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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : die letzten Stunden


25.07.2002, 18:53
Hallo an alle,
heute, 5 Wochen nach dem Tod meines Vaters, war ich mal wieder hier und habe einige Beiträge gelesen. Die letzten Tage bzw. Stunden meines Vaters kann ich nicht vergessen. Es war bis zuletzt zu Hause, meine Mutter und ich waren rund um die Uhr bei ihm. Die Bilder dieser Tage sind noch so klar. Jeden Abend, wenn ich schlafen will, sind sie wieder da... Mich beschäftigt sehr, wie das alles abgelaufen ist und warum es wohl so gewesen ist. Ich würde gern mir jemanden darüber sprechen, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat. Manchmal tagsüber denke ich, ich komme gut klar, aber wenn ich die Augen schliese, ist alles wieder da. Warum z.b. ist er erst eingeschlafen, als wir beide nicht mehr an seinem Bett saßen? Hat er gespürt, dass wir da waren? Warum war er so unruhig, trotz der Unmengen an Morphium u.a. ? Gehen alle Sterbenden durch einen Tunnel, so wie ich es jetzt oft gelesen habe? - Ich hoffe nicht, mein Vater hatte PLATZANGST!!! Viele Fragen habe ich bzw, haben mir andere schon beantwortet, aber ich möchte immer wieder darüber reden? Warum? Warum ist mir die Antwort nicht genug?
Vielleicht geht es jemanden ähnlich. Ich würde mich über einen Erfahrungsaustausch freuen.
Bis bald - Yvonne

26.07.2002, 08:39
Hallo Yvonne,

auch mir geht es ähnlich wie dir. Allerdings ist der Tod meiner Mutter schon 8 Monate her. Doch schon länger her, aber mir ist es als wenn es krass ausgedrückt gestern war.

Auch ich habe immer wieder diese Bilder im Kopf, als sie ihren letzten Weg ging und gekämpft hat bis zum Schluß obwohl auch sie eigentlich hätte ruhig sterben müssen, weil sie auch bis oben hin mit Morphium vollgepumpt war. Allerdings waren wir in einem Hospiz und meine Schwester und ich waren dabei und haben sie in den Tod begleitet.
Diese Bilder werde ich wohl nie vergessen können, am Anfang war es sehr schlimm und jetzt 8 Monate später habe ich noch immer den einen oder anderen Tag diese Momente im Kopf. Tagsüber geht es, da man ja beschäftigt ist, aber abends im Bett überkommt es mich oft und ich denke ich werde verrückt. Irgendwann hoffe ich wird es besser.
Leider kann und möchte ich mit niemanden darüber reden, vielleicht aus Angst, weil sie glauben, langsam müßte ich doch darüber hinweg sein.
Tja so ist das bei mir.

Bis bald
Nadia

26.07.2002, 12:58
Liebe Yvo,

meine Mom ist seit 9 Wochen nicht mehr bei mir.

Zur Zeit versuche ich (22) mich abzulenken um mich nicht mehr daran zu erinnern. Aber es passiert auch oft das ich an die letzten Tage denke.
Auch ich fühle mich oft unverstanden.
Deshalb würde ich mich freuen mit jemanden darüber zu reden bzw. zu schreiben.

Als meine Mutter starb war ich leider nicht dabei aber die letzten Wochen war ich sehr oft bei ihr und war für sie da.
Sie ist nachts gestorben und der Tag zuvor war der Muttertag.
So wie sie mich da verabschiedet hat also man könnte meinen sie hat es gewußt.
Sie streichelte mir über den Kopf und schaute mich ganz lieb an.
Sie ließ mich nicht los.
Wenn ich gewußt hätte das es das letzte Mal war das ich mich verabschieden kann dann hätte sie mich auch nie loslassen sollen.
Sie war so tapfer.
Jetzt laufen mir schon wieder die Tränen das Gesicht runter.

Also wenn jemand mit mir über alles nochmal reden möchte ich lese eure email gerne.
tina-grog@gmx.de

Liebe Grüße von Tina

26.07.2002, 13:45
Liebe Yvonne,
mein Papa ist morgen schon 10 Wochen nicht mehr bei uns. Der Schmerz, daß er nicht mehr da ist, wird bei mir von Tag zu Tag größer. Ich denke den ganzen Tag an ihn und den Tag an dem er starb.
Niemand, nicht wir, noch die Ärzte und Schwestern hätten an jenem Freitag daran gedacht. Er hat nachts noch nach meiner Mutter gerufen und etwas getrunken, zwei Stunden später wacht meine Mama auf und er war ganz friedlich eingeschlafen. Obwohl sie neben ihm lag, hat sie nichts mitbekommen! An seinem Bett hing ein Handtuch, daß hat er sich fein säuberlich übergelegt und meine Mutter hat es nicht bemerkt! Mein Papa konnte sich kaum noch bewegen und das mit dem Handtuch ist für uns ein absolutes Rätsel.
Ich würde so gerne wissen, wo er jetzt ist und wie es ihm geht. Frau Kübler-Ross schreibt in ihren Büchern, daß man von dem empfangen wird, was man liebt. Also von geliebten Menschen und Umgebungen. Mein Papa hat die Berge über alles geliebt und sie schreibt, daß man dann über eine wunderschönen Alpenpass gehen wird. Das ist für mich eine schöne Vorstellung, aber wie kann er ohne uns, meine Mama, seine Kinder und Enkel glücklich sein? Soviele Fragen und keiner gibt eine Antwort...
Liebe Grüße
Chris

26.07.2002, 15:00
Hallo chris,
als mein dad letztes jahr starb, hab ich mich auch gefragt, wie er ohne uns glücklich sein kann. Ich las dann irgendwann in der Bibel folgendes:
1000 Jahre auf der Erde sind imHimmel nur 1 Sekunde. Das hat mich persönlich sehr getröstet, denn dann muß er ja garnicht auf uns warten, wir sind ja dann gleich da.
Ich finde, dies ist eine schöne vorstellung.

Alles Liebe

Marlies

30.07.2002, 10:10
Hallo Ihr da draußen,
bei meiner Mutti ist es heute genau 9 Wochen !!!
Ich weiß einfach nicht wo ich oder auch Ihr tatsächlich Trost finden können.
Ich z.B. höre und sehe meine Mutti ständig und spreche auch mit Ihr - oder zumindest bilde ich mir das ein. Ich weiß auch nicht ob das echt ist und die geliebte Person tatsächlich mit uns spricht - oder ob es nur die eigene Einbildung ist, die ja ganz genau weiß, was die geliebte Person in bestimmten Situationen und auf Fragen antworten würde.
Das mit der 1 Sekunde hab ich auch schon gehört - aber ich kann das leider nicht glauben. Ich denke eher 1 Sekunde Normalzeit ist für u n s wie eine Ewigkeit !
Habt Ihr gute Büchertitel von der Kübler-Ross ?
Bitte bitte schreibt diese hier auf - ich hoffe ich finde irgendwo ein klein bischen Antwort oder Trost.
Ich sehe nämlich zur Zeit nicht ein Fünkchen Licht am Horizont und frage mich, für was (wen) das Leben eigentlich noch lebenswert ist.
Einstweilen liebe Grüße und weiterhin viel Kraft für uns alle !

30.07.2002, 12:17
Liebe Petra,

du hast ja vermutlich meinen Beitrag gelesen von oben deswegen komme ich gleich mal zu deinem Text.

Ich denke manchmal auch das ich meine Mutter spüre bzw. sie sehe und das sie zu mir spricht. Ich denke das ist so weil ich es mir gerne wünschen würde. Und es ist auch okay das zu tun.
Wir waren bei einem Pfarrer und der sagte man soll die Person gehen lassen.
Sonst kommt sie nicht zur Ruhe. Man kann aber immer zu ihr sprechen.
Am Anfang wollte ich sie nicht gehen lassen ich bat sie immer
wieder das sie zurückkommt auch wenn ich wußte das das nicht geht.
Oft fühlte ich mich beobachtet und oft dachte ich auch sie ist da.
Als ich dann einsah das ich sie gehen lassen mußte da habe ich ihr alles gute auf ihrem neuen weg gewünscht und bat sie das sie doch ab und zu wenn sie kann mal nach mir schaut.
Und manchmal da habe ich das Gefühl sie ist da und dann freue ich mich und bin ganz glücklich.

Ich glaube auch nicht an die eine Sekunde. Ich denke eher das man sich mal wieder trifft in irgendeinem Leben und dann spüren wir gleich das die Person uns sehr nahe ist. Manchmal wenn ich Menschen treffe aber eher selten da spüre ich so eine Vertrautheit.

Leider habe ich keine Bücher von Kübler Ross gelesen und kann dir keinen Tip geben.

Wenn du willst können wir uns ja noch ein bißchen mailen.

Liebe Grüße von Tina


ne Vertrautheit

31.07.2002, 11:31
Liebe Tina,

ja, Du hast ja recht, man muß sie gehen lassen.
Ich hab auch die letzten paar Tage ihres Lebens zu meiner Mutti gesagt, ich laß sie gehen, wenn sie will und es für sie leichter und besser ist. Und für s i e ist es das auch !!!
Ich hab eine Freundin, die kann manchmal "nachschauen" (übersinnlich + Pendel) ob die Person dort angekommen ist, wo sie hin muß. Und meine Mutti ist das wohl gottseidank auch.

Ich glaube auch an die Wiedergeburt und bin mir auch ganz sicher, daß wir gerade mit solch lieben Menschen, mit denen wir uns ganz besonders verbunden fühlen, auch schon mehrmals zusammenwaren.
Aber ist es nicht so fürchterlich schlimm, daß wir das nicht mehr "wissen" ? Daß wir jemand nicht mehr "bewußt wiedererkennen"? Ich denke manchmal es wäre viel leichter dann. Vielleicht wär´s auch nur ein kleiner Trost - aber ich glaub es würd mir die Sicherheit geben, meine Mutti wiederzusehen.
Dir geht´s wahrscheinlich ähnlich oder ?
Liebe Grüße

31.07.2002, 12:52
Liebe Petra,

ich habe ihr einen Tag zuvor gesagt das ich sie brauche und das es nicht geht das sie geht.
Und sie fragte mich ob ich den nicht merke das sie kämpft. Ich sagte ich ihr dann das ich das schon merke aber das das eben nicht geht das sie geht.
Sie konnte nicht mal mehr weinen aber ich merkte das sie sehr verzweifelt war.
Sie hatte es sehr schwer die letzten paar Tage und starke Schmerzen.....
Aber sie wollte um jeden Tag um jede Stunde kämpfen die sie bekommen konnte.
Erst ein paar Tage nach ihrem Tod habe ich akzeptiert das sie gegangen ist.

Wieso hat den deine Freundin da nachgeschaut? Jeder kommt dort an. Und wie es einem dort geht kommt darauf an wie man gelebt hat. Les mal ein Buch über den Buddhismus und den Tod. Wenn du willst schau ich mal nach wie das Buch heißt das ich sehr gut und tröstend finde.

Ich finde es auch traurig das wir diese Menschen nicht wieder erkennen. Deswegen sollten wir alle so behandeln als könnten sie für uns eine ganz nahe Person sein.
Ich denke wir hätten nur immer bei unseren Müttern sein können wenn wir das gleiche Schicksal gehabt hätten.
Ich wäre gerne mit meiner Mom mitgegangen.

Liebe Grüße von Tina

31.07.2002, 14:14
Hallo, ich heiße auch Petra und habe schon einiges in " Lungenkrebs" geschrieben.
Ja, mir geht es im Großen und Ganzen auch so wie euch. Mein geliebter Vater ist vor 5 Wochen gestorben nach 10 monatiger Krankheit. Ihm ist es aber erst in den letzten 3 Wochen schlechter gegangen. Vorher hatten wir alle die Hoffung, daß er zu den 10 % gehört die es vielleicht schaffen. Meine Mutter, mein Bruder und ich waren auch in den letzten Stunden bei ihm. Tags zuvor hatte noch keiner geglaubt,daß er morgen schon tot ist. Es ging so schnell. Mittags rief uns meine Mutter an wir sollen sofort ins Krankenhaus da sich der Zustand meines Vaters sehr verschlechtert hatte. Er bekam von 1 Min. auf die andere einen Krampfanfall, starrte nur noch hilflos meine Mutter an und konnte nicht mehr sprechen. Nachdem die Ärzte ihm eineSpritze und 1 Zäpfchen gaben, wurde er ruhiger, hat aber den ganzen Nachmittag bis Abend schwer geschnauft und gestöhnt(bewußlos).Ihm kam auch dunkles Blut fast die ganze Zeit aus der Nase. Erst die letzte halbe Stunde war er ganz ruhig, so wie immer. Wir dachten jetzt ist er über den Berg und schläft und wacht wieder auf und kann mit uns reden. Nein!!!! Auf einmal , als meine Mutter sagte: schlaf schön,gleich ist´s gut" hat er noch ein Jaaa rausgepresst, obwohl er 7 Stnden im Koma lag. Kurz darauf war nix mehr. Er hatte ein Lächeln auf den Lippen und war T o T!!! Einfach so, einfach so weg von uns. Jetzt muß ich wieder weinen. Ichmöchte ihn auch so gerne wieder haben, aber es ist vorbei, vorbei.!!Warum!!Diese Frage haben wir uns so oft gestellt. Aberdarauf kriegt man keine Antwort.Nie. Ich bin zwar schon 44, mein Vater war 68, aber ich vermissen ihn jedenTag mehr. Aber wir sind froh, daß wirbei ihm waren und ihn nicht allein gelassen haben bei seinem letzten Weg. Viele schaffen es nicht oder es geht so schnell. Aber ich glaube, er hat noch alles trotz Koma mitgekriegt. Er hatte auch mal Tränen in den Augenwinkeln als ich mit ihm sprach, da bin ich mir ganz sicher.
Alles Gute, Petra

31.07.2002, 16:28
Hallo Tina, hallo Chris, hallo Petra und alle anderen...
heute bin ich wieder hier am Computer und sehe alle eure Antworten,ich habe mich riesig gefreut, dass so viele geantwortet haben-offensichtlich bin ich DOCH NICHT allein mit diesen Gedanken und Fragen. Mein Freund und ich waren nun übers Wochenende an der Nordsee, ich brauchte einfach mal Abstand nach all den Wochen und Monaten. Es tat gut, aber oft hatte ich dann ein schlechtes Gewissen, wie kann ich mich nur so amüsieren, wo doch mein Vater erst gestorben ist. Aber ich kann einfach nicht mehr, ich war bis zum Tod meines Vaters am 19.06. seit Ende April 2002 jedes Wochenende bei ihm. Ich wohne 200km entfernt und musste auch arbeiten.
Mein Vater ist in der Nacht eingeschlafen, zuletzt hatte er hohes Fieber, meine Mutter und ich waren rund um die Uhr da, da er zu Hause war. Ich war so froh, dass ich da sein konnte, ihm die Hand halten. Wir haben viel mit ihm geredet, ihm gesagt, dass er einschlafen kann, dass alles geregelt ist, alles besprochen, er in Ruhe gehen kann. Aber er war unruhig, immer wieder schreckte er hoch, wollte sprechen oder etwas zeigen-wir konnten es nicht mehr verstehen. Es war so grausam ansehen zu müssen, dass er keine Ruhe findet. Schmerzen können es eigentlich nicht gewesen sein, er hat soviel Morphium usw. erhalten. Heute beschäftigt mich oft die Frage, warum er so unruhig war? Hatte er Angst? Was hat ihn beschäftigt?
Oft mache ich mir auch Gedanken, ob er bei mir ist? Ob er nun weiss, wie es mir geht?
Yvonne

31.07.2002, 17:13
noch eine Petra..
Seit mein Vater am 29.12.00 gestorben ist, komme ich immer wieder auf diese Seite zurück. Und auch nach mehr als 1,5 Jahren ist es immer noch / immer wieder schlimm von all diesen Schicksalen zu lesen, an alles erinnert zu werden. Auf der anderen Seite aber auch tröstlich zu wissen, daß man nicht alleine ist.
Wenn ich so von euren Abschieden lese, werde ich manchmal fast ein bißchen neidisch. Uns bliebt ein wirklicher Abschied verwehrt, und manchmal denke ich, daß ich deshalb auch nicht wirklich loslassen kann. Mein Vater ist genau drei Monate nach der Diagnose Darmkrebs gestorben, er hatte schon Metastasen im Gehirn und in der Lunge. Trotzdem hatten wir die Hoffnung, daß ihm zumindest noch die von den Ärzten "angekündigten" 12-18 Monate bleiben würden. Ich hatte mir viele Gedanken gemacht, wie das Ende wohl aussehen würde, ob er noch sehr leiden müßte usw. Und dann kam alles ganz anders - am Tag nach seiner 2. Chemo hatte er plötzlich Herzprobleme, die vorher nie da waren. Man hat ihn behandelt, Medikamente gegeben, und am Abend hieß es dann, das EKG sehe wieder ganz gut aus und er könne wahrscheinlich am nächsten Morgen nach Hause. Meine Mutter war bis 19.00 Uhr bei ihm und ich habe noch danach mit ihm telefoniert. Und dann der Anruf von meiner Mutter mitten in der Nacht, den ich wohl nie vergessen werde. Mein Vater war gegen 23.00 Uhr zur Toilette gegangen und ist dort zusammengebrochen und gestorben - wahrscheinlich an einem Herzinfarkt. Erst etwa eine Stunde später hat ihn die Nachtschwester gefunden und meine Mutter angerufen. Die Vorstellung, daß er auf diese Weise sterben mußte läßt mir keine Ruhe. Auch wenn uns alle sagen, daß es sicher alles sehr schnell ging und ihm vermutlich viel Leid, das ihn im Verlauf der Krebserkrankung noch erwartet hätte, erspart geblieben ist. Manchmal ist das ein kleiner Trost, aber daß wir uns nicht von ihm verabschieden konnten ist verdammt hart.
Durch meine Arbeit, meinen Mann usw. bin ich natürlich abgelenkt, trotzdem hat sich mein Leben seither sehr verändert. Auch wenn der Schmerz im Laufe der Zeit etwas nachläßt, denke ich doch an jedem einzelnen Tag an meinen Vater und daran was er in seinen letzten drei Monaten mitmachen mußte. Es ging alles so schnell, Einweisung ins Krankenhaus, Hirnoperation, Suche nach dem Tumor, Darmoperation, Chemo... Zum Nachdenken und Reden blieb uns kaum Zeit; auch wenn wir immer bei ihm waren, waren wir doch selbst so verwirrt und überfordert, daß wir ihm wahrscheinlich keine große Hilfe waren. Im Gegenteil, er hat uns noch Hoffnung gemacht, obwohl er selbst oft Tränen in den Augen hatte.

31.07.2002, 18:10
An Alle, die jetzt mitlesen und mir vielleicht auch mit Ihrer Erfahrung helfen können.

Mein Mann ist im März gestorben. Er hat sehr gelitten,- obwohl ich glaube, daß die körperlichen Schmerzen nicht der Punkt waren.Auch er hat viel Morphium und Anderes bekommen.Aber er schnaufte und fuchtelte mit den Armen,- kämpfte (er wollte nicht gehen, das weiß ich,- auch hatte er trotz seiner Leiden den Zustand nicht satt,- er wollte überleben!!)Wenn er schaute waren seine Augen merkwürdig hell, (er hatte normalerweise fast dunkle Augen), er schaute auch nur durch mich durch...Aber er hielt meine Hand und konnte auf meine Frage hin meine Hand drücken, d.h, er verstand mich noch.Später war er Schweissüberströmt und atmete und keuchte wie bei körperlicher Schwerstarbeit. Da weiss ich nicht, ob er noch etwas um ihn herum wahrnehmen konnte.Auch sein kräftiger Händedruck liess nach.Ich redete und redete(teils auch in heller Panik), weiß aber nicht, ob er davon überhaupt noch etwas mitbekommen hat.Er starb unter großen seelischen Qualen.Auch sein Gesichtsausdruck war ernst und angestrengt,- kein Lächeln- kein Frieden, wie man so oft liest.Nicht wirklich verzerrt, aber doch gequält.
Weiß irgend jemand von Euch, wielange mein Mann mich wohl noch gehört haben kann und ob er noch gespürt haben mag, daß ich bei ihm war?Oder was um ihn herum vorging?
Er fehlt mir entsetzlich,- wir hatten uns geschworen uns nie zu trennen. Nun ist ER fort und ich bin leider noch hier.Ich spreche mit seinen Bildern und hoffe so sehr, daß er mich hört....
Und hoffe darauf, daß er kommt um mich "zu holen", wenn ich sterbe.Ich muß ihn wiederfinden! Unser gemeinsames LEBEN mag beendet sein, aber getrennt dürfen wir auf Dauer nicht werden!
Nadine

31.07.2002, 18:42
Liebe Nadine, dein Beitrag hat mich tief berührt. Alle dies habe ich bei meinem Vater auch erlebt, er fand einfach keine Ruhe, obwohl wir ihm gesagt haben, dass er gehen kann, dass alles geregelt und gesagt ist... Am letzten Tag bekam er hohes Fieber und schwitzte sehr, außerdem schreckte er ständig hoch und wollte mit uns reden oder uns etwas sagen, leider konnten wir ihn nicht mehr verstehen. Unser Hausarzt, mit dem ich darüber gesprochen habe, meinte, er hatte auf keinen Fall Schmerzen, er bekam hohe Höchstdosen an Morphium usw. Aber er hat uns gehört, immer wenn man ihn laut ansprach, veränderte er sich irgendwie, er zuckte mit den Augen oder dem Mund o.ä. Allderdings die Hände konnte auch er nicht mehr drücken, dazu war er wohl zu schwach, wir haben seine Hände immer festgehalten. Aber eingeschlafen ist er ruhig, sehr ruhig. Meine Mutter hat im selben Zimmer geschlafen (sie war vor Müdigkeit auch eingeschlafen) und hat nichts gehört. Er hat vermutlich einfach nur aufgehört zu atmen. Er lag noch genauso, wie wir ihn verlassen hatten.
Ich habe viel darüber gelesen, das die Sterbenden von schon verstorbenen nahestehenden Personen empfangen werden. Das hat mich sehr getröstet, mein Vater hoffte darauf, seinen Vater wiederzusehen und vor allem seinen Hund. Ich hab allerdings noch nichts darüber gelesen, ob es auch für Tiere gilt. Mit meinem Vater habe ich vorher viel darüber gesprochen, wie es sein würde. Zum "Abschied" habe ich ihm einen persönlichen Stern geschenkt, nun stellen ich mir oft vor, er sieht den Stern - wie ich- und wir sind uns ganz nahe. Ich vermisse ihn so...
Yvonne

31.07.2002, 18:53
Hallo Ivo,
mein Dad ist jetzt 1 1/4 jahr tot und auch ich konnte mich nicht von ihm verabschieden.
Er starb an plötzlichem herzstillstand, war vorher nicht krank. In der einen Minute war er noch da, in der nächsten war er tot. Das war furchtbar und ich hab viel nachgedacht darüber, was denn nun eigentlich besser, angenehmer, vorteilhafter ist, einen tod zu sterben auf den man sich und seine Lieben vorbereiten kann, wo man noch seine Dinge regeln kann, ungesagtes noch sagen kann usw. oder der plötzliche Herzstillstand ohne Schmerz und Leid.
Tja, ich bin zu keinem ergebnis gekommen. Ich hätte meinen Dad mit schwerer Krankheit ewig Pflegen wollen, wenn ich ihn nur hätte behalten dürfen. Aber zu welchem Preis für ihn? Und zu welcher Lebensqualität für ihn und auch für meine ma und mich?
Ich hätte wer weiss was dafür gegeben, hätte ich nur noch ein einziges Mal mit ihm reden können. Aber was hätte ich ihm gesagt? Das ich ihn liebe? das wußte er und ich weiß das er mich liebte. Was sonst???????
Ich habe keine antwort. (es ist sicher anders, wenn noch Dinge geklärt werden müssen, es gab Gott sei Dank nichts ungeklärtes zwischen uns)Ich war der Ansicht, der zeitpunkt war der ungünstigste (ich wollte gerade in urlaub fahren) Aber wann ist schon der richtige zeitpunkt, es gibt gar keinen richtigen Zeitpunkt an dem es gerade passt zu sterben. Fragen über Fragen habe ich mir gestellt, ich glaube, es gibt keine antworten. Mittlerweile erfüllt mich Dankbarkeit. Ich bin dankbar, dass ich 42 jahre lang einen wunderbaren Vater hatte, der mich sehr geliebt hat und immer für mich da war. Dankbar, das er nicht gelitten hat. Und nicht zuletzt bin ich auch dankbar, das ich meinen Vater beeridgt habe und nicht mein Kind, denn so sollte es sein, Kinder beerdigen irgendwann ihre eltern und eltern sollten nicht ihre Kinder beerdigen müssen.
Und dennoch, - ich bin so traurig!

Marlies

31.07.2002, 22:21
An Alle, die hier lesen.
Mein Mann ist am 8.3.02 es war ein Freitag um ca. 8 Uhr am Morgen gestorben, obwohl wir ausgemacht hatten daß ich um ca. 11 Uhr komme, er hat nicht auf mich gewartet.
Am Abend war ich noch bis um 21:10 Uhr bei Ihm im Krankenhaus, es deutete nichts darauf hin, daß er schon so schnell sterben würde, sonst hätte ich Ihn doch nicht allein gelassen.
Auch hatte ich Ihn nicht mehr Angerufen, da ich Ihn falls er schon eingeschlafen war, nicht aufwecken wollte. Warum, warum so schnell, daß ist die Frage auf die man keine Antwort bekommt. Er fehlt mir so, er war mein Leben.

01.08.2002, 10:22
Hallo Ihr Lieben,

seit gestern ist ja mächtig was los.
Ich hab mich jetzt einfach mal umbenannt in PetraC, nachdem sich ja noch 2 Petra eingeloggt haben.

Liebe Tina, bitte gib mir doch den Titel des Buches - wär super lieb von Dir. Jeder Trost kann jetzt nur helfen.
Wegen meiner Freundin: sie sagt, daß wenn man die Menschen nicht losläßt, sie nicht, oder nicht so schnell dahinkommen.

liebe Elvira,
ich bin "nur" 1/2 Stunde zu spät gekommen zu meiner Mutti - und das verzeihe ich mir wahrscheinlich nie. Ich wollte eigentlich nicht, daß sie d a alleine durchmuß. Aber liebe Freunde meinen, daß unsere Angehörigen u n s das manchmal ersparen wollen! Ich hoffe nur inständig, daß sie sich das Sterben damit nicht selbst noch schwieriger machen.

Hach, es ist so schwer, die ganzen Gefühle, Verzweiflung, Logik, Fragen usw. unter einen Hut zu kriegen. Ich hab manchmal das Gefühl es dreht sich nur noch alles um mich rum.

Liebe Grüße an Alle und viel Kraft !

01.08.2002, 12:11
Hallo Ihr alle!

Ich möchte gerne bei meinem Vater sein, wenn er stirbt, aber ich habe mich nicht mehr darauf "versteift", denn es kann - und das bestätigen Eure Beiträge ja auch, so plötzlich geschehen, dass wir in diesem Moment gar nicht damit rechnen, wie auch immer, z. B. im Schlaf (das wünsche ich ihm so sehr) ohne Vorankündigung oder Anzeichen...

Aber auf der Suche bin ich nach Literatur zum Thema Tod bzw. Sterben. Habe mir zwei Bücher von Elisabeth Kübler-Ross gekauft, aber recht schnell gemerkt, dass das nicht meins ist...

Daher würde mich das Buch, liebe Tina, auch sehr interessieren.

PetraC - verrätst Du mir, wie man sich im Forum umbenennen kann?

Liebe Grüße!

Bettina

01.08.2002, 12:52
Hallo Petra,

es tut mir leid ich muß erst mal bei meinem Stiefvater nachschauen wie das Buch heißt und dort bin ich erst am Freitag.
Aber ich schreibe es noch bevor ich in Urlaub gehe.

Hallo Bettina,
ich wollte dir auch noch kurz was schreiben.
Meine Eltern haben mich 1 Tag bevor sie gestorben ist gefragt ob ich dabei sein möchte wenn meine Mom gehen muß und ich bejahte.
Ich hätte dabei sein können. Ich habe gewußt das es nur noch Tage ja Stunden sind.
Aber es kam alles so plötzlich.
Ich war am Muttertag noch bei meiner Mom bis abends. Sie war im Krankenhaus seit ca. 10 Tagen. Dann kam ein Pfarrer, den sie wollte seinen Beistand während ihrer Krankheit.
Sie wollte beichten.
Danach so sagte mein Stiefvater war sie sehr erleichtert und sie sah so friedlich aus. Sie strahle Zufriedenheit aus.
Mein Stiefvater übernachtete schon einige Tage im Krankenhaus.
Die Ärzte haben dazu geraten weil sie ja wußten das er dabei sein möchte.
Nachts mußte sie auf Toilette.
ca. 3 Uhr
Sie konnte schwer atmen deshalb saß sie nachts immer am Tisch.
Ich hatte ihr viele Blumen mitgebracht und zum Muttertag habe ich ihr viele Herzen gebastelt und ans Fenster gehangen.
Ich habe ihr schöne Karten hingehängt das sie was zum Anschauen hat.
Mein Stiefvater setzte sich zu ihr. Sie sagte sie bekomme so schwer Luft und sie riefen die Krankenschwester. Auf Anordnung des Arztes (Ferndiagnose-war aber ein normales Krankenhaus) bekam sie eine hohe Dosis Morphium.
3.20
Sie wurde ganz ruhig von dem Morphium. Er nahm sie in die Arme.
Er wünschte ihr eine ganz ganz schöne Reise.
In ihren Augen lag Traurigkeit darüber das sie gehen mußte.
Und das ist es was mir so weh tut.
Sie war doch erst 48 Jahre alt und da ist es noch nicht Zeit dafür zu gehen.
Sie atmete noch bis um 4.00 Uhr.
Dann war sie gegangen.
Aber es war kein Todeskampf es war ein friedliches gehen.
Und das beruhigt mich wieder. Ich habe es ihr so gewünscht das sie wenn sie schon sterben muß das in Frieden tut und in den Armen meines Stiefvaters.
Er hielt sie dann noch eine Stunden in den Armen fest.
Dann um 5.00 Uhr klingelt das Telefon bei mir.
Ich mußte Baldrian nehmen weil ich ganz außer mir war.
Er sagte nur das ich sofort kommen sollte.
Ich mußte 1 Stunde fahren.
Als ich eintrat war mir gar nicht klar das sie schon gegangen war.
Er hatte sie ins Bett gelegt.
Und sie schaute ganz friedlich und erleichtert aus.
Meine Mom war so liebevoll zu allen Menschen.

Ich war froh das mein Stiefvater mich nicht angerufen hat. Es war besser und wichtiger das er meine Mutter in den Armen hielt.

Ich wünsche dir noch viel Kraft Bettina.

Liebe Grüße von Tina
tina-grog@gmx.de

01.08.2002, 13:19
Hallo Tina,
hab Dir heute schon ein Mail auf gmx geschickt. Schau mal vorbei.

Hallo Bettina,
verrät´s Du uns die Buchtitel von der Kübler-Ross ?
Ich hab schon davon gehört und möchte mal reinlesen.

Beim Umbenennen bin ich ganz unformell vorgegangen:
Nachdem ja mehrere mit dem gleichen Namen schreiben, dacht ich, es muß eine Unterscheidung geben.
Bei "Antwort schreiben" steht ja normalerweise nur der Vorname (ist zumindest bei mir so). Da hab ich einfach noch was drangehängt (bei mir halt ein C - kann man aber wahrscheinlich auch nummierieren oder ganz verändern). Ich glaub nicht daß das Probleme gibt, weil wir ja schließlich unter uns sind und es nur einer Unterscheidung der verschiedenen Personen dient.

Zu Deinem Anliegen: ich denke, daß es Dir so ergeht wie uns: es wird Dir aus der Hand genommen, wenn es soweit ist. Wahrscheinlich ist es tatsächlich Schicksal, wie es passiert.
Ich hoffe für Dich, daß "das" noch nicht so schnell passiert. Versuche bis dahin einfach die Zeit ganz intensiv mit Deinem Vater zu nutzen. Und sprich mit ihm soviel Du kannst. Nur belügen darfst Du ihn meines Erachtens nicht (auch nicht zu seinem angeblichen Besten) - das ist zumindest meine Meinung.

Viel Kraft und alles Liebe

01.08.2002, 18:54
Hallo zusammen,

Elisabeth Kübler-Ross hat unter anderem folgende Bücher geschrieben:
-Interviews mit Sterbenden
-Kinder und Tod
-Verstehen, was Sterbende sagen wollen.

Vor allem das letzte Buch hat mir persönlich sehr geholfen.
Anja

01.08.2002, 20:12
Hallo PetraC!
Aber sicher - gern! Gekauft habe ich mir "Über den Tod und das Leben danach" und "Was Sterbende sagen wollen". Über den zweiten Titel kann ich mir noch gar kein Urteil bilden, da habe ich nur reingelesen. Das andere Buch finde ich persönlich ziemlich - ja, wie soll ich es beschreiben, es liest sich als ob es für Kinder geschrieben sei. So z. B. auch das Zitat auf dem Klappentext: "Der Tod ist einfach das Heraustreten aus dem physischen Körper und zwar in gleicher Weise wie ein Schmetterling aus seinem Konkon heraustritt." Eine schöne Metapher vielleicht, aber ich kann so gar nichts damit anfangen... Und mit dem Empfangen (früher Verstorbene "empfangen" die Sterbenden) und den Schutzengeln habe ich auch so meine Probleme. Außerdem wiederholt sie sich wirklich ständig - puh, entschuldigt, aber ich war so auf der Suche und bin ziemlich enttäuscht. Ich bin wohl zu wenig spirituell veranlagt?

02.08.2002, 14:34
Liebe Bettina - hallo alle anderen, die mitlesen,

ich wollte Dir (natürlich auch allen anderen) noch etwas schreiben, was Du auf der vorherigen Seite angesprochen hast. Du schreibst dort, dass Du gern bei Deinem Vater wärst, wenn es soweit ist. Das hat mich sehr an mich erinnert. Da ich über 200km von meinen Eltern wegwohne, hatte ich immer Angst, als mein Vater krank war, dass ich nicht da sein werde, wenn es passiert. Ich habe ständig angerufen, wie es aussieht, um den richtigen Moment auch mitzubekommen. Aber es war ganz anders: Mitte Juni 2002 ging es meinem Vater immer schlechter, täglich habe ich mit ihm telefoniert, war am Wochenende, den 09.06. auch da. Montag bis Mittwoch habe ich täglich mit meiner Mutter telefoniert, ich war total unruhig.. Mittwoch beschloss ich, am Donnerstag Vormittag hinzufahren. Vorher hatte ich noch einiges auf Arbeit zu erledigen, so gegen 10.00 Uhr bin ich dann los. Als ich ankam, lag mein Vater regungslos im Bett, er hatte sich seit Donnerstag früh nicht mehr bewegt. Mir ging es nun bei seinem Anblick zwar nicht besonders besser, aber ich war so froh, da zu sein. Ich denke, ich habe im Unbewussten gespürt, das es an der Zeit ist, hinzufahren. Die ganze nächste Woche haben meine Mutter und ich an seinem Bett verbracht, kaum geschlafen und gegessen. War alles unwichtig, wichtig war, bei ihm zu sein. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch (19.06.) habe ich mich 24.00 Uhr dann doch hingelegt und den Wecker aber auf 3.00 Uhr früh gestellt. Meine Mutter hatte sich neben sein Bett gelegt auf eine Matraze und hat das letzte Mal 2.10 Uhr nach ihm gesehen. Danach ist sie vor Müdigkeit ebenfalls eingeschlafen. Als mein Wecker 10 Minuten vor 3 Uhr klingelte, waren also gerade mal 40 Minuten vergangen, in denen er alleine war - aber er war tatsächlich eingeschlafen in dieser Zeit. Ich bin mir sicher, er hat darauf gewartet, "allein" zu sein, keiner, der mehr seine Hand hält, keiner, der sich direkt "Sorgen macht"... Vorher war er sehr, sehr unruhig, ständig aufgeschreckt, aber er muss sehr sanft und leise eingeschlafen sein, er hat sich nicht bewegt.
Deshalb denke ich, Du solltest Dich nicht darauf versteifen, unbedingt bei ihm sein zu wollen - es wird ihm vermutlich leichter fallen, wenn Du es nicht bist. Inzwischen habe ich mit vielen gesprochen, bei denen es genauso war, oft nur wenige Minuten ganz allein. Ich bin in Gedanken bei Dir - ich weiss, wie Du Dich im Moment fühlst - sei einfach für ihn da, er wird es merken. Wenn Du möchtest, können wir uns auch mailen.
An Dich und alle anderen - liebe Grüsse aus Hannover
Yvonne

03.08.2002, 17:35
Liebe Bettina, liebe Yvonne und alle anderen,

meine Mutter ist vor 5 Tagen zuhause gestorben. Bevor wir (mein Vater und ich) sie nach Hause holen konnten, musste sie aber eine lange Zeit im Krankenhaus verbringen.

Wir konnten die ganze Zeit bei ihr sein; auch im Moment ihres Todes. Näheres kann ich noch nicht schreiben, dafür ist alles noch "zu nah". Aber es scheint viel häufiger zu sein, dass der Sterbende genau dann gehen oder loslassen kann, wenn gerade niemand bei ihm ist. Vielleicht ist es für ihn dann einfach leichter, wie schon Yvonne beschrieb. Das heißt jedoch nicht, dass man ihn dann "im Stich gelassen hätte". Ich denke, dass jeder Mensch im Sterben unterschiedliche Bedürfnisse hat (nach Nähe oder aber auch nach Alleinsein im Moment des Sterbens).

Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass ich besser vorbereitet gewesen wäre, auf das, was in der Sterbephase kommen oder passieren kann. Leider hatte ich für detaillierte Lektüre nicht viel Zeit. Es war gut, dass ich mich wenigstens sehr intensiv mit einer Freundin in der Zeit austauschen konnte. Die Hochs und Tiefs (Hoffnung, Verzweiflung, Enttäuschung, neue Hoffnung ...) rauben einem sowieso ganz schön die psychischen wie körperlichen Kräfte. Daher tut es gut jemanden zu haben, der nicht unmittelbar betroffen ist und einem trotzdem beisteht.

Hilfreich (leider jedoch fast zu spät per Post angekommen) fand ich den Ratgeber "Sterben zuhause" von der IGSL (Internationale Gesellschaft für Sterbebegleitung und Lebensbeistand). Wenn auch dieser Ratgeber ebenfalls christlich geprägt ist (Hintergrund Hospizbewegung), fand ich ihn wiederum in vielen Bereichen einfach sehr "praxisnah" (Tipps zur Mundpflege, Ernährungsproblemen, Sterbeprozess). Ich habe ihn direkt per Internet unter www.igsl-hospiz.de bestellen können (42 Seiten, kostet so € 5-8).

Liebe Grüße
NIC

04.08.2002, 13:18
Hallo Ivo und alle anderen,

ich kann mir gut vorstellen, dass mein Vater lieber alleine sein möchte, wenn es dann "soweit" ist. Und ich denke und glaube auch ganz fest daran, dass er sich ganz genauso einrichten wird, wie es für ihn gut und richtig ist. Wenn es so sein soll, werde ich bei ihm sein - versteift habe ich mich nicht darauf, das habe ich, wenn ich mich richtig erinnere, auch geschrieben. Aber ich habe auch Angst davor. Und vor der Zeit danach.

Es gibt nur noch zwei Möglichkeiten für meinen Vater - entweder es geht ihm wie durch ein Wunder, deutlich besser oder wir müssen ihn gehen lassen. Denn so wie es jetzt ist, das hat er selbst gesagt, es stammt nicht von mir, ist es kein Leben mehr für ihn.

"Ich werde bald erlöst" hat er gestern zu mir gesagt. Und dieser Satz hat in mich, so schrecklich es auch ist, sehr beruhigt auf eine gewisse Weise. Wenn ich nicht völlig falsch liege, so hat mein Vater Frieden mit dem Gedanken geschlossen, sterben zu müssen.

Dafür bin ich sehr dankbar, auch wenn es vielleicht paradox klingt, aber meine größte Sorge galt seiner Angst vor dem Sterben und dem Tod. Meine Angst ist dabei ziemlich nebensächlich, mit ihr werde ich irgendwie fertig werden - müssen.

Liebe Grüße!

06.08.2002, 11:04
Hallo Yvonne und alle die sich mit den letzten Stunden quälen,

meine Mutter starb vor fünf Monaten zu Hause. Die Zeit reichte leider nicht, wir konnten uns auch nicht ausreichend vorbereiten.
Mir hat vor kurzem ein Gespräch bei einer Beratungsstelle für Sterbe- und Trauerbegleitung sehr geholfen. Wichtig war mir das man dort Erfahrung mit Sterbenden hatte und ich über alle offenen Fragen der letzten Tage nochmal sprechen konnte. Ganz Sachlich.
Bücher aus der Hospitzbewegung sind auch sehr hilfreich.

Meine Mutter starb als mein Vater nicht im Zimmer war. Meine Schwester und ich waren bei ihr. Ich glaube es war ihr nicht möglich zu gehen, weil die Verbindung zu meinem Vater zu stark war. Er wollte nicht loslassen. Sie lag schon seit eineinhalb Tagen im Koma. Mir hat das jemand sehr schön umschrieben: Sie hat die Tür geöffnet, aber es ist als ob man oben auf einem Deich steht, es weht einem ein starker Wind entgegen. Man muß Kraft sammeln, um den letzten Schritt ins Unbekannte zu wagen. Manche Menschen tuen das lieber allein.

Wir haben meine Mutter in den letzten Stunden bewußt auch mal allein gelassen. Waren dann wieder bei ihr. Der Sterbende sucht sich den Zeitpunkt selbst aus. Man kann es dann nur akzeptieren. Ich finde es aber tröstlich, das man letztendlich doch noch so viel Macht über seinen Körper hat.

Liebe Grüße

06.08.2002, 14:26
hallo ihr lieben,

mein papa ist heute vor 16 Tagen gestorben. er kam ins krankenhaus, weil er blut im stuhl hatte. es wurde zwei wochen lang an ihm rumgedocktert...sie fanden die blutende stelle nicht. am sonntag den 21.07. ging es ihm wieder super gut, die blutwerte waren endlich mal etwas gestiegen. meine mum und ich waren noch bis 17.30 uhr mit ihm in der cafeteria...wir waren alle total happy, weil es ihm besser ging. er selber meinte, es ginge jetzt bergauf. 4,5 stunden später ist er vor seinem bett zusammengebrochen und war sofort tot. sie haben ihn noch eine stunde reanimiert...erfolglos!!! als meine mum mich gegen 21.45 uhr anrief um mir zu sagen, dass wir ins krankenhaus fahren müssen, weil es meinem dad schlecht ginge, habe ich im auto (um 21.55 uhr) hyperventiliert. ein paar tage später erfuhren wir, dass er um 21.55 uhr gestorben ist. ich werde einfach nicht damit fertig. die ärzte konnten uns keine todesursache nennen. entweder war es ein schwerer herzinfakt, eine lungenembolie oder ein aorta-riss. aber gegen alle drei möglickeiten sprechen gewisse dinge dagegen. ich liege nächtelang wach, denke, ich werde verrückt...tausend gedanken, tausend bilder. am schlimmsten ist das bild von meinem papa als er tot im bett lag. ich werde dieses bild nicht los! mittlerweile habe ich total dicht gemacht...kann nicht trauern, nicht weinen. ich glaube immer noch, dass er zurück kommt. bin ich normal?????? für mich war es mein leben lang eine horrorvorstellung meine eltern zu verlieren...jetzt ist es so!!! wie wird man damit fertig? ich bin so verzweifelt!!!!!!!bibbi1@gmx.de

06.08.2002, 15:28
Hallo birgit,
ja, birgit, du bist völlig normal.
Du stehst noch unter schock, deshalb kannst du nicht trauern und weinen.
Mein Dad starb im April 2001, er legte sich aufs sofa und sagte zu meiner ma, ich leg mich ne halbe stunde aufs sofa. Dann schloß er seine Augen, 30 Sekunden später war er tod. Einfach so, ohne Vorwarnung ohne Abschied.
Ich dachte, der boden tut sich unter meinen füßen auf. Ich habe alles geregelt, mit der Beerdigung usw. Ich habe gut geschlafen und mein Verstand wußte, ich habe meinen geliebten Vater verloren, aber mein herz hat es nicht wissen wollen und mehr als einen Monat nicht zur kenntnis genommen.
Nur wütend war ich, wütend auf alle menschen, die älter waren als mein Dad (er war 70) ca. 1 Monat später fing ich morgens um 8:00 an zu weinen - und konnte nicht mehr aufhören, bis Mitternacht. An diesem Tag hatte mein Herz verstanden, ich hatte keinen Vater mehr.
Es war grauenhaft, aber es war auch der Beginn eines gesunden Trauerprozesses.
Das ist schmerzhaft liebe birgit, sehr sogar.
Aber es ist notwendig, um überhaupt weiterleben zu können. Nach nunmehr 15 monaten hat mein Herz Frieden gefunden und Dankbarkeit. Ja, ich bin sehr traurig, daß ich keinen Vater mehr habe, aber ich kann damit leben und wenn ich an ihn denke, empfinde ich auch Freude. Hört sich komisch an im Zusammenhang mit dem Verlust, aber anders kann ich es nicht beschreiben. Ich hatte 42 jahre einen wundervollen Dad, der mich liebte und mir soviel gegeben hat. Ich hatte viel spaß mit ihm und diese Erinnerungen erfreuen mein herz.
Liebe birgit, laß dir zeit und sei gewiß, du bist völlig normal.
alles Liebe

Marlies

07.08.2002, 15:06
hallo marlies,

das mit deinem dad ist ja auch ganz schrecklich. wie geht deine mutter denn damit um? hat sie es auch gepackt?

vielen danke für deine aufmunternden worte. ich denke auch, dass ich unter schock stehe. ich habe vorher schon immer gesagt, wenn sie bei meinem dad wieder krebs feststellen, dann packe ich das nicht...das machen meine nerven nicht mit. jetzt ist alles noch viel schlimmer gekommen...wie sollte mein körper da reagieren??? ich denke, der körper schalten einen mechanismus ein, der nur das zulässt, was man ertragen kann.
die meiste angst hab ich momentan um meine mama (die übrigens auch marlies heisst). ich hoffe, sie verliert jetzt nicht den lebensmut, denn mein pa war ihr lebensinhalt.

warum musste er so früh sterben? er ist gerade mal 60 jahre alt geworden...er stand doch gerade mitten im leben!!!

ich hätte ihm noch soooo viel sagen wollen. wann werde ich eine antwort auf das WARUM bekommen???

alles liebe für dich
birgit[bibbi1@gmx.de]

07.08.2002, 16:08
Hallo Birgit,
wie gut kann ich dich verstehen.
Lass dich erst einmal drücken und dir versichern, du bist nicht verrückt. Ich glaube, es ist eine ganz normale Reaktion auf diese ganze Sch...
Ich habe meine liebe Schwester am 21.07.02 verloren - also am gleichen Tag, wie du deinen Pa.
Sie war mir mehr als eine Schwester. Mit ihr konnte ich über alles reden, auch über Dinge, die selbst mein Mann nicht weiss.
Es ist als ob ein Stück von mir gegangen ist, als wäre ich nur noch die Hälfte.
Ich kann es nicht akzeptieren.
Es nicht verstehen.
Sie ist gerade 42 geworden. Viel zu jung...
Ich könnte mit dem Kopf gegen die Wand rennen, bin nur noch am heulen...
frage nach dem Warum, sehe keinen Sinn...
ich wollte noch so viel mit ihr machen (z. B. nach China reisen, eine gemeinsame Freundin besuchen...)
Neben meiner Trauer ist auch ganz viel Wut - könnte schrein.
Auch ich frage mich, werde ich verrückt...
ist das alles normal?
Sch...
Liebe Birgit, lass uns zusammen heulen. Auch ich habe das Gefühl, ich packe es nicht...
bin am zusammenbrechen, hundemüde (Schlaf - was ist das???) und gleichzeitig total überdreht. Nerven liegen blank.

Vielleicht treffen sich die beiden irgendwo?
Ich habe so eine Angst vor der Bestattung... mir graut, aber ich wollte versuchen, einige Worte zu sagen
wir haben noch nicht einmal einen Termin...
warum dauert dies nur alles solang.
Heiliger Bürokratismus. Wie soll ich dies nur alles verkraften...

Wir müssen aber auch ein bisschen stark sein, für deine Ma und für meine Eltern ...
zumindest versuchen ihnen Kraft und Halt zu geben. Sie brauchen uns jetzt ganz dringend.
Sie dürfen nicht den Lebenswillen verlieren, wir müssen versuchen, ihnen Mut zu machen.
Ihnen zeigen, dass wir sie lieben und brauchen...
zeigen, sie sind nicht allein...
Liebe Birgit,
lass dich noch einmal ganz lieb drücken
Lisa

07.08.2002, 17:41
Liebe birgit,
tja, für meine ma ist es ungleich schwerer, sie leidet unter einer Depression seit mein Vater gestorben ist. Sie äußert sich nicht in Traurigkeit, sie hat bisher noch nicht weinen können. Es äußert sich körperlich mit massiven durchfällen.
Es ist hart für sie und sie steht wohl noch immer unter Schock. Aber sie sucht sich Hilfe, war in einer selbsthilfegruppe und beim Psychologen. Heute morgen habe ich sie in eine psychosomatische Klinik gebracht. Ich hoffe, hier kann man ihr helfen. sie möchte Hilfe und hat Lebensmut, der Punkt ist, sie kann nicht richtig trauern. Ich hoffe, der Knoten löst sich bald bei ihr.
Liebe birgit, es ist alles sehr schwer, gerade am anfang. Es braucht Zeit, viel Zeit, bis der Schmerz erträgliche Maße annimmt.
Mein Pa war auch der Lebensinhalt meiner ma.
Versuch ihr beizustehen, soweit deine eigene Kraft es zuläßt. Ich wünsche dir und deiner ma von herzen alles alles Liebe und viel Kraft.
du hast schon recht, der Körper schützt die Seele und läßt nur soviel zu, wie man ertragen kann. Versuche, darauf zu vertrauen, daß es bei deiner ma auch so sein wird.
Liebe Lisa,
auch dir wünsche ich die nötige Kraft, das alles durchzustehen. Es ist so schwer und die bürokratie ist ein Albtraum in so einer situation. Mein Dad war ein Leben langf in der Kirche, hat immer seine Kirchensteuer bezahlt. Zur Beerdigung sollten wir 600,-- für die Kapellenbenutzung bezahlen Nutzungsdauer 15 Minuten, weitere 15 Minuten sollten weitere 600,-- kosten. Der Pastor wollte sich 86,-- für ein Taxi bezahlen lassen. Ich hätte platzen mögen vor Wut, es war so unwürdig. Ich habe getobt und die arme Frau vom Beerdigungsinstitut angebrüllt, es ginge hier nicht um eine massenbeerdigungsabfertigung, sondern um meinen Vater, der geliebt wurde. die arme Frau konnte garnichts dafür, das Geld hat sie ja nicht bekommen, sondern die Kirche.
Liebe Lisa, wenn deine Kraft reicht, wehre dich, laß es dir nicht gefallen. Ich wünsche dir und deiner Familie, daß ihr deine schwester in Würde begraben könnt. Zu deiner Angst vor der Trauerfeier kann ich sagen, daß ich auch große Angst hatte. Es war dann aber ganz anders als ich glaubte. Es sind sehr viele leute gekommen und ich fühlte mich total getröstet, das soviele Menschen meinen Dad mochten und fand es schön anschließend noch mit ihnen zusammenzusitzen. Es war nicht schrecklich, wie ich glaubte, sondern wirklich tröstlich, den Schmerz teilen zu können und zu sehen, wievielen Menschen er etwas bedeutet hat. Ich wünsche dir, daß du es ähnlich erleben darfst und nicht als Horrorszenario.

Alles Liebe

Marlies

07.08.2002, 18:15
Liebe Birgit,liebe Marlies,

auch mein Mann war erst 60 Jahre alt, als er unter Qualen starb, weil er nicht gehen konnte und wollte. Er wußte, er läßt mich ganz alleine zurück. Und auch er war mein Lebensinhalt.Er hatte noch soviel vor im Leben und war fassungslos, daß das alles vorbei sein sollte. Wir haben immer gesagt,- wir dürfen nie getrennt werde....und nun? Ich habe es immer wieder geschrieben, auch wenn man mir dann vorhält, ich setzte meine Trauer über die der Anderen. Das ist nicht richtig. Euere Trauer als Töchter ist sicher sehr groß,- keine Frage. Aber sie ist anders, als die Euerer Mutter.Paßt gut auf Euere Mutter auf.Man verliert jeglichen Lebensmut und im Grunde möchte man nur dem geliebten Partner folgen,- da seid ihr als Kinder gefordert (trotz Euerer eigenen Trauer).Helft ihr. Ich wünschte, ich hätte Kinder und damit "ein Stück" von ihm. Aber ich bin alleine!
Liebe Grüße
Nadine

07.08.2002, 21:34
Hallo Nadine,
wir kennen uns ja schon. Es ist mir schon klar, das meine ma anders trauert als ich, vielleicht gibt es einen Unterschied, vielleicht nicht, ich mache mir darüber eigentlich keine Gedanken. Jede von uns geht einen eigenen Weg in der Trauer, und ich sagte dir auch schon mal, wenn Du das Gefühl hast, niemandem geht es so schlecht wie dir, dann empfindest du es im moment so - fertig. Daran gibt es für mich nichts auszusetzen, absolut nichts. Deine Gefühle sind wie sie sind und das dürfen sie auch sein, finde ich.
Aber meine Ma hat ihren Lebensmut nie verloren und sie war 44 jahre mit meinem Vater zusammen.
Du siehst, für sie ist es wieder anders. Sie will nicht sterben und ihm folgen, sie will leben.
Und Nadine, Du bist auch nicht allein, du hast uns alle hier, wir fühlen mit dir. Ja, du bist allein in eurer wohnung, das ist meine Ma auch und darunter leidet sie ganz schrecklich.
Komm wieder und rede (bzw. schreibe) dir dein leid von der Seele ok?

Alles Liebe
Marlies

08.08.2002, 09:11
liebe lisa,
es tut mir so unendlich leid für dich und deine familie. mir geht es komischerweise gar nicht soooo schlecht, aber nur deshalb, weil ich es nicht zulasse. ich kann immer noch nicht glauben was da passiert ist und mein unterbewußtsein signalisiert mir, dass mein dad sicher wieder kommt. das ist die reinste qual. mein problem ist es aber, dass ich immer noch nicht trauern kann. Lisa, du brauchst keine panik vor der beerdigung zu haben. ich hatte auch den totalen horror davor, doch als es soweit war, war alles nur total ergreifend, wenn man diese "menschenmassen" sieht, die meinen papa begleitet haben...der absolute wahnsinn. ich habe die beerdigung empfunden, als wäre ich gar nicht wirklich anwesend. ich stand am offenen grab und konnte emotional nichts mit meinem papa in verbindung bringen...total merkwürdig!!! im nachhinein kann ich genauso wie marlies sagen, es ist definitiv nicht so schlimm wie man es befürchtet!!!! ich wünsche dir von ganzem herzen soooo viel kraft, dass du irgendwie damit klar kommst. fühl dich ganz doll gedrückt von mir!

liebe nadine,
auch du solltest dich von mir gedrückt fühlen. ich weiss, wie schwer es für dich ist, ich sehe jeden tag wie meine mama leidet...es sind höllen qualen, aber trotzdem glaube ich nicht, dass man sagen kann, dass der eine oder andere mehr leidet. wie marlies schon sagte, jeder muss seinen weg finden mit der trauer und dem schmerz umzugehen...so hart das auch ist!!! liebe grüße

liebe marlies,
schön, dass deine mum sich hilfe sucht. meine mama hat heute morgen einen termin bei einer psyochologin. ich hoffe so sehr, dass sie ihr helfen kann.
ist deine mum stationär in dieser psychosomatische Klinik oder nur ambulant? ich drücke euch ganz feste die daumen, dass es bald wieder bergauf geht. mir geht es glaube ich ähnlich wie deiner mutter...ich bekomme diesen knoten auch nicht geöffnet...es sind echt höllenqualen!!!! ich umarme dich!!! birgit

[bibbi1@gmx.de]

08.08.2002, 11:05
Hallo Birgit,
meine ma ist stationär für 8 wochen hier ganz in der Nähe von mir in einer ganz hervorragenden psychosomatischen Klinik. an den wochenenden kommt sie zu mir.
Bei mir hat es einen Monat gedauert, bis sich der Knoten gelöst hat, bis mein herz verstanden hat, das er nie nie wieder kommt. Dann konnte ich endlich weinen, bis ich keine Tränen mehr hatte, von da an ging es ganz langsam besser.
Es ist noch nicht lange her bei deinem Dad, erwarte nicht zuviel von dir, bitte. Meist öffnet sich der Knoten ohne das man selbst etwas dazu tut. Und diese komischen Gedanken, die man so hat vergehen dann auch allmählich.
Ich wollte z.B. unbedingt Waisenrente beantragen (mit 42 lach), weil ich dachte, ich bin doch jetzt Halbwaise und fühle mich doch wie ein ganz kleines Mädchen, das einsam und allein ist ohne Papi. Ich wollte mir unbedingt so einen elektroschockgerät für das Herz kaufen, weil ich Panik hatte, das mein Mann oder ich auch an plötzlichem Herzversagen sterben. usw.usw. Ähnliches kennst du vielleicht auch, es ist ein Zustand wie in Watte, völlig irrational. Hab Geduld mit dir birgit. Laß es geschehen, so wie es kommt, ich glaube, so ist es dann am besten zu ertragen.

Liebe grüße
Marlies

08.08.2002, 12:41
Hallo Nadine, Hallo an die anderen...

sorry Nadine, aber jetzt möchte ich doch noch einmal etwas dazu sagen. Denn Dein Satz, das "man" sagt, das Du Deine Trauer über die der anderen stellst" ist ja eine Spitze auf einen Beitrag von mir in einem anderem Forum ( und diese Spitzen finde ich ehrlich gesagt ziemlich gemein, denn es tut weh, das meine Trauer um einige Menschen so runtergewertet wird. Und so empfinde ich es, wenn Du schreibst - " das die Deine Trauer etwas anderes ist, als.... und dann Vergleiche anstellst....)).
Und ich möchte es hier nocheinmal wiederholen ( während eine mehr als gute Bekannte im Alter von 38 Jahren gerade ihre letzten qualenvollen Stunden durchlebt, sie hat seit 4 Jahren Brustkrebs, und stirbt jetzt qualvoll an einem vor 8 Wochen festgestellten Hirntumor, sie ist in dieser kurzen Zeit Blind geworden; und ist gelähmt - nichts geht mehr, wir können nur hoffen, das sie bald erlöst ist. Selbst das ist ihr nicht vergönnt)
Die Trauer eines Menschen ist immer das gleiche, das Umgehen mit der Trauer ist sicherlich unterschiedlich. Nur weil ich ( hab mit 19 Jahren erst Bruder und genau 1 Jahr später meine Mutter verloren, das ist jetzt schon 25 Jahre her)keine Zeit hatte, keinen Platz hatte, meine Trauer auszuleben, weil meine kleineren Geschwister mich brauchten, heißt es noch lange nicht, das ich den Schmerz nicht empfunden habe. Es war meine Mutter !!! es war mein Bruder !!!...er war 20 jahre alt.
vor 5 Jahren ist meine Schwester mit 38 Jahren an Brustkrebs gestorben - und Anfang des Jahres meine erste und einzige Freundin mit 38 Jahren an einem Herzleiden, nach einer mißglückten Herzoperation.
Ich leide unter dieses Todesfällen ganz bestimmt nicht weniger, als Du um Deinen Mann. Wie die anderen hier oder an anderer Stelle um ihren Vater; um ihre Mutter; Bruder; Freundin; Sohn oder Tochter. Bitte sieh das nicht als Angriff, was ich schreibe. Versuche es bitte einfach nur zu verstehen und zu akzeptieren.

Ich selber habe seit März die Diagnose Brustkrebs, und habe gerade jetzt die letzten Tage leider das Problem, das es so aussieht, als habe die Chemo nicht die gewünschte Wirkung gehabt.
Vielleicht kein Wunder bei all den Dingen, die um mich herum geschehen sind.

Ich akzeptiere Deine Trauer um Deinen Mann - es ist eine schlimme Sache, jemanden nach so langer gemeinsamer Zeit zu verlieren.
Ich kann Deine Leere in dir verstehen.
Aber bitte versuche die Trauer der Anderen genauso zu akzeptieren und nicht in Vergleiche, wer mehr oder weniger trauert einzuteilen.

Danke fürs lesen - und ich hoffe, das ich niemanden mit diesem Beitrag auf die Füsse getreten bin. Denn das ist und war keine Absicht von mir.

viele Grüße
elisabeth

Bitte entschuldigt, das ich das so deutlich geschrieben habe. Nachdem ich in dem anderen Forum meine Meinung ( ähnlich ausgedrückt wie Birgit es gestern in ihrem Beitrag getan hat) schon einmal darüber geschrieben habe, und in anschließenden Beiträgen von Nadine mindestens 2 mal Seitenhiebe in meine Richtung bezüglich meines Beitrages über meine Trauer kamen, sehe ich mich jetzt einfach mal gezwungen, nicht schon wieder zu schlucken.

08.08.2002, 13:51
Liebe Elisabeth,
es tut mir leid, wenn ich falsch verstanden wurde. Ich habe Niemandes Trauer herabgesetzt, lediglich geschrieben, daß die Trauer um einen Partner ANDERS ist als die Trauer um andere Angehörige und Freunde. Das liegt einfach an der andersartigen Beziehung! Und Marlies schreibt ja auch, daß ihre Mutter unter Depressionen leidet.
Nochmals, ich wollte niemand kränken und es tut mir wirklichl leid wieder einmal ein Mißverständnis erzeugt zu haben.
Auch schrieb ich bereits wie leid es mir tut, daß Du eine derart schwere Zeit hattest und auch noch hast.Ich hoffe mit Dir auf bessere Zeiten und einen großen Hoffnungsschimmer,- nein Hoffnungsstrahl.
Nadine

08.08.2002, 13:52
Hallo elisabeth, hallo Nadine,

sorry, wenn ich mich hier einmal einschalte, aber ich war ja in dem anderen forum sozusagen an den Beiträgen auch beteiligt.
Ich denke, daß ihr beide sehr unter euren Verlusten leidet. Für dich Nadine, ist es glaube ich zumindest zur zeit so, das du dir garnicht vorstellen kannst, daß es noch irgendeinen menschen auf dieser Welt gibt, dem es so schlecht geht wie Dir, das ist dein empfinden. Alle anderen haben entweder noch Kinder oder Freunde oder sonstige angehörige, so kommt es dir vor, nur du eben nicht.
Du elisabeth fühlst dich durch Nadines wiederholtes hinweisen auf ihr empfinden, wir hätten es ja irgendwie alle besser, in deiner trauer herabgesetzt. dies scheint dich sehr zu verletzen. Deine Reaktion im anderen forum darauf, hat Nadine verletzt und sie hat mit einigen spitzen Bemerkungen darauf reagiert.
Aber hier geht es garnicht darum, wer mehr oder wer weniger trauert und wessen schicksal nun furchtbarer ist.
Menschen, die trauern, sind in einer absoluten Ausnahmesituation und zwar ALLE! Für Nadine geht es zur zeit ums eigene Überleben in ihrer trauer, sie hat oft genug angedeutet, sie wird ihrem Mann folgen. Aber etwas in ihr hält sie auch zurück, zB. der sehr nette Kontakt zu Bettina. Ich glaube und hoffe das sie wieder lebensmut findet durch dieses Forum. Und es geht ihr auch garnicht umdich liebe elisabeth, wenn sie schreibt, deine Trauer ist ja nicht so schlimm wie ihre. Es geht nur um sie und ihr empfinden.
Liebe Nadine, viele hier haben keine Probleme mit Deinen Äußerungen und deinem Gefühl, allein auf dieser Welt zu sein und so zu trauern wie du es tust. Aber zumindest eine Teilnehmerin - Elisabeth fühlt sich dadurch verletzt und hat dies auch zum ausdruck gebracht. Das nadine, ist ihr empfinden und es steht ihr zu. Du hast bereits gesagt im anderen forum, das du es so nicht gemeint hast, aber du hast danach in der Tat einige Seitenhiebe an elisabeth verteilt (sorry, aber so ist es)
Ihr Beiden,
ihr könnt jetzt natürlich fortfahren und euch gegenseitig hier anfeinden, ihr könntet es aber auch beenden und eure kraft nicht verschwenden für Auseinandersetzungen, die zu nichts führen.
Ich glaube dies ist ein sehr gutes forum um einander zu helfen. Also bitte, verzeiht einander und beendet dies hier bitte.

marlies

08.08.2002, 14:10
Hallo Marlies

nein, ich habe nicht vor fortzufahren, denn auch in dem anderen Forum habe ich genau aus diesem Grunde nichts mehr weiter dazu geschrieben ( nur den einen Beitrag, um den es ging. Sonst nichts. Da kann man wohl Kaum davon reden, das ich ein ein Streit von Zaun brechen will oder wollte). Nichts liegt mir ferner, als einen Streit heraufzubeschwören. Vor allen Dingen nicht in einem solchem Forum. Ich bin, auch wenn man es kaum glauben mag, ein ziemlich friedliebender Mensch. ( nur ab und dann einmal muß ich sagen dürfen, wenn da etwas ist. Wenn ich immer nur schlucke, wäre das auch nicht so ganz richtig, oder?))
Und ich glaube auch, das ich es so forumuliert habe, das man es verstehen konnte, wie es gemeint geweisen ist. Als Anfeindung konnte man wohl auch diesen Beitrag nicht lesen.

Und wie versprochen, dies hier ist und war mein letzter Beitrag zu diesem Thema.


elisabeth

08.08.2002, 14:13
sorry, ich möchte mich auch noch kurz einmischen. wir alle sind doch hier um uns in irgendeiner form zu unterstützen, zu trösten...ganz einfach zu helfen!!! jeder geht mit diesem verlust anders um...keine weiss, was der andere wirklich empfindet. von daher steht es doch jedem zu, für sich alleine mit dem schmerz in irgendeiner form umzugehen. wie marlies schon sagte, verschwendet eure energie doch nicht für so unwichtige dinge...unterstützt euch und seid nett zueinander...nur deshalb sind wir doch alle hier, oder??????

08.08.2002, 15:01
Hallo elisabeth,
Du hast recht, ich habe geschrieben "euch gegenseitig anzufeinden" und das hast du zu keinem Zeitpunkt getan.
Da hab ich mich völlig falsch ausgedrückt sorry.
Ich wollte meiner sorge ausdruck verleihen, das es soweit kommen könnte, das ihr euch gegenseitig anfeindet und versuchen, dies zu verhindern. Bitte entschuldige.
Liebe Grüße
Marlies

08.08.2002, 15:13
Liebe Elisabeth,
ich glaube, wir kennen uns auch schon aus dem Forum (die Rubrik mit den vielen Tieren - die Robbe grüsst dich ganz lieb.
Ich kann mich Birgit´s Meinung nur anschliessen.
Es geht nicht darum, dass ihr euch gegenseitig fertig macht. Sind wir durch den Verlust eines lieben Menschen nicht alle sowieso mit den Nerven am Ende?!
Ich kann nur aus meiner Sicht schreiben - für mich ist es gut, dass es dieses Forum gibt.
Auch wenn ich noch Angehörige habe und auch einen ganz lieben Mann, habe ich dennoch das Gefühl, dass ich langsam überschnappe, durchdrehe... und fühle mich oft genug allein und einsam.
Jeder hat eine andere Art und Weise mit dem Tod und der Trauer umzugehen.
Aber auch ich kann nicht akzeptieren, dass es einen Unterschied geben soll. Es gibt doch keine Wertigkeit nach Angehörigkeitsgrad.
Allein die Liebe zählt. Ja - wie nah man dem Toten steht. Welches Verhältnis man zu ihm hatte.
Ich habe vor geraumer Zeit eine ganz liebe Freundin durch Freitod verloren. Noch heute bin ich nicht darüber hinweg.
Der Schmerz wieder weniger mit der Zeit, aber man vergisst nicht.
Natürlich es geht jeder anders mit seiner Trauer um - aber ich habe auch schon in einem anderen Beitrag geschrieben, es spielt keine Rolle, ob man den Lebensgefährten, ein Kind, ein Elternteil oder ein Geschwister verliert.
Egal wer stirbt - auch wenn es eine liebe Freundin / Freund ist - es tut nun mal verdammt noch mal weh. Da muss ich dich unterstützen.
Aber ich glaube auch, dass Nadine unsere Hilfe braucht - und zwar dringend.
Sie muss wieder auf die Beine kommen. Ich habe das Gefühl, dass wir sie sonst verlieren.
Sie darf ihrem Mann noch nicht folgen. Natürlich wenn es Gottes Wille ist / ihr Schicksal so kann niemand es beeinflussen.
Wir müssen versuchen, ihr Lebenswille zu geben. Hoffnung und Mut. Kraft.
Ihr zeigen, sie ist nicht allein.
Liebe Elisabeth, aufgrund deiner Schilderung bezüglich deiner Freundin, kann ich mir aber auch vorstellen, wie dir zu mute ist.
Deshalb lass dich drücken, trösten.
Mist, dass die Chemo nicht bei dir anspricht.
Kann man dir denn irgendwie helfen? Bitte sei gewiss, auch du bist nicht allein.
Natürlich sollst du deinen Ärgern nicht runterschlucken - dies ist nur schädlich.
Ich fände es schade, wenn du dich auch in diesem Forum nicht mehr zu Wort melden würdest.
Das würde mich noch trauriger machen...

Ihr seid beide sehr schlecht drauf - verständlicheweise.
Statt anzufeinden, wäre es da nicht sinnvoll, euch gegenseitig zu stützen? Auszutauschen?

Das Forum soll doch uns allen eine Möglichkeit geben, uns gegenseitig zu stützen, zu trösten, Hilfe sein und uns auch auf andere Gedanken bringen...
wichtig finde ich aber auch: Wir sind alle betroffen.
Wir sollten eine Allianz bilden - gegen den Krebs und den Tod und die Wut und die Trauer ...
wäre dies nicht eine Möglichkeit KRAFT und MUT und STÄRke zu gewinnen...
Es grüsst euch alle ganz lieb
Lisa

09.08.2002, 22:43
Hallo Ihr Alle.
Ich lese schon lange mit wollte mich aber bisher nicht äußern.Ich finde es ein wenig schade,das es so viele Mißverständnisse und als solche sehe ich das,hier gibt.Ich habe meinen Mann vor 11 Monaten verloren und zu eurer "Beruhigung" es tut noch genauso weh.
Aber ich wollte eigentlich ganz was anderes.Ich glaube das Nadine was anderes meint als die Tauer und das sie mehr oder anders trauert.
Es ist nämlich die Tatsache,das man DEN geliebten Partner verloren hat und somit das Leben was man geführt hat,nicht mehr führen kann.Setz dich mal an einen Tisch und esse ALLEIN,gehe abends in das leere Ehebett,setze dich abends auf die Terrasse ALLEIN.Das könnte ich jetzt noch eine Stunde fortführen.Ich meine das normale Leben,die Selbstverständlichkeiten werden auch zur Qual und das hat nichts mit DER TRAUER zu tun.Die ist gleich egal wen man verloren hat.
Ich hab hier im Forum auch schon viel geschrieben nur derzeit schau ich ab und zu mal nur rein.Es hat mir sehr geholfen.Ich find es gut das es das hier gibt.Macht weiter so und versucht euch gegenseitig zu helfen.Leider hab ich immer das Gefühl nicht mehr hierher zu gehören,weil schon 11 Monate her und ich weiter sein müßte.Bin´s aber nicht.Will euch aber nicht die Hoffnung nehmen.Alles Liebe für Euch und die kraft uns die Liebe es durchzustehen!B.

10.08.2002, 00:48
Hallo liebe B.

danke für Deine "Schützenhilfe".Das ist es, was ich mit anders meinte .Erwachsene Kinder gehen in ihren intakten Haushalt zurück etc...das unmittelbare Alltagsleben ist nicht betroffen,-aber als Ehepartner fehlt der zweite Teil beim aufstehen, essen, über die Stromrechnung beraten etc (um nur mal banale Dinge aufzuzählen)NICHTS ist wie es vorher war...
Du hast schon 11 Monate "hinter Dir",- bei mir sind es demnächst 5 und ich werde von Tag zu Tag trauriger und die Verzweiflung wird eher größer...Ich weiß, daß sich bei mir nichts bessern wird und ich sehe, ich bin nicht die Einzige,- auch Dir tut ES noch weh.Man kann eine Beziehung mit all seinen Gewohnheiten, kleinen Ritualen und und und.....(von der Liebe mal ganz abgesehen) nicht nach Monaten "abschütteln"!
Ich glaube, ich werde auch aufhören, mich hier zu äußern,- ich habe offensichtlich-ohne es zu wollen, für Unfrieden gesorgt.Das kostet uns alle zuviel überflüssige Energie und das ist das letzte, was wir haben.
Ich wünsche Dir, daß Du es weiter durchstehst,- bei mir bin ich da nicht sicher.
Danke,Nadine

10.08.2002, 22:02
Hallo liebe Petra C!
Ich habe erst heute Deine letzte Nachricht vom 01.08.2002 gelesen und der letzte Satz hat mich etwas berührt (keine Lügen).
Ich bin der Meinung, dass man es auf jeden einzelnen Fall und für jeden einzelnen Menschen selbst ausrichten muss, ob man ihnen die Wahrheit über ihre verbleibende Zeit sagt oder nicht.
Eigentlich hatte ich mit meiner Freundin, die mit 18 Jahren ihren Vater an Krebs verloren hat, darüber gesprochen, dass ein jeder Mensch das Recht haben müsste zu wissen, wie es um ihn steht. Leider erfuhr ihr Vater damals erst hinterher von den Ärzten (!), dass seine Angehörigen es schon länger wussten und er machte ihnen Vorwürfe (... wie könnt ihr mir das nur verheimlichen???). Darüber habe ich oft mit ihr gesprochen.
Als mein Vater nun vor einem 1/4 Jahr die Nachricht erhielt, er habe Krebs, dachte ich auch daran, ganz ehrlich damit umzugehen. Aber mein Vater war so geknickt und hat sich auch gar nicht weiter beraten lassen bzw. sich irgendwo anders informiert über seine Krankheit. Er hat sich voll und ganz auf die Ärzte verlassen, die ihn von Anfang an behandelt haben. Jedesmal wenn ich sagte, lass uns mal woanders hingehen, wurde er richtig grandig. Er wollte absolut nicht noch von Arzt zu Arzt rennen, weil er den Ärzten im KH vertraute.
Als wir es gut eine Woche, bevor er starb, von dem Arzt erfuhren, dass es keine Monate mehr dauern kann, war es für uns überhaupt kein Thema mehr, es ihm zu sagen. Er sollte einfach noch ein bisschen Hoffnung haben. Die hatte er auch noch bis zum Schluss. Ich weiß nun wirklich nicht, wie er diese schwere Nachricht verkraftet hätte. Meine Mutter und meine Geschwister sind heute froh darüber, dass wir ihm die Wahrheit nicht gesagt haben. Obwohl er ein paar Tage vorher noch Angst hatte zu sterben, hatten wir doch in diesem Moment (wir waren total unvorbereitet) keine Gelegenheit, mit ihm darüber zu reden. Wir hätten es ihm nicht so direkt gesagt, aber ich hätte ihm wahrscheinlich nur meine Angst, dass es soweit kommen könnte, mitgeteilt.
Wir sind uns heute - 2 Wochen nach seinem Tod - absolut im Klaren darüber, dass wir richtig gehandelt haben, weil er auch nach einem unruhigen Tag nachts einfach friedlich und ruhig einschlafen durfte. Meine Mutter lag auch neben ihm und hat nichts mitbekommen. Er lag noch so da, wie wir ihn hingelegt hatten (er war auch sehr schwach). Somit sind wir uns auch sicher, dass er auch ohne Schmerzen einfach eingeschlafen ist. Dieser Gedanke gibt uns so viel Trost.
Deshalb sage ich nochmal: Man sollte nicht jedem Menschen die Wahrheit über seinen Zustand sagen! Nicht jeder Betroffene kann damit umgehen!
Gruß, Bibi

10.08.2002, 23:18
Hallo Nadine.
Ich bin mir auch nicht sicher es durchzustehen und auch ich möchte oftmals lieber aufgeben.Nur bitte wie sieht sie denn aus die Alternative?Ich bin auch mitgestorben als mein Mann starb,was hier noch rumtabbelt ist die so oft beschriebe Hülle.Keine Hoffnung,Freude oder Wünsche.Aber ich hab mal hier im Forum geschrieben:Wir dürfen nicht das wegwerfen,wofür unsere Lieben gekämpft haben-Das Leben.Also Bitte !!!!!
Glaub mir, ich weiß wie schwer es ist und bedeutet jeden Tag ein neuer Kampf,aber es gibt keine andere Möglichkeit.Einfach weiermachen!!Alles liebe B.

11.08.2002, 09:22
Hallo,
Habe mich nach längerer Zeit mal wieder hier eingeklickt und einige Beiträge gelesen.Seit langer Zeit schreibe ich in anderen Rubriken und wir haben einen kleinen "Freundeskreis" aufgebaut.Auch ich verlor meinen Mann vor fast einem Jahr.Es hört sich für die Hinterbliebenen wie eine Floskel an,wenn man sagt-das Leben geht weiter.Doch ich habe festgestellt,dass es die Wahrheit ist.Der Mensch ist irgendwo ein Gewohnheitstier.Man denkt abends-morgen wache ich nicht mehr auf-doch man wacht auf.Man verfällt in den Alltagstrott zurück-ob man will,oder nicht.Oftmals denke ich,ich gehe an mir selbst vorbei.Ich glaube,alles ist nur ein böser Traum,rieche seine Haut,höre seine Stimme und sehe ihn zur Tür herein kommen.Der Schmerz über diesen Verlust vergeht nie.Er wird vielleicht einmal geringer,wenn man wieder etwas findet,auf das man sich konzentrieren kann.Ich trauere heute noch genauso,wie damals,aber ich muss auch versuchen,wieder in mein Leben zurückzufinden.Da sind die kinder und die Familie,gute Freunde die immer für mich da sind.Oftmals bin ich richtig undankbar und egoistisch.Ich denke-die haben gut Reden-aber dennoch weiss ich-sie wollen nur helfen.Das Forum hier hat mir sehr geholfen.Natürlich brauche ich ab und zu eine Auszeit-doch ich komme immer wieder hierher zurück.Man redet mit Menschen,die das gleiche Schicksal haben.Wir versuchen,uns gegenseitig etwas aufzubauen,wieder einen kleinen Sonnenstrahl zu entdecken und wir wissen alle-wir müssen weitermachen.Auch für uns bringt das Leben noch etwas.Es wäre nicht im Sinne unserer Lieben,jetzt alles wegzuwerfen und aufzugeben.Ich möchte euch gerne den Spruch schreiben,den ich in die Todesanzeige meines Mannes setzen ließ:"und wenn ich sterb,
dann stirbt nur ein Teil von mir,
und stirbst du,bleibt deine Liebe hier."
Diese Liebe kann uns keiner nehmen,sie bleibt tief in unseren Herzen.Ich wünsche euch viel Kraft und gebt nicht auf.Eines Tages wird auch für uns die Sonne wieder scheinen und wir hören die Vögel zwitschern und spüren die Wärme des Sommers.Was bleibt,sind wunderschöne Erinnerungen,die uns keiner nehmen kann.Seid lieb umarmt.Margit.r

11.08.2002, 09:37
Hallo liebe B.

Ich verstehe Deinen Standpunkt,- aber wenn Du nach elf Jahren noch davon sprichst, daß Du als "Hülle" herumtabbelst (genauso geht es mir ja auch), frage ich mich nach dem Sinn des Ganzen. Es ist sicherlich auch eine Altersfrage. Ich bin nicht mehr so jung und ein "zweites" Leben werde ich nicht haben (auch nicht wollen ohne meinen Mann)!
Bezgl des nicht "wegwerfens".Mein Mann hat gekämpft dafür mit MIR weiterleben zu können,-UNSER Leben fortführen zu können.Für mich fällt das als Grund weg,- ER ist nicht mehr da und UNSER LEBEN ist auch nicht mehr da. Es ist NICHTS übriggeblieben!
Ich bin in diesem letzten Jahr (seit der Diagnose) zur "alten" Frau geworden. Es ist alles unwichtig geworden.Ich bin dabei eine Menge Dinge zu regeln (denn man hat ja doch Verantwortung für das Eine oder Andere)und dann werde ich mich entscheiden.
Aus Deinem Brief spricht soviel Traurigkeit, daß es mir "das Herz zerreisst".Ich verstehe Dich genau.Hast Du Kinder? Oder bist Du alleine wie ich?
Du triffst für Dich sicherlich die richtige Entscheidung! Ich bewundere Dich für Deinen Mut und Dein Durchhaltevermögen!
Alles Liebe, Nadine

12.08.2002, 09:03
Liebe Nadine,
ich kann durch aus deine Trauer, deine Hoffnungslosigkeit und z. T. wohl auch Wut verstehen (bei mir ist ja "nur!" die Schwester gestorben - aber ich merke auch an mir, dass ich neben mir stehe) - aber vor allem für meinen Vater muss ich stark sein.
Zur Zeit frage ich mich, was hätte meine Schwester gewollt... und handle dann entsprechend.
Wäre dies nicht auch ein Versuch wert, bei dir, dich mal zu fragen, was dein Mann gewollt hätte...
Ich kann mir nicht vorstellen, dass er es gewollt hätte, das du dich aufgibst.
Er wäre stolz auf dich, wenn du versuchen würdest, zu kämpfen, neuen Mut zu fassen und auch ein neues Leben beginnen würdest.
Ich habe Angst um dich und mache mir ernsthafte Sorgen (dies sind keine leere Worthülsen).
Wie können wir denn helfen...
Wichtig ist, dass du versuchst deinem Leben einen neuen Sinn zu geben...
es gibt so viele Stellen, wo man um jede Hilfe dankbar wäre...
es gibt so viel Elend in der Welt... wäre es nicht eine Möglichkeit? Ich habe vor einigen Tagen einen Bericht über eine Mutter in 3Sat gesehen. Ihre Tochter ist einem Gewaltverbrechen zu Opfer gefallen ...
Die Mutter wollte auch nicht mehr - nun hat sie ihrem Leben einen neuen Sinn gegeben und hilft Opfern von Gewaltverbrechen, die überlebt haben.
So helfen sie sich gegenseitig, die Mutter hat einen neuen Lebensinhalt - die Opfer eine Anlaufstelle.
Wäre denn vielleicht die Kinderkrebshilfe nicht ein Weg...
oder vielleicht die Gründung einer Sebsthilfegruppe...
Es gibt doch leider sehr viele Frauen, die ein vergleichbares Schicksal haben... dies merkt man doch schon hier im Forum.
Aber ich möchte dir keine "blöden" Ratschläge geben - verstehe es bitte als Denkanstoss, als kleine Hilfe.
Von Herzen alles Liebe
Lisa

12.08.2002, 09:30
Liebe Lisa,
dank Dir für Deinen Brief und auch die "Denkanstöße".Das Problem ist, daß ich selbst krank bin und mit Mühe meine eigenen Dinge bewältigen kann.Mir fehlt die Kraft mich anderweitig zu engagieren. Die Erkrankung meines Mannes und die Pflege haben mich an den Rand meines ertragbaren Körpergewichts gebracht und zusätzliches Engagement kann ich mir aus eben diesen Gründen nicht leisten. Ich muß sehen, wie ich meine Dinge geordnet bekomme.
Bzgl des Wunsches meines Mannes:wir wollten gemeinsam "gehen",- er war nur zu "schnell". Ich habe den Anschluß verpasst. Er wollte mich nicht SO zurücklassen.
Aber ich vestehe, daß Du, ohne unsere Hintergründe zu kennen, diese Ratschläge gibst. Sie sind im Prinzip ja gut.
Ich ertrage "draußen" auch andere Menschen nicht. Aber ich habe gelesen, daß das auch anderen Witwen so ergeht.
Mach Dir keine Sorgen um mich.Irgend etwas wird sich ergeben!
Ich danke Dir für die Mühe, die Du Dir gemacht hast,mir einen Brief zu schreiben.
Dir auch alles Liebe, es tut mir leid um Deine Schwester, -Nadine

12.08.2002, 14:23
Liebe Nadine,
ich kann Dich nur zu gut verstehen !!!
Mir geht es ähnlich wie Dir. Auch ich bin jetzt ganz alleine auf dieser Welt (nur mein Katerchen gibt mir ein wenig Halt). Und wenn man selbst schon ziemlich aufgezehrt ist, sieht man wirklich keinen Ausweg mehr. Auch ich habe gesundheitliche
Probleme, die - welch Wunder - momentan nicht noch mehr hervor-brechen.
Ich sehe ehrlich gesagt auch keinen Sinn mehr momentan im Leben und sehe auch keinen Funken Licht am Horizont.
Ich stehe nur jeden Tag von neuem auf und erledige meinen Tag, um abends wieder ins Bett zu gehen. Und das mach ich jetzt seit 2 1/2 Monaten so.
Aber ich hoffe inständig (oder vielleicht ist es ja unbewußtes WISSEN), daß "es" auch irgendwann mal leichter werden m u ß !
Daß das Leben für uns auch noch ein paar sonnige und freundliche - vielleicht in ferner Zukunft sogar ein paar glückliche - Stunden bereit hält.
Auch ich habe mit Freunden schon lange drüber diskuttiert, "nachzugehen". Alle wollen wir das einfach nur ausreden. Das find ich z.B. auch schlimm.
Aber ich denke, wir haben für diesen Schritt Zeit, denn diesen Schritt können wir jederzeit machen, der läuft uns nicht davon. Aber Zurückkommen, das können wir nicht mehr !
Also bitte bitte, mach keine Kurzschlußhandlung !!!
Und denk auch dran. Unsere Lieben "drüben", die wollen, daß es uns gutgeht, da bin ich mir ganz sicher. Auch wenn Du mit Deinem Mann vorher vielleicht etwas anderes vereinbart hast.
Vielleicht findest Du einen Weg mit Deinem Mann "zu reden",
dann weißt Du was ich meine.

Und denk dran, keinen Kurzschluß !
Ich kann Dich wirklich sooooo gut verstehen !
Wenn man´s bei einem anderen liest, dann bekommt man plötzlich Angst vor dem, was man selbst überlegt.

Liebe Grüße und ganz viel Kraft!!!!!!!!!!!!!!!!!

12.08.2002, 15:05
Liebe Nadine,
wie kann ich dir helfen?
Ich weiss, durch das andere Forum dass du im Großraum Frankfurt wohnst.
Da ich in Frankfurt wohne, können wir uns gern einmal treffen, um zu reden.
Ich möchte dir nichts ausreden - aber der Weg zurück, den gibt es wie Petra C es schon geschrieben hat nicht.
Deshalb überlege sehr gut, bevor du handelst.
Deshalb - keine Kurzschlusshandlung.
Bezüglich deiner gesundheitlichen Probleme - bekommst du denn durch die Krankenkasse keine Haushaltshilfe oder vielleicht wäre ja auch eine Kur sinnvoll?
Dich einmal verwöhnen lassen, ausspannen, mal "Tapentenwechsel"...
und vor allem auch eine Therapie (sinnvollerweise eine Einzeltherapie).
Du schriebst, dass du an der Grenze deines ertragbaren Körpergewichtes bist (ist es zuviel oder zuwenig?)
Sicherlich kann man da auch etwas machen, damit es dir besser geht. Ein bisschen Spazierengehen... vielleicht irgendwann einmal in die Taunustherme...
Im Großraum Frankfurt gibt es doch jede Menge Möglichkeiten - auch um allein etwas zu machen.
Wichtig sind, kleine Schritte - sog. Babyschritte.
Durch meinen Fast-Schwager (zur Hochzeit ist es ja leider nicht mehr gekommen) weiss ich, wie Tief das Loch sein muss, wenn man einen Lebenspartner verliert. Auch er ist in einem tiefen Loch...
auch hier versuchen wir, mit kleinen, zaghaften Babyschritten, langsam und sacht eine kleines Stückchen Normalität zu erreichen und ihn aus der Isolation zu holen.
Liebe Nadine - lass dir von uns helfen.
Gib bitte nicht so schnell auf...
Sei gedrückt und viel, viel Kraft für dich
Lisa

Liebe Petra C.,
auch dir ganz viel Kraft und Mut für einen Neuanfang...
auch für dich gilt, Babyschritte - ich bin stolz auf dich, und vor allem auf deine Ansichten bezüglich des Kurzschlusses.
Lass dich drücken
Lisa

12.08.2002, 17:24
Liebe Petra C,

dank Dir für Deinen Brief,

Einsame finden sich immer irgendwo.Es tut mir leid, daß es Dir auch nicht besser geht.Du weißt selbst, wie die Tage dann aussehen.....
Ich denke auch, daß solche "Schritte" des nachfolgens sehr gut überlegt sein wollen. Und Du solltest bei Deiner Einstellung bleiben,"gehen" kannst Du immer noch.Vielleicht kommt doch nochmal ein besserer Tag,- ich wünsche es Dir von Herzen!
Nur jeder ist halt ein wenig anders und denkt ein wenig anders.
Ich wünschte, ich könnte mit meinem Mann sprechen,- ich tue es auch,-nur er "antwortet" einfach nicht.Ich habe überall im Haus Bilder von ihm und auch an unserem Grab spreche ich mit ihm,- aber er WILL nicht!
Auch Dir,- ich begehe KEINE "Kurzschlußhandlung!"Versprochen!
Ich wünsche Dir, daß es Dir langsam besser geht, streichle Dein Katerchen von mir,alles Liebe Nadine

12.08.2002, 17:36
Liebe Lisa,

ich habe Dir schon ins andere Forum gemailt.Ich weiß, Du meinst es gut mit Deinen Ratschlägen,- aber ohne meine Situation zu kennen ist das ein wenig schwierig.Ich möchte Niemand um mich haben(also auch keine Haushaltshilfe).Eine Kur bräuchte ich sicher dringend,- möchte ich aber nicht (ich wiege übrigens viel zu wenig,- nicht zuviel,deshalb auch die Probleme mit der Arbeitsbewältigung .Ich habe keine Kraft mehr im medizinischen Sinne.ICH MÖCHTE AUCH NICHTS UNTERNEHMEN! Sei mir nicht böse,- Du kennst mich und meine Probleme nicht,- aber ich weiß es zu schätzen, daß Du Dir so den Kopf zerbrichst um mir zu helfen. Das ist lieb von Dir.Es tut gut, zu wissen jemand ist da und versucht zu helfen!
Ich verspreche auch Dir,- ich begehe keine "Kurzschlußhandlung"! Zufrieden?
Ich wünsche Dir, daß Du den Verlust Deiner Schwester mit Deiner Familie zusammen bald besser ertragen könnt.
Alles Liebe, Nadine

13.08.2002, 10:05
Liebe Nadine,
natürlich bin ich dir nicht böse.
Deine Situation kann ich natürlich nicht kennen, daher ist es wirklich schwierig Ratschläge oder dergleichen zu geben.
Ich wollte dir lediglich helfen - das Angebot steht immer noch.
Positiv finde ich dein Versprechen, keine Kurzschlusshandlung zu machen.
Dies beruhigt mich schon sehr.
Danke für deine lieben Wünsche - ja ich bin tatsächlich noch relativ jung und es macht wohl doch einen gewissen Unterschied, ob die Schwester oder der Lebenspartner stirbt
- aber glaube mir, der Schmerz ist sicherlich genauso intensiv.
Nur sage ich mir - meine Schwester hätte nicht gewollt, dass ich mich aufgebe, sie hätte gewollt, dass ich kämpfe und für sie weiter lebe. Ihr Leben in gewisser Weise mitlebe und dies gibt mir Kraft.
Wenn du dich nicht outen möchtest - du musst es ja nicht.
Ich selbst schreibe ja auch unter einem anderem Namen und meine Familie weiss auch nichts davon, dass ich hier im Forum schreibe.
Für sie muss ich stark sein - und die Kraft und den Mut gibt mir das Forum.
Also - liebe Nadine...
wenn du irgendwie meinst, dass ich dir helfen kann, lass es mich wissen.
Liebe Grüße
Lisa

14.08.2002, 12:52
Hallo Nadine,

ich habe viele Deiner Beiträge gelesen.....

Was Du durchmachst kann ich nicht nachvollziehen, denn ich habe diese Situation Gott-sei-Dank noch nicht erlebt. Mein Mann ist sehr krank und wie viel Zeit uns bleibt,darüber will ich nicht nachdenken- verdränge ich.

Ich möchte Dir nur meine Einstellung sagen´, und die ist:

Man wirft sein Leben nicht weg!
Du weisst nicht was Dir noch bevor steht. Niemand kann in die Zukunft gucken- vielleicht hast Du noch eine Aufgabe zu erfüllen.....?!
Ich bin zwar kein Kirchengänger, aber ich glaube nicht, dass mit dem Tod alles vorbei ist.-Wer weiss was uns als Selbstmörder erwartet...- ich hätte da Angst vor.
Und ich glaube nicht, dass wir das Recht haben, dass Kostbarste was es gibt wegzuschmeissen.

Vielleicht kannst Du Dir einen Bereich suchen, wo Du anderen helfen kannst. Ja- genau Du. Vielleicht wartet irgendwo ein Mensch/ ein Tier genau auf Dich.Wartet auf Deine Hilfe- weil es Bestimmung ist, dass genau Du ihm aus seinem Elend hilfst.( Ich selbst war in einer verzweifelten Situation und habe mir eine sinnvolle Aufgabe gesucht- Tierheim. Viel Elend- diese Lebewesen leiden-ohne sich ausstauschen zu können. Mir hat ein körperlich schwerbehinderter Hund (von Menschenhand zusammengeschlagen-mit bösen Folgen)gezeigt, was Lebenswille / Lebensfreude ist.

Auch im Helfen anderer kann man Kraft finden.
Und das kann Mittelpunkt eines Lebens werden.
Such Dir bittte eine Aufgabe- es gibt eine wo Du gebraucht wirst- glaub es.

Jeder Mensch muss irgendwann gehen- aber den Zeitpunkt sollte er nicht selbst bestimmen.

Mich machen Deine Andeutungen so traurig- meine Freundin hätte so gerne noch gelebt.

Nimm meine Worte nicht übel- aber das Leben an sich - ist so kostbar....

Ich drücke Dich und wünsche Dir von Herzen, dass Du wieder zu Dir selbst findest- hier auf Erden und erst dann wenn die Zeit da ist - mit Deinem Mann.

Liane

19.02.2005, 16:53
Ich glaube, dass meine Mami alleine sterben wollte. Sie hat eine Woche im Koma gelegen und wir waren ständig bei Ihr, mein Papa sogar auch Nachts. Und doch hat sie uns ein Schnippchen geschlagen und ist allein gegangen. Sie hat immer Angst vor dem Tot und dem Sterben gehabt, beide Elternteile sind ihr gestorben als sie 14 und 16 war. An Krebs. Und besonders das qualvolle Sterben ihrer Mama war für sie prägend. Als einmal ein Nachbar gestorben ist, ist Mutti fast ausgeflippt, weil sie erfahren hat, dass man den Verstorbenen erst Stunden später aus der Wohnung abgeholt hat. Unbewust hat sie das auch auf uns Kinder übertragen, denn wenn der Leichenwagen in Sicht war, (mein Elternhaus war auch noch gleich gegenüber eines Friedhofes) war sie in Panik!!
Am 24.4.2004, genau einen Monat vor ihrem 62.Geburtstag und 14.Tage vorm Muttertag ging sie also ganz allein. Mein Papa hat das Zimmer nur kurz verlassen, weil die Psychologin ihn gefragt hat wie`s ihm geht - und ich war im kommen..Papa hat ihren letzten Atemzug verpasst und ich bin um 10 Minuten zu spät gekommen..Ich hab so grosse Angst vor ihrem Sterben gehabt, weil man zuerst gemeint hat sie würde Ersticken..Ich hab immer mit mir gehadert - soll ich dabei sein - würde sie`s erwarten, würde sie`s wollen das ich mir das ansehen muss..?
Doch mein Papa hat gemeint, ..schau, für was sind wir den sonst bei ihr?Und würde nicht jeder gern jemanden an seiner Seite haben?..Und doch denke ich mir, dass sie nicht wollte das wir dabei sind. Denn keine Sekunde war sie allein und als sie`s dann doch war ging sie...

ela68
19.02.2005, 19:56
Hallo liebe Claudia,

es tut mir leid,dass auch deine Mama gehen mußte,mein Vater ist am 24.05.04 gestorben.

Ich bin mir ganz sicher,das sich die sterbenden aussuchen,ob sie allein gehen wollten oder jemanden dabei haben wollen.
Bei meinem Vater war ich mir eigentlich immer ziemlich sicher,dass er uns dabei haben wollte und so war es auch,wie waren bei ihm....ich hatte auch so eine Angst vor diesem Tag....

Die Oma meiner Freundin lag auch im sterben und es war immer ein Kind bei ihr,die Ärzte hatten sich schon gewundert und meinten sie müsse ein starkes Herz haben,ich sagte mal zu meiner Freundin,deine Oma kann bestimmt nicht gehen,weil immer einer bei ihr ist....
Ein paar Tage später,mußten alle aus dem Zimmer,weil ein Pfleger das Bett neu beziehen wollte,der Pfleger hatte etwas vergessen mußte aus dem Raum gehen um es zuholen und in diesem Moment als sie dann ganz allein war,starb sie.

ich wünsche dir alles gute

Liebe Grüße
Daniela

20.02.2005, 09:43
Liebe Claudia, mein Vater starb am 19.10.04. Meine Mutter und mein Mann waren bei ihm. Ich war mit meinen Kindern zu einer Untersuchung im anderen Krankenhaus. Als ich dann ins Zimmer kam, wo Papa "im Sterben lag", gingen mein Mann und meine Kids raus. Dann kurz drauf auch meine Mutter. Dann starb mein Vater, hatte wohl auf mich "gewartet" und mich für die "stärkste" immer gehalten.....