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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : la follia della realtà


Ylva
26.12.2005, 23:03
Vergänglich.

Alles im Leben ist vergänglich. Diese Erfahrung habe ich des öfteren gemacht. Sie ist bitter und tut unheimlich weh. Aber sie lässt einen auch "erwachen". Erwachen aus der Traumwelt, in der ich lebte. So danke ich zuerst den Personen, die mir weh getan haben, die gegangen sind und mir dadurch gezeigt haben, dass sie nicht das sind, wofür ich sie hielt.
Vergänglich ist die Liebe.
Die Freundschaft, Geld und auch das Leben. Erlebtes und Vergangenes ist ein Teil von jedem Menschen. Dadurch zeichnen wir uns aus, werden so wie wir sind. Ich trauere oft Vergangenem hinterher. In besonders schönen, glücklichen Momenten möchte ich die Zeit anhalten - für immer. Den Duft des Glückes einatmen und mich in ihm sonnen. Aber die Uhr des Lebens tickt unaufhörlich weiter. Immer weiter.
tick tack tick tack
Die Lebensuhr. Wieso erlebt man die schlimmen Stunden viel länger als die schönen? Aber ich denke auch, dass man durch negatives/positives Vergangenes lernt. Das ist in dem Moment nicht fassbar, aber später wird man sich dessen bewusst. So bekommt man zum Beispiel ein gutes Gespür für Menschen. Wenn man früher oft Schaden von Menschen zugefügt bekam, weiß man zumindest meistens schon anhand einzelner Verhaltensweisen, wie dieser Mensch dich behandeln wird. Aber mir reicht es nicht mehr, in meiner Vergangenheit mit meinen Erinnerungen zu leben. Ich will bestimme Gefühle und Momente nochmal erleben. Das mit den bestimmten Momenten erleben ist gar nicht so schwer, aber leider lassen sich die Gefühle nicht nocheinmal fühlen. Jeder Augenblick, jede Sekunde, jedes Wort ist vergänglich und setzt sich doch tief in dich hinein. Wie widersprüchlich und parodox. Und die Lebensuhr tickt unaufhaltsam weiter...
tick tack tick tack tick tack..

Ylva

Eifel
26.12.2005, 23:21
...wie wahr...
so ein schöner Text, Ylva !

Liz und Willy
26.12.2005, 23:26
Liebe Ylva

Wie recht du hast mit deinen so treffenden Worten.......

Danke dir für diese wunderschöne Zeilen der Zeit die wir nicht zum Stehen bringen können, um unaufhörlich weiter laufende Lebensuhr nur einen Moment anhalten zu können und die schönen, wertvollen und glücklichen Momente immer wieder zu spüren, zu erleben und beleben.

Leider geht es nicht, Und doch aus unserer Schatztruhe des herzens un dder Erinnerungen werden sie nie gelöscht und sind durch wenige, ja gar Bruchteil von Begebenheiten sofort wieder abrufbar und spürbar. So reicht eine Note einen Duft, ein Licht ein Ort etc. um alles wieder lebendig zu spüren.

Danke für deine Worte .....

Liebe Grüsse Liz und Willy im Doppelpäggli

Ylva
27.12.2005, 00:11
Hallo,
vielen dank für eure lieben worte.
es tut mir gut zu schreiben auch wenn ich oft nicht die passenden worte finde , für dass was ich fühle und beschreiben will.
wisst ihr,es ist so kompliziert etwas in worte zu fassen,auf papier zu bringen was eigentlich lebt.
Ich habe lange überlegt ob ich mir ein tagebuch anlegen soll.Jetzt habe ich diesen Schritt gewagt und bin froh darüber.
Und auch über eure worte die mir gut tun,die mir das gefühl geben das ich nicht ganz alleine bin..
denn die einsamkeit nimmt wieder überhand und legt ihren schwarzen mantel um mich...
Ihr lieben..ich wünsch euch viel kraft!! Ich weiss das ihr sie brauchen könnt.
Und dankt mir nicht für meine worte sind nicht nicht halb soviel wert wie eure!!!!

Ylva

Ylva
29.12.2005, 19:21
Tränen schmecken salzig..

Wann war das eigentlich mal anders?
Wie lange ist es her,dass ich meine Mutter das letzte mal lachen sehen habe?
Warum muss ich sie ständig weinend vorfinden?
Was macht der verdammte Krebs mit ihr?
Sie ist nicht mehr die,die sie mal war.
Wird es nie wieder sein. Der Krebs hat alles zerstört. Alles.
Ich weiss das sie sich aufgegeben hat.

Jedesmal wenn ich heimkomme,die Tüer aufschliesse oder in ihr Zimmer komme,sehe ich sie weinen oder sehe ihre roten, verquollenen Augen.
Es tut so weh.
Und da der Krebs niemand ist,dem ich weh tun kann,den ich hassen kann, den ich anschreien kann,lasse ich es an mir aus.
Vielleicht haette ich mehr für sie tun können,vielleicht haette ich sie mehr unterstützen muessen,vielleicht haette ich sie oefter im Krankenhaus besuchen sollen..nein nicht vielleicht,sogar ganz bestimmt.
Aber ich konnte nicht,ich konnte einfach nicht.

Und jetzt liegt sie in ihrem Zimmer auf ihrem Bett und weint..und hat mich weggeschickt.
Was soll ich denn machen?? Bitte sagt mir doch einfach was ich machen soll.
Ich fühle mich mit der Situation überfordert..ausserdem weiß ich wie der Krankheitsverlauf von Krebs sein kann,schliesslich arbeite ich im Krankenhaus.

Wenn ich nur was tun könnte,glaubt mir ich würde alles tun..alles...


Worte gleiten in Sekundenschnelle ueber deine Lippen und können alles zerstören.

manchmal habe ich das beduerfniss zu schreien und zu weinen und zu schreien so laut es geht.manchmal?eigentlich fast immer.egal wo ich bin.ob es in der s-bahn ist oder zuhause.so viele gedanken in meinem kopf,soviele Worte.worte.was sind worte?
Macht es einen sinn,worte auszusprechen?macht es einen unterschied ob ich sie mir denke oder sage?kommen sie an?Was machen sie? sie verwirren,zaubern ein lächeln aufs gesicht,machen traurig. aber was machen,wenn die worte nicht ankommen?oder wenn man sie nicht an sich heran läßt?

aber sie müssen raus.sie koennen nicht in meinem kopf bleiben.er ist voll,zuvoll.so das er schon fast wieder leer ist.

mir geht es zerissen,einsam,und auch lächelend.denn ich habe meine worte wieder gefunden.ich will schreiben und ich will meine worte mögen,sie verletzen manchmal aber nicht immer.
aber sie sind mir,sie sind das einzigste über das ich frei verfügen kann,ganz allein entscheiden kann,wann ich welches benutze und wie.ich habe die macht über meine worte.zumindest meistens.aber manchmal haben auch die worte die macht.und man ist machtlos.dann sagt man ein wort und will es gar nicht sagen,und schon ist es im umlauf und zerstört alles.kennt ihr das?was man mit einem kurzen satz anrichten kann?

worte sind für mich sehr viel.und während ich noch über den sinn,_meiner_ worte nachdenke,habe ich schon wieder einen Menschen ärgerlich gemacht.

Was sind Worte?

ylva

Ylva
04.01.2006, 18:04
Mein Weg


Man spürt selten, was Glück ist, aber man weiß meistens, was Glück war.

"Wer mein Schweigen nicht versteht, wird auch meine Worte nicht verstehen können."

"Irgendwann kommt immer dieser Moment. Der Punkt, an dem die Umkehr unmöglich wird, an dem klar ist, dass Weitergehen bedeutet, nie wieder zurückzukönnen."


Und so frage ich mich, wann ich diesen Punkt erreichen werde, wann es so weit sein wird, und ich spüre ein mulmiges Gefühl in der Magengegend, ich, die doch Angst vor allem hat, was neu ist. Ein Gemisch meiner Gefühle begibt sich auf eine Reise, eine Gedankenreise.

Denn auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt.

"Nichts bleibt bestehn, selbst dieser Augenblick ist jetzt schon vorbei."

Und ich sehe Bilder von früher, aus glücklichen, unbeschwerten Tagen..

"Es ist schlimm, erst dann zu merken, dass man keine freunde hat, wenn man wirklich einen braucht."

..sehe Menschen und Tiere, die mir die liebsten waren und jetzt einfach nicht mehr da sind..

"Verbunden mit jedem und doch allein."

..höre Stimmen, Wortfetzen fliegen mir entgegen, ich verstehe nicht alles, aber ich erkenne, dass es Worte von mir sind, Worte, die ich mal sagte, Worte, die einem so schnell über die Lippen gleiten und alles zerstören können, Worte, die in einer Sekunde für ewig trennen können, denn Worte - so flüchtig wie Schall und Rauch - haben Macht, mehr als du dir vorstellen kannst.

"Ich höre höhnisches Gelächter, wenn ich daran denke, wie ich war.."

..sehe alte Plätze, Gemäuer, Ruinen, wo ich früher gerne war, höre lautes Lachen aus allen Ecken, aus vollem Herzen und fröhlich, zuerst erkenne ich es nicht aber dann.. ja, dann merke ich, dass einst ich so lachte.. unbeschwert und frei.

"Wir sehnen uns nicht nach bestimmten Plätzen zurück, sondern nach den Gefühlen, die sie in uns auslösen."

..denke an meine Kindheit, an meine Eltern, deren Leben ich anfangs noch bereicherte, an die schönen Stunden im Garten unter der großen Birke..

"Weißt du noch, wie’s war?
Kinderzeit wunderbar,
die Welt ist bunt und schön
bis du irgendwann begreifst,
dass nicht jeder Abschied heißt
es gibt auch ein Wiedersehen."

..dann sehe ich mich über den Spielplatz nahe an unseres Hauses fliegen, laufen, neben mir meine Oma, eine alte Frau, das Gesicht gezeichnet vom Krieg. Auf einmal geht ein Ruck durch sie, ihr Gesicht wird zu einer verzerrten Maske, die Augen aufgerissen und weiß, ich stehe neben ihr, hilflos, gelähmt, ich war doch noch so klein, ich begriff nicht, dann fing ich an zu schreien und ich schrie noch als meine Oma mit dem Krankenwagen wegfuhr..

"Und diese Zeiten, in denen es dir schlecht geht, die werden nunmal leider immer wieder kommen."

..ich sehe mich glücklich mit Menschen, die mein Leben bereichern, sehe mich lachend und tanzend, damals, und ich frage mich fast wütend, warum es nicht mehr so ist.. dennoch

"Was getan ist, ist getan, was jetzt ist wird nie mehr so geschehen. Es geht kein Weg zurück."

..jemand sagte mal zu mir, ich müsse loslassen, wenn ich wieder leben möchte.

LOSLASSEN

Wie kann ich das kostbarste, das einzige, was ich noch habe - die Erinnerungen - loslassen?

Ylva

Ylva
04.01.2006, 23:39
Verdammnochmal,warum lassen sich Gedanken nicht wie lästige Insekten mit einer Handbewegung verscheuchen?
Nein,sie gehen einfach nicht weg.
Dabei würde ich so gerne mal abschalten.
Es ist ja nicht nur die belastende situation zu hause, die sorgen um mama und das wissen sie gehen zu lassen, es ist auch noch mein verkorkstes leben mit dem ich so unzufrieden bin.
und keine stütze,keine schulter zum anlehen, zum ausweinen.
leere.

ylva

Ylva
05.01.2006, 17:31
einerseits mache ich mir grosse sorgen um mama und will versuchen mit und fuer sie zu kaempfen und anderrerseits komm ich mit ihr nicht mehr klar.
wie paradox das ist.
aber sie hat sich so verändert und rastet schnell aus.
alles ist falsch was ich mache und so kommt ein wort zum anderen.
ist das normal?
Natürlich veraendert die krankheit den betroffenen und auch den angehörigen aber ist es auch bei anderen so das man mit dem "kranken" nicht mehr klarkommt?
Bin ich zu streng mit ihr? Bin ich zu unflexibel? Zu schlecht índem was ich tue?Helfe ich zu wenig? Was kann ich ändern? Kann ich etwas ändern?
Muss sie all meine worte auf die goldwaage legen?

Ylva

Ylva
05.01.2006, 18:26
ich koennte schreien,schreien,schreien und heulen und schreien. um all das nicht wieder an mir auszulassen (ich will doch endlich von dem schneiden wegkommen) schreibe ich. ich schreibe und schreibe,irgendwas.irgendwie. einfach schreiben.die leere in meinem kopf zu fuellen. mit worten die mir momentan so sinnlos erscheinen.
ich kenne das ja schon,habe momentan wieder eine richtig schlimme phase,aber auch diese wird vorbei gehen. irgendwann muss es doch bergauf gehen oder ?
ich schreibe so gerne, ich mag worte aber ich habe das gefuehl das ich nie die richtigen finde. weder beim schreiben noch bei reden. das ich nie das sage was ich will und das,wenn ich was sage es total verletzend ist.
worte koennen viel anrichten.
warum muss ich mich mit mama streiten?
Soll ich ueberhaupt noch nach hause kommen? Wenn ich ín L. bin geht es mir doch besser. Ja,ich fuehle mich einsam. mir fehlt mein hund,die katze,der pc und natürlich auch meine mama. aber zuhause ist es doch dann nicht schoen.
vielleicht bin ich der störfaktor.
klärende,offene gespraeche kann man mit mama nicht mehr fuehren.
meine guete es hat sich innerhalb der letzten eineinhalb jahre,seit der erkrankung so verdammt viel geaendert...
und doch lese ich so oft,das gearde die krankheit zusammengeschweisst hat usw.
warum kann das bei uns nicht so sein? Warum kann die scheiss krankheit nicht wenigstens ein gutes haben????

ich lese meinen beitrag und fuehle mich schlecht,weil es mir trotz allem noch banal erscheint was ich schreibe. und irgendwie zynisch.
denn ich habe meine mama noch,kann noch alles mit ihr machen mit ihr geniessen.mit ihr zusammen sein und tue es nicht obwohl ich es will.
merkt irgendjemand wie verzwickt und kompliziert das ist oder denkt ihr einfach das ich mich nicht so anstellen soll?
Genau das haben naemlich meine "freunde" gedacht,die sich langsam aber sicher seit der diganose krebs von mir distanziert haben. jetzt,heute steht mir nur noch eine person im realen leben zur seite. und auch sie vermeidet es ueber dieses thema zu reden. aber sie ist da.
ich will etwas sagen aber ich kann es nicht formulieren.
ich will etwas tun,etwas erreichen aber ich laufe auf der stelle.
ich will leben und ich will ich sein,aber ich habe keine kraft den weg zu ebnen.

Ylva

Ylva
06.01.2006, 01:05
so jetzt will ich mal versuchen meine gedanken zu ordnen.
ich will ganz vorne anfangen.

Ich bin ende august geboren,am letzten tag im august.jedes jahr an meinem geburstag erzaehlt meine mutter mir,dass es ein schöner,warmer,wolkenloser spätsommertag war.und so fing alles an.
wir wohnten und wohnen noch immer auf dem land.ich liebe das landleben auch wenn das viele in meinem alter nicht verstehen koennen.
ich bin mit meinem bruder,der zwei jahre juenger ist aufgewachsen und vielen kindern,die nicht mehr zu hause leben konnten,die meine mutter betreut hat.
es war eine schoene und zugleich anstrengende zeit. aber es war alles bunt und ich habe mir keine gedanken ueber das leben gemacht.ich musste sie mir nicht machen.ich hatte alles was ich wollte.und vorallem hatte ich geborgenheit,was ich damals nicht schaetzte inzwischen aber alles fuer geben wuerde.
ich habe ein islandpferd bekommen,wofuer ich meinen eltern sehr,sehr dankbar bin. auch wenn die finanziellen mittel immer geringer wurden ermöglichten sie mir doch,mein pferd zu behalten. mein pferd war oftmals der einzigste halt in zeiten in denen es mir schlecht ging.
meine kindheit war aus heutiger sicht betrachtet wirklich sehr schön. ich hatte alles wovon andere traeumen.
als ich nach der vierten klasse auf das gymnasium wechselte fingen die probleme an. ich war zu faul zum lernen,kam nicht mehr mit dem stoff hinterher und schrieb schlechte noten. als ich dann in die pubertaet kam wurde es noch schlimmer. ich war launisch,hatte stimmungsschwankungen und geriet immer mehr mit meiner mutter aneinander. es gab tage da flogen wirklich die fetzen. ich liess mich haengen,hatte keine motivation mehr, für nichts. es kam wie es kommen musste und ich musste das gymnasium verlassen und wechselte auf die realschule. dort ging es mir wieder besser. in der zehnten klasse,ich hatte gerade die mündliche abschlussprüfung mit zwei bestanden und war glücklich und stolz auf mich bemerkte ich,dass meine mutter sich komisch verhielt. ich weiss es noch wie heute obwohl es nun fast zwei jahre her ist...wir mussten mit meinem hund zum tierarzt.wir sassen im wartezimmer und ich sprach meine mutter drauf an warum sie sich in den letzten tagen so komisch verhielt.sie schaute mich traurig an und der satz der dann kam,riss mir den boden unter den fuessen weg. " Ich habe einen knoten in der brust ylva" sagte sie. bevor ich etwas erwiedern konnte wurden wir zum arzt gerufen. ich musste mich sehr zusammenreissen um nicht loszuweinen.meine mutter.einen knoten in der brust.was bedeutet das jetzt? Als wir dann im Auto sassen erklaerte sie mir,dass weitere untersuchungen bevor stehen und dort dann,mit hilfe einer gebwebsprobe festgestzellt werden kann ob der tumor gut oder bösartig ist.natürlich ist er gutartig ermutigte ich mich und meine mutter. aber glaubte ich wirklich daran?Ich kann es nicht mehr sagen,ich glaube ich wollte es nicht wahrhaben.es war das erstemal seit langem,dass ich wieder betete.
ein paar tage danach fuhr meine mutter ins krankenhaus um das ergebniss abzuholen.ich wartete zuhause.mir schossen viele gedanken durch den kopf aber ich sagte mir immer und immer wieder das meine mutter keinen krebs hat.
auch an diesen tag kann ich mich ganz genau erinnern. um 15 uhr kam sie nachhause.mit meinem vater zusammen,er hatte sie begeleitet.ich rannte zur tür.ich blickte in ihre gesichter.ich sah ihre verweinten augen,die traenen die meiner mutter ueber die wangen liefen,den müden ausdruck in ihren augen und die angst.und bei meinem vater sah ich das pure entsetzen.meine mutter hatte also krebs.brustkrebs.warum wurde ich nicht ohnmaechtig?Warum stand ich noch? Im fernseh fallen sie dann doch immer um? Warum konnte ich noch denken? Wir gingen ins wohnzimmer. wir weinten.meine mutter erzaehlte das der tumor bösaartig ist und acht cm gross.acht zentimeter!!Sie sprach von einer chemotherapie,einer op und weinte.ich hörte chemotherapie,dachte an kahlköpfige menschen die furchtbar aussahen und denen es schlecht ging. chemotherapie...,aber ich weiss nicht ob ich das mache - das hat doch alles keinen sinn. hoerte ich meine mutter sagen. nichtmal kaempfen wollte sie? Gleich aufgeben ohne etwas zu versuchen? Ich hielt es nicht mehr aus und lief in mein Zimmer. Ich weinte und weinte. Dann rief ich meine angeblich beste freundin an und erzaehlte ihr wirr und ohne zusammenhang das meine mutter krebs hat. sie reagierte wie ich heute finde kalt. aber vielleicht war es auch einfach eine situation mit der sie nicht umgehen konnte.
die tage die dann kamen,waren die hoelle.meine mutter weinte ununterbrochen,geisterte nachts durchs haus,weinte,wollte nicht mehr lieben.sie war nicht mehr siie selber..ich musste sie einmal im haus einsperren weil sie drohte sich im auto zu vergasen.
dann begann die chemo.mama vertrug die chemo sehr schlecht.sie erbrach,die leukos fielen in den keller und sie verlor ihre haare. es war furchtbar sie so zu sehen.und auch sie kam damit nicht klar. in dieser zeit fing meine ausbildung an und ich musste ausziehen. es war eine schlimme situation fuer mich aber ich musste es machen.
wisst ihr wie ich mich gefuehlt habe????
nach der chemo,die dann endlich vorbei war,kam die op.zuerst hiess es brusterhaltend dann wurde sie doch abgenommen. auch das war sehr schwer fuer meine mutter...
es folgte die bestrahlung,die sie zwar schwach und muede machte aber nicht so schlimm wie die chemo war.

ich kann nicht weiter schreiben.

Ylva
06.01.2006, 11:21
...sooft ich heim konnte war ich bei mama.während der chemo lag sie meistens im bett in ihrem zimmer.ich lag oft stundenlang bei ihr.das pferd und die angeblichen freunde mussten etwas kuerzer treten.das pferd nahms mir nicht uebel,die angeblichen freunde schon.sie distanzierten sich von mir - langsam aber sicher.bis heute.heute ist nur noch eine freundin da.
die haare von mama wuchsen wieder,sie hatte nur noch selten phasen in denen sie schrie und weinte und n icht mehr leben wollte (wobei ich ja nicht weiss was sie macht wenn ich nicht zuhause bin)
ihr fiel es schwer,nicht arbeiten gehen zu koennen.sie war immer ein arbeitstier,ging in ihrer arbeit auf.warum mama?
Die erste nachsorge untersuchung.ich hatte eine wahnsinnige angst.
ich sass in der schule und beklam die sms von mama " alles ok,nichts neues,mache mir jetzt mit papa einen schoenen tag in der stadt" mitten im unterricht fing ich an zu weinen,weil ich so erleichtert war.weil ich mich so sehr fuer mama freute. endlich mal eine gute nachrricht.
und jetzt heisst es warten und hoffen und bangen bis zur naechsten nachsorge untersuchung.

der krebs hat unser leben veraendert,von einem tag auf den anderen.der krebs hat und veraendert. er hat uns gepraegt und es wird nie vorbei sein.
wie kann ich meine gefuehle beschreiben?

Ylva
07.01.2006, 11:36
heute geht es mir ganz gut.
ich habe es gestern abend endlich mal geschafft abzuschalten,den krebs und alles andere aussen vor zu lassen und habe mir mit einer guten bekannten einen schoenen abend gemacht. zwar zuhause aber das mit dem weggehen schaffe ich auch noch irgendwann.nur noch nicht jetzt.
ich merke,dass ich jetzt schon wieder ein bisschen ins gruebeln komme aber insgesamt geht es mir besser als die letzten tage.
auch mama ist optimistischer und lacht oefters (ich hoffe ich mache mir nichts vor)
trotzdem lassen sich die anderen gedanken nicht vertreiben.

Gedanken losschicken.
Auf eine Reise ohne Ziel.
Gedanken einfangen - zu spät.
Ein Wort ,
binnen weniger Sekunden
kommt es über unser Lippen .
Ein unscheinbares Wort
kann soviel zerstören.
[©ylva ´05]

Ylva
07.01.2006, 12:25
nein,nein,nein es ist nicht alles gut.
der beste beweis dafuer das die laune von einer sekunde auf die andere kippen kann bin ich selber.
irgendwie finde ich es ja auch furchtbar laecherlich,was ich schreibe,was mich beschaefftigt,wie ich im selbstmitleid versinke wenn ich lese was andere durchmachen.da kommt mir mein leben ja gradezu banal vor.
aber es beschaefftigt mich und es macht mich fertig und ich habe angst. ich weiss nicht was mit mir los ist.
ich hatte eben schon wieder eine auseinandersetzung mit meiner mutter.
und genau DAS ist das was mich so zerreisst.
ich sollte gar nicht mehr nach hause fahren,dann gibt es keine auseinandersetzungen,keinen streit keine traenen ABER dann habe ich das gefuehl sie im stich zu lassen.dann denke ich das ich nicht fuer sie da bin und das ich das spaeter bitter bereuen werde,naemlich dann wenn es zu spaet ist.
aber zuhause klappt es mit uns beiden eben auch nicht.
meine mutter ist unzufrieden mit ihrem leben,hat schwer zu kaempfen mit ihrer erkrankung obwohl es doch gute prognosen gab schoepft sie nicht eine sekunde lang hoffnung. und ich,ich bin gestresst von der arbeit im krankenhaus,von einigen patienten und betroffen von einigen schicksaelen und will einfach meine ruehe haben.und das klappt irgendwie nicht.
ist nicht mehr heimkommen dann der bessere weg?
Ich weiss es nicht.
Ich habe mich auch nicht im Griff,ein falsches Wort zu mir und ich werde laut und verletzend.
ich weiss das mama nicht mehr so belastbar ist und das kann ich auch nachvollziehen,nachdem sich ihr leben um 180 grad gewendet hat und sie von einer selbststaendigen lebenslustigen frau zur schwerkranken inzwischen mit behinderung,frau wurde.ich weiss das,ich weiss das alles.und ich bewundere meine mutter dafuer wie sie alles trotz der krankheit meistert.aber in manchen momenten kann ich einfach nicht mehr klar denken.


geh bitte geh
lass mich
geh einfach weg
wo bist du ?
du hast mich alleine gelassen
wie konntest du nur ?
geh bitte geh
lass mich
du läßt mich im stich
es tut mir weh
warum ?
geh bitte geh
[©ylva ´05]

Ylva
08.01.2006, 12:09
Gestern doch noch ein wenig zuversichtlich gewesen das es langsam aber sich bergauf geht ist meine stimmung heute wieder gleich null.
Es gibt nichtmal einen bestimmten grund,es ist diese schwermut die sich wie ein dunkler schleier um mich legt.
ich habe keine lust wieder wegzufahren. will bei meiner mutter sein und in meiner eigenen welt. will traeumen duerfen und in der vergangenheit leben.
manchmal frage ich mich,ob es nicht bessere waere alles hinzuschmeissen. vielleicht bin ich zu sensibel fuer den beruf? gerade jetzt. mir gehen einige patienten nicht aus dem kopf und das obwohl ich doch abschalten sollte.
wird mama auch so enden?
Ich darf mich das nicht fragen.
ich muss weiter machen koste es was es wolle.
ich darf nicht schwach sein.
mein leben ist momentan eine einzige katastrophe.unstrukturiert undaufgeraeumt und durcheinander.genauso fuehle ich mich auch.
und im mittelpunkt die angst.
der einzigste halt in meinem leben sind derzeit die worte.sie sind gefuegig und lassen alles mitsich machen.

wenn ich wiedergeboren werde, dann moechte ich ein stein sein oder ein wassertropfen - oder ein wort. wenn das geht. ich moechte geduldig sein und jahre als sekunden empfinden, ein teil der welt sein, der sich fuegt, immer im kreis und dabei wissen, dass es gut ist. Oder ich moechte macht haben, schoene macht. als wort koennte man so vieles tun, schoenes und weniger schoenes, aber man haette leider keine kontrolle, weil die menschen einem noch eine betonung hinzufuegen, ironie vielleicht, das macht die worte wahnsinnig. ich glaube, ich werde alles. die welt hat tausend augen und ich moechte durch alle sehen koennen. aus den augen des weges, der den schuh nur von unten sieht und aus denen des adlers, für den die welt ein flickenteppich ist, auch aus den ewigen augen des wassers oder der luft. Ich moechte erleben, was es ist, eingeatmet zu werden und ausgesprochen, ich moechte getraeumt werden und beruehrt, ich waere gerne alles.

Ylva
08.01.2006, 17:43
habe mir heute noch einen schoenen tag mit meinem pferd gemacht und muss jetzt langsam meine sachen packen und richtung fremde fahren.
das ich unmotiviert bin und keine lust habe,habe ich sicherlich schoen oefters erwaehnt.wenn es ohne konsequenz waere wuerde ich alles hinschmeissen.
die zeit im wohnheim ist bedrueckend und ich weiß nicht,wann ich das naechste mal heimfahren kann.
das schreiben wird mir fehlen (denn dort kann ich nicht schreiben,die atmosphaere ist die falsche)
ich hoffe das ich nicht voellig untergehe und man mir meine schwaeche nicht anmerkt. das wuerde mir gerade noch fehlen.
mir graut es schon jetzt vor dem autofahren.
dir liebe mutti wuensch ich alles,alles gute fuer morgen und ich weiß das esjetzt bergauf geht. wenn es jemand verdient hat dann du.
sei stark.

Ylva
19.01.2006, 16:57
es kommt mir wie eine halbe ewigkeit vor,seit ich das letzte mal geschrieben habe und doch gingen die tage quaelend langsam rum.
ich war im wohnheim,habe gerabeitet,gelernt und gearbeitet. es kommt mir vor als bestuende mein leben nur noch aus arbeit und lernen. ich bin unmotiviert und unausgeglichen. ich habe dauerhaft schlechte laune und lasse sie an den menschen aus die mir nahe stehen. ich versuche schon allen aus dem weg zu gehen,damit sie meine laune nicht abbekommen - aber wie geht man sich selber aus dem weg?
Am Montag & Dienstag sind die schriftl. Pruefungen. Ich habe gelernt (niocht soviel wie ich haette lernen muessen aber ich habe gelernt) und dennoch habe ich das gefuehl nichts,wirklich nichts zu koennen,staendig schweifen meine gedanken ab,staendig vergesse ich wichtige schluesselwoerter.
eigentlich wollte ich nicht nach hause fahren,weil ich da kaum zum lernen komme (computer,pferd,family ;)) aber ich habe es im wohnheim nicht mehr ausgehalten. die leute dort sind lieb und nett aber tageintagaus die selben gesichter...das war zuviel.
aber es ist wie befuerchtet,in die buecher habe ich bis jetzt noch nicht geguckt und die zeit rennt.
manchmal moechte ich gerne alles hinschmeissen,weil es mir zuviel wird, weil die krankheiten mein leben bestimmten, weil es auf station nicht immer einfach ist, weil die lernerei mir zuviel wird. aber es ist der beruf den ich machen moechte,ich liebe es und ich gehe darin auf. und ich fuehle mich meiner mutter sehr nahe dadurch...
ich hoffe es geht bald wieder bergauf. die naechsten monate habe ich viel nachtdienst - ich freue mich drauf.

noch ein grund warum ich heute heimgefahren bin,ist die untersuchung meiner mutter.
und wieder warten. und wieder angst. und wieder kommen die alten gefuehle zum vorschein.
ich war noch immer nicht bei der pflegedienstleitung. warum kann ich nicht mal ueber meinen eigenen schatten springen? Mehr als nein sagen kann selbst er nicht.
meine mutter moechte doch so gerne wieder im krankenhaus arbeiten,als aushilfe. ich muss mich endlich ueberwinden. diese verdammte schuechternheit,die mir schon so manche chancen genommen hat.

Ylva
20.01.2006, 00:08
Ich muss einfach nochmal schreiben,ich habe es so vermisst. Worte zu Papier bringen hat auch seinen Reiz aber irgendwie bin ich dazu nicht in der Lage. Warum faellt tippen mir leichter? Frueher habe ich viel und gerne in Tagebuecher geschrieben. Richtig schoene dicke,mit schoenem Einband.

Zwischen Wahnsinn und Vernunft - das ist der Zustand in dem ich mich gerade befinde, mal naeher an dem Wahnsinn, mal naeher an der Vernunft. Und seitdem ich Kind bin, fuerchte ich mich davor, eines Tages die Grenze zu überschreiten und mich in der Macht des Wahnsinns zu verlieren, mir darueber bewusst zu sein, und den steinigen Weg in das Licht nie mehr zu finden, weil ich gefesselt an Gitterstaeben in der Einsamkeit gefangen gehalten werde. Gefangen von mir selber, beherrscht von meinen Gedanken, die meinen Koerper gesprengt haben und nicht mehr zu fassen sind, weil sie fluechten wollen und es doch nicht koennen, sind sie doch an mir gebunden.

ich hasse das mitleid der menschen gepaart mit ihrem allgegenwaertigen unverstaendnis, ich kann das nicht mehr. wie soll ich mit euch umgehen wenn ich weiss das ihr es sowiso falsch auffassen werdet? wie soll ich mit der gewissheit leben dass ich euch verletzen werde? weil es numal immer so ist.
ein lieber mensch hat mir heute gesagt ich solle nicht zu streng zu mir sein - aber woher weiss ich was richtig und was falsch ? Woher weiss ich,welchen Weg ich gehen soll?

Lange nicht mehr so lange unter der Dusche gestanden... einfach dagestanden... die Augen nicht mehr aufgekriegt und das Wasser über das Gesicht laufen lassen... immer Weiter und weiter...
Die Realitaet tut weh, wenn man die Augen wieder aufmacht... sie sticht, brennt, man will wieder zurück...
Aber wisst ihr was ? Ich werde nicht aufgeben..
Ich nicht. Nicht heute.Nicht hier. Und nicht jetzt.

Ich werde auch nicht aufgeben meine Mutter aufzumuntern - auch wenn sie momentan nichts davon wissen will, so weiss ich dann doch wenigstens das ich es versucht habe. Sie ist ziemlich fertig,weil sie sich morgen die Brustprothese abholen muss. Wir haben nur einmal darueber geredet aber ich glaube ueber einen Wiederaufbau denkt sie nicht nach. Ich hoffe das sie die prothese akzeptieren kann.
Ich sollte auch langsam mal zum Gynaekologen gehen...aber die Angst laesst es nicht zu,ich schiebe es beiseite und sage mir...irgendwann..

