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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tod unserer Tochter


31.07.2002, 11:30
Heute vor einem Jahr haben wir unsere einzige Tochter beerdigt. Sie ist mit 26 Jahren an einem kleinzelligen neuroendokrinen Kazinom unbekannter Herkunft gestorben. Sie hat 7 Monate unter entsetzlichen Schmerzen leiden müssen. Unser Trauer ist so übermächtig und unsere Tränen wollen nicht trocknen. Unser Leben ist seit her so arm geworden.
Wir suchen Kontakt zu jungen Menschen, die durch den Verlust eines lieben Menschen auch einsam und verlassen sind.

31.07.2002, 11:46
liebe Gisela,
ich drück dich ganz doll.. Es muß schlimm sein, seine Tochter an diese tückische Krankheit zu verlieren...
Ich bin 27 und habe meine Mum vor 4 Monaten an Krebs verloren...
Ich war jeden Tag bei ihr, 4 Monate war sie im Krankenhaus..
Mein Vater starb vor 11 Jahren an Asthma.
Ich weiß was es heißt traurig und allein zu sein.Meine Mum fehlt mir so..
Liebe Grüße aus Hamburg Inke

01.08.2002, 10:09
Liebe Inke,
es tut mir so leid, dass Du in Deinen jungen Jahren schon beide Eltern verloren hast. Dass Dir Deine Mutti noch besonders fehlt, kann ich gut verstehen. 4 Monate Trauer um den Verlust des liebsten Menschen ist eine sehr kurze Zeit und Du wirst noch viel Zeit brauchen, um das alles einigemaßen zu verkraften. Du hast bestimmt viel mitgemacht und ich umarme Dich, um Dich zu trösten.
Liebe Inke, ich würde mich freuen, wenn Du Dich wieder meldest. Vielleicht können wir uns in der schweren Zeit gegenseitig etwas stützen.
Liebe Grüße von
Gisela

01.08.2002, 17:58
Liebe Gisela,
danke für deine lieben Worte,..
bestimmt hat sich euer ganzes Leben danach verändert,... es ist einfach nicht fair.
Wie gehts du mit deinem Kummer um? Ich habe das Gefühl, das alle von mir erwarten ganz normal weiter zu leben.. Tatsächlich gibt es Tage, an denen scheint alles ganz normal und dann wiederum fühl ich mich so verloren.. Ich hatte ein sehr inniges Verhältnis zu meiner Mum. Egal was, ich hab ihr alles erzählt,- sie war meine beste Freundin.. ich muß nun allein alles auf die Reihe kriegen und das ist gar nicht so leicht.. ich weiß zwar, was sie sagen würde, aber das ist einfach nicht das gleiche.. Wie lebst Du mit Deinem Schmerz? Hast du liebe Menschen um Dich, die dir halt geben?
Mein Freund ist ganz lieb, aber er hat noch beide Eltern und kann dieses Gefühl nicht verstehen..
War sie euer einziges Kind?
Vieleicth magst Du mir ja mailen
inkelligent@web.de
Alles liebe Inke

02.08.2002, 09:27
Liebe Inke,
schön, dass Du geantwortet hast und ich schon ein bisschen mehr von Dir weis.
Ja, wir leben jetzt allein, mein Mann und ich, unsere Julia war unser einziges Kind. Wir hatten beide ein so intensives Verhältnis zu ihr. Mir war sie auch wie eine Freundin und Tochter zugleich. Sie fehlt mir so, wie Dir Deine Mutti fehlt. Um mit meinem Verlust besser zurechtzukommen, bin ich dabei, ein Buch über Julia zu schreiben. Sie war eine sehr aktive junge Frau, hatte einen Freund und hat so gerne gelebt.Ich bin noch beruftätig und die Konzentration auf die Arbeit hilft mir, mit meiner Trauer besser zurecht zukommen. Außerdem besuche ich eine Selbsthilfegruppe mit betroffenen Müttern, die alle ihre erwachsenen Kinder an Krebs verloren haben.
Ich kann gut verstehen, dass es unterschiedliche Tage gibt, wie Du mit Deiner Trauer zurecht kommst. Du kannst die Erwartungshaltung von anderen, dass alles normal weitergeht, nach dem Verlust Deiner Mutti gar nicht erfüllen. Dazu ist der Schmerz noch viel zu übermächtig und die Erinnerungen zu stark. Schön, dass Du einen Freund hast und Du nicht allein bist. Aber Trauergefühle können nur von Betroffenen richtig verstanden werden. Ich fühle mich auch oft von Verwandten und Freunden nicht richtig verstanden, obwohl alle sehr behutsam mit uns umgehen.
Ich möchte gern mehr über Dich erfahren, wie Du lebst und was Du beruflich machst.
Hast Du noch Geschwister? Schreib mir von deiner Mutti, wenn Du kannst!

Sei ganz lieb gegrüßt
von Gisela aus Berlin

P.S.Im Moment kann ich dir nicht mailen, da ich ein technisches Problem habe.

02.08.2002, 10:23
Liebe Gisela,
das mit dem Buch finde ich eine tolle Idee, es ist aber bestimmt schwer die Gefühle in Worte zu fassen.
Ich schreibe so eine Art Tagebuch, d.h. eigentlich sind es Briefe an meine Mum...
Meine Mum ist in Berlin geboren und später von Bayern nach Norddeutschland gezogen, denn mein Papa kam von dort.
Sie war ein sehr lustiger Mensch, sehr interessiert an allem und meine ganzen Mädels haben in ihre eine Vertraute gefunden und ihr alles erzählt..
Immer durften meine 2 Brüder und ich Freunde mit nach Hause bringen, sie war wirklich großherzig. Als wir mal zusammen in Tunesien waren ist sie mir zuliebe sogar aufs Pferd gestiegen,..
Ich bin Ergotherapeutin, aber ich studiere derzeit in Hamburg Berufsschullehramt.Mit meinen Brüder (33 u. 34), bzw. mit einem davon habe ich sehr innigen Kontakt, der andere ist nie sehr zugänglich gewesen..
Ich bin ein sehr kreativer, fröhlicher Mensch und ich mußte meiner Mum versprechen so auch zu bleiben..
das ist ganz schön schwer. Irgendwie kann ich es nicht begreifen, das es ein endgültiger Abschied sein soll. Glaubst Du an ein Leben danach?
Ich halte mich gedanklich daran fest, daß meine Mum mich sieht und nur halt nicht da ist..
Wie denkst Du darüber.. Habt ihr mit Julias Freunden noch Kontakt?
Was machst Du beruflich? Ich habe auch schon daran gedacht eine Selbsthilfegruppe zu besuchen, aber ich habe ein wenig Angst davor.. hilft es Dir? Kannst Du da über Julia sprechen? Schreib mir mehr, wenn Du magst.
Viele liebe Grüße aus dem verregnten Hamburg.
Inke

02.08.2002, 13:04
Hallo Gisela,

ich bin Tina (22 Jahre) und habe meine Mom vor ca. 10 Wochen verloren.
Ich vermute mal das es etwas ganz anderes ist seine Kinder zu verlieren als wenn man seine Eltern verliert oder?
Mit seinem Kind verliert man die Hoffnung auf die Zukunft und wenn man seine Eltern verliert oder einen Teil dann verliert man ein Stück halt im Leben.

