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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hatte mein Vater Schmerzen trotz Morphium?


27.06.2002, 12:58
Ich habe heute hier einige Texte von anderen gelesen. Trotzdem fühle ich mich traurig, allein und hilflos. Mein Vater - er war erst 51 ist am 19.06.2002 zu Hause eingeschlafen. Ganz ruhig in der Nacht ca. 3.00 Uhr. Ich wohne eigentlich 200km entfernt, war aber seit 13.06.2002 bei ihm - 24h rund um die Uhr. An dem Donnerstag bin ich gegen Mittag angekommen, meine Mutter empfing mich bereits an der Tür mit den Worten "er liegt im Sterben" . Das er den Kampf gegen den Krebs verlieren würde, wussten wir seit April, aber nun war die Zeit tatsächlich da... Am Wochenende vorher war ich mit meinem Verlobten da, einige Verwandte auch, da sass er noch in seinem Bett, er konnte zwar nicht mehr aufstehen, aber reden, scherzen und lachen. Er war noch da... Nun lag er mehr oder weniger reglos im Bett, konnte weder essen noch trinken und bekam in immer kürzeren Abständen Morphium. Ab und zu schlug er die Augen auf, hob die Arme, versuchte etwas zu sagen, aber kein Laut kam mehr über seine Lippen. Kurz darauf lag er wieder reglos da. Besonders schlimm war es, wenn die Schwestern zum Waschen morgens kamen. Er hatte so eine Felldecke, damit er sich nicht wundliegt. Aber dadurch, dass er nichts mehr getrunken hat, gab es doch einige Stellen am Rücken. Die haben wir eingecremt und abgedeckt. Nun musste er zum Waschen aber leider bewegt werden. Ich glaube, dies hat er bewusst erlebt, er hat leise gestöhnt, als wir ihn zur Seite drehten und uns mit den Armen "weggeschlagen". Das man einem Menschen, noch dazu dem eigenen Vater soetwas antun muss, ist grausam. Immer weider stelle ich mir die Frage: Hatte er Schmerzen oder hatte er keine. Die Meinungen der Pflegeschwestern und des Arztes, waren erst eindeutig. Nein, er hat keine Schmerzen. Aber es ging über 5 Tage so, von Tag zu Tag wurde er unruhiger, auch wenn er jeden Tag mehr und in kürzeren Abständen Morphium und andere Beruhigungsmittel bekam. Am lezten Tag schreckte er alle 5 Minuten hoch, wir haben ihn keine Sekunde aus den Augen gelassen. Woher soll man wissen, was passiert? Hat vielleicht jemand ähnliche Erfahrungen oder eine Meinung dazu? Ich würde mich über Eure Beiträge freuen. In den lezten Tagen - die Beerdigung war vorgestern, bin ich kaum zur Ruhe gekommen, aber neben der Trauer, dass mein Papa nie mehr da sein wird, kann ich die Bilder dieser Tage nicht veregessen...

27.06.2002, 17:53
Mein Mann ist am 14.06.02 mit nur 44 Jahren nach 2 1/2-jährigem Kampf gegen den Lungenkrebs - verstorben.
Die letzten beiden Tage hat man ihm ebenfalls dosiert Morphium verabreicht. Die letzte Nacht sogar sehr hoch dosiert. Er war bis auf die letzten 3-4 Stunden noch ansprechbar. Er hat sogar noch seine Späße mit mir gemacht!
Laut Auskunft der Ärzte hatte er durch die Morphin-Gabe aber keine Schmerzen und keine Atemnot. Er ist ganz friedlich eingeschlafen. Durch eine hohe Dosis vergessen die Patienten einfach weiter zu atmen, weil das die Atmung hemmt und schlafen dann ein.
Du kannst ganz beruhigt sein, Dein Vater hatte bestimmt keine Schmerzen mehr. Er hat auch ganz bestimmt gefühlt, daß ihr beide bei ihm seid.
Wenn Du die Möglichkeit hast darüber mit einem Arzt zu sprechen, solltest Du es tun, er kann Dir die Angst nehmen.
Ansonsten wünsche ich Dir und Deiner Mutter ganz viel Kraft für die kommende Zeit.
Vor allem über das Erlebte ganz viel Reden - hilft. Glaub mir.
Falls ich Dir sonst irgendwie helfen kann, gerne.
Liebe Grüße Gaby

29.06.2002, 16:14
Liebe Gaby, danke für Deine Antwort. Dein Mann hat dann anscheinend das gleiche Schicksal gehabt, wie mein Vater-er hatte seit Weihnachten 1998 mit dem Krebs zu kämpfen. Damals wurde bei ihm Darmkrebs festgestellt und auch ein künstlicher Darmausgang gelegt. Seitdem gab es immer wieder Hoch´s und Tief´s. Es tut mir auch besonders für meine Mutter leid, sie ist diejenige, die nun allein ist- ich habe meinen Verlobten und wohne zudem weit weg. Wie kommst Du zurecht? War Dein Mann zu Hause? Mein Vater war eigentlich schon seit Samstag, den 15.06.2002 nicht mehr ansprechbar, nur dieses "Aufschrecken" und die Abwehrreaktionen beim Waschen. Ich hab immer gehofft, er kann mich noch hören, hab mit ihm erzählt, auch als er schon tot in seinem Bett lag. Es ist so unvorstellbar, dass er weg ist... Immer dachte ich, wenn ich ihn ansah, gleich macht er die Augen auf-gleich... Das er keine Schmerzen haben sollte, hat der Arzt auch immer gesagt, aber zuletzt wurde auch er immer sprachloser, als er immer unruhiger wurde und immer öfter hochschreckte und die Augen aufriss. Ich glaube, zuletzt war er sich nicht mehr sicher!! Was mich beruhigt ist, dass er offensichtlich sehr ruhig eingeschlafen ist, wir hatten uns ausnahmsweise einmal beide für ein paar Stunden hingelegt. Ich hatte mir aber den Wecker auf 3.00 Uhr gestellt, um dann nach ihm zu sehen. Da war es passiert, so als ob er allein sein wollte. Man sagt ja, die Angehörigen sollten den Sterbenden loslassen können. Vielleicht hatte er dieses Gefühl erst, als keiner mehr an seinem Bett saß?? Ich würde ihn so gern fragen.
Ich bin froh, alles mal hier schreiben zu können und hoffe, dass mir jemand "zuhört". Dir liebe Gaby für die kommende Zeit auch viel Kraft und auch Mut alles anzupacken. Ich hoffe, Dir stehen Freunde und Verwandte zu Seite.
Viele liebe Grüsse Yvonne