Ich darf nicht immer nur grau sehen, ich muss auch die Farben durchlassen.
Ich werde mich auch auf den Sommer freuen und auf alles was sonst nocht kommt.
Trotz fehlender Motivation und eher schlechter Laune will ich das beste daraus machen und meine Worte klingen doch schon ganz zuversichtlich oder ?
Wenn ich das jetzt noch umsetzen kann, kann ich wirklich zufrieden sein.
Ich moechte mir ein Beispiel nehmen,an all den Menschen hier im KK die weitaus mit schlimmeren Schicksalen leben muessen als ich und die trotz all dem noch Hoffnung verbreiten und liebe Worte finden.

Ja,ich denke mit diesem Gedanken werde ich ins Bett gehen.

Ylva
20.01.2006, 17:07
Heute fuehl ich mich nicht in der Lage meine Gedanken zu ordnen und aufzuschreiben.
Nur soviel,meine Mutter hat den Zuschuss fuer eine neue Prothese bekommen und die Rente wird sehr warscheinlich auch bewilligt.
Das waere wirklich eine große Erleichterung.

Diese "Elfechen" habe ich August 04 geschrieben


Tränen
schmecken salzig
und erinnern mich
ans meer
tränenmeer

glück einatmen
tief in sich verschliessen
nicht mehr rauslassen
stopft das loch

Gleich muss ich los, Lerrntreff :rolleyes:

Ylva

Ylva
21.01.2006, 01:01
Liebe Mami,

Im Juni werden es zwei Jahre Jahre seit du die Diagnose Brustkrebs bekommen hast.Vielleicht werde ich dir diesen Brief dann geben,vielleicht auch nicht.
Aber Mami ich moechte dir sagen das ich stolz bin deine Tochter zu sein und das du eine wunderbare Mutter warst,bist und immer sein wirst.
Natuerlich frage ich mich,warum es ausgerechnet dich treffen musste - warum der Mensch der mir am naehsten steht und warum der Mensch der nie grosse Ansprueche hatte. Ich weiss das ich es nicht hinterfragen sollte und ich versuche auch den Gedanken beiseite zu schieben aber das geklingt mir nicht immer.
Du hast immer alles so hingekommen wie es kam und das beste daraus gemacht. Du hast deine Oma jahrelang gepflegt und dich fuer sie aufgeopfert,du hast mir versichtert das es nicht meine Schuld war das sie den Schlaganfall bekommen hat. Du hast dich um alles gekuemmert was mir zuviel wurde. Du hast mich so genommen wie ich bin (das kann ich von sonst niemandem sagen)
Ja,es gab viel Streit und ich war,glaube ich,nicht wirklich einfach und ich wuensche mir manchmal ich haette einige Dinge nicht gesagt und nicht getan.
Aber du warst immer fuer mich da.
Du hast mir mein Pferd ermoeglicht, meinen Hund und mich auf den richtigen Weg geschubst auch wenn ich das damals nicht geglaubt habe.
Ich bin so stolz auf dich Mama.
Leider fing der ganze Mist dann an.
Ich hatte furchtbare Angst um dich als du an GBS erkrankt bist.
Als ich dich auf der Intensivstation besuchen kam war ich so erschrocken,ich hatte panische Angst um Dich. Du warst voellig hilflos weil du dich nicht mehr bewegen konntest. Es war wie ein kleines Wunder,dass du so gute Fortschritte gemacht hast und sich alles zurueckgebildet hat. Ich war so unheimlich gluecklich und lernte endlich zu schaetzen was mir nie bewusst war.
Nach endlos langen Krankenhausaufentahlten und Rehas warst du endlich wieder zu Hause. Du wolltest dich langsam wieder auf das Arbeiten vorbereiten und hattest Plaene. Du warst wieder lebensfroh.
Und dann kam der Krebs. Du wolltest aufgeben Mama.
Du hast dann doch die Chemo gemacht und es oftmals wegen den Nebenwirkungen bereuht. Tagelang lagst du im Bett und konntest nicht aufstehen. Dann fielen dir die Haare aus. Es war ganz schoen komisch,meine Mama ohne Haare aber man gewoehnt sich an alles und es war mal was anderes ;). Ich weiss noch wie die ploetzlich ganz viele Muetzen geschenkt bekommen hast - aber du hast nur unsre aufgezogen. Die du und ich zusammen gehaegelt haben. Wir waren auch zusammen die Perruecke aussuchen,sie war schoen aber du mochtest sie nicht gerne. Jetzt liegt sie ganz hinten in deinem Schrank und wir hoffen alle das du sie nie,nie wieder brauchst.Waehrend deiner Chemo bin ich geflohen,weil ich von alldem erdrueckt worden bin. ich weiss nicht ob du es feige fandest oder ob du das gefuehlt hattest das ich dich im stich gelassen habe - du hast es dir jedenfalls nicht anmerken lassen und mich darin bestaerkt. Die Zeit in Island hat mir sehr gut getan und ich konnte neue Kraft tanken. Gerne haette ich dich mitgenommen - ja ich glaube du waerst auch von diesem Land faszieniert und verzaubert gewesen. Du weisst ja,dass wir irgendwann gemeinsam hinfliegen werden :)
Nach vielen tiefen und wenigen hoehen der chemo, da du wegen den niedrigen leukos oft stationaer bleiben musstest,hattest du auch das endlich hinter dir.
Aber es gab keine Verschnaufspause. Wieder ein Krankenhausaufenthalt. Zuerst war nicht klar ob brusterhaltend operiert werden kann - aber wie sich schnell rausstellte konnte es das nicht. Wieder ein schwerer Schlag fuer Dich.
Waehrend der OP musste ich arbeiten - ich war ein Roboter,tat alles mechanisch. Und dann der Anruf von Papa "Es ist alles gut".
Ich habe vor Glueck geweint Mama. Endlich konnte ich auch mit dir sprechen. War das schoen deine Stimme zu hoeren.
Rueckblickend weiss ich,dass ich dich viel zu selten im Kh besucht habe. Es tut mir so leid...,aber ich habe es nicht ertragen koennen...
Dann warst du endlich wieder zu Hause. Als die Bestrahlung rum war - waren wir alle sehr erleichtert. Du warst dann zur Reha und ich habe dich wahnsinnig vermisst. Aber ich glaube die Zeit hat dir sehr gut getan!
Und dann flog die Zeit nur so dahin und schon war die erste Nachsorgeuntersuchung...
Ich weiss wie gross meine Angst war,wie muss es dir wohl ergangen sein?
Als deine sms kam "Alles gut,Papa und ich gehen jetzt noch shoppen :)"
Musste ich wieder weinen.

Liebe Mama wir werden weiter kaempfen. Egal was noch kommt.
Ich hoffe ich kann dir eine kleine Stuetze sein,denn das ist dass was ich moechte. Du sollst auch grund haben auf mich stolz zu sein.

Ylva

Ylva
22.01.2006, 01:35
Es tut so gut zu schreiben.Endlich mal alle Gedanken und Gefuehle in Worte formen,endlich mal das sagen bzw. schreiben was in mir brodelt.
Im reden war und bin ich nicht gut. Leider,oft wuensche ich mir mehr wortgewandheit und mehr Ausdruck..

Mama hatte heute gute Laune und ich konnte mich endlich mal wieder laenger mit ihr unterhalten. Sie unterstuetzt mich wirklich wo sie nur kann und eigentlich sollte ich diejenige sein die ihr Kraft gibt und nicht andersrum.
ich hab momentan das gefuehl,dass die zeit davon rennt und ich genau darin meine zeit verschwende was eigentlich nicht wichtig ist.

morgen muss ich wieder ins wohnheim und das schreiben wird mir fehlen.und die naehe zu meiner mutter und den tieren. ich spuere wie gut mir das tut und wieviel kraft sie mir geben mit ihrer blossen anwesenheit.
ich aergere mich oft darueber das ich das nicht auchmal so sagen kann.
ich glaube meine mutter weiss gar nicht wieviel sie mir bedeutet...

ylva

Ylva
24.01.2006, 21:16
Die schriftlichen Pruefungen habe ich hinter mich gebracht..
Ich denke sie sind alles andere als gut ausgefallen..ich hatte einfach zuviel im Kopf und ach ich weiß auch nicht..vielleicht haette ich einfach mehr lernen sollen...
Ich fuehl mich ziemlich ausgelaucht und braeuchte mal eine verschnaufspause - von allem und jedem..am liebsten wuerd ich wieder nach island ´fliehen´aber wie ohne urlaub und vorallem ohne geld?!

Ich habe mich heut richtig erschreckt als ich nach Hause gekommen bin.
Mama sieht richtig schlecht aus. Sie ist ganz blass und hat tiefe Augenringe und ist so resigniert.
Ich hoffe sie verschweigt mir nichts? Bisher haben wir immer ueber ihre Krankheit,die Fortschritte,die Rueckschlaege und die Behandlung geredet - verschweigt sie mir was?
Ich hab Angst und trau mich sie nicht drauf anzusprechen. Vielleicht hab ich angst vor der wahrheit aber gibt es ueberhaupt eine?
aber so schlecht sah sie lange nicht mehr aus.
vielleicht mutet sie sich mit der arbeit zuviel vor?liegt es daran?
sie beschaefftigt sich auch wieder vermehrt mit dem thema krebs,als ich heute in ihr zimmer kam hat sie alle krebsbroschueren die sie in den schrank gelegt hatte wieder raus geholt.ich dachte sie nimmt endlich ein bisschen abstand.aber das war dumm von mir. wie auch? nichtmal ich kann abstand nehmen,wie soll sie es dann koenen?
Warum redet sie nicht mit mir?das hat sie doch sonst immer getan.ich will sie auch nicht draengen...
Und morgen muss ich schon wieder ins wohnheim und habe nachtdienst und bin bis einschliesslich sonntag nicht zu hause und dann fahr ich auf ein seminar.argh irgendwie wird mir das alles zuviel.
und dann hab ich ihr auch noch versprochen endlich zum gynaekologen zu gehen..ich war immer noch nicht da,habe nicht mal angerufen.ich trau mich einfach nicht.und mama draengt mich. es liegt ja auch nahe aber..nein ich kann nicht.
die phase in der es so aussah als ob es nun bergauf geht ist vorbei.
jetzt geht wieder alles schief.

ylva

Ylva
25.01.2006, 14:31
mein gefuehl hat mich also nicht gettaeuscht...
ich habe mit der frau von meinem onkel gesprochen,sie ist aerztin und mama hat ein gutes verhaeltnis zu ihr.
sie hat mir gesagt das es meiner mutter zur zeit psychisch sehr schlecht geht. das sie fuer sich keine perspektiven mehr sieht,sich staendig vorstellt wie ihr leben ohne die erkrankung verlaufen haette koennen und das sie (meine mutter) denkt das,dass nichts mehr mit ihr wird. warum? sie hat doch gekaempft und alles so verdammt gut und tapfer durchgestanden warum kann sie nicht wenigstens versuchen neu anzufangen?
es tut so weh soetwas zu hoeren.
es ist aber auch zu unfair. die meisten "freunde" und bekannten lasse sich nicht mehr blicken,vermutlich weil sie denken das der krebs ansteckend ist und eine andere "freundin" meiner mutter hat sich nur mit ihr getroffen,weil sie ueber beziehungsprobleme reden wollte.
meine mutter hat sich also aufgeben.
und was soll ich jetzt machen?
Ich bin total ueberfordert. hier zuhause meine mutter, dann die pruefungen und irgendwo dazwischen auch noch ich.
wir raten meiner mutter schon seit langem mal eine therapie zu machen - zumindest mal einen versuch wagen. aber sie lehnt kategorisch ab.
ich hatte so gehofft das es bergauf geht,wenn sie erstmal die chemo,op und bestrahlung ueberstanden hat und die nachsorge untersuchung auch ohne befund verlaeuft.
wo ist mamas mut und kampfgeist ?? Den hier im kk so viele frauen an den tag legen???

ich fuehle mich so einsam....
Ylva

Ylva
30.01.2006, 01:03
Wir haben eine Last zu tragen

und einen weiten weg zu gehn

Wir haben eine Last zu tragen

und können unser Ziel nicht sehn

Wir haben eine Last zu tragen

und finden Rast an keinem Ort

Wir sind die Last die wir tragen

von dort , nach hier nach dort



Der Clown

Ich bin der clown,
der clown für alle,
sie lachen über mich, sagen es ist nur spaß
..aber ich glaube ihnen nicht,
glaube fast keinem mehr,kann es nicht mehr
will es nicht mehr,bin immer froehlich vor ihnen
die maske sitzt,verbiergt all die wahren gefuehle
worte fallen und wandern an mir vorbei
lautlos
hier ein lachen dort ein laecheln
aber wo bin ich?

sie sagen zu mir,deine mutter wird wieder gesund,dass wird wieder,lass den kopf nicht haengen.
meine mutter ist momentan gesund.sie bekommt keine therapie mehr aber trotzdem wird es nicht mehr,es wird nie wieder werden.
weil meine mutter sich aufgeben hat,jeglichen mut verloren hat.
sie ist zu muede.

ich auch.
ylva

Ylva
30.01.2006, 17:52
14.12.03
manchmal habe ich das gefuehl,dass leben meint es ganz besonders boese mit mir.

kaum bin ich mal gluecklich,denkt sich wohl irgendwer das ich das nicht verdient habe und es passiert etwas unheimlich schlimmes.so ging es mir schon oft und mittlerweile fuerchte ich mich vor dem gluecklich sein.

es war vor ca. 2 wochen,zuvor hatte ich einige vorstellungsgespraeche und habe einen ausbildungsplatz bekommen.ploetzlich erschien alles so einfach und schoen und ich war gluecklich.mama hat vor glueck geweint.

einige tage spaeter passierte das unfassbare.meine mutter spuerte ihre haende nicht mehr.mein vater fuhr sie ins krankenhaus.
diagnose: Guillain-Barré Syndrom
Alles brach zusammen.
tage und naechte verbrachte ich im internet und versuchte alles moegliche ueber diese krankheit herrauszufinden.
"Statistisch gesehen gibt es weltweit ca. 1-2 Fälle pro Jahr auf 100 000 Einwohner Warum meine Mutter?

Mama lag einige Tage auf der Intensivstation,weil das Immunsystem sehr geschwaecht war. Sie bekam viele Behandlungen mit Immunglobulin und auch eine Plasmaaustauschbehandlung wurde vorgenommen.

24.1.04
Nach einigen Wochen Krankenhaus wurde sie in die Reah verlegt.
Wir waren erleichtert. Auch hatte sie wieder Gefuehl in Arm und Beinen.
Nur meine Freunde distanzieren sich von mir.
Aber sie haben es ja auch verdammt einfach. Es scheint als "liefe bei ihnen nie etwas schief". Deren Weg ist geebenet meiner irgendwie voller Steine.
Aber ich kann mich momentan nicht auch noch damit beschaefftigen,dafuer reicht die Kraft nicht. Immerhin geht es ja auch auf die Abschlusspruefungen in der Schule zu.

Das wichtigste ist - das Mama wieder gesund wird.Sie ist so verzweifelt,es tut so weh sie so zu sehen.
Und ich kann ihr nicht helfen.

27.1.04
Mama hat die Reha nochmal verlaengert bekommen - sie fehlt mir so.

22.2.04
Mama ist endlich wieder zu Hause.
Sie hat sich ganz gut erholt und ich denke und hoffe das es jetzt wieder aufwaerts geht und ein bisschen Normalitaet in unser Leben kehrt.

All das habe ich damals in mein Tagebuch geschrieben.
Ich habe nie mit jemandem darueber geredet - wuerde es gerne tun,es verarbeiten. Es ist noch so praesent.

27.6.04
Heute hat Mama mir erzaehlt das sie beim Gyn war und dieser einen Knoten gefunden hat.

Ich fuehle mich leer.
Was mache ich wenn,sie Brustkrebs hat?
Dann kann ich nicht mehr,dann moechte ich aufgeben.
Jetzt wo sich doch alles zum Guten gewendet hatte,wo sie doch endlich Abstand zu ihrer letzten krankheit bekommen hat.

30.6.04
Meine Mama hat Brustkrebs.
Sie hat sich aufgeben,will nicht mehr leben.
Und ich?

14.7.04
Ich kann nicht mehr,
Seit wir wissen das Mama BK hat ist nichts mehr wie es mal war.
Es ist einfach alles nur leer.
Warum Mama?
Sie war doch erst so krank. Und wir waren so gluecklich als sie alles geschafft hatte und die Krankenhausodysee vorbei waren..
Mama weint nur,Papa auch.
Mein Bruder verschliesst sich und ich bin stark.

15.7.05
Die ersten Chemos hat sie hinter sich und heute ist sie ins Krankenhaus gekommen.
Sie hat Fieber. Die Leukos sind viel zu niedrig
Ich hoere viel Groenemeyer.

19.7.05
Heute ist Mama wieder nach Hause gekommen.
Natuerlich freue ich mich das sie wieder da ist,aber es ist auch sehr schwierig.
Sie zu sehen,ihr blasses,eingefallenes Gesicht,die Haare fallen jetzt langsam aus. Wir haekeln zusammen Muetzen.
Ich hab ein schlechtes Gewissen,wenn ich reiten bin und sie liegt alleine in ihrem Zimmer. Sie verlaesst ihr Zimmer kaum noch.
Sie ist so verbittet,will sterben.
Wie gerne wuerde ich sie mal wieder herzhaft lachen hoeren.

