
Am Anfang dieser Diagnose habe ich sehr viel geweint, vielleicht auch aus Selbstmitleid, aber ich hatte ein Ventil, jetzt ist da eine Leere eingekehrt, die aus Hilflosigkeit besteht, aber auch aus Verdrengung, wie wird sich da erst ein Betroffener fühlen??? Man wird es verstehen, aber nicht nachfühlen können.
Ich kann immer wieder nur sagen, es freut mich für alle die, die einen Weg gefunden haben mit dieser Situation umzugehen, mag dieser für andere noch so unverständlich erscheinen, wichtig ist doch dass man die Kraft findet mit seinem "Leben" fertig zu werden und solange man das nicht mit seinem eigenen kann, wie soll man dann die Kraft haben anderen zu helfen. Für mich bist Du Brigitte an dem Punkt angekommen, mit Dir im Reinen zu sein egal wie es ausgeht und daher hast Du die Kraft uns weiterzuhelfen und das ist ein erstrebenswerter Zustand, denn das gibt allem wenigsten einen kleinen Sinn, ich denke auch Dich hat das eine Menge Arbeit gekostet, aber es hat Dich zur "krassen" Brigitte gemacht.
Auch wenn es das letzte war jemand hier zu verletzten, freut mich doch diese Resonanz, auf die Worte "Pflicht eines Betroffenen". Es war vielmehr eine Anklage an diese Krankheit, man meint jemanden zu kennen und so eine Krankheit verändert alles und weder Pflicht noch Recht noch sonstirgendwas hat plötzlich einen Wert, sondern man steht im Nichts und man klammert sich an irgendetwas. Doch der, der sonst einem immer geholfen hat, ist plötzlich der Schwache und oh ja man ist plötzlich selbst gefragt, die Rollen haben sich vertauscht. Für mich ein Lernprozess, mal schaun ob ich diesen auch praktisch umsetzen kann.
Und wie man sieht sind Umarmungen oder Gesten mehr Wert als tausend Worte. Diese Nähe nimmt einem keiner, aber das sind auch halt die Momente, die einem alles noch mehr erschweren, denn man will nicht loslassen, man will festhalten -diesen Moment- (Egoismus?).
Ich wünsche euch allen viele glückliche Stunden, die euch die Kraft geben, die Stärke zu erlangen, die wir alle brauchen. Und ich weiss, dass mein 6 jähriger Sohn es verdient viele glückliche Kindheitserinnerungen zu haben, eine davon wird bestimmt sein "lachender" Opa sein.
Michaela

13.06.2002, 08:44
Hi Michaela,
vielen Dank für Deine vielen Worte.
Dein Mann muss wohl auch bemerkt haben, dass da irgendwo bei Dir ein heftiges "Klammern" an Deinen Vater war, ja, auch ein egoistisches Verhalten. Vielleicht hast Du erst die Worte Deines Mannes noch gebraucht, um zu "verstehen", ... und gar nicht die meinigen?
Naja, jedenfalls machen mir Deine Zeilen jetzt sehr viel Freude, weisst Du. Und ich verstehe Dich auch sehr gut.
Du hast Dich schon nicht von Deinem Schwiegervater richtig verabschieden können, und DAS prägt Dich natürlich und tut verdammt weh. Bei Deinem Vater möchtest Du jetzt natürlich alles BESSER machen BEVOR sein Tod eintreten könnte, willst alles bereinigen und klären, willst, dass diesmal alle völlig glücklich sind und zwar so sehr, dass man mit "guten Gewissen" Abschied nehmen kann. Das ist ein sehr schöner Wunsch und auch sehr verständlich.
Aber es ist schwierig, weil es DEIN Wunsch ist.
Angenommen, Dein Vater wird sich die letzte Zeit, die er noch hat, noch IMMER nicht öffnen und darüber reden wollen. Kannst DU es ändern? Kannst Du IHN noch ändern?
Vielleicht, ... weisst Du, auch wenn es vielleicht nicht so aussieht und es überhaupt keine Anzeichen dafür gibt, ... macht sich Dein Vater jetzt ja auch seine vielen Gedanken. Er "denkt" bloss, teilt sich Dir oder Deiner Mutter aber dabei noch immer nicht mit. Vielleicht wird er auf die Lösung kommen, und sich zugestehen, dass da schon immer etwas schief gelaufen ist. Vielleicht wird er selber aber auch gar nicht mehr darauf kommen, weil er jetzt möglicherweise zu wenig Zeit noch dazu hat. Es wäre zwar eine "Lebens-Einsicht" für ihn, aber ob die nach 30 Jahren wohl plötzlich so SCHNELL noch erfolgen kann?
Vielleicht. Wenn Du Glück hast. Vielleicht, wenn er nicht "bedrängt" wird. Vielleicht, wenn Du ihm ein nettes Brieflein schreibst, das all Deine Sorgen, Deine Gedanken, Gefühle und Ängste um ihn und um Deine Mutter aufzeigt. Und Deinen Wunsch.
Was ER aber dann damit anfängt, ist wiederum IHM überlassen. Vielleicht geht er darauf ein? Oder aber vielleicht will er gerade JETZT nichts davon wissen, sondern bereitet sich innerlich nur noch auf seinen Tod vor?

Ich weiss, es ist schecklich, Michaela. Ich möchte, dass Du weisst, dass ich tief mit Dir empfinde. Ich bin genau so verzweifelt, weil ich DIR und Deinem Vater so gerne helfen möchte, aber ja auch nicht weiss, WIE. Ich kann Dir nur versuchen zu helfen, die Dinge von der "anderen" Seite zu betrachten, damit DU Dich nicht so quälst. - Lass Dich von mir ganz fest umarmen, okay?

Liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte

PS. Du hast Recht, von Kindern können wir manchmal in solchen Situationen noch was sehr "Natürliches" lernen ...

13.06.2002, 10:05
Hallo Michaela,

immer wenn du von deinem Vater schreibst, kommt mir vor du sprichst von meinem. Sie scheinen sich da recht ähnlich zu sein. Meiner Mutter, die sich ja auch so sehr wünscht er würde reden habe ich Brigittes "Kopfwäsche" ausgedruckt und geschickt. Bin neugierig was sie sagt.

Auch ich habe zuerst gedacht, ich müsste jetzt alles "aufarbeiten", was wir den letzten Jahren versäumt haben einander zu sagen. Aber das geht nicht. Denn er hofft(wie wahrscheinlich jeder), dass die Therapie anschlagen wird. Wenn ich da jetzt schon mit einer "langsamen Verabschiedung" anfange, zeige ich ihm damit eigentlich nur, dass ich nicht mehr an seine Gesundung glaube. Also lasse ich es vorerst, hoffe aber sehr, dass sich irgendwann noch dazu Gelegenheit ergibt - aber es muss sich halt ergeben, ich kann es nicht herbeizwingen.

Um einen Brief zu schreiben, wie Brigitte meint, bin ich (zumindest im Moment) zu feige. Habe einfach Angst, dass ich damit seine Ängste nur noch verstärke.

Auch ich muss dir beipflichten, dass Kinder das viel besser machen als wir Erwachsenen. Als mein Vater letztes jahr schon einmal in einer lebensbedrohlichen Situation war (Pankreatitis, künstliche Ernährung...), hat sich meine Tochter (damals 10)im Krankenhaus trotz der ganzen Schläuche einfach zu ihm ins Bett gelegt und sich an ihn gekuschelt. Und siehe da, mein Vater, der sonst nicht so für Zärtlichkeiten ist, hat den Arm um sie gelegt und gelächelt. So sind sie dann mindestens eine halbe Stunde gelegen - ohne ein Wort, mit geschlossenen Augen. Meiner Tochter war es egal ob da eine Schwester oder ein Arzt hereingekommen ist. Und zu meiner Überraschung hat auch niemand etwas wegen Hygiene... gesagt. Tja so sind Kinder.

Im Moment tun wir halt alles, damit diese Russlandreise für ihn möglich wird. Wenn er die Chemo weiter so gut verträgt, und der Tumor ein Einsehen mit ihm hat, könnte er es vielleicht schaffen.

Und sonst versuche ich auf das wenige das er sagt genau hinzuhören. Z.B. fühlt er sich seit der Chemo müde. Also habe ich alles ausgedruckt was ich über Fatique und ihre Überwindung im net gefunden habe. Er hat es interessant gefunden - na ja immerhin.

Also ich hoffe, wir machen das beste für unsere Väter!!
Alles Liebe
Afa

13.06.2002, 15:26
Hallo, ich hab jetzt mal eine ganz doofe Frage: Mit dem Verabschieden.... was meint ihr genau???

Man erfährt von der Schwere der Diagnose, die verbundenen Risiken, das was schlimmstenfalls passieren kann und dann sollte man anfangen sich zu verabschieden? Wie sieht das denn aus oder wie geht das vor sich?
Soll ich sagen, ich war Dir immer sehr angetan- auch wenn ich Dir mal meine schlechte Seite gezeigt habe. Verzeih mir.?
Damit ich kein schlechtes Gewissen habe, wenn Du für immer gehst, lass uns über alles reden was vorgefallen ist und was noch kommen wird?
Muss der Betroffene reden, um seinen Angehörigen den Abschied zu erleichtern, um besser damit klar zukommen?
Ist das nicht alles zweitrangig? Merkt amn nicht den Moment wo der Betroffene reden möchte, sich verabschieden möchte, sind nicht seine Bedürfnisxse wichtiger. Er muss sich doch verabschieden, er muss doch gehen. Wir können ihm die Möglichkeit dazu geben, indem wir bei ihm sind. Offene Ohren und offene Arme für ihn haben.
Was muss das für ein Gefühl sein, wenn Angehörige sich verabschieden obwohl man selbst vielleicht noch gar nicht so bewusst ans sterben denkt.
Stirbt da nicht auch die Hoffnung?
Bestimmt versteh ich hier was nicht und bin am Thema vorbei- oder?

Gruß Li

13.06.2002, 18:09
Hallo Ihr Lieben,
Hallo Li,
das ist ja das Verzwickte!
Zum Einen kommen da ja die eigenen Ängste hervor, DASS da der Vater bald sterben könnte. Nur schon die Krebsdiagnose alleine, setzt so unter Druck, dass man das dringende Bedürfnis hat, Abschied nehmen zu müssen. Das haben aber NICHT nur die Angehörigen, das haben auch die Patienten.
Wenn jetzt aber noch der Arzt kommt und mit seinem weisen Wissen und seinem weissen Arztkittelchen BESTÄTIGT, dass der Patient vielleicht noch ein halbes Jahr zu Leben hat, dann wird dieser Druck, Abschied voneinander nehmen zu müssen, noch VIEL stärker!
Was TUT man da also? Da ist man doch hin und hergerissen!

Deswegen rede ich ja von solchen "Brieflein" der Angehörigen, die genau diesen Druck lösen können. Ich weiss, das braucht wohl zünftigen Mut. Aber es ist ein Versuch wert. Wenn man in diesem Brief zum Beispiel solche Worte wählt wie:
"Ich habe solche Angst, dass Du sterben könntest, Vater!"
"Ich habe mir immer gewünscht..."
"Ich bin so wütend über diese Krankheit, weil sie mich so hilflos macht."
"Ich bin so verzweifelt, weil ich nicht weiss, wie ich Dir helfen soll."
"Ich möchte Dich nicht belasten, aber lass mir die Freiheit, Dir diese Worte zu schreiben, weil sie mir gut tun."
"Ich möchte nicht Abschied nehmen müssen von Dir."
"Ich habe Dich so lieb, Vater."

Weisst Du, wie ich meine?
Es ist ein ziemlicher "Brocken", der da auf den Schultern lastet, wenn man eigentlich WEISS, dass man Abschied nehmen MUSS. - OB dies dann auch wirklich eintritt, ist eine andere Frage. (Hier würde ICH jetzt nämlich ziemlich krass sagen: Ich traue keiner einzigen "Prognose" eines Arztes! Er kann Recht haben, aber genau so gut auch NICHT! Jawoll!)
Aber um diesen "Brocken" loszuwerden, WILL man ja irgendwie handeln, nicht?
Entweder kommen diese Gespräche vom Patienten alleine, weil ER darüber sprechen will, ... und wenn nicht, finde ich, haben die Angehörigen genau so das Recht, sich mitzuteilen, OHNE diese Aengste zurück stecken zu müssen. Nur ist hier dann "Fingerspitzengefühl" verlangt, weil man den Patienten nicht so heftig damit überfallen sollte.

Wenn Worte Auge in Auge nicht gehen, ... dann geht so ein Brieflein ganz gut. Wenn NUR die Aengste, Gefühle und all die Sorgen des Angehörigen darin stehen, ... wird es KEIN Vorwurf oder ein "unterschwelliger" Abschied an den Kranken sein. Es bleibt ihm nur eines übrig: Zu verstehen, welche Aengste vom Angehörigen da durchgemacht werden, und dann wird er später vielleicht SELBER darüber sprechen wollen, ... oder aber er denkt über den Brief: "Was für ein übertriebenes Gefühls-Wischiwaschi!", und wird gar nie darauf eingehen oder darüber sprechen wollen.
Je nach dem, muss man halt beide Möglichkeiten akzeptieren müssen.

Es wird aber auf jeden FALL etws bewirken!
AUCH beim Patienten. Ganz sicher! (Man merkt es dann aber nur nicht!)
Und der Angehörige, welcher den Brief geschrieben hat, ... wird eine Erleichterung verspüren. Der Druck, Abschied nehmen zu müssen, wird ein bisschen weg sein. Weil die eigenen Aengste, Sorgen, Wünsche, usw. ... dem Patienten bereits MITGETEILT wurden.

Uff! Schwierig, zu erklären, das Ganze.
Ist jetzt keine "Gebrauchsanweisung" von mir, sondern ein einfühlsames Verstehen meinerseits.
Und weil ich selbst Patientin bin.

Ich wünsche Euch allen ganz, ganz viel Kraft, Ihr Lieben!
Bis dann!
Grüssli
von der "krassen" Brigitte

13.06.2002, 20:50
Hallo Li und Brigitte!

Liebe Li, in meinem Fall ist es so, dass mein Vater Alkoholiker ist; wir wissen es seit ich ca.11 Jahre alt war (bin jetzt 42). Er war aber nie aggressiv, und hat immer mit allen Mitteln (und Hilfe meiner Mutter) dagegen angekämpft. Aber ich bin in die Pubertät gekommen, habe meine Mutter oft weinen gesehen (wenn wieder einmal ein Rückfall war), und habe so meinen Vater nicht mehr als Vorbild gesehen. Im Gegenteil ich habe ihn dafür verachtet, obwohl er seinen Job immer sehr verantwortungsvoll erledigte (und er hatte viel Verantwortung), und auch sonst für die Familie gut sorgte.
Ich habe zwar kein Wort gesagt, aber ich habe ihn meine Verachtung spüren lassen. Und ich weiß dass er es gespürt hat.

Damals hatte ich noch keine Ahnung, was für ein endloser harter Kampf eine Suchterkrankung ist; das habe ich erst langsam während meiner medizinischen Ausbildung begriffen. Heute bewundere ich ihn, dass er nach jedem Rückfall wieder gekämpft hat. Aber mit ihm darüber gesprochen haben weder meine Schwester noch ich bis heute. Denn jeder Rückfall den wir mitbekamen (als wir noch zu Hause wohnten), war ihm furchtbar peinlich und hat an seinem Selbstbewußtsein genagt.

Wie dankbar ich ihm für seine Nierenspende bin weiß er. Aber kaputte Nieren zu haben ist ja in den Augen der Gesellschaft auch keine Schande; ein Alkoholproblem zu haben aber schon. Aber das gehört jetzt nicht hier her.

Mein Mann ist Pathologe und spezialisiert auf Gastroenterologie, wo eben auch das Pankreas dazugehört. Es ist da, was meinen Vater betrifft, wirklich schwierig Hoffnung zu bewahren. Denn der Tumor ist ca 15cm im Durchmesser, und hat sich bereits auf sämtliche Organe in der Umgebung ausgebreitet (wurde sehr lange durch die Pankreatitis verschleiert). Dazu kommt der schlechte Ernährungszustand - auch bedingt durch die Pankreatitis, und sein Alter (72).
Ein jüngerer Patient mit gutem AZ kann da sicher noch mehr Kräfte mobilisieren.

Es wäre mir ein dringendes Bedürfnis mich für mein Verhalten damals zu entschuldigen (ups da haben wir ja wieder die Schuldgefühle), und alles zu klären, auch wenn wir uns jetzt sowieso sehr nahestehen.

Doch (und das habe ich vorher gemeint) wenn man Jahrzehnte nicht über so ein Thema gesprochen hat muss es meinem Vater merkwürdig vorkommen, wenn ich jetzt kurz nach dieser Diagnose damit komme.
Er hat nämlich die Ärzte nicht nach Prognosen oder Überlebenszeiten gefragt, und sie haben nichts gesagt. Ich gehe also davon aus, dass er durchaus hofft, diesen Krebs zumindest stoppen zu können.
Und irgendwie kommt mir dieses (mein)Aufarbeiten wollen eben wie ein beginnendes (ungewolltes) Abschiednehmen vor - denn wüssten wir die Diagnose nicht würde ich wahrscheinlich auch in Zukunft nicht über das oder Änliches sprechen.
Sicher kann man sagen, ich will nur mein Gewissen erleichtern. Doch ist es nicht normal sich zu entschuldigen wenn man glaubt Schuld auf sich geladen zu haben? Es hätte allerdings schon längst erfolgen sollen.
Aber es gibt halt Dinge, über die zu sprechen einem so schwer fällt, dass man den leichteren Weg geht und es immer wieder hinausschiebt, bis einem die Endlichkeit bewußt wird.

Übrigens danke Brigitte, dass du uns schon unsere Briefchen vorschreibst - finde ich echt lieb.

