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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ein langer Abschied - Teil 2


31.08.2002, 22:46
Ein wenig vermessen, einfach einen zweiten Teil zu eröffnen, aber ich habe im ursprünglichen Topic keinen so rechten Überblick mehr.

Danke für die lieben Worte hier im Forum, aber auch die Emails, die mich erreicht haben.

31.08.2002, 23:34
Liebe Nadine,
Du findest mich hier... Wir sind wieder zurück und ich habe viel an Dich gedacht, Dir einmal in Gedanken sogar geschrieben, als ich nicht schlafen konnte. Die ersten beiden Tage waren sogar richtig gut, aber dann hat mich alles eingeholt. Ich könnte nicht einmal sagen, dass es unerträglich ist, ich fühle mich nur so seltsam fremd in meiner Haut. So, als ob mir jemand ein Stück weggerissen hätte und so unwirklich. Mir spucken die ganze Zeit Banalitäten durch den Kopf, wie z. B. dass mein Vater nie wieder für mich kochen wird. Er hat leidenschaftlich gerne gekocht, obwohl er nie der große Esser war - es hat ihm einfach Freude bereitet, neue Rezepte an uns zu erproben. Persischer Entenreis war seine Spezialität. Er hat es noch ein letztes Mal für uns gekocht, schon damals sagte er selbst, dass es das letzte Mal sei, denn es hat ihn unglaublich viel Kraft und Energie gekostet. Wie auch die Krippe, die er an Weihnachten für uns aufgebaut hat - nicht irgendeine Krippe, es war alles - bis auf die Figuren, die sich schon seit Generationen in Familienbesitz befinden - von ihm nachgebaut, mit so viel Liebe zum Detail und alles nur, um uns eine Freude zu bereiten. Er hat Weihnachten so geliebt und ich habe mich jedes Jahr wie ein kleines Kind darauf gefreut, es bei und mit meinen Eltern zu feiern. Keine Chance - Heilig Abend gehörte meinen Eltern, auch wenn die Schwiegereltern immer wieder einmal leise ihr Recht eingeklagt haben. So leise, als ob sie es geahnt hätten.
Nadine, ich weiß wirklich nicht, warum mich diese Nebensächlichkeiten so sehr beschäftigen, aber Du verstehst - das hat meinen Vater ausgemacht. Ich könnte Dir jetzt stundenlang erzählen, was ihn alles ausgemacht hat, aber ich kann mich beherrschen. Es ist die Erkenntnis, dass nie wieder jemand sich so viel Mühe geben wird, um mich, auch als Erwachsene, in meinem Kindsein abzuholen. Mir ist klar, dass ich jetzt nur noch erwachsen sein muss, mein Vater war der einzige Mensch, der mir diese Momente der Kindlichkeit zugestanden hat. Er hat nie gesagt "Du bist doch schon erwachsen" oder etwas in der Art, er hat mich gelassen und das wird mir erst jetzt bewusst.
Ich träume viel von ihm, fast jede Nacht und so realistisch, dass ich mich jeden Morgen aufs Neue an den Gedanken gewöhnen muss, dass er nicht mehr da ist.
So, nun ist genug, ich bin ja nur noch bei mir und frage gar nicht, wie es Dir geht. Ich habe manchmal Angst, Dich hier eines Tages nicht mehr zu lesen, zu sehr sind meine Gedanken mit Dir verwurzelt. Ich weiß, dass Du nicht mailen magst, es wäre nur so beruhigend, außer dem Forum noch einen Bezugspunkt zu Dir zu haben.
Meine Verlustangst hat zum ersten Mal eine reale Basis und ich gebe es ehrlich zu, sie beinhaltet mittlerweile auch Dich. Das soll Dich nicht erschrecken oder belasten, es ist einfach so.
Ich hatte jahrelang Kontakt per Email mit einer lieben Freundin, der sich während der Krankheitsgeschichte meines Vaters verloren hat. Sie meldet sich einfach nicht mehr. Ich denke oft an sie, kann es nicht erzwingen, dass sie mir schreibt, aber ich wüßte gerne, wie es ihr geht und warum sie nicht mehr schreibt, obwohl ich es mir denken kann. Vier Jahre haben wir uns mehrmals die Woche geschrieben, dann wurde mein Vater krank und es wurde immer weniger. Es ist verdammt schwer, als Außenstehender damit umzugehen, dass diese Krankheit einen Menschen, den man liebt, einfach so hinwegrafft. Aber wir sind nicht außenstehend und so hoffe ich, dass wir unseren Bezugspunkt nicht verlieren.
Auweia, ich bin heute sehr dramatisch unterwegs, sieh es mir nach, es ist einer der schlechteren Tage...
Aber ich schicke Dir trotzdem eine ganz feste Umarmung, denn das funktioniert noch. Ich bin in meinen Gedanken bei Dir.
Bettina

01.09.2002, 11:00
Liebe Bettina,

ich habe mich sehr gefreut von Dir zu hören. Auch ich bin extrem "schlecht drauf"!
Deine Geschichten über Deinen Vater kann ich sehr gut nachvollziehen. Auch mein Mann war immer in der Lage mit mir kindlich herumzualbern und er war nicht nur mein Ehemann,sondern wie ich manches Mal zu ihm sagte, auch mein "Spielkamerad".Ich glaube, es ist sehr wichtig sich ein Maß Kindlichkeit in dieser Welt zu erhalten. Das solltest Du dennoch tun,- vielleicht mit Deinem Mann??
Mein Mann hat auch nie gesagt, sei nicht so albern bei Gelegenheiten, die jeder Andere als kindisch abgetan hätte.Allerdings war das natürlich eine Sache für unser ganz persönliches Privatleben (sozusagen unter Auschluß der Öffentlichkeit).
Auch Weihnachten haben wir zelebriert. Mein Mann hatte in seiner Kindheit und auch später keine schönen Weihnachtsfeste, also wurde bei uns "ein Märchen aus tausend und eine Nacht" daraus.Ich hatte mir vor Jahren in Südfrankreich die dort üblichen Krippenfiguren gekauft (etwas anders als unsere), die santons und damit baute ich jede Weihnachten die tollsten Landschaften.Und der große glitzernde Weihnachtsbaum war wichtig.Und das ganze Haus und der ganze Garten waren geschmückt.Ich kann nicht an dieses Jahr denken,- es wird stockdunkel sein,-wie in meinem Herzen.
Auch all das wird er nicht mehr sehen. Glaube mir, ich kann Dich gut verstehen.Es sind eine Menge Dinge und Eigenschaften, die man bei einem Menschen vermisst.Ich leide enorm darunter.ER FEHLT MIR SO:Und jeder hält mich schon für "spinnert"- nach fünf Monaten!!!
Ich stelle fest, Du "verarbeitest" aber doch wohl ganz gut. Du erinnerst Dich an die schönen Begebenheiten und Du träumst....Und das macht mich fürchterlich "neidisch",- ich möchte so gerne von meinem Mann träumen und kann nicht!?Bin irgendwie "blockiert"!Ich habe immer nur noch die ungeheuer traurigen verzweifelten Augen vor mir und meinen Mann, der sagt:wir müssen etwas TUN, ...hilf mir.

Ich finde Du solltest Dir unbedingt Deine "Kindlichkeit" bewahren. Auch ich tue es und bin sicherlich einiges älter als Du.Du hast mir nie erzählt wie alt Du bist?
Ich habe auch viel an Dich gedacht in dieser Woche und gehofft, daß Dein Urlaub ein richtiger Urlaub wird, mit Sonne, Spaß und abschalten..Befürchtet habe ich allerdings schon, daß Dich die "Ereignisse" einholen werden.Dennoch klingt es in meinen Ohren nicht so verzweifelt sondern "nur" traurig.Und das gehört dazu!

Du ahnst es schon...ich habe tatsächlich ein paar Mal versucht den "Absprung" vom Forum zu machen.Und ich werde hier sicherlich nicht mehr lange bleiben. Ich werde mich nächste Woche um eine zweite mail-Adresse bemühen, denn auch ich wäre traurig nicht mehr mit Dir "sprechen"zu können. Du bist mir in dieser Zeit sehr ans Herz gewachsen.
Es gibt ein paar Menschen hier. die mir mit Ihren mails und lieben Worten ein bißchen "Sonne" in mein Dasein gebracht haben, aber auch wieder Andere, die ohne meine persönliche Situation zu kennen, ihre weisen Ratschläge auf mich herunterprasseln ließen. Und anstrengende Diskussionen sind mir in meiner Lage einfach zuviel. Ich klammere mich an mein letztes bißchen Kraft.Außerdem wiederhole ich mich im Grunde nur und es gibt Dinge, die ich hier (selbst anonym) nicht schreiben möchte.Also Du siehst, der schon oft eingeleitete "Absprung" wird kommen.Da war Deine Einschätzung schon richtig.
Ich bin eigentlich auch erstaunt, wie wenig Menschen hier um ihren Partner trauern. Es sind fast nur Töchter, Schwestern, Freundinnen und immer Frauen... Männer scheinen ihre Trauer nicht artikulieren zu können?Auch wenig Ehefrauen, die um ihren Mann trauern,- merkwürdig.
Aber jetzt sind meine Gedanken mit mir durchgegangen und ich bin vom Thema abgewichen.
Wenn ich eine neue mail-Adresse habe ,gebe ich Dir Bescheid,- solange werden wir uns halt noch hier ausheulen.
Mein Hals ist noch ganz "blau" von Deiner Vor-Urlaubs-Umarmung (Du siehst, sie hat eine Woche gehalten!!)Auch Dir eine feste Umarmung! Träume schön weiter,- ich glaube, das tut gut.
Ich denke auch an Dich, Nadine

01.09.2002, 21:29
Liebe Nadine,

ich melde mich nur ganz kurz. Ich habe nicht alles hier gelesen (bin selbst nicht so gut drauf momentan). Ich las das Wort "Absprung"... ich hoffe, ich gehöre nicht zu denen, die Dir Ratschläge gegeben haben, die mehr weh taten als nützten. Wenn ja, tut es mir Leid! Ich habe Dir ja schon geschrieben, dass ich mir gut vorstellen kann, dass man manchmal so was gar nicht haben kann (geht mir ja auch oft so). Ich wollte Dir so gerne ein bisschen etwas Nettes schreiben, das war alles, und ich hoffe, ich habe es richtig gemacht.

Ich hoffe sehr, wir werden irgendwie doch noch von Dir hören. Du gehörst dazu und ich habe öfter an Dich gedacht. Falls Du nun gar nie mehr ins Forum willst - meinst Du, Du könntest vielleicht irgendwann nur ein paar Grüße schicken? Ich lasse Dir meine E-Mail-Adresse aber auch die freie Wahl. Ich würde mich freuen.

Liebe Grüße
Tina

01.09.2002, 21:57
Liebe Tina S.

habe Dir gerade ins andere Forum geschrieben.
Nein, Du gehörst nicht zu denen, die mir teils ungebetene Ratschläge schickten, ohne meine wirkliche Situation zu kennen. Aber auch diese Menschen meinten es gut, davon bin ich überzeugt. Es ist mir nur zu anstrengend dauernd zu diskutieren, dies warum und warum nicht!
Irgendwo habe ich mal geschrieben,- ich bin hier, weil ich SEHR traurig und SEHR einsam bin und ich hier einige wenige Menschen gefunden habe, denen ich und die mir in unserem gemeinsamen Schmerz "Gesellschaft" leisten.Und mehr soll es nicht sein,- das Verstehen, daß der Andere vielleicht andere Lebensumstände hat und deshalb einfach NUR liebe Worte braucht.
Ich werde mir eine zweite private Email-Adresse zulegen und dann sehen wir weiter.Solange werde ich hier noch ein bißchen "herumjammern" und Euch auf die Nerven gehen.
Es tut mir leid, daß Du heute nicht gut "drauf" bist,- wir scheinen alle den besonders großen "Katzenjammer" zu haben,- heute.
Und ich danke Dir für Deine lieben Worte!!!!!

Noch ganz kurz ein anderes Thema: ich mache mir Sorgen um eine Martha, die auch ihren Mann an Magenkrebs verloren hat und in der Rubrik andere Krebsarten:Peritonealcarzinosen/Seite2 geschrieben hat. Sie war auch so verzweifelt und meldet sich garnicht mehr.Kann man da was tun?Oder meinst Du, sie mag einfach nicht mehr schreiben?

