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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Krebs ist wieder da und er will keine Behandlung


Scannie-L
24.11.2005, 23:23
Vor 2 Jahren bekam mein Mann (57) die Diagnose Blasenkrebs - die beiden Op`s und die Nachbehandlung hat er über sich ergehen lassen - dann sollte die nächste Nachuntersuchung kommen...
Ja und seither weigert er sich zum Arzt zu gehen. Sein Argument, wenn es sein muss - kommt er wieder - andernfalls nicht. Psychisch und körperlich hat er sich total verändert. Und er tut nichts für sich (nicht mal der Versuch das Rauchen aufzugeben - keine Bewegung ..) - von dem ohnehin kleinen Freundeskreis hat er
sich total zurück gezogen. Und ich komme auch überhaupt nicht mehr an ihn ran er blockt total ab.
Meine Bitten und auch die Termine beim Arzt die ich für ihn gemacht habe werden ignoriert.
Jetzt sind die Symptome wieder da - unübersehbar.
Und ich bin fast am durchdrehen (ich lasse es mir zwar nicht anmerken) - aber ich kann doch nicht tatenlos zu sehen, wie von einem "harmlosen" Krebs es in
rasenden Schritten dem Tod entgegen geht.

Was kann ich nur machen. Hat irgendjemand auch solche Erfahrungen gemacht. Und was kann ich noch machen? Ich steh einfach nur an der Wand.

Scannie

tine
25.11.2005, 08:43
Liebe Scannie,

es tut mir so leid für Dich und Deinen Mann. Ich kann gut verstehen, dass Dich das irre macht und Du darunter leidest, dass er nichts tut, um einen eventuell erneut aufgetretenen Krebs zumindest untersuchen lässt.

Du sagst, Du lässt Dir nichts anmerken, vielleicht solltest Du das aber tun? Wenn Dein Mann an Depressionen leidet, sind Deine Möglichkeiten wohl eingeschränkt, aber gibt es vielelicht andere Personen (Freunde, Familie), auf die er hören würde? Wichtig ist doch, dass er dringend zur Untersuchung geht, um das zu erreichen, hilft es manchmal, wenn jemand anderes ihm was sagt.

Ich denke, dass er große Angst hat und deshalb den Kopf in den Sand steckt. Aber gerade am Anfang wäre eine schnelle Untersuchung und mögliche Behandlung sehr wichtig. Und wenn Du es ihm nicht "beibringen" kannst, dann vielleicht andere? Hol Dir doch Hilfe bei Vertrauenspersonen von ihm. Vielleicht schafft Ihr es gemeinsam? Oder kann vielleicht der nehandelnde Arzt von ihm hier helfen, wenn Du mit ihm sprichst?

Es tut mir so leid und ich versteh Dich so gut, dass die Situation schwierig ist. Und ich wünschte, ich könnte Dir irgendwie helfen. Du liebst ihn und machst Dir deshalb Sorgen, und das sollte er begreifen.

Ich drück Dich mal ganz fest und wünsch Dir, dass Du es schaffst, bei Deinem Mann wieder das Vertrauen zu schaffen, dass er einsieht, dass es nicht richtig ist, das alles zu ignorieren und sofort etwas zu tun, allein wegen Dir und allen, die sich um ihn Sorgen machen.

Ich wünsch Dir viel Kraft dazu!
LG Tine

Thomas
25.11.2005, 10:28
Hallo Scannie,
immer wieder habe ich von Frauen gehört oder bin angesprochen worden, die mit ihrem Mann ähnliches erleben und irgendwie kann ich ja Deinen Mann verstehen, hat er doch sicher einiges mitgemacht. Wir Männer neigen halt leider oft zur Flucht/Verdrängung/Kopf in Sand und sind meist doch nicht die Helden....Von einem Mitglied unsere Männerkrebsselbsthilfegruppe weiß ich, dass Blasenkrebs wohl immer wieder zurückkehren kann, trotz Rauchen lebt er aber schon viele Jahre mit dieser Situation. Wie Du Deinen Mann aus seiner Resignation/Depression herausholen kannst, kann ich Dir nicht sagen. Ich denke dass es aber wichtig wäre, dass Du für Dich in dieser Situation Hilfe holtst. Das könnte z.B. eine Gesprächspsychotherapie sein in der Du Hilfe erhältst Deinen Weg in dieser Situation zu finden, ich könnte mir sogar vorstellen, dass Du in solchen Gesprächen etwas findest das Deinen Mann weiterbringt...
Denk mal drüber nach.
Ich wünsch Dir und Deinem Mann viel Kraft und Mut.
Thomas
P.S. Ein einigermaßen verständiger Hausarzt würde Dir eine solche Therapie problemlos auf Kassenrezept verschreiben.

MagicZauberFee
25.11.2005, 12:54
hallo liebe Scannie,

wenn ich Deine Geschichte lese dann denke ich einfach nur "mein Gott das kommt Dir ja so bekannt vor"..
erst mal einen lieben Drücker von mir ich weiß wie schwer das ist und ich kann Dich nur zu gut verstehen :pftroest:
Mein Freund hatte vor drei Jahren das erste mal die Diagnose, dann Chemos und Therapien bis zu diesem verflixten Frühling im Jahr 2005, er ging zur Nachsorgeuntersuchung, daß Ergebniss war niederschmetternd für ihn denn ich glaube er hat mit sowas nicht gerechnet........ok wieder wochenlange Behandlungen da war er noch relativ posstiv eingestellt (was mir zu diesem Zeitpunkt am meisten zu schaffen machte das er sich verschloss ich immer nur Bruchstücke erfuhr, ich weiß das er mich damit schonen will, aber das macht doch garkeinen Sinn :cry: )
Dann vor drei Wochen der absolute Schock.....es hatten sich Metas gebildet....zwei Tage waren die Hölle...er war völlig neben der Spur aber zu diesem Zeitpunkt redeten wir wenigstens...ich spürte seine Verzweiflung..seine Angst und ich hasse diesen Zustand des nichtstun zu können.
Seit her ist nichts mehr wie es war.....ich litt für mich er für sich....bei mir war es wirklich ganz schlimm das ich mich entschieden habe ärtztliche Hilfe in Anspruch zunehmen um wieder kraft zu tanken die ich dann an ihn weitergeben kann. Er weigert sich will keine Chemos mehr (aber letztendlich ist es seine Entscheidung ich kann nur an seiner Seite sein..ihn lieben)....aber wie soll ich es auch ausdrücken....ich will ihn nicht verlieren.
Er arbeitet den ganzen Tag meist 14 stunden...ich glaube das auch das nur ein verkriechen ist um nicht nachdenken zu müssen.
Wichtig ist das Dein Mann erfährt wie schlecht es Dir dabei geht..es ist ja auch Dein Leben...ich habe den Weg der Briefe gewählt dort kann ich alles zum Ausdruck bringen was mich bewegt..dort kann ich reden über meine Angst, über meine Verzweiflung......und er liest sie jedesmal und er hat mir versprochen noch mal genau drüber nachzudenken, was eine weitere Chemo betrifft.....das ist doch ein kleiner Lichtblick :)
Suche einen Weg Dich Deinem Mann mitzuteilen.........ich wünsche Euch von ganzen Herzen das ihr das schaffen werdet

Liebe Grüße :winke:

Scannie-L
29.11.2005, 21:56
Liebe Tine, Bea und Thomas,

vielen Dank für Eure lieben Zeilen.

Ich bin zwar noch keinen Schritt weiter,
aber ich bleibe am "Ball" ..

Scannie