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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : an meine mama


20.08.2002, 22:32
bei Sonnenaufgang
und bei Sonnenuntergang
erinner ich mich an sie
Beim wehen der Winde
und im Frostdes Winters
erinner ich mich an sie.
Beim erblühen der Knospen und
im Wiedererwachen des Frühlings
erinner ich mich an sie.
Beim Schein der Sonne und
in der Wärme des Sommers
erinner ich mich an sie.
Beim Rascheln der Blätter und
in der Schönheit des Herbstes
Bei Jahresbeginn und am Jahresende
erinner ich mich an sie
Wenn ich verwirrt bin und Stärke brauche
Wenn ich mich verloren fühle
und uns das Herz blutet
erinner ich mich an sie.
Wenn ich Freude empfinde
die ich teilen möchte
erinnern wir uns an sie
Wenn ich Ziele ereichen will
die sich auf ihren gründen
erinner ich mich an sie.
Solange ich lebe, wird auch sie leben
denn sie ist ein Teil von mir....

ich vermisse dich so
ich liebe dich

27.08.2002, 12:30
Hallo Gast,

auch ich habe meine Mutter verloren, vor einiger Zeit schon, gerade habe ich hier dein Gedicht gelesen, es ist sehr schön.

Ich war beim Tod meiner Mum ziemlich am Ende und dann las ich in einer Trauerkarte folgenden Spruch:

Sie hat das Leben überwunden
ist nun befreit von Schmerz und Pein
denkt oft an sie in stillen Stunden
und lasst sie immer bei euch sein.

Ich habe lange gebraucht, um die Worte zu begreifen, erinnere ich mich aber noch heute oft daran und finde ein bisschen Trost darin, denn sie sind so wahr.

Ich wünsche dir, dass dein Schmerz bald nicht mehr so doll ist.

Liebe Grüsse

Petra

29.08.2002, 23:44
Hallo, lieber Gast!

Deine Worte waren so schön (sind es Deine eigenen??), ich habe viel an sie gedacht. Genauso empfinde ich es auch...

Mich erinnert momentan einfach fast alles an meinen Vater, und ich weiß, es werden immer viele Dinge sein.

Liebe "mit"fühlende Grüße
Tina

30.08.2002, 10:03
Hallo das Gedicht und der Spruch sind genau das, was zur zeit bei mir drinnen abgeht-
Es ist soviel Wahrheit drin.
Heute genau vor 2 Wochen ist meine liebe Mami eingeschlafen..
Ich kann es immer noch nicht begreifen und im Moment handel ich wie eine Maschine...
Geht es euch auch so??
Ach irgendwie fällt mir im Moment nix mehr ein, hab so eine Leere in mir. obwohl ich meine Mama ganz deutlich spüre...
Alles Liebe für euch alle
Sonja d.

30.08.2002, 13:31
Hallo Sonja,

wie eine Maschine handeln, das kenne ich nur zu gut. Man funktioniert einfach nur. Das Begreifen kommt erst noch. Lass dich auf deine Gefühle ein, die dann kommen.
Ich stehe heute noch oft auf dem Friedhof und kann nicht glauben, dass sie da drin liegen soll. Aber es ist so. Wir müsssen es akzeptieren, ob wir wollen oder nicht. Und je mehr Zeit vergeht, desto unfassbarer wird es. Jedenfalls geht es mir so.


Viele liebe Grüsse
Petra

30.08.2002, 14:13
WENN ICH WÜSSTE!!!

Wenn ich wüsste, dass es das letzte Mal ist, dass ich Dich einschlafen sehe,
würde ich Dich besser zudecken und zu Gott beten, er möge Deine Seele schützen.

Wenn ich wüsste, dass es das letzte Mal ist, dass ich Dich zur Türe rausgehen sehe,
würde ich Dich umarmen und küssen und Dich für einen weiteren Kuss zurückrufen.

Wenn ich wüsste, dass es das letzte Mal ist, dass ich Deine Stimme höre,
ich würde jede Geste und jedes Wort auf Video aufzeichnen, damit ich sie Tag für Tag wiedersehen könnte.

Wenn ich wüsste, dass es das letzte Mal ist, dass ich einen Moment innehalten kann,
um zu sagen ”Ich liebe Dich” anstatt davon auszugehen, dass Du weißt dass ich Dich liebe.

Wenn ich wüsste, dass es das letzte Mal ist, dass ich da sein kann, um den Tag mit Dir zu teilen, weil ich sicher bin, dass es noch manchen Tag geben wird, so dass ich diesen einen verstreichen lassen kann.

Es gibt sicherlich immer ein ”Morgen”, um ein ”Versehen/Irrtum” zu begehen und wir erhalten immer eine 2. Chance, um einfach alles in Ordnung zu bringen. Es wird immer einen anderen Tag geben, um zu sagen ”Ich liebe Dich” und es gibt sicher eine weitere Chance um zu sagen: ”Kann ich etwas für Dich tun?”

Aber nur für den Fall, dass ich falsch liegen sollte und es bleibt nur der heutige Tag möchte ich Dir sagen, wie sehr ich Dich liebe. Und ich hoffe, dass wir nie vergessen, das ”Morgen” ist niemanden versprochen weder jung noch alt und heute könnte die letzte Chance sein, die Du hast, um Deine Lieben fest zu halten.

Also, wenn Du auf Morgen wartest
Wieso tust Du’s nicht heute?
Falls das ”Morgen” niemals kommt, wirst Du bestimmt bereuen, dass Du Dir keine Zeit genommen hast, für ein Lächeln, eine Umarmung oder einen Kuss und Du beschäftigt warst, um jemanden etwas zuzugestehen, was sich im Nachhinein als sein letzter Wunsch herausstellt.

Halte Deine Lieben ganz fest und flüstere ihnen ins Ohr – sag ihnen, wie sehr Du sie liebst, und dass Du Sie immer lieben wirst.

Nimm Dir Zeit zu sagen ”Es tut mir leid” ”Bitte verzeih mir” ”Danke” oder ”Ist in Ordnung” und wenn es kein Morgen gibt, musst Du den heutigen Tag nicht bereuen.


- ich habe dieses Gedicht von einer Freundin bekommen. Es hat mir Gänsehaut verursacht.
Ich finde es sehr schön und dachte, ein bisschen passt es auch hier herein.
Lisa - die Robbe
P.S: Ja - ich kann gut verstehen, was in euch vorgeht. Geht es mir doch genauso. Es ist schon schlimm. Der Kummer wird irgendwie nicht kleiner.

30.08.2002, 20:16
Hallo liebe Lisa, die Robbe,

das ist ein wunderschönes passendes Gedicht.Dieses Gedicht haben wir praktiziert unsere ganzen Ehejahre lang. Und in den letzten Tagen kam dieses Ritual zum erliegen,- vielleicht durch beiderseitige Panik, Angst, Erschöpfung....und wir haben uns dieses eine wichtigste Mal in unserem Leben NICHT verabschiedet! Verstehst Du warum ich u. A. so leide?
Liebe Grüeße, Nadine

30.08.2002, 21:40
Ich schreibe ab jetzt unter Petra K., weil es hier mehrere Petras in den Foren gibt.

Hallo Nadine,

das muss dich wirklich sehr belasten. Aber dein Mann weiss genau, wie es dir geht. Quäl dich doch nicht so sehr damit herum und ausserdem.... man sieht sich doch wieder......irgendwann einmal.

Als meine Mum verstorben war, kam mein Bruder auf die Idee, alle Trauerkarten in ein Fotoalbum zu kleben. Das habe ich getan und ganz vorne hab ich folgendes reingeschrieben:

Das Teuerste was wir besessen
und ganz verzweifelt gaben wir es her
heisser Schmerz durchzieht die Seele
und wir haben keine Mutter mehr.

Wir rufen sie mit heissen Tränen
in leidenschwerer stiller Nacht
doch ungehört bleibt unser Sehnen
sie schläft nun still, die einst gewacht.

Von Zeit zu Zeit sehe ich mir dieses Album an und dann bin ich mit mir und ihr im Reinen, obwohl ich mich auch nicht mehr von ihr verabschieden konnte. Ich war bei ihr, aber sie schlief schon seit einigen Tagen nur noch und ist dann einfach nicht mehr aufgewacht. Ich habe sie gehen lassen müssen, es war letzten Endes der leichtere Weg für sie.

Ich fühle mit dir

Petra K.

30.08.2002, 22:07
Liebe nadine,
vielleicht hilft es Dir, wenn Du Deinem geliebten Mann einen Abschiedsbrief schreibst.
Schreib ihm alles was dich quält und was ungesagt blieb.
Vielleicht ist dies ein Weg, um alles ein klein wenig leichter zu machen.
Alles Liebe
marlies

30.08.2002, 23:45
Hallo, liebe Robbe Lisa!

Das war ein sehr schönes Gedicht, und irgendwie passt es so. WARUM machen wir es nicht immer so?? Ich benehme mich momentan leider auch selten so... bin sehr oft so passiv, nichts kommt mehr von mir aus.
Weil ich meinen Vater verloren habe, dem ich gerne so viel sagen würde, mit Worten, mit Gesten und dies nicht kann, vernachlässige ich meine Lieben um mich herum.
Dabei finde ich mich schon "gut", weil ich mich nicht von morgens bis abends in einer dunklen Deckenhöhle vergrabe! Doch ist das genug? Mir fällt es so schwer, zu sagen, das Leben geht für mich weiter (und auch irgendwo dankbar dafür zu sein) und einfach alles so weiter zu machen wie bisher (wie ein Roboter). Irgendwo muss es sein, ein kleines Kind lässt einem einfach gar nicht die Möglichkeit zum Ausleben von depressiven Zuständen.
Warscheinlich muss man einfach in jeder Situation immer wieder irgendetwas Positives sehen. Das Schicksal liegt nicht in unserer Hand, und warscheinlich müssen wir auch dankbar sein, NICHT krank zu sein, NICHT körperlich zu leiden, keinen Hunger und keine Not zu erleiden.
Es gibt noch mehr Menschen, die uns hier brauchen, und die dürfen wir nicht vergessen.
Warum bin ich nur so "gefühlsträge"?
Sie haben es nicht verdient.
Und man müsste eigentlich daraus gelernt haben, dass man nie weiß, wielange einem die Lieben bleiben - auch die anderen! Und man selbst für die anderen, die einen brauchen...

Liebe Nadine, ich denke öfter an Dich. Ich kann Dich irgendwo so gut verstehen, auch wenn ich nicht wissen kann, wie es für Dich ist. Ich weiß, dass ich Dir nicht helfen kann, auch wenn ich es so gerne möchte.
Ich verstehe, warum Du so leidest. Dieses schreckliche Hätte-Gefühl haben wir in irgeneiner Form wohl alle. Es bringt auch nichts, sich zu sagen, dass man nicht über Dinge nachdenken soll, die man nicht mehr ändern kann. Dieser Spruch ist zwar weise, aber er hilft zumindest mir überhaupt nicht! Ich denke doch immer wieder nach.
Aber Du KANNST ihn in Gedanken umarmen. Ja, natürlich ist es nicht das Gleiche. Aber spürst Du GAR NICHTS? Das glaube ich nicht. Ich habe gerade neulich einen Spruch gefunden, den schreibe ich Dir einmal auf: "Das Ich ist nichts anderes als Wollen und Vorstellen" (Novalis).
Neulich hat hier jemand etwas geschrieben darüber, dass jemand in Träumen bei einem ist. Geht es Dir auch so? Mir gelingt es irgendwie nicht, von ihm zu träumen (braucht das Zeit? Und andererseits, wenn man immer von früher träumen würde, wäre das Aufwachen auch schrecklich). Doch manchmal habe ich das Gefühl, da war doch was, doch ich kann mich nicht mehr an alles erinnern, wenn ich aufwache.
Du schreibst, dieses eine wichtigste Mal habt Ihr Euch nicht verabschiedet. Vielleicht, weil Ihr Euch nicht verabschiedet habt?
Liebe Grüße und ich hoffe, ich habe mich richtig ausgedrückt. Ich kann mir gut vorstellen, dass Dich manche gut gemeinten Ratschläge nur noch mehr zum Heulen bringen. Doch wir WOLLEN Dich verstehen. Vielleicht hilfst Du uns ein bisschen dabei?

Ich finde es immer wieder beruhigend, dass Ihr versteht, viel besser als die anderen Leute um einen herum.
Manchmal kommen mir auch in der Öffentlichkeit plötzlich die Tränen. Ich möchte dann am Liebsten zu den Leuten sagen, seht her, ich habe gerade meinen Vater verloren, er war noch so jung (fange ich an zu spinnen?).
Ich denke, es würde nicht EINER reagieren. Doch bei Euch weiß ich, Ihr wisst genau wie es ist.

Alles Liebe!
Tina

31.08.2002, 12:00
Meine Lieben,

ich bin gerührt, daß ihr versucht mich zu verstehen,es ist nicht so leicht, ich weiß,- es spielen so viele Facetten eine Rolle, von denen ich nicht schreibe...
Ja mir geht es auch so, wenn jemand sagt, ich soll nicht über Dinge nachgrübeln, die sich nicht ändern lassen...Man kann Gedanken nicht einfach "abstellen" und es ist ungeheuer quälend wenn man Dinge feststellt, die man HÄTTE ändern können und es erst bemerkt, wenn es zu spät ist...
Ich verstehe auch gut, wenn Tina schreibt, ihr kommen auch auf der Straße die Tränen,- es geht mir ebenso.Menschen, die unser Leid bisher nicht erfahren haben, verstehen es nicht und selbst Menschen, die ein Familienmitglied oder Freund(in) verloren haben, leiden nicht alle so. Ich kenne einige Menschen, die SEHR schnell wieder mit einem neuen Partner auftauchen oder zum Tagesgeschehen übergehen. Ich verurteile das nicht,- im Grunde sind diese Menschen zu beneiden,- sie quälen sich nicht und empfinden das Leben nicht als zerstört ohne die zweite Hälfte.
Liebe Tina, ich kann seltsamerweise nicht mehr von meinem Mann träumen. Als er noch lebte, konnte ich es!Irgendwie bin ich wie "blockiert und gelähmt".Außerdem habe ich seit Beginn seiner Erkrankung praktisch jede Minute bei ihm verbracht (auch im Krankenhaus) und die Bilder, wie er mich kläglich ansieht und sagt:hilf mir- gehen mir nicht mehr aus dem Kopf.
Du hast sicherlich recht, wir HABEN uns NICHT verabschiedet! Wir haben immer gesagt, uns kann nichts trennen...aber die Trennung der körperlichen Hülle ist schrecklich genug. Denn die bräuchten wir ja nun mal um UNSER Leben fortzusetzen.
Ich wünsche Dir Tina, daß Du das schöne Gedicht von Lisa beherzigst und Dich um Deine verbliebenen Lieben kümmerst, als sei es der letzte Tag (so haben wir es immer gehalten und dennoch...)und daß Du bald wieder träumen kannst.Dank Dir für Deine lieben Zeilen.

Liebe Marlies,
auch Dir danke. Als mein Mann aufgebahrt war, habe ich ihn jeden Tag "besucht" und ihm einen langen Brief im Sarg versteckt, in dem ich ihm alles geschrieben habe. Aber all das bringt keine Erleichterung! ER FEHLT EINFACH!

Auch Dir Petra K danke für Dein Mitgefühl.Es tut mir sehr leid, daß Du Deine Mum verloren hast.
Wir alle haben jemand verloren, den wir ganz schmerzlich vermissen.

Langsam mag ich schon garnicht mehr schreiben, weil ich mich eigentlich NUR im Kreis drehe und ich nach 5 Monaten, seit dem Tod meines Mannes nicht die geringste Ruhe verspüre,- es wird alles nur noch schlimmer. Aber ihr wißt selbst wie das ist.

Ihr habt mir dennoch heute Morgen gezeigt, daß es immer wieder liebe Menschen gibt, die in Gedanken bei mir sind und das tut gut.(An einem Morgen, an dem ich in den Spiegel schaue und mich frage, wer ist diese erschöpfte, alte Frau... und am Frühstückstisch meinem geliebten Mann sein Brötchen belegen will und er einfach nicht da ist...)

Alles Liebe, Nadine

31.08.2002, 13:22
Liebe Nadine, liebe Tina,
zum thema "träumen" habe ich nach dem Tod meines Vaters etwas merkwürdiges erlebt.
Monatelang habe ich alles versucht, um von ihm zu träumen, gebetet, gehadert, ich habe es mir so sehr gewünscht, aus irgendeinem Grund war es für mich von elementarer wichtigkeit, wenigstens einmal von meinem Vater zu träumen, ihn einmal noch wieder zusehen und sei es nur im Traum. Jeden Abend vor dem Schlafen habe ich im Bett gelegen und ihn und auch gott angefleht, mir im Traum zu erscheinen.Dann war es soweit, es war ein merkwürdiger Traum.
Ich träumte, ich war an einer Straßenkreuzung in unserer Stadt und sah in ca. 100 meter entfernung den Schützenverein, in dem mein Vater war marschieren. Ich wußte im Traum, mein Dad ist dabei und wenn ich nur schnell genug laufe, kann ich meinen Dad erreichen. also rannte ich los. Ich lief und lief, aber die entfernung wurde immer größer, sosehr ich mich auch anstrengte. Dann war ich plötzlich am Fuß eines Gebirges (mein Vater liebte die Berge) und sah den schützenverein ganz oben marschieren. Da wußte ich, ich kann es nicht schaffen, ihn einzuholen und blieb stehen.
Dann sprach er zu mir, ich sah ihn nicht, aber ich hörte ihn. Er sagte: Alles ist gut mein Kind, laß mich jetzt gehen."
Dann wachte ich auf. Ich wußte plötzlich, ich muß ihn loslassen und aufhören, mir zu wünschen, er möge in meine Träume kommen. Ich war auf eine sonderbare Weise getröstet und verspürte nie wieder den Wunsch, von ihm zu träumen. Er kam auch nicht mehr in meine Träume, aber es ist in ordnung so für mich.
Meine Ma hat übrigens nie von ihm geträumt, aber ihr ist es auch nicht so ein inniger herzenswunsch gewesen. Liebe Nadine, liebe tina, ich glaube fest daran, das wir uns wiedersehen, es ist nur eine Trennung auf zeit.
Wir alle hier, die zurückgeblieben sind, haben noch eine Aufgabe hier, bevor wir gehen, auch Du Nadine. Dein Mann ist nur vorrausgegangen und wird dich erwarten, wenn es einmal soweit ist. Weißt du eigentlich, daß in der bibel steht:
"1000 Jahre auf der Erde sind im Himmel nur eine Sekunde"
Ein sehr schöner Gedanke finde ich, dann müssen unsere Lieben nur einen wimpernschlag lang auf uns warten und haben quasi gar keine Gelegenheit uns erst zu vermissen.
Für mich ist es so, ich kann hier in ruhe alles erledigen und auch noch spaß haben, denn ich werde erwartet, wenn ich "nach Hause" komme und während ich hier bin, werde ich nicht vermisst.
Das gibt mir persönlich sehr viel Kraft und Mut, denke doch mal darüber nach.
Eine herzliche Umarmung für euch
Marlies

31.08.2002, 17:17
Liebe Marlies,

ich weiß nicht, ob mein Mann mich vermisst. Ich weiß nicht einmal WO er ist (ich hoffe nicht nur in diesem schrecklichen Erdloch).Aber wo immer er ist, wenn er nicht vergessen hat wer ich bin, vermisst er mich auch und wartet sehnsüchtig auf mich. Ich HABE hier noch eine wichtige Aufgabe zu erledigen (eigentlich waren es zwei, Nummer 1 ist "abgehakt") und ich bin dabei sie zu erledigen.
Aber währenddessen Spass haben oder LEBEN das ist mir nicht möglich.
Und selbst wenn er mich nicht vermissen würde,- ich vermisse IHN.
Ich freue mich für Dich, daß Du zur Ruhe kommen konntest.
Meinst Du unsere Lieben erwarten uns? "Dann wird er ungeduldig, ich kenne meinen Mann"!
Und wenn es alles "Schmus" ist, woran sich dann halten? Es ist schwierig ,wenn man so gar keine "Zeichen" bekommt. Du hattest wenigstens Deinen Traum.
Ich habe kurze Zeit nach seinem Tod zweimal etwas "gehört" (ich bilde mir ein, es war nicht geträumt, aber eigentlich muß es das sein ...):
Nadine (er sagte nicht Nadine,-ich heiße nicht so), ich bin bei Dir! Und dann kurze Zeit später:
Nadine, mir ist kalt (und das hat mich höllisch erschreckt, weil ich dachte er friert und ich hatte ihn "extra warm" in seinem Sarg angezogen).
Wir sind Beide sehr sensibel und waren so sehr aufeinander eingestimmt, daß wir oft wußten, was der Andere denkt, ohne es auszusprechen (aber das ist oft so bei alten Ehepaaren).
Ich beneide Dich, daß Du in der Lage warst zu träumen...Ich kann noch nicht mal mehr von schönen Begebenheiten träumen,- es wird immer vom Grauen der letzten Zeit überlagert!
Aber Du hast Deinen "Frieden" gefunden und das ist gut so. Es können ja auch nicht alle so "spinnen" wie ich.
Alles Liebe, Nadine

01.09.2002, 21:15
Hallo, Ihr Lieben!

Ich denke auch über Vieles nach, was ich doch HÄTTE tun können oder anders machen, hätte ich nur gewusst, dass er so schnell sterben würde. Aber hätte ich es gewusst, hätte ich ihn ganz anders behandelt, das hätte er doch auch gespürt, und vielleicht hätte ihm das Angst gemacht? Er war auch dagegen, dass Gespräche mit dem Arzt OHNE ihn statt finden... So ist einfach alles "normal" gelaufen, mal hat man selbst gehofft (eigentlich immer irgendwie, auch wenn dieses merkwürdige Gefühl der Angst oder vielleicht sogar Vorahnung einen doch öfter beschlich). Mal war man wieder verzweifelt, mal wieder ganz normal usw. Vielleicht konnte er das aber auch am besten gebrauchen? Alles "ganz normal"... Mit diesem Hätte-Gefühl müssen ja nur WIR nun klar kommen.

Liebe Nadine, ich kann Dich sehr, sehr gut verstehen.
Mehr kann ich zu Deinen Worten nicht sagen. Kein "Kopf hoch", kein "Du darfst Dich nicht hängen lassen" usw. usw. Du darfst das. Du hast alles Recht der Welt dazu. Aber Du musst wissen, Du bist nicht allein. Ich würde Dir wirklich gerne helfen, aber ich kenne das selber. Wer soll mir helfen und wie?
Wir MÜSSEN einfach glauben, auch wenn ich selbst noch nicht genau die Antwort kenne, aber wer kennt die schon? Kirche? Andere Glaubensrichtungen? Ich beneide diese Menschen manchmal... Aber wir SPÜREN doch die großen Empfindungen. Es muss etwas geben. Etwas, was wir nicht wissen, sonst hätten wir ja auch auf diese ganzen Dinge eine Antwort...
Mir sagte jemand neulich, dass es bestimmt ein Wiedersehen gäbe. Man hat doch z.B. auch manchmal dieses komische Gefühl, jemanden schon lange zu kennen.

Liebe Marlies, das was Du geschrieben hast, ist sehr schön. Ich freue mich mit Dir. Dann ist es auch gut so.
Diese Worte: "1000 Jahre auf der Erde sind im Himmel nur eine Sekunde" haben mir sehr geholfen.

Also, meine Lieben, macht es gut. Es geht mir heute nicht besonders gut. Es ist ein einziges Auf und Ab.

Lieben Grüße
Tina

01.09.2002, 21:37
Liebe Tina S.

mir scheint, wir sind ein ganzer "Haufen", denen es heute nicht gut geht...Es tut mir leid- um Euch- um mich,- aber wie Du sagst, wie es ändern?Gefühle lassen sich nicht disziplinieren. Wahrscheinlich ist es unser "Pech", daß wir unsere Lieben ZU SEHR geliebt haben,- sonst wäre alles leichter.
Auch ich würde Euch gerne helfen und für uns Alle alles ungeschehen machen,- aber wenn uns selbst "der da oben" nicht geholfen hat....
Trotzdem scheint es uns allen miteinander immer wieder gut zu tun uns ein liebes Wort zukommen zu lassen ohne den Anderen ändern zu wollen. Einfach nur zuhören,versuchen zu verstehen und miteinander fühlen! NICHT ALLEINE SEIN in dieser schmerzhaften Situation!
Auch ich hoffe natürlich auf irgendeine Art auf "ein Wunder". Das Wiedersehen UND fühlen.Wieder unzertrennlich zu sein, wie man es vorher war.Ohne diese Hoffnung auf dies "irgendetwas" wären die Meisten von uns schon am Ende.
Dank Dir Tina, Morgen ist es vielleicht ein bißchen besser,- ich wünsche es Dir!??
Alles Liebe, Nadine

02.09.2002, 10:26
es schreibt hier jemand, der seine Mutter verloren hat und es sollten auch nur die antworten, die Mutter oder Vater verloren haben. Für Witwen und Geschwister gibt es gesonderte Seiten. Bitte auch im Schriftwechsel sensibel sein.

02.09.2002, 11:35
Lieber Gast,
hier bist Du im Forum für Hinterbliebene! Warum sollten nur Menschen antworten die Mutter oder Vater verloren haben? Trauer ist einzigartig und deshalb sollte diese auch überall Raum und Platz finden!

