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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Forum für Angehörige UND Betroffene


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22.06.2002, 14:05
Hallo,
ich lade Euch Angehörige alle ein, sich mit uns Krebsbetroffenen auszutauschen.
Stellt Fragen, fühlt, lacht und weint mit uns, und lasst uns gemeinsam versuchen zu verstehen.

Liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte

22.06.2002, 15:10
Hallo,

tolles neues Forum - ich bin dabei!

Lieben Gruß
Tina

22.06.2002, 15:46
Hi,

super - kein zappen durch drei Foren!

greets
Jana

23.06.2002, 00:06
Hallo Brigitte,hallo Ihr,
Das war eine super Idee von Dir,muß ich zugeben!Du hast in Deinen Anfangsworten gesagt,wir( Angehörigen) können uns mit den Betroffenen austauschen und auch Fragen stellen,ich glaube,das muß ich gleich ausnutzen. :) Ich hoffe das gelingt mir hier besser,denn in den anderen Foren hat das glaube ich nicht so geklappt.Ich weiß nicht wie ich mich ausdrücken soll,aber irgendwie hatte ich manchmal das Gefühl gegen die sogenannten Windmühlen zu kämpfen als Angehöriger und als Angehöriger ohne Betroffenen,wenn Du verstehst was ich meine.Ich fühle mich manchmal einfach nur beschissen ( sorry..),wie ein Alien in einer fremden Welt.( toller Vergleich,hm? )Ich hatte manchmal das Gefühl,dass man sich irgendwie rechtfertigen sollte,wenn es einem so geht und manchmal dachte ich auch,die Angehörigen will oder kann ein Anderer nicht verstehen;vielleicht habe ich das auch nur so aufgefasst.Ich habe aber trotzdem die meisten Beiträge hier gelesen und mit erschrecken mußte ich feststellen,dass ich mich immer mehr in die Gefühlswelt eines Erkrankten hineinversetzen kann;klar weiß ich,dass ich das nie 100% werde,aber ich bin,glaube ich, auf dem besten Weg dahin.Das mit dem Alien war vielleicht ein blöder Vergleich,aber er trifft schon irgendwie zu.Man steht da und weiß eigentlich nicht was abgeht;ich stelle mir mich dann als grünes Männchen/Frauchen vor,dass von allen angeglotzt wird und irgendwelche komischen Fragen gestellt bekommt,die du meist eh nicht beantworten kannst,evtl.auch nicht willst.Ich versteh`dann auch nicht,warum Menschen sich auf einmal abwenden oder so tun,als wärst Du entweder ein Aussetziger oder ein rohes Ei,dass man am Besten auch nicht mehr ansprechen sollte und wenn,dann nur nicht über das Geschehene.Au man,ich hätte da noch einige Beispiele,aber eigentlich wollte ich ja was fragen.
Ich habe die Erfahrung gemacht,dass der Partner sich plötzlich von einem abwendet,sei es in Form von Gesprächen die man früher geführt hat,oder von Berührungen oder Gesten.Man kommt einfach nicht an den Menschen heran,dem man mal so vertraut war.Man erfährt nichts über seine Ängste,seine Bedürfnisse,seine Hoffnungen,nichts! Hat da schon jemand als Betroffener o. Angehöriger Erfahrungen gemacht,oder weiß vielleicht eine annähernde Antwort?Diese Frage beschäfftigt mich ganz schön,da ich sie für mich eben nicht so ganz nachvollziehen kann.
Wäre für mich echt hilfreich.
Ich muß jetzt aber leider ganz schnell schlafen,da ich morgen um 7.00 Uhr arbeiten muß und die Nacht ist soo kurz.
Ich wünsche eine Gute Nacht und ein schönes restliches Wochenende.
Das Alien ( Valeska)
VWeidle@t-online.de

23.06.2002, 08:00
Guten Morgen allerseits,
es ist hier ein bisschen Still dieses Wochenende, aber das wird wohl am Wetter liegen. Sind bei Euch in Deutschland eigentlich schon Ferien?

Hallo Valeska, das war gar nicht meine Idee mit dem neuen Forum hier. Aber ich fand das auch sehr gut, und ich hoffe, es werden sich noch viele andere hier melden. Für neue Angehörige braucht es vielleicht am Anfang ein bisschen Mut, mit uns Betroffenen hier zu plaudern, aber ich denke, das wird schon okay sein. - Und wir, die Betroffenen, da könnt Ihr sicher sein, wir werden uns hier jeweils immer nur melden wenn wir es auch wirklich wollen. Denn wenn ein Betroffener sich mit Angehörigen NICHT auseinandersetzen will, dann will er eben nicht. - Naja, ich bin vielleicht eine kleine Ausnahme. Ich schreibe eben gerne viel und ich plaudere eben gerne viel. AUCH mit Euch Angehörigen ...!

Dein Vergleich mit dem Alien ist gar nicht mal so schlecht! Genau so fühlen wir Betroffenen uns ja auch. Und es ist leider so, dass wenn Angehörige mit dem Betroffenen wirklich MITleiden, sie genau so "komisch" von anderen Leuten behandelt werden können. "Mitgehangen, Mitgefangen", könnte man da wohl sagen. - Doch glaube mir, jene Angehörigen, welche SO mit uns mitleiden, das sind jene Angehörigen, die am ehesten Verstehen und Lieben können. Und es sind jene, welche auch WIR von ganzen Herzen lieben. Weil wir sie brauchen. Weil sie meist nur diejenigen sind, die noch "übrig geblieben" sind. Weil sie wahrlich wie "Engel" sind.
Schön gesagt, gell?

Deine Frage mit dem Partner, der sich plötzlich von einem Betroffenen abwendet, ... kann ich Dir leider nicht so richtig beantworten. Ich habe das nicht erleben müssen, da ich ja Single bin. Aber ich weiss, dass es da oft viele Probleme geben kann.
Ich glaube jedoch, Tatsache ist wohl, wenn sich ein Partner vom anderen abwendet, WEIL dieser jetzt Krebs hat und durch diese Hölle gehen muss, ... dann war da schon VORHER bei ihm etwas nicht so ganz richtig. Im Denken. Im Handeln. Du verstehst?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass JEDER, welcher sich vom Krebsbetroffnenen ABWENDET, ... selber ziemliche Probleme mit sich hat. Denn ein "sich Abwenden" ist ein ziemlich harter Schritt. Aber er wird dann trotzdem gemacht!
Vielleicht nicht so schnell, ... aber meist ist es eine Phase des "Nicht-Verstehen-WOLLENS", weil jetzt ein Konflikt auftaucht, ein Problem, mit dem derjenige einfach nichts zu tun haben will. Die Konfrontation mit Krankheit und möglichem Tod wird nicht mehr erträglich. Und das "darüber Sprechen" wird zur Qual. Das eigene Leben, welches bisher so wunderbar geordnet war, fällt auseinander. Man wird eben zum "Alien", zum Ausserirdischen, ... und das ist nicht erträglich. Also zieht man sich zurück. Will gar nichts mehr davon wissen. - Tja, zum Leid des Betroffenen.

Liebe Tina, ich wollte Dir noch kurz sagen, dass Deine letzten Zeilen (im anderen Forum) echt lustig waren! (Du weisst schon, die Sache mit dem Boxsack!) Ich sass auf meinem Stuhl hier und habe den Bildschirm regelrecht angekichert! Und ich habe mich darüber gefreut, dass auch DU lachen kannst, ohne schlechtes Gewissen oder sowas. Genau SO sollte es ja auch sein, gell?
Und wegen Deinen Halsschmerzen, ... da habe ich mir jetzt also gar keine Gedanken darüber gemacht, WEIL Du sie erwähnt hast, denn es kam ganz deutlich herüber, dass Dich das ja selber nervt, weil Du deshalb nicht zu Deinem Vater hingehen konntest. Es war also ein völlig anderes "Gejammer", das überhaupt nicht "belästigend" gewirkt hatte. Das war also schon okay.
Es wäre anders, wenn ich Dir jetzt von meinen "Bammel" vor der morgigen Untersuchung erzähle, ... und Du mir gleich darauf von Deinen Halsschmerzen vorjammerst! DA würde es echt nicht passen.

Ich wünsche Euch einen sonnigen Sonntag und geniesst den Tag, ja?
Liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte

23.06.2002, 09:00
guten Morgen @ all :-))

na ja, könnte mich ja auch mal dazu äussern. Als Angehörige kann ich für mich sagen, das das Erleben ( als meine Schwester vor 6 Jahren an BK erkrankt ist) viel schlimmer zu ertragen gewesen ist. Auch wenn sich das jetzt komisch anhört ( ich bin seit Anfang des Jahres selber betroffen - und weiß wovon ich für "mich" rede !!! Es kann natürlich von jeden Erkrankten anders empfunden werden)...
Ich war hilflos; musste mit angucken und sehen, wie sie leidet, sie die Hoffnung irgendwann einfach verlor - ohne das sie in der Lage gewesen ist, Hilfe anzunehmen. Ich sah ihre 3 Kinder; 2 davon noch sehr jung - 11 und 12 Jahre alt ( als sie dann letztendlich den Kampf verlor).

erst ganz zum Schluß nahm sie mal das Wort Angst in den Mund - sie hat es einfach nicht gelernt, über sich und ihre Probleme zu reden. Sie hat genau, wie auch ich, gelernt, immer stark sein zu müssen. Das innere nicht nach aussen kehren zu können und mal zeigen zu können und zu dürfen, auch mal schwach sein zu dürfen.

Jetzt bin ich selber betroffen ( nebene vielen anderen Erkrankungen die schon seit 10 Jahren zu einer EU-Rente beitragen)
merke zwar, das ich es anders machen will, aber eben auch nicht unbedingt kann.
Ich würde gerne mal sehen, erleben, das einer meiner Brüder sich einfach ins Auto setzt, und wegen mir zu mir kommt und mich einfach mal in den Arm nimmt, wenn ich traurig bin; Schmerzen da sind, oder einfach Tiefgang angesagt ist, wegen der verfahrenen Situation. Oder einfach nur mal da sein... sollte aber in so einem Moment, wie es der Zufall will, einer der brüder anrufen - dann kriege ich keinen Ton raus - und sage eigentlich eher nix - oder mehr belangloses. Oder verharmlose alles, obwohl - eben eigentlich gerade das der zeitpunkt wäre, etwas anderes mitzuteilen.
Ich versuche auch daraus zu lernen, und ich schreibe viel auf...
Schreiben fällt mir leichter - und es wird den Tag geben, wo ich das in einem Brief verfassen kann und wegschicken kann. Dann mit den Worten das sagen kann, was mir wichtig ist - das sie es wissen sollten - und ich weiß, das sie die Worte dann verstehen werden.

Es ist sicherlich schwierig zu sagen, was man/frau sich ünscht in gewissen Situationen - und genauso schwierig ist es für die Angehörigen genau das richtige zum richtigen zeitpunkt machen zu können, ohne den Erkrankten damit zu erdrücken.

Ihr seht - eigentlich ein Dilemma auf beiden Seiten. Und trotzdem lese ich auch hier im Forum, das es trotzdem Möglichkeiten gibt, aufeinander zuzugehen, und das richtige Maß zu finden. Fazit könnte sein, niemals die Hoffnung aufgeben und beiden Seiten auch Zeit geben.
Und das Wissen, jemand ist da - ist ganz bestimmt auch ein ganz wichtiger Punkt. Es wenden sich genug Leute von einem ab, weil sie mit der Situation nicht klar kommen - um sow wichtiger zu wissen, das das nicht alle tun..

wünsche Euch Allen einen schönen Sonntag

elisabeth

23.06.2002, 10:22
Guten Morgen,
Hallo Brigitte,
in einigen Bundesländern sind bereits Ferien,aber z.B. bei uns in BW sind erst Ende Juli Ferien.
Ich habe mich vielleicht etwas unverständlich ausgedrückt,aber nicht der Angehörige wendet sich ab sondern der Betroffene SELBST;aber das mit den "Engeln" hast Du trotzdem schön gesagt!Das tat heute Morgen echt gut...
Hallo Elisabeth,
so wie sich bei Dir einige in der Verwandtschaft verhalten kommt mir doch sehr bekannt vor.Bei meinem Mann z.B. hat sich der Bruder UND die Mutter von ihm abgewandt,was wirklich ziemlich krass war.In den ganzen 1 1/2 Jahren hielt sie es 2 mal für nötig ihn zu besuchen.Als die Ärzte dann sagten,es wäre gut die Familie zu benachrichtigen,da man eben nicht wisse,wie lange es noch geht,da hat sie sich dann erbarmt und ist mit einer großen Trauermine im KH erschienen.Mein Mann war am Ende ziemlich verwirrt und sie hatte nichts anderes zu tun,als ihn nach seinem Kontostand zu fragen!Da entfällt wirklich jeglicher Kommentar...
Es fällt den Betroffenen sicherlich nicht leicht über seine "Schwächen" zu sprechen,das stimmt,man will ja immer stark sein.Aber ich denke,so wie bei Dir mit Deinem Bruder,als Angehöriger,ja selbst als Nichtangehöriger sollte einem doch der Verstand sagen,dass es doch niemals sein kann,dass ein Betroffener SO stark ist und das alles wegsteckt als sei es ein Schnupfen.Aber ich denke,vielleicht gibt es dem Angehörigen eine gewisse "Beruhigung",wenn man als Betroffener sagt,mir geht es gut.So kann ich mir das vorstellen.Ich kann mir auch gut vorstellen,wenn Du z.B. beim nächsten Telefonat sagen würdest wie es Dir WIRKLICH geht,da würden doch einige verblüfft sein ,um es mal gelinde auszudrücken.

Genießt die Sonne,Gruß,Valeska
name@domain.de

23.06.2002, 11:07
Hi, bin nochmals da,
... hm-hm, auch Betroffene selbst können sich abwenden. Dafür gibt es wohl zwei Möglichkeiten: Entweder hat er selber nie gelernt, über seine Gefühle und Ängste zu sprechen (und jetzt mit dem Krebs wird's erst recht schwierig), ... oder aber er wendet sich ab, weil er überhaupt nicht ernst genommen wird, und weil die Angehörigen so reagieren, wie Du es, liebe Valeska, gerade beschrieben hast.

Hallöchen Elisabeth, Du hast gute Worte gefunden vorhin.
Du schreibst, dass Du glaubst, dass es schwieriger ist, als Angehöriger zusehen zu müssen, als schlussendlich selber Betroffen zu sein? - Ich hab' mir da jetzt mal so meine Gedanken gemacht versuche das in irgend einer Form zu verstehen. Ich glaube sogar, ich weiss, was Du meinst, obwohl ich jetzt behaupte, es ist tausendmal krasser, selber Krebs zu haben.
Ich vermute, wenn man "Aussen" steht, dann ist man noch hilfloser in diesem Sinne, weil man überhaupt nicht erst richtig MITfühlen KANN. Man sucht nach Lösungen für den Betroffenen, leidet und will das Beste tun und richtig reagieren, man will "endlich" dies und jenes geregelt haben, (selbst natürlich auch), man opfert sich, seine Zeit, seine Gefühle, und da sind diese schrecklichen Ängste ..., aber da FEHLT einfach dieses WISSEN, WIE es denn ist, denn so lange man das nicht weiss, fühlt man sich selber hilflos im eigenen Handeln, nicht wahr? Und DAS kann am Ende noch zusätzlich schlimmer sein.
Der Betroffene selbst macht seine eigene Hölle durch. Und er hat schon gar nicht die Kraft, nach einem WISSEN zu suchen, wie ein Angehöriger da mitleidet. Er ist weniger Hilflos mit dem Umgang mit SEINEN Leuten, denn er kann da gar nichts tun, weil er mit sich selber so beschäftigt ist. Und er hat sozusagen den Vorteil: Er WEISS, wie es ist, Krebs zu haben!
SO gesehen also kann ich dem zustimmen und sagen, da leiden die Angehörigen MEHR. Ihnen fehlt also etwas, und zwar dieses WISSEN. (Ist das jetzt krass ausgedrückt von mir? Ne, ich denke, Ihr wisst schon, wie ich es meine.)

Und noch schnell was, das mir gerade in den Sinn kam: Wegen dem Wunsch danach, dass man als Betroffener manchmal gerne hätte, dass dieser oder jener einfach mal vorbei kommt, sich kümmert und einen in den Arm nimmt ...
Das stimmt schon, das habe ich auch ziemlich oft. Ich war zwar früher schon ziemlich "eigen". Das heisst also, wenn ich mal einen Anruf von jemandem bekam, welcher mit mir was unternehmen wollte, war ich soweit immer ehrlich, wenn ich gar keine Lust dazu hatte. Ich kam dann nie mit einer Ausrede, sondern gab zu, dass ich gerade ein spannendes Buch lese, oder soeben lieber einen Film im TV gucken wollte. Soweit war's mir nämlich egal, was der andere dann dachte, (z.B. ich sei ein Stubenhocker oder sowas!) denn ich fand, sowas muss man auch zwischendurch akzeptieren. Ich tat das bei den anderen ja nämlich auch.
Trotzdem steckt das wohl in uns allen drin, dieser "Stolz", keine Hilfe annehmen zu wollen, oder halt eben nachzugeben, WEIL der andere jetzt eben etwas will.
Da bin auch ich immer wieder mal am "nagen", denn wenn ich das Bedürfnis habe, dass da jetzt jemand bei mir sein müsste, weil ich mich so schlecht fühle, ... dann braucht das schon ein bisschen Überwindung, zum Telefon zu greifen. Aber so langsam krieg' ich's in den Griff. Wenn's mir jämmerlich geht, dann greife ich zum Telefon. Ich weiss schon, WEN ich da anrufen KANN.

Letztendlich, denke ich, sind diese entsprechenden Angehörigen dann ja vielleicht auch froh, wenn sie WISSEN, sie können da jetzt ein bisschen helfen, und wenn es nur ein kleiner Besuch ist, oder eine Umarmung. - Sie können ja nicht unsere Gedanken lesen, wenn wir Ihnen nichts davon sagen, nicht wahr?

So, bis später Ihr Lieben. Ich kriege jetzt noch Besuch. (Seht Ihr? So ist's recht, denn das brauche ich heute, weil ich morgen meine kleine Nachkontrolle habe und eh nervös deswegen bin. Mein Besuch weiss das und macht es wirklich gerne!)
Liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte

23.06.2002, 11:13
Guten Morgen ihr Lieben!

Eine sehr gute Idee!! Ich verlor nämlich bald schon den Überblick:)

Ich melde mich dann wieder
Liebe Grüsse Petra

23.06.2002, 12:24
Huhu Brigitte

ich glaube, du hast etwas in meinem Beitrag nicht so ganz richtig interpretiert:
du schreibst ich häte folgendes geschrieben: ..... dass Du glaubst, dass es schwieriger ist, als Angehöriger zusehen zu müssen, als schlussendlich selber Betroffen zu sein?

Nein, das habe ich sicherlich soooo nicht geschrieben. Ich habe geschrieben, das es für mich !!!!! als Angehörige und ebenfalls als Betroffene (also nicht umsetzbar für andere Angehörige oder Betroffene) ein solches Empfinden gab und gibt.
Und es ist auch relativ einfach zu erklären ( wie gesagt, auch das gilt für mich und sollte nicht verallgemeinert werden)..
Als Betroffene habe ich zumindest das Gefühl, aktiv mich gegen den Feind im Körper zur Wehr setzen zu können. Als Betroffene kann nur ich Entscheidungen treffen, wie die Behandlung weitergeht; welche Behandlungen ich mache oder nicht mache; welche Alternativen ich mir suche oder eben nicht suche.

solange ich für mich das Gefühl habe, aktiv sein zu können/dürfen - solange empfinde ich selber auch schlimme Dinge als nicht sooooo schlimm. Wobei das natürlich wieder eine Interpretationssache ist, wie man das definiert.

Als Angehörige bin ich zum zugucken verurteilT, zum nur Dasein, wenn eben die Betroffenen meine Hilfe wollen oder nicht wollen;
zum zuhören, wenn die Betroffene will oder nicht.
Darf meine Hilfe nicht aufdrängen, obwohl ich doch so gerne alles für meine Schwester getan hätte. Nur wo ist es Hilfe? Wo ist es Druck - und wo ist es ein Aufdrängen von Hilfe, die dann eher zum Gegenteil umschlägt.

das meinte ich damit --- ich hoffe, das das jetzt etwas verständlicher gewesen ist..

Natürlich ist letztendlich der/die Betroffene die leidtragende Person; diejenige, die den Kampf aufnehmen muss oder eben irgendwann auch leider immer mal solchen Kampf verlieren kann.

elisabeth

23.06.2002, 12:24
Schön das es geklappt hat,

jetzt find ich alter Chaot mich auch noch zurecht, wenn ich mal zwei Tage nicht da war.

Liebe Brigitte,
Ich denk morgen ganz fest an dich und drück dir Morgen beide Daumen für deine Nachkontrolle.
Liebe Grüße Lilly
Muss jetzt kurz ein paar hungrige und damit recht laute Münder stopfen.

Bis bald.

23.06.2002, 22:50
Hallo Ihr Lieben,

jetzt habe ich ein paar ruhige Minuten und schau nochmal vorbei. Heute war ja herrliches Badewetter und ich hoffe viele von Euch konnten es ein bisschen genießen.
Meinem Dad geht es heute etwas besser. Er hat, Medikamente sei dank, nicht mehr so starke Schmerzen. Leider haben uns diese Tage wieder klargemacht, dass unser "Wunder" uns ganz schön im Stich lässt.
Liebe Elisabeth, ich kann sehr gut nachvollziehen, was du meinst (hoffe ich zumindest). Ich bin vom Typ her auch eher so, dass ich besser mit Situationen umgehen kann, wenn ICH was dagegen tun kann.
So habe ich mich dann anfangs auch mit aller Kraft reingestürzt, Möglichkeiten der Therapie zu finden, Neuestes zu erfragen, mich schlau zu machen und habe versucht, meinen Dad zu überzeugen. Solange konnte ich etwas tun und die Angst war erträglicher.
Irgendwann mußte ich aber erkennen, dass er sich seinen eigenen Weg gesucht hat und ich ihn dabei nur unterstützen kann. Das war anfangs sehr schwer für mich. Denn ich konnte nichts mehr tun (so zumindest mein anfängliches Empfinden). Für meinen Dad aber war es wichtig, denn nun kann er seine Angst in die Hand nehmen und etwas tun. Es ist oft so schwer nur danebenstehen zu können, wenn einen diese Angst fast um den Verstand bringt. Und man kann einfach nichts tun.
Ich bin sehr froh, dass es dieses Forum gibt, jedesmal wenn ich hier bin, egal wie bescheiden der Tag war, fühl ich mich besser. Es ist so, als würde man seine Hilflosigkeit ein bisschen verteilen und dadurch wird sie erträglicher. Vielleicht blöd ausgedrückt, aber irgendwie so gemeint.
Ich wünsch Euch eine gute Nacht. Lilly

23.06.2002, 23:17
Es stimmt schon Brigitte, das ich überhaupt nicht mitfühlen kann, wie meine Ma sich tatsächlich fühlt. Ich versuche wenigstens, mich in ihre Lage hinein zu versetzen und darüber nachzudenken, was mich an ihrer Stelle nerven/freuen würde. Allerdings haben wir auch ein Verhältnis, in dem wir sehr offen über alles sprechen und ich weiß über vieles (das was sie mitteilen will und kann) bescheid, was sie so bewegt.
Als die Diagnose klar war fiel mir die Aufgabe zu (mir fiel kein besserer Begriff ein) die Interessen meiner Ma im Familienkreis durchzusetzen: sagt man ihr alles oder nicht. oder wie. oder wann. Ich bin gegen Mauern gelaufen und wurde riesig unter Druck gesetzt nichts zu sagen... ich konnte mich nicht darauf konzentrieren, das ich mit dieser Situation klar kam - ich mußte andere erst zur Besinnung bringen. Das war mein Horrortrip. Immer diese doofen Sätze: "Wir müssen jetzt stark für sie sein" - ganz ehrlich: jedes mal mußte ich fast kotzen, wenn ich das hörte. Ich höre diese Sätze immer von Leuten, die eigentlich selbst diese Hilfe benötigen, aber das nicht zugeben wollen und einen dann auf diese Art um Hilfe flehen. Ich mußte (jetzt legt sich das) gegen die Haltung kämpfen, das meine Ma aufgrund der Diagnose schon tot ist.
Mein Freund steht voll hinter mir - nur deswegen konnte ich diese grauenhafte Anfangszeit überstehen, ohne Nervenzusammenbruch und tiefen Depressionen. Aber es ging um den Respekt vor meiner Ma und das Respektieren ihrer Wünsche.
Hm. Das mußte ich hier mal rauslassen. Das ist zwar schon einige Wochen her, nagt aber immer noch an mir.

grüsse
Jana

24.06.2002, 16:50
Hallo ihr Lieben!

Hallo Valeska.
Du sprachst das Thema mit Partnern an.
Nun ich bin verheiratet.Wenn ich so darüber nach denke,ist unsere Ehe viel intensiver und Harmonischer geworden.
allerdings hatten wir ca.1/4 Jahr nach der Diagnose eine schwere Krise,die dazu führte,dass mein Mann erstmal 14 Tage zu seinen Eltern zog.
Ich liess ihn zu der Zeit überhaupt nicht an mich heran.Er störte mich zum Teil sogar. Seine gut gemeinten Hilfen wollte ich gar nicht.
Über die Krankheit sprach ich nur das nötigste.
Ich hatte eine richtige Mauer um mich herum gebaut.
Aber wir haben es geschafft.Langsam aber sicher hab ich meine Mauer abgebaut und er hat gelernt zu zuhören,ohne vieleicht etwas sagen zu müssen.
Vielleicht ist das auch gut ausgegangen,weil wir,wenn es drauf ankam ,zusammen gehalten haben.
Vielleicht liegt es auch an der Bereitschaft des Partners,sich mit der Krankheit mit dem Betroffenen auseinander zu setzen.
Mein Mann braucht mich heute nur anzusehen,dann weis er schon,wie es mir geht.
Aber das war ein hartes Stück Arbeit von uns und es gibt leider auch Beziehungen,die so etwas nicht aushalten.
Vielleicht hatten wir aber auch einfach nur Glück mit unserer Ehe bis jetzt.

Hallo Jana!
Ich kann Deine Wut nur zu gut verstehen.
es zeigt ja,dass nicht nur Betroffene mit solchen Verhaltensweisen zu kämpfen haben,sondern auch Angehörige.
Mein Mann sagt im Bezug auf meine Schwiegereltern mal:Wie sollen die Dir helfen,wo sie doch selber mit ihrem Leben nicht zurecht kommen?!
Und da hat er recht.Nur ist es für den Betroffenen eine herbe Entäuschung,wenn er von Familienmitgliedern versprochene Hilfen,dann nicht bekommt.
"Wir müssen für sie stark sein" Ist wirklich ein Satz,der einen in Rage bringen kann.
Vielleicht sollten diese Angehörige einfach nur da sein und zuhören,damit Deine Mutter stark genug ist,um diese Torturen einer Krebsbehandlung zuverkraften.
Und überhaupt,müssen Betroffene und Angehörige denn immer zu stark sein?!
Haben nicht beide das Recht sich mal fallen zulassen und nicht immer den starken Menschen miemen?
Ist doch nur menschlich,wenn mal Schwäche,Trauer und Hilflosigkeit zum Vorschein kommen.
Oder lieg ich da falsch?

Liebe Grüsse Petra

24.06.2002, 17:13
Hallo Ihr Lieben,
hatte jetzt heute meine Ultraschall-Untersuchung. Meine "kleine" Zwischenkontrolle, hm? Ich bin da also in dieses Röntgeninstitut gegangen (das heisst so bei uns in der Schweiz), und durft mich dort "oben ohne" auf den Schragen legen. Wie immer der gleiche Vorgang. (Und auch wie immer der gleiche Vorgang, dass mich VORHER eine Schwester immer ZWEIMAL nach dem Namen meiner Krankenkasse fragt, weil sie's erste mal schon wieder vergessen hat!)
Dann kam der Doktor, (ein Neuer) von welchem ich lustigerweise erfuhr, dass er auch noch den selben NAMEN wie ich hat! (Nein, er hiess NICHT Dr. Krass! Hihi! - Aber ich nenne ihn hier jetzt mal so, ja?) - Naja, er machte da also den Ultraschall, nur das Dumme war eben: meine ALTEN Sonographie-Bilder vom letzten mal waren ... VERSCHWUNDEN! Natürlich nicht WIRKLICH verschwunden, die liegen doch wahrscheinlich bloss bei meinem Gynäkologen irgendwo rum, aber der Dr. Krass hier wusste es offenbar einfach nicht mehr! Blöde war jetzt bloss, er konnte ja keinen VERGLEICH anstellen zu den ALTEN Bildern, und um zu schauen, ob sich da jetzt was an meinem Brustgewebe VERÄNDERT haben könnte!
(Wieder mal Pech für mich, hm? Muss ich jetzt wieder SELBER meinen Bildern hinterher rennen?) Der Dr. Krass ging dann schnell seinen "alten" schriftlichen Bericht von meiner letzten Untersuchung anschauen (wenigstens haben die DAS noch!), kam dann wieder zu mir und sagte:
"Also so wie ich jetzt gesehen habe, denke ich, hat sich da im Grossen und Ganzen nichts verändert! - Aber wir müssen natürlich zuerst die alten Bilder anschauen, um das mit Sicherheit sagen zu können!"
So, und da sitze ich nun! War jetzt meine Untersuchung okay? Oder nur so im "Grossen und Ganzen"? Wie lange muss ich jetzt warten, bis ich was Genaueres WEISS?
Heissen diese Worte "im Grossen und Ganzen" JA, alles okay, oder heissen sie "VIELLEICHT"...?
Oder soll ich Laie mir jetzt ein eigenes "Urteil" bilden über diese Ultraschallbilder, die ich heute von mir gesehen habe ...?

Das war jetzt wieder mal eine kleine Alltagszene aus dem Leben einer Krebsbetroffenen, hm-hm! Ich weiss nicht, ich habe dauernd dieses Pech, dass irgendwas SCHIEF geht bei meinen Untersuchungen! Im Laufe meiner zweijährigen Odysee als Krebspatientin kam es zum Beispiel sogar schon ZWEIMAL vor, dass man meine BLUT-Untersuchung VERLOREN hat! Ehrlich! Die waren einfach WEG! Stellt Euch mal DAS vor! Schwuppdiwupp, spurlos verschwunden! - Und ich kam mir jedesmal vor wie eine Zapfsäule an einer Tankstelle, weil ich dann meinen armen Arm NOCHMALS hinhalten musste!
Und als dies dann sogar ein DRITTES mal passierte, (das war Anfang dieses Jahres) ... da platzte mir also wirklich der Kragen! Ich schimpfte wie der letzte Rohrspatz auf die Empfangsschwester meines Gynäkologen ein! (Boh-eh! Die Arme!) Alle guten Dinge waren wohl DREI, was? Zudem kam mir diesmal langsam der Verdacht, dass hier irgendwo "heimlich" Blutkonserven von MIR gesammelt würden, und das hätte ich also echt nicht lustig gefunden! Das wäre DIEBSTAHL gewesen, jawoll! Hoch kriminell! - Naja, das war doch nicht mehr NORMAL, oder?
Aber zum GLÜCK (zum Glück der Ärzte kann ich da wohl sagen!) kam mein Bluttest aber DOCH noch hervor!

Ich könnte Euch da noch weitere Storys erzählen, aber dazu würde die ganze Speicherkapazität dieses Forums hier nicht mehr reichen!
Nun ja, zu allem Pech, das ich da immer wieder habe, ... habe ich dafür das Glück (oder das Schwein), dass es mir gesundheitlich soweit WOHL GUT geht. Uff! (Ich sage hier "wohl", weil ich mich auch nach einem guten Ergebnis einer Zwischenuntersuchung nie so hundertprozentig sicher bin, OB es auch wirklich stimmt. Aber das ist eben immer das gewisse Restrisiko dabei.)

Jedenfalls bin ich erleichtert, habe ich den Termin heute wieder hinter mir. Da fällt mir echt ein Stein vom Herzen. Oder nein, nicht bloss ein Stein, ... ein ganzes HYMALAJA-GEBIRGE fällt mir da vom Herzen! Hm-hm!
Aber RUHE habe ich jetzt deswegen noch immer nicht, wie Ihr sehen könnt! Ich darf jetzt nämlich wieder mal WARTEN (allenfalls wieder mal so angeblich läppische vierzehn Tage oder so!), und wenn's ganz krass kommt (mich wundert sowieso nichts mehr!), dann darf ICH wahrscheinlich SELBER noch meine Ultraschallbilder suchen gehen ...! Th!

Bis später, Ihr Lieben. Bin ein bisschen aufgekratzt heute, ich hoffe, Ihr habt da ein wenig Einsehen mit mir ...
Grüssli von
der "krassen" Brigitte

24.06.2002, 18:05
Hi Krasse,
hab heute schon den ganzen Tag auf dich und Dein gutes Ergebnis gewartet. Jetzt so ein Sch... Ich kann dich total verstehen, erst die Aufregung, die sich wahrscheinlich bis heute ins Unermessliche gesteigert hat und dann so was.
14 Tage sagst du, manchmal könnte man meinen, die haben wirklich absolut keine Ahnung, was sie da verlangen.
Ich glaub ein Semester "klarer Menschenverstand" wäre manchmal sinnvoller als das ganze Bücher wälzen.
Ist das bloß gedankenlos oder Gleichgültigkeit? Kannst du nicht morgen deine Bilder holen, ihm hinknallen und sagen: vergleiche, aber sofort!
Aber ich bin eh voll Ärztefrustiert.
Einer der Besten war dieser:
Im Vorbeigehen: äh, übrigens wir haben da auf den Röntgenbildern noch was gefunden, aber ich komme nachher nochmal, das müssen wir in Ruhe besprechen.
Sagte und kam nicht wieder.
Mein Paps hatte gerade eine schwere OP hinter sich und war völlig am Ende.
Zwei Tage später (er hatte zwischendrin einen Tag frei), musste ich ihn abfangen und fragen:
äh, wollten Sie nicht da noch was besprechen.
Er: Oh ja, das hab ich ja total vergessen. A.....
Brigitte, lass sie uns doch in deinen Sandsack stecken, ich komm dann vorbei zum Frust ablassen.
Ich hoffe, das du deine endgültigen Ergebnisse bald hast und drück dir weiter die Daumen.
Bis bald Lilly

24.06.2002, 19:49
Hallo Brigitte!

Ich habe heute auch schon immer an Dich gedacht!
Ich hol' jetzt gleich meinen Sandsack...!!! Ehrlich, ich habe keine Worte dafür, wie das da heute bei Dir abgegangen ist. Mh, ich würde auch PERSÖNLICH Bote spielen und die Bilder von Arzt A zu Arzt B tragen, warum nicht? Natürlich nicht ohne einige passende Bermerkungen! Vielleicht MERKEN die dann mal was?! Aber dann regt man sich natürlich auch selber wieder auf, das ist ja immer das Dumme dabei.

Muss mich jetzt leider um meinen Kleinen kümmern. So wie es aussieht, haben wir beide Scharlach! Buäh, wann darf ich denn endlich wieder zu meinem Vater? Er hatte heute wieder eine CT und durfte sich aufgrund des Kontrastmittels den ganzen Tag nicht aus dem Bett rühren (musste das Bein still halten oder so).
Weiß jemand zufällig, wie die Ansteckungsphase bei Scharlach ist? Muss man da nicht eigentlich auch zum HNO-Arzt und einen Abstrich machen lassen? O.k., ich weiß, das ist jetzt völlig am Thema vorbei, aber vielleicht kennt sich ja jemand da aus. Ich will meinen Vater ja auf keinen Fall auch noch mit Scharlach anstecken.

Also, ich geh' jetzt 'ne Runde auf meinen Sandsack einkloppen und bin in Gedanken bei Dir, meine liebe Krasse!

Euch allen noch einen schönen Abend!
Tina

24.06.2002, 20:09
Hallöchen,
danke, dass Ihr heute alle so lieb an mich gedacht habt!
Tatsache ist jetzt auf jeden Fall: Ich hole mir in den nächsten Tagen diesen BOXSACK, jawoll! (Muss aber vorher noch mit meinem Nachbarn reden, damit er mir das 25kg schwere Ding aufhängt ...!)

Scharlach geht rum, liebe Tina. Hatte letzthin auch eine Frau bei mir im Geschäft mit Scharlach. Wir bekamen alle Bammel, ob wir uns jetzt bei ihr anstecken! - Anscheinend ist aber nur die ersten drei Tage eine kleine Gefahr da. - Vielleicht hast Du auch ein "Medizinbuch" zu Hause, wo Du nachschlagen kannst? Da steht es sicher drin.

Bis dann, Ihr Lieben, ich schau mir jetzt einen Krimi im TV an, damit ich meinen heutigen nervigen Tag ein bisschen "vergessen" kann ...

Grüssli
von der "krassen" Brigitte

24.06.2002, 21:42
...Brigitte: kauf´ Dir Boxhandschuhe oder Knöchelschoner - Bitte!! Ansonsten werden wie wohl von Dir die nächsten Wochen nix lesen :-)

24.06.2002, 21:58
Hallo Petra - Du liegst absolut richtig, dass man sich fallen lassen muß und kann, Betroffene und Angehörige. Ich bin immer dagegen, eine Scheinwelt aufzubauen, in der alles rosiger angestrichen wird und man zunehmend daran verzweifelt, weil man auf Dauer die Wahrheit nicht verdrängen kann. Man muß mit dieser blöden Situation zurechtkommen und dazu gehört Optimismus und das Gegenteil.
Momentan bereitet mir mein Vater Kopfzerbrechen: er kommt mit der Situation nicht klar. Meiner Ma´ geht es super, sie verträgt die Chemo und ist einfach gut drauf. Ihm stehen unvermittelt immer wieder die Tränen in den Augen und man merkt seine Verzweiflung. JETZT SCHON. Und ich glaube nicht, das er, wenn es ihr schlechter gehen sollte, mit dieser Situation wächst, sondern sich eher hängen läßt und sich seinem Elend ergibt. Ich weiß, das ich ihm nicht die Hilfe geben kann, die er braucht - aber wie bekommt man jemanden zum Therapeuten oder zu einer Selbsthilfegruppe? Ist das überhaupt sinnvoll?
Kann mir da jemand helfen oder einen Rat geben. Ich weiß da echt nicht mehr weiter.

Grüsse
Jana

25.06.2002, 08:38
Morgen zusammen,
so, heute geht's mir wieder etwas besser. Habe die ganze Nacht durchgeschlafen (trotz Krimi!), aber das war wahrscheinlich totale Erschöpfung gestern.

Da könnt Ihr sehen, wie so eine simple Zwischenkontrolle für einen Krebspatienten belastend ist. Diese ewigen Kontrollen gehören nämlich auch zu dem "neuen" Leben eines Betroffenen, und sind um so schwieriger zu ertragen, wenn man vorher sonst sein ganzes Leben lang nie wirklich krank war. Der "Mörder" sitzt einem da eben dauernd auf der Schulter, und das wird endlos so weiter gehen. DA muss man lernen, damit zu leben, und das ist nicht so ganz einfach. Ich hab' noch immer Mühe damit. Tja!

Jetzt kann ich natürlich - da hast Du schon recht Lilly - heute ans Telefon springen, meinem Gynäkologen anrufen und ihm die Pistole an die Brust setzen: "Rück die Bilder raus! Aber sofort!" - Aber sag doch ehrlich: Ist das MEINE Aufgabe? Schliesslich BEZAHLE ich diese Ärzte ja für ihre Arbeit, oder?
Irgendwo hier im Kompass hatte ich schon mal geschrieben, ... dass aus rechtlicher Sicht, das Verhältnis zwischen Arzt und Patient ein reines DIENSTLEISTUNGSverhältnis ist. Der Arzt berät und informiert den Patienten nach seinem besten Gewissen und Können, er behandelt ihn dann auch genau so, (ausser in einem Notfall, denn da muss er SOFORT handeln), ... aber ENTSCHEIDEN tut der Patient. Denn der Patient KAUFT sich die Beratung und Behandlung beim Arzt ja schliesslich auch ein! Er bezahlt dafür. - Und da finde ich, gehört es dazu, dass der Arzt dafür besorgt sein muss, sämtliche Unterlagen, die für eine Untersuchung nötig sind, zur rechten Zeit zur Hand zu haben!
- Natürlich könnte ich auch verlangen, dass ICH sämtliche gemachten Bilder von mir bei MIR behalte! (Denn die gehören ja auch mir, ich habe die bezahlt!) Aber MUSS das sein, dass ich die Bilder da die ganze Zeit von einem Arzt zum anderen schleppen muss?

Eigentlich ist das Ganze ein lächerliches Problemchen, wenn man es genau ansieht. Nur dass da eben ein Krebspatient dahinter steckt, also ein Mensch mit Gefühlen und Ängsten, ... daran denkt eben keiner in dieser Ärztemaschinerie. DAS ist es, was mich immer wieder so aufregt. Und hier jetzt als Patient AUCH noch immer wieder kämpfen zu müssen, ... das ist dann noch eine doppelte Belastung, die ich gar nicht will. Also lass ich die Ärzte da jetzt wurschteln, ... auch wenn ich halt wieder warten muss!
(Ein Grund mehr, warum ich einen BOXSACK haben will! - Liebe Jana, keine Angst, ich kauf mir dann noch ein paar nette Profi-Boxhandschuhe dazu, jaja!)

Ach ja, Jana, es ist verständlich, dass Dein Vater leidet und ihm die Tränen kommen. Er hat genau so Angst, Deine Mutter zu verlieren. Aber lass auch ihm ein bisschen Zeit. Vielleicht kann er sich wieder aufraffen, wenn er sieht, dass es Deiner Mutter bald wieder besser geht?
Ich kenne eben auch keine Selbsthilfegruppen für Angehörige, (obwohl ich denke, dass es das doch geben müsste), aber ich weiss, dass es Bücher für Angehörige von Krebspatienten gibt, und dort stehen bestimmt ein paar gute Adressen drin, wohin man sich wenden kann. Vielleicht tut es Deinem Vater gut, wenn er nur schon mal in so einem Buch blättern kann?
Oder frag mal bei der Krebsliga an bei Euch. Die können Euch bestimmt auch beraten. Es gibt auch das Krebs-Sorgen-Telefon (bestimmt auch bei Euch in Deutschland), wo man sein Herz ausschütten kann und ein paar Tips erhält.
Was meinst Du dazu?

Liebe Grüsse von der
boxenden, "krassen" Brigitte

25.06.2002, 09:25
Hallo brigiutte & alle anderen

kann Deine Wut irgendwie verstehen - wäre ich ganz gewiß auch.
durch meine lange Odysee durch die Ärzteschafft und Ämter ( Versorgunsamt, Rente - auch Behindertenhilfe usw. usw.)habe ich mir aber wirklich angewöhnt, mittlerweile (fast) alle Unterlagen hier bei zu Hause griffbereit zu haben. Ganz besonders die, die eben für Rente; Untersuchungen, schwerbehindertenausweis usw. von nöten sind.
Ich habe mich schon so tierisch darüber aufgeregt, hatte Termine - die morgens um 8.00 begannen und abends irgendwann damit endeten, das ich am nächsten Tag; die nächste Woche oder sonstwann wiederkommen sollte ( z.B. durch meine Gelenkserkrankung bin ich viel in Orthopädischen Ambulanzen von Uni-Kliniken rumgesessen), weil Unterlagen, Röntgenbilder entweder nicht auffindbar waren ( oder z.B. am Tag als ich in die Reha fahren sollte vom Krankenhaus aus, keine Unterlagen für die Klinik mitbekommen konnte, weil verschwunden). Nee nee, diesen Adrinalinschub kann ich dann gar nicht mehr gebrauchen, und es ist ein Heidenspaß dann zu sagen - " och, sie haben die Unetrlagen nicht. Kein Problem - nehmen wir diese oder vielleicht jene?
Außerdem besorgen sich Rentenamt oder Versorgungsamt, egal ob sie die Unterlagen schon haben oder nicht,, sich die bei jeder Überprüfung von neuem. Dann gehts nämlich so - ich muß die Ärzte angeben; sie schreiben sie an - und wenn ich mal Glück habe, kriege ich nach Monaten irgendeinen Bescheid.
Jetzt gehts andersrum, sie schreiben mich an - kriegen von mir die Unterlagen direkt mit, und dann melde ich mich spätestens 4 Wochen später und frage, wie weit das ganze denn jetzt bearbeitet ist, oder nicht.

Habe bisher auch alle Unterlagen bekommen, die jetzt die Krebserkrankung angehen, und bekomme sie sogar durch die mitbehandelnden Internistin (Hausärztin) direkt kopiert. Da sie es einfacher hat, Unterlagen anzufordern - tut sie es immer. Hat den Vorteil, ich muß nicht rumlaufen, sitzen oder warten und die Ärztin hat damit eben auch alle Unterlagen.

Ich bin weder auf die "Schnelligkeit" der Ämter angewiesen, noch zählen die Ausreden - "aber der angeschriebene Dr. XYZ hat noch nichts zugeschickt... "... kennen wir ja alle, wie das geht.

Röntgenbilder gehören einem leider nicht unbedingt selber - oft steht auf den Tüten wo die Bilder drinnen sind " Eigentum des Krankenhaus oder eben Adresse des Arztes"....
Ist wohl noch ein Streitpunkt irgendwie. Ob das bei Euch in der Schweiz komplett anders ist, weiß ich nicht.

Zu Janas Frage wegen Selbsthilfegruppe für Angehörige:

Doch kann ich mir schon vorstellen, das es das gibt. Guck doch mal ins Telefonbuch oder Tageszeitung; da stehen irgendwo Ansprechpartner. Solltest Du keine direkte Adresse finden können, dann ruhig eine Initiative z.B. Selbsthilfegruppe Krebserkrankte ansprechen (irgendwo in Deiner Nähe)... die geben ganz sicher gerne Auskunft, wo die nächste Adresse ist. Oft laufen solche Gruppen sogar parallel.

Von meiner Schwester damals weiß ich sogar, das das behandelnde Krankenhaus ( onkologische Station) das sogar direkt angeboten hat.
Aber auch alternativ Adressen zur Verfügung stellte, für den näheren Umkreis.

Ist ne gute Idee sich Hilfe zu holen. Auch für Dich.
Was Deinen Vater angeht kann ich Brigitte nur beipflichten, laß ihn einfach Zeit sich in die neue Situation einzufinden. Je nachdem wie "alt" er ist, ist das etwas schwieriger - als für jüngere Leute. Gleich mit Therapie anzufangen ist etwas zu schnell. Und viele Leute können sich damit auch weniger anfreunden, hat auch viel damit zu tun - welche Generation da hintersteckt.
Denken immer, das das dann bedeuten kann "ich bin doch nicht verrückt, warum soll ich mit so jemanden reden... könnte also erstmal auch falsch verstanden werden, und dadurch weniger Hilfe sein.

Und - Tränen sind wichtig... laß sie fließen.

Es ist gut, wenn nicht alle so tun, als ob sie stark sind.

viele Grüße
elisabeth

25.06.2002, 10:56
Danke Brigitte und Elisabeth,

es tut gut zu wissen, das man nicht alleine ist und das ich weiß, wo ich mit meinen Fragen hin kann. Gerade heute bin ich ziemlich mies drauf und würde mich am liebsten in einer Ecke verkriechen (tu´ ich auch gerade). Wäre genau der richtige Zeitpunkt, das mich meine Ma in den Arm nimmt und sagt, das alles wieder gut wird...

Diese Kontroll-Angst durchlebt meine Ma (inkl. ich) auch immer wieder: vor jeder Chemo gibt´s einen check up und bislang war da auch immer was. Es hat sich immer herausgestellt, das die Sachen nichts ernstes waren, aber diese Ungewißheit zerrt an den Nerven.

So, jetzt gehe ich auf die Suche nach Schokolade...

liebe Grüsse
Jana

25.06.2002, 11:08
Guten Morgen ihr Lieben!

Hallo Brigitte
ich fühle echt mit Dir! Schön,dass Du trotz allem gut geschlafen hast.
Ich stimme Dir da zu.Es ist eigentlich nicht Deine Aufgabe,hinter Deinen Bildern her zulaufen.
Es sollte eigentlich selbverständlich sein,dass sie eben NICHT plötzlich verschwinden.
Ich könnte mich darüber aufregen mit welcher Gleichgültigkeit manche Ärzte reagieren.
Schliesslich hast Du keinen Knochenbruch,der nach einigen Wochen wieder abgeheilt ist.
Für mich sind solche Untersuchungen immer sehr nerven aufreibend.Ich habe immer das Gefühl ich geh zu meiner eigenen Hinrichtung.

Jana,es nur verständlich,dass Dein Vater leidet.
Da ist dann wieder die Hilflosigkeit,Trauer und Angst seinen Partner zuverlieren,mit dem man Jahrzehnte zusammen lebt.
Vielleicht möchte er ja sich einer Selbsthilfegruppe anschliessen.
Ich wünsch Dir alles Liebe und Gute
Petra

25.06.2002, 12:53
Hallo Jana,

hast DU denn schon mal Kontakt zu so einer Selbsthilfegruppe aufgenommen? Ich hatte vor einiger Zeit ein Gespräch mit einer Leiterin von so einem Selbsthilfezentrum, und die hatte echt die richtigen Worte für alles!! Vielleicht kann so jemand Dir aus seiner Erfahrung heraus Tipps geben (die haben ja schon lange mit Betroffenen und Angehörigen zu tun), WAS man da sagen kann oder auch wie Du Deinen Vater dazu bewegen kannst, sich erstmal mehr in den Griff zu kriegen, wenn er noch nicht soweit ist, in eine solche Gruppe zu gehen.
Vielleicht möchte er auch mal selber mit so jemandem sprechen? Es gibt nicht nur schlechte psychologisch geschulte Menschen! Mir ging es nach dem Gespräch viel besser, ich habe klarer gesehen und vor allem hat sie gesagt, ich kann sie jederzeit wieder anrufen, wenn ich es wieder BRAUCHE. Allein das hat schon wirklich geholfen. So weiß ich, wenn ich mal wieder jemanden brauche, der mich auf den Pott setzt...
Und vielleicht könnt Ihr auch zusammen so eine Angehörigengruppe besuchen? Offensichtlich ist er der Situation ALLEIN nicht gewachsen. Ich denke er braucht von woanders Stärke, um diese weiter geben zu können. Das ist nicht immer einfach... ich weiß, wovon ich spreche. Aber anders geht es aus meiner Erfahrung nicht. Irgendwie braucht er einen Ort, eine Methode, irgendwas, wo er sich mal richtig hängen lassen kann (was er sonst nicht darf) und wiederum auch Ablenkung kriegt, um wieder Kraft zu haben. Ich denke, man muss versuchen zu verstehen, dass einfach nicht jeder so stark ist, dass er z.B. mit den Tränen kämpft etc. Es spricht auf der einen Seite für die Sensibilität Deines Vaters (was ja gut ist, wenn er es lernt, damit umzugehen!!) und für seine Liebe zu Deiner Mutter (trotzdem darf er nicht aufgeben!). Trotzdem braucht Deine Mutter jetzt AUCH einen starken Menschen an ihrer Seite, jemand, der sie hochzieht.
Ich glaube, wenn DU diese Kraft auch noch alleine aufbringen musst (die für Deinen Vater), ist das zuviel. Gibt es evtl. auch einen guten Freund, der da mit Deinem Vater reden kann o.ä.?

Du schreibst, man merkt seine Verzweiflung JETZT SCHON. Sind die Prognosen so schlecht (sorry, ich kann grad keinen Beitrag von Dir finden, wo Du vielleicht schon mal davon berichtet hast...)? Ich denke, Ihr dürft jetzt alle nicht glauben, dass es so und so WIRD. Ich weiß schon, was Du meinst mit rosarot - es hilft auch nichts, sich alles schön zu reden, aber man darf auch nicht davon AUSGEHEN, dass es schlecht WIRD. Ich denke, es ist wichtig, dass Ihr genauso hoffnungsvoll daran herangeht wie scheinbar Deine Ma! DAS kann sie jetzt sicher am besten gebrauchen.

Besteht evtl. die Möglichkeit, etwas mit Deiner Mutter zu unternehmen, einen Mini-Ausflug o.ä.? Wie geht es ihr so? Vielleicht würde es Euch allen gut tun - ein Tapetenwechsel sozusagen, und wenn's ein kleiner ist. Etwas, womit wir alle zu kämpfen haben, sind doch die schlimmen Gedanken und dieses Sich-im-Kreis-drehen, meine ich. Ich würde manchmal am liebsten meinen Vater packen und mit ihm nach Mallorca abhaun (und ich weiß, wie gerne er das auch würde)! Leider ist dies eine Traumvorstellung, da unsere Familie zerstritten ist - meine Mutter redet nicht mehr mit mir (hat sich immer mehr von uns zurückgezogen, ich habe sie seit 3 Jahren nicht gesehen), mein Vater braucht aber wiederum auch meine Mutter... Naja, anderes Thema. Ich will nur sagen, sowie Ihr die Möglichkeit habt, auch als Familie etwas Schönes zu machen, macht es! Das kann manchmal so viel verändern.

Wenn Du Adressen (Selbsthilfe) brauchst, mail mich an. Oder sollte man so was ruhig hier reinstellen?

Liebe Grüße
Tina
(Confia@gmx.de)

25.06.2002, 14:03
Hallo,
ich melde mich auch mal wieder. Ich finde es echt super, dass es nun endlich ein Forum gibt, in dem Betroffene und Angehörige sich austauschen können. So hört endlich das hin und hergehoppel auf. Irgendwie ist man da echt durcheinander gekommen.
Die Idee mit dem Boxsack ist echt prima.
Liebe Tina - keine Bange. Du wirst deinen Pa bald wieder besuchen können. Scharlach ist zwar ansteckend - aber nur die ersten Tage.
Hoffentlich fühlst du dich dann auch wieder besser. Im Internet gibt es auch Seiten über alle möglichen Krankheiten, leider habe ich die genaue Internetadresse nicht (aber z. B. über yahoo - Krankheiten). Hier kannst du auch nähere Infos über Scharlach bekommen.

Tja - ich habe viele Fragen an Angehörige und vor allem Betroffene.
Manchmal fühlt man sich so hilflos - man möchte helfen, nur wie. Geht es euch auch so. Man möchten den Kranken nicht wie ein rohes Ei behandeln.
Aber wie macht man es richtig?
Momentan versuche ich, ihr das Gefühl zu geben, dass ich sie total lieb habe und brauche. Dass ich sie nicht im Stich lasse...
Aber reicht das?

Am letzten Wochenende hatte meine Schwester Besuch von einer Freundin (die sich vorher auch sehr rar gemacht hat - aber wir sind froh, dass sie überhaupt wieder Kontakt aufgenommen hat). So hatte ich lediglich per SMS und Brief Kontakt.
Es war ungewohnt - ein freihes Wochenende. Vor lauter Frust (ich war in einem total tiefen Tal - keiner konnte mich rausholen) habe ich meine Wohnung gecleant. So sauber war sie noch nie. Kampf dem Staub, Dreck ...
Krieg der Wollmäuse...
Ich brauchte es für die Seele. Kein Fitzelchen wurde ausgelassen
danach ging es mir etwas besser - aber leider nicht für lang.
Meine Schwester scheint sich selbst aufzugeben. Wir - der Rest der Family - hatte ja die ganze Zeit noch Hoffnung. Am letzten Wochenende sah es noch so gut aus. Aber momentan - echt sch... Es tut sich gar nichts. Sie kommt nicht auf die Füsse. Sie ist immer noch viel zu schwach, noch immer kann sie ihr Zimmer nur für kurz verlassen. Es ist sehr selten, dass sie mit uns zusammen isst.
Aber sie braucht doch die Kraft. Wie gern würde ich sie mal schütteln und aufstumpen, ihr sagen, wenn sie so weiter macht, dass es keine Chance gibt, für einen Neuanfang. Das es der Anfang vom Ende ist. Die Ärzte meinen, dass es ihr wesentlich besser gehen könnte. Aber sie wohl nicht mehr Lust dazu hättte. Kann man da jemanden zwingen...
Wenn sie wenigstens ein bisschen in die frische Luft käme, ein bisschen Normalität in ihr Leben bekäme...
Ich kann sie doch nicht auf die Terrasse schleifen (Park oder ähnliches ist z. Z. leider undenkbar)
Solange es ihr körperlich nicht besser geht, kann sie keine neue Chemo bekommen. Die wiederum bräuchte sie dringend.
Es ist eine Teufelsspirale.
Wie kann man die nur stoppen?
Ich fühle mich so nutzlos. Dann kam noch der Kommentar, weil meine älteste Schwester und ich uns in den letzten Wochen mit dem Fahren abwechseln (sie wochentags - 1 - 2 Tage ich am Wochenende) sie könnten den Beerdigungstourismus nicht ertragen, ob wir uns schon die schönsten Stücke aussuchen würden, die wir vielleicht erben könnten.
Ich war so sauer, auf sie. Konnte ihr nur sagen, dass es mir um sie ging und ich wünsche, dass ich mich noch in 40 Jahren mit ihr streiten könne.


Liebe Jana - ich kann dich gut verstehen. Meine Eltern sind in einer ähnlichen Lage. Meine Mutter macht sich total die Schuldvorwürfe. Es sei alles ihre Schuld... wenn sie so weiter macht, ist sie die nächste, die schlapp macht.
Mein Vater blockt. Er will es nicht an sich rankommen lassen. Lässt es nicht zu, in seiner Gegenwart von meiner Schwester zu sprechen. Es ist eine blöde Situation.
Hast du ggf. einen guten Draht zu seiner Hausärztin / Hausarzt? Den könnte man ggf. einschalten.
Oder hat dein Vater einen guten Freund.
Oft hilft es, wenn er seinen Kummer wenigstens ein Stück loslassen kann.
Wir Töchter sind leider nicht immer die richtigen Ansprechpartner.
Ich weiss nur aus eigener Erfahrung, dass es keinen Zweck hat, jemandem zu einem Therapeuten / Selbsthilfegruppe zu zwingen. Diese Entscheidung muss aus ihm selbst herauskommen.
Wichtig wäre allerdings, wenn er mit jemandem (einer Person seines Vertrauens) über die ganze Sch... reden könnte.

Liebe "krasse" Brigitte - Ärzte sind wohl überall gleich.
Ob in Deutschland, Österreich, Schweiz oder sonstwo auf der Welt - sie meinen, sie wären Halbgötter in Weiss". Die Realität sieht jedoch anders aus.
Am besten alle Ärzte in den wohlbekannten Boxsack und alle aus dem Forum draufgehübt, ich bin sicher, wir treffen garantiert den richtigen.
Ein Kommentar eines Arztes über die Situation bei meiner Schwester, "Ja wir tappen da gerade mal im Nebel.
Wir wissen auch nicht so genau, was wir machen sollen. Vielleicht mal ein neues Medikament oder vielleicht auch nicht. Klar, machen müssten wir schon was. Nur was? Sie haben doch im Internet nachgeschaut, wissen Sie vielleicht noch eine Möglichkeit" O-Ton zum Lebensgefährten meiner Schwester... Da fehlen einem die Worte
Ist ja prima, wenn die Ärzte ihre Unfähigkeit zugeben, aber muss es gerade auf die Art und Weise geschehen - haben die keine Nerven / Fingerspitzengefühl?
Mir ist es auch schon so gegangen. Ich habe auch eine Behinderung und muss deshalb zu Routineuntersuchen öfters in die Uniklinik. Da wurde ich auch schon mal kurzerhand mit einem Patienten verwechselt. Solte gleich stationär eingeliefert werden und es sollten schon Gespräche wegen OP erfolgen.
Auch schon mal sitzen gelassen (nach einer Stunde fragte ich dann mal nach, wie es mit der MRT wäre... was - sie sind immer noch da, war die erstaunte Antwort.)

Ihr Lieben - ich bräuchte auch für mich bwz. meiner älteren Schwester einen Rat.
Da Krebs scheinbar in unserer Familie liegt (Oma, Tante und Schwester BK, Vater Blasenkrebs), geht mein Frauenarzt und auch mein Internist davon aus, dass wir den sog. Krebsgen hätten.
Sie haben mir nahegelegt, mich (bzw. auch meine älteren Schwester) darauf untersuchen zu lassen.
Da ich aus diversen Gründen ziemlich häufig bei allen möglichen "Weißkitteln" bin, habe ich bislang keine regelmässige Vorsorgeuntersuchungen machen lassen.
Auch der Genanalyse stehe ich sehr kritisch gegenüber.
Was nutzt mir es denn, wenn ich weiss, ich habe diesen Gen?
Beide Ärzte haben mir ganz schön eine Standpauke gehalten (meinem Gyni hatte ich gar nichts von meiner Schwester erzählt und von dem leidigen Thema, aber durch meinen Internisten hat er davon erfahren-gggrrgmbh wie konnte ich denn ahnen, dass die sich mal austauschen)

Wie würdet ihr euch verhalten? Bringt es etwas, zu wissen, man hat das Gen? Wenn ja - was nutzt es einem. Macht man sich dann nicht viel eher verrückt. Hat Angst...
Ich brauche doch meine Kraft für meine Familie - vor allem für meine Schwester!!!
Ich möchte hier nicht bedauert werden oder so was... nicht dass ihr auf so Schnapsidee kommt
aber über eine ehrliche Antwort, wie ihr darüber denkt, was ihr machen würdet, wäre ich echt froh!
Alles Liebe
Lisa

P.S. In Hessen fangen die Ferien ab Donnerstag an.
Seid ihr auch alle so fussballverrückt - die Kollegen sind z. Z. alle total süchtig danach. Denen ihre Köpfe sind schon ballförmig...
P.S. Noch ein Tipp - auch ein Hometrainer eignet sich hervorragend um Frust abzubauen - Vollgas!!!
Nur aufgepasst, wenn die Schrauben und Muttern durch die Gegend spritzen, habt ihr irgendwas falsch gemacht.

25.06.2002, 16:43
hallo Lisa,

ich würde Dich gern tröstend in den Arm nehmen,denn ich lese Deine Verzweiflung heraus.
Vielleicht hilft es Deiner Schwester ,wenn Du sie vorsichtig versuchst "aufzurütteln"
Ich habe mich auch schon in so einem körperlichen und seelischen Loch befunden.
Da denkt man nichts geht mehr,weder vor und zurück.
Ich glaube,wenn ich damals meinen Mann und meine Kinder nicht vor Augen gehabt hätte,wäre ich einfach nicht mehr zur Behandlung gegangen.
Egal welche Konsiquenz dies gehabt hätte.
Es ist sicherlich schwer,als Angehöriger dies mit ansehen und das auch hinnehmen zu müssen.
Es gibt wirklich Tage,da ist die Grenze der Belastbarkeit für einen Betroffenen erreicht.
Man wünscht sich endlich Ruhe,dass es endlich aufhört,diese Schinderrei.So oder so.
Es ist schön,dass Du für sie da bist.Auch,dass die Freundin sie wieder besucht.
Wie Deine Schwester von Euch behandelt werden möchte,wird sie Euch sicher zeigen,egal ob durch Worte oder Mimik.Leider gibt es kein Patentrezept für die "richtige" Behandlung.
Aber nur das alleinige "Dasein" und das "Akzeptieren" ihrer Wünsche hilft ihr sicher schon sehr.
Angehörige brauchen nicht immer nach richtigen Worten zu suchen.Ich kenn da ein Sprichwort das lautet:
Die besten Freunde sind die,
mit denen man
über die selben Dinge schweigen kann.

Wenn in Eurer Familie erhöhtes Krebsrisiko besteht ist es sicherlich gut,wenn ihr regelmässig zu Vorsorgeuntersuchungen gehen würdet.
Ich habe auch schon über dieses Gen gehört.
Vielleicht informierst Du Dich wirklich mal ausführlich darüber,z.B bei Deinem Arzt.
Was Du dann weiter machen möchtst kannst Du Dir dann immer noch überlegen.

Ich hoffe von ganzem Herzen,dass es Deiner Schwester bald wieder besser geht.
Ich wünsche Dir und Deiner Familie viel Kraft.
Liebe Grüsse Petra

25.06.2002, 16:56
Hi, Ihr Lieben!
Habe Fussball geguckt! ICH! Das passiert selten bei mir, wirklich! (Deutschland gegen Südkorea! War ein spannendes Spiel!) Hatte einfach Lust dazu! Komisch!

Hallo Elisabeth, ich hab's nachgeschlagen! (Hab' halt so gescheite Bücher bei mir rum liegen.)
Also Krankheitsberichte und Röntgenbilder aus einem ÖFFENTLICHEN Spital GEHÖREN dem Spital! (Hier hast Du Recht!) Der Patient hat aber jederzeit Anrecht auf Kopien davon, manchmal gegen eine Gebühr. - Anders ist es jedoch in einer privaten Arztpraxis oder im Privatspital: Hier gehören die Röntgenbilder dem Patienten und sind diesem kostenlos herauszugeben! Und will HIER ein Arzt dann Kopien für SICH behalten, so muss ER die Kosten selber tragen!
Ha! Interessant, gell?
Dies hab ich aus dem Buch über das Patientenrecht. Das gilt zwar für die Schweiz, aber ich denke, für Deutschland wird's wohl gleich sein?

Hallo Jana! Geht's wieder? Schokolade ist immer gut, hm-hm! - Und ein BOXSACK dazu, gell?!

Hi Petra, das stimmt, diese Nachuntersuchungen sind immer wieder so ein Balanceakt auf einem Hochseil. Und "fühlen" tut man sich wirklich manchmal wie bei einer Hinrichtung. Denn wenn Du beim Arzt bist, gibt es ja nur ZWEI Antworten: GUT, oder eben SCHLECHT! - Der Arzt kommt einem dann fast so vor wie ein Henkersrichter, nicht wahr? ...!

Hallo Lisa! - Ja, WIE MACHT MAN ES RICHTIG?, (der Umgang mit dem Krebspatienten) das ist eine gute Frage! - Und ... tja, darauf gibt es wohl auch keine richtige Antwort.
Trotzdem: Ich denke mal, da gibt es erst mal verschiedene Krankheitsphasen, die man betrachten sollte. Die schwierigste wird wohl immer diejenige sein, wo der Betroffene im Krankenhaus ist und nicht mehr aus dem Bett kommt.
Dann gibt es jene Phase, wo ein Krebspatient z.B. gerade eine Chemo durchmacht, aber soweit auf den Füssen ist und auch zu Hause sein darf, also so einigermassen noch ein bisschen Kraft hat.
Und dann gibt es noch die dritte Phase, das ist jene, in der ich zum Beispiel bin, also sozusagen "gesund", aber dafür lernen muss, damit zu Leben, und wo gleichzeitig aber auch immer die Angst vor einem Rückfall da ist.
Diese letzte Phase hier, ist wahrscheinlich die einfachste.

So, und jetzt kann man da ein bisschen einteilen. Kommt auch hinzu, wie LANGE ein Betroffener schon mit seinem Krebs kämpft, das sollte man nicht so ganz ausser Acht lassen. Denn jemand, der schon mehrere Monate damit lebt, hat sich ... naja, bestimmt schon ein bisschen besser damit abgefunden, als jemand, der da gerade die ersten zwei, drei Monate durchmacht, hm? - Obwohl ich da jetzt nicht das Geringste VERHARMLOSEN will, nicht, dass Ihr mich da falsch versteht, gell? Aber die Schocksituation ist ganz sicher hauptsächlich am Anfang sehr intensiv, und das kann Wochen, ja manchmal eben auch Monate dauern.

Jedenfalls, genau diese Situationen, wo der Betroffene ans Bett gebunden ist, wo er noch hilfloser ist und sich völlig ausgeliefert fühlt, ist die krasseste und eben auch die schwierigste. Denn wie will man da HELFEN können? Da weiss sich ja nicht mal der Patient noch zu helfen! Und die Chance, dass er da in ein abgrundtiefes Loch fällt, ist einfach DA! Selbstaufgabe, hm? Das scheint das Einfachste und das Beste zu sein in diesem Moment. (Würd' ich wahrscheinlich auch tun, ehrlich gesagt! Naja, was willst Du da noch kämpfen, gegen diesen Sch...Krebs, wo Du Dich nicht mal mehr richtig bewegen kannst vor lauter Schwäche?)
Da gibt es bloss noch Eines, für die Angehörigen: DA sein! Und Liebe, Liebe, Liebe.
Keine Ermahnungen oder Schuldzusprüche, kein "Schütteln" bis man endlich die Füsse aus dem Bett bewegt, nein, das ist unsinniges "Drängen", das der Patient als belästigend empfinden kann.
Sucht nach "schönen Dingen" für den Patienten. Etwas, das er MAG! Macht es ihm schmackhaft! Begeistert ihn. (Immer OHNE zu drängen!) Haltet ihm etwas Duftendes unter die Nase. Haltet ihm seine Lieblingsmusik an die Ohren. Lockt ihn. Erzählt ihm mit Eurer ganzen Begeisterung von EUREN Alltags-Geschichten! Bringt ihm Malsachen mit. Oder Stricksachen. Oder sein Lieblingsbuch, das er schon lange mal lesen wollte. Pflückt ihm Blumen von draussen und bringt sie ihm mit. Kauft ihm ein EIS! Erzählt lustige Szenen von Euren Kindern! Von SEINEN Kindern. Oder wenn er ein Hundeliebhaber ist, dann mag er vielleicht gerne etwas Lustiges darüber hören, was sein Dackel den ganzen Tag so treibt. Oder sein Wellensittich! Egal was! Irgendwas werdet Ihr schon finden!

Verstehst Du, Lisa? Such nach Dingen, die Deine Schwester MAG. Und beginne damit, sie zu LOCKEN ...! Begeistere sie damit! BELOHNE sie damit! Damit sie wieder Lächeln kann. Damit sie wieder ihren WILLEN bekommt. Damit sie sich nicht aufgibt, sondern kämpft!

Uff! Jetzt habe ich wieder viel geschrieben! Wegen der GENanalyse, liebe Lisa, so würde ICH jetzt sagen, lass den Test sein. Aber das ist meine Meinung.
Positiv finde ich nur immer, dass eine Familie darüber auch INFORMIERT wird! Wegen den Kindern und Kindeskindern. WENN es sich um eine Krebsart handelt, welche auch vererbbar ist!
Aber es ist Deine Entscheidung, Lisa. WILLST Du's wissen?

Liebe Grüssli an Euch alle.
Die "krasse" Brigitte

25.06.2002, 17:49
Brigitte, Du wirst lachen, aber ich habe schon einen Boxsack. Äußerst hilfreiche Therapie.

Lisa - das mit Test, laß´ das unbedingt sein. Das Einzige, was dieser Test bringen kann ist zwar die Gewißheit, das Du dieses Gen hast/oder nicht. Es sagt gar nicht aus, ob es aktiv wird oder nicht. Und eine ganz große Gratulation zu Deinen Ärzten - das ist "Kundenservice". Es ist natürlich, das gerade Du Angst vor einer Erkrankung hast, aber Du hast einen Wissensvorsprung und Deine Ärzte wissen, worauf sie achten müssen. Da Du zu einer Risikogruppe gehörst, stehen Dir auch einige Extrauntersuchungen zu. Klar, das verhindert keinen Krebs, aber wenn da was ist, entdeckt man das in einem frühen Stadium - und das bringt einen Zeitvorteil. Auch wenn das jedes mal so´n doofes Gefühl vor der Untersuchung ist - wenn alles OK ist geht es Dir super, wenn nicht ... s.o. Beseitige die Unsicherheit, ob mit Dir alles in Ordnung ist oder nicht. Wenn Du über Dich bescheid weißt, findest Du die nötige Selbstsicherheit, um für andere Da zu sein - inkl. der Kraft auch durch eigene Tiefs zu robben.

Hi Tina, meine Ma hat ein kleinzelliges Bronchialkarzinom, beide Lungenflügel sind stark betroffen, es gibt momentan keine weiteren Metastasen. Ich gebe sie nicht auf, im Gegenteil. Wenn jemand das schaffen kann, dann SIE! ("krasse" Brigitte: ihr beiden würdet Euch super verstehen...)
Wir haben Glück mit den Ärzten, die sich zu keiner Aussage zu ihrer Lebenserwartung hinreissen lassen: 6 Monate, 2 Jahre - ich habe hier schon von 13 Jahren gelesen. Time will show.
Das JETZT schon bezieht sich darauf, das meine Ma´ trotz Chemo (die nur etwas schlaffig macht), fit wie ein Turnschuh ist, viel unternimmt (soweit es ihre Kondition zuläßt) - und für die Zukunft viele Pläne macht, wobei für sie logischer Weise der Kampf gegen diese Krankheit an Nr. 1 steht. Man sieht ihr nichts an (wirklich nicht). Ich will nicht schwarz sehen - aber die Geschichten der Lungenkrebspatienten im anderen Thread sind nicht gerade erbaulich und die Reaktion der Ärzte, denen ich das Mitgeteilt habe... Deswegen die Sorge um meinen Vater: meine Ma´strahlt Lebensfreude pur aus - woraus man auch Kraft ziehen kann - nur das tut er nicht. Was wird passieren, wenn sie z.B. das Bett nicht verlassen kann, Metastasen auftauchen? Jetzt muß mein Vater lernen damit umzugehen oder Mechanismen aufbauen, die ihm Helfen, auch "schlechte Zeiten" zu ertragen. Sich fallen lassen können - aber auch wieder aufzustehen.
Danke für Eure Tipps: Ihr habt meine Denkblockade gelöst und ich weiß, wen ich kontaktieren kann. Ganz dicke Küsse für Euch.

... und Brigitte: noch mehr Spaß macht es, wenn man schlägt, tritt UND schreit!!!

Grüsse
Jana (voller Schokolade)

25.06.2002, 19:59
Hallo Brigitte,
auch ich habe einen Boxsack, allerdings schon seit langem, habe ihn demonstrativ in meinem Badezimmer hängen. Am Anfang wurde ich belächelt, heute ist es so, dass viele auf unser Klo gehen und da der Sandsack mit Mais gefüllt ist und ein unverkennbares Geräusch abgibt beim draufschlagen, dieses Geräusch bei so manchen Toilettengang zu hören ist und die Leute die Toilette mit einem recht zufriedenen Gesichtsausdruck verlassen. Man kann schon ganz gut seinen Frust daran ablassen (man will ja nicht gleich als "Schläger" gelten, aber wenn man sich manchmal einen gewisses Gesicht dabei vorstellt, erleichtert es auch ungemein).

Ich habe auch noch eine nette Geschichte beizutragen, erstmal auch die Röntgenbilder meines Vaters sind aufeinmal nicht mehr zu finden und meine Eltern haben kein Auto mussten also mit dem Taxi zu den Chemos und den Bestrahlungen fahren, haben dafür den üblichen Obulus (50,- DM) pro neue Therapie der Krankenkasse zahlen müssen, da die Onkologie aber von einem Tag auf den andern aufgelöst worden ist und die Verwaltung diverse Unterlagen plötzlich nicht mehr finden konnte, sind plötzlich 8 Fahrten zum Krankenhaus nicht mehr zu belegen. Also fehlen dem Taxiunternehmen mal eben schlappe 420,--DM, die die Krankenkasse nicht ausgleichen will, weil man könnte natürlich auch nur so aus "Gewohnheit" an diesen Tagen zum Krankenhaus gefahren sein. Mein Vater hat die Kraft nicht dazu sich mit diesem Thema auseinander zusetzen, mein Mutter ist ratlos, also hat man die 420,-- DM beglichen, um des lieben Friedenswillen (und meinen Eltern tut das Geld momentan verdammt weh). Aber man fühlt sich ja sicher, da man ja glaubt, das eine Verwaltung vertrauenswürdig ist, aber wenn das schon passiert, was passiert noch alles, wobei wir jetzt wohl bei einem noch weiteren Thema sind, "Betroffene, Angehörigen und Krankenhäuser".
Viel Spass weiterhin mit Euren Sandsäcken (na in meinem Fall ist es ja ein Maissack, hoffentlich nicht "genmanipuliert").
Schöne Woche
Michaela

26.06.2002, 07:39
Morgen, Ihr Lieben,
... hihi, was höre ich da? Jetzt gibt's schon ZWEI von Euch, die da bereits so einen BOXSACK zu Hause rum hängen haben? - Dachte, ich bringe da was GANZ Neues, aber offenbar ist dem gar nicht so? Jedenfalls wär's bei mir hier und in meinem Bekanntenkreis ein bisschen was Aussergewöhnliches. Denk ich mal. Aber ... hihi ... vielleicht sind das ja eben diese gewissen kleinen "Geheimnisse", die man so hat und die man nicht gleich sofort JEDEM weiter erzählt ...?
Die Idee mit dem Maissack auf dem Klo, liebe Michaela, finde ich besonders witzig. Ich musste lachen, als ich las, dass da Deine Leute Dein Klo immer mit einem so ZUFRIEDENEN Gesichtsausdruck verlassen ...! Hehe!

Deine Geschichte, Michaela, ist aber auch ziemlich krass, du liebe Zeit! Wie will man sich da denn noch wehren können? Gerade in DER Situation?
Weisst Du, damals, als bei mir anscheinend das DRITTE mal die Blutuntersuchung verloren ging, und als man mich anrief und von mir VERLANGTE: "Können Sie bitte gleich HEUTE noch kommen für eine Ersatz-Blutabnahme? Der Doktor möchte halt das Ergebnis wissen!" ... da habe ich mich voll GEWEIGERT! (Und eben geschumpfen wie der letzte Rohrspatz!) Eine zusätzliche Frechheit fand ich noch, dass ICH jetzt zu Springen hatte, weil der ARZT das wollte! Weil der ARZT das Ergebnis WISSEN wollte!
Natürlich legt ein Arzt das dann SO aus, (wenn man sich mal WEIGERT): "Diese Patientin steckt doch völlig den Kopf in den Sand! Sie hat Angst vor dem möglichen Ergebnis!"
Das war mir aber völlig wurscht, was der Arzt damals dachte! Zuerst wollte ich nachforschen, WO mein Blut geblieben war! Und dann hätte ich VERLANGT, dass eine weitere nötige Blutentnahme von den Ärzten SELBER bezahlt wird! O ja! Ich wäre so lange STUR geblieben, BIS sie dem nachgegeben hätten, jawoll!
Aber DANN tauchte mein "verschwundenes" Blut ja DOCH noch plötzlich auf, hm? Ah, interessant!

Noch was, Ihr Lieben, wegen den Gen-Tests: Bei uns hier in der Schweiz wird da offenbar nicht so gross danach gefragt. (Ist das vielleicht wieder mal momentan eine Modeerscheinung?)
Zudem: Ich bin mir da jetzt nicht so sicher, aber so viel ich weiss, ist bisher erst nachgewiesen worden, dass EINE Krebsart vererblich sein kann. Ich glaube, das ist der Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die Vererbbarkeit von Brustkrebs hingegen ist (glaube ich) noch nicht nachgewiesen. Es ist nur so, dass die CHANCEN Brustkrebs zu kriegen, wenn die Mutter oder die Schwester an Brustkrebs erkrankt, ein wenig gestiegen ist. Als Beispiel (so wie ich gelesen habe): Für meine Schwester erhöht sich jetzt also ihr eigenes Risiko um 3 %. - Was aber überhaupt nichts garantiert.

Auch in meiner Familie gibt es Krebsfälle (meine Mutter hatte ja Leukämie), aber deswegen rennen uns die Ärzte hier nicht hinterher und wollen unsere Gene testen. - Dann kenne ich auch andere Krebsbetroffene, bei denen in der ganzen Familie noch NIE ein Krebsfall aufgetaucht war!
Ich denke also, vielleicht sollte man sich da nicht zu sehr an einen Test binden. Freut Euch Eurer Gesundheit, und wenn dann mal Krebs kommt, dann kommt er halt! Aber dann habt Ihr vorher wenigstens ohne grosse Zweifel und Ängste ein schönes Leben geführt. Hm?

Bis später!
Liebe Grüsse von
der "krassen" Brigitte

26.06.2002, 09:27
Huups - jetzt wollte ich eigentlich einen Morgengruss an alle Lieben in diesem Forum absetzen. Aber er ist verschwunden - gibt es hier ein Bermuda-Dreieck. Ein böser Schlumpf, der die Mails "frisst" - oder werden eure Boxsäcke damit gefüllt?
Na egal...
So langsam aber sicher robbe ich aus meinem tiefen, dunklen Loch hervor - das mit dem rausrobben hat mir gut gefallen. So fühle ich mich nämlich auch...
Wie so eine kleine, dicke hilflose Robbe, die aus ihrem tiefblauen Eisloch in eine Welt rausrobbt, die ihr gar nicht gefällt, dabei aber auch entdeckt, dass es obwohl eigentlich ganz furchtbar ist und ihr alles Angst macht, doch auch schöne Stellen gibt. Die die Sonne für sich entdeckt und den Zauber einer Sternennacht...
Diese kleine, fette Robbe stellt fest, dass man, egal was passiert, nicht verzagen darf und man immer den Mut und die KRaft haben muss, um durchzuhalten und zu lernen, egal wie, das Leben kann auch noch schön sein...
Ich habe gestern abend meinen ganzen Mut zusammengenommen und bin - nachdem auch mein "Göttergatte" auf mich eingeredet hat und meine beste Freundin mit mir schimpfte - zum Frauenarzt.
Glück gehabt - es ist ein ganz Lieber, Verständnisvoller.
Der auf all meine Fragen eingegangen ist...
Der mir auf meine Frage, wegen dem Gentest zwar keine direkte Antwort geben konnte, aber mir mitteilte, dass er seiner Frau von so einem Test abraten würde. Man wüsste dann zwar ggf. dass man dieses blöde Gen hätte - aber dann würde man auch krank werden (nicht unbedingt an Krebs erkranken - aber die Psyche würde stark darunter leiden...)
Als ich dann heute morgen eure Nachrichten gelesen habe, dachte ich mir, da muss man nicht unbedingt Mediziner sein, ihr denkt ja fast auch alle so...
So habe ich für mich das Fazit gezogen - kein Test!!!
Aber regelmässig die Untersuchungen.
Jetzt erst kann ich meine Schwester wesentlich besser verstehen - der Gang zum Arzt war, wie der Gang zu einer Hinrichtung... Man Angst lass nach - nun noch einige Tage und ich weiss bescheid (he - nicht missverstehen, ich will nicht jammern! nur zum ausdruck bringen, ich habe was gelernt...) Ich weiss nun auch mit Sicherheit, dass ich meine Schwester - wenn sie es selbst wünscht - bei den nächsten Untersuchungen begleite. Ihr das Händchen halte (ist ernst gemeint!) und versuchen werde, ihr die Angst ein bisschen zu nehmen bzw. sie abzulenken.
Liebe "Krasse" herzlichen Dank für deine Tipps. Ja du hast recht, es bringt nichts, wenn wir sie drängen, zwingen, schütteln.
Nur - und ich denke, dass wird vielen anderen ähnlich ergehen - es ist unheimlich schwer, dieses Verhalten nicht an den Tag zu legen. Man möchte das Beste, Gesündeste...
Fängt dann aber an zu glucken... und dies muss vermieden werden. Dann fängt nämlich auch so etwas wie Trotzhaltung bei der betroffenen an
- es ist so schwierig die richtigen Worte zu finden...
Jedenfalls werde ich jetzt erst mal versuchen, mit schönen Sachen meine Schwester ins Leben zu locken
Ihr von ihrer Traumreise erzählen ...
Sie begeistern...
So - bis bald und alles Liebe an Euch
Lisa - die Robbe

26.06.2002, 12:36
Hallo Brigitte und Michaela,

wenn ich lese, wie die Ärzte bei Euch mit den Blutproben, etc. umgehen, kann mir der Kragen platzen. Die Jungs vergessen immer, das Ihr als Patienten KUNDEN seid, keine rechtlosen Wesen. Dummweise ist diese Haltung ja schon bei Routineuntersuchungen nervtötend - komisch: meine Ärzte sind in der Hinsicht ok, aber mit diesen arroganten Arzthelferinnen habe ich schon einige Diskussionen gehabt... Allerdings hat meine Ma Glück mit ihrer Klinik, da sie nicht zu einem riesen Klinikum gehört, ist das Verhältnis Arzt-Krankenpfleger-Patient sehr persönlich und freundlich. Aber man merkt schon, das in Deutschland ein Ärztemangel herrscht, aber wer will schon so einen Job, mit miserablen Arbeitszeiten und anfänglich erbärmlicher Bezahlung und vor allem unzureichender Ausbildung, was den Umgang mit Patienten angeht.

Lisa *gaaanz dicke Umarmung* - gut gemacht!!! Du kannst wirklich stolz auf Dich sein, denn um auf diese Eisscholle zu robben (Vorsorgeuntersuchung) hast Du in Deiner Situation eine Menge Mut gebraucht. Und was Deine Schwester angeht: biete ihr das mit dem Händchenhalten an - aber sei nicht enttäuscht oder erschreckt, wenn sie nein sagt. Ich kenne das von meiner Ma. Aber wenn sie weiß, das Du für sie da bist und auch in unangenehmen Situationen, die andere gerne vermeiden, hilft ihr das bestimmt. Und vielleicht folgt Deine Schwester auch der Robbe, wenn sie ihr von einer Eisscholle die Sterne zeigen will...

Vorschläge für Gentests sind übrigens in Deutschland nicht an der Tagesordnung, Brigitte.
Wäre ja noch schöner - die Lobby der Psychotherapeuten ist noch nicht soweit, das durchzusetzen, denn damit würden sie eine Menge zu tun haben...

Ich genieße jetzt erst mal die Sonne - und vielllleeeicht guck ich mir das nächste Fußballspiel an.

Grüsse
Jana

26.06.2002, 13:50
Hallo Ihr Lieben,
gehört vielleicht nicht ganz so zum Thema, aber musste wegen dem "Tiervergleich" an ein schönes Buch denken, dass ich geschenk bekommen haben, es hat ein holländischer Biologe (nicht Rudi Carell) geschrieben und heisst das "Gnu und Du" und ist ein Vergleich zwischen den Eigenarten der Menschen und dem dazugehörigen Tier. Sehr "lehrreich" natürlich wirklich mit dem dazugehörigen lachenden Auge zu betrachten, nur meinen Humor hat es genau getroffen. Aber so ist das eben, genauso wie jedem etwas anders wütend macht, bringt es uns auch durch den unterschiedlichsten Humor zum Lachen. (Meiner ist manchmal glaube ich etwas schwarz).

Ich denke auch mit den Gentest sollte jeder für sich ganz in Ruhe überlegen, denn selbst wenn man die in den Genen vorhandene Krankheit nachweisst
1. Muss sie nicht ausbrechen und
2. Macht es einen nicht eher unsicher und wie bei einer Wahrsagung, provoziert es nicht mehr das Ausbrechen, als das man vorbeugend eingreifen kann.
Auch das ist wahrscheinlich eher eine Typsache und die Technik ist weit, steckt aber in vielen Sachen noch in den Kinderschuhen und man ist als Versuchskanninchen bestimmt sehr willkommen.

Wir werden anscheinend hier immer sportlicher "Sandsack, robben, passives Fussball", es gibt bestimmt noch sehr interessante Sportarten zu entdecken.
Alles Liebe
Michaela

26.06.2002, 14:20
Hallo Jana,
das tat echt gut. Ich hatte echt bedenken, dass ich richtig verstanden werde. Manches kann man so schlecht in Worte fassen - in unserer Situation fehlen sie manchmal ganz einfach...
Prima - die Umarmung ist angekommen. Ganz lieb zurückgedrückt und viele schokoladige Grüsse (aber bitte nicht in der Sonne schmilzen - wir brauchen doch eine ganze Jana...)
Übrigens habe ich heute so einen ganz tollen Spruch in meinem Kalender:Humor und Geduld sind Kamele,mit denen wir durch jede Wüste kommen. (Phil Bassmann)
Finde ich irgendwie passend. Denn es stimmt schon - unseren Humor dürfen wir nicht verlieren und erst recht nicht die Geduld (sagt gerade die richtige... schäm - wo ich doch so ein kleines HB-Männchen / vielmehr -Frauchen bin)

Liebe Michaela,
ich werde mal schaun, ob ich das Buch irgendwo finde. Vielleicht ist es ja geeignet, um mit meiner Schwester durchzulesen. Lockmittel...
Ja - du hast recht, natürlich muss es jeder für sich selbst entscheiden, ob er diesen Test macht oder nicht.
Ich für meinen Teil habe mich jedoch entschlossen, lieber eine kleine, dicke Robbe zu sein, als ein Tier mit langen Ohren (hier kann sich jeder entscheiden ob Angsthase oder Versuchskanninchen).
Jetzt haben wir nicht nur ganz unterschiedliche Sportarten - auch die Tierwelt wird immer grösser
Liebe Michaela - bitte behalte deinen Humor, damit du ganz sicher durch die "Wüste" kommst.

An euch alle: Herzliche, sonnige Grüsse
Lisa, die Platsch-Robbe
P.S: Hat jemand etwas von Wolfgang gehört. Wie geht es seinem Sohnemännchen?

26.06.2002, 17:13
Hallo, Ihr Lieben!

Da sind so schöne Sachen geschrieben worden über Robben und Eisschollen... und auch ich meine wieder eine Menge dazugelernt zu haben, allein durchs Mitlesen (jaja, es hinkt wohl doch etwas, jemanden in die Sonne schubsen zu wollen mit dem Hinweis auf Vitamin B! Vielleicht einfach mal in Ruhe LASSEN?... Mh).

Ich grüße Euch ganz herzlich, kann leider heute nicht mehr schreiben, ich habe mir den Nacken so verrenkt, dass ich mich nicht bücken kann, nicht stehen, nicht liegen, nicht sitzen (und mein Kleiner verstreut überall Spaghetti und Mama rutscht drauf aus!). Wie? Tja, nicht lachen, aber ich habe heute nach langer Zeit mal wieder Sport gemacht und festgestellt, wie gut es der Psyche tut! Und mir dabei im wahrsten Sinne des Wortes den Hals verdreht. Weiß jemand übrigens irgendwas zum Thema Krebs und Sport in Bezug auf Heilung? Gab es da nicht mal so einen berühmten Sportler, der seine Krankheit damit überwunden hat?
Wenn ALLE BEHANDLUNGEN aussichtslos scheinen (bei meinem Vater haben sie IMMER NOCH keine endgültige Diagnose, aber es sieht danach aus), greift man halt nach jedem Strohhalm...

Liebste Grüße
Tina

26.06.2002, 18:05
Hallo Ihr,
ja Tina, dieser Sportler, welcher eine Krebskrankheit "überwunden" hat, war ein Radsportler! Weiss leider nicht mehr, wie er heisst, aber das Buch muss ein totaler Hit gewesen sein! - Meine SCHWESTER hat mal davon erzählt! Völlig fasziniert war sie und hat in hellster Begeisterung erzählt, was DER Typ alles gemacht hat, um wieder GESUND zu werden, ... während sie die ganze Zeit unseren Papa anschaute, ... ANSTATT MICH!

Hallo Lisa, Du kleine Robbe, Dein "Tiervergleich" fand ich ehrlich gesagt gar nicht so lustig in diesem Sinne, im Gegenteil, mir war zum Heulen zumute. Weiss auch nicht, Deine Zeilen gingen mir diesmal einfach sehr nahe. Vielleicht weil aus Deinen Worten DAS kam, ... was ich mir eigentlich von MEINER Schwester auch gerne wünschen würde. Hm-hm! - Tja!
Da müsste ich wohl aber zuerst ganze BERGE verschieben, ... bis meine eigene Schwester mal ein bisschen zur Einsicht kommt. - Schade. Leider hab' ich da nicht mehr die Kraft, etwas zu tun. Ich hab' jetzt wieder seit über zwei Monaten nichts mehr von ihr gehört. Nicht mal ein Telefon. Sie hat mich wohl vergessen ...

So geht's halt manchmal mit den Angehörigen.

Bis dann, Ihr Lieben, ... ich bin noch am Wäsche waschen ...
Grüssli von der
"krassen" Brigitte

26.06.2002, 18:51
Hallo ihr Lieben,

dieses Buch von dem Sportler ist von

Lance Amstrong

"Tour meines Lebens"
Verlag: Bastei Lübbe Taschenbuch
Band 61470

Dieses Buch habe ich zu Hause.Es ist sehr beeindruckend geschrieben.
Es macht jedem Betroffenen und Angehörigen Hoffnung.

liebe Brigitte,
ich würde Dich gerne trösten,wegen Deiner Schwester.
Es tut mir sehr leid für Dich,dass sie sich so lang nicht mehr gemeldet hat.
So was ähnliches kenn ich von einer,so dachte ich, guten Freundin.
Es ist nicht das Selbe,wie eine Schwester,aber ich weis ,wie traurig und enttäuschend so etwas ist.

ansonsten find ich die Idee mit dem Sandsack sehr gut:)
Den könnte ich manchmal gut gebrauchen.

Liebe Grüsse Petra

26.06.2002, 22:01
... hi, hi, hi: meine Ma fährt die Tour de France mit!!! Das schlage ich ihr mal vor! ;-)
Das Buch hat sie schon.

Brigitte - ich wünsche Dir, das Du Freunde findest, wo Du sie nie vermutet hättest (anders kann ich es gerade nicht ausdrücken) und mit ihnen die schweizer Berggipfel erklimmen kannst. :-)

Hi Tina: Ich glaube, es geht hier den meisten nicht darum, auf Biegen und Brechen, jmd. aus seinem Zimmer zu locken. Der Betroffene braucht keinen Animateur und hat ein Recht darauf in Ruhe gelassen zu werden, aber ich kenne aus eigener Erfahrung (ok, sie waren nicht lebensbedrohlich - aber auf ihre Art nicht gesund), das man manchmal einen guten Freund braucht, der einen hilft, von dieser sch... Situation Abstand zu gewinnen, indem er motiviert, neugierig macht oder einfachmal irgendwo hin fährt. Und vielleicht entdeckt man wieder dadurch auch eine wichtige Waffe, für den Kampf gegen Krebs: HUMOR (Lisa hat Recht).

grüsse
Jana

27.06.2002, 07:50
Hallo Brigitte,
da bin ich dann doch platt, das leider Du von Deiner Schwester ein bisschen ins abseits geschoben wird. Kennt Sie eine dieser "bildlichen E-mails" von Dir oder hat Sie die Möglichkeit eine persönliche "augenöffnende" von Dir zu bekommen.
Aber da kommt es wahrscheinlich wieder, dass es doch einfach ist "zu Fremden" seine eigentlichen Gedanken oder auch "Geheimnisse (z. B. Boxsack) mitzuteilen.
Ich wünsche Dir von Herzen, dass ihr einen Weg finden, denn es war das erste mal, dass Du in Deinen Beiträgen von ich habe keine "Kraft" mehr erzählt hast und das macht sehr nachdenklich, dass wir "Angehörigen" durch eigentlich nur Gedankenlosigkeit sowas verursachen können. Denn ich glaube nicht, dass man Dich "gerade als Schwester" so einfach vergessen kann, ich werde mich bestimmt noch sehr lange an Dich erinnern- gerade wegen der kleinen Kopfwäsche.

Also Waffen schärfen und den Humor kämpfen lassen (auch wenn es bestimmt manchmal der Galgenhumor ist)
Schönen Tag
Michaela

27.06.2002, 08:42
Morgen, Ihr Lieben,
habe heute noch ein paar Dinge zu erledigen, deshalb hab' ich nicht so viel Zeit.

Vielen Dank für all Eure lieben Worte.
Hm-hm, Michaela, auch ich habe eben so meine kraftlosen Schwächen, auch wenn's vielleicht nicht immer so aussieht. Meine Schwester IST da eben ein ganz krasser Schwachpunkt bei mir. Und Du hast recht, manchmal ist es einfacher, sich anderen mitzuteilen, als den eigenen Leuten, die Dir ganz nahe stehen.
Ich hab's jetzt zumindest eineinhalb Jahre bei meiner Schwester versucht, ... und geb's auf, WEIL mir das zuviel Kraft kostet.

Weisst Du, ich denke bei meiner Schwester ist da irgendwo ein grosses Konkurrenzdenken, also viel Neid und Eifersucht. Und das kann jemanden zu ziemlich harten Worten und auch den entsprechenden Handlungen mitreissen. Besonders wenn sich sowas über Jahrzehnte hinweg hinzieht und sich nie ändert. Ich persönlich finde DAS eigentlich ziemlich krank. Aber ich kann meine Schwester ja nicht ändern, nicht wahr?
Es ist einfach nur schade. Und es ist sehr verletzend für mich. Es tut weh, ja. Da kommt eine dicke Narbe MEHR hinzu.

Wer kann's verstehen? Keine Ahnung. Ich habe zumindest die Hoffnung, dass auch meine Schwester eines Tages noch "auf die Welt kommt". Und ich mache jede Wette mit Euch, dass meine Schwester dann als erstes ZU MIR gerannt kommt, weil sie nicht mehr weiter weiss und Hilfe braucht ...!
OB ich ihr dann noch helfen werde? Ehrlich gesagt, ich weiss es nicht. Manchmal denk ich ja, manchmal denk ich nein.
Soll und KANN man jemandem noch helfen, wenn er einen über Jahre hinweg immer verletzt hat?

Was meint Ihr?

Liebe Grüssli von
der "krassen" Brigitte

Wieder gute Frage an einem so schönen Donnerstag, gell?

27.06.2002, 10:16
Hallo Brigitte!

Das mit Deiner Schwester hat mich sehr nachdenklich gemacht.
Weißt Du, was mir dazu als Einziges einfällt? Etwas, was mir selber vor einiger Zeit mit einer guten Freundin passiert ist, die schwer krank ist. Ich war sehr lange schon sauer auf sie wg. verschiedener Kommentare und Verhaltensweisen, die sie an den Tag gelegt hatte, aber ich hatte mich nie getraut, es ihr zu sagen, WEGEN ihrer Krankheit. Unser Verhältnis ist darüber derart abgekühlt und oberflächlich geworden, dass ich mir irgendwann gesagt habe: Was kannst Du jetzt eigentlich noch verlieren, wenn Du doch eine Aussprache mit ihr suchst? Die Freundschaft? Gut, die ist sowieso so gut wie vorbei. Leider war es so - 2 Jahre habe ich diese Gedanken mit mir herumgetragen und habe immer gedacht, wenn ich sie anspreche, regt sie sich nur wieder auf, bekommt meinetwegen womöglich wieder einen Schub (sie hat MS)...

Doch irgendwann habe ich mir eben gesagt, dass es SO eigentlich auch keine Freundschaft mehr ist, von der auch SIE nichts hat (soviel zum Thema wie ein rohes Ei behandeln). Ich fand mein Verhalten irgendwie auch nicht fair, so gab ich mir dann diesen Stoß.
Außerdem sagte ich mir, dass - bei aller Rücksicht auf ihre Krankheit - sie trotzdem nicht nur in Watte gepackt werden könne und sie quasi das Recht auf ALLES hat (mir weh zu tun etc.)
Neulich war dann die große Aussprache. Ich versuchte es mit so viel Watte wie möglich und gaaanz vorsichtig. Sie hatte nämlich meinem Mann erzählt, dass sie das Gefühl habe, dass ich überhaupt nicht mehr ihre Freundin sein wolle. Das habe ich angesprochen, tief Luft geholt und gesagt, dass ich mich das umgekehrt auch schon gefragt hätte. Es kam ein: "Wie bitte?!" und dann legte ich - ganz vorsichtig - los, dass sie bitte nicht sauer sein solle, dass ich einfach nicht den Mut gehabt hätte, auch wegen ihrer Krankheit (ich habe es einfach ausgesprochen), sie zur Rede zu stellen etc., dass es eigentlich Dinge sind, die schon Jahre zurück liegen, aber es müsse einfach geklärt werden, damit wir weiterhin Freundinnen bleiben können, dass unsere "Freundschaft" in der letzten Zeit doch eigentlich gar keine mehr war, wobei sie heftigst zustimmte. Als sie die Gründe erfuhr, fing sie herzhaft an zu lachen. Mag sein, dass SIE mich in dem Moment sogar bemitleidet hat, aber ist ja auch egal (es ist zwar ein blödes Gefühl, wenn man sauer ist, als die Bemitleidete hingestellt zu werden, aber es war der einzige Weg). Es war raus, und es ist jetzt auch o.k.!!
Ich war sehr froh, dass ich nun doch keine Freundin verloren hatte. Und endlich, endlich muss ich nicht mehr "lügen" - so tun, als ob nichts wäre, mich um Telefonate drücken, weil ich eigentlich nicht das sagen konnte, was ich wollte, es mir aber schwer fiel, über Alltägliches zu plaudern.

Liebe Brigitte, möglicherweise ist es in Deinem Fall anders, aber ich dachte, ich schreibe Dir meine kleine Geschichte trotzdem mal auf, einfach als Hinweis darauf, das Dinge manchmal anders sind, als man sie erwartet hätte.

In jedem Fall glaube ich, dass dieses Geplänkel nichts bringt (schön Wetter reden und versuchen, sich möglichst aus dem Weg zu gehen)!!
Darum frage ich Dich: Was hast DU zu verlieren, wenn Du eine Aussprache suchst (vielleicht hat Deine Schwester keinen Mut, vielleicht ist es auch was anderes, aber das wirst Du dann ja ERFAHREN!)?????
Glaubst Du, dass dann jedes Verhältnis mit Deiner Schwester kaputt wäre (welches noch?), dass Du dann nicht mal mehr ihren kleinen Finger in der Not hättest? Das glaube ich nicht, sie ist Deine Schwester.

Ich lese so ein bisschen zwischen Deinen Zeilen, dass Du immer die Große, Hübsche, Intelligente warst und sie sich neben Dir wie das häßliche kleine Entlein fühlte. Vielleicht kommt daher ihr Verhalten. Vielleicht solltest Du ihr sagen, dass Du sie auch BRAUCHST, dass sie Dir auch sehr viel geben kann, dass Du Dich auch manchmal schwach fühlst und Dir Deine Schwester wünschst?
Ich weiß, dass ist alles so schwer zu sagen, man denkt dann, man bietet Angriffsfläche, verletzt zu werden... Aber bei soviel Geplänkel hilft manchmal nur noch Ehrlichkeit, auch wenn's schwer fällt. Du hast absolut nichts zu verlieren, meine ich.
Und wenn es dann in eine blöde Richtung läuft, hast DU es zumindest versucht. DAS ist Stärke.

Hast Du schon mal daran gedacht, ihr einen Brief zu schreiben? Vielleicht kann sie Dir dann auch SCHREIBEN, denn Euer Verhälntnis scheint ja (leider - noch nicht?) so zu sein, dass Ihr über alles gut REDEN könnt.
Man kann auch etwas zum Positiven verändern! Es scheinen doch immer irgendwelche Dinge zwischen Euch zu stehen... und DAS belastet Dich ja auch! Zwar vielleicht immer nur in kleinen Dosen, aber was ist besser?
Und wenn es wirklich richtig knallt (was AUCH nicht immer schlimm sein muss), dann hast Du ja noch uns! :-)

Danke für den Buchtipp, Petra. Ich habe mir es soeben bei Booxtra bestellt! Und wenn es nur mich tröstet... (mein Vater weigert sich ZU LESEN. Er hat früher viel gelesen und will scheinbar seine ganzen Gewohnheiten umstellen. Das müssen wir respektieren, aber es ist schwierig, weil er so nämlich nicht an eine einzige möglicherweise hilfreiche Lektüre rankommt!).

Liebe Grüße von
(Schiefhals) Tina

27.06.2002, 10:37
Liebe Krasse,
wenn ich gewusst hätte, dass ich dich so traurig mache, mit meinem Vergleich...
Lass dich erst mal drücken ...
Deine Schwester ist ganz schön blöd, merkt sie denn gar nicht, was du für ein lieber und wertvoller Mensch bist. Voller Humor...
Wenn ich dir irgendwie helfen kann, den "Himalaya" zu verschieben, lasse es mich wissen!
Bei meiner Schwester und mir war auch nicht immer alles eitler Sonnenschein! Wir haben uns oft und intensiv gestritten, gehasst ...
Dies fing schon an, als ich noch gar nicht auf der Welt war, da war sie schon eifersüchtig und wollte so gar nichts von dem Baby wissen, was da in Mamas Bauch heranwuchs
(Weiss ich logischerweise nur aus Erzählungen) und als wir dann heranwuchsen, wurden auch viele Fehler gemacht. Streit vorprogrammiert. Mir wurde immer die tolle, intelligente Schwester als leuchtendes Beispiel genannt. Ihr Charme, Esprit..
Es war als Jugendliche schon nicht einfach aus ihrem Schatten herauszutreten - dies habe ich erst gelernt, als ich erwachsener wurde, mein Studium abschliess und heiratete.
Natürlich wurde auch dann noch versucht, mir meine Schwester - die beruflich eine Bilderbuchkarriere hingelegt hat - vorzuhalten. Aber es hat mir nichts mehr ausgemacht. Über das Stadium war ich herausgewachsen. Ich bin ich - mit allen Ecken und Kanten und gleiches gilt auch für meine Schwester. Wir akzeptieren uns jetzt so, wie wir sind und meine Eltern haben es auch geschnallt.
Erst seit ungefähr 10 Jahren ist es besser geworden - von Jahr zu Jahr verstanden wir uns besser...
Liebe Krasse - verschwende deine Kraft nicht für deine Schwester - du brauchst sie selbst am allermeisten...
Wenn sie nicht will, so lasse sie.
Es wäre wirklich an ihr, den ersten Schritt zu tun.
Aber ich glaube, wenn sie dich braucht, wirst du da sein...
so schätze ich dich zumindestens ein.
Soll und kann man jemandem helfen, der einen über Jahre hinweg immer verletzt hat - dies ist eine sehr schwere Frage. Ich glaube, dass es auf den Einzelfall und auf die Problematik ankommt...
Wie gern würde ich mich mit ihr mal unterhalten, ihr die Augen öffnen...
Hast du noch weitere Geschwister? Könnte da ggf. einer vermitteln?
***
Leider ist die kleine, dicke Robbe wieder in ihr Eisloch zurückgeblumst - es wird wohl noch eine Weile dauern, bis sie da wieder mühselig rauskrabbelt.
Ich habe gestern abend erfahren, dass es meiner Schwester wieder so schlecht geht, dass sie nun endlich den Port gelegt bekommen hat und seit heute künstlich ernährt wird.
Es war als wenn mir jemand den Boden unter den Füssen wegzieht. Sch.... Ich könnte laut brüllen.
Wo ist mein Boxsack, mein Hometrainer, Wischlappen... (wie war das mit dem Humor - irgendwie suche ich den Momentan - er scheint etwas abhanden gekommen zu sein)
So - da ich gleich wieder anfange zu heulen
bis bald und alles Gute und Liebe für euch alle
Lisa

27.06.2002, 10:38
Hallo Brigitte

da kann ich nur sagen, die Wette gewinnst Du ganz bestimmt, was Deine Schwester angeht. Kann da nur aus eigener Erfahrung sprechen.
Habe jetzt ne Menge dazu geschrieben, wie das Verhältnis zu meinen Geschwistern ist - habs aber wieder gelöscht. Würde viel zu weit führen.
Kriege ich auch gar nicht in Worte gefasst.

Es gibt Momente, wenn ich hier die Mails von Geschwistern / Angehörige lese - da denke ich mir - ach so ein kleines bißchen Neid kommt da schon auf. Wie gerne hätte ich jemanden, die mir in dieser Situation mal beiseite steht. Seit ewigen Zeiten muß ich alles, was bisher geschehen ist, alleine bewältigen, nie ist einer da.
Aber was man nicht kennt, kann man ja eigentlich auch nicht vermissen, oder?

ich weiß noch, das ich als kind 2 mal ins Krankenhaus musste, auch operiert werden musste. Ich wurde hingebracht - und abgeholt - dazwischen gabs nichts, 3 + 5 Wochen lang. Keinen Besuch - denn ich war ja die Älteste und vernünftigste, also brauchte ich das auch nicht. Kam eines der anderen Geschwister mal ins Krankenhaus, gabs ja mich, die auf die kleinen aufpassen konnte ( egal wie alt ich war). Allerdings hatte ich dann das Personal auf meiner Seite - die mich immer lobten, wie vernünftig ich doch schon bin und wie groß ud wie toll ich das doch meister.
Ich muss aber gerechterweise dazu sagen, wie soll eine Mutter von 7 Kindern das auch anders hinbekommen, zumal der Mann eben beruflich immer wirgendwo in einem anderen Hafen war ( also zur See gefahren ist).. aber weh getan hat es wohl doch. Narben sind da - aber auch den Willen und das Wissen, es auch alleine schaffen zu können.

elisabeth

27.06.2002, 12:59
Hallo,
... jetzt habe ich noch ein wenig Zeit, aber nachher muss ich gleich wieder weg.
Ich finde das schön, wie Ihr hier so mit mir mitfühlt, danke danke! Das tut gut, echt!

Klar, Du hast recht, liebe Tina, die RICHTIGE Aussprache zwischen mir und meiner Schwester ist schon lange fällig. Aber ich habe gerade SEIT meiner Krebsdiagnose schon so oft versucht, mit ihr zu reden und damit anzufangen, ... wobei ich aber hinterher jedesmal eines auf's Dach kriegte!

Unser Konkurrenzdenken hat eigentlich nichts mit "Gross und Hübsch" zu tun, nein, es liegt wohl eher am Intellekt. Und am Alter. Sie ist drei Jahre älter, also die GROSSE Schwester! Und eine GROSSE Schwester hat nun mal der KLEINEN Schwester zu SAGEN, was sie zu tun hat! - Aber mein Intellekt geht dem ihren wohl ein bisschen voraus. DAS ... ist ein bisschen blöde für sie.

Ich habe mein Leben lang immer viele Dinge getan, ausprobiert, getestet, mich gebildet so gut es ging, wollte über alles mehr wissen und wissen ... während meine Schwester wohl nur dabei zugesehen hat und selber irgendwo stehen geblieben ist. Ich habe sie niemals kritisiert oder sie beleidigt, habe sie akzeptiert wie sie ist und was sie tut, und wäre aber niemals auf die Idee gekommen, mit IHREM (blinden) Leben tauschen zu wollen, denn das meinige gefiel mir ja sehr gut, hm?
Doch ich konnte immer damit rechnen, dass alles, was ich tat oder beabsichtigte, IHRER Kritik zum Opfer fiel:

Als ich damals zum Beispiel die Matura nachholen wollte und ihr mit meiner ganzen Begeisterung davon erzählte, sagte sie:
"Spinnst Du? Du bist doch nicht Einstein!"

Als ich mir eine Bibliothek bei mir zu Hause einrichten wollte, damit alle meine Bücher darin Platz hatten und es auch GUT aussah, ... meinte meine Schwester:
"Da kannst Du aber keine Micky-Maus-Bücher rein stellen!"

Als es mir mal finanziell schlecht ging und mir meine Schwester ein paar ihrer alten Kleider schenkte, nahm sie voller Stolz ein Kleidungsstück nach dem anderen aus dem Sack, um mir zu zeigen, wie gutherzig sie war. Aber dann kam da dieser knatsch-rosaroter Pulli zum Vorschein! Meine Schwester schnüffelte daran, und sagte: "Hmmm, der STINKT ja gar nicht mehr! DANN BEHALTE ICH IHN DOCH LIEBER!"

Als es mal darum ging, dass sie mit ihrem Mann ein Haus bauen wollte, sass sie mit ihm zusammen in meiner Mietwohnung und lästerte darüber, wie UNSOZIAL so eine Mietwohnung ja sei! Und ich solle jetzt mitkommen, den Hausbau mit ihnen anzuschauen. - Als ich mich weigerte, weil ich keine Lust dazu hatte, und sagte, ich käme dann mal gerne vorbei, wenn das Haus fertig ist, ... da meinte meine Schwester abschätzend: "Was ist nur mit Dir los? Komm doch jetzt mit! Schliesslich ERBST Du das Haus ja irgend wann mal!"

Als es mal darum ging, dass sie mit ihrem Mann zusammen einen neuen Sportwagen gekauft hatten, rief sie mich freudig an und wollte, dass ich bei der Probefahrt dabei wäre. Ich verneinte, weil ich gerade etwas zu tun hatte, und da meinte meine Schwester: "Also DU als meine Schwester solltest schon ein bisschen mehr Interesse daran haben, was ICH mache!"

Als ich mal zu Weihnachten eingeladen worden war, fragte ich meine Schwester am Telefon, ob ihr Mann mich nicht mit dem Auto abholen könne, denn mit der Strassenbahn wäre ich über eineinhalb Stunden unterwegs. (Ihr Mann hatte seine Mutter am Vortag soeben mit dem Auto von HOLLAND in die Schweiz abgeholt!) Aber bei meiner Frage sagte meine Schwester:
"Spinnst Du? Weisst Du, was das KOSTET?"
Damals hatte sie mit ihren Worten bei mir echt ins Rote getroffen, also kam ich zu Ihrer Einladung GAR NICHT MEHR! - Das einzige, was ihr dann noch einfiel, mir zu sagen, war:
"Aber ... jetzt habe ich doch schon Geschenke für Dich gekauft!"
Damals habe ich ZWEI JAHRE lang einen Riesenbogen um sie gemacht und kein Wort mehr mit ihr geredet! - Es hat sich jedoch bis heute noch nichts geändert!

Und als ich ihr kürzlich über meine Ängste und Gefühle wegen dem Krebs erzählte, sagte meine liebe Schwester:
"Du tust ja gerade so, als ob Du bald sterben würdest!"

Als sie noch in der ersten Angst-Phase wegen meinem Krebs war, sagte sie:
"Also wenn ICH Krebs hätte, ... ich würde mein ganzes Leben ändern wollen! Ich würde zur nächsten Bank gehen und mir einen RIESEN-KREDIT holen, damit ich mein restliches Leben nur noch geniessen kann!"
Während sie dies sagte, blickte sie an mir vorbei. Und sie fragte mich kein einziges mal, was denn ICH jetzt mit meinem Krebs so tun will!

Nach meiner Diagnose rannte sie sofort zum Arzt und liess sich ihre ERSTE Mammografie ihres Lebens machen. Hinterher sagte sie mir überglücklich:
"Ich hab' nichts! Mein Ergebnis ist gut!"

Als wieder mal ein Gespräch über Krebs statt fand (letztes Jahr), fühlte sich meine Schwester darin bestärkt mir zu sagen, wie DUMM ich mich jetzt anstelle, ... das ging bei ihr jetzt aber nur, weil gerade noch ein MANN dabei war!
Hinterher sagte sie mir: "Da bin ich froh, haben wir mal darüber geredet. Im Beisein von XY! Weil ... mit Dir alleine KANN ich einfach nicht reden! - HABE ich jetzt noch eine Schwester?"

Und wie ich auch schon hier geschrieben habe, ... als ich letzthin zugab, dass Krebs auch eine ziemliche psychische Belastung ist, meinte meine Schwester: "Da bin ich aber froh, dass Du endlich zugibst, psychisch krank zu sein!"

Was für eine liebe Schwester, hm?
Naja, das waren hier jetzt nur ein paar Beispiele, die mir mit meiner Schwester immer wieder passieren. Hab sie Euch hier nur aufgeschrieben, damit Ihr Euch ein bisschen ein Bild davon machen könnt. Klar, es braucht immer ZWEI für einen Streit, ... aber was soll man DA überhaupt noch sagen?
Jemand hatte mir mal gesagt, meine Schwester FORDERE mich bewusst so heraus, damit ich sauer werde und sie mir meine "Energie" wegnehmen kann! - Aber was soll DAS für einen Sinn haben?

Ach ja, ich lass jetzt mal das Thema. Muss sowieso gehen.
Und hey, Lisa, ... macht nichts, weil Du mich jetzt mit Deinen Worten traurig gemacht hast. Ich werde sowieso immer wieder mit dem Thema "meine Schwester" konfrontiert, ich kann da ja auch nicht weglaufen. Und Du konntest das ja nicht wissen. Aber ich freue mich über DICH, und das ist ja schon eine ganze Menge, gell?
Zudem: Alles, was mit Tieren zu tun hat, also auch mit kleinen Robben, ... da SCHMILZT mein Herz sowieso immer viel zu schnell ...!

Bis dann, Ihr Lieben! Ich muss los!
Grüssli von der
"krassen" Brigitte

27.06.2002, 13:38
Liebe Brigitte -
nicht du bist krass - dein Schwester ist es. Mir fehlen einfach die Worte. Was für ein blöde Schnepfe.
Da packt mich doch der Zorn ...
da ist dann nichts mehr mit dem Kamel Geduld - wer wird denn gleich in die Luft gehen - blöde Frage: Ich bin es schon.
Die Frage ist doch, wer da psyschisch krank ist.
Leider nutzt es dir wenig, wenn ich mich jetzt aufrege...
aber fühle dich gedrückt.
Wie gern würde ich jetzt sagen, vergiss sie, vergiss sie einfach...
aber ich weiss, dass lässt sich leicht sagen, aber nur sehr schwer realisieren.
Ich finde es doch toll, dass du dich für alles interessierst - das macht doch gerade das Leben aus.
Super - Gratulation - die Idee mit der Matura (ist doch bei uns Abitur-oder?) ist doch super - hast du es realisieren können?
Was führt deine Schwester für ein bedauernswertes Leben - farblos und stumpf.
Wie öde...
Eigentlich ist sie doch zu bedauern (hört sich blöd an - aber ich meine es tatsächlich so) - was hat sie vom Leben. Läuft Dingen hinterher, die viel mit Status zu tun haben und viel mit dem schnöden Mamon...
Dabei ist Leben doch eigentlich was ganz anderes...
Was bedeutet schon ein Sportwagen, ein superschickes Kleidungsstück, ein Haus (von wegen eine Mietwohnung ist asozial...) - nee - bei der geht doch das ganze Leben vorbei.
Die vielfältigen Facetten des Lebens spürt sie doch überhaupt nicht, die Hochs und Tiefs...
Nee - ich verstehe so was nicht. Ist mir zu hoch.
Es gibt im Leben doch ganz andere Werte.
Ich glaube, dass ich - wenn ich du wäre - versuchen würde, sie zu ignorieren. Sie zu vergessen.
Du brauchst du doch deine Kraft für ganz andere Dinge. Bilde dich, gehe in Museen, lies Bücher und tu was dir Spass macht und vor allem das, was du für richtig hältst.
Du bist du - lass dich da ja nicht von irgendwem kleiner machen. Du bist - auch wenn ich dich nur vom Forum her kenne - ein wirklich wertvoller Mensch.
So einen hätte man doch gern zur Freundin!!!
Sonnige Grüsse
aus der dunklen Eishöhle, die momentan rotglühend ist - weil die kleine, dicke Robbe sich über soviel Blödheit ziemlich ärgert und wütend ist, über soviel "Schwesternliebe" - die kleine Robbe währe beinahe an Land gekommen, weil sie vor Wut einen Sprung getan hat

27.06.2002, 13:47
Hallo Brigitte,
tja ist schon komisch, ich denke Deine Schwester lebt wirklich auf einer anderen Wolke und in dem Fall (ich wünsche bestimmt nichts schlimmes), aber einen Stoss von dieser tät ihr gut, denn sie fühlt sich ihres Thrones sicher, aber ich denke es spricht aus ihren Taten trotz allem eine Menge Neid, denn Du hattest anscheindend immer eine Freiheit Dich zu verwirklichen, die sie wohl nicht hatte.
So ist das auch mit der Familie, einen Freund sucht man sich aus, Familie hat man und manchmal hat man das Gefühl, man muss das Sandsackprinzip anwenden um sie in die Wirklichkeit zurückzuholen.
Und ich muss Dir sagen, das Du mit Deinem Intellekt so weit voraus bist, dass ich mich beim Lesen Deiner Berichte mich schon oft gefragt habe, ob Du nicht selbst einen therapeutischen Beruf ausübst.
Hallo Lisa,
Du hast ein warmes Herz und da Wärme das Eis zum schmelzen bringt gib diese Wärme weiter ab und irgendwann wird Dir wieder das ganze Meer gehören und nicht nur eine einzige Eisscholle.
Bis dann
Michaela

27.06.2002, 14:47
Liebe Lisa,

ich fühle mit Dir. Das mit dem Port tut mir echt leid. Bleibt zu hoffen, dass ihr diese künstliche Ernährung irgendwie wenigstens Kraft gibt!
Wie ist denn das jetzt - ist sie im KKH?
Ach mann, lass' uns mal zusammen auf den Boxsack haun!

Hallo Elisabeth,
tja, Du hast verdeutlicht, dass in Eurer Situation viel Sentimentalität gar nicht MÖGLICH ist/war!! Das unterscheidet sich sicherlich von den Meisten. Warum hast Du das über Deine Geschwister wieder gelöscht? Es hätte mich schon interessiert. Vielleicht magst Du ja irgendwann noch mal darüber schreiben.

Hallo Brigitte!
Da wollte ich diese gerade abschicken, da trudelt Dein Beitrag herein... Tja, das mit dem Los-Müssen, wenn man etwas vorhat und diesem Forum hier ist wirklich so eine Sache! ;-) Wenn man erstmal anfängt, zu schreiben...
Schön, dass Du nochmal näher beschrieben hast, wie es bei Euch gelaufen ist. Es ist ja immer schwierig, etwas zu sagen, wenn man die Einzelheiten nicht kennt. Aber genau das hatte ich vermutet: Dass eine generelle KLÄRUNG bei Euch nötig ist. Vielleicht würde es Dir auch helfen (egal, wie es ausgeht), Ihr einfach mal alles sagen zu können?!
Vielleicht ist es ihr wirklich teilweise nicht bewusst... Ist natürlich nicht unbedingt einfacher, wenn man da intellektuell so aneckt (nette Umschreibung? ;-)). Aber - soviel Grips sollte eigentlich jeder haben, dass er (eigentlich!) einfache Zusammenhänge begreift. Ich meine, man kann sich manchmal auch mit "einfacher gestrickten" Leuten gut über die Dinge des Lebens unterhalten. Gerade solche Leute haben manchmal mehr - ich bezeichne es mal als Lebensintelligenz! Ich denke, es ist bei Eingen einfach totale Verbohrtheit, ein Sich-Versperren, Nicht-Verstehen-Wollen!
Deine Schwester scheint sehr viel Wert auf materielle Dinge zu legen - hoffentlich wird sie nicht mal ganz tief fallen!!!
Ich bemühe mich zwar immer, möglichst neutral an Dinge heranzugehen, aber ich konnte ein Grummeln und Kopfschütteln beim Lesen Deines Postings nicht unterdrücken! Deine Schwester hat noch gaaaanz viel zu lernen!
Trotzdem wäre es schön, wenn Ihr es irgendwie schaffen würdet.
Bei so viel Unterschiedlichkeit ist das nicht einfach, da muss man sicher sehr viele Kompromisse machen und sehr viel Toleranz üben (das wäre mit Sicherheit ein Knack-Punkt bei einem eventuellen Gespräch - dass BEIDE den anderen so akzeptieren wie er ist!).

Es ist immer so eine Sache, wenn man den Kontakt abbricht... Ich kann es voll und ganz verstehen, und Deine Schwester hätte eigentlich etwas merken müssen (das hat sie bestimmt auch ganz tief drinnen!)!! Aber so ist eine Aussprache auch wieder nicht zu Stande gekommen. Weil SIE es nicht schafft, da den nächsten (logischen) Schritt zu machen. Sie ist nicht wie Du (leider)! Wie habt Ihr denn eigentlich den Kontakt nach den zwei Jahren wieder bekommen?

Ich weiß auch nicht, ob DU es hinkriegen kannst, irgendwo müssen es beide Seiten wollen. Sch..., ich mach' gerade ganz genau das Gleiche mit meiner Mutter durch! Darum kann ich Dich auch gut verstehen.
Vielleicht ist Deine (ältere) Schwester auch ein bisschen wie meine Mutter. Sie erwartet immer MEHR Respekt und Achtung von mir. Was ich mache, taugt sowieso nichts. Sie darf mich immer beleidigen, ich darf aber nicht mal anderer Meinung sein!
Und auch ich drücke mich vor einer Aussprache... Nicht, dass ich es in den letzten Jahren nicht immer wieder versucht hätte, aber sie kann oder will mich nicht verstehen. Oder ich habe einfach nicht den Draht, die richtige Methode gefunden. Jetzt in der schlimmen Situation (mit meinem Vater) habe wieder ich den Anfang gemacht und sie angerufen (wir haben uns seit drei Jahre nicht gesehen). Sie schien total erfreut... wir haben es aber nur geschafft, über meinen Vater zu reden (aber immerhin!).

Ich habe sogar schon mal an eine Psychotherapie gedacht, weil ich meine Mutter so vermisse und nicht damit klar komme. Eine Freundin von mir meinte aber, nicht ICH bräuchte die Psychotherapie... Na, kommt Dir das irgendwie bekannt vor? Nein, liebe Brigitte (komisch, meine Mutter heißt auch Brigitte! ;-) Das war mir aber von Anfang an sympathisch, denn ich mag meine Mutter trotz allem sehr) ich glaube, wir sind beide stark genug. Wir wissen nur nicht, wie wir mit ihnen umgehen sollen. Es ist so schwer, wenn jemand scheinbar ganz anders denkt, alles, was man sagt, falsch versteht... oder es überhaupt gar nicht erst ankommt. Gibt es da kein Lexikon??
Jedenfalls - ich verstehe Dich! Vielleicht schaffen wir es ja doch noch... Ich wollte erst auch ein paar Klopper erzählen, die meine Mutter so gebracht hat (sie hat für sich natürlich immer Entschuldigungen bzw. versteht GAR NICHT, was denn das Problem war, ist aber umgekehrt sensibel und schnell beleidigt), aber ich belasse es für heute mal dabei...
So etwas ist schwierig, wem es hilft und wer es schafft, der sollte vielleicht auch eine Art Schlussstrich ziehen (dazu haben mir schon Viele geraten, aber ich kann es eben nicht).

---"Jemand hatte mir mal gesagt, meine Schwester FORDERE mich bewusst so heraus, damit ich sauer werde und sie mir meine "Energie" wegnehmen kann! - Aber was soll DAS für einen Sinn haben?":

Nein, das glaube ich eigentlich nicht. Vielleicht fordert sie Dich heraus, vielleicht aber auch UNbewusst, weil nämlich eigentlich eine Klärung zwischen Euch nötig wäre. Ich denke, dass sie Dich im Grunde ihres Herzens liebt. Vielleicht hat SIE ein Problem (ganz sicher sogar; das darf man ihr natürlich nicht SO sagen).
Du musst höchstens darüber nachdenken, WAS Dir Energie rauben könnte. Wenn es ist, mit ihr ein klärendes Gespräch zu führen mit ungewissem Ausgang und evtl. Streit, tu es nicht, wenn es die kleinen (und großen) Dinge sind, die Dir immer wieder hochkommen und die Dich beschäftigen, dann versuche es.
Und wenn es für Dich besser ist, das Thema beiseite zu schieben und Dir zu sagen, dass Deine Schwester mit IHREN Problemen alleine klar kommen muss, dann ist auch das eine "Lösung"!

Du schreibst, es braucht immer zwei für einen Streit, aber was man dazu überhaupt noch sagen soll... Das stimmt! Aber gar nichts sagen? WENN es so einfach wäre, einem nahestehenden Familienmitglied einfach den Laufpass zu geben... Ich habe immer gedacht, wenn SO eine Freundin mit mir umspringen würde, wäre sie die längste Zeit meine Freundin gewesen... Klar, da kann man einfach sagen: "Und tschüß!".
Ich weiß nicht, was für DICH da einfacher ist. Mir erscheint ein schlechter Kontakt, sogar Streit, immer noch besser als gar keiner. Und Du musst natürlich wissen, was Dir am besten tut. Denn um DICH geht es!

Sei ganz lieb gegrüßt!
Tina

27.06.2002, 19:33
Hi Brigitte,

da klang eine ganze Menge Wut, Enttäuschung und zurückgewiesene Zuneigung aus Deinen Worten. Und Du investierst noch eine Menge Energie in diese Beziehung: Du schmiedest Rachepläne ("Wenn die kommt, dann aber..."). Hm, das ist klingt beim ersten Mal lesen vielleicht krass: was hast Du denn erwartet, wenn Du Dich an die Geschichte Eurer Beziehung erinnerst? Offensichtlich hast Du eine andere Reaktion gewünscht/erwartet. Ich weiß nicht, was zwischen Euch passiert ist. Und ich stelle mich in diesem Fall auf keine Seite - weder auf Deine, noch die Deiner Schwester. Nur habt ihr Jahrzehnte damit zugebracht, Eure Berge aufzuschichten - offensichtlich so hohe, das Deine Schwester da nicht rüber will. Allerdings kann man ein Familienmitglied nicht einfach "da drüben vergessen". Sonst hättest Du keine Rachegedanken. Wenn Du Energie in diese Beziehung investieren willst - und vielleicht was positives davon haben möchtest - braucht das verdammt viel Zeit und Geduld. Oft ist dummerweise eine schwere Krankheit so ein Grund - bei Euch nicht. Vielleicht findet ihr auf Euren Bergen ein Plateau, auf dem ihr euch kennenlernt - wie Fremde. Und vielleicht stellt die mutigere von Euch beiden (vermutlich Du) auch mal die Frage, warum die andere sie nicht mag. Tut weh. Aber vielleicht ist das ein Weg.

Ich will Dir keine weisen Ratschläge geben, aber ich kenne diese Situation und habe zwischen meiner Ma und ihrer Tante vermittelt - die Zeit, die sie mit eisernem Schweigen verdaddelt haben, war ätzend. Und ich wette, Du würdest Deine Schwester nicht wegschicken... hmmmm?
Ich mag´ Dich - selbst schuld, Du hast ein sympathisches Auftreten.

Lisa, keiner hier kann Dir sagen "Alles wird gut" - und der Sternenhimmel erscheint bestimmt gerade voller kalter Punkte... lass´ Dich fallen, aber vegiß die Eisschollen nicht...
*ganz liebt gedrückt*

Jana

27.06.2002, 21:46
Brigitte, irgendwie läßt Du mir keine Ruhe:
wenn Deine Schwester Dir intellektuell das Wasser reichen kann, weiß sie trotzdem, wie sie Dir wehtun und schaden kann und das ist - leider - Dir Deine Energie wegnehmen... und der Sinn?

Liebe Deinen Nächsten, wie DICH SELBST.
Es hört sich - je öfter ich diese Geschichte lese - so an, als wollte sie sich beweisen, das Du doch die schwächere bist, egal,was Du machst - sie ist die ältere Schwester. Und sie ist so verdammt klein und hat Dir gegenüber Komplexe. Und der einzige weg für sie ist es, DICH klein zu machen. Sie kann nicht akzeptieren, das Du so bist, wie Du bist - und sie ist anders, vermutlich erinnerst Du sie an ihre eigenen Defizite. Irgendwie scheint sie nicht glauben zu können, das Du sie so magst, wie sie ist (nehm ich mal an, oder??). Und noch´n Schritt weiter: sie mag sich nicht.

Jana

27.06.2002, 23:14
Uff! Hallöchen zusammen,
hätte nicht gedacht, dass Euch meine Schwester auch so beschäftigen kann. Und scheinbar ist so ein Mensch wie meine Schwester manchem von Euch auch nicht so ganz "unbekannt" ...?
Ihr habt alle recht, muss ich sagen. Irgendwo und irgendwie. Erstaunlich, ich hätte auch nicht gedacht, dass ich Euch meine Schwester mit den paar wenigen Beispielen hier so nahe "rüber bringen" konnte. Ups!
Es stimmt, meine Schwester ist eine Schnepfe, sie ist völlig materiell eingestellt, normalerweise würde ich so jemandem aus dem Wege gehen (könnte keine Freundschaft aufbauen), ich sollte generell ein klärendes Gespräch führen, meine Schwester muss noch eine ganze Menge lernen, sie liebt mich auch ganz bestimmt, ... und der einzige Weg, ihr Selbstvertrauen beizubehalten ist der, indem sie MICH klein macht, ... weil sie SICH selber gar nicht richtig mag.
Eine ganze Menge, hm-hm.
Aber ich denke nicht an Rache. (Wie kommst Du darauf, Jana?) Das einzige, was ich mir von meiner Schwester wünsche, ist Verständnis, dass sie akzeptieren kann wie ich bin und was ich tue, ... und dass diese dummen Sprüche von ihr endlich mal aufhören. Das wäre schon sehr, sehr viel!
Ich habe mich nur gefragt, ob ich, falls es meiner Schwester mal richtig schlecht geht, überhaupt noch FÄHIG bin, ihr - nach all diesen Verletzungen - HELFEN zu können.
Manchmal denk ich ja, ich WÜRDE ihr helfen, (was denn sonst, verflixt nochmal?), ... und manchmal denk ich nach all dieser Wut: Die KANN mich mal! So wie man in den Wald ruft, so kommt es nämlich wieder zurück!
Das hat nichts mit Rache zu tun. Wenn Dir jemand IMMER weh getan hat, dann wirst auch DU Mühe damit haben, IHM dann zu helfen.
Denk ich mal. Das ist eben die Frage. Wie weit ein Mensch fähig sein kann, wenn es drauf ankommt. Aber da ich ziemlich stark bin, ... würde es mich nicht wundern, WENN ich ihr dann helfen würde, hm? Tja!

Ach ja, Tina, den neuen Kontakt NACH diesen zwei Jahren ... war eigentlich nicht einfach plötzlich da. Weisst Du, wir treffen uns immer einmal im Monat mit unserem Vater zum Mittagessen in einem Restaurant. (Damit der Familienkontakt erhalten bleibt, wo sonst ja jeder so seinen eigenen Weg geht.) Das ERSTE Jahr habe ich meine Schwester regelmässig an diesem Tisch IGNORIERT! (Ich KANN ziemlich krass sein, wenn ich will! Normalerweise tue ich das nie, aber hier fiel mir einfach nichts besseres mehr ein!) Ich habe kein Wort mit ihr geredet, sondern nur mit unserem Vater. - Diesem war das natürlich hinten und vorne nicht recht, der Arme sass gewissermassen zwischen zwei Stühlen, aber immerhin war er auf meiner Seite und sagte öfters mal: "REDE doch wieder mit ihr! Sie IST halt eben so!"
Naja, so im Laufe des zweiten Jahres redete ich dann halt wieder so ein bisschen mit ihr, ... und als dann zwei volle Jahre vorbei waren, brachte mir meine Schwester plötzlich ganz spontan einen Blumenstrauss mit! "Einfach so!" sagte sie, und unser Streit vor zwei Jahren wurde dabei gar nicht erwähnt. - Dafür betrachtete ich ihren Blumenstrauss wenigstens als kleine Entschuldigung, auch wenn sie dieses Wort nie über die Lippen gebracht hat.

Heute hat sie eben Angst davor, dass ich so was wieder mal tun könnte. ("HABE ich jetzt noch eine Schwester?) Irgendwas wird mein langes Schweigen wohl doch irgendwie bewirkt haben. Für einen Moment wenigstens.

Vielleicht erwarte ich selber ja auch zu viel von ihr. Etwas, das sie gar nicht fähig ist, zu tun. Wenn ich bedenke, dass sie keine einzige FREUNDIN hat, ... dann sollte mir das auch eine Bestätigung geben. Sie ist offenbar gar nicht fähig, eine richtige Freundschaft zu führen und zu leben. Weil ihr eben niemand so richtig in IHREN Kram passt.

Ich mach es jetzt mal so, habe ich mir überlegt: Da ich ihr ja kaum wirklich aus dem Wege gehen kann, und da ich nicht die Kraft für einen Streit oder eine Auseinandersetzung habe, da ich nicht wieder von Neuem verletzt werden möchte, da ich zu viel Verständnis von ihr erwarte, das sie mir eh gar nicht geben KANN, ...
... werde ich künftig bei jedem "dummen Spruch", den sie da raus lässt (was ja immer eine dämliche Kritik sein wird) regelmässig sagen:
"Das verletzt mich jetzt aber!"

Auf diesen einen Satz wird sie nicht viel erwidern können, hm? Ausser vielleicht: "Mann, bist DU vielleicht empfindlich!"
Worauf ich dann sage:
"Das verletzt mich schon wieder!"
Bis sie anfängt, sich Gedanken darüber zu machen. Und still ist. Oder - oh Wunder - sich vielleicht dafür entschuldigt?!

Gute Idee?

Ach ja, Michaela, ... ich habe nie einen therapheutischen Beruf ausgeübt. Du wirst lachen, ... ich war mal Wurstverkäuferin! Hehe! Und dann Bürogummi!
Den einzigen Vorteil, den ich immer in meinem Leben hatte, war:
Ich liebe die Menschen.
Ich bin immer bereit um zu lernen.
Ich möchte die Menschen immer so behandeln, wie ICH gerne behandelt werden möchte.
Ich bin wissensdurstig.
Ich lebe das Leben mit Höhen und Tiefs.
Ich liebe das Abenteuer.
Ich bin eine Kämpferin.
Ich bin arm.
Ich bin vielseitig interessiert. (Auch an Boxsäcken!)
Und ... ich bin Schriftstellerin. - OHNE den typischen "Röntgenblick" in die tiefsten Tiefen einer Menschenseele, ... wäre ich kaum fähig, über Menschen SCHREIBEN zu können. Dazu muss ich sie kennen. In- und Auswendig. Und immer wieder von Neuem von ihnen lernen. Denn der Mensch ist das wunderbarste Wunder dieser Welt. Gell?
- Vielleicht hast Du mich deshalb mit einer Therapeutin verwechselt ...?

Bis morgen, Ihr Lieben. Vielen Dank, dass Ihr Euch so mit meinem Schwester-Problem auseinander gesetzt habt. Sie ist schliesslich AUCH ein Wunder. - Im gewissen Sinne ...

Grüssli von der
"krassen" Brigitte

28.06.2002, 09:46
Hi Brigitte,

das merkt man, das Du die Menschen liebst :-)
und ein Mensch, der bereit ist, zu lernen, kann die Welt erobern :-)

Klingt vielleicht seltsam, aber, passt hier vielleicht auch nicht rein, aber:
Wie kann man eigentlich seinen Geburtstag vermeiden. Meiner steht quasi vor der Tür - und nach alledem, was so in den letzten 364 Tagen so passiert ist, würde ich mich eher still in eine Ecke verziehen und mir nur wünschen, das das neue Jahr nicht wieder so schlimm wird.

jana

28.06.2002, 10:15
Guten Morgen Ihr Lieben,
tja - dass mit Brigittes Schwester hat mich irgendwie heute nacht beschäftigt.
Liebe "Krasse" -
Es ist unheimlich schwer einen guten Rat zu geben.
Ich glaube, dass ich meine Antwort revidieren muss. Es wäre sicherlich ratsam, Kontakt herzustellen und versuchen - möglichst auf neutralem Boden - ein Gespräch zu führen.
Was m.E. empfehlenswert wäre, wenn erst einmal ein gemeinsamer Freund / Verwandte versuchen würde zu vermitteln. Anfragen würde, ob ein Gespräch überhaupt von deiner Schwester gewünscht wird.
Weil es ist mit Sicherheit nicht gut ist, wenn du zuviel Kraft und Energie in die Vorbereitung steckst und dann doch enttäuscht werden würdest.
Die Gesprächsbereitschaft muss auf beiden Seiten bestehen.
Es wäre toll, wenn ihr beiden bei Null anfangen könntet und aus der Vergangenheit lernen würdet.
Gerade deine Schwester muss da noch einiges aufarbeiten und lernen.
Du sagst, dein einziger Vorteil sei, dass du die Menschen liebst, abenteuerlustig bist, wissensdurstig, eine Kämpferin bist...
aber gerade dass macht doch das Leben aus.
So sehe ich es zumindest.
Das Leben von deiner Schwester hingegen scheint mit öd und langweilig - kann es sein, dass sie neidisch auf dich ist.
Gern mit dir tauschen würde und doch Gefangen in sich selbst ist?
Sie kann einem doch eigentlich leid tun - wahrscheinlich ist sie schrecklich einsam und fühlt sich in ihrem Igelkleid auch nicht wohl...
Aber es ist schwierig über den eigenen Schatten zu springen.
Es gelingt nur wenigen. Vielleicht bräuchte sie da Hilfe...
Könntest du ihr nicht ein bisschen Hilfestellung geben (hört sich verdammt blöd an - aber du bist du doch die Erfahrenere, die Klügere, die mit dem Herz aus Schokolade)
In dem Zusammenhang ein chinesisches Sprichwort:
Gib denen, die hungern, von deinem Reis; gib denen die leiden, von deinem Herzen.
Passt vielleicht ganz gut zur Situation.

Ich bin überzeugt, du würdest ihr helfen - ihr ein Teil deines Herzesns abgeben (deins ist doch sooo gross!!!)
Gerade weil du die Menschen (und somit auch deine Schwester!) liebst, würdest du sie nicht im Stich lassen.
Als ich gestern deine Zeilen las, war ich sehr sauer und musste leider meiner Unmut gleich zu Worte bringen.
So bin ich leider ...
Aber ich weiss halt auch, wie du unter der ganzen Misere leidest. Ich kann dich sehr gut verstehen und nachempfinden.
Ich fand es früher auch ganz schlimm. Auch wenn ich mit meiner Schwester jetzt ein gutes Verhältnis habe, kann ich mit doch noch - mit ungutem Gefühl - an die Zeiten von früher erinnern.
Auch sehe ich, wie meine Mutter leidet. Sie ist eigentlich ein richtiger Familienmensch. So trifft es sieh auch um so härter, dass sie sich mit ihrer jüngeren Schwester zerstritten hat. Es ist jetzt schon viele Jahre her - Ursache: schnöde Mamon... (wie so oft)
Als meine Oma starb, kam es zu Streit zwischen den Geschwistern. Jeder fühlte sich benachteiligt, jeder dachte, der andere hätte mehr Geld geerbt...
Einfach furchtbar.
Mein Onkel wohnt in der gleichen Strasse wie meine Tante - Haus zu Haus... seit 20 Jahren reden sie kein Wort miteinander und hassen sich bis aufs Blut, versuchen sich zu schaden, wo immer es möglich ist.
Eine Katastrophe...
Man sagt zwar: Ein Ende mit Schrecken ist besser als ein Schrecken ohne Ende... aber in diesem Fall, da fehlen einem die Worte.
Was können sich Menschen nur antun - man zweifelt manchmal an der Menschheit...

Liebe Jana - zu deiner Frage mit deinem Geburtstag. Wäre es möglich, dass du dir irgendwo (mit einem lieben Menschen)
hinfährst und dir wenigstens einige Stunden gut gehen lässt. Mal ausspannen, Abstand gewinnen...
Es wirkt oft Wunder!
Oder vielleicht ein Wellnesstag, an dem du dich selbst verwöhnst?
Mein Mann hat auch demnächst Geburtstag. Wir werden in diesem Jahr Abstand nehmen, von einer grossen Feier und zu zweit irgendwo hinfahren (Fahrt ins Blaue...)
Beide könnten wir mit einer grossen Feier nichts anfangen-

Liebe Elisabeth - schade, dass du nicht über deine Geschwister geschrieben hast. Wenn du magst, hole es doch noch nach - nee - wir sind nicht neugierig und erwarten eine Klatschkolumne...
Aber es könnte dir helfen!
Fühle dich auf keinen Fall gedrängt.

So - falls ich heute nicht mehr dazu komme, einen Post abzusetzen - seid alle ganz lieb gedrückt und gegrüsst
Lisa

p.S. Die kleine, dicke Robbe ist wieder an Land. Seit gestern abend - ich war mit einem guten Kumpel unterwegs - geht es mir wieder etwas besser.
Danke für eure lieben Worte - ich bin wirklich getröstet.
Kraft fürs Wochenende getankt...
Prima - die kann ich dann gleich abgeben!

28.06.2002, 13:59
Hallo Brigitte,
Du bist besser als jeder Therapeut, denn du machst es aus Freude und nicht um Deinen Lebensunterhalt damit zu verdienen (ich will jetzt die Profis nicht schmählern), aber Deine Vielseitigkeit macht dich allem gegenüber offen (ausser Deinem eigenen schwachen Punkt, allerdings muss ich sagen, dass würde Dich schon fast zu perfekt machen).
Hast Du wirklich schon mal überlegt Deine Gedanken und Geschichten in einem ganzen zu erzählen, ich glaube bei diesem Echo, wär es bestimmt eine Bereicherung.
Und ich glaube Deine Schwester braucht z. Z. schon Hilfe, denn sie scheint Zwischenmenschlich ein echts Problem zu haben, aber ob Du die Lösung Ihrer Probleme bist, wage ich zu bezweifeln...

Schönes Wochenende, mit vielen schönen krafttankenden Erlebnissen. Übrigens bei meinem Vater hat die Untersuchung gestern ergeben, dass die Metastasen sich nicht weitergebildet haben, die Strahlen haben angeschlagen, er muss jetzt noch Kortison nehmen, da sein Gehirn angeschwollen ist und auf den Gleichgewichtssinn drückt. Selbst das ist schon eine schöne Nachricht, denn die Diagnose lautete ca. noch ein halbes Jahr, das war im November, das hätten wir schon mal geschafft.
Michaela

29.06.2002, 07:25
Guten Morgen !
Guckt bitte nicht auf die Uhr, WANN ich diesen Eintrag hier geschrieben habe ..., aber ich habe auch heute noch eine Menge zu tun, daher soooo früh am Morgen!

Hallo Lisa, Du hast geschrieben, das Thema mit meiner Schwester habe Dich die letzte Nacht beschäftigt. Du hast doch aber hoffentlich wenigstens SCHLAFEN können, oder? Du liebe Zeit, das wäre mir aber nicht recht, wenn Du deswegen eine schlaflose Nacht gehabt hättest! - Also die schlaflosen Nächte wegen MEINER Schwester kannst Du ruhig MIR ALLEINE überlassen, gell? - MEINE Schwester = MEINE Alpträume, ja? Hihi!

Hi Jana, ich stimmt Lisa da zu: Gönne Dir ein paar schöne Stunden an Deinem Geburtstag. Schau nicht zurück sondern nach vorne. Es ist DEIN Geburtstag, den Du da feierst, und Geburtstage sind ja der Sinn und der Zweck davon, DASS man ein Jahr älter geworden ist, gesund und munter, und das IST Grund genug, um zu feiern! Schieb Deine Sorgen ein paar Stunden zur Seite, das wird Dir gut tun. - WANN hast Du denn Geburi? Verrrätst Du's uns?

Hallo Michaela, vielen Dank für Deine Komplimente, und Du hast recht: ... ich bin nicht perfekt ... ach Götterchen!
Deine Idee, dass ich meine Gedanken und Geschichten in EINEM erzählen könnte, ... ist echt nicht schlecht. In Buchform, hm? Das gibt aber ein Riesenschinken! Hehe! - Nein, jetzt im Ernst, zuerst will ich ja meinen Roman noch zu Ende schreiben, aber meine private Geschichte hat auch ihren Reiz, (ist daher bei mir sozusagen in Planung) besonders was mir seit dem Krebs alles so passiert, mit den Ärzten, mit den Behörden und so weiter. Aber alles zu seiner Zeit ... (oder krass ausgedrückt: Jedes Skandälchen findet seine Zeit, um veröffentlicht zu werden! Hm-hm!)

Es freut mich, dass bei Deinem Vater die Bestrahlung angeschlagen hat und es ihm somit ein bisschen besser geht. - Übrigens: Ich persönlich finde, es gibt nichts schlimmeres, als diese zeitlichen Prognosen der Ärzte! Wie oft haben die sich da nämlich schon geirrt! Also, wenn MIR ein Arzt sagen würde, ich hätte noch so und so lange, ... hätte ich zwar am Anfang einen höllischen Schock, ... aber nachher würde ich den Namen dieses Doktors auf ein grosses Blatt Papier schreiben, dieses Papier dann auf meinen BOXSACK kleben, ... und DANN werd' ich's ihm ZEIGEN, dass er unrecht hat!
Nein, im Ernst, das sind ja auch nur die Aussagen der Ärzte gemäss ihren "statistischen" Erfahrungswerten, und wenn sie sowas sagen, geben sie ja nur zu, dass sie selber völlig hilflos sind. Zudem ist es ein schreckliches Druckmittel, (auch wenn's ehrlich ist), ... aber manchmal können Ärzte damit auch ganz viel Trauer anrichten.
Umgekehrt hingegen kann so eine Aussage natürlich auch den Kampfgeist des Patienten aufpäppeln. (Also meinen würde es wohl!) Aber leider nicht immer. Es ist ein Todesurteil, und normalerweise nimmt man das als Patient sehr ernst.

Wie denkst Du darüber, Michaela? Wenn Dir ein Arzt sagt, dass Du nicht mehr lange zu Leben hast ... GLAUBST Du's ihm? Gibst Du dann auf, oder ... kämpfst Du?

Ganz liebe Morgengrüsse an Euch alle,
von der "krassen" Brigitte

29.06.2002, 08:40
Morgen Brigitte,
sie haben dieses Zeitlimit auch eher meiner Mutter gegenüber erwähnt. Tja, wie würde ich auf dieses Aussage reagieren, ehrlich gesagt, da ich immer eher vom Schlechten ausgehen, würde bei mir nicht umbedingt den Kampfgeist angeregt werden, sondern ich würde in "Selbstmitleid" verfallen, dass ist einer meiner größten "Schwächen". Diese Charaktereigenschaft kriege ich leider nicht in den Griff und regt vor allem meinen Mann sehr auf, denn ich mache mein Umfeld schon ziemlich verrückt damit. Andersseits muss ich sagen wenn es wirklich schlimme Situationen sind, bin ich eigentlich diejenige, die am Anfang die Coole ist, nur wenn ich dann zum Überlegen kommen, lässt das ganz schnell nach. Deswegen beschäftigt mich das hier alles auch schon ziemlich, habe aber schon einiges gelernt nur wie gesagt "Theorie und Praxis".

Das war gar kein Scherz, Du schreibst wirklich einen Roman "nicht dass ich Dir das nicht zutraue", aber es ist schön eine schöne Sache von der "Wurstverkäuferin zum Autorstar". Nein im Ernst ich glaube, dass Du da schon einen richtigen Draht zu hast und ich wünsche Dir viel Erfolg.

Allen ein schönes Wochenende (heute gibt es ein Kindergartenfest und wir "Mütter führen einen Theaterstück auf, ist eher ein Musical, haben jemand dabei der selbst komponiert", vielleicht werden wir auch noch berühmt. Auf jeden Fall ist der "Spassfaktor" sehr hoch bei sowas und als Waschbär sieht die Welt noch ziemlich in Ordnung aus.
Michaela

30.06.2002, 09:55
Morgen zusammen,
hi, Michaela.
Dieses Selbstmitleid ist eigentlich so oder so da, wenn Du mal Krebs hast, ohne dass Dir ein Arzt jetzt ein Zeitlimit für Dein Leben setzt.
Ich denke, das hat dann nicht mal was mit Stärke zu tun, wenn Du alleine DANN NUR vom Guten ausgehst. Du weisst da nämlich automatisch, dass Deine Chancen schon nicht mehr so gut stehen, und Du wirst wissen, DASS Du auch das Schlechte erwarten musst. (Du weisst schliesslich nicht WIRKLICH, WIE Deine Chancen stehen!)
Also bleibt Dir da nichts anderes übrig, als zu "versuchen", als "durchzuhalten" und "weiterzumachen", wie auch immer. Und WEIL Du auch vom Schlechten ausgehen tust, wirst Du da eben anfangen, den einzelnen Moment viel intensiver zu Leben.
Aber WÄHREND dieser Zeit, wirst Du Kräfte in Dir entdecken, nicht bloss "coole", sondern ganz erstaunliche, so dass Du anfangen wirst zu KÄMPFEN, ... was Du Dir bisher vielleicht gar noch nie zugetraut hast!
Selbstmitleid kann daher verborgene Kräfte hervor locken! - Verblüffende Sache, gell?

Wenn jetzt aber ein Arzt kommt, und Dir sagt, er gibt Dir noch sechs Monate, ... ist das noch tausendmal krasser, als bloss das alleinige Wissen darüber, dass Du Krebs hast. Denn da KANNST Du nur noch das Schlechte sehen, ... da bleibt Dir ja eigentlich gar nichts anderes mehr übrig, nicht wahr?
Ärzte wissen offenbar schon, WARUM sie sowas manchmal nicht den Patienten direkt sagen. Weil vielleicht mancher Patient dann erst recht "aufgibt". - Kommt wahrscheinlich auch immer noch darauf an, wie SEHR ein Patient einen Arzt als "Gott in weiss" betrachtet! Denn je mehr er ihn als "Gott" ansieht, um so mehr wird er ihm GLAUBEN. Wenn der Patient also daran glaubt, dass sich ein Arzt nicht irren kann, ... dann wird er auch genau DAS tun, was der Arzt ihm sagt: nämlich nur noch sechs Monate leben! (Krass ausgedrückt!)
Daher ist es für den Arzt einfacher, seine Prognose den ANGEHÖRIGEN mitzuteilen. Denn DIE tun ja nicht DAS, was er gerade prophezeit hat. Und da ist es ihm dann nicht so peinlich, FALLS er sich getäuscht haben könnte, hm-hm.

