PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Jch bin immer noch stark behindert


Rupert Denkinger
08.12.2005, 12:58
Mir wurde vor 6 Monaten der Magen entfernt. Danach hatte ich drei Lungenentzündungen. Dabei habe ich 21 Kilogramm abgenommen. Ich habe mich langsam an die neuen Umstände gewöhnt und nun durch einen Infekt einen neuen Rückschlag erlitten. Den größten Teil des Tages sitze ich oder liege ich immer noch im Bett. Das ist auch der Grund, daß ich mich im Forum selten melden kann. Jede größere körperliche Anstrengung schlägt mir sofort auf die Verdauung und verursacht Durchfälle. So bin ich am Üben, was ist möglich und was ist schädlich. Natürlich bin ich ungeduldig und oft depressiev, weil ich kaum Fortchritte erlebe. Seit meinem niedersten Gewicht von 56.2 kg., habe ich gerade mal zwei Kilo zugenommen. Wie sind andere Erfahrungen in dieser Hinsicht?

Peter H.
09.12.2005, 23:05
Hallo
Mir wurde vor 2 1/2 Jahren der Magen entfernt.
Eventuell kann ich aus meiner Erfahrung seit dieser Zeit ein paar nützliche Hinweise geben.
In diesen 2 1/2 Jahren habe ich über 6 kg zugenommen, dies war allerdings nicht leicht zu erreichen.
Ich halte mich beim Essen an einen gewissen Zeitplan:
Spätestens 1 Stunde nach der letzten Mahlzeit trinke ich etwas und beginne ca. 10 Minuten später mit dem Essen einer kleineren Portion. Dazu trinke ich nur sehr wenig.
Ich habe gelesen, daß durch zu große Aufnahme von Flüssigkeit während des Essens die Gefahr besteht, daß wegen des fehlenden Magens die Nahrung aus dem Dünndarm "gespült" wird und deshalb die Nährstoffe nicht aufgenommen werden können.
Außerdem wird mir leicht übel, wenn ich zum Essen zuviel trinke (wahrscheinlich tritt dann das sog. "Dumping" auf).
Zum Frühstück vertrage ich kein Fett, wie z.B. Butter und esse deshalb Müsli.

Bez. Durchfall habe ich den Eindruck, daß dieser hauptsächlich dann auftritt, wenn ich zu schnell gegessen habe und dabei zuwenig gekaut habe (der Magen, der normalerweise für eine weitere Zerkleinerung der Nahrung sorgt, fehlt ja leider).

Rückblickend kann ich sagen, daß es bei mir ca. 1 Jahr gedauert hat, bis sich alles etwas normalisiert hat (dauerndes Ziehen im Bauchraum, Schmerzen nach dem ersten Schluck beim Trinken usw.).

Ich hoffe, ich habe etwas weitergeholfen
Mfg
Peter H.

Christian S.
10.12.2005, 11:29
Hallo lieber Rupert und lieber Peter.


Nun ein Bericht von einem der seinen Magen schon seit neunzehn Monaten heraushat.
In erster Linie spielt die Einstellung eine ganz wichtige Rolle, dass Warten auf den Erfolg beschert den Misserfolg. Du darfst nicht denken dass es schnell rum geht und du nach sechs Monate schon wieder aussiehst und futtern kannst wie damals, nein dass wird nie mehr wieder so sein. Ich habe selbst nach 18 Monaten immer noch Probleme und weißt du was? Es ist mir egal denn ich habe keinen Krebs mehr. Allerdings können bei dir auch andere Probleme eine Ursache sein, denn vielleicht ist was mit dem neuen Magen nicht wirklich in Ordnung. Du solltest es noch einmal untersuchen lassen.
Es ist eine elend üble Zeit die wir da durch machen müssen, ein Kampf der wirklich mit nichts zu vergleichen ist. Aber es ist ein Kampf für uns und eine bessere Lebensqualität. Versuche weniger und öfter zu essen. Lies den Mestrom über Essen und Trinken nach Magenentfernung. Bleibe immer schön unter Beobachtung und tausche dich mit Menschen aus die Dir da helfen können. Du schaffst es wenn du nicht allzu verkrampft herangehst und zu sehr auf deine Reaktionen achtest. Es ist leider nicht zu ändern dass du Krebs hattest, du hast sogar viel Glück das du rechtzeitig operiert wurdest und du keine Chemo brauchst. Versuche mal Aloe Vera Saft, aus der Apotheke der, der hat mir sehr geholfen und ich hole mir ihn immer noch, er hat meine Verdauung wunderbar optimiert.