Aber mir geht es auch so das ich gerne Kontakt habe zu krebskranken Frauen/Müttern habe weil sie erinnern mich an meine Mom.

Mir fehlt sie sehr. Ich bin adoptiert worden als ich 3 Monate alt war. Leider ließen sie sich als ich 7 Jahre alt war scheiden.
Ich fühle mich sehr verlassen und mir fehlt die Stütze im Leben.
Meine Mom eben.

Liebe Grüße aus Stuttgart.
Tina
tina-grog@gmx.de

05.08.2002, 14:12
Liebe Inke,
wenn ich an meinem Buch über Julia schreibe, ist es so, als ob ich mir den Schmerz von der Seele schreibe. Sicher geht es Dir ähnlich, wenn Du die Briefe an Deine Mutter zusammenstellst. Das gehört zur Trauerarbeit, die wir leisten müssen, wenn ein über alles geliebter Mensch uns plötzlich verlassen hat. Ich denke auch oft, Julia ist nur verreist. Diese Endgültigkeit ist so grausam und ich wünschte mir so sehr, sie noch einmal wiederzusehen.
Lebt Dein Bruder, mit dem Du guten Kontakt hast, in Deiner Nähe und könnt ihr Euch oft sehen?
Ich habe einen Büroarbeitsplatz und bin für die Finanzen in einem Bundesverein tätig. Julia hatte auch Betriebswirtschaft studiert und hatte eine interessante Stelle in einem Pharmakonzern, wo sie viel in Frankreich eingesetzt war. Sie war auch so ein fröhliches Mädchen und hatte durch den Sport (sie hat aktiv Handball und Volleyball im Verein gespielt) so viele Freunde.
Du hast auch einen schönen Beruf. Bist Du noch beruflich tätig oder füllt Dich Dein Studium ganz aus? Wie sind die beruflichen Chancen, wenn Du fertig bist?
Ich freue mich, wenn Du wieder schreibst und grüße und tröste Dich ganz lieb aus Berlin
Gisela

05.08.2002, 14:28
Liebe Gisela,
die Endgültigkeit ist sicher das Schlimmste daran,.. bei den Worten "nie wieder" schnürt sich bei mir alles zusammen.
Mein Bruder wohnt an der Nordsee und ich sehe ihn mindestens einmal die Woche,- anders halte ich das gar nicht aus.
Oh man, es ist einfach nicht fair. Eine Freundin meines anderen Bruders hat sich mit 34 das Leben genommen und ihr Sohn hat sie gefunden.. Sie wollte einfach nicht mehr. Warum, weiß keiner- und andere kämpfen um ein bisschen Hoffnung.. ich kann das nicht verstehen.. Wir haben immer gehofft, das meine Mum es irgendwie schafft.. Du kennst diese Gedanken sicher.
Ich arbeite noch in meinem Beruf und es macht mir auch Spaß, aber auf Dauer ist das nichts für mich..
Die Arbeit mit Kindern fordert mich sehr und ich komme nicht zum Grübeln und das ist auch gut so.
Bisher sind die Berufsaussichten sehr gut, denn es soll eine Lehrer-Pensionierungs-Welle in einigen Jahren geben.
Was unternehmt ihr so in der Freizeit?
Ich bemühe mich so viel wie möglich unterwegs zu sein,.. bloß nicht nachdenken.
Gestern hab ich so geweint. Ich sah einen schlecht synchronisierten Film und mußte daran denken, das meine Mum so lange beatmet war und daher nicht sprechen konnte, sondern die Worte nur mit den Lippen formte... Lippenlesen kann ich jetzt..
Das Leid, welches einige ertragen müssen scheint unermeßlich..
Ich denk an Euch. Alles liebe Inke

05.08.2002, 14:47
Liebe Tina,
es tut mir so leid, dass Du Deine Mutti vor so kurzer Zeit verloren hast und ich umarme Dich ganz fest. Ich kann mir gut vorstellen, wie sehr Du sie vermisst und wie sehr Du Dich verlassen fühlst. Meine Tochter fehlt mir auch so sehr. Trauer um die Liebsten, die wir hergeben mußten, ist in jedem Fall schwer zu ertragen. Die Trauer wird noch lange Zeit unser Leben bestimmen und nichts ist mehr wie früher.
Wenn Du kannst und wenn die möchtest, kannst Du mir gerne über Deine Mutti schreiben, wie sie war und woran sie gestorben ist. Konntest Du bei ihr sein als sie von Dir ging? Wie geht für Dich Dein Leben weiter? Hast Du schon eine eigene Familie oder Geschwister, die Dich jetzt auffangen können und dir Halt geben?
Sei ganz lieb gegrüsst
von
Gisela aus Berlin

05.08.2002, 17:10
Liebe Gisela, liebe Inke,
gerade habe ich Eure Mails hier gelesen. Ich (29) habe vor 6 Wochen meinen Vater verloren - Darmkrebs. Ich war bis zuletzt bei ihm, da er zu Hause war. Seitdem kann ich die Gedanken an seine letzten Stunden nicht vergessen. Auch mir geht es so, dass ich das Gefühl habe, alle erwarten von mir, normal zu sein. Manchmal denke ich, seit der Beerdigung ist für ANDERE das "Thema" abgeschlossen. Keiner fragt, wie es einem geht. Ich denke wirklich, es versteht so keiner, der es nicht selbst erlebt hat.
Yvonne

06.08.2002, 15:27
Leibe Inke,
schön,dass Du Dich mit Deinem Bruder triffst und ihr Euch gegenseitig stützen könnt in dieser schweren Zeit. Mein einziger Bruder ist vor 4 Jahren an Krebs gestorben und meine einzige Tochter vor einem Jahr. Wieviel Leid kann ein Mensch ertragen?
Ich gehe jeden Tag an Julias Grab auf den Friedhof und denke, ihr nahe zu sein.
Mein Mann und ich unternehmen auch viel, um uns abzulenken. Wir wohnen in Berlins Mitte und haben noch ein Gartengrundstück im Grünen, wo es immer etwas zu tun gibt. Wir verreisen auch, wann immer es geht.
Du kannst mir gern von Deiner Mutti schreiben, wenn Du möchtest. Warst Du bei ihr, als sie starb und hast Du noch bei ihr gelebt?
Sei lieb gegrüßt und getröstet von
Gisela

07.08.2002, 09:46
Liebe Gisela,
ich habe nich mehr zu Hause gewohnt, aber ich war irgendwie doch fast immer da. Das letzte Jahr hab ich nur eine Straße weiter gewohnt,... sie fehlt mir so..
Sie war immmmmmmmer für mich da und ich auch für sie. Die letzten Monate im KH war ich jeden Tag da. Ich habe ihr vorgelesen, sie massiert, für sie gekocht und sogar gebetet. Als sie letzenendes gehen mußt waren wir alle da und hielten ihre Hand. Ihr Herz hat einfach aufgehört. Sie hatte eine Blutvergiftung.. Sie ging ganz friedlich und schmerzfrei... Am TAg vorher war sie noach ansprechbar, wenn auch weit weg und ich habe mein Versprechen gelöst und hab ihr gesagt, das sie gehen darf.. Ich hätte nie gedacht, das ich einmal so etwas zu ihr sagen müßte.. Seit ein paar tagen ist der Stein da.. ich bringe es nicht fertig zum Friedhof zu fahren. HAb Angst, das es mir dann zu reell wird, wenn da die Namen meiner Eltern stehn. Ich glaub ich würde das nicht packen..
Wie war das bei Euch? Wußte Julia, das sie gehen mußte? Warst Du bei ihr?
Wie lange war sie krank?
Alles Liebe Inke

Liebe Yvonne,
ich drück dich ganz doll...
Ich verstehe dich nur zu gut... Wie geht es deiner Mum?
Kannst du bei ihr sein? Hast du noch Geschwister?
Oaß auf dich auf und halte durch..
Alles Liebe Inke

07.08.2002, 12:42
Liebe Gisela,
ich bin noch ganz erschüttert.
Deine Zeilen haben mich sehr berührt.
Ich habe meine Schwester am 21.07.02 verloren - der Krebs hat gesiegt. Es ist so schlimm, zu sehen, wie ein geliebter Mensch gehen muss.
Sie ist gerade im Mai 42 geworden. Sie war ein lebenslustiger Mensch, hoch intelligent, voller Charme, Esprit und Engagement auch für andere. Vor allem für Kinder und Menschen mit Problemen hat sie immer ein offenes Ohr gehabt, geholfen...
Gleichzeitig hat sie eine traumhafte Karriere gemacht. Abteilungsleiterin bei einer Bank in Köln. Sie soll eine tolle Chefin gewesen sein. Ihre Mitarbeiter und ihr Chef haben uns dies gesagt. Es ist eine Facette, die ich, als jüngere Schwester nicht beurteilen kann. Ich kann es mir jedoch gut vorstellen.

Manchmal frage ich mich - warum ausgerechnet sie... Mörder, Kinderschänder u. a. Verbrecher leben z. T. recht gut und werden nach einer Gefängnisstrafe entlassen und versucht zu rehabilieren - bis zum nächsten Verbrechen.
Natürlich auch sie sind Menschen mit allen Menschenrechten, aber trotzdem - wo ist die Gerechtigkeit...
Aber darauf gibt es wohl keine Antwort...
Leider bin ich nicht so gläubig, um sagen zu können, es ist Gottes Entscheidung. Denn dann frage ich mich weiter, warum lässt er es zu, dass Kinder leiden, junge Menschen krank werden und sterben...
Aber auch hierauf gibt es keine Antwort.

Ich fühle mich wie amputiert, es fehlt ein Stück von mir.
Momentan sind wir alle (meine Eltern, meine älteste Schwester, der Lebensgefährte meiner verstorbenen Schwester und ich sowie mein Mann) noch unter Schock.
Wir dachten, wir hätten noch unheimlich viel Zeit. Es sollte noch eine Hochzeit (meine Schwester wollte noch ihren Lebensgefährten heiraten - er ist ein toller Mann - wer hätte es sonst fertiggebracht, sie bis zum Schluß zuhause zu pflegen - sie mußte nicht ins Krankenhaus und konnte in ihrer Wohnung - gewohnter Umgebung -bleiben) stattfinden und und und...
nun ist gar nichts in irgendwelchen Bahnen, Chaos.
Erst wenn meine Eltern den Erbschein haben, kann geplant werden
Wir haben noch keinen Termin was die Urnenbeisetzung / Trauerfeier betrifft und schon kommen die ersten Rechnungen.
Es wird erst dann etwas unternommen, wenn diese bezahlt sind. Solange bleibt meine Schwester im "Niemandsland" - eine schreckliche Vorstellung. Ob sie sehr alleine ist.
Eine Woche nach meiner Schwester ist eine liebe Tante gestorben. Es war als ob sie geholt werden würde.
Auch dies ein grosser Verlust. Wir trösten uns - bzw versuchen es, in dem wir uns sagen, sie war schon über 80 und hat ihr Leben gelebt. Aber trotzdem können wir nur noch heulen.
Wir versuchen uns gegenseitig zu trösten.
Aber die Stresssituation hat auch Auswirkungen auf meine ELtern. Ich habe grosse Sorge, dass mein Vater ggf. sich zu sehr aufregt. Er hat eh Herzprobleme... Ich möchte gar nicht weiter denken.
Wie kann ich nur meinen Eltern helfen. Ich möchte so gern Kraft und Stärke geben - aber ich habe sie z. Z. selbst nicht.
In Zeiten der Not sieht man auch, wer echte Freunde sind und wer nicht...
Ich bin leider z. T. von einigen Menschen sehr enttäuscht worden. Auch dies muss ich erst einmal verkraften.
Es ärgert mich zum Teil sehr. Wen ich ehrlich bin, es verletzt und tut auch weh.

Wie geht ihr mit euerer Trauer um.
Dann noch eine echt blöde Frage - wie ist es mit Trauerkleidung. Ich wollte in schwarz gehen, nun sprechen mich die Kollegen an - es ist schlimm, jedesmal eine Antwort darauf zu geben - oft sage ich nur, dies trägt man jetzt in diesem Sommer, es ist die Sommerfarbe. Aber ich kann es nicht oft und oft breche ich dann im Büro in Tränen aus...
So bin ich am Überlegen, ob ich auch meine normale Kleidung tragen kann. Meine Trauer ist in meinem Herzen, in meinem Verstand - muss sie dann auch noch nach aussen dokumentiert werden?
Wie habt ihr schlaf gefunden?
Schon mit meinem Hausarzt darüber gesprochen, er wird mir ein leichtes pflanzliches Mittel für die Nerven und zur Beruhigung verschreiben.

Euch allen ganz liebe Grüsse und passt auf euch auf

Lisa

07.08.2002, 15:25
hallo lisa,
ich glaube, uns hat dieses schreckliche schicksal am selben tag getroffen. mein papa ist am 21.07.02 im alter von 60 jahren völlig unerwartet gestorben. ich bin momentan wie gelähmt und kann es immer noch nicht fassen. es tut sooo unendlich weh. ich glaube, kein körperlicher schmerz kommt diesem nahe!!!

was die trauerkleidung angeht, hab ich mir auch den kopf zerbrochen. ich bin zu dem entschluß gekommen, dass diese schwarzen klamotten alles noch viel schlimmer machen..und was bringt es einem? jeden spricht einen an und schon werden die wunden wieder aufgerissen. ausserdem bin ich mir total sicher, dass mein dad das auch nicht gewollt hätte. ich trage meine ganz normalen klamotten und wenn sie noch so schrill sind!!!!!!!

ich wünsche dir ganz viel kraft für die zukunft....fühl dich gedrückt.
birgit[bibbi1@gmx.de]

07.08.2002, 16:20
Hallo liebe Birgit,
ich glaube, ich spinne, ich habe dir gerade eine Nachricht unter dem anderen Titel(ich weiss nicht, wie die Überschriften im Forum korrekt genannt werden) geschrieben (die letzte Stunde), wollte nur kurz hier herein schaun und finde eine Nachricht von dir vor...
irgendwie - bei all der Sch... um uns herum - finde ich es ulkig.
Ja - dein Pa und meine Schwester sind am gleichen Tag
gegangen. Wie gut kann ich dich verstehen - sieh doch bitte mal unter "die letzten Stunden" nach.
Hast mit der Trauerkleidung eigentlich recht...
warum neue Sachen kaufen, die Trauer durchflutet sowieso den ganzen Körper und macht einen total fertig.
Ausserdem wird man blöd angesprochen...
meine Schwester hätte es sicherlich auch nicht gewollt.
Alles Liebe
Lisa

08.08.2002, 09:53
Hallo Lisa und Birgit,
wenn es nicht aus dem Herzen kommt, kann man sicher auch normale Sachen tragen. Ich konnte ein Jahr nur Trauerkleidung tragen, weil mein Herz so schwer war und keine hellen Farben zugelassen hat.
Gisela

08.08.2002, 10:38
Liebe Inke,
Julia war sieben Monate krank, bevor sie starb. Die letzten zwei Monate waren so qualvoll, dass wir furchtbares Leid mit ansehen mußten. Sie ist dann gestorben, weil die Leber, die voller Metastasen war, versagt hat. Julia hatte die Hoffnung, wieder gesund zu werden, nie aufgegeben und nie über den Tod gesprochen. Die letzten Tage war ich Tag und Nacht bei ihr im Krankenhaus und nahm sie in den Arm als sie starb. Diese Bilder gehen mir nicht aus dem Kopf und macht es mir so schwer, mich auf andere Dinge zu konzentrieren. Vieles ist für mich auch nicht mehr so wichtig, weil die Trauer um sie alles überschattet.
Du mußtest auch viel Leid um Deine Mutter ertragen und nun mit Deiner Trauer leben. Sicher kannst mich gut verstehen. Wir mußten zu sehen, wie die liebsten Menschen uns verlassen, ohne dass wir helfen konnten.
Ja, es ist schon nicht einfach, den Namen des geliebten Menschen auf dem Grabstein zu lesen. Es kommt wieder ein Stück Endgültigkeit hinzu. Andererseits fühlten wir uns ihr wieder näher zu sein, als vor so einem anonymen Grab zu stehen. Wir denken auch immer, dass Julia auf uns wartet und deshalb gehen wir jeden Tag an ihr Grab.
Versuch es, auf den Friedhof zu gehen, vielleicht geht es Dir ja genauso oder laß Dir noch ein wenig Zeit.
Ich grüße Dich ganz lieb und schreib bitte wieder, wie Du Dich entscheidest.
Gisela

08.08.2002, 15:28
Liebe Gisela,
bei meiner Schwester war es genauso, sie starb, weil ihre Leber versagt hat.Sie hatte mehrere schlimme Phasen - vor 6 Jahren fing der Krebs (BK) bei ihr an.
Seit Januar dieses Jahres ging es dann ständig bergab. Sie war in Norwegen zum Skilaufen und hatte eigentlich einen schönen Urlaub - jedoch mit Übelkeit zu kämpfen...
Dann war sie bei ihrem Onkologen... und danach erneut eine Chemo, die gar nichts brachte. Da es ihr dann sehr schnell sehr schlecht ging und sie nichts mehr essen konnte, wurde von einer weiteren Chemo abgesehen.
Sie sollte erst einmal zu kräften kommen...

Ich quäle mich die ganze Zeit mit dem Gedanken, dass ich vielleicht noch irgendetwas hätte machen können, eine neue Therarpie, vielleicht den Rat geben, einen anderen Arzt aufzusuchen, mit ihr nach Heidelberg zu anderen Spezialisten zu fahren...

Wie deine Julia hat auch meine Schwester die Hoffnung nie aufgegeben, sie hat gekämpft...
Liebe Gisela, für uns ist eine Welt zusammengebrochen.
Kann ich dich irgendwie trösten?

Noch einmal zu dem Thema Trauerkleidung:
Ich bin so mit Trauer durchflutet, dass ich gern auch nach aussen dokumentieren würde, ich bin traurig.
Aber es ist fast unmöglich, in der Arbeitswelt darauf einzugehen - vor allem wenn man noch Kundenkontakt hat.
Ich muss sobald ich meine Arbeitsplatz betrete, einen Schalter im Kopf und vor allem im Herzen umdrehen. Sozusagen von Privat und Trauer auf Büroalltag.
Es fällt schwer...
Und in der Mittagspause sondere ich mich ab, gehe statt in die Kantine raus und versuche etwas Ruhe zu finden.
Essen - sowieso egal. Schmeckt alles eh gleich - Pappe.
Wie schafft man es, etwas Normalität ins Leben zu bekommen?
Irgendwie scheint alles zu entgleisen...

Lass dich ganz doll drücken
Lisa

09.08.2002, 10:32
Liebe Gisela..
Es war der Horror, sie so zu sehen,... sie war so tapfer...Immer dieses AUf und Ab.. Als sie eine Lähmung bekam, mußte sie
beatmet werden und die Ärzte sagen sie würde nie wieder alleine atmen.. Sie
kam in eine Frühreha und hat nach einer Woche allein geatmet, konnte die
Arme wieder bewegen und machte tolle Fortschritte, nur eine durch die
Lähmung gebliebene Schluckstörung war hartnäckig... Am Montag den 25.3
sollte sie mit essen anfangen, aber am Samstag davor gings ihr plötzlich
schlecht... Verdacht auf Darmverschluß, dabei hatte sie 1,8 Liter Wasser in
der Lunge... Sonntag kam sie ins KH auf Intensiv... sie war kaum noch
wach... Sie hatte eine schwere Blutvergiftung .... Das hat sie nicht
geschafft... Ich hielt ihre Hand als sie ging..
Weißt Du es ging so oft bergauf und bergab, ich habe echt gedacht das sie es
schafft und sie hat das auch geglaubt (manchmal).. sie wollte erst nach
Hause, wenn sie laufen und wieder essen konnte..

Es bringt mich an den Rand der Verzweiflung mir vorzustellen, was in ihr
vorgegangen sein muß.....
Ich halte diesen Erinnerungen nicht stand. Was müssen einige Menschen ertragen. Man soll ja aus allem etwas positives mitnehmen, aber ich finde nix...Wie stets bei Dir Gisela??
Ich fahre am Wochenende nach "Hause".. ich hoffe das ich die Kraft finde zum Friedhof zu fahren..
Liebe Grüße an Euch alle..
Inke

12.08.2002, 11:40
Liebe Inke,
ja, es wird uns Unmenschliches abverlangt, so dass wir unmöglich aus dem Erlebten etwas Positives mitnehmen können. Dieses Leiden, die Qual, dazwischen immer wieder Hoffnung. Und dann heißt es doch Abschiednehmen. Trauer und Erninnerungen sind so schwer zu ertragen, und wir müssen allein damit fertig werden, weil uns niemand die Schmerzen in unserem Herzen nehmen kann. Das gegenseitige Schreiben auf dieser Seite kann vielleicht helfen, die traumatischen Erlebnisse besser zu verarbeiten. Wir können nur hoffen, dass die Erinnerungen einmal nicht mehr so weh tun. Eines Tages wirst Du auch wieder die schönen Dinge im Leben sehen. Aber der Weg dahin ist lang. Doch wir müssem ihn gegen, weil wir keine andere Wahl haben.
Wie war Dein Wochenende? Warst Du bei Deinem Bruder "zu Hause"? Hast Du den Weg zum Friedhof geschafft?
Sei lieb gegrüßt
von Gisela

12.08.2002, 20:22
Liebe Giesela!Ich bin nicht als betroffene hier im Forum was heißt nicht betroffen?Eigentlich doch und zwar geht es darum Ich bräuchte mal deine (Dringent) Hilfe!Meine Kollegin und Ihrem Mann ist vor ein und halb Jahren das selbe wie Euch passiert Ihre Tochter hatte Darmkrebs und ist im März 2001 daran gestorben.Sie(Ingrid)und Ihr Mann(Werner)gehen fast jeden Tag zum Grab Ihrer auch einzigsten Tochter Sie war auch erst 26!Es ist schrecklich denn im moment ist es sehr schlimm mit der Grabschändung auf dem Friedhof entweder fehlt etwas oder es ist etwas ZERSTÖRT worden dann kommt ihr immer wieder alles hoch Sie kommt völlig verweint zur Arbeit und erzählt uns dann von den vorfällen.Was ich eigentlich wissen wollte ist hilft man am besten ohne worte und einer umarmung oder was kann man so jemanden gutes tun???Sie tut mir so schrecklich leid weil Sie auch sowiso immer noch Trauert was ja auch normal ist denn irgendwie wird man immer an den Menschen den man so gerne hat immer wieder erinnert!Sei es durch Zeitungsberichte oder gegenstände die einem unter die Augen kommen!Wie kann Ich Ihr am besten Helfen????Vieleicht kannst du mir einen Rat geben?!Ich wünsche euch alle erdenkliche Kraft für die Zukunft und auch allen anderen auf dieser Seite!!!!Vielen lieben dank im voraus für deine Hilfe Gruß:Anja

12.08.2002, 22:21
Hallo Gisela!
Ich habe heute mal hier im Forum "Tod unserer Tochter" Deine Texte gelesen.
Tut mir echt leid mit Julia. Ich habe meinen Vater vor 2 Wochen an Krebs verloren (Lebermetastasen).
Mein Vater hinterlässt auch tiefe Spuren in unseren Herzen, aber ich denke, wir bekommen das ganz gut in den Griff. Aber mir hilft es auch immer ungemein, wenn ich im Forum lesen und auch schreiben kann. Im Moment verbringe ich so meine Freizeit... Ich finde, es ist ein ganz normale Prozess im Leben, dass ein Kind (aber bitte erwachsen) seine Eltern verliert (und das auch nicht zu früh). Aber ist kein normaler Prozess, wenn Eltern ihr (und dann auch noch einzigstes) Kind verlieren.
Ich weiß auch gar nicht, wie ich da tröstende Worte finden kann.
Als ich gelesen habe, dass Du ein Buch schreiben möchtest, fiel mir ein Buch ein, dass ich vor etwa 5 Jahren gelesen habe und es auch schon weiterempfohlen habe an andere Betroffene. Das Buch heißt "Wir treffen uns wieder in meinem Paradies". Geschrieben von Christel und Isabell Zachert vom Gustav Lübbe Verlag. Dort hat ein fünfzehnjähriges Mädchen Leukämie und stirbt auch daran. Es hat ein Tagebuch geschrieben, welches seine Mutter überarbeitet und veröffentlicht hat. Falls Du das Buch nicht kennst, kann ich es Dir nur empfehlen. Es hat mich damals sehr berührt.

Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft und Mut.
Gruß, Bibi

13.08.2002, 08:52
An Anja,
ich kann Dir keinen Rat geben, weil ich selbst noch so leide und Hilfe brauche.
Gisela

13.08.2002, 20:02
Liebe Giesela!Danke für die Antwort auch wenn du mir keinen Rat geben kannst!Ich weiß auch nicht ob es immer richtig ist was man unternimmt um jemanden Trost für die schwerste Zeit seines lebens zu geben?Aber ich wünsche euch alle Kraft der Welt um mit dieser Situation umgehen!Gruß an alle auf dieser Seite Von Anja!

13.08.2002, 22:03
Liebe Gisela,
ich war nicht auf dem Friedhof... ich kann das einfach nicht. Weißt Du, ich will das einfach nicht wahrhaben...
Als mein Vater damals starb (ich war 15) war es genauso.. Ich hab es einfach beiseite geschoben..
Ich kann gar nicht weinen und fühle mich wie ein Kürbis, so leer.
Ich hab meinen Bruder am WE getroffen, aber seitdem ich einen Streit mit seiner Freundin hatte mag ich da nicht mehr hin.
Sie kommt mit der Situation nicht klar und hat mir ziemlich unmißverständlich klar gemacht das sie mich nicht da haben will.
Mein Bruder ist seit vielen Jahren mit ihr zus. und eigentlich dachte ich sie mag mich, aber das hat mich echt total verunsichert..
Ich bin sowieso total verunsichert. Stell Dir vor, niemand fragt mich wie es mir geht.. und wenn, dann sage ich gut und alle glauebn mir das. Das ist doch paradox!!!
Empfindest Du das auch so?
Ich spiele in der Uni in einer Theatergruppe und das gibt mir , gott sei dank, einen strukturierten Tagesablauf.
Machst Du eine Therapie oder Selbsthilfe-Gruppe
Sonst gibt es nicht viel Schönes.. Das Wetter weint mit mir und mit uns. Ich denk an Dich und an Deine Julia..
Alles liebe Inke

14.08.2002, 10:31
Hallo Bibi,
Du hast recht, wenn ein Kind vor seinen Eltern geht, sind diese Schmerzen unerträglich. Und wenn diese tödlich wären, wäre ich schon lange tot. Aber Du hast sicher auch viel Leid um Deinen Vater erleiden müssen und ich tröste Dich. Meinen Vater und meinen Bruder habe ich auch schon verloren, aber am Schicksal meiner Tochter habe ich zu schwer zu tragen.
Vielen Dank für Deine Buchempfehlung. Ich habe das Buch schon gelesen und es hat mir ein bisschen Kraft gegeben, mein Leid mit anderen zu teilen.
Sei gegrüßt von
Gisela

14.08.2002, 10:43
Liebe Gisela,
durch dich und deinen Schmerz und Trauer, habe ich die Möglichkeit zu verstehen, was derzeit in meinen Eltern vorgeht.
Meine Ma mauert, lässt nichts an sich heran.
Mein Pa - er macht mir sehr grosse Sorgen - ist stark abgemagert und völlig neben sich.
Ich versuche für sie stark zu sein. Aber es ist manchmal so schwer, zu verstehen, was in einem anderen Menschen vorgeht.
Es ist zum Verzweifeln, zu sehen, wie sie leiden und man manches Mal daneben steht und einfach machtlos und ohnmächtig ist.
Ich habe auch nicht immer die Kraft...
Ich bin doch selbst so traurig und leider geht es mir gesundheitlich derzeit auch nicht so doll...
aber ich möchte meine Eltern so gern helfen.
Liebe Gisela - es tut mir so unendlich leid, dass Julia so früh gehen musste.
Ich kann dich vestehen und durch das Leid meiner Eltern sehe ich auch, was in dir vorgehen muss.
Deshalb drücke ich dich ganz lieb und wünsche dir Kraft und Mut.
Von Herzen
Lisa

14.08.2002, 11:40
hallo,
bis jetzt habe ich immer still mitgelesen.
heute hab ich das bedürfnis mich zu melden denn all dieser schmerz ist mir so vertraut.
mein bruder ist mit 43 jahren im jan 01 an darmkrebs verstorben, paralell dazu ist meine mutter auch an krebs erkrankt und im juni 01 mit 68 jahren verstorben. den tod ihres sohnes hat sie nicht verkraftet und konnte auch nicht mehr kämpfen gegen die krankheit. mein vater ist 82 und versteht die welt nicht mehr. ich, 38 fühle mich wie in einem vakuum. seit 4 jahren (als die krankheiten begannen) lebe ich nur noch für andere, trauere, weine, leide und stehe machtlos allem gegenüber. von aussen bin ich die starke, die hilft, tröstet usw. zu hause breche ich dann zusammen. mein mann hilft mir und ich bin ihm ewig dankbar aber die gewissheit das meine halbe familie weg ist und auch mein vater schon so alt ist und nicht mehr leben will bricht mir das herz.

ich merke das ich jetzt erst trauern kann, vor einem jahr habe ich nur wohnung aufgelöst, mich mit behörden rumgeärgert, arbeiten gegangen, gekümmert, funktioniert, usw.
jetzt kehrt langsam ruhe ein und ich merke wieviel ich noch aufarbeiten muss.
deswegen habt geduld mit euch und lasst den schmerz raus, schämt euch nicht und hört auf eure gefühle, und ich glaube das die trauer uns ein leben lang begleiten wird, wenn man das akzeptiert, kann sie einem sogar ein trost sein.
ich wünsche euch alles liebe
babs die hoffentlich die richtigen worte gefunden hat

14.08.2002, 12:14
Hallo Babs,
danke für deine Zeilen.
Es tut mir so leid, dass deine Familie von dem dem sch... Krebs in so einem grossen Umfang betroffen ist und du dadurch deine Ma und auch deinen Bruder verloren hast.
Ich habe Mühe die richtigen Worte zu finden.

Irgndwie habe ich auch noch eine grosse grosse Wut, wenn ich die ganzen Schicksale höre bzw. lese...
Die Machtlosigkeit der Ärzte sehe - die zwar sichrlich meistens bemüht sind, das beste für ihre Patienten zu tun - aber gleichzeitig die Information von einer Freundin (sie ist Pharmareferentin) bekomme, dass die Pharmaunternehmen eigentlich bessere Medikamente zur Verfügung stellen könnten - wenn da nicht das Gewinnstreben wäre und es den Krankenkassen so schlecht ginge.

Sei dennoch ganz lieb gedrückt und leider glaube ich, dass du recht hast... die Trauer wird uns ein Leben lang begleiten.
Leider bin ich z. Z. noch weit davon entfernt, irgendetwas zu akzeptieren...
Sei lieb gegrüsst
Lisa

14.08.2002, 12:32
Liebe Inke,
laß Dir Zeit, um auf den Friedhof zu gehen. Das empfindet jeder anders in seiner Trauer und jeder muß für sich das Richtige herausfinden. Ich besuche Julias Grab jeden Tag wenn ich kann, rede mit ihr, streichele ihren Stein und die Tränen fließen mir über das Gesicht.
Ich kann es auch nicht ertragen, wenn ich gefragt werde, wie es mir geht.Ich antworte einfach nicht.
Streit mit der Freundin Deines Bruders belastet Dich sicher zusätzlich, wo die Familie in der schweren Zeit doch zusammenhalten sollte. Wer sind denn Deine Bezugspersonen, wo Du aufgefangen wirst? Bist Du schon lange in der Theatergruppe bei der Uni? Das ist sicher eine hilfreiche Sache. Mir hilft meine Selbsthilfegruppe auch sehr. Psychotherapie und Reha-Kur haben mir gar nicht helfen können.
Sei lieb gegrüßt von
Gisela

14.08.2002, 22:51
Liebe Gisela,
eine richtige Bezugsperson in derFamilie hab ich nicht.. Ich hab zwar zum Lebensgefährten meiner Mum eine gute Beziehung, aber Halt kann er mir nicht geben..
Mein freund ist oft mit der Situation überfordert und weiß nicht wie er am besten mit mir umzugehen hat und das führt natürlich zu Konflikten.
Ich bin auch am überlegen, ob eine Selbsthilfegruppe ein Ansatz wäre. Ich hab Angst, denn ich will den Schmerz gar nicht an mich heranlassen, es ist so schon schlimm genug.
Ich spiele seit Anfang des Jahres in HH Theater und stell dir vor, nur 2 Leute wissen was passiert ist.. Ich bin wie immer. Das ist meine Zuflucht, denn niemand fragt...
Wie verbringst Du deinen Tag'? Kannst Du mit deinem Mann über deine Gefühle sprechen? Hast du noch Kontakt mit Julias Freunden?
Alles liebe Inke

15.08.2002, 11:31
Liebe Inke,
ich glaube, Du verdrängst, um Dir nicht noch mehr Schmerzen zuzufügen. Das kann auch ein Weg sein, um mit seiner Trauer umzugehen. Ich denke aber auch, Du solltest Deiner Trauer Platz machen, damit der Schmerz, den wir empfinden, eines Tages nicht mehr so weh tut. Versuch es doch einmal mit einer Selbsthilfegruppe. Ich habe, wie gesagt, gute Erfahrungen gemacht. Alle haben das gleiche Schicksal und können am besten verstehen, wie es um Dich steht. Bei meinen Kollegen im Büro ist auch der Alltag wieder eingezogen; da muß ich einfach wieder funktionieren. Mein Mann trauert anders. Es möchte sich nicht so äußern. Da wir uns aber schon über 30 Jahre kennen, weiß ich, dass er genauso leidet wie ich. Er hat seine Tochter auch so geliebt. Sie hatten viele gemeinsame Interessen, besonders was den Sport betrifft. Mit Julias Freunden haben wir nur noch selten Kontakt. Wir treffen uns manchmal zufällig auf dem Friedhof oder schreiben Karten, wenn wir verreist sind.
Wie lebst Du? Hast Du eine eigene Wohnung oder wohnst Du bei dem Lebensgefährten Deiner Mutter? Arbeitest Du zur Zeit oder studierst Du? Hast Du auch eine Freundin, mit der Du über alles reden kannst?
Es grüßst Dich von Herzen
Gisela

16.08.2002, 08:30
Liebe Gisela,
ich hoffe das dein Mann dir mit all seiner liebe zur Seite stehen kann.
Mein Freund hat Schwierigkeiten die richtigen Worte zu finden und so bin ich oft schnell sauer..Er hat ja seine Eltern noch
Ich habe eine Zulassung für die Uni Lüneburg bekommen und so werde ich zum Oktober wechseln und dann Berufsschullehramt richtung Sozialpädagogik und als Unterrichtsfach Kunst belegen.
Ich bleibe aber in HH wohnen, mein Freund und ich haben heir eine schöne Whg zusammen.Ansonsten hab ich das Gefühl im Vakuum zu leben . Ich kann nicht glauben,
das sie nicht zurückkommt..
Von meinen Freundinnen höre ich eher wenig. Sie scheinen alle mit sich selbst beschäftigt und davon auszugehen, das es mir gut geht. Wie naiv einige doch sind.
Im Sept. fliege ich für 4 Wochen nach Spanien. Die erste Woche bin ich allein dort (ich hoffe, ich halte das durch),dann kommt eine Freundin nach. Wir wollen nach Jerez zur Reit-WM und haben sogar schon Karten.Ein Lichtblick.
Ich bemühe mich meinen Alltag so voll zu packen, wie es nur geht. Bloß nicht nachdenken.Sicher hast du recht mit dem verdrängen, aber ich kann einfach nicht weinen.Fahre heut wie in meine Heimatstadt.. Ob ich zum Friedhof gehe? Ich weiß es nicht..
Paß auf dich auf. Alles liebe Inke und meld dich doch wieder...

16.08.2002, 10:31
Liebe Inke,
warum willst du denn den Studienort wechseln? Kannst Du nicht in Hamburg weiterstudieren, wo Du Deine schöne Wohnung hast? Oder soll es ein ganz neues Studium werden und Du gibst Deine Arbeit auf?
Ich mache es wie Du, und nehme mir immer viel vor, damit die Trauer mich nicht erdrückt und ich nicht so viel weinen muss. Meine Arbeit hilft mir dabei sehr.
Für Deine Spanien Reise wünsche ich Dir jetzt schon viel Abwechslung. Das machst Du richtig. Warum verbringst Du die Tage dort nicht mit Deinem Freund? Versteht Dich Deine Freundin besser? Julia war auch immer viel in Spanien mit ihrem Handballverein und hat dort an Turnieren teilgenommen.
Ist denn Deine Heimatstadt weit von Hamburg entfernt und lebt dort Dein Stiefvater?
Wie alt ist Deine Mutter geworden? Mußte sie lange leiden?
Ich habe immer so viele Fragen, was junge Leute betrifft. Leider kann ich sie Julia nicht mehr stellen.
Von Herzen alles Gute
Gisela

16.08.2002, 17:42
Liebe Gisela,
ich werde weiterhin hier wohnen bleiben,.. es ist nur so, das ich hier in Hamburg als Unterrichtsfach Spanisch habe und in jedem Fall ins Ausland müßte und das kann ich nicht. Ich bekomme so eine Unruhe, wenn ich nicht an die Nordsee fahren kann, um meinen Bruder und meinen Stiefpapi zu sehen oder um einfach in der Nähe zu sein, wo wir so viele glückliche Jahre hatten.
Ich habe das Vertrauen ins Leben verloren. Schon zweimal habe ich meine wichtigsten Bezugspersonen verloren und ich weiß, das so schnell etwas passieren kann. Ich könnte es nicht ertragen fort zu sein. Früher war das ganz anders..
Meine Mum war 2,5 Jahre krank. Der Krebs wurde im August 99 entdeckt und im August 01 schlug er erneut zu. SIe war vom Nov. bis März im Krankenhaus. Sie hat sehr gelitten und gekämpft. SIe wollte nicht gehen und uns bzw. mich allein lassen. Ich habe bis zuletzt gehofft. Wir waren alle da, als sie ging.. Sie war mein Löwenkind.. Sie ist 61 gewesen..
Ich kann deinen Schmerz und deine Leere nachempfinden und mit jedem Tag der vergeht ist es ein anderer Schmerz, des es vergeht jeder Tag ohne ein Wiedersehen..
So gern würd ich wissen, was meine Mum zu meinem Entschluß sagen würde in Lüneburg weiterzu studieren..
Ich fahre für 4 Wochen nach Spanien und mein Freund ist die letzten 2 Wochen bei mir.. Ich freue mich sehr,...
Ich war auch mal zum handballspielen in Barcelona aber das ist ewig her und ich hab auch nicht mitgespielt, sondern nur mitgefeiert. So vieles hat sich verändert. Wie gut das man nicht weiß, was auf einen zukommt, sonst würde man schon vorher aufgeben..
Meine Mum ist in Berlin übrigens geboren worden in Tegel..Kommt ihr aus Berlin? Wohnt ihr im Grünen? Wart ihr schon mal an der Nordsee? Föhr ist sehr schön, mein anderer Bruder wohnt dort..
Alles liebe Inke

20.08.2002, 16:28
Liebe Inke,
willst Du denn Dein bisheriges Studium abbrechen, um in Lüneburg weiter zu studieren? Du sollstest jetzt nichts überstürzen. Deine Reaktionen sind noch zu emotional. Es gibt eine alte Regel, die besagt, dass man im Trauerjahr keine Entscheidungen treffen soll, die das Leben entscheidend verändern, weil man nach einem Jahr Trauerarbeit viele Dinge anders sieht.
Du darfst das Vertrauen in das Leben trotz Deiner Schicksalsschläge nicht verlieren. Die Zeit hilft Dir dabei, durch das tiefe Tal zu gehen.
Ich habe meinen Vater verloren als ich 30 Jahre alt war. Mein Bruder ist vor 4 Jahren mit 46 Jahren an Krebs gestorben und nun vor einem Jahr meine Tochter. Für mich gibt es auch keine Zukunft mehr. Trotzdem muß man sein Leben leben, so es eben geht.
Unter welcher Krebsart mußte Deine Mutter leiden?
Warst Du schon mal in Berlin-Tegel, wo Deine Mutter geboren wurde? Wir wohnen in der City von Berlin, wo ich auch arbeite. Die Wochenenden verbringen wir im Randgebiet von Berlin auf unserer "grünen Insel". An die Nordsee habe ich mit Julia mal einen Kurztrip gemacht. Ansonsten sind wir Ostseefans. Dort fahren wir mehrmals im Jahr hin.
Es grüßt Dich
Gisela

21.08.2002, 22:11
Liebe Gisela,
danke für deine Zeilen, ich freue mich wieder von Dir zu hören
Das mit Lüneburg ist keine fixe Idee, denn die Richtung ist die gleiche und ich bekomme meine Zeit in Hamburg angerechnet.. Es ist also nichts ganz neues.
Wie geht es Dir? Ich war heute am Grab und dann stehen die Namen meiner Eltern auf dem Stein. Alles verdrängen war in dem Moment echt zwecklos und dementsprechend geht es mir heut auch.. Meine Mum ist nicht in Tegel geboren sondern in Treptow hab das verwechselt.... Nein, ich war noch nicht dort,.. es gibt so vieles, das ich nicht über meine Mum weiß und ich kann sie nicht mehr fragen...
Der Bauchspeicheldrüsenkrebs lässt einem nur wenig Zeit alles zu erfragen..
Was hatte Julia? Wann haben die Ärzte das erkannt? Ich hab sehr negative Erfahrungen diesbezüglich gemacht.. Es sind halt keine Götter in weiß..
Es ist immer zu früh, wenn jemand geht.Ach,...
Liebe Grüße Inke

22.08.2002, 10:03
Liebe Inke,
Du wirst Dir das schon richtig überlegt haben, Dein Studium in Lüneburg fortzusetzen. Kannst Du von dort aus jeden Tag in Deine Wohnung fahren, ist das nicht zu weit?
Es ist gut, dass Du am Grab Deiner Eltern warst; Deine Mutti wartet auf Dich. Ist der Friedhof in der Nähe Deiner Wohnung, so dass Du sie oft besuchen kannst?
Buchspeicheldrüsenkrebs ist leider ein sehr aggressiver Krebs, der kaum Chancen läßt. Julias Primärtumor wurde nie erkannt. Sie hatte dann Streukrebs und mußte sieben Monate sehr leiden. Sie hatte keine Chance auf Heilung. Julia hatte das aber verdrängt und bis zum Schluss geglaubt, dass sie wieder gesund wird. Ich habe mit den Ärtzen auch keine guten Erfahrungen gemacht. Ihr Leben ist zu schnell aufgegeben worden. Sie war doch gerade erst 26 Jahre alt geworden. Nun bin ich keine Mutter mehr und kann auch nicht mehr Oma werden. Sie hat unser Leben reich gemacht; war unser Lebensmittelpunkt. Es ist so schwer, ohne sie zu leben. Ich vermisse sie so sehr.
heute eine besonders trauige
Gisela

22.08.2002, 12:29
Liebe Gisela,
meine Eltern haben 150 Km von hier gewohnt und ich fahre einmal die Woche mindestens hin. Ich habe immer Angst es könnte noch etwas schlimmes passieren.. Schlimmer allerdings geht wohl kaum.
Meine Mum hat 2,5 Jahre gekämpft und die letzten 4 Monate waren die Hölle. Einmal (sie könnte nicht sprechen wegen des Tubus) war die Harneröhre verstopft und die Schwersten haben ihr nicht geglaubt als sie mitihren Lippen die Worte formte und sie einfach ignoriert. Sie konnte ja nicht rufen und eine Klingel die sie hätte drücken können gabs nicht. Als die Logopädin später kam,hat meine Mum so geweint.
Meine Mum wußte, daß sie stirbt, nur ich wollte nichts davon hören.
Ich habe keine Eltern mehr und bin somit keine Kind mehr von irgendwem und wenn ich Kinder bekommen sollte, dann werden sie nie Großeltern haben . Das ist so ungerecht.. Ich kann verstehen, wie du dich fühlst. Ich bin praktisch dein Pendant . Ich wünschte wir könnten einander mehr Trost spenden. Ich grüße dich ganz besonders lieb. Inke

23.08.2002, 09:30
Liebe Inke,
versuche trotz Deiner Trauigkeit an die Zukunft zu denken, die Du in Deinem Alter hast. Alle Wege stehen Dir offen. Die Wunden in Deinem Herzen werden heilen, auch wenn Narben bleiben.
Wenn Du mal selbst Mutter bist, werden Dir Deine Kinder sehr helfen, weil sie Dich brauchen. Großeltern können sie väterlicherseits haben. Meine Julia hatte auch nur eine Oma, weil mein Vater früh gestorben ist. Mein Mann ist als Waise groß geworden; seine Eltern sind gestorben als es fünf Jahre alt war. Nun hat er auch noch seine einzige Tochter verloren. Du siehst, dass Schicksal schlägt oft hart zu und trotzdem müssen wir es annehmen, weil wir keine Wahl haben. Meine Worte sollen Dich trösten, aber auch ein wenig aufrichten, damit Du wieder nach vorn schauen kannst.
Ein stiller Gruß
von Gisela

28.08.2002, 09:50
Liebe Gisela,
natrülich denke ich auch an meine Zukunft, aber es fällt mir sehr schwer, denn die Vergangenheit tut einfach zu weh.... Sicher wird es wieder schöne Momente meines Lebens geben, aber ich kann keinen davon mit ihr teilen...
Das Schiksal ist oft so grausam, das man sich fragt, warum??? Aber wir bekommen keine Antwort, sondern müssen uns dem Leben stellen. Das ist das Spiel und für manche mit einem besonders hohen Einsatz. Gestern waren es 5 Monate. 5 Monate ohne ein Wiedersehn und das ganze Leben wartet noch auf mich,- ohne ein Wiedersehen.
Ich liebe meine Mum einfach so sehr. Du weißt wie das ist.Ich sende Dir und dienem Mann viele liebe Grüße.Inke

23.04.2003, 20:20
Liebe Gisela

Du hattest mich vor einigen Wochen mal nach Verlagen gefragt, die Bücher wie Deines veröffentlichen könnten.
Mich interessiert, ob Du zwischenzeitlich einen Verlag für Dein Buch gefunden hast? Ich hoffe das sehr.
Bitte gib mir Bescheid, wenn das Buch erscheint. Ich werde es mir sicher kaufen.

Alles Gute für Dich
und liebe Grüsse
Ladina

29.04.2003, 19:55
Liebe Ladina,
ich habe lange suchen müssen, einen Verlag zu finden und habe alle angeschrieben, die Du mir freundlicherweise benennen konntest. Zwischenzeitlich ist es mir gelungen, einen Vertrag mit einem Books-on-Demand-Verlag in Münster abzuschließen. Mein Buch wird in ca. 4 Wochen zu bestellen sein. Ich gebe Dir dann genau Bescheid. Vorest vielen Dank für Dein Interesse und einen schönen Gruß von
Gisela