Okay, man kann es von allen Seiten betrachten und auch sagen, es wäre reine Rücksichtnahme dem Patienten gegenüber, wenn man ihm nichts von den sechs Monaten sagt, damit man ihn nicht zu sehr belastet.
Aber so oder so, ich finde, das ist seitens der Ärzte reine "Gott-Spielerei", vor allem, wenn sie das Zeitlimit dann auch noch so EXAKT sagen können! Sie wären "weiser", würden sie sagen: "Ein paar Monate", ... aber ich sage jetzt mal, schon alleine DAS ist eine Frechheit. Wieviele Patienten haben schon JAHRE überlebt, obwohl die Ärzte sie schon lange aufgegeben haben?
Und richtig: Es IST ein "Aufgeben" der Ärzte! Es ist ein Aufgeben von JENEN Möglichkeiten, die SIE kennen. Nämlich lediglich das "körperliche" und das ist genau DAS, worauf Ärzte meist nur alleine schauen. - Doch dass da in diesem "körperlichen" auch ein MENSCH steckt, oftmals mit einem heftigen LebensWILLEN, mit Kraft und zähem Durchhaltevermögen, ... ein MENSCH mit einer Seele, ein Mensch, welcher denkt und fühlt und ein wahres WUNDER ist, ... oh, das wird gerne schnell mal böse unterschätzt!

Ich finde, diese Seite sollte man unbedingt AUCH betrachten. Das hat nichts mit "Schönfärberei" zu tun, sondern ist oftmals Realität.
Genau so, wie die Ärzte behaupten, IHRE Prognosen seien Realität.

Ich stell jetzt mal den folgenden krassen Vergleich auf: Es ist fast ähnlich, wie wenn Dir ein Killer eine Morddrohung macht! Wenn er Dir sagt, er gibt Dir nicht mehr als sechs Monate, denn bis DANN habe er Dich erwischt!
Nee, das KANN der Killer nicht wirklich wissen! Denn es ist SEINE Drohung. Aber DU, ... DU könntest ihm ja noch entkommen, nicht wahr? Jawoll! (Nicht, dass Du jetzt diesen Vergleich missverstehst. Mit dem "Killer" meine ich nicht die Ärzte, sondern wirkliche Killer, gell? - Ich lese halt gerne Krimis, ich weiss!)

Ich wünsche Dir ein recht schönes, restliches Wochenende. - Wie war's Theaterstück? DU als Waschbär, habe ich das richtig verstanden?
(Jetzt haben wir hier bald mal ALLE Tiere aufgezählt, hihi! Fehlt aber noch das Känguruh ...!)
Ganz liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte

30.06.2002, 18:31
Hallo Brigitte,
dass stimmt schon, dass man gerade in Ausnahmesituationen zu Dingen fähig ist, die man garnicht vermutet hat, man lernt auch an sich selbst halt immer neue Seiten kennen.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich mal aus Gefallen mit einer Freundin bei einem "Wahrsager" war, so ein richtig komischer Kauz, keine Zähne, dreckige Fingernägel usw., der wohnte auf einem Bauernhof, er hatte einen kleinen Vorraum in dem 5 Leute sassen, man kam ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass diese Leute so eine Art Therapie bei ihm machten. Er sagte seine Vermutung voraus und sie lebten danach. Gut nun waren wir dran, meine Freundin bat mich mit reinzugehen, er sagte ihr Sachen voraus, die nachher eintrafen, aber bestimmt halt eben aus dem Grund, weil sie danach suchte. Meine Neugierde siegte und ich sagte mir was haben ich zu verlieren, bei mir ist ausser die Vorhersage, dass ich in dem nächsten Jahr eine OP vor mir hätte nichts eingetroffen. Gut ich kam ins Krankenhaus wegen einer Gallenblasen-OP, aber ich hätte sie nicht machen lassen müssen, meine Gallenblase war zwar voll von Steinen, aber bis 2 Wochen vorher wusste ich nichts davon, später habe ich micht gefragt, habe ich jetzt die OP machen lassen, weil er es mir vorausgesagt hat oder weil ich es so gewollt habe. Es ist schon so, wenn man für solche Diagnosen empfänglich ist, siegt der Kampfgeist oder halt eben die "Leichtgläubigkeit".

Aber es ist auch schrecklich, wie schnell alles gehen kann, im Moment habe ich das Gefühl ich ziehe auch alles an. Mein Sohn ist letzte Woche vom Baum gefallen aus ca. 2,5 m Höhe und ist auf den Rücken gefallen, er schreit meistens sofort los, aber es war ganz still, dass war so erschreckend, dass ich losgeschriehen habe, um ihn aus der Reserve zu locken. Es war wohl nur der Schock der ihn nichts sagen liess, dann fing er an zu schreien und meine Freundin und ich haben sofort seine Beine bewegt und ausser ein paar Prellung ist alles gut gegangen, aber in solchen Momenten fragt man sich doch immer wieder, meine Güte es können Sekunden über Dein Leben entscheiden oder das der Anderen und ich stand daneben und konnte nichts tun.
Das ist es ja auch, um noch einmal auf die "Pflicht" zurückzukommen, man hat dieses Zeitlimit vor Augen und man meint es ist noch soviel zu tun, aber man kann die Uhr nicht zurückdrehen und für das Eigentliche hat man gar keine Zeit, man steht unter Druck.

Das Theaterstück war super schön, haben sogar eine CD aufgenommen und zum Verkauf angeboten, war der Renner obwohl ich ja sagen muss, es ist halt sehr kindgerecht und man ist sich ja selbst sehr fremd, wenn man sowas hört, aber man entdeckt gerade bei solchen Dingen auch Seiten an sich, die man nicht kannte. Vor 100 ten vor Leuten zu stehen und zu singen und zu spielen (als absoluter Laie) ist schon eine Herausforderung und ich bin schon froh, wenn keine "Eier und Tomaten" fliegen, würde schon sehr am "Selbstbewusstsein" kratzen. Und das Lachen werten wir jetzt mal eher als Anlachen, nicht als Auslachen. Unsere Männer halten uns zwar für etwas "na ja wollen wir mal sagen" ü-ü im Kopf, aber Hauptsache die Kinder haben Spass.

Vielleicht fehlt das Kängeruh auch nicht so ganz, immerhin gab es mal ein Serie -Mathilda, glaube ich hiess das Kängeruh- und dass hat auch wie wild geboxt. Also finden wir für jeden noch das passende Tier, obwohl die es bestimmt in vielen Sachen wesentlich einfacher haben, manchmal ist unser Verstand nicht nur eine Bereicherung.

Übrigens manchmal ist es schon wirklich zum heulen, meinem Vater geht es stimmungsmässig besser und erzählte mir jetzt von einem Bekannten, wie schwer dieser es getroffen hat, weil er eine Niere wegbekommen hat, weil er auch Krebs hat, ihm ginge es zwar gut, aber ihm (also meinem Vater) bliebe ja die OP erspart, er würde ja durch die Bestrahlung wieder fit werden. Leider ist es so, dass keine OP nützen würde 1. Kommt man nicht an die Stelle und 2. ist der Tumor nicht operabel.
Wir wissen was das heisst, aber er weiss garnicht so richtig worum es geht, wir lassen ihn in den Glauben, solange es so gut läuft, was sollen wir sein "normales" Leben vermiesen, auch wenn es noch so viel zu klären gäbe.
Schönen Wochen"anfang"
Michaela

01.07.2002, 01:18
Hallo Brigitte,

da hast Du viel Wahres gesagt... Ich habe mich immer schon gefragt, WARUM gibt man diese Prognosen ab?? Warum ist so was überhaupt erlaubt??? Wenigstens müsste der Arzt doch den Patienten vorher fragen, ob er seine Meinung dazu, denn das ist es letztlich AUCH, hören will oder nicht! Aber irgendwie scheint das in unserer Gesellschaft so dazu zu gehören mit diesen "Prognosen", und es wird so als richtig akzeptiert, weil das halt bei uns so üblich ist oder wie? Ehrlich, ich kann rein gar nichts Gutes daran finden. Wozu? Um "sein Leben" zu regeln? Jedem von uns kann auch plötzlich etwas Schreckliches geschehen. Gibt es im Ernst irgendeinen Patienten, dem DAS hilft?
Jaja, das Gott-spielen-wollen... ich glaube wirklich, dass manchen Ärzten das in gewisser Hinsicht auch gefällt, wenn auch vielleicht nicht in diesem krassen Zusammenhang. Ich weiß nicht, ob das hierher gehört - ich kannte mal einen Frauenarzt, der Schwangeren, die kurz vor der Entbindung standen, gerne ein bisschen "nachhalf", indem er - teilweise ungefragt! - mal den Muttermund so hin- und herdehnte (was meist nicht unblutig vonstatten ging)! Er hatte seinen Ruf dafür schon weg in der Gegend und schien richtig stolz, wenn ER mal wieder eine Geburt ausgelöst hatte! Wo bleibt da noch die Würde des Menschen?

Ich hatte die ganze Zeit Angst, dass meinem Vater schon irgendwelche Prognosen eröffnet wurden und er es mir vielleicht nicht gesagt hat. Ich denke, ich werde ihn jetzt einfach fragen (und dann versuchen, ihm das auszureden!). Das ist nämlich genau das Schlimme - dieses Herumgeiere, dieses Angst-Haben, Abwarten, welche schreckliche Nachricht nun wieder von den Ärzten kommt und dann in Panik verfallen (mein Gott, wie ist DAS dann erst für den Betroffenen?!?!?)... Ich liebe meine Rolle im Kaninchenbau (nun haben wir auch für mich ein Tier! ;-)) wirklich gar nicht mehr... zwischen Hoffen und Bangen, so geht es doch die ganze Zeit! Aber das Kaninchen wird sich auf seine Hinterbeine stellen und wird sich stark machen für den großen Hasen! Und wenn das kleine Kaninchen keine Furcht mehr hat, kann es vielleicht auch den großen Hasen überzeugen.
Ich finde diese Symbole sehr schön, auch, wenn es Dich rührselig macht, Brigitte! Mir geht es auch immer so, aber da müssen wir durch, denn daraus entstehen AUCH - die verborgenen Kräfte zum Kämpfen, oder wie hast Du so schön gesagt?? Mal rührselig kann auch gut sein, nicht nur traurig. Ich habe das nach der Geburt erlebt (ich weiß nicht, wieso ich das Thema heute dauernd vor Augen habe). Alle redeten von den Depressionen, in die man danach verfallen würde. Ich habe geheult und geheult und geheult, aber ich habe es anders gesehen. Ich war glücklich und bin immer noch der festen Überzeugung, auch wenn es in unserer Gesellschaft anders gesehen wird und sofort IN JEDEM FALL als Problem betrachtet - ich hatte verdammt noch mal auch ein Recht darauf! Und soll ich Dir noch was sagen? Ich habe es in vollen Zügen genossen und fühlte mich hinterher immer richtig stark. Einfach, weil ich es anders betrachtet habe, denke ich. Daher: Rührseligkeit = ungeahnte Kräfte, auch wenn es zunächst paradox scheint. Menschen, die Gefühle zu lassen können, SIND irgendwo stark (oder?).

Michaela, das mit dem "Wahrsager" klingt ja gruselig ;-). Ich denke schon, dass einen so etwas (selbst wenn man eigentlich nicht dran glaubt) beinflussen kann!
Bei meinem Vater sieht es übrigens genauso aus wie bei Deinem. Auch teilweise das Bemitleiden von anderen Kranken etc. Er zählt sich in gewisser Weise nicht dazu. Und vielleicht ist das auch gut so! Und vielleicht ist ja auch etwas dran, wer weiß das schon? Wie geht es Deinem Vater denn jetzt? Was wird bei ihm gemacht?
Bei meinem Vater kam jetzt endgültig die Diagnose inoperabel (zu ungünstige Lage). Außer, dass er nun Mittwoch entlassen werden soll, weiß ich nichts... Mist, ich muss ihm irgendwie helfen!

Nun werde ich erstmal eine Mütze voll Schlaf nehmen.
Gute Nacht!
Tina (das Kaninchen)

01.07.2002, 09:11
Hallo Tina,

das mit den Prognosen ist sicher so eine Sache. Es gehört sicher sehr viel Fingerspitzengefühl von den Ärzten dazu, was und wie man einem Patienten eine schlechte Nachricht näherbringt.

In unserem Fall war es so, dass mein Vater (inoperables Pankreas-Ca)anfangs keine Fragen gestellt hatte, also wurde ihm auch über Diagnose und Prognose nichts gesagt. Meine Mutter hatte beides wissen wollen und man hatte ihr geantwortet. Ich hab das anfangs nicht so gut gefunden, weil ich dachte, wüsste mein Vater alles, würde er sein Leben vielleicht anders einteilen. Außerdem wusste ich nicht wie ich meinen Vater behandeln sollte, da ich ja auch die Prognosen kannte, und ich ihn nicht belügen wollte.
Als mein Vater dann nach einiger Zeit den Ärzten doch die eine oder andere Frage stellte antworteten sie immer noch so, dass es nicht eindeutig war. Mein Vater fragte nie gleich nach. Meist 1 oder 2 Tage später wollte er es dann genau wissen, und sie antworteten ihm konkret. Nach einer Prognose hat er übrigens bis heute (ca 6 Wochen später) nicht gefragt.

Ich finde diese Art der Aufklärung eigentlich ganz gut. Patienten die es wirklich wissen wollen, lassen sich nicht abschütteln und werden nachfragen. Die anderen sind vielleicht mit einer Antwort froh, die ihnen mehrere Interpretationen offen lässt. Und manchmal ist es vielleicht auch leichter die Wahrheit langsam, Stück für Stück zu erfahren um sie besser verarbeiten zu können.

Zu den Prognosen wollte ich noch sagen:
Wir sagen doch einem kleinen Kind: "wenn das Glas hinunterfällt ist es kaputt!" Einfach weil wir es mit unserer Erfahrung schon so oft gesehen haben. Und doch; hin und wieder fällt ein Glas hinunter und - kaum zu glauben, es bleibt ganz (das vergessen wir allerdings den Kindern zu sagen)

Ich glaube den Ärzten geht es ähnlich.Sie haben hunderte Fälle selbst gesehen, kennen tausende aus der Literatur, die einen ähnlichen Verlauf genommen haben.
Unser Arzt hat meiner Mutter allerdings auch gesagt, dass es immer wieder Ausnahmen gibt, die wesentlich länger als prognostiziert leben, und dass es auch Spontanheilungen (auch in der Schulmedizin) gibt.Aber der Prozentsatz ist halt sehr sehr klein. Was ja nicht heißt, dass man nicht selbst (Vater/Mutter...) gerade derjenige ist, der das Wunder schafft.

Liebe Grüße und deinem Vater alles alles Gute
Afra

01.07.2002, 13:16
Hallo Tina,
das ist wahrscheinlich unser Problem man will alles analysiert haben, aber es kommt doch immer anders als man denkt.
Tja wie geht es meinem Vater, eigentlich gut ausser starke Schmerzen in den Beinen, die wahrscheinlich aber nichts mit dem Krebs zu tun haben, weil das Knochen CT gut verlaufen ist.
Er hat 20 Chemos hinter sich, die nicht angeschlagen sind und 40 Bestrahlungen, davon 10 Kopfbestrahlungen, danach hat man ihm geraten eine Kur zu machen, die hat er dann zusammen mit meiner Mutter gemacht hat. Ist Beiden gut bekommen, meine Mutter hat auch jetzt wieder mehr Kraft.
Letzte Woche war dann die Nachuntersuchung, weil die Strahlen ja noch nachwirken können und da sah es so aus, dass die Metastasen sich nicht mehr ausgebreitet haben, allerdings ist das Gehirn noch geschwollen, daher muss er Cortison nehmen. Dadurch, dass das Gehirn geschwollen ist, drückt es auf sein Gleichgewichtssinn, macht aber z. Z. keine grossen Probleme. Bisher standen die Vorhersagen immer schlechter als sie wirklich eingetroffen sind, aber im Hinterkopf rechnet man halt immer mit dem Schlimmsten, andererseits kommt eine gewisse Routine (kein schönes Wort) wieder rein, es rüttelt einen erst wieder so richtig auf, wenn halt eine erneute Prognose ansteht.
Im Moment nutzen wir alle die Stunde der Gunst und versuchen uns mit alltäglichen oder auch etwas ganz Neuem zu beschäftigen, solange wir die Zeit dazu haben. Wie schon gesagt, auch wir als Angehörige entdecken ja doch immer wieder neue Sachen auch an uns selbst, die wir nutzen sollten. Manchmal ist es auch nicht so schön was da so zum Vorschein kommt, aber es wird alles seinen Grund haben.
Wenn keine Beschwerden auftreten soll er sich ca. in 3 Monaten wieder melden und ansonsten zu seinem Hausarzt gehen. Für meinen Vater ist das jetzt das absolute Zeichen siehste ist doch alles wieder gut. Aber in Wirklichkeit wächst es z. Z. wohl nicht weiter oder langsamer, geheilt wird er auf keinen Fall, also warten warten warten.
Hat Dein Vater schon eine Kur oder ähnliches ins Auge gefasst? Für meine Eltern war es ein noch echt schöne Zeit.
Viele Grüsse
Michaela

01.07.2002, 16:01
Liebe Afra,

wenn das so ist, dass die Ärzte nur GEFRAGT Prognosen abgeben, ist das ja in Ordnung (ihr scheint da übrigens an ganz gute Ärzte MIT Fingerspitzengefühl geraten zu sein!). Ich war davon ausgegangen, dass sie das generell einfach tun. Z.B. hatte der behandelnde Hausarzt am Anfang meinem Vater ganz knallhart gesagt, er hätte Krebs, einen riesen Tumor und er solle mal am Wochenende seine persönlichen Dinge regeln!! Damit hat er ihn mit einer Überweisung ins KKH aus der Praxis laufen lassen. Er war total fertig, wie Ihr Euch vorstellen könnt. So etwas finde ich einfach unmöglich. Sicher muss man jemandem auch die Dringlichkeit des Problems mitteilen (dass er sich auch wirklich behandeln lässt), aber so?! Ich könnte mir vorstellen, dass labile Personen da unter Umständen eine unüberlegte Handlung vornehmen...
Mein Vater selbst hat ein paar Mal auch solche Dinge gesagt (was ich nicht so recht deuten kann, ob es nur so daher gesagt war oder ob es zum Auf und Ab dazu gehört, wenn man so etwas durchmacht).

Du, ich habe gerade etwas über Pankreas-Ca gelesen, dass die Heilungschancen, wenn sie früher noch aussichtslos erschienen, heute wahnsinnig gestiegen sind. Das hilft Dir aber auch nicht wirklich weiter, oder? Wenn Du trotzdem Interesse hast, sag' Bescheid, dann wühl' ich mal meine Links durch.

Tja, mein Vater ist auch eher so ein Patient, der keine Fragen stellt...
Total schwierig - wie man jemanden behandeln soll, der vielleicht gar nicht so viele Informationen hat wie man selber! Das kenne ich auch - ich versuche natürlich auch, mich so gut wie möglich über die Krankheit meines Vaters zu informieren, und ich finde, man muss immer total aufpassen, was man von sich gibt. Es hört sich nämlich alles wirklich schlimm an - und vielleicht weiß er das gar nicht so und will es vielleicht auch gar nicht wissen!

Vielleicht hast Du Recht - vielleicht HILFT es auch manchen Menschen, eine Prognose zu hören. Ich kann es mir nur (selber) so überhaupt nicht vorstellen.

Das Beispiel mit dem Glas ist gut... Es baut mich jetzt direkt wieder auf, weil es ein realistisches Beispiel ist (kein Es-wird-schon-werden-Spruch).

Liebe Michaela,

mein Gott, was hat Dein Vater hinter sich! Wenn man mal bedenkt - 20 Chemos, die nicht angeschlagen haben?! Mein Vater will ja keine Chemo machen, was wir natürlich furchtbar finden, da es keine Alternativen zu geben scheint, aber wenn man sich das dann vor Augen hält... (die Ärzte hatten bei ihm nämlich auch angedeutet, dass eine Chemo wahrscheinlich wirkungslos wäre - nur, man will halt immer was tun!).

Ja, Du hast recht... es ist gut, wenn man sich versucht, abzulenken.
Mein Vater hatte den Wunsch geäußert, so viel wie möglich ins Restaurant zu gehen in der nächsten Zeit. Eigentlich toll, dass solche Ideen sogar von ihm kommen.
Eine Kur ist eine gute Idee, ich werde es ihm mal vorschlagen!

Unsere Geschichten bei uns dreien scheinen sich hier ziemlich zu ähneln! Ich bin froh, dass ich Euch getroffen habe.

Liebe Grüße
Tina

01.07.2002, 19:56
N'Abend, Ihr Lieben,
war heute beim Zahnarzt, und da ich sowas echt hasse (NICHT den Zahnarzt, DER ist nett, ... aber seine Behandlung!) bin ich jetzt total froh, habe ich wieder für ein halbes Jahr Ruhe.
Schon komisch, ... als ich heute morgen aufwachte und wusste, ich muss zum Zahnarzt, dachte ich mir: Naja, wenn ich dann mal an meinem Krebs sterben werde, kann ich ja FROH sein, nie mehr zum Zahnarzt zu müssen! - Ist das nicht total behämmert?
(Zeigt wohl, wie oft man als Krebspatient allem "Unbequemen" aus dem Weg gehen will! Denn wieso noch mehr leiden, wenn man eh schon leidet?)

Das ist jetzt zwar ein dämliches Beispiel, aber vielleicht ähnelt es demjenigen, wie wenn ein Krebsbetroffener auf eine Chemo verzichten will? Dann will er eben nur noch das GUTE leben. Und geniessen. Tja, warum auch nicht? Ich versteh's!

Ich möchte hier vielleicht noch einmal erwähnen: Ein Krebspatient weiss meistens MEHR, während die Angehörigen vielleicht glauben, sie sind die Alleinwissenden über sein Schicksal. Denn alleine schon Krebs zu HABEN, ist bereits ein halbes ... manchmal auch ein ganzes Todesurteil. Der Betroffene WEISS das ganz genau. - Er weiss dann in diesem Fall aber bloss nicht, was die ÄRZTE da genau dazu sagen!
Der einzige Vorteil dabei ist dann, dass ER noch einen Glauben an Heilung hat, ... während die Ärzte eben das Gegenteil tun. Und so lange diese ihm das in keinster Weise andeuten, so wird er weiter an seine Heilung glauben, auch wenn er WEISS, dass seine Chancen gar nicht so gut stehen. Er ist dann aber nicht unbedingt so "blindgläubig" auf seine mögliche Heilung, wie es vielleicht auf die Angehörigen den Anschein macht.
Doch dies ist bestimmt eine menschliche Eigenart, welche wohl nicht bei allen so anzutreffen ist. Ich denke nämlich, wenn jemand schon sein Leben lang immer Weltmeister im "Verdrängen" oder "Nicht-Wahr-haben-wollen" war, dann wird dieser wohl eher in so einer Situation auch weiterhin verdrängen und nicht-wahr-haben-wollen.
Nun, es sei denn, der Schock der Krebsdiagnose rüttelt ihn so durch, dass er plötzlich "einsieht"!
Oder aber er weiss bereits alles über seine schlechten Chancen, ... möchte aber seine Angehörigen nicht damit belasten, weil er glaubt, dass DIE das gar nicht wissen!
Naja, alles möglich. Jedenfalls finde ich, man sollte das eigene "Wissen" des Patienten nicht unterschätzen. Er weiss in der Regel genug.
Bloss noch kein Zeitlimit!

Liebe Afra, Deine Zeilen waren sehr wichtig, meine ich, denn Du sprichst damit den WILLEN des Patienten an, und das ist ja auch am Ende das einzig richtige. Wenn ein Patient also ALLES von den Ärzten wissen will (oder halt auch etappenweise), dann bekommt er auch seine Antworten. - Wenn er aber seine Ärzte NICHTS fragt, wird er meistens auch keine Antworten kriegen.
Nur, ... ich habe damals mal einen jungen Mann mit Leberkrebs in der Klinik kennen gelernt. Er war in etwa so alt wie ich, also auch so Anfang vierzig. Wir hatten sehr gute Gespräche miteinander. An einem der Tage kam er jedoch zu mir, ganz weiss im Gesicht und sagte mir:
"Ich glaube, ich habe Scheisse gebaut!"
Ich verstand zuerst nicht, was er meinte, doch dann fuhr er fort: "Ich habe meine Ärztin nach einer Prognose gefragt! Ich habe sie gefragt, was sie glaubt, wie lange ich noch LEBEN würde! Und da sagte sie: So etwa ZEHN JAHRE! - Mist, hätt' ich doch NICHT GEFRAGT!"
Das war echt krass! Er hatte also soeben erfahren, dass er wohl nicht älter als 50 werden würde! Das ist HART!
(Auch wenn zehn Jahre so gesehen noch eine schöne Zeit sind, okay! Aber für einen vierzigjährigen ist das noch ECHT ZU FRÜH um zu gehen!) Er wird jetzt also DAUERND an diese Prognose denken müssen, die ganzen zehn Jahre noch. - Wird er damit jetzt BESSER Leben können? Bewusster? Oder vielleicht schlechter?

Kennt Ihr übrigens den Film mit dem Till Schweiger? ("Knocking on the door" oder so hiess der Film.) Ich habe den im TV geguckt, und war damals völlig betroffen und "zerdrückt"! - Da waren diese zwei jungen Männer mit Krebs, denen die Ärzte noch EINE WOCHE zum Leben gaben! Und die beiden wollten wenigstens das MEER noch sehen, weil sie es ihr Leben lang nie gesehen hatten! - Da ihnen das Geld fehlte, klauten sie ein Auto und überfielen eine Bank! Natürlich war im Kofferraum dieses Autos auch noch ein Koffer mit viel Geld, damit die Geschichte spannender war! Aber die beiden wussten das nicht, wurden also gleichzeitig von den Gangstern gejagt, die das Geld wieder haben wollten! Irgendwann wurden sie dann doch noch von den Gangstern geschnappt, und diese wollten sie sofort erschiessen. Doch da sagten die beiden: Erschiesst uns nur, ... wir sterben sowieso bald, wir haben Krebs! Wir wollten ja auch nur noch einmal das MEER sehen! - Da hatten die Gangster echt Mitleid mit ihnen und liessen sie GEHEN!
So konnten die beiden also noch das Meer sehen. Zum ersten und zum letzten mal!

Diese Geschichte war zwar mit viel Aktion aufgepäppelt, aber der Sinn darin ging viel tiefer. Nämlich: Zu was ein Krebspatient noch fähig sein kann, WENN er eine solche ärztliche Zeit-Prognose erhält!
Naja, was hatten sie schon zu verlieren, wenn sie ein Auto klauten?
Was hatten sie noch zu verlieren, wenn sie eine Bank überfielen?
Was hatten sie schon zu verlieren, wenn ihnen jemand die Pistole vor's Gesicht hielt?
NICHTS!

Tja, daher sollte man vielleicht auch auf Wünsche von Krebsbetroffenen Rücksicht nehmen und versuchen, sie ihnen noch zu erfüllen, so gut es geht. Hm-hm.

Bis später, Ihr Lieben! Hatte heute wieder viele Gedanken ... uff!
Grüssli vom
krassen Känguruh

03.07.2002, 11:03
Hallo ihr Lieben!

Nochmal zu den Prognosen. Wir haben da mit den Ärzten sicher Glück gehabt. Aber mein Vater hat vor etlichen Jahren auch schon anderes erlebt: Er ging wegen Knochenschmerzen in der Hüfte zum Orthopäden. Der sagte nach der Untersuchung, dass es wahrscheinlich Knochenkrebs wäre und schickte ihn zu weiteren Untersuchungen in die Uni-Klinik. Das Ergebnis bekam er 3 Wochen später. Keine Spur von Krebs. Nur eine Folge von Haarrissen in der Hüfte, zugezogen bei einem Schiunfall einige Monate vorher (der Orthopäde wusste übrigens davon).
Ihr könnt euch vorstelle nmit welcher Wahrscheinlichkeit Krebs zu haben man rechnet, wenn der Arzt schon nach einer simplen Untersuchung in der Praxis sagt: wahrscheinlich Krebs. Mein Vater hatte die ganzen Wochen nichts gesagt, wir hatten keine Ahnung vom Verdacht des Arztes. Solche Ärzte finde ich wirklich unverantwortlich, und es kommt sicher öfter vor.

Das andere ist, wie die Ärzte dem Patienten eine GESICHERTE Diagnose beibringen. Und da finde ich es wirklich schlimm, dass im Medizinstudium keinerlei psychologisches Wissen vermittelt wird (ich denke, das ist auch in Deutschland und der Schweiz so). Damit sind die fertigen Mediziner in dieser Hinsicht eigentlich auch nicht "gebildeter" als Nicht-Mediziner (jeder Mediziner möge mir verzeihen). Und da gibt es eben diejenigen mit einem gewissen "Gspür" und die anderen.

Und ein Problem ist sicher - so wie du, Brigitte schreibst, dass mancher eine Frage stellt, und wenn sie nicht so ausfällt, wie erhofft, wünschte er, er hätte sie nie gestellt.
Meine Mutter wäre so. Sie sagt immer sie würde was sie betrifft alles genau wissen wollen. Aber ich kenne sie und weiß sie würde es nicht verkraften. Da wäre also vom Arzt viel Menschenkenntnis verlangt, bzw. viel Zeit um den Patienten genau kennenzulernen. Zumindest zweiteres ist meist nicht vorhanden.

So, nun hat mein Sohn und sein Freund schon zum 3.Mal zur Türe hereingeschaut, was die Mutter noch immer da am PC macht, wo sie doch dringend spielen wollen. Ich gebe auf!

Liebe Grüße an euch alle
Afra

03.07.2002, 11:26
Hallo Ihr Lieben,
liebes Känguruh, lieber Waschbär und liebes Kaninchen!
endlich komme ich auch mal wieder dazu mich zu melden. Leider habe ich mich selbst einige Tage ins Ausseits geschickt.
Die Robbe hat sich eine platte Nase geholt - sie musste nachts mal ganz schnell wohin und war zu faul sich Licht an zu machen. Da sie zudem ziemlich kurzsichtig ist, gab es einen lauten Bums. Die Tür ist noch heil...
Das ganze Haus wurde wach, weil die Robbe ganz schauderlich heulte.
Naja - seit dem läuft die Robbe mit einem geschwollenen Gesicht herum (über dem Auge ein "Ei") - aber mittlerweile wieder besser drauf.
Liebes krasses Känguruh,
nein - wegen deiner Schwester (ist sie ein "tasmanischer Teufel" oder eine "Hyäne"?) hatte ich keine schlaflose Nacht...
eher wegen meiner eigenen Schwester.
Leider gestaltet sich das mit dem Port doch nicht ganz so einfach. Jetzt hat sie einen Hilfsmotor, der die künstliche Ernährung in sie hineinbefördert...
Sie verkraftet es relativ gut - auch wenn wir in der letzten Woche jede Menge Aufregung hatten.
Tja - mit den ärztlichen Prognosen ist so eine Sache...
Meine Schwester war bis Anfang Februar relativ gut drauf - dann haben ihr die Ärzte gesagt, wie schlecht es um sie steht und prompt...
Tja - hätten die Ärzte doch lieber nichts gesagt. Angeblich wäre sie schon seit mehr als einem halben Jahr - lt. Statistik - tot.
Sie hätte Glück, dass es ihr so gut ginge.
Dies war der Auslöser...
Seit dem ging es wöchentlich - nein eigentlich täglich bergab.
Sie ist jetzt so schwach, dass sich die Ärzte wundern. Von ihrem Befund her, müsste sie besser drauf sein. Aber dies hat doch alles was mit Kampfeswillen und Kraft zu tun.
Das mit dem Willen ist so eine Sache. Wenn man jahrelang kämpft ist man doch irgenwann mal ausgepowert. Und dies merkt man dann doch auch... sie will nicht mehr.
Und dies ist schlimm.
Man fühlt sich hilflos und vor allem man kann so wenig machen. Man kann sie nur ködern. Aber sie ist nicht blöd, merkt doch genau, was abgeht.
Aber man kann ihr auch keinen Lebenswillen aufzwingen, das läuft auch nicht.
Momentan träumt sie von einer Reise - sie würde gern noch nach Hawai.
Vielleicht ist dies der Strohhalm...
Jedenfalls machen wir ihr Hawai so richtig verlockend.

Tja - den Film habe ich auch gesehen. Ich musste ganz schön heulen. Aber ich finde es gut und richtig, dass man Krebskranken (und anderen Totgeweihten) die Wünsche erfüllt.
Ich habe mal einen Bericht gelesen, dass krebskranken Kindern versucht wird, die Wünsche zu erfüllen und viele dadurch wieder Mut und Kraft bekommen haben (z. B: durfte ein kleines Mädchen nach USA weil sie unbedingt mit einem Delfin schwimmen wollte)
Kranke merken doch was Sache ist. IdR kann man nichts vormachen.
Sie haben ein eigenes Gespür dafür, wie es ihnen geht und wie es um sie steht.
Zum Thema "Wahrsager" - meine Freundin ist vor ungefähr 3 jahren mal bei einem gewesen. Dieser sagte ihr voraus, dass sie einen ganz tollen Mann kennenlernen würde und bald eine Familie hätte...
Tja - den Mann hat sie kennengelernt - aber ob der so toll ist??? Jedenfalls ist sie ruckizucki Mutter geworden und darf jetzt ihren Sohn allein aufziehen...
war es nun eine wahre Voraussage oder hat sie sich mit dem "Kerl" nur eingelassen, weil sie meinte, es sei der richitge...
Suggestion - ein wichtiges Medium.
Ich habe bereits einige Erfahrung mit Autogenem Training (dies arbeitet ja auch mit Suggestion) und ich muss wirklich bestätigen, es hilft.
Und so stehe ich auch auf dem Standpunkt, dass man vieles anhand von seinen Gedanken beeinflussen kann.
Es gibt interessante Literatur darüber - aber leider auch viel Mist. Häufig wird es auf die Eso-Schiene gebracht - und da gibt es genügend Spinner...
Liebes krasses "Känguruh" - das Tier passt wirklich prima zu dir... ich finde es prima, dass du einen Roman schreibst. Musst du unbeding mitteilen, wenn er veröffentlicht wird. Wir sind doch neugierig und möchten ihn gern lesen...
Ich bin mal gespannt, welche Tiere sich uns noch dazugesellen.
Das mit dem kleinen Kaninchen hat mir auch gut gefallen...
es hat mein Herz berührt.
Was kann man eigentlich dagegen tun, dass man so nahe am Wasser gebaut hat...
Seit dem es meiner Schwester so schlecht geht, heule ich dauernd. Ich kenne es gar nicht von mir, normalerweise bin ich eher tough. Jetzt muss mich nur einer von der Seite dumm anlabern und ich heule. Echt peinlich. Letztens sogar in der Strassenbahn... - da hat mich so ein blöder Typ blöd angemacht. Normalerweise hätte ich ihm eine entsprechende Antwort vor den Latz geknallt, nun habe ich ihn mit grossen Augen angeschaut und gleich los geschluchzt.
Ich glaube so viel wie ich z. Z. heule habe ich die letzten 20 Jahre nicht geheult...
Gibt es ein Mittel dagegen...
So - liebe Grüsse
von der kleinen, dicken Robbe Lisa
P.S. Ist es nicht ganz schrecklich was sich mit den beiden Flugzeugen ereignet hat. So viele Tote - vor allem die Kinder. Sie hatten doch gerade erst angefangen, ihre ersten Schritte ins eigene Leben zu gehen.
Schicksal - da kann man doch mal wieder nur hadern.
Schlimm.
Auf der anderen Seite - irgendwie hat die Bevölkerung von überlingen eine Armee von Schutzengeln gehabt...
es hätte noch viel schlimmer kommen können.

03.07.2002, 11:48
Ich lese die ganze Zeit schon mit - schön, Euer Austausch, so harmonisch und konstruktiv... Liebe Grüße an Euch!

03.07.2002, 19:41
Hallo, ich habe gestern erst dieses Forum entdeckt. Ich bin begeistert, wie harmonisch dieser Gedankenaustausch hier abläuft.
Mein Vater ist vor 4 Jahren an Pankreas verstorben, und zwar innerhalb von 3 Monaten nach der Diagnose. Wir haben in, zusammen mit unseren 3 Kindern, bis zu seinem Tod zuhause betreut. Sr.Zeit währe ich froh gewesen , mich über solch ein Forum austauschen zu können.
Im Dez. 99 war ich dann mit meinem jüngsten Sohn (heute 13 Jahre) zu einer Untersuchung in der Kinderklinik und bekam dort knallhart (im Beisein meines Kindes) mitgeteilgt, daß er an Morbus Hodgkin erkrankt ist und zwar bereits im 2. Stadium. Nach 9 Monaten Behandlungszeit (Chemo- und Strahlentherapie) wurde er als geheilt entlassen. Zwischenzeitlich kam es jedoch dann immer wieder zu Klinikaufenthalten (infolge der Behandlung -Gürtelrose, Beschädigung der Wirbelsäule etc). Er selbst sagt immer, er habe den Krebs jetzt besiegt, aber ich denke, daß er die evtl. Folgeschäden doch noch nicht ganz absehen kann.
Es ist für mich aber jedesmal ein Horror, wenn eine Nachuntersuchung ansteht.
Die Kraft, dies alles zu überstehen, haben wir zum Großteil aus unserer Familie geholt, denn viele Freunde haben wir, und auch unser Sohn, in dieser Zeit verloren. Aber die wenigen, die geblieben sind, schätzen wir jetzt umso mehr.
Ich wünsche Euch allen viel Kraft für die Zukunft.

Liebe Grüße! M.Stauber@Heidelberg.Creditreform.de

03.07.2002, 19:47
Hallo Ihr!!

Ich war ein Wochenende mal Computerfrei - aber kaum dreht man Euch den Rücken zu, wimmelt es vor lauter Tieren.

Hm. Traue keine Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast...
Die Ärzte meiner Ma wollen keine Prognose geben - sie können nur Zeiträume angeben, verweisen aber darauf, das sie von Fall zu Fall verschieden sind. Viele vertragen die Chemo nicht, meine Ma ist ein rriiiiieeeesen Energiebündel und man sieht ihr nix an. Ständig aktiv (natürlich mit Rücksicht darauf, sich nicht zu überanstrengen), wuselt vor sich hin und gruselt sich vor der langweiligen Chemozeit in der Klinik. Kein Haarverlust (im Gegenteil) und der befürchtete Gewichtsverlust (der eigentlich auftreten müßte) tritt - ZUM GLÜCK - auch nicht ein. Sie will da durch - basta - und momentan gibt es nur dieses Ziel für sie. Andererseits konnte sie beobachten, das andere auf ihrer Station, die sich aufgeben, sehr schnell hinfällig werden und - leider auch schon - sterben. Psyche ist nicht alles - aber die Ärzte tun ihr Bestes und meine Ma auch.

Lisa: gaaaanz dickes geknuddel - dumme und rücksichtslose Menschen gibt immer wieder, leider gibts kein Mittel dagegen (sowas in sprühflaschen). Stell´ Dir einfach in Gedanken einfach einen Neandertaler vor, wie er ihn mit seiner Keule erschlägt oder solche Typen in Unterhosen (würg).

Brigitte: vielleicht zeigt der Film auch noch was anderes: sei kompromislos, setz Deine Träume um - egal, was danach kommt...

Schluss für heute - war lange unterwegs und bin soooooo müde,
mehr morgen. Wollte aber noch unbedingt mailen.

JJJJJana

03.07.2002, 22:35
Jaaa, mailen will ich auch noch unbedingt. Meiner Kleiner liegt krank im Bett und hustet, was das Zeug hält, daher weiß man nie, wielange Mamaaaa an den PC kann...

Ich muss Euch alle mal knuddeln! Wir sind ja fast schon wie eine kleine Familie (nein, der reinste Zoo! ;-P ). Wäre zu schön, wenn wir uns mal wirklich treffen könnten!
Es ist so ein bisschen das, was ich mir von meiner eigenen Familie gewünscht hätte. Als der allererste Schock nach der Nachricht über das mit meinem Vater sich gesetzt hatte, habe ich wie wild angefangen, hier und da Informationen zu sammeln (Ihr kennt das ja sicher). Ich dachte nun, das würden alle aus der Familie tun und hatte die Traumvorstellung, dass wir uns vielleicht sogar mal alle zusammen setzen würden... und jeder dann das, was er herausgefunden hat, erzählen würde, so dass man auch mal ein bisschen mehr Klarheit kriegen würde, WAS man tun kann, und man hätte sich das teilen können. Also wie eine Art Stammtisch.
Leider bin ich dann sogar auf heftigste Kritik geprallt. Ich solle aufhören und bloß auch meinen Vater nicht verrückt machen und nur auf die Ärzte hören, die würden's schon wissen... Die Wirklichkeit sieht ja aber tatsächlich so aus, dass es überhaupt kein "Ärztenetz" gibt, wo Informationen für alle Mediziner niedergelegt werden, die sich austauschen und gleich wissen, wo welcher Spezialist sitzt (bei meinem Vater sind sogar Patzer passiert, die auf offenbar Kompetenzgerangel zwischen den Ärzten zurückzuführen waren. Bei so einer Krankheit!). Ich meine, es ist doch so, dass man ANGEWIESEN ist auf Eigenaktivität, und wie soll das ein Betroffener auch noch tun? Da braucht er doch seine Angehörigen. Aber ich bewege mich da teilweise im Tal der Ahnungslosen. Bloß nicht mit neuen Therapien kommen oder gar ALTERNATIVMETHODEN (pfui!). So, musste mich mal wieder 'ne Runde aufregen. ;-) Ich versuche trotzdem, mich mit der Familie zu arrangieren, auch wenn sie wieder und wieder die Augen verdrehen (wenn es meinem Vater eventuell helfen könnte...).

Jedenfalls ist unser "Stammtisch" hier ganz toll, was denkt Ihr?

Tja, kleine Robbe (*wink* was macht Dein Auge?),
ich bin auch oft so nah am Wasser gebaut! Was soll man da machen? Dagegen gibt's keine Pillen...
Aber eigentlich sind die Leute, die nicht weinen KÖNNEN doch viel bemitleidenswerter!
Stellt Euch mal vor, als die Deutschen verloren haben, hätte ICH beinahe geheult (ich habe mich sonst nie für Fußball interessiert). Manchmal glaube ich, ich suche momentan fast nach einem Grund, einem Anlass, jetzt mal richtig losheulen zu "dürfen". Ist das normal?

Poh, wenn ich das hier so lese, glaube ich schon gar nicht mehr an das Gute bei "Prognosen". Ich habe mir da nochmal Gedanken zu gemacht: Würde überhaupt irgendjemand seine Todeszeit wissen wollen - egal ob gesund oder krank??? Das ist doch der Punkt. Ich glaube, damit kann niemand wirklich umgehen. Bei Astrologen etc. ist so etwas VERBOTEN.
Dann lebt man doch nur noch auf Tag X hin, voller Furcht, dass er näher rückt. Und schließlich, niemand weiß, wann jemand umkommt, wie auch immer! Ich denke so manches Mal (aufgrund meiner eigenen Familiengeschichte) - WENN etwas aussichtslos ist, unheilbar, dann wäre es am Ende besser gewesen, der Betroffene hätte nie etwas davon erfahren, bis zuletzt. Aber es kann eben niemand voraussagen, ob man nicht doch etwas tun kann. So ist das wohl leider.

Liebe Margit,
Deine Geschichte hat mich mal wieder bestärkt in meiner Meinung zu der Unsensibilität der Ärzte (wohl nicht aller, aber jeder spricht eben aus seiner Erfahrung)! Wie kann man so etwas sagen, und dann noch vor/zu einem Kind?!?!? Das sind immer so Sachen, da denkt man, die KANN es doch gar nicht geben. Wenn ich mir in meiner Firma SOLCHE vergleichsweise schlimmen Patzer und Unbedachtheit geleistet hätte, wäre ich geflogen!

So, meine Lieben (wiiiie Jana, Du hast noch keinen Tiernamen? Und die anderen?!)
Dann macht Euch noch einen schönen Abend.
Tina

04.07.2002, 00:57
Hallo Ihr Lieben,
ich sollte eigentlich schlafen gehen, aber ich hab' da noch so einen Grüntee getrunken, ... der hat mich jetzt wohl echt aufgepäppelt!

Hallo Afra, Du hast recht. Auch meiner Meinung nach sollten wir Krebspatienten die Ärzte gar nicht erst FRAGEN, was die uns für eine Lebensprognose geben. Das ist ja eigentlich der Witz an uns Menschen: Da haben wir diesen Sch...krebs, wo wir eigentlich eh schon wissen, dass unsere Lebenserwartung sehr wahrscheinlich kürzer ist, und was TUN wir? Wir wollen es gleich auch noch ganz GENAU wissen! - Richtig, da könnte man ja wirklich auch GLEICH zu einem Wahrsager hüpfen! Und stimmt ebenfalls: Wahrsager oder Astrologen DÜRFEN solche Prognosen gar nicht erst stellen!
Warum dürfen es dann die Ärzte? Weil sie Götter sind? Und weil sie da so nette Statistiken rum liegen haben?

Liebe Tina, hm-hm, mit der eigenen Todeszeit kann KEIN Mensch vernünftig umgehen. - Ich persönlich betrachte den Tod eines jeden Menschen als ein Geheimnis, welches wir gar nicht erst erfahren sollten. Wenn die Zeit kommt, dann kommt sie. Es gehört zu unserem Leben wie unsere Geburt, welche irgendwann genau so geheimnisvoll stattfand (damit meine ich jetzt nicht die Sache mit den Blümchen und den Bienchen, ... sondernd das Wunder des Lebens im Allgemeinen, gell?). Vielleicht wissen wir MEHR über diese Dinge, wenn wir dann mal tot sind, aber während wir hier LEBEN, bleibt uns dieses Geheimnis eben für immer ein richtiges Geheimnis. - Ist doch eigentlich spannend, oder? Naja, MÜSSEN wir denn immer gleich ALLES wissen?
Und wenn man das Ganze jetzt noch so richtig philosophisch betrachtet, bedeutet dies ja auch nur, dass wir - auch ohne diese blöden Krankheiten wie Krebs - im völlig GESUNDEN Zustand das Leben SO leben sollten, ... als wäre es morgen schon vorbei!
Aber irgendwie wird uns das nie so richtig klar, während wir noch GESUND sind! Wir leben unseren Alltag, sind zwar FROH, dass wir gesund sind, (es trifft dann ja immer die ANDEREN), ... aber ein wirklich BEWUSSTES Leben leben wir so ja trotzdem nie so ganz. Stimmt's?
So eine Krebsdiagnose rüttelt dann ganz schön auf! Eigentlich könnte man also DARIN auch einen Sinn des Ganzen sehen. - Obwohl ich auf diese Sch...Krebs-Erfahrung am EIGENEN Leib wirklich verzichten könnte! Aber irgendwie ... ist eben DOCH alles ein bisschen ANDERS, ... naja, INTENSIVER! Genau SO, wie es schon VORHER hätte sein müssen!

Hallo Lisa, das mit dem Heulen kenn ich nur zu gut. Du bist jetzt natürlich AUCH viel empfindlicher auf Negatives, und sei es auch nur, wenn Dich jemand dumm anlabert. Aber lass es zu und versuche, Dich nicht darum zu kümmern, was andere darüber denken könnten. Du hast ein Recht dazu, empfindlich und traurig zu sein. - Wer das nicht versteht, ... der soll zu mir kommen, ich schnall ihn dann an meinen Boxsack, okay?

Deine Schwester träumt von Hawaii? Oh, da war ich auch schon! Aloooo-haaa! - Wie wär's, wenn Du ihr das nächste mal einen Kranz aus Orchideen mitbringst, und sie ihr um den Hals hängst? Und dazu kannst Du ihr den folgenden Text vorlesen (den habe ich von meinem netten hawaiianischen Reiseleiter damals bekommen!):
"Was ALOHA heisst:
Es ist mehr als nur ein flüchtiges Goodbye.
Es ist freundlicher als ein Hallo.
Es ist trauriger als ein Seufzer.
Es ist eine Botschaft, die Worte nicht mitteilen können.
Es sind die unvergossenen Tränen des Verlangen nach einem davon gegangenen Liebhaber.
Es ist ein Willkommen in Hawaii,
und ein immer bleibendes Aufwiedersehen.
Es sind die herzlichen und stummen Dinge,
die nur Liebhaberlippen sagen können.
Es ist empfindlicher als ein Spinnengewebe,
und doch stärker als Lederriemen.
Es ist so frisch wie der Morgentau an einer Ingwerblüte,
und doch älter als der Mond.
Es ist ein Wiegenlied, das eine hawaiianische Mutter summt.
Es sagt auf tausend verschiedenen Wegen,
in Freude und in Schmerz:
ALOHA."

Schön, gell?
Bis dann, Ihr Lieben!
Grüssli vom Känguruh.

PS. Liebe Bettina, liebe Margrit, bleibt Ihr noch ein bisschen bei uns und plaudert mit?

04.07.2002, 11:58
Gerne bleibe ich ein bißchen und das Angebot mitzuplaudern greife ich auch gleich auf. Bisher war ich nur im Lungenkrebs-Forum aktiv und kann nicht davon ausgehen, dass Ihr meine "Geschichte" kennt - daher ganz kurz der Hintergrund: Mein Vater ist seit über einem Jahr an Lungenkrebs im Stadium IV erkrankt - seine Perspektive vor einem Jahr waren lt. Auskunft der Ärzte ca. ein bis zwei Jahre. Es geht ihm von Tag zu Tag schlechter, der letzte Arztbericht war niederschmetternd. Der Krebs schreitet weiter fort und breitet sich richtiggehend in meinem Vater aus...

Was mich aktuell sehr stark umtreibt, ist die Aussage seines Hausarztes, den meine Mutter sehr sorgfältig ausgewählt hat, weil er sich für eine Schmerztherapie ausgesprochen hat (was wohl nicht selbstverständlich ist). Er meinte beim letzten Arztgespräch (bei dem mein Vater nicht dabei war), wir sollten ihn, wenn er z. B. eine Lungenentzündung bekommt, sterben lassen und keine Maßnahmen mehr ergreifen. Er hat noch mehr Dinge gesagt, die ich unglaublich grausam fand und die ich deshalb nicht wiedergeben will. Meine Mutter hat die Praxis weinend verlassen - er gab ihr noch die Worte mit auf den Weg: Wäre ihr Mann dabei gewesen, so hätte ich mich natürlich zurückgehalten. Ist dieser Arzt nun einfach nur ehrlich oder ist er, so empfinde ich es, selbstherrlich und unsensibel?
Bitte verzeiht, ich ziehe hier schrecklich vom Leder, aber ich bin so wütend. Und meine Wut wird gerade wieder sehr präsent, wenn ich mir die Situation in meine Erinnerung zurückrufe.

Ich bin auch für Ehrlichkeit und Offenheit, aber es muss angemessen sein - ist etwas Behutsamkeit, auch im Umgang mit den Angehörigen denn wirklich zu viel verlangt?

Er hat uns wirklich jede Hoffnung genommen, auch die, dass die Studie, an der mein Vater z. Zt. teilnimmt, etwas bewirken könnte und wenn es nur ein Stillstand wäre. Als meine Mutter ihn auf die Studie ansprach hat er nur abgewunken - "vergessen sie es".

Es musste einfach raus - es passt gerade so gar nicht hierher....

04.07.2002, 12:27
Hallo Bettina,
macht nichts, lass hier raus, was Dich beschäftigt!

Das ist ja das Fiese an der ganzen Sache: Einerseits ist der Arzt nämlich voll ehrlich (er will ja die Angehörigen darauf vorbereiten und ihnen keine falschen Hoffnungen machen), und er SELBER sieht als Arzt keine weitere Heilmöglichkeit mehr und gibt somit zu, dass er (dem Körper des Kranken) nicht mehr helfen KANN. - Aber andererseits unterschätzt auch ER den MENSCHEN im Patienten selber. Und er wagt es nicht, dies dem Patienten selber zu sagen, also ist er gewissermassen irgendwie feige. (Denn würde Dein Vater im Wissen WEGEN seiner Prognose ganz aufgeben und deswegen sterben, hätte der Arzt ja vielleicht ein schlechtes Gewissen, hm?)

Gleichzeitig kann ich mir vorstellen, dass sowas KEIN Arzt wirklich gerne den Angehörigen mitteilt. Vielleicht gibt es da ja auch sogar sowas wie eine "ärztliche Pflicht der Mitteilung"? Gesetzlich?
Oder es ist eine rein menschliche Handlung der Ärzte?

Liebe Bettina, ich wünsche mir sehr, dass es Deinem Vater bald wieder besser geht. Vielleicht hat der Arzt in seiner eigenen Hilflosigkeit ja auch nur sagen wollen, dass auch ER nicht will, dass Dein Vater noch mehr leiden muss? Und es somit irgendwie noch gut gemeint?
Ich drücke Dich jedenfalls ganz fest.
Liebe Grüsse
vom Känguruh

04.07.2002, 13:19
Hallo Ihr Lieben,
ich finde es prima dass wir Zuwachs bekommen haben.
Liebe Bettina, lass dich drücken. Ich kann gut nachvollziehen, wie du dich fühlst. Ärzte mit Fingerspitzengefühl - leider eine Rarität.
Du brauchst keine Bedenken haben, was raus muss, muss raus.
Dafür haben wir uns doch irgendwie zusammengefunden. Es ist für uns alle eine Chance, auch über Themen zu schreiben, mit denen wir andere z. B. Freunde (hallo - wo seid ihr alle geblieben...???) und Angehörige (die es eh schon z. T. sehr schwer haben, mit dem ganzen Shit umzugehen und zum Teil auch gar nicht damit umgehen können geschweige denn, mal zuhören können) nicht belasten können.

Gegenseitig - so finde ich zumindest - können wir uns stützen und gegenseitig trösten und aufbauen.
Also keine Bange / Scheu.

Wir heissen dich herzlich willkommen und würden uns freuen, wenn du uns erhalten bliebest.

Liebes Känguruuuuuuuuuhhhh,
das hat mich echt zu Tränen gerührt - so schön war das.
Schnief. Heul - schluchz. Ich werde es meiner Schwester per Mail schicken. Dieses Wochenende habe ich auch frei, da meine älteste Schwester nach Köln fährt.
Und da ich mit meiner Schwester in Kontakt bleibe, bekommt sie es nun per Mail (powerpoint Präsentation) und ihr LG kann es dann ausdrucken...
z. Z. geht es ihr etwas besser! Sie nimmt kontinuierlich zu und dass ist schon unheimlich viel wert.
Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie schön es ist, wenn jemand zunimmt (gerade im Zeitalter des Diätwahns) und man um jedes Gramm kämpft.
Leider ist sie immer noch so schlapp und hat jetzt auch noch Schmerzen...
Aber ich habe mir vorgenommen, positiv zu denken.
Damit geht alles viel leichter.
Ja - liebes Känguruh - mir geht es ähnlich wie dir.
Durch diese Prognose wird man aufgerüttelt. Wachgeschüttelt und man hat auf einmal einen ganz anderen Blick auf viele Dinge.
Andere gewinnen an Wertigkeit - andere (die lange Zeit für einen unheimlich wichtig waren) verlieren hingegen an ihrer Präsenz (z. B. habe ich mich jahrelang mit meinem Gewicht verrückt gemacht - leider bin ich wirklich eine kleine, dicke Robbe - jetzt auf einmal ist es banal. Ich kämpfe nicht mehr mit dem Gewicht, ich finde mich damit ab. Gibt es doch wesentlich wichtigere Themen, um die mich kümmern muss und die es zu bekämpfen gibt)
Aufeinmal spürt man das LEBEN. Es gibt jetzt Situationen, die ich richtig geniesse z. B. wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin und der Wind einem die Haare zurückstreicht (ich kann es schlecht in Worte fassen... ich hoffe ihr könnt mich trotzdem irgendwie verstehen)
Jedenfalls ist die kleine, dicke Robbe mit dem dicken Auge (Blinker, blinker) aufs Land gerobbt und hockt auf ihrem Eis und ...
Auch beruflich werde ich jetzt eine Veränderung anstreben - ich habe lange Zeit einen Job gemacht, der mir keinen Spass macht. Heute habe ich mich auf was neues beworben - drückt mir mal die Daumen, dass es klappt.
Es ist zwar ein sehr ungünstiger Moment - aber meine Schwester würde es mir krumm nehmen, wenn ich es schleifen lassen würde.
Sie braucht mich - und ich werde sie nicht im Stich lassen, egal was passiert. Aber nichtsdestotrotz geht das Leben weiter (ich habe lange gebraucht um dies einzusehen und habe immer noch Schwierigkeiten es zu akzeptieren)

Liebe Tina und alle anderen Schwestern im Herzen,
ja - auch ich empfinde es irgendwie, dass wir eine Wellenlänge haben und irgendwie zu einer Einheit verschmolzen sind - Familie? Stammtisch - ja, irgendwie schon und vielleicht auch ein bisschen mehr.
Das mit dem Treffen finde ich eine gute Idee - nur wie lässt es sich realisieren? Habt ihr da eine Idee.

Gute Besserung an deinen Sohn - gegen den Husten hilft Thymian und Salbei (schmeckt nicht besonders, aber wirkt - ist in der Apotheke erhältlich) und versuche, dem Kleinen viel Flüssigkeit zu geben (vielleicht Saft mit einem Stengel versehen und einfrieren, dann kann er daran lutschen, es kühlt und schmecken tut es auch noch und vor allem - es ist gesund)

Liebe Jana,
dir fehlt noch ein Tier...
aber kommt Zeit kommt Rat - was käme bei dir denn in Frage

Liebe Margit,
dich drücke ich ganz besonders. Es tut mir sehr leid, was sich in eurer Familie in den letzten Jahren ereignet hat. Ich hoffe, dass dein Sohn alles gut überstanden hat.
Irgendwie kann ich auch deine Angst verstehen.
Wenn ich überlege, was für einen Schiss ich habe, morgen meinen Gyni anzurufen, wegen den Ergebnissen und ich eigentlich gesund bin...
Wie schlimm müssen dann erst Nachsorgeuntersuchungen sein...

So - ihr Lieben
ich denke mit Grausen daran, dass ich ab dem 15.07 für 3 Wochen ohne PC bin. Ich weiss gar nicht, was ich ohne euch machen soll. Hat denn eine Schwester im Herzen Lust sich mit mir zu schreiben - leider geht es nur auf dem Postweg - und mich auf dem Laufenden zu halten?
Das wäre prima.
Einen eigenen PC kann ich mir derzeit leider nicht leisten.
So für heute knuddelt euch alle die kleine, runde Robbe mit dem Glotzauge (der Arzt meinte, es könnte sich auch noch verfärben - macht sich besonders reizvoll!)

04.07.2002, 16:11
Hallo Lisa,
tja aus diesem Kampf bist Du ja leider mit einem "blauen Auge" davon gekommen. Aber irgendwie ist es ja schon fast symbolisch.
Na im Ernst, das blaue Auge ist ja äusserlich und jeder der Dich sieht macht sich Gedanken darum, aber der Krebs ist ja meistens erstmal eine innerlich Erscheinung, die uns ja nicht optisch sofort auffällt, man sieht die Veränderung erst so nach und nach. Man reagiert ja immer zuerst auf, dass was man auch sieht es ist halt leichter zu begreifen. Deswegen sind Prognosen, Diagnosen genau wie der Glauben an was oder wen auch in soviele Richtungen zu definieren, man braucht halt gewisse Bilder in dieser Hinsicht sind viel von uns wahrscheinlich doch "Analphabeten".
Alles Gute für Dich und Deine Schwester
Michaela

04.07.2002, 20:02
Lisa - gar kein Problem, mit dem schreiben! Gerrrnee. Und das Tier? hm. Ich finde ja Großkatzen gut. Panther oder so. Ansonsten kommen andere immer unabhängig voneinander auf den Spatz.
:-)

Das mit der Prognose "wie lange lebt der Patient noch" bringt mich immerwieder zu so einer lakonischen Schlussfolgerung, die sich zwar abgedroschen anhört aber wo doch ein tieferer Sinn drinnen steckt: woher will man wissen, wie lange man ohne diese Krankheit leben würde. So dieses: ich gehe vor die Tür und werde vom Bus überfahren. JA ES KLINGT ABGEDROSCHEN. Aber macht die Diagnose "Krebs" drastisch die Begrenzung des Lebens klar? Nein, wir leben nicht im Märchen - langes Leben ist ein seltenes Geschenk und selten so, wie wir es haben wollen.
Man werkelt so vor sich hin und glaubt: "... und sie lebten glücklich bis zum Ende ihrer Tage" - eben wie im Märchen. Und natürlich ist das noch soooooooo lange hin. Schließlich lebt man ewig. Es ist so selbstverständlich, das man gesund ist/bleibt und alt wird. Wenn ich im Lungenkrebs Threat lese, wie Angehörige um ihre 75 Jahre alten Eltern zittern und ich dann denke, Mensch, hätte ich doch noch mit meiner Ma soviel Zeit (seuftz, sie ist erst Anfang 50) und könnte sagen "sie hat ein LANGES erfülltes Leben geführt". Und eigentlich weiß ich, das ich auch, wenn sie 100 wäre, diese Zeit genauso schrecklich erleben würde. Prognosen brauchen Menschen wohl, sowas, um auch diese Zukunft planbar zu machen - anders kann ich es nicht ausdrücken. Und es dauert verdammt lange zu lernen, jeden Tag für sich zu leben und zu lieben und nicht an die lange Zeit "ohne sie" zu denken, die einem (vielleicht) bevor steht. Leider muß erst sowas geschehen, um den Augenblick genießen zu können.
Ich fühle mich so, als hätte jemand gesagt: ich reiße Dir das Herz aus Deinem Körper - irgendwann. Und die Hand ist schon durch meinen Brustkorb durch und hält mein Herz in der Hand, so das es gerade noch schlagen kann. Wann es rausgerissen wird? Das weiß ich nicht. Ich kann nur der Situation die Stirn bieten und diesem Jemand ins Gesicht lache und jeden Tag als Sieg sehen, an dem ich mit meiner Mutter reden kann. Sorry bin gerade nahe am Wasser gebaut und bin etwas neidisch auf die vermeintlich "simplen" Probleme von Nichtbetroffenen.

Grüsse Jana

04.07.2002, 21:43
Ach, Jana, ... jetzt komm' ich wieder mal ...!
Deine Worte klingen so wahr ... und doch kann ich sie selbst als Krebsbetroffene nicht so ganz teilen. Irgendwie klingt das alles zu ... naja, als zu EINFACH erklärt!
Du hast ja recht, Du kannst morgen zur Tür raus gehen und vom Bus überfahren werden. Du kannst übermorgen in ein Flugzeug steigen, und WUSCH! Du kannst überübermorgen in ein Restaurant gehen, ganz fein Essen, ... und dann kann Dir ein Stück Hühnchen im Hals stecken bleiben und Du erstickst daran.
Jajajaja! Das kann mir Krebsbetroffene aber genau so passieren! Ist es also dann nicht SO, dass Krebsbetroffene sogesehen ein DOPPELTES Risiko haben? Also nebst den üblichen "Sterbemöglichkeiten", die jeden Moment eintreffen können, ... kommt da doch noch der KREBS dazu!
Die Chance, dass Du morgen über Deinen Teppich stolperst und Dir das Genick brichst, ... ist vielleicht eins zu zehntausend! Aber wenn Du Krebs hast, ... wieviele Chancen hast Du DA?

Schau mal, ich kenne da auch eine nette alte Frau, (eine Ex-Nachbarin meiner Nachbarn), die ist 87 Jahre alt und kerngesund! Naja, sie hat etwas Mühe mit dem Gehen. Aber geistig ist sie noch voll da. - Und wenn dann diese liebe, alte Frau neben mir sitzt, denk ICH manchmal: Das ist doch einfach nicht FAIR verteilt! Ich meine, ich bin noch NICHT mal HALB so alt wie SIE ... und habe KREBS, ... wo ich nicht mal weiss, ob ich mit dieser Krankheit überhaupt mal mein PENSIONSALTER erleben darf!
Und wenn SIE dann da ein bisschen über ihre Altersbeschwerden jammert, ... (was ich ihr ja nicht mal übel nehmen kann!) ... versteh' selbst ICH manchmal diese sogenannte "Gerechtigkeit" dieser Welt nicht mehr!

Andererseits kann ich wiederum sagen, mit meinen 41 Jahren jetzt (naja, bald mal 42), habe ich eigentlich AUCH schon viel getan im Leben, viel gemacht, gelernt und viel Schönes erlebt. Ich habe meine Kindheit erlebt, meine Jugend, die erste Liebe, (hach!) habe andere Länder gesehen, und, und, und! Wenn ich jetzt also "gehen" müsste, wäre es ja wieder "weniger schlimm", ... als wenn da ein KIND an Krebs sterben muss.

Aber man sollte hier besser nicht so "Schemadenken" benutzen, (ich muss mich da auch immer wieder am Genick packen!), denn KREBS zu haben, ist in JEDEM Alter sehr schlimm!
Wenn Du ein Kind bist, dann hast Du ja noch gar nicht richtig gelebt! Wenn Du zwanzig bist, hast Du noch immer nicht richtig gelebt! Wenn Du vierzig bist, hast Du zwar schon einiges GELEBT, ... aber das ist verflixt nochmal immer noch zu FRÜH! - Und wenn Du sechzig bist, hast Du auch schon einiges GELEBT, aber das ist für Dich EBENFALLS noch zu früh, denn dann findest Du nämlich, dass die Achtzigjährigen wirklich ALT sind, ... aber doch ganz sicher nicht DU mit Deinen knackigen sechzig Jährchen, oder?

Prognosen brauchen Menschen nicht unbedingt für Ihre Zukunft. So denke ich wenigstens. Ich meine, was kann ich denn schon alleine mit einer WETTER-PROGNOSE anfangen? Nur, weil ich weiss, dass jetzt morgen am Nachmittag ein Gewitter folgt, ... bin ich dann in meinem Leben besser dran? Okay, ich kann dann wenigstens die geplante Grillparty absagen. Aber ist das für mein LEBEN etwa ein GEWINN? (Ausser dass ich vielleicht einem möglichen Regen-Schnupfen aus dem Weg gehen konnte? - Von welchem ich nicht mal weiss, OB ich ihn überhaupt gekriegt hätte?)
Und was ist, wenn die Prognose NICHT stimmt? Wenn ich die Grillparty deswegen absage (dreissig Leuten ABSAGEN muss!), ... dann aber morgen die Sonne den ganzen Tag SCHEINT? - Ist DAS vielleicht ein Gewinn für mein Leben? - Nö! Das gibt bloss Ärger!
Aber immerhin kann man eine verfehlte Wetterprognose noch einigermassen gut einstecken. Ganz anders sieht es bei einer zeitlichen Lebensprognose eines Menschen bei KREBS aus! Denn was soll man DA noch tun? Bei einer Prognose von drei Monaten? Sechs Monaten?
Das ist KRASS!

Naja, es kann ja auch sein, dass der Betroffene das gerne wissen MÖCHTE, weil er da noch ein paar Dinge klären will, weil er vielleicht noch eine Reise unternehmen möchte, oder wenn er noch einmal das Meer sehen möchte, ...! Er will also noch etwas PLANEN. Kurzfristig gesehen. GANZ kurzfristig gesehen. Möchte noch das Letzte in seinem Leben geniessen.
Das ist verständlich. Aber wenn die Ärzte ihm NICHTS von dieser Prognose verraten, kann es sein, dass er lange Zeit nur auf seine balgige Heilung WARTET, ... anstatt dass er noch DAS tut, was er gerne noch tun würde. Und dann ist es vielleicht zu spät.
Vielleicht.
Aber wenn die Prognose NICHT stimmt? Hat er dann noch zu viel GETAN, ... anstatt sich weiter "heilen" zu lassen?

Naja, ich denke, dass das nicht nötig sein muss: Ihm eine zeitliche Prognose mitzuteilen. Denn wenn ein Arzt ehrlich zu ihm ist und ihm sagen kann, dass alles menschenmögliche aus der Medizin versucht wurde, jedoch leider nicht viel gebracht hat ... dann weiss der Patient auch SO schon genug Bescheid! - Da muss man ihm nicht auch noch das genaue Todesdatum voraus sagen!

Es sei denn, der Patient will es WISSEN. Aber die Frage ist doch, ob er es auch WIRKLICH wissen will?
Wollen wir alle WISSEN, WANN wir von einem Bus überfahren werden? WANN wir in unser letztes Flugzeug steigen? WANN wir an einer Hähnchenkeule ersticken? WANN wir über den dämlichen Teppich stolpern?
Die Antwort lautet: Nein! Das WILL keiner wirklich wissen.
Und Krebspatienten wollen ihre Todeszeit ebenfalls nicht wirklich wissen ...!
Es sei denn, es sind GANZ hartnäckige Patienten! Man sollte diese dann aber wirklich mehrfach fragen, OB sie es auch wirklich wissen wollen!

Jetzt hab' ich das Thema doch noch ein bisschen in die Länge gezogen. Vielleicht meinen wir beide, liebe Jana, ja genau das selbe. Da ist DIESE Seite der Prognose, der Planung, ... und da ist die andere Seite des Verletzens, des Todesstosses.
Am Ende kommt es ja auch nur darauf an, den Patienten mit Würde und Achtung zu behandeln. Und ihn zu lieben, so wie er ist.
Leider fehlt den meisten Ärzten hier die ZEIT dazu! Tja!

Liebe Jana, ich umarme Dich ganz fest. Auch wenn Du glaubst, Dir hat jemand Dein Herz aus dem Leibe gerissen, ... nein, es ist noch voll da! Und es schlägt. Es schlägt lebendiger als je zuvor ...! Hm-hm!
Ganz liebe Nachtgrüsse
vom "krassen" Känguruh

04.07.2002, 22:44
Hallo Ihr Lieben und erst mal danke. Ich war heute strange unterwegs und Ihr habt mir so lieb geantwortet. Brigitte, weißt Du was ich an Dir schätze, schon beim Mitlesen, aber auch bei Deiner Antwort, ist, dass Du nie pauschalisierst, so objektiv bist und Dinge auch von einer "anderen" Seite beleuchtest.

Tja, Jana, Du hast wohl recht. Wie oft habe ich das selbst schon geäußert, dass mein Vater immerhin schon 67 Jahre alt wird (wird er?) und dass das ein Alter ist, das man nicht beklagen muss. Nein, das ist es nicht. Es ist der Weg dahin, dieses lange Leiden, immerhin schon über ein Jahr, in dem es ihm nie wieder gut gegangen ist, nicht einmal annähernd. Zunächst musste er, als er noch keine krebsbedingten Beschwerden hatte, die Folgen der Bestrahlung verkraften (er hatte von Beginn an Metastasen im Gehirn) und dann die der Chemo, die er ganz schlecht vertragen hat. Jetzt machen sich die Symptome der Krankheit bemerkbar, er bekommt schlecht Luft, hat Schmerzen und kann nicht mehr essen (wobei ich ehrlicherweise sagen muss, Essen war schon immer sein Problem, er ist seit jeher viel zu dünn, da schlage ich wohl nicht nach ihm...). DAS ist es, was mich so hilflos macht. Ja, er hat sein Leben gelebt, aber dass er das durchmachen muss, das fällt mir so schwer zu begreifen, zu akzeptieren.

Ich bin es gewohnt, dass mein Vater unser Sorgenkind ist... Er war früher schon sehr schwer krank, hatte gleich zwei schwere Unfälle, er ist wohl ein Magnet, der das Unglück anzieht. Von daher sollte man meinen bin ich in Übung - und doch hat es mich eiskalt erwischt. Man kann "sowas" nicht üben, man kann sich auch nicht darauf einstellen und im Moment reagiere ich wohl so heftig auf die Prognosen, weil ich alles ganz prima verdrängt habe, die Hoffnung hatte, dass mein Vater einen Ausnahme-Krebs hat und auch dieses Mal mit einem blauen Auge davon kommt (hallo liebe Robbe, das Wortspiel ist Zufall!).

Wir hätten so viel nachzuholen, aber mir fehlt der Mut, denn ich wenn ich jetzt in die Offensive gehe, wird meinem Vater schmerzlich bewusst, warum ich das tue - weil die Zeit läuft. Und das hält mich davon ab, die Fragen zu stellen, die ich auf dem Herzen habe, die Dinge zu sagen, die mir wichtig sind und ich weiss wohl, wenn ich es jetzt nicht schaffe, dann ist es vielleicht zu spät.

Himmel, ist das alles schwierig... Ist es das? Oder mache ich es mir nur schwer?

Jacqueline
04.07.2002, 23:04
Hallo allerseits!

Ich lese dieses Posting schon seit Anfang ganz interessiert mit und nun juckt es mich in den Fingern, auch mal was dazu zu schreiben
Meine Perspektive ist eine andere als Eure, ich hoffe, ich darf dennoch

Brigitte Känguruh *g* schreibt:
Ganz anders sieht es bei einer zeitlichen Lebensprognose eines Menschen bei KREBS aus! Denn was soll man DA noch tun? Bei einer Prognose von drei Monaten? Sechs Monaten?
Das ist KRASS!

Genau so eine ähnliche Prognose haben wir bei unserem Sohn bekommen.
Mehrere Wochen bis einige Monate......
David war damals 17 Monate alt, als das Rezidiv von seinem Pinealoblastom ( Hirntumor, sehr selten, WHO IV, Erstdiagnose mit 5 Monaten) entdeckt wurde.
Entgegen der Prognose hatten wir sogar etwas mehr als 6 Monate...

Das war ein Viertel seines Lebens !!!
Und für uns unendlich kostbar.
Wir wussten, was auf uns zukam, was auf David zukam - udn so hart das war - es gab uns die Gelegenheit, dieses wunderbare Menschenkind noch bewusster wahrzunehmen, seinen Weg von uns weg so zu gestalten, dass wir uns die Erinnerungen von heute schaffen konnten.
Wir konnten abwägen. Qualität oder Quantität.
Noch heute bin ich manchmal im Stillen froh, dass sich damals nicht allzuviele solcher Entscheidungen aufgedrängt hatten, waren alle Therapien sowieso aussichtlos und /oder unmöglich...

Mir ist bewusst, dass oft Prognosen einfach so irgendwelche zahlen sind, die über ein Leben gestüplt werden.
Wir bekamen diese zeitlichen Angaben auch erst, als wir nachhakten, es war uns wichtig, weil wir keinen Schimmer hatten, wielange uns noch bleibt.

Darum glaube ich :
Liegt es nicht auch an uns selber, was wir mit solchen Informationen anfangen?
Wer die Wetterprognose anschaut, der möchte doch einfach einen Hinweis haben. Verlässt man sich da hundertprozentig drauf? Eher nicht, oder.

Und so haben wir die Prognosen auch immer angeschaut : als eine situative Einschätzung der Lage - und nicht als Diagnose.

Liebe Grüsse, Jacqueline

05.07.2002, 09:00
Liebe Jacqueline,

es tut mir entsetzlich leid, dass ihr euren David verloren habt. Ich denke sein Kind zu verlieren, ist das Schlimmste, was einem passieren kann. Umso mehr bewundere ich deine (eure)Einstellung. Es gehört sicher sehr viel Größe dazu, die Prognose so zu sehen wie ihr es getan habt. Ich finde auch, die Frage Qualität oder Quantität ist eine sehr entscheidende.
Gerade als Angehöriger ist man versucht, den (erwachsenen)Patienten zu allen möglichen Behandlungen zu überreden, weil wir mit aller Gewalt die Zeit mit ihm verlängern wollen. Solange dabei die Lebensqualität stimmt, bin ich voll dafür auch das Aussichtsloseste zu versuchen. Sobald aber dadurch die Lebensqualität zu sehr eingeschränkt wird (wobei das wieder ein Graubereich ist), sollte man loslassen (- so schwer das auch ist), und den Patienten in Würde gehen lassen wenn er soweit ist.
(Alles andere ist doch eigentlich egoistisch)

Deshalb, Bettina, verstehe ich in gewisser Weise, was euer Hausarzt deiner Mutter gesagt hat. Wobei es natürlich sehr darauf ankommt wie man es sagt.

Ich persönlich bin froh, dass ich weiß, wie es um meinen Vater steht - auch wenn es keine gute Prognose ist. Wir werden in der verbleibenden Zeit das Schönste herausholen - und sollte es länger dauern, werden wir uns freuen. Aber wenn seine Zeit gekommen ist, habe ich fest vor ihn gehen zu lassen. In dem Bewußtsein, dass es für uns Angehörige ok ist wenn er nicht mehr kämpfen mag, dass er sich ruhig fallen lassen kann. Ich hoffe, das wird mir gelingen.

Nochmals, Jacqueline, ich finde es ganz großartig, wie ihr eurem David (süßes Foto) seine Zeit bei euch so schön wie möglich gestaltet habt.
Ich wünschte ich hätte eure Größe!

Und: Prognose = situative Einschätzung der Lage ist die beste "Überseztung" die ich je gehört habe

Liebe Grüsse und alles Gute
Afra

05.07.2002, 09:31
Guten Morgen, Ihr alle

Hallo Bettina, dieses "viele Nachholen", wie Du es beschreibst, das hatten wir schon mal diskutiert (in den Sparten "Sie will dass ich gehe" oder "Ihr armen Angehörigen"). Da ist ein Zeitdruck, den DU kennst (aber nicht so genau Dein Vater), und Du willst noch einiges klären, sagen, ... wie auch immer.
Das IST schwer, aber man MACHT es sich damit auch sehr schwer. Hier möchte ich noch einmal erwähnen, dass ein Krebspatient sehr wohl WEISS, dass es nicht so hundertprozentig GUT um ihn steht. Die Chance, Dinge zu sagen und zu klären, ist also DA.
Die Frage ist jedoch: WAS will noch gesagt sein, WAS will noch geklärt sein?
Willst Du Deinem Vater sagen, dass Du ihn lieb hast? - Dann sag es ihm.
Willst Du Deinem Vater sagen, dass Du dies oder jenes bereust? - Dann sag es ihm.
Willst Du Deinem Vater sagen, dass Du ihm für irgend etwas verzeihst? - Dann sag es ihm.
Geht's noch um Erbangelegenheiten? - Dann sag es ihm besser NICHT!
Geht's um Vorwürfe an Deinen Vater, Dinge, die DU nie so richtig verdaut hast? - Dann sag es ihm NICHT!
Und wenn es nicht klappt, ihm dies direkt in Worten zu sagen, so versuche es mit einem lieben Brief. Du darfst ihm ruhig sagen, dass Du Angst um ihn hast, er wird das verstehen.
(Gott, ich wäre wahrscheinlich froh, würde MIR mal jemand von meinen Angehörigen sagen, er hätte Angst um mich! Aber bisher hat das noch keiner zu mir gesagt! - Ist doch eigentlich auch frustrierend, oder?)
Verstehst Du? Wähle Worte, die nicht einen direkten Abschied bedeuten. Aber Worte, die Du schon längst hast sagen wollen.
Meine Mutter starb damals an Leukämie, als ich etwa 27 war. Sie kämpfte zwei Jahre mit dieser Krankheit, mit der Chemo. Ich wusste damals auch nicht, wie ich damit umgehen sollte. Irgend etwas trieb mich eines Tages dazu, ihr einen Brief zu schreiben. (Sie lebte damals in Mannheim) Ich schrieb ihr, was ich dachte, was ich fühlte, und dass ich ihr VERZIEH, weil sie mich als Kind immer geschlagen hatte. - Sieben Tage später ist sie gestorben. Sie hatte meinen Brief noch gelesen. Vielleicht hatte sie bloss darauf gewartet, DASS ihr jemand verzieh?
Ich werde es wohl nie wissen, trotzdem waren die Dinge hinterher für MICH einigermassen geklärt. Denn da war plötzlich ein riesiges Stück Wut auf sie einfach verschwunden!
Vergessen kann man nie. Aber man kann verzeihen.

Ich weiss ja nicht, welche Dinge DU klären möchtest, liebe Bettina, aber ich glaube, Du verstehst schon irgendwie, was ich meine, gell? Wenn so wichtige Dinge noch geklärt und gesagt werden müssen, wenn dieser Druck so heftig da ist, ... dann bedeutet es ja auch nur, dass man diese Dinge schon LANGE hätte klären müssen.
(Genau so wie ich die Sache mit meiner Schwester heute klären müsste, hm-hm! Bevor IHR mal was zustösst! - Eigentlich wäre es an IHR, die Sache mit MIR jetzt zu klären, aber auf diese Idee kommt sie eben schon gar nicht!)
Ich wünsche Dir jedenfalls ganz, ganz viel Kraft dazu.

Hi Jacqueline! Bin natürlich gleich auf Deine Homepage geruckt und hab' da rein gelesen. Eine wirklich sehr schöne Seite, und auch mir sass ein dicker Kloss im Hals. Du bist eine wundervolle Mutter, Jacqueline, und Du bist es auch für Deine beiden anderen Kinder. Die Zeit wird es Dir zeigen, Du wirst sehen.

Du bist aus der Schweiz, gell? - Sali! Grüezi!
Ich verstehe, was Du meinst, mit der zeitlichen Prognose, um alles im Leben noch einschätzen zu können. Ich denke, das ist bestimmt auch in Ordnung so, gerade für Eltern, deren Kind krank ist.
Es ist wohl immer eine Sichtweise des Ganzen, WIE man es betrachtet und was man daraus noch machen kann.
Ich selber sehe es wohl auch hauptsächlich von meiner erwachsenen, krebsbetroffenen Seite. Es ist bestimmt ein Unterschied, wenn man als Erwachsener von seinem Arzt selber so eine zeitliche Todesprognose bekommt (denn dann trifft es einen ja beim eigenen Leben),... oder ob Eltern so eine Prognose über ihr Kind erfahren, ... oder ob Angehörige es über ihren Vater oder Mutter erfahren.
Als erwachsener, SELBST-BETROFFENER damit umgehen zu müssen, ist aber schon grausam! Denn wir müssen das mit unserem erwachsenen Verstand begreifen, verstehen und verarbeiten, was wir kaum wirklich können, wenn es ja um das eigene Leben geht. Wenn mir ein Arzt sagen würde, ich hätte noch exakt ein Jahr, ... wäre dies mein eigenes Todesurteil! Ich würde zwar heftig dagegen ankämpfen, würde mir immer wieder sagen, diese Prognose KANN nicht sein, der Arzt hat UNRECHT, ... aber seine Aussage alleine wird mir IMMER im Kopf herum schwirren, ich werde es NIE vergessen können. Meine Angst wird um so schlimmer sein, meine Panik, noch dieses und jenes schnell zu tun, ...
Denk ich mal. Vielleicht werde ich aber auch gaaaaanz ruhig und gelassen? - Ich weiss es nicht. Ich schätze jedoch, es wird dann eher noch schlimmer. Ich bin daher lieber dafür, den Augenblick zu leben und zu geniessen, ohne zu wissen, WANN es soweit sein wird. Der Tag X.
Mir reicht schon das Wissen darüber, DASS ich Krebs habe, DASS mein Leben allenfalls schon gekürzt ist, und damit muss ich lernen zu leben. Das ist schon anstrengend genug, hm-hm.

Liebe Jacqueline, bleib doch noch ein Weilchen hier bei uns.
Ganz liebe Grüssli
vom "krassen" Känguruh

05.07.2002, 09:32
Hallo Ihr lieben Schwestern im Herzen,
das mit den Prognosen ist doch sehr individuell unterschiedlich zu werten.
Dies stellt man auch an euren Meinungen fest.
Ich möchte euch diesbezüglich eine wahre Geschichte erzählen, die eine Freundin von mir miterlebt hat. Ihre beste Freundin war ebenfalls krebskrank - ihr wurde prognostiziert, dass sie höchstens noch ein halbes Jahr zu leben hätte. Schrecklich - aber sie hat gekämpft, hat sich Geld geliehen (ziemlich hohen Betrag) und hat sich ihren Traum (eine Reise durch die USA) erfüllt.
Jeder glaubte, es sei zu viel, was sie sich da zumuten würde.
Aber - ja - es grenzt wirklich an ein Wunder. Sie kam wieder.
Es ging ihr viel besser. Voller Hoffnung und die blöden Meta sind auch etwas zurückgegangen ...
Aus dem halben Jahr sind mittlerweile 3 Jahre geworden und natürlich wird sie nicht wieder vollkommen gesund, aber sie hat doch zumindest ein halbwegs normales Leben.
Jetzt muss sie allerdings zu sehen, dass sie ihre Schulden bezahlt. Aber das ist ihr nächstes Ziel, wenn sie geht, dann schuldenfrei.
Natürlich trifft so etwas leider ganz ganz selten zu - leider!
Und man sollte auch nicht davon ausgehen, dass es einem selbst so geht.
Auch eine andere Geschichte möchte ich euch noch berichten:
Nachbarn von uns, ein ganz liebes Ehepaar, erlebte auch ein tragisches Schicksal.
Er war schwer krebskrank und die Prognose war sehr schlecht.
Sie kündigte ihren Job auf und lebte fortan nur noch für ihren Mann. Sie kochte ganz bestimmte Diäten und auch die Wohnung wurde ganz umgekrempelt - nur noch Naturstoffe und allerhand anderes Gedöhns.
Dann kauften sie sich noch einen Garten und sie pflanzte alle möglichen Kräuter und Heilpflanzen an. Auch die hildegardsche Edelsteintherapie wendete sie an.
Sie tat wirklich alles, was ihr möglich war.
Man spürte die grosse Liebe, die zwischen ihnen stand. Und tatsächlich... ihrem Mann ging es besser. Ja - er schaffte es.
Aber leider - es gab kein Happy Ende!
Wie ich kürzlich erfuhr - ich war in der Zwischenzeit in eine andere Stadt gezogen und der Kontakt war abgebrochen - der Mann lebt immer noch. Es geht im gut.
Aber die Frau - welche Ironie des Schicksals - ist an Krebs gestorben.
Es muss ganz schnell gegangen sein...

Nicht jeder verkraftet seine Prognose - daher ist eine zwingende Aufgabe eines Arztes mit sehr viel Fingerspitzengefühl (wir hatten ja schon darüber geschrieben, dass dies eine Fähigkeit ist, die vielen Ärzten leider abgeht - z. T. aufgrund des grossen Druckes verständlich,wenn auch nicht hinnehmbar)an die Sache heran zu gehen.
Und das was Jacqueline schreibt empfinde ich auch so, es ist eine situative Einschätzung der Lage - keine Diagnose.

Natürlich kann auch jedem Gesunden jederzeit etwas passieren - das Leben kann von heute auf morgen vorbei sein.

Aber es ist doch noch etwas anderes, ob man vorher lange leiden muss. Dieses Auf und Ab - der eine Tag verläuft gut und voller Hoffnung und am nächsten Tag (teilweise schon Stunden später) kippt die Situation und alles sieht auf einmal grau in grau aus.
Momentan sind wir für jeden Tag froh, den meine Schwester schafft.
Ist es doch irgendwo auch eine Chance, dass sie es auch weiterhin schafft und es vielleicht doch noch ein Wunder gibt.
Man muss hoffen können - so aussichtslos die Situation auch erscheint. Dabei natürlich nicht die Realität aus den Augen verlieren - es ist eine echte Gradwanderung.
Das Beste hoffen und mit dem Schlimmsten rechnen.
Aus dem ganzen Sch... habe ich jedoch auch etwas gelernt:
Lebe, als wolltest du täglich sterben, schaffe, als wolltest du ewig leben. (Sprichwort)
Früher habe ich mir mit vielen Dingen Zeit genommen - teilweise weil ich mich nicht traute, sie in die Tat umzusetzen, teilweise weil ich faul war.
Dies hat sich stark gewandelt. Ich versuche nun, meine Ideen umzusetzen und mehr spontan zu handeln ohne 3 x zu überlegen.

Wann ist der rechte Moment zum Sterben. Diesen gibt es nicht!
Da sollte man sich nichts vormachen...
Als Baby (oh - Jacqueline - es tut mir so leid, dass du dein Kind auf diese Weise so früh verlieren musstest!), Kind oder Jugendlicher ist es genauso schlimm als wenn man 30 oder 50 oder 70 oder noch älter ist.
Wenn man einen Menschen liebt, ist es immer schlimm, wenn er uns verlässt.
Da spielt das Alter wahrlich keine Rolle.


Liebe Jana,
erst einmal drücke ich dich ganz fest. So - bekommst du keine Luft. Sorry... ich musste dich einfach mal so fest drücken, damit du weisst, wir sind bei dir.
Wie schon geschildert - auch ich bin ziemlich am Wasser gebaut. Von daher, ich kenne das Gefühl zu gut.
Auch das Gefühl, dein Herz wird herausgerissen...
Aber unser liebes Känguruh hat recht, wir leben, unsere Herzen schlagen, wild, stürmisch, pulsieren. Zeigen an, wir leben - leben so intensiv wie nie zuvor. Begreifen, was es heisst LEBEN!
Als Tier für dich - ein Spatz. Nee - würde ich jetzt nicht unbedingt so sehen. Wie wäre es denn mit Jana, dem Jaguar oder einfach nur "Cat" - da kann man dann überlegen, ob es sich um eine Stubenkatze (lieb und sanft, zärtlich im Umgang mit ihrer Mutter) handelt oder um eine Wildkatze, die ihre Krallen ausgefahren hat und alles angeht (vor allem den sch... Krebs) um ihre Mutter zu schützen und man vor ihr auf der Hut sein muss (vor allem die "weissen Doc-Mäuse"), damit man nicht zerkratzt wird.

Ich würde mich "tierisch" freuen, wenn du mir schreiben würdest liebe Jana (caty).
Wenn du mir die nächsten Tage an meine E-Mail-Adresse schreibst, verrate ich dir auch meine Adresse.
Herzlichen Dank schon mal im Voraus.

Liebe Bettina,
wie wäre es, wenn du deinem Vater schreiben würdest?
Wäre dies nicht eine Möglichkeit, sozusagen als Einstieg - ihm zu sagen, wie lieb du ihn hast? Was er dir bedeutet?
Zu schreiben - falls in der Vergangenheit Versäumnisse / Fehler gemacht wurden - dass es dir leid tut.
Ich habe meiner Schwester auch schon ganz viele liebe Briefe geschrieben. Vielleicht eine Kleinigkeit beifügen, von dem du weisst, dass es dein Vater freuen würde (z.B. eine schöne CD / ein Gedicht, eine selbst gepflückte Blume, ein Foto von dir... Möglichkeiten gibt es da viele)


So für den Moment grüsst euch herzlichst
die kleine,dicke Robbe Lisa


name@domain.de

05.07.2002, 10:05
Einen schönen guten Morgen Euch allen!

Ich muss immer schmunzeln, wenn ich "kleine, dicke Robbe" lese. Und ein krasses Kängeruh hier anzutreffen ist ein wirklich lustiger Zufall, denn erst kürzlich habe ich zu meinem Mann gesagt, dass ich wünschte, er wäre ein Kängeruh, denn dann könnte ich mich in seinem Beutel verkriechen...

Leider muss ich arbeiten, ich würde mich jetzt deutlich lieber hier austauschen, aber das Internet ruft...

Viele Grüße und Euch allen einen schönen Tag!

Bettina

Ruby
05.07.2002, 10:33
Hallo ihr Lieben!
Schon länger lese ich hier mit, und ich muss sagen, soviel Harmonie und gegenseites helfen/trösten/Verständins trifft man sehr selten! Ich könnte da noch mehr aufzählen, aber ich glaube ihr wisst das selber. Immer wenn mir "komisch" ist, so nenn ich es, schau ich hier rein und irgendeine von euch schrieb was, was mich wieder tröstet, ruhiger macht. Schön daß es euch gibt, bitte macht weiter so!
Mit ganz lieben Grüßen von Ruby

05.07.2002, 12:41
Hallo, ich komm nochmal,
hallo Lisa, Du hast da mit Deinem letzten Eintrag den meinigen gerade noch auf Seite 4 gequetscht ...! War wohl gerade zur selben Zeit.

Diese Geschichten von sterbenskranken Menschen, die noch etwas taten, sich einen Traum erfüllten, oder was auch immer, ... und es ihnen hinterher wieder besser ging, kenne ich auch. Es gibt sie nicht oft, das stimmt, aber es GIBT sie. Mir persönlich zeigt dies, wie wichtig und wohltuend so etwas für einen Patienten sein kann. - Glücklichsein fördert ja auch die Gesundheit, nicht?
Das ist ja auch der Grund, weshalb ich ebenfalls seit meiner Diagnose meinem Wunsch hinterher renne. - Nur leider kostet er Geld und da will keiner helfen! Ich konnte es, und KANN es echt nicht glauben! Aber meine Odysee ist jedoch bald zu Ende, weil es jetzt wohl zu einer Zwangslösung kommen wird. Da darf dann der Staat zahlen! Bzw. die Steuerzahler! - Komisches System, das wir da haben!

Hi, Jana, wie wär's mit "Tigerin"? - Komm, lass uns zusammen über die Steppe ziehen! DU in der Eleganz einer Tigerin, fürsorglich aber auch gefährlich, ... und ich als Känguruh hopsend, lieb und schnatternd, aber auch gern mal zuboxend ...!
Hehe, war mir gar nicht mehr eingefallen, liebe Bettina, dass ein Känguruh ja einen BEUTEL hat!

Hallo Ruby, Du warst doch schon mal hier bei uns. Hast Du keine Lust, mit uns mitzuplaudern? Habe Deine Homepage übrigens auch gelesen. Ich finde es immer toll, wenn Krebsbetroffene oder Angehörige so eine Seite erstellen und ihre Geschichte erzählen. DAS ist nämlich das wahre Leben, ... wo es sonst ja auch genügend Quatsch im Netz gibt, nicht wahr? Ich habe letzten Herbst auch eine eigene Page erstellt. Wird aber bald mal mit den neusten Neugigkeiten ergänzt.

Bis später, Ihr Lieben
Grüsse vom boxenden Känguruh (MIT Beutel!)

www.krebsgeschichte.ch

05.07.2002, 14:21
Hallo Ihr alle zusammen,
irgendwie merkt man doch wenn man mit dieser Krankheit zu tun hat, wie wertvoll jeder einzelne Tag ist und das man manche Entscheidungen halt nur von einen Tag auf den anderen oder sogar nur von Stunde zu Stunde entscheiden kann.
Diesmal geht es nicht um meinen Vater sondern um einen Vater eines Kindergartenfreundes meines Sohnes. Er hat eine KMT bekommen und seine Werte waren immer sehr schlecht, seit 1 Monat ging es ihm gut und der Sohn konnte endlich mal wieder einen Freund zu sich nach Hause einladen, da die Ansteckungsgefahr bisher zu gefährlich war. Nun wäre es heute so weit gewesen, heute nacht ist er mit war dann der Notarzt da und alles musste wieder abgeblasen werden, weil höchstwahrscheinlich die Lunge auf das neue Knochenmark die so gut reagiert und zusammenfällt. Das Kind ist völlig fertig er will es garnicht mehr verstehen, dass es "mal wieder nicht geht", er wünscht sich seinen Vater "weg", was auch immer er darunter versteht.
Wir können auch immer wieder nur unsere Hilfe anbieten, aber es gibt mitlerweile auch kein tröstenden Worte mehr, dadurch das sie auch nur von einem Krankenhaus in das andere müssen, können wir auch garnicht den Kontakt so zu ihnen aufbauen, es ist halt die Zeit nicht da und auch eben diese Distanz. Freunde haben sich schon alle zurückgezogen, wer will schon mit Ende 20 immer mit dem "Tod" zu tun haben.
Durch die eigentlich im letzten Monat guten Wert war eine richtige Euphorie eingekehrt und jetzt sind alle wieder ganz weit unter, obwohl jeder wusste dass es noch mindestens ein halbes Jahr dauert um genau zu wissen ob das Transplantat richtig angeschlagen hat. Dadurch wird einem aber auch bewusst wie wertvoll wieder einige glückliche Momente sind, die sie nach aussen hin mit allen geteilt haben, aber jetzt hat sich das Loch wieder aufgetan.
Zu den Robben passt nicht nur das Glatteis sondern auch die Bezeichnung "Heuler", das Leben könnte so einfach sein, "nur für wen und wie?"

Ein Bruder einer Klassenkameradin hat sich auch einen Traum erfüllt als die Diagnos Gehirntumor feststand. Nach einer OP war er auf einmal verschwunden, nach einem halben Jahr kam eine Karte: Bin Indien in einem Tempel, lehrne Yoga, mir ist es noch nie so gut gegangen.
Heute 15 Jahre später ist er Yogameister und hat eine "Aura" um sich, die sehr ansteckend ist (auch wenn es sich nach Esoterik anhört), aber was ist daran schlechter an sonst irgend eine andere Lebensphilosophie, wobei diese bestimmt eine der friedlichsten ist.
So musste mich mal "ausheulen", weil irgendwie im Moment keine so richtig guten Nachrichten kommen. Oder man sieht sie nicht als so richtig gut, wenn man mal davon ausgeht dass erst eine schlechte Diagnose darsteht, ist ja schon jeder Stillstand eine "gute" Nachricht.
So jetzt gehe ich mal zu meinem Boxsack, heute denke ich mir mal mein eigenes Gesicht, damit ich mal aus meinem Loch wieder rauskomme.
Euch alles Gute
bis dahin
Michaela

Ruby
05.07.2002, 15:12
Hallo ihr Lieben!
Ja, Brigitte, du krasses Känguru...lach , ich kenne deine HP schon, habe sie mir, wie ja auch du meine, schon angesehn. Sie ist übrigends in meinen Favoriten gespeichert. Wenn ich mal wieder in den nächsten Wochen meine HP aufarbeite, darf ich sie in meine Linkliste aufnehmen?
Übrigends...weisst du eigentlich, daß auch Stomaträger, wie ich, sich Kängurus nennen? Ich hab mich mal selber, weil sonst ja bei solchen vielen Kängurus Verwechslungen vorkommen können, dann einfach mal "Boidelradde" genannt, grinsss...
Im Moment hab ich Angst um eine liebe Freundin, ihr gehts nicht gut nach einer erneuten Chemo und kam gestern unerwartet in die Klinik, man vermutet einen Darmverschluss. Der Mann rief mich an, ich bemerkte, daß er sehr schwer reden konnte, hätte ihm so gern mehr beigestanden, wäre so gern zu meiner Freundin gegangen, ihr Mut zugesprochen, ihr die Schmerzen abgenommen...ich komm mir so hilflos vor...man kann nur warten und hoffen...
Ich schreib bald wieder...im Moment gehts nicht so recht...die Gedanken schweifen immer wieder ab...
alles Liebe und Gute für Euch
von Ruby

05.07.2002, 15:14
uhhps...
daran habe ich gar nicht gedacht...
Stimmt aber. Heuler (solange ich nicht der letzte Heuler bin...)
tja - liebe Michaela das Leben könnte so einfach sein und so schön (da fällt mir gerade der Film ein "Das Leben ist schön" - das war ein ganz toller Film, wenn ich auch am Anfang gedacht habe, was ein Quatsch - kennt ihn durch Zufall einer von euch)
leider habe ich deinen Satz "Heute 15 Jahre später ist er Yogameister und hat eine "Aura" um sich, die sehr ansteckend ist (...) nicht ganz verstanden. Meinst damit dass er etwas positives ausstrahlt und damit die Menschenseele anspricht oder meinst du, irgendwelche negative Energie?
Kannst du den kleinen Jungen nicht ab und an zu euch holen und ihm ein bisschen Normalität schenken? Logisch dass der Kleine es nicht versteht - die meisten Erwachsenen verstehen es doch nicht und können nicht damit umgehen.


Sieh es doch bitte so, dass ein Stillstand schon etwas Positives ist und man dann darauf aufbauen kann.
Momentan bekomme ich nur negative Informationen (heute leider auch schon wieder! Mir wäre ein Stillstand zur Zeit sehr willkommen - huups, da werde ich dann gleich wieder zum Heuler und suche mein Loch in der Eisscholle um unterzutauchen...
wie kann man d i r helfen, aus diesem Loch herauszukommen?
Ich bin in Gedanken bei dir und drück dich ganz fest.

Leider trifft das mit den Freunden häufig zu... da spielt das Alter keine Rolle. VIELE sind sehr egoistisch, sobald eine Krise kommt und Schwierigkeiten auftauchen, tauchen sie ab.
Gerade auf diese Weise auch einen lieben Freund verloren - was heisst hier guten Freund? Es ärgert mich sehr. Wut - Boxsack wo bist du, du kriegst sein Bild und dann drauf gehaun...
In der heutigen Zeit scheun viele Verantwortung zu tragen und da machen sich Freunde rar.
Es tut weh, vor allem dann, wenn man selbst immer Zeit gefunden hat und auch andersweitig geholfen hat, wenn es den sog. Freunden schlecht ging.

Liebe "Krasse" - was ist denn dein Traum? Verrätst du ihn uns? Kann man da irgendwie unterstützen? Ich habe auch einen Traum - aber der ist wirklich total abgedreht... vielleicht verrate ich ihn irgendwann einmal. Momentan ist er noch in der Reifephase...
Übrigens Tiger finde ich auch nicht schlecht für Jana...
Ich stelle mir gerade bildlich vor, wie ein Känguruh und ein Tiger durch die Gegend ziehen und dabei einen Waschbär kennenlernen, diesen mitnehmen und weiterwandern und dann zum Pol kommen und dort einen kleinen Heuler antreffen und dann alle auf einer Eisscholle sitzen und gemütlich Kaffee / Tee schlürfen und sich Geschichten erzählen und wenn einer kommt und böses im Schilde führt, wird er geboxt (dies ist dein Part), gebissen und gekratzt (das macht der kleine Waschbär) und mit den Flossen rechts und links eine verbraten (die Aufgabe übernehme ich mit Freuden) und zum Schluss kommt der Tiger und macht sich über den Rest her ... (mir geht gerade die Phantasie durch... sorry, aber so bin ich nun mal auch)

Liebe Ruby, endlich! Prima, dass du nun endlich doch zu uns gestossen bist. Dass finde ich ganz super toll und habe auf meiner Eisscholle gleich einen Salto vor Freude gemacht ...
bitte bleib und quatsch mit.

Ich wünsch euch allen ein schönes, sonniges Wochenende
und denkt dran, fangt heute an zu leben und euch eure Träume zu erfüllen und euch euren Zielen ein Stück anzunähern
die kleine, dicke Robbe Lisa

05.07.2002, 17:05
Liebe Jaqueline,

beim Lesen Deines Postings stand mir das Wasser sonstwo...
Ich finde es ganz toll, wie Ihr die Zeit mit Eurem Kind zusammen ward. Es gibt noch so eine Seite im Internet über die Sternenkinder. Es gibt immer einen Tag im Jahr, an dem man eine Kerze anzünden soll und diese für die Sternenkinder ins Fenster stellen (kennst Du das?). Es ist so traurig, aber auch so schön, dass diese Eltern sich zusammengefunden haben und sich gegenseitig stärken. Ich hatte auch eine Kerze brennen (ich hatte von einer Mutter gehört, die ihr Kind verloren hatte) und den ganzen Tag Tränen in den Augen gehabt. Bisher habe ich den Gedanken an so etwas immer verdrängt. Im Hinterkopf hatte ich aber immer schon: Wenn so etwas passiert, ist es noch viel schlimmer, viel ungerechter, als wenn ein älterer Mensch gehen muss.

Liebe Afra,
das mit der Lebensqualität kann ich nur unterstreichen! Und auch das mit dem Loslassen und Fallenlassen. So habe ich das noch nie gesehen. Ich hoffe, ich werde auch diese Stärke haben, wenn es passiert - denn die Wahrscheinlichkeit, dass die Eltern so oder so früher sterben, ist ja groß. Auf irgendeine Weise (denn ich hoffe natürlich immer noch das beste für meinen Vater) werden wir meist alle irgendwann damit konfrontiert. Nur ist es tröstlicher, wenn jemand steinalt in seinem Bett einschläft und nicht mehr aufwacht. Aber mit dem SCHMERZ leben lernen muss wohl jeder.

Meine liebe Brigitte!
Fühl' Dich mal ganz doll gedrückt!!
Du bist UNS wichtig! Auch wenn wir uns erst seit kurzem kennen (das sagt manchmal gar nichts aus). Deine Familie scheint nicht mit gerade mit der größtmöglichen Sensibiliät ausgestattet zu sein, aber Sorge haben sie mit Sicherheit auch um Dich... Dein Vater, und Deine Schwester auch. Sie wird irgendwann aufwachen, glaube mir, und wenn es als alte Frau und verbittert ist...
Es GIBT Menschen, die denken immer nur an ihre Gefühle. Etwas anderes kennen sie gar nicht.
Wenn ihnen etwas zustoßen würde... dann hätten sie nie die Stärke, mit den Dingen zu wachsen, sich dem entgegenzustellen!
Vergessen kann man nie, aber man kann verzeihen. Das hast Du schön gesagt...
Aber dafür müsste sich der andere erstmal im Klaren darüber sein, wie sehr er einen verletzt hat, gell? Wie gesagt, ich habe da ja das Gleiche in grün... ich habe übrigens Kontakt aufgenommen! War mal wieder niederschmetternd. Sie will mich nicht sehen! Aber immerhin ist sie bereit, über meinen Vater telefonisch zu sprechen und helfend zusammenzuarbeiten. Alles weitere lehnt sie bis auf weiteres ab. DAS ist noch krasser, oder? Ein NEIN, einfach so. Und in dieser Situation.

Tja, das mit dem Tag X geht wohl allen genauso... Ein "Gesunder" kann wahrscheinlich irgendwie nur leichter verdrängen?
Es dürften wirklich gar keine Ärzte zugelassen werden, die nicht eine Zusatzausbildung Menschensensibilität erfolgreich abgeschlossen haben!! Es gibt nämlich mit Sicherheit nur ein ganz, ganz paar wenige Menschen, die mit so einem "Urteil" wirklich (letztlich) klar kommen. Und selbst dann noch ist das "wie" sicher ganz entscheidend. Man kann jemandem doch nicht einfach so eine Zahl entgegenschleudern!
Ich sehe es ganz genauso wie Du - der verbleibende Rest wäre mir jedenfalls gründlich vermiest!! Auch wenn sie es nicht wirklich wissen könnnen - denn sie SIND keine Götter, nicht mal halbe, denn sonst könnten sie die Menschen ja heilen!

Liebe Grüße sendet das Kaninchen

05.07.2002, 18:22
Hehe, hallo Robbe Lisa!
Du hast da wohl in Deinem Tier-Thriller das Kaninchen vergessen! Sitzt das Kaninchen da vielleicht bei mir im BEUTEL, während ich boxe? Oder "klopft" es mit den Hinterläufen heftig auf den Steppen-Boden, um alle anderen Tiere aus dem Dschungel/Wald um Hilfe zu rufen?
Ja-haah, dann kommen bald mal noch die Elefanten und die Giraffen ...!

Meinen Traum, liebe Lisa, kannst Du auch auf meiner Page nachlesen (siehe letzter Beitrag). Ich bin bis heute noch keinen einzigen Schritt weiter gekommen. Habe noch anderes versucht, aber auch DAS ging in die Hosen. - WIE das Ergebnis nach meiner Odysee nun aussehen wird, weiss ich wahrscheinlich erst im Herbst. Aber dann werde ich in meiner Homepage dann die "Fortsetzung" schreiben. Und darin verraten, WAS ich alles noch unternommen habe. Muss da leider auch die Leser meiner Page noch ein bisschen warten lassen. - Aber es kommt dann krass genug, das verspreche ich!

Hallo Michaela, die Idee dieses Bruders Deiner Klassenkameradin war gar nicht mal so schlecht! Yoga und Yogameister? Naja, WIESO nicht? Und offenbar hat es ihm ja GUT getan! - Diese Aura, von welcher Du sprichst, wird wohl eher eine "weise" Aura sein, gell?
Hey, box für mich noch eine Runde mit, ja? Ich hab' mir MEINEN Boxsack nämlich noch nicht gekauft! (Mein Nachbar ist - lachend - gewillt, mir diesen dann auf dem Balkon aufzuhängen, bzw. ran zu montieren. Aber das kann er mir erst so gegen Ende Monat machen, hat er gesagt. - Bis dahin muss ich also noch mit einem Kopfkissen oder so vorlieb nehmen ...!)

Hi, Ruby, klar kannst Du meine Seite zu Deiner Linkliste nehmen. - Hast Du einen Banner? Weil ich auf meiner "letzten" Page-Seite einen Bannertausch vorschlage. Ist ja so ähnlich wie ein Link.
Aber wenn ich dann im Herbst meine Page aufarbeite, setze ich dann auch eine Linkliste ein. DEINEN, liebe Ruby. Und den von Jacqueline, wenn sie damit einverstanden ist. - Und dann kommt natürlich auch der Link zu diesem netten Krebs-Kompass dort rein, jaja! (Gell, Markus und Nicole?)

Liebes Tina-Kaninchen, danke Dir für das doll drücken. - "Vergessen kann man nie, aber verzeihen!" Sind das MEINE Worte? Ach herrjeh! Da hab' ich ja noch was zu tun bei meiner Schwester, was?
Ja, das ist KRASS, dass sie DICH nicht mal sehen will! Also MEINE Schwester ist ja schon krass genug, aber DAZU wäre sie wiederum zu feige!
Aber es tut weh, nicht wahr? Ich weiss schon. Ich drück Dich auch ganz doll.

Bis dann, all Ihr lieben Tierchen!
Gibt's da nicht so ein Sprichwort vom Känguruh?
Äh, ...
... müde bin ich Känguruh,
schliesse meinen Beutel zu,
lege meine Ohren an,
und schlafe nun solang ich kann ...!

Gut Nacht!
Das "krasse" Känguruh

05.07.2002, 19:14
Ihr seid so wunderbar gesprächig, ich komme mit dem Lesen gar nicht mehr nach!

Ok. Passende Großkatze: Puma - seid Ihr einverstanden???

Hi Brigitte,
Das mit dem Todesdatum oder eher dieser Prognose Krebs - es gibt da zwei Aspekte: zum einen wurde mir bei der Diagnose brutal klar gemacht, das meine Ma nicht ewig lebt. In dem Augenblick habe ich dieses kindliche Vertrauen verloren, das Eltern irgendwie immer da sein werden. Wie sehr ich auch Kind in dieser Beziehung war, habe ich an diesem sch... Tag mitbekommen. Und dann kam der zweite Schlag: wenn der Krebs gewinnen sollte, wird das für sie vermutlich kein leichter Weg für sie (siehe die Geschichten über Lungenkrebs) und ich würde alles tun, damit sie nicht leiden muß. Wirklich alles.

Und Diagnosen/Prognosen? Ich habe oft hier den Eindruck, das von Ärzten etwas übermenschliches Erwartet wird: wie lange lebt der Betroffene noch. Antworten auf Fragen, denen sie bestenfalls mit Erfahrungswerten und Statistiken begegnen können. Selbst bei "gesunden" Menschen geht das nicht. Aber nur die wenigsten Ärzte geben zu, das Medizin keine Wissenschaft ist. Deswegen geben sie Prognosen, keine Termine, was Lebenserwartungen angeht. Letztes Jahr ist ein Freund von mir Verunglückt - und dreimal gaben sie die Prognose, das er diesen Tag nicht überleben wird, das sein Gehirn wahrscheinlich eingeschränkt arbeiten wird - na ja - er lebt, denkt und seine körperlichen Einschränkungen sind erstaunlich gering. Die Ärzte meiner Ma geben für sie keine Prognose ab, ok, sie haben gesagt, wie das Minimum sein kann - aber mit dem Hinweis, das sie für sie direkt nichts sagen können. So hart es klingt: es wird sich herausstellen.
Vielleicht geht es Dir nicht so, aber viele Menschen brauchen Prognosen ("wie lange noch") - wobei wohl kaum einer wissen will, wieviel Zeit ihm exakt noch bleibt, sondern so mal über den Daumen gepeilt. So wie eine Wettervorhersage oder ein Horoskop (wie wirds den wohl). Allerdings ist der Tag X bei "Gesunden" nicht so brutal ins Gehirn geschossen worden - und wir leben alle irgendwie ewig, gell? Irgendwann in FERNER, FERNER Zukunft werden wir sterben. Nicht in sechs Monaten (deswegen buchen wir ja im Januar den Urlaub), nicht in zwei Jahren (deswegen bauen wir Häuser).
Das wichtigste für mich bleibt: meiner Ma soll es gut gehen und man muß ihr und ihren Wünschen mit Respekt begegnen (hm, das sollte man dann auch auf die "gesunde" Umwelt übertragen, oder?).

Hallo, meine kleine Robbe. *knuddel*
Die meisten Menschen haben zuerst mal Angst vor Schwierigkeiten und sind super hilflos, weil sie Angst haben, etwas falsch zu machen. Die Feiglinge laufen weg. Die Mutigen (auch wenn sie unsicher sind) bleiben da oder kommen zurück. Leider sind das wenige, aber auf die kann man sich verlassen.
Ich erzähle kaum einen was mit meiner Ma los ist - ich kann dieses Betroffenheits-Unsicherheitsgedrösel nicht ab haben... Und wenn man sich dann deren "nichtige" Probleme anhört: zu viele Parties, Anrufe, bla bla... Manchmal bin ich neidisch. Wirklich neidisch. Aber bevor ich dann mit meiner "Keule" zuhaue, lasse ich das lieber - es bringt eh´ nix. Die Erkenntnis, was wichtig im Leben ist, muß wohl jeder selber machen. *seuftz*

Ruby, irgendwann wirst Du Deine Gedanken auf der Tastatur einfangen können - wenn Du soweit bist, sie in Worte zu fassen. Aber Du bist jetzt schon willkommen *drück*.

Bettina, nutze die Zeit mit Deinem Vater, schreib´ ihm, rede mit ihm - wenn Du das versäumst, schleicht das immer hinter Dir her.

Grüsse
Jana

05.07.2002, 19:16
... ach ja, was den Umgang mit "Betroffenen" angeht:

HANDELT DANACH, WAS EUER HERZ EUCH RÄT!!

Manchmal kein leichter Weg, aber er ist der Richtige.

*küsse*

Jana

05.07.2002, 19:31
... Nachschlag:

stark verzögert auch noch ein Buchtipp (vielleicht auch was für das Känguru): Marlene Haushofer "Die Wand"
Kurzbeschreibung (von mir eigenhändig kopiert)
Verdutzt streckte ich die Hand aus und berührte etwas Glattes und Kühles: einen glatten kühlen Widerstand an einer Stelle, an der doch gar nichts sein konnte als Luft. Dann hörte ich lautes Pochen und sah um mich, ehe ich begriff, daß es mein eigener Herzschlag war, der mir in den Ohren dröhnte.« Eine Frau wacht eines Morgens in einem Jagdhaus in den Bergen auf und findet sich, allein mit ein paar Tieren, in einem Stück Natur eingeschlossen von einer unüberwindbaren gläsernen Wand, hinter der offenbar keine Menschheit mehr existiert. Aber sie will und kann weiterleben.

Die Autorin war selbst Krebskrank und es ist sehr faszinierend.

... jetzt aber Schluss

Jana

05.07.2002, 23:01
Hallo Ihr Lieben,
nun konnte ich eine ganze Weile nicht bei Euch reinschaun und habe mich erst mal wieder reingelesen.
Zum Thema Prognose muß ich sagen, dass ich panische Angst davor habe, dass irgend ein Arzt kommt und sagt, solange hat er noch. Schon den Schlag "nicht mehr heilbar" konnte er und auch wir kaum ertragen. Soviel Hoffnungen sind geplatzt, soviel Kraft verloren gegangen. Ich glaube nicht, dass er noch so kämpfen könnte und mich hätte die Angst wahrscheinlich so verrückt gemacht, dass ich die Zeit mit ihm nicht genießen könnte. Ich habe oft das Gefühl, dass mein Dad jetzt wesentlich mehr Kampfgeist hat, als noch nach der Erstdiagnose, die ja eigentlich noch recht zuversichtlich klang.
Liebe Tina, dass mit dem Heulen kenn ich nur zu gut. Bin mittlerweile zur vollen Mimose geworden. Manchmal echt schon peinlich. Da ich oft in Situationen anfang zu heulen, in denen ich eigentlich mit der Faust auf den Tisch hauen sollte. Selbst im Kindergarten, als die Kindergärtnerin mir sagte, irgendetwas stimmt mit ihrem Sohn nicht (weil er nicht so wollte wie sie) stand ich heulend da. Früher hätte ich gesagt, sie soll ihn doch in Ruhe lassen und hätte das Thema abgehakt.
In zwei Wochen ist Nachuntersuchung (ob die Chemo was genutzt hat oder nicht). Ich weiß nicht was mir lieber ist, dass die zwei Wochen morgen um sind oder nie kommen. Mir wird schon ganz schlecht bei dem Gedanken daran. Wie muss es meinem Dad erst gehen. Ich wach gerade mit den Fragen: Was ist wenn.. auf und gehe damit ins Bett. Jeden Tag wird der Kloss im Hals dicker. Vorallem, weil es ihm zur Zeit nicht so gut geht.
Liebe Jacqueline, ich bewundere dich. Du findest auch in absoluter Dunkelheit noch ein Licht.
Bis bald Lilly

06.07.2002, 00:36
Hach, das Känguruh kann nicht schlafen, es hat noch so einen ollen Thriller-Film im TV geguckt, und jetzt ist es noch ganz zappelig!

Hi Jana, Du PUMA! Boh-eh, schönes Tier!
Das stimmt, was Du schreibst. Es gibt ZWEI Aspekte.
Der eine ist die reine Krebsdiagnose. Jene, wo Du als Tochter das kindliche Vertrauen verlierst, dass Deine Mutter nicht ewig leben wird. Und Du wirst in dieser Situation selber wieder so hilflos wie ein Kind. Und trotzdem musst Du Dich damit auseinander setzen, dass dieser Krebs am Ende der Sieger sein könnte. Also tust Du alles, was Du tun kannst, um zu helfen. Damit Deine Mutter nicht leiden muss. - Das ist die Seite dieses Aspektes der ANGEHÖRIGEN.
Für den BETROFFENEN jedoch ist diese Krebsdiagnose bereits schon ein halbes Todesurteil. Aber auch er fühlt sich oftmals wieder wie ein Kind, so hilflos und wehrlos. Und er wird dann alles versuchen zu tun, um wieder gesund zu werden.
Jetzt kommt der ZWEITE Aspekt, das ist die zeitliche PROGNOSE eines Arztes. DER kommt dann aber noch HINZU! - Du als Tochter und Angehörige kannst hier aber diesen Teil besser ertragen, weisst Du. Obwohl es schrecklich ist und nicht zu fassen. Trotzdem wirst Du es eher verarbeiten können, denn DEINEN Anteil dazu ist lediglich (verzeih mir bitte) das ABSCHIED-NEHMEN!
Aber als Betroffener SELBST diese PROGNOSE noch zusätzlich zu erhalten, ... bedeutet eine doppelte Verarbeitung: Nämlich das Abschied-Nehmen ... UND den EIGENEN "termingerechten" Tod vor Augen akzeptieren zu müssen!

Darum meine ich auch, es wäre besser, die Ärzte reden nicht von "sechs Monaten" oder von "zwei Tagen", (und das IST ein festgelegter Termin!) sondern besser von "schwierig zu sagen" oder wenigstens "die Chancen stehen nicht gut", oder halt auch "ein paar Monate". - Verstehst Du? Damit können BETROFFENE selber wenigstens ein bisschen besser klar kommen. Angehörige hingegen haben vielleicht ein bisschen weniger Mühe, wenn da Prognosen wie "sechs Monate" oder "zwei Tage" gesagt werden. - Obwohl es hart für alle Seiten ist, das ist klar.

Scheint mir, im Moment bin ich hier die einzige Krebsbetroffene, die da die Seite der Kranken beschreibt? Irgendwie "wühle" ich mich da durch, ... und fühl mich irgendwie trotz Euch Lieben ... ein bisschen alleine damit, ehrlich. Würde mir schon wünschen, dass hier noch ein paar andere Betroffene mitplaudern. Hm-hm!

Hallo Lilly, schön, dass Du wieder da bist.
Dieses "Was ist wenn ..." denke ich JEDEN TAG, ... weisst Du das? Wenn ich mal NICHT daran denke, kann ich geradezu glücklich darüber sein. Aber am schlimmsten ist es IMMER bei den Zwischen- oder Nach-Untersuchungen. Und das kann dann schon Wochen VORHER anfangen, diese ewige Fragerei "Was ist wenn ...". Abends, wenn ich ins Bett gehe, morgens, wenn ich aufwache, irgendwann im Laufe des Tages, wenn ich mir die Zähne putze, wenn ich Dusche, wenn ich Esse, wenn ich andere Menschen sehe ... !
Natürlich denkt man da nicht ununterbrochen daran. Aber eben immer WIEDER.

Soviel zu der Sicht einer Betroffenen, Ihr Lieben.
Jetzt versuch' ich nochmal zu schlafen ... schliesse meinen Beutel zu, lege meine Ohren an ...

Das "krasse" Känguruh

06.07.2002, 08:13
Hallo

lese zur Zeit nur etwas quer mit - und kenne nicht alle Postings...
aber zu Brigittes Mail würde ich kurz Stellung nehmen, will sie ja nicht "alleine" unter den Angehörigen lassen - wobei das nicht böse gemeint ist. Ich hoffe ihr versteht es.

Im Gegensatz zu Brigitte wäre mir z.B. eine ungefähre Prognose - z.B. 6 MOnate um ein vielfaches lieber, als so unbestimmte Angaben wie: sieht schlecht aus oder;

Klar würde ich bei 2 Tagen wohl im Keller seitzen, wobei ich auch denke, wenn das Sterben so nah ist, spürt man es selber und braucht solche Prognose dann auch nicht mehr. Aber wenns um einige Monate geht - würde ich wissen wollen, weil dann das Abschiednehmen wichtig wäre für mich; die letzte Zeit des Lebens mir so zu gestalten, wie ich es mir wünsche und leisten kann - einfach noch mal alles mitnehmen kann.
Mir ist klar, das nie jemand sagen kann, so und so ist es.
Es kann trotzdem ne Menge anders werden, aber wie gesagt - mit dem Drumerherumreden kann ich weniger anfangen.

Ich glaube, das es wichtig ist das auch individuell zu entscheiden.

Als ich vor 3 Jahren ungefähr alle meine behandelnden Ärzte gewechselt habe, war der wichtigste Wechsel hin zu meiner jetztigen Hausärztin/Internistin. Damals wußte ich natürlich noch nichts von meiner jetztigen Krebserkrankung, allerdings kannte ich mein Risiko aus familiären Gründen. Ausserdem habe ich viele andere Erkrankungen, wo eben die Abmachungen auch gelten. Und ich habe die Zeit zwischen Diagnose und Sterben meiner Schwester vollkommen miterlebt. Die Odysee zu den Ärzten -
Also wurde bereits im ersten Gespräch von meiner Seite aus dieses Thema angesprochen, und ich bekam ihr versprechen, wenn mich mal der Krebs erwischt - dann würde ich grundsätzlich alles wissen wollen; grundsätzlich alle Unterlagen einsehen wollen und/oder in Kopie haben - und sie müsste mir immer die Wahrheit sagen.
sie guckte mich damals zwar etwas irritiert an, aber das ganze hatte eben auch einen ernsten Hintergrund.
Ich vertraute ihr aus irgendwelchen Gründen - und heute weiß ich, das es genau das richtige Gespräch gewesen ist. Wir reden offen über die Möglichkeiten;
natürlich ist immer der erste Part mein Part. Das heißt, ich muss und darf sie alles fragen - und dann gibts auch Antworten. Keine WischiWaschi antworten, bekomme Infomaterial, Informationen usw. Wenn ich was nicht wissen will, dann gibts auch keine Antworten.

mmh - wollte ich nur mal dazu sagen - und ich versuche mal etwas nachzulesen. Denke mal, ich kann da noch einige Antworten geben...

viele Grüße
elisabeth

06.07.2002, 09:20
Gut's mörgele, Elisabeth,
danke, dass Du mir ein bisschen beistehst. Es hat schon was, denn wenn ich alleine mit etwa sieben Angehörigen hier plaudere, (was ich ja GERNE mache), wird schon eher die Sichtweise der Angehörigen betrachtet, und meine "betroffene" Seite geht hier ein bisschen unter. - Oder empfinde ich es nur ein wenig so?

Mit den Prognosen der Ärzte meinte ich eigentlich nicht, sie sollten UNEHRLICH sein. Es geht ja schon alleine darum, dass die Ärzte es nicht mal den Patienten sagen, sondern den Angehörigen! Also weiss der Patient in der Regel schon gar nichts davon.
Und dieses "noch sechs Monate" ist keine UNGEFÄHRE Prognose, sondern eine fixe Zeit. Wenn Dir ein Arzt diese Zeit nennt, wirst Du Dich wahrscheinlich auch darauf einstellen und nach sechs Monaten sterben. (Ausser jene speziellen Fälle, die wir erwähnt haben, wie der Yogameister zum Beispiel, der überlebt hat.)
Tatsache ist doch schon mal: WENN ein Arzt eine Prognose (eine Prognose ist keine Diagnose) stellt, ... dann hat ER aufgegeben! - Und es ist einfacher für ihn, dies den Angehörigen zu sagen, anstatt dem Betroffenen. Weil der Betroffene in der Regel TUT, was der Arzt sagt!

Zeitlimit! Das hat man doch auch SO schon, wenn man Krebs hat! Aber muss man immer alles so genau wissen?
Ich versuche schon seit Beginn meiner Diagnose noch DAS zu tun, was ich gerne tun möchte, wie der Yogameister, der wohl irgendwie die Möglichkeit gehabt hat, seine Chance zu realisieren. Okay, ER hatte vom Arzt ein Zeitlimit erhalten. Ich nicht! - Aber spielt das eine Rolle? Kommt es denn am Ende nicht auf das selbe raus? Muss man deswegen noch ein genaues Datum nach sechs Monaten oder so kennen?
Wenn ich meinen Tag X nicht kenne, heisst das doch noch lange nicht, dass ich deswegen NICHT handeln soll und ABWARTEN soll, oder?

Aber das ist ja das verrückte! Genau mit diesem Denken kämpfe ich gegen Windmühlen!
Verstehst Du, was ich meine, Elisabeth?

So, jetzt muss ich erst mal einen Kaffee haben!
Bis später!

Liebe Grüssli
vom "krassen" Känguruh

06.07.2002, 09:29
Hallo ihr Lieben!
Also ich glaube, ich kann euch zu diesem Thema einiges erzählen...Im März 2000 hatte ich doch meine 1. grosse OP. Naja, sie konnten lediglich ein paar Lymphknoten in der Leiste entfernen und machten alles wieder zu.Inoperabel.Vor der OP fragte ich ja auch, sah ales sehr positiv aus, die Ärzte machten mir echt Hoffnung.Aber irgendetwas stimmte nicht.Das sagte mir mein Gefühl aber ich verdrängte das.Als ich nach der OP zu mir kam und kein Stoma vorfand, war ich als erstes erst einmal erleichtert.Denn so im Innern dachte ich damals, ich könne nicht damit leben. Die Ärzte erzählten mir daß ich eine Entzündung im Bauchraum haben und die erst heilen müsste.Es kam viel Besuch, mein Schatz kam jeden Tag, auch das Personal las mir jeden Wunsch von den Augen ab.Ich erholte mich gut, aber irgendwas stimmte nicht!Irgendwas irritierte mich.Dann bemerkte ich, es waren die Augen, die Blicke...und eigentlich genau da begann mein aufbäumen, mein Kampf. Noch wusste ich nicht, was denn eigentlich mit mir war.Ich fing an zu fragen, zu löchern, zu bohren.Holte mir stückchenweise meine Informationen. Ich sprach mit meinem Schatz und da brach es aus ihm heraus, er weinte!Da begriff ich was nicht stimmte! Ich ging zu meinem Arzt in der Klinik und verlangte, daß er mir alles aber auch alles sagen sollte! Er druckste herum, sagte ich sei doch noch viel zu jung für so einen Befund, sie würden alle überlegen und nach etwas suchen, was mir helfen könnte.Dann informierte er mich über alles, fragte mich danach ob ich ein Beruhigungsmittel haben wolle. Ich nahm es erst mal an, aber nach 4 Tagen setzte ich es ab. Es half mir nicht, im Gegenteil.Ich brach wegen Lappalien in Tränen aus, zum Beispiel weil ich die Kaffeetase umschüttete. Das begriff ich nicht.Also nahm ich keine Beruhigungsmittel mehr, tigerte aber in der Klinik rum, dachte bei mir: Nein, das kanns nicht ewesen sein! ich will leben!Ich kann doch jetzt nicht mitten drin einfach sterben!Nach 4 Wochen durfte ich für 14 Tage nach Hause. Wenn ich allein war , brüllte ich die Wände an. Fing mich aber nach einer Zeit ab und wurde soetwas wie trotzig.Ja ich fing sogar an mit dem Tumor zu reden. Ich weiss das klingt eigenartig, aber es war so! Die Chemo begann. Sie dauerte ein halbes Jahr. Ich wusste, es kann zu Nebenwirkungen kommen, schiefgehn, daß der Tumor nicht reagierte. Mittlerweile wurde mir immer die Wahrheit gesagt. Wenn sich jemand rausreden wollte, blickte ich ihm in die Augen, danach kam dann die Wahrheit und keine Ausreden.Ich hatte große Angst in dieser Zeit meine Uhr könne doch abgelaufen sein. Redete mit dem Tumor, macht ihm klar, daß er auch sterben müsse, wenn er so weiter wuchs, redete oft mit mir selbst, heulte wenn ich allein war, war verzweifelt.Aber irgendwie fing ich mich immer wieder.In der Klinik war ich für meinen "Galgenhumor" bekannt. Dann war die Chemo zu Ende und mein Professor bat mich zu einem Gespräch. Er teilte mit mit, daß so schnell wie möglich operiert werden musste, gab mir auch sehr wenig Zeit, nur 5 Tage. Heute weiss ich warum: Ich wäre, wenn es sich, wie ich es wollte, um 14 Tage freie Zeit gehandelt hätte, verrückt geworden! Und jetzt kam ein anderes Gefühl auf mich zu: Ich hatte panische Angst nie mehr aufzuwachen.Ich spürte auch bei meinem Schatz diese Angst, eigentlich bei Allen die mir nahe standen. Aber bei mir war sie sehr groß...inerlich, ohne daß es jemand merkte, verabschiedete ich mich von allem. Ich was sowas von traurig, aber nicht wütend, wie vorher.Ich flehte irgendetwas an, mir doch zu helfen, daß ich dies überstand, aber das Gefühl, das ich alles zum letzten Mal sehe, blieb. Es blieb bis die Narkosespritze wirkte. Dann war alles Dunkel....und irgendwann hörte ich die Stimme von meinem Schatz. Ich hörte sie nochmals, dann wieder...mein erster Gedanke war: Ich bin wieder da! ich lebe! ich lächelte, oder ich dacht eich tu es und öffnete die Augen. Ich war wieder da! In diesem Augenblick wusste ich, daß ich überleben würde. Wielange weiss ich nicht, das steht in den Sternen. Aber ich geniesse jeden Moment. Und das Verabschieden war auch in Ordnung vorher, denn ich lebe jetzt ein ganz anderes Leben, ehrlicher, intensiver, dankbarer, offener,gefühlvoller! Und auch mit meiner Beziehung passierte etwas: Sie lebte auf! Wir waren sogar intensiver miteinander verbunden, wie jemals zuvor! Bei meiner Mutter musste ich lächeln, ich war wieder ihr Baby, ihre Erstgeborene, ihr Wuschkind...sie fing an viel von früher zu erzählen, vorher tat sie das nie. Auch die Beziehung zwischen mir und meinem kleinen Bruder, er ist 17 Jahre jünger wurde enger.Ich "verlor" in der Zwischenzeit viele Freunde, musste sieben, war aber gut so! Ich gewann neue, ehrlichere!Und ich schwor mir etwas: Jedem Betroffenen, jedem Angehörigen beizustehen, seelisch, wann immer ich das konnte!Denn ich sah inzwischen auch, wie sehr meine Angehörgien gelitten hatten unter dieser Situation. Manchmal denke ich, es ist schlimmer hilflos daneben zu stehen, nicht helfen zu können, als selbst betroffen zu sein.
Nein, nein, ich sehe nicht alles rosarot...auch ich habe Angst es könnte wieder irgendetwas sein, Angst bei jeder Nachsorge, Angst vor jedem Zipperlein, es ist etwas dazugekommen in meinem Leben, was ich vorher verdrängt habe, ich bin nicht unsterblich! Keiner von uns! Und meine Angehörigen haben das auch erleben müssen, leben jetzt auch mit dieser Gewissheit, daß irgendwann die Zeit abgelaufen ist. Man erlebt vieles bewusster als vorher. Als Betroffener und als Angehöriger.
Und wenn ein Arzt mir ncht alles sagt, mir nicht alle Informationen gibt, spüre ich das und wechsle ihn aus. Es geht schliesslich um mich, um mein Leben! Da möchte ich alles wissen und nicht mit ein paar Brocken abgespeist werden!
Das Leben ist ein ewiger Lernprozess....
So, nun weiss ich im Moment nicht weiter...
Alles Liebe für euch alle
viele liebe Grüße von Ruby

06.07.2002, 09:44
Hallo an alle,

vielleicht sollten wir in den einzelen Foren (verschiedener Krebsarten) mal ein bisschen "Werbung" für dieses Forum machen, damit Brigitte und Elisabeth sich hier nicht so alleine fühlen, und in der Masse unserer Angehörigen-Fragen untergehen!?

Ich habe schon irgendwo mal die folgende Adresse in einem posting angegeben, und möchte es nochmals tun. Mich würde eure Meinung dazu interessieren:
www.morbus-hodgkin.de/infoserv/abschied.htm

In Österreich scheint es ein wettermäßig strahlendes Wochenende zu werden. Ich hoffe bei euch ist es ebenso schön, und ihr könnt die Tage trotz der Sorgen gut verbringen!

Alles Liebe
Eure Afra

06.07.2002, 09:52
Hallo Elisabeth,

meine Ma denkt genauso: keine WischiWaschi Antworten, sagen was ist, damit sie dagegen kämpfen kann. Sie bekommt von den Ärzten die Wahrheit gesagt (auch wenn die sich zuerst dagegen gesträubt haben), wenn sie danach fragt (und das tut sie). Die Statistiken kennt sie selbst (es gibt genügend Bücher und das Internet), da sie in der ersten Phase, als sie die ersten Vermutungen mitgeteilt bekam, auch gleich Informationen zusamengesucht hat. In der Klinik hat sie die Peilwerte bekommen, wie wenig Monate sie im schlimmsten Fall noch hat. Auch wir reden offen über diese Krankheit und was passiert und passieren kann. Ihr Ziele sind ganz eng gesteckt: mal sehen, was die Chemo bringt. Was danach kommt, klammert sie erst mal aus. Allerdings strahlt sie eine Zufriedenheit und Energie aus, die gar nicht vermuten lassen, das sie so krank ist. Man sieht ihr gar nichts an...

Liebe Brigitte,
ABSCHIED nehme ich dann, wenn meine Ma im Sterben liegt, nicht früher.
Ich habe miterleben müssen, wie andere sie schon abgeschrieben haben und jeder Besuch so eine Abschiedsvorstellung war - damit wird man ihr und DIR nicht gerecht. Du hast Recht: als Angehörige trifft mich nicht die Aufgabe, mich mit meinem (bewußt gemachten) bevorstehendem Tot auseinander zusetzen und abzufinden. Aber ich habe genug geliebte Menschen verloren (und das in einem Alter, als ich gerade mal sowas verstehen konnte, aber nicht damit umgehen konnte), das ich diesen Abgrund der Verzweiflung, Wut , Trauer und Hilflosigkeit sehr gut kenne. Das ist nichts, was sich mit Deinem/Ihrem Erleben dieser Situation messen kann. Aber seit ich zehn war, habe ich mich vor diesem Abschied gefürchtet. Aber ich werde meine Ma nicht zur lebenden Toten machen.
Sie lebt - und solange SIE Hoffnung hat und kämpft habe ich nicht das Recht, von ihr Abschied zu nehmen und ihr und mir die Zeit, die wir miteinander verbringen, damit zu vergiften, das ich sie mit dem Schatten des Abschieds verdunkle. Neben ihr den Sonnenuntergang beobachten, unter dem Motto: das wird nicht mehr oft vorkommen. Das wäre die Pervertierung des Spruchs: Lebe jeden Tag, als wäre es Dein Letzter.
Vielleicht ist die Reaktion etwas heftig - sorry, vielleicht habe ich Dich mißverstanden. Aber ich habe noch eine Aufgabe mehr: an meine Mutter zu glauben und sie auf ihrem Weg zu begleiten.
Und ganz ehrlich: ich wünschte, ich könnte ihren Platz einnehmen, damit sie nicht sterben muß. DAS könnte ich eher ertragen.


Jana

06.07.2002, 10:44
Hallo Afra, habe deinen angegebenen Link gelesen. Richtig, bin voll damit einverstanden: Es kommt nicht darauf an wie LANGE man noch lebt, sondern WIE man lebt!
Genau! Deswegen sage ich ja: Eine KrebsDIAGNOSE reicht schon dazu! Dazu braucht es nicht noch eine zeitliche PROGNOSE.

Hi Ruby! Das ist auch das, was ich hier immer wieder zu erklären versuche: Ein Betroffener "spürt" auch OHNE Prognose die Wahrheit. (Jedenfalls wenn er offen genug ist und nicht selber die Dinge verdrängt.)

Vielleicht macht es aber einen Unterschied, wie "weit" eine Krebskrankheit bereits fortgeschritten ist. Das müsste man hier auch noch betrachten.
Bei mir war also bloss die Diagnose alleine da, die OP, ... und das hat MIR schon gereicht, obwohl soweit alles gut bei mir aussieht. Aber da die Chancen bei Frauen mit Brustkrebs eins zu eins sind, ... hindert mich eben nichts daran, TROTZDEM zu handeln, und mir zu sagen, es kommt jetzt nicht mehr darauf an, wie LANGE ich noch lebe, sondern WIE ich lebe! Ich kann in einem halben Jahr einen Rückfall haben, ich kann aber auch erst in zehn Jahren einen haben, ... oder vielleicht auch nie. Aber sollte der Fall eintreffen, dass es BALD so weit ist (auch wenn mir da kein Arzt eine Prognose stellt! Ich meine, sie rümpfen ja eh schon alle ihre Nase bei mir, weil ich auf alle üblichen Behandlungen wie Bestrahlung und Chemo VERZICHTET habe!), bereite ICH mich darauf vor, bereits VORHER das WIE zu leben! Jawoll!

Liebe Jana, Du bist wirklich ein kleiner Puma!
Ich weiss, dass Du Angst davor hast, dich von Deiner Mutter verabschieden zu müssen. Und dass Du es ja auch erst DANN machst, wenn es wirklich soweit ist.
Ich meine damit ja auch nicht, dass Du jetzt schon winke-winke machen sollst. Trotzdem "arbeitet" es in Dir (ich kenn das doch von meiner Mutter), und selbst wenn Du kämpfst und an das Gute glaubst und hoffst, "arbeitet" es weiter in Dir. Das macht aber nichts, denn selbst wenn Du Dich innerlich auf einen Abschied vorbereitest, MUSS es ja nicht so kommen, oder?

Ich habe bei meiner Mutter nicht daran GLAUBEN wollen. Ich dachte, sie lebt IMMER. Selbst mit Leukämie. Ich dachte, sie kriegt sogar DAS in den Griff. Sie war immer so "stark". Ich habe mir in den zwei ganzen Jahren NIE Gedanken darüber gemacht, dass sie sterben könnte. Weil ich es nicht wollte. Weil ich nicht daran glauben wollte. - Aber an jenem Tag, als ich ihr diesen Brief schrieb und ihr verzieh, ... da muss irgendwas unbewusstes mich dazu getrieben haben. Obwohl ich WÄHREND dem Briefschreiben noch immer nicht daran glaubte, dass sie sterben könnte! Und es war KEIN Abschiedsbrief! Aber es war jenes, was ich ihr schon immer habe sagen wollen.
Am Ende war es halt trotzdem ein Abschied. Im Guten. Ich wusste es nur nicht!

Du machst es schon richtig, liebe Jana. Das Känguruh hüpft um den Puma rum und will ihn zu einem Tanz in der Steppe auffordern ...

Liebe Grüssli
vom "krassen" Känguruh

06.07.2002, 13:29
... hat das Känguruh Boxhandschuhe? :-)

Afra, eine tolle Idee, so´n bisschen Werbung zu machen und andere - verdammt noch mal, gibt´s denn keinen anderen Begriff ?- Betroffene anzusprechen. Ich bin mir aber auch sicher, das hier einige Bpunkts regelmäßig mitlesen. Ich hoffe, das der ein oder andere sich mal das Herz fasst (so wie Ruby), ein paar Zeilen zu schreiben.

Hm, wie sich die Fälle doch gleichen, Ruby.
Meine Ma ist auch in die OP gegangen und obwohl Tage vorher es so aussah, das es doch nicht Krebs ist, fühlte sie, das diese Aussage nicht stimmt und als sie aus der Narkose aufwachte und man ihr nicht dirket antwortete, war ihr alles klar. Natürlich gibt es Leute, die nicht alles wissen wollen, aber es gibt auch Menschen, die brauchen die
ungeschminkte Wahrheit. Meine Aufgabe als Angehörige ist, in ihrem Sinn zu handeln - dem Arzt klar zu machen, das sie die Wahrheit vertragen kann.

Känguruh - ist Dir aufgefallen, das es in unserem Kulturkreis (egal ob D, A oder CH), es kaum noch eine "Tradition" oder Umgehensweise mit Krankheit oder den Tod gibt? Im Gegenteil - denk mal an die Diskussionen hier über Schuld oder das Gefühl etwas falsch gemacht zu haben. Die einzige gesellschaftliche Norm ist: Gesund ist normal, Krankheit ist eine Abweichung, eine Fehlfunktion. Es gibt keine Hilfen in der Erziehung (selten zu Hause, gar nicht in der Schule), wo man beigebracht bekommt, sich mit Krankheit auseinanderzusetzen. Natürlich nimmt man das erst so richtig ernst, wenn man selbst direkt od. nicht ganz direkt davon betroffen ist, aber es ist kein THEMA. MAN spricht nicht DARÜBER. Nur so´n Gedanke, vielleicht seht ihr das ja anders.

vor sich hingrüssend
Jana

06.07.2002, 13:39
Richtig, liebe Jana, ... habe ich doch schon lange mal gesagt hier.
Deswegen sollten wir lernen, VORHER darüber zu sprechen. VORHER zu LEBEN. Und VORHER keine Schuldgefühle haben zu müssen.

Das Känguruh hat übrigens keine Boxhandschuhe an. Es tänzelt nur um den Puma. In Freude. Weil es in der wundervollen Steppe ist. Und fordert den Puma auf, mit zu tanzen ...

Bis später, ich krieg gleich Besuch!
Grüssli vom Känguruh

PS. HIER bei mir regnet's! Wie DAS?

06.07.2002, 13:47
Ach ja, das Wort "Betroffene" stört mich jetzt eigentlich weniger. Worte wie "Krebskranke", "Kranke" hingegen gefallen mir weniger. Weil für uns das Wort "Krank" soviel wie "Schlecht" heisst, und das Wort "Gesund" soviel wie "Gut" heisst.
Dann bin ich doch lieber "betroffen".

Tschüssli!
Das Känguruh

06.07.2002, 14:05
...taaaaaaanzen!! Mit knirschendem Sand unter den Pfoten und Grasbüschel, auf die wir treten....

Hier regnet es auch - welch wunder!!!

06.07.2002, 14:06
LISAAAA! Wie geht das mit Deiner email adresse (manchmal bin ich trottellig)

Grüsse
Jana

Jacqueline
06.07.2002, 14:27
Hallo allerseits!

Je länger ich hier mitlese, umso mehr wird mir bewusst, dass ich eigentlich alles gleichzeitig bin :
Angehörige, Hinterbliebene und ein bisschen auch Betroffene.

Mein Sohn war nämlich noch so klein, dass er weder den Sinn und Zweck von irgendwelchen medizinischen Dioagnosen und Massnahmen erfassen konnte, geschweige denn eine Entscheidung treffen - nur zu leben hat er sich immer wieder entschieden, wenn ihn die Chemo oder eine Shunt-Dysfunktion mal wieder an den Abgrund gebracht hat.
Ergo lag es an uns Eltern, speziell an mir als Mutter, mich mit dem Fachthema auseinanderzusetzen, mühsamst Infos zu suchen ( ich hatte da noch kein Internet und die Suche nach Pineoblastom ist auch nicht sehr ergiebig :-/
Ich war immer mit ihm im Spital, ich habe alle Pflegemassnahmen daheim gemacht ( Sondenpflege, Spritzen und der ganze Wust an Medikamenten - das kennt ihr wohl auch....)
Das ging irgendwo über das "Angehörigenstadium" hinaus, denn mich hat seine Erkrankung sicher mehr beschäftigt als ihn - er hat das einfach ganz gelassen und würdevoll ertragen ...)

Gleichzeitig war ich aber Angehörige - machte mir Sorgen, kämpfte mit meiner gefühlten Hilflosigkeit, mit meinen eigenen Ängsten und Wünschen - und mir war öfter danach, einfach wegzulaufen vor Erschöpfung. Dann habe ich David angesehen und ich habe mich nicht mehr getraut.....ich war dann so beschämt ob dieser Kämpfernatur.
Und trotz dem, dass ich hundertfünfzigprozentig für David da war - ich hatte ja noch zwei andere Kinder, einen Haushalt, eine Ehe - und die Entlastung war eher marginal, die wir bekamen.

Und dann war ich irgendwann "Hinterbliebene" - ich mag dieses Wort irgendwie nicht. Es hört sich so kalt und technisch an - und vor allem hört es sich an, als sei David nicht mehr bei mir.....
Doch in meiner Seele, in meinem Herzen, in meiner Persönlichkeit, da ist er und wird immer bleiben.



Ich habe auch hier wieder den Satz gelesen "Es muss das Schlimmste sein, ein Kind zu verlieren".
Für mich, für uns stimmt das so nicht.
Es war für mich immer viel schlimmer, David zu sehen, wenn er von der Hammer-Chemo gequält und vom Hirndruck geplagt, apathisch dalag und keine Berührung mehr ertragen hat, nicht mal mehr ein tröstendes Streicheln - und ich ihm einfach nicht helfen konnte.
Wenn mich meine Hilflosigkeit fast erdrückt hat.
Wenn mein Kind gellitten hat und ich nichts tun kann.
Das hat mich fast zerrissen.

Seinen Tod konnte ich ertragen, dabei musste er nicht leiden und er muss es jetzt nicht mehr.
Wer bin ich denn, dass ich mich darüber beklagen wollte...
Nicht ich hatte diesen Tumor im Kopf, der ins Stammhirn wuchs....


Und ich glaube hierin liegt ein Kernpunkt in der Begleitung von Menschen, die sich mit dem Feind Krebs und damit auch dem Gedanken an eine Unheilbarkeit auseinandersetzen müssen :

Ich muss differenzieren zwischen meinen eigenen Ängsten und Bedürfnissen und denjenigen des Betroffenen....
...und das ist schwierig, weil man sich ganz schön hart ran nehmen muss, um auf diese Suche zu gehen.

Es klingt so einfach, wenn ich heute sagen kann, dass wir uns für Lebensqualität bei David entschieden haben und keine Experimente mehr machten - aber es war ein harter Weg dorthin.
Denn eigentlich wünschte man sich doch verzweifelt, jede noch so kleine Chance zu nutzen, den anderen nicht zu verlieren.

Dieses Annehmen der Situation und den Willen und das Schicksal des Betroffenen über die eigenen Bedürfnisse zu stellen ist nicht leicht - aber man wächst daran und auch hinein.

Dieses Posting sehe ich als ganz grosse Chance, diese zarte Grenze auszuloten.

Liebe Grüsse Euch allen, Jacqueline

06.07.2002, 14:46
Jacqueline *drück*

Genau so.


Jana

06.07.2002, 18:25
Hallo,
auch ich bin eine Mitleserin, leider bin ich sowohl Betroffene (Seit einem Jahr Mamma-Karzinom mit Knochenmarkskarzinose) und Angehörige, da meine 87-jährige Mutter einen Tumor im Bauchraum hat, der Leber und Niere umfasst mit Metastasen in der Lunge, in dieser Woche erst festgestellt. Eine Operation ist nicht mehr möglich, man kann ihr keine Therapie mehr anbieten. Nun verhalte ich mich meiner Mutter gegenüber so, wie ich es für mich nie akzeptieren könnte. Ich möchte, dass sie, da sie bei meiner Erkrankung solche Verlustängste hatte und ich ihr nur mit sehr viel Geduld habe nahebringen können, dass die Krankheit für mich nicht den baldigen Tod bedeutet, nun einfach leben kann. Sie wird die Schwäche auf das Alter zurückführen und ohne die Belastung, Krebs zu haben leben. Ich habe kein schlechtes Gewissen, obwohl ich nicht die Wahrheit sage, was mir sonst verhasst ist. Gleichzeitig spüre ich aber den Konflikt, da ich zweierlei Maß anwende. Es wird noch einige Zeit dauern, bis ich das für mich gelöst habe.Ich selbst gehe mit meiner Krankheit offensiv um, ich trage sie nicht vor mir her, gebe aber Auskunft auf Fragen meiner Bekannten und informiere mich permanent durch Bücher und im Internet. Ich dachte, mit dem Problem für mich meist gut zurecht zu kommen, aber jetzt ist meine Situation doch eine ganz andere.
Vielleicht will jemand von euch mir dazu etwas sagen.Ich würde mich jedenfalls darüber freuen, obwohl ich nicht ganz sicher bin, ob ich in die Runde passe, ob der BÄR dazu passt, der gemütlich behäbig sein kann, aber wenn es sein muss auch blitzschnell .
Liebe Grüße
Gabriele

06.07.2002, 20:01
Liebe Gabriele,

was wird sie sagen zu einem Zeitpunkt, an dem ihre Beschwerden nicht mehr als altersbedingt zu erklären sind. Wird sie dich nicht fragen, ob du es gewußt hast? Ich weiß nicht. Ich denke egal wie alt, solange der Geist noch fit ist, sollte man wissen dürfen, was los ist. Bei deiner Ma vielleicht weniger, weil sie sich in irgendwelche Therapien stürzen wird, aber vielleicht benötigt sie irgendwann eine Schmerztherapie und die wirst du ihr auch erklären müssen. Vorausgesetzt sie ist geistig noch fit (klingt bös, ist aber nicht so gemeint), wird sie eh spüren, dass etwas nicht in Ordnung mit ihr ist. Sie kennt ihren Körper ja schließlich schon seit 87 Jahren.
Liebe Gabriele, vielleicht bin ich auch nur dieser Meinung, weil ich es mir nicht vorstellen kann, dass mir jemals solches Wissen vorenthalten wird. Auch kannst nur du deine Mutter wirklich beurteilen, vielleicht wäre sie mit dem Wissen eine viel stärkere Belastung für dich, die du ja deine Kraft selber brauchst.
Liebe Jacqueline, ich habe es gestern schon gesagt, ich bewundere dich und deine Einstellung total. Du hast es geschafft, dich hinter deinen Sohn zu stellen und dich wirklich hintenanzustellen. Ich drück dich ganz fest. Lilly

06.07.2002, 22:20
Vorhin mußte ich ganz kurzfristig aufhören, weil mein Kleiner so fürchterlich zu weinen anfing. Nun liegt er da mit fast 40 Fieber und ist total erledigt. Aber mit einer paar schönen Geschichten hab ich ihn wenigstens zum Einschlafen gebracht. Wußte gar nicht, dass ich so einschläfernd bin.
Liebe Jacqueline, es ist für uns Angehörige immer schwer, unseren eigenen Egoismus zu besiegen, mit dem wir einen geliebten Menschen bei uns behalten wollen. Ich stelle mir dies so schwer vor, wenn es sich um das eigene Kind handelt. Ich weiß nicht, ob ich das gekonnt hätte. Aber wahrscheinlich lernt man das auch, wenn man sein Kind so leiden sieht. Wie haben deine anderen Kinder diese Zeit erlebt?
Liebe Brigitte, ich muß noch mal auf die Frage Was ist wenn... zurückkommen. Diese Angst, die schon uns Angehörige fast um den Verstand bringt. Wie gehst du damit um? Wie erlebst du die Tage davor? Können Familie und Freunde dir dabei helfen?
Da mein Dad ja bereits einen negativen Ausgang dieser Frage hatte, ist die Angst natürlich um so größer.
Jetzt weint mein Süßer wieder. Also schnell rauf zu ihm. Ich wünsch Euch allen eine gute Nacht bis bald Lilly.
Außerdem muß ich noch ganz kurz feststellen, dass der Umgangston hier immer liebevoller wird. Auch bei Kritik und Diskussion. Das find ich, da total harmoniesüchtig, natürlich ganz toll. Lilly

07.07.2002, 03:05
Hallo Jaqueline

habe erst Dein Posting gelesen, dann die HP angeschaut...
Klar, Tränen können bei sowas nicht ausbleiben. Aber ich habe auch etwas gesehen auf dieser Seite und auch in Deinem Posting hier, dieser kleine Bursche hat in so kurzer Zeit, die er mit Euch zusammen gewesen ist etwas geschafft, was andere Menschen nicht in 60 oder 70 Jahren schaffen, weil das Leben für sie einfach normal ist, ohne wenn und aber, ohne Stolpersteine.
Dieser kleine Bursche wird niemals so ganz nicht mehr dasein - denn in Eurem Herzen ist wohl ganz viel von ihm und ihr habt ihm auch ne ganze Menge geben dürfen.
Die Bilder mag ich gerne anschauen, denn obwohl so krank sind die Augen die reinste Lebensfreude - er hat die kurze Zeit sehr viel Liebe erfahren, aber auch genauso viel an Euch zurückgegeben.

Deine Hompepage kann ganz sicher anderen betroffenen Familien sehr helfen, mit so viel Leid besser klar zu kommen.

Wünsche Dir und Deiner Familie alles gute

elisabeth

07.07.2002, 09:41
Guten Morgen :-)

also, das nachlesen ist gar nicht so einfach. Hab die letzten Tage zu wenig richtig gelesen um wirklich noch etwas direkt zu den Beiträgen schreiben zu können.
Eines ist mir aber ziemlich klar geworden, mein Umgehen mit vielen Dingen her ist komplett anders, als bei den meisten hier.
Warum auch immer das ist, es hat sicherlich viele Hintergründe.

Ich war 19 Jahre alt, als mein 1 Jahr älterer Bruder sich das Leben nahm, und wenn schon vorher nur chaos bei uns zu Hause gewesen ist, war das das Ende von einem niemals vorhandenen Familienleben. Ich war 19 Jahre alt, als ich das erste mal den Auftrag bekam ( von meinem Vater) den beiden kleinsten Brüdern in der Familie das so schonend wie möglich beizubringen. Sie waren damals 11 und 12 Jahre alt - und ich werde niemals diese Augen vergessen. Für mich, für meine Trauer, für mein Verstehen war einfach keine Zeit. Also mußte ich mir selber sagen, das Leben geht weiter - und irgendwie muß ich für die beiden Geschwister dasein. meine anderen Geschwister - noch 3 Mädchen, alle jünger, erfuhren es zeitversetzt, weil sie schon früh von zu hause ausgezogen sind, mit 15, 16 und 17 Jahren... denke mal, das sagt ne ganze Menge aus, was und wie das Wort Familie bei uns beschrieben wurde..
Meine Mutter wurde krank - und starb ebenfalls genau 1 Jahr nach dem Tot meines Bruders - an Darmkrebs... so gut ich konnte, pflegte ich sie zu Hause, neben meiner Arbeit und dem Versuch, für die beiden kleinen Brüder so viel Normalität ins Leben zu bringen, wie es eben geht - ohne dabei zu vergessen, was zu Hause passiert ist.
Und als meine Mutter starb, war wieder ich diejenige, die es den beiden kleinen Brüdern erzählen musste - mein Vater hatte eine gechickte Art sich um alles was Verantwortung gegenüber seinen Kindern angeht, zu drücken. Und wieder war kein Platz für mich da, mein eigenes Leid irgendwo zu lassen.
Also, wurde ich ziemlich hart - und einiges davon habe ich auch heute noch behalten davon. Meine Brüder wuchsen danach fast komplett bei mir auf - bis der jüngste 18 Jahre alt geworden ist. mein Vater suchte sich im Schnellverfahren eine neue Frau, eine neue Familie - und seine alte war eben nicht mehr existent. Egal - die beiden anderen sind gross geworden..
Das ich dabei dann auf der Strecke geblieben bin, ist eine andere Sache - heute rächt sich einiges an meinem Körper. Die Krönung ist jetzt wohl meine eigene Krebserkrankung. Alles andere war wohl nicht genug - wobei eine Gelenkserkrankung mich seit 5 Jahren in den Rollstuhl zwingt; ich eine chronische Schmerzerkrankung habe - und anderes... ist auch unwichtig egal irgendwie..

Ich mache klare Unterschiede ob ein Kind, ein jugendlicher, eine ältere Person, ein Mutter oder Vater von nicht erwachsenen Personen betroffen sind von einer Krebserkrankung oder anderen schweren Erkrankungen, denn wir sollten uns auch im Klaren darüber sein, das es viele schlimme und schwere Erkrankungen gibt, die zu ganz viel Leid führen - nicht nur Krebs.

Natürlich ist es immer schwer, einen Menschen zu verlieren, den man liebt - den man mag; den man leiden sieht. Erst im januar ist meine einzige Freundin mit nicht einmal 40 Jahren an eine Herzerkrankung verstorben - es tut weh. Sehr weh, aber wir haben vor der OP sehr intensiv über alle Möglichkeiten gesprochen - haben Pläne gemacht, was wir diesen Sommer machen wollen - nämlich an die See verreisen... wir haben darüber gesprochen, welche Risiken die OP hat - wir haben uns verabschiedet - in der Hoffnung, uns wiederzusehen. Haben wir auch, noch einmal, dann musste noch einmal operiert werden und sie ist nicht mehr aufgewacht.
Natürlich habe ich Angst vor dieser Krankheit, denn ich weiß zu genau, was sie mit einem machen kann. Zwei meiner Schwestern sind ebenfalls von BK "getroffen" - wobei eine leider den Kampf mit 38 Jahren verloren hat... die andere scheint einen Schutzengel zu haben. Ist schön für sie. Wobei wir aber so gut wie keinen Kontakt haben - sie lebt ihr Leben mit ihrer Familie - und ich lebe mein Leben. Da sie mich aber nur als jetzt " Krebs-Kranke" Person akzeptieren könnte, alles andere, gerade meine psychischer Erkrankung ignoriert sie und latscht über alle Grenzen hinweg, weil sie sowas nicht anerkennt oder versteht. Sie kann nicht verstehen, das ich nicht einfach mal von a nach b fahren kann, das ich wegen dem Rollstuhl ne Voraufzeit brauche, um irgendwo hin zu kommen - und na ja, ich sage immer: mich gibts nur komplett - oder gar nicht.
Wir telefonieren ab und dann einmal, und ich achte darauf, das die Themen allgemein bleiben. Verletzen lasse ich mich nicht mehr - und mich nur auf Krebs zu reduzieren liegt mir nun mal nicht.

Ich habe hart lernen müssen, was es bedeutet Menschen gehen zu lassen, sie loszulassen.

Mein kleiner Bruder ist der einzige in der Familie, der jetzt bereit ist mit mir über alles zu reden. Das ist mir wichtig.
Aber alles in Maßen - denn jetzt gehts ja erstmal darum, wieder gesund zu werden und in die nahe Zukunft zu gucken.. nicht so weit weg - lieber den Übermorgen planen, als darüber nachzudenken, was ich in 5 Jahren mache. Ich werde kämpfen und alles dafür tun, das ich gesund werde - oder zumindest eben noch ganz lange ein lebenswertes Leben habe.
Das Lachen darf man nicht vergessen, denn das ist wichtig - und ich tue es gerne. Besonders gerne mit meinem Bruder zusammen - es ist nicht aufgesetzt, um gute Laune zu verbreiten oder zu sagen, ist alles nicht so schlimm - denn ich lebe jetzt, und lache jetzt und manchmal weine ich auch jetzt. Schön ist es zu wissen, das es einen Menschen gibt - der das auch gerne mit mir macht - wobei die Entfernung dann egal ist.
Ich werde aber nicht alles tun, was die Ärzte wollen - oder meinen, was sie sagen, was gut wäre. Ich habe klare Grenzn, wie weit ich das mitmache, und ab wann ich sage - Schnitt.
eine gewisse Lebensqualität ist mir persönlich wichtiger, als 6 oder 12 Monate mehr Leben - wo es eben nur zu Therapien wie Chemos oder Bestrahlungen oder oder geht.

die Entscheidungen kann nur ich treffen. Ich hoffe aber darauf, das mein Bruder z.B. meine Entscheidungen akzeptiert und sollte ich selber mal nicht mehr in der Lage dazu sein, dann mit den Ärzten auch drüber spricht - und in meinen Sinne weiterentscheidet. Und das wird er tun, hat er mir schon signalisiert...
Allerdings muß das ja jetzt noch gar nicht spruchreif sein - nur kann ich ihn nicht vor vollendeten Tatsachen stellen, also sollte ich jetzt - im "gesunden" mit ihm drüber reden ( gesund soweit, als das ich ja noch ziemlich am Anfang meiner Krankheit bin nach 6 Monaten Diagnose) - wir gemeinsam drüber reden. Den Anfang haben wir diese Woche gemacht. Leider wohnt er zu weit weg - so daß wir uns nur selten sehen können. Am Telefon ist es schwieriger.
ich finde es aber wichtig und fair mit ihm drüber zu reden; nicht nur wegen mir - in erster Linie wegen ihm und sein Erleben. Denn ich kann alles was ich will in einer Patientenverfügung hinterlegen; mit meiner Ärztin absprechen ( habe in übrigen eine gute, die auch bereit ist zu reden und nicht nur zu handeln, ohne mir zu sagen, was los ist)
Ich versuche ihm und mir die Angst zu nehmen, vor dem was kommt - ich höre ihm zu, er mir - wir brauchen dazu gar nicht viele Worte.
Das geht aber nur, weil er bereit ist darüber zu sprechen, und ich eben auch. All meine andren Geschwister haben auch nur die Sprüche drauf - alles wird wieder gut - und mache dir nur Gedanken darüber, wie schön alles wird...
Kontakte haben wir fast gar nicht - nur mal so wie " wie ist das WEtter bei euch" oder so... einmal im jahr - oder weniger.. weitaus weniger sogar.
so ein Quatsch - ich will mir Gedanken machen, wie es weitergeht - in alle Richtungen... ich will gesund werden - aber ich möchte auch sagen dürfen, das ich Angst habe.
Mit meiner verstorbenen Schwester hatte ich einen ebenso guten Kontakt wie zu dem kleinen Bruder - ohne viele Worte wurde vieles gesagt.

Ich glaube, nein ich weiß - das schwere Erkrankungen auch die Angehörigen betreffen, und das ein miteinander Umgehen gelernt werden muß. Nicht alle sind dazu bereit, nein, wohl eher die wenigsten.

Auskünfte über meine Krankheit bekommt keiner meiner Geschwister direkt vom Arzt. Das habe ich unterbunden, und würde ich auch ganz genauso fortsetzen. Wenns mal so weit ist, bekommt mein Bruder ganz bestimmt das Auskunftsrecht, wenn er es haben will - die Entscheidungen wie Verfahren wird aber treffe ich - jetzt im Vorhinein.

Ich glaube, ich habe einen Vorteil meiner diversen Erkrankungen - auch wenn die anderen zwar nicht den tödlichen charakter haben wie der Krebs, aber klare Einschränkungen in der Lebensqualität, die für den Einen oder anderen schon Grund genug wären einfach aufzugeben..
Mein Vorteil ist für mich zumindest, ich habe keine Angst auch über Sterben und tot zu reden und im gleichen Atemzug Pläne für die Zukunft zu machen.

Was ich damit sagen wollte, weiß ich jetzt so gar nicht. Ist wohl so eine Zusammenfassung als Betroffene; Angehörige und eigentlich auch " Hinterbliebende" - wobei ich mit dem Wort so ganz arg meine Probleme habe.

viele Grüße
elsiabeth

und allen einen schönen Sonntag und so schmerzfrei wie nur möglich.

07.07.2002, 10:23
Schöner Sonntagmorgen!

Hi, Jacqueline! Du hast übrigens eine schöne deutsche Aussprache; das merk' ich "alte" Schriftstellerin und Leseratte natürlich gleich!
- Ich kann mir das gut vorstellen, dass Du Dich gleichzeitig als Angehörige, Selbstbetroffene und auch noch Hinterbliebene fühlst. Auch Selbstbetroffene, weil Du mit Deinem erwachsenen Verstand JENES verarbeitet hast, was Dein Kleiner gar nicht tun musste, bzw. noch gar nicht tun konnte.
So gesehen hat das Ganze im Schlechten wenigstens auch ein bisschen einen Vorteil. So kleine Kinder stellen sich noch keine so viele Fragen wie wir Erwachsenen, dieses ewige "Warum?" und "Wieso?" und "Was kann man tun?" und so weiter. Ihr kleines Hirn läuft noch nicht so ununterbrochen und quälend wie das unsere. (Manchmal möcht ich das meine schon mal gerne "abschalten" können. Wenn's bloss irgendwo einen Schalter gäbe! Tja!)
Das ist wohl der einzige schwache Trost bei Kindern. Sie SIND einfach, sie LEBEN einfach, sie sind die reine Unschuld und Liebe. Und jenes nagende, was wir Erwachsene mit unserem Verstand noch durchmachen müssen, bleibt ihnen wenigstens erspart.
Liebe Jacqueline, ich drücke Dich ganz herzlich und fest.

Hallo Gabriele, Du Bär! Du bist wirklich in einer verzwickten Situation. Aber ich muss Lilly da zustimmen, denn Deine Mutter hat das Recht zu erfahren, WELCHE Krankheit sie hat. Irgendwann WIRD sie es auch erfahren, und dann wirst DU ein bisschen zünftig verlegen dastehen, hm-hm!
(Ich bin AUCH für volle Ehrlichkeit, Ihr Lieben, nicht dass Ihr mich hier missversteht! Ich habe es IMMER nur von den ZEITLICHEN PROGNOSEN der Ärzte, die mir nicht passen, aber nicht von den DIAGNOSEN!)
Klar, die DIAGNOSE alleine kann Deine Mutter schon tief fallen lassen. Aber bist Du Dir da wirklich sicher? Wie stark ist sie, weisst Du das? Wie oft hat sie schon in ihren 87 Jahren gekämpft, weisst Du das?
Und kann es nicht sein, dass diese Krankheit, Euch beide jetzt noch näher zusammen bringen kann?
Wieviel "Schonung" verträgt ein Mensch? Muss die "Schonung" so weit gehen, dass man angelogen wird? Dass einem das Wichtigste, nämlich die eigene Gesundheit, VERSCHWIEGEN wird? - Hättest DU das gerne? Auch wenn Du 87 wärst?

Ich weiss, in der Regel wird kaum noch ein Krebs in einem solch hohen Alter eines Menschen operiert und behandelt. DAS Risiko ist viel zu gross. Und MIT der DIAGNOSE wird Deine Mutter auch erfahren müssen, dass man sie hier nicht mehr gross behandeln kann. Also wird es DOCH ein Todesurteil für sie sein.
Aber versuche abzuschätzen, was für Euch beide besser sein kann: Euer beidiges Wissen darüber, wobei Ihr näher zusammen rückt und gemeinsam leiden könnt, ... oder Dein alleiniges Wissen darüber, wobei Du das Risiko eingehst, dass Deine Mutter von Dir enttäuscht sein könnte, weil Du ihr das Wichtigste am Ende noch verschwiegen hast!
Ich finde, lass es nicht zu, dass Eure Mutter/Tochter-Beziehung so spät noch mit einer Lüge, bzw. gut gemeinten Verschwiegenheit zu Ende geht. Leidet zusammen, denn dann wird Deine Mutter im besseren Frieden gehen können. Gerade DU wirst sie am besten verstehen können, Du wirst ihr am besten beistehen können. Geniesst zusammen noch das Leben, schenk Deiner Mutter all Deine Liebe, aber mit Ehrlichkeit.
Ich umarme Dich jedenfalls ganz fest, lieber Brummbär. Ich bin überzeugt, Du wirst den richtigen Weg finden.

Liebe Lilly, Du fragst mich wegen dieser ewigen Frage "Was ist wenn ...?", und wie ich damit umgehe?
Hmpf! Gute Frage!
Also ganz am Anfang nach der Diagnose, so die ersten Wochen, ja sogar Monate, ... habe ich JEDEN Morgen, gleich wenn ich aufwachte, den Gedanken gehabt: ICH HAB' KREBS! - Und das war für mich so unfassbar, so völlig unglaublich und unmöglich, dass ich diesen EINEN Gedanken einfach nicht loswerden konnte. Gleich so früh am Morgen! Gleich nach dem Aufwachen! Das war echt unerträglich! Ich meine, ich hätte ja auch sofort an einen schönen, knackigen Mann oder so denken können, nicht? Oder daran, was ich an diesem Tage noch vor habe. Oder an meine Katzen. Oder an den Film, den ich gestern vielleicht im TV noch geguckt hatte. - Aber NEIN, es musste immer dieser olle KREBS-Gedanke sein!
Das hat wirklich lange gedauert, bis ich dann endlich mal aufwachen konnte, OHNE diesen Krebs-Gedanken! Dafür "verschob" sich das Ganze einfach auf den Tagesablauf. Wenn ich zum Beispiel an einem Fest war, wo viele Menschen waren, sass ich manchmal so da, guckte mir diese Menschenmasse an und dachte mir: "Wieviele von diesen Leuten hier haben wohl auch Krebs? Wenn also jede NEUNTE Frau Brustkrebs haben sollte - gemäss Statistiken - dann ... ups!, muss es hier ja von Krebspatienten nur so wimmeln!"
Solche Gedanken! Sie kamen auch in der Strassenbahn, oder bei der Arbeit. Das ist aber auch heute noch so. Dieses KREBS-Wissen klebt regelrecht wie ein Kaugummi an mir. (Und der Kaugummi ist auch noch mit Sekundenkleber angekleistert!)
Und natürlich kommt da immer wieder dieses "In-sich-hinein-horchen"! Ziept oder Zwickt es irgendwo im Körper, ist die Angst bereits wieder da. Ich komme da NIE aus dem Denken raus! Wenn ich Leute treffe, FRAGEN die mich natürlich wieder alles mögliche über mich. Keine Chance für eine Denkpause. Wenn die Arzttermine bevor stehen, bin ich schon Wochen vorher nervös. Und wenn der Tag der Untersuchung dann DA ist, bin ich so zappelig, dass kein Arzt bei mir einen "normalen" Blutdruck messen kann! An so einem Tag KANN ich nichts Gescheites mehr nebenbei anfangen. Alles dreht sich nur noch um diese Kontrolluntersuchung. Oftmals habe ich dann sogar ... naja, Durchfall! - Erst wenn ich dann aus der Praxis raus bin, lässt dieses Zappelig-Sein wieder nach. Kommt dann natürlich noch darauf an, was ich mit dem Arzt noch besprochen habe, wie sehr er mir Druck gemacht hat oder nicht. Das ist dann genau so ausschlaggebend. Aber das gehört zum Thema Ärztemaschinerie, und da kann man schlecht einfach flüchten. Trotzdem ist es da, und belastet noch zusätzlich.
Erst wenn ich weiss, ich habe wieder für drei Monate oder so Ruhe, weil die letzte Untersuchung soweit i.O. war, ... kann ich mich wieder etwas entspannen und LEBEN.
Aber dieses LEBEN wird immer weiter von dem Krebs begleitet sein, mit diesem Mörder, welcher mir da auf der Schulter hockt!

Es GIBT nichts anderes, als da DURCH zu gehen, liebe Lilly. Obwohl selbst ich manchmal am liebsten auf eine einsame Insel flüchten möchte. Aber das sind reine Flucht-Gedanken, die wohl jeder irgendwie hat. Naja, wer will sich schon mit so einem Sch... rumschlagen?
Trotzdem, es gehört zum Leben, auch Leid ertragen zu müssen. Nach diesem Motto habe ich schon immer gelebt, deswegen bin ich heute warscheinlich auch stark genug und besitze Energien, die mich selber erstaunen. - Wie heisst jenes Sprichwort so schön? "Erst duch das Leid wachsen dem Menschen Flügel!"

Und wie gehen meine Angehörigen damit um? Naja, ich habe es hier irgendwo schon mal aufgeschrieben: Nämlich GAR nicht! - Ausser, dass mich mein Vater regelmässig mit dem Auto zur Nachkontrolle bei den Antrophosophen hinfährt. Und wir hinterher ein Stück KUCHEN Essen gehen! Das ist eigentlich für MICH schon sehr viel, ... auch wenn mein Vater nicht MIT in die Praxis kommt und dort wartet, um mir gut zuzusprechen. Das muss ich immer alleine tun. Hab's auch immer alleine getan.
Erst letzthin hat mir ein guter Freund anerboten, dass er mich zu meinem Gynäkologen begleitet! Ein wahres Wunder für mich! Darauf freue ich mich echt!

Aber letzten Endes ist es nun mal so: Dass Du als Mensch schlussendlich IMMER alleine bist. Auch wenn Du Begleitung und Angehörige hast, ... Du bist immer für Dich selbst verantwortlich. DU bist diejenige, die beim Gynäkologen auf dem Schragen liegen muss, DU bist diejenige, die mit dem Ganzen klar kommen muss, DU bist diejenige, die ENTSCHEIDEN muss, DU bist diejenige, die das Leid am eigenen Körper erfahren muss, DU bist diejenige, die heulen muss, DU bist diejenige, die Schmerzen ertragen muss, ... und DU bist diejenige, die dann irgendwann auch sterben muss. Im Alleingang.

Was wäre wenn ...? Immer wieder diese Frage. Aber zwischendurch frage ich mich auch: Was wäre wenn NICHT ...?", und dann geht's mir gleich wieder besser, jaja!

So, Ihr Lieben, ich mach jetzt mal Frühstückpause, gell? Ich hab' noch gar nichts gegessen!
Bis dann! Grüssli vom Känguruh.

07.07.2002, 11:04
Einen schönen Sonntag euch allen!

Uff, Brigitte, du "Krasse", naja, du stehst da nicht allein ....nun denn bin ich eben auch "krass".
Mit was? Naja, es ging doch darum eine Diagnose zu verschweigen...und eigentlich nur, weil der Mensch, der sie hat 87 Jahre alt ist. Hab ich doch richtig gelesen oder?

Ich glaube, es hat so gar nichts mit dem Alter zu tun.
Ich denke auch, der Betroffene fühlt es, wenn er belogen wird, oder ihm etwas verschwiegen wird.
Hab mich da über dieses Thema mal mit Betroffenen ausgetauscht. Nur wenige wollten es wirklich nicht wissen...
Jetzt geh ich mal von mir aus...ich war damals erst 48, bin jetzt 50...ich habs gemerkt!
Im nachherein sage ich, ich konnte besser mit der Wahrheit fertig werden und damit leben, als mit dem Verschweigen und dem Lügen.
Ich ahnte, daß etwas nicht stimmte, wie ich mich ausdrückte, das machte mich rasend. Ich konnte nicht mit dieser Ungewissheit leben. Ja ich wurde sogar aggressiv, man denkt dann auch jeder lügt einen an. Erst nach einiger Zeit wurde mir dann die "Wahrheit" gesagt, aber siehe da, ich wurde ruhiger, entspannter, konnte auch etwas planen, oder etwas verarbeiten. Klar ist so eine Diagnose belastend, aber belastender war es für mich, so gar nichts zu wissen.
Und ich denke auch, jeder Mensch hat das Recht zu wissen, was mit ihm los ist! Meinem Schatz hab ich das Versprechen abgenommen mir immer die Wahrheit zu sagen, ich kann nicht damit leben wenn mir etwas verschwiegen wird oder ich angelogen werde...ich spüre das!
Zum Schluss: Es sollte aber jeder mit sich selbst aussmachen ob er etwas verschweigt oder zu einer Notlüge greift.
Ich für mich will das nicht.
Liebe Gabriele, denk mal darüber nach! Das tust du ja schon, das zeigt deine Mail. Du schreibst, deine Mutter hatte Verlustsängste als sie das von dir erfuhr...das ist aber normal! Hätte ich auch! Hab ja auch eine Tochter...das wäre sehr schlimm für mich.
Meinst du nicht sie spürt trotzdem wie es um sie steht?
Ich kann da nur von mir ausgehen, es kann auch falsch sein, niemand weiss das.
Bis bald ihr Lieben...
nachdenkliche Grüße von Ruby

07.07.2002, 14:32
Hallöchen,
... ich weiss nicht so recht, ... wegen dem Alter meine ich.
Wenn Du zwanzig oder dreissig Jahre alt bist, dann ist das Thema Sterben für Dich noch lange kein Thema. Wenn Du vierzig bist, denkst Du jedoch eher mal daran, dass Du jetzt in der "Mitte" Deines Lebens stehst, obwohl das Sterben noch immer kein Thema für Dich ist. Mit fünfzig wird es wohl auch noch kein grosses Thema sein.
Aber sobald Du mal um die sechzig bist und die Pensionierung vor der Türe steht, wird Dir doch bewusst, dass Du Dein Leben zum grossen Teil schon gelebt hast, dass Du nun zu den "Rentnern" oder "Senioren" gehörst. Und wenn Du dann die siebzig erreichst, bist Du stolz darauf. Und mit achtzig ebenfalls.
Fühlt man sich mit achtzig Jahren noch jung? Macht man sich da nicht schon eher Gedanken über das Sterben? Ich meine, es wird wohl bestimmt kein "Alltagsthema" sein, ... aber so ein bisschen wird man ja DOCH daran denken, vielleicht schon gewisse Dinge klären wollen, und denken, "oh, wenn ich HUNDERT werde, wäre das schon toll und wahrscheinlich auch eine Menge Glück!"
Jene Bekannte von mir, welche ja auch 87 Jahre alt ist, jedoch noch gesund und munter, ... macht jedenfalls auch hin und wieder mal so eine Bemerkung. Wie zum Beispiel: "Och, in ZEHN Jahren? Naja, da bin ich ja vielleicht gar nicht mehr da!" Oder sie sagt öfters auch: "Ich bin jetzt schon Siiiiiebenundachtzig! Ich hätte auch nie gedacht, dass ich mal so alt werde!" Oder sie sagte auch schon: "Ja, das ist schon schön, wenn man in meinem Alter noch so gesund ist! Es sind ja auch nur meine schmerzenden Beine ...!"

Wie gesagt, ich finde, eine Krebsdiagnose zu erhalten ist in jedem Alter schlimm. Aber kann es nicht sein, dass man diese ... vielleicht JE NACH ALTER ein bisschen anders aufnimmt?

Was meint Ihr?

Grüssli vom "krassen" Känguruh

07.07.2002, 15:31
Hallo Brigitte...hallo "allemiteinander"! ;-)
Hmm...ja...bringt mir auch eine neue Perspektive...nachdenk
Iss nicht so leicht, da jetzt zu sagen: neneee, alle denken da gleich.
Ich versteh jetzt auch so den einen oder anderen Satz von jüngeren, zum Beispiel: Ich bin doch erst 24, oder 29....bei mir ist das was anderes, du hast ja schon einen Teil deines Lebens gelebt.
Hört sich zwar schlimm an, ist aber so. Naja, aber eben noch kein Grund um aufzugeben, gelle?!
Aber ein Trost ist es auch nicht....
Stimmt, man verdrängt die Tatsache Tod, meistens jedenfalls.
Erst wenn sowas kommt , fängt man an darüber nach zu denken.
Letztens ist mir da auch unbewusst was rausgerutscht, in Bezug zu meiner Tochter. Ich hab sie jetzt fast 4 Monate nicht gesehn, mit dem Auto bräuchte sie "nur" 40 Minuten. Sie schiebt die Schuld am Nichtkommen können, auf den erneuten Umzug, Arbeitslosigkeit ect. Kann ich ja verstehn, aber nun wieder ein Brief mit den Worten: Noch 2 Monate, dann ists möglich....wie oft denn noch, frag ich mich...
Da rutschte mir bei meiner Mutter heraus: Sie ahnt ja gar nicht wie sie mir fehlt, und wie mir die Enkeltöchter fehlen. Warum denkt sie nicht ein bisschen daran. Warum nimmt sie mir einfach die Zeit weg, diese mit ihr zu verbringen?
Ich hatte natürlich auch wieder so eine gewisse Angst im Unterbewusstsein, ich hab sie gut im Griff, aber da...
Irgendwie hab ich aber jetzt das Gefühl, sie macht sich keine allzugrossen Sorgen mehr, denkt vielleicht auch ich sei nun total geheilt und wieder in dem Status der "Unsterblichtkeit", bzw. ich bin ja immer da, wenn man mich braucht. Nein ich mach ihr das nicht zum Vorwurf!
Aber ich hab Angst, daß sie in ein dunkles Loch fällt, wenn alles nun nicht zutrifft, wer weiss das denn???
Vielleicht kann ich da gar nicht mehr so mitreden, denn ich war 2000 zu nahe dran um das zu vergessen, was Tod ist bzw heisst.
Er ist jeden Tag in meinem Bewusstsein, aber leise, nicht schmerzend, nur bewusster. Deshalb lebe ich auch bewusster.
Habe aber bemerkt, wie hilflos man ist, wenn es um einen Nahestehenden geht, der vielleicht am Rande von Leben und Tod steht. Und die Angst ist grösser, daß derjenige gehen muss, als die eigne Angst selber gehen zu müssen...
Ist irgendwie seltsam...fast nicht zu erklären...
Wenn ich solche Gedanken hab, (und die haben wir, gell Brigitte?)
hab ich einen Kloss im Hals und könnte heulen, denen nicht mehr beistehn zu können die ich zurücklassen muss, wenn...
Ich frag mich ob das Normal ist....
Hmmm....schluck...genug für Heute...
Seid alle umarmt, liebe Grüße
von Ruby

07.07.2002, 15:48
Selber Hallöchen :-)

mhhhh, das ganze ist sicherlich ein schwieriges Thema und eigentlich kann man das auch nicht unbedingt nur vom Alter abhängig sehen. Ich glaube, es spielen auch die Umstände des bisherigen Lebens eine grosse Rolle.
Ich kann nur für mich sprechen - und für mich ist eine Kresberkrankung eines Kindes; eines Jugendlichen einer jungen Mutter oder eines jungen Vaters schwerwiegender, als meine eigene Diagnose. Ich bin noch nicht so alt, aber eben älter als andere.
Nach Operationen hatte ich selber zweimal Komplikationen, die durchaus hätten dazu führen können, das es mich heute eigentlich nicht mehr geben hätte können.
Für mich gab es aber schon vorher dieses Tabu-Thema nicht, es war nie weit weg, weil irgendwie immer irgendwie indirekt durch Familie davon betroffen.

Ich würde mich durchaus als Realist bezeichnen, das Lachen und Weinen genauso dicht beiander liegen wie Leben und Sterben ist für mich einfach Tatsache. Und das ist gut so. Ich bin keinenfalls Gefühlslos - im Gegenteil. In meinem direkten Umfeld gelte ich bei den Leuten als sehr einfühlsam und jemand die gut zuhören kann.
Aber manchmal gibt es eben Dinge, die man einfach nicht ändern kann. Und um dann nicht dauerhaft in ein tiefes Loch zu fallen, ist die meine Denkweise für mich sehr wichtig.

Ich weiß, das viele Menschen, vielleicht sogar die meisten Menschen anders denken und das ist okay so. Jeder muß wohl für sich selber so eine Thematik angehen ...

elisabeth

07.07.2002, 17:21
Hallo Gabriele,

ich muß Brigitte und allen anderen auch Recht geben.

Wen möchtest Du nicht mit der Diagnose belasten? Oder in dieser Situation schützen?
Deine Mutter? Oder Dich, was mögliche Reaktionen angeht?

Vermutlich weißt Du selbst, das viele Betroffene ahnen, das etwas mit ihnen nicht stimmt, das sie krank sind. Und vermutlich kennt Dich Deine Mutter sehr gut und merkt, das etwas zwischen Euch steht. Sie merkt es in Deinen Worten, in Blicken, in Momenten, wo Du glaubst, das Du unbeobachtet bist, in kleinen Gesten.
Es gibt nie den richtigen Zeitpunkt, jemandem zu sagen, das er stirbt. Und es nie leicht. Und schon gar nicht der eigenen Mutter sowas sagen zu müssen. Egal wie alt sie ist.

Aber nur ein ganz kleiner Gedanke: eine der wenigen Geschenke, die Krebs mit sich bringt,
so bitter, wie das klingt - man hat die Gelegenheit, sich voneinander zu verabschieden.
Deine Mutter sollte die Gelegenheit haben, sich auf ihren Tod vorzubereiten zu können.
Verbaue Dir nicht die Chance, von ihr loszulassen.
Räume Deiner Mutter die Rechte ein, die Du Dir nimmst - denn ich nehme an, das sie Dich, was Selbstbestimmung angeht, in dieser Richtung auch etwas geprägt hat.
Niemand sagt, das es leicht ist. Aber der Grund es ihr zu sagen ist nicht Grausamkeit oder Rücksichtslosigkeit, sondern Respekt.

*gaaanz dicke Umarmung* Ruby!
Ich bin nicht Betroffene - aber wenn ich über meinen Tod nachdenke, geht es mir genauso:
ich habe keine Angst vor dem, was mit mir passieren wird, sondern ich sorge mich um die Menschen, die ich zurücklassen muß.

Jana

07.07.2002, 18:04
Hallo Elisabeth,

als ich die Geschichte deiner Jugend gelesen habe, dachte ich mir, welches Glück deine Brüder gehabt haben, dich zu haben. Da kannst du wirklich stolz auf dich sein. Wahrscheinlich denkst du jetzt: na ja, ich hab ja keine andere Wahl gehabt.Aber du hättest ja auch ausziehen können wie deine Schwestern, aber als älteste hast du dich verantwortlich gefühlt. Wenn ich daran denke wie überfordert manch erwachsene gesunde Frau in geregelten Verhältnissen mit nur einem Kind ist, finde ich das doppelt toll was du in so jungen Jahren schon geleistest hast.
Leider bist du dadurch selbst zu kurz gekommen. Ich würde aber nicht sagen, dass du hart geworden bist - so klingst du nicht. Aber du bist Realist geworden - musstest es werden.

Ich denke da sehr ähnlich wie du. Manchmal habe ich da fast ein schlechtes Gewissen und denke ich bin vielleicht zu nüchtern. Würde mich aber auch absolut nicht als gefühllos bezeichnen - das sind 2 verschiedene Dinge. Aber ich akzeptiere die Dinge früher als meine Umgebung (wie ich in letzter Zeit bemerkt habe) und suche bereits nach Lösungen, während manche noch damit beschäftigt sind zu hoffen, dass sich alles in Wohlgefallen auflöst.

Noch zum Patientenalter (vor allem an Gabriele):
Meine Oma war 89, hatte seit Jahren Probleme mit dem Herzen (Herzschwäche). In der letzten Zeit (Monate) hatte sie oft starke Bauchschmerzen und Durchfall, Gewichtsabnahme und Inappetenz. Mein Mann (Arzt)war der Meinung, dass da neben dem Problem mit dem Herzen möglicherweise ein Karzinom besteht, was viele Symptome besser erklärt hätte. Es wurde aber nie abklärt, weil ihr Allgemeinzustand keine OP oder Krebstherapie erlaubt hätte.

Meine Mutter wusste zwar nichts von der Vermutung, war aber trotzdem täglich einige Stunden bei ihr. Oma sagte zwar öfter, da ist was in meinem Bauch was mich stört, war aber sicher, das ist nur vorübergehend. Sie ist dann (trotzdem) überraschend an der Herzschwäche gestorben. Ich denke es war gut, dass sie von dem Krebsverdacht nichts gewusst hat, bzw dass er nicht verifiziert wurde.Ich denke es hätte sie sehr belastet, und doch nichts geändert. Stunden vor ihrem Tod hat sie noch erzählt wie sie sich schon auf den nächsten Besuch meiner Mutter freut.

Ich wünsche euch alles Gute
Afra

07.07.2002, 20:25
Hi, Ihr Lieben,
Hm-hm, Afra, ... vielleicht war das für Deine Oma richtig so. Es ist immer schwierig zu sagen.
Ich frag' mich nur gerade, ob sie sich dann wenigstens hat von Deiner Mutter verabschieden können?

Das mit dem Akzeptieren hast Du schön gesagt. Dass Du die Dinge wohl früher akzeptierst, als andere, welche noch lange Zeit in grosser Hoffnung sind und positiv denken.
Wahrscheinlich ist das eine Phase, die jeder selber durchmachen muss, BIS er akzeptieren kann, egal, wie das Ergebnis auch aussieht.
So gesehen bin ich auch schon früher immer sehr "nüchtern" gewesen. Weil ich dann nicht sooooo positiv gedacht habe, sondern immer alles von BEIDEN Seiten betrachtet habe. Aber dafür bin ich leider oft auch bei anderen ein bisschen angeeckt.
Positiv Denken ist ja okay, aber wenn man sich NUR noch an das Positive klammert, übersieht man gerne mal auch die negative Seite. Und dann wird es dafür schwieriger!
Das ist das selbe, wie wenn wir unser ganzes Leben lang NIE über den Tod sprechen, weil es so ein Tabu-Thema ist. KOMMT dann mal so eine Situation, sind wir damit völlig überfordert. - Vor lauter jahrelangem "positivem" Denken, oder weil "man" das halt nicht macht!

Ich weiss noch, dass ich schon vor Jahren (ich glaube, ich war etwa dreissig!) mit meinem Vater zusammen gesessen bin und mit IHM zusammen über unseren Tod gesprochen habe. Nicht nur über den seinen, sondern auch über meinen. (Und damals war ich ja noch fit und gesund!) Wir sprachen darüber, wie jeder von uns seine Beerdigung haben wollte, sprachen darüber, in wie weit wir uns von den Ärzten behandeln lassen würden, wenn wir mal im Koma lägen, ... und wir lachten sogar dabei, weil es plötzlich so leicht war, darüber zu sprechen! Und wir setzten BEIDE unsere Entscheide SCHRIFTLICH auf! Jetzt habe ICH ein Schriftstück von IHM bei mir zu Hause, und jetzt hat ER ein Schriftstück von mir bei sich zu Hause.
Naja, damals hatten wir uns höchstens noch Sorgen darüber gemacht, dass meine Schwester in so einer Situation noch ein Theater machen könnte, bzw. unsere "Entscheide" nicht akzeptieren könnte! Weil sie genau so ein Weltmeister im Verdrängen und "positiv Denken" ist! Aber das werden wir dann ja sehen.

Nüchtern, sachlich und ganz natürlich darüber sprechen können, ist keine Schande. Trotzdem, nachdem ich das damals ein paar Leuten erzählt habe, ... hatten manche den Kopf darüber geschüttelt und gesagt: "DU machst Dir vielleicht unnötige Gedanken!"
Warum? Weil ich erst dreissig war?
Wo stimmte es hier also nicht? Bei mir, ... oder bei den anderen? Ich jedenfalls fand es in Ordnung! Kein Problem!
Es hat nichts mit negativ Denken zu tun, sondern es ist eine gesunde Akzeptanz über das Leben.
Tja!

Bis später!
Das "krasse" Känguruh

07.07.2002, 21:34
Hm, Afra.

Ich kenne Deine Familie nicht - nicht wie Deine Grossmutter war, oder wie mit dem Tod bei Euch umgegangen wird.
Ich beobachte nur immer wieder, wie man alten Menschen vorenthält, das sie bald sterben werden oder dieses Thema versucht zu umgehen. Warum? Nicht nach dem Motto "na ja - bist ja auch bald dran", nein. Aber man tut so, als stände dieses Thema nicht im Raum. Gerade in einem Alter (so ab 80), wo die Freunde langsam "wegsterben" und man sich immer mehr als Überlebender fühlt, muten viele Angehörige ihnen nicht mehr zu, mit diesem Thema umzugehen. Abgesehen vom Einzelfall - warum wird einem im Alter immer weniger zugetraut und einige Rechte abgesprochen, die man sich vielleicht 20/30 Jahre vorher noch rausgenommen hat? Glaubst Du, man bekommt immer größere Angst vor dem Tod, je länge er auf sich warten läßt?? Ok - im Fall Deiner Großmutter scheint ihr bewußt auf eine Diagnose verzichtet zu haben, aber sie hat gemerkt, das da noch mehr war.
Das mit dem Erkennen und Akzeptieren weit vor anderen kenne ich auch.
Als die Diagnose meiner Ma kam, brauchte ich erst einmal Input über ihre Krebsart:
wie entwickelt er sich, welche Therapien, welche Lebenserwartung. Mir hilft es, soviel wie möglich zu wissen - es ist meine Art damit umzugehen und einen klaren Kopf zu bewahren. Wahrscheinlich ist es eine intellektuell/pragmatische Art mit einer Grenzsituation umzugehen, aber ich finde, kopflos durch so eine Situation zu wanken, hilft keinem.

Brigitte, was mich an den "positiv Denken"-Leuten so nervt ist, das diese Verdrängungsweltmeister sich belügen und ihr Leben nur halb leben. Ich bin nicht stolz auf meine Erfahrungen, aber wenn ich jetzt krampfhaft das Positive in dieser scheiß Situation suche, nee... Es hat nix, aber auch gar nix positives, das meine Ma sich die Lunge aus dem Hals hustet, das ich bei jedem Rückenschmerz Angst habe, das da Metasthasen sind. Aber diese Erfahrungen gehören zu mir und machen mich zu einem Individuum.
Dazu sind wir Menschen, keine Götter. Deswegen können wir lieben und werden wir geliebt, nicht verehrt.

grüsse
Jana

08.07.2002, 08:50
Morgen zusammen!
So, ... da wär' er wieder! So ein Tag für eine Nachkontrolle! Heute muss ich zu den Antrophosophen!
Ich gehe natürlich zu BEIDEN. Den Schulmedizinern, UND den Antrophosophen! Das hat halt den Nachteil, dass ich MEHRERE Termine habe! Also, und wie fühle ich mich jetzt? Mein Tag heute ist sozusagen "abgeschrieben". Weil ich die ganze Zeit weiss, ich HAB' da noch so'n TERMIN!
Heute bin ich zwar nicht so GANZ zappelig wie sonst, ... aber vielleicht ist es noch zu früh am morgen, und das Zappelig-Sein kommt später noch. Uff!

Hi, Jana, genau das meinte ich mit den alten Menschen. Ich bin zwar noch lange keine 87 Jahre alt (ich wünschte, ich würde es dann mal!), und kann es selber ja gar nicht einschätzen, WIE das ist, so alt zu sein. Trotzdem denke ich, dass selbst in jenem Alter das Sterben vielmals noch immer ein Tabu-Thema ist, aber dass dieses Thema doch bestimmt in den Köpfen der einzelnen DA sein muss. Während viele Menschen, ja Freunde und Bekannte um Dich herum wegsterben, bist DU immer noch da, und wirst älter und älter. Aber da muss Dir doch bewusst sein, dass auch Dir nicht mehr so viel Zeit bleiben wird, dass jedes einzelne Jahr, das Du noch erleben darfst, ein wahres Glücks-Geschenk ist. Dies alleine schon, wenn Du völlig gesund bist und höchstens Deine Alters-Zipperlein hast.
Vielleicht denken alte, GESUNDE Menschen ja so ganz langsam mit den Jahren genau so, wie wir Krebsbetroffene? Indem sie den Augenblick geniessen? Alles viel bewusster geniessen? Vielleicht haben sie eine viel bessere Akzeptanz darin, dass sie vielleicht bald mal "gehen" müssen? Naja, wie gross ist ihre Chance, HUNDERT Jahre alt zu werden?

Denk ich mir mal so. Ich weiss es ja aber nicht wirklich. Würde da gerne mal mit meiner 87-jährigen, gesunden Bekannten darüber sprechen, ... aber - seht Ihr? - es ist schwierig, mit dem Thema anzufangen, weil man nicht weiss, WIE man mit dem Thema anfangen soll, ... und überhaupt, ich denke mir, ich sehe diese Bekannte ja nicht soooooo oft, als dass ich da jetzt gleich so ein Thema auf den Tisch knallen sollte! - Obwohl es MICH wirklich interessieren würde! Ich glaube, ich warte da mal am besten den richtigen Moment ab.
Vielleicht reden die alten Leute ja auch mit anderen alten Leuten darüber? Weil die sich gegenseitig am besten verstehen?

Liebe Elisabeth, ich glaube, ich weiss was Du meinst. Ich persönlich mache mir da jetzt ja auch keine GROSSEN Gedanken darüber, dass ich mir jetzt sage: Ich bin ja noch soooooo jung! Im Gegenteil, ich denke mir, naja, wenn ich gehen muss, dann muss ich gehen, ich habe ja schon einiges GELEBT im Leben. (Ausser EINES: Meinen Roman noch zu Ende zu schreiben! Kann ich das NICHT, werde ich nicht in Ruhe gehen können, das weiss ich!)
Es sind nur Momente, weisst Du, wenn ich nach VORNE schaue und die alten Menschen sehe, die gesund sind, wo ich mich frage, ... tja, WIE machen die das? Aber wenn ich zurück schaue, und die JUNGEN Menschen ansehe, denke ich mir, hey, die wären also ECHT noch zu jung, um zu sterben!

Gut, und dann kommen hin und wieder mal jene Augenblicke wo man denkt: Ach, hätt ich doch den ganzen Sch... längst hinter mir!
Aber solche Augenblicke hat wohl jeder mal im Leben. Es sind jedoch nur Augenblicke, und der Überlebensinstinkt, der Überlebenswille siegt jedesmal von Neuem. Weil das Leben - in der Steppe - eben so schön ist, gell?

So, ich muss mir jetzt sagen: AUF in den TAG!
Bis dann, Ihr Lieben.
Es grüsst das "krasse" Känguruh

08.07.2002, 09:56
Liebe Känguruh,
zunächst einmal ich bin heute in Gedanken bei dir. SPÜRST du es?!
In den letzten Tagen ist hier ja ziemlich viel passiert - habe eine ganze Menge verpasst.
Wie wird es erst sein, wenn ich ab der nächsten Woche keinen PC mehr habe - Schreck!!!
Bin schon die ganze Zeit am überlegen, ob ich dann nicht doch irgendwie ins Internet-Cafe gehe. Das Problem ist nur, eure Beiträge rühren mich teilweise sehr - schnief, tropf...
(nee - soll jetzt nicht ironisch klingen - sondern es ist tatsächlich so, dass ich teilweise nicht weiterlesen kann, weil ich zum Heuler werde! Gerade Ruby´s, Elisabeth´s und Jacquelines Schilderungen sind mir sehr ans Herz gegangen - ihr seid sehr tapfer und mutig!)
Liebes Kaninchen - sorry, dich wollte ich wirlich nicht vergessen!!!
Bitte verzeih...
Tja - auch ich bin der Meinung, dass es wichtig ist, die Wahrheit einem Betroffenen - mit FINGERSPITZENGEFÜHL - nahe zu bringen. Egal wie alt er / sie ist.
Spielt es eine Rolle, wie alt man ist, wenn man stirbt?! Früher dachte ich es - mittlerweile bin ich nicht unbedingt davon überzeugt. Es ist immer schwer zu gehen.
Meine Tante - sie wird demnächst 82 Jahre alt - ist noch lange nicht soweit, über den Tod überhaupt nachzudenken.
Sie geht davon aus, dass sie noch lange lebt. Ich hoffe es...
Das Problem ist jedoch, die Wahrscheinlichkeit steigt, je älter man wird und von daher sollte man zumindest so vernünftig sein, um gewisse Vorbereitungen zu treffen.
Vor allem dann, wenn man keine Kinder hat, kann es in solchen Fällen (selbst wenn sie nur ins Krankenhaus muss) zu Problemen kommen.
Ein weiteres Problem ist, dass Deutschland - dies gilt sicherlich auch für A und CH - keine Kultur ist, die mit Krankheit und Tod umgehen kann.
Es zählt doch nur derjenige etwas, der jung, dynamisch,
schlank, erfolgreich und vor allem gesund ist. Fällt man durch dieses Raster, weil man z. B. krank ist, wird man relativ schnell zum Aussenseiter und abgeschoben.
Selbst in den Medien werden gewisse Themen ausgegrenzt oder sehr reisserisch dargestellt.
Erst wenn man feststellt, dass mit diesen Randgruppen Geld zu machen ist, rücken sie wieder ins allgemeine Interesse (so wird z. B. seit geraumer Zeit verstärkt ältere Leute als Zielgruppen z. B. für Reisen, bestimmte Ernährung... beworben.
Es ist schwer mit dem Tod umzugehen - die Betroffenheit und Hilflosigkeit, die Wut und z. T. auch Schuldvorwürfe machen es uns so schwer. Zu dem möchte man nicht loslassen.
Ihr habt über Abschied nehmen gesprochen - es ist sehr sehr schwer (ich musste leider schon einige Male abschied nehmen -als ich 12 war, hat sich ein Freund von mir umgebracht, er hat schon in dem zarten Alter nicht leben wollen. Eine sehr liebe und gute Freundin hat sich vor 10 Jahren mit dem Auto zu Tode gebracht - in beiden Fällen musste ich hilflos zuschaun und frage mich noch immer, ob ich nicht irgendetwas übersehen habe, ob ich es verhindern hätte können - nun muss ich wieder Abschied nehmen. Diesmal fällt es mir noch wesentlich schwerer... ich bin noch nicht so weit. Solange es noch ein bisschen Hoffnung gibt, gebe ich nicht auf, kämpfe für meine Schwester - aber schon wieder fühle ich mich hilflos, muss mit ansehen, dass wahrscheinlich bald jemand geht, ohne es verhindern zu können...).
Erfahrung mit dem Tod - ja in gewisser Weise kann ich da auch aus eigenen Erfahrungen sprechen.
Ich war sehr schwer asthmakrank. Es gab eine Zeit, da hatten mich die Ärzte als austherapiert bezeichnet - viel Hoffnung gab es damals nicht.
Ausser sehr hohen Dosen Cortison - mit allen Nebenwirkungen -gab es keine Chance, dass ich länger Leben würde.
Ich habe überlebt - und es geht mir z. Z. relativ gut. Der Notarzt ist nicht mehr jede Nacht bei uns "zu Gast".
Aber man kann vieles nachempfinden, was unsere Betroffenen leiden... - "Gut, und dann kommen hin und wieder mal jene Augenblicke wo man denkt: Ach, hätt ich doch den ganzen Sch... längst hinter mir!" - ja - liebe Krasse, dass habe ich schon einige Male so empfunden. Aber das Leben geht weiter - der Überlebenswille siegt erneut...

Aber - hier muss ich unserem Puma recht geben - gern würde ich Jahre meines Lebens geben, damit es meiner Schwester besser geht /hilft. Wäre bereit mit dem Teufel einen Packt zu schliessen...

Was ich auch gelernt habe - man ist a l l e i n. Dies gehört wohl zum menschlichen Leben dazu.

So - für heute alles Liebe und einen schönen sonnigen Tag
Das Leben ist schön!!! Auch wenn es für eine kleine, dicke Robbe etwas schwierig ist, in die Steppe zu gelangen...
Habe ich es richtig mitbekommen, wir haben noch ein neues Tier - einen Bär?
Liebe Jana - wie machen wir es denn am Besten mit den Adressen (hat hier einer eine Idee - ich möchte vermeiden, dass ausser euch noch andere die Adresse erhalten) - gern würde ich dir auch ein Foto zuschicken, ich habe es neulich im Rostocker Zoo gemacht und es zeigt einen wunderschönen Puma!
So nochmals alles Liebe
Lisa

08.07.2002, 10:32
Hallo Ihr Lieben!
Mich hat das echt beschäftigt mit dem Alter...konnte mir nämlich nicht vorstellen, daß so ein Riesenunterschied ist zwischen mir und meiner Mutsch zum Beispiel. Sie ist 72. Ich hab mal mit ihr geredet. Seit einigen Jahren kann ich das tun, sie schreckt nie vor einem Thema zurück.
Sie sagte manchmal hätte sie gar nicht das Gefühl 72 zu sein, wundere sich nur immer wieder über die vielen Kinder, bei denen sie das Gefühl hat, alle seien von ihr, sogar die Enkel! Klar meint sie, sie weiß, daß es Enkel und Urenkel sind, aber sie habe da manchmal wirklich das Gefühl, man hätte die Zeit zurückgedreht. Wir seien uns wirklich sehr ähnlich. Besonders ich, meine Tochter und deren Kinder.
Mal zu dem Thema Tod...sie hat mir nun ein Versprechen abgenommen, das Versprechen ihr niemals etwas zu verschweigen, egal was meine Geschwister davon halten! Sie weiss auch, daß meine Geschwister ihr so eine Diagnose, wie ich sie mal hatte, verschweigen würden. Das will sie nicht! Sie will selbst bestimmen über ihr Leben, über ihren Körper, über ihren Tod, soweit ihr das möglich ist. In so einem Fall möchte sie wissen, wann es ungefähr so weit sein wird, auch wenn das nicht so ganz sicher sein kann. Aber sie meint auch, daß sie dann die Chance hätte, alles ordentlich zurück zu lassen. All die Dinge, die sie noch vorhat, zu erledigen. Jeden nochmal zu sprechen. Und sie sagte noch, daß sie nicht will, daß man sie mit Gewalt, also so künstlich, am Leben erhalten soll. Sie hätte ihr Alter, und wenn sies nicht von selbst schaffen würde, sollte man sie gehen lassen.
Ich kann ihre Wünsche voll akzeptieren, werde sie auch erfüllen, wenn es einmal soweit sein wird...auch wenn es mir vielleicht sehr weh tun wird. Mutsch sagte aber auch, daß wenn ich alles so mache wie sie es will, hätte ich bestimmt einen großen Kampf mit meinen Geschwistern, aber ich soll dann immer daran denken, daß Alter nicht heisst, entmündigt zu sein!
Tja meine Lieben, ich bin die Älteste...aber auch ihr Baby...erst recht nach dem schlimmen Jahr 2000...irgendwie hab ich aber jetzt auch Angst, sie gab mir nämlich zu verstehen, daß sie vor mir gehen wird. Und ich hatte schon immer das Gefühl, daß manche Menschen das wirklich wissen. Sie sagte aber noch, spitzbübisch lächelnd: Keine Angst, uns bleiben schon noch ein paar Jährchen!
Und noch eines weiss ich: Hätte sie das Gespräch zum Beispiel mit meiner Schwester gehabt, sie ist nur 5 Jahre jünger als ich, hätte es in der Form nicht stattgefunden. Meine Schwester wäre ausgeflippt, wäre weggerannt, hätte meine Mutter für verrückt erklärt. Sie wäre erst gar nicht darauf eingegangen.
Ich kenne meine Schwester...sie ist im Grund ein lieber Mensch...aber auch zum Beispiel meinen Bericht über die Station 10i, also die Intensiv, auf der ich so schlimme Erlebnisse,hatte, hätte sie nie geschrieben. Weshalb auch, man könne ja sowieso nichts daran ändern...naja das ist der Unterschied zwischen ihr und mir...
Mal sehn was ihr da so dazu meint...
mit vielen lieben Grüßen Ruby

08.07.2002, 13:37
Alle Daumen ganz fest gedrückt - für Dich Brigitte. Ich wünsche Dir eine erleichtertes Aufatmen!!!

Kleine Robben können zaubern - wußtest Du das nicht Lisa? :-)
Die Adressen-Tauscherei - bin ich gerade am überlegen. Dafür melde ich nochmal.

Ruby - Du hast eine schwere Aufgabe angenommen, allerdings wird Deine Mutter wissen, wie stark Du bist. Mach´ Dich darauf gefaßt, das Deine Familie, wenn es so weit sein sollte, sich sehr verändert. Ich habe erlebt, wie ich unter Druck gesetzt wurde, nichts zu sagen und wurde emotional erpresst. Es muß nicht so sein, allerdings entwickeln Menschen in solchen Situationen - leider eine Menge negativer Energie und schlagen in ihrem Selbstmitleid (nicht nur negativ gemeint) und ihrer Angst um sich.
Übrigens ist Alter meist eine Sache des Körpers - der Geist sammelt wohl Erfahrungen, altert aber nicht...

*uuups* muß dringend weiter, konnte aber nicht von Euch lassen.

liebe, liebe Grüsse - was für ein Wetter
grüsse
Jana

08.07.2002, 13:49
Hi an alle!
Habe meine Kinder ausgetrickst und war am schnellsten am PC. Ha!

Liebe Jana und Brigitte: nochmals zu meiner Oma.
Meine Oma wusste, dass sie nicht mehr lange leben würde. Das Herz war schon zu schwach. Sie hat auch vor allem mit meiner Mutter darüber gesprochen, wie sie alles nach ihrem Tod haben wollte. Hat noch für alle ihre Enkel und Urenkel Briefe geschrieben, die nach ihrem Tod zu öffnen waren.
Es immer wieder Tage, wo sie sich besser fühlte, gut gelaunt war und trotzdem wusste oder spürte, dass ihr Herz es (trotz aller med. Anstrengung) nicht mehr lange schaffen würde. Wie gesagt, war meine Mutter täglich stundenlang bei ihr und hat sie gepflegt, solange, bis sie selbst fast nicht mehr konnte. Die letzten Wochen war Oma im Krankenhaus und da gab es dann wieder einmal so eine gute Phase. Alle redeten meiner Mutter zu, sie bräuchte auch mal eine Pause, und meine Mutter selbst wollte so gerne wieder mal mich besuchen und über Nacht bleiben. Die Ärzte und Schwestern waren auch dafür. Oma (die auch nichts dagegen hatte) war momentan in einer stabile Phase - und es wäre ja nur für 1.5 Tage. Morgens besuchte meine Mutter Oma noch - alles ok. Meine Eltern setzten sich in den Zug , stiegen 2 Stunden später bei mir aus - und bekamen den Anruf aus dem Krankenhaus, sie mögen sofort zurückkommen. Nach weiteren 3 Stunden waren sie wieder im Krankenhaus- zu spät.
Meine Mutter hat sich ziemliche Vorwürfe gemacht. Monatelang war sie immer für ihre Mutter da, im entscheidenden Moment nicht.

Nach wie vor wissen wir nicht ob sie auch Krebs hatte.
Und ich bin voll eurer Meinung, es hängt nicht vom Alter ab, ob man jemanden sagt, dass er möglicherweise, mit großer Wahrscheinlichkeit oder sicher Krebs hat. Es ist nur so, dass das Wort *Krebs* für die meisten als absolutes Todesurteil aufgefasst wird. Viel mehr Menschen sterben an Herz-Kreislauferkrankungen. Eine solche Diagnose wird aber (seltsamer weise) meist nicht als so entgültig und hoffnungslos erlebt. Zumindest meiner Erfahrung nach. (Dabei gibt es wirklich etliche Krebsarten, die heilbar sind!)
Ich habe oft den Eindruck, dass die Diagnose Krebs allein viel bedrohlicher für die Leute ist als z.B. ein Schlaganfall oder Herzinfarkt. Stimmt der Eindruck?

Liebe Grüße
Afra

PS: kann mich vielleicht in nächster Zeit nicht melden, da mein Sohn (bald 14) versucht die Festplatte neu zu formatieren. Ein heroischer Versuch - mal sehen was daraus wird

08.07.2002, 13:52
Noch mal ich...

Liebe Brigitte,
bin natürlich in Gedanken auch ganz fest bei dir!!!

08.07.2002, 15:44
Hallo Afra,
ja - den Eindruck habe ich auch!
Sicherlich gibt es viele Krankheiten, die genauso gefährlich sind, aber trotzdem oft als nicht so bedrohlich angesehen werden.
Zum Glück gibt es immer wieder Krebskranke die geheilt werden können.
Ich hatte mit meinem Gyni gesprochen - er meinte es wären bei Brustkrebs z. Z. ungefähr 96% die geheilt werden können.
Ich finde es eine ziemlich hohe Rate ...
Es ist zumindest eine kleine Hoffnung, eine Art Strohhalm an den man sich klammern kann...

Hallo Ruby.
wie schön, dass du im Forum bist...
ich glaube, mit deiner Schwester könnten wir nicht allzuviel anfangen...
ich glaube es ist normal, dass Schwestern / Geschwister so unterschiedlich sind.
Ich finde es toll, dass du zu deiner Mutsch so ein gutes inniges Verhältnis hast.
Sie hat schon recht...
meine Ma sieht es anders. Ich hatte mit ihr vor kurzem ein Gespräch darüber...
Sie meinte, sie wolle es nicht wissen, wenn die Uhr abgelaufen sei, so wäre es nun mal so.
Sie weigert sich deshalb auch zu den Vorsorgeuntersuchungen zu gehen. Ich habe lange versucht, sie zu überzeugen...
Leider gelang es mir nicht.
Auch diesen Wunsch muss ich akzeptieren.

Liebes Känguruh,
hast du meine Mail bekommen. Das Angebot steht...
Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass heute alles ok ist

Lieber Puma,
neeeeeeeeeeeee - wusste ich leider nicht.
Wäre dass schön... - dann wüsste ich auch, was ich euch allen zaubern würde!!! Gesundheit und ein langes Leben - ist doch logisch oder ...
Irgendwie bekommen wir das mit der Adresse schon hin...

So für heute alles Liebe
von dem zaubernden Heuler

08.07.2002, 21:54
So, da bin ich wieder!
Hallöchen zusammen!
Uff! Stöhn! Seufz! - Wieder mal erleichterndes Aufatmen! Alles i.O.! Soweit alles gut, nichts hat sich verändert! - Yeah, yeah, yeah!

Dafür muss ich Euch jetzt schon mal vorwarnen: Ab dem 11. August bin ich für zwei bis drei Wochen in ERHOLUNG! Yeah, yeah, yeah! Ich darf also wieder zu den Antrophosophen gehen, darf drei Wochen lang sensationelle Nahrung essen, ohne Zucker, ohne Fleisch, ohne Nachtschattengewächse, (leider bin ich dann auch OHNE Computer!) darf zu Ärzten, die mich als MENSCH und als GANZES betrachten, darf Therapien machen, die mir gefallen (Malen, Gestalten, Lichttherapie, Stimmentherapie, rythmische Massagen usw.), alles Dinge die mir GUT tun, jawoll!
Aber keine Angst, ich hab' soweit den "Trick" raus, dass ich jeweils am Sonntag immer für einen Tag nach Hause gehen darf, ... weil ich ja frische Wäsche holen muss und für meine KATZEN da sein will, die ich so lieb habe, hm-hm! Das heisst also, an den jeweiligen Sonntagen kann ich dann wieder ins Netz hier (lechz, süchtig!), und ein bisschen mit Euch weiter plaudern, gell?

Viiiiiiielen Dank, dass Ihr alle an mich gedacht habt, heute! Es hat gewirkt! Mein guter Freund hat mir gerade auch heute gesagt, dass ich da wohl irgendwo ein paar Schutzengelchen um mich herum haben muss ... , das werdet wohl IHR gewesen sein, hm? Ich drücke Euch alle GANZ fest!

Jetzt brauch' ich im Moment jedenfalls erst mal Ruhe für heute, ich schreibe dann morgen wieder, gell Ihr Lieben? Ich muss jetzt erst mal den ganz persönlichen Teil für mich noch geniessen und feiern, ... gönne mir ein duftendes Schaumbad und will jetzt so richtig lebensfroh vor mich hin grinsen ...!
Bis morgen also!
Grüssli vom Känguruh

PS. Lisa, hab' Dein Mail bekommen. Schreibe Dir dann morgen zurück, ja? (Küsschen an Dich!)

08.07.2002, 22:35
Hallo, Ihr Lieben!

War das o.k. mit dem Kaninchen? Ich finde es so komisch, damit zu unterschreiben. ;-) Da dachte ich mir, links neben dem Beitrag quasi als Nickname wäre das nett. Was meint Ihr?

Uff, Ihr Lieben, da habt Ihr aber viel geschrieben! Ich hoffe, ich finde heute nacht noch etwas Zeit, um alles in Ruhe durchzulesen. Ich war nämlich heute (nach über 2 Wochen wg. der blöden Erkältungsgeschichte) bei meinem Vater!! Da bin ich immer so froh, wenn ich zu ihm kann. Er ist sooo dünn geworden! Aber er ist ungeheuer tapfer und lässt sich so wenig anmerken. Manchmal merkt man halt, er kann jetzt nicht darüber sprechen, und dann lasse ich es auch.

Das wollte ich Euch uuunbedingt schnell mitteilen. Und ich freue mich schon auf Eure Zeilen, wenn ich heute nacht wohl mal wieder aufstehen werde. Wenn das Kind versorgt und eingeschlafen ist, was sich manchmal ziemlich hinzieht, bes. im Sommer, will mein Mann mir auch nochmal Guten Tag sagen... dann kommt der Kater angewackelt, der auch noch seine Streicheleinheiten will. Aber ich werde alles tun, um wach zu bleiben! ;-) Bin schon gespannt auf Eure Zeilen.

Bis nachher, Ihr lieben Robben, Känguruhs, Pumas... Bären?? ;-) Oh Mann, Ihr kommt mir alle irgendwie so groß und stark vor!
Alles Liebe
Tina

09.07.2002, 08:46
Guten Morgen liebes Kaninchen,
ich hoffe, du hast zumindest ein bisschen Schlaf gefunden...
Aber "Oh Mann, Ihr kommt mir alle irgendwie so groß und stark vor!" - dies täuscht...

"Er ist sooo dünn geworden! Aber er ist ungeheuer tapfer und lässt sich so wenig anmerken."
Dies kenne ich von meiner Schwester auch - sie ist erschreckend dünn geworden - als ich sie das erste Mal so gesehen hatte (ich kam aus dem Urlaub und hatte sie über mehrere Wochen nicht gesehen) erschrak ich sehr.
Aber man darf es sich nicht anmerken lassen.
Man kann zwar vorsichtig Witze machen .... aber alles mit Fingerspitzengefühl...
So - grosses, mutiges, starkes und tapferes Kaninchen für den Moment alles Liebe und bis dann...
wie du siehst habe ich deine Idee aufgegriffen. Ich finde die Idee mit dem Nickname gut und so werden wir wahrscheinlich demnächst im Forum einen ganzen Zoo eingerichtet haben

09.07.2002, 08:48
Gut's Mörgele zusammen!
Boh-eh, hab' ich gut geschlafen!

Hab' mich jetzt auch als Nickname "Känguruh" hier eingetragen. Ist lustig ...!

Liebe Ruby, Deine Schwester ... erinnert mich ein BISSCHEN an meine Schwester!
Ich hab' die meine gestern jetzt wieder gesehen. (Nach zwei Monaten!) Wir gingen mit unserem Vater Essen. Frisch und munter erschien sie, und sie war höflich und anständig, hm-hm!
Nur, ... sie hatte mich kein einziges mal gefragt, WIE es mir geht. Ihr einziges Thema war ihr "Hallux", den sie diese Woche operieren müsse, und ihren geplanten Urlaub in Spanien für Ende Monat! - Als ich sie fragte, wie lange sie für diesen Hallux denn ins Spital müsse, meinte sie, das ginge nur einen Tag, sowas würde ambulant gemacht. Dafür müsse sie dann halt zwei Wochen an den Stöcken gehen und muss sich zehn Spritzen selber spritzen wegen Thrombose (oder wie das heisst)!
Da guckte mich mein Vater an und sagte: "Ach, das kennst DUUUU ja schon lange mit dem Spritzen, gell?" Ich nickte und fragte meine Schwester, WO sie sich denn die Spritze geben müsse. "Im Bauch?"
Da sagte meine Schwester: "Ja, Du kneifst Dir da am Bauch ein Stück Fett zwischen die Finger und ...!"
Sie erklärte MIR also von vorne bis hinten WIE man sich eine Spritze gibt! ... Wobei sie doch ganz genau wusste, dass ich das schon seit ZWEI JAHREN selber tue!
Jedenfalls sagte ich ihr dann noch (weil wir es gerade vom Thema Krankenhaus hatten), dass ich auch wieder in die Klinik müsse zur Erholung.
Doch auf diesen einen Satz machte sie keine einzige Bemerkung mehr! Sie fragte nicht, WANN ich gehen müsse, WIESO ich gehen müsse, OB sie mich besuchen kommen könne, ... NICHTS!
Im Gegenteil! Sie redete weiter über ihren Urlaub und wie sie sich darüber freute!

Es hat schon was; für meine Schwester hat sich das Thema Krebs schon längst erledigt, da es mir soweit ja GUT geht. Sie denkt nicht daran, dass man als Betroffene mit diesem Sch... LEBEN muss und damit eine ziemliche Belastung haben kann. Für meine Schwester ist es wie ein ausgeheilter Schnupfen! Weg ist weg! Also lohnt es sich nicht mehr, darüber zu reden!
Ich habe jedoch das Gefühl, sie hat ANGST vor diesem Thema. Sie will es schon gar nicht in den Mund nehmen. Sie ist wirklich eine echt gute Verdrängungs-Künstlerin, hm-hm.

Ruby, ich glaube eben, dass dieses "darüber Sprechen", so wie Du es mit Deiner Mutter tust, ganz, ganz wichtig ist. Ihr beide werdet gegenseitig weniger Mühe haben, Euch zu verabschieden, Euch loslassen zu müssen. WEIL die Gespräche über das Sterben schon mal da waren.

Genau so wie ich mit meinem Vater schon darüber gesprochen habe. Natürlich wird es dann auch sehr schwer für uns sein, trotzdem ist da dieses gegenseitige "Wissen" da, WIE der andere darüber denkt, ... und das macht es in einer möglichen Sterbe-Situation schon ein bisschen leichter. Aber auch wir vermuten schwer, dass meine Schwester dann unsere "Entscheide" nicht, oder nur schwer akzeptieren kann. Denn wenn mein Vater oder ich an einem Punkt (z.B. wenn man hoffnungslos im Koma liegt) angelangt sind, und genau DAS nicht so wollen, sondern dann lieber "gehen" wollen, ... würde meine Schwester noch an unseren Krankenbetten "randalieren" und sich GEGEN unsere Entscheide aufbäumen. Das ist irgendwie ja auch verständlich, aber bedeutet auch, dass sie nicht akzeptieren und nicht loslassen kann. Dass sie unsere Würde und unsere Entscheide nicht ernst nimmt.
Genau in so einer Situation wird das "Sterben-Wollen" eines Individuums noch quälend verlängert, WEIL da noch ein Angehöriger ist, der das nicht so will.
Naja, aber das ist ja vielleicht auch wieder ein anderes, krasses Thema, gell?

Liebe Afra, ... ah, jetzt hab' ich's mit Deiner Oma besser verstanden. Also war das Abschiednehmen DA, ... aber Deine Mutter hat den wichtigsten "Moment" verpasst. Das ist schon unfair, ja.
Und stimmt auch, viele Menschen sterben am Ende gar nicht unbedingt am Krebs, sondern am Herzen, oder weil das Immunsystem eh schon so schwach war, dass da noch eine andere Krankheit hinzu kam. - Verrückt, das Ganze!
Aber trotzdem noch schnell was, liebe Afra, liebe Lisa, ... dass Krebs HEILBAR ist, das ist mir neu, hm-hm! Denn wenn es heilbar ist, ... nennt mir da doch mal bitte das entsprechende Heilmittel, hm?
Ich weiss, Ärzte sagen das schnell mal, aber das ist der entsprechende "Statistik-Ausdruck" von ihnen. Und Brustkrebs, liebe Lisa, ... 96%? Ich weiss jedenfalls, dass jede ZWEITE Frau am Brustkrebs stirbt. Es sind 50% im Schnitt. Und jede NEUNTE Frau hat heutzutage schon Brustkrebs.
Mein Gynäkologe spricht auch immer von "heilbar". Aber WANN ist man mit Krebs geheilt? Nach fünf Jahren? Nach zehn Jahren? Oder zwanzig?
Das ist ja das Verzwickte an der ganzen Sache.
Mein Gynäkologe hat übrigens mal folgendes zu mir gesagt: Die Schulmedizin betrachtet einen Brustkrebs so nach fünf Jahren als geheilt. WENN man Bestrahlung und Chemo gemacht hat. Wenn dann aber nach fünf Jahren WIEDER ein Krebs kommt, dann ist das ein NEUER Krebs, und der hat mit dem ersten Krebs überhaupt nichts zu tun!
Aber ich, die ich ja auf die Bestrahlung und Chemo verzichtet habe, ... bin selbst nach fünf Jahren von der Schulmedizin noch nicht als geheilt betrachtet, denn ... wenn ich DANN wieder einen Krebs kriege, ... betrachtet man das jetzt bei MIR als RÜCKFALL!

So läuft das, hm-hm! Oder anders formuliert: Nur immer die Schulmedizin hat recht! - Oder nochmals anders formuliert: Wenn ich jetzt wieder Krebs kriege, dann bin ich SELBER Schuld und die Schulmedizinier waschen ihre Hände in Unschuld. - Hätte ich aber Bestrahlung und Chemo gemacht und hätte nach fünf Jahren wieder Krebs, ist das ja ein NEUER Krebs, und KEINER kann daran Schuld haben, weder die Schulmediziner, ... und ich natürlich auch nicht!
SO geht das, jawoll! Wunderbare Verantwortungs-Abschiebung!
Interessant, gell?

Bis später, Ihr Lieben, bei mir ist jetzt erst mal wieder Frühstückszeit!
Ganz liebe Grüssli
von Brigitte

09.07.2002, 10:08
Grüssli in die Schweiz,

erst mal Glückwünsche - dicke, große und so - kein Wunder das die Alpen immer höher werden, wenn Du so dran arbeitest.
Also nee, Deine Schwester ist ein kleiner, ängstlicher Geist - also wirklich. Natürlich hat sie das Recht, über ihre Krankheiten zu sprechen, von ihrem Urlaub und und und - alle Geschichten aus ihrem Leben. Einfach Normalität leben - aber nicht Ignoranz. Ich stelle sie mir als dominantes, lautes, zwölfjähriges Mädchen, mit blonden Zöpfen und gebügeltem Rüschchenhemd vor... ;-)

Liebe Afra, Deine Großmutter war nicht alleine - ich weiß, das Deine Mutter das anders empfindet. Vielleicht hilft der Gedanke, das viele Menschen, wenn sie im Sterben liegen, sich einen Zeitpunkt aussuchen, in dem sie bereit sind loszulassen. Nicht das diese Gedanken so ganz klar im Denken sind, sie sind wahrscheinlich eher tiefer im Bewußtsein. Vielleicht wollte Deine Großmutter im entscheidendem Moment einfach alleine sein.

Ach so - Ärzte, ihr Diagnosen und Prognosen: hmpf, wie soll ich´s anders formulieren?
Ärzte betreiben KEINE Wissenschaft. Und was Du - Brigitte - so von den Ärzten schilderst, ist das Grundmotto der Medizin: Wenn der Hahn kräht auf dem Mist... Sie arbeiten aufgrund von Erfahrungen und lernen den üblichen Weißer-Kittel-Habitus während ihrer Ausbildung: wir können nicht falschliegen, und wenn doch, haben wir genügend Fachbegriffe, um nicht verstanden zu werden oder dann doch das Gegeteil zu behaupten.

Meine kleine Robbe *knuddel* - wahrscheinlich hat das Deine Schwester Dir angemerkt. Allerdings gibt es so einen schönen Grundkonsenz: ich weiß es und Du weißt es - aber wir müssen es nicht zum Thema machen. Ansonsten: hast Du eine Idee, wie wir unsere emails tauschen können? Hmpf. Die Sonne brät mein Hirn.

Duuuuuu Kaninchen, ich bin nicht groß und stark. Ich habe angst. Ganz viel. Und ich bin fürchterlich hilflos, weil ich meiner Ma nicht helfen kann und das irrationale Gefühl habe, nicht auf sie aufgepasst zu haben. Aber dieser Zoo hier (:-) tritt gegen das Schienbein und fordert mich zum Tanzen auf - also bewege ich mich und verharre nicht in Resignation...

So, und jetzt noch mal ein gaaaaaaaaanz dickes Lob an das Team vom KREB-KOMPASS FORUM:
ihr stellt hier wirklich eine tolle Plattform zur Verfügung und ahnt wahrscheinlich gar nicht, wie sehr ihr damit helft, Menschen in dieser Situation zusammen zu bringen. Das mußte mal raus.
Sorry, das wir hier gerade einen kleinen Zoo daraus machen... ;-)

Liebe, liebe Grüsse
Jana

09.07.2002, 10:24
... meine Schwester hatte TATSÄCHLICH ein Rüschchenhemd an ...!
Hehe!

Grüssli von Brigitte

09.07.2002, 11:23
... Treffer!

Jana

09.07.2002, 14:48
Hallo, Ihr Lieben!

Hey Jana, wo ist Dein Tiername? ;-)

Achja, das Kaninchen hat auch Angst... aber verkriechen gilt nicht!
Vielleicht ist es nicht so GROß wie die anderen, aber dafür kann es spähen, horchen...
Hallo Robbe (erstes Tier im Bunde - Du warst die Erste!), danke für Deine lieben Worte. Ja, wie ist denn das mit dem Dünnerwerden? Kann man da gar nichts gegen tun, bevor es immer schlimmer wird? Mein Vater hat einfach Angst zu essen, weil seine Beschwerden nach dem Essen kommen.
Er sagt, wenn er morgens aufwacht, ist alles für einen Moment so, als sei die Welt in Ordnung...

Hey Brigitte,
ist ja LUSTIG, dass Deine Schwester Rüschenhemden trägt, wahnsinn (sorry). Jetzt habe ich ein GANZ merkwürdiges Bild von ihr. Alleine "Thrombose oder wie das heißt"... no comment. Ich weiß echt nicht, wie ich bei ihr reagieren würde. Eisig schweigen, in der Hoffnung, dass sie was merkt? Genauso viel plappern wie sie? Wahrscheinlich drückt dieses Plappern ihre Hilflosigkeit aus. Bloß irgendwas reden... Aber Dein Vater scheint da schon eine ganze Menge mehr zu blicken. Wie ist denn Euer Verhältnis? Eigentlich schön, dass er auf Eure gemeinsamen Treffen so viel Wert legt.
Wenn ich das hier so lese, kommt mir mal wieder der Gedanke: Die Ärzte wissen auch nichts! DAS ist es. Nach 5 Jahren ist ein Krebs geheilt, danach ist es ein zweiter Krebs? Häh? Sie wissen nichts genau, aber das können sie natürlich nicht sagen. Wäre vielleicht AUCH nicht unbedingt gut. Wenn ein Arzt total unsicher wirkt, ist das auch nichts. So einen hatte ich wg. meines Scharlachs konsultiert - schrecklich! "Ja, hm, hm - so was habe ich ja noch nie gesehen! Flecken? Na so was, na sowas. Ja, das weiß ich jetzt auch nicht." (erst der Kinderarzt kam auf die Diagnose!). Während des Gesprächs hat er DREI Mal auf meine Fragen mit: "Das weiß ich auch nicht." geantwortet! Ich bin total wütend und verwirrt aus der Praxis gegangen.
Naja, und das andere Extrem sind diese oberlehrerhaften Ärzte, was AUCH wenig überzeugend ist. Jedenfalls bei Menschen, die DENKEN.
Liebe Brigitte, ich glaube, Deine Schwester macht sich das Leben auf der einen Seite leichter als die meisten Menschen, bloß fällt sie hinterher um so tiefer! Es hat schon einen Sinn, dass wir mit einem Gehirn ausgestattet sind (bin ich jetzt zu weit gegangen? nicht zu ernst nehmen, bitte. Ich hab' mich halt nur für Dich mit aufgeregt - auch wenn es sich eigentlich nicht lohnt!).
Vielleicht sollte man das mit dem Krebs (egal ob 1. oder 2. oder wie auch immer) und generell mit allen Krankheiten so sehen, dass sie jederzeit JEDEN treffen können. Jemand, der schon Erfahrung damit gemacht hat, ist sich nur dieser Gefahr bewusster, oder?

Liebe Jana, was Du da über den Sterbezeitpunkt gesagt hast, (würde kein Schulmediziner unterstreichen aber) hört sich irgendwie so logisch an. Es gibt sicher eine Menge mehr als wir (jetzt) wissen.
Nein, Resignation gibt es nicht! Sonst hüpft das Kaninchen so lange um Dich herum, bist Du gar nicht mehr anders kannst, als mitzuhüpfen!
Wer hüpft mit?? Vielleicht tut uns das allen gut.

Ja, ich möchte den Krebs-Kompass-Leuten auch noch mal ein ganz dickes Dankeschön aussprechen!

Liebste Grüße
sagt Tina

09.07.2002, 15:45
Puma - liebes Kaninchen.
Die Geschichte mit dem Scharlach: das war bestimmt kein älterer Arzt, oder? Manche Krankheiten werden einfach so selten, das jüngere Ärzte sie einfach nur noch aus dem Lehrbuch kennen.
Simple Erklärung. Das kennst Du bestimmt auch aus Deinem Job, alles, was nicht täglich auf Dich einstürmt gerät in Vergessenheit. Ich will hier Ärzte nicht übermäßig in Schutz nehmen, aber sie unterliegen auch der selben Berufblindheit, wie jeder von uns. Leider sind sie diejenigen, deren tägliches Brot es ist, mit Menschen in Grenzsituationen umzugehen - und sie sind dafür kaum ausgebildet oder gar unbegabt, was dann wirklich sehr traumatisch für den Betroffenen ist.
Das mit dem Todeszeitpunkt: manche Ärzte wissen das. Und wenn man sich umhört bei Leuten, die andere in den Tod begleitet haben (oder darüber liest), gibt es schon Hinweise. Schließlich hält der Dickkopf vom Känguruh sie gesund oder Lance Armstrong (der Radfahrer) gewinnt die Tour de France seit Jahren, nach seiner Leukämie - warum sollte der Entschluss, sein Leben "zu lassen" zu einem bestimmten Zeitpunkt, nicht auch möglich sein?

Es ist schön, wenn das Kaninchen, die Robbe, der Bär, das Känguruh und der Puma sich immer wieder zum hüpfen motivieren!! Die Savanne hüpft. Schöne Vorstellung.

Grüsse
Jana

09.07.2002, 16:59
Hüpf, hüpf, ... und das Känguruh macht: Doing, doing, doing!

Hi, Tina-Kaninchen. Danke für Dein Mitfühlen mit meiner Schwester, und auch Dein Mitaufregen. Du merkst das ja auch: Es ist echt ganz schwierig, WIE man sich bei ihr verhalten oder wie man reagieren soll. - Naja, ich meine, - von IHRER Sicht aus - was HAT sie denn jetzt gestern schon Schlimmes gemacht?
Genau an solchen Punkten, wo es nur um Ignoranz geht (stimmt, Jana!), da schweige ich echt lieber. Vor allem ist es da schwieriger, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, UM etwas darauf zu sagen. Denn ab WANN hat sie jetzt ignoriert? Bis ich selber das MERKE ist unsere Mittags-Essstunde schon längst um, hm-hm! Ich steh' dann einfach da, und direkt vor der Tatsache, dass SIE nett und anständig gewesen ist (ein Rüschchenhemd getragen hat, hehe, das ist ECHT GUT, Jana!), dass sie ja genau so das Recht hatte zu plaudern und über ihren Alltag zu erzählen, ... aber da war halt einfach diese verflixte IGNORANZ ... und schwupp, ... schon tut's mir wieder weh!

Ich weiss schon, ich sollte mir nicht so "weh" tun lassen, oder sollte das irgendwie lockerer nehmen. Aber ich bin halt jetzt auch empfindlicher geworden, ganz besonders wenn's jedesmal meine Schwester betrifft. Jaja!

Manchmal überleg' ich mir sogar, ob das eine gewisse "List" sein kann. Unbewusst vielleicht auch. (Aber kann man unbewusst eine List anwenden?) Naja, nur schon das Beispiel mit dem Spritzen. Wenn SIE mich also NIE fragt, wie ich denke, wie ich fühle, was ich TUE, (also auch selber die Mistel spritzen und WIE das so ist), dann hat SIE ja nie eine Ahnung darüber, aber sobald SIE dann in so eine Situation kommt, dann hat sie allen GRUND dazu, mich damit zu BELEHREN!
- Oder wenn sie über das Thema schweigt, wenn ich sage, dass ich in die Klinik gehen darf zur Erholung, ... dann kann sie später so tun, als hätte sie es "überhört" und niemals was davon gewusst!
Eigentlich - WENN es eine List ist - eine SEHR GUTE List, o ja!
Hm-ja, Tina, das mit dem "Hirn-ausstatten" nehm ich Dir nicht übel, ... hast ja irgendwie recht. Es gibt da ja noch so'n Sprichwort darüber (hihi):
"Wir leben alle unter demselben Himmel,
aber wir haben nicht alle denselben Horizont!"
oder DEN:
"Der Vorteil der Klugheit besteht darin,
dass man sich dumm stellen kann,
umgekehrt ist das schon schwieriger!"
Ha! Ha!

Naja, dafür ist mein Verhältnis mit meinem Vater wenigstens sehr gut. Oder sagen wir mal, es ist im Laufe der Jahre gewachsen ... ohne meine Schwester. Ich war ja mit meinem Vater zwei mal auf Reisen, und das war echt toll. Irgendwie sind wir uns schon ähnlich, mein Vater und ich. Wir sind beide Dickköpfe (hehe!) und gehen unseren eigenen, "eigenwilligen" Weg. Ich liebe meinen Papa wirklich, ... das kleine Schlitzohr!

Und noch zu den Ärzten: Ich hätte Euch da noch so eine Geschichte, die mir mal passiert ist ... so ne typische "Alt-Doktor"-Geschichte, wegen einem ZECKENBISS! Die war echt krass! - Wollt Ihr sie hören? Sie passt zwar nicht ganz hier her, aber sie hat was mit den lieben, alten Ärzten zu tun ...

Liebe Grüssli von Brigitte
... doing, doing, doing!

09.07.2002, 19:06
jaaaaaaaaaa, bitte. Auch andere Geschichten haben Platz.
Aber der Spruch mit dem Himmel - göttlich.

09.07.2002, 20:59
Hallo, ihr lieben Tierchen, große und kleine,
ich bin gerade erst auf eure Seiten gestoßen, aber das war sicher eine Fügung Gottes. Ich bin ganz fasziniert über eure Themen (und den Humor), die sich, wie ihr ja alle selbst festgestellt habt, für einige Menschen als zu schwierig erweisen. Ich hoffe deshalb, daß ihr nichts einzuwenden habt, wenn ich mich zu euch geselle.
Ich habe meine geliebte Mutter vor 15 Jahren nach langem Leiden an Krebs verloren und bin jetzt selbst betroffen, kenne also beide Situationen. Ich werde nur noch "palliativ" nicht mehr "kurativ" behandelt.Meine erste Reaktion war natürlich "Mit mir nicht, denen zeig ich, was 'ne Harke ist". Aber ihr wißt ja selbst, wie das ist, so groß kann gar kein Kampfgeist sein, daß die Zweifel nicht ab und an kommen und sich bei Verschlechterung des Befindens natürlich häufen. Ab und an spreche ich das Thema Sterben bei meinen Lieben natürlich an. Da ich sie (und mich) natürlich immer wieder davon überzeuge, daß ich es schaffe, geht das Thema aber nicht wirklich in die Tiefe. Dazu werde ich wohl auch nicht konkret genug. Außerdem kämfpe ich immer mit schizophrenen Selbstvorwürfen, wenn ich mich in Gedanken damit beschäftige. Ich habe das Gefühl, daß es der erste Weg zum Aufgeben ist, wenn ich wirklich akzeptiere, daß es geschehen könnte. Ich weiß nicht, ob ihr versteht, was ich meine. Hört sich wirklich verworren an. Ich arbeite noch dran.
Liebes Känguruh, ich habe jetzt nur die letzte Seite gelesen, weil es schon so furchtbar viele Beiträ#ge sind, aber es hört sich so an, als hättest Du es geschafft, daß es Dir ohne Chemo und Bestrahlungen jetzt ganz gut geht. Was hast Du gemacht?
Deine Schwester ist übrigens ein Unikum, genauso eine habe ich auch. bei Deiner Beschreibung des Spritzensetzens habe ich meine förmlich vor mir gesehen. Das wäre bei uns haargenauso abegelaufen. Ich habe aber zum Glück eine große Familie, so daß ich mich damit begnügen kann, diese eine Schwester nicht ernst zu nehmen.
Ich wünsche euch allen alles Gute und weiterhin so viel Humor. Dann hüpft und springt schön weiter und laßt euch nicht unterkriegen. Kathi

09.07.2002, 21:18
Hallo,
nach einigen Tagen des stillen Lesens Eurer Beiträge, einigem intensivem Nachdenken und einigen sehr guten Gesprächen bin ich zu der Überzeugung gelangt, im Falle meiner Mutter und nur für diesen anwendbar, richtig gehandelt zu haben. Meine Mutter hat im Krankenhaus bei zwei Gesprächen mit Ärzten abgeblockt, sie wollte nichts wissen, so haben es mir die beiden Ärzte geschildert.Ich weiß, dass sie es als Todesurteil auffassen würde, würde ich das Wort Krebs benutzen, wir haben sebstverständlich darüber gesprochen, dass sie sterben könnte, sie hat sogar Wünsche bezüglich der Zeremonie geäußert. Mein Problem mit Verschweigen der Wahrheit , so hat es mir heute meine Psychotherapeutin bestätigt, ist hintanzustellen , da es wichiger ist, dass meine Mutter sich gut fühlt. Es ist auch nicht so, dass ich mich selbst schonen will, ich selbst setze mich schon sowohl mit meiner Situation als auch mit der Situation meiner Mutter auseinander. Da ich sie in meinem Haus pflege,wäre ein Verdrängen nicht möglich. Wer glaubt, ich bevormunde meine Mutter, dem muss ich sagen, sie möchte keine Entscheidungen treffen, möchte behütet und beschützt sein und nichts anderes tue ich. Ich habe in den letzten Tagen auch durch eure Beiträge wieder deutlich gemerkt,dass es viele Schattierungen zwischen schwarz und weiß gibt, dass Aussagen"der Patient muss wissen, welche Diagnose gestellt wurde" keine allgemeingültige Aussage ist, auch wenn sie in den meisten der Fälle zutreffen mag.
Ich habe keine Zweifel mehr, dass ich in diesem Fall bei meiner so gearteten Mutter richtig gehandelt habe, würde aber in jedem anderen Fall alles neu überdenken und dann entscheiden. Ich könnte Luthers Spruch vor dem Reichstag wiederholen: Hier stehe ich und kann nicht anders.
Viele gute Wünsche schicke ich allen und bedanke mich für die Diskussion.
Gabriele

09.07.2002, 21:42
Liebe Gabriele,

du klingst als wärst du dir in deiner Entscheidung noch um einiges sicherer geworden. Wenn die Gespräche hier dazu beigetragen haben, so haben sie genau das Richtige bewirkt.
Denn, und das hab ich ja schon gesagt, nur du kennst sie wirklich und weißt ob sie damit klarkommen würde oder nicht.
Mich würde aber trotzdem interessieren, was du machst, wenn sie dich mal direkt darauf anspricht. Würdest du es ihr dann sagen?
An den Rest vom Zoo,
ich freu mich jeden Abend, wenn ich bei Euch reinschau. Oft sprudeln mir tausend Gedanken durch den Kopf, die ich Euch gern mitteilen würde, aber irgendwie hab ich eine Hirn-Hand-Blockade ;-). Liebe Brigitte, hab wieder fest an Dich gedacht und bin so froh, das es so positiv für dich war. Drück Euch ganz fest Lilly

10.07.2002, 01:30
N'Abend!
Hi, Kathi, herzlich willkommen, und ... bleib doch noch ein bisschen. Du hast bestimmt auch viel zu sagen, gell?
Also mein Entscheid, auf die Bestrahlung und Chemo zu verzichten ist natürlich schon ein bisschen speziell. Einerseits liegt's an meinem Dickschädel selber, und andererseits auch an meiner Überzeugung. Ich habe mir das damals aber sehr, sehr gut und lange genug überlegt, weisst Du. Es hat auch was mit der Grösse meines Tumors zu tun, der Art des Krebses und der Operation im Gesunden. Ich habe mir nicht mal die Lymphdrüsen entfernen lassen, ... und das alleine liess meine Ärzte ja schon fast ausflippen! - Ich war überzeugt, dass es hier bei mir jetzt ausschliesslich um "Standard-Behandlungen" ging, um "Prüf-Test-Versuchs-Operationen", um zu schauen ob, ... und mich hatte kein einziger Arzt nach MEINER Meinung oder Entscheidung gefragt (das kam dann noch hinzu!), ... aber das Ganze sowieso auch erst, nachdem man mich ZWEI MONATE lang hat sitzen lassen nach der Diagnose, OHNE jegliche Aufklärung im Ganzen!
Tja, man glaubt es nicht, aber meine Ärzte waren alle in Urlaub! Und die Vertretungen hatten keine Zeit! Also habe ich mich vom Krebs-Sorgentelefon beraten lassen! Und habe massenweise Bücher gelesen, um mich selber zu informieren! Ich habe aber gleich ALLES gelesen: über die Schulmedizin, über die Naturmedizin, Gute und Schlechte, aber auch Erfahrungsberichte von Betroffenen, solche die überlebt hatten, und solche die gestorben waren. Und natürlich solche Bücher wie "Was die Ärzte Ihnen gerne verschweigen", jawoll!

Ich würde jedoch niemandem anraten, das selbe wie ich zu tun, denn es ist immer eine ganz persönliche Entscheidung. Für mich war es in Ordnung so, ... auch wenn ich heute noch immer Bammel habe. Aber diesen Bammel hätte ich - da bin ich mir sicher - auch z.B. MIT einer Bestrahlung gehabt!
Manchmal denke ich auch, es ist schon auch ein bisschen eine Glückssache. Wer weiss?

Hallo Gabriele, schön, dass Du Dich nochmal gemeldet hast. Vielleicht haben Dir unsere verschiedenen Ansichten hier ja helfen können. Offenbar möchte Deine Mutter tatsächlich nicht MEHR wissen, dann ist es ja wohl auch gut so, ... naja, obwohl ich da jetzt doch ein bisschen zweifle, OB sie selber da nicht DOCH schon mehr weiss? - Aber Du hast recht, es gibt wirklich viele Schattierungen zwischen Schwarz und Weiss. Ich wünsche Dir und Deiner Mutter jedenfalls alles, alles Gute und ganz viel Kraft, gell?

So, und jetzt erzähl' ich Euch meine Zecken-Geschichte, ja? (Ich sollte zwar schon längst Schlafen - meinen Beutel zuklappen und die Ohren anlegen - aber was soll's?)

Das war 1997 im Sommer. Als ich mit ein paar Freunden wandern ging. Echt mit Rucksack und so, hm? Und ich erinner mich, es war total HEISS! Ich hatte da so ein cooles T-Shirt an, luftig und um den Körper schwabbelnd. (DAS ... war wohl ein Fehler!) Naja, wir machten ein Feuerchen und grillten unsere Würste, und hinterher marschierten wir durch den Wald, ... wo es auch ein paar spannende Höhlen gab! Wir guckten uns natürlich alles an und schwitzten dabei wie die Weltmeister.
Jedenfalls, ... am Abend, als ich heim kam, wollte ich nur noch Eines: Unter die Dusche!
Also duschte ich da, hm? Plitsch-platsch, waschte mich an allen Ecken, auch UNTER den Armen ... aber da fühlte ich beim Waschen unter meinem rechten Arm so was kleines, Rundes! Ein Pickel? Nee! Ich guckte nach, und was SAH ich?
Hilfe! Eine ZECKE! Die war schon halber VOLL gesaugt!
Sämtliche KRANKHEITEN schossen mir da blitzartig durch den Kopf, wie Hirnhautentzündung und so, ... Ihr wisst schon, ja? Jedenfalls war ich noch NIE so schnell aus der Dusche raus wie damals, das könnt Ihr mir glauben! Und der einzige Gedanke, der mich beherrschte, war: Wie krieg ich das Ding jetzt da wieder WEG? Wie macht man das schon wieder? Mit Öl? Und dreht man jetzt von links nach rechts, oder von rechts nach links? - Panik! Ich holte mein DICKES Medizinbuch aus dem Bücherschrank, hm-hm! Guckte unter Z wie Zecke nach! Da hiess es: "Zeckenentfernung siehe Seite 728"! Blätter-Blätter! Aha!
Keine Ahnung, wie ALT mein Medizinbuch war, jedenfalls glaubte ich damals, es müsste noch eine neuere Ausgabe sein. Jedenfalls stand da, dass man die Zecke auch mit der Glut einer brennenden Zigarette "erschrecken" könne! Die Zecke würde dann sofort loslassen!
Also zündete ich mir schnell eine Zigarette an! Dann hielt ich die brennende Zigarette mit zitternder linker Hand in meine rechte Achselhöhle! Vorsichtig, vorsichtig, ich könnte mich ja auch SELBER verbrennen, nicht wahr?
Ha! Ich hatte dann tatsächlich den Hinterteil der Zecke erwischt. Ihr Popo "brutzelte" geradezu, ... aber das Ding hatte MICH noch immer nicht losgelassen! Also nahm ich ein Papiertaschentuch, griff mit zwei Fingern (und angeekeltem Gesicht) nach dem angeschmorten Zecken-Popo, und "drehte" das Vieh aus meiner Achselhöhle heraus! - War der Kopf auch draussen? Ich wusste es nicht!

Das war an einem Samstag, das weiss ich noch genau, weil ich am folgenden SONNTAG dann den ganzen Tag echt Angst hatte, dass die Zecke mich jetzt "angesteckt" haben könnte. Und am Montag, als ich dann wieder zur Arbeit ging, war ich so unruhig geworden, ... dass es mir dann doch lieber war, ich ging schnell ins Spital in die Notaufnahme, damit die Ärzte mir dort den Zeckenbiss mal kurz anschauten!
Ich sagte meinem Chef noch: Ich bin bestimmt in einer Stunde wieder da! - In Wahrheit kam ich erst nach VIER Stunden wieder zurück! Naja, Notaufnahmen sind eben keine so wahre Notaufnahmen!
Genau, ich musste dort DREI Stunden warten, bis ich an die Reihe kam! - Ich weiss noch, dass ich einen Witz darüber machte mit meiner Notfall-Nachbarin neben mir, und ihr sagte: "Hier in diesem Notfall-Wartezimmer könnte man ja echt sterben, das würde gar keiner merken!" - Zudem dachte ich die ganze Zeit an meinen Chef, welcher sich bestimmt schon Sorgen um mich machte.
Dann kam ich endlich an die Reihe. Das war noch ein junger Arzt. Netter Kerl, hm-hm. Ich zeigte ihm also meine Biss-Stelle und fragte den Doktor, ob er den Kopf von der Zecke da vielleicht noch SEHEN könnte?
Er untersuchte mich und meinte, nein, man sähe nichts mehr. Wenn die Biss-Stelle sich aber rötlich verfärben würde, dann sollte ich nochmals kommen, denn dann würde man mir Antibiotika geben.

Das war's eigentlich schon. Keine Blutabnahme oder sonst was, nö! - Ich dachte, das sei okay, ehrlich. Und die Zecken-Biss-Stelle hatte sich dann auch nie rot verfärbt!
Aber dann! Nach DREI Wochen! Da geschah etwas sehr Sonderbares! Eines Morgens hatte ich plötzlich ganz komische FLECKEN am Bauch! Schön verteilt von links nach rechts. Wie eine Gürtelrose. Aber die Flecken waren nicht bloss Flecken, nein, es waren richtig rote RINGE!
Ich dachte natürlich sofort an meine Zecke, hm-hm! Ich hatte doch mein Leben lang noch nie rote Ringe am Bauch!
Ich ging zum Hautarzt. Bei dem war ich mal vor Jahren, um mich wegen ein paar Pubertäts-Pickel behandeln zu lassen.
Der Arzt war schon sehr alt. Keine Ahnung, ob er einfach nur älter aussah als er wirklich war, jedenfalls nahm ich an, er musste schon seine Pensionierung HINTER sich haben, und sein Amt als Arzt eben aus Leidenschaft oder so noch weiter führen.
Nun, dieser untersuchte jetzt also meine Ringe am Bauch. Ich erzählte ihm die ganze Zeit von der Zecke, die mich vor drei Wochen gebissen hatte. Er jedoch schüttelte die ganze Zeit den Kopf und sagte: "Das ist nicht wegen der Zecke! Sie haben einen Ausschlag." Und er nannte einen Namen, welcher so klang wie "Ringelblümchen", ich weiss es jetzt leider nicht mehr. So sollte mein "Ausschlag" heissen!

Jedenfalls konnte ich das einfach nicht GLAUBEN, dass das nichts mit der Zecke zu tun haben konnte, und der Arzt bemerkte meine Zweifel. Um diese zu beseitigen, ... verschrieb er mir eine Salbe, ... und holte aus seinem Regal ein dickes Buch hervor.
"Sehen Sie, ich zeige es ihnen. Dieses "Ringelblümchen ist ein Ausschlag, von welchem man nicht weiss, woher er kommt!" Er schlug das Buch auf, welches mindestens aus der Kriegszeit noch stammte (es waren alles schwarz-weiss-Bilder darin), und tippte mit dem Finger auf ein abgebildetes Foto. Ich starrte auf das Bild, welches einen Mann zeigte, der auf dem Rücken genau die selben "Ringe" wie ich besass, hm-hm! Und UNTER dem Bildchen stand der uralte Text, ... wobei da tatsächlich stand: "Die Ursache dieser Erkrankung ist leider noch unbekannt!"

Nun, ich hatte die mir verschriebene Salbe zwei Wochen lang eingeschmiert, und die Ringel-Flecken verschwanden dann tatsächlich.
Aber wenn man es genau betrachtet, dann hat auch dieser gute alte Doktor nicht mal mein Blut ansehen wollen (was man heute bei Zecken-Bissen eigentlich macht!). Und später hatte ich dann auch von Bekannten erfahren, dass diese ebenfalls nach einem Zeckenbiss solche Ringel-Flecken gehabt hätten, jaja!
Ich bin heute überzeugt, die Flecken waren wirklich von der Zecke. Ich hatte nachher ja auch nie wieder solche Ringe bekommen.
Aber ich hab' seither natürlich auch einen grossen Bogen um ALLE Wälder gemacht ... hehe!

Naja, Känguruhs gehören ja auch nicht in die Wälder, ... die gehören in die weite Steppe, gell?

Bis dann, Ihr Lieben!
Jetzt geh' ich schlafen!
Grüssli von Brigitte

10.07.2002, 10:28
Hallo liebes Känguruh
(wusste gar nicht, dass das nachtaktive Tiere sind ;-) )

obwohl ich mich jetzt eigentlich um den Haushalt kümmern sollte (wie öde) muss ich dir schnell zur Zeckengeschichte schreiben.

Ich weiß ja nicht wie die Situation in der Ch ist, aber bei uns (A) und da vor allem in der Steiermark, wo ich herkomme, sind Zecken allgegenwärtig. Im Frühling gibt es praktisch keinen Ausflug in die Natur von dem man nicht wenigstens 1-2 Zecken nach Hause bringt. (Mein persönlicher Rekord waren über 20 !! - das ist allerdings schon sehr selten).

Die Zecken können einerseits die FSME übertragen (führt zu Gehirnhautentzündung...)wogegen man sich allerdings impfen lassen kann (machen hier die meisten)
Andererseits können sie die Borreliose übertragen, gegen die man sich nicht impfen lassen kann. Borreliose (das ist die Erkrankung die du befürchtest)ist erst seit ca 15 Jahren besser bekannt. Dabei kommt es ausgehend vom Biss zu einer (manchmal juckenden oder schmerzenden) Rötung, die langsam nach außen fortschreitet und innen abblasst - es entsteht also ein Ring. (Wurde zB. Bei meiner Mutter bis zu 20 cm im Durchmesser) Dieser Ring kann auch wandern. In diesem Stadium haben viele überhaupt keine anderen Symptome, manche etwas erhöhte Temp.
Gibt man in diesem Stadium Antibiotika (wie es bei meiner Mutter geschehen ist), ist die Sache bald erledigt. Eine Blut- oder Liquoruntersuchung würde man nur bei diesem wirklich typischen Erscheinungsbild machen.
Behandelt man nicht, kommt es nach Wochen bis Monaten zu massiven Spätfolgen.Z.B. rheumatisches Zustandsbild, Herzmuskelentzündung, neurolog. Symptome... Mein Chef hatte das, und konnte monatelang kaum gehen vor Schmerzen, und auch sein Herz hat leider etwas abbekommen.

Deine Ringe am Stamm dürfte dein Arzt als Ringelröteln diagnostiziert haben (hat nichts mit Röteln zu tun). Tritt meist im Frühjahr-Sommer auf, und betrifft überwiegend Kinder - Jugendliche, aber auch Erfachsene. Über diese Erkrankung weiß ich weniger, obwohl sie mein Sohn gehabt hat. Er hat sich damals überhaupt nicht krank gefühlt, war im Gesicht frei, hatte aber am Bauch diese typischen Ringe (interessantes Muster, das sich immer wieder etwas veränderte). Durchmesser der Ringe bis zu ca. 5 cm. Nach einigen Tagen war der Spuk ohne Behandlung verschwunden.

So, das war jetzt wahrscheinlich etwas zu ausführlich, aber ich wollte dich beruhigen. Wäre es von der Zecke gewesen, hätte es nicht nur anders ausgesehen, du hättest es auch massiv gespürt.

Übrigens: ich freue mich sehr, dass deine Nachuntersuchung so gut ausgegangen ist!!!

Alles Liebe
Afra

10.07.2002, 11:26
Hallöchen Afra,
aaahh, da lern' ich ja noch echt was bei Dir!
Aber hatten diese Ringe jetzt was mit der Zecke zu tun oder nicht? Wenn Borreliose schon einen RING gibt, ausgehend vom Biss ... dann könnten diese Ringe doch auch ... runter rutschen? An meinen Bauch? - Oder nicht?
Ringelröteln, ja so könnte es geheissen haben. (Aber "Ringelblümchen" - gemäss meiner Erinnerung - ist ja auch nicht schlecht, gell? Hihi!)

Bei uns in der Schweiz sind es halt nur so betroffene Gebiete, wo Du Dir Zecken einfangen kannst. In der Stadt und Stadtumgebung eigentlich weniger. Und dann ist es auch je nach Jahr verschieden. Im 1997 war es jedenfalls sehr schlimm, das weiss ich noch.
Aber - du liebe Zeit - Du hattest mal ZWANZIG Zecken auf einmal? Waaaaahh! Und ich mach wegen EINER schon so ein Theater?

Känguruh's mögen keine Zecken, nein-nein!

Bis später,
grüsst das Känguruh

10.07.2002, 12:12
Hallo du Zecken-verweigerndes Känguruh,

so wirklich süß finde ich diese Blutsauger ja auch nicht :-( . Aber ich glaube wenn man so oft mit ihnen Kontakt hat, stumpft man etwas ab.
Dass ein Borreliosering von der Achsel bis zum Bauch rutscht, ist schon nicht vorstellbar. Außerdem wird er ja von Tag zu Tag größer - aber er bleibt immer e i n Ring; d.h. es werden keine Ringelblümchen (süß) daraus. Möchte mich da nicht blöd aufspielen, aber ich würde sagen auch ein Arzt kann ja mal Recht haben (?), und deine Blümchen haben nichts mit der Zecke zu tun.

Also bleib schön in der Steppe, da gibts die Biester ja nicht!!
Ciao
Afra

10.07.2002, 14:13
Hallo

melde mich mal irgendwie ganz kurz...

muß zugeben, das ich hier durch die Beiträge kaum noch durchfinde - liegt wohl an fehlenden Konzentration. Hab leider schon seit ewigen Zeiten ein schlechtes Namensgedächtnis, und kann schon deswegen kaum über einen so langen Zeitraum Beiträge und Namen zuordnen - jetzt ist es bei Euren Zweitnamen ( aus dem Tierreich :-)) ) für mich wohl zur Zeit gar nicht möglich, irgendwelche Zusammenhänge zu irgendwelchen Namen herzustellen.
Seit mir deswegen bitte nicht böse, wenn ich mich ein wenig zurückziehe. Ich weiß ja, das es an meinem nicht mehr voll funktionstüchtigen Kopf liegt.
wenn mal mein Chaos aus dem Kopf verschwunden ist - versuche ich es erneut...
bis dahin wünsche ich Allen - viele Kraft fürs Weiterstrampeln, undabhängig davon ob Betroffen oder Angehörige. Kämpfen müssen wir ja alle irgendwie .

tschüss
elisabeth

10.07.2002, 17:35
Hallo ihr Lieben,
puuu - war das ein Tag. Endlich komme ich dazu, mich mal zu melden.
Tja - diese blöden Zecken. Wie gut, dass es da wo Robben gibt diese blöden Viecher nicht gibt.
Schön wäre es - meine Freundin hat sich vor vielen, vielen Jahren auch so ein liebes, süsses Tierchen (iiiiiiiiiiiigggitt) eingefangen und es nicht bemerkt. Nun 20 Jahre später hat sie Probleme damit - sozusagen Spätfolgen. Kann man aber im Blut nachweisen - also keine Bange liebes Känguruh! Bei ihr ist der rechte Arm dick geworden und taub und da die Ärzte zunächst nichts gefunden haben, sagten sie nur, sie solle sich nicht so anstellen.
Irgendwann kam dann einer auf die Idee, sie solle doch mal zum Neurologen. Da wurde sie dann auch gleich ins Krankenhaus gesteckt und mit Antibiotika behandelt - seit dem ist alles ok.
Ich habe übrigens zum Thema Ärzte auch noch was schönes:
Die kleine, dicke Robbe wollte vor 2 Jahren unbedingt Inlineskaten - ging ja auch prima - aber plitschplatsch - Bremsen ging nicht... buuuuuuheulschnief - hat sich die Flosse gebrochen.
Natürlich - wie es meistens - geschieht so etwas sonntags. Erst gekühlt und gedacht, sei nur verstaucht. Also erst mal gar nichts grösseres gemacht. Aber die Flosse tat der Robbe ja so weh!!! Auauaau - also ihren holden Robby (Göttergatte) schon tierisch genervt und der hatte die Faxen dann dicke und steckte die Robbe ins Auto. Das erste Krankenhaus fühlte sich nicht zuständig, beim zweiten wären mindestens 7 Stunden Wartezeit einzuplanen gewesen -- nee echt nicht und so was nennt sich dann Notaufnahme (es macht wohl keinen Unterschied ob es nun in D oder in CH ist! Känguruh hat das schon ganz richtig gesehen)
Dann kam Robby auf die Idee - Uniklinik - Orthopädie - cool. Robbe war damit einverstanden. Endlich fanden sie auch einen Arzt der sich dass ganze Mal ansehen wollte.
Aber was war dies. Es stand fest, es müsste geröngt werden.
Robbe staunte nicht schlecht, als 2 Ärzte sie ins Röntgenzimmer stupsten. Einer davon mit einem dicken Wälzer in der Hand - was war denn das?
Richtig geraten - die Betriebsanleitung des Röntgengerätes...
Der mit dem dicken Wälzer las nun dem anderen Arzt vor, was zu tun sei.
Robbe wurde es immer mulmiger - Hilfe. Ich will hier raus. Keine Chance...
Robby - hilf mir. Aber der wurde von dem einen Arzt in irgendein Wartezimmer verfrachtet.
Robbe - nun todesmutig. Nach rund 3 Stunden wussten die Ärzte - immer wieder durch ihren Piepser unterbrochen - wie das neue Gerät funktionierte. Endlich konnten sie mit ihrer Arbeit starten. Robbe wurde geröngt.
Klar - Flosse kaputt...
Nun musste Gips angerührt werden...
auch dies war wohl nicht so einfach. Mit ihren grossen Kulleraugen schaute Robbe zu, was da vor sich ging. Langsam rührten sie den Gips an - gab es da nicht eigentlich Gipsbandagen für? Wie soll Robbe wieder ins Wasser - Gips ist doch wasserlöslich... gibt es da nicht Spezialverbände...
Fragen über Fragen...
Au - die Flosse wurde gerichtet. Gipsmatsche drüber - fertig...
Ein zentnerschwerer formloser Klotz hing an der Robbe - wie sich damit bewegen.
Schlechte Nacht verlebt - der Entschluss stand fest. Montag zum Orthopäden - neuer Spezialwasserfesterverband - da ging es Robbe schon viel besser.
Der Orthopäde fragte nur, ob es die Robbe selbst gemacht hätte und da erzählte sie die Geschichte...
er wunderte sich nur...
Ich hatte - auch als der Gips unten war - lange Zeit Probleme. Noch nach einem halben Jahr konnte ich die Hand vor allem den Daumen nicht bewegen. Der Daumen stand steif in der Gegend und war eigentlich nur ein Anhängsel - überall störte er nur. Es nervte kolossal.
Irgendwann wurde es dann besser ...
Aber auch heute ist die Hand / Daumen noch nicht voll belastbar. Oft spüre ich Wetterumschwünge Tage vorher, da der Daumen dick und steif wird...
Eigentlich hätte ich wohl eine Klage anstreben müssen

Liebe Elisabeth,
dass tut uns leid, dass du nicht mehr durchblickst.
Das mit unserem Zoo hat sich langsam entwickelt...
ähm ich muss gestehen, ich war wohl die erste.
Lisa = Robbe
Brigitte = Känguruh
Jana = Puma
Tina = Kaninchen
Michaela = Waschbär
dann hatten wir auch noch einen kleinen Bär - aber der ist leider wieder weg - oder?

Zum Teil geht es hier wirklich etwas chaotisch vor - aber sehr humorvoll. Für uns alle ist es ein Ventil - den wir nötig brauchen, um nicht ganz durchzudrehen. Ansonsten müsste ich dauernd gegen die Wand rennen ...
Man kann vieles nicht ändern, verstehen - aber man muss sich Wege schaffen, um es ertragen zu können...
Liebe Elisabeth, fühle dich gedrückt, wir wären traurig, wenn du uns verlässt.
Aber du musst es für dich entscheiden.
Schade ...

Irgendwer hat mich gefragt, was dagegengetan wird, dass meine Schwester nicht noch mehr an Gewicht verliert - nach dem ich es rausfinden wollte und vorgeklickt habe, ist leider mein Text nciht mehr auffindbar gewesen...
und wer es wissen wollte - leider habe ich es nicht mehr nachvollziehen können...
also: meine Schwester hat seit mehr als einer Woche einen Port und darüber wird sie künstlich ernährt.
In der letzten Woche hat sie auch an Gewicht zugelegt - aber - sie bekam eine Lungenentzündung und da war alles wieder unten...
es ist so schrecklich mitanzusehen, wie stark sich ein Mensch äusserlich verändern kann...
es war mir in der Form nie bewusst
und diese Schwäche...
die Robbe möchte jetzt nicht mehr darüber schreiben, sonst ist es gleich wieder ein Heuler.

Lieber Puma,
leider fällt mir nichts ein, um unsere Adressen tauschen zu können.
Vielleicht werde ich ins Internetcafe gehen. Dies wäre zumindest eine vorrübergehende Lösung bis ich einen eigenen PC habe.
Aber vielleicht hat unser Känguruh noch eine Idee?

So - ihr lieben Tierchen und alle anderen natürlich auch - einen schönen Abend (feierabend) und eine gutes Nächtle
Plitsch-Platsch die Robbe Lisa

10.07.2002, 18:01
Liebe Kati,
schön, das Du zu uns gefunden hast! Du brauchst nicht das gesamte "Hintergrundwissen" von acht Seiten und den anderen Threats, in denen wir uns gefunden haben. Schreib´ einfach, was Du los werden möchtest.
Dieses wirre Gefühl - dagegen kämpfen und dann doch darüber reden, wie es sein wird, wenn man "verloren" hat - kenne ich als Angehörige auch. Natürlich gebe ich meine Ma nicht auf, auf der anderen Seite: was wird sein, wenn sie von dieser Krankheit doch in die Knie gezwungen wird. Dann komme ich mir wie eine Verräterin vor. Aber ich akzeptiere es (zumindest die meiste Zeit) als eine intensive Auseinandersetzung mit ALLEN Möglichkeiten - kein zwanghaft positives Denken. Sozusagen die dunkle Seite der Macht akzeptieren. Ich glaube, wenn man mit nahestehenden Menschen über den Tod reden möchte, ist das super schwer und es ist kein Gespräch, das sich einfach so ergibt. Vor allem muß man sich wahrscheinlich schrittweise diesem Thema nähern - und erst mal selbst dazu bereit sein. Vielleicht traut sich Deine Umgebung ja selbst nicht, von sich aus zu fragen, ob Du Angst hast, was Du denkst. Ich weiß nicht, wie es gehen könnte - Brigitte, Lisa, etc. wie sieht´s aus? - ich frage meine Ma, auch wenn es mich Überwindung gekostet hat und manchmal auch kostet.

Liebe Gabriele,
ich wünsche Dir viel Kraft für die nächste Zeit. So wie Du es schilderst, hat Deine Mutter ihre Entscheidung getroffen und Du respektierst das. Das ist das Wichtigste. Keinem von uns geht es darum, gnadenlos die Betroffenen in eine Richtung zu drängen. Es geht um den Respekt, jeden seine Entscheidung treffen zu lassen. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn Dir die Reaktionen geholfen haben, Dein Handeln vor Dir rechtfertigen zu können (und das ist jetzt wirklich positiv gemeint), ist das gut so.

Känguruh - Afra,
ich finde Zeck äääääääääääääää, ob sie nun einen bezaubernden schweizer oder österreichischen oder bayerischen, hessischen oder sonstwo gearteten Dialekt haben.
Falls der liebe Herrgott einen Sinn für ihre Existenz beabsichtigt haben sollte, würg, sollte er doch noch mal so einen Informationszettel beilegen... ihhhhhhh äääääää würg
Ich habe schon soooo viele Zecken aus meinen Katzen gezogen (ich erst drei), und noch immer finde ich sie überflüssig...

muß weg, melde mich noch mal
bis nacher
Jana

10.07.2002, 18:07
Hallo liebe Tierwelt,
muss jetzt leider passen ,war zwar nur eine knappe Woche nicht im Forum, aber Ihr habt Euch in der Zeit selbst getoppt.
Es ist wohl wirklich ein Thema, dass beide Seite mit den "dazu gehörigen tierischen" Humor gut meistern können.
Ich freue mich für Dich liebes "Kängeruh", dass die Untersuchung so gut verlaufen ist, es zährt schon ganz schön an den Nerven und ich wünsche Dir dass Deine Kurve steil nach oben geht. Vielleicht solltes Du deiner Schwester zu ihrem Nachthemd noch den passenden "Nachttopf" kaufen, o. k. war nicht so ganz fair meine Anspielung, aber so ein Nachthemd regt schon ein wenig die Phantasie an.
Übrigens kleiner Tipp zum Thema Boxsack: Kaufe Dir wirklich Boxhandschuhe, es gibt sonst ganz schön hässliche Flecken auf den Sack :-), die schon ziemlich brutal aussehen.
Bei sovielen neuen Beiträgen schaffe ich es zur Zeit nicht alle mir durchzulesen, aber es ist schon schön zu sehen, wieviele was zu -schreiben- haben.
Es ist glaube ich egal wie alt wir sind und einer dieser Diagnosen bekommen, ich glaube auch nicht dass das erschreckende der eigentliche Tod ist, denn das ist nur das Ende, sondern wie wir sterben und was wir alles vorher erleiden müssen. Heute stirbt keiner mehr einfach so, selbst bei einem 90jährigen fragen wir immer woran ist er gestorben. Das unser Körpber einfach nicht mehr will, wollen wir bei der heutigen Technik einfach nicht verstehen. Und wenn man mal bedenkt, dass unser Körper ursprüglich mal für eine Lebenserwartung von 30 Jahre konzepiert war, muss ich sagen haben wir eine ziemliche Evolution durchlebt. Natürlich ist das wieder mal nur Theorie. Seitdem ich mich immer mehr mit dem Thema Tod auseinandersetze habe ich mir mal in der Bücherei ein Buch ausgeliehen, wie wir Sterben, dieses Buch handelte nicht vom eigentlichen Tod, sondern von verschiedene Arten des Sterbens an den verschiedensten Krankheiten, Herzinfakt, Krebs, Alzheimer oder einfach nur an Altersschwäche, weil die Organe einfach es nicht mehr geschafft haben, den Körper am Leben zu erhalten. Dieses Buch hat versucht deutlich zu machen, der eigentliche Tod ist immer gleich, Atemstillstand, keine Gehirnfunktion, das Blut gerinnt usw., nur der Weg des Sterbens ist immer anders und nicht vorhersehbar, denn genau wie jeder von uns Individuell ist ist auch der Weg unseres Lebens und auch Sterbens.
Und man weiss anhand einer Diagnose das etwas da ist, aber wenn man ganz ehrlich ist, kann man jederzeit umfallen und einen Herzinfakt, einen Gehrinschlag u.ä. bekommen und keiner konnte es vorhersehen.
Ist eine Diagnose nicht nur ein Teil von vielen Möglichkeiten und fühlt man sich nicht auch dadurch in eine Ecke getrieben und schliesst einfach ander Dinge aus, weil man sie garnicht mehr in Betracht zieht.
Bei meinem Vater war es jetzt auch wieder ein bisschen so. Mein Vater hat Lungenkrebs mit Metastasen im Kopf. Er hatte jetzt schreckliche Rückenschmerzen, musste sich teilweise für 500 m ein Taxi kommen lassen, weil er sich plötzlich nicht mehr bewegen konnte, haben wochenlang an ihm rumgedockter, weil es "natürlich" das naheliegenste war, Knochenmetastasen, sein CT war aber auch beim 3 mal o. k.. Nun endlich haben sie mal seine Wirbelsäule geröngt und siehe da, die Bandscheibe. Auch nicht schön, aber hat eine ganze andere Ursache. Und so geht es bei vielen Sachen. Natürlich kann der Krebs soviel andere Sachen auslösen, aber es ist auch oftmals einfach zu sagen: Na ja wird wohl eine Begleiterscheinung des Krebses sein. Genauso wie man akzeptieren sollte, es gibt Menschen die im hohen Alter Krebs haben, aber war es wirklich immer auch die eigentliche Sache, woran sie gestorben sind oder wollte der Körper nur nicht mehr. Es ist schwer zu akzeptieren, dass ausgerechnet der Mensch, den man so gerne hat (egal wie alt) geht und sein Leben gelebt hat, aber manchmal wenn diese Menschen nur noch Schmerzen haben oder vor sich hinvegitieren, haben sie den Tod wirklich "verdient", wobei das jetzt ganz bestimmt nicht negativ gemeint ist, sondern in Form von Erlösung.
Wo wir gerade bei der Tierwelt sind, ich weiss dass das jetzt eine völlig andere Sache ist, aber ich habe vor einem Jahr meinen 15 jährigen Dackel einschläfern lassen, weil er aus allen Öffnungen Blut verlor. Die Tierärztin die meinen Hund seit 10 Jarenkannte, zeigte mir sofort die Möglichkeiten auf, entweder darauf warten das er "elendich" verblutet oder ihm die letzte "Ehre" erweisen und ihm von seinen Elend zu befreien indem ich ihn in meinem Arm hielt und ihm zeigte, dass ich bis zur letzten Minute für ihn da war. Ich habe ihn mit nach Hause genommen und habe ihn die ganze Nacht auf dem Schoss gehabt und mich verabschiedet und als er am nächsten Tag eingeschläfert worden ist,wusste ich durch sein Blicke, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Als Zeichen hat er sich ohne Murren die Spritze setzen lassen ohne Maulkorb (sonst hätte er selbst beim Fiebermessen die ganze Praxis auseinander genommen obwohl es nur ein Dackel war) und hat seine Schnauze in meine Hand gelegt. Es ist ein friedliches Bild gewesen, das ich mitgenommen habe, trotzdem das Gefühl über Leben und Tod entschieden zu haben, auch wenn es nur ein Hund war ist sehr nachhaltig und ich träume heute noch davon (und wenn ich ganz ehrlich bin, trotz dem Wissen das es bestimmt richtig war, habe ich immer noch ein schlechtes Gewissen). Wieviel schwerer ist es dann bei einem geliebten Menschen, selbst wenn da nur eine Diagnose im Raum steht, über etwas zu entscheiden, von dem man meint, dass es richtig war. Wer soll darüber entscheiden. Da geht es um ganz viel Vertrauen, Toleranz und Gefühl.Gerade in Sachen Gefühl unterscheiden wir uns doch ein wenig von der wirklichen Tierwelt (mit Ausnahme natürlich von bestimmten Robben, Känguruhs und Kanninchen und noch ein paar anderen seltenen Tierarten).

Bei diesem z. Z. rasanten Tempo in diesem Forum kann ich leider nicht mithalten, bin nicht Formel 1 tauglich, würde gerne aber einer Schnecke gleich so ab und zu aus meinem Schneckenhaus kommen und in meiner "Rennklasse" mitschreiben.
Weiterhin alles Liebe
Michaela

10.07.2002, 22:07
*seuftz*
Liebe Michaela, laß´ Dich von unserem Schreibfluß nicht abschrecken - jeder nach seiner Geschwindigkeit, aber Du merkst ja, niemand wird hier vergessen und nix geht unter. Mir hilft dieser liebenswürdige Zoo in einer sehr schweren Zeit (abgesehen von meinem wunderbaren Lebensgefärten). Es ist wunderbar Menschen zu finden, die man vorher gar nicht kannte - mit denen man aber über Themen reden kann, die ansonsten kaum einer ertragen will. Ich muß hier nichts entschuldigen, erklären und ich treffe hier nicht auf "betroffene und verlegene Gesichter", die mit "oh das ist aber schlimm" hilflos reagieren und peinlich betroffen sind.
Manchmal beneide ich unsere Haustiere - wir tun alles, damit sie nicht leiden müssen, und hier in D-Land ist es sehr schwer, Rezepte für schwere Betäubungsmittel für Unheilbar Kranke zu bekommen. Davor habe ich einfach Angst: meine Ma leiden zu sehen, obwohl es unnötig ist. Oder das mein Pa später einmal ihr Leben und Leiden durch Geräte unnötig verlängern läßt - einfach aus Verzweiflung. Ich bin nicht für die belgischen Euthanasie-Gesetze, aber ich will nicht, das man meine Ma später einmal am Leben erhält, nur um ihr Sterben herauszuzögern... *...ich will sie einfach nicht verlieren, aber ich bin so machtlos...*

Tach Robbichen: hat Brigitte Deine email Adresse (ich kenne ich homepage), dann können wir - wenn sie nichts dagegen hat, über sie die "übergabe" machen.

liebe Grüsse
Jana

11.07.2002, 00:28
Hallo Ihr Lieben,

erst mal Jana, Tina, es ist kein Problem mit Eurer Mail-Korrespondenz via meiner Email-Adresse, gell? Ich bekomme ja täglich Bescheid, wenn ich eine Mail kriege. Wenn Ihr Euch gegenseitig schreiben wollt, schreibt einfach gut hin VON wem es ist und an WEN es geht, ... dann leite ich es so schnell es geht weiter, okay? - Das ist ja nur für etwa drei Wochen, oder?
Aber denkt daran, dass ich ab dem 11. August AUCH weg bin, ja? Dann macht das Känguruh Sendepause, hm-hm! (Ausser Sonntags!)

So, liebe Elisabeth, falls Du hier nochmals nachliest, dann möcht ich Dir sagen, dass ich es in Ordnung finde, wenn Du Dich ein bisschen zurück ziehen willst. Es nimmt Dir schon keiner übel. Gerade wir Betroffenen brauchen da halt so manchmal "unsere ruhige Zeit", ich kann das gut verstehen. - Ich weiss jedoch, dass Du Dich dann bestimmt wieder melden wirst, wenn für Dich alles wieder einigermassen stimmt, und darauf freue ich mich jetzt schon, gell? Ich umarme Dich ganz, ganz fest!

Hi, Jana-Puma! Also Du möchtest wissen, ob wir Betroffene zum Beispiel von den Angehörigen wegen dem Tod und dem Sterben angesprochen und gefragt werden?
Nö! Also jetzt bei mir mal nicht. Meine Schwester natürlich schon mal GAR nicht! Und ALLE anderen ... GLAUBEN schon gar nicht daran, dass ich sterben könnte. Oder sagen wir es mal so: Sie geben es MIR so zu verstehen, indem sie sagen:
"Nein, Du stirbst doch nicht so schnell! Ich sterbe höchstens noch VOR Dir!"
Oder sie sagen: "Du bist doch jetzt gesund, warum DENKST Du denn an sowas?"
Okay, also wenn ich doch SOLCHE Aussagen von den Leuten höre, - sie klingen ja positiv und aufmunternd, stimmt! - ... aber sie zeigen doch nur, dass die Leute ja gar nicht darüber reden WOLLEN! Denn jede dieser Aussagen von ihnen ist sozusagen eine ... Verneinung des MÖGLICHEN akzeptieren müssens!
So wie ich es bis jetzt festgestellt habe, bin immer ICH es, die mit dem Thema Krebs und der möglichen Folge des Sterbens beginne. Weil es MICH ja beschäftigt. - Aber mich hat noch NIE jemand gefragt, ... OB ich Angst habe, WAS ich fühle, OB ich Angst vor dem Sterben habe! Nö!
- Dabei würde mir das nämlich überhaupt nichts ausmachen, darüber zu reden!
Vielleicht hängt das aber auch ein bisschen noch mit meinem "gesunden" Zustand zusammen, dass die Leute mich sowas nicht fragen wollen? Wo das Thema "mögliches Sterben wegen Krebs" wieder in weite, weite Ferne rückt?

Also ich sag DIR jetzt mal, ... dass ich keine Angst vor dem Sterben habe. Der Tod an und für sich ist für mich nur ein Übergang. Frag mich nicht wohin, aber irgendwohin wird's schon gehen. Für mich ist das ähnlich wie eine Raupe, die sich in einen Schmetterling verwandelt. Es ist eine Veränderung, ein Übergang in ein anderes "Leben". Wie auch immer. Ein völlig natürlicher Vorgang.
Aber das einzige, wovor ich Schiss habe, das ist das WIE! WIE sterbe ich! Ich will nicht im Leid und in Schmerzen sterben. DAVOR habe ich Angst. Ich hasse Schmerzen! (Ich hasse ja sogar schon die dämliche Zahnarztbehandlung!)
Aber ich glaube, das geht wohl jedem irgendwie so. Diese Angst vor dem WIE.
Oder?

So! - Jana-Puma? Du hast übrigens RECHT! ZECKEN sind völlig überflüssig! Jawoll! Weiss eigentlich auch nicht, WAS diese Viecher sonst für einen Nutzen haben sollen! Sind sie bloss da, um Mensch und Tier zu ärgern? Hmpf!

Hallo Michaela, Deine Geschichte mit Deinem Dackel kann ich gut nachvollziehen. Ich musste auch schon zwei meinr Katzen einschläfern lassen. Der letzte, der "Bebbi", war ja siebzehn Jahre alt geworden! (Ein richtiger Senior!) Ja, komischerweise wollen wir Tieren kein quälender Tod zumuten und nehmen uns das Recht heraus, ihnen beim Sterben zu helfen.
Natürlich ist das kein Vergleich zum Menschen. Aber ich weiss, wie SEHR ich gelitten habe bei MEINEM Senior, dem Bebbi, ... und das war schon dramatisch genug!
ABER ... der Bebbi hat mir mit seinem Tod auch gleichzeitig geholfen, hm-hm! Weil ich wegen IHM so gelitten und geheult habe, begannen damals an jenem Wochenende meine Brustschmerzen! Und zwei Monate später entdeckte man diesen Krebs.
Also hat BEBBI mir mit SEINEM Tod ... sozusagen vielleicht das Leben gerettet, hm? Nämlich in diesem Sinne, dass mein Krebs noch früh genug entdeckt wurde!
Nochmals dramatisch! Ich weiss!

Zuerst, als ich Deine Zeilen wegen dem Dackel gelesen habe, dachte ich: MOMENT! Das kannst Du jetzt echt nicht mit TIEREN vergleichen! - Aber dann dachte ich gleich darauf: MOMENT! Es ist zwar kein Vergleich, ... aber es besteht da doch eine gewisse Ähnlichkeit!
Und so gesehen kann so ein Tier ja einen unglaublichen Teil zu unserem Leben beitragen, nicht wahr?
Siehe mein Bebbi-Kater! Indem ich SEIN Leben habe "nehmen" lassen, ... hat ER mir ein neues Leben gegeben!

Naja, jetzt werd' ich wieder philosophisch!
Es ist auch schon wieder so spät, ich sollte schlafen gehen. Känguruhs SCHLAFEN nachts! (Da ist es dunkel und da kann man die ZECKEN nicht so schnell sehen ...!)
Bis dann, Ihr Lieben! Gut Nacht!
Grüssli vom Känguruh

PS. Hoffentlich kommt hier nie mal jemand auf die Idee, sich den Tiernamen "ZECKE" zu geben ...uff!
Nee, bitte! Dann müsst ich ja schreiben:
"Liebe Zecke, ... es grüsst Dich das Känguruh!"
Bitte-bitte, das darf man mir nicht antun, gell?

11.07.2002, 08:34
Hallo und guten Morgen,
nnnnnnneeeee liebes Känguruh, dass darf uns wirklich niemand antun - igitt ich kannte einen Punker (ist aber schon lange lange her, der nannte sich Zecke - war - um ehrlich zu sein, auch eine) er ging mit mir zusammen zur Schule. Ob er mittlerweile ein bürgerliches Leben führt?!
Oder total abgefrakt irgendwo nach Zeckenmanier Leute anbaggert nach dem Motto - "haste mal nen Euro".
Na egal - was ich eigentlich heute morgen los werden wollte.
Tja - das Thema Tod ist doch in unserer Gesellschaft ein Tabu.
Es wird einfach ausgegrenzt - schade, dabei gehört es doch auch zum Leben - genauso wie die Geburt.
Angst vor dem Tod - ne eigentlich nicht. Aber ich kann dir nur zustimmen, vor dem WIE.
Durch meine Erkrankung habe ich schon ein bisschen Erfahrung sammeln dürfen. Klingt zwar harmlos und wird in D noch immer belächelt, kann aber genauso tödlich sein wie ein Herzinfarkt und genauso schnell ist man gehimmelt.
Ein paar Mal kurz davor gewesen - aber das habe ich dem Sensemann nicht gegönnt - eine Robbe mit Flügeln.
Du schriebst, dass du mit deiner Schwester nicht darüber sprechen kannst.
Ich bin ehrlich - ich kann es auch nicht. Ich habe viel zu viel Angst. Ich möchte sie aufbauen und nicht verlieren...
Ich weiss aber, dass sie bereits mit meinen Eltern alle Vorbereitungen trifft.
Schnieff....
Auszeit...
Themenwechsel...
mit den Haustieren, kann ich leider selbst nicht nachvollziehen. Habe keins...
aber durch eine Freundin, die einen ganz lieben, putzigen Mischling hat, der jetzt leider in die Jahre gekommen ist, weiss ich, wie es sein muss.
Sie leidet auch, wenn er jetzt immer kränker wird und langsam aber sicher Abschied nimmt.
Ja - bei den Tieren können wir entscheiden, was gut und richtig ist - auch wenn wir sicherlich Schuldvorwürfe uns machen und lange danach noch fragen, ob es die richtige Entscheidung war...
Bei Menschen geht es nicht - klar, nach dem was alles in der Vergangenheit geschehen ist, durch aus zu Recht. Aber ist es menschenwürdig, dahinzusiechen, mit irgendwelchen Maschinen künstlich am Leben erhalten zu werden...
ich kann und möchte es nicht entscheiden müssen
Vor einiger Zeit habe ich im Fernsehen einen Bericht über eine Organisation in der Schweiz gesehen, die den Menschen hilft, solange diese selbst noch die Entscheidung fällen können, sich vom Leben zu verabschieden.
Sie haben auch einen Mann dabei begleitet - er war unheilbar krank (kein Krebs) und wollte unbedingt sterben. Er war Deutscher und hat mit dieser Organisation Kontakt aufgenommen...
Nachdem er ein Gutachten von seinen Ärzten und mehrere Untersuchungen in der Schweiz gemacht hatte, war es soweit...
Mit seiner Familie und einer Sterbebegleiterin verabschiedete er sich - es war wie einschlafen...
Ob es eine gute Sache ist - ???

So - Themenwechsel:
Liebes Känguruh, ich werde dir meine Privatadresse nennen (per Mail) - die liebe Puma wird dann durch dich diese Adresse erhalten, dann kann ich nämlich von Puma die neuesten Entwicklungen erfahren, was dieses super Forum betrifft und Puma bekommt Briefe von mir...
Ist zwar ein bisschen umständlich - aber mir fällt momentan kein besserer Weg ein.
Herzlichen Dank an dich und natürlich an Puma

Zum Thema Tod nochmal: Kennt eigentlich jemand das Buch von Astrid Lindgren "Brüder Löwenherz" - es hat mich irgendwie stark beeinflusst...
es ist ein sehr schönes Kinderbuch - hin und wieder lese ich es erneut (auch wenn ich aus den Kinderschuhen entwachsen bin) - ich kann es nur empfehlen.

So ich grüsse euch alle ganz lieb
die Robbe Lisa

11.07.2002, 09:51
Morgen Lisa-Robbe,
... diese Organisation aus der Schweiz, von der Du sprichst, da bin ich auch Mitglied, hm-hm. Ich nenne jetzt hier aber keinen Namen, darf ja keine Werbung machen.
Diese Organisation ist ziemlich umstritten, obwohl sie schon recht viele Mitglieder hat. Es gab eben schon Fälle, wo man rechtlich daran zweifelte, ob diese Sterbehilfe auch wirklich nötig war. - Es ist aber ganz sicher nicht so, dass wenn Du gerade mal Lust zum Sterben hast, Du die Organisation rufen kannst, und die kommen dann und helfen Dir. Das Ganze wird dann schon SEHR genau angeschaut.
Und gerade WEIL es so umstritten ist, ... heisst das noch lange nicht, dass wenn jetzt Du z.B. im Koma liegst, Du sofort sterben darfst. Da spielen dann eine ganze Menge Dinge noch mit, wie die Teilnahme Deiner Angehörigen und die der Ärzte. Wenn die Ärzte alleine schon nicht mitspielen, gibt's bereits Probleme.
Aus diesem Grunde machst Du schon frühzeitig eine schriftliche Patientenverfügung. Darauf steht genau geschrieben, WANN und WIE Du die Sterbehilfe wünschst. (Aber schon alleine das ist schwierig, weil Du ja nie ALLE möglichen Situationen voraus sehen kannst.) Von dieser Verfügung gibst Du Deinem Hausarzt eine Kopie, eine weitere an Deine Angehörigen, ... und am besten noch eine Deinem Anwalt.
Wenn es erst WIRKLICH so unerträglich wird, weiterzuleben, wenn Du nur noch aus Schmerzen bestehst und es absolut keine Heilmöglichkeit mehr gibt, ... oder wenn Du - wie gesagt - im Koma liegst und das schon seit geraumer Zeit ... DANN kannst Du dieser Organisation Bescheid geben (oder Deine Angehörigen tun das). Je nach dem kannst Du wirklich den Tag und die Stunde selber auswählen, kannst bei Dir zu Hause sein und Dich von Deinen Leuten noch verabschieden. So viel ich weiss, gibt es da eine Tablette oder so.
Naja, SO gesehen hat das Sterben dann schon eine gewisse Würde und Dein eigener Wille wird wengistens akzeptiert (egal wie alt Du bist.)

Aber das Ganze ist eben Ansichtssache. Immerhin, wenn wir die Sache mit den Tieren vergleichen: Die Tiere können ja nicht selber ENTSCHEIDEN. Und DAS ist ja jener Teil, den wir Menschen den Tieren voraus haben: Wir sind fähig, Entscheidungen zu treffen. (Deshalb gibt es ja auch Kriege auf dieser Welt, nicht?) Und WEIL wir entscheiden können, können wir auch über Tod und Leben entscheiden. Naja, sei es über das Leben eines Tieres, ... oder im Krieg ... oder eben über unser eigenes Leben.
Tja, und mit ENTSCHEIDUNGEN treffen ... haben wir Menschen es uns immer schon sehr schwer getan, hm-hm!
Immerhin hat die Existenz so einer Organisation auch noch einen Vorteil in unserer heutigen Zeit: Man macht sich dann wenigstens GEDANKEN über das Sterben! - Aber weil diese Organisation so umstritten ist, zeigt es uns auch, wie SCHWIERIG es für uns heute noch ist, dieses Tabu-Thema überhaupt erst in den Mund zu nehmen.
Aber letzten Endes geht es ja nicht um das Töten, sondern um das Helfen beim Sterben. DAS ist dann wieder eine Ethik- und Moral-Frage in unserer Gesellschaft. Ist gut möglich, dass wir da noch lange nicht so weit sind.

So, eigentlich ist dieses Thema ein ganz anderes Thema, aber schlussendlich "gehört" es wohl auch ein bisschen hierher.
Aber jetzt will ich den Tag geniessen, ... woaw! Wir haben echt tolles Wetter hier! Da muss ich raus, raus, raus, ... durch die Steppe hüpfen!

Grüssli vom Känguruh

11.07.2002, 10:05
Moin, meine Robbe,

Deine Geschichte über diese Schlachter - fürchterlich. Ich wäre schreiend aus dem Raum verschwunden, wenn sie mit dem Handbuch gekommen wären...
Diesen Bericht habe ich übrigens auch gesehen. Ich weiß nicht, ob Sterbehilfe eine gute Sache ist. Andererseits scheint es in der Medizin den Grundsatz zu geben, das Leben so lange wie möglich auszudehnen. Deswegen finde ich die Hospitze sehr gut, die sterbenden Menschen es ermöglichen, weitgehend schmerzfrei und in Würde zu sterben. Hattest Du schon einige Herzinfarkte? Jedesmal ein Tete a tete mit Gevatter Tod. Wenn man das alles betrachtet, ist ein langes Leben eher so zu beurteilen, das man Glück gehabt hat, vorher nicht zu sterben *ich brauche Kaffee, ich werde wirr*.
Krebs ist nur das, was mich jetzt beschäftigt: die Diagnose schlug ein, wie ein Blitz. Meine Ma fällt ja nicht tot um. Nein, sie lebt und dann kommen einem die Erinnerungen an Angst, Ungewißheit hoch. Und in ihrem Fall eben noch dieses Gefühl der Ausweglosigkeit...
Na ja - schwere Gedanken am Morgen. Gehe jetzt Wild fangen.
Grüüsse
Puma

11.07.2002, 10:33
Hallo Känguruh, hallo Puma und alle anderen hier im Forum,
nur ganz kurz:
Neben dem ganzen Sterben - auch mal was positives.
Meine Ma war gestern bei meiner Schwester und ich habe da jetzt einen Spezialauftrag bekommen - Kataloge mit Hochzeitskleidung zusammentragen.
Habt ihr es erraten...
ja - meine Schwester will ihren langjährigen LG heiraten.
Jubel - Freude...
Ich fand es total toll und bin auch gerührt. Sie - die nie heiraten wollte...
eigentlich sollte es in Hawai stattfinden... naja jetzt halt in D
aber es ist doch trotzdem toll.
Vielleicht spornt es sie ja nochmal richtig an...
Hoffnung...
Leider geht es ihr immer noch nicht so super - aber vielleicht ist es für sie ein Ziel, dass sie sich noch einmal berappelt.
Drückt uns mal die Daumen.
So - nun aber wieder fleissig Fische gefangen...
Liebe Grüsse
die jubelnde Plitsch-Platsch-Robbe

11.07.2002, 13:23
Hallo Robbe,
das Wasser das Du beim planschen verstreut hast ist angekommen und war so richtig erfrischend. Freut mich für Euch und ich glaube so schön Hawaii für Deine Schwester gewesen wäre, in Deutschland habt ihr wenigstens alle was davon, viel Spass bei den Vorbereitungen.
Hallo Brigitte,
Zecke ist zwar nicht unbedingt passend als Kosename für einen von uns, aber anstelle der Bezeichnung Krebs ist Zecke eigentlich der treffendere Ausdruck (vor allem weil es ein aussaugender Parasit ist, der viele Tücken in sich birgt). War nur so ein Gedanke.
Habe gerade in meinem Buch "Das Gnu und Du" gelesen, dass Beuteltiere eine viel festere Bindung zu ihren Artgenossen und vor allem zu ihren Nachkommen haben, da sie ihre Nachkommen schon nach 6 Wochen gebären, aber 1 Jahr mit sich am Körper (Beutel) rumschleppen und dadurch eine sehr "soziale" Bindung haben (siehst Du schon wieder was gemeinsam). Ein makarbaren Satz folgte allerdings, indem er meinte es käme, wenn wir Beuteltiere wären, nicht zu schmerzhaften Abtreibungen sondern man müsste nur den Beutel leeren (na ja kann man sich so seine eigenen Gedanken machen).
Alles Gute in der weiten Wildnis und frühlingshaften Gewässern (mit hoffentlich vielen Fischen)
Michaela

11.07.2002, 18:20
N'Abend zusammen!
Hi, Michaela, ... also, wenn Känguruhs, alias Beuteltiere, ... SO soziale Bindungen zu Ihren Artgenossen haben, und indem sie auch ihre Nachkommen EIN JAHR am Körper, bzw. im Beutel mit sich rumschleppen, ... dann WISST Ihr alle ja jetzt, dass Ihr mich mindestens ein Jahr lang nicht mehr LOS WERDET! - HA!

(Kleiner Donnerstags-Witz!)

Hallo Lisa-Robbe, Dein Plantsch-Wasser ist sogar bis zu mir in die SCHWEIZ gespritzt! Da kam ne zehn Meter hohe Welle auf uns zu, ECHT!
Finde ich toll, dass Deine Schwester jetzt heiratet. Das ist wirklich ein gutes Ziel, welches ja so richtig anspornt! Und vor allem macht es ALLEN Freude, sich darauf vorzubereiten und dann mit ihr mitzufeiern. Ach, ich wünsche mir auch, dass Deine Schwester da jetzt richtigen Schwung wieder kriegt! Ich freu mich richtig für sie, ehrlich!
Weisst Du schon das Datum? Und erzähl uns, WAS für ein Hochzeitskleid Du für sie ausgesucht hast, ja?

Ich schau später nochmal hier rein.
Grüssli vom krassen Känguruh

11.07.2002, 19:16
Ach ja, Jana-Puma!
Schreib' mir mal was Liebes auf meine Adresse:
meinegeschichte@web.de
Ich sende Dir dafür eine Robben-Adresse vom Nordpool ...

Grüssli von Brigitte

12.07.2002, 00:40
Hallo, meine Lieben!

Uff, jetzt habe ich soooo viel Zeit mit Lesen verbracht, dass es nicht mehr zum viel Schreiben reicht. ;-) Wahnsinn. Aber es ist ja auch alles so interessant und wichtig, dass man sich einfach damit befassen muss.
Da möchte ich Euch also wenigstens noch eine Gute Nacht wünschen!

Liebe Brigitte, Du hattest etwas weiter oben geschrieben: "erst mal Jana, Tina, es ist kein Problem mit Eurer Mail-Korrespondenz via meiner Email-Adresse". Du meintest doch nicht mich, oder (hast Du Dich vielleicht verschrieben?).
Ab wann bist Du eigentlich noch mal offline? Und wie bist Du dann versorgt - wolltest Du nicht irgendwie Kontakt zu uns halten (per Snail Mail?)? Sag' Bescheid. Ansonsten gönnen wir Dir sicherlich auch mal Ruhe und Entspannung OHNE Computer, aber würdest Du es ohne uns aushalten? ;-)

Liebe Grüße und Gute Nacht, liebe "Bande"
Tina

12.07.2002, 08:01
Gut's Mörgele,
hi Tina, hm, ja stimmt, sorry, hab' Lisa gemeint, nicht Tina. Hab da selber schon n'Durcheinander mit den vielen Namen ...!
Also ich wär ab dem 11. August weg. Das ist ein Sonntag. Vermutlich für drei Wochen. Und da komm ich an absolut KEINEN Computer mehr ran! (Dort gibt's ja nicht mal FERNSEHEN!) Klar, werd' ich Euch alle vermissen, aber so n'bissen Ruhe wird mir auch mal gut tun. Computer-Entzug und TV-Entzug, hm-hm! Und Robben-Puma-Waschbär-Kaninchen-Entzug! (Oooooch!)
Aber Sonntags gehe ich für jeweils ein paar Stunden nach Hause. Das sehen die Ärzte dort zwar nicht so gerne, (weil's ja um Erholung geht und man absolut mal von ALLEM weg kommen soll), aber weil ich das meinen beiden Katzen nicht antun will (die vermissen mich auch, und ich sie auch), hat man mich bis jetzt immer an einem Sonntag nach Hause gelassen. Ich hol mir dann auch gleich immer frische Wäsche, das ist dann ja noch ganz praktisch so.
In diesem Sinne habe ich dann immer noch einen "Erholungstag" von der Erholungskur, haha!
Nein, ehrlich, das stimmt. Katzen können ja einen Menschen AUCH sehr beruhigen!
Naja, und wenn ich dann Sonntags jeweils daheim bin, ... schaue ich natürlich wieder bei Euch hier rein. Kann's leider nicht anders machen und muss dann vielleicht eine Menge nachlesen hier. Aber das ist nicht so schlimm, ich bin eine Turbo-Leserin, jaja!

Einerseits "stinkt" es mir ein bisschen, da wieder hin zu gehen, ... andererseits bin ich natürlich auch froh um die Ruhe, die ich dort haben werde. Und bestimmt werde ich wieder ein paar liebe Krebspatienten kennen lernen. Das gegenseitige Verständnis ist da natürlich immer da. Da braucht's manchmal nicht mal viele Worte, man weiss auch so, was der andere meint. Und es ist sehr schnell ein sehr herzliches Miteinander-Umgehen da.
Es gibt da natürlich auch REGELN! Zum Beispiel darf man beim gemeinsamen Essen im Saal NICHT über Krankheiten sprechen! Das ist manchmal noch ganz interessant, weil ... dann entweder an einem Tisch völlig ernsthaft GESCHWIEGEN wird, ... oder aber man sucht fast schon verzweifelt nach anderen Themen, die am Ende dann plötzlich ganz lustig sein können, und man dann nie erwartet hätte, dass man über irgend etwas anderes noch soooooo lachen kann!
Beim Essen wird man auch immer an einen anderen Tisch gesetzt, so dass man immer andere Tischnachbarn hat. Bis zum Ende des Aufenthaltes kennt man da also praktisch ALLE Patienten, hm-hm!

So "Erhohlungsaufenthalte" würde ich übrigens jedem Krebspatienten hin und wieder empfehlen. Ganz besonders, wenn es solche Kliniken sind, die speziell auf Tumorpatienten abgestimmt sind. Da geht es dann ja auch um die "Rundherum-Behandlung", also auch die gesunde Ernährung und so, was ja sehr wichtig in unserer sonst so schnellen Ess-Gesellschaft ist. Dort gibt's nämich keine Hamburger oder Pommes, nein-nein! - Aber dafür zum Beispiel eine sensationelle RANDEN-SUPPE, hmmmmm! Als ich diese bei meinem ersten Besuch dort zum ersten mal GESEHEN hatte, (ich bin ein bisschen ein Suppenkasper, muss man wissen!), dachte ich: "NEIIIIN! Die Suppe ess' ich nicht!" Weil die soooooo ROT war, echt! So richtig BLUTROT in der weissen Suppenschüssel ...! - Aber dann hab' ich halt doch ein bisschen davon gekostet, ... blutrot in meinem Teller ... und aaahh, die hat WAHNSINNIG gut geschmeckt!
Naja, und wenn ICH schon SUPPE esse, ... dann muss das schon was heissen, hm-hm!

So, liebes Tina-Kaninchen, da Du ja mehr LESEN tust als schreiben kannst, ... wollt' ich Dich noch fragen, ob bei Dir alles okay ist?

Bis später, ja?
Ganz liebe Grüsse
vom Känguruh Brigitte

12.07.2002, 10:35
Hallo liebe Schwestern des Herzens,
leider bin ich etwas im Stress - aber ich wollte doch mich noch für 3 Wochen verabschieden.
Durch Puma und das krasse Känguruh, werdet ihr ab und an von mir hören.
Euch allen wünsche ich weiterhin viel Mut, Kraft und natürlich Humor - ihr wisst doch nur dann können wir "durch die Steppe hüpfen".
Ich werde meinen Krafttank in den nächsten Wochen an meiner Staffelei und durch die Vorbereitungen für die Hochzeit meiner Schwester volltanken.

Es grüsst und knuddelt euch
Lisa, die kleine, dicke, malende Robbe - so und jetzt tauche ich ab...

12.07.2002, 13:54
Bis bald Robbe, wir denken an Dich und sehe es als Urlaub, Brigitte ist ja auch bald für 3 Wochen in Urlaub, hoffentlich kommen wir hier nicht auf "Entzug", aber wir freuen uns schon auf das "Wiederlesen".

Hallo Brigitte,
hier bei uns gibt es auch ein Antroprosophenkrankenhaus, das einen super Ruf hat und von Leuten aus der ganzen Welt besucht wird (ich schreibe mal extra nicht aufgesucht, weil die Atmosphäre in diesem Krankenhaus sehr zwischenmenschlich ist), leider sind auch gerade in diesem Krankenhaus die menschlichen Schicksale hammerhart, aber durch diesen persönlichen Umgang untereinander, befremden die Diagnosen nicht so. Von diesem Krankenhaus sind auch sehr viele Selbsthilfegruppen ins Leben gerufen worden, so dass man auch nach dem Krankenhausaufenthalt einen Anlaufspunkt hat, was sehr schön ist. Hier in Deutschland ist schon alles sehr kompliziert, wenn man alleine schon unser Arzneimittelgesetz sieht, alle hämopathischen Mittel, es sei denn man macht sich selbst, dürfen nur durch Apotheken, Ärzte oder halt Hämopathen vertrieben werden (bei letzterem nur im sehr speziellen Rahmen). Ich decke mich schon immer mit diesen Mitteln im Skiurlaub ein, weil man hier sonst keine grosse Chancen hat auf einfachen Weg daran zu kommen. Gut es soll alles unter Kontrolle bleiben, aber bei manchen Sachen z. B. den Bachblüten oder Propolis oder ähnliches nur über die Apotheke beziehen zu können und die legen es sich auch nicht auf's Lager sondern müssen es erst bestellen (das kann schon mal eine Woche dauern) ist schon echt schade.
Übrigens mindesten ein Jahr hört sich gut an, hoffe natürlich das Du uns nicht nur in deinem Beutel behütest, sondern auch weiterhin schaust was so aus deinem "Nachwuchs" wird.
Schönes Wochenende
Michaela

13.07.2002, 10:10
Hallo liebe Tierwelt :-))))

also - ich wollte nur mal kurz `ne Info loswerden...

Ich hatte diese Woche meine erste kleine Kontrolle (nur Laborwerte und Tasten). Meine Nachkontrollen werden ein wenig anders aufgeteilt, aus psychischen und persönlichen Gründen) ... na ja, aber egal, wichtig ist, das alles im supergrünen Bereich ist. Und im Moment eben ( auch wenn die Chemo ja noch nicht soooooo lange her ist) ein kleiner Schritt nach vorne gemacht wurde.

Wünsche Euch ein schönes Wochenende....

tschüss
elisabeth

13.07.2002, 18:28
Haqllo, ihr Ferld- Wald- Wiesen- Steppentiere und Meeressäuger,

uff, ich dachte, hier hast Du eine tolle Seite erwischt, das ist humorvoll und reden kannst Du trotzdem über alles. Aber wie?????????
Ihr legt so ein rasantes Tempo vor, das ist ja schlimmer als in jedem Chat, durcheinander kommt man auch immer (außer das man ziemlich schnell raus hat, das es wirklich niemanden gibt hier, der "Zecke" heißt). Wenn man schließlich mit Lesen fertig ist, weiß man nicht mehr, wem und was man schreiben wollte. Wie soll ein "normal" Kranker (mit zusätzlicher Gehirnzersetzung, wie ich vermute) denn da mithalten. Na ja, ich werd's trotzdem versuchen und werde mich demjenigen anschließen, wer war das denn jetzt noch, Michaela?, deretwas von einer Schnecke erwähnt hatte. Mal sehen.
Ich bin ja schon ein bißchen spät mit dem Komentar zu der schweizer Organisation, aber bei uns gibt es zumindest etwas, (die genaue Bezeichnung des Formulars muß ich erst nachschauen, ist mir nach mehrstündigen Lesens dieses Forums entfallen, Gehirn und so....). Damit kann man zumindest verhindern, das rein lebenserhaltende Maßnahmen ergriffen werden, muß man nur unterschreiben. Ich sag euch noch, wie das heißt, muß ich nämlich auch noch machen.
Ich wünsche euch allen ein wunderschönes Wochenende. Dann hüpft, springt, schleicht und planscht mal schön, einfach so zum Wohlbefinden. Ich wünsche euch alles Gute. Kathi

13.07.2002, 21:29
Liebe Elisabeth, bin gerade heimgekommen und wollte nur kurz reinschaun. Da les ich deine Mail. Ich freu mich ganz ganz doll für dich. Ein kleiner Schritt ist ein Anfang, nicht wahr. Ich drück dich ganz doll. Lilly
Liebe Kathi,
war zwar von Anfang an dabei, hab aber auch den Überblick verloren und bin ganz erleichtert, dass ich nicht alleine damit bin. Vor lauter Mails wußte ich meist nicht mehr was schreiben.
Bin also auch so ne Schnecke. Bis bald Lilly

14.07.2002, 09:40
Schönen guten Sonntagmorgen!
So, uff! Jetzt bin ich echt "flach" gelegen! Habe nach wenigen Stunden nach meinem letzten Eintrag hier vom Freitagmorgen plötzlich die DARMGRIPPE bekommen! Zack-Peng, war sie plötzlich da! Alles unten raus, alles oben raus! Und zünftig Fieber, hm-hm! - Aber jetzt bin ich wieder DA! Wieder klarer im Kopf, wieder klarer im Bauch und im Darm, hihi!
Naja, so Fieberschübe sind ja zwischendurch auch mal gut. Obwohl ich nicht mehr so genau wusste, was oben und was unten ist, ... dachte ich trotzdem noch sehr "bewusst" daran, dass dieses Fieber mir jetzt wenigstens diese ollen Krebszellen im Körper killt! Ha!

Hallo Elisabeth, Du bist ja auch schon wieder da! Das freut mich für Dich, dass soweit alles gut aussieht bei Dir! Gell, das ist, wie wenn einem ein Riesenbrocken Stein vom Herzen fällt? - Gönnst Du Dir dann hinterher auch immer etwas Schönes? Ich trink manchmal ein Gläschen Wein (was ich sonst sehr selten tue), oder ich gehe und kaufe mir was nettes zum Anziehen, oder ein paar neue Schuhe, oder ich kaufe mir selber Blumen, oder ich setz' mich in ein Restaurant und gönne mir ein RIESEN-Eis, oder ich entspanne mich mit einem Schaumbad, oder sonst irgend etwas. Einfach etwas, das für mich nicht so alltäglich ist und mit dem ich mich ein bisschen verwöhnen und belohnen kann.
So eine "Belohnung" kommt eben nicht so von den Angehörigen oder Freunden rüber. Da heisst es meistens bloss mit einem Lächeln: "Das habe ich schon gewusst, dass bei Dir alles okay ist!" - Aber das ist leider meistens schon alles.
Darum, liebe Elisabeth, ... schicke ich Dir jetzt in Gedanken einen RIESIGEN Blumenstrauss, gell? In allen kunterbunten Farben!

Hallo Kathi, hallo Lilly, Ihr habt recht, man muss hier schon TÄGLICH rein schauen, um immer auf dem Laufenden zu sein. Aber lasst Euch von der Themenvielfalt nicht überrollen, da kommt halt einfach das eine zum anderen hinzu, und zwar ziemlich schnell, aber das macht ja nichts, wir wollen ja alle nur DAS loswerden, was uns gerade so beschäftigt. Das kann halt heute dies, und morgen wieder jenes sein. Es ist ja kein "müssen", um unbedingt auf unsere Themen einzugehen. Schreibt einfach drauf los, das ist wahrscheinlich das Beste, hm-hm!

Hallöchen Michaela, das stimmt, in diesen Tumorkliniken, bzw. bei diesen Antrophosophen, trifft man schon auf "hammerharte" Schicksale (Du hast das Wort gut gewählt).
Und ich bin jetzt eigentlich, da es mir soweit ja gesundheitlich gut geht, da dann irgendwie fast wieder "zu gesund". Trotzdem ist das gegenseitige Verständnis zwischen mir und den anderen Patienten da, denn schlussendlich werden wir alle vom gleichen "Mörder" gejagt. Ich weiss jedenfalls noch, beim letzten mal konnte ich - trotz meines zeitlich guten Befundes, aber dafür auch wegen meinem Dickschädel und meinem sturen Willen - zumindest an ZWEI Frauen ziemlichen MUT schenken. Und so gesehen, (was ich ja wohl irgendwie unbewusst mache mit meinem Dickschädel), hat es ja auch sein Gutes, wenn es dort Krebspatienten gibt, die ein bisschen besser dran sind.

So, Ihr Lieben, jetzt muss ich mich doch noch ein bisschen hinlegen, dieser Fieberschub hat mich ganz schön schlapp gemacht. Aber ich sag mir ja immer wieder:
Das Leben ist hart,
aber ICH bin härter!
Hehe!
Bis dann!
Liebe Grüssli von Brigitte

14.07.2002, 11:35
Hallo liebe Leute, durch Zufall bin ich auf diese Seite gestoßen und muss sagen - finde ch toll. Meine OP (BSDK) liegt jetzt bald 4 Jahre zurück. Die Angst ist zwar immer da aber mittlerweile hoffe ich, daß nichts mehr zurück kommt. Ich werde mich hier hin und wieder melden. Ach ja, ich möchte noch sagen, daß ich unwahrscheinliche Hochachtung vor Petra Loos habe, super wie sie ihr Schicksal meistert undn dennoch immer wieder Mut und Hoffnung für andere hat. Weiter so liebe Petra . Liebe Sonntagsgrüße an alle hier.

14.07.2002, 11:44
Liebe Hildegard,

danke für Deinen lieben Worte.
Im Moment sieht alles gar nicht so toll aus.
Ich habe Bauchfellmetastasen und quäl mich ständig mit Wasser im Bauch herum,dass punktiert wird.
Ich muss aufpassen,dass ich meine Zuversicht und
Kampfeswille nicht verliere.Ich kämpfe seit Tagen gegen diese Resignation an und das ist ziemlich anstrengend.
Ich wünsche Dir von ganzem Herzen,dass es Dir in Zukunft weiterhin gut ergeht.
Ich denke Deine Angst ist völlig in Ordnung und nachvollziehbar.

All den anderen fleissigen Schreibern/in oder sollte ich besser Kuscheltieren sagen? :-),
Ich finde es schön,dass ihr Euch so austauscht und es Euch hoffentlich hilft.

Liebe Grüsse an alle Petra

15.07.2002, 08:45
Hallo Petra

ich weiß, das man als Aussenstehende in solchen Situationen so wenig für den Anderen tun kann.

Ich selber habe hier einen Spruch an der Wand - irgendwann habe ich mir den mal in ein Holzstück gebrannt, und nu begleitet mich das gute Stück schon mindestens 15 Jahre auf meinem Weg:

Wenn Du denkst, es geht nicht mehr - kommt von irgendwo ein Lichtlein her.

Ich würde Dir gerne dieses Lichtlein rüberschicken.
Und damit ganz viel Kraft, den Glauben an eine Zukunft nicht zu verlieren.

alles Gute
elisabeth

15.07.2002, 08:54
Hallo Petra,

in Gedanken umarme und halte ich Dich. Wünschte ich könnte Dir helfen.

Denke an Dich
Li(ane)

Hallo "krasse" (Brigitte), (Sorry..., aber mir gefällt diese Anrede besser. So habe ich Dich kennenn und schätzen gelernt.

Dein Spruch: Das Leben ist hart, aber ich bin härter....Gefällt mir hervorragend!!!!!!!!
Klingt wie so eine Kampfansage , an alles Negative.

Sei lieb gegrüßt ( Hab Dich nicht vergessen)
Li

15.07.2002, 10:48
Tagchen zusammen!
Bin immer noch etws schlapp auf den Beinen. Naja!

Hi, Hildegard! Kann mir gut vorstellen, dass da die Angst bei Dir immer noch da ist. Ich glaube, die kriegen wir nie so richtig weg. Wenn Du mal Lust und Zeit dazu hast, erzähl uns doch ein bisschen, wie Du damit umgehst?

Hallo Petra, auch ich umarme Dich ganz fest (jetzt kriegste lauter Umarmungen, gell?). Hast Du wirklich auch verdient. Ich wünschte, ich könnte Dir Mut machen, oder irgend etwas finden, das Dich noch ein bisschen mehr in Schwung bringt. Ich weiss schon, dieses Kämpfen gegen die Resignation ist krass, und manchmal mag man gar nicht mehr so richtig.
Aber komm, ich lade Dich ein, in meinen Känguruh-Beutel zu steigen! Lass Dich von mir ein bisschen aufmuntern. Hüpfen wir doch gemeinsam durch die Steppe, ja? Wir machen Riesenhüpfer zwischen Grasbüscheln und Kakteen, hm-hm! Wir sind so schnell wie der Steppenwind, kein anderes Tier mag uns da noch folgen! Und jedem, der uns trotzdem irgendwas anhaben will, ah, dem boxen wir ein paar zünftige auf die Nase!
Grinst Du jetzt? Hihi! Gut!

Hallo Li! Ich bin jetzt zwar ein Känguruh, aber noch immer ein "krasses" Känguruh. Ich box mich nämlich durch alles hindurch (zusammen mit Petra), jawoll!
Wie geht's DIR so?

Ganz liebe Grüssli an Euch alle
von Brigitte

15.07.2002, 15:56
Hallo, meine lieben Renntiere!

Das ist wirklich manchmal ein ziemliches Tempo hier, aber trotzdem schön (besser als zu wenig). Ich denke, wir sind alles Leute, die sich gerne austauschen und sich auch noch nach stundenlangem Zusammensein etwas zu sagen hätten! Ich würde auch gerne mehr schreiben (oh Gott - dann wird's noch länger ), nur manchmal geht es leider nicht mit meinem Kleinen etc. Ich bin echt manchmal kaputt und schaffe es dann doch nicht mehr, nachts nochmal aufzustehen. Am Tag duldet er keine längeren Computersitzungen.
Am Wochenende hatten wir die ganze Verwandtschaft hier (über Nacht) aber es geht mir gut - danke der Nachfrage, Brigitte. Ich hoffe, vor allem Dein blöder Magen-Darm-Infekt hat sich verpieselt! Aber ein bisschen Fieber ist wohl wirklich immer zu was gut.
Toll das mit Deinem Kur-Aufenthalt. Mein Vater ist auch zuletzt in einer Anthroposophen-Klinik gewesen, wo er auch jederzeit wieder hin kann. Einmal die Woche hat er dort Musik- und Maltherapien.

Petra, jetzt kriegst Du auch noch eine Kuschel-Kaninchen-Umarmung! Wenn ich Dir irgendwie helfen kann, sag' Bescheid. Ich denke ganz fest an Dich und schicke Dir ganz viel positive Kraft herüber.

Hm, Schwestern des Herzens, das sagst Du immer schön, kleine Robbe! Einen schönen Urlaub wünsche ich Dir und eine schöne Hochzeitsfeier für Deine Schwester.

Elisabeth, ich habe mich sehr gefreut, von Deinen Ergebnissen zu hören!

Und liebe Grüße auch an Euch anderen. Muss mal nach meinem schlafenden Kleinen sehen, wahrscheinlich hat er sich schon wieder mit so einem Infekt angesteckt...

Liebe Grüße
sendet das hüpfende Kaninchen

16.07.2002, 10:13
Mörgelchen zusammen!
Jetzt werde ich heute wieder philosophisch, also achtung, gell? - So Tage gibt's bei mir eben, tja! Macht aber nichts. Also, was mir soeben so durch den Kopf ging, ... weil's draussen so trostlos regnerisch aussieht, ... war folgendes:

Wir hatten es doch mal alle von "Schuld" und "Ursache" wegen dem Krebs, nicht wahr? Und eigentlich sagen wir uns alle ja, dass das nichts bringt, uns da Gedanken darüber zu machen, weil wir nie raus kriegen werden, WAS der Verursacher denn sein kann. So, und ich glaube nämlich, genau DAS ist der schwierige Teil, weswegen wir gar nicht darüber nachdenken wollen oder können! Also geben wir's auf!
Aber passt mal auf; (ich denke, ich war nah dran, als ich das hier mal versuchte zu erklären mit der "Ursache" bzw. dem "Verursacher") - Kennt Ihr das Naturgesetz "Ursache / Wirkung"? Weiss nicht mehr genau, von wem dies festgestellt wurde. Denke mal, es war warscheinlich ein Philosoph, hm-hm.
Also für alles, wozu es eine "Wirkung" ergibt, hat es ursprünglich eine "Ursache" oder einen "Verursacher" gegeben. Hier ein paar spontane Beispiele:
Wenn Läuse eine Rose anfallen (Ursache), geht die Rose bald mal ein (Wirkung).
Wenn ein Schiff mit Öltanks auf dem Meer ein Leck hat (Ursache), wird das Wasser verschmutzt und viele Fische und Vögel sterben (Wirkung).
Wenn ein Grippevirus umgeht (Ursache), erkranken viele Menschen daran (Wirkung).
Wenn ich meine Katzen nicht richtig ernähre (Ursache), werden sie irgendwann an Fehlernährung erkranken (Wirkung).
Wenn ich mich ohne Jacke in den Durchzug setze (Ursache), werde ich wohl oder übel eine Erkältung kriegen (Wirkung).
Wenn ich jahrelang in einer Stadt lebe, in welcher die Luft schlecht ist und im Sommer sogar Smog herrscht (Ursache), kann ich daran mit Spätfolgen erkranken (Wirkung).
Wenn ich meinen Haushalt nicht in Ordnung bringe (Ursache), herrscht bei mir eben eine Schweinerei (Wirkung).
Und wenn es regnet wie gerade jetzt (Ursache), ist alles nass, aber dafür haben die Pflanzen und Bäume ihre Freude (Wirkung).

Genug der Beispiele, ich glaube, Ihr versteht, was ich meine. Es ist ein reines Naturgesetz. Es gibt also keine Wirkung, ohne dass vorher eine Ursache dagewesen ist.
Aus diesem Grunde frage ich mich, wenn jetzt so viele Menschen an Krebs erkranken, ... verhalten wir uns da wirklich alle RICHTIG, dass wir gar nicht nach der URSACHE suchen?
Denn: Angenommen, es wären die Autoabgase, hm? Nur mal als Beispiel. Eigentlich wissen da doch alle, dass diese Abgase für uns nicht gesund sind. Okay, es können ja auch die Flugzeuge sein, ja. Einfach die LUFT, die uns so krank macht.
Indem wir hier jetzt also sagen, es hat keinen ZWECK, nach der Ursache für Krebs zu suchen, ... UNTERSTÜTZEN wir die Ursache doch bloss noch zusätzlich, oder? Und lassen die Luft weiter und weiter verpesten ...! Und es wird sich NIE etwas ändern! Und es werden immer mehr und mehr an Krebs erkranken!
Machen wir da nicht einen grossen Fehler? (Damit meine ich auch die Forschung, die sich vielleicht vermehrt nach der Ursache umsehen sollte, damit auch GEHANDELT wird.)

Tja! Naja, was meint Ihr dazu?

Es grüsst Euch ganz lieb
das philosophische Känguruh

16.07.2002, 11:33
Guten Morgen an alle! Das ist ein interessanter Gedanke, liebes Känguruh, dennn komischwerweise habe ich es immer genau umgekehrt wahrgenommen (was nicht heißen soll, dass das auch tatsächlich so ist!). Weißt Du, mich "ärgert" (bitte nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, bin ganz arg in Eile) , besser: mich wundert es zum Beispiel, wenn ich lese, man soll mindestens zwei Mal die Woche Fisch essen, da sooo gesund und wenige Tage später wiederum lese ich, dass Frauen nicht so oft Fisch essen sollen, da dies unter Umständen Brustkrebs fördern KANN. Oder die jüngste Diskussion um Basilikum, Estragon etc. - ich weiß nicht, ob Ihr das verfolgt habt. Diese Gewürze enthalten Estragonal (auweia, ist das jetzt richtig?) und stehen unter Verdacht, ebenfalls krebserregend zu sein. Allerdings herrscht große Unsicherheit wegen der Grenzwerte. Das ist Ursachenforschung, nicht wahr, aber für mich setzt diese irgendwie an der falschen Stelle an... Es bewirkt letztlich nichts anderes als Verwirrung, Verunsicherung etc. - siehe das Beispiel mit dem Fisch. Ich finde Ursachenforschung auch ganz wichtig, aber sie soll bitte nicht in Panikmache ausarten und vor allem muß es fundiert sein. Wißt Ihr was ich meine? Hoffentlich war das jetzt so auf die Schnelle einigermaßen verständlich geschrieben...

16.07.2002, 13:48
Hallo Bettina, danke für Deine Antwort.
Stimmt, da herrscht so ziemlich schnell ein Durcheinander mit der Ursachenforschung. Wegen dem Basilikum zum Beispiel, habe ICH nämlich letzthin in der Zeitung gelesen, dass Wissenschaftler raus gefunden haben, dass Basilikum sehr gut GEGEN Krebs sein soll, weil da irgend welche gute Stoffe drin sind!
Ha, ja! WAS denn jetzt?

Andererseits muss man natürlich z.B. auch wissen, dass sämtliche Naturmittel, also vor allem Pflanzen, meist als Heilmittel verwendet werden können, aber ein ZUVIEL davon kann genau so GIFTIG für den Menschen sein. Vielleicht ist das mit dem Basilikum ja genau das selbe? Ein richtiges Mass ist gesund und hilft GEGEN Krebs, jedoch ein falsches ZUVIEL ist schlecht und FÖRDERT den Krebs?
Tja, Willkommen in der heiteren Rätselstunde, hm-hm!

Naja, aber das Problem wäre ja eigentlich bei der Ursachenforschung das folgende: Bei "kleinen" Dingen, wie die Untersuchung der Nahrung, ist man sehr schnell mit dem Urteilen. So gesehen hat das ja auch seinen Nutzen, (WENN es fundiert ist, da hast Du recht), damit man sich als Konsument auch danach richten und auch vorsorgen kann. Wenn also BEWIESEN ist, das Basilikum krebsfördernd ist, ... Finger weg! Okay! So kann man sich danach richten.

Doch wenn es um die "grossen" Dinge geht, wie zum Beispiel die Autoabgase und die ganze Luftverschmutzung, ... ja, was macht man denn DA?
Oder wenn bewiesen ist, dass die Handys mit ihren "Wellen" da ebenfalls krebserzeugend sind, ... ja, was macht man denn DA?
Das Thema "vertuschen"?

Tja, diese "grossen" Dinge KANN man nicht einfach abschaffen. Und man kann ihnen auch nicht so einfach aus dem WEG gehen. Schliesslich ist das unser "Wohlstandsmarkt", wir WOLLEN ja damit leben. Und was der Wirtschaft Geld bringt, kann nicht mehr abgeschafft werden. Raus ist raus, hm-hm! - Stell Dir vor, es gäbe KEINE Handys mehr! Oder keine Autos mehr! - Unmöglich, oder?

Andererseits wäre da wirklich noch die Frage, warum es in Asien weniger Krebsfälle gibt. Sie essen dort zumindest anders, also fettfreier, das ist bestimmt ein wichtiger Punkt. Aber die Asiaten haben in ihren Städten doch auch ihren Smog, oder? Oder wird hier jetzt wieder mal eine Statistik auf das ganze LAND berechnet, wo es ja enorm viel ländliches Gebiet gibt?

Heiteres Rätselraten, jaja!

Bis dann!
Grüssli vom "krassen" Känguruh

16.07.2002, 20:03
Hallo Brigitte,
vielleicht gab es früher eine "natürliche" Auslese. Denn nicht nur der Krebs auch die Allergien haben zugenommen, weil dem Körper langweilig ist und was sucht, mit dem er sich auseinander setzen soll. Es ist wohl unser Naturgesetz nur die "Härtesten" kommen durch. Ich will mir jetzt bestimmt kein Urteil über jemanden erlauben, aber es ist ein Krieg der jeder von uns führt, nur leider ein sehr sehr persönlicher und das macht alles so schlimm. Das Leben ist ein Kampf und vielleicht macht gerade das unser Leben so lebenswert. Schön das es so tolle "Kämpfer" gibt, wobei ich mir nichts sehnlicher wünschen würde, dass man von diesem "Kampf" verschont bleibt, aber irgendeinen Sinn muss doch diese Krankheit haben. Ein paar Antworten habe ich hier schon bekommen. Und wären wir wirklich in einem Krieg ist das hier schon eine Elitetruppe (mit so einem krassen Känguruh und anderm Getiers).
Bis dann (in der Herde fühlt man sich immer sicherer, ich kann durch Euch auf jeden Fall wieder ruhiger schlafen, manchmal haben Eure Namen mitlerweile sogar im Traum Gesichter)
Michaela

17.07.2002, 06:16
Hallo, ihr alle!
Wenn ich so manche Kommentare von einigen lese, denke ich, sollte ich vielleicht einmal ein Buch empfehlen. Es ist von Elisabeth Kübler-Ross und heißt "Verstehen, was Sterbende sagen wollen". Viele von euch werden es sicher kennen. Es erklärt vor allem die Sprache von Menschen, die dem Tod nahe sind. Oft ist die Sprache verschlüsselt, so dass man als Angehöriger nicht immer gleich versteht, was einem der Betroffene mitteilen möchte. Weil Betroffene sich nämlich sehr vorsichtig erst daran herantasten müssen, herauszufinden, wieviel Wahrheit der Angehörige verkraften kann. Meiner persönlichen Meinung nach kann es auch umgekehrt sein. Der Inhalt des Buches lässt sich auch umkehren. Ich selbst bin Angehörige eines mittlerweile Verstorbenen. Ich denke täglich sehr intensiv über meinen Dialog mit dem sterbenden Menschen aus meiner Familie nach (war übrigens mein Vater). Ich habe vieles falsch gemacht, aber vieles auch wieder richtig. Es lässt sich eben nicht so leicht beurteilen.
Ich merke gerade, dass es schon sehr spät ist. Sollte hier jemand Interesse haben, werde ich aber gerne ein anderes Mal weiterschreiben.
Machts gut, alle zusammen. Und bleibt im Gespräch...

17.07.2002, 11:01
Morgen allerseits!
Tja, sagt doch mal, kann nicht mal jemand da drausen den Schalter für den Regen abstellen? Da kriegt man ja schon vor lauter Hingucken Schwimmhäute!

Hi, Michaela, ja, das stimmt, wir Menschen leben heute natürlich auch noch viiiiiel hygienischer, und vielleicht sind wir auch durch diese ganze Hygiene noch empfindlicher auf Krankheiten geworden. Was früher wohl ein ZUWENIG war, ist heute vielleicht ein ZUVIEL?
Aber ich bezweifle schwer, dass es NUR daran liegen könnte. Denn wieviele Krankheiten konnten wir schon DURCH die Hygiene VERHINDERN?
Und die Aussage: "Nur die Härtesten kommen durch!" mag vielleicht da und dort stimmen, ... aber eben auch nicht immer. Und umgekehrt: Guck Dir mal meine SCHWESTER an! Ha! Schwach und feige schlängelt sie sich durch's Leben, ... und es GEHT!
Klar, jeder führt so seinen eigenen kleinen "Krieg" im Leben, der eine mehr, der andere weniger. Und bei einer Krebskrankheit ist es dann der reine Überlebensinstinkt, der den Menschen zum kämpfen anregt. Manche sind da vielleicht bessere "Krieger" als andere. Aber jeder kann diesen "Krieg" auch verlieren. Selbst wenn er noch so kämpft. Leider.
Da stellt sich dann höchstens noch die Frage: Wie führt man Krieg? Welche Kriegs-Strategem wendet man an, um den Feind (Krebs) zu besiegen?
Ah, manchmal muss man den Feind überlisten.
Manchmal muss man ihn besänftigen.
Manchmal muss man ihm eine Falle stellen.
Manchmal muss man ihn auf direktem Weg angreifen.
Manchmal muss man ihn aus dem Hinterhalt überfallen.
Manchmal muss man Spione ins feindliche Gebiet schicken.
Aber manchmal muss man den Feind auch ganz einfach nur ... annehmen, akzeptieren, und man "spricht" mit ihm. Manchmal geht er dann, manchmal bleibt er aber auch.
Tja, sind wir es gewohnt, zu kämpfen und "Krieger" zu sein? Wohl eher nein, nicht wahr?

Sind gerade alles so meine spontanen Gedanken, liebe Michaela. Keine Kritik an Dir, gell? Du hast recht, wir sind hier schon bereits eine kleine Elitegruppe, eine Kampfeinheit gegen unsere Unwissenheit, Einsamkeit oder wie auch immer. Und hier, denke ich wie Du, ... sind wir auf dem besten Weg zu SIEGEN, jawoll!
Hier herrscht nämlich echt "Der Aufstand der Tiere", hehe!

Hallo Anja, ja, ich habe auch schon ein Buch über Kübler-Ross (eine schweizer Ärztin) gelesen. Es hiess "Über den Tod und das Leben danach" und war auch sehr interessant. Ich schau mal, dass ich mir Deine Empfehlung auch noch besorge. Kann mir nämlich jetzt noch gut vorstellen, dass dieses "Verstehen, was Sterbende sagen wollen" vielleicht noch viele Ansatzpunkte dazu hat, was auch Krebspatienten SAGEN wollen. Danke, für Deinen Tip, gell? - Und schreib nur weiter hier, liebe Anja, würde mich freuen!

So, da es draussen noch immer regnet, ... geh ich mal und versuche den "Schalter" endlich zu finden ...!
Liebe Grüssli
vom "krassen" Känguruh

17.07.2002, 15:05
Hallo und guten Tag miteinander

soll ich oder soll ich nicht - ich meine mich an der Diskussion beteiligen, wegen Ursachenforschung in Punkto Krebs......

Ich selber habe mich dazu entschlossen, keinenfalls mich damit aufzuhalten, die Ursachen für meine Krebserkrankung rauszubekommen. Denn, was würde es mir nutzen? Ich habe, was ich habe, also nutzt es mir jetzt nicht darüber nachzudenken, warum ich es habe.
Wichtiger ist ( für mich !!!!, muß ja nicht auf andere zutreffen) mich damit auseinanderzusetzen, was ich jetzt tun kann, damit ich so gut und so lange wie möglich damit leben kann, mit einer gewissen Lebensqualität, die mir wesentlich wichtiger ist - als noch 20 oder 30 Jahre zu leben ( sorry, das ich das so grad hinaus sage, aber das hängt mit dem Leben vor dem Krebs zusammen). Werde ich gesund? oder wird es eine Frage von wieviel Zeit? auch damit beschäftige ich mich eigentlich weniger - will das Thema Krebs nicht 24 Stunden am Tag über mich bestimmen lassen, es aber auch nicht von mir stossen. Es gehört zu mir, es gehört (leider) in unsere Familie, und es gehören noch so viele andere Dinge zu mir, die mir das Leben schwer genug machen. Also - werde ich mich darauf konzentrieren, wie ich mir das Leben so gut wie möglich gestalte. Hach, meine Therapeutin würde sich wohl freuen, endlich mal solche Worte aus meinem Mund zu hören - denn dazu haben wir Jahre gebraucht. Es gab Zeiten, da habe ich immer nach dem "Warum" gefragt. Nach dem Warum ausgerechnet ich? Warum war ich zur falschen Zeit am falschen Ort? Warum hat mir nie jemand geholfen? Warum bin ich so, wie ich bin? Warum gibt es Menschen, die anderen so viel Leid antun? Ich wollte auf alles eine Antwort haben - und die gibt es nun mal nicht.
Eines habe ich aber in den letzten Monaten/Jahren begriffen, mit diesem vielen Hinterfragen habe ich eine ganze Menge an Zeit verloren - an Jugend verloren - an Kindheit verloren. Aber man wird ja schlauer, man/frau lernt auch im "Alter" noch dazu, und deswegen werde ich jetzt nicht mehr nach dem Warum fragen - sondern nur nach danach: Was mache ich, damit es mir so gut wie möglich geht?
Wie lerne ich, mir auch schöne Dinge zu gönnen? (Auch wenn das vielleicht nicht viele von Euch verstehen werden - das ist das schwierigste für mich im Leben. Denn eigentlich wurde ich ja mit dem Leben müssen bestraft - und nu bin ich so frei, mir das Leben zu gönnen).

Deswegen werde ich mir nicht die Fragen stellen: "warum habe ich Krebs, sondern ich werde mir die Frage stellen, wie kommen der Krebs und Ich miteinander aus, um eben so viel Schönes wie möglich zu erleben, nachzuholen - in der Gegenwart zu leben - und mal sehen, wie die Zukunft aussieht..

eine ziemlich spannende elisabeth

(p.s.: bitte nicht persönlich nehmen. wenn Ihr nach dem Warum fragen wollt und müsst, ist das vollkommen okay. ist eben ein anderer Weg.
Ach ja - und den Forscher für den medizinischen Bereich, den überlasse ich das Forschen nach dem Warum - und wie kann man es behandeln.

17.07.2002, 16:22
Hi, Elisabeth,
klar, Du hast recht, wir Betroffene schauen nach VORNE und machen das Beste daraus, was wir haben, nämlich das LEBEN. Das ist ja auch völlig richtig so. Und im Prinzip haben wir auch nichts davon, wenn wir da lange rum grübeln und nachstudieren, warum und wieso jetzt und überhaupt. Für uns ist es eh zu spät, denn wir HABEN den Salat ja jetzt, hm? Und wir müssen schauen, wie WIR damit klar kommen.
Ich meinte ja auch nicht die üblichen, sinnlosen Fragen nach dem "Warum?" und "Warum ich?" und so weiter, ... sondern ich hatte es vom NATURGESETZ, also von der "Ursache und Wirkung".
Wenn nun demnach irgendwo von der Wissenschaft erwiesen wird, dass dies oder jenes Krebserzeugend ist (also eine "Ursache"), ... sind wir ja offenbar die Betroffenen (und erleiden die "Wirkung"). - Aber die Frage war ja: Was TUT man DAGEGEN?
Naja, und was tun WIR dagegen? Wir schauen ja auch einfach nur zu, oder?

Bin ich jetzt wieder krass rebellisch? Naja, irgend jemand muss es ja mal auch von dieser Seite anschauen, oder?

Ach, Elisabeth, ich bin eben eine "Denkerin", hm-hm. Ein denkendes Känguruh. Da kann mich nicht mal mein Krebs noch davon abhalten. Aber weisst Du, trotzdem ich mein jetziges Leben nämlich AUCH viel intensiver geniesse, den Augenblick und den Tag geniesse, ... arbeitet mein Hirn eben immer noch weiter. Denn ich finde, gerade jetzt, wo wir selber Betroffene sind, können wir die Dinge viel klarer sehen und erkennen. Wo ich früher mit halbgeschlossenen Augenlidern durch die Welt spazierte, und glaubte, eine zünftige Menge über die Welt und die Menschen zu wissen, ... spatziere ich dafür JETZT durch die Welt mit riesengrossen Glubschaugen und offenem Mund, staunend über das ganze Geschehen hier. Was ich früher GLAUBTE zu wissen, weiss ich JETZT erst wirklich.
Hach ja! Kann man verstehen, wie ich es meine?

Du machst es schon richtig so, Elisabeth. Lebe in der Gegenwart, geniesse und versuche das Schöne zu sehen, auch für Deine Zukunft. - Lass Dich von meiner ewigen "Grübelei" hier nicht verwirren, gell? Ich drück Dich ganz fest.

Liebe Grüssli
vom "krassen" Brigitte-Känguruh

17.07.2002, 16:34
... was ich noch sagen wollte,

... man muss doch das Übel bei der WURZEL packen (Ursache), ... und nicht erst das bereits wuchernde Kraut (Krebs = Wirkung).
Oder?

Das Känguruh

18.07.2002, 08:02
Hallo Ihr,
es ist für alle ein Schock, wenn man mit einer Krebsdiagnose konfrontiert wird(egal ob selbst oder ein nahestehender Mensch)Erstmal bekommt man
große Angst - aber man muß sich dann einfach damit auseinandersetzen.Manchmal überkommt mich
diese große Traurigkeit und Angst,wenn ich daran
denke, daß meine Mutter an Brustkrebs erkrankt ist(und es leider kein In-Situ war, sondern ein
PT2,N1,MO,G3)- und wie wird es weitergehen??
Aber was bringt uns das, den Kopf hängen zu lassen? Nicht's!!Weiß ich, wenn ich über die
Autobahn fahre, ob ich nochmal nach Hause komme??
Nein!Ich wünsche allen Kranken und Angehörigen
viel Zuversicht und Power, lasst euch von dieser
Scheißkrankheit nicht unterkriegen!

18.07.2002, 08:21
Hallo Elisabeth,

möchte DIr nur sagen, dass ich Deine jetzige Einstellung sehr richtig und wichtig finde. Auch ich habe in meinem Leben schon viel Zeit wegen Grübeleien verschenkt und Lebenszeit ist zu kostbar...
Aber diese Grübeleien sind einfach nur menschlich und tragen sicher einen Teil dazu bei, dass Erlebnisse verarbeitet werden.

Liebe Grüße an Dich
Li

>Hallo Krasse,

danke, mir geht es soweit gut. Meinem Schwager auch, das baut mich natürlich auch wieder auf.
Von daher will ich über nichts klagen.

Du hast mich erschrocken.....
Du schreibst: ....mein Krebs....
Ich dachte Du bist derzeit frei? Hab ich etwas überlesen??? Dann entschuldige.

Liebe Grüße auch an Dich
Li

18.07.2002, 09:11
Mörgelchen!
Hi Li, das ist schön, wenn man ein bisschen Positives hört, von Dir und von Deinem Schwager, hm-hm! Das freut mich sehr.

Ich wollte niemanden erschrecken, weil ich geschrieben habe "mein Krebs". In der Gegenwartsform, da hast Du recht. Klar, ich bin derzeit frei, also müsste ich doch schreiben "mein gewesener Krebs".
Aber das ist nicht mal unbedingt ein Forumulierungsfehler, weisst Du, denn wenn ich "mein Krebs" schreibe, meine ich damit ja mich als Krebspatientin und meine ganze Erfahrung mit dem Sch...ding. Oder ich meine damit den Mörder, der mir ja eh trotz allem noch immer auf der Schulter sitzt und DA ist. - Das ist ja eben dieser ganze psychische Druck nach einer Krebsdiagnose, selbst wenn man hinterher "frei" ist, ... der Krebs "begleitet" Dich einfach weiter. Der Krebs und Deine Angst.
Deswegen halt "mein Krebs".

Bis später, ja?
Ganz liebe Grüssli
von der "Krassen"

18.07.2002, 10:25
Hallöli Krasse,

Ines hat auch immer gesagt: Mein Krebs..., obwohl ihr zu dem Zeitpunkt schon der ganze Magen rausoperiert wurde,- sie also eigentlich frei war. ( Lymphknoten waren nicht befallen und im ganzen Körper hatte man keine Herde oder Metastasen gefunden)
Ich fand das immer schrecklich und habe nie wirklich verstanden, warum sie immer noch sagte: Mein Krebs, denn eigentlich war er ja weg...-eigentlich!
Ich glaube ja, das das seelische Befinden eine Menge ausmachen kann... Ich hatte immer Angst, wenn sie sagt: Mein Krebs (und selbst auch die Angst hatte, das ihr Krebs wiederkommt), dass er wirklich wiederkommt.
Verzeih mir, aber ich finde es so schrecklich zu sagen: Mein Krebs- wenn er doch scheinbar derzeit weg ist...Ich weiß, das es meine eigene Angst um die jeweiligen Menschen ist, dass wenn sie so reden- der Krebs wirklich wieder kommt.....
Vielleicht hat sich ja Dein Mörder auf und davon gemacht, weil Du mit Deiner Kämpfernatur es ihm zu schwer machst. Kann doch sein, wer weiss das schon.
Habe immer zu meiner Schwester gesagt, sie soll nicht von dem Schlimmsten ausgehen. Es kann doch auch ganz anders kommen...., das kann eben keiner wirklich wissen.
Ach man, das ist aber auch alles ein Mist...!!!!!!!!

Bei uns regnet es auch wie wild. Wäre ich zu Hause, würde ich mich mit einem schönen Buch in die Sofaecke setzen, mir eine Kerze anzünden, nebenbei einen Capuchino trinken und es mir so richtig gemütlich machen.....

Ich wünsche Euch allen hier trotz des Wetters eine gute Laune.
Macht es Euch gemütlich, oder zumindest das beste draus.Lasst Euch nicht von dem Grau anstecken.

Liebe Grüße
Li

Hallo Petra,

ich vermisse Dich. Habe seit ein paar Tagen keinen Eintrag von Dir gesehen. Da Du oft in meinen Gedanken bist, halte ich immer ein wenig Ausschau nach Dir.
Ich wünschte so sehr - dass ich Dir helfen könnte.
Gedanklich nehme ich Dich in meine Arme und halte Dich.
In Gedanken bei Dir
Deine Li(ane)

19.07.2002, 19:39
Hallöchen!
Im Augenblick ist es sehr ruhig hier. Alle im Urlaub? Wirklich ALLE?

Hallo Li! Hm ja, kann mir noch gut vorstellen, dass Ines auch immer "mein Krebs" gesagt hat. Ich glaube, das sprechen noch viele Betroffene so in dieser Form noch aus, auch wenn der Krebs im Moment eben gar nicht mehr da ist.
Das hat übrigens meine Schwester auch nie verstanden, weshalb ich sagte "ich habe Krebs". Sie konterte natürlich sofort darauf mit: "Wieso sagst Du, Du HAST Krebs? Der ist jetzt doch weg!"

Für den Betroffenen selbst ist der Krebs halt immer noch "anwesend", auch wenn er im Augenblick gar nicht im Körper nachgewiesen wird. Zum grössten Teil ist das sicher die Psyche, ja. Aber ich glaube, es hat auch mit der KrankheitsART selbst zu tun, und wie WIR darüber denken. Krebs ist nun mal nicht "heilbar" wie ein Schnupfen oder eine kleine Schnittverletzung. Krebs ist für uns Menschen eine echte Todesbedrohung. (Naja, das KANN er, MUSS er aber nicht unbedingt. Trotzdem empfindet man es so.) Wenn Du also "einmal" im Leben Krebs hattest, wirst Du diesen, bzw. die dazugehörige Angst, für den Rest Deines Lebens behalten. Denn die Möglichkeit eines Rückfalles ist dauernd DA.
Somit spricht man also seltsamerweise von "mein Krebs" oder "ich habe Krebs", auch wenn sich der Mistkerl vielleicht schon längst verzogen hat. Hm, aber man weiss es eben nicht, das ist ja das Fiese daran.
Aber glaube mir, liebe Li, ich freue mich wahnsinnig über meinen "guten Zustand", es ist das reinste und wunderbarste Lebensgeschenk. Jede Nachkontrolle, welche gut ausgeht für mich, ist wie eine neue Chance, wie ein neuer Lebensabschnitt, wie ein Geschenk des Himmels. Aber das dauert dann jeweils immer bis zur nächsten Nachkontrolle. Es ist wie ... wenn Du Dein Leben in Bruchstücken als Geschenk erleben darfst.
Komisch, gell? Naja, vielleicht geht dies halt eine Weile so. Bis man sich an diese Krankheit gewöhnt hat. Vielleicht sieht nach ein paar Jahren ja alles wieder ein bisschen anders aus? Vielleicht sage ich dann weniger schnell "mein Krebs", sondern sage: "Da WAR mal ein Krebs ..."

Ich wünsche Dir auch ein recht schönes Wochenende. Heute hat wenigstens die Sonne wieder gelächelt. Und wenn die Sonne lächelt, kichern alle Tiere, selbst die Känguruhs ...

Liebe Grüssli
von der "Krassen"

19.07.2002, 23:21
Hallo! Hallo?
Wo sind die Tiere des Waldes? Nun kann man ja direkt wieder ganz überschaubar lesen, fast schon zu überschaubar. Wahrscheinlich machen wirklich einige der Tierchen Urlaub - und lassen es sich hoffentlich mal so richtig gut gehen! Vielleicht sind sie gen Süden geflogen? Bestimmt besser als hier derzeit...
Aber da habe ich auch heute wieder was gedacht: Es ist eigentlich eine Schande, über das schlechte Wetter zu meckern. Wieviele Leute mag es geben, denen geht es schlecht, wegen welcher Krankheit, Situationen oder Schicksalen auch immer. Darf ich da über DAS WETTER jammern? Nein!!! Wir KÖNNEN es uns wenigstens auf dem Sofa gemütlich machen mit einem Cappuccino. Es gibt Leute, die werden jetzt vielleicht nass, frieren und sind schmutzig...
Kleine Wehwehchen und so Zeugs sehe ich mittlerweile wirklich mit anderen Augen. Meine Grundeinstellung war zwar schon immer so, und ich glaube, ein grundsätzlich positiv denkender Mensch zu sein, aber jetzt FÜHLE ich auch anders. So Dinge wie Kopfschmerzen mal oder so - lächerlich. Da hatte ich früher doch manchmal einen ziemlichen Anfall von Selbstmitleid. Mein Mann sagte heute zu mir: "Was für ein Sch...tag, ich bin froh, wenn er vorüber ist". Ich habe ihm dann einen Vortrag darüber gehalten, dass man so nie, nie, niemals denken darf (man soll doch wirklich jeden Tag nutzen). Wo geht es uns denn schon schlecht??
Und sogar den Kranken hierzulande (ich wage das jetzt einfach mal zu sagen, obwohl auch denen mein volles Mitgefühl gilt)... Krankheit ist mit das Schlimmste, was einen treffen kann, etwas, was man mit Geld (meist) nicht heilen kann, und doch - krank UND in Armut ohne unseren ganzen Wohlstand, das wäre doch noch schlimmer. Ich glaube, das Thema hatten wir hier auch schon mal. Jedenfalls sind das meine Gedanken zum Thema Regen. ;-)

Leider konnte ich heute nicht zu meinem Vater... ich war schon fast da, die weite Strecke (ca. 40 Min. mit dem Auto). Weil ich ihn nicht erreicht hatte, war ich einfach losgefahren. Da erreichte mich kurz vor Ankunft ein Handy-Anruf von ihm, es würde ihm heute nicht so gut passen, er habe geschlafen usw. Nun gut, auch das müssen wir Angehörigen verstehen und respektieren (war ja meine eigene "Schuld")! Ich sehe es trotzdem nicht als verlorene Zeit.

Li, mir geht es wie Dir - ich mag so was auch immer gar nicht hören bzw. habe Angst vor der Kraft ausgesprochener Worte (obwohl das wahrscheinlich Blödsinn ist, so ein bisschen wie Aberglaube)! Aber vielleicht ist es so leichter zu ertragen. Vielleicht ist dieses ängstliche "Bloß-lieber-nicht-Ansprechen" mit der schlimmste Feind...
Ich habe als Kind mal gehört, wenn man Angst hat, soll man laut singen...

Sag' mal, meine liebe Krasse, gehst Du Sonntag nicht auch "in Urlaub" (kann man ja schon ein bisschen so nennen)? Ich wünsche Dir jedenfalls schon mal gaaaaanz viel Erholung, und lass' Dich mal so richtig verwöhnen, ja? Bin ja ganz neidisch, wenn ich an das viele leckere, interessante Essen denke, was Du da neulich beschrieben hast. Mache gerade eine Diät, möh! Ich weiß, es ist pure Eitelkeit (nein, ich möchte einfach wieder in meine Sachen passen). Ich habe vielleicht keinen Grund, mich mit so was rumzuquälen, aber so perfekt bin ich vielleicht doch noch nicht in Sachen "was ist wirklich wichtig". Muss ich ja zugeben... Aber irgendwie gibt es mir auch viel Kraft, dieses Durchhalten (der eigene Schweinehund und so).

Also, Ihr Lieben, ich wünsche Euch eine angenehme Nachtruhe!
Bis bald
Tina
(das Kaninchen, welches nur noch Möhrchen knabbert, oooh!)

20.07.2002, 08:52
Hallo ihr Lieben!

Konnte 3 Tage lang nicht ins Internet, weil wir einen neuen PC bekommen haben, und es der größte Wunsch meines Sohnes war, den Rechner selbst (zusammen mit einem Techniker) zusammenzuschrauben. Tja, und da der Techniker nur Abends Zeit hatte, hat das gedauert und gedauert...

Deshalb verspätet noch zu den Ursachen. Es ist ja so (wie ihr ja sicher wisst), dass ja ständig Millionen neue Zellen in unserem Körper gebildet werden. Und da sind immer etliche dabei, die nicht korrekt gebildet wurden. Normalerweise gibt es da eben die Killerzellen (die heißen wirklich so), die diese entarteten Zellen sofort zerstören. Aber manchmal ist unser Immunsystem vielleicht aus den verschiedensten Gründen nicht ganz fit, und den Killerzellen entgeht eine solche entartete Zelle. Nachdem diese Zellen sich aber schneller vermehren als die gesunden Zellen, wird es für unser Immunsystem immer schwieriger diese Zellen zu beherschen. Ich denke es ist manchmal einfach ein Zufall, ob, wann und wo soetwas passiert.

Dazu kommt, dass der Mensch früher mal eine Lebenserwartung von ca. 30 Jahren hatte. Mit zunehmendem Alter wird halt alles etwas schwächer, auch unser Immunsystem... und dann kann es halt auch zu Krebs kommen. Ich glaube auch nicht, dass Krebs heute um so viel häufiger vorkommt als früher(Ausnahme sind vielleicht solch eindeutig Zuordnenbare wie Radioakivität --Leukämie, oder Änliches), sondern früher sind die Leute schon vorher an etwas anderem (noch nicht behandelbarem) gestorben, bzw. kann Krebs heute immer früher und besser diagnostiziert werden.
Wenn ich daran denke wie schwierig es sogar heute noch ist, ein Pankreas -Ca zu diagnstizieren (man kommt so oft zu spät). Früher haben die Leute halt irgenwann nichts mehr gegessen und sind an multiplem Organversagen oder Lungenentzündung... gestorben.

Umgekehrtes Beispiel:
Ich sehe gerade unsere Wiese draußen - voller Klee. Wieviele tausend 3-blättrige wachsen da. Aber hie und da sind 4-blättrige dabei. Warum hat gerade dieser eine Klee 4 Blätter, und nicht der daneben, oder der nächste? Hm.

Alles Liebe und Gute euch allen
Afra

20.07.2002, 10:19
Ja guten Morgen Ihr alle!
Sind ja doch nicht alle in Urlaub! Da bin ich aber froh! Ich gönne zwar jedem seine Ferien, klar, ... aber ich dachte jetzt echt schon, ich darf hier fast schon alleine Selbstgespräche führen! Ha!

Hallo Tina-Kaninchen! Ich bin ERST am 11. August weg, gell? Also ich bin jetzt mindestens noch drei Wochen lang voll gesprächig hier, hm-hm!

Ja, das stimmt schon, man kann dort in der Klinik so gut Essen, dass das schon gar nicht mehr normal ist! Wahrscheinlich werde ich wieder so zwei Kilöchen zunehmen. Aber ich kann's vertragen. Das Zunehmen kommt da aber nicht vom fetten Essen oder so, sondern vom vielen GUTEN Essen! Da hast Du FRÜHSTÜCK, MITTAGESSEN und auch noch ABENDESSEN! Und wenn's dann noch so gut schmeckt, isst man eben MEHR! - In meinem normalen Alltag esse ich nämlich nie drei mal am Tag. Höchstens zwei mal. Oder mehrmals kleinere Happen. Das macht dann wahrscheinlich diesen Unterschied aus, jaja.
Muss ehrlich zugeben, ich weiss gar nicht wie das ist, wenn man ABNEHMEN will oder muss. Ich passe eigentlich immer in meine Klamotten und staune manchmal über Leute, die am Abnehmen sind, und es so schwer dabei haben. Aber ich drück Dir jedenfalls die Daumen, dass Dir Dein kleiner Schweinehund nicht immer dazwischen bellt, okay?

Hi Afra, Du hast das mit dem Klee schön beschrieben. Ja, warum hat DIESER Klee 4 Blätter und nicht der DANEBEN?
Passt schon ein bisschen zur Zellstruktur des menschlichen Körpers. Denn warum hat DIESER Mensch Krebs und nicht DER Mensch daneben?
Irgendwo hab ich mal gelesen, dass Menschen mit Krebs von Gott wie die "Auserwählten" sind. Hm, mag ein schöner Trost sein, wenn man gläubig ist, ja. Und wenn man der Sinn-Frage nachgeht, dann könnte dies ebensogut eine Antwort sein. (Naja, warum auch immer das Negative sehen und sagen: "Warum lässt Gott so etwas zu?"?)
Ich glaube zwar an Gott, aber sooooo streng gläubig bin ich nun auch wieder nicht. Aber manchmal - muss ich ehrlich zugeben - komme ich mir mit "meinem Krebs" schon ein bisschen wie ein vierblättriges Kleeblatt vor, oder wie eine "Auserwählte", oder wie man es auch immer nennen will. - Doch vielleicht empfinde ich das auch bloss so, weil "man" in dieser Gesellschaft ja einfach nicht krank zu sein hat. Das kann auch sein.
Ist jedenfalls eine interessante Ansicht, liebe Afra, hm-hm. Aber die alleinige Ursache kann das auch nicht sein, finde ich. Das wäre so "einfach" erklärt.
Doch-doch, die Anzahl der Krebskranken ist schon gestiegen. Klar, man kann den Krebs heutzutage früher erkennen. Aber so gesehen hat ja jede neunte Frau heute zum Beispiel schon Brustkrebs, also kann man sagen, jeder zehnte Mensch bekommt Krebs. Ist ziemlich krass und eine ganze Menge, würde ich da mal sagen. Wahrscheinlich ist "jeder zehnte" sogar noch UNTERtrieben.
SO viele vierblättrige Kleeblätter? SO viele Auserwählte? - Da stimmt doch was nicht, oder?

Bis später, Ihr Lieben!
Sonnige Samstagsgrüsse
vom "krassen" Känguruh

20.07.2002, 10:58
Hi liebes Känguru (so die neue Rechtschreibung in A)

Passt zwar nicht in dieses Forum, aber schau mal auf die Seite
http://m-ww.de/
da steht was für dich!! Hab ich grad entdeckt.(du weißt schon die kleinen Biester + eine Art der Borreliose)

Zu <Ursache...so einfach erklärt> : mein Pathologie-Professor sagte in den Vorlesungen immer: "Sie denken alle viel zu kompliziert, die Erklärung liegt viel öfter im Einfachen als Sie glauben." Ich denke nach wie vor, dass mit steigender Lebenserwartung sämtliche Krankheiten häufiger auftreten. (Das gilt ja nicht nur für Krebs). Aber vielleicht liege ich auch falsch.

Bis bald
Afra

20.07.2002, 17:43
Hallo Ihr Lieben,
vor allem meine lieben Mittiere - ich habe mich ja schon seit geraumer Zeit nicht mehr gemeldet. Ja - richtig geraten - abgetaucht - eine schöne grosse Eisscholle wäre jetzt gar nicht verkehrt - aber so schwitze ich in einem Internet Cafe und versuche mich krampfhaft auf dem neusten Stand zu halten. Aber dies scheint nicht so einfach zu sein.
Es ist in den paar Tagen richtig rund gegangen.
Liebes krasses Känguruh - ich hoffe, es geht dir mittlerweile wieder besser und dein Darm / Magen hat sich beruhigt.
Ich habe euch in den letzten Tagen ganz schön vermisst. Ihr macht süchtig.
Mir geht es gut - bin z. Z. auf der Sommerakademie und male male male - lasse die ungezogenen Kinder in mir raus und vor allem meine Wut, Hilflosigkeit...
Lieber Puma - wolltest du mir liebenswürdiger weise nicht schreiben? Aber ....
Soll kein Vorwurf sein.
Mittlerweile habe ich auch eine E-Mailadresse eisgeis@web.de , Wäre schön, wenn ich mal eine Nachricht erhalten würde...

Leider geht es meiner Schwester immer noch nicht besser - nach ihrer Lungenentzündung erholt sie sich nur sehr langsam. Sie ist vollkommen ausgelaugt...
Jetzt erhält sie auch noch Blutkonserven. Hoffen und beten (auch wenn ich nicht besonders fromm bin)...
Ich grüsse euch alle ganz lieb und wünsche allen Betroffenen Kraft,Mut und vor allem gute Besserung ...
und jetzt tauche ich wieder ab
die malende, plantschende Robbe

21.07.2002, 03:28
Liebes Känguruh, liebe brigitte,

ich verfolge nun schon einige zeit eure einträge, habe mich aber bislang nicht getraut, einzusteigen. nun habe ich gerade gelesen, im brustkrebs-forum, dass du gefragt hast, nicht wortwörtlich, aber so ähnlich, wie angehörige damit umgehen und sich fühlen.

ich glaube, heute habe ich die kraft, dir zu antworten. mein mann und ich sind 41 jahre alt. zum 1. mal erkrankte er mit 22 jahren an analkarzinom, er wurde operiert und betrahlt, ich war auch 22 und hatte keine ahnung, nur eine höllenangst, ihn zu verlieren. ich habe mich erkundigt, informationen eingeholt, bücher gelesen und ungefähr 10 jahre lang gedacht, ich bin schuld, weil wir viel stress hatten, ich nicht immer einfach war und überhaupt. ich hatte 2 jahre zuvor meinen vater verloren, er war 42 und ich fand ihn tot im bett und konnte nichts mehr für ihn tun. also habe ich bei der erkrankung meines mannes gedacht, das passiert mir nicht wieder und alles in meiner macht stehende getan, um ihm zu helfen. er ist der mittelpunkt meines lebens. den krebs hat er damals gut überstanden, die behandlung auch, einzige nebenwirkung, kinderlosigkeit. ich hätte für mein leben gern kinder gehabt, habe mich ich glaube ungefähr 10 mal operieren lassen wegen verklebter eileiter, mich aber geweigert, ihn zum arzt zu schicken. nach 10 jahren haben wir es doch untersuchen lassen, bestrahlungsspätfolge. auch ok, hauptsache, er ist gesund, traurig war ich trotzdem. 1999 wollte ich mich eigentlich aus anderen gründen trennen, habe es doch nicht getan, weil ohne ihn auch nicht geht, und habe es nicht bereut. 3 monate nach unserer krise ist ihm als betrahlungsfolge der darm geplatzt, 6 stunden not-op mit vorl. künstl. darmausgang. da ich wusste, wie er dazu steht, bin ich ihm nicht von der seite gewichen, habe mich im krankenhaus mit aufnehmen lassen, damit er den schock eines vorl. darmausganges besser erträgt und ich hatte ein saumässig schlechtes gewissen, wegen unserer ehekrise. 3 monate später wurde er zurückverlegt. dann reha gemeinsam dann wiederkommen und "pickel" am allerwertesten. langer rede kurzer sinn, er hatte ein rezidiv nach 16 jahren! wir haben alles versucht, einen endständigen ausgang zu vermeiden, aber die ärzte haben uns keine hoffnung gelassen und das als beste lösung vorgeschlagen. er ging ins khs, und nach 24 stunden wieder raus, weil er die tatsache noch nicht verkraften konnte. nach 3 wochen war er dann soweit, sich operieren zu lassen, also rektumamputation und endständiger ausgang, mir ging der arsch auf grundeis, dachte, der krebs streut, wenn er noch länger wartet. die zeit danach war grausam, mir machte der künstliche überhaupt nichts aus, ich versorge ihn sogar, aber ich muss ihn ja auch nicht tragen! das er damit ein problem hatte, brauche ich nicht zu sagen, auch wenn er dadurch das leben gewonnen hat, ist es für uns wohl nicht nachzuvollziehen, was es bedeutet, mit 38 jahren einen beutel am bauch zu tragen. aber wir haben es geschafft, damit umzugehen, hat nur etwas gedauert. dann war 1 1/2 jahre ruhe, dann bekam er hodenkrebs, er hatte gerade wieder angefangen zu arbeiten! auch das haben wir gemeinsam gemeistert. ich bin immer bei allen arztgesprächen dabei, bei (fast) allen behandlungen. also hoden entfernt, monotherapie mit carboplatin zur prophylaxe, alles ok gewesen. dann im februar dieses jahres 2. rezidiv eines analcarzinoms, plattenepithel in der sacralhöhle, festgestellt an meinem geburtstag. dann pe-entnahme an unserem 21. hochzeitszeitstag! inoperabel! was danach kam, kann ich dir mit worten nicht beschreiben, es geht einfach nicht, ich habe nur geweint, angst gehabt und wollte gleichzeitig stark für ihn sein. um es kurz zu machen, nach etlichen e-mails mit seiner krankengeschichte, internet-rechereche, beziehungen spielen lassen und ich weiss nicht was, haben wir einen arzt gefunden, der ihn noch operiert, allerdings mit der option, dass er diese op nicht überleben könnte, das gesamte becken ausgeräumt werden könnte, dass die lebensqualität extrem eingeschränkt werden könnte etc. er hat sich für diese op entschieden. ich habe 14 stunden vor dem op gewartet, habe nur geweint und war mit den nerven am ende. die worte meines mannes waren: hopp oder top, er ist der chef. als er die trombrosestrümpfe für die op anzog, sagte er, das loch im großen zeh ist für den zettel zum anbummeln, ich hätte schreien können, aber das ist der galgenhumor meines mannes. er hat diese op überlebt, allerdings wurde wirklich das gesamte becken ausgeräumt, einschl. blase, prostata, samenblase etc., und der tumor konnte nicht vollständig entfernt werden. um es kurz zu machen, seitdem kämpfen wir, ahb, krankenhaus zwischendurch, wundheilungsstörungen, entzündungen, fieber, teilweise aufgabe, er hatte keine kraft mehr zu kämpfen und wieder aufrappeln. vor 4 wochen wurde wieder ein tumor entfernt, jetzt ist wieder einer aufgetreten... bestrahlung geht eigentlich nicht, weil ausgestrahlt vor 19 jahren, chemo geht nicht, wenn op... usw.

liebe brigitte, du kannst mir glauben, ich kämpfe wie eine bekloppte, kann dadurch nicht arbeiten, weil eines geht nur, entweder für ihn dasein, oder arbeiten gehen, habe auch deswegen ein schlechtes gewissen meinen kollegen gegenüber, ich kämpfe mit den krankenkassen, weil eigentlich ausgesteuert, ich kämpfe mit den renterversicherungsträgern um ahbs, ich surfe wie blöd um informationen zu kriegen und telefoniere, um ärzte zu finden, die sich diesen besonderen fall, es gibt ihn so nicht, er passt in kein raster, in kein behandlungschema, genau ansehen, um ihm optimal helfen zu können. und ich werde zum rottweiler, wenn sie ihn schlecht oder falsch behandeln, weil er manchmal die kraft einfach nicht mehr hat. die einzige hilfe, die ich habe, ist dieses forum und dieser chat. ich höre von den meisten freunden und "bekannten" du musst stark sein, du darfst nicht vor ihm weinen, all dieses kluge zeugs. ich weine vor ihm, ich weine mit ihm, ich versuche ihn aufzubauen, wenn es ihm schlecht geht und lache mit ihm gemeinsam, wenn er mal wieder seinen galgenhumor ausgräbt und er baut mich weider auf, wenn es mir schlecht geht. ich frage mich oft, ob das alles richtig ist, aber ich weiss nicht, was ich sonst tun sollte. ich habe die komplette organisation (er trägt jetzt 2 stomas, urostoma und kolostoma, die ich komplett versorge) übernommen, er trifft alle entscheidungen, in die ich ihm, wen auch manchmal zähneknirschend, nicht versuche, reinzureden.
ich fühle mich hilflos, ich muss zusehen, ich muss manchmal meine meinung für mich behalten und ich kann nichts tun ! absolut nichts ! ich kann ihn nicht zwingen, das rauchen aufzugeben, mehr bewegung an der frischen luft zu tätigen oder sonstiges. er muss seinen eigenen weg gehen, mir sind die hände gebunden.
du hast gefragt, wie sich die angehörigen fühlen: genauso beschissen! nur auf eine andere art. wenn mir schlecht geht und ich anfange darüber nachzudenken, dass er es vielleicht nicht schafft (was ich allerdings ganz weit wegschiebe, weil soweit sind wir noch lange nicht und er ist der kämpfer vor dem herrn und letztlich wird der krebs aufgeben müssen!) bin ich allein. mit dem gefühl, zuwenig getan zu haben, oder vielleicht zuviel, etwas übersehen zu haben oder das falsche getan zu haben und ich muss dann ohne ihn leben und vielleicht würde ich es auch schaffen. aber weisst du, dass das die allerschlimmste vorstellung für mich ist (ich schäme mich so, dass ich vielleicht weiterleben darf und er nicht!)
ich weiss nicht, was richtig ist und was falsch ist, ich bemühe mich, mein bestes zu geben. vielleicht trete ich dabei auch manchmal mit volldampf ins fettnäpfchen. aber es bringt uns niemand bei, wie wir uns dabei verhalten sollen. ich kann für mich nur sagen, der einzige weg damit umzugehen ist absolute ehrlichkeit, auch wenns mir manchmal wehtut oder auch ihm. und ich bewundere meinen mann tag und nacht für seine kraft und seinen lebensmut, auch wenn wir nicht immer einer meinung sind !

So, soviel habe ich in meinem leben noch nicht geschrieben, ich wünsche dir weiterhin den mut und kraft, mit der du dem krebs begegnest, bleib so, wie du bist, auch wenns manchmal unbequem für dein gegenüber sein sollte! das einzige, auf das wir wirklich einfluss haben, ist unsere ehrlichkeit und unser umgang mit anderen !

liebe Grüsse mit einem dicken kloss im hals
heike

21.07.2002, 09:46
hallo heike,
meine hochachtung.
alles liebe
edeltraut

21.07.2002, 11:32
Hallo Heike,
zuerst mal vielen Dank, dass Du so ehrlich hier geschrieben hast (hab jetzt selber einen Kloss im Hals!) und ... lass Dich ganz fest von mir drücken!
Uff! Kann nicht mehr dazu sagen, als Dir ebenfalls all meine Hochachtung auszusprechen, aber ich weiss, dass Dir Komplimente eigentlich nicht viel nützen. Besonders Dein Mann ist absolut bewunderungswürdig! (Mir gefällt sein Humor, der könnte echt von mir sein!)
Soooo viele Jahre! Mann! Dass Du da mal in Krisen (auch Ehekrisen) gerätst, ist absolut verständlich, Heike! Und trotzdem bist Du noch für ihn DA! Ich finde, Du machst überhaupt nichts falsch, nee!
Ehrlich gesagt, wenn ich ein MANN wäre, ... wäre ich auch gerne mit Dir verheiratet, hm-hm!

Wenn es Dir gut getan hat, hier "so viel wie noch nie in Deinem Leben" geschrieben zu haben, ... so bleibe doch noch ein bisschen, ja?
Es stimmt, ich habe im Krebsforum mal eine Sparte eröffnet, welche heisst "Liebe Angehörige von Krebspatienten". Weil oftmals eben auch Angehörige unter den verschiedenen Krebssparten nach Hilfe suchen, und gar nicht erst hier in die Sparte für die Angehörigen rein schauen. Aber dort hatte sich jetzt eine Weile niemand mehr gemeldet, und ich hab's fast schon vergessen.
Jedenfalls fällt auf, dass von den Angehörigen immer wieder die selben Fragen kommen: "Was soll ich tun?", "Wie kann ich helfen?", "Was soll ich tun, um nicht zur Last zu fallen?"
Du, liebe Heike, kannst ihnen allen wirklich ein bewunderswertes Vorbild sein ...
Ich wünsche Dir weiterhin ganz viel Kraft, wünsche Deinem Mann weniger Leid und Schmerzen und dass es ihm doch bald wieder besser geht, wünsche, dass er seinen Humor nicht verliert und wünsche, dass Ihr beide es gemeinsam gut ertragen könnt. Ich wünsche Dir und Deinem Mann so viel, ... dass ich es gar nicht richtig in Worte fassen kann. Aber ich glaube, Du weisst, was ich meine, gell? Ich umarme Dich ganz fest!

Hallo, malende Lisa-Robbe! Geniesse Deine Zeit mit dem Malen, ja? Lass alles raus mit den Farben, Deine Wut, Deine Trauer und auch Deine Freude. Es wird Dir gut tun. - Wir haben Dich schon nicht vergessen (auf keinen Fall!)!
Habe übrigens ne nette Postkarte für Dich gefunden! Werde sie Dir demnächst schicken, ja? Jana-Puma sollte Deine Adresse jetzt haben. Sie meldet sich bestimmt auch bald.
Lass es Dir GUT GEHEN! - Vielleicht malst Du ja mal ein Bild von Deiner Schwester?

Hi, Afra, ich schau mir Deine vorgeschlagene "Zecken-Seite" noch an, gell? (Hihi!) - Und übrigens: Dein Professor mag vielleicht recht haben, dass wir zu kompliziert denken, und dass die Lösung meistens im "Einfachen" liegt.
Aber angenommen, die Ursach liegt wirklich in unserer verpesteten Luft. (Wäre ja auch eine "einfache" Antwort, oder?) - Was MACHEN wir DANN?
(Ich bin ja soooooo zäh und hartnäckig, ich weiss!)

Ganz liebe Grüssli an Euch alle
von Brigitte

21.07.2002, 13:51
Hallo Ihr lieben Schwestern im Herzen,
heute werde ich mich noch einmal melden und dann wahrscheinlich auf lange zeit unter meine Eisscholle abtauchen.
Wenn ich überhaupt noch einmal den Mut und die Kraft finde mich bei euch zu melden...
Meine Schwester hat es nicht geschafft - sie ist heute nacht verstorben...
Es ist ein Schock...
So für euch alle - alles Liebe, Kraft, Hoffnung und vor allem für euch Betroffenen Gesundheit und ein langes Leben.

Liebes krasses Känguruh - lieber Puma
ihr habt ja meine Postanschrift - es wäre echt prima, wenn wir irgendwie in Kontakt bleiben könnten. Per Mail schaffe ich es zur zeit nicht - aber über eure Briefe würde ich mich trotzdem freuen.
Liebe Brigitte - mein Angebot steht immer noch...
So und jetzt tauche ich echt ab - ich kann nämlich nicht mehr...
der Heuler---

21.07.2002, 13:51
Hallo Ihr lieben Schwestern im Herzen,
heute werde ich mich noch einmal melden und dann wahrscheinlich auf lange zeit unter meine Eisscholle abtauchen.
Wenn ich überhaupt noch einmal den Mut und die Kraft finde mich bei euch zu melden...
Meine Schwester hat es nicht geschafft - sie ist heute nacht verstorben...
Es ist ein Schock...
So für euch alle - alles Liebe, Kraft, Hoffnung und vor allem für euch Betroffenen Gesundheit und ein langes Leben.

Liebes krasses Känguruh - lieber Puma
ihr habt ja meine Postanschrift - es wäre echt prima, wenn wir irgendwie in Kontakt bleiben könnten. Per Mail schaffe ich es zur zeit nicht - aber über eure Briefe würde ich mich trotzdem freuen.
Liebe Brigitte - mein Angebot steht immer noch...
So und jetzt tauche ich echt ab - ich kann nämlich nicht mehr...
der Heuler---

Helene
21.07.2002, 15:51
Liebe Heike,

ich habe Dein post heute vormittag gelesen und komme einfach nicht mehr los davon. Ich möchte Dir etwas sagen, aber ich finde nicht die richtigen Worte dafür, ich kann es nicht formulieren. Drum nehm ich Dich jetzt ganz einfach in den Arm und drück Dich so fest ich nur kann.

Liebe Grüße und-nochmal-ganz-fest-drück

Helene
(auch mit Kloß im Hals)

Bluebird
21.07.2002, 16:59
Hallo Heike,

mir fehlen auch die Worte. Hoffentlich verliert Dein M. nicht die Kraft ums Überleben weiter zu kämpfen. Ich freue mich immer wenn ich Euch im Chat sehe und denke sehr oft an Euch.

euer Vogel Bluebird!

21.07.2002, 19:43
... liebe Lisa-Robbe,
es tut mir sehr leid. Ich umarme Dich ganz fest.

Dein Känguruh

21.07.2002, 21:17
Auch wenn es hier nicht so wirklich hingehört, möchte ich euch sagen,wie stolz ich auf Heike bin.
Sie hilft mir mit dem Krebs fertig zu werden,und gibt mir den Mut und die Kraft nicht aufzugeben. Heike " ICH LIEBE DICH "


Dein Michael

21.07.2002, 21:53
... Du bist nicht alleine, meine kleine Robbe... *kleine Träne*

melde mich in den nächsten Tagen per Post

22.07.2002, 11:31
Liebe Heike, lieber Michael,

Ihr könnt mit Recht beide stolz auf Euch sein.
von Herzen alles Gute für Euch und weiterhin viel Kraft.
Drückt Euch
Li


Liebe Robbe,

eine feste Umarmung für Dich. In Gedanken bin ich bei Dir und wünsche viel Kraft für die kommende Zeit.
Pass auf Dich auf
Li

22.07.2002, 13:43
Liebe Robbe,
ich habe sehr viel an Dich gedacht, und ich schicke Dir ganz viel Kraft rüber.
Wenn wir Dir irgendwie helfen können, lass' es uns wissen. Wir sind immer für Dich da.
Ich saß hier vor dem PC und konnte es gar nicht glauben, es fällt mir schwer, die richtigen Worte zu finden (und das ist nicht so oft der Fall), Worte, die Dir wirklich helfen könnten, doch ich wünsche Deiner Schwester von Herzen, dass es ihr jetzt besser geht, dort wo sie jetzt ist. Weitere Leiden wären das Letzte, was man ihr hätte wünschen können. Das darf man nicht vergessen, auch wenn es für die Zurückgebliebenen so schmerzhaft ist (auch wenn das, zumindest jetzt, vielleicht nicht viel hilft).

Du hast so viel getan für Deine Schwester, das muss ich Dir auch nochmal sagen. Du hast niemals aufgegeben, und das hat sie gespürt. Du warst immer da. Und sie wird auch immer da sein.

Fühl' Dich jederzeit willkommen hier, auch wenn Du erstmal Abstand brauchst. Wir verstehen das, auch wenn wir Dich sehr vermissen werden.
DENKEN werden wir jedenfalls an Dich - Schwestern im Herzen!

Eine große feste Umarmung
vom Kaninchen Tina mit Tränen in den Augen

22.07.2002, 14:03
Liebe Heike,

danke für Deine ganzen Ausführungen. Ich habe beim Lesen einige Male geschluckt, und es ging immmer weiter und weiter! Ich merke, dass Du mir sehr viel voraus hast. DU steckst auch nicht den Kopf in den Sand (was bleibt einem auch anderes übrig, nicht? Trotzdem - es sind nicht alle Menschen so! Vor allem die Selbstverständlichkeit, mit der Du da herangehst).
Ihr habt wirklich ganz viel zusammen durchgestanden. Es war bestimt nicht immer einfach, doch Ihr habt zusammen gehalten, und Euer Schicksal hat Euch zusammen geschweißt. Ja, ich sage EUER Schicksal, denn wenn es auch ohne Frage ist, dass der Betroffene am meisten leidet (schon körperlich) - Dein Beispiel zeigt, zu welchen Leiden Angehörige "fähig" sind, mit was sie auch fertig werden müssen. Einen geliebten Menschen leiden zu sehen, ohne selbst die Schmerzen abnehmen zu könnnen, ist schwer. Doch die psychischen Belastungen, die kannst Du wenigstens lindern und irgendwo auch teilen.

Michael, das war sicherlich eine der schönsten Liebeserklärungen, die man(n) machen kann. Ich finde, es gehört genau hierher!!!

Euch beiden weiterhin alles Liebe und Gute (da sind mir gleich ein zweites Mal fast die Tränen gekommen! Schön, dass Ihr Euch habt. Es gibt so viele Paare, die nur lieblos nebeneinander herleben, denen geht es eigentlich gut, aber die haben nicht das, was Ihr habt!). Und wäre schön, wenn Ihr hier ein wenig bei uns bleibt.

Viele Grüße
Tina

22.07.2002, 18:21
Hallo liebe Robbe

weiß auch nicht so die richtigen Worte jetzt, obwohl ich doch eigentlich wissen sollte wie es ist, wenn die Schwester es dann nicht schafft. Meine Schwester ist vor 5 Jahren an BK gestorben - und trotzdm gibt es da wohl nie die richtigen Worte.

Mir hilft immer nur zu wissen: Denn niemals geht man so ganz ...

und das stimmt. Manchmal rieche ich sie hier ( obwohl sie diese Wohnung kar nicht kennt; manchmal höre ich ihre Stimme, manchmal ist sie einfach nur da. Und ich weiß, wir werden uns wieder sehen...
Ich hoffe, das Du es nach der Zeit der Trauer ähnlich empfinden kannst, denn es ist etwas sehr schönes so.

alles gute für Dich
und ich hoffe, irgendwann lesen wir hier auch wieder etwas von Dir

tschüss
elisabeth

22.07.2002, 18:24
Hallo Michael; Hallo Heiko

och ich denke schon, das das auch hier her gehört :-))
ist doch schön, soetwas zu lesen.

Ich denke nämlich sogar, das ihr Euch gegenseitig die Kraft gebt, das ganze durchzustehen. Michael, auch du gibts Deiner Heike die kraft das durchzustehen - das liest man schon bei den paar Worten.

Ich wünsche Euch Beiden viel kraft und viel Glück
für den weiteren Weg

elisabeth

22.07.2002, 19:04
Lieber Michael,
und all die anderen (verzeiht, wenn ich euch nicht mit namen anspreche, aber es waren so viele),


erst einmal an dich vielen dank für die schönste Liebeserklärung meines lebens (schnüff, schnief...)! ich bin genauso stolz auf dich und gemeinsam sind wir stark ! liebe ist wie ein ring und ein ring hat kein ende ! ich liebe dich !


liebe robbe,
sei ganz fest umarmt, auch ich würde dir so gerne viele tröstende worte schreiben, aber sie fehlen mir ganz einfach ! ich wünsche dir viel kraft !

heike


liebe brigtte, liebe helene, liebe bluebird, liebe
tina, liebe li, liebe elisabeth (ich hoffe, ich habe niemanden vergessen!)

es tut so ungemein gut zu wissen, dass man nicht so ganz allein auf weiter flur steht und es menschen gibt, die mich (uns) verstehen, danke !
Und es bestärkt mich darin, dass es so falsch nicht sein kann, wie wir damit umgehen.
heute haben wir nun erfahren, dass eine bestrahlung definitiv nicht möglich ist, die erneute belastung wäre zu stark und würde mehr kaputtmachen, als heilen. also lässt michael sich nächste woche noch einmal opieren, um ersteinmal die beiden größeren tumoren am damm zu entfernen, damit er wieder einigermaßen sitzen kann und die schmerzen ein bißchen besser zu ertragen sind. wenn das verheilt ist, beginnen wir mit chemo und zeitgleich mit naturheilmedizin, um den körper ein bißchen zu unterstützen.
Es hat mir unheimlich gut getan, mich hier in der nacht so austoben zu können, dass ich gern darauf zurückkomme, noch ein bißchen zu bleiben. im moment bin ich nicht so richtig gut drauf, aber es ging mir auch schon schlechter (grummel, grpfff)!

euch alles erdenklich gute und mit lieben grüssen
heike

23.07.2002, 01:43
Hallo, Ihr beiden (Ihr wisst schon, wen ich meine)!

Nein, Ihr seid nicht allein. Und Du darfst Dich hier gerne jederzeit austoben! WANN immer Du willst und wie Du willst.

Ich bin jedesmal so gerührt über Euch! Ihr seid wirklich süß.
Ich glaube, mein Mann würde sich sehr schwer tun, so etwas hier öffentlich zu schreiben.
Den Spruch mit dem Ring muss ich mir merken.

Gute Nacht und alles Gute für Euch!
Tina

23.07.2002, 07:18
Guten Morgen Ihr Lieben,
... das ist wirklich schön, Heike und Michael, Euer Liebesgeflüster hier zu lesen! Da wird mir echt ganz warm ums Herz! Ja, das braucht schon was, das hier in aller Öffentlichkeit hinzuschreiben, ... besonders Männer tun sich sonst nämlich in der Regel sehr schwer mit sowas, hm-hm, daher finde ich das jetzt gleich doppelt so schön!
Und wenn man von so vielen Seiten noch hört, wie sich Partner WEGEN dem Krebs trennen, ... empfinde ich Eure Liebe noch doppelt-doppelt so schön, jawoll!
Obwohl ich manchmal irgendwie noch ein bisschen verstehen kann, wenn sich ein Partner vom anderen abwendet, WEIL da Krebs ist, wenn er diese ganze Last und dieses Leid des anderen nicht ertragen kann, ... so zeigt Ihr uns doch, zu WAS wahre Liebe wirklich fähig sein kann. Liebe kennt kein Zeitlimit, Liebe lässt alle opferbringenden Taten als unwichtig erscheinen, ... und wenn Du, liebe Heike, eines Tages zurück schaust und siehst, WAS Du alles geopfert hast aus Liebe, ... so bleibt Dir doch wenigstens die Erfahrung wahrer Liebe im Herzen zurück. Sie ist das grösste Geschenk im Leben, in DEINEM Leben, und das, was Du Deinem Michael gibst, ist tausendmal MEHR als nur die Worte "Ich liebe Dich".
Ich drück Euch beide ganz fest und wünsche Euch ganz viel Glück und Kraft. Auf dass Eure Liebe niemals vergehen wird! Jawoll! Es ist so schön, dass es Euch gibt!

Küsschen an Euch beide Liebenden!
Es grüsst das "krasse" Känguruh

23.07.2002, 08:12
Liebe Heike, lieber Michael!

Eure Geschichte hat mich sehr gerührt. Ich kann mich nur dem anschließen was die anderen hier schon vor mir dazu geschrieben haben.Es ist wirklich schön wie ihr euch gegenseitig die Kraft gebt weiter zu kämfen.
Schade finde ich nur, dass Heike trotz allem immer wieder ein schlechtes Gewissen hatte und hat. Das solltest du nicht Heike!! Ich denke auch Ehekrisen gehören zu einer guten Ehe dazu. Wichtig ist da wieder herauszufinden und weiter zusammenzuhalten. Und auch wenn einer sehr krank ist sollte es doch eine "normale" Beziehung bleiben (so gut es geht), wo halt hin und wieder mal die Funken sprühen - auch das ist Leben.

Wahrscheinlich wird man sich als Angehöriger immer die Frage stellen, ob man wohl genug tut, ob man wohl das Richtige tut...aber wie soll man das im Vorhinein immer wissen. Wichtig ist sein Bestes zu geben, und das tut ihr beide!

Alle Gute und Liebe euch beiden
Afra

23.07.2002, 08:23
Liebe Robbe,

es tut mir so leid für deine Schwester, und auch für dich. Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft!

Alles Liebe
Afra

24.07.2002, 19:51
Love is the answer!
Heike und Michael - auch das gehört hier rein, auf jeden Fall!

Hallo Känguruh!
Heute war mal wieder so ein "warten-auf-ein-Untersuchungsergebnis-für-meine-Ma-Tag", komisch, dass man mit der Zeit nicht mehr auf positive Nachrichten wartet, sondern schlicht und einfach davon ausgeht, das es NATÜRLICH negativ ist. Und wie sehr man sich über Kleinigkeiten freuen kann, denn bei ihr ist der Krebs einen Hauch weniger geworden.
Wieder ein bischen Zeit gewonnen :-)

Robbe, falls Du die Kraft haben solltest hier mal reinzusehen: ein Brief an Dich ist unterwegs.
*drück*

liebe grüsse
Puma

25.07.2002, 09:28
Hallo Ihr Lieben,
bin nicht so gut drauf im Moment. Erlebe gerade wieder mal unser "Gesellschaftssystem" mit seinen Lücken und Tücken.
Da wollte ich einen klitzekleinen BERATUNGSTERMIN, hm? Weil der Mann von der Krebsliga hier im Urlaub ist! (Kommt erst wieder zurück, wenn ich in der Klinik zur Erholung bin!) Habe mich halt an die Pro Infirmis gewandt! Ergebnis: Abgewimmelt! Weil ich kein "körperliches Leiden" habe! Ich humple also nicht und habe auch keinen Arm ab oder so! - Wie dumm!
Dann habe ich mich an die PSAG gewandt. (Psycho-Soziale-Arbeitsgemeinschaft oder so.) Ergebnis: Ein Beratungstermin geht erst in einem MONAT! So lange Wartefrist! Als ich sagte, dass es eilt und ich JETZT eine Beratung wünsche, weil der Mann von der Krebsliga im Urlaub ist und ich nachher in der Klinik bin, ... hiess es:
"Ja, DANN sind wir aber nicht für Sie zuständig, WENN Sie schon eine Institution haben, die Sie berät!"

Ich krieg' Anfälle! Krieg Zustände! Echt! WO IST MEIN BOXSACK ????
Jetzt haben wir hier in der Schweiz so viele Institutionen, die soziale Hilfe anbieten, ... aber jede einzelne hat ihre speziellen Bedingungen! Bedingungen, die ich NICHT erfülle!
Das ist echt verletzend! Das tut weh. Da hast Du KREBS, ... und weil Du Schwein hast und es Dir soweit noch GUT geht, ... ist keiner für Dich zuständig, hat keiner Zeit für Dich, nimmt Dich keiner ernst, hilft Dir keiner!
Ein lächerlicher Beratungstermin! Ich kann es nicht FASSEN!

Nehmt's mir nicht übel, ... ich musste das jetzt hier raus lassen! Es ist zwar nichts Neues mehr - ich mache das schon bald zwei Jahre so durch - aber echt; mich erstaunt es nicht mehr, dass immer mehr Menschen heutzutage psychische Schäden davon tragen! Psychische Schäden HAT man nicht einfach so! Die werden einem GEMACHT!
Na? Da haben wir's wieder: Ursache und Wirkung!
Stimmt's?

Bis bald, Ihr Lieben! (Lasst Euch von meiner miesen Laune bitte nicht anstecken, gell?)
Grüssli vom
"krassen" Känguruh

25.07.2002, 10:12
... lauf doch Amok, dann hat auch Dein Staat für Dich unglaublich viele Psychiater und Berater für Dich übrig ;-)
Behörden-Berechtigungs-Marathon: Mädel, immer mehr Menschen haben Psychische Schäden, einige werden eingewiesen, andere bekommen Medikamente, andere gehen zu Behörden (z.B. zum Finanzamt, um Menschen zu demütigen) oder andere entscheiden, wer mitmachen darf oder nicht. Hmps.
Kopf hoch und brüllen, wie ein Löwe!

Grüsse
Puma

25.07.2002, 10:31
Hi liebes Känguru!

Hat dein Boxsack überlebt?? Tut mir leid, dass das mit deinem Beratungstermin nicht geklappt hat. Hab leider auch keine Idee was man da machen kann. Ich hoffe, dir fällt noch etwas ein!

Nochmal zu Ursache und Wirkung (ich bin nämlich auch zäh und hartnäckig!! Ha!). Du hast das Beispiel Luftverpestung angeführt. Da kann ich mir vorstellen, dass sämtliche Krebsarten (oder andere Erkrankungen) die mit den Atemwegen zusammenhängen, zunehmen könnten (muß ich mal nachfragen - ist ja alles dokumentiert). Bei Asthma ist das ja beispielsweise erwiesen. Ich glaube aber nicht, dass eine verschmutzte Luft z.B. Brustkrebs auslösen kann.

Du meinst vielleicht, dass dadurch unser gesamtes Immunsystem beeinträchtigt ist. Könnte schon sein. Doch früher muss doch das Immunsystem unserer Vorfahren auch beeiträchtigt gewesen sein - wenn auch durch andere Ursachen bedingt. Schlechtere Hygiene, Mangelernährung... Wenn ich mir die Geschichten der Kriegs- und Nachkriegsgeneration anhöre, da müsste es ja noch häufiger Krebs gegeben haben als heute. Oder wie siehst du (oder ihr anderen) das??

Liebe Grüße
Afra

25.07.2002, 16:19
Hmpf.

Hallo Afra,

zu Deiner Annahme, dass verschmutzte Luft wohl nicht Brustkrebs (z.B.) auslösen kann, habe ich Zweifel. Ich kenne diese Sprüche (ist jetzt nicht böse gemeint): meine Großmutter wurde 80 Jahre und hat geraucht wie ein Schlot - und an was ist sie gestorben? Nierenkrebs! Ergo hat Rauchen nix mit Lungenkrebs zu tun! Das ist der Punkt der Diskussion, an der ich jenige abbreche, weil mir das zu dumpf wird.
Es gibt mittlerweile Studien, dass Rauchen nicht nur der Auslöser für Lungenkrebs sein muß, sondern auch Nierenkrebs (und andere).
Überleg mal: nur die Atemwege kommen zwar direkt mit den Luftschadstoffen in Kontakt, allerdings lagern die sich z.B. in den Lungen ab, werden abgebaut und vom Körper wieder ausgeschieden. Die cancerogenen Stoffe verlieren nicht ihre Wirkung im Körper, sie sind in der Lunge gefährlich, im Blutkreislauf, in der Leber, in den Nieren,... Die Frage stellt sich nur, wo entfalten sie ihre Wirkung, welche Zellstruktur wird dementsprechend verändert und kann den Schaden nicht mehr "beheben". Aber abgesehen von Lungenkrebs (simple Devise: Risikoreduktion durch Nichtrauchen und Rauchverbot in der Öffentlichkeit - und auch dann ist man davor nicht sicher....), sehe ich diese Überlegungen, was ist die Ursache- hm - eher als akademische Frage. Es gibt zu viele Faktoren (genetische Disposition und was alles so auftaucht).

Afra - etwas schlechtere Hygiene und ein Teil der Allergiefälle wäre weg, teilweise geht es hier viel zu sauber zu. Allerdings die ganz schlechte Hygiene ist auch tödlich... Ob es häufiger Krebs gegeben hat, hm, glaube ich nicht. Es sind mehr Menschen an Krankheiten gestorben, die uns heute keine Probleme mehr bereiten, oder bereitet haben, denn die Impffreudigkeit läßt (zumindest in Deutschland) unglaublich nach. Also werden wieder mehr Leute an Masern oder TBC sterben und die Proportionen in der Todesursachenliste wieder zurechtrücken.
Außerdem hat sich die Diagnostik ja auch weiterentwickelt, so dass heute vermutlich mehr über Krebs bekannt ist, als vor 50 Jahren.

Oder??

Grüsse
Jana/Puma

26.07.2002, 00:49
Hallo, Ihr Lieben!

Ich habe gerade einen kleinen Schock. Mir ist kotzübel. Ich muss Euch einfach aufsuchen. Könnt Ihr mir helfen mit diesen ICD-Codes? Ach, die Frage ist völlig bescheuert. Ich will es wohl einfach nicht wahr haben. Ich habe gerade diese Krankenkassen-Codes bekommen und im Internet nachgeschaut. Da stand was von Metastasen...
Davon war bisher nie die Rede. Hat man mir nur nichts gesagt??
Es kann ja gar nicht sein, dass ein Arzt einem Betroffenen die Hälfte verschweigt und ihm dann eine Kopie des Berichtes mit den Krankenkassen-Codes in die Hand drückt, oder???
Da steht es jedenfalls ganz klar. Oder kann ich mich doch noch irren? Kann es nicht irgendwie sein, dass Punkt xy Metastasen bedeuten KANN aber nicht muss? Wohl nicht, oder? Ach, Sch............!!!!!!!!!!!!!!

Ich kann nicht mehr. Seit Wochen grase ich Nacht für Nacht das Internet ab, telefoniere herum, spreche mit Profs, versuche ALLES, da wusste ich aber nur von diesem einen Tumor!

Kann es sein, dass ein Betroffener selbst nicht alles weiß (wenn er z.B. nicht fragt oder blockt)?

Wenn das jetzt stimmt... kann ich dann überhaupt noch Hoffnungen haben? Nützen meine ganzen Recherchen überhaupt noch was? Dieser Tumor ist schon inoperabel (ich forsche gerade nach anderen Methoden wie lokale Bestrahlung o.ä., einfach alles, was in Frage kommen könnte, auch wenn es immer heißt, es sei ziemlich aussichtslos). Und nun noch das??

Ich werde wahnsinnig, ich sitze hier und heule und kann mit keinem reden. Ich weiß nicht mal, ob die anderen aus der Familie vielleicht mehr wissen, nur ich nicht...

Es tut mir echt Leid, wenn ich das heute alles einfach so rauslasse, aber ich bin zu kaum noch klaren Gedanken fähig. Man muss sich immer nur zusammen reißen - und dann kommt wieder so ein tiefes Loch!

Dabei hatten wir heute so einen schönen Tag... ein gemeinsamer Ausflug, alles war wie früher *schluchz*.

Lieben Gruß
Tina

P.S.: Brigitte, es tut mir Leid wg. Deinem Beratungstermin. Was ist es denn für eine Stelle, die Du suchst? Könnte Dir auch telefonisch eine in Deutschland helfen?

26.07.2002, 06:09
Liebe Tina,

leider kann ich dir bei der Sache mit den Codes auch nicht helfen. Vielleicht heißt es ja auch "möglicherweise Metastasen". Ich weiß es nicht, finde es allerdings unmöglich, dass du dir Gedanken machen musst, ob du zu deinem behandelnden Arzt und zu deiner Familie Vertrauen haben kannst. So etwas darf nicht passieren!!!
Ich rate dir, dich umgehend mit dem Arzt in Verbindung zu setzen und ihn ganz direkt auf dein Problem anzusprechen. Seine Reaktion siehst du ja dann. Sag ihm auch, dass du Gewissheit haben musst!!!
Ich denke, die meisten Ärzte sollten heute so weit sein, dass sie wissen, dass man dem Patienten nicht die Hoffnung nimmt, wenn man ihn über den Umfang seiner Krankheit aufklärt, sondern ihm dadurch erst die Chance gibt, aktiv an seiner eigenen Therapie mitzuarbeiten. Ein Arzt akzeptiert seinen Patienten erst dann als einen mündigen und eigenverantwortlichen Menschen, wenn er ihm die Möglichkeit dazu gibt. Was nicht heißt, dass er nicht dennoch sehr darauf achten muss, reflektiert und einfühlsam vorzugehen.

Ich hoffe das beste für dich. Anja

26.07.2002, 09:45
Liebe Tina,
ich bin auch eine Tina mit einem kranken Vater, das habe ich doch richtig gelesen, dass das bei Dir der Fall ist? In diesem Forum herrscht so ein rasantes Tempo, da komme ich als verschlafener Maulwurf kaum noch mit. Ich weiß nicht, welche Art von Tumor Dein Vater hat, denn ich kann jetzt leider nicht zurücklesen, aber ich kann Dich sehr gut verstehen. Diese Unwissenheit macht rasend vor Angst. Als bei meinem Vater so nach und nach klar wurde, welches Ausmaß seine Erkrankung bereits angenommen hatte (und wir sind ja zunächst "nur" von einem Lungentumor ausgegangen), war es jedes Mal ein Schock. Damit will ich jetzt nicht sagen, dass das bei Euch genauso sein muss, keineswegs, liebe Tina. Aber nach jeder neuen Metastase, die gefunden wurde, der damit verbundenen Angst und den Tränen ging es immer irgendwie weiter.
Ich möchte jetzt kein Halbwissen verbreiten, aber meines Wissens werden Metastasen nach dem TNM-Standard mit M "gekennzeichnet". Schau mal bei www.krebsinformation.de nach, da wird es ein wenig besser erklärt, als ich es grad mache.
Ganz viel Glück und alles Liebe!

@alle - seid Ihr immer bei der Ursachenforschung? Am Wochenende habe ich bei meiner Mutter, die inzwischen wohl so ziemlich jedes Buch über Krebs, alternative Heilmethoden etc. besitzt, das Buch "Ist Krebs eine Krankheit" zwischen die Finger bekommen und die ganze Nacht darin gelesen. Es setzt genau hier an, worüber wir - Ihr - schon seit einiger Zeit diskutiert, bei den möglichen Ursachen (die aus der Sicht der Autoren jedoch nicht in der Lebensführung oder bei Umwelteinflüssen zu suchen sind). Ich muss allerdings gleich dazu sagen, dass man es sehr kritisch lesen muss, d. h. vieles darin ist sicherlich überholt (es ist von 1984) und einiges bestimmt sogar schlichtweg falsch (die Autoren scheinen Raucher zu sein...) bzw. medizinisch nicht haltbar.
Aber es hat mir trotzdem ein paar wichtige Impulse gegeben und ich fand es sehr interessant.
Allerdings gibt es das Buch nicht mehr zu kaufen. Ich verleihe es aber gern, ich habe noch eines auftreiben können über Antiquariat.

26.07.2002, 15:42
liebes Kaninchen,

leider hast du nicht geschrieben wie der Code genau heißt.

Aber wie Anja schon geschrieben hat. Den Arzt darauf ansprechen, am schnellsten telefonisch und Klarheit verlangen. Übrigens darf angeblich auf Überweisungsscheinen, Arztbriefen oder Patientendokumentationen nicht verschlüsselt werden. Lies da nochmal nach (falls du so etwas zu Hause hast), da müsste alles genau stehen.

Alles Liebe, ich halte dir die Daumen!!!
Afra

26.07.2002, 19:59
Tagchen Ihr Lieben!

Hallo Tina-Kaninchen, Deine Geschichte da erinnert mich - wieder mal krass - an diese sogenannten Ärztestatistiken, hm-hm! Habe zum Beispiel erfahren, (weiss nicht, ob das bei Euch in Deutschland auch so ist, würde mich aber nicht wundern), dass bei uns in der Schweiz sämtliche Krankenhäuser, bzw. die Ärzte dort ja alle aufgenommenen Patienten dem Statistik-Amt melden müssen, hm? Laut Gesetz! (Frag mich nicht, WER dieses Gesetz erfunden hat! Aber würden die Spitäler dies nicht tun, GÄBE es ja gar keine Statistiken, nicht wahr?)
Jetzt muss also so ein Arzt auf dem Statistikblatt (oder was immer das auch ist) die Hauptdiagnose angeben, ... aber AUCH noch NEBENdiagnosen, hm? So! Und hat ein Patient jetzt einen einzelnen Krebstumor, könnte der Arzt ja auch als NEBENdiagnose Metastasen angeben!
Das ist zwar Lug und Trug, wäre aber durchaus möglich! - Aber EINE Nebendiagnose genügt da gemäss Statistik-Amt nämlich noch immer nicht, nein-nein, da muss noch eine weitere oder zwei weitere her! Also schreibt der Arzt halt noch hin, dass der Patient noch ein psychisches Leiden hat und vielleicht noch dies oder jenes, hm?
Und der ganze Witz bei der Sache ist: Je MEHR Diagnosen so ein Arzt, bwz. ein Krankenhaus ANGIBT, ... um so mehr BEWEIST dies doch, dass da SEHR VIEL GEARBEITET wird in diesem Spitälchen, nicht wahr? Und je mehr da gearbeitet wird, ... um so mehr Geld gibts doch ... für das Spitälchen!

Diese Tatsache kam bei uns letzthin mal in einer kritischen Zeitschrift, die von uns Schweizern sehr viel gelesen wird. Da staunt man als Patient erstmal, und zudem fragt man sich, ob das überhaupt erlaubt ist, OHNE den Patienten zu fragen, seine Krankendaten dem Statistikamt weiter zu geben!

Ich weiss jetzt natürlich auch nicht, ob dies im Fall Deines Vaters zutreffen könnte, ... aber Ärzte betrügen auch hin und wieder mal gerne, das sollte man nicht einfach ausser Acht lassen. Schwierig wird's eben, das Ganze dann auch zu BEWEISEN!
MUSS ja jetzt nicht sein bei Deinem Vater, ist aber immer mal möglich. Ich würde jedenfalls jetzt auch hartnäckig mit diesem Arzt reden. Wenn er dann nämlich peinlich verlegen sagt: "Ups! Da ist uns ein Fehler passiert!", ... dann weisst Du ja, was los ist!
Wenn's aber tatsächlich so sein sollte, dass der Arzt diese Tatsache von Metastasen VERSCHWIEGEN hat, ... dann ist er in meinen Augen genau so ein ... naja, ich sag's jetzt lieber nicht hier!

Mir selber geht's wieder ein bisschen besser. Hatte doch noch ein Gespräch mit der Krebsliga heute morgen. Und man hat mir dort versprochen, mir zu helfen! Na, mal sehen, hm? - Jedenfalls: Zur Feier des Tages bin ich jetzt heute noch in das Sportgeschäft gegangen, und ... jahaaa, Ihr wisst schon, ... habe mir diesen BOXSACK gekauft! Yeah! Er ist so wunderschön ROT! (Rot feuert ja anscheinend an, hm?)
Aber lustig war: Es hatte sonst keinen einzigen Boxsack mehr auf Lager! Nicht mal Boxhandschuhe! Dabei war da letzhin, als ich dort im Geschäft war, ein riesiger Tisch vollbeladen mit Boxhandschuhen zu sehen gewesen! - Was ist da denn plötzlich los? Sind wir Schweizer jetzt alle unter die Boxer gegangen? Oder laufen gerade im TV Boxkämpfe, die die Leute so animieren?
Naja, da es keinen Sack mehr gab, fragte ich den Verkäufer, ob ich denn nicht DEN DA (diesen Roten) haben könnte, der da so nett hing! (Mein guter Freund war dabei, der konnte mir helfen mit dem Tragen!) Dieser Sack war halt ein Ausstellungsmodell! Also fragte ich, ob ich ihn - wenn schon Ausstellungsmodell - günstiger haben könnte? (Klimper-klimper, netter Augenaufschlag zum Verkäufer!)
Hat geklappt! Zehn Prozent bekam ich ihn günstiger, hehe!
Boxhandschuhe musste ich wohl oder übel bestellen. Vielleicht habe ich sie schon nächste Woche. Jedenfalls: Ich habe eine Riesenfreude an dem Ding! Vielleicht schafft es nun mein Nachbar, mir den Sack dieses Wochenende noch aufzuhängen? Ha, dann geht's aber los von Rom, jawoll!

... ob ich den Boxsack wohl in die Erholungsklinik mitnehmen darf ...? Hihi!

Ganz liebe Grüssli an Euch alle,
ich komm' dann später nochmal auf das Thema "Ursache" zurück, gell?
Das "krasse" Känguruh

27.07.2002, 19:16
Hallo, Ihr Lieben!

Erstmal vielen Dank für Eure Antworten!!
Jede einzelne hat mir geholfen und mir gezeigt, dass ich nicht ganz allein bin (auch wenn ich es jetzt vielleicht nicht schaffen sollte - da mit nörgelndem Kleinkind auf dem Schoß einhändig tippend -, auf jede einzelne einzugehen). :-)

Ich habe inzwischen mit meiner Mutter telefoniert und ihr das mitgeteilt (SIE hatte mich gebeten, doch mal diese Codes zu entschlüsseln). Sie war auch völlig geschockt. Nun müssen wir aber sehen, wie es weiter geht. Uklar ist immer noch, ob mein Vater es selber weiß. Dann wollen wir IHN natürlich nicht damit konfrontieren. Man kann nur noch mal versuchen, dass er von sich aus nochmal genau sagt, was ihm der Prof. bei dem "Entlassungsgespräch" gesagt hat (er bestand darauf, nur mit meinem Vater allein zu sprechen).
Das Dumme ist, mein Vater hat seine Schwester damit beauftragt, alles in die Hand zu nehmen. Uns sind ein wenig die Hände gebunden, vor allem mir! Ich habe aber schon ernsthaft überlegt, ob ich mich darüber hinweg setze und einfach heimlich einen Termin bei seinem Hausarzt mache, weil ich mir doch solche Sorgen mache!!! Wir müssen schließlich auch mit den Ängsten und Befürchtungen leben, und wir müssen wissen, wie wir meinem Vater helfen können.

Das Problem ist ja immer - die meisten Schulmediziner fangen beim Wort Alternativmedizin sofort an auszuflippen. Aber WAS soll man denn sonst machen, wenn keine lokale Therapie mehr möglich ist??? Alle Hoffnungen "auf Mutter Maria" setzen, wie mir gerade erst wieder vor ein paar Tagen einer dieser Profs (bei meinen Recherchen) riet? Das kann doch nicht wahr sein.
Darf man denn nicht mit einer Hoffnung leben bis zum letzten Tag? Und Hoffnungen kann man doch nur haben, wenn man irgendetwas TUT. So geht es uns jedenfalls. Und VIELLEICHT bringen diese Dinge, die man dann versucht, ja auch etwas. Und wenn nur ein Bruchteil dessen, was man probiert, etwas bringt!

Was Du geschrieben hast, liebe Brigitte, hat mich echt stutzig gemacht. Wundern würde mich sowieso bald gar nichts mehr. Aber wäre das nicht fast schon kriminell (in SO einem Fall)?

Nochmal zu den Codes: Vielleicht kann mir doch jemand helfen. Die Codes lauten C22.1, C78.6, C77.2
Wäre jemand bereit, mir die Aufschlüsselungen zu mailen: Confia@gmx.de
Das wäre supernett. Ich bin damit nämlich nicht so wirklich klar gekommen.

Liebe Grüße
Tina (ja, ich bin die andere Tina mit erkranktem Vater)

27.07.2002, 21:49
Hi Tina-Kaninchen,
habe soeben erfahren ... dass es in Deutschland ein staatliches Amt gibt (kam mal im Fernsehen), welches die Behandlungspreise für die Ärzte festsetzt. Leider weiss ich nicht mehr genau, wie dieses Amt heisst.
Dort kannst Du jedenfalls ganz sicher nach dem entsprechenden Code fragen, die müssten Dir Auskunft geben. Zudem gibt es dort eine Abteilung für die Prüfung von falschen Behandlungsangaben der Ärzte! Offenbar wird öfters mal betrogen, hm-hm!
Kannst Du was damit anfangen?

Liebe Grüssli vom
"krassen" Känguruh

27.07.2002, 22:38
Hallo Tina

ich habe mal aus dem Schlüssel folgendes abkopiert:
C22.1 Intrahepatisches Gallengangskarzinom
Cholangiokarzinom
C78.6 Sekundäre bösartige Neubildung des Retroperitoneums und des Peritoneums
Aszites durch bösartige Neubildung o.n.A.
C77.2 Intraabdominale Lymphknoten

nachzulesen hier:
http://icd.web.med.uni-muenchen.de/ALL/C00-C97.html

ich kann verstehen, das Du mehr wissen willst, und besser informiert werden willst. Aber meinst Du nicht, das Du den Wunsch Deines Vaters auch respektieren müsstest, wenn er das zum gegenwärtigen Zeitpunkt vielleicht nicht möchte? Es wäre sicher besser, ihm immer wieder mit kleinen Signalen anzudeuten, das ihr jederzeit bereit seit mit ihm über alles zu reden; über alles, was ihn bedrückt; ihn zu sagen - das ihr einfach immer für ihn da seit?
Könnt ihr nicht mit der Schwester von ihm reden?

also einen Termin mit seinem Hausrazt auszumachen, hinter seinem Rücken fände ich nicht so toll.
ich denke schon, das Dein Vater es weiß - das zeigt auch schon das vertraute Gespräch ( ohne Familie ) bei dem behandelnden Arzt.

Ich selber wäre mehr als enttäuscht, sollte mal irgendwann meine behandelnde Ärztin meinen Geschwistern etwas sagen, was ich a) nicht selber wüßte ( wobei ich da vorgesorgt habe, und mir alle Unterlagen in Kopie von ihr aushändigen lasse. Und sie mir das Versprechen geben musste, mir immer alles zu sagen, egal was es ist. Mit der Wahrheit kann ich eherumgehen, als das gefühl zu haben - ich ahne etwas - aber keiner sagt etwas.)
Allerdings muss ich jedesmal danach fragen, denn nicht alle ihre Patienten wollen das so genau wissen, wie ich es mache.
Damit nicht mal verwechsklungen auftreten - und das kann ja schn mal sein, das eine übereifrige Mitarbeiterin einfach ne Kopie fertig macht für jemanden ( ich habe auch noch so einen blöden Nachnahmen, wie es eben viele zig Patienten in einer Praxis gibt...)

Weißt du, ich kann Dich gut verstehen - ich selber hätte es am liebsten vor ein paar Jahren genauso gemacht, als meine Schwester so krank gewesen ist, und wir Geschwister einfach keine Auskunft bekamen, weil ihr Mann es so wollte.
Aber wir hätten nicht das Recht gehabt, sie zu hintergehen - wir konnten nur hoffen, das sie offener wird. Wir fanden einen Weg - es war der Zeitpunkt,den sie selber bestimmte. Es war wichtig für sie, das sie es uns selber sagte.

Ich wünsche Dir alles Gute

und ich hoffe, du kannst etwas mit dem Link anfangen.
andererseits hoffe ich aber auch, das es Dich nicht noch weiter in ein Loch zieht.

In übrigens sind das offizielle Codes, nachdem die Ärzte abrechnen und es ist eigentlich normal, das nur noch diese Codes z.B. bei Krankschreibungen; Überweisungen usw. draufstehen.
In Berichten allerdings müsste schon detailiierter beschrieben werden, worum es geht...
Die >Arztberichte könnte Dein Vater jederzeit ausgehändigt bekommen, wenn er es dann wollte.

viele Grüße
elisabeth

27.07.2002, 22:43
hallo Tina

nochmal einen nachtrag zu meinem Beitrag eben...

ich meine natürlich mit seiner Schwester reden, damit sie bei guter Gelegnheit ihn mal darauf anspricht, Euch mit in die Behandlung einzubeziehen - weil es so schwerer zu ertragen ist.
Ich könnte mir vorstellen, das er glaubt euch so nicht zu sehr zu belasten.
Es kann nur ein Versuch sein, denn wenn er es nicht möchte, kann man wohl eher nix machen. Aber scheinbar ist seine Schwester ja sowas wie eine besondere Vertrauensperson für ihn - das ist sicher nicht gegen Dich oder Deine Mutter gedacht, sondern für ihn vielleicht einfacher, weil er Euch zu nahe steht.

Unter Geschwistern kann man vielleicht ehr über alles offener sprechen. Kommt irgendwie nicht so nahe an einem ran - unter Umständen.

noch mal viele Grüße
elisabeth

28.07.2002, 20:34
Hallöchen zusammen,
schöner Sonntag heute, so richtig zum Geniessen. Bevor im TV der Film "Intependence Day" kommt, will ich Euch hier noch ein paar Zeilen schreiben.

Hi Elisabeth, ist ja Wahnsinn, was man da so alles im Netz hier findet! Sogar die Codeschlüssel für die Krankheiten! (Gilt aber wahrscheinlich nur für Deutschland, gell?) Interessant ist, dass man dabei bei dem Schlüssel das eine oder andere noch irgendwie verstehen kann, aber dass das andere - wegen lateinischen Unkenntnissen - wieder mal ein mystisches Geheimnis bleibt. Tja, jetzt muss noch ein gutes Lexikon her, ... aber das findet man ja vielleicht auch noch im Netz ...?

Vielleicht hätte es Tina-Kaninchen jetzt aber lieber gehabt, Du hättest ihr den Schlüssel auf ihre private Mail mitgeteilt? Wegen persönlichem Kranken-Datenschutz für ihren Vater hier?
Sorry, ist mir nur gerade eingefallen.

Hallo Tina-Kaninchen, alles okay? Würde Dir gerne helfen, aber diese Codes bringen selbst mich völlig durcheinander.
Was ich Dir da geschrieben habe wegen den Ärztestatistiken ist echt wahr. Zumindest bei uns in der Schweiz. Und wenn man es genau nimmt, dann ... ja, dann ist das wirklich kriminell. Sind ja nicht alle Ärzte so, aber das gibt es trotzdem zur Genüge.
Dumm ist einfach, dass man selber zwar Kenntnis darüber hat (wenn es schon in den Medien kommt), aber da die Weitergabe der Haupt- und Nebendiagnosen für das Statistikamt (in Codes natürlich!) ein GESETZ für die Ärzte ist, ... was soll man da als Patient denn selber schon tun? Da wehren sich die wenigsten Leute, weil sie denken, dass das schon in Ordnung so ist. Ist ja ein Gesetz, hm?
Das einzige, was man vielleicht tun kann, das ist in so einem Falle die Akteneinsicht beim Statistikamt einzuverlangen. Ich wollte das schon lange mal tun, ... hab's aber jetzt auch immer wieder verschoben. Naja, man hat ja andere Sorgen, nicht wahr? Und so gesehen, ... denk ich manchmal, die WISSEN das doch ganz genau, dass gerade die Kranken andere Sorgen haben, und sich nicht auch noch um diesen Statistik-Kram kümmern wollen, um zu sehen, ob da ein Arzt jetzt geschummelt hat oder nicht! Genau, denn wahrscheinlich werden da die wenigsten genauer nachfragen, ... also läuft das Geschäftchen da munter weiter.
Kann sogar sein, dass dann auch noch eine GEBÜHR dafür verlangt wird, wenn man Akteneinsicht wünscht! Je nach dem kann das noch recht teuer werden. Also schon deswegen wagen es wohl viele nicht, genauer nachzuforschen.
Aber genau so funktioniert nun mal unser System, nicht wahr? Die Unwissenheit und Unfähigkeit von kranken Menschen wird somit einfach ausgenutzt.

Ich habe ja bei Versicherungen gearbeitet, ich habe da echt schon so manches erlebt und mitbekommen! Betrügereien sind also gar nicht so aussergewöhnlich!
Da war zum Beispiel mal eine Krebpatientin, welche schlau genug war, von der Rechnung des Krankenhauses eine Kopie zu verlangen, hm? (Normalerweise werden die Spitalrechnungen bei uns immer direkt an die Krankenkassen gesandt. Somit hat der Patient gar keine Übersicht mehr.)
Da rief sie mich (bei der Versicherung) an und sagte mir: "Meine Rechnung stimmt nicht! Da steht was von einer Arztvisite von einem Professor! Den habe ich aber NIE zur Visite gehabt! Er hat nur einmal den Kopf zur Türe meines Zimmers reingesteckt! - Aber DAFÜR verlangt er Fr. 400.-! Das ist doch nicht richtig! Und SIE sind doch meine Versicherung und BEZAHLEN noch für diesen Betrug! - Können Sie da nicht reklamieren?"
Ich weiss noch, ich habe damals für diese Patientin mehrere Telefonate geführt, weil ich fand, WIR als Versicherer müssten doch dieser Sache nachgehen! - Aber erstaunlicherweise sagte man mir, dass in so einem Falle NICHT die Versicherung zuständig sei, (die Versicherung bezahlt ja nur, WAS auf der Rechnung steht!) ... sondern die Patientin müsse sich SELBER darum kümmern und notfalls halt einen Anwalt hinzu ziehen!
Ich fand das den absoluten Gipfel, obwohl ich es aus der Versicherungs-Technischen Sicht noch verstehen konnte. Also musste ich dieser schwer kranken Frau anrufen und ihr mitteilen, dass sie sich selber um diesen "möglichen Betrug" kümmern müsste! Echt, es war mir selber richtig peinlich, weil ich IHR das jetzt auch noch zumuten musste!

Aber die Frau war echt cool! Sie besorgte sich wirklich einen Anwalt (sie konnte sich einen leisten), und der nahm die Sache dann in die Hand!
Wenige Monate später ist die Frau jedoch gestorben, ohne dass ich weitere Informationen über ihren Kampf erfahren hatte. Bis eines Tages ein dicker Umschlag mit einem Gutachten eines Anwaltes auf meinem Tisch lag. Es ging da um diese Fr. 400.-, welche fälschlicherweise verlangt wurden. Da waren Berichte von Ärzten und auch von diesem Professor zu sehen, ... wobei am Ende klar war: Dieser Professor hatte diese Patientin tatsächlich nie zur Visite im Krankenzimmer besucht!
Ich habe diese Unterlagen schleunigst an die obere Etage unserer Versicherung gesandt und verlangt, sie sollen das fälschlicherweise bezahlte Geld wieder zurück verlangen! Das wurde dann auch gemacht. Immerhin ein kleiner Sieg. Aber der Professor war unbescholten davon gekommen. Es wurde einfach als "kleiner Irrtum" hingestellt! Naja, und WIE soll man da noch Gegenbeweise bringen? Kleine Irrtümer gibt's ja auch zur Genüge!

Ich fragte mich hinterher: Ist das RICHTIG so, dass schwerkranke Patienten sich auch noch gegen Betrügereien wehren müssen? Wie KANN es überhaupt erst soweit kommen?
Hätte diese Frau niemals eine Kopie ihrer Krankenhausrechnung verlangt, wäre dieser Betrug niemals ans Tageslicht gekommen. Es waren zwar "nur" Fr. 400.-, ... aber wenn dies bei mehreren Patienten so gemacht wird, klammheimlich, ... dann geht das enorm ins Geld. Das Krankenhaus und die Ärzte VERDIENEN, ... und die Krankenkassen BEZAHLEN fleissig! Kein Wunder sind unsere Krankenkassenprämien so HOCH, ja bald mal unbezahlbar hier! Ich denke nämlich nicht, dass diese teuren Prämien NUR wegen den vielen, vielen kranken Menschen heutzutage so teuer sind! Da steckt wahrscheinlich noch eine Menge mehr dahinter!

Naja, soweit zum Thema hier. Liebe Tina, ich hoffe, Du kriegst das alles gut hin. Sprich doch mit Deinem Vater darüber, das wird das Beste sein. Sag ihm einfach, dass Du Dir Sorgen machst.

Bis dann, ja? Der Film im TV hat gerade angefangen ...!
Liebe Grüssli an Euch alle
vom "krassen" Känguruh

29.07.2002, 02:21
Hallo Brigitte

mmh - also ob ich die Mail jetzt hätte privat schicken sollen, auf die Idee wäre ich nicht gekommen, weil der Diagnoseschlüssel schon so offen ins Netz gestellt wurde ( und damit der Krankendatenschutz aufgehoben worden ist..) und die Codes alles andere als ein Geheimnis sind. Einmal den Code in die Suchmaschine eingegeben und man hat ein paar hundert Möglichkeiten zu schauen, was es bedeutet.
Falls es so sein sollte Tina - sorry.

Ja, ich denke schon, das diese Schlüssel nur für Deutschland gilt.. genaueres kann ich aber dazu nicht schreiben. Hab zu wenig Wissen darüber.

Was die Ärzteabrechnungen angeht denke ich mal, auch unter diesen Leuten und Krankenhäusern gibt es so`ne und solche..
Hab in den letzten Monaten viele Berichte über Abrechnungs-Skandale gesehen und gehört, die hier vor den Ärztekammern und Gerichten gelandet sind. Und wo sogar Praxen geschlossen wurden, weil nachgewiesen konnte, das falsch abgerechnet wurde.
Das gibt es wohl überall auf der Welt - und die "Branche" Medizin ist ein nicht unbeliebtes dabei.

viele Grüße
elisabeth

29.07.2002, 16:00
Hallo, Ihr Lieben!

Toll, dass Ihr mich nicht allein lasst mit diesem ganzen Wirrwarr von Codes und Gedanken darüber, was man nun tun sollte oder besser nicht... Manchmal ist es echt schwer, einen kühlen Kopf zu behalten (bes. bei den Temperaturen da draußen).

Mh, ich hatte auch überlegt, ob ich diese Codes hier überhaupt reinschreiben sollte, aber ich bin damit einfach nicht klar gekommen. Das System hat nämlich immer ganz viele Möglichkeiten ausgespuckt. Ist schon o.k. mit den Definitionen hier! Ich hatte eigentlich wirklich daran gedacht mit der E-Mail-Adresse, aber was soll es schon schlimmer machen. Ich hatte auch nochmal bei der Krebsgesellschaft angerufen und gefragt. Die hielten sich verständlicherweise bedeckt (geben keine Definitionen raus). Sie meinten auch, ich solle erst meinen Vater fragen. Wenn er es aber vielleicht nicht weiß? Es ist vertrackt, und ich finde es mal wieder ganz besonders schwierig, WIE man denn mit Krebspatienten umgehen soll. Am Liebsten würde ich sagen: "Sag' mir doch ALLES, bitte. Heul' Dich aus, lass' mich teilhaben. Ich will Dir helfen.", aber mein Taktgefühl (welches ich hoffentlich genügend habe) verbietet es mir. Er WILL vielleicht nicht reden. Er möchte vielleicht nur ein bisschen etwas unternehmen mit uns etc., ein paar schöne Dinge machen. Vielleicht weiß er, wie es um ihn steht, vielleicht aber auch nicht. Und vielleicht möchte er sich auch am liebsten nur davor verkriechen. Aber - ist das der richtige Weg?

Natürlich darf man eigentlich nichts wissen, was nicht einmal der Betroffene selber weiß (oder?), aber es wäre sicher leichter, mit der Situation umzugehen. Ich investiere auch ziemlich viel Kraft und Hoffnung in all die Recherchen. Da IST es von Belang, ob er "nur" dieses oder jenes hat, oder ob diverse Therapien sowieso schon nicht mehr in Betracht kommen! Da tappe ich dann im Dunkeln umher (es gibt noch mehr, die in der Nähe dieses Mörders umherirren). Und weiß gar nicht mehr, ob es was bringt. Da könnte ich dann lieber meine Kraft dafür aufwenden, schöne Dinge mit ihm zu unternehmen und vielleicht an ein Wunder zu glauben. So stürzt man doch immer nur von einer Hoffnung ins nächste Loch... Ja, Bettina, genauso ist es.

Wir müssen doch wissen, wie wir am besten mit ihm umgehen sollen. Das alles dient dazu, dass letztendlich IHM geholfen wird.

Die Frau hat auch noch gemeint, man müsse herausfinden, ob man nun kämpft, um demjenigen zu helfen UND reelle Chancen bestehen oder ob man kämpft, weil man Angst vor dem Verlust eines geliebten Menschen hat... (im Moment befinde ich mich wohl irgendwo dazwischen).

Seine Schwester kann ich nicht fragen. Sie bezieht niemanden mit ein, sie hört nicht einmal zu, wennn man von einer Möglichkeit (Therapien) spricht, ihm zu helfen oder versteht es nicht (vielleicht kann man sie ein bisschen mit Deiner Schwester vergleichen, Brigitte). Da sind einige Dinge ziemlich unschön gelaufen.

Seht Ihr, es ist schon schwierig, die Sache einfach auf sich beruhen zu lassen.
Wie kann ich denn mit etwas umgehen, wenn ich nicht weiß, womit?
Und wenn nur eine geringe Chance besteht, dass ich ihm DOCH helfen könnte (ich als Nicht-mal-Ärztin, tja), so kann ich nicht damit aufhören! Das würde ich mir nie verzeihen.
Und wenn es so ist, dass nichts mehr getan werden kann oder gewünscht ist (!), ja, dann will ich ihm helfen im Sinne von Stützen, von Akzeptieren, von Da-Sein, wenn es gewünscht ist (ich hoffe, ich lerne es).
Und bis dahin wird es mich weiterhin wahnsinnig machen, wenn ich nicht DIE Lösung für ihn finde.
Zusehen ist nicht einfach, und ich habe die Vermutung, dass das erst der Fuß des Berges ist...

Viele Grüße vom traurigen Kaninchen mit einem Ohr herunter geklappt

29.07.2002, 19:31
Ach, Tina-Kaninchen, komm schon, klapp Deine beiden Ohren hoch und zeig Deine Nagerchen!

Pass auf, ... wie war das jetzt? WANN hast Du Deinen Vater das letzte mal gesehen?
Ich denke nämlich, es gibt wirklich nur die eine Lösung, dass Du mit IHM sprichst. (Alles andere wäre "hintenrum"). Versuche, ihm beim nächsten mal zu sagen: "Papa, ... ich möchte Dir so gerne irgendwie helfen, aber ich weiss einfach nicht WIE!" Zeige ihm Deine Verzweiflung, Tina. Er wird es schon verstehen, solange Du ihn nicht zu einer Antwort drängst. Aber vielleicht wird er darauf eingehen und Dir ein bisschen mehr sagen können?
Wenn nicht, dann wirst Du es wohl oder übel akzeptieren müssen. Dann versuche einfach jenes zu tun, was Du geschrieben hast, nämlich die schönen Dinge mit ihm noch zu tun und zu leben, DA-Sein, Akzeptieren, Stützen, ... EGAL wie die Realität aussieht.
Vielleicht ergibt es sich zu einem späteren Zeitpunkt, wo Du erneut mit Deinem Vater sprechen kannst, oder vielleicht nochmal mit seinem behandelnden Arzt?
Ich weiss, dass Du zur Zeit verzweifelt nach einer Lösung suchst, nach einer möglichen Behandlungsmethode. Aber vielleicht solltest auch DU mal Pause machen? - Und zuerst mit Deinem Vater reden?

Die Aussage dieser Frau von der Krebsgesellschaft hat schon sein Wahres, jaja. Aber leider kann man das - WENN man in dieser Situation steckt so wie Du - kaum selber feststellen. Weil es nämlich BEIDES ist: Die Hoffnung nach Heilung und dass DIES real sein könnte, aber auch die Angst vor dem Verlieren des geliebten Menschen.

Aber wenn man die Hoffnung aufgibt, ist es, als gäbe man bereits den geliebten Menschen auf. Und Verlustängste sind immer da. - Also behalte beides, Tina. Es ist schon richtig so. Du wirst wahrscheinlich erst später feststellen, welche Ängste bei Dir in Wahrheit stärker gewesen sind.

Ich umarme Dich ganz fest, liebes Kaninchen. Lass die Schlappi-Ohren nicht hängen, ja?
Liebe Grüssli
vom Känguruh

31.07.2002, 19:41
Hallo Känguruh!

Viele Grüsse von unserer kleinen Robbe (auch an alle anderen).
Sie hält sich tapfer...

Grüsse (und bis bald mal wieder ausführlicher)
Jana

01.08.2002, 10:59
Hallo Ihr Lieben,
hallo Jana, ah, das ist schön etwas von unserer Robbe zu hören. Hoffe, dass sie sich irgendwann vielleicht wieder hier meldet. Wäre toll.

Wir haben heute in der Schweiz den eidgenössischen Feiertag. Mit Feuerwerk und allem Drumherum. Ich geh' jetzt mal. Zum geniessen.
Bis dann, Ihr Lieben!
Viele Grüssli
von Brigitte

01.08.2002, 12:20
Hallo an alle!

Es ist abzusehen, meinem Vater geht es von Tag zu Tag schlechter, der typische Verlauf, den ich hier schon so oft wieder und wieder nachgelesen habe - oft in der Hoffnung, dass es bei ihm doch alles anders kommt. Ich stecke den Kopf nicht in den Sand, aber ich bin realistisch - es geht nicht mehr lange. Himmel - und was dann? Es ist alles so unwirklich, tausend Mal durchdacht, vorgestellt, überlegt, aber ich kann es immer noch nicht fassen, glauben, wahrhaben... Das haben andere vor mir auch schon durchgemacht, ich werde es durchstehen, aber ich habe ganz arg Angst.

Ich will so gerne was lesen über das Sterben, den Tod - aber die Bücher von Elisabeth Kübler-Ross, die ich mir jetzt gekauft habe, die sind es nicht. Es ist mir zu - ach, ich weiß auch nicht wie, sie ist die Sterbeforscherin schlechthin, aber ich kann mit ihrem Stil nichts anfangen, sie nimmt schon immerzu vorweg, was man über ihre Theorien denken könnte und konditioniert einem damit regelrecht...

Habt Ihr einen Tipp für mich?

Ich danke Euch!

Bettina

01.08.2002, 12:47
Liebe Bettina,

ob dieses Buch welches ich Dir gern empfehlen würde, eins ist welches Dir einiges erzählt weiß ich natürlich nicht, vielleicht ist es ein Versuch wert?!
Es ist ein Buch besonderer Art, welches viele Stituationen um den Tod umschreibt

Der Tod geht um die Welt (Doris Iding)


Liebe Grüße Anke


Das, was dem Leben Sinn verleiht, gibt auch dem Tod Sinn (Saint-Exupe`ry)

01.08.2002, 20:01
Lieben Dank, werde es mir bestellen, die Beschreibungen, die ich finden konnte, klingen interessant.
Viele Grüße!
Bettina

01.08.2002, 23:56
Liebe Bettina,
ich glaube das könnte auch noch etwas für Dich sein?!

Den Tod erleben (Marie de Hennezel)

Marie ist Psycholgin auf einer Station für unheilbar Kranke. Seit Jahren begleitet sie Patienten beim Abschiednehmen vom Leben, dabei hat sie erfahren was die Lebenden von den Sterbenden lernen können.

Liebe Grüße Anke

02.08.2002, 22:15
Hallo Bettina,

ich musste öfter an Dich denken seit Deinem letzten Posting. Tja, früher oder später machen wir das ALLE durch mit unseren Eltern. Es gibt wohl kaum jemanden, der sich diese Gedanken nicht irgendwann machen muss.
Mit der Krankheit ist es natürlich noch mal anders. Aber nur wenige haben wohl das "Privileg", einfach einzuschlafen.
So weiß ich, dass ich da auch irgendwann durch muss. Den Kopf in den Sand stecken, nützt nichts, nein.

Meinem Vater geht es zur Zeit ziemlich schlecht. Es kann sein, dass es nur aufgrund eines kleinen notwendigen Eingriffs und Entzündungen, allgemeiner Schwäche etc. momentan so ist. Aber einen Schreck kriegt man immer wieder, besonders, wenn man weiß, dass jemand so krank ist. Es ist immer so ungewiss. Man weiß es einfach nicht.

Ich habe mir die Internet-Seite von der Kübler-Ross auch angesehen, weil ich hoffte, dort etwas über die Psyche von Krebspatienten zu finden (ich hatte etwas darüber gehört). Aber es geht ja scheinbar ausschließlich um den Tod, und ich fand das alles für mich auch nicht so ansprechend. Vielleicht ist man auch noch nicht so weit, mag sein, aber ich konnte damit auch nicht so viel anfangen.

Es ist so verdammt schwierig. Aber zwischen Bangen und Hoffen und Verzweiflung kommen auch immer wieder gefasste Momente, Momente, in denen man denkt: Bloß kein langes Leiden. Ist es nicht so?

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Stärke.

Sei ganz lieb gegrüßt!
Tina (die andere)

02.08.2002, 22:50
Hallo nochmal!

Brigitte, Du hast Recht
- ich MUSS meinen Vater fragen.

Momentan kommt erschwerend hinzu, dass es meinem Vater plötzlich schlechter geht. Er hatte einen kleineren Eingriff, und nun geht es ihm überhaupt nicht gut, er ist ganz schwach auf den Beinen etc. So plötzlich. Wir müssen abwarten. Das Schlimme ist, dass ich bisher nicht zu ihm durchgedrungen bin(ich habe ihn zuletzt vor einer Woche gesehen, da ging es ihm noch gut)!
Erst wollte er, dass ich zu ihm komme, dann wollte er doch lieber schlafen, dann war ständig schon anderer Besuch da...
Nun ist er wieder im KKH, und natürlich werde ich ihn da besuchen. Stell' Dir mal vor - die lieben Verwandten wollen mir verbieten, ihn zu besuchen! Und wenn, dann soll ich nicht mit ihm sprechen, weil er Ruhe braucht. Die spinnen doch alle!
Es ist alles so grotesk.
Sie rufen uns nicht mal an, wenn es Neuigkeiten gibt, bzw. erst Stunden später, so wie heute wieder! Mittlerweile weiß ich es eh schon aus anderer Quelle. Angeblich haben sie keine Zeit zu telefonieren, dürfen das Handy nicht benutzen im KKH etc. - und da treffe ich (vor 5 Stunden, also 5 Stunden vor ihrem Anruf eben!) meine Cousine im Ort, und die weiß schon alles.

Dann versuchen sie dauernd, auf uns einzureden, dass wir uns fernhalten sollen etc.!
Tja, hätte er mich doch nur amtlich adoptiert... Ich bin nicht "blutsverwandt", aber seit Baby bei ihm aufgewachsen und habe über 20 Jahre mit ihm zusammen gelebt. Er IST mein Vater. Nur, weil ich es auf dem Papier nicht bin, zählt das nicht??
Ich weiß ja nicht, wie Ärzte so was sehen...
Verlangen die einen Personalausweis? Soll ich es einfach verschweigen?

Wenn ein nahestehender Angehöriger so krank ist, ist es schon schlimm, aber wenn man nicht zu ihm durchdringt?? Nicht zu ihm kann, weil ihn immer andere "bewachen"?
Und er selbst ist zu schwach (auch psychisch), und kann vor allem nicht auch noch Streit gebrauchen. Warum machen die so was??

Liebe Grüße
Tina

03.08.2002, 05:42
Hallo Tina

das hört sich nicht so toll an... wenn Du seit Kindesbeinen bei Deinem Vater und Familie aufgewachsen bist, gehörst Du doch nun wirklich dazu. Egal, ob Blutsverwandt oder angenommen.
Ich kenne sowas aber auch - sogar in der eigenen Familie.
Das tut einfach nur weh...

Weißt Du, ich würde einfach ins Krankenhaus gehen - und Deinen Vater noch einmal besuchen. Sag dem Personal nicht, das ihr nicht blutsverwandt seit, und im Personalausweis kann man sowas nun wirklich auch nicht sehen ( wäre ja wohl noch schöner, wenn die den dort a) einsehen dürften/müssten oder sogar noch Datenabgleich machen würden.
Unterschiedliche Namen sind heute einfach Gang und Gebe...auch bei Blustverwandschaft.
Es ist Dein Vater ... punktum. Und als solchen besuchst du ihn auch.
Sprich so mit ihm, wie Du immer sprichst, oder nimm ihn in die Arme... die Hände - und redet gar nix. Nicht immer braucht man Worte, um einander zu verstehen, was der andere empfindet, fühlt oder denkt.

Wünsche Dir alles Gute
elisabteh

03.08.2002, 17:48
Hallo!

Wir sind heute morgen einfach zu meinem Vater hingefahren. Ob das nun gut war? Mh, ich denke, er hat sich schon gefreut, auch wenn es vielleicht nicht so ganz der richtige Zeitpunkt war. Wir sind extra ganz früh gefahren, um der Verwandtschaft nicht unbedingt über den Weg zu laufen. Ich klopfe also an die Tür und gehe vorsichtig rein, sehe eine Ärztin, murmele eine Entschuldigung und gehe wieder raus, da sehe ich gerade noch meinen völlig erstaunten Vater (wohl wegen der Uhrzeit). Er hatte in der Nacht einen Schock (kann das mit dem Kreislauf zusammen hängen?). Das konnte ich aber nicht wissen. Er sollte keinerlei Aufregung haben. Naja, ein Weilchen geblieben bin ich noch, und ich habe gedacht, komisch, SO einfach ist das also mit dem "Hand-nehmen", ich habe es ganz automatisch getan.

Die Ärztin war allerdings etwas daneben - hat ihn allen Ernstes gefragt, ob er, sollte es erforderlich sein, eine Intensivbehandlung wollen würde oder nicht - ihrer Einschätzung nach würde so etwas aber nur das Leben verlängern, jedoch nicht die Lebensqualität!
Ich fass' es nicht!!!! Wie kann man das jemandem sagen, der gerade einen Schock hatte, und dem es total schlecht geht, weil er (da er die Lage falsch eingeschätzt hat) gleich nach einer kleinen OP nach Hause wollte, was einfach zu früh war! Er hätte an den Tropf gemusst etc., zudem hat er noch eine Entzündung. Und da sagt die SO WAS?!
Meine Mutter zog sie dann noch zur Seite und sagte, dass solche Worte bei meinem Vater nicht unbedingt angebracht seien, da er sowieso total down sei und dass es immer auf den Menschen ankäme, DEM man so was sagt (ich kann mir kaum jemanden vorstellen, der solche Behandlung abkann), und da meinte Frau Doc, nö, so schätze sie meinen Vater nicht ein, das könne er ab, so ein ansonsten lebenslustiger, fröhlicher, netter Mensch (davon kann momentan wirklich keine Rede sein)!!

Naja, meine Mutter hat dann Tacheles mit dem Oberarzt geredet, und der hat ein "ernstes Gespräch" mit der geführt. Man, bin ich sauer!

Na, jedenfalls ist es gut, dass wir jetzt den direkten Weg zu meinem Vater gehen. Er muss sich jetzt erstmal ein wenig erholen, und dann werde ich ihn immer und immer wieder fragen, ob ich vorbei kommen DARF (er denkt ja immer, es ist eine Belastung für uns). Und dann FAHRE ich, egal wie die anderen das finden.

Irgendwie habe ich es geschafft, ruhig und gefasst zu bleiben (manchmal kann man so was, wenn's drauf ankommt!). Ich weiß nicht, ob es die richtigen Worte waren, als ich sagte: "Und in ein paar Tagen will ich Dich wieder topfit sehen!", aber irgendwie muss man ja versuchen, Optimismus zu bewahren und versuchen diesen zu vermitteln. Diese Ärzte können ganz schön was kaputt machen.

Habt Ihr übrigens die Fliege-Sendung über sanfte Krebstherapien gesehen? Fand ich eigentlich ganz gut.

Lieben Gruß
Tina

03.08.2002, 17:53
Elisabeth, Du hast Recht mit den Gesten statt Worten... Ich denke, ich werde mehr und mehr dahin kommen. Es ist schon komisch, auch der Betroffene denkt scheinbar immer, man erwarte von ihm, dass er jetzt was sagen soll... Das muss ganz schön anstrengend sein (noch anstrengender!).

Manchmal wünsche ich mir, mein Vater würde mich doch noch adoptieren. Naja, vielleicht ändert es wirklich nichts. Oder doch? Ich meine jetzt, wenn es um irgendwelche Entscheidungen geht...
Naja, momentan werde ich es wirklich so handhaben. Warum sollte ich sagen, dass er mein Vater ist, aber nicht ganz o.ä. Er IST es. Zu Beginn seiner Krankheit habe ich ihn gefragt, wie er das sieht, und er sagte, er habe auch allen Schwestern etc. immer gesagt, seine Tochter würde kommen. Das war schön.

03.08.2002, 18:23
Hi Tina-Kaninchen,
ich finde, Du hast das ganz toll gemacht. Es gibt eben Momente, wo nur Gesten wichtiger sind als Worte, und manchmal gibt es Momente, wo man sprechen muss.
Klar ist er Dein Vater. Und Du bist ja auch in seinen Augen seine Tochter. Er freut sich offenbar sehr darüber, Dich sehen zu können.
Lass Dich von anderen nicht irre machen. Jetzt hast du ja einen guten Zeitpunkt gefunden, wo Du Deinen Vater in aller Ruhe sehen kannst. Das ist super.
Liebe Tina, ich wünsche Dir weiterhin ganz viel Kraft und ich halte Deinem Vater ganz fest die Daumen.
Leider muss ich mich nämlich langsam von hier verabschieden, denn ich habe noch einiges zu erledigen diese Tage, bevor ich nächsten Sonntag in die Reha "einrücke". Ich muss von allem mal Pause machen, das wird mir gut tun. Vielleicht schaff ich es, mich nochmal hier zu melden, mal sehen.
Jedenfalls wünsche ich Euch ALLEN jetzt schon alles, alles Gute, eine schöne Zeit, VIEL Gesundheit Euren Lieben und Euch selbst, ja? Bleibt so mutig und tapfer!

Ganz liebe Grüssli
vom Känguruh

03.08.2002, 18:28
Hallo Kaninchen

Frage vorweg - bis Du Tina ( die andere meine ich?) weil mit den Tiernamen komme ich irgendwie durcheinander.. ist aber eigentlich auch egal.. war jetzt nur mal ne Frage zum einordnen für mich.

Also, das letzte was Du geschrieben hast, liest sich doch gut.
Weist Du, was das letzte gewesen ist, was mein "Vater" zu mir gesagt / geschrieben hat?
Es war 16 Jahre vor seinem Tod....
Er schrieb - "ich habe keine Tochter mehr, Du bist für mich gestorben" - trotzdem habe ich die Jahre danach immer mal wieder versucht, den Kontakt zu ihm zu bekommen, dachte, es muß doch möglich sein, das sich 2 erwachsene Menschen über "Früher" unterhalten können. Es ging aber nicht, dabei habe ich mir nur erlaubt, krank zu werden. Anders krank - als das er es akzeptieren konnte.
Na ja - da ist doch ein vielleicht nicht leiblicher Vater der so schöne Worte sagt, viel mehr oder?
Ja - und wenig Worte ist oft so viel.
Am 30.12. 2001 habe ich das letzte mal eine sehr gute Freundin von mir gesehen, in der Intensivstation einer Herzlklinik. Eigentlich einer der einzigen 3 Tage von 4 langen quälenden Wochen, wo wir Hoffnung hatten, das doch noch alles gut wird.
Es wurde nicht viel gesprochen, weil sie kaum konnte, durch fehlende Kraft - und mir fiel nichts besseres ein, als ihre Hand zu nehmen, die sie 3 Stunden lang nicht losgelassen hat..
fast ohne Worte - und doch so viel.

Ich wünsche Dir alles Gute
elisabeth

03.08.2002, 23:04
Hallo!

Eure Worte waren sehr schön. Heute ist so viel passiert, es war ein langer Tag. Ich habe meinen VATER (ja!!) noch nie so gesehen. Es war ein Schreck, jedoch bin ich fest geblieben. Irgendwie hatte ich das Gefühl, nicht mal mehr heulen zu können. Und wenn ich es getan hätte, hätte ich nicht mehr aufhören können. Nein, Tina (ja, ich bin die "andere" außer Bettina), habe ich mir gesagt, Du MUSST stark sein, keine Entgleisungen. Und ich habe mir auch immer wieder gesagt, wie geht es wohl IHM erst? Er weiß, dass er so aussieht, es geht ihm so schlecht... Wie würde ich mich fühlen, wenn ich die Trauer und Hilflosigkeit und das Entsetzen meiner Angehörigen spüren würde - statt mir Stärke geben zu können? Schrecklich.

Es ist wirklich so wichtig, für den anderen stark zu sein. Und wenn es mal gar nicht mehr anders geht (einmal sind mir doch die Tränen ein wenig gekommen), dann ist es wieder besser, ehrlich zu sein, den anderen trotzdem weiter anzusehen, ein Lächeln zu versuchen, vielleicht zu zeigen - ja, ich bin traurig, aber nicht schwach! Und Du bist es auch nicht. Wir schaffen das! -.

Diese Gedanken hatte ich zu einem maßgeblichen Teil durch Euch alle! Ich habe so Einiges mit Euch erlebt, mit Euch gelitten (nicht MITLEID im eigentlichen Sinne), mit Euch gebangt... Es war ein bisschen so, als hätte ich "Erfahrung", obwohl ich es selbst noch nicht durchlebt habe. Ein anderer Teil von mir, nun, der hat schwer zu schlucken (weil ich es ja eben zum ersten Mal wirklich erlebe). Ich BIN noch nicht wirklich soweit. Aber es hilft mir sehr, wenn ich mich an das erinnere, was hier diskutiert wurde, und manchmal kommen mir dann die richtigen Gedanken im richtigen Moment.
Ich habe das Gefühl, meinen Vater besser zu verstehen als ich es sonst gekonnt hätte.
Und wenn ich jetzt hier mit Euch kommuniziere, merke ich einfach, Ihr wisst, wovon ich spreche.

Vielleicht ist mir heute wirklich klar geworden (kennt Ihr das?), dass irgendwann der Moment kommt, wo man seine Liebsten verliert, selbst wenn die absolute Traumvorstellung eintritt und mein Vater noch lange damit leben kann.
Zumindest besteht die Möglichkeit, dass er sich vom jetzigen Zustand in irgendeiner Weise erholt. Darauf hoffen wir jetzt ganz stark.

Liebes Känguruh, ich wünsche Dir gaaaanz viel Erholung, Entspannung und Freude bei Deinem kleinen Urlaub, Deiner "Insel"! Vergiss' mal alles andere um Dich herum... und melde Dich dann bald frisch erholt wieder.

Liebe Elisabeth,
ich denke, Dein Vater hat so etwas gesagt, weil er selber ein Problem hatte! Es ist traurig, ich habe auch sehr negative Dinge in der Familie erleben müssen. Aber weißt Du - ich bin immer wieder zu dem Schluss gekommen: Familie kann man sich eben nicht aussuchen! Ich weiß nicht, ob da wirklich immer ein Sinn dahinter steckt oder eine Vorherbestimmung, mit wem man so verwandt ist!! Wahrscheinlich messen wir Menschen dem viel zu viel Bedeutung bei. Es gibt einfach wertvolle Menschen, und es ist ein Glück, wenn sie den Lebensweg von einem kreuzen - das müssen nicht unbedingt Verwandte sein! Nur das zählt doch letztlich. Ich bin auch wirklich froh, dass ich meinen Vater habe! Das ist wirklich wahr. Früher habe ich mich immer ziemlich bedauert (vonwegen Scheidungskind, auch wenn ich ja erst ein Baby war), aber ich weiß, was für ein Glück ich letztlich hatte und habe.
Schön, dass Du für Deine Freundin so da sein konntest und da warst!

Liebe Grüße
Tina (S.)

06.08.2002, 11:08
Liebes Kaninchen,
lass dich erst einmal drücken. Ich weiss, was du zur zeit durchmachst.
Leider nur zu gut. Wenn du weinen musst, als raus damit. Der Kummer darf sich nicht festfressen. Dies würde nur schaden. Nur bitte weine nicht - wenn möglich - nicht vor deinem Vater. Dies würde ihn selbst sehr traurig machen. Er braucht jetzt seine ganze Kraft, damit er zumindest eine Chance zur Heilung hat.
Wichtig ist, dass er weiss, er ist nicht allein.
Und es spielt keine Rolle, ob du die leibliche Tochter bist oder nicht.
Du bist wichtig für ihn und stehst ihm nah. Liebst ihn ...
all dies ist wesentlich wichtiger, wie der tatsächliche Verwandschaftsgrad.
Zeig ihm, was er dir bedeutet.
Wie man mit Trauer umgeht - leider kann ich es dir nicht sagen. Jeder muss seinen eigenen Weg gehen - ich suche immer noch und kann nur sehr sehr schwer damit umgehen.
Eigentlich dachte ich, dass ich keine Kraft mehr hätte, jetzt im Forum mich zu Wort zu melden. Aber das leid von Kaninchen hat es mir deutlich gemacht, wichtig ist, sich nicht einzuigeln, sondern versuchen, dem Leid eine andere Perspektive (nämlich durch Anteilnahme, Trost etc...) zu geben.
Ich kann es schlecht in Worte fassen.
Liebe Tina, sei für deinen Vater da - so intensiv und so lange wie irgendwie möglich. Erfülle ihm Wünsche (ich habe mit meiner Schwester noch Fotos geschaut und ihr die Welt auf diese Weise in ihr Zimmer geholt - Blumen, Tiere, das Leben...) lies ihm vor (z. B. Kishon, etwas worüber er lachen kann... und sich ablenken kann). Erzähle ihm aus deinem Leben (das hat mein Mann z. B. gemacht - alltägliches, damit meine Schwester noch teilhaben konnte, an dem was draussen abgeht)
Aber wenn es tatsächlich zum Schlimmsten kommen sollte, zeige ihm, dass er gehen kann, ohne sich Sorgen und Kummer um dich und deine Lieben machen zu müssen.
Natürlich muss es jeder selbst entscheiden - aber ist eine Verlängerung des Lebens gut, wenn man Gleichzeitig weiss, das Leid, der Schmerz und der Kampf wird nur herausgezögert.
Ist es dann nicht besser, zu wissen, er / sie (in meinem Fall) ist relativ ruhig eingeschlafen.
Aber was wichtig, niemals die Hoffnung verlieren.
Da ich jetzt auch wieder zum Heuler werde, verabschiede ich mich für heute, um unter meine Eisscholle abzutauchen (sprich Arbeit - heute ist mein erster Arbeitstag, es ist schlimm, Albtraum...)
Liebe Tina, ich bin in Gedanken bei dir und drücke dir und vor allem deinem Vater ganz fest die Daumen, damit es besser wird und er es schafft.
der kleine Heuler

P.S. Es ist wirklich schlimm, wie wenig fingerspitzengefühl so manche Mitmenschen haben.
Einen Termin für die Beisetzung / Trauerfeier haben wir nicht, aber bereits die ersten Rechnungen - die Städte Köln und Frankfurt werden erst dann tätig, wenn der Rechnungsbetrag gezahlt wurde.
Dabei ist noch nicht einmal ein Erbschein da - so müssen wir alle zusammenlegen...
Blankes Chaos.
Noch zum Thema Verwandschaftsgrad:
Meine Schwester wollte ja noch heiraten - leider reichte die Zeit nicht. Aber für uns ist ihr Lebensgefährte doch Schwager und Schwiegersohn, auch wenn das entsprechende Papier fehlt.
Auch wenn er nicht erbschaftsberechtigt ist, er soll das Erbe antreten...
Tja - wenn ich nur wüsste, wie man am Besten mit Trauer umgeht... ich stürze mich in die Arbeit. Noch nie so eine aufgeräumte Wohnung gehabt. Arbeiten, die ich schon immer mal machen wollte (z. B. Vorratskammer entrümpeln) kommen jetzt gerade recht und werden schnell erledigt. Nur nicht zur Ruhe kommen...

06.08.2002, 11:53
Hallo Robbe,
schön, dass Du Dich meldest. Habe leider nicht sehr viel Zeit, um hier zu schreiben, aber ich möchte jetzt an Dich doch noch ein paar Worte richten, weil ich mit Dir mitfühle.
Hmja, Trauer ist etwas sehr persönliches. Ich kenne das auch, mit diesem Gefühl, bloss nicht zur Ruhe kommen zu müssen. Das geht bei mir manchmal so weit, dass ich dann sogar anfange, mein Silberbesteck zu polieren ..., oder die kleinsten Kleinigkeiten anfange zu putzen!
Aber das ist nicht schlimm, es ist eine Art und Weise, das Ganze zu verarbeiten. Vielleicht ist es Ablenkung, ich weiss es auch nicht. Aber solange es gut tut, dann ist es okay. (Habe in den letzten Tagen auch ziemlich viel geputzt! Und meinen Boxsack aufgehängt und fleissig geboxt! Jetzt tun mir die Arme und Schultern weh ... hach!)

Melde Dich ruhig wieder, wenn Dir danach ist, ja? Ich umarme Dich ganz fest.

Liebe Grüssli von Brigitte
PS. Du kriegst demnächst noch eine Postkarte von mir, gell? Vom Schweizer-Ländle!

PS: Tina-Kaninchen? Danke für Deine lieben Worte. Kann Dich gut verstehen.

25.08.2002, 12:25
Hallo Ihr Lieben,
habe heute meinen zweiten Sonntag-Ruhetag von der Ruhe-Reha. Noch eine Woche, dann bin ich wieder zu Hause. Frisch erholt. Mann, tut das gut!

Heute geniesse ich meine Katzen und hole meine frische Wäsche. Am Abend muss ich wieder einrücken. - Und natürlich guck ich hier im Forum rein, und was sehe ich? Hier schreibt seit zwei Wochen niemand mehr was! Hoffe doch, Ihr seid trotzdem alle noch da, oder?

Habe in der Klinik nun wieder ein paar sehr nette Krebspatienten kennen gelernt.
Krebspatienten sind alles ganz, ganz, liebe Leute, hm-hm! Stelle ich immer wieder fest! Netter als bloss nett, jaja! Im Augenblick hat es dort mehrheitlich ältere Menschen. Und sie gucken mich manchmal mit ein bisschen mitleidsvollen Blicken an, mich zweiundvierzigjährige, und sagen mir: "Wissen Sie, ich habe ja viel Glück gehabt, fast siebzig zu werden. Aber Sie, SIE sind ja noch soooo jung ...!"

Krebs. Lebenslängliche Stoma-Träger, bis auf die Knochen abgemagerte Menschen die kaum Essen können, Mütter in meinem Alter mit drei kleinen Kindern ..., ein leidvoller Anblick, und trotzdem können sie alle noch lachen, Freude empfinden, weiter Leben. Und ich fühle mich ihnen so nah, weil wir grundsätzlich alle das selbe Leid leben, manchmal mit Tränen, aber meistens mit einem lebensfrohen Lächeln. Alle sind sie mutig, dem Schicksal haben sie sich angepasst und versuchen damit zu leben, manchmal leichter, manchmal schwerer. Jeder einzelne hat seine eigene Geschichte, Rang und Namen spielt dabei absolut keine Rolle, alle sind gleich, ... und alle Betroffen.
Übrigens hat es viele Deutsche hier in Arlesheim. Und Österreicher. Richtig international. Sogar Amerikaner. Und von Spanien kommen sie. Von Frankreich. Und natürlich von der ganzen Schweiz. Das ist immer ganz interessant und von den Sprachen her recht lustig.

So, ich wollte nur kurz eine Kleinigkeit hier schreiben und mich melden. Hoffe, Euch geht es allen gut. Bis dann, ja?
Ganz liebe Grüssli vom
erholten schweizer Känguruh

31.08.2002, 07:47
Hallo!

Bin heute morgen bei der Suche nach Antworten auf viele Fragen auf dieses Forum gestoßen und habe eine Frage. Kennt irgendjemand im Raum Stuttgart eine Selbsthilfe-/Trauergruppe für Angehörige/Lebenspartner von schwer Krebskranken??

Ich suche diese Gruppe für meine Mama, deren Partner (seit 20 Jahrena auch wie ein Vater für mich) sehr schwer an einem kleinzelligen Bronchialkarzinom mit Metastasen an Leber und Skelett erkrankt ist. Nach 1 1/2 jährigem "Behandlungsweg" befürchten wir zur Zeit das Schlimmste. Ich habe große Angst, dass meine Mutter, falls unser Lieber jetzt wirklich sterben sollte, dann völlig zusammenbricht. (Er hatte vor zehn und vor fünf Jahren auch schon Non-Hodkin-Krebs und auch damals sind wir schon durch alle Höllen gegangen und meine Mama hat einfach keine Kraft mehr. Ich selber habe ein kleines Kind und Angst, dass ich meine Mutter alleine nicht auffangen kann.
Würde mich über Rückmeldungen sehr freuen.

Grüße
Nadja
ruedinadja@aol.com

Krebs-Kompass
31.08.2002, 12:10
Liebe Nadja,

wende dich doch am besten an:

Onkologischer Schwerpunkt Stuttgart e. V.
Rosenbergstr. 38
70176 Stuttgart
Tel. 0711/991-3511
Fax: 0711/991-3510
E-Mail: info@osp-stuttgart.de

Dort kennt man bestimmt viele Gruppen in der Nähe.
Ich wünsche euch von Herzen das Beste.

Marcus

31.08.2002, 15:13
Hallo Nadja,

ich habe vor 5 Monaten meinen geliebten Ehemann (30 Ehejahre) verloren und bin aus diesem und anderen Gründen selbst am Ende meiner Kraft und völlig verzweifelt.
Dennoch fand ich hier in diesem Forum immer einmal die Eine oder Andere, die mir mit ihren lieben Worte versucht hat Trost zu spenden. Auch eine virtuelle Umarmung tut von Zeit zu Zeit gut.Leider habe ich dieses Forum erst nach dem Tod meines Mannes entdeckt, denn hier findet man, sowie auch im übrigen Krebs-Kompass teils wichtige Informationen.Wir hatten leider nicht mehr das Glück sie zu nutzen.
Langer Rede, kurzer Sinn,- vielleicht würde es Deiner Mutter guttun sich hier anonym auszutauschen.Hier kann sie von ihren Ängsten und ihren Sorgen "sprechen" ohne daß jeder weiß, wer sie ist. Das ist für Manche hilfreich.
Alles Gute, ich wünsche Euch soviel Hilfe, wie möglich von allen Seiten,Nadine