Ich wünsche Dir alles Gute Anke

02.09.2002, 23:01
ich bin jene, welche das erste gedicht geschieben hat.
ich bin nicht der vorletzte "gast" - daher....
ich finde es schön, dass meine zeilen anstoss zum reden und erzählen gemacht haben.
ich selber kann nur begrenzt über meinen verlust reden. schon alleine der begriff "verlust" macht mir sorgen, denn wir sollten uns ganz hinten anstellen. ja, wir haben verloren, wie ich, den wichtigsten menschen in meinem leben. aber viel mehr tut es mir um meine mama leid, die noch so gerne leben wollte. die es so verdient hätte zu leben. sie ist ein mensch, die ihre liebe nur so aussprüht, sogar na menschen, die sie - im nachhinein - garnicht verdient haben. ich weine nicht, weil ich alleine bin, ich weine, weil es nicht gerecht ist...
wei ein wunderbarer mensch gehen musste, der nicht wollte, der noch so viel vor hatte. das ist, was so schmerzt. ich selbst in meinem selbstmitleid, in meiner verlustsorge, ich stehe hinten an.
ich hätte mein leben für das meiner mutter gegeben.
auch wenn sie dies nicht gewollt hätte.
sie würde wollen, dass ich wieder lache, das ich weiter lebe und "was aus mir mache". das ich kinder bekomme und glücklich bin.
aber ich kann es nicht - ich werde nie wieder glücklich sein. möglich, dass ich mich ablenken kann - aber glück ist nicht mehr realisierbar.
ich wollte in diesem jahr heiraten - aber ohne meine mutter? nein - sie wollte so gerne oma sein. ich habe es immer "verschoben". jetzt? nein - nicht ohne sie.
alle sprüche von leuten die es ja so gut meinen, vergesst sie, hört nur auf euer herz

gute nacht

02.09.2002, 23:16
die zeilen sind von sylvan Mahzor und Jack Riemer - New Mahzor for th High Holy Days

03.09.2002, 09:36
Lieber Gast,

Du hast mir aus dem Herzen gesprochen, ich sitze jetzt vorm PC und heule. Meine Mama fehlt mir auch so sehr. Ich finde es genau wie Du ungerecht, daß ihr Leben erloschen mußte. Warum?? Bei uns ist es schon über ein Jahr her. Der Schmerz läßt nach, man denkt nicht mehr ununterbrochen an sie, aber was bleibt, ist diese Lücke, die keiner füllen kann.

Alles Liebe
Alexandra

03.09.2002, 11:46
Der Tod bedeutet das Ende für uns, die auf der Erde zurückbleiben.
Aber vielleicht leben unse Lieben in einem anderen Leben weiter, vielleicht geht es Ihnen dort sogar besser, ohne Schmerzen, ohen Quallen.
Ich beschäftige mich seit mein Papa vor 4 Wochen gestorben ist damit. Ich habe einiges gelesen, auch persönliche Erfahrungen von Bekannten erfahren und ich bin mir nun ganz sicher, daß mein Papa nicht für immer eingeschlafen ist, sondern nur in eine andere Welt übergesiedelt ist und auch wenn ich ihn nicht sehe, ist er doch bei mir.

Hier noch ein Spruch von einer Beilandkarte, der mir sehr nahe ging:

Das einzig Wichtige im Leben
sind die Spuren der Liebe,
die wir hinterlassen,
wenn wir gehen!

Liebe Grüße
Karin

03.09.2002, 22:38
liebe alexandra,
bei mir ist es jetzt über ein halbes jahr her... ich kann weder loslassen noch verstehen. ich leide ich versuche mich abzulenken, aber ich ertrappe mich immer wieder...
ich will mir auch nichts vormachen, sie ist weg. und dennoch habe ich heute, beim "heimkommen" kurz überlegt, zu klingeln. und dann überkommt mich wieder der unendliche schmerz- der nie enden wird. ich denke nicht, dass es meiner mama jetzt besser geht als vorher - sie war so besorgt um uns - ich kanns mir nicht vorstellen...
alles was ich machen kann ist, ihr grab zu schmücken und alles was sie getan hätte zu tun - so gut wie ich es verstanden hätte
ich putze fenster, ich wische böden - auch wenn dies meist unsere zugehfrau getan hat - allein um mich an sie zu erinnern, erinnern - obwohl ich ohnehin nur an sie denke


a.

04.09.2002, 11:26
Lieber Gast,

als meine Mama letztes Jahr im August starb, da meinte ich die Welt müßte stehen bleiben und alle Menschen auf dieser Welt müßten mit mir trauern. Sie blieb nicht stehen und es waren auch nur sehr wenige die trauerten. Weißt Du am Anfang funktioniert man einfach, es ist sovieles zu regeln. Dann kommt sie plötzlich die Sehnsucht und dieser Schmerz, der einem fast den Atem nimmt. Am besten läßt du diesen Schmerz zu, wenn Dir zum Weinen ist, dann heul drauf los, schreie, aber denke auch dann mal an deine Mama, würde sie das wollen, daß du dich so grämst, ganz bestimmt nicht. Meine Mama hat immer gesagt, das Leben geht weiter. Am Anfang ist es sehr schwer, aber mit der Zeit wird das schon. Heute kann ich sagen, sie hat Recht gehabt. Es ist ein langer, steiniger Weg bis dort hin. Klar fehlt sie mir heute noch genauso wie am ersten Tag. Aber ich kann es nicht ändern, ich hoffe, auf ein Wiedersehen in der Ewigkeit. Wenn ich an ihrem Grab bin, kann ich es sehr oft nicht glauben, das meine Mama dort in diesem tiefen dunklen Loch liegen soll. Vielleicht zerbrechen wir uns umsonst den Kopf, ich denke schon, dort wo deine und meine Mama jetzt sind, gefällt es ihnen sehr gut. Ganz bestimmt!!!!

Weißt Du ein Mensch kann so viel ertragen, drei Monate nachdem Mama gestorben war, hätte uns auch fast noch mein Papa verlassen. Er mußte am Herzen notoperiert werden, bekam 5 Bypässe. Zum Glück hat er alles gut überstanden. Heute geht es ihm gut und sogar er, als eigentlich Hauptbetroffener, schaut mittlerweile wieder positiv in die Zukunft.

Mama wird uns ein Lebenlang fehlen!!! Aber wir müssen trotzdem versuchen, aus unserem Leben das Beste zu machen. Wie, weiß ich auch nicht so genau, vielleicht sich schon über Kleinigkeiten freuen, die Familie, Freunde, Sonne, Gesundheit. Wir können doch nicht nur auf der Welt sein um zu Leiden und zu trauern.

Versuch es doch einfach einmal!!! Du wirst sehen, es geht jeden Tag, wenn auch nur in kleinen Schritten, aufwärts. Glaube mir!!!

Alles Liebe
Alexandra

05.09.2002, 00:02
Hallo,

ich weiß gar nicht was ich schreiben soll - die Buchstaben kann ich sowieso vor lauter Tränen nicht sehen. Meine Mutter wäre heute 61 geworden - das sind so die Tage wo man nicht um den Gedanken herrum kommt - Warum ? Es ging so schnell - es ist erst ein Jahr her das wir die schlechte Nachricht bekommen haben und doch schon 4 Monate wo sie nicht mehr da ist. Die meiste Zeit denke ich - ich habe es im Griff - aber abend - kurz vorm einschlafen - da kommen die Gedanken und mit ihnen auch meine Tränen. Einerseits möchte ich von meinen Freunden kein Mitleid - so das man denken könnte ich trauer nicht um meine ma - aber Herzlos möchte man auch nicht da stehen. Ich bekomme den mittelweg nicht hin. Wie macht ihr das ?
Ganz liebe grüße
Karin