Für heute alles Liebe, Nadine

02.09.2002, 00:08
Liebe Nadine.
Ich lese schon lange mit.Einmal hab ich auch schon was dazu geschrieben"Schützenhilfe"für Dich.In einem anderen Thema,du erinnerst Dich?Ich bin so eine traurige Ehefrau,die Du hier so vermisst.Nur ich glaub ich muß jetzt auch mal mich dazu melden.Es geht mir auch beschissen und glaub mir was du hier so schreibst ist mir so gar nicht fremd,aber ich muß Dir auch sagen können was ich nicht gut finde.Ehrlichkeit und Offenheit gehört auch dazu.Es ist anonym und das soll es auch bleiben,nur alle schreiben offen über ihre Situation und Gefühle.Dieses Forum ist dafür sich gegenseitig zu helfen,zustützen und auch mal Ratschläge zu geben.Das funktioniert aber nur wenn Alle "mitspielen".Du kannst dich nicht immer hinter den Dingen verstecken die du hier nicht schreibst.Entweder du schreibst offen was Dich betrifft oder Du kannst nicht auf Hilfe hoffen. Viele wollen Dir helfen und haben Angst um Dich.Stoße sie nicht vor den Kopf.Sie haben selber Sorgen und Trauern um einen lieben Menschen und machen sich Gedanken um Dich.Das ist doch auch nicht selbstverständlich.
Gib Dir und den Anderen eine Chance.
Zu Deiner Frage ,wo sind denn alle die lieben trauernden Frauen.Wir sind noch da nur nicht mehr im Forum.Wir schreiben uns direkt und helfen uns weiterhin.Dieses Forum hat uns geholfen uns zu finden und da haben wir auch genutzt.Ich selbst schaue nur immer mal wieder rein.Drum diese Zeilen,die Dir auch wieder nur helfen sollen.
Für Dich weiter Kraft den Weg zu gehen.B.

02.09.2002, 11:46
Liebe B.

ich erinnere mich, Du leidest schon elf Jahre und das ist eine entsetzlich lange Zeit.Also kannst Du Dir gut vorstellen, wie es mir geht...
Es ist richtig, was Du schreibst, Offenheit und Ehrlichkeit gehören dazu...Das bin ich auch,- meine Gefühle und meine Gedanken über die ich hier schreibe sind ehrlich und wahrhaftig (ich schrieb ja einmal,- nur in den Anonymität könnte ich mich so offen äußern). Aber die Dinge, die ich ansprach über die ich hier nicht schreiben werde, sind Dinge, die auch Dritte betreffen und über die ich mich hier nicht äußern kann (das wäre nicht fair).Und es gibt einen weiteren Punkt, der einfach zu komplex ist hier auszubreiten. Auch das ist etwas, das man nur unter vier Augen bespricht und nicht unter zigtausenden (sei es auch anonym).
Aber ich versichere Dir, dabei könnte mir auch niemand von Euch helfen.
Ich schreibe immer wieder, daß es eher die Gesellschaft der anderen Trauernden ist, die mir "hilft".Wirkliche Hilfe erwarte ich hier nicht,- ist auch nicht möglich.Einfach ein nettes Wort oder eine vituelle Umarmung sind schon viel in meinem jetzigen Leben. Das weißt Du doch sicherlich auch.
Ich möchte niemand "vor den Kopf stoßen" und ich weiß es zu schätzen und bin dankbar für die liebevollen Briefe, die ich immer wieder bekomme. Denn mir ist sehr wohl bewußt, was es heißt,zu versuchen Anderen Trost zu spenden, wenn man selbst "am Boden" ist.
Es tut mir leid, daß es Dir immer noch so schlecht geht. Ich denke ja auch, daß mein Schmerz bis zu meinem Tod anhält, aber bei manchen Anderen sehe ich doch nach einiger Zeit eine Abschwächung oder sogar Verschwinden des Schmerzes.Offensichtlich hattest auch Du (so wie ich auch) eine von diesen besonders intensiven Beziehungen zu Deinem Mann ,- und die Gedanken und den Schmerz wird man wohl nie mehr los.
Danke Dir für Deinen Brief, ich versichere Dir nochmals, ich gehe nicht leichtfertig mit den Gefühlen, der mir hier Schreibenden um,- keine Sorge.Dazu bin ich selbst viel zu elend dran.
Auch Dir den Mut die Zukunft "durchzustehen", Nadine

02.09.2002, 15:23
Ach, meine Lieben!

Ich drücke Euch ganz fest! Soooo. Vielleicht "hilft" das ein wenig.
Oder auch nur das Gefühl, dass jemand versteht.

Ich finde es toll, wie hier miteinander umgegangen wird - offen und nicht verletztend, das ist gar nicht so einfach!
Liebe Nadine, vielleicht solltest Du Dinge (die wahrscheinlich jeder hat), die Du nicht schreiben möchtest, einfach nicht erwähnen? Dann weiß es auch keiner und fühlt sich nicht "ausgegrenzt" (auch wenn Du es gar nicht so meinst)?

Leider glaube ich nicht, dass man etwas tun kann, wenn sich jemand nicht mehr meldet. Das Schlimme ist, dass man immer denkt, demjenigen ist vielleicht etwas zugestoßen oder es geht ihm schlecht. Wir kämpfen hier alle mit diesem Verlustschmerz, daher machen wir uns bei solchen Dingen wohl auch besonders Sorgen.
Mehr als Leute, die einem hier schon ans Herz gewachsen sind, zu bitten, nicht ohne etwas zu sagen zu verschwinden, kann man wohl nicht. Daher bat ich Dich ja auch darum, dann ggf. ein Zeichen zu geben...

Alles Gute und ganz viel Kraft!
Tina

02.09.2002, 17:22
Hallo Nadine.
Du hast was falsch in Erinnerung oder ich habs falsch geschrieben.Egal.11 Monate und jetzt bald 1 Jahr.Bin aber davon überzeugt,das sich der Schmerz nur unwesentlich verändern wird.
er wird bleiben.Richtig den Schmerz und die Trauer wird man nicht los nur man wird hoffentlich eines Tages besser damit umgehen.
Alles gute für Euch Alle.B.
PS :Grönemeyer:"Ich trage dich in meiner Seele bis der Vorhang fällt"Ein schöner Satz wie ich finde.

02.09.2002, 18:22
Liebe Nadine,

der erste Arbeitstag nach zwei Wochen Auszeit geht seinem Ende zu. Meine Kollegen haben mich so herzlich empfangen, dass ich wirklich gerührt war - mit Blumen, lieben Worten und Umarmungen - es hat einfach gut getan.

Weißt Du ganz allmählich glaube ich, dass ich sogar anfange einen Sinn hinter dieser traurigen Geschichte mit meinem Vater und ihrem Ausgang zu sehen. Das macht es mir ein klein wenig leichter.

Die Träume, die ich habe wünsche ich Dir nicht - es sind keine guten Träume. Sie zeugen davon, dass ich sehr stark verdränge, denn sie drehen sich eigentlich immer nur um das eine Thema, dass sein Tod ein Mißverständnis, eine Fehldiagnose, ein Schabernak ist, die Träume haben viele Gesichter, aber es läuft immer auf das gleiche Ergebnis hinaus. Ich wache jedes Mal total erleichert auf - kennst Du diesen kurzen Moment, gleich nach dem Aufwachen, in dem man Traum und Realität nicht auseinanderhalten kann oder auch, dass ein Traum und das Gefühl darin Dich einen ganzen Tag begleiten kann? Ich bin so enttäuscht, wenn ich mir bewußt werde, dass es nur ein Traum war und diese Irritation schwingt manchmal noch stundenlang mit.

Stimmt, mein Alter habe ich unterschlagen, aber nicht absichtlich. Ich bin 36, also nicht mehr so ganz jung, obwohl das Alter meines Vater vielleicht vermuten lassen hätte, ich wäre schon älter. Sie haben lange auf mich gewartet, ich habe mir ganz schön Zeit gelassen.

Liebe Nadine, heute ist ein besserer Tag und ich möchte Dir gerne etwas davon abgeben. Einen lieben Gedanken, ein paar aufmunternde Worte... Auf dem Tisch neben mir steht ein Strauß mit Rosen und Weizen. Bizarre Kombination - aber es sieht schön aus. Und sie riechen gut. Ich würde ihn Dir Gerne rüberreichen...

Es ist einfach zu schade, dass man hier keine Bilder einstellen kann. Aber Deine Vorstellungskraft reicht ganz bestimmt aus!

Tut mir leid wegen des blauen Flecks, ich bin in Zukunft ein wenig vorsichtiger!

Viele, viele liebe Grüße an Dich!

Bettina

02.09.2002, 20:50
Liebe Bettina,

Um mit den Rosen anzufangen,- auch bei mir stehen heute im ganzen Haus Rosen-Rosen-Rosen.....denn wir hätten heute unseren Hochzeitstag gehabt....Deshalb "steht auch schon den halben Tag unser Haus unter Wasser!"
Ich liebe Blumen generell, aber Rosen besonders. Und wenn sie noch riechen-wunderbar,- also sicherlich Freilandrosen oder aus dem eigenen Garten? Gerade heute Abend habe ich noch an zwei aufgeblühten Edelrosen in meinem Garten geschnuppert (Duftwolke und Carina).Aber es ist kalt heute Abend zumindest für mich, ich friere ständig, hängt irgendwie mit meinem Gesundheitszustand zusammen.
Wenn ich endlich meine zweite emailadresse habe,können wir auch Bilder schicken, denke ich.
Ich träume nicht nur, daß mein Mann unter Fehldiagnosen und Behandlungsfehlern gelitten hat,- ich glaube es auch tagsüber. Das macht die Sache nicht besser.Vor allen Dingen habe ich unendliche Schuldgefühle in allen Variationen!!Es hat viele Gründe, warum ich so leide.
Aber ich kenne das Gefühl so intensiv zu träumen, daß man beim aufwachen irritiert um sich schaut, was wirklich los ist. Dennoch, glaube mir, ich wünsche mir trotzdem von IHM zu träumen,- ER verweigert sich mir.Warum?
Kannst Du tatsächlich einen Sinn darin sehen, daß Dein Vater krank wurde????Ich sehe bei uns keinen Sinn, nur unsere maßlose Dummheit nicht rechtzeitig erkannt zu haben, daß mein Mann krank ist. Er hatte keinen Krebs, der einen in einer Woche "anfliegt". Das Ganze muß über einen langen Zeitraum gelaufen sein. Chron. Gastritis,dann (wahrscheinlich) Magengeschwür etc. Und wir bemerken so etwas nicht und die Dinge, die ich bemerkt habe und deswegen ich ihn zum Arzt schickte, da hieß es dann immer (vom Allgemeinmediziner)das hat nichts zu bedeuten,- das gibt es schon mal...
Es gibt ein paar Menschen, die könnte ich eigenhändig erwürgen....

Etwas merkwürdiges muß ich Dir noch erzählen.Wir lieben ja Katzen sehr (hatte ich schon erwähnt), da wir aber viel unterwegs waren, hatten wir keine eigenen, sondern schmusten immer mit den Nachbarskatzen herum, die nacheinander zu Besuch kamen (schon wegen der köstlichen Baldrianwürzelchen, die es bei uns gab!!).Als wir das letzte Mal ins Krankenhaus fuhren, lief eine dieser Katzen mit meinem Mann von der Haustüre mit zum Auto und rieb sich dauernd an ihm und wollte ihn garnicht "loslassen" und schaute uns nach, als wir fortfuhren. Dieselbe Katze saß nachts in der Türe bei uns, als ich meinen Mann nachts mit dem Krankenwagen nachhause brachte und dann nocheinmal als mein Mann vom Bestattungsunternehmen abgeholt wurde.Merkwürdig nicht?
Und nun meine Frage, Du hast doch selbst eine Katze und kennst Dich mit ihnen aus. Seit mein Mann nicht mehr hier ist, läßt sich keine Katze mehr im Garten blicken, und wenn ich eine sehe, macht sie förmlich einen Bogen um mich??? Und das obwohl eigentlich ich mehr mit den Katzen zu tun hatte und sie meinen Mann viel seltener sahen. Ich habe das Gefühl, sie merken, hier ist etwas ungewöhnliches passiert, das sie erschreckt und irritiert.Und ich scheine auch etwas irritierendes auszustrahlen???Ich glaube auch, die Katze, die meinen Mann zum Auto begleitete WUßTE, er kommt nicht mehr auf seinen eigenen Füßen nachhause.Merkwürdig, nicht? Was sagt die "Katzenexpertin"?

Es freut mich, daß Du so lieb empfangen worden bist.Wir alle sind momentan besonders empfänglich für nette Worte und Gesten und ein bißchen Frieden.
Ich hoffe, die Woche geht gut weiter für Dich, gute aber KEINE Alpträume.

Ich freue mich wieder von Dir zu hören,- gibst Du mir nochmal Deine mailadresse.. wenn ich dann meine neue habe......

Alles Liebe, Nadine

02.09.2002, 23:48
Liebe Nadine,

heute ist Euer Hochzeitstag und ich kann mir annähernd vorstellen, was dieser Tag für Dich bedeutet und dass er bestimmt besonders schwer für Dich zu ertragen war. Umso mehr freut es mich, dass Du trotzdem geschrieben hast.

Dass mit dem Sinn würde ich Dir gern später erklären, wenn Du per Mail erreichbar bist, denn es trifft nur auf die Geschichte meines Vaters zu und als ich diese heute Revue passieren ließ, wurde mir einiges klar, dessen ich mir vorher so nicht bewußt war. Laß es mich mit wenigen Worten zusammenfassen: Er hatte einfach keine Kraft mehr, sich auch noch dieser Herausforderung stellen zu müssen und hat - das erste und letzte Mal in seinem Leben - kapituliert.

Ich denke, Du hast es selbst schon auf den Punkt gebracht - Du bist nicht mehr dieselbe und die Katze spürt das wohl sehr genau. Schau, mein Kater ist bestimmt nicht zufällig kurz nach dem Tod meines Vaters krank geworden. Ich war so sehr mit mir selbst beschäftigt, kaum noch zu Hause, ich habe ihn vernachlässigt und er hat auf diese Weise meine Aufmerksamkeit eingefordert.

Wenn man mit Katzen nichts am Hut hat, mag man es für spinnert halten, aber ich glaube, dass Tiere sehr sensibel auf Veränderungen bei Menschen und in ihrer Umwelt reagieren. Der Hund meines Vaters ist auch nicht mehr derselbe wie zuvor. Er hat, wenn mein Vater im Krankenhaus war und ich bei meiner Mutter übernachtet habe, ganz entgegen seiner Gewohnheit, ständig meine Nähe gesucht und sogar versucht bei mir auf dem Kopfkissen zu schlafen. Das war mir allerdings ein wenig zu viel des Guten und ich habe ihn ans Fußende verbannt. Ich bin kein allzu großer Hundefreund und das war schon ein ziemliches Zugeständnis für mich. Inzwischen stellt dieser kleine Vierbeiner eine Art Verbindungsglied zu meinem Vater für mich dar - er hat ihn so sehr geliebt. Wie könnte ich ihn da nicht mögen?

Nun weiß ich also auch, zumindest habe ich es so verstanden, dass Dein Mann zu Hause gestorben ist. Noch immer treibt es uns um, dass mein Vater so gerne nach Hause zurückkehren wollte und es nicht mehr geschafft hat. Meine Mutter macht sich Vorwürfe, weil sie glaubt, ihm nicht deutlich genug signalisiert zu haben, dass dies auch ihr Wunsch war. Doch uns blieb eigentlich kaum noch Zeit meinem Vater zu vermitteln, dass seiner Rückkehr zum einen sein gesundheitlicher Zustand im Wege stand, aber zu anderen auch, dass das beantragte Pflegeinventar noch nicht eingetroffen war. Obwohl von der Antragstellung bis zur Genehmigung nur wenige Tage vergangen sind, war die Zeit doch zu lang.
Du siehst, auch meine Mutter plagen Vorwürfe und Zweifel, obwohl sie alles, wirklich alles in ihrer Macht stehende getan hat, um meinem Vater beizustehen, ihm zu helfen. Und ich bin so fest davon überzeugt, dass Du - genausowenig wie sie - Euch diese Gedanken machen solltet. Aus jeder Deiner Zeilen spricht, wie sehr Du für Deinen Mann da warst - ich glaube beinahe, auch wenn es fatalistisch klingt, wenn das Schicksal einmal zugeschlagen hat, kann man es nicht abwenden.
"Heilen mit Liebe" - dieses Buch hat meine Mutter zuletzt gelesen und es war erneut Anlaß für Selbstvorwürfe. "Hätte ich dieses Buch doch nur früher entdeckt, vielleicht hätte ich ihm helfen können". Aber sie hat ihm doch geholfen, mehr hätte kein Mensch tun können!

Natürlich hatte die Erkrankung bei meinem Vater auch eine Vorgeschichte - eine sehr lange sogar. Während dieser Zeit haben meine Eltern erfolgreich verdrängt, was ich damals vor drei Jahren schon zum ersten Mal durchlebt habe. Es standen alle Alarmzeichen auf Rot - ich galt als die Panikmacherin, weil ich Druck ausgeübt habe, den Tumormarkern nachzugehen, nicht locker lassen wollte. "Gib endlich Ruhe, Du siehst Gespenster..." - ich wünschte heute auch, ich wäre noch penetranter gewesen, hätte meinen Vater schon vor drei Jahren in die Tumorbiologie geschleppt. Als klar war, dass er krank ist, hat er sich bereitwillig von mir dort anmelden lassen - es war das erste Mal überhaupt, dass mein Vater einem Rat von mir gefolgt ist. Vielleicht hatte ich mehr Einfluß als mir klar war und vielleicht hätte ich diesen schon eher geltend machen können. Ja, auch ich habe diese Momente, in denen ich mir Vorwürfe mache - aber es gehören immer zwei oder in diesem Fall sogar drei Menschen dazu, dass bestimmte Dinge im Keim erstickt werden.

So hast Du auch schon mehrfach erwähnt, dass Dein Mann es nicht wahrhaben wollte, wie krank er war. Es ist unglaublich schwer, sich dem entgegenzustellen, weil es für den anderen Menschen eine Konfrontation mit einer Tatsache bedeutet, der er ausweicht.

Ich hoffe bloß, ich bin jetzt nicht in den Bereich Ratschläge abgerutscht - ich weiß wohl, dass auch Ratschläge Schläge sind.

Aber es war wohl eher ein Rundumschlag, als ein Ratschlag...

Gib Bescheid, wenn Du per Mail erreichbar bist, dann schreibe ich Dir meine Mailadresse noch mal auf.

Ganz liebe Grüße und eine sanfte Umarmung, damit es keine blauen Flecke mehr gibt.

Bettina

03.09.2002, 12:19
Liebe Bettina,

nur ganz kurz,- melde mich heute nochmal.
Bin eifrig daran, mir eine neue emailadresse zuzulegen,- irgendwie habe ich damit Probleme.
Mit direkter mail erzähle ich Dir dann auch die "abenteuerliche" Geschichte, wie ich meinen Mann nachhause bekommen habe.
Alles Liebe, ich umarme Dich, Nadine

03.09.2002, 12:32
Liebe Nadine,

auch nur ganz kurz ein Tipp - bei www.web.de finde ich persönlich die Anmeldung und das Handling am einfachsten. www.yahoo.de ist auch ganz okay, auch was Erreichbarkeit etc. betrifft.

Liebe Grüße!

03.09.2002, 15:43
Liebe Bettina,

die Adressen habe ich beide anvisiert,- aber Beide wollen meine persönlichen Daten!!!!Ist das überall so?Wenn ja, muß ich es wohl riskieren???!
Ich fürchte die Geschichte mit den Selbstvorwürfen ist ein Teil des jetzigen Leidens (von dem FEHLEN meines Mannes mal ganz abgesehen).Ich grüble 24 Stunden über meinen Fehlern (weiteres direkt)und werde fast wahnsinnig meinen Mann nicht gerettet haben zu können.Obwohl ich wirklich rund um die Uhr bei ihm war (auch im Krankenhaus) und ihm versucht habe seine Würde und auch sein Wohlbefinden ,soweit es in meiner Macht stand, zu bewahren.Aber er war der Meinung, ich rette ihn und das ist ein Brocken, an dem ich "ersticke".
Die Tatsache, daß Dein Vater sich später doch "brav" in der Klinik anmelden ließ, war vielleicht schon ein Zeichen der beginnenden Schwäche.Mein Mann hat auch praktisch nichts mehr selbst von sich gegeben,- nur noch mich erklären lassen...Er, der so super im Beruf seinen "Mann" stand!
Wart ihr eigentlich in dieser Klinik für Tumorbiologie? Und wie war Dein Eindruck? Wir hatten letzten Herbst auch überlegt und ich hatte dort auch schon einen Termin. Aber im Endeffekt wäre mein Mann dann vielleicht nicht mehr oder nur kurz nachhause gekommen und das wollten wir nicht.
Aber vielleicht hätte es uns dort ZEIT gebracht!?
Du siehst, ich komme nicht zur Ruhe,- ich MUß wissen, was bei uns "schiefgelaufen" ist,- aber die involvierten Ärzte zu fragen hat gar keinen Sinn. Mit ehrlichen Antworten ist da nicht zu rechnen.Wie gesagt, sowie ich meine neue Adresse habe.....
Liebe Grüße, Nadine

03.09.2002, 16:35
Liebe Nadine,

ja, mein Vater war in der Tumorbiologie und mein Eindruck war sehr positiv. Ich würde sie jedem empfehlen soweit ich das mit meinem laienhaften Verständnis überhaupt beurteilen kann. Sie können keine Wunder vollbringen, aber es ist dort sehr viel angenehmer als in einem "normalen" Krankenhausbetrieb, allein schon von der Ausstattung und der Atmosphäre. Was mir besonders gut gefallen hat - sie haben weder meinem Vater noch uns bis zuletzt das Gefühl vermittelt, dass sie ihn "aufgegeben" haben. So haben sie z. B. eine Woche vor seinem Tod noch eine Physiotherapie begonnen. Das werde ich nie vergessen - mein Vater hat sich mit Händen und Füßen gewehrt (naja, das ist jetzt maßlos übertrieben, dazu war er gar nicht in der Lage), aber verbal hat er sich zur Wehr gesetzt. Doch die Physiotherapeutin hat ihn geknackt, sie war sehr einfühlsam, aber hartnäckig und zum guten Schluß hat er alles gemacht, was sie gesagt hat und es wurde noch richtig lustig. Jetzt kann ich mich gerade gar nicht entscheiden ob ich lachen oder weinen soll, die Erinnerung an diesen Nachmittag ist positiv, aber sie tut im Augenblick noch weh...

Liebe Nadine, zu Deiner Frage: Ja, die Adresse wird überall abgefragt und es ist im Grunde genommen auch völlig unproblematisch sie anzugeben. Wenn Du das jedoch nicht willst, dann empfehle ich Dir eine Phantasieadresse anzugeben. Bei gmx ist das allerdings nicht möglich, denn sie prüfen die Adressen tatsächlich nach und deaktivieren die Email-Adresse nach einer gewissen Zeit. Bei web.de geht es auch nicht, weil sie Dir einen Activator Key zuschicken, der Dir ermöglicht, alle Tools zu nutzen. Außer diesem Code habe ich von web.de noch nie Werbung erhalten und sie geben die Adresse auch nicht weiter. Und anonym bleibst Du trotzdem für Deine Korrespondenzpartner.

Nadine, ich drehe mich gerade im Kreis - wieso glaubst Du, dass bei Euch etwas schiefgelaufen ist? Natürlich ist es das ganz bestimmt, aber schon als Dein Mann krank wurde. Vielleicht magst Du mir darüber gelegentlich per Mail ja auch ein bißchen mehr erzählen.

Viel Glück mit dem Anlegen der neuen Adresse! Und ganz viele liebe Grüße von Bettina

03.09.2002, 18:17
Liebe Bettina,

nun habe ich die ganze Zeit damit verbracht, eine mail-Adresse einzurichten.Wohl ist mir nicht dabei,- ich habe Horror vor Werbefluten und derartigem Schnickschnack.
Mailst du mir Deine oder magst Du es hier auch nicht tun?Ich antworte dann über Deine Adresse.
Fast hätten wir uns ja in der Tumorbiologie kennengelernt.

Meinen Mann hatten sie nach der Diagnose (bereits am 1. Tag) aufgegeben. Wir sind morgens zum Arzttermin und dachten noch nicht an so etwas und nachmittags lag mein Mann dort schon im Bett und abends sagte man mir hoffnungslos. Seit diesem Tag stehe ich eigentlich noch "unter Schock"!Und mit diesem "Stempel" reichte man ihn an die Chirurgie etc. Nur daß wir es ihm nicht gesagt haben,- er hätte sonst sofort aufgegeben.
Ich kann immer noch nicht fassen, was passiert ist. Weißt Du er fehlt halt ÜBERALLL,- bei den banalsten Dingen (wo ist der verdammte Schlitzschraubenzieher...)Aber natürlich in erster Linie durch seine ungeheuer liebevolle Art.Wir haben uns geschworen, uns NIE zu trennen!!!

Ich warte auf Deine Antwort, alles Liebe (ich heule schon wieder), Nadine

03.09.2002, 19:37
Liebe Bettina,

ich MUß in mein Bett,- bin "fertig" für heute. Ich habe mich nur noch in ein zitterndes, heulendes Etwas verwandelt....
Bis Morgen, ich umarme Dich, Nadine

03.09.2002, 22:45
Hallo Bettina, hallo Nadine,

ich begrüße euch persönlich, weil ich gerade von euch so viel gelesen habe.

Mein Mann bekam die Diagnose Sarkom vor einem Jahr. Seitdem haben wir - mein Mann, ich und unsere drei Kinder - schon viel mitgemacht.

Tiefer Fall, Hoffen, tiefer Fall, Hoffen und wieder - jetzt - der tiefe Fall und ich habe so eine Angst, als ob es danach kein Hoffen mehr gibt.

Auch ich finde im Forum nicht viel über Ehepartner von Krebspatienten und die Situation deren Kinder. Vielleicht habe ich auch nicht so viel gesucht... Aber mal sehen, möglicherweise findet sich ja doch jemand?

Auch mich plagt sehr oft das Gefühl, nicht früh genug nicht genug getan, veranlasst zu haben. Was ich jetzt alles so über eine Krebserkrankung gelesen habe, sagt mir, dass die Anzeichen schon lange vorher sichtbar waren.

Mein Mann litt sehr oft an grippalen Infekten und allgemeinem Unwohlsein. Er war deswegen beim Arzt. Aber der Allgemeinmediziner führte alles immer nur auf Stress im Beruf oder die familiäre Belastung zurück. Ich erinnere mich noch, wie er mich fragte:"Was mache ich nur mit Ihrem Mann?" Jede Menge Mittelchen hat er aufgeschrieben, alles unnütz! Auch der Orthopäde und der Urologe haben sich nicht die Mühe gemacht, mal näher hinzugucken, woanders oder eine Überweisung zum großen Check beim Internisten zu veranlassen. Und dabei habe ich auch gesagt, dass er doch mal zum Internisten gehen solle. Vielleicht hätte der anhand von Blutbild oder so schon viel eher von dieser sehr seltenen Krankheit erfahren können. Und da setzt bei mir der Vorwurf an, ich hätte da mehr Druck machen sollen. Statt dessen hab ich hinterher auch geglaubt, er spielt den eingebildeten Kranken - bis Juni 2001. Da kamen die Schmerzen und der Orthopäde setzte fleißig die Spritzen dagegen. Zwei Wochen hab ich mir das angeguckt und dann sind wir ins Krankenhaus. Im Ultraschall war das 5 cm große Ding leicht zu sehen. Ultraschall - kann das nicht jeder einfache Arzt machen? Sind das zu hohe Kosten?
"Es ist ja so selten, diese Krankheit. Da konnte keiner drauf kommen", sagte mir der Allgemeinmediziner hinterher. Tja, wir wussten es auch nicht.

Ich bin skeptisch gegenüber Ärzten geworden. In der Klinik (Essen) vertraue ich nur noch dem Professor. Und es mag arrogant klingen: auf die Stationsärzte bzw. Assistenzärzte geb ich nicht viel. Praktisch unerfahren und mit wenig Fingerspitzengefühl möchte ich von denen nicht viel hören. Die haken nicht nach und bei Visiten hör ich von denen keine eigenen Anregungen. Die kommen von meinem Mann und im Moment von mir oder von meiner Schwester, die uns auch sehr viel hilft. Und der Professor ist dankbar dafür, hat er doch nicht jeden einzelnen Fall immer komplett im Kopf. Er bringt es auch noch rüber, dass er noch Ideen hat, was man noch tun kann. Im Moment experimentiert er mit einer Chemo. Eine sehr harte und mein Mann ist sehr geschwächt. Durch die Krankheit fängt er an, sich zu verändern. Er war immer der witzige, charmante, ehrgeizige, erfolgreiche, sachliche, liebevolle, durchsetzungskräftige, charakterstarke, sportliche, ehrliche, kreative .... Mensch - ich hatte es leicht und wunderbar gut, ich werde vieles davon übernehmen müssen, versuchen ihm die Kraft zu geben und unseren Kindern den Halt.

Ich würde gerne jeden Tag voll da sein, aber hier zu Hause sind drei Kinder. Die Schule hat angefangen und ich muss das irgendwie einigermaßen normal hier weiterlaufen lassen. Geht das überhaupt?

Ich renne von Arzt zur Arzt, lese im Internet und suche nach Alternativen, falls die Schulmediziner sagen, er wäre austherapiert. Die Krankenkasse zahlt ja auch nicht alles. Jetzt habe ich gehört, zwischen den Chemos wäre Sauerstofftherapie zur Stützung des Immunsystems ganz gut. Ist das hilfreich? Was ist mit der biologischen Klinik? Wie heißt die und wie bekommt man Kontakt?
Das Allgemeinbefinden meines Mannes ist derzeit ganz schlecht, da auch der Darm durch die OP's und die Bestrahlung Probleme bereitet. Ich würde ihm da so gerne Erleichterung verschaffen.

Jetzt habe ich hier so viel losgelassen und ich schicke es einfach ab. Geschriebenes Wort kann man nicht ändern. Ich hoffe, ihr - man - versteht es richtig.

04.09.2002, 11:09
Liebe A.B.,
im Hinblick auf die medizinischen Fragen - Sauerstofftherapie etc. - weiß ich leider keinen Rat, außer dass Du mal im Forum unter andere Therapieformen oder Krebsarten noch mal diese medizinschen Punkte postest.

Allerdings bin ich über einen Satz "gestolpert". Du schreibst "falls" die Schulmediziner sagen, er sei austherapiert. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist es nicht der Fall und ich würde jetzt wohl immer versuchen, einen Schritt nach dem anderen zu tun - mir immer erst dann Gedanken über den nächsten Schritt zu machen, wenn etwas endgültig feststeht. Ich habe bei der Krankheitsgeschichte meines Vater sehr vieles vorweggenommen, das macht es mir heute z. T. leichter, aber es hat mir den Schmerz in den Augenblicken in denen uns immer wiede neue Hiobsbotschaften erreicht haben, nicht erspart.

Ach ja, hier im Forum, falls Du es noch nicht entdeckt hast, findest Du unter Krebstelefone sehr viele Nummern, die Dir bestimmt weiterhelfen und unter www.biokrebs.de evtl. einen Hinweis auf biologische Kliniken.

Ich habs jetzt schon so oft geschrieben, aber ich tus noch mal, die Tumorbiologie in Freiburg ist auch sehr empfehlenswert. Telefon +49-761-206-01 Telefax +49-761-206-1199. Klinik für Tumorbiologie Breisacher Str.117 - D-79106 Freiburg.

Allerdings ist der Name etwas irreführend, aber lies Dir doch das Konzept einfach mal unter http://www.tumorbio.uni-freiburg.de/ kurz durch, ob es für Euch in Frage kommt.

Liebe Grüße an Dich und von Herzen alles Gute für Deinen Mann.

Bettina

04.09.2002, 11:43
Liebe Nadine,

schön, dass Du jetzt per Mail erreichbar bist. Meine Adresse lautet besiwe@web.de. Du mußt die Werbemails - falls welche kommen - ja nicht öffnen und kannst außerdem einen Filter einrichten.

Nachdem wir gestern Abend im Kino und anschließend noch beim Italiener waren hat es mich plötzlich total erwischt. Ich habe den Eindruck, dass es nur tröpfchenweise in mein Bewußtsein vordringt, dass mein Vater nicht mehr da ist. Ich weiß noch nicht einmal, was es gestern ausgelöst hat, dass ich plötzlich so aufgelöst war - eine Erinnerung vielleicht, die mich gestreift hat.

Dabei war ich am frühen Abend noch so guter Dinge. Im Garten habe ich zwei Hornveilchen entdeckt. Lächerlich, aber ich habe mich so gefreut, dass die Hornveilchen, die ich im Frühjahr in den Balkonkasten gepflanzt hatte offensichtlich ihre Samenkapseln verstreut haben. Und mein Kater war wieder ganz der alte - verspielt, frech, ein wenig zu vorwitzig, genauso wie ich ihn kenne und liebe.

Aber was erwarte ich - es sind noch nicht einmal drei Wochen und alles in allem geht es mir ja doch sehr viel besser als ich es befürchtet habe.

Mailst Du mir - ich würde mich so freuen!

Sei ganz herzlich gegrüßt und umarmt.

Bettina

04.09.2002, 12:55
Liebe A.B.

Deine Geschichte liest ich ähnlich wie unsere. Einfach zu spät bemerkt was los ist. Obwohl es im nachhinein viele Anhaltspunkte, ja Symptome gegeben hat. Unsere "Geschichte" lief extrem schlecht und ich wünsche Niemandem die gleichen Fehler.So also auch Dir mein Rat,- verlaß Dich nicht AUSSCHLIEßLICH auf die SChulmedizin.Ich habe nie etwas von "Kräuterdoktoren" gehalten,- aber ich gehe davon aus, daß die Chemos ohne begleitende ganzheitliche Therapien meinem Mann das Leben verkürzt haben.
Bzgl med. Tip,- ich weiß von einem Patienten, der ebenfalls ein Sarkom im Magen hat und seit längerer Zeit mit GLIVEC (das sind Tabletten, sehr teuer) behandelt wird und das bisher erfolgreich. Laß Dich nicht abspeisen, das Medikament wird eigentlich für eine spezielle Leukämieart eingesetzt, aber wenn der "Gewebeschlüßel" (laienhaft ausgedrückt) stimmt, kann es auch bei soliden Tumoren wirken.Unbedingt danach fragen!
Bezgl. Sauerstoff habe ich kürzlich etwas in einer Ärztezeitung gelesen, weiß aber nicht mehr was, wenn ich es finde, schreibe ich es Dir.
Ich fürchte, Du wirst Dich ein wenig damit abfinden müssen, daß Dein Mann sich etwas oder phasenweise verändert.Mein Mann, auch erfolgreich im Beruf, groß, stark, liebevoll etc, wurde teilweise zum "Kind", er nörgelt, wenn das Essen nicht schmeckte und erwartete, daß ich ALLES richtete. Es war ein 24-Stunden-Job. Aber glaub mir, ich habe es gerne gemacht und würde noch wer weiß was für ihn tun, wenn er nur wieder bei mir wäre.Ich hatte damals sogar bei den Ärzten nachgefragt, ob ich ihm nicht ein Stück meiner Leber geben kann (wegen seiner Metastasen), aber das macht wohl bei Metastasen wenig Sinn, außerdem habe ich selbst Tumore in der Leber.
Aber Dein Brief zeigt ja schon, daß Du alles versuchst für ihn zu tun. Nicht auf Dritte (auch wenn es Ärzte sind VERLASSEN) kontrollieren.

Alles Liebe und viel Erfolg und viel Energie für Dich, Du wirst sie brauchen, Nadine

04.09.2002, 12:59
Liebe Bettina,

na wie sieht es aus Löwe,- hast Du Deine Augen noch "voller Sand"? Du wolltest mir doch Deine mail-adresse schicken,- oder traust Du Dich auch nicht?
Bin ein bißchen in Eile,- bis später!

Alles Liebe, Nadine

04.09.2002, 13:30
Liebe A.B.

schau doch auch mal in http://www.aerztezeitung.de. Interessante Beiträge!
Liebe Grüße, Nadine

04.09.2002, 13:58
Nanu, liebe Nadine, wo ist denn mein Eintrag geblieben? Ich habe Dir heute schon geschrieben und natürlich auch meine Email-Adresse mitgeteilt! Ich meine auch, dass mein Text gepostet wurde??? Hier ist sie noch mal: besiwe@web.de.
Viele liebe Grüße!
Bettina

04.09.2002, 14:00
Mhm, aber da ist er ja wieder? Hast Du mich übersehen? Schau mal ein Stück weiter oben vor Deinem Post an A.B.!

04.09.2002, 15:48
Liebe Nadine, liebe Bettina!

Vielen Dank, dass ihr auf meine Litanei so schnell geantwortet habt.

Die vielen Hinweise auf die Web-Sides werde ich mal abarbeiten und hoffentlich was brauchbares finden. Wir haben uns bis jetzt nur auf die Schulmedizin verlassen, es klang so plausibel. Lediglich letzten Herbst nach der Strahlentherapie hat mein Mann Eurixor gespritzt bekommen und von meiner Schwägerin bekam er immer Gelee-Royale mitgebracht, was das Immunsystem stärken soll. Als die erste Versuchs-Chemo im Dezember anfing, hat er mit Eurixor aufgehört und jetzt nimmt er auch kein Gelee-Royale mehr.
Aber mit den alternativen Hilfmethoden ist das ja so eine Sache. Sie werden kaum von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt und sind privat auch sehr teuer. Ich würde nichts unversucht lassen und zahle jeden Preis - nur darf es keine Scharlatanerie sein. Das ist so schwer herauszufinden - finde ich. Sollten wir uns zu der Sauerstofftherapie entschließen, wenn mein Mann aus dem KRK zurück ist - so müssen wir das auch privat bezahlen. Der Arzt rechnet nur privat ab und unsere TKK tut nichts dazu. Er sprach davon, die Chemo unbedingt zu machen, aber mit der Sauerstofftherapie hätte er schon viele Erfahrungen: Subjektiv empfundenes verbessertes Wohlbefinden während Therapie und objektiv erhöht Ansprechrate der Chemo, da Tumorzellen in sauerstoffreichem Gewebe sich nicht wohlfühlen und dadurch es schwerer hätten, weiter zu wachsen. So kam es bei mir an und ist hier entsprechen laienhaft widergegeben.

Glivec hat mein Mann vier Wochen im Juli genommen. Die Dosis betrug 400 mg. Es hatte uns große Hoffnung gemacht, da die Erfolgsquote sehr hoch ist und die damaligen Lebermetastasen c-kit-positiv bewertet wurden, d.h. es handelt sich um einen GIST-Tumor (gastrointestinaler Stromatumor), eine der vielen Unterarten des Sarkoms. Anfang August kam ja dann die Hiobsbotschaft, dass der größte Tumor (sie nennen ihn retrokardiales Rezidiv) um 3 cm gewachsen ist unter dieser Therapie, also 0-Ansprechen. Dazu sind ja noch mehrere Lungenmetastasen und erneute Lebermetastasen vorhanden.
Der Professor hat sich dann nicht darauf verlassen, einfach die Glivec-Dosis zu erhöhen, sondern schlug diese Hammer-Chemo (Cis-Platin, Gem-Cetabin, oder so ähnlich) vor. Danach sollte dann zusätzlich 800 mg Glivec eingenommen werden.
Da hängen wir jetzt drin und es geht ihm schlecht und der Ausgang ist so ungewiss, da ja auch die Verdauung nicht klappt.
Zwischendurch denke ich natürlich immer wieder daran, dass er es schaffen wird. Hierdurch versuche ich Kraft zu schöpfen für ihn und uns alle. Aber die Realität...? Die Hoffnung ist da, sonst würde ich ihn das alles nicht durchleiden lassen. Aber was erzähl ich euch, ihr wisst das ja alles aus persönlicher, leidvoller Erfahrung.
Und tröstende Worte sind so schwer zu finden, sie drücken meist Hilflosigkeit dem leidenden oder trauernden Menschen gegenüber aus, wenn sie auch durchaus ernst gemeint sind. Man kann das Leid nicht aus einem herauspusten.
So hilft es mir sehr, hier von euch und anderen zu lesen und die praktischen Hinweise jetzt auch umzusetzen (im Chat fühlte ich mich irgendwie verloren).
Ich hol jetzt erst mal die Urlaubsfotos ab, um sie meinem Mann heute abend zu zeigen. Leider konnte er ja nicht mit und das tat/tut ihm sehr weh.
Einen schönen Nachmittag wünsch ich euch. Bis später.

04.09.2002, 18:53
Liebe Bettina,

habe heute Nachmittag eine mail zu Deiner emailadresse geschickt. Bin aufeinmal verunsichert. Habe NACH dem de auch einen Punkt gemacht wie Du. Aber eigentlich ist das ja nicht üblich???Hast Du sie trotzdem bekommen? Oder war das der Punkt des Satzendes?

Deine etwas schusselige Nadine

04.09.2002, 20:09
Wie blöd von mir liebe Nadine, es war der Punkt des Satzendes.

besiwe@web.de

Normalerweise müßte das Email als unzustellbar an Dich zurückgekommen sein. Dann verschicke es doch einfach noch mal. Falls das nicht der Fall ist, müßte es über den Ausgangsordner oder versendete Emails aufrufbar sein. Dann kannst Du es entweder noch mal verschicken oder kopieren und einfügen.

Bitte entschuldige, wenn ich jetzt was erzählt habe, was Dir sowieso schon klar ist, aber ich habe das anfangs auch nicht alles auf Anhieb durchschaut und war froh über jeden Tipp.

Liebe Grüße!

05.09.2002, 11:53
Liebe Bettina, danke für die Tips.
Habe es nochmals versucht.Hoffentlich dieses Mal mit Erfolg. Bin einfach ZU blöd!!!
Hoffe, Dein Tag ist heute gut und Deine seelische Stimmung auch, sonst wirst Du meine mail nicht so gut "verkraften"!!

Liebe Grüße, Nadine

05.09.2002, 13:00
Liebe Nadine,
Dein Mail ist angekommen! Juhu.
Liebe Grüße!
Bettina

06.09.2002, 15:44
Liebe A.B.,

ich schicke Dir einfach mal ganz viel Kraft rüber!

Es gibt viele Ansätze, das Internet ist voll davon (wie Du ja auch schon gesehen hast), und ich hatte auch in der Bücherei schon mal Glück, ein ganz spezielles Buch über eine spezielle, seltene Erkrankung zu finden (ich habe unter dem betreffenden Organ gesucht, in der Bücherhalle hier suchen die einem, auch telefonisch, heraus, ob es etwas gibt und fordern ein Buch ggf. von anderen Büchereien an). So stieß ich auf eine besondere Therapie und versuchte wieder über das Internet die Adresse und Telefonnummer von dem Professor, der das Buch geschrieben hatte, herauszubekommen, was mir auch gelang. So konnte ich persönlich mit ihm sprechen. In unserem Fall hat es leider nicht geholfen, aber man kann ja nie wissen. Zumindest konnte mir der Professor seine Einschätzung sagen.

Ich kenne das - diese Sucherei. Manchmal bringt es ja vielleicht auch weiter! Du hast sicherlich auch nur knapp bemessene Zeit mit drei Kindern...
Meiner Erfahrung nach ist es immer das beste, EINEN guten Arzt zu finden, was ja bei Deinem Mann der Fall zu sein scheint. Und wenn Du eine weitere Idee hast, ist so ein guter Arzt dafür evtl. auch dankbar.
Wie wäre es mit einer begleitenden homöopathischen Therapie neben der Chemo zur Unterstützung der Abwehrkräfte oder z.B. Mistel?

Alles Gute für Euch!
Tina

07.09.2002, 15:17
Liebe Nadine,
ich bin ein wenig beunruhigt, denn ich finde Dich weder hier noch in meinem Mailkasten vor.
Bitte melde Dich, wenn Du kannst.
Einen ganz lieben Gruß an Dich.
Bettina

07.09.2002, 16:18
Liebe Bettina,

nun bin ich auch irritiert, habe Die schon insgesamt 4 mails in diese blöde (wie ich nun glaube) web. de geschickt.Steht da auch als gesendet,- und ich schaue dauernd und es kommt nichts zurück?????
Was ist da los? Ich werde jetzt versuchen ALLE mails nochmals zu senden. Mal sehen ob das klappt!
Bis SPÄTER.Habe heute den activator-key bekommen. MUß ich denn noch installieren, wenn ich NUR email schicken möchte? Vielleicht liegt es daran? Aber vorher gings doch auch????
Alles Liebe, Nadine

07.09.2002, 17:51
Liebe Bettina,

so nun müßte ich es trotz meiner Blödheit geschafft haben, Dir alle mails nochmals zu schicken??
Schau mal in Deiner Box nach. Sie müßte jetzt "überquillen"!

Liebe Grüße, Nadine

08.09.2002, 15:04
Liebe Tina S., hallo alle anderen,

danke für die Kraft!!!!

Ich glaube, die brauch ich hauptsächlich, um weiter Hoffnung
aufrecht zu erhalten, dass sich alles noch zu Guten wendet.
Da ich ein ziemlich realistischer (pessimistischer) Mensch bin, fällt mir das schwer. Aber zwischendurch drängt sich doch der Optimismus nach vorn.

Heute hab' ich meinen Mann mal nach Hause geholt, zum Verschnaufen. Irgendwie nimmt er im Krankenhaus nur ab und sieht schlecht aus, Fieber ist wieder dazugekommen. Da es heute wieder runtergegangen ist, durfte er bis morgen versuchsweise das Krankenhaus verlassen.

Die alternative Medizin halte ich schon für ganz wichtig. Aber das wird von den Kassen meistens nicht bezahlt und so suche ich noch nach einem niedergelassenen Arzt, der das anbietet, aber dabei nicht nur das Geld im Blick hat. Man hört und liest eben auch viel von Scharlatanen, die die Krankheit auch noch ausnutzen.

So jetzt hoffe ich erst mal auf einen schönen Sonntag.

Den wünsche ich auch allen anderen und dass der Mailkasten endlich funktioniert...

eure A.B.

08.09.2002, 20:10
Liebe A.B.

ich hatte meinen Mann zwischen den Chemos auch immer zuhause und für uns war das gut so. Zuhause war es für uns immer am Schönsten!!
Nur diese tägliche Fahrt dann jedesmal zu den verschiedenen Spezialisten, die wir zusätzlich "abhaken" mußten, war schon sehr anstrengend für meinen Mann.
Wie wäre es für Deinen Mann in eine ganzheitliche Klinik zu gehen? Da hat er Chemo und die ganzheitl. Medizin bezgl des Immunsystems. Stationär wird es dann doch sicherlich auch bezahlt?
Aber wenn man nicht genau weiß, wielange man wirklich zusammen sein kann, sollte man, glaube ich schon eine Möglichkeit wählen, die Deinem Mann das Optimum bringt und Euch wenigstens nicht lange trennt.Ich habe die fast ganze Zeit über rund um die Uhr bei meinem Mann verbracht um ihm zu helfen. Aber wir waren auch alleine und hatten keine Kinder zu versorgen.Allerdings habe ich es dadurch auch nicht geschafft stundenlang im Internet nach guten Informationen zu suchen,- die uns, wie ich heute glaube, noch etwas weiter geholfen hätten.Wie ich schon schrieb, wir hatten uns ausschließlich auf Schulmediziner verlassen,- engagiert war Keiner!Es wurde nur die 0815 Therapie "abgespult". Und mein Mann wollte Leben um jeden Preis, er hätte Alles dafür in Kauf genommen...
Kämpfe weiter,- ohne Dein Engagement ist Dein Mann "veraten und verkauft" in der Maschinerie einer Klinik...