22.07.04
Mama hat alle Nebenwirkungen die man bei einer Chemo nur haben kann.
Es ist schwer.

31.08.04
Mein Geburtstag,den ich nicht feiern will.
Endlich 18,wie habe ich darauf gewartet inzwischen zaehlt das nichts mehr.

18.09.04
Heute war es furchtbar.
Ich musste Mama zu Hause einschliessen.
Sie hat sich die Autoschluessel geschnappt und wollte mit den Worten "Ich bring mich um" wegfahren. Sie hat geschrien,ich hab geschrien.
Inzwischen hat sie sich etwas beruhigt,ich zitter am ganzen koerper und es ist niemand da dem ich mich anvertrauen kann.

27.9.04
Mamas Tumor ist von 8cm auf 4 zurueckgegangen und noch zwei Chemos dann wird operiert.
Mama hat geweint vor Glueck.
Ich auch.

Ylva
03.02.2006, 21:28
31.10.04
Heute war es dann endgueltig.Ich bin von zu Hause ausgezogen und im Wohnheim eingezogen.
Ich fuehle mich einsam. Und schuldig.
Das ich Mama in der jetzigen Situation alleine lasse.
Ich habe so ein schlechtes Gewissen...
morgen hat sie wieder Chemo

12.10.04
Am Wochenende war ich zu Hause.
Es war nicht gut..
Mama wollte wieder staendig weglaufen,drohte sich umzubringen,hat geweint und sich mit Papa gestritten.
Am Sonntag kam sie wieder ins Krankenhaus da die Leukos bei 0,5 waren.
Ich glaube unsere Familie zerbricht daran. Zerbricht an der krankheit.
Jetzt,abends,wenn ich im Bett liege kommt die Einsamkeit.
Ich vermisse Mama so sehr und ich wuenschte ich koennte bei ihr sein und ihr Kraft geben.

1.11.04
Am Samstag hatte ich Fahrpruefung und bin durchgefallen.

Am Freitag wird Mama operiert.
Ich habe Angst,ich hab so wahnsinnige Angst um sie.

Oft wenn ich hier im Wohnheim sitze,denke ich an Mama. Wie es bei ihr damals war,als sie ihre Ausbildung gemacht hat und auch im Wohnheim wohnte.
Mama hat immer nur gegeben und nie genommen und dann kommt der Krebs. WARUM?

Was wenn bei der OP etwas schief laeuft? Ich sehe sie doch vorher nicht mehr.
Ich wuerde sie so gerne nochmal sehen - warum bin ich auch durch die bloede Fahrpruefung gefallen...

..dann habe ich kein Tagebuch mehr geschrieben.
meine Mama hat die OP aber ganz gut ueberstanden,Ablatio der re. Brust was erst kurz vorher entschieden wurde.
Sie macht sich schon sehr gut,ich habe sie im Kh besucht.
Ich habe auch ihre Narbe sehen duerfen und es sieht ganz gut aus. Die Aerzte meinen auch,dass es gut verheilen wuerde.
Sie muss ihren Arm hochlagern damit sie kein Lymphoedem kriegt und darauf muss sie mehr achten,sie geht zu sorglos damit um.
Wie sieht es in Mama aus?
Ich bin auch eine Frau ich kann mir zwar nicht vorstellen wie sie sich fuehlt,kann es aber ein wenig erahnen.
Ach Mama...

dann bekam sie 15 (waren es15?) Bestrahlungen. Diese hat sie ganz gut verkraftet - zumindest koerperlich. Sie hatte minimale Roetungen und hat sich immer gepudert.

22.02.05
Heute ist Mama fuer 4 Wochen in die Reha.


15.06.05
Bei Mamas Nachsorgeuntersuchung kam nichts negatives raus!
Uns allen ist ein Stein vom Herzen gefallen.
Ihre SMS lautete " Es ist alles gut, Papa und ich gehen in Frankfurt noch shoppen"
Ich sass auf der Arbeit und habe geweint vor Freude.


30.6.05
Ein Jahr ist die Diagnose Brustkrebs jetzt hier.
Seitdem hat sich unser Leben grundlegend veraendert.

Dann habe ich kein Tagebuch mehr geschrieben.
Das alles sind auch nur Auszuege - kurz gefasst.
Es hilft mir,es zu verarbeiten indem ich es einfach nochmal symbolisch und in "Kalenderform" aufschreibe.

Ich weiß das ich nicht jammern darf - aber manchmal weiß ich nicht wie ich mit dem Leben zurecht kommen soll.

Ylva

Ylva
08.02.2006, 17:32
Staendig auf und ab...staendig.
das ist kaum noch auszuhalten,aber ich bin ja stark..
warum kann nicht einfach mal alles in ordnung sein? So dass man sich zurueck legen kann und einfach nur positiv denken kann?
Wir alle,auch Mama,waren so gluecklich,dass sie wieder arbeiten gehen kann.
Und jetzt hat sie Probleme auf der Arbeitsstelle,sie war dort ja erstmal nur Aushilfe und nun weigern sie sich das Geld zu zahlen.
Mama kam weinend nach Hause und sieht total fertig aus.
Wieder eine zusaetzliche Belastung. Mama ist dem noch nicht gewachsen...

Und ich finde es wirklich schoen und fuehle mich geehrt das sie sich an mich wendet. Ich hoere ihr auch gerne zu,aber so ganz fuehle ich mich dem nicht gewachsen...das wuerde ich ihr allerdings nie sagen. Sie hat doch sonst niemanden.
Ihre "Freunde" haben sich abgewandt,nach der Krebsdiagnose.
:aerger:

ich komme momentan auch nicht zurecht und wuerde mich so gerne mal ausheulen,aber das mag ich mama nicht auch noch zumuten.
und meine einzigste wahre freundin hat sich die tage von ihrem freund getrennt und dafuer gar keinen kopf...

die grippe rumort noch immer in mir und heute gehe ich in den nachtdienst..
ich fuehle mich so schlapp.

wie dem auch sei,
irgendwann gehts auch wieder bergauf - oder?

Ylva

Alannah
08.02.2006, 19:06
Hallo Ylva!

Ich habe mir deinen Thread durchgelesen, und muß sagen, du hast wirklich eine eindrucksvolle, poetische Art zu schreiben! :)
Es tut mir sehr leid, was du durchmachen mußt! Zum Teil kann ich dich so gut verstehen, zum Teil fehlt mir die gleiche Erfahrung, um das nachvollziehen zu können. Als du über die Kindheit schriebst, mußte ich aufpassen, nicht zu weinen, weil ich das selbst so gut kannte. Ich hatte selbst eine glückliche Kindheit, in der ich mich geborgen fühlte. Dann wurde ich "erwachsen" - das, was die meisten so herbeisehnen, aber nicht begreifen, was das bedeutet...
Zu deiner Mama: Kann es sein, daß sie unter einer Depression leidet? Vielleicht sollte sie mal zu einem Neurologen/Psychiater gehen? Manchmal genügt ein Auslöser, dann verselbständigt sich das, wie in einem Teufelskreis, aus dem man nicht mehr rauskommt. Eine Therapie oder Antidepressiva könnten deiner Mutrter eventuell helfen, wieder glücklicher zu werden. Schließlich geht es ihr doch körperlich zur Zeit ganz gut, oder? Wie ist eigentlich ihre Prognose, haben die Ärzte was dazu gesagt, ob sie damit rechnen muß, daß der Krebs zurückkommt?
Und bitte denk doch etwas mehr an dich! Ich hatte den Eindruck, daß du dich selbst aus Sorge um deine Mutter vernachlässigst, das ist nicht gut!

Liebe Grüße
Alannah

Ylva
16.02.2006, 10:07
Ich bewundere die Angehoerigen hier im KK die den Erkrankten so tolle Unterstuetzung geben und den Mut nicht verlieren und immer weiterkaempfen.
Ich bewundere die Betroffenen hier im KK fuer ihren unermuedlichen Optimismus, Mut und ihre Staerke und natuerlich fuer den Kampfgeist.

Ich frage mich warum ich nicht so sein kann?
Warum kann ich nicht unterstuetzen,warum kann ich nicht optimistisch in die Zukunft schauen?

Mein frueheres Leben ist mit der Krankheit gestorben.
Alles ist anders. Und ich befuerchte das ich zu unreif bin,dass zu akzeptieren.

Ylva

Ylva
27.02.2006, 16:49
meine mama hat sich endlich durch den ganzen papierkram gekaempft und bekommt jetzt rente. das stimmt sie , glaube ich zumindest, recht positiv.
Die Tage davor waren ziemlich nervenaufreibend und mama war ziemlich gereizt und hat viel geweint.
ich hoffe das es jetzt bergauf geht und mama sich mal zuruecklehnen kann und einfach mal gentspannen kann.

mir geht es trotz allem nicht so gut.
Körperlich bin ich schon wieder von der Grippe eingeholt worden und das obwohl ich die letzte nicht mal richtig auskuriert habe.
Habe staendig Kopfschmerzen und Nasenbluten. Das muss doch irgendwann mal aufhoeren.

Psychisch geht es mir relativ gut,wenn da nur diese bloeden Stimmungsschwankungen nicht waeren.
Himmelhochjauchzend und zu Tode betruebt..
Weiss nicht,wie ich das in den Griff bekommen soll.
Hauptsache ich kann es vor mama verbergen und sie kommt endlich mal wieder auf die beine.

Ylva

Ylva
28.02.2006, 20:29
Ich suche nach etwas aber ich weiss nicht wonach,wie soll ich es dann jemals finden?

Ylva
03.03.2006, 20:04
heute lasse ich meinen lieblingsdichter erich fried sprechen



Aufhebung

Sein Unglück
ausatmen können

tief ausatmen
so dass man wieder
einatmen kann

Und vielleicht auch sein Unglück
sagen können
in Worten
in wirklichen Worten
die zusammenhängen
und Sinn haben
und die man selbst noch
verstehen kann
und die vielleicht sogar
irgendwer sonst versteht
oder verstehen könnte

Und weinen können

das wäre schon
fast wieder
Glück

DaskleineÄnnchen
04.03.2006, 08:18
Es ist so wahr, gell????
Erich Fried, danke für dieses Gedicht!!!

Ylva
08.03.2006, 20:44
Bin zu müde zum schreiben,zu unmotiviert...
Habe noch nichts gelernt für meine Prüfung und habe ein schlechtes Gewissen...

Heute lasse ich mal wieder Rosenstolz für mich sprechen.
Das Lied gibt mir zumindest ein bisschen Motivation und ich fühle mich nicht ganz so wertlos.

Rosenstolz - Bester Feind

Und du stehst vor deiner Leinwand malst dein Leben dir dann bunt,fühlst dich ganz gesund,hast vergessen Dich zu erinnern.
Nein es fällt dir nicht mehr ein,muss dir längst entfallen sein.
Irgendwo steht doch geschrieben du sollst deine Feinde lieben,
sie umarmen und verführen - öffne deine Türen!
Komm her und verbeug Dich vor Dir selbst,du leidest viel zu gerne.
Lauf weg,vor den Gespenstern dieser Welt - niemand folgt Dir,
denn dein schlimmster Feind bist Du.
Und dann nimmst du dir dein Fernglas,siehst die Welt dir riesengross,
Träume lassen Dich nicht los.
Und du fühlst dich so im Nachteil,hast dich selber selten lieb.
und du fällst durch´s Sieb.
Irgendwo steht doch geschrieben du sollst deine Feinde lieben,
sie umarmen und verführen - öffne deine Türen!
Komm her und verbeug Dich vor Dir selbst,du leidest viel zu gerne.
Lauf weg,vor den Gespenstern dieser Welt - niemand folgt Dir,
denn dein schlimmster Feind bist Du.
Warst der König,den man gern hat.
Warst der Bettler dem man gibt.
Komm versuch Dich zu erinnern,
denn du weisst das man dich liebt.

Irgendwie fühl ich mich einsam,leer und alleine gelassen.
Aber das ist nur eine Phase die mal kommt und wieder geht...
Ich habs bisher immer geschafft mich wieder hochzurappeln.
Manchmal dauert es nur ein bisschen und dann muss ich mal jammern :rolleyes:

Ylva

Ylva
21.03.2006, 20:34
Ich habe mal wieder Lust zu schreiben.
Momentan geht es mir relativ gut. Ich schiebe die doofen gedanken beiseite,zumindest versuche ich es.
Es gelingt nicht immer.
Ich mache mir Sorgen wegen der Nachsorge mitte April.
Ausserdem passieren ihr ständig Sachen,die früher nie vorgekommen sind.
Sie läuft irgendwo dagegen,sei es eine Tür,eine Mauer oder der Tisch wie heute. Jetzt hat sie einen dicken Zeh.
Mir macht das Angst und ich male mir schon die schlimmsten Sachen aus.

Sie ist noch immer sehr launisch aber wir kommen ein bisschen besser miteinander klar.
Ich merke wie sie sich von mir entfernt und auch von meinem Bruder und meinem Vater. Beugt sie vor?

Die mündliche Prüfung habe ich mehr schlecht als recht hinter mich gebracht aber jetzt kann ich erstmal wieder durchatmen und Luft holen.

Ich fühle mich körperlich total kaputt und hatte wahnsinnige Halsschmerzen,jetzt habe ich das Antibiotika zuende genommen und es geht schon wieder los :rolleyes:

Vor ein paar Tagen hatte ich einen kleinen Rückfall,aber ich schätze das es eine Kurzschlussreaktion war und das es nicht mehr vorkommt.

Ylva

Ylva
28.03.2006, 17:02
Endlich finde ich mal wieder Zeit und Lust zu schreiben.
Ich glaube,so langsam aber sicher kommt der Frühling und mit ihm auch ein bisschen Hoffnung und Mut.
Ich habe mir fest vorgenommen nach vorne zu schauen, aber warscheinlich kennt ihr das alle,kommt just im nächsten Moment etwas das dich wieder zurück wirft.
Ich habe mich heute ziemlich mit meiner Mutter gestritten und ich habe das Gefühl - Uns trennt das Leben!
Es ist schwer zu beschreiben. Ich halte mir vor Augen,dass sie Krebs hat, dass dieser einer von der aggressiven Sorte ist und ich nicht weiss wieviel Zeit wir haben und ich die noch verbleibende Zeit ob nun Monate oder Jahre, ausnutzen möchte. Aber irgendwie geht es nicht. Wir geraten ständig aneinander. Natürlich gibt es auch Momente,wo wir wirklich miteiander lachen können,aber diese sind sehr selten.
ich fühle mich total zerissen. Einerseits möchte ich für sie da sein und mit ihr gemeinsam Sachen machen,andererseits ist der gemeisame Weg oftmals der einsamere.
Ich weiß,es klingt total wiedersprüchlich und wirr.

Jetzt läuft auch noch "dieser Weg" von grönemeyer im Radio :weinen:

Aber ich will nicht aufgeben.
Ich kämpfe !!!

Manchmal frage ich mich,wie ich nur so egoistisch sein kann ?!
Ich klage,dass mich keiner fragt wie es mir geht,ich klage das es mir schlecht geht, ich klage das ich Angst habe.
Aber wie muss es Mama gehen? Erst kürzlich hat sie mir offenbart wie sehr sie am Leben hängt und sie dem seidenen Faden nicht viel Kraft zutraut.



Das Leben ist nicht fair!

Mein Leben wäre nahezu perfekt,wenn dieser blöde Krebs nicht in unser Leben getreten wäre..aber warscheinlich gibt es das nicht,dass perfekte Leben...

Die Sonne scheint,ich gehe gleich reiten :)

Ylva

Ylva
29.03.2006, 19:53
ja mein liebes tagebuch...

heute kam ich frohen Mutes nach Hause,fest entschlossen allen und jedem den Kampf anzusagen und dann muss ich mit meinem Hund zum TA.
Kaum zu glauben,wie sehr man an so einem Vierbeiner hängen kann!

Ihre Krankheit ist zwar nicht ganz ungefährlich aber behandelbar und ganz gut in den Griff zu kriegen. Phuu,tief durchatmen. Weitermachen.

Ich will und werde mich nicht mehr unterkriegen laßen.
Bin halt doch tief im Inneren ein Einzelkämpfer :cool:

Mamas Laune heute ist mal wieder durchwachsen! Ich gehe ihr lieber aus dem weg,weil wir sonst nur wieder unnötigerweise aneinander geraten würden. Allerdings ist "asus dem Weg gehen" gerade das Gegenteil von dem was ich eigentlich möchte. Nämlich viel Zeit mit ihr verbringen.

Ich vermisse einen lieben Gesprächspartner und mach mir ein paar Gedanken,warum er nicht "schreibt" und/oder "da ist".