Liebe Grüße an euch
Afra

13.06.2002, 21:51
Hi Afra,
ich weiss, das ist schwierig, wenn der Vater selbst nicht genau erfährt, wie es um ihn steht. Aber manchmal, weisst Du, sind Patienten WISSENDER als man glaubt.
Kann aber natürlich auch sein, dass er jetzt nicht WILL daran glauben, dass es schlechter um ihn steht.
Je nach Mensch ist das schwierig zu beurteilen. Manchen hilft es vielleicht eher, wenn der Arzt ihnen die Tatsachen "verschweigt" (obwohl ich persönlich finde, dass das unfair und unehrlich ist!), und manche wiederum brauchen unbedingt die ehrliche Tatsache, UM zu verarbeiten.

Jedenfalls, wenn Du das Bedürfnis hast, Dich bei ihm zu entschuldigen, ... ich denke, das kannst Du ganz sicher tun. Es wird ihm ja nicht weh tun, oder?
Lass Dir selber Zeit, Du wirst schon merken, wenn es soweit sein wird, dass Du es ihm sagen willst.

Meine Mutter hatte damals ja zwei Jahre mit Leukämie gekämpft. Ich wusste auch dauernd, dass ich da irgendwas "regeln" müsste, aber ich wusste einfach nicht wie.
Meine Mutter hat mich als Kind viel geschlagen, weisst Du, und so hat sich da irgendwo eine Art "Hass-Liebe" entwickelt bei mir. Trotzdem war mir klar, dass ich da selber loslassen musste. Also setzte ich mich eines Tages hin und schrieb ihr einen Brief. Ich schrieb ihr, wie ich mich fühlte, wie meine Gedanken waren, dass ich wusste, dass ich natürlich auch nicht immer so eine "brave" Tochter gewesen war, und dass ich mich durch ihre Schläge sehr verletzt gefühlt hatte. Dass ich jedoch eingesehen hatte, dass dies alles nur "belastet", und dass ich ihr jetzt einfach ... aus meinen Gefühlen heraus ... VERZEIHE!
Das hatte damals nichts mit "frömmigkeit" oder so zu tun, es war einfach völlig spontan, ein gleichzeitiges Verzeihen und eine "Entschuldigung". Es war ein tiefes Bedürfnis von mir und stimmte dann so für mich.
Leider war sie genau sieben Tage später gestorben. Das war schlimm für mich. Trotzdem war da jetzt etwas in mir, das mir Ruhe gegeben hatte. Und ich fragte mich hinterher: Vielleicht hatte meine Mutter ja auch nur darauf gewartet, dass IHR da jemand verzieh? Damit SIE loslassen konnte?

Ich wünsche auch Dir ganz viel Mut und Stärke, Afra! - Ich wollte Euch eigentlich nicht gerade die "Brieflein" vordiktieren. Ich wollte sie bloss als Beispiel für EUCH, ... weil es JENE Sätze wären, die ich von MEINEN Angehörigen sicherlich gerne hören würde, und die ich auch ertragen könnte und mit denen ich dann umgehen könnte.

Liebe Grüssli
von der "krassen" Brigitte

14.06.2002, 04:47
Hallo zusammen!

Ich bin mal wieder mitten in der Nacht aufgestanden, weil ich nicht schlafen kann. Mein Vater ist an Krebs erkrankt, und seit ca. 1 Monat folgt im mittlerweile dritten KKH eine Untersuchung der nächsten. Eine endlose Zeit voller Tränen, Zweifel, Ungewissheit, Hoffen, Zweifel... (und bei allem der Gedanke: Wie muss ER sich denn erst fühlen?).

Da habe ich Euch "gefunden", und ich bin so froh. Ich hoffe (Hoffen ist gut), ich kann hier ein wenig Stärke gewinnen (vor allem, um meinem Vater zu helfen) und vielleicht auch andere stärken. Zu wissen, dass man nicht allein ist, hilft ungemein, ich denke, Betroffenen und Angehörigen gleichermaßen.

Vor allem ist es so schön, dass speziell in diesem Forum Betroffene UND Angehörige schreiben. Die eine oder andere Antwort fand ich am Anfang etwas hart, aber dann merkte ich schnell, dass Direktheit das Einzige ist, was wirklich hilft! Am Schlimmsten sind beschwichtigende Sprüche, AUCH für Angehörige ("Wird schon alles werden" oder "Grüß' Deinen Vater schön" - das werde ich sicher NICHT tun, dann wüßte er ja, dass ich mich bei anderen ausheule - oder am allerallerschlimmsten "Oooooooooh Gott, Du AAAAAAAAArme!" - wieso ich?). Ich stelle immer wieder fest, dass auch wiederum Freunde von Angehörigen oft nicht damit umgehen können. Vielleicht konnte ich es selber früher nicht - bis es mich selbst als Angehörige betraf!

Ich finde hier so viel wieder von dem, was ich durchlebe.
Um mich DIREKT herum scheinen nur Menschen zu sein, die die Augen verschließen wollen. Es hat schon wiederholt bösen Ärger in der Familie gegeben, weil ich soviel recherchiere, im Internet surfe und mich mit dem Thema auseinandersetze (statt den Ärzten zu vertrauen, zu warten, warten, warten...). Ich kann aber nicht anders! Ich kann doch nicht da sitzen und nur warten, was mit meinem Vater passiert. Ich möchte ihm so gerne helfen. Meine Verwandtschaft verschließt sich, wie gesagt, sie waren sogar teilweise der Meinung, ich würde mehr schaden als nützen. Ihre größte Angst ist, dass ich meinem Vater von meinen Recherchen berichten könnte. Ich weiß schon überhaupt nicht mehr, ob ich das tun soll oder nicht. Ich möchte ihn ja auch nicht noch zusätzlich verwirren! Andererseits habe ich Angst, etwas zu verpassen, dass es eine Therapiemöglichkeit gibt, von der er nichts weiß (denn ER kann sich ja diese Informationen in der Klinik nicht beschaffen, die aber ansonsten einen recht guten Eindruck macht - die jetzige), irgendeine Spezialklinik, irgendein Zauberwasser, irgendein Buch, dass ihm Glauben schenken könnte, in der Hoffnung, dass Glaube Berge versetzt oder ihm einfach nur hilft!

Außerdem weiß ich nicht, wie ich wirklich für ihn da sein kann, wie er mich braucht.

Ich denke, gerade das Thema Väter, was hier besonders behandelt wird, ist so eine spezielle Sache! Mein Vater und ich hatten eigentlich nie so eine Nähe in der Form, dass wir untergehakt einen Einkaufsbummel gemacht hätten o.ä. In den letzten Jahren haben wir auf einmal angefangen, uns bei Begrüßung und Abschied herzlich zu umarmen, und seit einiger Zeit hat er mir immer einen Kuss auf die Wange gegeben (da wusste er noch nichts von seiner Krankheit). Das ist auch nach wie vor so, jedoch scheinen ihm meine sehr herzlichen Umarmungen jetzt einerseits gut zu tun und andererseits traurig zu machen. Was braucht er wirklich?
Ich weiß nicht, ob ich z.B. seine Hand nehmen soll. Das wäre doch auf einmal komisch, hätte vielleicht auch irgendwo etwas Dramatisches.
Oder hilft es ihm (mir würde es, glaube ich, helfen, soweit ich das als "Nichtbetroffene" einschätzen kann).

Ich möchte am Liebsten immer bei ihm sein... Ich möchte ihn nicht allein lassen mit der Angst. Er ist da im Krankenhaus allein und kann vielleicht auch nachts nicht schlafen so wie ich (schon).

Ich versuche, da zu sein, und all das, was Ihr hier geschrieben habt, ist so: Manchmal will er über seine Krankheit reden, manchmal nicht, manchmal aber auch einfach über ganz normale Dinge. Wenn ICH dann gerade gerne über seine Krankheit reden würde, bin ich zwar, ehrlich gesagt, enttäuscht und bedrückt, aber ich LASSE ihn, und ich habe hier nochmal die Bestärkung bekommen, dass das richtig so ist. Wahrscheinlich ist DAS Hilfe.

Trotzdem würde ich ihm gerne Einiges sagen (man fühlt sich manchmal so gelähmt ihm Sprechen), nämlich, dass er jederzeit reden KANN, wenn er möchte, dass ich nicht mehr nur das kleine Mädchen bin, dass er beschützen und vor allem Bösen fernhalten muss, dass ich es mit ihm zusammen schaffen will, wo er es möchte. Dass ich ihn respektiere, auch über ärztliche Urteile hinaus, sollte es mal zur Debatte stehen. Dass ich SEINE Entscheidung respektiere. Dass ich sofort da bin, wenn er mich braucht, er braucht es nur zu sagen. Dass ich ihm helfe, dass ich ihn hinfahre, wo er will, wenn er es möchte.
Wenn meine Familie das hier lesen würde, wäre was los... das ist auch so schwer, dass zwar in gewisser Weise ein Zusammenhalt in der Familie da ist (abwechselnde Besuche etc.), aber nicht wirklich untereinander. Die Meinungen driften so auseinander, aber keiner geht wirklich auf SEINE Meinung ein (vielleicht ist das der Grund, dass er manchmal einfach schweigt).
Manchmal komme ich mir vor wie eine Randfigur, obwohl ich so mitleide. Die anderen nehmen mich nicht ernst oder verachten meine Einstellung sogar, so dass ich immer ganz vorsichtig sein muss, mit dem, was ich sage, bloß um die Familie nicht in Zwistigkeiten zu bringen, was meinem Vater ja letztlich schaden würde (Einige drehen schon durch, wenn sie das Wort "Mistel" nur hören - ich sage ja auch immer, dass das nur eine Zusatztherapie sein kann, aber die hören gar nicht zu - zum Glück soll er es ab morgen auf eigenen Wunsch bekommen, er glaubt schon lange an solche Dinge).
Auf der anderen Seite ist da mein Vater, der mir soviel Leid wohl nicht antun will. Dann fühle ich mich manchmal wirklich schwach.

Dann gibt es bei uns auch Einiges, was wir vielleicht klären sollten. Er hat vor längerer Zeit mal den Versuch gemacht, da bin ich nicht direkt drauf eingegangen. Sollte ich es jetzt tun? Nachher vermittelt das so den Eindruck, als wenn die Uhr tickt (sorry für die krasse Umschreibung). Vielleicht ist es ja gar nicht so, vielleicht. Die Andeutungen der Ärzte waren bisher alles andere als in irgendeiner Weise hoffnungsschöpfend, aber meinem Vater geht es gut (es wurde nur durch Zufall entdeckt).

Danke fürs Mitlesen und "Gute Nacht"!
Tina S.

14.06.2002, 09:57
Hi Tina!
War heute morgen übrigens auch etwa um vier Uhr wach, ... aber ich sagte mir, wenn ich jetzt ins Netz gehe, dann komme ich überhaupt nicht mehr zum Schlafen!
Deine Zeilen bedrücken mich ein wenig, aber ich kann Dich sehr gut verstehen. Schätze, Du bist wahrscheinlich die einzige Angehörige Deines Vaters, welche wirklich zu "verstehen" versucht. Ziemlich krass, dass da die anderen Angehörigen dann auch noch DICH kritisieren!

Andererseits: Man kann einen Patienten natürlich auch Über-Pflegen, Über-Verhätscheln, oder Über-Besorgt um ihn sein. Was dann für den Betroffenen wiederum genau so eine Belastung sein kann.
Deine Sorgen um ihn sind verständlich, aber ich kann aus Deinen Zeilen nicht so ganz heraus lesen, was eigentlich Dein VATER dazu meint, dass Du da so viele Recherchen machst. Hast Du ihn mal gefragt, ob es für ihn okay ist, dass Du da ein bisschen für ihn nach weiteren Behandlungsmethoden rum suchst?
Oder tust Du das jetzt mehr für Dich, weil DU nach einer Lösung suchst?
Wenn er damit einverstanden ist, dann gäbe es doch gar keine Probleme für Dich, nicht wahr? Dann könnten doch die anderen Angehörigen auch nicht auf Dir herum hacken, hm?

Manchmal sind es schon diese kleinen, gegenseitigen "Einverständnisse", die mehr Nähe schaffen, mehr Vertrauen und Offenheit. Dann können Dinge, die schon längst geklärt werden sollten, eher zur Sprache kommen.
Und wenn Dein Vater damit einverstanden ist, was DU tust für ihn, ... dann werden die übrigen Angehörigen ruhiger werden, und dann vielleicht eher versuchen, auch zu "verstehen".

Ein Krebs-Betroffener will niemals seinen Angehörigen dieses Leid antun. Da geht es allen gleich. Aber ein Patient kann nun mal nicht "zurück" und alles ungeschehen machen, er MUSS da durch, auch wenn er sieht, dass seine Angehörigen leiden. Aber wenn er noch zuschauen muss, wie seine Angehörigen sich gegenseitig anfangen zu "bekriegen", ... oder dass sie jetzt wegen IHM nicht mehr zusammen halten ..., das ist echt brutal.

Tina, wenn Du das Bedürfnis hast, die Hand Deines Vaters zu halten, dann tu es. Auch wenn Ihr es bisher nie gewohnt wart, eine solche Nähe zu leben. Dein Vater wird jetzt Deine Hand bestimmt gerne nehmen und ebenso festhalten. Lass Dich nicht von bisherigen "Familien-Regeln" oder sowas beirren. So eine Krebsdiagnose wirft sowieso alles völlig durcheinander.
Wenn Dein Vater Deine Hand nicht auch halten möchte, dann wirst Du merken, dass ER noch nicht bereit für diese "Nähe" wäre. Dann kannst Du immer noch ein "Entschuldigung" murmeln! - Aber das kann ich mir kaum vorstellen.

Ich wünsche Dir viel Kraft, Tina, und dass Du ein bisschen mehr "Nähe" zu Deinem Vater schaffst. Stell ihm Fragen wie:
"Möchtest Du ...?"
"Ist es Dir recht, wenn ich ...?"
Und Du wirst sehen, er wird DIR in irgend einer Form helfen können.

Ganz liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte

14.06.2002, 20:29
Hallo Brigitte,
wahrscheinlich sollte ich mich erstmal ändern bevor ich andere ändere, vor allem in so einer Situation. Aber man versucht halt immer ein Stück des Weges noch zusammen zugehen, aber durch unsere individuellen Persönlichkeiten kommen wir halt immer an eine Kreuzung wo sich die Wege trennen und jeder geht seinen Weg wieder alleine. Dieses alleine sein oder das Gefühl des allein gelassen werdens, ist halt schrecklich und wir wollen halt nur signalisieren, dass er nicht alleine ist. Natürlich war und ist nicht alles gut und es heisst immer die Dinge brauchen Zeit, manchmal ist aber keine Zeit da und man will halt nichts unversucht lassen. Das Schreiben ist eine gute Idee, denn schon das schreiben in diesem Forum bringt immer wieder eine Erleichterung.
Darf ich Dir ein persönliche Frage stellen:
Bist Du allein zur "krassen" Brigitte geworden oder gab es Leute an Deiner Seite, die dir dabei helfen konnten und die richtige Form des Helfens gefunden haben.
Mein Vater ist seit letzter Woche aus Bad Lippstadt zurück und man merkt es hat ihm gut getan, aber nach 1 Woche ist alles wieder beim alten, vor allem weil er seit gestern eine Gürtelrose dazubekommen hat. Der einzige wahre Lebenswille, der erkennen lässt, dass er sich nicht ganz aufgibt ist seine Aussage, sobald ich mich tagsüber ins Bett lege, stehe ich nicht mehr auf. Er hat sich seit der Diagnose tagsüber noch nie hingelegt, aber er ist manchmal sehr am kämpfen. Aber es ist als wenn es für ihn ein Fluch wäre, wenn ich mich jetzt hinlege, habe ich den Kampf verloren.
Liebe Afra,
auch ich bin in vielen Dingen zu feige. Man kann zwar immer wieder Theorien aufstellen, aber die Antworten auf seine Fragen bekommt man wirklich erst dann, wenn man mit dem Thema offen und ehrlich umgehen kann, aber soweit sind wir wohl noch nicht. Aber wir sind ja grade dabei unsere Erfahrungen zu sammeln.Wir müssen uns damit auseinandersetzen, dass wir nicht in allen Bereichen mit offenen Armen empfangen werden, aber wir wollen alles richtig machen und können eine Abweisung im Moment überhaupt nicht gebrauchen. Obwohl diese Abweisungen bestimmt garnichts mit uns persönlich zu tun haben, sondern wir sind in dieser Phase noch verletztlicher und je mehr jeder von sich preis gibt umso angreifbarer ist man auch. Grosse Vorbereitungen nützen da nichts, man muss wahrscheinlich viel spontaner handeln ohne sich auszumalen, was könnte jetzt wieder passieren. Handeln wir nicht wird das auch wieder wie ein Hiobsschwert über einen hängen. Man kann einfach nicht über seinen Schatten springen, wenn man wirklich schon zu Lebzeiten, dem Anderen zeigt, wie sehr man befürchtet ihn zu verlieren. Wenn man in dieser Situation nicht den richtigen Ton findet geht der Schuss wahrscheinlich nach hinten los. Man muss einen Weg finden wie Brigitte schon geschrieben hat, der erstmal verallgemeinert, Dinge die neutral sind, was ich Dir immer schon sagen wollte z. B. ich habe Dich lieb oder ich bin für Dich da oder auch all die Dinge die man selbst vom Vater gerne gehört hätte. Ich glaube man hat auch ein falsches Bild, was der andere von einem hält. Immer wieder erstaunt es mich wie bei Dritten über einen Menschen gesprochen wird, der einem nahe steht, von dem der Betroffen sagt, das hat er mir noch nie so gesagt. Warum ist das so, warum fällt es einem leicht über diesen Menschen bei anderen so zu sprechen und persönlich es diesem nie sagen zu können. Für mich merke ich es selber, spontan kann ich sehr schlecht mit Kritik umgehen, nach überschlafen denke ich oft, er hat recht, aber man fühlt sich ersteinmal verletzt, macht mir ein ander ein Kompliment, denke ich was will er damit erreichen, ich lass es nie als solches stehen und erfreue mich daran, ich habe es nicht gelernt. Mein Vater hat mich erzogen und es wahrscheinlich in seiner Erziehung an mich weitergegeben und jetzt kann ich es auch nicht so einfach zurückgeben, ich muss es lernen. Es ist eine Lernstufe in unserem Leben, bei der wir wohl noch oft auf die Nase fallen werden, aber es gibt hier gute Lehrer, die uns bestimmt ein Stück begleiten werden.
Liebe Grüße an Alle
Michaela
Michaela

14.06.2002, 23:40
Liebe „krasse“ Brigitte, liebe andere!

Schön, dass Du mir so schnell geantwortet hast. Ich habe auch schon herein gesehen, hatte aber bisher mit meinem Kleinen noch keine Ruhe zum Schreiben (jetzt schläft er).
Tja, meine Zeilen waren wohl wirklich ein wenig bedrückend – genauso habe ich mich auch gefühlt und konnte es einfach nicht anders ausdrücken.

Momentan ist wieder ein ganz guter Moment..., obwohl ich gerade manchmal in solchen Momenten plötzlich „abstürze“ (wahrscheinlich, weil ich mich sonst immer zusammenreißen muss, wegen dem Kleinen und weil man es einfach muss und sollte). Aber da kann man ja auch viel an sich selber arbeiten! Um ein bisschen Heulen manchmal komme ich halt nicht drumrum (wenigstens habe ich Gefühle und kann sie rauslassen, das ist ja auch positiv).
Heute wurde bei meinem Vater eine Misteltherapie begonnen und eine Aromatherapie. Endlich wird etwas gemacht (das ist für ihn sicher auch ein gutes Gefühl). Am Wochenende darf er nach Hause (nettes KKH) und am Montag soll geklärt werden, ob er operiert werden kann!

Ja, ich möchte meinen Vater gerne richtig verstehen, nur so kann ich ihm wirklich helfen. Die anderen Angehörigen... tja, irgendwie wollen sicher alle nur das Beste, und es ist auch für sie schwer. Nur schade, dass sie sich nicht immer wirklich in seine Lage versetzen. Vielleicht können sie es nicht immer. Vielleicht ist es auch ein Lernprozess. Was das Angreifen gegen meine Person angeht, habe ich versucht, das telefonisch zu klären, indem ich sagte, dass wir doch alle an einem Strang ziehen sollten und, dass ich schließlich auch nur DAS BESTE wollte! Ob es bei allen angekommen ist, weiß ich nicht, aber zumindest mit einer Person hatte ich wieder nette Gespräche. Mehr kann ich nicht tun.

Das mit dem Überpflegen habe ich mir auch schon gedacht. Ich habe meinem Vater heute gesagt, dass er mir ruhig sagen soll, wenn es ihm auch mal zu viel wird z.B. mit Besuchen, er brauche keine Angst zu haben, dass ich dann nicht mehr komme oder so, ich könne das verstehen! Er fand das gut und will mir das dann einfach sagen, meinte aber gleichzeitig, dass sei momentan überhaupt nicht der Fall, er würde sich freuen, uns zu sehen. Ich sagte dann, dass ich mich also einfach weiter aufdrängen würde und er es mir dann schon sagen würde, worauf er lachte und das gut fand. Ich denke, was ihm auch hilft, ist mein kleiner Sohn (1 ½). Mit seinen wenigen Wörtern, die er überhaupt sprechen kann, schafft er es manchmal scheinbar wesentlich besser, an ihn heranzukommen!

Es ist schwierig zu sagen, wie mein Vater das mit meinen Recherchen sehen würde. Ich habe ihm von dem Umfang gar nicht erzählt. Ich denke, er würde nicht wollen, dass ich mich "verrückt" mache. Irgendwie brauche ich es für mich als Information und, um ihm dann BEI BEDARF weiterhelfen zu können. Wenn mein Vater was erzählt, was ich schon weiß, tue ich meist so, als wäre es mir neu und interessant oder sage hin und wieder, dass ich auch schon Gutes davon gehört hätte. Ich denke, wenn ich wirklich gute Sachen habe, werde ich ihn einfach auch fragen, ob ich es ihm geben soll (das mit dem einfach Fragen hat sich ja schon als gut erwiesen!).
Ich habe gerade ganz tolle Broschüren von der Bio-Krebsgesellschaft bekommen, vielleicht mag er das lesen (kennt zufällig jemand noch weitere gute Broschüren?).

Ich denke, dass ist ein guter Ratschlag von Dir – ich werde Infos nur noch meinem Vater geben, wenn er sie möchte und überhaupt nicht mehr mit den anderen darüber reden. Wenn es ihm wichtig ist, kann er ihnen darüber immer noch berichten, Broschüren zeigen etc. Von wem er das hat, ist dann ja auch egal. Ich würde auf keinen Fall Streitereien vor meinem Vater austragen, er soll sich ein Stück heile Welt bewahren. Er sagt immer, wie froh er ist, dass ihn alle besuchen etc. Eher würde ich mich zähneknirschend mit meinen Verwandten arrangieren bzw. nach außen hin ihnen sogar bis zu einem gewissen Maß nach dem Mund reden oder wenigstens nichts dazu sagen (so was hätte ich früher nie getan). Er soll nicht noch mehr Dinge haben, über die er sich den Kopf zerbrechen muss, und das ist es auch nicht wert.

Tja, Du schreibst, ein Betroffener kann nicht zurück – ein Angehöriger auch nicht... auch wenn es sicher, sicher noch mal etwas völlig anderes ist! Ich will nur sagen, man muss akzeptieren, und das ist so schwer, aber es ist wohl ein Weg.

Nochmals, Brigitte (gar nicht krass!), Du hast mir ganz toll geholfen. Ein liebes dickes DANKE.

Viele Grüße an alle und einen schönen Freitag Abend!
Tina S.

14.06.2002, 23:41
Hallo Tina,
ich weiß wie Du Dich fühlen mußt.Meine Ma hatte Lungenkrebs und wurde aufgrund eines Schlaganfalls zum absoluten Pflegefall.Ihr einziger Wunsch war es nach Hause in ihr Zimmer zu kommen aber meine Schwester
hat das nicht zugelassen. Ich hätte Mama auch gerne mit zu mir genommen. Ich habe sie manchmal auch bedrängt
damit sie doch allen sagen muß das sie nach Hause will.
Sie hat aber in Gegenwart meiner Schwester garnicht geredet weil sie Angst vor ihr hatte. Unsere Familie war sowieso schon vorher zerstritten und meine Schwester hat dann heimlich die Pflegschaft über meine Mutti beim Amtsgericht beantragt.
ich habe auch nicht gedacht das alles so schnell vorbei sein könnte, hätten wir doch bloß vorher eine Patientenverfügung gemacht wo Mama reingeschrieben hätte das sie nach Hause will wenn keiner medizinisch
noch helfen kann!Sie konnte nicht mehr schreiben nach dem Schlaganfall und somit war sie ziemlich ausgeliefert allem was dann kam.Hätte sie es doch nur rausgeschrien das sie nach Hause will, 2x hat sie den Versuch unternommen und es den Pflegerinen im Pflegeheim gesagt: "Ich will nach Hause was meinen sie denn dazu!"
Danach hat Mama aufgegeben und auch fast nichts mehr gesprochen, ich mache mir solche Vorwürfe aber hätte ich sie einfach mitnehmen dürfen? Sie war noch nie bei mir da ich 200 Km entfernt von ihr wohne und sie wollte in ihr Haus, wo sie früher mit meinem Vater gelebt hat und uns Kinder großgezogen hat.
ist bestimmt alles etwas wirr geschrieben aber ich bin nochnicht drüber weg. Mama ist dann mitte Februar gestorben, unter Fremden im Altenheim!
Ich weiß jedenfalls wie scher es ist die richtigen Worte zu finden, von zuhause aus kannte ich auch keine Umarmungen der Eltern aber ich habe dann einfach angefangen meine Mama zu Umarmen sie hat sich zwar am Anfang etwas gewundert aber ich habe gespürt das sie es schön fand.Als sie dann Krank war habe ich immer ihre Hand gehalten oder ihr den Arm gestreichlt und manchmal hat auch sie meine hand gedrückt.Sie konnte sich ja selber kaum noch bewegen und ich habe dann jedesmal wenn ich sie besucht hab ihre Füsse eingecremt und massiert.erst einfach damit angefangen und dann gefragt ob ich es wieder machen soll. Es muß ihr gut getan haben
und ich habe mich gefreut was für sie tun zu können.
Es ähnelt sich sehr auch bei Mama hat man den Krebs durch Zufall entdeckt sie hatte zuerst keine Schmerzen
Es ging ihr bis zum Schlaganfall gut und sie konnte so ziemlich alles alleine machen.
Ach ich höre mal lieber auf jetzt aber man sollte auf alle Möglichen Sachen gefasst sein ich hätte nie gedacht das alles so schnell vorbei sein könnte.
Ich selbst will eine Patientenverfügung für mich machen damit ich alles nach meinen Wünschen regeln kann solange ich dazu noch in der Lage bin, man weiß ja nie wie es mal kommt.Vieleicht wäre das ja ein Anfang deinem Vater so eine Verfügung plausibel zu machen damit gemacht wird was ER WILL und so seine Wünsche raus zu bekommen.

15.06.2002, 00:22
Hallo Michaela,

Du stellst mir da eine persönliche Frage (wie ich zur "krassen" Brigitte wurde), ... und ich weiss jetzt echt nicht, wie ich darauf antworten soll!

Warte mal ...
... ich glaube, das hat gar nichts mit meiner Krankheit zu tun. Ich war schon immer so. - Nur wird's jetzt wohl ein bisschen heftiger!
Hat mir auch keiner geholfen dabei. Hat mir keiner beigebracht, WIE man anderen hilft. Das steckt wohl in mir selbst. Ich MAG halt Menschen. Weiss ja selber aber auch nicht, ob ich immer alles richtig mache. Ich höre einfach auf mein Herz. Meinen Bauch. Und meinen Verstand. Versetze mich in andere hinein. Fühle. Verstehe.
Aber ich kann auch nur da helfen, ... wo ich selber richtig verstehe.
Wo ich nichts verstehe, versuche ich zuerst zu lernen.
Ich helfe nur, wenn ich die Kraft dazu habe.
Und wenn ich schwach bin, mache ich Pause.
Worüber ich nichts weiss, äussere ich mich besser gar nicht.
Wenn ich aber Bescheid weiss, dann sage ich meinen Teil. Manchmal halt ein bisschen krass!
- Das "krasse" selbst, ist wohl ein übertriebenes Wort. Aber es hat was mit meiner "Direktheit" zu tun. Manchmal ecke ich eben damit an. Naja, daher das "krasse".

Dieses Gefühl, "sich nicht hinlegen zu wollen", wie Du von Deinem Vater beschreibst, kommt mir vertraut vor. Hat was mit vielen Emotionen zu tun:
Hinlegen = Schlafen = Aufgeben = Sterben.
Oder auch ein "zu brutales, ewiges Nachdenken".
Also will er sich lieber NICHT hinlegen und AKTIV sein! Denn aktiv sein, bedeutet Leben. Und Leben bedeutet auch Bewegung. Und wenn man in Bewegung ist, ist die Gefahr nicht so gross, in dieses ewige, brutale Nachdenken zu verfallen.

Begleite ihn, wenn er sich hinlegen MUSS. Unterhalte ihn. Mit Belanglosem oder Fröhlichem. Oder mit tieferen Gesprächen, wenn er möchte. Lies ihm etwas vor. Oder bringe ihm etwas Musik mit. - Hat er Hobbies? Kann er was davon im Krankenbett tun?
So viele Möglichkeiten. Wie Du ihm helfen kannst. Wenn er im Bett liegt, und glaubt, beim Liegen den Kampf zu verlieren.
Ablenkung schadet manchmal schon nicht. Tut sogar gut. Besonders, wenn man dabei Lachen kann ...

Ganz liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte

15.06.2002, 10:38
Liebe Brigitte,
danke für Deine offenen Worte und wieder ein kleiner "Lehrgang" in Lebenshilfe. Wir können viel von Dir lernen, ich hoffe wir überfordern dich nicht damit. Deine prompten Antworten zeigen auch immer wie sehr Du dich mit jedem Einzelnen von uns beschäftigst. Danke! Auch wenn wir nicht die "Gabe" besitzen, sind wir bereit zu lernen und zuzuhören. Wäre schön, wenn es viele - man kann schon fast "Art" sagen - geben würde, denn Du bist schon was Besonderes.
Leider hat mein Vater sehr wenige Hobbies, dass hat ihn auch so eigenbrötlerisch gemacht, er zeigt halt wenig Intresse an irgendwas, deswegen habe ich in meinem frühen Beiträgen auch geschrieben, dass ich meine dass dieses mitbeigetragen hat zum Krankheitsverlauf. Wir warten es ab und ich stehe in den Startlöchern und wenn er mir ein Startsignal setzt, werde ich versuche ihm beizustehen oder wenigstens meiner Mutter auf ihren Weg unterstützen, "gute Tipps" habe ich ja.
Dir wünsche ich viele "lachende" Stunden und dass andere an Deiner warmen Seele sich sonnen können.
-Es gibt einen Spruch, ein Lachen ist der Orgasmus der Seele-, wenn man das sexuelle Mal aussen vorlässt, ist da viel wares dran, denn wer nicht mehr lachen kann, ist wie eine frustrierte Jungfer.

Ein schönes sonniges Wochenende, auch wenn bei uns z. Z. eine Gewitterfront vorüberzieht, aber ich sehe da schon ein Stück blauen Himmel. :-)
Michaela

15.06.2002, 17:49
Hallo Ihr Lieben,
habe heute den sonnigen Tag so genossen, dass ich regelrecht K.O. bin von der Hitze. Die "Kühle" hier am Computer tut da gerade gut!

Liebe Tina, Deine Zeilen gefallen mir sehr. Dein Vater scheint sich wirklich über Dich zu freuen, und wie Du siehst, klappt es mit so "kleinen Fragen" sehr gut.
Ich glaube, Dein Vater merkt das schon irgendwie, dass Du Dich da auch anderweitig über Behandlungsmethoden informierst. Sobald Du nämlich zugibst, ein bisschen Kenntnisse über dies oder jenes zu haben, ... dann WEISS er es. Hm-hm. Du kannst dann ruhig zugeben, (finde ich) dass Du da mal im Internet ein bisschen rum geforscht hast.
Ist doch auch Dein gutes Recht, oder?
Wenn er findet, dass Du das nicht für ihn tun sollst, weil das doch ... naja, vielleicht ZUVIEL für Dich werden könnte, ... dann fängt doch aber nämlich das "kleine, vertrauliche" Gespräch zwischen Euch ja bereits schon mal an ...!
Gell?
Danke übrigens Tina, für Deine lieben Worte an mich. Tun mir auch gut.

Hallo Ilona, das mit einer Patientenverfügung ist halt so eine Sache!
Ich verstehe Dich sehr gut, weil das im Falle Deiner Mutter wirklich von Vorteil gewesen wäre. Gerade wenn dann so "Streitigkeiten" in der Familie herrschen, kann sich vielleicht gerade der Krebsbetroffene in seinem Zustand nicht wehren und hat kaum noch Chancen. - Deine Mutter hatte ANGST vor Deiner Schwester? Warum DAS denn? Das muss ja ganz krass gewesen sein!
Naja, was ich sagen wollte: Es ist natürlich schwierig, einem Krebspatienten so eine Patientenverfügung unter die Nase zu halten, wenn DER doch am Kämpfen ist und gar nicht sterben will! Und wenn dann die Angehörigen mit sowas kommen, heisst das soviel wie: Mutter, Du stirbst vielleicht bald, also regle da noch schnell was!
Das ist hart!
Zudem kommt noch hinzu, dass ältere Menschen (darüber rege ich mich auch immer wieder auf), oftmals gar nicht mehr richtig ernst genommen werden, WEIL sie schon älter sind! Als wären sie unmündige, kleine Kinder, die selber keine Entscheidung fällen könnten!
Und dann nimmt man sich das Recht heraus, die Entscheidungen für SIE zu übernehmen! Sogar noch im Pflegeheim!
Ich kann Deine Trauer und Deine Wut sehr gut verstehen, Ilona. Ich wünsche Dir, dass Du Kraft genug findest, das alles zu ertragen und zu verarbeiten. Ich umarme Dich ganz fest.

Hi Michaela, mach Dir keine Sorgen, Ihr überfordert mich schon nicht. Ich helf Euch wirklich gerne, und zudem tut es mir selber auch gut, wenn ich weiss, dass es Euren Vätern oder anderen Krebsbetroffenen helfen kann.
Und wenn ich mal nicht mehr mag, oder selber keine Kraft habe, dann bin ich einfach still hier.
Aber im Moment ist's okay, es tut mir selber gut, weisst Du.
Also noch schnell zu Deinem Vater: Hat er WIRKLICH nicht irgendwo eine Vorliebe für irgend etwas? (Auch wenn er schon immer eigenbrötlerisch war?) Zum Beispiel irgend ein Musikstück, oder ein Schlagersänger, welcher er in jungen Jahren immer gerne gehört hat?
(Also MEIN Vater hat auch kaum Hobbies. Er würde sich da jetzt aber bestimmt über den Freddy Quinn freuen, und würde wahrscheinlich fröhlich mitsingen, wenn er das Lied "Junge, komm bald wieder" hören würde!)
Und hey, ... Du glaubst noch immer, dass er selber Schuld ist an seiner Krankheit, WEIL er schon immer so war, hm? - Bitte Loslassen!

Ich danke Euch allen für Eure lieben Worte, echt, das hat mich aufgestellt! Da ist mir sogar das düstere Gewitter total wurscht, das hier wohl bald auftauchen wird ...!
Bis dann Ihr alle!
Liebe Grüssli
von der "krassen" Brigitte

15.06.2002, 19:41
Hallo, Ihr Lieben!

Es tut so gut, dass wir hier "zusammen" sind. Seht mal - wir haben alle unser eigenes Leben und unser eigenes Schicksal, aber wir treffen uns hier und können uns über unsere Gedanken, über die nachdenklichen Momenten, die jeder hat (ob gerade positiv oder negativ) austauschen! Ich fühle mich jedenfalls schon viel stärker.

Brigitte, Du hilfst mir auch wirklich sehr. Ich finde es aber auch gut und wichtig, dass Du es nur machst, wenn Du bereit dazu bist. Ich hoffe, es ist für Dich nicht nur ein Geben, sondern auch ein freundschaftliches Mailverhältnis (Achtung: Jetzt kommt Tina, Masterin of "Big Words"!).
Es läuft eigentlich immer wieder auf das Gleiche hinaus, das hast Du mir deutlich gemacht: offen reden! Vielleicht ist das viel einfacher als man manchmal denkt - und unkomplizierter und hilfreicher als zaghaftes Drumrumgedruckse. Man hat halt immer Angst, etwas Dummes zu sagen.
Ich denke, ich hatte vielleicht auch ein wenig Berührungsängste mit meinem Vater und seiner Krankheit, aber es ist nicht so, dass ich mit dem Ganzen lieber nichts zu tun hätte. Ich möchte diese Ängste überwinden. Eigentlich kann ich mir von meinem Vater eine Scheibe abschneiden. Oft ist er es nämlich, der auch noch eine fröhliche Stimmung erzeugt. Ich finde das ganz toll. Manchmal möchte ich ihm sagen, wie stolz ich auf ihn bin, dass er das alles so tapfer durchsteht und weitermacht. Aber eben das sind die Sätze, von denen ich nicht weiß, ob sie ihn bestärken oder erst recht nicht.
Z.B. wenn ich etwas Unangenehmes tun muss, dann denke ich: Stell' Dich nicht so an, was hat Dein Vater nicht alles Unangenehmes tun müssen (bei den ganzen Untersuchungen). Ich habe ein ganz anderes Verhältnis zu Dingen bekommen, die ich früher schlimm oder lästig fand. Ich finde es wirklich bemerkenswert, wie gelassen er mittlerweile jede Untersuchung über sich ergehen lässt, er, der nie eine Kopfschmerztablette angerührt hätte und immer so gegen die ganze Schul- und Gerätemedizin war.

Ilona, das hast Du alles gut geschrieben. Mir hilft es komischerweise irgendwie auch besser, wenn ich mich manchmal auf schlimme Dinge gefasst mache (obwohl ich dann sehr leide), als wenn ich nur verdränge. Wir wissen nicht, wie es weiter geht, und ich denke momentan so, dass ich froh bin über jeden Moment, den ich habe mit meinem Vater... Tage, Wochen, Monate, Jahre? Letztlich kann es immer zu Ende sein, und zwar mit jedem - weswegen auch immer.
Vielleicht macht man plötzlich Dinge, die man vorher nicht gemacht hat, weil man den Moment lebt. Ich finde es schön, dass Du Deine Mutter umarmt hast etc. Ich glaube, dass Liebe ganz wichtig ist (für wen nicht).
Das mit Deiner Mutter muss für Dich auch ganz schlimm gewesen sein. Aber Du hast Ihr noch schöne Momente geschenkt, Du hast noch Dinge getan, die gut waren, bist über Deinen Schatten gesprungen. Da kannst Du im Nachhinein sehr froh und stolz auf Dich sein!!
Das andere sind Dinge, die traurig gelaufen sind, denn nicht DU hast sie gemacht, sondern Deine Schwester (weißt Du, wieso? Ich meine, warum hat sie die Pflegschaft beantragt, wenn sie sie nicht bei sich haben wollte oder konnte?). Ich denke, wenn Du sie zu Dir geholt hättest, hätte sie es auch nicht gewollt (es wäre dann "nur" für Dich leichter gewesen im Nachhinein). Sie wollte zurück in ihr Haus (das hört man ja so oft, das Menschen das wollen). Aber Ihr hattet eine enge Verbindung, so wusste sie, dass sie nicht allein ist. Ganz sicher. Schön, dass Du noch die Gelegenheit hattest und sie genutzt hast.

Ja, ich denke, ich werde in Zukunft einfach versuchen, mehr Nähe zu meinem Vater aufzubauen. Einfach tun - Ihr habt ja Recht (ich werde Euch dann davon berichten, ein wenig "Bammel" hab' ich ja schon).

Das mit der Patientenverfügung werde ich mir merken. Ich bin mir aber auch nicht sicher, wann/wie ich so was anfangen kann. Bisher ist es so, dass die Ärzte keine guten Andeutungen im Hinblick auf Prognosen gemacht haben (aber auch noch keine wirklichen Prognosen gemacht haben oder ich weiß es nicht), mein Vater selber es aber teilweise herunterspielt. Zum Glück geht es ihm ja auch ganz gut. Also weiß ich nicht, ob er es teilweise nur überspielt oder auch selber irgendwo glaubt, dass doch alles gar nicht so schlimm ist. Ich finde es gefährlich, jemandem diesen Glauben zu nehmen (vielleicht braucht er das, ich kann das noch nicht so gut einschätzen). Manchmal sagt er nämlich plötzlich so Dinge wie: "Eine Chemo würde ich ablehnen - nachher muss ich JahrZEHNTElang Tabletten schlucken"! Da kann man nichts mehr zu sagen, oder??
Anderen gegenüber hat er aber mittlerweile gesagt, dass er es sich mit einer "kleinen" Chemo eventuell noch mal überlegen würde!
Ich denke, es braucht einfach noch ein wenig Zeit. Ich kann es so gut verstehen (und so richtig letztlich wahrscheinlich auch wieder nicht). Wie schwer es auch sein muss, Entscheidungen zu treffen. Ich kann es auch verstehen, dass er ZWISCHENDURCH soweit war zu sagen, er setzt sich hin und macht einfach gar nichts mehr! Obwohl das sicher kein guter Ratschlag wäre.
Was man dann tut (und zum Glück lässt er sich weiter untersuchen und behandeln), ist ja noch etwas ganz anderes.

So, dann wünsche ich Euch allen noch einen sonnigen Abend (hier haben sich die dunklen Wolken wieder verzogen)!
Liebe Grüße
Tina S.

16.06.2002, 06:49
Guten Morgen!
Hi Tina, ich sag jetzt auch Dir, dass es für mich okay ist, wenn ich hier schreibe und Euch helfe. Ich hab' keine Probleme damit.
Weisst Du, da ist ja auch diese sogenannte "Wut" in mir, über dieses "Unverständnis" der Angehörigen wie ICH es erlebt habe. Vielleicht versuche ich hier ja auch nur ein bisschen zu vermeiden, was MIR und vielen anderen Krebsbetroffenen immer wieder so widerfährt. Ich kann mich ganz gut in Eure Väter und andere Krebsbetroffene hinein denken und mit ihnen mitfühlen. Es tut mir daher gut zu wissen, dass ich wenigstens bei Euch Angehörigen ein bisschen Verständnis gewinnen kann, auch wenn es nicht mal unbedingt für mich ist.
Es gibt übrigens auch Bücher für Angehörige von Krebspatienten. Kann Dir da aber im Moment leider keines empfehlen, ich weiss nur, dass es sie gibt. Vielleicht kann man dort auch noch ein paar Tips nachlesen?
Tina, Du "Masterin of Big Words" (Ich musste da lachen, als ich das las! Dachte, ICH sei so eine Masterin, hihi!), betrachte unsere "Beziehung" hier ruhig als freundschaftliches Mailverhältnis, ja?

Wenn MIR jemand sagt, dass er stolz auf mich ist, weil ich das alles so tapfer ertrage, ... dann freut es mich sehr. Ich denke daher, Du kannst so etwas Deinem Vater ruhig auch sagen. Dass der Krebs da ist, ist ja kein Geheimnis, und Dein Vater weiss auch, dass das seine Angehörigen sehr beschäftigt. - Es ist ein Lob, Tina, eine Aufmunterung. Die tut immer gut.
Obwohl man als Betroffener weiss, dass es schlussendlich gar nichts hilft, dieses Lob.

Ja, es erstaunt einen sehr, wenn man zusieht, wie gelassen ein Krebspatient diese ganzen Untersuchungen über sich ergehen lässt. Aber lass Dich nicht täuschen, es ist eine ziemliche Belastung, und ... hat er denn eine andere Wahl?

Was meinst Du mit: "wenn ich mal etwas Unangenehmes tun muss"? - Meinst Du, etwas Unangenehmes tun für Deinen Vater?
Oder etwas ganz anderes, etwas allgemein Unangenehmes? So gesehen als Lernprozess für Dich, wo Du merkst, dass eben nicht ALLE Dinge im Leben bequem sind, aber dass es noch Schlimmeres gibt? - Wahrscheinlich, gell? Habe ich das so richtig verstanden?

Ich lese Deine Zeilen immer sehr gern, Tina, Du bringst da manchmal ganz wichtige Punkte hervor. Du siehst das schon richtig, Dein Vater ist sich am überlegen, WIE er sich entscheiden soll ("leichte" Chemo oder vielleicht doch gar keine?). Mag sein, dass er jedem Angehörigen da etwas anderes erzählt, aber lass Dich da nicht beirren, er sucht nur nach seiner eigenen Lösung und Entscheidung. Und er braucht Zeit, richtig. Das ist aber auch gut so, denn es muss am Ende auch seine ganz eigene und persönliche Entscheidung sein, damit er überzeugt davon ist, das Richtige zu tun, egal, was es dann auch sein wird.
Die Sache mit der Patientenverfügung ist ein bisschen heikel. Ich HABE zwar eine, aber ich glaube, ich wäre auch empfindlich darauf, wenn Angehörige mich darauf ansprechen würden. Vielleicht ist es besser, Du wartest hier noch ein bisschen ab, bevor Du Deinen Vater darauf ansprichst. - Aber das ist meine persönliche Ansicht, und ich weiss ja auch nicht wirklich, wie Dein Vater darauf reagieren würde. Deswegen ist das schwierig, Dir hier einen Tip zu geben.

Bis später dann!
Liebe Grüsse von
der "krassen" Brigitte
PS. Unter der Sparte "Sie will dass ich gehe" läuft auch eine gute Diskussion zwischen Angehörigen und Betroffenen. Schon gelesen?

16.06.2002, 06:51
Sorry, ich meinte unter der Sparte "Ihr armen Angehörigen"!
Grüssli von Brigitte

16.06.2002, 20:49
Hi, liebe Brigitte und die anderen!

Ich lese immer gerne von Dir, und ich wollte hauptsächlich sagen, dass ich unser "freundschaftliches Mailverhältnis" (hihi) toll finde, dass mich also so oder so darüber freue, dass wir uns getroffen haben, auch unabhängig vom Thema. Und zusätzlich weißt Du viel, was mir und den anderen so gut weiterhilft. Deswegen sparen ich und die anderen hier nicht mit Lob! Es gibt viele Leute, die mit diesem Thema nichts zu tun haben wollen (ob es für sie selber wirklich besser ist, weiß nicht) oder darüber reden, AUCH Betroffene (oder denken wir Nur-Teilbetroffenen als Angehörige das vielleicht auch manchmal nur?). Du TUST es einfach. Ich glaube, dass Du damit ganz toll umgehst!

Ich rufe meinen Vater täglich an, und wenn ich weiß, dass er eine Untersuchung hat, auch auf jeden Fall hinterher. Er weiß, dass ich an ihn denke (und manchmal würde ich ihm gerne was abnehmen!). Ich habe das Gefühl, das hilft ihm auch. Er spricht dann gerne darüber -wie es war etc., obwohl er wahrscheinlich nicht immer ganz die Wahrheit sagt, wenn er sagt, dass es ja "überhaupt nicht schlimm" war (wenn Du mir das hier so sagst).

Mit "was Unangenehmes" meinte ich allgemeine Dinge, doch ich hatte nur so ein blödes Beispiel, dass ich es dann doch lieber nicht geschrieben habe... ;-) nun gut, dann werde ich es doch tun, aber nicht "lachen"... ich meinte, ich denke bei so Kleinigkeiten an ihn, wenn ich z.B. eine Kopfschmerztablette nehmen muss oder eklige Vitamindrinks. Dann denke ich, mein Gott, jetzt stell' Dich doch nicht so an, was muss Dein armer Vater denn alles schlucken - und vor allem, wie locker nimmt er es (jedenfalls nach außen hin!). Da nehme ich mir einfach ein Beispiel. Viele Dinge, die ich früher "schlimm" waren, haben eine andere Bedeutung, und ich bewundere ihn einfach und will es mir als Beispiel nehmen.

Genau! Ich finde, mein Vater muss SEINEN Weg finden, denn ER muss ihn auch gehen! Aber ich möchte ihn dabei so gut wie möglich begleiten, jedoch nicht "beeinflussen" im Sinne von Manipulieren (ich weiß auch nicht, wie ich mit dem Gewissen leben sollte, wenn es dann nicht die richtige Entscheidung war!). So, wie es mir bei den anderen um ihn herum immer vorkommt, auch wenn ich ihre Sorgen verstehe. Naja, die haben sich zum Glück momentan ein wenig beruhigt (einfach, weil mein Vater nicht "mitgespielt" hat wahrscheinlich!). Er ist nämlich fälschlicherweise zwischendurch in der Chemo-Abteilung gelandet. Dort wollte man eine Hyperthermie mit Superchemo-Behandlung machen, obwohl gar nicht abgeklärt war, ob es noch andere Möglichkeiten gibt! Da waren aber alle sofort dafür, dass er es machen sollte. Nachdem ich gehört habe, was darüber in den Papieren stand, bin ich froh, dass er nicht sofort zugestimmt hat... (so eine leichte Sache ist das bestimmt nicht, obwohl ich zugeben muss, dass ich nicht genug Ahnung darüber habe). Vielleicht gibt es ja doch noch was anderes, wir hoffen. Das wollte ich nur mal als Beispiel geben. Zum Glück ist mein Vater nicht so, dass er alles macht und alles schluckt. Er ist ja aber auch ein mündiger Patient! Manchmal fühlt er sich aber eben auch nicht so stark, und da möchte ich ihm helfen (seinen Weg zu finden, den er akzeptieren kann), wenn er mal down ist.

Weiß jemand, wie denn so eine Patientenverfügung eigentlich aussieht?

Also, noch ein wunderschönes (Mini-)Restwochenende und lieben Gruß
Tina

17.06.2002, 19:02
Hallo Brigitte,
doch ich habe schon losgelassen von diesem "Schuld" an seiner Krankheit. Vielmehr meine ich damit die Ursachenforschung. Ich habe letztes Jahr ein Fussreflexionskurs gemacht (der vielleicht ein bisschen esoterisch angehaucht war) in dem aber auch immer deutlicher wurde, das viele Krankheiten eben psychische Ursachen haben (Stress, Kommunikationsstörungen, nicht-nein-sagen-können, Grübeln usw.) und ich glaube für meinen Teil, dass da halt eine Menge Wahrheit drinsteckt, dass habe ich aber schon vor der Erkrankung meines Vaters gemeint. Auch ich habe diverse Erkrankungen hinter mir, die ohne meine Persönlichkeitsstruktur nicht so verlaufen wären, nicht weil irgendjemand schuld daran hat, sondern weil ich nicht im Einklang bin. Will jetzt keinen Vortrag über Ying/Yang halten. Aber die chinesische Medizin mit ihrem ganzheitlichen Heilen, hat in Bezug auf die Ursachenforschung bestimmt mehr recht. Natürlich geht es auch um spontan organische Heilung, aber das Seelenleben spielt in meinen Augen eine grosse Rolle. Bei der Anwendung der Massage stelle ich selbst auch immer wieder fest, dass die Leute nach Diagnosen lächzen, sie fragen nicht nach dem Warum sondern wie kriege ich es wieder auf medizinischen Weg weg und nicht wieso kommt es überhaupt dazu. Jeder müsste mal in sich hineinhorchen und natürlich auch dabei seine Fehler entdecken. Mir steht es nicht zu zu diagnostizieren ich habe keinen medizinischen Beruf. Aber während der drei monatigen Ausbildung habe ich viel auch von mir kennengelernt, ob ich es ändern kann und will sei mal dahin gestellt. Auch wenn ich die Massage anwende beruhigt es mich selbst auch es ist eine Ruhe in mir, die ich sonst nicht habe. Nur ich verfalle immer wieder in den Fehler zu analysieren und das ist natürlich eine gefährliche Sache. Das habe ich wahrscheinlich auch bei meinem Vater versucht und bin damit ziemlich aufgelaufen, aber trotzdem bin ich weiterhin davon überzeugt, dass der KAMPF eher gewonnen werden kann, wenn man auch die Ursachen kennt und nicht nur die Auswirkungen (-ohne Schuldzuweisung-).
Liebe Tina,
ich habe die Patientenverfügung damals von meiner Versicherung bekommen, habe sie aber auch schon seit Monaten so gut weggetan (natürlich unausgefüllt), dass ich sie jetzt nicht mehr finde. -Schublade auf, Problem rein und ersteinmal vergessen- Hatte die Patientenverfügung damals für mich besorgt, weil ein Freund von mir 10 Tage lang künstlich beatmet worden ist, weil er Organspender war und kein weitere Verfügung getroffen worden ist und seine Frau auch nicht in der Lage war die Entscheidung des Abstellens der Maschinen zu treffen. Damals habe ich gedacht so nur um für jemand anders frischgehalten zu werden möchte ich auch nicht weiterleben, aber je mehr man darüber nachdenkt, um so mehr stellt man fest wie sehr man am Leben hängt. Auch bei all dieser Technik glaube ich solange man selbst über sein würdevolles Sterben nachdenken und befinden kann, sollte man auch die Möglichkeit kriegen, -da ist nur wieder die Sache mit dem richtigen Moment-. Mein Vater hat auch noch keine Patientenverfügung unterschrieben, hingegen meine Mutter für sich entschieden hat, keine lebenserhaltene Massnahmen zu bekommen und sie hat auch gesagt wenn sie für sich wüsste, eine halbjährige Überlebenschanze zu bekommen würde sie keine Chemo- und keine Bestrahlung auf sich nehmen, sondern noch für den Moment leben. Meine Mutter hat einen grossen Tumor an der linken Niere, angeblich gutartig, aber würde sie es uns sagen. Mein Vater hat seine Diagnose und eigentlich den Weg auf unser Drängen beschritten, was er eigentlich will, wissen wir bis heute nicht. Tja, was ist der richtige Weg. Zu lernen Entscheidungen zu akzeptieren und diese nicht ändern zu wollen, weil man sie nicht für richtig hält, das ist wohl als Angehöriger unsere Aufgabe, auch wenn es noch so schwer fällt.
Gruss Michaela

17.06.2002, 22:15
Hallo Ihr Lieben,
hallo Michaela. Die Ursachen-Frage braucht ein ziemliches Umdenken, das wir nicht mehr gewohnt sind.
Wenn Du von Stress sprichst, dann kommt DER nämlich von AUSSEN, den wir nicht ertragen können. Wenn Du von Kommunikationsstörungen sprichst, so kommen die von AUSSEN, denn die hat uns jemand "beschert", hm?
Wenn Du vom "nicht-nein-sagen-können" sprichst, so kommt das ebenfalls von Aussen, den DAS hat uns jemand so anerzogen.

Natürlich ist die Folgeerscheinung, bzw. die "Wirkung" von der Ursache nachher wohl das psychische Leiden, oder wenn ich es krass ausdrücken darf, der psychische Schaden.
Und DARAUF kann eine Erkrankung erfolgen, genau! Demnach eine weitere "Wirkung" von der ursprünglichen "Ursache".

Wenn Du in einem Kamin ein Feuer machst, und dieses noch durchtränkst mit giftigen Chemikalien, wo der Rauch aus dem Schornstein entflieht und die Luft eine ganze Stadt verpestet, wo desswegen massenweise Menschen krank werden ..., gibst Du dann auch jenen Kranken Menschen die ganze Verantwortung (Schuld), WEIL sie die Luft jetzt eingeatmet haben?

Ursache + Wirkung! Es gibt nichts anderes!
Manchmal gibt es halt auch Ursache + Wirkung + Wirkung + Wirkung ...

Wenn Du schlecht nein sagen kannst, dann wurdest Du so erzogen, denn man hat in dieser Gesellschaft (besonders als Frau) ein JA-Sager zu sein, alles zu ertragen und bloss nicht mit einem heftigen Nein auf den Tisch zu klopfen. Und wenn Du dann Krebs kriegst, bist Du also auch selber Schuld?

Ich habe jetzt hier nur ein paar Beispiele genannt. Ich würde für JEDEN möglichen "Schaden" eines Menschen eine Ursache, bzw. einen Ver-Ursacher (oder Verantwortlichen) finden. - Aber vielleicht lassen wir das Thema besser. Ich will hier auch niemandem meine Gedanken "aufzwingen". Wichtig ist nur, dass nicht ALLEINE beim Patienten nach einer Ursache gesucht werden darf. Man wird nämlich IMMER etwas finden! Bei JEDEM Patienten. Und man wird ihm das in irgend einer Form "mitteilen".
Genau das sollte vermieden werden.
Verstehst Du?

Hi Tina, diese vielen Untersuchungen sind ja auch nicht schlimm in diesem Sinne. Deswegen sagt Dein Vater Dir ja auch "es war nicht schlimm".
Aber es ist die Belastung, da durch gehen zu müssen, diese Untersuchungen über Dich ergehen lassen zu müssen. Die sind quälend.
Aber schlimm? Nein, schlimm sind sie nicht.

Soweit für heute, Ihr Lieben (bin nicht so gut drauf im Moment).

Bis später!
Grüssli von der
"krassen" Brigitte

18.06.2002, 01:20
Liebe Michaela,

Du machst momentan wohl so ziemlich das Gleiche durch wie ich. Genau diese ganzen Dinge sind mir auch schon durch den Kopf gegangen. Und manchmal weiß ich auch nicht mehr, ob mir überhaupt alles gesagt wird (und auch das ist ja ihr gutes Recht, wann und ob sie uns alles sagen, so schwer auch das Akzeptieren fällt - vielleicht möchten sie nicht darüber reden), was wirklich Sache ist, warum überhaupt das alles sein muss, ob ich auch einen Teil dazu beigetragen habe, vielleicht ohne es gemerkt zu haben, ob ich hätte besser auf meinen Vater eingehen müssen, weil er vielleicht nie über SEINE Probleme gesprochen hat... Auf der anderen Seite hat die Ärztin dann wieder gesagt, psychische Ursachen seien hier völlig auszuschließen. Vielleicht weiß sie, wie sehr man sich das Hirn zermartert. Und vielleicht hat sie zu einem Teil ja auch Recht! Niemand weiß es genau, auf jeden Fall kann wohl niemand etwas DAFÜR, auch wenn man ständig nach irgend einem Sündenbock (einer Person oder einer Sache) suchen möchte. Das ist vielleicht auch unsere Mentalität...
Ich denke aber auch, dass psychische Schäden (für die man auch nichts in dem Sinne kann) einer Krankheit vielleicht EHER Nährboden verschaffen, aber wie Brigitte auch schon gesagt hat: Bei jedem findet man irgendwelche psychischen Schäden. Wenn man dann sagt: Aha, daher kommt es! Er/sie hätte halt auch dieses oder jenes tun sollen oder dieses oder jenes lassen, dann denke ich an die Menschen, die ihr Leben lang ungesund leben und trotzdem steinalt werden oder wiederum Menschen, die dauernd wegen irgendwelcher Wehwehchen zum Arzt rennen und am Ende gar nichts haben. Das sind jetzt nur mal so Gedanken, ich will damit nicht sagen, dass es nicht Menschen gibt, denen es hilft, in sich zu gehen und ihr Leben zu überdenken, dann vielleicht zu einer Schlussfolgerung kommen, etwas ändern und denen es dann besser geht. Es gibt wohl keine generelle Lösung, sondern wenn überhaupt, immer nur eine individuelle.
Das mit der Ursache + Wirkung (+ Wirkung etc.) hört sich irgendwie sinnig an.

Wenn ich es richtig verstehe, ist eine Patientenverfügung dann wohl eher etwas, was Partner untereinander abmachen, oder? Ich erinnere mich jetzt, dass früher Nachbarn von uns (ein älteres Ehepaar) so etwas gemacht haben. Und was steht dann konkret in so einer Verfügung? Das eine genannte Person ggf. irgendwelche Entscheidungen treffen soll?

Brigitte, gut zu hören, dass die Untersuchungen wenigstens nicht körperlich so schlimm sind, aber ich finde auch, dass es von viel Durchhaltevermögen zeugt, wenn man das alles mitmacht. Ich habe heute meiner Tante gegenüber erwähnt, dass wir eigentlich stolz auf ihn sein könnten, er könnte sich ja auch ganz anders verhalten, sich gehen lassen etc., und, dass er das doch eigentlich alles ganz toll mitmacht! Da kam sie scheinbar direkt ins Grübeln. Vielleicht bringt es ja doch was...

Mein Vater ist übrigens heute zu irgendeinem Spezialarzt (in einem anderen KKH) geschickt worden. Eigentlich sollte heute das Ergebnis kommen - ob man noch operieren kann oder nicht. Und was ist? Kein Mensch hat mich angerufen. Toll, ich sitze hier und grüble wieder. Aber auch da muss ich wohl wieder akzeptieren lernen, ich weiß. Vielleicht möchte mein Vater mir heute nichts erzählen, vielleicht ist es so schlimm, dass er es (noch) nicht kann, vielleicht aber auch nicht, vielleicht ist er selbst noch zu keiner Entscheidung gekommen... Ich würde aber wenigstens gerne wissen, ob es ihm soweit gut geht! Meine Mutter (wir haben seit Jahren kein gutes Verhältnis mehr, eigentlich gar keins - ich habe sie aber neulich aufgrund der Umstände angerufen und immerhin konnten wir DARÜBER sprechen) ist sicher bei ihm gewesen... Eigentlich war ihre Beziehung auch nicht mehr die beste, aber wie es scheint, haben sie sich momentan (zum Glück!) wieder etwas zusammengerauft. Meine Tante wusste heute gegen Abend auch noch nichts Näheres. Oder sie erzählen uns nichts, vielleicht ja auch auf Wunsch meines Vaters, wer weiß. Mann, ist das eine blöde Situation. Ich glaube, es wäre einfacher, mit harten Wahrheiten konfrontiert zu werden als sowas. Aber ich kann nichts machen. Ich denke ständig daran und doch bin ich so weit weg. Ich muss wohl halt warten, bis MEINE Hilfe wieder gefragt ist, wie auch immer sie aussieht. Ich finde, das Schwerste ist, wenn man akzeptieren muss, dass jemand die Hilfe von einem NICHT will.

Liebe Grüße und bis bald
Tina

18.06.2002, 09:06
Morgen zusammen,
ich erzähle Euch jetzt mal so eine schöne "Stell-Dir-mal-vor"-Geschichte, ja? - Die ist zwar ziemlich krass, aber wenn Ihr eine gute Fantasie habt und Euch gut rein denken könnt, ... "fühlt" Ihr da ein gutes Stückchen mit.

Also. (Ich schreibe jetzt in Du-Form, damit Ihr Euch persönlich angesprochen fühlt!)

Es ist ein stinknormaler Wochentag, hm? Du gehst Deinem üblichen Alltagstrott hinterher. Das einzige, was heute ein bisschen anders ist als an den übrigen Tagen, das ist der Arzttermin um 16.00 Uhr, den Du da hast. Ganz gewöhnliche Kontrolle, weil Du da letzthin eine hässliche Grippe hattest.
Sowie Du zum Arzt gehst, (welcher wie immer sehr freundlich zu Dir ist), sagt der Dir, dass die letzte Blutuntersuchung nicht so ganz in Ordnung sei.
Da machst Du Dir ein bisschen Sorgen, hm? Naja, was kann da denn nicht in Ordnung sein? Du fühlst Dich doch völlig gut jetzt!
Der Arzt fragt Dich, ob Du möglicherweise mal Blut im Urin oder im Stuhlgang hattest.
Nö! Hattest Du nicht.
Der Arzt fragt Dich, ob Du Dich gut ernährst?
Ja klar, sagst Du. (Jedenfalls glaubst Du das.)
Der Arzt fragt Dich noch weitere Dinge, und so langsam aber sicher wird Dir seine Fragerei ein bisschen unangenehm. Du fühlst Dich ja gut, also was soll das Ganze?
Dann sagt er Dir: "So sicherheitshalber sollten wir noch einen genaueren Bluttest machen. Kommen Sie morgen doch nochmal vorbei."

Du machst Dir da noch keine Sorgen. Aber ein bisschen beschäftigt es Dich trotzdem. Du sagst Dir, dass da wohl irgendwo in Deinem Körper ein Mangel sein muss. Eisenmangel oder irgend sowas. Der Arzt wird dann aber schon wissen, was er Dir dann geben muss.
Am nächsten Tag lässt Du Dir den zweiten Bluttest recht locker über Dich ergehen.

Drei Tage später musst Du wieder zu ihm hin. Diesmal schaut er sehr ernst hinter seiner Brille hervor und sagt Dir, dass er Dich zwar nicht verunsichern möchte, aber es wäre besser, wenn jetzt noch diese oder jene Kontrolle gemacht wird. Seines Erachtens nach stimmt da etwas nicht so ganz. Aber Du sollst Dir da jetzt erst mal keine Sorgen machen, ... Du sollst einfach in zwei Tagen nochmal kommen.

Jetzt bist Du doch ein bisschen MEHR verunsichert. Was das wohl sein soll? Du fühlst Dich noch immer gut und absolut nicht krank. Dein Mann sagt Dir: "Das wird schon nichts Schlimmes sein! Du musst jetzt positiv denken!"

Du gehst wieder zum Arzt und musst Dir da ein paar sonderliche Untersuchungen über Dich ergehen lassen müssen. Röntgenbilder, Ultraschall und sonst noch so verrückte Dinge mit Apparaten, welche Du noch nie zuvor in Deinem Leben gesehen hast.
Sobald es vorbei ist, bist Du erleichtert. Im Moment jedenfalls. War ja gar nicht so schlimm, diese ganzen Untersuchungen. Jetzt musst Du ja sowieso erst mal warten, bis Du vom Arzt wieder etwas hörst.
Du versuchst, diese Untersuchung zu "vergessen" und widmest Dich wieder Deinem Alltag. Du lachst und bist fröhlich wie immer. Du fühlst Dich gut und gesund.

Nach einer Woche sitzt Du wieder beim Arzt. Wieder schaut er so komisch hinter seiner Brille zu Dir. Er verschränkt seine Hände, und Du merkst, dass er jetzt offenbar nach Worten ringt. Was soll das? Waren die Ergebnisse der Untersuchungen vielleicht doch nicht so gut? Wie kann das sein, wo Du Dich doch völlig wohl und gesund fühlst? - Es KANN nichts Schlimmes sein! Unmöglich!
Dann sagt Dir der Arzt, dass die Untersuchungen ergeben haben, dass Du KREBS hast. Dass sich in Deinem Körper bereits auch Methastasen befinden. Er sagt Dir das mit langsamen, besonnenen Worten, und er spricht weiter, ohne Dich zu Wort kommen zu lassen. Er erklärt Dir sogleich das weitere Vorgehen wie Operation, Bestrahlung und Chemotherapie. Dass die Chancen für eine Heilung gut stehen, wenn man schnell handelt. Und er schreibt Dir auf einen Zettel, wann die OP statt findet, denn er hat für Dich bereits einen Termin im Krankenhaus vereinbart.

Du kannst das nicht glauben. Du fragst Dich:
WAS? - WER? - ICH? - WIESO? - WARUM?
Der Boden hat sich unter Deinen Füssen aufgetan. KREBS? Das kann nicht sein! Du fühlst Dich doch wohl und gesund!
Du gehst aus dieser Arztpraxis mit zitternden Knien. JETZT fühlst Du Dich krank! Vor einer halben Stunde ging es Dir noch völlig gut! Du stehst unter Schock. KREBS! Das bedeutet auch Tod! Wirst Du jetzt sterben?

Und dann beginnt Deine Odysee als Krebspatient. Deine Angehörigen trösten Dich mit Worten wie: "Das wird schon wieder, Du wirst sehen!" Andere Leute heulen Dir am Telefon etwas vor, oder erzählen Dir von IHREN Krankheiten, ihren Migräneanfällen und andere Geschichten, die überhaupt nichts mit Deinem Krebs-Schock zu tun haben. Du beginnst, Dich darüber aufzuregen. Dann gibt es noch Leute, die sagen Dir doch echt noch: "Weisst Du, Du konntest ja schon immer schlecht nein sagen. Ich glaube, das ist der Schlüssel zu Deiner Krankheit! Du musst jetzt halt lernen, ...!"
Du beginnst, Dich zu verteidigen, und jenen Leuten zu erklären, wie Du Dich fühlst. Aber Du merkst, dass sie da gar kein Verständnis aufbringen können.
Du ziehst Dich vor ihnen zurück.
Wirklich geblieben ist jetzt eigentlich nur noch Dein Mann. Der ist immer da. Er hat das Verständnis zwar auch nicht so ganz, aber immerhin ... er ist DA.

Weitere Untersuchungen musst Du über Dich ergehen lassen. Du hast Angst. Das erste mal in Deinem Leben hast Du panische Angst. Man drängt Dich. Die Ärzte. Deine Angehörigen. Immernoch. Es muss schnell gehandelt werden. Jaja, Du willst ja den Krebs auch wieder weg haben! Aber ist es das Richtige, was die Ärzte mir da vorschlagen? Eine CHEMO? Du liebe Zeit!
Man legt Dir Statistiken vor. Tröstet Dich.
Aber es gibt keinen wirklichen Trost. Du hast KREBS!
Wie kam der so plötzlich? Du hast Dich doch immer so gesund gefühlt. Du hast da anscheinend einen Tumor, der ist über zwei Zentimeter gross. Wie kam der da in Deinen Körper? Du hast doch nichts gespürt! Keinen Schmerz, nichts!
Du erfährst, dass so ein Tumor über JAHRE braucht, um diese Wachstumsgrösse zu erreichen. Du rechnest aus, wann da denn der Beginn des Wachstums hätte sein können. Vor zehn Jahren? Was hast Du damals gemacht? Was geschah damals, um Deinen Körper so durcheinander zu bringen, dass ein KREBS entstehen konnte?
Liegt es an Dir? Was hast Du falsch gemacht? Ist es eine Strafe? Wofür? Wozu hast Du das verdient? Das ist nicht fair!
Das ist überhaupt nicht fair ...!

Die Luft! Die Nahrung! Das muss es gewesen sein. Du hast Dich in den letzten Jahren wohl auch ein bisschen zu wenig sportlich betätigt, hm-hm!

Dann hörst Du, dass Dein Arzt Deinem Mann sagt: "Nein, psychische Ursachen sind beim Krebs völlig auszuschliessen!"
Du glaubst, Du hörst nicht richtig! Psychische Ursachen? Du bist doch nicht verrückt! Du hast doch in Deinem Leben immer das Richtige getan, oder zumindest das Beste, nach Deinen ganzen Kräften. Du hast keinen Knall. Du hattest noch NIE einen Knall!
Oder?
Warst Du vielleicht DOCH eine zu schlechte Nein-Sagerin? Hättest in Deinem Leben vielleicht öfters auf den Tisch hauen sollen?
Aber warum denn? Warum Krach machen, wenn es doch auf dem friedlichen Weg auch geht? Und überhaupt, Du magst keinen Streit. Und Du hast es ja auch für die anderen getan!
DESWEGEN sollst Du jetzt Krebs haben? DAS ist doch verrückt!
Oder?

Du weisst nicht mehr, WEM Du von Deinem Krebs jetzt erzählen sollst. Du hast Angst vor den Reaktionen der Leute. Ein paar wenige nicken nur besorgt und schweigen. Die Mehrheit tröstet Dich mit unsinnigen Worten, als wäre das alles ja gar nicht so schlimm. - Th! DIE haben vielleicht eine Ahnung!
Du hast Angst. Vor dem Sterben. Wie lange hast Du noch? Wirst Du die OP überleben? Wirst Du die Chemo überleben? Wieviele Leute werden sich von Dir abwenden? Warum wenden sie sich ab? Du hast ihnen doch nichts getan!
Oder solltest Du vielleicht doch auf die Chemo verzichten? Warum noch quälen, und es Dir schlechter ergehen lassen, wo Du Dich doch jetzt die ganze Zeit eigentlich gut gefühlt hast.
Du fühlst Dich jetzt aber krank. So sterbenskrank, dass es schon gar nicht mehr normal ist.
Oder?
Wieso nicht besser den Rest Deiner verbliebenen Tage einfach noch geniessen?
Oder DOCH Chemo? Rettet Dich das?
Die Ärzte sagen ja.
Du jedoch weisst es nicht.
Und Du weisst: Eigentlich wissen das die Ärzte nämlich auch nicht so genau.
Und jetzt?
Es muss entschieden werden.
DU musst Dich entscheiden. Es geht um Leben und Tod.
Du willst nicht sterben. Du willst Leben.
Was ist richtig? Was ist der Sinn des Ganzen?
Bist Du schuld? Sind die anderen Schuld?
Heute willst Du am liebsten gleich sterben.
Morgen willst Du nur noch Leben und alles dafür tun.
Heute hast Du panische Angst.
Morgen hast Du einen irre gutgelaunten Tag, weil Du plötzlich alles so locker nehmen kannst.
Heute sind die Untersuchungen ein bisschen heftig unangenehm, auch ein bisschen schmerzhaft.
Morgen gehen die ganzen Untersuchungen wieder ohne Zwischenfälle vorbei.
Die Ärzte sagen heute nichts. Wieso sagen sie nichts? Warum schauen sie immer so besorgt?
Du kriegst Komplimente, wie toll Du das alles aushältst! Tja, findest Du ja auch, aber was bleibt Dir sonst übrig?
Heute nimmt Dich Dein Mann ganz fest in den Arm. Oh, wie gut das tut!
Morgen jedoch kommt Deine Tante vorbei. Sie hält Dir einen Vortrag darüber, wie SCHÄDLICH so eine Chemo sein kann!
Du fühlst Dich wie auf einer Schaukel. Rauf und runter. Nichts ist mehr so, wie es vor ein paar Tagen noch war. Alles hat sich gekehrt. Nichts ist mehr normal. Kein Alltag mehr. Nur noch die Angst.
Die Angst ...


Ihr Lieben, ich hoffe, die "Was-wäre-wenn"-Geschichte ist hier jetzt nicht ein bisschen ZU krass für Euch. Einem Angehörigen geht es ähnlich, wenn er liebt und mitfühlt, ich weiss. Aber diese Geschichte hier (welche jetzt frei erfunden ist von mir, aber sonst der Realität entspricht) soll Euch aufzeigen, wie schnell und überraschend so eine Diagnose einen treffen kann, völlig unvorbereitet und ohne Sinn. Und was da alles in einem abgeht.
Für Euch, ... zum "mitfühlen", gell?

Bis später!
Liebe Grüssli von
der "krassen" Brigitte

18.06.2002, 10:11
... ich habe da noch ein Zitat meiner Ma´, nachdem sie der Arzt auf das Schlimmste vorbereitet hat und für weitere Untersuchungen ins Krankenhaus überwies:
"Ich ging durch die Stadt und dachte: das ist jetzt das Ende? Ich werde wohl nicht mehr oft das alles sehen?"
Ab dem Tag begann IHR Kampf, gegen einen unsichtbaren Gegner.
Und ich kann nur zusehen.

Jana

Ruby
18.06.2002, 14:10
Im Moment kann ich echt nicht viel sagen, bzw schreiben, aber eines doch: Ich hab mich in deinen Zeile so gut wie wieder gefunden...
Das war fast genauso im Jahr 2000 bei mir, spiegelt das wieder was ich so empfand...
Du hast das sehr gut formuliert Brigitte, Kompliment! Besser hätte ichs gar nicht machen können!
Liebe Grüße von
Ruby

18.06.2002, 15:48
Hi Brigitte - Du bist eine der wenigen, die sich als "Betroffene" (ich hasse diesen Begriff, aber ich finde keinen anderen) zu Wort melden. Hast Du eine Idee, warum das so ist?
Ok - ich als zum Zusehen verdammte (so fühle ich mich) - rede auch nur mit sehr wenigen darüber, was mit meiner Ma passiert. Aber gerade hier stößt man doch nicht auf diese "oh-das-ist-aber-schlimm-Klientel".
Grüsse
Jana

18.06.2002, 15:52
Ups!
Ich habe geschluckt, gezittert, mitgefiebert und wollte heulen. Genauso habe ich mir das immer vorgestellt (auch wenn ich es nicht wirklich, wirklich weiß, ich weiß!).
Wie soll jemand da nicht in Panik verfallen??? Du wirst mir vielleicht jetzt nicht glauben, aber ich habe manchmal das Gefühl, ich kann wirklich mitFÜHLEN. Es ist ein Albtraum. Ich konnte so gut sehen, was Du beschreibst, wie die anderen Leute sich um den Betroffenen benehmen etc. Vor allem, die, die sagen: "Na, das wird schon wieder!" und dann von ihrem Schnupfen erzählen! Auch ich erlebe das hier um mich herum mit meinem Vater. Ich versuche, so etwas möglichst von ihm fern zu halten. Erst war ich sauer, weil es Leute gibt, die ihn nicht mal anrufen, aber nachdem sie mit mir gesprochen haben: "Uha, uha, uha - ich habe soooolche Rückenschmerzen! Es geht mir ja soooooooo schlecht, ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr... wie geht es übrigens Deinem Vater? Und meine Rüüückenschmerzen...". Da bin ich froh, wenn sie ihn NICHT anrufen!!! Ich falle immer wieder vom Glauben ab. Und dann die Leute, die sich zwar schon kümmern, aber dauernd belehren (woher wollen sie das wissen?) oder auch noch verunsichern. Vielleicht verarbeiten sie nur IHRE Gefühle?

Und wie ÄRZTE damit umgehen, ist wirklich unmmöglich (das mussten wir auch schon leidvoll mitansehen, da sind Sachen abgegangen, von denen meint man, es könne sie gar nicht geben). Werden die denn überhaupt nicht psychologisch GESCHULT?! Ich meine, es gibt ja auch GUTE Psychologen oder auch normale Menschen, die einfach die RICHTIGEN Worte haben! Wieso lernen Ärzte so was nicht??

Ich glaube, ich weiß jetzt besser, wie es aussieht, so etwas mitzumachen, wovon ich nur eine Ahnung hatte (die schon schlimm genug war und die ich immer lieber verdrängen wollte). Es ist wohl fast ein bisschen so, als müsste man seine Angehörigen noch trösten und beruhigen und als ERWARTETEN die Leute immer, dass man das alles gut meistert und weg steckt, und als wenn man sich noch rechtfertigen müsste. Ich denke manchmal auch, dieses ständige "Wie geht es Dir jetzt?", was ich auch frage (!), ist nicht immer wirklich eine super Hilfe. Was soll man denn da antworten?? Prima? So klasse wie gestern? Aber was soll man sonst fragen.

Das Schlimmste ist wohl, der Zeitpunkt, zu wissen, dass man etwas hat (wenn es einem doch sonst gut geht!), aber es geht ja nicht anders. Und das ist auch eine Chance.

Jedenfalls hast Du uns das ziemlich näher gebracht. Ich glaube, das Einzige, was man wirklich tun kann, ist STÄRKE vermitteln, soweit es geht; den anderen nicht allein lassen, immer wieder zu vermitteln: Ich bin da, wenn Du mich brauchst, ICH bin stark.
Ich werde mir Mühe geben...

Liebe Grüße und danke für diese Ausführungen!
Tina

18.06.2002, 23:36
Hallo Brigitte,
Dafür dass diese " Geschichte" nur von Dir erfunden ist,hat sie doch sehr viel mit der Realität zu tun,welche wir aber erst später als diese begreifen.Manchmal viel zu spät..
Ich kann momentan dazu nicht mehr sagen als,dass diese " Geschichte" genau die meines Freundes widerspiegelt und ich froh gewesen wäre,jemandem wie Dir und Deinen Ausführungen früher begegnet zu sein.
Lieber Gruß,Valeskaname@domain.de

19.06.2002, 02:03
Hallo Brigitte,

ich hab viele deiner Beitraege in diesem und dem "Matthias Thread" verfolgt und bin sehr beeindruckt. (Ich hoffe das viele Lob macht dich nicht ganz kirre. ;-) )

Weil du vieles wirklich extrem gut auf den Punkt bringen kannst mšchte ich gerade dich fragen, ob es moeglich ist, eine Art allgemeine "Grundregel" fŸr den Umgang mit Betroffenen zu formulieren.
Ich lese hier mit Entsetzen Ÿber das Verhalten von Angehoerigen und Aerzten, manches davon scheint mir nur einfach unverzeihlich bloede zu sein, anderes dagegen vielleicht mit einer diffusen Hilflosigkeit zu entschuldigen. (?)

Was haette sich die Person in deiner "frei erfundenen" Geschichte gewŸnscht, was hŠtte sie am meisten gebraucht ? Wie haette der beschriebene Arzt sich "optimal" verhalten koennen, wie die Angehoerigen ?
Tina S schrieb wohl wesentliches in den Saetzen: "den anderen nicht allein lassen, immer wieder zu vermitteln: Ich bin da, wenn Du mich brauchst,"

Koenntest du es noch konkreter formulieren ? Denkst du, es gibt bei allen individuellen Unterschieden etwas noch konkreteres, das *immer* gilt ?

Ich erinnere mich an ein Telefonat. Sie erzaehlt mir wie es ihr geht und das klingt nicht so gut. Doch ihre Stimme klingt gut,- kraeftig, zuversichtlich, eigentlich sehr fit.
Ich sage spontan: "Du klingst aber eigentlich ganz gut....". Sie wird sauer und dabei mir wird klar, wie bloed mein Satz war.

Ein kleines Beispiel. Aber vielleicht zeigt es doch, wie schwer es ist. Auch Angehoerige suchen doch auch nach Hoffnung und allem, was sie ihnen zu bestaetigen scheint.

Lillebror


http://www.leukaemie-links.de.vu/

19.06.2002, 08:31
Hallo Brigitte,

dein letzter Beitrag passt mal wieder haargenau!
Ich denke viele Betroffene werden sich dort wieder finden.
Liebe Grüsse Petra

19.06.2002, 10:07
Hallo Ihr Lieben,
... uff! Da habe ich ja wieder was angestellt mit meiner "was-wäre-wenn"-Geschichte!
Jedenfalls hat's gewirkt, hm?

Wahrscheinlich habe ich in der Geschichte noch manches vergessen zu erwähnen. Wollte ja auch nur aufzeigen, wie der ANFANG einer solchen Diagnose erlebt wird und was man da so durchmachen kann. Klar, da waren mal in erster Linie meine eigenen Emotionen aus meiner Erfahrung. Dann habe ich dieses und jenes noch dazu "erfunden", ... und schon "existiert" da irgendwo eine Person mit einem eigenen Leben.
Macht aber nichts, denn die Geschichte entspricht am Ende tatsächlich der Realität.

Ärzte, liebe Tina, sind leider keine Psychologen. Ich denke, die wenigsten haben hier wirklich ein "menschliches" Denken. Du steckst da sofort von Anfang an in der Ärztemaschinerie drin und Du kriegst das ganz deutlich zu spüren. Das kommt dann noch zum Schock hinzu, wo Du nämlich die Menschlichkeit so dringend brauchst. Du fühlst Dich aber oftmals als einer von VIELEN, irgend eine Nummer vielleicht sogar, der Patient XY, ... naja, schon wieder so ein Krebsfall!
Natürlich tun die Ärzte ihr menschenmöglichstes, aber es ist meist eine gewisse Kälte da, die schlussendlich eigentlich "nur" Deinen Körper betrifft, aber nicht Deine Gefühle, Deine Seele, Deine Ängste.
Ich glaube, man muss wirklich Glück haben, wenn man da die "richtigen" Ärzte erwischt.

Liebe Lillebror, danke Dir, für Dein Kompliment. Offenbar habe ich da wirklich irgendwo den "Draht" zu Euch allen, aber ich kann's mir auch nicht erklären wieso. Vielleicht finde ich nur einfach die Worte besser oder so.
Nur, bitte-bitte, ... erwarte keine "Gebrauchsanweisung" von mir, ja? Das macht es mir nämlich sehr schwierig und ... naja, "drängt" mich ein bisschen, was ich eigentlich gar nicht so möchte. Ich möchte hier schreiben können, wenn es mir danach ist, möchte Euch helfen können, wenn es mir danach ist, ... denn DANN stimmt es so für mich. Aber erwarte nicht ALLES von mir, ja?

Worauf Ihr Angehörigen wohl immer wieder selber kommt, dass ist die Aussage: Einfach DA sein! DA sein und Lieben.
Und DAS ist schon sehr, sehr viel!
Gewisse Aussagen von Angehörigen sind manchmal schwierig zu beurteilen. Also alleine schon die Frage "Wie geht es Dir heute?", ... ist ja nichts Schlechtes, oder? Ich denke einfach, die Vorraussetzung dafür ist, es wirklich wissen zu WOLLEN! Und bereit sein, JEDE Antwort darauf auch hören zu wollen!
Die Aussage "Du klingst aber eigentlich recht gut!" sollte ja vielleicht ein Kompliment sein, kommt aber meistens sehr oberflächlich zum Patienten rüber. Für den Betroffenen heisst es soviel wie: Hey, Du nimmst mich ja DOCH nicht ernst! Ich erzähle Dir gerade, wie schlecht es mir geht, und Du sagst mir, dass ich GUT KLINGE?
Es ist ein Widerspruch! Deswegen kann sich ein Patient aufregen.

Bis später, Ihr alle! Ich will jetzt den hitzigen Tag heute geniessen. (Und Lillebror? Nimms' mir nicht übel, gell? Ich bin einfach nur ehrlich.)
Liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte

19.06.2002, 12:18
Hallo Brigitte,

danke fuer deine Antwort, ich hatte ja schon befuerchtet, dass meine Frage wie eine "Bitte nach Gebrauchsanweisung" rueberkommen koennte. Vermutlich war sie nicht nur schlecht formuliert, sondern schon im Ansatz unsinnig. Es gibt wohl wirklich keine "Grundregeln" ausser vielleicht die, der verstaerkten Achtsamkeit.

In schweren Zeiten ist erhoehte Sensibilität gefordert und staerkeres Bewusstsein darueber, wie das *was* man sagt und *wie* man es sagt beim Betroffenen rueber kommen koennte.
Andererseits besteht halt dabei die Gefahr, dass durch "erhoehtes Aufpassen was man sagt" der Umgang dadurch schwerfaellig und gehemmt wird. Was ja dann auch oft beklagt wird. Viele wollen auch ausdruecklich weiterhin "ganz normal" behandelt werden. Und auch nicht immer auf die gleiche Weise und in der gleichen Intensitaet in allem ernstgenommen werde. Oder staendig sorgenvoll "betuettelt" werden.

In dem genannten Beispiel ging es uebrigens um eine Person, deren Stimme man eben schon auch anders kannte, also muede, resigniert oder traurig. Und um eine Beziehung, bei der das von dir erwaehnte "wirklich wissen wollen" ganz sicher nicht in Frage stand und in der auch mal "gejammert" werden konnte. (und hin und wieder auch wurde). Damit will ich eigentlich nur ausdruecken, wie schwer oder gar unmoeglich es eben oft ist, die "Botschaften" und Wuensche richtig zu deuten, die hinter gesprochenen Worten stecken und eben manchmal auch hinter einer "Klang Fassade".

einen schoenen Tag zu haben

wuenscht
Lillebror


P.S.: "(Und Lillebror? Nimms' mir nicht übel, gell? ...)"

Was sollte ich dir jetzt uebelnehmen können ?
Warst du etwa "krass" und ich hab's nicht mal bemerkt ? ;-)

http://www.leukaemie-links.de.vu/

19.06.2002, 16:17
... nee, hihi! ... das war ja auch gar nicht krass von mir, das war bloss ... menschlich!

Uff! Hallöchen zusammen! Jetzt ist's mir doch ein bisschen zu heiss draussen!

Ja, Lillebror (Du hast da einen lustigen Namen), Du siehst das schon richtig. Grundregeln gibt es keine, denn wir sind keine Maschinen, die man auf Wunsch so oder so einstellen kann, wir sind eben Menschen. Jeder denkt anders, jeder reagiert anders. Deshalb ist das Ganze ja auch so schwer.
Natürlich ist man selber als Angehöriger wohl irgendwo "verkrampft", man will das richtige im richtigen Moment sagen, man will das richtige im richtigen Moment tun. Und vor lauter "Verkrampftheit" geht da wohl so manches schief.

Mir ist da gerade was aufgefallen, hallo liebe Tina! Du hast hier im Forum eine neue Rubrik eingetragen, wo Du andere Angehörige fragst, woher SIE ihre Kraft für ihre Krebsbetroffenen noch nehmen, gell?
Das ist eine sehr gute Frage. Doch als ich mich dort rein gelesen hab, ... kribbelte es mir bereits wieder in den Fingern, dort gleich mal meinen krassen Käse als Betroffene dazu zu schreiben! - Aber dann hab' ich gedacht, nein, ich halte mich dort jetzt besser raus. Irgendwo müsst Ihr ja Euresgleichen suchen und finden.
Jedenfalls habe ich da jetzt wieder etwas ganz Interessantes entdeckt, das wir ja HIER mal miteinander anschauen können, einverstanden?

Da war also die Aussage einer Angehörigen, welche sagte, ... sie sei da letzthin in Versuchung gekommen um herzlich heraus zu LACHEN, und sie habe es dann sogar GETAN! Aber hinterher bekam sie ein so schlechtes Gewissen, weil Ihre Schester ja so krank ist, ... dass das jetzt völlig SCHLECHT gewesen sein musste!
Also bitte, das tut ja selbst mir als Betroffene weh, wenn IHR Angehörige nicht mehr Lachen könnt oder es nicht mehr dürft!
Zudem: Die Schwester hat's ja gar nicht gesehen!
Warum also nicht Lachen und fröhlich sein, wenn Ihr mal NICHT gerade auf Krankenbesuch seid?
Lachen gibt Euch Kraft und Stärke!
Und das wollt und braucht Ihr ja auch, nicht wahr?
Setzt Euch keine eigenen Leidens-Regeln, denn wir Betroffenen können das genau so wenig aushalten, wenn es EUCH dann noch schlecht geht.

Dann war da die Frage: Was soll ich tun? Meine Schwester will nicht auf die Terrasse hinaus, um frische Luft zu schnappen! Und jetzt bei dem schönen Wetter, und wo es ihr doch ein bisschen besser geht! - Sie WEIGERT sich aber!
Äh, ... WER will hier in diesem Beispiel eigentlich raus an die frische Luft? Die Angehörige oder die Betroffene?

Eigentlich ein Beispiel zum kichern, wo man sich fragt: Himmel, habt Ihr da keine ANDEREN Sorgen?
Naja, es ist ja gut gemeint, ich weiss. Trotzdem Ihr lieben Angehörigen: Bitte-bitte zuerst mal ERNST nehmen, was der Patient will.
Einfach akzeptieren. Denn was er heute nicht will, will er vielleicht schon morgen. Drängen hilft da aber gar nichts.
Naja, stellt Euch mal vor (und IHR seid ja gesund, hm?) ich sage zu Euch nur diesen einen Satz: "DU MUSST VIEL MEHR AN DIE FRISCHE LUFT GEHEN!!"
Da werdet Ihr Euch fragen: Was WILL diese Krasse eigentlich von mir? Was erlaubt die sich, mir zu sagen, was ich zu tun habe?
Obwohl Ihr WISST, dass ich es ja jetzt nur gut mit Euch meine, aber ... so locker akzeptieren könnt IHR das nämlich auch nicht, hm? (Gebt's zu!)

Gut, wenn jemand schon länger im Krankenbett lag, sehr schwach war und schon lange nicht mehr an der frischen Luft war, ist es ja verständlich, dass da mal irgendwann die Betroffene wieder raus muss. Auch hier sollte man das NEIN zuerst mal akzeptieren. Erst wenn es wirklich zu lange dauert, bedenklich zu lange, könnte man da vielleicht zu einem kleinen "Trick" greifen. Der "Trick" heisst: BEGEISTERUNG.
Jemanden für etwas zu begeistern, ist nicht immer einfach, klar. Aber warum kann man hier in diesem Beispiel nicht mal lächeln, zu dieser Schwester sagen (nachdem sie nach Tagen immer noch nicht raus will): "Hey, ich mache Dir einen Vorschlag! Komm mit mir eine halbe Stunde da raus - NUR eine halbe Stunde, okay? - auf die Terrasse! Machen wir es uns doch dort gemütlich. Ich werde uns dafür ein leckeres Eis besorgen, ja?"
Muss ja nicht unbedingt ein Eis sein, kann auch ein feiner Kaffee sein, oder sonst etwas, das der Patient gerne hat.
Zumindest werdet Ihr ein Lächeln vom Patienten als Geschenk erhalten. Garantiert! Er kann dann zwar noch immer nein sagen, aber vielleicht klappt es dann ja am nächsten Tag?
Oder aber er lächelt bereits diesmal und lässt sich dazu überreden!
Nur, ... dann müsst Ihr aber schon schauen, dass Ihr das EIS auch WIRKLICH besorgt, okay?
(Hihi! Viel Spass bei der Eis-Suche in einem Krankenhaus!)

Bis später Ihr Lieben!
Grüsse von der
"krassen" Brigitte

20.06.2002, 12:11
Hallo allerseits!

Ja, ich fand irgendwie, dass so ein Forum hier noch ganz gut reinpassen würde - etwas wo wir Angehörigen Kraft tanken können. Der eine oder andere Tipp, wie man es schafft, sich "am Riemen zu reißen".
Ich wäre nicht böse, falls Du das meinst, wenn Du da auch etwas zu schreibst. Ich weiß aber AUCH nicht, inwieweit oder ob es etwas verändern würde. Ich habe Hemmungen, über MEINE Sorgen zu reden, wo es doch Betroffenen viel schlechter geht (ich glaube aber auch, dass speziell DU viel toleranter bist, auch als so manche Angehörige).
Andererseits hat man ja auch schon gemerkt, dass es selbst bei den Angehörigen so was auslöste wie "Wieso an die Angehörigen denken, man muss an den Betroffenen denken!". Das ist auch gut und richtig so und von mir auch so gemeint. Jedoch geht es ja darum, dass es nicht jeder SCHAFFT, IMMER nur aufopferungsvoll da zu sein, auch wenn er es möchte. Ich frage mich überhaupt, wie es jemand die ganze Zeit schafft - irgendwann ist doch bei jedem mal der Akku leer. Dann braucht man ebenfalls eine "Tankstelle", um wieder Energien zu bekommen. Einfach, weil man auch oft so traurig ist. Dafür muss man sich nicht schämen, meine ich.
Oder vielleicht sind die anderen, denen es nicht so zu gehen scheint (was vielleicht ja auch nicht generell so gemeint war!) einfach stärker oder weiter als ich. Ich hoffe ja, dass ich mit der Zeit lerne zu ertragen (ich finde, es ist mehr als nur ein Akzeptieren). Auch WENN es überhaupt kein Vergleich zu dem ist, was der Betroffene ertragen muss!!! Aber muss man denn überhaupt vergleichen? Das kann man wahrscheinlich überhaupt nicht vergleichen! Natürlich ist es für den Betroffenen schlimmer. Nur, das heißt nicht, dass der Angehörige nicht auch seine Probleme hat (was dem Betroffenen wiederum eher schadet als nützt, besonders, wenn er seine Probleme immer unterdrückt, was der andere ja merkt. Jedoch mit dem Betroffenen kann er natürlich nicht darüber sprechen). Ich fände halt ein Forum gut, in dem man seine Gedanken ruhig mal aussprechen darf, wo man sich auch mal gehen lassen darf, was man sonst ja nie darf. Es geht ja nicht darum zu sagen: "Ich Arme aber auch!", sondern um auch SEINE Ängste zu bewältigen, um sich evtl. gegenseitig zu stärken, vielleicht einfach nur, um jemandem erzählen können, was heute war.

Ich finde, Du musst selber sehen, wo Du was zu schreiben könntest, ich bin da bestimmt nicht sauer!! Du hast hier so gut geholfen, es ist wohl das, was wir uns alle gewünscht haben! Wir würden doch so gerne in unseren Lieben reingucken können, um zu sehen, was er sich wünscht. Es ist so schwer, seine Äußerungen zu deuten.

Das Thema mit dem schlechten Gewissen geht mir auch so! Es ist wohl mehr so im Unterbewusstsein, aber es ist da, dieses Gefühl: "Huch, jetzt habe ich GELACHT, wie konnte ich nur!". Natürlich ist das schrecklich, aber es ist da. Und DAS kann man dem Betroffenen nun wirklich nicht erzählen. Wäre ja irgendwie auch noch schöner, wenn man den Betroffenen noch vollheult. Siehst Du, das geht eben nicht. Man muss dem Betroffenen gegenüber IMMER signalisieren: Ich bin stark, wir schaffen das, das Leben ist schön, positiv denken etc.
Mir geht es oft so, dass ich im entscheidenden Moment WIRKLICH "lustig" sein kann (keine Ahnung, woher die Stärke manchmal kommt, auch wenn ich vorher noch Tränen in den Augen hatte, sie ist auf einmal da und glaube in dem Moment auch daran). Auf dem Nachhauseweg danach strömen dann die Sturzbäche. Auch dafür habe ich mich geschämt, bis ich aber gemerkt habe: Es tut gut. Es ist in Ordnung, ich kann heulen, und danach ist der Druck weg. Danach schaffe ich es auch wieder, mich aufzubauen.

Tja, nur nach außen darf so was nie dringen!
Und für mich war es wichtig, mich mit anderen darüber auszutauschen.

So, nun habe ich hier aber genug losgelassen. Ich bin ja nicht immer so, es sind Momente (es ist eben auch alles neu). Schon für meinen Sohn MUSS ich lachen. Und dafür kann sich kein Mensch in der Welt schämen. Ein Kind hat es verdient. Kinder sind auch direkt und ehrlich und schämen sich nicht dafür.

Was Du über die Terrassen-Geschichte geschrieben hast, hat mir mal wieder klar gemacht, wie nervig diese ganzen gut gemeinten Ratschläge sein können, die der andere vielleicht gar nicht will (fast wie früher in der Kindheit... "Und setz' Deine Mütze auf!"). ;-)
Wenn es aber so ist, dass jemand wirklich nur noch resigniert, BRAUCHT er auch einen sanften Tritt, das glaube ich auch!! Das ist AUCH unsere Pflicht als Angehörige. Auch wir haben es nicht IMMER nur leicht in unserem Leben. Ich will damit - ohne Vergleiche! - einfach nur sagen, jeder kennt Höhen und Tiefen, kennt, wenn auch vielleicht nur im ganz, ganz Kleinen, dieses Sich-Aufraffen-Müssen.

Ich wünsche Euch einen schönen Tag (hier ist es grau, neblig, trüb, uuah!).
Liebe Grüße
Tina S.

20.06.2002, 12:25
... im Krankenhaus, wo meine Ma´ ist, gibt´s einen ganzen Eisautomaten! Und den Weg dorthin, findet sie selbst ;-) Wenn Sie also Eis will...
Dummerweise gehen viele Angehörige davon aus, das der "Patient" (hört sich so ausgesondert aus) nicht nur eine körperliche, sondern auch eine Willensschwäche hat und sich fortan nicht mehr entscheiden kann oder nicht mehr weiß, was er will. Begeisterung ist ein Weg und manchmal ist ein Tritt in den Hintern auch einer, oder etwa nicht? Ich habe so oft den Eindruck, dass die "Umgebung" der Meinung ist, den Kranken in Watte packen zu müssen. Nee. Muß man nicht. Es ist mal wieder diese super schwierige Balance: Meinungen/Haltungen zu akzeptieren und jemanden auch mal die Meinung zu sagen. Ich meine damit nicht diese Sätze: hab´ Dich nicht so / stell´ Dich nicht so an oder nicht zu berücksichtigen, das der Betroffene Schmerzen erleidet und Angst hat. Aber ist es manchmal nicht auch eine Hilfe, wenn man von Angehörigen daran erinnert wird, wie er mit "raus-an-die-frische-Luft" Parolen seine Freunde genervt hat?
Meinetwegen haut mich jetzt - aber es gehört auch zum "für ihn da sein" mal Tacheles zu reden.

Grüsse
Jana

20.06.2002, 12:40
Liebe Tina,
gestern habe ich unter "Ihr armen Angehörigen" dazu erst was losgelassen. Ich denke auch, dass dieses Forum wichtig ist. Und es darf auch nicht sein, dass wir unseren Schmerz und unsere Angst verstecken, weil ich als Angehöriger nicht jammern darf.
Ich denke auch, das vergleichen nicht in Ordnung ist. Aber muß ich vergleichen, ob mein Schmerz nun stärker ist als der des anderen. Ich glaube nicht. Aber gestern habe ich gemerkt, dass ich schon fast Hemmungen hatte, zu sagen, ich fühl mich beschissen. Dann war da aber so viel Wut und Verzweiflung, dass sie irgendwo raus mußte. Ich kann gerade nicht stark sein, es würde auch nichts bringen, denn ich könnte auch mit meiner Stärke nichts ändern, aufhalten oder wenigstens erträglicher machen. Ich kann nur beim Fallen seine Hand halten. Das tut unsagbar weh und es tut manchmal einfach gut, hierher zu kommen und zu wissen, egal wie ich drauf bin, egal wie ich mich ausdrücke, hier werde ich auch ohne viele Worte verstanden. Ich kann mich oft in den Worten anderer wiederfinden und das gibt mir irgendwie Halt und den brauchen Angehörige genauso. Ich wünsch Euch allen viel Kraft Lilly

20.06.2002, 13:19
Hallo Tina S., hallo Lilly,

wenn Ihr Hemmungen habt, als Angehörige über EURE Sorgen zu reden, ist irgendetwas schief gelaufen und das tut mir persönlich sehr leid. Denn das war nicht Sinn und Zweck dieser Diskussion, das Angehörige sich nicht mehr trauen, ihre Sorgen mitzuteilen.( Mich drückt wirklich das schlechte Gewissen)
Ich gehöre auch zu denen, die sich sagen, dass es in erster Linie um den Betroffenen geht, und man als Angehörige sich selbst hinten anstellen muss. Das aber jeder ANGEHÖRIGE selbst auch Kraft tanken muss, ist klar- ebenso, dass er vielleicht mal eine Auszeit braucht, oder aber jemand anderen zum reden- um sich selbst mal alles von der Seele zu quatschen- Man kann nicht immer stark sein, das ist logisch.

Bitte nicht denken, Ihr könnt Euch hier nicht fallen lassen. Denn dafür gibt es doch dieses Forum. Wir alle suchen und brauchen doch Hilfe, sonst wären wir nicht hier.

Liebe Grüße
Li

20.06.2002, 15:44
Ihr Lieben!

Gut, dann lasse ich jetzt mal was raus: Es geht mir besch...!!! Ich hätte wirklich Lust, mal ganz laut zu schreien! Diese gedrückte Stimmung, dieses gedrückte Wetter, die gedrückte Stimme von meinem Vater am Telefon. Ich kann nicht mehr!!
So, das tat gut.
Ich möchte ihn aufmuntern, ich möchte zu ihm fahren, und was ist? Seit Tagen hänge ich hier mit Halsschmerzen (kommt nun eine Virusinfektion oder nicht?), auf einmal rote, große Stellen im Mund. Was ist das denn nun wieder? Wahrscheinlich irgendwas Banales, vielleicht wirklich ein blöder Infekt, mein Sohn (er ist übrigens 1 1/2) hustet auch. Aber was soll das?! Jetzt kann ich nicht zu ihm (ich will ihn ja nicht auch noch anstecken). Als ich ihm am Telefon sagte: "Ach Mann, wir haben uns ja auch schon so lange nicht gesehen!", meinte er: "Na, es ist doch grad' mal ein paar Tage her!". Will er vielleicht meine Nähe gar nicht so wie ich? Ich will ihm doch helfen.
Naja, das Positive ist, dass er heute schon wieder Besuch kriegt (es ist so gut wie jeden Tag irgend jemand da), das Positive ist, er fühlt sich körperlich scheinbar soweit ganz gut... und gleichzeitig ist er so krank!
Und ich sitze hier nur rum und kann nichts machen...

Líebe Li,
so war es auch nicht gemeint mit dem, dass Angehörige auch leiden. Ich fühle mich hier bei Euch sehr gut "aufgehoben"! Ich meinte es eigentlich im Bezug zu dem Forum, welches ich eröffnet hatte "Woher nehmt Ihr die Kraft für den Betroffenen" (was ja eigentlich heißen sollte "Woher nehmt Ihr die Stärke, für jemand anderes stark zu sein", was aber zu lang war). Da hatten andere Angehörige geschrieben, dass sie es so empfinden, dass man nicht an sich selber denken darf.
Es ist aber auch bei jedem wieder individuell und verschieden! Es ist klar, dass jeder SEINE Geschichte durchmacht, und es ist bestimmt auch ein Unterschied, ob man schon länger damit zu tun hat oder erst ganz plötzlich. Letztlich läuft es wohl darauf hinaus, dass man gar keine andere WAHL hat als da durchzugehen, egal in welcher Position.

Es ist schön, dass wir hier gemeinsam stark sein können! Und schwach und wie wir auch immer drauf sind, da hast Du Recht, Lilly.

Lieben Gruß
Tina

21.06.2002, 07:10
Morgen, Ihr alle!
Hatte gestern den ganzen Tag "ERROR 404", wenn ich zum Kompass wollte! Na sowas! - Wisst Ihr, was diese Fehlermeldung heisst?

Hallo Tina, es kann schon sein, dass sich ein bisschen was ändern könnte, ... wenn ich jetzt in Deine andere Rubrik was rein schreibe als Betroffene. Entweder hat's ja vielleicht eine positive Wirkung wie hier, ... oder aber der eine oder andere Angehörige wagt es dann vielleicht DOCH nicht so sehr, so "offen" zu schreiben? - Vielleicht.
Schauen wir mal und beobachten das Ganze ein bisschen, einverstanden?

Es stimmt, ein Betroffener ERWARTET von seinen Angehörigen nämlich auch gar nicht, dass diese immer so STARK und "gut aufgestellt" sind. Es macht aber einen Riesenunterschied, ob man da als Betroffener jetzt vorgejammert kriegt, was der Angehörige soeben durchmacht mit seinem Rückenleiden, Migräneanfall oder seinem schmerzhaften Hühnerauge, ... oder ob jetzt der Angehörige gerade BEI einem sitzt, und MIT dem Betroffenen mitleidet ... und vielleicht auch mitweint.
Es hat aber auch gar nichts damit zu tun, dass der Betroffene jetzt was dagegen haben könnte, DASS der Angehörige Migräne hat oder Rückenschmerzen oder ein dämliches Hühnrauge!
Es PASST aber einfach nicht zum Augenblick, weil der Betroffene nun mal ganz andere Sorgen hat, wo es bei ihm ... naja, schlussendlich um Leben und Tod geht! - Glaubt mir, ein Krebsbetroffener würde schliesslich liebend gerne mit blossen Rückenschmerzen, Migräne oder einem lächerlichen Hühnerauge tauschen!
DAS sind halt die "kleinen" Unterschiede.

Hallo Jana, ... Eure Krankenhäuser müssen da offenbar weiter "fortgeschritten" sein als bei uns, wenn's bei Euch einen EIS-AUTOMATEN gibt!
Oooooch! Da beneide ich Euch aber!
Bei uns wäre das echt ein kleiner Hürdenlauf, um zu einem Eis zu kommen! - Aber dafür wär's - wie in meinem "Begeisterungs-Beispiel" erwähnt - nämlich auch wirklich eine grosse "Belohnung" für den Patienten!

Ich weiss, mein Beispiel mit dem "Begeisterungs-Trick" klingt so nach "klein-Kind-will-nicht-also-kriegt-es-ein-Eis-wenn-es-tut-was-ich-sage". Aber manchmal fühlt man sich als Patient in so einem Krankenbett schon ein bisschen wieder wie ein Kind, auch wenn man Erwachsen und schon älter ist. Das hat aber nicht nur mit den Angehörigen zu tun, sondern auch mit den Aerzten und den Schwestern. Man fühlt sich als Patient so hilflos und auch ausgeliefert, also kommt da schnell mal auch vom Arzt oder (hauptsächlich) von der Schwester so eine "Lieb-Kind-Stimme": "So, wie GEHT es uns denn heute? Der Doktor (Papa?) wird gleich zur Visite kommen, jaaaa? Und wir werden uns jetzt erst mal waschen, jaaa?"
Naja, das ist eigentlich wieder ein anderes Thema. (Je mehr man als kleines Kind behandelt wird, um so mehr fühlt man sich dann auch danach!) Aber was ich jetzt noch erwähnen wollte, war ja die Sache wegen dem "Begeisterungs-Trick". Normalerweise lassen sich gerne Kinder davon anstecken.
Aber Erwachsene eben AUCH! Es muss ja nicht unbedingt ein EIS sein, es kann ja was ganz anderes sein, womit man den Patienten aufmuntern und BEGEISTERN kann. - So lange es natürlich keine "gekünstelte" eigene Begeisterung des Angehörigen ist. Denn sonst "steckt" es nicht an, sondern bewirkt eher das Gegenteil.
Aber es kann helfen. Es kann bei vielem helfen.
Es muntert auf. Es bringt einem zum Lächeln. Es bringt einem zum Nachdenken. Es spornt an. Es bringt eigene neue Ideen. Hm-hm!

Ach ja, Jana, ... kannst Du mir etwas genauer beschreiben, wie Du das meinst, dass die Betroffenen zwischendurch mal einen "Tritt" brauchen? Oder besser formuliert: WAS tust Du jetzt genau, WENN Du diesen "Tritt" gibst? WAS sagst Du da? Wie machst Du Deine "Tacheles-Ansprache"?- Ich hatte jetzt, ehrlich gesagt, als ich Deine Zeilen las, ein bisschen ein komisches Gefühl dabei. Ich denke jetzt nämlich mal, dass so ein "Tritt-Geben" vielleicht mal was nützen KÖNNTE, ... aber es wäre ganz wichtig zu beschreiben, WIE man das macht, hm?
(Jedenfalls weiss ich jetzt von MIR als Betroffene, dass mich so ein "Tritt" oder eine Tacheles-Ansprache ungeheuer nerven würde! In DER Situation!)

Ihr Lieben, macht Euch keine Gedanken darüber, dass Ihr hier nicht wirklich offen sein könntet, traurig oder wütend. Lasst es raus, so wie es gerade ist. Denn nur dann können wir uns immer gegenseitig verstehen und uns helfen.
Bis dann!
Liebe Grüsse von
der "krassen" Brigitte

21.06.2002, 07:12
Hi, Li! - Alles okay bei Dir?

Die "krasse"

21.06.2002, 07:56
Guten Morgen Brigitte,

Danke, bei mir ist alles OK. Bin froh, dass Du "nur" einen PC-Fehler hattest. Hab mir schon Sorgen gemacht, weil ich gestern nichts von Dir gelesen hab......(ja-ja, man gewöhnt sich einander....)

Muss mal mein liegengebliebenes aufarbeiten. Bin ein wenig zu oft im Internet. Ansonsten gibt es nichts neues. Bei Micha sieht es soweit ganz gut aus.Gott sei Dank.

Sag, wie geht es Dir denn? Den einen Tag warst Du nicht so gut drauf, schriebst Du. Deine Berichte lesen sich als wenn wieder alles ok is- ist es aber wirklich so??? Ich wünsche es Dir sehr.

Mache mir hier noch Sorgen um jemanden....Am liebsten würde ich sie in den Arm nehmen und einfach nur drücken. Ihr Leid geht mir richtig ab.

So. meine Liebe, es hilft nichts. Ich muss was tun.
In Gedanken zwischen durch bei Dir.
Liebe Grüße
Li

21.06.2002, 09:49
Morgen Brigitte,

die haben sogar eine annehmbare Cafeteria in dieser Klinik...
Also das mit dem "Tritt": natürlich ist das eine "auf Leben und Tod" Situation, die alles anders für den Betroffenen und die Angehörigen macht. Und es es genau der falsche Zeitpunkt dafür, alles zu sagen, was man schon immer sagen wollte (vor allem im negativen Sinn).
Aber wenn ich mich so im Bekanntenkreis und unte manchen Angehörigen umsehe (nerv) oder auch (wenn man sich da auf der Onkologie umsieht), versuchen einige so eine bizarre Scheinwelt aufzubauen. "Es wird schon wieder alles gut" oder die Leute spielen Heiterkeit vor oder die lockere Art, inkl. Ironie wird mit strafenden Blicken von dritter Seite geahndet.
Die Betroffenen sind während der Behandlung passive Objekte, die von den Ärzten in vielen Fällen (was ich hier so gelesen habe) nur als Fall gesehen werden - das ist schon schlimm genug. Vom Umfeld werden sie aber auf einmal auch ganz anders behandelt. Für mich hat "Dasein" für meine Ma, das ich mich mit ihr auseinandersetze und versuche - in meinen beschränkten Möglichkeiten - die Situation nachzuvollziehen. Aber auch, ein Reibungspunkt zu sein und ihr - nicht anders als vorher - klar zu sagen, was mich an ihrem Verhalten nervt oder was mich beeindruckt. Ich tue das, was sie mir bislang vorgelebt hat: sie manchmal aus der Reserve locken. Natürlich kann man das nur machen, wenn man die betreffende Person gut kennt. Leider habe ich kein allgemeingültiges Rezept dafür, wie das bei anderen geht. Ich kann mich aber erinnern, wie sie in ähnlichen Fällen gehandelt hat und mich daran orientieren.
Und wenn ich sie so in dieser Situation auf die übliche Art nerve? Dann ist das ein Stück Normalität.
Wenn man anfängt, die Betroffenen aus ihren Zimmern zu locken, sollte man das auch für ihren Geist tun. Nicht mit Streit - sondern sich so verhalten, wie man es vorher auch getan hat.

Grüsse
Nicole

21.06.2002, 12:01
Hallo Brigitte,

*schmunzel* den Satz: "Schauen wir mal und beobachten das Ganze ein bisschen?" hatte ich auch schreiben wollen. ICH habe eben kein Problem damit, dass Du etwas dazu schreibst, im Gegenteil, es ist SEHR hilfreich (ich denke, die Angehörigen sind hier manchmal die "Krasseren" und härter in ihren Urteilen)!! Aber ich weiß eben auch, wie gehemmt man manchmal als "Nur-Zuschauer" ist, über seine eigenen Sorgen zu schreiben, die ja im Grunde teilweise die gleichen sind, nur wagt man nicht, zu jammern.
Gestern hatte ich ja schon wieder Zweifel, weil ich das mit den Halsschmerzen geschrieben hatte! Aber ich denke, Du/Ihr kannst/könnt es schon einschätzen. Meine Halsschmerzen waren mir ziemlich unwichtig, ich war nur so sauer, weil ich deswegen nicht zu meinem Vater konnte! Ich würde ihm sowas gar nicht erzählen bzw. nur, um über alltägliche Sachen zu plaudern, um ihn an unserem "ganz normalen" Leben teilhaben zu lassen, aber nicht jammern. Wie gesagt, ich sehe jetzt Vieles anders... Ich neige schon dazu, jeden zu verachten, der z.B. über seinen Job stöhnt, über das Wetter usw. Aber das fand ich eigentlich tendentiell schon immer und wurde oft blöd angeguckt, weil ich es WAGTE, jeden Morgen mit einem Lächeln zu beginnen, sogar Montag Morgen in der U-Bahn, wenn alle ihre Grummel-Miene durch die Gegend trugen. Es gibt doch so viele Dinge, über die man sich freuen kann! MANCHE lächelten dann sogar zurück. Das aber nur mal so am Rande.

Wie meinst Du das übrigens mit dem Begeisterungstrick? Ich meine, wie sagt man sowas, dass es NICHT so klingt, als behandele man den anderen wie ein Kleinkind? Vielleicht, indem man sagt, dass man SELBER Lust dazu hätte (=mitreißen)?
Ich finde auch, eine gute Methode ist, Nicole, sich daran zu erinnern, wie man selber von der Person immer behandelt wurde, was besonders bei Eltern nicht so schwierig ist. Mein Vater ist immer gerne mit mir ins Kino gegangen, oder wenn mal schlechte Stimmung bei uns zu Hause war, hat ER immer gesagt, wir könnten doch was unternehmen, Essen gehen o.ä. Einfach mal ein bisschen raus und ablenken - und das hat auch wirklich geklappt.

Ich muss Euch auch noch mal was fragen. Man hat sich ja wirklich schon aneinander gewöhnt... Wie kriegen wir untereinander mit, dass es dem anderen gut geht, ich meine, wenn man mal 'ne Zeit lang nichts von jemandem liest?? Es können ja ganz banale Dinge sein, aber man würde sich doch dann Sorgen machen.

Liebe Grüße
Tina

21.06.2002, 19:04
N'abend zusammen,
jaja, der Tag war schön heute! (Und das nächste Gewitter folgt wohl heut Nacht wieder!)

Also, liebe Tina, ich denke, wir sollten uns vielleicht keine grosse "Regeln" hier setzen, wenn man mal von jemandem nichts mehr hört, oder? Jeder hat ja auch sein eigenes Privatleben, und man kommt vielleicht auch nicht immer dazu, die mögliche Abwesenheit hier im Forum den anderen mitzuteilen. Ich persönlich schaue zwar eigentlich täglich mal hier rein, aber es kann auch sein, dass ich mal keine Lust habe oder es mir selber nicht so gut geht. Dann müsst Ihr Euch aber keine Sorgen um mich machen, denn dann bin ich womöglich einfach am "Leben geniessen", oder bin gerade wieder mal auf einer meiner üblichen "Kampftouren", um etwas für mich zu erreichen. Gell?

Hihi, da fällt mir gerade was ein, das ich Euch erzählen möchte. (Da könnt Ihr ein bisschen Lachen.)
Da ich ja die ganze Zeit am kämpfen bin und von den Behörden jedesmal eins auf die Kappe kriege, ... befällt mich da ziemlich oft eine ungeheure Stinkwut auf dieses ganze System, das wir da haben! (Dieses Sozialsystem ist so "verdreht" wie ein umgekehrter Handschuh, dass ich mich echt manchmal frage, auf was für einer Welt ich eigentlich lebe!) Naja, und WIE kann ich nun meine Wut ausleben?
Da ging ich also gestern in die Stadt (hier im Kompass hatte ich ja sowieso ERROR 404!), spazierte in den nächsten Sportladen rein und fragte den jungen Verkäufer:
"Sagen Sie, ... haben Sie SANDSÄCKE?"
Er guckte mich von oben bis unten an (ich bin ja gewisserweise ein zierliches Persönchen) und fragte mich mit riesigen Augen:
"Meinen Sie BOXSÄCKE?"
"Jaja!" lächelte ich begeistert.
Da führte er mich in den vierten Stock rauf zu den Säcken dort. Einer wog 25 Kilo! Tolle Farbe: ROT! Echtes Leder, hm-hm! Aber da war kein Sand drin, sondern vollgestopft mit LUMPEN! (Habt IHR das gewusst?)
Ich befummelte den Sack also fachmännisch mit meinen zarten Händchen und boxte mal so sanft ins Leder, während mir der Verkäufer ziemlich fragend dabei zuschaute. (Ihr hättet sein Gesicht sehen sollen!) Dann "testete" ich noch die Boxhandschuhe, die gleich daneben lagen, prüfte die Preise (Sack und Handschuhe waren natürlich NICHT gerade billig!) und nickte dem Verkäufer siegessicher zu: "Gut, ich überlege es mir! Ich werde dann wieder vorbei kommen, ja?"
Ich glaube, der Verkäufer wird wohl gedacht haben: "Die kommt NIE wieder!"
Ha! Da hat er sich aber getäuscht!

Ja, jetzt wisst Ihr, was ich mir denmächst anschaffen werde, hihi!

Liebe Tina, wenn Du jetzt gerade ganz breit vor Dich hin grinst, und Dir gerade ernsthaft überlegst, ob Du Dir da nicht AUCH so einen BOXSACK anschaffen willst, ... dann habe ich Dich soeben mit MEINER Begeisterung angesteckt!
Ja, es ist genau so, wie Du geschrieben hast: MITREISSEN!
Kannst Du damit was anfangen? Wahrscheinlich wirst Du Deinem Vater jetzt wohl keinen Boxsack kaufen, gell?

Hallo Jana, ich glaube, ich weiss was Du meinst. Eigentlich willst Du SO mit Deiner Ma umgehen, wie es vorher schon immer war. Du lockst sie aus der Reserve, so wie SIE es Dir bisher immmer vorgelebt hatte.
Naja, kann sein, dass das okay ist. Kommt ja immer auch auf die betreffende Person an und wie der Umgang miteinander bisher immer war. Wenn es Deine Ma erträgt und Du den Eindruck hat, dass es auch für sie in Ordnung ist, dann ja. - Hast Du sie mal gefragt, ob es ihr etwas ausmacht, wenn Du auch mal so Tacheles jetzt mit ihr redest?

Hallo Li, es freut mich, dass es Deinem Schwager soweit gut geht. (Da hab' ICH mir jetzt aber ein bisschen Sorgen gemacht hier!)
Mir geht's auch soweit gut, danke Deiner Nachfrage. Aber auch bei mir geht's halt immer wieder rauf und runter. Manchmal denk ich, das kann man wohl an meinen Zeilen schon merken, gell? - Am Montag habe ich wieder eine kleine Nachkontrolle, wieder mal so ein "Alleingang" zum Ultraschall. Ich werde jedesmal ganz zappelig an solchen Tagen. Aber ich denke (hoffe!), dass alles okay ist.

Bis später, Ihr Lieben!
Grüssli von der
"krassen" Brigitte

21.06.2002, 23:00
Ich werde mir jetzt einen Sandsack kaufen gehen!!!!!
;-)
Wir scheinen uns hier ja schon wirklich einigermaßen zu kennen. NATÜRLICH habe ich BREIT GEGRINST... NATÜRLICH habe ich gedacht "EIN SANDSACK? KLASSE!!!" (Na, wie ich Dich einschätze, bist Du ebenfalls ein vielseitig begeisterungsfähiger Mensch).
;-DDDDD Wie schön, dass wir hier auch MAL zusammen lachen können. Und ich habe jetzt einfach mal KEIN schlechtes Gewissen (da kann mein Unterbewusstsein jetzt gerne Purzelbäume schlagen!).

Nein, ich denke auch, wir sollten uns dem Druck nicht aussetzen, wenn man mal Pause macht, dass sich die anderen dann Sorgen machen! Ich meinte eigentlich auch eher, wenn man so RICHTIG lange gar nichts hört. Ich würde Euch dann jedenfalls vermissen. Aber da fällt mir ein, da gibt es doch irgend so eine Rubrik "Abmelden in die Ferien" und Ähnliches hier, oder? Ich denke einfach, es wäre nett, wenn es sich um eine ganz lange Zeit handelt (auch wenn jemand z.B. keine Lust mehr hat), wenn er/sie dann kurz Tschüß sagt, oder auch vorübergehend. Das kann ja ganz zwanglos sein. Ich fände es auch o.k., wenn man z.B. vielleicht mal Abstand haben will.

Das mit den Behörden ist ja schlimm! Wir zahlen doch wirklich genug Sozialabgaben... wenn man dann mal was braucht...
Da hatten wir bisher noch gar nicht mit zu tun (was ja aber noch kommen kann...).

Mh, Alleingang? Wir werden an Dich denken! Da muss es einfach gut werden.

Liebe Grüße!
Tina