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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Krebs und (neue) Beziehungen


Kim
09.01.2006, 20:19
Ich hatte heute eine lange Diskussion mit einer Freundin und würde mich freuen, auch eure Erfahrungen dazu zu hören.

Sie ist mit Mitte zwanzig an Gebärmutterhalskrebs erkrankt und ihr damaliger Freund ist ziemlich schnell geflüchtet. Seitdem hat sie große Probleme, einen neuen Freund zu finden. Alles fängt gut an, bis sie erwähnt, das sie Krebs hat(te) - schon nehmen die Männer reissaus.

Ich bin ja "nur" Angehörige, kann das Verhalten der Männer (es gibt bestimmt auch Frauen, die flüchten) aber nicht wirklich nachvollziehen. Wenn ich mich für einen Menschen interessiere, dann würde es mich wohl betroffen machen, wenn ich höre, dass dieser Mensch Krebs hat(te) - aber ich würde nicht davonlaufen. Es ist doch der Mensch, der mich interessiert und das nicht weniger, weil er krank ist oder war.

Wie kommt es aber, dass anscheinend doch so viele Menschen plötzlich "das Interesse verlieren", wenn sie das Wort Krebs hören?

Was habt ihr da für Erfahrungen gemacht?

LG Kim

Julischka
10.01.2006, 11:52
Hallo Kim,
ich denke es liegt hauptsächlich an einer Art Angst/Ohnmacht vor dem was auf einen zukommt. Ich stelle es auch oft im nahen Bekannten und Freundeskreis fest, dass viele gar nicht wissen wie sie mit einer Krebserkrankung umgehen sollen und so drücken sie sich eher davor, dem Betroffenen gegenüber zu stehen.
Mein Vater ist auch an Krebs erkrankt und gerade jetzt, wo es ihm richtig schlecht geht und er di Unterstützung von Familie und Freunden braucht, da haben viele einfach keine Zeit. Sie verdrängen die Krankheit einfch.
Wenn so schon langjährige Freunde reagieren, dann lässt sich eine solche Reaktion von neuen Freunden/Bekannten vielleicht noch eher verstehen......

Liebe Grüße

Ralph
10.01.2006, 13:02
Hallo Kim,

während Frauen in dem Alter deiner Freundin sich eher schon mal Gedanken über Krebs machen ( Stickwort : Brustkrebs) ist für junge Männer dieses Thema vermutlich exotisch. Es ist gleichbedeutend mit Problemen, Unsicherheit was Krebs eigentlich bedeutet und ein Thema, das Mann sich nicht unbedingt gerne ins Haus holt. Dies ist natürlich schade für deine Freundin aber ich fürchte, dass wir so gestrickt sind. Ich vermute, dass ich dereinst ähnlich reagiert hätte ( Schande :( ). Aus meiner heutigen Sicht würde ich deiner Freundin weiterhin zu ehrlichem Vorgehen raten - auch wenn sie das Thema ja nicht vor sich hertragen muss. Ich wünsche ihr, dass sie einen sensiblen Mann treffen möge.

Ralph ( 56, seit 8 Jahren Colon Ca)
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Ich akzeptiere meinen Krebs, aber ich lass mich nicht von ihm bestimmen !

Kim
10.01.2006, 15:55
Hallo Julischka und Ralph,

und danke für eure Antworten :)

Julischka,
ja ich denke auch, dass da ganz viel Angst mitspielt, aber ich finde es traurig. Ich habe es auch oft erlebt, wie Freunde und Verwandte plötzlich "keine Zeit" mehr hatten und sie taten dann ganz überrascht, als sich die Situation "so schnell" verschlechtert hat - nachdem sie sich über Monate nicht gemeldet haben und nachgefragt haben, wie es geht :shy: :mad:
Ich wünsche dir alles Gute für deinen Vater und auch für dich :knuddel:

Ralph,
ja ich habe auch das Gefühl, dass jüngere Männer eher vor dem Thema die Augen verschließen und ganz schnell flüchten. Vielleicht sind Frauen da wirklich anders gestrickt. Aber ich habe auch seit meiner Kindheit immer mit dem Thema Krebs zu tun gehabt, bin damit aufgewachsen, vielleicht sehe ich es deshalb auch nochmal anders. So schlimm wie es ist, es ist irgendwie auch ein Teil des Lebens und trifft leider viel zu viele Menschen.
Meine Freundin rennt nicht mit einem Schild um den Hals durch die Gegend, aber wenn es auf eine Beziehung zusteuern könnte, dann möchte sie auch das Thema offen ansprechen können verständlicherweise - und dann flüchten die Männer leider ganz schnell :(
Ich wünsche dir auch alles Gute, Ralph :knuddel:

LG Kim

Rudolf
11.01.2006, 17:04
Hallo Kim,
lies doch mal bitte, was Dorothee hier am 27.05.2004, 01:31 geschrieben hat:
http://www.krebs-kompass.org/Forum/showthread.html?t=1649&page=5
Sie verdankt ihre Hochzeit ihrem Krebs.
Ich selbst habe auch 3 Monate nach der Krebsdiagnose geheiratet. Das war vor 5 Jahren. Medizinisch gesehen bin ich noch nicht geheilt, aber seit 5 Jahren gesund.
Ich glaube, Frauen laufen nicht so schnell weg.
LG Rudolf

Kim
11.01.2006, 20:30
Hallo Rudolf,

schön zu lesen, dass es auch positive Erfahrungen gibt - danke :) :knuddel:

Alles Liebe,

Kim