Ich wünsche Euch ALLES GUTE und drücke die Daumen, Nadine

08.09.2002, 21:36
Liebe Nadine,
eigentlich ging es mir bisher ganz "passabel".Ich war eigentlich nur froh, dass das Leben weiterging und irgendwie zu bewältigen war.
Jetzt 5 Monate nach dem Tod meines Mannes habe ich den totalen Absturz. Bin nur noch fertig, kann mich kaum konzentrieren und jeder Sinn des Lebens ist verschwunden. Der einzige Gedanke den ich noch im Kopf habe ist: Er fehlt mir unsagbar. Die Verantwortung für die Kinder ist meine einzige Erdung. Aber sie sind auch kein Ersatz für einen Partner- sollten sie auch nicht sein.
Dazu kommen massive Probleme auf der Arbeit. Die Geschäftsleitung will mich wohl rausekeln. Langsam müsste ich ja mal mit der Trauer durch sein. Aber ich bin auf diesen Job angewiesen und es war auch mal mein Traumjob. Ausserdem habe ich keine Energie mir etwas anderes zu suchen. Mit 48- wenn man sich wie 90 fühlt-auch nicht so einfach.Ich habe Magenschmerzen und Kreislaufprobleme.Beängstigend, wenn der Mann an Magenkrebs gestorben ist. Momentan wächst mir alles über den Kopf. Ich bin verzweifelt und am Ende.Es scheint uns allen schlecht zu gehen- warum wird das nur hier verstanden?
Gruß
Dagmar(Daggi)

Antworten werden an DagmarKo@gmx.de benachrichtigt

09.09.2002, 12:10
Liebe Dagmar,

ich kann Dich gut verstehen. Mein Mann ist in zwei Tagen seit 6 Monaten nicht mehr bei mir und ich denke es war gestern.Auch ich mit meinen 52 Jahren fühle mich wie 90 (und ich schrieb schon einer Leidensgefährtin,- ich sehe langsam auch so aus...)
Er fehlt mir seit er "gegangen" ist und ich werde überhaupt nicht damit fertig. Du schreibst, Du hast Kinder, die Dich "disziplinieren",- so MUßT Du ob Du willst oder nicht. Aber Kinder sind eben nicht der Partner aber wenigstens "etwas", das Dir noch ein wenig Liebe gibt und nimmt.
Ich habe Deine Geschichte nicht verfolgt. Wielange hat es Dein Mann geschafft? Mein Mann hatte einen Leidensweg von sieben Monaten und dann starb er kämpfend (er wollte trotz Allem NICHT gehen und mich nicht verlassen,- es war grauenvoll).

Weißt Du, ich selbst bemerke auch täglich, daß mich die Menschen merkwürdig ansehen, daß ich immer noch weine und nicht ansprechbar bin. Aber wenn man eine so gute Beziehung hatte wie wir (und so geht es Dir wohl auch), dann kann man den Partner nicht einfach "ad acta" legen.Mein Mann war mein Lebensinhalt und er fehlt überall und ständig.

Hast Du nicht jemand, der sich mal eine gewisse Zeit um die Kinder kümmern kann und Du beantragst eine Kur? Dann gehst Du Deinem Arbeitgeber damit ein bißchen aus dem Weg.
Vielleicht hilft Dir Dein Traumjob nach einer gewissen Zeit auch wieder auf die Beine??

Ich bin auch verzweifelt und am Ende aber ich finde der Austausch hier "hilft" doch wenigstens soweit, daß man jemanden "spricht", der einen völlig versteht.Nur Trost spenden können wir einfach nicht,- weil es keinen Trost gibt für den Menschen, der zurückgeblieben ist....Aber Fremde können auch keinen Trost spenden, weil sie fast immer die falschen Dinge sagen!
Willst Du mir Deine Geschichte erzählen? Vielleicht finden wir Parallelen im Verlauf der Erkrankung unserer Männer!

Ich wünsche Dir für jetzt erst mal, daß Du den Tag durchstehst und schicke Dir eine schwesterliche Umarmung, Nadine

09.09.2002, 22:52
Liebe Nadine,

mein Mann starb auch kämpfend -bis zum letzten Atemzug.Der Magenkrebs wurde 1998 festgestellt- auch weit fortgeschritten.Er wurde operiert, dann ging es 2 Jahre ganz gut. 2000 wurde bei einer erneuten Operation die Bauchfellmetastasen und 2 inoperable Tumore im Bauchraum festgestellt.Es folgten 2 Jahre Chemo.Ostern ist er an einer Portinfektion, die nicht in den Griff zu bekommen war, gestorben.Ich denke sein Körper war am Ende durch den 4jährigen Kampf.Allerdings war seine Lebensqualität hoch, bis auf die letzten 6 Wochen. Wir haben in dieser Zeit noch viele Reisen gemacht -uns Träume erfüllt.Aber selbst diese Erinnerungen sind momentan nur schmerzhaft.

Meinen Traumjob kann ich vergessen. Heute habe ich die betriebsbedingte Kündigung erhalten. Bis Ende des Jahres bin ich jetzt "großzügigerweise" freigestellt. Wohl eher damit ich nicht noch Kolleginnen rebellisch mache.Jetzt muß ich mich doch aufraffen. Irgendwie wird's schon weitergehen. Eigentlich wollte ich schon lange was Neues machen-jetzt muss ich es. Schon wegen der Kinder, aber auch für mich.

Du hast recht Trost gibt es keinen.Nur die Hoffnung, dass der Schmerz erträglich wird. Aber das was mir fehlt kann mir niemand ersetzen. Ich fühle mich amputiert. Und momentan habe ich das Gefühl es wird immer schlimmer. Es diese Einsamkeit-selbst unter Menschen-die manchmal kaum zu ertragen ist. Es tut wirklich gut hier Menschen zu finden, die das verstehen.

Sei auch ganz lieb umarmt
von Dagmar

10.09.2002, 12:19
Liebe Dagmar,

verzeih mir meine "Neugier". Ich versuche immer noch herauszubekommen, warum mein Mann so schnell starb.
Er hatte im Aug 01 die Diagnose Magen-Ca mit Leber-und Bauchfellbefall, wurde operiert und dann sofort massiv mit Chemos behandelt. Dabei wurde er immer schwächer und sein Blutbild immer schlechter. Ich glaube die Ärzte haben ihn zu "Tode behandelt". Er hatte diese sieben Monate, die er von der Diagnose bis zu seinem Tode hatte KEINE schöne Zeit,- nur Schmerzen und zusätzlich Thrombosen in allen Extremitäten.Er hat sehr gelitten und hat dennoch fast nie geklagt und sagte immer, ich werde gesund!! Und er starb im Kampf, wie ich schon sagte, er wollte weder mich noch sein Leben aufgeben,- er hätte Alles getan um zu überleben.Aber die Ärzte haben ihn nach Standardchema behandelt und das war´s.
Wie weit fortgeschritten war das Magen-ca bei Deinem Mann? Er hat doch immerhin 4 Jahre überlebt und das bei guter Lebensqualität.Und ihr konntet Euch noch Träume erfüllen. Ich weiß, das tröstet Dich nicht, aber Dein Mann konnte wenigstens noch einmal leben, wenn auch auf Zeit. Wenigstens das hätte ich meinem Mann gewünscht, sodaß wir ihm noch ein paar Herzenswünsche hätten erfüllen können.Nicht einmal diese Chance hatte er.Wir sind mitten aus einem glücklichen erfüllten Leben abgestürzt (von einem Tag zum anderen) und dann ging es nur noch weiter bergab.
Ich habe ihn über alles geliebt und habe getan, was ich konnte und hätte nochmehr getan,- aber auch ich wußte nicht mehr weiter.Meine Schuldgefühle sind immens,- ich begreife einfach nicht, daß ich nicht bemerkt habe, daß er Magenkrank war (es muß sich über einen längeren Zeitraum hingezogen haben)WIESO HABE ICH ES NICHT BEMERKT????Obwohl ich selbst Magenkrank bin!
Der Arzt sagte, wären wir 1 1/2 -2 Jahre früher gekommen, hätten wir ihn retten können!!
Du siehst auch ich verzweifle und bin immer noch in einem "tiefen Loch". Ich werde daraus auch nicht wieder hervorkommen.
Das mit der Kündigung ist hart, aber diese "Freistellung" kannst Du vielleicht nutzen um Dich "zu fangen" und die Sache mit einem neuen Job langsam angehen zu können. Hättest Du nicht Anspruch auf Witwenrente,- Du hast doch auch noch Kinder im Haushalt.
Ich weiß, der geliebte Vertraute fehlt, der mit dem man alles besprechen konnte...Ich fühle mich auch wie ein übriggebliebener Teil eines siamesischen Zwillings, denn so eng waren wir verbunden.Glaub mir, ich verstehe sehr gut, was in Dir vorgeht. Die Einsamkeit kann NIEMAND füllen. Es gibt Menschen, die können sich ablenken,- ich kann es nicht und wie Du schreibst,- unter Menschen ist die Einsamkeit noch größer!!!
Ich bleibe völlig für mich bis auf ganz wenige Menschen, die ich stundenweise um mich "ertrage". Außerdem habe ich hier liebe "Mitstreiter" gefunden (vor allen Dingen zwei) mit denen ich hier nun korrespondiere. Vielleicht hilft es auch Dir ein wenig. Und wenn man nur seinen Schmerz von der Seele schreibt!!!

Ich denke an Dich, alles Liebe, Nadine

10.09.2002, 15:28
Liebe Nadine!

Du schreibst von Schuldgefühlen. Ich kann das so gut verstehen, denn auch mir geht es so (wie muss es erst für Dich sein). Ich hatte die Mission, meinen Vater zu retten... (darauf hatte ich mich total versteift. Nur, sonst wäre ich auch verrückt geworden).
Aber das ist eigentlich absurd. Wir haben das Schicksal nicht in der Hand, ich nicht, Du nicht... Vielleicht ist es so, wenn der Zeitpunkt da ist, ist er da. Dass Ihr nicht bessere, bemühtere Ärzte hattet, dass Ihr es nicht vorher bemerkt habt... all das ist auch nicht Eure Schuld!! Auch das ist Schicksal (denn Du hast ales in Deiner Macht stehende und noch mehr getan).
Was der Arzt gesagt hat, war einfach nur unüberlegt. Wem sollen solche Hätte-Sprüche etwas nützen - sie schaden nur (und wie oft irren sich denn Ärzte??). Und es ist auch gar nicht gesagt, dass er Recht hatte! Vielleicht hätte er nämlich noch 2 Jahre mehr gelitten, noch länger in Angst gelebt, OPs über sich ergehen lassen müssen und der Krebs hätte doch mal wieder gesiegt bei einem noch viel schlimmeren Leidensweg (so hatte er wenigstens noch die Zeit unbeschwert!). Vielleicht wäre er dann auch schon viel früher gestorben.
Ich denke, Dein Mann hatte, wie bei vielen Krebserkrankungen, keine so furchtbaren Schmerzen, dass er nicht mehr ein noch aus wusste. Da denkt man dann vielleicht an eine Unverträglichkeit, sensiblen Magen, was auch immer! Deswegen gehen die wenigstens überhaupt zum Arzt! Wieso hast DU es nicht bemerkt? Nein - wieso hat ER es nicht bemerkt. Aber auch ihm kann man doch keinen Vorwurf machen (vielleicht musst Du ihm dies verzeihen?? - Tut mir Leid, wenn ich mich jetzt irren sollte). Und wie oft ist es dann auch so, dass man zum Arzt geht und auch der denkt an nichts Böses und speist einen mit irgendwelchen Tabletten oder lapidaren Worten ab. Mit dem einzigen Unterschied, dass dann der Arzt Schuld ist.

Tja, nachdem, was wir alle so miterlebt haben, müssten wir wohl alle (ständig) wegen irgend einem mysteriösen Ziehen zum Arzt rennen und sofort auf einem Krebstest bestehen. Es ist doch wirklich eine so tückische Krankheit!

Nochmal - Du HAST keine Schuld am Schicksal, an der Bestimmung (heißt es nicht immer, die guten Menschen holt Gott zuerst? Jaja, mich trösten diese Allerweltssprüche auch nicht, aber sie bestätigen mich darin, dass mein Vater ein guter Mensch war!).
Auch, wenn ich selber diese Gefühle einfach nicht los werde.
Seit einiger Zeit habe ich angefangen von ihm zu träumen! Aber weißt Du was?? Immer wieder, dass er kurz vor seinem Tod ist, die Zeit, als er schwer krank war und ich überlege, WAS ich denn tun kann!!! Dann geht es ihm schlechter und ich bin außer mir, weil ich dieses oder jenes nicht doch lieber statt Diesem oder Jenem getan habe. Immer wieder.