05.09.2002, 02:48
hallo karin,
bei mir ist es schon über ein halbes jahr her, seitdem meine mama eingeschlafen ist - und auch ich weine immer noch - immer wieder und auch besonders nachts vor dem schlafen gehen.
ich glaube nicht, dass es einen mittelweg gibt.
wer kann ihn überhaupt bestimmen?
ich für mich will auch keinen mittelweg - weil ich gemerkt habe, das en gezwungener weg ein falsches spiel ist. natürlich spiele ich mein spiel in der gesellschaft, denn sonst würde ich es gar nicht schaffen.
all die leute die so interessiert fragen, wie es dir geht und mit anscheinenden tips zur seite stehen. sie ale, zumindest die meisten wollen tief drinnen gar nicht verstehen. sie wolle nicht mitfühlen oder verstehen. denn damit würden sie sich in einen situation bringen, die ihnen sorge bereitet, die ihnen probleme bringt die nicht nur mit ihnen zu tun haben... daher ist es besser, eine rolle zu spielen in der gesellschaft die nicht wirklich hinterfragen will, sondern es aus floskeln und auch durch neugierde und dem versteckten und vielleicht garnicht bewusstem suchen nach selbstbestätigung besteht. selbstbestätigung in der form als das es ja immer noch was schlimmeres gibt, als das was sie erleben. ich mag damit einigen menschen unrecht tun, aber es ist nunmal mein empfinden.
wer kommt schon und fragt wie es dir geht und ist bereit, dir wirklich uneingeschränkt zuzuhören ohne mit irgendwelchen banalitäten "helfen" zu wollen.
denn sie können sich nicht in dich hineinversetzen, auch wenn sie jemanden verloren haben. das ist dann ihre geschichte, ihre empfindungen, nicht deine...
es geht schlichtweg nicht.
daher spiele ich meine rolle, auch wen es oft schwer ist, nur die beste freundin meiner mutter versteht mich und fühlt ähnlich wie ich - abgesehen von meiner schwester....
daher glaube ich an keinen mittelweg - das gefühl ist da. du kannst dich ablenken, du kannst aber nicht lenken. die gefühle und der schmerz kommen wieder und wieder.
wenn es überhaupt einen "mittelweg" geben sollte, dan ist es für mich der, so weiter zu leben, wie es meine mutter getan hat, es mir vorgelebt hat. mit all ihrer liebe, ihrer harmonie ...
mehr kann ich nicht tun
mag sein, dass sie meine worte etwas zu real anhören, aber ich kann dir nur sagen, ich vermisse meine mama jede sekunde, jeden atemzug und auch jetzt weine ich schon wieder und wenn ich ins bett gehe, dann bete ich ein vater unser. denn das hat sie auch gemacht, bei ihrer mutter.
und dann hoffe ich,dass es ankommt - irgendwo...
ich habe jetzt auch keine angst mehr vor dem tod, da ich in der gewissheit bin, dann bei ihr zu sein.
liebe karin, ich habe mir auch schon gedanken gemacht, wie ich mich vor freunden verhalten soll - ich spiele wie gesagt meine rolle - es ist definitiv ein schutzschild. aber würde ich jedem erzählen, was wirklich in mir abgeht... ?
ich war monate lang nicht in der stadt, da ich gedacht habe, die leute könnten sich denken, dass es mir schon wieder viel besser geht und so.
mittlerweile ist es mir mehr und mehr egal. ich grüsse, lächle und gehe weiter...
sollen sie denken was sie wollen.
ich weiss für mich was ich fühle- wir machen uns viel zu viele gedanken - wir sollten sie sinnvoller investieren.

liebe grüsse

05.09.2002, 13:52
Hallo Karin, hallo Gast,

genau das was ihr da beschreibt, sind auch meine Gefühle. Es interessiert niemanden wie es einem wirklich geht. Es wird oberflächlich gefragt und man gibt eine oberflächliche Antwort um seine Ruhe zu haben.
Von einer Schwägerin musste ich mir sagen lassen, dass ich mich verändert hätte, seit meine Mutter tot ist. Aber tiefer einzusteigen, dazu war auch sie nicht bereit. Ich habe den Kontakt zu vielen aus der Familie meines Mannes komplett abgebrochen, da sie sich einig sind, dass mit mir nichts mehr anzufangen ist. Auf solche Menschen kann ich verzichten.
Ausserdem ist mein Vater auch an Krebs erkrankt und ich brauche meine Kraft dafür und nicht um aufzupassen, den lieben Verwandten nicht auf den Schlips zu treten.
Seit ich diese Seite meiner Familie nicht mehr sehe, geht es mir besser. Ich muss keine Rücksicht mehr auf Menschen nehmen, die das für mich auch nie getan haben.
Es war ein langer schwerer Weg bis zu dieser Erkenntnis. Gott sei Dank steht mein Mann hinter mir und ist da.

Liebe Grüsse

Petra K.

17.09.2002, 22:01
Ihr schreibt so schöne Sachen hier! Das ist so schön, das ich weinen muß. Aber warum begegnen mir im realen Leben nicht diese Menschen? Ich kenne nur herzlose, arrogante Egoisten. Mein "Freundeskreis" ist faktisch auf Null zurückgegangen, aber ich trauere denen auch nicht nach.

18.09.2002, 12:01
Lieber Siegmund,
nicht verzweifeln. Wäre es dir nicht eine Hilfe, die Trauer, Wut und Frust einfach hier im Forum rauszulassen.
Du hörst dich so einsam und verletzt an - wie können wir dir helfen.
Leider kenne ich das Problem mit dem Freundeskreis auch - zu genüge.
Ich habe meine Schwester am 21.07.02 verloren und bin seit dem wir ausgewechselt. Die Wochen vorher waren schon schlimm, ansehen zu müssen, wie eine junge, bildschöne Frau vom Krebs langsam aber sicher zerfressen wird. Ihr nicht unmittelbar helfen zu können...
Es war und ist ein Horror - natürlich war mir da nicht nach lustig sein und Party, Disco o.ä. - aber meine Freunde / Freundinnen können es nicht nachvollziehen, reagieren z. T. herzlos. Den Kommentar "Das Leben geht weiter" und "Stell dich nicht so an, es ist doch nur deine Schwester" kann ich schon gleich gar nicht mehr hören.
Aber lieber Siegmund - ich wollte eigentlich nicht über mich und meine Probleme schreiben, sondern würde mir wünschen, dass du dich öffnest.
Lass deinen Kummer raus. Du gehst sonst daran kaputt...
Wir hier im Forum können dich gut verstehen. Haben wir doch leider alle selbst die gleichen Erfahrungen in der "Krebshölle" mit allen negativen Auswirkungen machen müssen.
Eine weitere Möglichkeit wäre eine Selbsthilfegruppe, die es sicherlich auch an deinem Wohnort gibt.
Wichtig für dich wäre aber dass du deinen Kummer nicht in dich reinfrisst...
Ich würde mich freuen, wenn du dich mal melden würdest!
Fühl dich gedrückt
von
Lisa, der Robbe

19.09.2002, 09:48
Für Lisa,

ich bin nicht an dieser Krankheit erkrankt. Meine Geschichte ist eine andere und ich bin dabei sie auf dieser Plattform vorzustellen. Aber es ist eine lange Geschichte, die erst niedergeschrieben werden muß. Ich bin dabei und in den nächsten Tagen wird sie hier irgendwo stehen.

Grüßle von Siegmund

19.09.2002, 11:02
Für Siegmund,
ich bin froh, dass du dich gemeldet hast.
Habe mir schon Sorgen gemacht...
Fühle dich bei uns auf keinen Fall unter Druck gesetzt, lass dir Zeit.
Ganz liebe Grüße
Lisa (die Robbe - damit es keine Verwechslungen mit meiner Namensvetterin gibt)

19.09.2002, 13:37
Für Lisa (Robbe),

Ich habe meine Geschichte niedergeschrieben, aber ich bin mir nicht sicher, ob das hier der richtige Ort ist, sie zu veröffentlichen. Außerdem ist sie auch recht lang. Gibt es die Möglichkeit, daß ich sie erst dir privat mitteile, bevor ich sie hier reinschreibe. Ich habe ein bischen Angst davor und möchte erst mal wissen, was jemand neutrales dazu meint.
Ist das ok? Könnte ich eine Email-Adresse von dir haben.

Grüßle von Siegmund

19.09.2002, 15:02
Für Siegmund,
natürlich kannst du mir deine Geschichte mailen:
Meine Mail-Adresse lautet:
eisgeis@web.de
Es ist doch selbstverständlich! Logisch ist es ok!


Lieber Siegmund - du brauchst aber keine Bange zu haben.
Wir hier im Forum sind doch irgendwie alle mit dem Thema Krebs tangiert (ob als Betroffene/r oder Angehörige/r)und haben daher vollstes Verständnis.

Alles Liebe und bis bald
Lisa - die Robbe

25.09.2002, 21:16
Hallo!
Ich muß gestehen ich habe mir nicht alle Beiträge die auf diesen beiden Seiten stehen durchgelesen aber die die ich gelesen habe könnten von mir sein.
Mein Papa ist am 18.08.02 an Lungenkrebs gestorben.
Er hatte Metastasen im Kopf und ist zuletzt auch daran gestorben. Ich war die letzten zwei Wochen nicht bei ihm und als er eingeschlafen ist auch nicht. Wir waren in Urlaub.
Ich weis nicht ob die Ärzte es wussten aber niemand sagte uns das es so schnell gehen würde. Als wir in Urlaub flogen ging es ihm noch gut. Wir telefonierten mehrmals am Tag und es war eigentlich alles relativ in Ordnung. (wenn man das bei dieser Krankheit sagen kann)
Ich mache mir sehr große Vorürfe weil ich nicht in den letzten Tagen bei ihm war. Ich konnte mich nicht von ihm verabschieden.
Jeden abend sitze ich am Computer und lese mir Berichte anderer Angehörigen und Patienten durch.
Das macht mich aber auch wieder sehr traurig aber es hilft auch ein wenig zu wissen, daß es anderen auch so ergeht.

Ich wünsche Euch allen alles Liebe

Ulli

19.10.2002, 13:14
Hallo!

Die Gedichte am Anfang des Forums haben mich sehr bewegt. Ich habe vor knapp 4 Monaten meine Mutter verloren. Doch die Tatsache, dass wir von der Diagnose über ein Jahr lang wussten, hat es mir leichter gemacht, das Thema zu verarbeiten.

Man hatte die Möglichkeit, alles zu klären und zu besprechen, was da noch war und was einen bewegt.

Dennoch war der Tod sehr schmerzhaft. Glücklicherweise hatte ich die Möglichkeit, die letzten Tag mit meiner Mutter zusammen zu sein.

Auf einer Trauerkarte las ich dann folgenden Spruch:

Den eigenen Tod stirbt man nur selbst,
mit dem Tod eines Anderen muss man leben.

Diese Worte haben mich lange beschäftigt und haben mich letztendlich zu er Überzeugung gebracht, dass auch mit dem Tod das Leben nicht zu Ende ist. Die Erinnerungen, die Gedanken die die Gefühle die an meine Mutter erinnern, helfen mir, meine Trauer zu verarbeiten und damit zu 'leben'. Denn das ist das einzige, was uns aufbauen kann.

Ich vermisse sie.

Alles Liebe...

20.10.2002, 14:38
Hallo,

ich habe vor vier Wochen meine Mami verloren.
Sie hatte Lungenkrebs und am Schluß Metastasen im Kopf. Die letzten Wochen waren die Hölle, weil ich Angst hatte, den letzten Atemzug zu verpassen. Meine Mutter lag drei Wochen im Koma, aber trotzdem ist sie erst dann gestorben, als mein Vater und ich gemeinsam
bei ihr waren. Genau das hätte sie gewollt!!!!
Das hat die Trauer am Anfang leichter gemacht
und die Tatsache das sie nun nicht mehr leiden muss. Aber mit der Zeit wird es immer schrecklicher und ich versuche mich zusammenzureissen, weil mein Vater so fertig ist und meine Hilfe braucht. Jetzt habe ich nur von mir geschrieben, aber ich hoffe, dass ist o.k. zumal ich kein großer Schreiber bin. Es hat geholfen, es einmal niederzuschreiben.

21.10.2002, 12:28
hallo zusammen.
meine mama ist am 18. september mit nur 53 jahren gestorben.
bei ihr wurde im märz 2001 brustkrebs festgestellt. zuletzt hatte sie metastasen in leber, lunge, kopf und in den knochen.
das schlimmste für mich war und ist die tatsache, dass ich 650km von meinen eltern entfernt wohne und einfach nicht immer da sein konnte. glücklich bin ich aber darüber, dass ich bei meiner mama war und sie halten konnte, als sie gestorben ist. dass ich nochmal abschied nehmen konnte.
es ist schrecklich und schlimm und schwer für mich und meinem papa und die ganze familie. einen geliebten menschen zu verlieren ist etwas, auf das man sich nicht vorbereiten kann; auch wenn man weiss, was die diagnose krebs bedeuten kann. und es ist nur wenig tröstlich, dass sie nicht mehr leiden muss.
aber ich habe mir einen leitspruch gewählt, durch den ich mich wieder hochziehe, wenn es mir mal wieder richtig schlecht geht:
"der tod ist nur eine optische täuschung"
dieser spruch hilft mir, mich daran zu erinnern, dass meine mama zwar nicht mehr körperlich bei mir ist, ich sie aber immer im herzen bei mir trage. und zwar mein ganzes leben lang. das ist etwas, was mir kein mensch nehmen kann.
meine mama hat mein ganzes leben geprägt.
was bleibt ist die erinnerung. was bleibt ist auch der schmerz und die wut darüber, dass es einfach noch viel zu früh war. was bleibt ist die liebe, die sie uns geschenkt hat. was bleibt ist der platz, den sie in meinem leben hatte und der jetzt leer ist. der tod ist nur eine optische täuschung. denn was bleibt ist auch der platz, den sie in meinem herzen hat und der niemals leer sein wird.

liebe grüße,
jenny

28.10.2002, 14:11
Hallo,
heute ist der 3. Todestag meiner Mum. Als ich heute früh aufwachte, war ich ganz erschrocken darüber. So lange ist das schon her?
Zum Friedhof werde ich, wie immer an diesem Tag, nicht fahren. Ich kann es nicht genau erklären, aber ich hätte das Gefühl, ich würde "feiern" wenn ich heute Blumen hinbringe.

Sie versteht mich, das weiss ich genau. Sie würde eh schimpfen, dass wir (meine anderen 6 Geschwister und ich) so oft Blumen bringen. Sie wollte nie, dass wir für sie Geld ausgeben. Und trotzdem freute sie sich still und leise über unsere Geschenke, zu welchem Anlass auch immer oder auch einfach nur mal so.

Mir gibt es viel Trost, dass meine jüngste Schwester mal erzählte, Mama hätte in einem Gespräch mit ihr mal gesagt, sie würde gerne unter einem Baum liegen. Und jetzt ratet mal, wo ihr Grab ist.

14.21 Uhr ist sie eingeschlafen. Noch ein paar Minuten. Vor einigen Jahren, gleiches Datum, gleiche Uhrzeit , starb ihre große Schwester. Mama hat wohl solange gewartet. Sie wurde ja schon seit 2 Tagen nicht mehr wach.

Hier scheint im Moment die Sonne, obwohl das Wetter im Allgemeinen gar nicht so gut ist. Ich nehm das mal als einen Gruß.

Petra K. (faya)

29.10.2002, 20:20
Liebste Mum,
es regnet heute mal wieder
und mir ist so kalt... du fehlst mir so..
wie oft denke ich daran, wie ich gesagt habe,
das sich nichts für uns ändern würde, denn
du bist ja so oder so immer bei mir..
ich wusste nicht, wie schwer das ist zu glauben,
zu hoffen und alle Liebe und alle Gefühle
aus der Erinnernung zu leben,.. ohne dich..
ich wünschte ich könnte die Zeit für uns zurückdrehen,
könnte ich doch zu dir fliegen - ans Ende der Welt..
vermisst du mich auch so? Weinst du auch um die Stunden, die wir uns nicht mehr sehen und nicht mehr zusammen lachen?
Wartest Du auf mich? Und paßt Du auf mich auf, wie früher?
Nichts ist mehr wie vorher,.. nur das ich dich verdammt doll
lieb hab- genauso wie früher..
Pass auf Dich auf und grüß die kleinen Engel von mir
In liebe deine Tochter

Sandra-klara
11.11.2002, 11:01
Liebe Mama,
du fehlst an jedem Eck!
Ich vermisse dich so sehr,
Es wird erwartet, dass man sein Leben weiterlebt wie davor!
Sicher man darf auch manchmal traurig sein, das wird schon verstanden. Aber im Grunde warten alle darauf, dass man endlich wieder zur Tagesordnung übergeht. Das Leben geht weiter und lauter so ein Scheiss. Sicher geht das Leben weiter, aber anders und es wird nie mehr so wie es war.

Ich bin dankbar, dass ich mich von meiner mama so verabschieden durfte und ihr gesagt habe, wie sehr ich sie liebe. Ich seh sie oft vor mir, wie sie in ihrem Bettchen liegt und nur noch die Hälfte war. Trotzdem sah sie glücklich aus, als sie die Reise angetreten hatte. Ich gönne ihr von ganzem Herzen, dass sie nun keine Schmerzen mehr haben muss!
Heute nacht habe ich geträumt ich hätte ein Baby bekommen und alle haben sich so gefreut auch meine Mama war dabei und dabei weiss ich, dass das nie so sein wird. Aber vielleicht ist das auch ein Zeichen, dass sie mir sagen will, dass ich nicht traurig sein soll deswegen, weil sie doch dabei ist, eben nicht körperlich, aber in uns und in allem irgendwie.
Ich zucke immer im Schlaf und mein Mann kann dann gar nicht schlafen, er ist morgens total gerädert, das tut mir so leid. Er muss doch arbeiten gehen!

