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SaNe
24.08.2005, 11:16
Hallo liebe Leser und Schreiber vom KK.

Habe hier schon einige sehr informative Tipps bekommen. Wende mich deshalb heute erneut an euch.

Da bei meiner Schwiegermutter eine erneute Chemotherpaie vorgeschlagen wurde, sie sich aber sehr negativ dazu stellt, da sie um ihre Lebensqualität fürchtet, bin ich auf der Suche nach Lösungen.

Wie viele Chemos hält ein Mensch aus??

Zwei Therapien über Transfusion hat sie in den letzten Jahren hinter sich.

Wie sind eure Erfahrungen?

Habe hier in diesem Forum von 103 Chemos und über Links auf private Seiten von Fällen gelesen,
die von über 10 Chemos schreiben?? Kann das sein? Haben die sich vertippt?
Bin etwas irritiert.

Für Informationen wären wir sehr dankbar.

Gruß von Sane und co.

Simone W.
24.08.2005, 13:39
Das kommt sicher auf das Medikament an und den allgemeinen körperlichen Zustand des Patienten.
Jedes Therapeutikum wirkt ja anders , eines hat mehr , das andere weniger Nebenwirkungen .
Wie viele Chemos man bekommt , das bestimmt der Onkologe und es richtet sich vor allem auch danach , wie das Blutbild sich verändert .
Am besten besprecht Ihr die Wirkungen und Nebenwirkungen mit Eurem Onkologen , dann könnt Ihr immer noch entscheiden ob Ihr es macht oder nicht .
Alles Gute
Simone

Birgit64
25.08.2005, 12:03
Hallo Sane,
lass dich von der hohen Anzahl der Chemos, die einige bekommen, nicht irritieren.
Wieviele Chemos jemand bekommt und welche Zytostatika eingesetzt werden ist abhängig von der Art der Erkrankung, dem Krankheitsbild selbst (z. B. bereits vorhandene Metastasierung), dem körperlichen Allgemeinzustand des Patienten und einigen anderen Faktoren. Die Chemo wird auch genau darauf abgestimmt, auch Werte wie die Größe und das Gewicht des Patienten spielen eine Rolle.
Und auch die Nebenwirkungen können total unterschiedlich sein, abhängig von Mittel, Dosierung, körperlichem Zustand usw. Manche merken gar nicht viel, andere haben bei derselben Chemo starke Nebenwirkungen.
Ich hab nach Brustkrebs 8 x Chemo bekommen und hab, trotz heftiger Nebenwirkungen, vieles selber machen können und hab auch streckenweise eine gute Lebensqualität gehabt, bin beispielsweise zu Open-Air-Konzerten gegangen und auch 14 Tage außerhalb Europas im Urlaub gewesen.
Wenn nur eine begrenzte Zahl Chemos vorgesehen ist, hilft vielleicht auch ein bisschen der Gedanke, dass die Zeit auch vorbeigeht.
Ihr solltet das alles eingehend mit eurem Onkologen besprechen, der euch auch ausführlich über Risiken und Nebenwirkungen aufklären sollte. Dann könnt ihr immer noch entscheiden, was ihr machen wollt.
Liebe Grüße

SaNe
30.08.2005, 12:12
Erstmal vielen Dank für die Antworten.

Ich glaube es ist etwas schwierig zu unterscheiden
zwischen Therapien und Zyklen usw.

Wenn ich das richtig verstanden habe, was ich mir so angelesen habe,
kann eine Chemotherapie aus z.B. 6 Zyklen mit jeweil 2 Infusionen bestehen.

Da ich nun bezüglich Chemo ein Laie bin,
meine Schwiema den Durchblick derzeit leider auch nicht hat,
hoffe ich, dass wenn ich etwas "blöd" :) frage, mir das verziehen wird.

Also 2 Therapien hat meine Schwiema in den letzten 5 Jahren bereits gemacht. Wie die Chemos genau heißen, weiß sie nicht mehr und ihr Hausarzt ist derzeit in Urlaub.

Leider hat sie keine Kopien der Krankenakten gemacht.

Noch eine Frage:

Vor einer erneuten Chemo, werden doch bestimmt einige Untersuchungen gemacht wie z.B. auf Herzfunktion usw ? ? ?

Vielen Dank schon mal im Voraus.

Gruß von Sane

Birgit64
30.08.2005, 13:00
Hallo SaNe,
so schwierig ist das gar nicht. Als Therapie bezeichnet man/frau die Behandlungen oder Behandlungsformen selbst (also Chemotherapie, Strahlentherapie usw.) Und die Chemotherapie besteht aus einer Anzahl von Zyklen (6, 8 12 oder noch mehr), die wiederum aus mehreren Infusionen bestehen können.
Normalerweise werden vor dem Beginn einer Chemotherapie noch einige Untersuchungen gemacht, dazu gehören u. a. auch EKG oder Herzecho, Lungenfunktionstest, Urinanalysen und Blutuntersuchungen.

Was die Krankenakten angehen, kann ich euch nur empfehlen, euch immer Kopien der Untersuchungsergebnisse oder des Arztbriefes geben zu lassen. Darauf habt ihr auch einen Anspruch.

Liebe Grüße

Roseofdark
30.08.2005, 15:41
Hallo Sane!

Es kommt wirklich immer drauf an was für eine Chemo Deine Schwiegermutter bekommt, also in welcher Intensität und welche Medikamente, und auch wie ihr Allgemeinzustand ist und zu diesem gehört es aber auch wie es in der Seele von Ihr aussieht.

Eine positive Einstellung soll einen das ganze besser Überstehen lassen.

Ich habe die Chemo zwar nicht, wie viele andere, als meinen Freund angesehen, sondern als notwendiges Übel um diese sch... Krankheit loszuwerden. Ich habe es so gut wie ging ertragen, obwohl es mit teilweise sehr schlecht ging und habe immer an das morgen gedacht.

Ich bin auch noch sehr lange meinem Nebenjob nachgegangen, zu dem Zeitpunkt meiner Erkrankung habe ich noch studiert, und bin auch ab und an zur Uni gefahren um mal was anderes zu sehen und zu hören als nur Krankenhaus und Krankheit.

Das mit dem Krankenakten habe ich auch immer als wichtig empfunden. Die Klinik in der ich jetzt immer zur Nachsorge muss, schickt mir immer den gleichen Arztbrief den auch meine Hausärztin hat. Diese Briefe nehme ich dann auch schon mal mit, wenn ich zu anderen Ärzten muss, dann müssen die sich nicht erst umständlich Berichte anfordern.

Liebe Grüße und alles Gute Rose

SaNe
30.08.2005, 22:38
Danke für die Antworten.

Sollte sich meine Schwiegermutter für eine erneute Chemo entscheiden, dann bedarf das einer gewissen Vorlaufzeit für die Untersuchungen und die "Chemomischung" , habe ich das richtig verstanden.

Ich werde zukünftig darauf achten, dass von allem Kopien angefertigt werden und auch Kopien der bisherigen Untersuchungen usw anfordern.

Benötige ich dazu eine bestimmte Vollmacht, weiß das zufällig jemand ?

Betreuungsvollmacht habe ich so im Hinterkopf.

Schönen Abend noch.

Birgit64
31.08.2005, 00:33
Hallo SaNe,
ihr braucht auf alle Fälle eine Vollmacht deiner Schwiegermutter. Solange sie die Ärzte nicht autorisiert, dass sie euch informieren bzw. Einsicht in die Krankenakte
gewähren dürfen, werdet ihr keine Informationen erhalten. Das hat aber mit einer Betreuungsvollmacht nichts zu tun.
Die Vor-Untersuchungen für die Chemo nehmen eigentlich nicht so viel Zeit in Anspruch. Aber das ist vielleicht auch ein bisschen davon abhängig, was im Einzelfall vorher abgeklärt werden soll.
Welche Chemo und welcher Dosis letztendlich in Frage kommt ist vom pathologischen Befund, aber auch vom Allgemeinzustand abhängig. Die Chemo selber, also die Infusionslösungen, werden normalerweise erst am Tag der Infusion angefordert. Ich hab meine Chemo ambulant in einer niedergelassenen Praxis gemacht und die Chemo wurde in der Apotheke erst bestellt, wenn die Blutwerte geprüft worden waren. Dann hat's ungefährt 45 Minuten gedauert bis zum Beginn der Infusion gedauert.

Liebe Grüße

SaNe
31.08.2005, 20:44
Hallo Brigitte,

danke erstmal für deine Infos.

Am Montag kommt der Hausarzt zurück und dann werden wir das alles abklären.

Ich habe da noch ne Frage,
ich lese so viel von Tumormarker.
Meiner Schwiegermutter ist der Begriff total fremd, was ich mir so angelesen habe sind auch unterschiedliche Aussagen.
Mein Wissenstand ist: Tumormarker sind nicht aussagekräftig genug, als dass man sich darauf verlassen könnten. Wie seht ihr das?

Gruß
von Sane und Co

PS
Ich dachte bisher, Chemo kann man nur im Krankenhaus bekommen.
Kommt das auch auf die Dosierung an, je stärker desto eher stationär??

Birgit64
31.08.2005, 23:51
Hallo SaNe,
man kann Chemo sowohl im KH als auch in einer niedergelassenen Praxis (Onkologie, Hämatologie) bekommen. Das ist aber sicherlich auch vom Krankheitsbild, Art der Chemo, körperlichem Allgemeinzustand und anderen Faktoren abhängig. In einer Großstadt ist es sicher üblicher eine onkolpgische Praxis aufzusuchen als in ländlicher Gegend, da kommt oftmals nur ein nächstgelegenes KH mit onkologischer Abteilung in Frage. Wichtig ist aber auf alle Fälle, dass man sich dort gut aufgehoben fühlt, sowohl von der medizinischen als auch von der persönlichen Seite her.

Tumormarker sind biochemische Substanzen (z. b. Eiweiße, aber auch Enzyme oder Hormone), die von Krebszellen vermehrt abgesondert werden. Die Aussagekraft der Tumormarker ist allerdings aus verschiedenen Gründen begrenzt: Die Substanzen, werden auch von gesunden Zellen abgesondert, allerdings in geringerer Menge. Sie sind nicht tumorspezifisch , treten nicht nur bei einer Krebsart auf, sondern mit unterschiedlicher Genauigkeit auch bei anderen Krebsarten. Eine Erhöhung der Messwerte kann auch eintreten bei gutartigen Erkrankungen (z. B.b. Entzündungen oder Infekten um Körper).
Wichtig ist, dass immer dasgleiche Testverfahren bei der Bestimmung der Tumormarker eingesetzt wird.

Liebe Grüße

SaNe
02.09.2005, 21:01
Liebe Birgit 64, :knuddel:

vielen Dank für Deine Erklärungen.

Ich bin stark beeindruckt von Deinem Wissen. Vor allem für Erklärungen die auch Laien verstehen können.

Ich soll Dir ganz liebe Grüße von der ganzen SaNe-Familie ausrichten.

Ich hoffe, ich werde nicht lästig :) aber könntest Du uns noch über
Blasenschutz Deine Erfahrungen mitteilen??


Gruß Sane

Birgit64
03.09.2005, 19:51
Hallo SaNe,
danke für deine lieben Worte. Freut mich sehr, dass ich dir helfen konnte. Sicherlich gibt es hier auch User, die weitaus mehr Ahnung von der Materie haben als ich. Letztendlich schöpfe ich nur aus dem, was ich selber an Erfahrungen in dem Bereich gemacht habe. Ich hab G'tt sei Dank einen sehr guten Onkologen gehabt, der mir jederzeit Fragen, auch telefonisch, beantwortet hat und das eben auch in verständlicher Form. Leider ist er kurz nach Ende meiner Therapie in den Ruhestand gegangen :(
Zu deiner Frage mit dem Blasenschutz, die Zytostatika der Chemo greifen neben den Krebszellen auch alle anderen Körperzellen an und da sind besonders die Zellen mit einer hohen Teilungszahl besonders angreifbar. Dazu gehören auch alle Schleimhautzellen, also Magenschleimhaut (deswegen die Übelkeit), Darmschleimhäute (evtl. Durchfälle) und eben auch die Blasenschleimhaut (hier kann es zu Reizungen oder Blasenentzündungen kommen). Um letztere möglichst zu schützen und vor allem Blasenentzündungen vorzubeugen, wird vor der Chemo ein Mittel injiziert oder per Infusion verabreicht, dass die Blasenschleimhaut schützen soll und wie ein Schutzfilm wirkt. Bei mir hat das ganz gut funktioniert und ich hab überhaupt keine Blasenprobleme gehabt. Desweiteren muss man sehr viel trinken (auch um die Nieren durchzuspülen) - vorzugweise Wasser (konnte ich nach der ersten Chemo nicht mehr trinken und tu's bis heute nicht) oder auch Früchtetee, ungesüßte Säfte usw.
Auch gegen die Übelkeit wird normalerweise vorher der Infusion etwas gegeben, das Mittel hat zuerst bei mir nicht ausgereicht, später hab ich das Mittel nicht mehr vertragen. Hier gibt es aber auch einige gute Tabletten wie Zofran oder Emend, die auch nach der Chemo ganz gut wirken. Zofran am besten, wenn man es prophylaktisch einsetzt, also bevor die Übelkeit einsetzt, es legt sich wie ein Schutzfilm über die Magenschleimhaut. Hat bei mir gut geklappt und ich hatte nur beim ersten Mal mit Übelkeit zu tun.

Wenn du noch Fragen hast, melde dich einfach und denke nicht, dass das lästig ist für mich oder irgendeinen anderen User hier. Wir helfen gerne, wo wir können.

Liebe Grüße

SaNe
12.09.2005, 15:12
Melde mich auch mal wieder.
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen.
So langsam habe ich alle Unterlagen zusammen.
Muss die Akten mehrmals durchlesen, damit ich das besser zuordnen kann.

PS
Zofran - hat meine Schwiema auch bekommen.

Nächste Woche hat meine Schwiema ein Gespräch in der Klinik und ich werde sie auf ihren Wunsch hin begleiten.
Wir machen uns schon Notizen, was wir alles fragen sollen oder wollen.

Grüße von Sane und co.