30.06.2002, 20:55
Liebe Yvonne,

meine Tochter ist vor 6 Wochen ebenfalls an Krebs verstorben. Sie war in den letzten Stunden ebenfalls sehr unruhig, obwohl sie Morphin bekam. Ich hatte allerdings zu keinem Zeitpunkt das Gefühl das sie Schmerzen hat. Sie hat gekämpft. Wir haben uns von ihr verabschiedet, doch einer ihrer Brüder wollte sie nicht gehen lassen. So hat sie gewartet bis ihre Brüder das Zimmer verlassen hatten. Ich sehe es heute als letzten Liebesbeweis ihren Brüdern gegenüber. Ich denke dein Vater hat auch den Zeitpunkt gewählt, wo er in Frieden gehen konnte. Schon vor dem Tode von Julia habe ich einige Bücher von Elisabeth-Kübler Ross gelesen, sie haben unserer Familie sehr geholfen, das Sterben zu verstehen. Leider ist es tagtäglich so, das wir ihre Hülle vermissen . Ich weiß das sie noch bei uns ist, nur auf einer anderen Ebene. Ich weiß das es kein Trost ist, aber wie können wir weiterleben, wenn wir den Tod als Endgültigkeit sehen ?
Ich wünsche dir viel Kraft, den Mut zum trauern und viele Freunde / Familie die dich in dieser schweren Zeit unterstützen.
Viele Grüße
Marlene

01.07.2002, 08:12
Liebe Yvonne,
danke für Deine Zeilen.
Leider war mein Mann die letzten 2 Tage in der Klinik. Aber - ich habe große Hochachtung vor den Ärzten und Schwestern. Mein Mann ist ganz in Würde verabschiedet worden und wir durften die letzten Tage rund um die Uhr bei ihm sein. Außedem hat uns eine Seelsorgerin begleitet. Man hat uns am Abend noch gesagt, daß viele Patienten, die eine enge Bindung zum Partner oder der Familie haben, erst einschlafen können, wenn diese den Raum verlassen haben, das war auch bei meinem Mann der Fall. Wir waren vielleicht 10 Minuten nicht bei ihm und diese Zeit hat er für sich genutzt. Für mich war es sehr schwer, da ich ihn auf seinem letzten Weg nicht alleine lassen wollte.
Soweit komme ich ganz gut zurecht. Zwischen meinem Mann und mir war alles besprochen und auch ausgesprochen. Außerdem war ich auch vorbereitet. Für meinen Sohn dagegen war es sehr sehr schlimm, da er die Krankheit total verdrängt hatte.
Da Dein Vater ganz ruhig einschlafen durfte bin ich mir ganz sicher, daß er keine Schmerzen hatte.
Schade, daß Du so weit weg von Deiner Mutter wohnst, die Dich jetzt sicher brauchen könnte. Sei einfach für sie da, wenn auch nur teleonisch. Und das beste ist einfach ganz viel Reden, das hilft euch beiden.
Liebe Grüße und alles alles Gute
Gaby

01.07.2002, 20:40
Liebe Marlene, liebe Gaby- DANKE für Eure lieben Zeilen, es tut gut, zu wissen, dass man nicht allein dasteht, so schlimm es auch ist. Eure Schicksale haben auch mich bedrückt, jedes einzelne ist traurig... Beim Lesen kommen meine Erinnerungen immer wieder hoch.
Das Du Gaby mit Deinem Mann alles besprochen hast, ist wie ich finde, sehr wichtig. Auch meinem Vater war dies, bis zu einem Punkt sehr wichtig. Alles hat er geregelt, selbst seine eigene Beerdigung. Irgendwann war er aber auch an einem Punkt angelangt, da wollte er davon nichts mehr wissen. Ich habe jetzt grade ein Buch gelesen von einem kleinen Jungen, der auch wusste, dass er sterben würde. Er hat sich von allen verabschiedet und wenn er diese Personen später noch einmal wiedergetroffen hat, hat er sie gar nichts mehr angesehen. Das "Thema" war abgeschlossen für ihn. So ähnlich haben wir es bei meinem Vater auch erlebt.
Das Menschen erst einschlafen können, wenn Ihre Lieben den Raum verlassen haben, hätte ich so nicht gedacht. Ich bin aber froh, auch von Euch diese Erfahrung zu hören. Im ersten Moment war ich auch traurig, dass ich gerade in diesem Moment leider nicht da war...Dieser Moment, als ich feststellt, dass er aufgehört hat zu atmen... Ich hab dann gedacht, er wird sich verlassen gefühlt haben in seiner schlimmsten Stunde.
Ich wünsche auch Euch viel Kraft zum Weiterleben und ein wenig Sonnenschein jeden Tag. Mein Vater wäre der allererste, der sagen würde: Nun mal Kopf hoch, es MUSS weitergehen. Er hat es nicht gewollt, dass wir uns gehenlassen. Tagsüber, wenn ich arbeiten gehen, funktioniert das auch recht gut. Nachts aber, wenn meine Gedanken freien Lauf haben, kommen die Tränen. Besonders weh tut mir auch, dass ich meine Mutter da nun allein in dem grossen Haus lassen muss, es muss schrecklich sein, wenn einen alles, jede Kleinigkeit an ihn erinnert. Sicher geht es aber Dir Gaby auch so, vielleicht auch Dir Marlene, war Deine Tochter noch zu Hause? Ich drücke Euch ganz fest und schicke ein paar klitzekleine Sonnenstrahlen zu Euch - auf das sie Euch ein kleines Lächeln ins Gesicht zaubern.
Bis bald - Yvonne

31.07.2002, 09:26
Liebe Marlene, auch ich habe meine Tochter Julia, 26 Jahre, vor einem Jahr an Krebs verloren. Sie hat 7 Monate sehr gelitten und hatte große Schmerzen bis zu ihrem Tod. Sie hatte neben der Morphiumpumpe noch eine Schmerzpumpe direkt ins Rückenmark, weil die Schmerzen sonst nicht zu ertragen gewesen wären. Zwei Tage vor ihrem Tod war sie auch sehr unruhig, nachdem sie dann ins Koma fiel und friedlich einschlief. Schreib doch mal wie alt Deine Julia war.
Gruß Gisela

04.11.2002, 23:46
mein mann habe ich 20 mg morphin gespritz alle 2 stunden dabei hat er sich noch morphin tablette gemischt mit schlaf tabletten er hatte zwei peridu-rucken markpumpe eine implantat ander nach aussen implantat gefullt mit 2000 mg morphin 2ml pro 24 stunden nicht selbst regelbar aussen pumpe 1500 mg morphin selbst bedienbar ohne grenze und hatte trotz dem irrsinige schmerzen die kombination mit schlaftabletten und morphine tabletten hat ihn einwenig erleichterung gebracht bei meinem mann hat morphin nichts gebracht aber vielleicht bei andere ?

21.11.2002, 15:35
Liebe yvonne! es tut mir sehr leid mit deinem vater. ich kann es sehr gut nachempfinden. ich habe meine mutter am 1. september an krebs verloren. im mai diesen jahres ist sie notoperiert worden und dann die diagnose krebs---überall---2-3 monate noch zu leben. meine mutter lebte in spanien, ich habe meine sachen gepackt und bin 3 monate geblieben. ihr ging es sehr gut.wir haben die zeit genutzt. wir waren im meer schwimmen , spazieren, in restaurants usw. als wmm nichts wär. meine mutter hatte die ganze zeit keine schmerzen. im august war ich für 2 wochen in deutschland als der anruf kam, meine mutter läge im krankenhaus--darmentzündung. alle freunde meiner mutter haben mich versucht zu beruhigen, bis ich mich schließlich entschloss am 28. august zu ihr zu fliegen. ich wollte sie nach deutschland holen, doch vor ort, sah ich daß meine mutter bereits nicht mehr transportfähig war. freitagnacht bin ich vom flughafen direkt ins krankenhaus. da lag meine mutter mit wahnsinnigen schmerzen. ich habe gedacht ich müsste sterben. ich schrie nach morphium, dann kam eine schwester mit der sprize, die hielt aber nur 2 stunden. bis zum nächsten morgen 9,00 hatte meine mutter schmerzen, da das morphium zu gering dosiert war und nachts die schwester nicht selber entscheiden durfte. das bild werde ich auch niemals vergessen. ab samstag hatte sie keine schmerzen mehr. die dosis wurde erhöht. meine mutter sagte mir noch, sie sei so unruhig, sie würde so gerne ein schlafmittel bekommen. ich glaube diese unruhe ist normal für alle die im sterben liegen. es ist die unruhe vor einer langen und wahrscheinlich (jedenfalls glube ich es)wichtigsten reisen die wir alle einmal vor uns haben werden. sie starb sonntagmorgen

21.11.2002, 15:42
meine mutter ist sehr friedlich eingeschlafen, deshalb glaube ich nicht das sie schmerzen hatte. sie sah aus als wäre sie fortgeflogen. ich war nicht bei ihr als sie starb, denn ich hätte versucht sie festzuhalten. in der nacht samstag auf sonntag ist meine schwester und ihr freund geblieben. meine mutter ist gegangen als meine schwester nicht im krankenzimmer war, sondern als nur der freund meiner schwester da war. auch sie hat, denke ich, auf den für sie richtigen zeitpunkt gewartet.

Liebe yvonne, marlene und gaby !
ich weiß wie weh es tut einen so geliebten menschen zu verlieren. reden und trauern ist das einzige, wie ich finde was hilft.

Alles liebe für euch annabelle

21.11.2002, 22:57
Liebe Ovy,

Du machst ja wohl das Gleiche durch wie ich. Mein Vater ist 2 Monate nach Deinem eingeschlafen. Auch mir kommen immer wieder die Erinnerungen. Jeden Tag denke ich an ihn (zum Glück), es kommen immer mal wieder Tränen. Und ich denke auch immer wieder mal darüber nach, wie es die letzte Zeit war.

Als ich Deinen Bericht las... genauso war es bei ihm auch!

Mein Vater hat auch um sich geschlagen, wenn er gewaschen wurde etc., so schwach wie er war, es dauerte auch ca. 1 Woche (er bekam ebenfalls Morphium).
Vielleicht hilft Dir Folgendes: Bei dem Wenigen, was mein Vater noch gesagt hat oder sagen konnte kam auf meine Frage, als er wieder versuchte, die Schwestern "wegzuscheuchen", ob er denn Schmerzen habe: "Nein, SCHMERZEN nicht".
Was soll das bedeuten?
Vielleicht nimmt das Morphium wirklich die Schmerzen, vielleicht ist der Zustand aber irgendwie anders unangenehm? Kennt sich damit jemand aus? Ist es vielleicht alles zu hell, zu laut etc. oder Ähnliches? Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es wahrscheinlich aber immer noch besser ist als so grausame Schmerzen!