"Ich hab genauso Angst wie du,
meine Flügel sind aus Blei.
bist du verrückt
bin ichs umsomehr [...]
Ich hatte schon immer Schwierigkeiten mit dem Leben
und hatte schon immer Schwierigkeiten das auch zu zugeben
ich wollte schon immer schneller laufen,höher fliegen
und wollte schon immer höher hinaus und bin doch drunter geblieben..."
Rosenstolz - ich hab genauso Angst wie du

Ylva

Ylva
02.04.2006, 10:44
Jetzt wohne ich seid über 5 Wochen wieder zu Hause...und registiere das eigentlich gar nichts klappt.
Mama zieht sich immer mehr zurück, sieht furchtbar schlecht aus, lächelt nicht mal mehr und ist schlecht gelaunt.
Mein Vater,zu dem ich noch nie einen sonderlich guten Draht hatte,findet eigentlich ständig einen Grund um mir zu sagen was ich falsch mache,und mein bruder + Freundin gehen mir einfach auf die Nerven..zumal SIE sich noch erlaubt MICH zurecht zu weisen??!!!!!
Aber trotz allem erscheint die Perspektive Wohnheim auch nicht besser...

Ausserdem habe ich hier meine Tiere,mein Hund,mein pferd,die mir,so lächerlich es auch klingen mag,viel mehr Kraft geben als die Menschen,die meinen sie wären gut für mich...

Eigentlich geht es mir momentan recht gut, ich würde sagen ich bin irgendwie zufrieden und habe resigniert. Es wird nicht mehr anders werden,nicht mehr besser,eher schlechter und deshalb fang ich an diese Tage trotz allem zu mögen und zu leben...auch wenn es mir oft noch schwer fällt.

Jetzt gehe ich reiten,die Sonne zeigt sich endlich mal und ich bin mit einer Freundin zum Ausritt verabredet. Einfach mal die Seele baumeln lassen :)

Ylva

Ylva
03.04.2006, 15:45
liebe mama,

ich habe die gelegenheit dir all diese worte hier und noch viele mehr zu sagen,zu schreiben..und ich traue mich nicht.
Bei uns in der Familie wurden Gefühle nie ganz zugelassen. Und doch war die Nähe immer spürbar. Aber über Gefühle und Ängste reden,dass waar möglich als ich ganz klein war und in meinem kindlichen Wesen ängste hatte..inzwischen bin ich da rausgewachsen und es schickt sich einfach nicht mehr. ich kann es auch nicht. kann generell nicht gut gefühle zeigen. und doch ist es doch irgendwie schade,dass wir das alle nicht können. das wir uns nicht sagen können was uns auf dem herzen liegt,was uns bedeutet. ich gebe dir dafür nicht die schuld,und auch nicht papa. aber mir auch nicht.
es war eben so und nun ist es so und bleibt es so.
ich frage mich,werde ich es irgendwann bereuen?

zur zeit stelle ich mal wieder einiges in frage und zweifle an allem und jedem und vorallem an mir und trotzdem will ich nach vorne gucken,geradeaus gehen, nicht nach unten und zurück schauen. ich will es wirklich. ich muss nur noch die grossen steine zur seite schaffen,dann kann es los gehen.

manchmal muss ich über meine nichtigkeiten hier lachen,wie verletzt müssen sich doch diejenigen die das lesen,fühlen,wenn man an ihre lebenssituation denkt..

und trotzdem möchte ich weiter schreiben,weil es mir trotz allem gut tut. weil es mein ventil ist,weil ich hier meinen gedanken,meiner angst,meiner wut und meiner freude luft machen kann.

ylva

Zoe
03.04.2006, 21:38
Hallo Ylva,
heute muss es mal gesagt werden: Du bist schwer in Ordnung!
Und hast Talent zum Schreiben!
http://www.journeypraxis.com/bays/mandela.php
Sei ganz herzlich gegrüßt - Zoe

Magdalena Baumeister
04.04.2006, 13:37
Hallo Zoe,

da bin ich ganz Deiner Meinung, Ylva ist wie ein "Roh-Diamant", dem nur
der "richtige Schliff" fehlt. In ihr schlummern verborgene und ungeahnte
Talente, die es wert sind, geweckt zu werden. Ein "Klasse-Mädel", finde
ich auch!!!

Danke Ylva, daß Du uns in Dein "Innerstes" schauen und uns an Deinen Sorgen, Deinem Kummer, Deiner Freude, Deinen guten und schlechten Tagen teilhaben läßt!

Ylva
04.04.2006, 15:40
Ach ihr Lieben...danke für eure Worte :knuddel:

Heute zeigt sich die Sonne endlich mal öfter und sie tut ihre Wirkung, ich fühle mich gut! Und das werde ich jetzt genießen ;)

Wenn der Zustand bloß mal länger anhalten würde :rolleyes:

Ylva

Ylva
05.04.2006, 21:36
Unbewohnt

Ich steh auf, streun durchs Haus
Geh zum Kühlschrank, mach ihn auf
Er ist kalt, er ist leer

Beweg mich im aussichtslosen Raum,
Führ Selbstgespräche, hör mich kaum,
Bin mein Radio, schalt mich aus

Ich würde mich gern verstehn,
Aber ich weiß nicht, wie das geht
Der Grundriß ist weg

Ooh
Es tropft ins Herz
Mein Kopf unmöbliert und hohl
Ooh
Keine Blumen im Fenster
Der Fernseher ohne Bild und Ton
Fühl mich unbewohnt

Im Spiegel nur ein Gesicht
Stell mich zur Rede, antworte nicht
Stummes Interview
Das Nichts steckt in jedem Detail
In mir sind alle Zimmer frei
Und ich dazu

Ooh
Es tropft ins Herz
Der Kopf unmöbliert und hohl
Ooh
Keine Blumen im Fenster
Der Fernseher ohne Bild und Ton
Ohne Bild und Ton
Ich fühl mich unbewohnt

Zwangsgeräumte Gründe
Gekündigt vor der Zeit
Keine Seele in 4 Wänden
Hundert Jahre Einsamkeit

Alles still, unbewegte Zellen
Und das Wetter gibt's nicht mehr
Die Straße hat keine Stimme
Autolos und kein Verkehr

Ooh
Es tropft ins Herz
Mein Kopf unmöbliert und hohl
Ooh
Keine Blumen im Fenster
Der Fernseher ohne Bild und Ton
Ohne Bild und Ton
Ich fühl mich unbewohnt
Ich fühl mich unbewohnt

[ Herbert Grönemeyer ]

Ylva
08.04.2006, 23:03
Gedanken losschicken.
Auf eine Reise ohne Ziel.

Wie will man etwas aufschreiben, wenn man gar nicht weiss was es ist ?
Wie will man etwas in Worte fassen, wenn man das was man fühlt, nicht sagen kann ?

Ich sehne mich nach dem Meer.
ans meer,my love.
Ich will so gerne ans Meer.
Nach Island am liebsten..aber die Nordsee würde mir auch schon reichen..
Der Geruch, der Wind, das Salz aauf den Lippen, die schreie der Möwen. Freiheit.
Einfach mal all die Verpflichtungen hinter sich lassen...[wenn es ja so einfach wäre..]

Ich sollte ins Bett gehen aber dort quälen mich immerzu die gleichen Träume

Ylva

Ylva
09.04.2006, 19:33
Ich weiß irgendwo gibt´s n Wunder für mich
es ist da
noch ganz klein
doch es wartet auf mich
was geschieht kann bestimmt auch durch zufall passieren
ist es da
halt ichs fest
werd es nie mehr verliern

Ylva
13.04.2006, 16:26
Die Hoffnung stirbt zuletzte!!!

Es geht,glaube ich,aufwärts.
Es ist mir egal wie lange,ich will versuchen das hier und jetzt zu genießen!

Ylva

Ylva
16.04.2006, 21:01
mein liebes kleines tagebuch..,

habe die blutwerte meiner mutter einsehen können,werde nicht ganz schlau draus und werde jemanden um hilfe bitten müssen.
sie macht auf mich immer noch den eindruck das es ihr völlig gleichgültig ist und sie wirkt sehr traurig. ich weiß nicht was sie hat.

ich bin total übermüdet und auch schlecht drauf und denke mal wieder viel zu viel nach.
ich habe gemerkt das ich irgendwie ziemlich alleine da stehe.
mama nimmt mich nicht mehr in den arm und das obwohl ich mich so sehr danach sehne.., geht das jetzt nicht mehr,nur weil ich langsam erwachsen werde?
meine freunde geben mir derzeit das gefühl das ich einfach da bin aber nicht mehr. mir fehlt das gefühl gebraucht zu werden. ich brauche einige menschen in meinem leben und von deren seite schaut es eher so aus,als sei es ok das ich da wäre aber nicht schlimm wenn ich nicht mehr da wäre.
klingt ziemlich irreführend aber das macht mir zu schaffen. ich bemühe mich um freundschaften und auch um meine mutter und gebe und gebe tue dies und jenes und ich??? ich will keinen grossen dank ich will nicht viel ; nur das gefühl das auch ich ihnen wichtig bin. das sie mich brauchen,so wie ich sie brauche. ist das zuviel verlangt? ich versuche sie zu bestechen, ihnen zu gefallen, ihnen gefallen zu tun und sollte endlich langsam kapieren das man mit "gewalt" niemanden halten, niemanden an sich binden kann.

gut das ich letzte nacht kaum geschlafen habe,jetzt gucke ich noch charlotte link zu ende und werde dann hoffentlich sofort einschlafen,ohne blöde gedanken.

ylva

Ylva
26.04.2006, 20:59
Wieviele Tränen kann man weinen ohne daran zu ersticken?
(Damaris Wieser)

Nur wenn ich mich öffne, kann das, was in mir ist, voll zur Entfaltung kommen. Ich wünsche euch, dass ihr euch nicht verschließt, damit eure verborgenen Schätze ans Tageslicht gelangen können.

Danach zu leben ist nicht leicht - aber machbar.
Es ist nicht einfach, aber das hat auch niemand jemals behauptet.
Es ist schwer aus dem tiefen Loch herauszuklettern.
Ich bin lange gefallen und immer tiefer.
Es schien als sei es ein endloser Fall, als habe das Loch keinen Boden.
Doch irgendwann bin ich aufgeprallt.
Hart. Schmerzhaft.
Realistisch.
Und ich habe aufgegeben.
Habe mit mir und dem Leben abgeschlossen.
Aber irgendwann, und es dauerte fing ich an zu klettern.
Kletterte und fiel,
fiel und kletterte,
fiel und kletterte
und jetzt, jetzt bin ich fast draußen
und ich weiß, ich werde wieder fallen.
Aber ich erfreue mich an den kleinen schönen Dingen des Lebens;
es gibt mehr davon als man glaubt.

Ich habe es nicht geschafft und ich werde es nie ganz geschafft haben,
aber ich habe einen ersten Schritt gemacht.
Das Vergangene ist passiert und wird
immer
ein Bestandteil meines Lebens sein.
In diesem Sinne wünsche ich Euch, dass ihr es schafft zu klettern - fallen gehört nunmal dazu.

Ylva

Ylva
05.05.2006, 17:47
Ich hab es endlich hinter mir,dass Zwischenexamen.
Ich stand so unter Druck,wollte alles gut machen,wenigstens in diesem Berreich nicht versagen. Das mündliche lief nicht so gut,mit dem schriftlichen bin ich zufrieden und das praktische ist das Sahnehäubchen ;)
Endlich kann ich wieder durchatmen und habe diesen Stein aus dem Weg geräumt.

Hier zuhause pendelt es sich ein und aus.
Momentan geht es meiner Mutter glaube ich,ganz gut. Sie weint weniger und lacht auch ab und zu.
Sorgen machen uns ihr Arm,der angeschwollen ist,wir tippen auf ein Lymphödem. Morgen geht sie zum Arzt.
Im Juni steht noch die Mammographie an und dann haben wir hoffentlich erstmal wieder ein bisschen Ruhe.

In letzter zeit bin ich ständig müde,mir ist übel und ich habe Kopfschmerzen,es wird Zeit das ich Urlaub bekomme :lach2:

Heute bin ich optimistisch :)

Ylva

Ylva
25.05.2006, 16:25
So jetzt habe ich 4 Wochen Urlaub und weiß nicht ob ich lachen oder weinen soll !

Gerade im Moment hatte ich mich so wohl gefühlt auf Station. Ich kam mit allen gut klar und die Arbeit hat mir großen Spaß gemacht. Ich durfte viel selbstständig machen und habe es genossen. Ich habe mich endlich mal wieder wichtig gefühlt.
Jetzt habe ich vier Wochen frei.
Wie gerne würde ich nach Island fliegen...aber wie ohne Geld und alleine ist auch nicht gerade die beste Bedingung.
Und nach meinem urlaub muss ich die Station wechseln.
Ich komm auf die frauen onkologie...ich habe angst das ich das nicht schaffe...

es grüßt aus dem regnerischen hessen,
ylva

Ylva
30.05.2006, 13:53
Morgen ist es mal wieder so weit...
Mama hat ihre naechste Mammographie.
Ich fuehle mich so leer und habe Angst. Ich hasse dieses Gefuehl des Wartens und der Hilflosigkeit...
Ich kann keinen klaren Gedanken fassen,will mich nicht so verrückt machen aber ich kann es auch nicht einfach so von mir weg schieben.
Ich habe meiner Freundin diese Aengste erzaehlt und sie sagte nur "Ach,ist bestimmt alles gut und wenn nicht macht sie eben nochmal ne Chemo"
Ich hab gedacht ich hör nicht recht..wie kann man sowas sagen?

Ich weiss nicht wie ich den Tag heut und den Vormittag rumkriegen soll...

Ylva

Ylva
08.06.2006, 23:49
Einen Tag lang durfte ich gluecklich sein..aber dann habe ich gemerkt Glueck ist kein finaler Zustand, keine determinierte Eigenschaft. Glueck erfahren wir nur durch diese kleinen, sinnlichen Augenblicke voller Magie & Zauber, an welche wir uns noch Jahre danach rueckerinnern und die uns mit schmerzlich-sueßer Melancholie laecheln lassen.
Mitunter sind diese Momente so kurz, daß wir sie nicht als solche erkennen, oder erst viel spaeter.
Nichts existiert im Leben ohne seinen Widerpart: In welche finsteren Abgruende du gespaeht hast, in gleichem Maße wirst Du in schwindelerregende Hoehen fliegen.
Aber das ist doch auch irgendwo perfide. Ich meine,soll das die Grundlage des Lebens sein? Dieses staendige auf und ab? Das greifen und lechzen nach Glueck,wie Wahnsinnge und am Ende kommt nichts dabei raus.
Ich hadere wieder viel zu sehr mit meinem Schicksal aber , auch wenn die Frage sinnlos ist,so stelle ich sie mir doch immer wieder.. WARUM ICH ?
Jemand in mir sagt dann "Warum du nicht?" Und es stimmt.

Aber trotz alldem darf ich nicht weiter in die Abgruende schauen,ich muß vorwaerts gehen und will vorwaerts kommen. Denn,und das waere doch nur fair,irgendwann muß es dochmal eine Belohung geben.

Ausserdem darf ich mich nicht so gehen lassen - ich habe doch gar kein Recht zu jammern und zu klagen. Dies steht mir wirklich nicht zu!

Ylva
16.06.2006, 19:33
ich vermisse dich so sehr.
ich will wissen was du machst,wie es dir geht,wo du bist,ob die behandlung angeschlagen hat,ob du wieder zuhause bist.
ich will wieder mit dir telefonieren und sms schicken und ich will dich wissen lassen das ich an dich denke.
aber es ist vorbei - auch wenn ich bis heute nicht weiß was dir an unserer freundschaft nicht gepasst hat - sag mir doch was ich falsch gemacht habe..
vielleicht kann ich es dann akzeptieren...

du fehlst mir,
ylva

Ylva
23.06.2006, 22:21
wieso fühle ich mich bloss so leer?
wieso kommen mir die tränen obwohl nichts ist?
wieso habe ich ein schlechtes gewissen wenn ich lache?
Ich seh dich an mama und sehe das du verzweifelt bist auch wenn du alle glauben lässt das es dir gut geht.
ich beobachte dich,wenn du denkst es sieht dich niemand und ich sehe deinen traurigen blick.
ich höre dich nicht mehr lachen,aber ich sehe dich auch nicht mehr weinen.
du bist so ruhig mama,wieso? wieso kannst du nicht mit mir reden?

Ylva
14.08.2006, 18:11
den Tränen
freien Lauf lassen
sich mal
so richtig
ausweinen
und dann
wieder nach vorne schauen

ABER...wo ist vorne?

Momentan läuft das alles nicht so wie es laufen soll.
Die Onkologie Station,auf der ich momentan arbeiten muss,setzt mir mehr zu als ich dachte.
Die Bilder von Mama während der Erkrankung,während der Chemozeit gehen mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich habe das erstemal seid langem wieder Alpträume. Die Ängste vor einem Rezidiv sind enorm und das Thema Krebs ist wieder ein alltäglicher Bestandteil in meinem leben geworden.
Natürlich habe ich auch davor oft daran gedacht - aber ich konnte besser damit umgehen.
Seid ich auf der Station arbeite ist alles wieder so nah.
Und ich habe einige Frauen beim Sterben begleitet.es war sehr hart für mich,aber ich war auch dankbar für die Erfahrung und dafür das diese Frauen mir vertraut haben,dass ich in ihren letzten Stunden bei ihnen sein durfte.