An alle hier, viel Kraft und denkt daran, wir sehen uns alle wieder und für unsere Lieben, die schon mal vorausgegangen sind dauert diese Zeit bis wir nachkommen nur einen kurzen Augenblick.
Aber wir müssen noch hierbleiben, weil es noch nicht so weit ist und wir noch was zu erledigen haben. ich habe schon einige Menschen verloren und freue mich schon sehr darauf, bis es soweit ist und ich vor allem meine Mama wieder sehen darf!
Sandra

11.11.2002, 11:56
Hallo an alle
Eure Gedanken und Worte sprechen mir aus dem Herzen. Am 16. werden es 3 Monate, daß Mami weggegangen ist... voraus...
Sie fehlt mir so unendlich und ich könnt nur weinen. Zur Zeit ist es echt schlimm.
Ich weiß genau, sie würde es nicht wollen, daß ich so traurig bin. Sie sagte immer, genieß dein Leben und freu dich... aber in mir ist einfach nur Leere und von wegen es wird besser, im Moment ist der Schmerz so tief... es ist schwer.
Ich träume auch sehr stark im Moment von ihr und daß sie da ist und fröhlich ist...
Naja ich nehm das auch als Zeichen von ihr.
Ich drück euch alle ganz lieb
Sonja

14.11.2002, 13:30
Hallo,

gerade habe ich all Eure bewegenden Einträge gelesen, Ihr sprecht mir alle so aus dem Herzen !!!
Ich sitze hier und heule auch wieder Rotz und Wasser, seit Wochen habe ich Panik vor dem 21.11., dann jährt sich der Todestag meiner Mama auch zum ersten Mal, ich grübel und grübel, wie ich den Tag verbringen soll, arbeiten gehen soll oder nicht und weiß nicht, wie ich es ertragen soll. Es ist schon jetzt, als müßte ich den Anfang dieses vergangenen schlimmen Jahres nochmals erleben.
Es ist so schade, dass kaum ein anderer Mensch, der es nicht erlebt hat, seine geliebte Mutter (oder Vater) zu verlieren, uns verstehen kann. Einige von Euch schreiben auch, dass sie sich von der Umwelt unverstanden fühlen...
Manchmal scheint es mir, nach außen (selbst gegenüber den früher "besten Freunden" gegenüber) funktioniert man nur noch. Tief in mir drin fühle ich oft ganz anders als das, was ich dann sage oder tue. Wer mag schon ständig Tränen, ein trauriges Gesicht sehen oder sogar Gespräche über Tod und den Sinn des Lebens zu führen, leider die wenigsten.

Vielleicht kann mir jemand helfen und mir einen Rat geben, wie man Jahrestage und Geburtstage des geliebten Menschen, der gegangen ist, besser übersteht...

Alles Gute und viel Kraft für Euch,
Sabine

14.11.2002, 15:17
Hallo Sabine,
deine Gedanken kann ich gut nachvollziehen. Der Todestag meines Vaters jährt sich am 29.12. zum zweiten Mal und genau wie im letzten Jahr graut mir vor dem Tag - zumal es genau zwischen Weihnachten und Silvester fällt. Weder Weihnachten noch Silvester kann und will ich so feiern wie früher - da ist einfach immer der Gedanke an seine Krankheit und seinen Tod. Inzwischen denke ich, man muß wohl akzeptieren muß, daß es einem an solchen Tagen schlecht geht; genau wie sich vieles andere im Leben verändert hat. Verstehen können das nur Menschen, die ähnliches erlebt haben, auch das muß man akzeptieren. Trotzdem glaube/hoffe ich , daß es mit den Jahren etwas leichter wird. Außerdem habe ich festgestellt, daß bei mir oft die Tage vor einem solchen Jahrestag/Geburtstag etc. schlimmer sind als der Tag selbst, der dann doch irgendwie vorbeigeht. Den Gedanken kann man an diesen Tagen nicht davonlaufen, aber mir hilft es, für diese Tage irgendetwas zu planen, z.B. sich mit Leuten, die ähnliche Erfahrungen machen mußten, zu treffen oder ganz normal arbeiten zu gehen.
In besonders schlimmen Momenten helfen mir auch die beiden folgenden Gedanken:
Mein Vater würde es sicher nicht wollen, wenn wir bei dem Gedanken an ihn immer nur in Tränen ausbrechen; in seiner pragmatischen Art würde er wahrscheinlich sagen, "natürlich sollt ihr mich nicht vergessen, aber euer Leben geht doch weiter".
Zum anderen weiß ich, daß ihm durch seinen schnellen Tod (er hatte Darmkrebs mit Fernmetastasen und starb nach der 2. Chemo an einem Herzinfarkt) vermutlich sehr viele Qualen erspart geblieben sind. Auch das ist manchmal ein kleiner Trost.

Viele Grüße,
Petra

29.11.2002, 09:23
Einen lieben Gruß an Alle,
am 27.November um 0.17 Uhr ist meine Mutter eingeschlafen. Meine Mutter war nicht allein,ich habe ihre Hand gehalten. Bis 23.00 Uhr waren mein Vater, meine Bruder, meine Schwägerin und ich bei ihr.Durch die liebevolle Unterstützung des Sozialdienstes haben wir es geschafft, das meine Mutti zu Hause bleiben konnte. Seit Juni 01 wußte meine Mutter, daß sie krank ist. Eierstockkrebs, bösartig inoperabel. Das Biest, wie meine Mutter das nannte , war an der Wirbelsäule festgewachsen.Aber das Biest hat die Rechnung ohne meine Mutter gemacht. Sie hat gekämpft und noch eine schöne Zeit mit uns verbracht. Wir haben ihren Kampfeswillen rechtzeitig erkannt und haben eine starke Truppe gebildet. Es hat leider lange gedauert bis ihre Schmerzen durch eine gute Versorgung zu ertragen bzw. nicht mehr gekommen sind. Im Mai 02 war meine Mutter zur Kur in Bad Mergentheim( Löffelstelzen)und sie hat dort viel Hilfe erhalten. Das Biest war zwar nicht mehr zu stoppen, aber sie hat gelernt sich mit Geprächen und Seidenmalerei abzulenken und mit allen grausamen Gedanken und Vorstellungen an das was kommt zu beschäftigen. Meine Mutter hatte keine Angst vor dem Tod, nur vor dem WIE. Ich war einmal in der Woche mit meiner Mutter unterwegs, Am Strand, Spazieren gehen und das bleib für mich, kann mit keiner nehmen. Im August war sie zum Schleswig-Holstein Festival, ihren 75.Geburtstag sind wir Alle, Kinder und Enkelkinder essen gegangen, alles an gemeinsamen Treffen und Unternehmungen würde hier den Rahmen sprengen. Meine Absolute Hochachtung hat mein Vater, er hat seine Frau geliebt und gepflegt, ich habe nicht gewußt, zu welchen Dingen mein Vater fähig ist.Hier ein Dank an Vati.Jetzt ist meine Mutter nicht mehr bei uns, der Spüren des Verlustes ist unerträglich, aber ich weiß, das Mutti jetzt ohne Morphium keine Schmerzen hat. Vielleicht trifft sie ihre Eltern, vielleicht ihren Enkel(mit 13 Monaten verstorben) ich glaube ganz fest daran.Und WIR Kinder haben eine andere Aufgaben, unserer Vater. Am 1.Dezember ist Geburtstag, der 77. und wir auch mein Bruder aus Bayern mit seine Frau werden an diesem Tag bei ihm sein und uns an viele schöne Erlebnisse mit Mutti erinnern und ich glaube, das ist der beste Weg mit dem Schmerz umzugehen. Gemeinsam füreinander dasein. Ich fühle eine Trauer, die sehr schmerzt aber ich weiß nicht, es ist eine Trauer, die ich nicht erklären kann, fühle ich Erlösung die mir sagt, es ist gut so. Jeder weiterer Tag wäre unwürdig, ich fühle es.
Ich wünsche allen die wissen, was es bedeutet die Mutter zu verlieren, Kraft, Mut und Zuversicht, und die , die es nocht nicht erlebt haben und sehr leiden , glaub mir, Ihr schafft das.
Karen

29.11.2002, 10:28
Hallo Karen,
Habe gerade Deinen Beitrag gelesen und möchte Dir mein Beileid aussprechen und mein Mitgefühl versichern. Meine Mama hatte vor 15 Jahren, im Alter von nur 34 Jahren Unterleibskrebs und hat es geschafft ihn zu besiegen. Leider hatte mein Papa nicht so viel Glück. Wie Deine Mutter hat mein Vati im Juni 02 erfahren, daß er an Prostatakrebs leidet. Der Krebs war schon in einem fortgeschrittenem Stadium( Knochenmetastasen, zuletzt auch Gehirnmetastasen) und deshalb hat er auch noch sehr leiden müssen. In dieser Zeit bin ich meinem Vati aber emotional so nah gekommen. Alles andere war so unwichtig! Wir haben noch viel Zeit miteinander verbracht. Meine Mutti hat meinen Vati aufopferungsvoll und liebevoll gepflegt, bis zur letzten Stunde! Ich bin genauso erstaunt wie Du was ein Mensch in einer solchen Situation leisten kann! Man wächst über sich hinaus!Mein Vati ist am 31.10.02 im Beisein meiner Mama, meiner Schwester, mir und meinem Lebensgefährten im Alter von 56 Jahren eingeschlafen. Ich fühle jetzt glaube ich eine ähnliche Trauer wie Du! Einerseits vermisse ich ihn unheimlich ( er war auch einfach noch zu jung. Meine Eltern hatten noch so viel vor! vor allem wollte er Enkelkinder, die meine Schwester und ich ihm noch nicht geschenkt haben. Darauf hat er sich so gefreut! Mit den Enkelkindern in den Urlaub oder Geschichten vorlesen!). Andererseits bin ich so froh, dass er nicht mehr leiden muß! Dass er nicht mehr diese furchtbaren Schmerzen ertragen muß! Es wird aber noch seine Zeit dauern bis ich das alles verarbeitet habe. Aber Du hast recht! Man schafft das!
Alles liebe für Dich und die anderen Leser!

30.11.2002, 07:33
Hallo Susi,
Danke für dein Mitgefühl. es ist doch etwas besonderes wenn von lieben Menschen, obwohl man sich nicht kennt, Anteilnahme ausgestrahlt wird. Das tut gut, hier im Forum, weiß ich genau Menschen zu treffen, die wissen was in uns abläuft.Man glaubt oft, ich habe ja eine Gute Freundin, die mich vielleicht mal auffängt, oder mit ihrem Besuch,nur so zwischendurch mich ablenkt, mit Gesprächen über unsere Kinder, Schule, Freund, Liebeskummer und was das Leben noch so für uns bereit hat. Ist auch eine Erfahrung, die man machen muß, wenn das dann nicht eintrifft. Ist eben so. Von Freunden dann umschlichen zu werden, weil das Gespräch könnte sich nur um Krankheit und Tod drehen, nein, das wollen wir lieber nicht.Es gibt leider für mich diese Erfahrung und sie schmerzt.Und dann gibt es Menschen, wie z.B. unsere Nachbarn. Meine Mutter ist am 27.11. um 0.17 Uhr eingeschlafen und an diesem Tag bin ich um 15.00 Uhr wieder zu Hause gewesen. Mein Mann nicht da, Arbeit, meine Töchter noch unterwegs, also ganz allein? Eben nicht!! Meine Nachbarin kam zu mir und fragte mich, bei euch stimmt was nicht,ist deine Mutti gestorben?Der Moment hat mir gut getan. Wir haben kein Nachbarverhältnis wie oft üblich, mit ständigen Zusammensitzen oder was weiß ich, sondern gute Nachbarschaft mit Klönsnacks über Zaun. Wir leben auf dem Lande in einem Dorf mit 500 Einwohnern. Meine Nachbarin hat aber in den letzten Tagen gemerkt, das bei uns der normale Alltag sich verändert hat. Jeden Tag mein Auto weg, und dann auf einmal komme ich abens nicht nach Hause, morgens immer noch nicht da, und als ich kam war sie für mich da. Man erfährt oft von außenstehendes Menschen mehr Mitgefühl, als von Freunden.
Wir haben gestern von meiner Mutti Abschied genommen und das Gespräch mit unserem Pastor gehalten. Wir sind als Kinder auch auf dem Lande großgeworden , meine Eltern hatten einen landwirtschaftlichen Betrieb, das bedeute auch als Kinder absolute räumliche Freiheiten, man könnte es auch Bullerbü nennen. Der Pastor wollte nun vieles über meine Mutti wissen. Wir müßten eigentlich jetzt noch zusammensitzen, soviel viel uns ein. Sie war immer für uns da, und für andere. Nachbarn, Verwandte Kinder aus dem Dorf alle liebten meine Mutter, es führt zu weit alles zu erzählen. Am Ende kam wir zum Ausspruch, sie war eine großartige Frau und bleibt es auch.
Liebe Susi, ich möchte dir mein Mitgefühl aussprechen und wir Zwei schaffen das, bestimmt.Dein Vater war wirklich noch so jung, aber wer soll uns das erklären, das Warum?
Ich bin froh an dieser Ort die Möglichkeit zu haben, die Gedanken zu sortieren und einfach zu schreiben, mir hilft es.
Vielleicht höre ich wieder von Dir, ich denk an Dich , Gemeinsamkeit gibt Kraft,
Liebe Grüße Karen

02.12.2002, 12:43
Hey Karen,
wollte Dich fragen wie ihr den Geburtstag Deines Vaters, das erste mal ohne Deine Mutti verlebt habt. Bin dann aber schon auf Deinen Beitrag an anderer Stelle gestoßen. War bestimmt alles nicht so einfach, stimmts? Ich habe auch schon große Angst vor dem Geburtstag meiner Mutti im nächsten Jahr. Ausgerechnet der Fünfzigste! Und meine Oma ( die Mutter von meinem Vater) wird einen Monat später 80 ! Das wird alles nicht so leicht werden!
Ich weiß nicht ob es Dir genauso geht, aber irgendwie habe ich auch Angst vor dem 1. Weihnachtsfest ohne meinen Vati! Ich weiß, er hätte nicht gewollt, daß wir Trübsal blasen oder Weihnachten wohlmöglich ganz " ausfallen" lassen. Aber irgendwie ist mir gar nicht so recht danach!
Ich habe mir aber überlegt, dass ich das Geld, für welches ich meinem Vater ein Weihnachtsgeschenk gekauft hätte, der Deutschen Krebshilfe spende. Ich habe jetzt viel stärker als je zuvor das Bedürfnis etwas Gutes zu tun. Schade, dass ich erst diese Erfahrung machen mußte! Aber wer denkt schon über solch schlimme Krankheiten und dahinter stehende Schicksale nach, wenn man nicht unmittelbar betroffen ist. Und das ist auch der Punkt den Du angesprochen hast. Freunde wissen oft nicht wie sie mit der Situation umgehen sollen. Ich habe zwar liebe Freunde, die sich um mich kümmern, aber richtig, 100 % verstehen oder nachvollziehen können sie meine Gefühle trotzdem nicht! Das ist hier im Forum anders! Jeder der hier schreibt hat den Tod eines geliebten Menschen erlebt und weiß daher ganz genau, was in dem anderen vorgeht.
Du hast geschrieben, dass ihr schon am 29.11. von Deiner Mutti Abschied genommen habt. Das war sicher auch sehr schwer für Dich!
ich gehe da jetzt mal von mir aus. Die Trauerfeier für meinen Vati war am 4.11. Ich war fix und fertig. Etwa 100 Menschen haben mit uns von meinem Vati Abschied genommen. Schön zu sehen wie viele ihn schätzten. Nach der Beisetzung bin ich dann etwas zur Ruhe gekommen. Der Schmerz sitzt noch sehr tief und es tut gut mir mal meinen Kummer von der Seele zu schreiben und dabei zu wissen verstanden zu werden und niemandem zu Last zu fallen!
Liebe Karen, halt die Ohren steif und meld´Dich mal wieder!
Alles liebe für Dich, Deine Familie und die anderen Leser!

04.12.2002, 07:24
Guten Morgen liebe Susi,
meine Mutter wurde gestern beigesetzt und es war ein Tag voll Schmerz und Trauer.Das Ave Maria , von einer Solistin gesungen hat das Letzte von uns gefordert. Es war aber auch ein Tag voller Dankbarkeit. Viele Menschen haben diesen mit uns geteilt.Wir Alle haben es gemeinsam geschafft von unserer liebevollen und großartigen Mutter ein würdevollen Abschied zu nehmen. Meine Mutter hat es sich genauso gewünscht, hatte aber Angst , das wir uns alle Die Augen aus dem Kopf heulen an ihrem Grab, und das wollte sie nicht, deshalb hatte sie für kurze Zeit bestimmt, das nur die Familie zur Urnenbeisetzung kommen soll. Dieses muß sie sich überlegt haben, denn diese Verfügung hat sie wieder zerrissen. Sie hat es uns doch zugetraut, das wir in ihrem Sinne Anschied nehmen. Gestern allerdings standen wir alle ein bißchen unter Medikamenteneinfluß, und das war gut so.Nach der großen Kaffetafel, ist bei dieser Generation absolut wichtig, mit 70 geladenen Trauergästen, sind wir Kinder mit Enkelkinder zu meinem Vater gefahren und haben gemeinsam die Fotoalben durchgeguckt. Meine Mutter hatte die Leidenschaft alles im Bild festzuhalten. War ein Abschluß des Tages der uns allen gut getan hat. Mit 17 Personen auf engsten Raum. Irgendwann kam das Signal meines Vater, so, nun könnt Ihr alle wieder fahren. Ein Starker Mann, wir brauchen uns keine Sorgen machen um ihn( tun wir doch, wir passen auf ihn auf).
Ich möchte für heute hier meinen beitrag beenden und melde mich wieder.Liebe Susi, vielleicht hast du Lust , das wir uns über e-mail vielleicht ausfühlicher austauschen könnten, dann schreibe es mir hier im Forum.Ich würde mich freuen.
Zum Schluß ein herzlichen Gruß an Alle, wir schaffen das, bestimmt!
Herzlichst Karen