Liebe Grüße
Tina

08.12.2002, 23:58
Liebe Gaby, liebe Iyonne,
Ihr sprecht mir so aus der Seele und ich bin froh heute endlich diesen Chat gefunden zu haben. Mein Vater ist an Darmkrebs gestorben vor 7 Jahren, ein Tag vor Weihnachten,ich war 23 Jahre alt. Und jedes Jahr in der Adventszeit kommen die Erinnerungen. Man hat den Krebs bei meinem Vater erst im Endstadium
entdeckt, im November, da war ich hochschwanger. Dann hieß es, er würde nur noch vier Wochen leben. Ich hatte meine zwei Tage alte Tochter Sophie im Arm und wußte nicht wohin mit meinen Gefühlen. Das mein Papa sterben sollte, war unvorstellbar für mich. Ich habe ihn dann mit Sophie im Krankenhaus besucht, er bekam schon so viel Morphium, daß er immer öfter kurzzeitig nicht ansprechbar war. Er lag schon im Sterben. Als ich ihm sein Enkelkind in den Arm legte, strahlte sein ganzes Gesicht, richtig lebendig sahen seine Augen aus und plötzlich klingelte er Sturm nach der Schwester. Sofort kam die ganze Mannschaft in sein Zimmer- die dachten sicher er stirbt- Ärzte, Schwestern, bestimmt fünf Mann. Als sie meinen Papa so sahen mit Baby im Arm und so stahlend, blieben sie wie verwurelt stehen. Er sagte: "Gucken Sie mal, daß ist meine Enkeltochter Maria Sophie und im Frühjahr gehe ich mit ihr spazieren." Das war so furchtbar. Alle waren irgendwie versteinert und mein Papa strahlte das schlafende Baby an. Zwei Nächte darauf ist er gestorben, früh um vier. Ich war nicht bei ihm. Das macht mit bis heute zu schaffen. Ich ertrage den Gedanken nicht, daß er vielleicht qualvoll und allein gestorben ist. Als ich dann morgens um sieben ins Krankenhaus kam, sagte die Schwester nur "Er wollte nicht sterben".
Liebe Yvonne, warst Du bei Deinem Vater, als er starb? Und hattest Du auch Angst? Ich hatte immer so Angst, wenn ich im Krankenhaus dieses letzte Zimmer am Gang betrat, dieser Geruch, der Anblick, meine Hilflosigkeit. Erst wenn ich Papa's Hand nahm wurde es besser.
Das ist jetzt alles schon 7 Jahre her und eigentlich geht es mit ganz gut. Ich finde nach wie vor Kraft, Antworten und Trost im Glauben und in der Musik. Aber jedes Jahr in der Adventszeit läuft der alte Film wieder ab. Ich rede dann viel mit meiner Mutti und wir sind uns dann immer sehr nahe. Das ist eigentlich schön.
Ich wünsche Euch eine gesegnete Adventszeit
Eure Claudia

21.01.2003, 20:37
Liebe Claudia,
Dein Beitrag ist zwar schon über 1 Monat her, ich möchte trotzdem heute darauf noch reagieren. Ich hatte damals vor allem große Angst, nicht bei meinem Vater sein zu können, wenn es soweit ist.Ich wohne sehr weit weg von ihm, und meine Sorge war damals, gerade wieder weggefahren zu sein.
Nun zumindest da war ich, wenn auch nicht im Zimmer bei ihm. Aber der Anblick war einfach schlimm für mich, meinen so lebenslustigen Papa dort zu sehen, hilflos. Ich weiss, dass er es so nicht gewollt hat und je länger es dauerte, je mehr weh tat es mir. Ich hätte ihm damals, wenn ich es selbst gekonnt hätte, selber Morphium gespritzt. Ich wollte, dass es aufhört... es war die schlimmste Woche meines Lebens und sie verfolgt mich immernoch fast jeden Tag.
Bei uns gab es eine ähnliche Geschichte, wie bei Dir. Mein Vater lag schon einen Tag nur da, bewegte sich nicht und röchelte nur, als ich damals bei meinen Eltern ankam.... der Arzt war morgens da und deutete an, dass es sich nur noch um Stunden handeln konnte. Ich bin dann mittags dort eingetroffen und die Lage war bis zum späten Abend unverändert so. Meine Mutter und ich saßen ununterbrochen an seinem Bett. Er hatte sich den ganzen Tag über weder bewegt, noch sonst irgendein Lebenszeichen von sich gegeben. Irgendwann wollte ich sein Bein, welches vom Bett zu rutschen drohte, wieder hochschieben. In diesem Moment wurde er wach-hellwach und schaute mich an, sagte meinen Namen, umarmte mich und fing an zu erzählen: warum habt ihr nichts zu essen hier? ich wollte doch tatort gucken. usw. Meine Mutter und ich - wir sahen uns nur an und wußten nicht, was los war. Es war wie ein Wunder. Das ging so über ca. 3 Stunden, dann war alles wie vorher.

Wie geht es Dir zur Zeit?
Liebe Grüße
Yvonne

23.01.2003, 09:32
Hallo,

meine Mutter ist nach Weihnachten gestorben. Sie hatte Knochenkrebs, und in den letzten Tagen war sie sehr unruhig, hat sich immer wieder von einer Seite auf die andere gewälzt und dabei gestöhnt. Auf die Frage, ob sie noch Schmerzmittel haben will, sagte sie jedesmal "ja". Sie bekam zwar Morphium über eine Schmerzpumpe, aber bei Bedarf wurde nachgespritzt (Beruhigungs- oder Schmerzmittel). Mein Vater ist Arzt und meinte, dieses Leiden und Aufstöhnen sind weniger die Schmerzen, als das Leiden an der Krankheit selber, das Leid zu wissen, daß es bald vorbei ist. Auch wenn es für den Betroffenen eine "Erleichterung" sein wird. Vielleicht konnte ich Dir ein bißchen helfen...
Grüße von Sabine

14.02.2003, 10:04
Mein Papa ist am 26.08.2002 an Lungenkrebs gestorben. Er kam etwa zwei Monate vorher ins Krankenhaus weil er so probleme beim Luftholen hatte und man stellte bei ihm fest das er Krebs im Entstadium hatte. Wir haben alle geglaubt er kommt wieder nach hause und wird gesund. Etwa eine Woche vor seinem Tod war ich jeden tag bei ihm so lange ich konnte, weil ich noch eine kleine Tochter habe musste ich zwischendurch auch mal nach hause. Das war die schlimmste Zeit für mich weil ich nie gedacht habe das ich sowas mal miterleben muss. Man hat jeden Tag gesehen wie er immer schwächer wurde. Aber trotz allem ist er friedlich gestorben, was mich sehr beruhigt hat. Er hat noch einen letzten Atemzug gemacht und ist dann von uns gegangen. Mein Papa war bis zum Schluss Stark und hat die Hoffnung nicht aufgegeben. Was ich sehr bewundert habe. Wir hatten keinen sehr guten Kontakt miteinander. Aber ich hatte ihn unendlich lieb. Was mir immer im Gedanken bleibt ist das mein Papa mir in seinen letzten Stunden zum aller ersten mal gesagt hat das er mich lieb hat. Das hört sich für aussenstehende vielleicht komisch an, aber mein Papa hat nie seine Gefühle gezeigt.name@domain.de

25.02.2003, 14:41
Mein Papa ist auch am 26.08.2002 gestorben. Trotz dass ich mit gerechnet habe, dass er das Jahr nicht überleben würde, hätte ich nicht gedacht, dass alles so schnell kommt.
Meine Mutter rief mich am 26.08. im Büro morgens an und meinte weinend, bitte komm schnell ins KH, Papa gehts nicht gut. Ich fuhr so schnell ich konnte, weil ich Angst hatte nicht bei ihm zu sein wenn er gehen muss. Noch nie bin ich mit solch einer Situation konfrontiert worden. Mein Papa hat Wochen zuvor mit akuten Schleimattacken zu kämpfen gehabt (Speiseröhrenkrebs). In dieser Zeit konnte ich ihn kaum besuchen weil ich nicht sehen konnte wie er leidet. Erst als diese Attacken nachliesen, konnte ich wieder zu ihm. Er wußte wie ich in solchen Dingen war und war auch nicht enttäuscht, dass ich nur alle 2-5 Tage zu ihm kam. Mit den Gedanken aber war ich nur bei ihm. Um so glücklicher bin, dass ich ihn auf seinem letzten Weg begleitet habe. Meine Mama und ich saßen auch bis zu seinem letzten Atemzug an seinem Bett und haben ihn gestreichelt und mit ihm geredet. Er bekam auch Morphium und war wie in Trance. Einmal machte er noch die Augen auf und da sagte meine Schwester zu ihm: Papa hörst Du uns? Er schaute uns alles mit großen erschrockenen Augen an, erst meine Mama, dann meine Schwester und dann mich. Er gab uns zu verstehen, dass er uns hörte. Dann schloß er wieder die Augen und hat sie nie mehr aufgemacht. Diesen Moment werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Ich war bei ihm und konnte nicht loslassen. Selbst als er gestorben war, mußte ich ihn noch streicheln und seine Hand heben. Auch mein Papa hat nie Gefühle richtig zeigen können, aber er hat uns immer zu verstehen gegeben, dass seine Familie alles für ihn ist. Und zu sehen, dass wir alle bei ihm waren, hat ihm geholfen, loszulassen.
Durch das Morphium wurde sein Sterbegang auch um einiges erleichtert.
Er fehlt mir so unendlich und manchmal ist es unerträglich und unbegreiflich, dass er nicht mehr da ist.

10.09.2004, 11:42
Hallo, meine mutti(62) ist am 2.12.03 an Darmkrebs verstorben.Es ging irgend wie alles sehr schnell.Im April operiert wurden und im Juli die Nachricht sie können ihr nicht mehr helfen.Ich (26) hatte gerade zwillinge bekommen..!ich habe es bis zum Schluß nicht geglaubt,das es so schrecklich ist.Sie wurde zum schluß gewindelt gewaschen,lag die letzten 2 Monate nur noch da, war Wund.Ich bin der Meinung diese Menschen haben höllische schmerzen bis zum schluß.Ich sehe sie täglich vor mir als mein Vater sie einmal gewindelt hat, der Blick.. ich werde den nie vergessen.Meine Mutter war nie krank oder hat gejammert, aber da wollte sie einfach nicht mehr ihr kamen manchmal vor schmerzen Tränen gelaufen,was sie sich normalerweiße vor mir verdrückt hätte. Sie bekam ziemlich schnell Morphiumpflaster.Sie wollte die letzten Wochen nicht mal mehr meine große Tochter(4)sehen und die war ihr ein und alles.Also kann man sich ungefähr vorstellen wie es diesen Menschen geht.Das schlimmste für mich war das ende.Mein Mann hat am 1.12.Geburtstag und meine Mutter rief gegen abend an um zu gratulieren, ich dachte eigentlich das es ihr dann wohl diesen Tag "recht gut"geht wenn sie sprechen kann. Sie hat gefragt ob ich mal zu ihr kommen kann,ich konnte aber nicht weg wegen der Kinder und dem Besuch und versprach ihr morgenzu kommen.Als mein Vater dann früh 7.30 uhr anrief und sagte komm schnell sie ist tod wäre ich am liebsten selbst gestorben.Und sie wusste das sie am nächsten früh nicht mehr da sein würde, sie sagte zu meinem Vater:Ich sterbe heute Nacht,leider hat er mir das zu spät gesagt, sonst wäre ich zu ihr und hätte sie nicht alleine gelassen.Der einzigste trost den man hat ist zu wissen sie ist von ihren qualen erlöst.name@domain.de

24.10.2004, 20:45
Mein Vater ist am 19. Oktober unter Morphin auch gestorben. Leider sagte man uns nicht, daß es sein könnte, daß er unter Morphin total "weg" ist. Und dies war er, keinerlei Regung. Nur sein Atmen wurde immer langsamer und weniger....
Hatten Eure Angehörigen unter morphin auch die Augen weit geöffnet???????????????

24.10.2004, 21:15
Das weite Öffnen der Augen liegt nicht am Morphium. Meine Oma starb (ohne besondere Ursache) und hatte auch Stunden vorher die Augen weit geöffnet. Auch sie sah helles Licht. Meine Oma bekam gar kéine Schmerzmittel da keine nötig waren.
Ich denke, dieses weite Öffnen der Augen ist bei jedem Sterbenden zu sehen, ob mit oder ohne Morphium.
Mein Papa hat mit diesen weit geöffneten Augen zum Licht geschaut, welches unter der Zimmerdecke sah. Er sagte, es wäre wunderschön.

24.10.2004, 21:19
Hallo ihr Lieben
Was spielt es denn für eine Rolle, ob es für UNS erträglich ist oder nicht. Die Hauptsache ist doch, dass die Kranken ohne Schmerzen sind und wenn es keine Heilung mehr gibt, sie ruhig und gelöst einschlafen können.
Ich möchte euch nicht kritisieren, aber meint ihr wirklich, dass die Details, wie es euren Angehörigen zuletzt ging, in die Öffentlichkeit gehört. Auch eure Lieben haben Anrecht auf ihre Menschenwürde. Lasst es gut sein und tröstet euch mit dem Gedanken, dass es ihnen jetzt viel besser geht.
Ich selber habe meinen Schatz bis zu seinem Tod zuhause gepflegt, ich weiss also, wovon ich spreche.
Icht für ungut liebe Grüsse Barbara

24.10.2004, 21:20
Hatte Deine Oma und Dein Papa auch keinen Lidschlag mehr? Vor Gabe des Morphins sah mein Vater uns noch ganz normal an, danach nur noch Augen groß geöffnet, kein Lidschlag, keinerlei Reaktion mehr....

24.10.2004, 21:23
Dies hier ist doch das Forum für Angehörige, ich denke, daß wir alle hier sind, um Fragen zu stellen und diese auch beantwortet zu bekommen. Oder auch um sich gegenseitig zu helfen. Oder weshalb treffen sich die Menschen hier? Nichts für ungut liebe Barbara.

24.10.2004, 23:54
@Barbara: Leider geht das nicht immer, seinen Angehörigen zuhause zu pflegen. Sei froh, dass dein Schatz noch in der Verfassung dazu war. Das ist nicht jedem vergönnt.
Ich antworte Stina gern. Stina macht sich sehr viele Gedanken um dieses Thema und es ist nicht nur wichtig, dass es unseren Angehörigen gut geht. Nein, auch wir haben noch ein Leben und sollten es genießen können und dürfen. Wenn der Austausch hier Stina beruhigt, so ist das sehr viel wert.
@Stina: Meine Oma hatte vor ihrem Tod keinen Lidschlag mehr ohne Morphium. Papa hatte mit Morphium keinen Lidschlag mehr. Ich denke, das gehört zum Sterbeprozess dazu. Papa hat aber bis zum Schluss gemerkt, dass wir bei ihm sind. Er hat uns ja auch noch geantwortet. Mache dir nicht so viele Sorgen. Es geht deinem geliebten Menschen jetzt gut. Was zählt ist, dass dein Herz bei ihm war.
Alles Liebe, Sonja

25.10.2004, 06:57
Liebe Sonja, vielen Dank für Deine Rückantwort. Es ist alles so schwer. Ich habe zwei Schreiben an die beiden Krankenhäuser fertig gemacht und werde diese morgen abschicken. Es ist sehr viel falsch gemacht worden, zu viel. Man hat es meinem Vater viel zu schwer gemacht. Ich selbst arbeite in der Pathologie und kenne mich etwas mit Krankenhäusern, Maßnahmen usw. aus. Aber leider manche Ärzte nicht...

25.10.2004, 08:57
Hallo Stina!!

Ich überlege auch,mir die Akte meiner Mum in diesem KH kopieren zu lassen(mitnehmen darf man sie ja nicht,aber kopieren schon).Ich bin auch der Meinung,dass die Ärzte was verpfuscht haben.
Darf ich fragen,was Du so in etwa an die Krankenhäuser geschrieben hast?Hattest Du schon Akteneinsicht??

Traurige Grüße und fühl Dich gedrückt!!
Kathrin

25.10.2004, 09:36
Liebe Kathrin, ich brauche keine Akteneinsicht, da ich es ja genau mitbekommen hat, was passiert ist. Gerne schicke ich Dir die Briefe auch zum Durchlesen. Allerdings müßte ich dann Deine Anschrift wissen. Ich arbeite übrigens in der Pathologie und habe deshalb auch etwas "Erfahrung" auf diesen Gebieten, half mir aber auch nix.

25.10.2004, 11:13
Hallo Stina,

ich kann gut verstehen dass Du Dich so intensiv mit diesem Thema befasst. Habe ich auch, in der ersten Zeit nach dem Tod meines Vaters (er starb am 13.6., einen Tag vor seinem 68. Geburtstag). Er lag nach seiner letzten OP wegen Darmkrebs Rezidiv (bei der es Komplikationen gab, Lungenembolie usw.) vor seienm Tod die letzten 9 Wochen und 4 Tage auf der Intensivstation, davon einige Zeit im Koma bzw. unter sehr starken Medikamenten (Morphine). Ich habe auch viel im Internet gelesen (bzw. versucht zu finden) über die Medikamente, über Koma im allgemeinen, Wahrnehmungsstörungen durch Langzeitbeatmung bzw. langen Intensiv-Aufenthalt und und und....

Das geht auch wieder vorbei, aber solange man es tun muss, ist es eben so. Ich denke das ist ganz wichtig für die Bewältigung. Ich hatte das Gefühl richtig in den Schrecken und all das hineingehen zu müssen um es überwinden zu können. So erscheint es mir jetzt zumindest. Ich lese auch immer wieder die Schilderungen hier im KK (dieser Thread war ja alt, kannte ich vorher nicht, ich habe hier aber auch vieles von meinen eigenen Erlebnissen wieder gefunden). Das ist ja gerade der Sinn der Sache. Ich denke wir die hier lesen wissen im Prinzip was uns bei dem Thema erwartet, ich finde also auch die z.T. recht drastischen Schilderungen OK und legitim. Manchmal denke ich auch "ist das jetzt zu privat" aber unsere Lieben kann es ja nicht mehr stören... und wenn sie es irgendwie wüssten denke ich würden sie bestimmt verstehen dass wir diese Auseinandersetzung brauchen um es bewältigen zu können.

Wo sonst wenn nicht hier soll man sich über dieses Grauen austauschen? Das kann doch sonst keiner nachvollziehen, viele wollen es ja auch irgendwann nicht mehr hören (wenn überhaupt). Ich habe übrigends gerade das Buch "Mein Leben als Sohn" von Philip Roth gelesen, er begleitet darin seinen sterbenden Vater, und es ist nicht nur brilliant sondern auch sehr einfühlsam geschrieben. Früher hätte ich da nicht so MITgefühlt aber nun weiss man ja wie das alles ist.... Vielleicht mags Du sowas mal lesen (die Büchertipps von Ladina zum Sterben der Eltern Erwachsener Kinder hier sind doch sehr hilfreich, daher habe ich den Tipp auch).

Die Krankenhausunterlagen (auszugsweise) habe ich mir auch schicken lassen, insbesondere die zusammenfassenden Abschlussberichte. Meine Vater hatte auch immer alles in Kopie, in den gut 2 Jahren seiner Krankheit hat er damit Ornder gefüllt. Für mich war das auch wichtig nochmal nachzulesen.

Alles Gute
Kerstin

25.10.2004, 11:33
Liebe Kerstin, genau so sehe ich es auch. Man muß über das ganze sehr lange nachdenken und vor allen Dingen reden. Sonst geht man selbst daran zu Grunde und dies hätten unsere Angehörigen doch nicht gewollt. Den Abschlußbericht vom Krankenhaus müßte doch auch der Hausarzt bekommen, oder?

25.10.2004, 14:17
Hallo Stina,

in unserem Fall hatte der Onkologe die Berichte auch nach Wochen noch nicht bekommen (das wird wohl auch mal gern vergessen, gaben die in der Klinik sogar zu). Also habe ich sie in der Klinik direkt angefordert, die waren sehr nett und nach ein paar Tagen hatte ich es. Wir hatten einen Abschlussbericht (Epikrise) von der Chirurgie und einen von der Anästhesie, sowie die wichtigsten OP Berichte.

Kerstin

25.10.2004, 22:18
@Sonja A. Na was meinst du wohl, in welcher Verfassung mein Schatz war, denkst du vielleicht, dass er gesund gestorben ist oder was? Man kann es möglich machen, Todkranke zu hause zu pflegen, wenn man nur will. Es gibt zur Unterstützung genug externe Hilfe.

26.10.2004, 08:48
Hallo Stina!Hallo Kerstin!

Gerne lese ich mir mal die Briefe durch: meine Email:lucky.kath@freenet.de

@kerstin: wie hast Du das gemacht?An die Klinik geschrieben,dass Du die Befunde bzw. Epikrisen haben möchtest(in Kopie)??!!Muß man das begründen??Das wär ja auch für mich der einfachste Weg,mit dem Chefarzt von der Gyn möchte ich ungern nochmal zusammentreffen,ich hatte mit ihm eine Woche vor dem Tod meiner Mum eine böse Auseinandersetzung.Er gibt halt keinen Fehler zu.
Wäre schön,wenn Du mir Tipps geben könntest.

Liebe Grüße
Kathrin

26.10.2004, 12:19
Hallo Kathrin,

mein Vater ist in einer grossen Uniklinik verstorben, da musste ich mich erstmal durch mehrere Abteilungen durchfragen. Schliesslich bekam ich eine Ansprechperson an die ich die geforderte schriftliche Anfrage richtete (hatte nur geschrieben ich bin die Tochter und in Absprache mit der Frau meines Vaters bitte ich um eine Kopie der Krankenakte). Als ich dann nach ca. 2 Wochen nachfragte landete ich wieder woanders aber wundersamerweise lag mein Brief dann tatsächlich bei der Akte....Da mein Vater dort so lange lag war es eine Vorgang von 500-1000 Seiten, natürlich mit vielen Protokollen usw. die mir im Einzelnen vermutlich nicht viel gebracht hätten. Ich hätte alles haben können aber bei der Menge hätte ich die Kopien bezahlen müssen, € 1,- pro Stück.... Ich habe dann mit der Station abgesprochen was wohl "lesenswert" und auch halbwegs verständlich für einen selbst sein kann und bekam dann die OP Berichte (also der grossen OP's, es gab ja jede Menge kleine Eingriffe und Untersuchungen die ja auch alle dokumentiert sind) und die Abschlussberichte. Man kann sicher auch einen Termin vereinbaren und hinfahren aber es ist von hier ein Stück weg und so war es für mich auch OK. Man hat das Recht auf die Einsicht bzw. Kopien, ggf. muss man sie halt bezahlen, bei mir waren sie dann so nett es bei den 10 Seiten oder so kostenlos zu machen.

Also, im KH anrufen und durchfragen....

LG
Kerstin

26.10.2004, 12:23
P.S. Infos zum recht auf Einsicht in die Akten

http://www.rechtspraxis.de/arzt/krankenunterl.htm
http://www.datenschutzzentrum.de/material/themen/gesund/patrecht.htm

26.10.2004, 12:43
@Barbara:
Hallo Barbara,
ich weiß, dass dein Schatz nicht gesund gestorben ist. Das macht niemand und du wärst ja sonst auch nicht hier.
Es ist nicht immer möglich zu machen, Todkranke zuhause zu pflegen. Wenn sich Schmerzen nicht im Griff halten lassen, dann ist das nicht möglich. Mein Papa hatte von der Diagnose bis zum Tod 9,5 Wochen. 9,5 Wochen von einem sehr lebenslustigen und noch freiberuflich arbeitenenden 69-jährigen (sah aus wie 59) bis zu einem abgemagerten Mann mit ganz viel Wasser im Körper, der nicht mal mehr alleine zum Klo kann. Wir hatten die Wahl, Papa nach Hause zu holen und mit Schmerzmittel abschießen zu lassen oder Papa auf der Palliativstation zu begleiten. Dort waren wir zu dritt ständig bei ihm und konnten viele wertvolle Gespäche führen. Selbstverständlich haben wir seine Pflege dort übernommen. Der einzige Unterschied zu zu Hause war, dass es nicht sein zu Hause war UND dass Papa dort nach Bedarf mit verschiedensten Schmerzmittel auf den Punkt versorgt wurde. Auf den Punkt heißt, so viel wie nötig und so wenig wie möglich. Papa war bis zuletzt "da" und nicht abgeschossen. In den 9,5 Wochen war Papa auf Grund seiner Erkrankung viel im Krankenhaus. Er fühlte sich dort wohl weil ja stets ein Arzt in der Nähe war. Und wir. Zuhause wäre kein Arzt anwesend gewesen. Papa war wegen einer akuten Verschlechterung der Blutwerte im Krankenhaus. Von dort kam er auf eine Palliativstation, weil die Schmerzkontrolle im normalen Krankenhaus nicht möglich war. Die Atmosphäre auf der Palliativstation sowie die menschliche und medizinische Versorgung war grandios. Papa ging es von Tag zu Tag deutlich schlechter. Immer wieder (täglich) gab es Situationen, in denen ein CT, Ultraschall oder anderes gemacht werden musste. All unsere Kraft war bei Papa und nach 5 Tagen dort starb Papa.
Er war nur zur guten Einstellung der Schmerzen dort und starb dann. Wie hätten wir ihn zu uns holen können?
Es ist ein Geschenk, dass du deinen Schatz zu Hause pflegen konntest. Wir konnten Papa leider nicht ein Sterben zu Hause ermöglichen. Aber seine Pflege haben wir auch komplett übernommen. Nur weil jemand nicht zuhause stirbt, so heißt das nicht, dass man nicht alles versucht hat, dieses zu ermöglichen.
Dein Schatz hat bestimmt einen längeren Leidensweg als unser Papa hinter sich. Bei uns ging alles so schnell, dass wir einfach nur bei ihm waren. Egal, wo Papa war. Und nun ist Papa für immer bei uns.
Alles Liebe, Sonja

26.10.2004, 12:46
@Barbara: Wenn ich es nicht ausgedrückt habe: Wir hätten nichts lieber als das gewollt.