Ich kann das alles aber nicht richtig verarbeiten,nicht richtig verkraften,habe niemanden der mal mit mir darüber reden möchte.

Fühle mich sehr einsam in den letzten Tagen.
Mama und Papa sind im Urlaub und ich merke wie sehr mir unsere Gespräche fehlen.
Wobei ich darüber auch nicht mit Mama sprechen kann und will. Ist ja logisch...

Ich weiss das es nach vielen Schatten auch wieder Licht gibt,geben muss,aber das sehe ich momentan noch nicht.

Ylva

Sich fallen lassen,
frei sein
Gedankenfreiheit
Kopffreiheit
aber
Gedanken verschwinden
so einfach
nicht.

Gloria-Beetle
14.08.2006, 18:30
liebe ylva:knuddel: ,

eine tochter wie dich würde ich mir wünschen. schade, dass mir das nicht vergönnt war.

ganz liebe grüße

gloria:rolleyes:

Ylva
14.08.2006, 18:35
Liebe Gloria,

dein Satz rührt mich zu Tränen. Er ist so lieb und gleichzeitig so traurig.

Aber glaub mir,so eine tolle Tochter bin ich nicht,meine Mutter hats nicht leicht mit mir gehabt (vorallem während der Pubertät ;))

So schlimm es auch klingt,aber erst ihre Krebsdiagnose hat uns so eng zusammen wachsen lassen.

Danke für deine Worte,:1luvu: sie tuen,gerade jetzt,sehr gut.
Ylva

Magdalena Baumeister
14.08.2006, 19:48
Meine liebe "Kleine" Ylva,

Gloria hat recht, auch ich hätte mir so ein Töchterchen wie Dich gewünscht.
Was sind schon pubertätsbedingte Streitereien, die gibt es in jeder Familie,
in der es Kinder gibt, all das geht vorbei und ich glaube, Töchter bleiben
der Mutter viel länger innig verbunden als Söhne. Vielleicht sehe ich das
nur deshalb so, weil mein Sohnemann nicht mehr bei uns wohnt, obwohl ich
es andererseits für gut halte, daß die jungen Leute ihren eigenen Weg gehen sollen und müssen, aber irgendwie fehlt mir doch seine "Nähe".

Ylva, ich kann Dich gut verstehen, daß Dir die Situation auf der Krebs-Station
sehr zu schaffen macht und Dir die Bilder Deiner Mutter wieder in Erinnerung
rufen, als sie krank war und Dich die Sterbebegleitung nach unten zieht, aber Du bist ein ganz pracht- und wertvolles Mädchen und wirst Deine Aufgabe
dort auch meistern, davon bin ich überzeugt.
Weißt Du, mir hat ein Psychologe mal gesagt, ich müßte lernen, daß ich die Probleme anderer nicht zu meinen eigenen machen darf, er hätte das auch lernen müssen, denn sonst könne er seinen Beruf nicht ausüben - denke ma
darüber nach, ja???

Ich drück Dich mal in Vertretung Deiner Eltern ganz feste, ich habe
große Hochachtung vor Dir, Du bist ein ganz besonderes Mädchen!!!

Liebe Bussis und

Ylva
14.08.2006, 22:19
Ihr Lieben.
Ihr tut mir so gut.
Wenns mir ganz schlecht geht,schau ich einfach hier in den KK rein.

Danke für eure lieben Worte.

Leni,der Satz von deinem Psychologen sagt eigentlich alles.
Ich muss versuchen so zu Leben.aber es ist so schwer.

Ich bin froh das es Dich gibt Leni :knuddel: und ich hoffe das wir bald wieder so schöne e-mails wie früher schreiben.
Sie haben mir immer Kraft gegeben.

Liebe,liebe Grüße,
Ylva

petra255
14.08.2006, 23:32
Hallo Ylva !
Ich bin jetzt die 3. ,die Dich als Tochter gern hätte.
Auch uns ist es nicht vergönnt gewesen Kinder zu haben, schade.
Ich finde es Toll, wie du Dich um Deine Mutter kümmerst und sorgst.
Auch bei mir und meiner Mutter war es so, daß erst ihre Krebserkrankung uns wieder näher zusammen brachte.Das ist nun schon 17 Jahre her und meine Mutter ist schon seit 15 Jahren tot.
Im Ernstfall hält die Famielie zusammen.
Ich arbeite im Krankenhaus und wenn ich aus der Pforte gehe, lasse ich die Gedanken an die Patienten dort.
Das gelingt mir zu ca. 95%.
Ich habe ganz oft bei Patienten mit Brustkrebs Nakosen mit gemacht ,aber nie darüber nachgedacht ,daß ich selbst eines Tages dort liegen könnte. Dann hätte ich dort nicht mehr arbeiten können.
Was ich sagen will ist, Du muß versuchen Deine Patienten nicht mit nach Hause zu nehmen.
Und mach Dir keine Gedanken,weil Du nicht noch einen Tag zusätzlich arbeiten wolltes,jeder hat das Recht nein zu sagen und (versteh es bitte nicht falsch) niemand ist unersetzlich.
Ich bin selbst stellvertretende Leitung, natürlich ist man etwas endtäusch ,wenn der Angerufene sagt er kann den Dienst nicht machen, aber dann ruft man jemannd Anderen an und irgendwer macht den Dienst dann schon.
Also Kopf hoch, denk an etwas schönes und schreib hier , wenn es D:knuddelDir nicht gut geht.
Gruß Petra :knuddel:

Ylva
15.08.2006, 21:04
Liebe Petra,
auch Dir danke ich für deine Worte :knuddel:
Auf welcher Station arbeitest du?
Ich habe morgen wieder Frühdienst,ich hoffe die Station ist nicht allzu sauer aber ich schaff den Dienst einfach nicht.
Ich brauch mein Frei,gerade jetzt.
Normalerweise sage ich auch ja,aber diesmal geht es wirklich nicht. Auch wenn das für die Station blöd ist,dass weiss ich...

Ich weiss auch,dass ich nach Dienstschluss die Patienten aus dem Kopf kriegen muss - aber manchmal fällt mir das so schwer. Und dann kommen die Bilder und ich kann sie einfach nicht vertreiben.
Ich sehe in den Chemopatienten dort meine Mutter. Nach einer Ablatio,stelle ich mir vor,wie es wohl bei Mama war. Wie es ihr ging. Usw.
Aber ich schaff das,irgendwie.

Meine Mutter und mein Vater sind heute wieder aus dem Urlaub gekommen.
Ich hatte mich so gefreut,Mama zu sehen,zu quatschen ...aber
Mama ist nur am meckern. Ich glaube nicht das ihr mich gerne als Tochter hättet.
Seit Mama die Diagnose Krebs bekommen hat ist sie total oft motzig,rastet schnell aus,hat Stimmungsschwankungen usw.
Ich verstehe das ja - aber warum muss sie das an mir auslassen? Ständig hat sie etwas zu meckern,alles mache ich falsch usw.
Ich weiss bald nicht mehr weiter. Dabei will ich sie doch unterstützen. Nur wie?


Ylva

Gloria-Beetle
15.08.2006, 23:16
hallo ylva:1luvu: ,

ich nehm dich trotzdem als tochter.

ich weiß wir kranken können manchmal ganz schön ungerecht sein, aber es ist auch so schwierig, immer wieder sich die frage zu stellen wie es weitergeht.

ich bin sicher, dass du nichts falsch machst. am besten mal gar nicht groß die krankheit erwähnen. deiner mutter gehts doch auch z.zt. gut.

halt die ohren steif, deine mutter ist ganz sicher froh dich zur tochter zu haben.

ein dicke umarmung gloria:pftroest:

Ylva
20.08.2006, 16:27
Draussen regnet es in strömen.
Es ist kalt und ungemütlich. Ich freue mich schon auf mein heißes Bad.

Schon wieder liegen vier freie Tage hinter mir.
Wie die Zeit rennt.."Halt ihn fest,den Moment,wenn er rennt,obwohl er dir die Hand verbrennt.."

Aber es waren vier sehr schöne freie Tage,in denen ich Kraft tanken konnte und die mir gezeigt haben,dass man viele Umwege gehen muss,bis man das Glück greifen kann.
Und ich war die letzten Tage sehr glücklich und zufrieden.
Natürlich war ich in Gedanken oft bei meiner Mutter und habe nach Lösungen gesucht,wie ich sie aus ihrem Tief herrausholen kann - aber ich habe auch mal an mich gedacht.
Die nächste Nachsorge Untersuchung ist erst im Oktober und ich schiebe sie weit weg von mir.

Leider hat sich mein Pferd wieder verletzt,diesmal am anderen Bein

Glück ist meiner Meinung nach nie von Dauer,
Glück ist kein finaler Zustand.
Glück sind Momente,Minuten.
Und Glück hat auch seinen Widerpart.
Und deshalb stehe ich wieder da,wo ich schon desöfteren stand.
Aber ich weiß das es sich lohnt für diese Momente des Glücks zu kämpfen um diese Sekunden voller Glück voll auszukosten.
Und ich fühle mich größer den je,fühle mich meinen Aufgaben mehr gewachsen und will versuchen weiterhin gerade zu laufen,auch wenn der Weg steinig ist.

Y.

petra255
20.08.2006, 22:50
Hallo Ylva !
Ich habe erst heute Deine Zeilen gelesen,und freue mich daß Du schöne freie Tage hattest.
Ich bin Anästhesieschwester (mit Leib und Seele und richtig gern).
Mir geht es wie Deiner Mutter, ich habe auch Stimmungschwankungen, die ich dann immer an meinem Mann auslasse.
Es ist nich einfach glaub mir,das "dicke Fell" wird immer dünner.
Unternimm was mit deiner Mutter, wenn ihr danach ist, und nimm Dir das Herumgemeckere nicht zu Herzen. Sie meint es sicher nicht wirklich bös, manchmal braucht man nur ein ventil(ist leider so ).
Das Abschalten und loslassen im Beruf, wirst Du noch lernen, du bist noch jung.

Gruß Petra :knuddel:

Ylva
21.08.2006, 17:55
Liebe Petra,

danke für deine Worte:knuddel:
Ich weiß das ich oft ungeduldig bin und viele Dinge zu sehr gegen mich auslege,wenn es Mama nicht gut geht. Ich kann inzwischen aber schon besser damit umgehen - nur manchmal muss ich dem ganzen mal Luft machen ;)

Heute ist schon wieder ein ganz verregneter Montag. Und das mittem im August - ich hoffe nur das es bis zu meinem Geburtstag etwas besser wird,wollte mit meiner Familie draussen im Garten Kaffee trinken.

Heute ist meine Oma ins Krankenhaus gekommen,der Blutdruck ist (mal wieder) entgleist. Ich hoffe sie wird endlich mal richtig mit Tabletten eingestellt,damit es nicht mehr allzu oft solche Aufregungen mitten in der Nacht gibt. Meinen Opa nimmt das auch immer fürchterlich mit.
Die beiden sind über 70 aber noch sehr vital - bloß mutet sich gerade meine Oma zuviel zu.
Noch ist sie im Krankenhaus und bekommt noch diverse Untersuchungen wie Ultraschall und Belastungs EKG usw. ,es geht ihr aber soweit ganz gut.

Es geht auf und ab.

Y.

Gaby44
31.08.2006, 13:07
:megaphon: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, ich wünsche dir das was du dir wünschst:prost: .



Liebe Grüße Gaby

Krabbe
31.08.2006, 16:41
Liebe Ylva,

ich wünsche dir alles Liebe zum Geburtstag. Möge das nächste Jahr für dich etwas ruhiger werden und alle deine Wünsche in Erfüllung gehen.

Sei in Gedanken ganz lieb umarmt


Maike :knuddel: :knuddel: :remybussi

Conny47
31.08.2006, 16:43
Hallo liebe Ylva, 1990

auch von mir Happy Birthday und

ich hoffe du hast einen wunderschönen Tag.

Liebe Grüße

Conny 1991

Ylva
01.09.2006, 09:31
Liebe Gaby,Krabbe und Conny,

ich hab mich riesig über eure lieben Wünsche gefreut :1luvu: :1luvu:
Vielen,vielen Dank !!!!!:knuddel: :knuddel:

Viele Grüße
Ylva

Ylva
10.09.2006, 16:07
Meistens nutze ich das Tagebuch wenn es mir schlecht geht. Einfach weil ich keiner realen Person meine Ängste und Sorgen anvertrauen kann.
Freude kann man leichter loswerden und teilen *seufz*

Es ist nicht so,dass es mir immer schlecht geht. Es gibt durchaus auch Tage wo ich wirklich glücklich bin. Und diese Tage geniesse ich. Aber ich kann - warum auch immer - in diesen Tagen keine Kraft tanken. Deshalb haut es mich umsomehr um wenn es mal nicht so gut geht.

Momentan häufen sich die Dinge aber auch und ein Fall kommt noch dem anderen. Keine Zeit zum durchatmen.

Momentan beschäfftigt mich am meisten,dass meine Mutter ständig über Übelkeit klagt... - Lebermetastasen? Vielleicht mache ich mich zu verrückt...,aber die Angst beherrscht mich. Und ich habe so Angst sie zu verlieren. Ich habe niemanden ausser sie. Sie ist der wichtigste Mensch in meinem Leben.

Ich würde ALLES,wirklich ALLES,dafür geben...sie mal wieder glücklich zu sehen....

Wirre Gedanken...
Ylva

Zoe
11.09.2006, 13:15
Liebe Ylva, möchte Dir nur sagen, komme bitte nicht auf die Idee zu denken, mit Dir stimmt was nicht........ Du hast Tiefgang und kommst total sympathisch rüber. Deine Selbstzweifel und Grübeleien gehören zu den ganz normalen Kämpfen und Krämpfen des Erwachsen-Werdens. Und da hat nun schlagartig die schreckliche Krankheit Krebs Euer Leben auf den Kopf gestellt. Es ist ganz normal, dass Dir das zusetzt und Du ständig neue Wege suchen musst, damit zurechtzukommen. Ich habe in Deinem Alter Ähnliches erlebt und finde das in vielem wieder was Du schreibst – sei lieb gegrüßt - Zoe

Noch ein Lied für Dich, von Milva:

Du hast es gut
Du hast ein beneidenswertes Naturell
Du bist hart im Nehmen und vergißt sehr schnell
hätte ich doch auch nur so ein dickes Fell
Du hast es gut

Wenn es sein muß zögerst Du gekonnt die Wut
Du bewahrst Dir Mut weil immer ruhig Blut
auch wenn du verlierst, verlierst Du nie den Mut
Du hast es gut

Hast Du es gut, durch Deine Art
bleibt Dir so mancher Kummer erspart
geht mein Gemüt mir auch gegen den Strich
Du hast vom Glück nur halb so viel wie ich

Alles was Du anfängst machst Du mit Bedacht
Du hast niemals eine schlimme Nacht durchwacht
Und Du hast Dich selbst nie ausgelacht
Du hast es gut

Das was Du nicht sehen willst, das siehst Du nicht
darum kommst Du auch nie aus dem Gleichgewicht
Du bist keiner der sich seinen Kopf zerbricht
Du hast es gut

Hast Du es gut, durch Deine Art
bleibt Dir so mancher Kummer erspart
geht mein Gemüt mir auch gegen den Strich
Du hast vom Glück nur halb so viel wie ich

Du hast ein beneidenswertes Naturell
Du bist hart im Nehmen und vergißt sehr schnell
hätte ich doch auch nur so ein dickes Fell
Du hast es gut

Das was Du nicht sehen willst,
das siehst Du nicht,
darum kommst Du auch nie aus dem Gleichgewicht
Du bist keiner der sich seinen Kopf zerbricht
Du hast es gut

Ylva
24.09.2006, 17:05
liebe zoe,der liedtext ist wunderschön...ja ganz ehrlich,er ist ehrlich.

mir geht es mal wieder nicht so gut.
Ich breche ständig in Tränen aus und denke ständig voller Angst an Mama.

Sie ist so lieb. So unheimlich lieb. Sie macht alles für mich. Sie stärkt mich,sie liebt mich so wie ich bin, sie ist eine tolle Mama und eine tolle Freundin und ich ertrage den Gedanken nicht,dass sie...ich ertrage es einfach nicht. Ich kann damit nicht umgehen und ich kann mich niemandem anvertrauen. Es würde niemand verstehen. Denn wenn ich mal etwas andeute wird gesagt das ich langsam damit umgehen müsste,dass ich mich zu sehr hineinsteigere oder das ich mir zuviele Gedanken mache. "Es wird alles gut werden.." Ich kann diesen Satz nicht emhr hören. Es wird nicht alles gut werden. Es wird nie mehr gut. Zuviel ist passiert. Es wird sicherlich schöne Tage geben aber es wird nie mehr alles gut sein.

Mitte Oktober hat sie die nächste Nachsorgeuntersuchung. Ich hab ein ganz komisches Gefühl. Großer Gott..,was hab ich für eine Angst davor.

Ich weiss nicht warum es momentan wieder so schlimm ist mit meinen Ängsten. Ich habe mich nicht mehr unter Kontrolle. Wenn ich ein trauriges Lied im Radio höre,fange ich an zu weinen. Wenn ich an bestimmte Sätze und Taten von Mama denke,laufen mir die Tränen übers Gesicht.

Ich weiß das es keinen Sinn hat sich verrückt zu machen,dass man von einem Tag in den anderen Leben soll..aber ich habe es so satt. Ich bin so müde...so schwach.

Ich würde mir wünschen,dass es jemandem auffallen würde. Ich würde mir wünschen ich wüsste das ich mich fallen lassen kann. Ich wünschte es wäre jemand da der einfach nur DA IST !
Aber anscheinend denken alle das ich stark bin.
Vielleicht liegt das auch am Äußeren "Dicke" sehen einfach nicht zerbrechlich aus. Dicke brauchen keinen Schutz. Dicke sind stark genung.


Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zuviel Zeit, die wir nicht nutzen.

In diesem Sinne,
Ylva

Petra_S
27.09.2006, 08:18
Liebe Ylva,
ich kann fast jedes Wort von dir schmerzhaft in mir spüren, verstehe deine Gefühle sehr gut. Ich habe meinen lieben Mann, nach 4,5 Jahren fiesen Kampf gehen lassen müssen und zur Zeit durchlebe ich eine Art Abschied mit meiner Mutter. Sie ist nach Herzinfarkt und Schlaganfall sehr verändert, beeinträchtigt und krank. Viele Dinge, die ich mit meinem Liebsten erlebt habe wiederholen sich. Ich finde es auch am Schlimmsten, wenn man so neben einander sitzt und einem Gedanken wie "Wíe soll das Leben ohne dich gehen?" durch den Kopf schießen, man sieht die Person und denkt sowas und will es nicht denken, weil es einfach unfassbar ist. Ja, ich möchte auch manchmal weglaufen, vor allem wenn ich daran denke, dass die Abschiede mit zunehmenden Alter mehr werden.... Meine Mutter, sie war immer da für mich - nicht immer in der Art wie ich es mir gewünscht hätte, aber sie war immer da, hat sich alles angehört und mit getragen und nun...? Sie wirkt so verletztlich, zerbrechlich, wie ein Kind ... und sehr anhänglich und unsicher ... wie ein Kind... Ich versuche das Beste zu tun und doch weiß ich, dass ich mich später bei manchen Dingen fragen werde "warum bin ich nicht auf die Idee gekommen...?"

Ich habe mir leider, durch den beruflichen und dann auch noch den priv. Bewegungsmangel und auch "Frustfressattaken", ein "dickes Fell" angefuttert - es schützt nicht wirklich - aber wer weiß das schon?! Was sollen wir tun ? Ich habe mir wieder mal vorgenommen jeden Tag einzeln zu sehen, an jedem Tag zu überlegen, wie ich noch was Gutes rausholen kann. Versuche meiner Mutter eine kleine Freude täglich mit irgendwas zu machen...Nachdenken darf ich und will ich wieder mal nicht, dann bricht das jammernde Elend über mich herein...

Versuch tapfer jeden Tag mit deiner Mutter zu nutzen. Den Satz "Es wird schon alles wieder gut werden!" hasse ich auch wie die Pest! Wer das zu mir sagt, rikiert, dass ich wie eine Rakete hoch gehe und expldiere vor Wut...
LG Petra

Ylva
29.09.2006, 17:14
Liebe Petra,

vielen,vielen lieben Dank für deine Worte.
Du schreibst das,was ich meine.

Ich wünschte ich wäre stark - nicht nur vor den anderen sondern auch vor mir,für mich. Wenn andere da sind,wenn Mama da ist,dann bin ich stark. Dann muntere ich sie auf,dann rede ich ihr gut zu,dann sage ich allen,dass ich damit klar komme - weil ich im endefekkt weiß das sie nichts anderes hören wollen!

Mir fehlt,dass ich mal in den Arm genommen werden,mir fehlt das wirklich jemand wissen will wie es mir geht. Das will nur meine Mam wissen...,aber ihr kann ich es unmöglich sagen,denn ihr geht es schon schlecht genung. Ich weiss das sie immer für mich da ist,dass sie mir immer helfen würde - aber sie braucht die Kraft für sich. Es ist alles so unfair...

Ich wünsche Dir alles,alles Gute Petra und viel,viel Kraft für deine Mam aber auch für dich!!!

ylva

Ylva
30.09.2006, 16:56
mein liebes gutes tagebuch...,danke das ich hier meinen seelenmüll abladen kann...

zur zeit dreht sich mal wieder alles in mir.
mama hat mir erzaehlt das der arzt ihr eine neue therapie mit herceptin angeboten hat. warscheinlich bekommt sie dafür einen port und alle drei wochen eine infusion...einerseits finde ich es gut das sie die möglichkeit hat und ich denke sie sollte jede erdenkliche möglichkeit ausschöpfen andererseits macht es mir auch angst,weil ich weiss wie labil sie noch immer ist...
phu..und wie wird es mir gehen?

es ist wochenende und ich habe endlich mal frei...
irgendwie würde ich gerne etwas unternehmen,wie alle leute in meinem alter...aber ich krieg meinen fetten arsch nicht hoch,kann mich nicht aufraffen...weil ich weiß,dass es mir wenn ich unterwegs bin wieder schlecht geht. weil ich nicht das bin was die leute sehen wollen.
ich wünsch mir einen tag zu erleben der so stinknormal ist wie man ihn sich nur vorstellen kann. und ich wünsche mir das ich akzeptiert werde.
und das ich ,ich sein kann...

irgendwie ist das alles verdammt kompliziert.

Es gibt nur einen Weg zum Glück und der bedeutet, aufzuhören mit der Sorge um Dinge, die jenseits der Grenzen unseres Einflussvermögens liegen.
(Epiktet)

Wie setzt man das um?

Ylva :huh:

Ylva
24.10.2006, 20:33
ach liebes tagebuch...

ja,du hast es erkennt..es geht mir mal wieder nicht gut..deshalb schreibe ich hier.

gestern noch himmelhochjauchzend und heute zu tode betrübt.

meine mutter ist nur am weinen,hat angst vor der herceptin therapie,will nicht mit mir reden,unterstellt mir dinge,ich werde dann aggressiv und fahre sie an...
es tut mir so weh sie so zu sehen,aber sie laesst sich auch so haengen...
ich hatte ihr einen leichten job besorgt,damit sie mal wieder rauskommt und sich nicht unnutz vorkommt..und jetzt hat sie den job wegen der therapie wieder geschmissen...obwohl sie weitermachen könnte..sie musste lediglich adresse abtippen..andere frauen gehen doch auch arbeiten...
aber trotzdem tut es mir weh,so weh sie zu sehen. so weh zu wissen das sie denkt das sie eh nicht mehr lange zu leben hat...

seit sie gbs hatte 2003,dann die diagnose brustkrebs...bis jetzt. sekunden,minuten,stunden,tage,wochen,monate voller angst,hoffnung,freude,ärger...
und nebenbei noch mein leben..das ich irgendwie meistern muss..

ausser hier im kk bin ich nie von irgendwem gefragt worden wie es mir geht & wie ich damit klar komme...nie...
Und wenn jemand fragen würde,würde ich sicherlich sagen das ich damit klar komme...aber ich komme damit nicht klar !!!! Kein bisschen! Seit 2003 trage ich alles mit mir rum...

tut mir leid,für den ausbruch...

ylva

tharau
24.10.2006, 20:54
http://www.bilder-hochladen.net/files/q3e-46.gif

Ylva
09.06.2007, 19:55
Meer

Wenn man ans Meer kommt
soll man zu schweigen beginnen
bei den letzten Grashalmen
soll man den Faden verlieren

und den Salzschaum
und das scharfe Zischen des Windes
einatmen
und ausatmen
und wieder einatmen

Wenn man den Sand sägen hört
und das Schlurfen der kleinen Steine
in langen Wellen
soll man aufhören zu sollen
und nichts mehr wollen wollen
nur Meer

Nur Meer

[erich fried]

MichaelaBs
12.06.2007, 17:25
Liebe Ylva, ja, so empfinde ich es, und da ich gerade vom Meer zurück bin, schicke ich Dir ganz liebe Grüße, etwas salzig, etwas sandig.

Michaela:winke:

Ylva
25.08.2007, 13:43
Die Zeit rennt.
Die schriftliche Prüfung und das praktische Examen habe ich hinter mir,offiziell weiss ich keine Note,aber inoffiziell habe ich praktisch tatsächlich eine 2 geschafft. Mama ist ganz stolz auf mich. Da weiss ich,dass sich das alles lohnt...

Nur noch die mündliche überstehen...

Leider sieht es mit einer Arbeitsstelle ziemlich düster hab,die Klinik in der ich die Ausbildung mache,hat mir gestern abgesagt...,ich bin in ein dunkles Loch gefallen,weil ich so gerne dort bleiben wollte. Ich kann mir gar nicht vorstellen,dass alles aufgeben zu müssen,vorallem meine lieben Kollegen. Meine Motivation zu arbeiten ist irgendwie ein bisschen zurückgegangen. Ich bekomme lauter Absagen und habe Angst vor der Zukunft.
Jetzt habe ich mich deutschlandweit beworben...

Mama ist wieder sehr launisch. Aber sie ist immer für mich da. Ich weiss nicht,wie ich ihr all das zurückgeben kann. Ich glaube ich bin auch nicht einfach zur Zeit..
Die letzte Nachsorge war ohne Befund,leider sind die Leukos mal wieder im Keller. Die Herceptin Gabe verträgt sie ganz gut.

Es ist so still geworden. Ist das die Ruhe vor dem Sturm?

Ylva

Ylva
15.09.2007, 16:04
ich habe es geschafft. ich habe es tatsaechlich geschafft.
bin gesundheits und krankenpflegerin und habe muendlich,schriftl. u praktisch eine 2 .

ich werde mich weiterhin hier zurueckziehen,mama geht es den umstaenden entsprechend. hat immer wieder etwas neues. rueckenschmerzen,angeschwollenen fuss etc.
aber solange es noch nichts definitives gibt,hoffe ich.

danke an alle die das lesen und mich immer unterstuetzt haben,egal was war.
ylva

Magdalena Baumeister
15.09.2007, 16:46
Hallo Ylva-Schatzerl,

ich gratuliere Dir von Herzen zu Deinem guten Abschluß und wünsche Dir,
daß Deine Bewerbungen auf fruchtbaren Boden fallen und Du sehr bald eine
neue Stelle antreten kannst und Dich mit den neuen Arbeitskollegen bzw.
Arbeitskolleginnen auch wieder gut verstehst.

Wünsche Dir und Deiner Mama weiterhin alles Liebe und Gute und viel
Verständnis füreinander.

claudia15476
30.09.2007, 18:28
hallo ylva!

ich bin , ehrlich gesagt, über deine tagebuch hier "gestolpert", auf der sache nach einem anderen.....
aber ich habe mir deine ganzen zeilen von anfang bis ende durchgelesen...und ich möchte dir etwas sagen...
ich bin 31...und mein paps hatte vor 3 jahren prostatakrebs...ich muß gleich vornweg sagen, dass ich ein arges "papa-kindchen" bin...zwischen meinem paps und mir braucht es keine großen worte und wir wissen was los ist..
es war einen tag vor meinem geb. damals, als er die diagnose bekam...ein "glücksfall"...um ehrlich zu sein, denn ER war es, der die vorsorgeuntersuchung wahrgenommen und (teuer- da diese ja immer noch nicht von den kk übernommen werden!) bezahlt hat.
er hat es mir erst NACH meinem geb. gesagt..er wollte, dass ich diesen tag genieße...wobei ich das schon lange nicht mehr wirklich mache, da jedes jahr um meinen geb. etwas schlechtes passiert...
nunja...er hat damals 2 behandlungsmethoden zur "auswahl"... und man merkte, dass er "anders" war...
ich selber habe zu dieser zeit auch nicht mehr zuhause gewohnt...aber war meist an den sa-abenden zuhause, weil wir dann alle zusammen (mit mama, bruder und oma) zu abend gegessen haben....
ich weiß noch, als ich damals mein heißgeliebtes ketchup auf den tisch stellte und mein paps irgendwas abwertendes dazu sagte und ich meinte : aber ketchup ist gut gegen krebs! (das hatte ich mal im tv gehört) ...in dem moment bin ich zusammengezuckt...ich hab mich irgendwie total dumm gefühlt, dass ich das gesagt hab...es war nicht mal auf meinem paps bezogen...in dem moment hab ich an seine erkrankung nicht gedacht..es war etwas, dass mir als "verteidigung" meines ketchups in den sinn kam...aber ich WEISS HEUTE noch wie ich mich in dem moment gefühlt habe...
ich hab mich in dieser zeit zurückgezogen...habe kaum mit meinem paps geredet...ich konnte nicht...ich wollte ihm soooo viel sagen...ich wollte ihm sagen, dass er das einfach schaffen muß...dass ich nicht OHNE ihn weitermachen möchte...dass er doch einfach da sein muß, wenn sein "mädchen" irgendwann mal heiratet ....dass er einfach da sein MUSS, wenn ich ihn wieder brauche....
ich KONNTE es nicht...
er wurde 2x operiert und ich hatte jedesmal frei...er wollte nicht, dass wir in der uni warten...also verkroch ich mich zu hause..bis der anruf von meiner mama kam, dass alles gut gelaufen ist...ich hab ihn auch in der uni besucht...und bin jedesmal danach raus und habe geweint...ich konnte und wollte es nicht glauben, dass MEIN PAPS...mein STARKER paps da im bett lag...schwach..zwar immer noch mit nem kleinen lustigen spruch auf den lippen...aber er lag da...er konnte nichts machen...er war so hilflos...und ich konnte NICHTS machen...
danach ging es für ihn auf reha/kur ....er war 4 wochen weg...und ich war kein einziges mal dort.
ich habe ihn angerufen....aber ich war nicht dort.
ICH KONNTE NICHT....ich kann es nicht erklären..ich konnte einfach nicht.
und das schlimmste war, dass ich alles in mich hineingefressen habe...
dann kam weihnachten..mein paps war wieder daheim...es ging ihm besser...er erholte sich und es ging bergauf...aber diese angst...sie hat immer noch in mir gesteckt....und am weihnachtsabend saßen wir alle zusammen am tisch beim essen...und von einer auf die andre sekunde habe ich angefangen über das alles zu reden, was in mir steckte...ich fing an zu weinen...ich war fertig....
man mag jetzt vielleicht denken, ich hätte das weihnachtsfest "ruiniert", aber im grund genommen waren wir alle uns so nahe wie die ganze zeit vorher nicht.
denn jeder sprach dann über die gefühle und gedanken....und später am abend hat mein paps mit mir alleine nochmal gesprochen und hat mir auch gesagt, dass er genau wußte, dass ich ihn besuchen wollte aber nicht konnte...dass mich ein schlechtes gewissen plagte...aber er mir NIE böse war...denn für IHN wäre es gut gewesen, allein zu sein....aber er bat mich auch, in zukunft über meine gefühle zu sprechen...egal wie schwer es sein möge...ich solle nichts mehr in mich hineinfressen....

ich weiß, dass ist ne määäächtig lange antwort...und ich hoffe, du verstehst ein bissl, was ich dir sagen möchte...egal, wie es dir geht....was auch immer du für gedanken haben magst...REDE DARÜBER...und versuche auch mit deiner mama darüber zu reden...es ist SO WICHTIG! ...ich hoff so sehr für dich, dass deine mama es auch schafft...aber bitte, sag ihr wie du dich fühlst...zeig es ihr...sprich über deine gedanken und gefühle....ich weiß, es hört sich vielleicht böse an, aber...vielleicht ist es irgendwann zu spät ...diesen gedanken hatte ich auch immer...ich hatte eine riesige angst...aber im nachhinein war ich soooo froh, dass ich mit meinem paps über alles gesprochen habe.
mein vater hat auch immer gesagt, dass er nicht mit "samthandschuhen" angepackt werden mochte...er bräuchte kein mitleid...denn mitleid würde ihm nicht weiterhelfen.
und ich muß dir sagen er hatte recht.
ich selbst hatte in den letzten 3 wo. 2 ops...wg. einer bösartigen zellveränderung am gebärmutterhals...und ich habe von ANFANG AN (nov06) immer wieder gesagt, dass ich KEIN MITLEID möchte...lieber einen "arschtritt" wenn ich mich in meinem kleinen schwarzen loch verstecken möchte... :)

ich kann dir das alles nur schreiben und erzählen wie es mir mit meinem papa ging...ich hoffe, ich hab dir iiiiiiiiiiiirgendwie weiterhelfen können...und dir einen kleinen ansporn geben können....!?
ich wünsch dir auf jeden fall ALLES ALLES LIEBE und VIEL KRAFT für die zukunft!!! du bist eine starke...das merkt man daran wie du schreibst..auch wenn du evtl. öfters mal denkst, du wärst schwach.....SCHAU UND HÖR IN DICH...DU HAST STÄRKE!!!!

und zum schluß geb ich dir die zeilen MEINES lieblingsliedes noch mit auf den weg...und sie sollen dir zeigen, dass man NIE alleine ist:

"was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusamm...
..dazu brauchen wir keinerlei waffen , unsre waffe nennt sich unser verstand!"

:knuddel:
claudia

claudia15476
30.09.2007, 18:52
hallo ylva!

ich bin , ehrlich gesagt, über deine tagebuch hier "gestolpert", auf der sache nach einem anderen.....
aber ich habe mir deine ganzen zeilen von anfang bis ende durchgelesen...und ich möchte dir etwas sagen...
ich bin 31...und mein paps hatte vor 3 jahren prostatakrebs...ich muß gleich vornweg sagen, dass ich ein arges "papa-kindchen" bin...zwischen meinem paps und mir braucht es keine großen worte und wir wissen was los ist..
es war einen tag vor meinem geb. damals, als er die diagnose bekam...ein "glücksfall"...um ehrlich zu sein, denn ER war es, der die vorsorgeuntersuchung wahrgenommen und (teuer- da diese ja immer noch nicht von den kk übernommen werden!) bezahlt hat.
er hat es mir erst NACH meinem geb. gesagt..er wollte, dass ich diesen tag genieße...wobei ich das schon lange nicht mehr wirklich mache, da jedes jahr um meinen geb. etwas schlechtes passiert...
nunja...er hat damals 2 behandlungsmethoden zur "auswahl"... und man merkte, dass er "anders" war...
ich selber habe zu dieser zeit auch nicht mehr zuhause gewohnt...aber war meist an den sa-abenden zuhause, weil wir dann alle zusammen (mit mama, bruder und oma) zu abend gegessen haben....
ich weiß noch, als ich damals mein heißgeliebtes ketchup auf den tisch stellte und mein paps irgendwas abwertendes dazu sagte und ich meinte : aber ketchup ist gut gegen krebs! (das hatte ich mal im tv gehört) ...in dem moment bin ich zusammengezuckt...ich hab mich irgendwie total dumm gefühlt, dass ich das gesagt hab...es war nicht mal auf meinem paps bezogen...in dem moment hab ich an seine erkrankung nicht gedacht..es war etwas, dass mir als "verteidigung" meines ketchups in den sinn kam...aber ich WEISS HEUTE noch wie ich mich in dem moment gefühlt habe...
ich hab mich in dieser zeit zurückgezogen...habe kaum mit meinem paps geredet...ich konnte nicht...ich wollte ihm soooo viel sagen...ich wollte ihm sagen, dass er das einfach schaffen muß...dass ich nicht OHNE ihn weitermachen möchte...dass er doch einfach da sein muß, wenn sein "mädchen" irgendwann mal heiratet ....dass er einfach da sein MUSS, wenn ich ihn wieder brauche....
ich KONNTE es nicht...
er wurde 2x operiert und ich hatte jedesmal frei...er wollte nicht, dass wir in der uni warten...also verkroch ich mich zu hause..bis der anruf von meiner mama kam, dass alles gut gelaufen ist...ich hab ihn auch in der uni besucht...und bin jedesmal danach raus und habe geweint...ich konnte und wollte es nicht glauben, dass MEIN PAPS...mein STARKER paps da im bett lag...schwach..zwar immer noch mit nem kleinen lustigen spruch auf den lippen...aber er lag da...er konnte nichts machen...er war so hilflos...und ich konnte NICHTS machen...
danach ging es für ihn auf reha/kur ....er war 4 wochen weg...und ich war kein einziges mal dort.
ich habe ihn angerufen....aber ich war nicht dort.
ICH KONNTE NICHT....ich kann es nicht erklären..ich konnte einfach nicht.
und das schlimmste war, dass ich alles in mich hineingefressen habe...
dann kam weihnachten..mein paps war wieder daheim...es ging ihm besser...er erholte sich und es ging bergauf...aber diese angst...sie hat immer noch in mir gesteckt....und am weihnachtsabend saßen wir alle zusammen am tisch beim essen...und von einer auf die andre sekunde habe ich angefangen über das alles zu reden, was in mir steckte...ich fing an zu weinen...ich war fertig....
man mag jetzt vielleicht denken, ich hätte das weihnachtsfest "ruiniert", aber im grund genommen waren wir alle uns so nahe wie die ganze zeit vorher nicht.
denn jeder sprach dann über die gefühle und gedanken....und später am abend hat mein paps mit mir alleine nochmal gesprochen und hat mir auch gesagt, dass er genau wußte, dass ich ihn besuchen wollte aber nicht konnte...dass mich ein schlechtes gewissen plagte...aber er mir NIE böse war...denn für IHN wäre es gut gewesen, allein zu sein....aber er bat mich auch, in zukunft über meine gefühle zu sprechen...egal wie schwer es sein möge...ich solle nichts mehr in mich hineinfressen....

ich weiß, dass ist ne määäächtig lange antwort...und ich hoffe, du verstehst ein bissl, was ich dir sagen möchte...egal, wie es dir geht....was auch immer du für gedanken haben magst...REDE DARÜBER...und versuche auch mit deiner mama darüber zu reden...es ist SO WICHTIG! ...ich hoff so sehr für dich, dass deine mama es auch schafft...aber bitte, sag ihr wie du dich fühlst...zeig es ihr...sprich über deine gedanken und gefühle....ich weiß, es hört sich vielleicht böse an, aber...vielleicht ist es irgendwann zu spät ...diesen gedanken hatte ich auch immer...ich hatte eine riesige angst...aber im nachhinein war ich soooo froh, dass ich mit meinem paps über alles gesprochen habe.
mein vater hat auch immer gesagt, dass er nicht mit "samthandschuhen" angepackt werden mochte...er bräuchte kein mitleid...denn mitleid würde ihm nicht weiterhelfen.
und ich muß dir sagen er hatte recht.
ich selbst hatte in den letzten 3 wo. 2 ops...wg. einer bösartigen zellveränderung am gebärmutterhals...und ich habe von ANFANG AN (nov06) immer wieder gesagt, dass ich KEIN MITLEID möchte...lieber einen "arschtritt" wenn ich mich in meinem kleinen schwarzen loch verstecken möchte... :)

ich kann dir das alles nur schreiben und erzählen wie es mir mit meinem papa ging...ich hoffe, ich hab dir iiiiiiiiiiiirgendwie weiterhelfen können...und dir einen kleinen ansporn geben können....!?
ich wünsch dir auf jeden fall ALLES ALLES LIEBE und VIEL KRAFT für die zukunft!!! du bist eine starke...das merkt man daran wie du schreibst..auch wenn du evtl. öfters mal denkst, du wärst schwach.....SCHAU UND HÖR IN DICH...DU HAST STÄRKE!!!!

und zum schluß geb ich dir die zeilen MEINES lieblingsliedes noch mit auf den weg...und sie sollen dir zeigen, dass man NIE alleine ist:

"was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusamm...
..dazu brauchen wir keinerlei waffen , unsre waffe nennt sich unser verstand!"

:knuddel:
claudia

Ylva
01.10.2007, 14:45
hallo claudia,

ich muss zugeben ich war ein bisschen erstaunt als ich sah das mir hier jemand geschrieben hat. ich muss dazu sagen das ich hier schon lange nicht mehr aktiv bin und nur noch ab und an mal reinschaue. umso mehr freue ich mich aber, wenn mir jemand geschrieben hat :knuddel: .

ich verstehe was du mir sagen moechtest mit deinem beitrag. ich verstehe auch, dass man DARUEBER reden muss. aber es geht bei mir und meiner mutter nicht. wir haben eigentlich ein gutes verhaeltnis,gut hier und da gibt es mal streit wegen nichtigkeiten aber generell ist es gut. und wir koennen EIGENTLICH auch ueber alles reden. Aber nicht ueber den KREBS. es ist nicht so das sie es nicht will oder ich es nicht will, wirklich nicht. aber irgendwie - warum auch immer - geht es einfach nicht. DAS frisst mich auf. die angst, die ich nicht in worte fassen kann, die sorgen, die dinge die man eigentlich bereden muesste...
aber ich gebe die hoffnung nicht auf, dass wir es irgendwann schaffen. vielleicht aus irgendeiner bestimmten situation herraus. ich hoffe, es ist dann nicht zu spaet...

wie geht es deinem papa? und dir?

DANKE fuer deine Worte
y.

claudia15476
02.10.2007, 18:49
hi du!

freut mich, wenn ich dir ein lächeln aufs gesicht zaubern konnte, mit meiner (warum auch immer 2mal ) geschickten antwort.. ;)

dein verhältnis zu deiner mom hört sich an, wie das verhältnis, dass ich zu meiner mom habe...ganz ehrlich..ich glaube, da wäre es nicht anders....wir geraten auch wegen den kleinsten sachen aneinander, obwohl es uns dann meist beiden im nachhinein leid tut....
wie gesagt..bei meinem paps hat es auch ne weile gedauert bis der "richtige" zeitpunkt da war...bei uns wars halt dann der weihnachtsabend....
meinem paps geht es gut...er mußt alle 3 monate zu dem bluttest (ähm..PSI oder PSE..bin mir immer über den letzten buchstaben nid sicher..lach)...und solang der in ordnung is, gilt er als "krebsfrei"...ich hoff,das bleibt auch weiterhin so!!!

bei mir gehts bergauf..ich darf nid klagen..am freitag hab ich nochmal ne nachuntersuchung bei meinem fa und der gibt mir dann hoffentlich grünes licht, dass ich am montag EEEEEEEEEEEENDLICH wieder arbeiten gehen kann..hätte nie gedacht, dass ich mir das mal sooo wünsche..*lach*...aber nachdem ich jetzt fast 1,5 monate daheim war...platzt mir hier fast der schädel... :)

ich wünsch DIR AUF JEDEN FALL VIEL KRAFT UND RUHE, damit du auch weiterhin stark bleiben kannst!
ganz viele :knuddel:
claudia

Ylva
29.10.2007, 18:09
Morgen hat meine Mutter wieder Nachsorge...
ich habe Angst. Ich fühle mich alleine. Mit wem soll ich über meine Ängste sprechen? Für Mama muß ich stark sein.

Rudolf
14.11.2007, 11:18
Hallo Ylva,
was heißt denn eigentlich "ich muß stark sein"?
Mußt oder willst Du eine Rolle spielen?
Mußt oder willst Du Dich verstellen?
Mußt oder willst Du unehrlich sein?
Wer hat etwas davon, wenn Du Dich verstellst?

Angst zu haben, ist keine Schwäche.
Eher denke ich, daß Angst zu verdrängen eine Schwäche ist.
Gib der Angst eine Form, eine Farbe,
sprich mit ihr, frage sie, was sie von Dir will,
frage sie, was sie davon hat, wenn sie zu Dir kommt.
Ich glaube, Du hast die Fähigkeit, in Dich hineinzuhören und die Antwort zu verstehen.

Ich habe Krebs, aber keine Angst. Ich habe mit meinem Krebs gesprochen, habe gefragt, habe Antwort bekommen.
Wovor sollte ich Angst haben? Alles was passiert, ist natürlich. Alles was passiert, ist nomal.
Angst verhindert gar nichts, im Gegenteil, sie lockt das an, wovor man Angst hat.
Ob etwas gut oder schlecht ist, entscheidet unsere Bewertung.
Stark bin ich, wenn ich nicht gegen etwas kämpfe, sondern mit einer Situation auszukommen versuche.
Ich kann eine Situation nicht verhindern oder verändern, wenn ich meine Augen veschließe.

Ich bin nicht stark, wenn ich meine Angst verdränge, bekämpfe.
Ich bin stark, wenn ich der Angst ins Gesicht sehe, ihr einen Namen gebe, sie als Gesprächspartner annehme.

Dir und Deiner Mutter alles Gute
Rudolf

Ylva
11.06.2008, 18:03
Lang, lang ist´s her, dass ich das letzte mal geschrieben habe.
Es gab, wie bei jedem, Hochs und Tiefs und man läuft weiter. Man macht weiter. Man muss weiter machen.
Mama geht es zur Zeit wieder etwas besser. Sie hatte eine Phase in der sie tagelang erbrochen hat und sich nicht bewegen konnte. Sie hat nur geschlafen und geweint. Wir haben alle mit dem Schlimmsten gerechnet. Die Untersuchungen waren unauffällig, nächste Woche nochmal Mammographie. Und MRT. TU-Marker sind nicht angestiegen, aber ich weiss, dass man da nicht zuviel Hoffnung haben sollte.
Es geht ihr besser, aber ich habe ein ungutes Gefühl. Vielleicht ist es aber auch so, dass man in jedes Krankheitszeichen gleich das Schlimmste interpretiert.
Ich versuche für sie da zu sein, so gut ich kann und mute ich doch viel zu viel zu. Ich weiss einfach nicht, wie ich all das kompensieren soll. Meine Wohnung hier und der Nachtdienst, dann muss meine Mutter sich um die Pferde kümmern, mein Hund der krank ist und das nimmt nicht nur mich, sondern auch meine Mutter sehr mit. Haben wir sie doch schon seit fast 14 Jahren.
Ich verletze mich wieder fast täglich selbst, auch dass konnte ich nicht vor Mama verbergen auch wenn ich alles dafür getan habe, dass sie es nicht erfährt. Mama fleht mich an, ich soll meine Therapie wieder aufnehmen, aber ich schaffe das zur Zeit nicht. Ich kann mich nicht mit mir auseinandersetzen. Nicht jetzt.

Ich habe heute meinen ersten Nachtdienst. Alleine.
Verantwortung für über 40 Patienten, zum Teil schwerkranke. Ich fühle mich schon jetzt überfordert und bin absolut nicht bei der Sache. Die Angst beherrscht mich und ich weiß nicht, wie ich das alles meistern soll.
Aber verglichen mit anderen Dingen, mit anderen Menschen komme ich mir erbärmlich vor, dass überhaupt zu thematisieren. Aber wem soll ich mich anvertrauen? Ich möchte nicht, dass Mama sich auch noch darüber Gedanken macht, Freunde die nicht in diesem Beruf arbeiten bemühen sich zwar es zu verstehen, können es aber nicht, Kollegen sagen, da mussten wir alle durch. Stimmt ja auch. Wieso kann ich nicht postiv denken? Es wird schon.

Aber wenigstens schreiben kann ich. Alles von der Seele und doch fehlt das Löschblatt. Auch ausgesprochen bzw. aufgeschrieben sind die Gedanken noch immer da.

Ylva

Ylva
15.02.2009, 22:17
Wiedermal sitze ich hier vor meinem PC, ein leeres Feld wartet darauf das ich es mit meinen Gedanken fülle. Ich kann alles schreiben, alles was ich will, es wiederspricht mir nicht, es geht nicht weg, es haelt sich nicht die Ohren zu und es wechselt nicht das Thema obwohl es ein unangenehmes ist. Zumindest für die Menschen in meinem Umfeld. Mehr denn je faellt mir auf, wie die Anzahl meiner sogenannten Freunde nach der Diagnose meiner Mam geschrumpft ist.
Aber, was will ich eigentlich schreiben? Was will ich sagen? Es verliert alles an Bedeutung. Wichtig ist nur Mama. Und sie gibt mir soviel. Es ist unglaublich, das sie diejenige ist die mir Kraft gibt. Ich versuche so gut wie möglich für sie da zu sein und ich bin froh, dass wir sehr viel miteinander unternehmen. Ich möchte irgendwann sagen können das wir alles ausgenutzt haben. Es wird einem soviel bewusster und ich denke das dies zumindest eine Berreicherung fuer mich ist. Ich habe gelernt die kleinen Dinge zu schätzen und ihnen mehr Bedeutung zu geben. Und manchmal kriege ich zu hören das ich endlich abschliessen soll und nach vorne schauen soll. Ich schaue nach vorne, aber abschliessen kann man das nicht.


Wenn Leute dir sagen..


Wenn Leute dir sagen:
"Kümmere dich nicht
soviel
um dich selbst"
dann sieh dir
die Leute an
die dir das sagen:
An ihnen kannst du erkennen
wie das ist
wenn einer
sich nicht genug
um sich selbst
gekümmert hat.

- Erich Fried.

Chrigissi
15.02.2009, 22:28
Liebe Ylva!
Du bist eine ganz besondere junge Frau, ich wünschte es würde mehr von Deiner Art geben.
Auch wir haben erkannt wer Freund, wer F....
Die meisten Freunde, 90% sind noch heute da, ich weiß, das ist selten.
Wir sind sehr froh darüber, ich wünsche Dir und Deiner Ma alles, alles Liebe, Drück Dich....:pftroest: