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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : reaktive Depression


03.06.2002, 11:29
Hallo Ihr Mitstreiter,
ich heiße Petra, bin 39 Jahre alt, verheiratet und habe zwei Kinder (6,8). Im März 01 habe ich einen Knoten ertastet und bin sofort zur Ärztin, die Mammografie und Sonografie machen ließ. Das Ergebnis hieß unbedenkl. Fibroadenom. Im Januar 02 bin ich dann auf eigenen Wunsch ins Krankenhaus gegangen, weil ich der Vollständigkeit halber das Fibro rausnehmen lassen wollte. Körperlich fühlte ich mich immer fit und stark. Die Diagnose des dortigen sehr guten Arztes war dann Brustkrebs und von einem zum anderen Tag war alles anders.
Die Untersuchungen ergaben, gut 1cm Knoten, G2, Lymphknoten frei, keine Metastasen. Meine Umwelt hat aufgeatmet und der Arzt hat mir eine gute Prognose gestellt.
Nach der Entlassung habe ich 33 Bestrahlungen bekommen, Tamoxifen, Zoladex. Meine Naturkundeärztin hat mir die Misteltherapie verschrieben und hochdosierte Vitamine.
Körperlich geht es mir ausgezeichnet. Ich kann alles machen und habe mich bisher noch keine Tag als krank empfunden. Ich habe das Gefühl in den Händen sehr guter Ärzte zu sein. Ich habe sehr nette Freundinnen, mein Mann ist lieb zu mir und meine Kollegen bemühen sich mir zu helfen. Eigentlich wäre alles super...
Mir macht jedoch meine Psyche sehr viel Sorgen. Es geht mir von Tag zu Tag schlechter. Ich habe in Absprache mit meiner Ärztin und meiner Psychotherapeutin ein leichtes Psychopharmaka bekommen, aber trotzdem verdunkelt meine Seele immer mehr. Andauernd muss ich an diese Scheiss-Krankheit denken und heule dann vor mich hin. Ich habe gerade einen tollen Urlaub hinter mir, aber selbst dort hat mich das Schöne im Leben runtergezogen und ich dachte oft genug, dass ich nicht sterben will. Auch an meine Kinder mag ich gar nicht denken...
Ich lese und höre oft den Begriff des Kämpfens, aber ich fühle mich innerlich zu schwach dazu und weiss auch gar nicht wie ich es anstellen soll gegen das Phantom Krebs zu kämpfen. Meine Freunde sind sehr bemüht um mich, können mir aber auch nicht helfen. Immer heißt es, denke nicht daran. Wie macht man das! Ich habe auch Schuldgefühle, weil es imer heißt, man soll positiv rangehen, sonst wird man nicht gesund. Ich möchte so gerne von Euch Betroffenen eine Rat hören, wie ihr Eure Sorgen in den Griff bekommt.
Verzweifelt und ratlos grüßt aus Berlin Petra
PetraBeeck@web.de

03.06.2002, 12:08
Hallo Petra, ich habe Dir schon unter Tamoxifen geschrieben, habe diesen Brief erst jetzt gesehen. Deine OP liegt noch nicht lange hinter Dir, es ist verständlich, daß Du im Moment durch ein tiefes Tal gehst. Ich (49 J) bin im Juni 2000 operiert worden, anschließend Chemo und Bestrahlung. Bekam auch ein Psychomittel. Erst dachte ich: noch 2 Jahre, dann dachte ich: noch 5 Jahre, nun denke ich, man weiß es nicht, so wie jeder andere Mensches es auch nicht weiß.
Seit einem Jahr bekomme ich Remifemin plus, da ist Johanneskraut mit drin, und die Depressionen sind weg. Seit einem Jahr arbeite ich wieder und wenn ich morgens mit dem Rad zur Arbeit fahre, freue ich mich an dem herrlichen Frühlingsgrün der Bäume. Wenn der Rasen gemäht wird, genieße ich den Duft , der davon ausgeht. Ich höre mir meine Lieblingsschallplatten an und versuche, jeden Tag meinen Hobbys nachzugehen. Wichtig soll auch Sport sein, so versuche ich täglich, 2 Kilometer zu Walken, mache 20 min. Krafttraining. Dafür habe ich mir eine Kraftmaschine gekauft, trainiere den Oberkörper, habe keine Beschwerden mit dem Arm und bin voll beweglich. Auch eine Rudermaschine habe ich. Wenn ich das Programm durch habe, fühle ich mich gut. Da ich nicht immer die Zeit für das ganze Programm habe, will ich jetzt auf eine halbe Stelle gehen. Ich möchte mehr Zeit für meine Interessen haben, was nützt mir das Geld. Lieber etwas sparsamer leben und machen, was ich will. Dann möchte ich auch in eine Selbsthilfegruppe gehen. In der Reha fand ich die Gespräche recht hilfreich.
Ich denke, Du brauchst auch noch etwas Zeit, Du bist operiert, Du wirst gut nachbehandelt, Du bist jetzt gesund. Natürlich schwebt die Krankheit wie ein böser Schatten über uns, aber ich denke nicht immerzu daran.
Ich hoffe, Du kommst auch dahin.
Alles Gute
Dorothea

04.06.2002, 19:26
Liebe Petra,
genau wie Dorothea schreibt, denke ich auch. Laß dir Zeit. Verlange nicht zu viel von dir.
Ich gehe seit drei Jahren in eine Selbsthilfegruppe, da sehe ich viel positives. Wir unternehmen sehr viel. Jetzt gehe ich einmal die Woche Schwimmen, einmal die Woche turnen, einmal im Monat Wandern wir nun seit 2 Monaten, wir basteln und und....!Ich habe viele tolle Frauen kennengelernt und vor allen Dingen, man wird verstanden auch mit seinen Ängsten, während meine Familie meint, die stellt sich an(Bei mir ist es immerhin 3 Jahre her!). Die ist doch gesund! Bin ich ja auch - aber immer mit dem Hintergedanken ODER? Eine Therapie habe ich auch abgeschlossen und die hat mir auch sehr geholfen. Aber wie ich dir schon sagte, warte und in einem Jahr verstehst du was ich meine.
Viele liebe Wünsche
Doris

04.06.2002, 21:53
Liebe Doris,
vielen Dank für Deine tröstlichen Worte. Ich denke auch, das ich oft zu ungeduldig bin. Meine Umwelt, die mir zwar Helfen will, aber der ganzen Sache auch hilflos gegenübersteht, rät immer nicht daran zu denken, nach vorne zu schauen...
Ich versuche immer wieder die negativen Gedanken, die Besitz von mir ergreifen, zu verdrängen, aber das Kostet unheimlich viel Kraft. Zur Zeit denke ich, dass ich den Tränen vielleicht eher freien Lauf lassen sollte.
Ohne dass ich in unmäßiges Jammern verfallen will, muss ich jedoch feststellen, das meine Lebenssituation eine ganz andere ist. Ich habe einen Haushalt und zwei noch recht kleine Kinder. Mein Mann arbeitet im Schichtdienst und ich muss mir gut überlegen, wofür ich meine freie Zeit, die ich mir immer wieder nehme, einsetzen soll. Ich habe jetzt auch wieder angefangen zu arbeiten, weil ich hoffte, mich dadurch abzulenken und weil ich körperlich ok bin, aber ich weiss nicht, ob es nicht besser wäre, noch einmal eine Auszeit zu nehmen...
Liebe Grüsse aus Berlin von Petra

06.06.2002, 18:25
Hallo Petra,
Doro und Doris haben ja schon versucht, Dir Mut zu machen. Und viel mehr ist ja auch nicht zu sagen. Weisst Du wie ich meine Horrorgedanken losgeworden bin? Erst mal habe ich das Forum entdeckt, das mir auch schon Mut gemacht hat. Denn man liest es ja mit eigenen Augen: man steht nicht alleine da mit so einer Krankheit. Aber es schon ein schwieriger Pfad, den man da einschlagen muss. Dann habe ich den Rat meines Arztes versucht zu befolgen: jedes muss seinen eigenen Weg finden. Dann habe ich angefangen im Internet zu surfen, habe Infos entdeckt, mich durchgelesen, habe sehr gute Bücher entdeckt, (bei Interesse nenne ich sie Dir gerne) und vor allen Dingen, weiss ich dadurch genau bescheid. Dann habe ich für mich Revue passieren lassen und mir gesagt, es geht mir körp. doch eigentlich gut. Ich habe die Krankheit angenommen, aber das heisst noch lange nicht, dass ich mich mit ihr abfinden werde. Denn ich bin überzeugt, dass ich(spätestens) nach fünf Jahren wieder gesund bin. Das habe ich mir zum Ziel gesetzt. Und ich arbeite täglich mit Suggestion daran.

In den vielen Büchern die ich schon gelesen habe,steht tatsächlich: Wissen gegen Angst. Dann, als meinen eigenen Weg finden, wie ich das nenne, habe ich mir Autosuggestion ausgewählt, da gibt es auch zwei kleine Büchlein, die mir wahnsinnig Mut gemacht haben.
Es gibt noch soviele Möglichkeiten für Dich Mut und Zuversicht zu finden. Aber wichtig ist auch die berufliche Auszeit. Für mich war das auch sehr gut.Ich konnte mich sehr gut erholen und hatte Zeit zu lesen bzw. meinen Weg zu finden.

Bei mir war es auch ein MammaCa. von 1cm und Ly.knoten waren schon befallen. Aber mein Arzt sagte, es ist heutzutage kein allzu grosses Problem mehr damit geheilt zu werden. Dann war Chemo + Bestrahlung+ nochmal Chemo angesagt. Du hast aber keine befallene Lym.-knoten. Da kannst Du viel zuversichtlicher sein. Wenn Du Dich ausserdem dann noch keinem psych. Stress aussetzt und versuchst einfach die schönen Dinge zu tun, die Dir gefallen, dann kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.

Also lass Dich nicht unterkriegen und ich wünsche Dir viel Zuversicht.
Liebe Grüsse Vero

06.06.2002, 23:07
Hallo Petra,
mit erging es ähnlich wie Dir !! Erst hieß es, der Knoten sei unbedenklich. Nach einem halben Jahr aber stellte sich heraus, daß es doch ein Karzinom war, zum Glück auch klein und keine Lymphknoten befallen.
Wie Du weißt, ist die Prognose günstig. Dennoch habe ich lernen müssen, daß auch nach Jahren sich der Krebs wieder melden kann. Aber dieses Risiko trägt jeder. Jeder kann täglich verunfallen oder Krebs bekommen. Das Risiko ist bei uns doch nicht größer als bei anderen !! Außerdem nützt es rein gar nichts, sich sich zu grämen. Damit vertut man nur Zeit. Ich versuche die Krankheit jetzt abzuhaken. Wenn irgendwann wieder was kommt, dann werde ich auch dadurch gehen, aber Schritt für Schritt. Jetzt geht es mir gut und jetzt lebe ich. Vielleicht kannst Du auch versuchen das so zu sehen.
Ich wünsch Dir das !!
Andrea

07.06.2002, 13:17
Hallo Petra,
ich bin am 20.03. und 05.04.02 operiert worden, Prognose, da Tc1G1N0, auch sehr günstig. Allerdings habe ich eine sehr hohe Her2-Überexpression, was bedeutet, (allerdings ist das klinisch noch nicht 100%-ig bewiesen - und deshalb wird auch nichts gemacht), dass ich ein relativ hohes Rückfallrisiko habe.
Auch mir geht`s oft im Kopf herum. Aber den Rat, "denk nicht dran", den kannst Du Dir und denen, die ihn erteilen, in "die Haare schmieren". Sprich drüber, wenn Du Angst hast, wenn Du die schönen Dinge, die es auch für uns, egal wie lange wir zu leben haben, gibt, vor lauter Panik gar nicht mehr realisieren kannst. Lass Dich nicht von gut meinen Freunden dazu verleiten, Deine Probleme zu unterdrücken. Wenn sie Deine Freunde, Partner sind, hören sie Dir zu, wenn nicht, vergiß sie.
Die Freunde müssen verstehen, daß wir von ihnen gar nicht erwarten, daß sie Ratschläge oder ähnliches geben, sondern nur da sein und ZUHÖREN. Laß Dir das ja nicht nehmen, denn ich habe auch die Erfahrung gemacht, daß das ungemein wichtig ist.
Viele Grüsse
EVA

08.06.2002, 18:35
Vielen Dank für die vielen Antworten.
Es tröstet mich immer sehr, wenn ich höre, dass andere auch diesen dornigen Weg gegangen sind, aber wieder Lebensmut gefasst haben.
Liebe Doro, es wäre sehr nett, wenn Du mir ein oder zwei Bücher empfehlen könntest, wobei ich bisher Sachen wie Autosuggstion ablehnend gegenüberstehe. Vielleicht kennst Du auch Bücher, die einfach nur Mut machen und viel Lebensweisheit rüberbringen.
Liebe Eva, ich habe bisher schon ein- oder zweimal den Begriff HER 2 gehört, kann aber überhaupt nichts damit anfangen. Kannst Du mir weiterhelfen ? Und vor allen Dingen, wie erfahre ich möglicherweise meinen HER ?
Was mich noch interessieren würde ist die Frage, was ihr an regelmäßigen Nachuntersuchungen machen lasst (Knochenszinti, u.ä.)? Meine Ärztin hat mir zu halbjährlichem Bauchsono geraten und vierteljährlich ein großes Blutbild. KNochenszinti nur bei Problemen.
Vierteljährlich lasse ich den Unterleib unterssuchen und vierteljährlich wird Sono der Brüste gemacht.
Reicht das oder macht Ihr mehr ?

Liebe Grüsse aus Berlin von Petra

09.06.2002, 14:34
Liebe Petra,
das Programm Deiner Nachuntersuchungen ist gut, wenn es neuen Krebs oder Metastasen gibt, sind die in der Brust oder in der Leber. Darum die Oberbauchsono.Die Knochen werden nicht als erstes befallen, darum ist ein routinemäßiges Knochenscintigram nicht nötig. Vom Tamoxifen kann die Gebärmutterschleimhaut befallen werden, darum sind die Untersuchungen auch wichtig. Wenn man den Faktor ausschalten will, sollte man die Gebärmutter rausnehmen lassen, auch die Eierstöcke. Dann braucht man das Zoladex nicht mehr, das sowieso nur 2 Jahre gegeben werden darf. Ob dann Tamoxifen niedriger dosiert werden kann, weiß ich noch nicht, ich will noch an die Firma schreiben und danach fragen.
Ich habe nicht viele Bücher gelesen, nur eines, in dem alle Behandlungsformen in den westlichen Ländern erklärt und verglichen werden. Da habe ich mir dann mein Konzept zusammengestellt, nach meinem Glauben und was ich für gut und nachvollziebar halte. Das Buch heißt: Krebs-Wege zur Heilung von Michael Lerner im Piper-Verlag.
Von Autosuggestion halte ich viel, wenn ich mir immer sage, daß ich gesund bin, hat das einen positiven Einfluß. Daran glaube ich fest. So muß man sich seine Therapie nach seinem Glauben zusammenstellen, denn wenn man seiner Therapie nicht vertraut, kann man sie vergessen. Also, alles, woran Du glaubst, ist richtig.
Viele Grüße an Dich und alle anderen von
Dorothea

09.06.2002, 15:27
Hallo Petra,
ich kann Deine Gedanken nachfühlen.Ich kämpfe
jetzt schon seit 2 Jahren und ich falle auch
noch öfters in ein tiefes Loch.
Es ist bei Dir ja auch noch ziemlich frisch.
Auch kein Lymphbefall oder nachweisbar Meta,
dass ist doch super.Aber mit arbeiten hätte ich
wahrscheinlich noch gewartet.
Warst Du auf einer AHB oder Reha?
Versuche auch einen Termin bei einem Psychotherapeut zu bekommen.
Ich hatte damals Einzelgespr. bei der Bayr.
Krebsgesellschaft,was mir sehr geholfen hat.
Man kann auch mit der Familie hingehen.
Ich bin in einer Selbsthilfegruppe was mir auch
hilft.
Denn bei mir hören die Knochenmeta nicht auf
zuwachsen.
Wegen dein Her grad musst Du im Histologie-
Befund nachlesen.

An Drachen v. Rhein
BK kann wenn Meta in den Knochen,Lunge u.Gehirn
sich ansiedeln.
Bei meiner Diagn. hatte ich Schmerzen in den
Knochen.Wurde aber nicht beachtet,da hatte ich
schon Meta.
Darum bin ich für ein Knochenszcinti!!
Liebe Petra ich wünsche Dir alles Gute und Kraft
auch allen anderen.
Viele Grüsse
Roswitha

09.06.2002, 15:49
Hallo Petra,
in Deinem letzten Eintrag hast Du nach einem Buch gefragt, das viel Mut macht und da kann ich Dir eines empfehlen : biol.Wege zur K-Abwehr, ISBN-Nr.3-8304-2007-2, das mir hier im Forum von Gabriele empfohlen wurde. Ich habe dieses Buch regelrecht verschlungen, war erleichtert und sehr froh dieses Buch gefunden zu haben. Es enthält alles wissenswerte in unserer Situation und ist eine Beschreibung über alle Fragen und Möglichkeiten die wir sehr gut gebrauchen können. Es erklärt, die Entstehung, die Ursachen und schliesslich die Heilungsmöglichkeiten und zwar so, dass es sogar eine Laie sehr gut nachvollziehen kann. Dabei wird auch immer wieder erwähnt, dass auch die Psyche einen hohen Stellenwert hat.
Und da bietet sich automtatisch die Suggestion an, denn mit der Vorstellung und dem Glauben an die Heilung haben wir die besseren Chancen wieder ganz gesund zu werden.
Ich habe von Couè noch zwei kleine Bücher, wie schon erwähnt, die Suggestion beschreiben. Bei Interesse melde Dich.
Auch ich habe nachdem ich einige gute Bücher gelesen hatte, ganz nach meiner Intuition, meinen Weg den ich gehen will zusammengestellt und ich denke ich bin auf dem richtigen Weg.
Ich wünsche Dir, dass Du ihn auch findest.
Alle Gute und viel Zuversicht und liebe Gruesse Vero

10.06.2002, 10:00
Liebe Petra,
Das HEr2 ist ein neuer Prognosefaktor für die Bestimmung von Brustkrebsgewebe. Diese Onkogen bildet den "human epidermal growth factor receptor 2". Es ist bei Brustkrebs in zu vielen Genkopien vorhanden (überexprimiert) Dadurch ist auch der dazugehörige Eiweißstoff im Tumorgewebe (das HER2/neu-Antigen) in zu großer Menge vorhanden.
Dieser Faktor wird bei der histologischen Untersuchung des herausgeschnittenen Gewebes bestimmt und ist sehr wichtig für ein evtl. Behandlung mit Herceptin bei späterer Metastasierung.
Genaueres hierüber, auch über ein evtl. höheres Rückfallrisiko bei HER2-Überexpression kannst Du unter anderem im Tumorzentrum München www.tzm.web.med.uni-muenchen.de, speziell unter den STichpunkten "Prognosefaktoren beim primären Mammakarzinom" und unter "Adjuvante Hormon- und Chemotherapie" nachlesen.
Viele Grüsse
EVA

10.06.2002, 18:02
Vielen Dank Euch allen für Eure mutmachenden Worte und Eure Unterstützung.
Jetzt bin ich schon eine Woche am Stück ganz gut drauf, obwohl ich mich immer wieder durch das Forum mit dem Thema befasse.
Es macht auch Mut, wenn man sieht wieviele starke Frauen die Krankheit trifft und wieviele so positiv damit umgehen.
Ich lerne von Euch, Ein Dank aus Berlin von Petra

15.08.2002, 15:25
liebe petra, ich empfehle dir die bücher von carl simonton- sie werden dir helfen!!!!!!!!!!viel glück susi

18.08.2002, 00:42
Hallo Petra,
ich bin total Evas Meinung.
Es gibt Momente im Leben, da kann frau nicht positiv denken.Mach dir bloß keinen Streß damit gut drauf zu sein.
Durch das Tal der Tränen geht jede von uns. Das Verdrängen ist doch so anstrengend, schreibst du ja selber.
Nimm deine Traurigkeit und vielleicht auch Verzweiflung an.
Danach gehst du wirklich gestärkt hervor und bist aus dem Loch draußen.
Ich glaube bei schwierigen Situationen laufen bestenfalls immer diese Muster ab:
nicht wahrhaben wollen, wütend, traurig sein und dann können wir die neue Situation annehmen und mit leben, auch wieder gut. Ich habe es so erlebt, mit Hilfe.
Das wünsche ich dir von Herzem.
Eine Psychoonkologin könnte dir dabei helfen.
Alles Liebe
Ingrid G.

20.08.2002, 17:37
Vielen Dank für Eure Anteilnahme und die vielen Tipps. Bei mir war es schließlich so, dass ich mit den Depressionen gar nicht mehr fertig geworden bin und teilweise an Selbstmord dachte. Auf Anraten bin ich dann zu einem Neurologen gegangen, der festgestellt hat, dass das Insidon nicht ausreichend für meine Psyche ist und mir ein stärkeres Mittel verschrieben hat.
Seitdem fühle ich mich sehr stabil und fange auch langsam wieder an, das Leben zu genießen.
Ich mache auch eine Therapie bei einer Psychotherapeutin, bei der ich mich intensiv mit meinen Persönlichen Stressfaktoren und mit Entspannungsübungen auseinander setze. Das tut mir sehr ghut, weil ich so das Gefühl habe, etwas gegen den Krebs zu tun. Denn wenn ich ruhiger und ausgeglichener werde, dann bleibt auch mein Immunsystem o.k.

Liebe Grüße aus Berlin von Petra

20.08.2002, 22:41
Hallo Petra, habe auch Erfahrungen mit Insidon, wegen Panikattacken. Jetzt ebenfalls reaktive Depression festgestellt (kein Wunder), kann aber wegen bevorstehender Strahlentherapie kein Johanniskaraut mehr nehmen. Was hilft Dir denn? Bin auch bei einer Psychotherautin und würde gerne erfahren welche Übungen sie mit Dir macht um Stressfaktoren auszuschalten. Habe auch einen 7-jährigen Sohn und möchte ihn wenns geht aus meinen eigenen Problemen raushalten, ohne nicht offen und ehrlich mit der Krankheit umzugehen. Wie schafftst Du das sonst noch?
lieben Gruß Heike

06.09.2002, 19:22
Hallo Petra, hallo an alle anderen,

mein Name ist Chris und ich hatte die Diagnose BK einige Monate nach meinem 30 Geburtstag. Ich war mitten in einer Prüfungsvorbereitung für mein 2. Staatsexamen und hatte gerade meine Examensarbeit abgegeben. Nach der OP und allem was sonst noch dazu gehört (3 Doppelzyklen Chemo und 30 Bestrahlungen) wollte ich nur zurück in die Schule und meine Prüfung hinter mich bringen. Die Krankheit habe ich mit allen Mitteln versucht zu verdrängen. Wenn ich nur etwas davon gehört oder darüber gelesen habe, bin ich in absolute Panik verfallen, aus der ich nur schwer heraus kam. Klar, habe ich mich auch mit positivem Denken u.s.w beschäftigt, konnte diese Ideen und Vorschläge aber nicht wirklich in die Tat umsetzen. Ich hatte 15 Stunden Gesprächstherapie konnte mich aber um das eigentliche Problem (die Auseinandersetzung mit meiner Krankheit) gut herumdrücken. Nach einem Jahr dachte ich, ok, ich komm damit klar, dann aber hat es mich wieder eingeholt, Panikattacken, Angstzustände etc. Ich habe dann einen weiteren Anlauf genommen mir therapeutische Hilfe zu suchen, denn mir war klar, dass ich mit meiner Angst nicht alleine klar komme. Seit mehr als einem Jar mache ich nun eine Verhaltenstherapie und seit dem geht es mir imer besser. Mittlerweile gibt es sogar schon Tage, an denen ich nicht mehr an die Krankheit denken muss.Mein behandelnder Arzt sagt mir immer wieder, dass ich gesund sei, ich habe aber große Angst enttäuscht zu werden und habe immer wieder Zweifel, aber das bekomme ich auch noch in den Griff!!
Habt Geduld mit euch und sucht euch Hilfe, wenn ihr alleine nicht klar kommt. Ich wünsch euch viel Glück dabei und alles Gute.

07.09.2002, 02:59
Mir geht es z.Zt. überhaupt nicht gut, ich habe die alten Briefe durchgelesen, da war ich noch voller Optimismus. (OP 6/2000)
Die Nachbarin meiner Mutter ist im Alter von 48 an BK gestorben und bei meiner direkten Naschbarin wurde Gebärmutterkrebs diagnostiziert. Da bricht mein selbstgebasteltest Schutzgebäude zusammen. Gestern tat mir die Leber/Galle weh. Ist das eine Metastase? Ich bin 49 J. wegen Chemo und Bestrahlung habe ich ein Jahr nicht gearbeitet. Nun arbeite ich schon wieder ein Jahr und die Arbeit fällt mir verdammt schwer. Ich muß viele kurze Strecken laufen und alles organisieren (bin Abteilungsleitung im OP). Worauf ich hinaus will: Ich möchte von Euch wissen, ob es ein Psychopharmakon gibt, das mir aus meinem Tief raushelfen könnte. Es muß natürlich mit BK vereinbar sein und nicht müde machen. Ich sehe keinen anderen Weg im Moment, Ich muß zu Hause funktionieren und in der Klinik. Ich habe meine Stelle als Abteilungsleitung schon gekündigt, ab 1. Jan. bin ich <normale Schwester> Aber was mache ich bis dahin?
Ich fände es toll, wenn jemand über Psychpharmaka was wüßte.
Was kann ich von meinem Arzt verlangen? Er kommt mir auf diesem Gebiet etwas dämlich vor.
Ich danke für Antworten
Dorothea

07.09.2002, 07:34
Hallo Dorothea,
da ich nach der Diagnose Schlafstörungen hatte und mein Arzt meinte, es könne eine leichte Drepression sein, verschrieb er mir das Antidepressivum "Remergil". Davon habe ich abends 1/2 eingenommen, konnte schlafen und kam auch mit meiner Diagnose besser zurecht. Müdigkeit hatte ich am nächsten Tag nur leicht verspürt.
Alles Gute für dich - Gerda

07.09.2002, 17:22
Also ganz ehrlich, ich denke nicht, dass die Einnahme von Psychopharmaka für uns der richtige Weg ist. Ich denke zwar, dass sie für eine gewisse Zeit eine Unterstützung sein können, dass wir aber an der Ursache unserer Angst arbeiten und mit dieser lernen müssen umzugehen. Das ist natürlich schwer, aber ich habe aus eigener Erfahrung gelernt, dass nur so die Angst kleiner und schwächer wird.

Liebe Grüße

07.09.2002, 17:41
Hallo Chris,

ich bin ganz deiner Meinung !
Die Einnahme von Psychopharmaka sollte wirklich nur eine vorübergehende Unterstützung (z.B. bei extremen Schlafstörungen)sein. Unsere Angst sollte damit in keiner Weise verdeckt und zugeschüttet werden. Es ist absolut wichtig, ich denke da sind wir uns einig, dass die Diagnose und die damit verbundenen Ängste verarbeitet werden. Wie das im Einzelnen aussehen kann, muss jeder für sich selber entscheiden. Ich bin übrigens seit meiner Diagnose in psychotherapeutischer Behandlung 1x pro Woche. Diese Gespräche über meine Ängste und Probleme möchte ich im Moment nicht missen und gehören unbedingt zu meinem Wohlbefinden.

Schöne Grüße - Gerda

08.09.2002, 10:31
Hallo Ihr Mitstreiterinnen,
vielen Dank für Eure vielen Beiträge, zeigen sie doch, wie wir mit unseren Ängsten zu kämpfen haben.

Zum Thema Psychopharmaka möchte ich folgendes sagen:
Natürlich sollen und wollen wir uns nicht mit "Drogen" zuschütten, sondern selbstbestimmt durch das Leben gehen. Und natürlich müssen wir alle unsere Ängste verarbeiten und uns mit unseren jeweiligen Lebenssituationen auseinandersetzen.
Ich selbst stand Psychopharmaka - wie auch allen anderen Medikamenten - sehr skeptisch gegenüber, habe aber lernen müssen, dass man in Situationen kommen kann, wo man sich einfach helfen lassen muss !!
Ich bin nach der OP trotz des leichten Medikaments INSIDON so abgesackt, dass ich nicht nur keine Freude mehr am Leben und keinen Lebensmut mehr hatte, sondern ich hatte oft den tiefen Wunsch in mir, zu sterben, um diesen Ängsten zu entgehen. In dieser Zeit konnte ich natürlich nichts verarbeiten und habe die Zeit bei meiner Psychotherapeutin damit zu gebracht zu heulen und alles, wirklich auch alles in meinem Leben in Frage zu stellen.
Ich habe dann einen Neurologen aufgesucht, der sofort sagte, dass das INSIDON nicht ausreichend sei. Dies ist mehr ein Mittel, um allgemeinen Stress zu verarbeiten und macht auch müde und ruhig. Wir alle haben aber mehr als "allgemeinen Stress". Er hat mir dann PAROXETIN von Ratiopharm verschrieben und ganz klar gesagt, dass man dieses Mittel a) nur begrenzte Zeit 6-9 Monaten z.B. nimmt und es b) nicht abhängig macht. Es macht auch nicht müde sondern stabilisiert.
Schon nach wenigen Tagen der Einnahme (1 Tablette pro Tag) fing ich wieder an, mich wohl zu fühlen. Ich fühle mich einfach normal, bin also nicht aufgekratzt und nichts. Vielmehr ist es nun so, dass ich nunmehr überhaupt in der Lage bin, mich mit meinem Stresfaktoren und mit meiner allgemeinen Lebenssituation auseinanderzusetzen. Und das tut mir gut und gibt mir auch wieder Mut.
Mein Fazit ist also, dass wir sowieso schon eine Menge Medikamente nehmen müssen (und bei TAMOXIFEN und ZOLADEX u.ä. zweifelt ja auch fasrt keiner daran), dann sollten wir es uns und unserer Psyche auch mit Medikamenten helfen lassen.

Ich kann Dir, Dorothea, also nur empfehlen, einen Facharzt, also Neurologen aufzusuchen. Fffür die Zeit bis zum ersten Januar denke doch mal daran, Dich vielleicht einzelne Tage krank zu melden/schreiben zu lassen. Andere tun dieses auch wegen Kopfschmerzen und Erkältungen, dann darfst Du dies erst recht. Schließlich sind wir zwar gesund, haben aber genug an den Nachwirkungen und Nebenwirkungen der Medikamente zu leiden. Und glaub mir - keiner möchte mit uns tauschen.

Liebe Heike, wenn Du Lust hast, dann maile mich doch einmal direkt an, dann können wir uns über unsere Verhaltenstherapien austauschen. Ich bin sehr zufrieden und glaube, dass ich mir damit längerfristig helfe. Zu Deinem Sohn kann ich Dir nur raten, immer offen und ehrlich zu sein. Wir haben den Kindern immer die Art der Krankheit und die Therapien erklärt, ich habe sie auch mal zu den Bestrahlungen mitgenommen. Allerdings haben wir nie einen Zweifel daran gelassen, dass ich wieder gesund bin.

Alles Liebe aus Berlin von Petra
PetraBeeck@web.de

10.09.2002, 02:45
Hallo an alle Betroffenen,
ich bin im August brusterhaltend operiert worden und bekomme jetzt Bestrahlung, da die Lymphknoten nicht befallen waren. Ich könnte eigentlich glücklich sein, aber ich bin es nicht. Mich regt jeder auf, der mit weinerlicher Stimme sich nach meinem Befinden erkundigt. Eigentlich sollte ich über das "Mitfühlen" erfreut sein, ich bin es aber nicht und reagiere oftmals sehr gereizt und aggressiv. Am liebsten würde ich oftmals ganz weit weglaufen, damit ich mit niemandem mehr reden muß. Die Gespräche mit "Nicht-Betroffenen" regen mich nur auf und ich heule ohne Ende. Ich will es aber nicht!!! Ich will gesund werden und ich denke - ganz aus meinem Innersten heraus - daß ich jetzt Hilfe benötige, die mir hilft, meine Wünsche und Forderungen für meine Zukunft zu formulieren und zu kommunizieren. D.h.: ich muß lernen, meiner Umwelt eindeutig zu sagen, was ich will und was ich nicht mehr will, weil es mir und somit meiner Gesundheit nicht gut tut. Es ist schwer, ich kämpfe mit mir, aber ich hoffe, es gelingt mir. Ich weiß es nicht.
Ute

10.09.2002, 06:18
Hallo Ute,

hast du schon an eine Schlussheilbehandlung gedacht.
Nimm sie sofort in Angriff, sobald du mit der Bestrahlung fertig bist. Dort wird gut für dich gesorgt und du kannst in Gesprächen auch eine gute Basis für dich finden.
Bei mir ist jetzt die letzte Behandlung 3 Jahre her und mir geht es gut! Hab aber 2 1/2 Jahre eine begleitende Psychotherapie gemacht. Ohne hätte ich es alleine wohl nicht geschafft.
Ich wünsche dir alles Liebe

Doris
sirod1@gmx.de

10.09.2002, 16:49
Hallo Ute,

dass mit der AHB ist so eine Sache....
Ich denke, dass jeder für sich selbst entscheiden muss ob er eine solche machen möchte oder nicht. Mir hat jeder und wirklich jeder gesagt ich müsse unbedingt eine AHB machen. Ich wollte aber nicht. Ich war froh wieder zu Hause und in meiner gewohnten Umgebung sein. Meine notwendigen Behandlungen wie Lymphdrainage etc. habe ich zu Hause gemacht und mir ging es wirklich gut dabei. Ich hasse es, wenn jemand sagt, dass musst du aber unbedingt machen....
Mir hat auch jeder geraten die Schwerbehinderung zu beantragen, aber auch das wollte ich absolut nicht. Das hätte ich mit meiner Psyche absolut nicht vereinbaren können, denn denn hätte ich mich weiterhin als krank betrachtet und das wollte ich schliesslich nicht.
Was ich damit sagen will ist, jeder muss seinen individuellen Weg aus der Krankheit finden. Bei dem einen dauert es etwas länger, bei dem anderen ist es kürzer. Es gibt kein richtiges und kein falsches Verhalten, also auch kein du musst dies und du musst jenes. Ich halte es für besser von seinen Erfahrungen zu sprechen, dann kann sich jeder seine eigene Meinung bilden und bei Interesse nachfragen.

Chris

10.09.2002, 17:15
Liebe Ute,

so wie Du Deine Gedanken schilderst, erinnert es mich doch sehr stark an meine Depressionen. Pass gut auf Dich auf und suche rechtzeitig dazu professionelle Hilfe. Wenn man sonst im leben so gut "seine Frau steht", hat man oft kein empfinden für die eigenen Schwächen und die damit verbundenen Überforderungen. Kümmer Dich rechtzeit um eine Psychotherapie, damit Dir jemand beim Sortieren Deiner Gedanken hilft. Man muss solche Therapie ja nicht bis zum bitteren Ende durchziehen, aber Du solltest sie zumindenst für die jetzige Zeit ins Auge fassen.
Und wenn Du mit Dir gar nicht klar kommst, dann wende Dich ruhig an einen Neurologen.
Halte die Ohren steif und verlange nicht zuviel von Dir.
Alles Liebe aus Berlin von Petra
PetraBeeck@web.de

10.09.2002, 19:43
An Petra, Chris und Doris,

herzlichen Dank für Eure Nachrichten. Sie helfen mir sehr, denn sie zeigen mir, daß es für mich hilfreicher ist, sich mit Betroffenen als mit Nichtbetroffenen auszutauschen. Ich werde jetzt mit meinem Arzt noch einmal eindringlich reden und auch eine AHB fordern. Dernn ich möchte weg, weit weg von allen guten Ratschlägen, die ich von Nichtbetroffenen erhalte. Ich brauche Zeit für mich und ich hoffe, daß ich diese durch eine AHB bekomme und dann auch für mich einen Weg finde.

Liebe Grüße
Ute

11.09.2002, 08:51
Liebe Ute,
beim Lesen einiger Briefe hier habe ich mir gerade eine Antwort, eine Anregung für Dich parat gelegt, auf die Du jetzt im letzten Brief eigentlich schon von alleine gestoßen bist: Du hast die Erfahrung gemacht, daß in der schwierigen Situation nach Krebsdiagnose und -behandlung Gespräche mit Nicht-Betroffenen aus verschiedenen Gründen nicht unbedingt hilfreich und nützlich sind und willst Dich hier mehr mit Betroffenen austauschen. Hast Du auch schon mal an den Kontakt zu einer Krebs-Selbsthilfegruppe oder auch Krebsberatungsstelle gedacht? In vielen Städten gibt es eine. Es ist ein Versuch wert, denn genau da triffst Du Betroffene. Nicht die, die nur jammern und lamentieren, sondern neben aktut Erkrankten die, die schon mehrere Jahre mit der Betroffenheit (über)leben, die aktiv miteinander überlegen, welche Strategien sie für ihr Leben nach/mit der Krebserkrankung entwickeln können, gegenseitige Erfahrungen austauschen, sich gegenseitig Mut machen, Ängste aussprechen dürfen, mit der Krebsbetroffenheit leben lernen, zusammen lachen, ... Ich weiß nicht, wie ich es ohne diese Leute geschafft hätte! Zu erleben, daß man trotz Krebs wieder 'leben' kann, das war mir der dickste Strohhalm in meiner schwersten, depressivsten Zeit.
Einige Frauen haben hier schon geäußert, daß Medikamente gegen die Depression sicher nicht die 'richtige' Lösung sind. Sind sie auf Dauer auch nicht, aber sie können einem in der schwersten Zeit erstmal die Seele hoch halten. Wichtig ist dabei, sich mit Unterstützung (Du hast sie Dir ja schon geholt per Psychotherapie und dem Forum hier) dann daneben eine eigene Krankheitsbewältigungsstrategie zu entwickeln - das dauert manchmal Monate oder sogar ein/zwei Jahre (bei mir waren es etwa 2 1/2 Jahre, bis ich mich psychisch wieder stabil fand), aber es lohnt sich. Die Medikamente können wirklich nur die Krücke am Anfang sein. Ich selbst wäre ohne die 'lebenden Beispiele' der Betroffenen nicht ausgekommen, Psychotherapeuten haben zwar ihr Handwerk gelernt, sind aber eben selbst auch nur Nicht-Betroffenen, manchmal mit den gleichen Berührungsängsten wie alle anderen auch (ich will sie hiermit aber nicht als weniger hilfreich hinstellen).
Den Gedanken an AHB möchte ich Dir auch noch mal nahelegen. Es ist die erste Möglichkeit, neben Entspannung und Energiereservenaufbau, etc., seitens der verschiedensten Behandler, die alle sehr kompetent im Umgang mit dem Thema Krebs sind, Anregung durch diverse Angebote zur Unterstützung der Krankheitsbewältigung zu bekommen. Im Anschluß an Deine Bestrahlung steht Dir eine AHB zu, die vom Bestrahlungsarzt eingeleitet werden kann. Du kannst aber auch selbst einen Antrag für eine 'onkologische Nachsorgeleistung ' bei Deinem Rentenversicherungsträger stellen, Dein Haus- bzw. Frauenarzt muß Dir dann den ärztlichen Befundbericht ausfüllen. Für diese Maßnahme (inhaltlich von AHB nicht verschieden, nur ein anderer Antragsweg wegen unterschiedlicher Dringlichkeiten) hast Du etwa 12 Monate Zeit nach OP. Nutze diese Gelegenheit für Dich und hab' keine solche Angst vor den anderen Krebspatienten dort - denen geht´s nämlich wie Dir. Und wenn Du nicht gerade Probleme mit Kontakten zu anderen Menschen hast, wirst Du dort schon 'Deine Leute' finden, mit denen Du die Zeit dort gut bestreiten und erleben kannst. Mich ärgert immer, wenn ich höre, daß sogar Ärzte Patienten immer wieder von solchen Rehas abraten. Mir hat nach meiner Erkrankung eine Ärztin gesagt: 'Wollen Sie sich das antun ..., lauter Krebspatienten?' Als ich dann das erste Mal im Speiseraum der Rehaklinik saß, habe ich mich beim heimlichen Abtaxieren der anderen ertapt. Ich habe doch wirklich die 'Schwerkranken', die mit den Pickeln im Gesicht, die den Kopf unterm Arm trugen, oder ich weiß nicht nach was gesucht, aber... es saßen nur lauter normale Leute da, wie ich! Es sind dann sehr nette Kontakte (wie eben hier im Forum) entstanden und ich habe erlebt, daß man sich trotz der schwierigen Situation auch wieder wohl fühlen und vieles andere wieder erleben kann.
Puh, ein langer Brief (und das in meiner Arbeitszeit!), aber mir lag am Herzen, Dir dies für Deine Entscheidungsfindung mitzugeben. Genau über solchen Austausch mit anderen Betroffenen (auch aus der Selbsthilfegr.) habe ich 'meinen' Weg gefunden.
Dir viel Glück bei der Entwicklung Deines Weges.
Gruß von Robie

11.09.2002, 17:38
Liebe Robie,
Danke für Dein "Puh" und Deine Zeilen. Ich erkenne es immer mehr, daß ich eigentlich konkrete Hilfe nur bei "Betroffenen" finde. Ich werde auch eine AHB beantragen und irgendwie freue ich mich auf diese Zeit. Ich erkenne auch ganz klar, daß dies für mich eine Flucht ist. Den Weg zu einer Selbsthilfegruppe habe ich noch nicht für mich gefunden, ziehe es aber immer mehr in Erwägung. Ich werde nachdenken und versuchen, einen Weg für mich zu finden. Eine Angst steht dabei natürlich im Raum, daß man sich selber irgendwo und irgendwie ins Abseits schiebt. Ich wünsche mir Kraft, auch weiterhin mit Nicht-Betroffenen "normal" umgehen zu können. Im Moment habe ich da noch Probleme. Ich ziehe mich in mein Mausloch zurück - aber da muß ich raus!! Ich will!!

Danke und liebe Grüße
Ute

11.09.2002, 19:54
Liebe Petra und andere Betroffene

Ich bin auch Krebspatientin, allerdings habe ich nicht Brustkrebs. Aber ich möchte doch etwas zu diesem Thema hier beitragen, denn obwohl ich allgemein nach aussen meistens munter und zufrieden wirke, kenne ich diese Traurigkeit auch , und das Drängen von nicht betroffenen und zum Teil auch Ärzten, dieser doch mit Chemie zu begegnen. Ich habe mich intensiv damit auseinandergesetzt, ob ich Stimmungsaufheller nehmen will oder nicht und meine Gedanken dazu in einem Gedicht verarbeitet. Das möchte ich hiermit weitergeben:

Entscheidung gegen die Glückspille
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Inmitten von Gefühlen des unbeschreiblichen, innerlichen Glücks,
überfällt mich wieder die Traurigkeit
und reisst mich mit sich in die Tiefe.
Und wieder steht die Frage im Raum:
" Wollen Sie jetzt nicht doch Stimmungsaufheller nehmen? "
Die meisten raten mir dazu,( wohl mehr zur eigenen Erleichterung),
doch ich habe Angst,
meine Persönlichkeit dabei zu verlieren,
ebenso meine Fähigkeit zum Schreiben, auch über Schweres,
und ich schüttle den Kopf und sage: NEIN.
Nein zu einer Tablette,
die auf ewig Sonnenschein in mein Gemüt brächte,
und nein auch zum Fortbestand von Kontakten zu Menschen,
die mich nur fröhlich sehen möchten.
Gleichzeitig mit dem `Nein zur Tablette
sage ich JA zum Leben mit der Krankheit.
Zum ganzen Leben mit der Krankheit,
zu dem gerade solche Stimmungen mit dazu gehören,
weil sie eine Auseinandersetzung fordern
und gelebt werden möchten.

Gelebt werden MÜSSEN
um wirklich zu vergehn....

Ladina, im September 1998

Zur Vervollständigung muss ich aber auch sagen, dass ich in der Zwischenzeit zweimal vorübergehend auf die Hilfe von einem Stimmungaufheller angewiesen war. Ich habe viele negative Vorbehalte dagegen gehabt zu Beginn der Behandlung ( Jarsin 300 ), doch die Erfahrung war um vieles positiver und sie hat mir geholfen etwas Lebenskraft neu aufzubauen, die die Traurigkeit so schwer angegriffen und beinahe zerstört hat.
Ich habe auch über diese Erfahrung ein Gedicht geschrieben, doch es ist sehr lang.

Ich werde es zu gegebener Zeit dann auf meine spezielle Gedichteseite hier im Krebs-Kompass einbauen lassen. Vielleicht mögt Ihr mich da mal "besuchen" unter: www.krebs-kompass.de/gedankenundgedichte.html

Ganz liebe Grüsse sendet Euch allen
Ladina

12.09.2002, 08:47
Hallo zusammen,
irgendwie stört es mich, dass jeder Psychopharmaka mit einem "Glücklichmacher" in Verbindung bringt.
Natürlich geht es nicht darum, für die anderen fröhlich lachend durch die Welt zu gehen und selbstverständlich soll und muss man sich mit seinen Problemen auseinandersetzen. Dies soll doch auch gar nicht verhindert werden.
Ich kann hier natürlich nur von mir sprechen und ich musste mich in der Zeit meiner Depressionen von Seiten kennenlernen, die ich nie für möglich gehalten habe. Ich hatte zum Teil richtiggehende Angst vor mir selbst und meinen Gedanken. Wie gesagt, auch der Gedanke an Selbstmord war da. Und dabei haben sich meine Gedanken nicht nur um das Thema Krebs gedreht. Eigentlich hatte ich oft das Gefühl, nicht ich kontrolliere meine Gedanken, sondern meine Gedanken und Gefühle beherrschen mich. Und in solcher Situation kann man sich nicht mit sich auseinandersetzen !!
Jetzt mit den Tabletten, die ich ja auch nur eine begrenzte Zeit nehmen werde, bin ich keineswegs fröhlich und lustig. Ich bin einfach nur "normal", dass heißt genauso, wie ich auch vor der OP war. Trotzdem spüre ich Trauer und auch Angst und Überforderung. Aber nicht mehr so, dass es mich ins Bodenlose reisst.Und dafür bin ich dankbar und will hier nur Mut machen, dass man sich den Weg, mit der Kranheit leben zu lernen, erleichtert.
Liebe Grüße aus Berlin von Petra

12.09.2002, 09:04
Liebe Ute,
als erstes möchte ich Dir einen Tip für heute abend geben:

heute abend um ca. 23.00 Uhr
im ZDF in der
Johannes B. Kerner Show u.a.
Annette Rexrodt von Fircks,
eine etwa 40jährige Brustkrebspatientin

zur Diskussion eingeladen. Sie hat ihre Geschichte in einem Buch niedergeschrieben (...und flüstere mir vom Leben - Wie ich den Krebs überwand) und ist damit gerade auf einer Lesereise unterwegs. Vielleicht hast Du Lust und Gelegenheit, Dir das anzusehen oder aufzunehmen.
Was einen Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe angeht möchte ich Dir sagen, Daß Du Dich damit meiner Meinung und auch meiner eigenen Erfahrung nach nicht ins Abseits drängst. Du bist und bleibst doch Du selbst und mußt Dich mit dieser Gruppe - vorausgesetzt, die Leute dort und das, was sie machen gefällt Dir - nicht verheiraten. I.d.R. kann jeder sich frei entscheiden, wann, wie oft und ob er überhaupt an den Gruppenabenden teilnehmen möchte. Die meisten Gruppen treffen sich ohnehin nur 1x im Monat, manche auch öfter. Jede Gruppe gestaltet die Treffen inhaltlich auch anders, eben so, wie es die TeilnehmerInnen für wichtig/richtig halten. Schnupper einfach mal rein und wenn es Dir nicht gefällt oder guttut, dann gehst Du eben einfach nicht wieder hin. Der Kontakt zu solch einer Gruppe ist für manche Betroffene auch einfach nur eine kurze Phase ihres Lebens, ein Abschnitt, in dem man sich gezielte Unterstützung, 'Lebens-Beispiele' und Zuwendung holen kann. In jedem Fall ist es ein Versuch wert. Ich bin seit Jahren 'meiner' Gruppe als gesundes, Erfahrung-weiterreichendes Mitglied erhalten geblieben, fühle mich den alten, wie den neuen Mitgliedern verbunden und stehe trotzdem schon lange wieder im Leben. Die Leute in der Gruppe haben aufgrund ihrer eigenen Betroffenheit keine Berührungsängste, was im sozialen Umfeld Betroffener nach der Diagnose schon manchmal etwas schwieriger ist. Allein schon das hat viel Aufbauendes. Hier kann man lernen/erfahren, 'normal' mit sich und/trotz der Erkrankung umzugehen und sich so irgendwann auch wieder 'normal' und vor allem souverän unter Nicht-Betroffenen zu bewegen.
Dies ist nur einer der Schritte auf Deinem Weg - hab´ Mut und probier´ ihn einfach mal aus.
liebe Grüße von Robie

12.09.2002, 14:33
Liebe Robie,
Danke für den Hinweis, ich werde mir die Sendung auf alle Fälle ansehen. Ich denke, daß ich zu einer Selbsthilfegruppe gehen werde, allein aus dem Virsatz heraus, nichts unversucht zu lassen. Heute geht es mir schon sehr viel besser, ich habe gestern einen langen Spaziergang ganz allein unternommen und Natur in mich aufgesaugt. Es gab mir sehr viel Ruhe und Gelassenheit. Ich werde es öfter tun. Heute hatte ich Termin bei meinem Frauenarzt, der mir von einer AHB in einer Klinik mit Krebspatienten total abgeraten hat. Aus allen Berichten der anderen Betroffenen in diesem Forum habe ich entnommen, daß man seinen eigenen Gefühlen folgen soll und nicht unbedingt auf den Rat der Ärzte hören soll. Ich möchte eine AHB und ich denke, ich werde sie mit den Ärzten der Strahlenklinik auch durchsetzen. Ich muß und will einfach weit weg. Ist das falsch?

Lieben Gruß von Ute

12.09.2002, 15:19
Liebe Ute,

warum soll das denn falsch sein? Ich denke, dass du am besten weißt, was gut für dich ist und wenn das bedeut für eine gewisse Zeit weit weg von der gewohnten Umgebung zu sein, dann ist das meiner Meinung nach völlig in Ordnung. Eine AHB steht dir zu und wenn du sie machen willst, dann mache sie.
Ich habe vor drei Jahren das Vorurteil gehabt, dass ich dort nur auf kranke Menschen treffe, die von nichts anderem als ihrer Krankheit reden. Mittlerweile weiß ich aber, durch einige andere Frauen, dass dem nicht so ist und man dort sehr viel Kraft erfahren kann. Ich wünsche dir viel Kraft und alles Liebe und Gute.

Chris

12.09.2002, 15:31
Liebe Chris,

Danke für Deine Unterstützung. Es hilft mir ungemein, wenn ich von Euch "Betroffenen" eine Zustimmung erhalte und ich meine Meinung bestätigt sehe. Ich danke Dir
Ute

19.09.2002, 10:47
Hallo,
lese gerade über dein Problem. Mit Depressionen habe ich mich auch herumgeplagt. Mit Tamoxifen sind die noch viel viel stärker geworden, dass ich sogar in Selbstmord gedacht habe. Mit meinem Doc habe ich dann auf Aromatasehemmer umdisponiert, auch auch hier das gleiche Problem.
Wir haben jetzt die Hormontherapie total abgesetzt und seither geht es mir gut.
Frage mal deinen Arzt was er dazu mein.
Ich wünsche dir alles Gute.