26.10.2004, 13:01
Hallo zusammen!

Ich glaube es sollte sich hier niemand rechtfertigen müssen,ob man den Anghörigen zu Hause pflegt,oder ob er in einem Hospiz oder Krankenhaus gestorben ist.
Die Situation selber,das er gestorben ist,ist schon schwer genug zu verkraften.
Mein Vater starb "leider" auch im Krankenhaus.Und das alleine Ohne meine Mutter und mich.Weil es zu diesem Zeitpunkt gar nicht abzusehen war,das er sterben würde.
Er lag wegen eines gebrochenen Knochen im Kh.Und an dem morgen,an dem er starb hat der Tumor in der Lunge so sehr auf die Hauptschlagader gedrückt,das diese platzte.Er ist innerhalb weniger Minuten verblutet.So schnell konnten wir gar nicht zu ihm,auch wenn die Ärzte uns angerufen hätte.Wie gerne wäre ich in den letzten Minuten bei ihm gewesen.Er hatte so viel Angst vor dem Tod und musste nun noch alles alleine Bewältigen.
Es braucht sich hier keiner Vorwürfe zu machen.Das Pflegen zu Hause ist verdammt schwer.Ich habe es Jahrelang bei meiner Oma gemacht,bis ich es nicht mehr konnte und sie in ein Pflegeheim geben musste.Aber sie war dort gut aufgehoben und hat die beste medizinische Versorgung bekommen.

Liebe Grüße Binchen

26.10.2004, 15:09
Hallo ,
Danke Binchen, dass Du aussprichst, was ich gedacht habe, hier muss sich absolut niemand für irgendetwas rechtfertigen!!! Schade, dass sogar hier, wo man sich doch Rat und Trost geben sollte, manchmal (okay, zum Glück selten) ein so rauher Ton herrscht! Ausserdem, auch wenn sich viele Schicksale zu gleichen scheinen, jedes ist doch einzigartig und jeder Mensch hat auch eine andere Art zu trauern!
Liebe Grüße Susanne

26.10.2004, 16:09
Hallo ihr,
ich habe mein Geschriebenes nicht als Rechtfertigung gesehen und den Ton auch nicht als rau verstanden.
Ich wollte darstellen, warum es nicht immer möglich ist, seine Lieben zu Hause zu pflegen.
Es gibt zwar externe Hilfe - aber keinen Arzt, der zu Hause allgegenwärtig ist. Ich habe das geschrieben, weil sich niemand schuldig fühlen soll und muss, dem es wie uns ging.
Liebe Grüße an euch, Sonja

27.10.2004, 08:57
Hallo Kerstin!!

Vielen Dank für die Tipps.Ich werd mich mal kümmern,wenn ich Zeit hab.Ich hab soviel um die Ohren zur Zeit,weiß gar nicht,was ich zuerst machen soll.

Liebe Grüße
Kathrin

@ Stina!!
Habe Deine Mail erhalten.Vielen Dank!!!

Liebe Grüße
Kathrin

Reinhold18
29.01.2008, 15:22
Hallo ich habe heute dieses forum gefunden und wollte auch was dazu schreiben was unser familie zugestosen ist. Ich habe noch 2 Brüder ich der eine 17 der andere 19 vor 4 jahren ereilte uns auch ein schicksals fall mein vater war 51 und wollte in früh rente gehen hatte davor auf ein zementwerk gearbeitet und hat auch da gut verdint wo er dann entlassen wurde wollten sich meine mutter und mein vater ein schönes leben machen aber dann 2004hat mein vater erfahren das er lungenkrebs hat für uns ist eine welt zusammengebrochen die ärzte hatten ihn noch ein halbes jahr gegeben mein vater und wir alle haben hölische angst gehabt mein vater war dann ungefähr noch 4 montate bei uns am ende hat er auch morfium bekommenund wir haben ihn geflegt wir wollten ihn nicht im krankenhaus lassen an jenen tag wollten wir ein flegebett in das zimmer bringen es hatte fast die ganze verwandschaft mitgeholfen als wir dann fertig waren war es schon abend und wir haben uns alles um das bett drum gestellen es waren ca 15 verwante Onkel tante meine oma meine mutter ect. als wir alle drumherum gesanden haben hat mein vater die augen nochmal auf gemacht und hat in die runde geschaut dann machte er die augen wieder zu und meine mutter sagte er anmet nicht mehr ich hatte gleich notarzt gerufen er hat aber gesagt das wir ihn gehen lassen sollen weil er nur noch schmerzen hatte und nicht mehr laufen konto und geistig war er auch nicht mehr da .
Da ist für uns eine welt zusammen gebrochen ich bin aber immmer noch nicht drüber weg gekommen ich habe mich seitdem hängen lassen nix mehr gemacht und weis nicht mehr wie es mit mir weiter gehen soll aber ich bin im nachinein froh das mein vater zuhause gestorben ist und nicht im krankenhaus.

jungfrau
30.01.2008, 23:00
Hallo wollte auch mal schreiben meine Mama ist vor zwei wochen gestorben auch unter morphin hatte speiseröhrenkrebs sie hat neun stunden gekämpft es ist trotzdem kaum zu glauben weil sie zu Weihnachten so ein kurzes aufflammen hatte Sie wollte uns das glaub ich nochmal lassen und besonders den enkelkindern