PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hospiz - Ein würdiger Platz zum Sterben!


13.08.2002, 15:01
Hallo Zusammen,

wenn ich mich durch die Beiträge in diesem Forum so durchlese, höre ich immer wieder von Hilflosigkeit der Angehörigen, was für die Betroffenen wohl das beste sein kann und wie man die Pflege usw. schaffen kann.
Meine Mama ist am Freitag eingeschlafen und hat die letzte Woche ihres Lebens in einem Hospiz verbracht. Es ist uns sehr schwer gefallen, sie dort hinzubringen und wir haben auch viele Vorwürfe von unserer Umwelt verkraften müssen.
Im Nachhinein betrachtet war es ein Segen, dass es solche Einrichtungen gibt.
Es waren insgesamt 7 Gäste dort in einer Art Penthouse untergebracht. Meine Mutter hatte ein eigenes Zimmer mit einem zweiten Bett, damit jemand bleiben konnte, wenn er wollte.
Es waren 2-3 Schwestern bzw. Pfleger dort, die sich sehr darum bemüht haben, den Gästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Es gab eine Dachterasse, auf der meine Mutter die Sonne genossen hat, ihre Füße im Teich kühlen konnte und die Blumen gefühlt hat.
Als ihre Schmerzen stärker wurden, war sofort ein Arzt zur Stelle, der ihr neue Medikamente gegeben hat, so musste sie kaum Schmerzen ertragen.
Als sie keine Flüssigkeit mehr aufnehmen konnte und dadurch auch ihre Tabletten nicht mehr nehmen konnte, bekam sie alle 4 Stunden eine Spritze.
Das Pflegepersonal konnte meine Mutter aus dem Bett "hebeln" ohne ihr dabei weh zu tun. Sie wissen eben wie!
Nachdem sie am Freitag eingeschlafen war, wurde sie gewaschen und umgezogen. Wir haben alle Zeit der Welt bekommen, um uns von ihr zu verabschieden.
Meine Mutter ist dort bis zum Schluß wie ein Mensch behandelt worden, was sie im Krankenhaus vorher nicht erlebt hat. Die Leute dort haben sich nicht nur um meine Mutter bemüht, sondern auch um uns. Wir waren nach all den Wochen vorher, wo meine Mutter noch zu Hause war, ziemlich erledigt.

Das soll keine Werbeanzeige sein. Ich möchte nur eine Möglichkeit aufzeigen, die ich sehr menschlich finde.

Viele Grüße,

Anja

13.08.2002, 16:36
Hallo Anja,

auch ich habe hier im Forum schon erwähnt wie sinnvoll diese Einrichtungen sind.
Meine Freundin war freiwillig bis zum Schluss in einem Hospiz und sie, und auch wir haben uns dort sehr wohl gefühlt.
Ich kann mich Deiner Meinung nur anschließen.
Die Vorwürfe können nur von Menschen gekommen sein, die keine Ahnung oder schlechte Erfahrung gemacht haben.

Alles Gute für Dich und liebe Grüße
Li

14.08.2002, 09:20
Hallo
ich möchte die Meinung von Anja und Li bestätigen.
Meine Mutter ist sehr schwer an Eierstockkrebs erkrankt und hat im ganzen Bauchraum bzw. Organe Metastasen. Kann keine Nahrung mehr zu sich nehmen und der Zustand ist sehr kritisch.
Sie wurde auf Anraten der behandelten Ärzte ins Hospiz verlegt. Dort ist sie seit 1 Woche und ich bin so froh, daß sie dort ist.
Da wird sie behandelt wie ein Mensch, gepflegt und nicht geqüalt,hat keine Schmerzen und es ist auch für Papa und mich ein beruhigendes Gefühl. Wir können jederzeit zu ihr und Papa übernachtet bei ihr im Zimmer.
Die Einrichtung ist ganz super eingerichtet, sehr freundlich und heimelig.
Genau eben so, wie ein Sterbender und seine Angehörigen es brauchen.
Ich bin froh und dankbar, daß es Hospize gibt und werde diese auch unterstüzen...
Alles Liebe für euch

23.08.2002, 12:16
Hallo

meine Mom wollte so lange wie möglich zu hause bleiben.
Als sie dann nicht mehr alleine laufen konnte ist sie ins Krankenhaus. Ich habe ihr einmal vorgeschlagen in ein Hospiz zu gehen aber sie wollte nicht. Auch wenn sie immer Angst hatte weil sie tagsüber immer alleine war und keine Hilfe bekam. Hilfe die sie oft gebraucht hätte z.b. fürs Tee kochen.
Wir haben es aber akzeptiert.
Sie wurde nicht sehr gut im Krankenhaus behandelt. Sie war noch 11 Tage dort und dann kam es zu einer Fehlbehandlung- Folge: sie starb am 13.05.2002.

Liebe Grüße Tina

23.08.2002, 14:02
Hallo
meine Mama ist am 16.8. um 4.25 für immer eingeschlafen. Es war ein würdiges sterben und die Leute im Hospiz haben sie dorthin begleitet. Sie haben uns auch immer wieder versichert, daß sie keine Schmerzen hat und alles für sie getan wird. Und es war auch so. Papa war die ganze Zeit bei ihr. Um uns haben sich die Leute dort auch sehr bemüht...
Ich bin allen so dankbar und werde auch einen großen Geldbetrag dorthin spenden, damit solche Einrichtunge erhalten bleiben.
Ich stimme Anja voll und ganz zu. Bevor Mami krank wurde wußte ich nichts von Hospiz oder so was. jetzt kann ich jedem nur raten, wenn einem so ein Schicksal trifft wie unseren Lieben, dann braucht man keine Angst davor haben.
Ich wüßte wo ich hingehe...

Alles Liebe an euch
Sonja d.

22.10.2002, 19:36
Hallo,

ich sitze gerade völlig verzweifelt vor dem Rechner, weil gerade die Entscheidung ansteht, ob meine Mutter in ein Hospiz oder nach Hause kommen soll - sie wünscht sich so sehr nach Hause zu kommen, kann aber ohne 2-stündige Medikamentengabe nur noch 6 Wochen leben, und ein Pflegedienst kann das nicht leisten. Da aber mein Vater, mein Bruder und ich auch alle Jobs haben und eine Rundumversorgung wohl nicht schaffen werden soll sie jetzt in ein Hospiz - sie glaubt aber noch, dass sie wieder gesund wird.
Ich weiß überhaupt nicht, was wir machen sollen - aber Eure Berichte haben mir wenigstens ein bißchen Mut gemacht. So werden wir wohl schweren Herzens diesen Schritt gehen müssen.

Liebe Grüße Claudia

24.10.2002, 21:51
Liebe Claudi,

wir haben meiner Mutter ihren letzten Wunsch erfüllt und sie nach Hause geholt. Frag mich nicht wie, aber wir haben es hingekriegt, sogar ohne Pflegedienst. Mein Vater, meine Schwester und ich waren uns darüber einig das wir das wollen. Meine Schwester hat zB ihre Überstunden genommen und damit ihre Mittagspause auf 2 Stunden ausgedehnt. Ich habe dann unbezahlten Urlaub genommen. Meine Mutter hat immer gesagt, wenn es nicht mehr geht, wenn es zu viel wird könnten wir sie gern ins Hospitz bringen, aber am Schluß ging dann alles so schnell.

Ich meine nur bevor Du Dir später Vorwürfe machst ihren letzten Wunsch nicht erfüllt zu haben, denk nochmal darüber nach was ihr wollt und was für Möglichkeiten ihr habt. Wenn man etwas will, schaft man es auch. Und für das Medikamenten-Problem gibt es bestimmt eine Lösung. Es gibt bestimmt einen Apperat, der alle zwei Stunden eine Dosis abgibt. Man muß nur gezielt Fragen, freiwillig rückt da keiner mit Infos raus. Ihr könntet auch Verwandte und Freunde mit einbeziehen. Es hängt natürlich auch davon ab was die Ärzte sagen, was auf Euch zukommen würde. Aber es gibt Vereine zur Hospitzbewegung, die auch zu Hause betreuen, Omega eV zB.

Für uns war die Entscheidung klar und wir haben es nicht bereut.
Du könntest Dir auch Urlaub nehmen und sie erstmal nach Hause holen. Wichtig ist, dass alle an der Entscheidung mitwirken und auch damit leben können. Optimal versorgt ist sie natürlich nur im Hospitz, die Frage ist aber was ist ihr wichtiger?
So, ich wollte nur die andere Seite auch mal zu Wort kommen lassen.

Ich wünsche Dir viel Kraft und die getroffene Entscheidung ist immer die Richtige!
Tanja

24.10.2002, 22:06
Hallo Tanja,

danke für Deine Antwort - allmählich haben sich die Wogen schon wieder etwas geglättet - sie ist mit einem Hospizaufenthalt einverstanden, wir schauen uns jetzt erstmal die Hospize an, wenn ich es total furchtbar finde, müssen wir halt nochmal neu denken.
Was ich mir auch schon mit Freunden überlegt habe, ist sie später ( heule gleich wieder..) nach Hause zu holen.
Wegen des Medikamentes gibt es wohl keine echte Alternative, die Ärzte sind wirklich sehr bemüht. Aber man kann auf jeden Fall kleinere Ausflüge usw. unternehmen - auf eine halbe Stunde kommt es wohl nicht an.
Trotzdem bin ich noch unentschlossen, aber ich möchte natürlich auch für sie das allerbeste an medizinischer Versorgung, damit es ihr gutgeht und sie vor allem keine Schmerzen hat.

Vielen Dank für Deine Meinung und alles Gute, Du hast ja auch sehr schwere Zeiten hinter Dir.

Grüße, Claudia

25.10.2002, 07:55
Hallo liebe Claudi
du hast sicher meine obigen Einträge gelesen.
Ich denke genauso wie Tanja, wenn es irgendwie geht sollte man den Wünschen der Patienten entgegenkommen.
Bei meiner Mami ging es aber so unheimlich schnell bergab und der Zustand verschlimmerte sich eigentlich von Stunde zu Stunde, sodaß wir gar nicht mehr so richtig Zeit hatten alles zuhause vorzubereiten oder zu organisieren...
Letztendlich muß ich aber sagen, Hospize sind eine ganz tolle Einrichtung und den Menschen dort geht es gut, sie bekommen alles was sie brauchen, es gibt spezielle Schmerztherapien, seelische Hilfe von lieben Leuten und es ist ganz anders wie der normale Krankenhausaufenthalt.
Außerdem kann ein Hospiz auch eine Übergangslösung sein, bevor man seine Lieben nach Hause holt...und dort weiter versorgt.
Bei uns war das leider nicht mehr möglich. Mami verbrachte 10 Tage dort und es ging ihr wirklich "gut" dort. Sie wurde optimal versorgt und verstanden...
Liebe Claudi, eine Entscheidung ist nicht einfach, ich weiß das. Überlegt ganz genau und ihr werdet das richtige machen..
Alles Liebe und viel viel Kraft für die schwere Zeit.
Sonja d.

25.10.2002, 10:26
Hallo Sonja,,

vielen dank für Deine Worte - auch Dein letzter Eintrag hat mir schon sehr geholfen. Unser Problem ist,dass meine Mutter auf Grund einer Schwellung im Gehirn mittlerweile halbseitig gelähmt ist und bei allem Hilfe benötigt. Dazu kommen halt die Mittel zur Blutgerinnung (die konstant laufen müssen und alle 2 Stunden gewechselt werden müssen)ohne die sie innerlich verbluten würde, die auch jegliche andere Therapie ausschliessen. Wenn ich das so schreibe, weiß ich eigentlich, das ein Hospiz der richtige Ort für sie ist, obwohl ich und auch mein Bruder und mein Vater uns damit recht schwer tun. Aber Du hast natürlich recht, wir können sie ja immer noch nach Hause holen.

Ich danke Dir nochmals für Deine Meinung - nachher schauen wir uns ein Hospiz an, vielleicht erleichert das ja unsere Entscheidung.

Ganz liebe Grüße,

Claudia

25.10.2002, 12:24
Liebe Claudi
ich denk ganz fest an dich und deine Familie...
Laßt euch beraten und entscheidet. übrigens bei meiner Mami war es so, sie war auch rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen, konnte nichts allein machen, nicht aufstehen usw... es war so daß Papa bei ihr im Zimmer übernachtet hat und rund um die Uhr bei ihr war. Nach der Arbeit habe ich ihn für ein paar Stunden abgelöst und es war gut so. Das ist im Hospiz durchaus möglich. Es hat Mami geholfen, sie wußte sie ist nicht allein und auch uns... wir waren beruhigter...
Alles Liebe
Sonja

25.10.2002, 15:33
Liebe Claudi,
ein Hospitz ist sicher eine würdige Einrichtung, es wird Deiner Mutter dort bestimmt gut gehen und dort gibt es auch Ansprechpartner für die Angehörigen. Ihr werdet sicher einen schönen Ort finden. Sie brauchte wohl auch ein wenig, um sich an den Gedanken zu gewöhnen. Wen wundert das?
Ich habe die letzten Wochen meiner Mutter als eine sehr intensive und manchmal auch sehr schöne Zeit empfunden. Alles gewinnt auf einmal an Bedeutung. Nutz die Zeit für Dich sie kommt nie wieder.
Vielleicht kannst Du sie später wirklich noch nach Hause holen.

Ich wünsche Dir alles Liebe und sehr viel Kraft.
Tanja

08.08.2003, 23:01
Hallo nochmal,

an alle die unschlüssig sind...

ich lese gerade meine Einträge vom Oktober 2002.. meine Mutter ist Ende November ins Hamburger Leuchtfeuer-Hospiz gekommen und dort Anfang April 2003 gestorben.

Im Rückblick kann ich sagen,dass dies auf jeden Fall die richtige Entscheidung war - 5 Monate hätten wir dies zuhause niemals leisten können.

Und es ist auch sehr befreind zu wissen, jemanden in besten Händen zu wissen und sich auch mal einen Tag zum Luft holen zu gönnen, da man weiß, dass sie bestens versorgt und umsorgt wird!

Es ist mir damals sehr sehr schwer gefallen, aber es war eine richtige und gute Lösung - das Personal dort war sehr liebevoll, gut ausgebildet und auch für uns immer da.

Liebe Grüße an alle, die vor der gleichen Entscheidung stehen, wie wir damals!

Claudi