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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die 4. Krebsdiagnose! Wer macht mir Mut?


triaxisman
10.02.2006, 13:57
Hallo!

Ich weiss nicht recht, wo ich mit meinem Beitrag hin soll, inwelches Forum meine ich. Ich probiere es jetzt mal hier. Eigentlich ist es hauptsächlich ein Versuch Jemanden mit einer ähnlichen Krankheitsgeschichte zu finden.

1980 bis 81, im Alter von 2 1/2 Jahren: Erkrankung an Retinoblastom. Chemo und Bestrahlung erfolglos, letztendlich entfernung beider Augen.
Es folgten 15 Jahre Friede und Glück, trotz Blindheit.
1996: Erkrankung an schwierig zu differenzierbarem Chondro-Ostio-Sarkom im Nasennebenhöhlenbereich. 8 Monate Chemo in Heidelberg (H7), Entfernung der von der Chemo zerstörten Tumorzellen im Gesunden. Anschließend Strahlenterapie.
2002: Talkdrüsenkarzinom am Linken oberen Augenlied. Entfernung in Sano, keine weitere Behandlung.
Jetzt: Ein Tumor, den es nicht gibt. Alle Tumormarker negativ, Entdifferenziert. Lokation mittlere Nasenmuschel am Eingang der rechten Keilbeinhöhle. OP angesetzt für den 20.2. Große Zuversicht der Ärzte, dass in sano entfernt werden kann. Das Teil war bei der Biopsie, die eigentlich eine Entfernung war, erst Linsengroß.

Parallel zu dieser Krankheitsgeschichte habe ich auf einem normalen Gymnasium Abitur gemacht und bin seit Oktober 2005 Volljurist.
Die Erkrankung 1996 war kurz vor der Oberstufe. Die von 2002 kurz vor dem 1. Staatsexamen und die jetzt trifft mich mitten in der Jobsuche.
Ich bin zum ersten Mal an einem Punkt, wo ich denke, dass es doch eher unwahrscheinlich ist, dass ich ein normales Alter erreiche. Schreckliche Szenen stelle ich mir vor. Bin ich undankbar? Sollte ich glücklich sein, dass die Nachsorge funktioniert hat und ein neuer Tumor sehr früh entdeckt wurde?
Eher habe ich das Gefühl, irgendwann muss alles Glück eines Menschen doch erschöpft sein?
Soll es wirklich wieder so ablaufen wie beim letzten Mal? Im Gesunden raus und gut?

Die eine Erkrankung gilt als geheilt, da kommt die nächste. Ich denke, dass es großße Zusammenhänge mit den Bestrahlungen gibt. Sicher werden die Schulmediziner auch jetzt wieder eine Bestrahlung vorschlagen, selbst wenn in sano operiert werden konnte. Gibt es hier jemanden, der mir raten würde das zu machen???

Dabei war ich so glücklich. Zwei Prädikatsexamen. Eine tolle Freundin, meine erste Freundin. Ist nicht so einfach für einen blinden, eine nicht blinde Partnerin zu finden... Und jetzt muss sie das alles ertragen.
Zusammenziehen wollten wir, uns gemeinsam eine Zukunft aufbauen, unbeschwert und glücklich.
Und jetzt? - Ich sehe sie an meinem Sterbebett. Sicher nicht jetzt... Aber vielleicht in einigen Jahren?
Ich fühle mich furchtbar.

Zu allem Überfluß habe ich auch noch einen ganzheitlichen "Heiler", dem ich eigentlich vertraue. Er arbeitet mit der Psycho-Kinesiologie... Er rät mir, auf keinen Fall nachoperieren zu lassen. Das würde mir nur weitere Lebensenergie entziehen und die Selbstheilung beeinträchtigen. Aber diesen Mut werde ich nicht aufbringen können.

Wer kann mir Mut machen!

Viele Grüße

Christoph

Tina37
11.02.2006, 11:14
Hallo Christoph,

ich kenne mich mit deiner Art des Tumors (oder besser gesagt den Tumoren) nicht aus und kann dir daher auch dahingehend absolut nichts raten.

Ich verstehe deine Gedanken übers Sterben sehr gut, die hatte ich auch und ich glaube, das ist auch ganz normal. Wenn man - wie bei dir - immer mal wieder durch einen neuen Tumor zurückgeworfen wird und nie wirklich Ruhe hat und immer Ängste ausstehen muss, ist es kein Wunder, dass dir diese Gedanken kommen. Dennoch, du solltest auf jeden Fall die OP machen, ganz egal, was dieser Heiler sagt. Ich bin äußerst skeptisch, daß der mehr kann und weiß als die Schulmedizin.

Es gibt sehr gute Psychoonkologen, die dich wieder aufbauen können, sofern das nötig sein sollte. Deine Freundin ist dir sicherlich auch eine gute Hilfe. Du musst einfach immer positiv denken, das ist zwar leichter gesagt als getan, trotzdem. Laß dich nicht runterziehen. Ich wünsche dir alles Gute!

lg
Martina

edinger
12.02.2006, 10:14
Hallo Christoph,
ich weiß, es ist sehr schwer, bei diesen Diagnosen noch einmal Mut zu schöpfen, aber es geht. Ich selbst hatte mit 35 meinen 1. Tumor ( Liposarkom ) und hatte inzwischen 6 Rezidive.
Nach der 5. Op wurde mir gesagt, daß der Tumor nicht mehr mit einer OP entfernt werden kann.
Inzwischen mache ich Chemo mit Hyperthermie, welche bei mir seit letztem
Jahr den Wachstum gestoppt hat, bzw. den Tumor minimal verkleinert hat.
Wie du siehst, geht es immer weiter.
Wichtig war für mich, daß ich mit meiner Frau immer jemanden hatte, mit dem ich über meine Ängste reden konnte, wenn es mir danach war.
Auch fand ich in Heidelberg immer wieder Ärzte, die mir Mut machten.
Denke nicht so oft an deine Krankheit, lasse dich operieren und du wirst merken,
daß das Leben weitergeht.
Ich finde es ganz toll, wie du bisher mit deinem Schicksal umgegangen bist und hoffe, daß du auch diesen Schicksalsschlag gut überstehst.

Alles, alles Gute für dich

Bernhard