Liebe Grüße
Tina

10.09.2002, 17:28
Liebe Tina,

ich weiß, daß dieses sich ständig im Kreis zu drehen immer um diesselben Fragen nicht hilft, aber Du siehst, wie Du im Ende Deines Briefes schreibst, selbst in Deinen Träumen "arbeitest" Du eine Art "Schuld"(?) ab.Natürlich sind wir nicht wirklich SCHULD, aber der Gedanken, den geliebten Menschen hätte retten zu können, wenn man nur....Siehst Du, schon wieder! Kannst Du Deine Gedanken abstellen? Wenn ja, verrate mir das Rezept!
Ich hätte eigentlich wirklich merken müssen, daß mein Mann krank ist. Ich habe selbst seit Jahren eine chronische Gastritis und hatte schon Zwölffingerdarmgeschwüre,- aber da fängt das "Geheimnis" an,- wenn es bei mir akut ist bekomme ich Schmerzen und muß aufhören zu essen. Mein Mann hat immer eine Menge gegessen(von seinem Kaffeekonsum ganz zu schweigen), hat dann zwar auch nachts über "Bauchschmerzen" geklagt...aber bei der "Fresserei"...da habe ich immer gesagt, was Wunder, hast Du mal überlegt, was Du heute alles gegessen hast! Dennoch, ich war immer besorgt um ihn (er war mein ganzes Leben), ich hätte ihn trotzdem zum Arzt schicken müssen.
Und Du hast Recht, ER hätte es auch merken müssen, aber entweder wollte er mir keine Sorgen machen oder er dachte, es geht schon wieder weg (er war nicht der große "Arztgeher".)Und doch, ich glaube richtig unbeschwert war seine Zeit nicht,- er MUß bemerkt haben, daß etwas nicht "stimmt"
Auch mit Deinem anderen Argument hast Du Recht, da ich von einigen von der Norm abweichenden Blutwerten wußte, habe ich ihn zum NÄCHTSbesten Arzt geschleppt, der uns dann (wie Du vermutet hast) mit: "das hat man schon mal" abgepeist hat.
Aber weißt Du, Schuld oder nicht, den geliebten Menschen dann so elend vor sich zu sehen, der sich sicher auch insgeheim gewünscht hat zum Arzt gegangen zu sein...der einen mit großen traurigen, verzweifelten Augen anschaut und sagt:"wir müssen etwas TUN"....Er war wie ein hilfloses Tierchen, ich hätte einfach ALLES getan aber ich hatte die "Macht" nicht.
Ich weiß, Du willst mich trösten und das ist sehr lieb von Dir.Andererseits gestehst Du ein, selbst (wie wir alle denke ich,- oder fast alle, die sich so engagiert haben)nicht frei zu sein von diesen Gedanken, die Dich auch in Deinen Träumen heimsuchen....
Wir Beide haben gekämpft für unsere Lieben,- es war ein unfairer Kampf-ganz alleine (denn bei uns haben die Ärzte nicht mitgeKÄMPFT) gegen einen unfairen Gegner.
Ja, mein Mann war auch ein guter Mensch,- für mich der BESTE,- aber auch die "Götter" sind neidisch...
Soll ich Dir jetzt sagen, Du sollst Dich nicht quälen,- auch nicht in Deinen Träumen? Würde das helfen? Wahrscheinlich nicht.
Ich denke stattdessen an Dich und verstehe Deine Gedanken und somit bist Du nicht alleine, vielleicht hilft es einfach ein wenig?
Ich danke Dir für Deinen lieben Brief und versuche Dir ein paar ruhige Nächte "zu schicken".
Alles Liebe, Nadine

10.09.2002, 20:00
Liebe Nadine,

am Anfang seiner Erkrankung habe ich mir auch Vorwürfe gemacht. Warum habe ich es nicht bemerkt? Aber es gibt keine Antworten auf Warum-Fragen.Als mein Mann zum Arzt ging war der Tumor schon so groß wie eine Orange. Damals haben mir die Ärzte gesagt: Nur noch ein paar Monate.Bei ihm wurden es 4 Jahre. Wie er das geschafft hat, weiß ich nicht.Eiserner Wille und absolutes Vertrauen in seine Onkologen.Mein Vertrauen war längst nicht so groß, aber das hab ich ihm nie gesagt.Er hat die Entscheidungen über seine Behandlung immer selber getroffen und ich hab ihn unterstützt.Wenn er was nicht wollte war das auch okay.Auch die homööphatische Behandlung war seine Entscheidung und das hat er auch durchgesetzt, Mistel, Vitamine Spurenelemente, Pulver und Kügelchen. Da die Kinder und ich schon lange bei einem anthroposophischen Arzt in Behandlung waren, wollte mein Mann es dann auch- zusätzlich.Er hatte übrigens auch Probleme mit Trombosen.Aber am Ende war seine Zeit einfach abgelaufen.Wie Tina schreibt-Schicksal.Sicher ich hab ihn noch lange gehabt, aber es war nicht nur eine schöne Zeit. Über die Hölle, durch die die ganze Familie gegangen ist kann ich immer noch nicht schreiben. Wir haben alle unsere Wunden davon getragen, besonders die Kinder, die manches einfach nicht verstehen konnten.

Sicher bin ich auch so egoistisch zu sagen: Ich will ihn wiederhaben.Aber auf der anderen Seite bin ich auch froh, dass er nicht mehr leiden muss.Und viele Träume und Pläne blieben trotzdem unerfüllt. Das tut weh.Die Zeit ist immer zu kurz.

Und was die Menschen angeht- ich hab auch viel positive Erfahrungen gemacht. Ganz alltägliche Hilfen bei den Kindern und im Haushalt. Mitlerweile bin ich in einer Selbsthilfegruppe für Witwen und oft auf der Homepage von verwitwet.de.Hilft mir beides sehr.Es hilft einfach auch zu sehen, dass das was wir durchleben völlig normal ist und das es dauert.Von daher habe ich die Hoffnung, dass es irgendwann erträglich wird auch wenn ich es mir manchmal selber kaum vorstellen kann.

Ja, Nadine ich bekomme Witwen- und Waisenrente.das reicht nur leider nicht. Von daher muss ich zumindest den halben Tag arbeiten.Donnerstag habe ich einen Termin beim Arbeitsamt. mal schaun was es bringt.

Liebe Grüße
Dagmar

10.09.2002, 20:32
Liebe Dagmar,

daß Du schreibst die Ärzte haben Deinem Mann auch nur ein paar Monate gegeben war bei uns ähnlich,-mir hatte man gesagt max. ein Jahr. Bei uns waren es nur sieben Monate und die Thrombosen waren so heftig, unter Anderem auch eine gefähliche Thrombose der oberen Hohlvene, während der mein Mann kaum die Puste hatte die Treppe zu steigen. Also von Lebensqualität oder Wünsche erfüllen war GAR nichts drin.Auch er hatte den eisernen Willen gesund zu werden, wie er immer sagte, aber den Kampf und das Aussuchen der Ärzte, die Gespräche etc hat er an mich "delegiert". Er wurde zum "Kind" dem man alles vorbereitet und bereits durchdiskutiert vorsetzen muß.Auch habe ich ihn versucht dazu zu bringen etwas für sein Immunsystem zu tun, was immer es da so gibt. Er wollte nicht und hatte leider die Unterstützung der Oberärztin, die sagte, das sei allesnur schädlich. Da stand ich nun mit MEINEN Wünschen und mußte zusehen, wie sein Immunsystem durch eine Chemo nach der anderen niedergeknüppelt wurde und die Blutwerte (Leber;Niere Thrombozyten etc) immer schlechter wurden.Keine Vitamine, Selen, Mistel oder was sonst auch,- NUR GIFT sprich Chemo!
Was hat Dein Mann an Chemo bekommen? Weißt Du das noch?
Ich gebe es zu ,ich "beneide" Euch um die vier Jahre auch wenn sie sicherlich hart waren. Wenigstens diese Zeit!!!
Aber Du hast Recht,- die Zeit ist immer zu kurz und ich täte wer weiß etwas um IHN wiederzuhaben. Ich habe eine gute (gläubige) Bekannte damit verschreckt, daß ich sagte, ich würde auch dem Teufel meine Seele verkaufen, wenn er mir hilft.Ich glaube, sie "kaut" heute noch daran. Dabei wollte ich nur zum Ausdruck bringen, wie wichtig mir mein Mann ist und wie ER FEHLT!!!!
Das was wir durchleben scheint normal zu sein, aber ich für meinen Teil glaube nicht, daß mich das noch "rettet".
Unser ganzes Leben, mit all dem was dranhing ist in Scherben. So etwas kann man nicht "kitten".
Sind denn Deine Kinder noch klein? Oder kannst Du sie schon mal eher alleine lassen. Mußt Du ja auch, wenn Du arbeiten gehst.
Meinst Du, Du findest wieder einen ähnlichen Job wie vorher?Ich wünsche es Dir sehr.
Du hörst Dich trotz der augenblicklichen Zusatzmisere heute doch viel zuversichtlicher an.
Ich wünsche Dir, daß es so bleibt.
Ich schicke Dir ganz liebe Grüße und drücke fest die Daumen für einen guten Job, Nadine

11.09.2002, 08:45
Liebe Nadine,

mein Mann hat zuerst Cisplatin und 5 FU bekommen.Er hat dann eine schwere Trombose gekriegt.Die Tumore sind weiter gewachsen, angeblich langsamer.Er bekam dann Nervenprobleme in den Beinen. Dann wurde gewechselt auf Taxol und Epirubicin. Sein Blutbild war schrecklich, und der Verlust der Haare hat ihn psychisch sehr belastet. Aber es ging ihm einigermaßen.Bei der letzten Untersuchung im Januar waren die Ärzte ganz zuversichtlich. Mein mann wollte dann Ende Januar unbedingt nach Lanzerote. Okay, habe ich organisiert. Kurz voher mußte er noch mal zur Blutkontrolle. Angeblich alles okay. Aber die Ärzte haben da schon eine beginnende Infektion vermutet- er sollte das durch den Hausarzt kontrollieren lassen. Hat er nicht gemacht und mir auch verschwiegen. Er wollte in Urlaub. Das hat mir lange zu schaffen gemacht. Warum hab ich es nicht bemerkt. Wenn er gleich behandelt worden wäre.....? Heute sage ich mir, es war seine Entscheidung. Er hat sie ganz bewusst getroffen und er war erwachsen. Ausserdem weiß ich auch nicht, ob es wirklich etwas geändert hätte.Manchmal denke ich heute es war seine Art sich von uns zu verabschieden- er hat etwas geahnt. Drei Tage nach dem Urlaub musste er ins Krankenhaus. Nach einer Woche hat er sich selbst entlassen und ich habe ihn sechs Wochen zu Hause gepflegt.Er konnte nicht mehr essen, wurde künstlich ernährt. Mein Mann hat immer leidenschaftlich gekocht, viel besser als ich, und dann künstliche Ernährung.Er hat unsagbar gelitten.Und die Blicke, von denen Du schreibst, die kenne ich auch- und seh sie heute noch.Was mich heute etwas tröstet ist die Tatsache, dass ich seinen größten Wunsch erfüllen konnte-zu Hause zu sterben.

Glaub mir Nadine, auch ich hätte dem Teufel meine Seele versprochen um ihn zu behalten.Es sollte nicht sein.Es war uns nicht vergönnt gemeinsam alt zu werden.Er kann nicht mehr miterleben, wie unsere Kinder erwachsen werden. Selbst den 18. Geburtstag unserer Ältesten mussten wir schon ohne ihn feiern.Meine Kleine ist übrigens 12.Es tut einfach nur weh.Wenn ich vollständige Familien sehe werde ich richtig neidisch. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte mal sorglos und zufrieden war- muss lange her sein.

Ich weiß nicht, ob ich einen ähnlichen Job bekomme. Eigentlich möchte ich lieber was anderes machen.Ich war eigentlich immer mit Leib und Seele Buchhändlerin, aber jetzt macht es keinen Spaß mehr.Ich werde mich um eine Umschulung bemühen in Richtung Büro und Datenverarbeitung.Morgen weiß ich vielleicht schon mehr.
Musst Du eigentlich arbeiten?

Liebe Nadine , Du bist durchaus in der Lage zu trösten- Deine Wärme, Dein Interesse sind Trost und Hilfe. Und ich bewunder Deine sehr einfühlsamen Worte, deinen Umgang mit anderen Betroffenen.

Grüße
Dagmar

11.09.2002, 11:13
Liebe Dagmar,

lieben Dank für Deinen Brief. Auch mir tun liebe Worte gut.
Ich bin entsetzlich einsam, aber das ist keine Einsamkeit, die andere Menschen oder Lebewesen füllen könnten,- die könnte NUR mein Mann füllen. Wir wollten jetzt gemeinsam unseren Ruhestand genießen und hatten uns Beide sehr darauf gefreut jetzt ständig beieinander zu sein.
Du schreibst, Du bist neidisch, wenn Du andere komplette Familien siehst,- mir geht es auch so bei älteren Paaren und gleichzeitig schäme ich mich,- ich bin normalerweise kein neidischer Mensch.Aber es tut so weh!
Bei meinem Mann war es von Anfang an so, daß er von der Diagnose an als hoffnunglos "abgestempelt" wurde und so hat man ihm diese ELF Therapie verordnet. Die Haare fielen aus (was für ihn auch furchtbar war, da er sehr volles Haar hatte) und ihm ging es nicht gut aber gebracht hat diese Chemo garnichts.Ich will Dich nicht mit allen Details langweilen,- jedenfalls hatten ihm andere Ärzte zu einer krasseren Chemo geraten, nämlich Platin mit 5FU etc. Die half dann auch etwas aber nicht sehr lang.Die Ärzte waren mehr als desinteressiert und ich habe trotz meines immensen Engagements keinen Arzt gefunden, der sich meinem Mann etwas intensiver gewidmet hätte.
Ich war sieben Monate fast täglich rund um die Uhr bei ihm, habe ihn wenn es notwendig war gepflegt (nach der Op,- da habe ich mich mit eingemietet, damit ich ihn selbst waschen konnte etc),- mein Mann war vorher nie krank und die Tatsache im Krankenhaus zu liegen und fremde Menschen an ihm "rumfummeln" zu lassen, war schon alleine ein Horror für ihn.Zwischen den Chemos war er zuhause, aber Lebensqualität hatte er nicht mehr (nicht das, was wir darunter verstehen). Er hatte ständig Schmerzen,- konnte wegen der Thrombosen entweder nicht gut laufen oder kaum atmen (obere Hohlvenenthrombose) und so war "sein Radius" mehr als eingeschränkt. Wie gerne wäre er nochmal in unser geliebtes Südfrankreich....
Die letzten vier Wochen habe ich ihn dann auch zuhause künstlich ernährt (auch ein Horror, den er immer mit großen Augen verfolgt,- er aß so gerne!!! Keine Truffes mehr, kein Kuchen,- einfach nichts..)
Wir sind dann noch einmal zu einer geplanten Chemo ins Krankenhaus gefahren (obwohl ICH schon nicht mehr wollte, er war derart schwach, aber mein Mann sagte, ER möcht zur Chemo,er möchte schließlich gesund werden!!!)und diese letzte Chemo hat ihm ,meiner Meinung nach, "den Rest" gegeben.Aufeinmal bekam er Wasser in den Beinen,- konnte sich von einem Tag zum Anderen nicht mehr selbst im Bett aufrichten etc.Dann fingen sie dort an ihn wie wild mit Antibiotika zu traktieren,- also muß da noch etwas gelaufen sein, das sie uns verschwiegen hatten....Als man mir mitten in der Nacht sagte er stirbt, habe ich alle Hebel in Bewegung gesetzt, mir einen Krankentransport organisiert und habe in nachts noch nach Hause bringen lassen. Wir haben uns immer versprochen, daß wir uns nie gegenseitig im Krankenhaus lassen "wenn etwas ist".Ich hätte ihn sowieso nie im Krankenhaus gelassen, auch als Pflegefall nicht.Er ist dann zuhause gestorben, noch an dem Tag als wir nachhause kamen,- ich weiß nicht einmal ob er überhaupt noch bemerkt hat, daß er zuhause war.
Ich bin selbst krank und habe manches Mal vor Erschöpfung nicht mehr gewußt, was ich machen soll,- aber die Liebe zu diesem gequälten Menschen verleiht einem in diesem Moment solche Kräfte, ich hätte es selbst nicht geglaubt.ER FEHLT MIR UNENDLICH!
Verzeih, daß ich Dir heute meinen ganzen "Seelenmüll" vor die Füße geworfen habe. Heute vor einem halben Jahr war unser letzter Tag und ich wußte tagsüber noch nicht, was mich nachts erwartet....

Ich finde Buchhändlerin ist ein wunderschöner Beruf , täte es Dir nicht leid ihn aufzugeben? Vielleicht findest Du den Einstieg wieder?
Ich denke, Deine Kinder haben jetzt auch eine schwere Zeit aber für sie werden die nächsten Jahre den großen Schmerz verdrängen. Aber was ist mit Dir? Ich selbst gehe an dem Verlust zu Grunde.

Ich muß nicht mehr arbeiten und das wäre bei meinem momentanen Gesundheitszustand auch nicht möglich.

Ich wünsche Dir, daß Du einen Job findest, der Dir wieder Zufriedenheit bringt und daß Du Deine Trauer und Deinen Schmerz besser in den Griff bekommst als ich,- schon Deiner Kinder wegen. Sie brauchen Dich!!!

Alles Liebe, Nadine

17.09.2002, 20:32
Hallo, ihr alle,

als ich den letzten Eintrag von Dagmar (Daggi) gelesen hatte, wollte ich soviel schreiben, hatte ich auch getan. Aber dann kam die Verbindung nicht zustande und alles war irgendwie weg. Ist schon doof, diese Technik, manchmal. Die Worte sind leider alle weg und ich war/bin die letzte Zeit auch ziemlich angespannt, dazu kam eine Magen-/Darmgrippe. Meinen Mann hats natürlich auch getroffen und er magert immer mehr ab. Diese Woche soll Untersuchung sein und danach möchte er entscheiden, ob die Tortur noch weiter geführt werden soll (die Chemo, meine ich).

Ich wollte eigentlich nur mal "hallo" sagen - banal, nicht? - und freue mich, wenn ich mich mit euch hier austauschen kann.

Danke, und gute Nacht!!!

A.B.

20.09.2002, 18:32
Liebe A.B.,

keine guten Nachrichten von Euch!!! Wie geht s Euch,- speziell Deinem Mann? Nicht so gut, wie ich lese.Ich drücke die Daumen für die Untersuchung und vor allen Dingen für die richtige Entscheidung!!!!
Wir warten auf Deine Nachrichten,- hoffentlich bessere!
Liebe Grüße, Nadine

13.11.2002, 18:03
An alle die ihr leidet,

Als ich eben Bettinas Erzählungen von ihrem Vater las, das mit Weihnachten und all das. Es spricht mir aus der Seele. Mich zereisst innerlicch die Vorstellung, dies könnte das letzte Weihnachten mit meinem Vater sein.
Zur Erklärung. Mein Vater ist 62 und hat ein Nierenzellenkarzinom. Sie haben es anfang Juli festgestellt. Er bekam schlecht Luft! Der Tumor hatte bereits Metastasen in der Lunge gebildet obwohl er nur zwei Zentimenter gross war.
Mein Papa ist ein starker Mensch. Selber Arzt und hat uns allen Mut gemacht erklärt wie alles jetzt systhematisch angegangen werden sollte.
Meine Mutter erzählt immer wieder was der Artzt,der den Krebs diagnostiziert hat als erstes gesagt hat.:" Es tut mir so unsagbar leid ihnen das sagen zu müssen..."
Weiterer Verlauf:
Zuerst wurde die Niere entfernt, hier gab es Komplikationen. Dann wurde die linke Lunge operiert 8 oder neun Metastasen und dann vor einem Monat die rechte Lunge. Wir hatten gehofft doch den ganzen Krebs rausschneiden zu können aber das war ein Trugschluss. Zum Zeitpunkt der letzten Lungenop war bereits klar, das noch eine Metastase im Oberschenkel ist. Diese sollte eigentlich jetzt rauskommen. Gestern war das Gespräch mit dem Artzt.. da erfuhren wir dann, was mein Vatere schon länger wußte. Zwei - Drei Metastasen in der Lunge, eine im anderen Oberschenkel, eine am Brustbein.
Wie sagt man jetzt:palliative Behandlung. Ich könnte schreien....
Kennt ihr das auch: jeden morgen oder auch irgendwann am Tag frägt man sich, ist das alles war? Nein das muss ein böser Traum sein. Das kann nichrt sein. Nicht mein Papa nein, nein, nein. Oh Gott ich kann mir gar nicht mehr vorstellen wie schön mein Leben war bevor dieser Krebs kam.
Jede nacht bitte ich von meiner Lebenszeit das zu nehmen, was meinem Vater geschenkt wird.

Diese Gradwanderung zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit kann einen so derart zerstören. Mir kommt es vor wie ein dunkler Schleier, der sich über mein Leben gelegt hat.
Manchmal wenn es ganz schlimm ist, die angst meinen Vater zu verlieren kann ich es körperllich spüren. Mein Herz tut so weh als drückte jemand es in seiner Faust zusammen , so dass es nicht mehr befreit schlagen kann.
Ich selbst bin 26 Jahre alt. Sollte eigentlich jeden Tag lernen. Ich habe in einem Jahr II.juristisches Staatsexamen. Kann mir jemand sagen wie ich das machen soll.

Ich liebe meinen Vater so sehr, ihr könnt euch nicht vorstellen wie und die angst ihn zu verlieren lähmt mich.
Das alles machtmich krank.
Wenn ich Eure Briefe lese muss ich regelmäßig weinen. Ihr sprecht mir so aus der Seele. All die , die ihr genauso leidet ich drücke Euch ganz fest ich bete für jeden von Euren Lieben.
Eure Julia

14.11.2002, 20:53
Liebe Julia,

ich finde mich in Deinen Worten wieder. Genau diese Ängste hatte ich auch letztes Jahr.
Es war leider unser letztes Weihnachtsfest und tief in meinem Innersten wußte ich es.

Mein Papi hatte Darmkrebs mit Leber- und Bauchfellmetastasen.

Letztes Jahr Heiligabend ging es ihm leider nicht sehr gut, obwohl er ein super leckeres Essen gezaubert hat. Ich habe dieses "letzte Weihnachtsfest" mit ihm sehr genossen und wußte es, das es wirklich das Letzte mit ihm war.

Ich habe auch immer geglaubt ich schaff das nicht, nie ohne meinen Papi, nun ist er schon seit 7 Monaten nicht mehr bei mir, ich habe mein Leben wieder im Griff.

Ich möchte Dir nicht die Mut nehmen, ganz im Gegenteil, KÄMPFEN UND HOFFEN lautet die Devise.

Ich möchte Dir einfach nur sagen, dass Du Deine Weg auch gehen wirst und das Dein Papi immer stolz auf Dich sein wird.

Geniesse jeden Moment, jede Minute, jede Sekunde und sag ihm immer wieder wie lieb Du ihn hast!!

Ich wünsche Euch aus tiefstem Herzen alles alles Liebe

JINNY

15.11.2002, 06:05
Liebe Julia,

auch bei uns wurden letztes Jahr einige "letzte" Feste zusammen gefeiert. Weihnachten hat mein Vater aber nicht mehr erlebt. Er hatte Darmkrebs mit Leber- und Knochenmetastasen.
Er ist Anfang Dezember gestorben. Als ich zum Beispiel im August Geburtstag hatte, wusste ich, es wird mein letzter Geburtstag mit ihm zusammen sein. ER wusste es auch. Ich habe ein Foto als Erinnerung, welches ich mir oft anschaue.
Deine Gefühle kann ich gut nachvollziehen, ich habe das auch alles erlebt. Was kann ich sonst dazu sagen? Ich denke, es gibt keinen Trost.

Sei lieb gegrüßt. Anja

15.11.2002, 14:58
Liebe Julia,
ich weiss, es ist sehr schwer (aber Du weisst ja, dass ich Dir diesen Tipp aus eigener Erfahrung gebe), versuche Dir in den schönen Momenten, die Ihr zusammen habt, möglichst nicht vorzustellen, dass alles bald zu Ende sein könnte. Du schreibst selbst, dass Dich die Angst lähmt. Wenn ich heute im Nachhinein etwas anders machen könnte, dann würde ich möglichst versuchen, die negativen Gedanken und Gefühle nicht vornewegzunehmen. Und vor allem: Eure Geschichte kann ganz anders verlaufen!!! Es haben viele verschiedene Faktoren dazu geführt, dass mein Vater nicht länger mit seiner Krankheit über-lebt hat. Gib die Hoffnung nicht auf. Alles Liebe für Dich und für Deinen Vater.
Bettina