Lass die Finger von Zucker, ein Thema mit dem ich heute überhaupt nicht umgehen kann, ich vertrage ihn mittlerweile aber ich habe auch bemerkt dass ich dann nach einer Stunde wieder essen muss und er die Spätdumpingssymptomatik extrem verstärkt. Da lasse ich doch lieber die Finger davon.

Nun zum Thema Fett und Butter, Butter geht nun garnicht mehr bei mir und es ist auch gut so. Durch diese Konstruktion des neuen Magens, ist die Möglichkeit extrem eingeschränkt das die Nahrung mit Verdauungssäften vollständig durchgemengt wird. Es gibt Hilfsmittel dazu aber die sind problematisch, sie müssen verschrieben werden und es ist fraglich wie lange wir dieses noch auf Rezept bekommen werden, dank Ulla ist ja alles möglich.
Ich nehme nur noch Margerine und zwar die ohne gehärtete Fette, dass sind kurzkettigere Fettmoleküle und können somit besser aufgenommen werden.

Essen und Trinken geht überhaupt nicht mehr zusammen, dass ist richtig beschrieben worden, warum es nicht mehr geht. Es ist tatsächlich so dass die Nahrung zu schnell in den Dünndarm gespült wird und somit noch schlechter verdaut wird als sie es eh schon wird.
Essen und Trinken vertragen sich nicht mehr und haben sich eigentlich auch schon davor nicht vertragen. Denn im Magen fand nie eine Zerkleinerung der Nahrung statt sondern nur eine Vorverdauung und eine teilweise Aufspaltung von Fett und Aminosäuren, die Aufnahme von B12 durch die Magenschleimhaut und eine weitere Verdauung des Zuckers, die eigentliche Verdauung setzt im Dünndarm ein durch die hochätzenden Säfte der Galle und der Bauchspeicheldrüse.

Uns Magenlosen geht es eben anfangs sehr schlecht weil sich der erste Teil des Dünndarmes an das fast basische Klima gewöhnen muss. Deshalb ist es von ganz großem Nachteil dabei zu trinken und somit die Nahrung noch viel schneller und weiter in den Dünndarm zu spülen.

Ich hoffe ein wenig geholfen haben zu können.

Einen schönen dritten Advent und ein angenehmes Weihnachtsfest.

Christian S

biggis_de
10.12.2005, 14:10
Hallo zum dritten Advent,
meine Langzeiterfahrungen (7,5 Jahre ohne Magen) bestätigen den Beitrag von Christian. Auch ich muß immer noch Disziplin walten lassen. Auch heute gibt es bei mir keinen Dresdner Stollen und auch keine Krapfen oder Gegrilltes vom Weihnachtsmarkt. Habe mir aber leckere Plätzchen gebacken. Und der gute Kaffee mit doppelt Milch schmeckt auch noch.
Dafür kann ich aber locker shoppen gehen, kein MINI ist mir zu eng.
Freut euch auf das Weihnachtsfest und auf die Geschenke (ich liebe Geschenke). Habe zur REHA getöpfert und zu Hause gleich nach Möglichkeiten gesucht, diese neue Hobby fortzuführen.
Habe mich nach der REHA von vielem getrennt, was mich nicht weitergebracht hat und mich dafür mehr meinen Freunden zugewandt, die mir geholfen haben. Mit dem NEIN-SAGEN hatte ich so meine Probleme.

Habe auch schon locker Pläne für 2006 geschmiedet.
Vor allem viel mehr bewegen und weniger am PC sitzen.
tschüß Birgit :winke: :winke: :winke: