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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Traurigkeit


11.06.2002, 21:13
Manchmal ist man so traurig, dass man gar nicht denken mag.
Manchmal ist man so traurig, dass man gar nicht schlafen mag.
Manchmal ist man so traurig, dass man gar nicht weinen mag.
Manchmal ist man so traurig, dass man gar nicht leben mag.

Und doch gibt es jeden Tag eine Hoffnung. Eine Hoffnung, bei der man Lächeln mag.

Sonja

12.06.2002, 05:52
Hallo Sonja

ist zwar eigentlich ein trauriges Gedicht, aber auch ein sehr schönes Gedicht.
Danke dafür. Ist nämlich in 4 Zeilen all das untergebracht, was Trauer ausmacht für mich.

Elisabeth

12.06.2002, 15:18
Hallo Sonja,

das ist ein sehr schönes und trauriges Gedicht.
Es drückt eine Menge aus.
Es ist genau das,was ich manchmal fühle.
Liebe Grüsse Petra

13.06.2002, 21:00
Hallo Elisabeth, hallo Petra,

schön, dass Euch meine kurzen Zeilen gefallen haben.
Es war genau das, was ich in diesem Moment und an vielen anderen Tagen - seitdem ich von der Erkrankung meines Vaters weiß - fühlte.

Ich wünsche Euch, dass Ihr mit Euren Sorgen und Ängsten nicht allein seid und wir alle den Kampf gegen diesen unfairen Gegner "Krebs" gewinnen werden.

Eure sonja

11.08.2002, 00:42
Danke für das Gedicht. Es drückt genau meine Gefühle aus. Besser hätte man sich nicht mitteilen können.

Liebe Grüsse
Nicole

14.08.2002, 02:20
Hoffnung, was bist du-
Hoffnung, wo bist du-
komm' zurück, bleib' da
ich will dich spüren,
will dich teilen und
in dir Halt finden

Hoffnung, was bist du-
Hoffnung, wo bist du-
komm' raus, zeig' dich
ich will dich packen,
will dich festhalten
und aus dir Kraft schöpfen

Hoffnung, oh Hoffnung
warum bist du gewichen
hinterlässt diese Leere
und diesen Schmerz

Hoffnung, ich vermisse dich!
Hoffnung, ich brauche dich!

14.08.2002, 10:08
ich bin auch unendlich traurig, denn ich habe meine mutter an diesen unfairen gegner gestern nacht verloren.
meine hoffnung lebt durch die vielen menschen, die diese krankheit mit bewundernswerter stärke ertragen.
martina mmschwab@gmx.de

14.08.2002, 21:59
Liebe Martina,
ich fühle mit Dir, doch kann ich gar nicht wirklich wissen, wie unendlich traurig Du bist.

Ich hoffe noch. Ich hoffe noch, dass mein Dad den Kampf gewinnt.
Ich wünsche Dir alle Kraft der Welt und dass Du niemals den Mut verlierst.

Liebe Grüsse,
Sonja

15.08.2002, 14:56
ich habe auch noch ein schönes Gedicht von anne steinwart
die so ungefähr wiederspiegelt, wie ich mich mit meiner Trauer fühle:

Und einen Augenblick später

Du meinst
du hast es geschafft
es wird gelingen

du fühlst dich gut
siehst ein Ziel
einen Weg
eine Hoffnung
ganz nah

Und
einen Augenblick später
fängst du
ganz von vorn wieder an

liebe Grüße
Lisa

19.08.2002, 22:35
Liebe Lisa,liebe Sonja,

danke für Eure Worte.
auch ich habe die Hoffnung nie aufgegeben.
die hoffnung stirbt zuletzt und ich wünsche euch, dass auch Ihr sie immer bewahren könnt. nur dann hat das leben einen sinn.

liebe grüße Martina

17.09.2002, 15:22
Das Märchen von der Traurigkeit (ist sicher schon bekannt, aber ich finde es so schön)

Es war eine kleine Frau, die den staubigen Feldweg entlang kam. Sie war wohl schon recht alt, doch ihr Gang war leicht und ihr Lächeln hatte den frischen Glanz eines un-bekümmerten Mädchens. Bei der zusammengekauerten Gestalt blieb sie stehen und sah hinunter. Sie konnte nicht viel erkennen. Das Wesen, das da im Staub des Weges saß, schien fast körperlos. Es erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen. Die kleine Frau bückte sich ein wenig und fragte:" Wer bist du?" Zwei fast leblose Augen blickten müde auf. "Ich? Ich bin die Traurigkeit", flüsterte die Stimme stockend und so leise, das sie kaum zu hören war. "Ach, die Traurigkeit!" rief die kleine Frau erfreut aus, als würde sie eine alte Bekannte begrüßen. "Du kennst mich?" fragte die Traurigkeit misstrauisch.

"Natürlich kenne ich dich! Immer wieder einmal hast du mich ein Stück des Weges begleitet." "Ja, aber...", argwöhnte die Traurigkeit, "warum flüchtest du dann nicht vor mir? Hast du denn keine Angst?" "Warum sollte ich dir davon laufen, meine Liebe? Du weißt doch selber nur zu gut, dass du jeden Flüchtling einholst. Aber was ich dich fragen will: Warum siehst du so mutlos aus?" "Ich...ich bin traurig", antwortete die graue Gestalt mit brüchiger Stimme. Die kleine, alte Frau setzte sich zu ihr. " Traurig bist du also", sagte sie und nickte verständnißvoll mit dem Kopf. "Erzähl mir doch, was dich so bedrückt". Die Traurigkeit seufzte tief. Sollte ihr diesmal wirklich jemand zuhören wollen? Wie oft hatte sie sich das schon gewünscht. "Ach weißt du", begann sie zögernd und äußerst verwundert, "es ist so, dass mich einfach niemand mag. Es ist nun mal meine Bestimmung, unter die Menschen zu gehen und für eine gewisse Zeit bei ihnen zu verweilen. Aber wenn ich zu ihnen komme, schrecken sie zurück. Sie fürchten sich vor mir und meiden mich wie die Pest". Die Traurigkeit schluckte schwer. " Sie haben Sätze erfunden, mit denen sie mich bannen wollen. Sie sagen: Papperlapapp, das Leben ist heiter. Und ihr falsches Lachen führt zu Magenkrämpfen und Atemnot. Sie sagen: Gelobt sei, was hart macht. Und dann bekommen sie Herzschmerzen. Und sie spüren das Reißen in den Schultern und im Rücken. Sie sagen: Nur Schwächlinge weinen. Und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe. Oder sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht fühlen müssen".

"Oh ja", bestätigte die alte Frau, " solche Menschen sind mir schon oft begegnet". Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen. "Und dabei will ich den Menschen doch nur helfen. Wenn ich ganz nah bei ihnen bin, können sie sich selbst begegnen. Ich helfe ihnen ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist, hat eine besonders dünne Haut. Manches Leid bricht wieder auf, wie eine schlecht verheilte Wunde und das tut sehr weh. Aber nur wer die Trauer zulässt und all die ungeweinten Tränen weint, kann seine Wunden heilen. Doch die Menschen wollen gar nicht, dass ich ihnen helfe. Statt dessen schminken sie sich ein grelles Lachen über ihre Narben. Oder sie legen sich einen dicken Panzer aus Bitterkeit zu". Die Traurigkeit schwieg. Ihr Weinen war erst schwach, dann stärker und schließlich ganz verzweifelt. Die kleine, alte Frau nahm die zusammengesunkene Gestalt tröstend in ihre Arme. Wie weich und sanft sie sich anfühlt, dachte sie und streichelte zärtlich das zitternde Bündel. "Weine nur, Traurigkeit", flüsterte sie liebevoll, "ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst von nun an nicht mehr alleine wandern. Ich werde dich begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr an Macht gewinnt". Die Traurigkeit hörte auf zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachtete erstaunt ihre neue Gefährtin.
" Aber...aber wer bist du eigentlich?" "Ich?" sagt die kleine, alte Frau schmunzelnd und dann lächelte sie wieder so unbekümmert wie ein kleines Mädchen. "Ich bin die Hoffnung!"

17.09.2002, 20:57
ist das Gefühl, wenn auf die Liebe kein Echo mehr kommt!

Jemand, der sich damit bestens auskennt.

17.09.2002, 21:21
Lieber Siegmund,
würde so gerne etwas schreiben, dass Dich aufmuntert... doch wahrscheinlich gibt es derzeit gar nichts.

Ich wünsche Dir alles, alles Liebe und halte den Kopf immer hoch.

Deine Sonja

28.09.2002, 12:41
...ist da, wenn man morgens aufsteht und der geliebte Partner nicht mehr schon im Haus "herumgeistert".
...ist da, beim Frühstück nur noch auf sein Photo schauen zu können und nicht mehr die Pläne des Tages zu besprechen.
...ist da, immer wenn man tagsüber IHN sucht und nicht mehr findet.
...ist da,wenn man andere Paare sieht, die zusammen lachen und Arm in Arm bummeln gehen.
...ist da, wenn man IHN in den Arm nehmen will..
..ist da, wenn man selbst mal Trost braucht...
...ist da,wenn man nicht mehr SEIN Lieblingsessen kochen kann.
...ist da,wenn man wieder mal die Stromrechnung nicht "lesen" kann.
...ist da, wenn man sich normalerweise monatelang den Kopf über sein Weihnachtsgeschenk zerbrochen hat und aufeinmal GIBT es KEIN Weihnachten mehr...
...ist da, wenn man nachts im Bett nach seiner Hand sucht und sie nicht findet.
...ist immer da OHNE IHN.Sie ist allgegenwärtig und unauslöschlich.
Die Liste ließe sich unendlich verlängern!
Nadine

07.10.2002, 22:44
... ist die nackte Angst vor dem Verlassenwerden oder -sein. Vorher sinnlos, weil Zeitvergeudung. Hinterher auch sinnlos aber unabwendbar. Sinnlos wie eigentlich alles. Leben um Leben zu erhalten um es dann doch nicht zu können. Sterben ab dem Tag der Geburt. Früher oder später. Alles vergeht so schnell auch in Freude und Schönheit. Jeder will noch länger und hofft auf Änderungen. Oder bewußtes Erleben. Ich auch.

09.03.2003, 12:39
Das Märchen von der traurigen Traurigkeit
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
von Inge Wuthe

Es war einmal eine kleine Frau, die den staubigen Feldweg entlang kam. Sie war wohl schon recht alt, doch ihr Gang war leicht, und ihr Lächeln hatte den frischen Glanz eines unbekümmerten Mädchens. Bei einer zusammengekauerten Gestalt blieb sie stehen und sah hinunter. Sie konnte nicht viel erkennen. Das Wesen, das da im Staub auf dem Wege saß, schien fast körperlos. Es erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen. Die kleine Frau bückte sich ein wenig und fragte: "Wer bist du?"

Zwei fast leblose Augen blickten müde auf. "Ich? Ich bin die Traurigkeit", flüsterte die Stimme stockend und leise, daß sie kaum zu hören war. "Ach, die Traurigkeit!" rief die kleine Frau erfreut aus, als würde sie eine alte Bekannte grüßen.

"Du kennst mich?" fragte die Traurigkeit mißtrauisch.
"Natürlich kenne ich dich! Immer wieder hast du mich ein Stück des Weges begleitet."
"Ja, aber...", argwöhnte die Traurigkeit, "warum flüchtest du dann nicht vor mir? Hast du denn keine Angst?"
"Warum sollte ich vor dir davonlaufen, meine Liebe? Du weißt doch selbst nur zu gut, daß du jeden Flüchtling einholst. Aber, was ich dich fragen will: Warum siehst du so mutlos aus?"
"Ich... bin traurig", antwortete die graue Gestalt mit brüchiger Stimme.
"Die kleine alte Frau setzte sich zu ihr. "Traurig bist du also", sagte sie und nickte verständnisvoll mit dem Kopf. "Erzähl mir doch, was dich so bedrückt."

Die Traurigkeit seufzte tief. Sollte ihr diesmal wirklich jemand zuhören wollen? Wie oft hatte sie sich das schon gewünscht. "Ach, weißt du", begann sie zögernd und äußerst verwundert, "es ist so, daß mich einfach niemand mag. Es ist nun mal meine Bestimmung, unter die Menschen zu gehen und für eine gewisse Zeit bei ihnen zu verweilen. Aber wenn ich zu ihnen komme, schrecken sie zurück. Sie fürchten sich vor mir und meiden mich wie die Pest." Die Traurigkeit schluckte schwer. "Sie haben Sätze erfunden, mit denen sie mich bannen wollen. Sie sagen: Papperlapapp, das Leben ist heiter. Und ihr falsches Lachen führt zu Magenkrämpfen und Atemnot. Sie sagen: Gelobt sei, was hart macht. Und dann bekommen sie Herzschmerzen. Sie sagen: Man muß sich nur zusammenreißen. Und spüren das Reißen in den Schultern und im Rücken. Sie sagen: Nur Schwächlinge weinen. Und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe. Oder aber sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht fühlen müssen."
"Oh ja", bestätigte die alte Frau, "solche Menschen sind mir schon oft begegnet."
Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen. "Und dabei will ich den Menschen doch nur helfen. Wenn ich ganz nah bei ihnen bin, können sie sich selbst begegnen. Ich helfe ihnen, ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist, hat eine besonders dünne Haut. Manches Leid bricht wieder auf, wie eine schlecht verheilte Wunde, und das tut sehr weh. Aber nur, wer die Trauer zuläßt und all die ungeweinten Tränen weint, kann seine Wunden wirklich heilen. Doch die Menschen wollen gar nicht, daß ich ihnen dabei helfe. Statt dessen schminken sie sich ein grelles Lachen über ihre Narben. Oder sie legen sich einen dicken Panzer aus Bitterkeit zu." Die Traurigkeit schwieg. Ihr Weinen war erst schwach, dann stärker und schließlich ganz verzweifelt.

Die kleine, alte Frau nahm die zusammengesunkene Gestalt tröstend in ihre Arme. Wie weich und sanft sie sich anfühlte, dachte sie und streichelte zärtlich das zitternde Bündel. "Weine nur, Traurigkeit", flüsterte sie liebevoll, "ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst von nun an nicht mehr alleine wandern. Ich werde dich begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr an Macht gewinnt."

Die Traurigkeit hörte auf zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachtete erstaunt ihre neue Gefährtin: "Aber ... aber - wer bist eigentlich du?"
"Ich?" sagte die kleine, alte Frau schmunzelnd, und dann lächelte sie wieder so unbekümmert wie ein kleines Mädchen. "Ich bin die Hoffnung."


Ich finde diese Geschichte sehr tröstlich.
Vielleicht mögen sie auch andere.

Liebe Grüsse
Ladina

16.03.2003, 09:58
9 Monate ist es nun her, dass ich meine Zeilen über die Traurigkeit schrieb. Ich dachte, ich wäre am tiefsten Punkt angelangt.

Doch es gibt Tage, an denen ist es noch viel, viel schlimmer. Es brechen immer mehr Katastrophen und Krankheiten über einen herein - und ich weiß manchmal nicht mehr, woher ich die Kraft noch nehmen soll. Dabei bin ich doch "nur" eine Angehörige.

Liebe Ladina,
ich bin froh, dass nun die Traurigkeit und die Hoffnung gemeinsam ihren Weg beschreiten. Denn immer wenn ich nun traurig bin, weiß ich, dass die Hoffnung an meiner Seite ist. Das gibt mir Kraft.

Eure sonja